YORBEMERKUMEE ZU SPRUIER-1ESKE HABE-ATLAS : MITTELALTER UND METTERE ZEIT,
ORIENT. 15 KARTEN.
Laufende Nummern des Atlas: Nr. 76 bis 90.
(76) Orient Nr. i. Ostrom isehes Reich rm Jnstiuian’s
Zeit. — Nebenkarten: 1. Karthago, Justinianea,—
2. Rom. 3, Constantinopel. — 4. Umgegend
von Neapel. — 5. Westliche Fortsetzung der
Hauptkarte. Von Th. Menke.
Eine glänzende Machtstellung hatte das oströmisehe
Leich, zu Justinian’s Zeit. Die germanische Völkerwande¬
rung hatte sich gegen Westen gewendet, und zwei der
durch sie gestifteten Reiche , das ostgothische und van-
dalische, wurden von Eelisar unterworfen. Die slavische
Völkerwanderung hatte noch nicht zum Abfall der binnen¬
ländischen Landschaften der Hämushalbinsel von Byzanz
geiührt, und die Araber waren noch nicht durch Mu-
hamnaed ein weiteroberudes Volk geworden.
Die Provineialeintheilung, wie Hierocles im Anfänge
der Regierung sie darstellte, ist im Wesentlichen dieselbe,
wie die im spätesten Alterthum. Justinian änderte sie
nach Abfassung des Synecdemus des Hierocles in einigen
Stücken. Auch die Eintlieilung in Diöcesen bestand noch,
wie wir aus Justinian’s Codex und Novellen sehen.
In Betreff der Diöcese Dacia war indessen eine Ver¬
änderung eingetreten. Im Anfänge des V. Jahrhunderts
hatte der praefectus praetorio Illyrici die beiden Diö¬
cesen Dacia und Macedonia unter sich (Not. dign. or. 3),
und zwar erster© unmittelbar, während letzterer ein Vica¬
rius vorgesetzt war (ib. 1). Die Unruhe der Zeit des
Attila scheint die Diöcesaneintheilung des ihm unterworfenen
Läudercomplexes vernichtet zu haben. Der Präfectus ver¬
legte seinen Bitz von Sirmium nach Thessalonice, der
Residenz seines Vicars, und der Episcopus dieser Stadt ge¬
wann in einem Theile der Diöcese Dacia, in einem ande¬
ren Theile derselben mit der Stadt Aquae ein thracischer
Bischof (Meridianus, d. i. der von Mesembria) bischöfliche
Rechte (Justinian, Nov. II). Diese kirchenrechtliche Ver¬
bindung hob zwar Justinian wieder auf, indem er ein
eigenes Erzbisthum in dev neuen Stadt Prima Justinianea
errichtete und ihm die Bischöfe der Provinzen Dacia me¬
diterranea, Dacia ripensis, Prevalis, Dardania, Mysia supe¬
rior und Pannonia unterordnete (Nov. 11, 131). Staats¬
rechtlich aber erstanden die Diöcesen Dacia und Macedo¬
nia gar nicht wieder, uud bei Aufzählungen der Diöcesen
in den Gesetzen der Justinianischen Sammlung werden sie
unter dem gemeinschaftlichen Namen omne Illyricum auf¬
geführt (L. 5. Cod. Justin, 7, 63 vom Jahre 529). Ebenso
bezeichnen Procop (Goth. 3, 33. 3, 38. 4, 3) und Oedren
(1, 651) die europäischen Diöcesen mit dem Namen 3TXXv-
giovg rt y.ui Qgäxag. Im engeren Sinne scheint der Name
Illyricum Thessalia, Hellas, Creta und die beiden Epirus
nicht mit umfasst zu haben (Procop. Pers. 2, 4. Goth. 3,
29. aad. 4, 2), wohl aber die beiden Provinzen Macedonia
(Chron. Pasch. 1, 630), die mit den genannten Provinzen
die Diöcese Macedonia gebildet hatten.
Die Provinz Macedonia II reichte nach Hierocles
im Süd westen bis zum orestiscben Argos uud umfasste
Pelagonia (Heraclea Pelagoniae Acta conc. III, 51, vom
Jahre 553), das aber nicht, wie Forbiger thut, mit Hera¬
clea laccu in Macedonia I zu verwechseln ist.
Die Ortschaften in Dardania sind nach v. Hahn,
Reise von Belgrad nach Salonik, angesetzt.
Die Diöcese Pontice umfasste auch die armenischen
Provinzen (Justinian. Ediet. 8); doch wird Armenien auch
neben Pontice genannt (Procop. Goth. 4, 1,3 HovTtxovg
re y.a) Hg/Lttvtovg). Justinian traf hier verschiedene Aende-
rungen in der Provincialabtheilung. Er vereinigte Heleno-
pontus und Pontus Polemoniacus zu Einer Provinz., die
den Namen Helenopontus erhielt (Nov. 28, cf. Nov. 20
praef. Nov. 31, 1) und Honorias mit der Provinz Paphla¬
gonia (Nov. 29). Endlich aber theilto er die armenischer!
Provinzen unter Zuziehung eines Theiles der neuen Provinz
Helenopontus neu ein (Nov. 31).
Unter den pontisehen Städten ist Colonia Karahissar
und nicht Koiluhissar, wie Mordtmann (Ausland 1863,
p. 478) annimmt. Es stand nämlich unter Einem Bischöfe
mit Nicopolis (S. Basilius, citiert von Wesseling zum Hie¬
rocles) und lag da, wo die Wege von Docea nach Theo»
dosiopolis (Johann. Curopal. p. 702) und von Sebastea nach
Theodosiopolis (Michael Attaliota p. 147, 168) zusammen¬
trafen. — Die Identität von Nicopolis und Enderes er¬
hellt aus den Acta XLV, martyrum Acta SS. Iuli III,
p. 46, wonach es 6 Millien von Lycus entfernt war. Die
Angaben bei Forbiger sind nicht ganz richtig. — Euchaita
ist an der Stelle von Tschorum angesetzt. Die Stadt ge¬
hörte zu Kaiser Anastasius’ Zeit — iu dieser wurde nämlich
das iri der Revue archeol. X (1864), p. 108 ff., abgedruckte
Pilgerbuch verfasst — zur Provinz Galatia, später zu He¬
lenopontus. Sie war eine Tagereise von Amasea entfernt
(Vita S. Theodori Tironis Acta SS. Iuni I, p. 595) und
lag westlich von Gangra; denn der H. Macedonius flüch¬
tete 516 von ihr dahin vor den durch die caspischeu
Pforten in Kleinasien einbrechenden sabirischen Hunnen
(Cedren. 1, 633. Histor. misc. p. 102 Muratori).
Der Diöcese Asiana gehört die Stadt Sozopolis in
Pisidia an. Sie lag bei Apollonias, dem heutigen Oioburlu
(Menol. Gr. luni 19 bei Canisii Monurn. HI, 1, p. 442.
Vita S. Zosimi in Acta SS. Iuni III, p. 812). Vielleicht,
gehört der Name ursprünglich der Acropole von Apollonias,
deren Ruinen noch gegenwärtig hoch über Oioburlu liegen
(Ritter XIX, 474), und ging später auf die Stadt über.
Jedenfalls verschwindet die Stadt Apollonias aus der Ge¬
schichte mit dem Auftreten von Sozopolis. Auch in Thracia
findet sich in christlicher Zeit eine Stadt Sozopolis, die
früher Apollonia hiess, und dasselbe ist in Palästina und
in Cyrenaica der Fall.
In der Diöcese Oriens richtete Justinian die
Provinz Theodorias ein, die Hierocles noch nicht
kennt; sie bestand bereits im Jahre 553 (Acta conc. II,
52 Hard.).
Palästina III erstreckte sich zu Hierocles’ Zeit nicht
bis Aila. Justinian aber erwarb nicht bloss Aila wieder,
sondern auch die Insel lotabe (Proc. Fers. I, 19), und im
Jahre 536 wird Aila in Palästina III genannt (Acta conc.
II, 1419 Hard.). Das Gebirge Sina und Raithu aber blie¬
ben ausserhalb des Reichs (Acta conc. II, 1197).
In der Diöcese Aegyptus lässt sich die neue Pro¬
vinz Augusta II meines Wissens zuerst im Jahre 553
nachweisen (Acta conc. III, 52).
Ueber die arabischen Vasallenkönige vergl.
zu Nr. II.
VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA.
37