§ 19. Deutschlands politische Geschichte unter Karl V. 47 schweren Kampfe gegen die deutsche Kaisermacht, hatte alle Re¬ formen ihrer selbst abgewiesen (gravamina des König Maximilian auf dem Reichstag); der geweckte Geist begann ihre Missbräuche mit Waffen des Spottes und der Wissenschaft anzugreifen: des Barfiisser Thomas Murner in Strassburg „Schelmenzunft“; Ritter Ulrich von Hutten; Streit Reuchlins (Capnio, stirbt 1522) in Württemberg, Ver¬ fassers der ersten hebräischen Grammatik, wider die Dominicaner in Köln (Inquisitor von Hochstraten); satirische Epistolae obscurorum virorum in Mönchslatein. § 19. Deutschlands politische Geschichte unter Karl V. Maximilian I. war Anfang 1519 gestorben. Von den drei Thronbewerbern: König Heinrich VIII. von England, König Franz I. von Frankreich, König Karl von Spanien, wurde, nachdem der Papst umsonst die Wahl auf Kurfürst Friedrich II. den Weisen von Sachsen-Wittenberg, damaligen Rr.ichsregent, gelenkt hatte, auf Rath desselben Karl nach Annahme einer beschränkenden Wahl- capitulation gewählt. Dieser jugendliche Enkel Maximilians, Solm Philipps des Schönen von Burgund und Johannas, der Erbtochter Isabellas von Kastilien und Ferdinands von Arragon, Herr also von Burgund mit den Niederlanden, von Spanien mit Sicilien und Neapel und Mexiko (welches 1519 Fernando Cortez) und Peru (welches 1532 Francesco Pizarro eroberte) wurde im October 1520 in Aachen als Karl V. gekrönt und erhielt sogleich vom Papste den römischen Kaisertitel. Die weitverbreitete und verschiedenartige Macht des Kaisers bedurfte der Reichsstände gegen Frankreich und die Türken und bedurfte auch des Papstes, theils gegen Frankreich, theils als politisches Werkzeug für die Inquisition gegen die spanischen Stände, Dies bestimmte wiederholt seine Stellung gegenüber der Reformation. Franz I. von Frankreich (1515—1547), welcher ein Uebergewicht der Habsburger in Italien nicht dulden wollte, begann, als Karl den beraubten Herzog Sforza in das Reichsland Mailand wieder einsetzen wollte, den ersten italienischen Krieg (1521—25) gegen Karl und dessen Verbündete, den Papst und König Heinrich VIII. von England. Nach wechselnden Erfolgen (Ritter Bayard fällt) wurden schliesslich die Franzosen und die (durch Pensionsgelder gefesselten) Schweizer von den Spaniern (Pescara), den deutschen Landsknechten unter Georg Frundsberg, dem Vicekönig von Neapel (Lanois) und dem abgefallenen Connetable Bourbon 1525 bei Pa via ge¬ schlagen, König Franz gefangen and zu dem Frieden von Madrid genöthigt. — Diesen brach er sogleich und begann diesmal im Bunde mit Papst Clemens VII., dem Haupte einer italischen Liga, den zweiten italienischen Krieg (1527—29), in welchem der Connetable Bourbon und der alte Feldhauptmann Georg Frundsberg (f unterwegs) mit den Sold fordernden Landsknechten auf Rom los- riickten, dieses 1527 erstürmten (Bourbon fällt durch einen Haken-