54 § 22. Die Wirkungen der Reformation in den ausserdeutschen Staaten. Volkes durch drückende Steuern und Verbot des Handels mit Eng¬ land vernichtete, empörten sich zuerst die Städte von Holland und Zeeland mit Hülfe der Wassergeusen und der Oranier. Auch Alba’s milderer Nachfolger (Requesens) konnte Leyden nicht er¬ obern (Universität), während die Reformirten 15 74 das Dort¬ rechter Glaubensbekenntniss aufsetzten und den Heidelberger Katechismus annahmen. Die Vereinigung der meist wallonischen katholischen Südstaaten mit den nördlichen führte zur Gent er Pa¬ cification 1576, welche Juan d Austria (Sieger von Lepanto, 1571) anerkannte, aber nicht hielt. Doch gewann der neue Statt¬ halter Alexander Farnese wieder die Südstaaten, worauf die 7 nördlichen 1579 die Utrechter Union schlossen, welche sich 15 81 von Spanien lossagte. Nachdem Wilhelm von Oranien 1584 gefallen und Farnese auch Antwerpen erobert hatte und die von Elisabeth von England geschickte Hülfe (Leicester) erfolgslos blieb' schienen die Niederlande verloren; aber Spaniens Kraft erschöpfte sich durch den Untergang der „Armada“ 1588 und Moritz von Oranien, unterstützt von Heinrich IV. von Frankreich, wehrte sich so tapfer, dass nach Philipp’s II. Tode 1598 (Escurial) Philipp III. und sein Feldherr Spinola 1609 einen zwölfjährigen Waffen¬ stillstand abschlossen. Spanien, welches auch Portugal 1580 an sich gerissen hatte, sank von seiner Höhe, während die Nieder¬ länder die portugiesischen Besitzungen auf den Molukken, Sunda- inseln, Ceylon eroberten und das Cap besetzten. 16 02 wurde die holländisch - ostindische Compagnie gegründet und Amster¬ dam damals die erste europäische Handelstadt. Der Streit in der Prädestinationslehre wurde 1619 auf der Dortrechter Synode gegen die Arminianer entschieden (Oldenbarnevelt hingerichtet; Hugo Grotius entflieht). In England erklärte Heinrich VIII. (1509—47), anfangs „de¬ fensor fidei“ gegen Luther und Verbündeter Karl’s V., als der Papst seine Ehe mit Ferdinand’s und Isabella’s von Spanien Tochter, nicht lösen wollte, sich selber mit Zustimmung des Parlaments zum Ober¬ haupt der englischen Kirche, 1534, und hob die Klöster auf, änderte aber in der Lehre wenig. Rücksichtslos forderte er den Supre¬ mats- und Erbfolgeeid. Während Eduard’s VI. (1547—53) Unmündigkeit führte Erzbischof Cranmer von Canterbury die innere Reformation durch (Common prayerbook, gemeins. Predgbch, durch das Parlament). Diese wurde zwar von Heinrich’s Tochter erster Ehe, Maria (1553—58), Gemahlin Philipp’s II. von Spa¬ nien, mit vielem und edlem Blute rückgängig gemacht; aber von der ebenso gelehrten wie entschlossenen Tochter Heinrichs (und der später ermordeten Anna Boleyn) Elisabeth (1558—1603) auf kluge ^ eise wieder hergestellt, und die englische Staatskirche, die soge¬ nannte „bischöfliche oder Episcopalkirche“ fest gegründet. Die 39 Artikel der confessio anglicana (1562), welche übrigens in der römischen Kirchenverfassung wenig ändern, wurden von den „Dissenters“ nicht anerkannt.