§. 12, 7. Friedrich Wilhelm I. 195 wohl auch über seine Pläne, über Personen und Staatsangelegen¬ heiten. In der äußern Politik stand der König unter dem nach¬ teiligen Einfluß Östreichs und dessen Gesandten von Seckendorf, der auch die von der Königin Sophie Dorothea (§. 18, 9) ge¬ plante Doppelheirat zwischen ihren beiden ältesten Kindern und den¬ jenigen ihres Bruders Georg II. von England zu verhindern und den König von einem Bündnis mit England abzubringen wußte. Nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges erhielt Preußen im Utrechter Frieden 1713 das Oberquartier von Geldern, südlich von Kleve, und die allgemeine Anerkennung seiner Königswürde. Am Schluß des nordischen Krieges erwarb es den südlichen Teil Vorpommerns bis zur Peene und die Inseln Usedom und Wollin. Bei seinem Tode hinterließ der König seinem Sohne Friedrich II. einen wohlgeordneten Staat von 2200 Q.-Meilen und 21/2 Mill. Einwohnern, einen Staatsschatz von 27 Millionen Mark und ein Heer von 83 000 Mann. §. 11 iriedntfi II. iler ßkojje 1140—1186. 1. Friedrichs II. Jugend. Friedrich der Große wurde am 24. Januar 1712 in dem königlichen Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung leitete seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea. Sie wählte zur Gouvernante die vortreffliche Frau von Rocoulles, eine französische Emigrantin, welche auch schon an der Erziehung Frie¬ drich Wilhelms I. teilgenommen hatte. Ms der Prinz 7 Jahre alt war, übertrug der König dessen Erziehung dem ehrenwerten und streng soldatischen Grafen von Finken st ein, dem der Oberst von Falk enstein zur Seite stand. Der eigentliche Lehrer wurde der junge und kenntnisreiche Duhan de Jandun, der Sohn eines französischen Emigranten, der dem reichbegabten Prinzen schon früh eine große Vorliebe zur französischen Sprache und Litteratur ein¬ zuflößen wußte. Der König gab den Erziehern eine ausführliche Instruktion, in welcher er forderte, daß der Prinz zu einem tüch¬ tigen Soldaten, guten Haushalter und gläubigen Christen erzogen werde. Dem Prinzen sollte frühzeitig Ehrfurcht gegen Gott, Hoch¬ achtung und Gehorsam gegen seine Eltern eingeprägt werden; es sollte auf strenge Sittlichkeit bei ihm gedrungen und’ dem Stolze 13*