92 Zweite Periode des Mittelalters. bei den Arabern in Spanien. Die unmittelbare Berührung mit den Christen mußte auch auf Sitte und Leben der Araber merklichen Einfluß ausüben, was für die Frauen den wesentlichen Vorteil brachte, daß sie in Spanien mit weit mehr Freundlichkeit und ritterlicher Artigkeit behandelt wurden als im Orient. Auch bei öffentlichen Feierlichkeiten durften sie sich im Abendlande weit freier bewegen, als eine Orientalin je erwarten konnte. Iwrite Periode des Mittelalters. Don der Erneuerung der abendländisch-römischen Bctifemuirde ßis zum Beginn der Nreuzzüge 800 —1096. §. 17. Ußetjirlif [fieser fJeiiotse. Die geschichtlichen Begebenheiten dieses Zeitraumes lassen sich auf folgende Hauptabschnitte zurückführen: 1) Aus der durch Karl den Großen erweiterten fränkischen Monarchie entstehen die selbständigen Reiche Deutschland, Frankreich und Italien. 2) Diese Reiche werden durch die Raubzüge der Normannen, Magyaren und Araber häufig heimgesucht. Die Normannen gründen in England, Frankreich und Italien neue Reiche. 3) Die Macht des Papstes erhebt sich über die weltliche Macht, insbesondere durch Gregor VII. 4) In den meisten Staaten Europas bildet sich durch das erb¬ liche Lehnswesen ein drückender Herrenstand. §. 18. Die Karolinger. Ludwig der Fromme 814—840 hatte seines Vaters Geist nicht geerbt; er war zwar rechtlich gesinnt und hielt auf strenge Sitte am Hofe (§. 17, 5), befaß aber nicht die Kraft, welche die Regie¬ rung des großen Reiches erforderte. Die strenge Ordnung des Heer¬ bannes lockerte sich, und die Lehnsträger lebten auf ihren Lehen, als ob sie unabhängig wären. Sein Sinn war ganz der Kirche zugewandt, und durch seine Vorliebe für gottesdienstliche Bußübungen und seine unbedingte Hingabe an die Geistlichkeit erwarb er sich den Beinamen