Die Hauptteile der Stadt. 57 natürlich den Sitzen der Zuschauer gegenüber lag, für die Schau¬ spieler, und 3) aus dem zwischen jenen beiden Teilen befindlichen Raum für den Chor, der Orchestra [O Q%rjGr q u 'Tanzplatz], in deren Mitte der Dionysos-Altar, die Thymele [Ov/neXy] stand, um welche der Chor seine Tänze ausführte. Derselbe trat durch die beiden Seiteneingänge, Pärödoi [n ägodoi] ein. Die terrassenförmige Anlage der Sitze, welche in sich er¬ weiternden Halbkreisen in den Bergrücken eingeschnitten waren und hinter einander aufstiegen, machte es möglich, daß die Zuschauer alles gut sehen und hören konnten. In kleineren Theatern bildeten diese Sitzstufen nur ein einziges Stockwerk; im umfangreichen Dionysostheater aber war ein in halber Höhe ringsumlaufender breiter Weg [Diazöma, dia^wua, cUmgürtung:> gen.] freigelassen, durch welchen eine obere und eine untere Abteilung [^covt]] gebildet wurde. Eine jede Abteilung war durch vierzehn schmale Treppen, die von der untersten bis zur obersten Sitzreihe strahlenförmig auf¬ stiegen und die Halbkreise wie Radien teilten, in 13 sog. cKeileJ [xsQxidsg, lat. cunei] geschieden. Das Theatron selbst war ohne Dach; doch scheinen für den Fall eines eintretenden Regens andere in der Nähe gelegene Ge¬ bäude (Säulenhallen) zum Schutze gedient zu haben (s. im Folg.). Seit der Zeit des Lykurgos fanden im Theater auch Volks¬ versammlungen statt. °Das Theater in Athen ist der eigentliche Schauplatz der Geschichte der dramatischen Poesie. Hier haben Aeschylos, Sophokles und Euripides ihre Meisterwerke dem attischen Volke zur Beurteilung vorgelegt, und, während sie darum rangen, von Seiten dieses am feinsten auffassenden Theaterpublikums den Preis zu erhalten, zugleich durch würdige Darstellung der Gesetze einer göttlichen Weltordnung die edleren Gefühle im Volke geweckt und gestärkt. Die attische Tragödie ist nicht nur ein intellektuelles Bildungsmittel gewesen, sondern ebenso sehr ein sittliches, und der mildere Sinn des athenischen Volkes war, wie schon Niebuhr be¬ merkt hat, wesentlich durch sie bedingt. Und wie die Tragödie allen ihren Ernst und ihre religiöse Feierlichkeit hier entfaltete, so führte ihr Gegenpol, die Komödie, am gleichen Orte dem Publikum