— 108 — bewohnten Ansiedelungen der Menschen reichen hinauf bis zu 1800 m. Darauf folgt das Gebiet der Hochweiden (Almen) bis zur Schneegrenze, die aus dem Nordabhange etwa in einer Höhe von 2700 m, auf dem wärmeren Südabhange 100 in höher liegt; dem unteren Teile dieses Gebietes sind eigentümlich Berg- und Zwerg- söhren, Alpenrosen, Matten und Sennhütten; dem oberen kleine Alpen- kräuter (Edelweiß u. a.), das Murmeltier und die Gemse. Endlich folgt das Gebiet der Hochalpen, des ewigen Schnees mit mächtigen Gletschern^, hohen, oft seltsam geformten Gipfeln und Kämmen. 3. Besonders zeichnen sich die Alpen durch ihren Reichtum an Tälern, Flüssen und Straßen aus. Bei den Tälern unter- scheidet man einerseits Längen- und Quertäler, anderseits Haupt- und Nebentäler. Beispiele von Längentälern sind: die Täler des Inn von Landeck bis Kufstein, des oberen Rheins bis Chur, der oberen Rhone bis Martigny; Beispiele von Quertälern sind: die Täler des Inn zwischen Kufstein und Rosenheim, des Rheins von Chur bis zum Einfluß in den Bodensee, der Rhone von Martigny bis zum Einfluß ?n den Genfer See; überhaupt werden die Flüsse meist durch ein enges Quertal aus dem Gebirge entlassen. Die Haupttäler sind nicht nur die Stätten einer großartigen und wechselvollen Natur, sondern auch einer reichen Kultur und eines regen Lebens; in ihnen liegen Städte, große Dörfer, Klöster und Schlösser; in den Nebentälern ist das Hirtenleben vorherrschend. — Mit Ausnahme des Etschtales öffnen sich alle längeren Täler nach der Außenseite des Gebirges, woraus sich erklärt, daß die Alpen vorzugsweise von W,, N. und O. her in Besitz genommen und die bei weitem größte Mehrheit der etwa 14 Mill. Menschen, die in den Alpen wohnen, Franzosen und Deutsche sind. — Die zahlreichen Täler sind die natürlichen Verkehrs- straßen für die Alpenbewohner selbst und die Völker im N. und S. des Gebirges; verbunden sind sie durch zahlreiche Pässe, teils uralte Fußwege und Saumpfade, teils fahrbare Straßen. Letztere gab es im Anfang des 19. Jahrhunderts nur zwei, nämlich die alte Brennerstraße zwischen Innsbruck und Bozen und die Semmeringstraße zwischen Wien und Trieft; dem Bau der Simplonstraße durch Napoleon I. ist die Anlage einer ganzen Reihe von großartigen kunstvollen Straßen gefolgt; jetzt zählt man über 20 fahrbare Alpenstraßen. An mehreren Punkten überschreiten Eisenbahnen den Kamm des Gebirges (Brenner. Semmering) oder durchbrechen ihn durch einen Tunnel (Mont Cenis, St. Gotthard, Simplon). 4. Am Nord- und Südrande, an der Grenze der eigentlichen Alpen liegen die herrlichen Alpenseen (über 400); manche zeichnen sich aus durch bedeutende Tiefe, durch Reinheit, Klarheit, Durchsichtigkeit 1 Gletscher sind Eisströme, die ihren Ursprung in den Schneefeldern der Hochgebirge haben und sich langsam abwärts bewegen. Vergl. § 110.