100 Buch III. Allgemeiner Theil bet historischen Geographie. Gestade des Meeres, wie z. B. in der Gegenwart die Pescherähs an den Küsten von Südamerika, im Alterthum die Ichthyophagen ein den Küsten von Belntfchistan. Sie leben von gegrabenen Wurzeln, von Schalthieren und Fischen, deren Fang zur Ebbezeit stattfindet; ihre Geräthe sind ebenso armselig, als ihre Wohnungen. Von höherer geistiger Entwickelung kann natürlich unter den Sorgen für die Erhal¬ tung des nackten Daseins nicht die Rede fein, eben so wenig von Abstufungen in gesellschaftlicher Beziehung. Da die Schicksale aller Stammesgenoffen vollkommen gleich sind, so ist natürlich auch von einem Königthume nicht die Rede. Diese Völker scheinen in ursprünglich besserer Lage gewesen und erst fväter in ihre Einöden getrieben zu fein. Sie gehen in unserer Zeit rasch dem Aussterben entgegen. — Wir reihen hier auch am besten jene Völker einiger der Inselgruppen der Südfee ein, denen fast ohne ihr Zuthun Die reichen Fruchtbäume, sowie das benachbarte Meer reichlich Nahrung geben, während zugleich das milde Klima sie leicht der Kleidung entbehren läßt, so daß einerseits zwar die Sorge um die Eristenz ihnen fern bleibt, andererseits aber auch bei der durch die Natur ihrer Heimat so sehr beschränkten Zahl ihrer Hülfsmittel von einem Fortschritt bei ihnen nickt die Rede sein sann. Wir bezeichnen diese Völker, zu denen wir auch die Waldindianer Südamerikas rechnen, am besten als pfeudoparadiefische. Schon etwas höher stehen die Fischervölker, die wir wesentlich nur in der gemäßigten und kalten Zone antreffen, weil in der heißen Zone, z. B. auf den Inseln der Südfee, zwar auch Fischfang getrieben wird,' aber doch nicht die einzige Quelle der Existenz bildet. — Am ein¬ fachsten gestaltet sich das Leben der Fluß fisch er, dergleichen wir m Sibirien finden, wo die Flüsse überhaupt reich an Fischen sind, zu gewissen Zeiten im Jahre aber, wenn die Seefische zur Ablegung ihres Laichs in ihnen emporsteigen, geradezu davon wimmeln. Der Fang derselben setzt schon einige Industrie voraus, und die Sicherheit der Ernährung läßt das Leben zwar behaglich erscheinen, aber da der Blick des Volkes nicht weiter reicht als bis zum Ufer feines Flusses, so ist feine geistige Ausbildung auf sehr niedriger Stufe geblieben. — Höhere aeistiqe Kraftentwickelung nimmt das Leben der Seefisch er in Anspruch, bei denen Kühnheit, Schlauheit und Geduld hervorragende Charakterzuge fein werden. Die stete Beobachtung der Atmosphäre und ihrer wechselnden Zustände, des Himmels, dessen Sterne durch die Nacht hindurch dem bischer den Weg zur fernen Heimat weisen, wird zu höherer Entwickelung des Verstandes führen, so daß es dem Volke zuletzt möglich wird mit den kleinsten Mitteln ganz außerordentliches zu leisten. Das Volk der Eskimos im hohen Norden der Erde bildet dafür das beste oetfpiel, denn in den übrigen Ländern der Erde sind es doch nur immer einzelne Gegenden, welche diese Beschäftigung treiben. Jägervölker finden wir fast nur in Nordamerika, denn m den übrigen Ländern fehlt es entweder, wie in Australien, an jagdbaren Thieren, oder es sind, wie in der alten Welt, zahmbare Thiere und anzubauende Pflanzen vorhanden. Das Jägerleben letzt gleiche Kühnheit.