Die Alte Welt. Die Oberfläche der Erdkugel besteht zum größten Teil aus Wasser, in dem die einzelnen Erdteile als mehr oder weniger große Inseln eingelagert sind. Die größte dieser Inseln ist die sogenannte Ostfeste oder die Alte Welt. Sie hat erst in verhältnismäßig junger Zeit ihre jetzige Gestalt bekommen, und zwar sind im allgemeinen die nördlichen Teile aus dem Meere allmählich emporgestiegen und landfest geworden, während im S. und 0. größere Landmassen versunken sind. Das gilt auch insbesondere von der größten zusammenhängenden Landmasse der Erde, dem Doppelerdteile Asien und Europa, den man wegen seiner Zusammen¬ gehörigkeit häufig auch mit dem gemeinsamen Namen Eurasien bezeichnet. Fast nur aus Gründen der Kulturentwicklung der Menschheit faßt man Europa als selbständigen Erdteil auf; genau genommen ist es nur eine Halbinsel von dem vier¬ mal so großen Asien. Asien. Der Name des größten Erdteiles hängt vielleicht mit dem der Assyrer zusammen und bedeutet „erleuchtet, hell“. Dann würde ^er dasselbe ausdrücken, was die späteren Namen „Orient, Levante, Morgenland“ besagen, nämlich das Land des Sonnenaufganges, gegenüber Europa, dem dunkeln Okzident, Hesperien oder Abendlande. Die Lage von Asien ist insofern günstig, als es Beziehungen nach fast allen Erdteilen und Meeren hat. Mit Europa hängt es in breiter Landmasse zusammen; mit Afrika sind seine Küsten durch ein Meer verbunden, das wegen seiner regel¬ mäßigen Winde einen leichten Verkehr zuläßt; an den Indischen und Großen Ozean legt es sich mit einer gut gegliederten und hafenreichen Küste an; nach Australien und Amerika führen Inselbrücken, und schließlich bestand in früheren Zeiten wahrscheinlich ein Landzusammenhang mit Afrika und Amerika. Sogar mit dem Atlantischen Ozean hat Asien eine mittelbare Verbindung in dem Mittelländischen Meere. Allerdings liegt es von dem offenen Atlantischen Weltmeere fern und infolgedessen ist es eine Zeitlang in seiner Entwicklung zurückgeblieben, als an den Küsten dieses Ozeans die lebhafteste Völkerbewegung stattfand. So konnte Asien nach allen Richtungen Beziehungen unterhalten, und zwar um so mannigfaltigere, da es an allen Klimagürteln von der heißen bis zur kalten Zone und an allen Erdformen vom Tieflande bis zum höchsten Hochgebirge teil hat und deshalb einen ungemeinen Reichtum an Lebewesen, Bodenerzeugnissen und Bodenschätzen besitzt. Wegen der vielfältigen Beziehungen und mannigfachen natürlichen Mitgift war Asien auch am besten befähigt, die Wiege der Menschheit zu sein, wie es die Heimat der meisten Kulturpflanzen und -tiere ist. Aber den Europäern blieb das mittlere und östliche Asien lange Zeit un¬ bekannt, einesteils wegen der großen Trockengebiete, die sich auf dem Landwege hinderlich erweisen, andernteils w eil aus dem Mittelländischen Meere keine Wasser-