172 Europa. diesem alpinen Hochgebirge gehört nur der nördliche Abhang Frank- reich an. Es ist ein geschlossenes, schneebedecktes Kettengebirge mit nur wenigen fahrbaren Pässen. In seiner höchsten Erhebung, der Gruppe des Maladetta, erreicht es auf spanischem Boden 3400 m; auf der Nordseite ist es durch kurze Querthäler stark zerschnitten, die meist in kesselsörmigen Er- Weiterungen, sogenannten Cirqueu, abschließen, von denen der großartigste der von Gavarnie ist. Außer der Garouue entströmt ihm im Westen der Adonr, der im innersten Winkel des Golfes vou Biscaya mündet. Die Flüsse des französischen Tieflandes führen ihr Wasser dem dungcn. atlantischen Ocean zu. Sie enden sämtlich in trichterförmigen Mün- düngen, wie sie auch die Flüsse der britischen Inseln zeigen. Leider sind aber diese Mündungen durch die bedeutende Schlammführung der Flüsse, sowie auch infolge der heftigen Meeresbrandung starker Versandung aus- gesetzt, wodurch ihr Wert für die Schiffahrt uach der See bedeutend vbr- mindert wird. Das gilt namentlich für die westliche atlantische Küste, wo lange Dünenketten den Strand begleiten. Südlich der Giroudemüuduug erstrecken sich hinter diesen Düuenwälleu unfruchtbare Saudflächeu weit ins Binnenland hinein. Es sind das die öden Landes, Heiden mit vereinzelten Kiefernwaldungen, reich an Sümpfen und flachen Seeen, zu denen sich hinter den Dünen die Gewässer aufgestaut habeu. § 124. Die großen Stromgebiete des französischen Tieflandes bilden einheitliche luugcn ^midschasten, denen in der Entwicklung der Bewohner und der Siedlungen Scinc-' gemeinsame Züge anhaften. In Nordfrankreich ist das Seineb ecken eine gebiet. natürliche Einheit. Rings wird dasselbe von Höhenzügen umschlosseu, von denen dem Hauptstrom bedeutende Flüsse zuströmen. Dieser selbst wegen seines geringen Gefälles und feiner reichlichen Wasserführung gut schiffbar, ergießt sich der englischen Küste gegenüber in den Kanal und öffnet so das Gebiet dem Weltverkehr auf der See. Die großen Entwäffernngsadern treffen nahezu in einem Punkte zusammen. An diesem natürlichen Mittelpunkte liegt auf beiden Ufern der Seine Paris, die Hauptstadt des Reiches, mit ihren 21/2 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Welt. Reich an glänzenden Straßen und Plätzen, ausgestattet mit prächtigen Bauten und Kunstwerken, ist sie zugleich auch eine der schönsten Städte. In dem künstlerischen, wissenschaftlichen und politischen Leben Fraukreichs uimmt sie seit Jahrhunderten die führende Stellung ein, die sie lange Zeit für ganz Europa besaß. Sie hat auch eine blühende Industrie und ist Mittelpunkt eines lebhaften Handels. Zum Schutze gegen feindliche An- griffe ist die Stadt ringsum vou einer Kette starker Forts nmgebeu. In der unmittelbaren Nähe von Paris liegt die alte Residenz der französischen Könige, Versailles, sowie St. Denis, in dessen Abtei sich die Königs- graber befinden.