230 § 86. Das Königreich Italien. drohenden Gefahr sind die Abhänge die bebautesten und bevölkertsten Striche in Sizilien Die Besteigung wird am besten von Catania aus unter¬ nommen, einer ansehnlichen Seestadt, 150 000 E., die schon oft und viel durch die Eruptionen des Ätna gelitten hat. Von hier rechnet man auf den Gipfel 9 Stunden, übernachtet aber meist in Nicolösi; dieser Ort liegt noch in der untern, mit Oliven und Weingärten bedeckten Region des Berges, ist aber durch die Lavaströme schon wiederholt sehr gefährdet ge¬ wesen. Früh vor Tagesanbruch bricht man auf, durchschneidet die Wald¬ region und betritt die „nackte" Region; schon über 2900 m hoch liegt die Casa inglese (das englische Haus), ein Zufluchtsort für- Reifende. Der eigentliche Aschenkegel erhebt sich noch 300 m höher, ist aber nicht so steil, wie der des Vesuv, der Krater hat etwa 700 m im Durchmesser. Die Aus¬ sicht von der Ätnaspitze ist herrlich und großartig; ganz Sizilien hat man wie eine Landkarte unter sich, Kalabrien, die Liparischen Inseln und das unendliche Meer; nur der Blick vom Pik auf Tenerife kann sich in bezug auf die Meeresaussicht damit messen: „Schön ist's von Ätnas Haupt des Meeres Plan voll grüner Eiland' und die Fabelau'n Siziliens und Strom¬ bolis Vulkan, beglänzt von Phöbus erstem Strahl zu schauen." — Nicht weit von der Südspitze, an einem Vorsprunge, lag die alte Hauptstadt Si¬ ziliens, das von Griechen dorischen Stammes angelegte Syrakus. Es hatte im Altertum vielleicht über 1 Mill. E. und wagte den Kamps mit Karthago, Athen (im Peloponnesischen Kriege) und Rom (Belagerung durch Marcellus; Archimedes). Von seinen fünf reichen Stadtteilen nimmt das heutige, etwas befestigte, weinreiche Siracufa (mit 32 000 E.) nur einen, die kleine „Insel", ein. Der Hafen ist immer noch einer der besten auf der Insel nächst dem von Messina. Die Ufer sind mit Trümmern vergangener Herrlichkeit bedeckt: man zeigt dem Fremden besonders die grausen Stein¬ brüche und Steinklüfte, in welche die Syracuser Kriegsgefangene und Misse¬ täter einzusperren pflegten. (Das Ohr des Dionys.) Kriege, Erdbeben und die alles umgestaltende Zeit haben die Änderungen hervorgebracht. c) Ungefähr in der Mitte der Südwestküste mündet einer der größten Flüsse, jetzt S a l s o , einst H i m e r a genannt. Noch weiter nach NW. liegt Girgenti sdschirdschenti^, 20 000 E., als Agrigentum, einst Si¬ ziliens zweite Stadt mit angeblich 200000 E. Viele prächtige Ruinen. In der Nähe die bedeutendsten Schwefelgruben und die merkwürdigen M a c a - l ü b e n , kleine nicht über 1 m hohe kegelförmige Schlammvulkane, welche aus ihrer Krateröffnung salzige, zähflüssige Tonmassen austreten lassen, öfter unter mäßig starkem Knall, also in kleinen Explosionen. d) Im Innern der Insel lagen im Altertume keine bedeutenden Orte. Die Ebenen um E n n a — ziemlich in der Mitte — waren als anmutige, blumenreiche Fluren berühmt; hier sollte Pluto die Proserpina geraubt haben. Jetzt liegen im Innern einige bedeutendere Orte, wie Caltanr- setta, Caltagirone lkaltadschiräne^ u.a. 16) Sardinien ist mit 24 000 qkm fast ebenso groß wie Sizilien. Gebirge erfüllen besonders den Norden und den Süden und steigen bis ungefähr 1900 m. Die Insel ist nacheinander in den Händen der Kar¬ thager, Römer — die sie als Verbannungsort benutzten — Araber,