Die deutschen Alpen. 331 I. Ober-Deutschland. § 86. Die deutschen Alpen und die oberdeutsche Hochebene. Im § 75 haben wir uns ein Bild des ganzen Alpen- gebirges vorübergeführt, das wir in seinen Hauptzügen wieder- holend von neuem entwerfen müssen. Genaueres ist hier besonders nur über die Alpenzweige zu sagen, welche sich auf deutschem Gruud und Boden ausbreiten. Wir gehen dabei von dem schon beschriebenen St. Gotthard (S. 202), jener erhabenen Grenzmarke zwischen Deutschland und Malsch- land ans.! 1) Von diesem Gebirgsstocke desZSt. Gotthard ziehen:' a) gegenüber den Penninisch - Lcpontifchen Alpen auf dem ande- ren Rhone-Ufer (S. 202), nach WSW. die Berner Alpen, mit besonders steilem Abfall in das Rhonethal. Ueberhaupt ist neben den Penninifchen Alpen diese Kette die wildeste des ganzen Systems; nirgends sonst so viele Zacken nnd Hörner, so viele meilenbreite Felder ewigen Schnees, so mächtige Gletscher. In dem Hauptfirste liegt das in eine spitze Pyramide auslaufende Finsteraar Horn, 4300"" (13,200'), mit steilen, daher schnee- losen, düsteru Hängen und die Jungfrau, 4000"* (12.300'), ein prächtig geformter, mit Gletschern ringsum gegürteter, mit blendend weißem Firn bedeckter Bergkoloß. Von solchen Bergköniginnen singt der Dichter: „Es sitzt die Königin hoch und klar auf unvergänglichem Throne; die Stirn umkränzt sie sich wunderbar mit diamantener Krone. Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht; sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht" Oestlich von beiden führt der Grimfel-, West« lich von beiden der Gemmipaß in das Rhonethal, beide nur Saum- Pfade. Nördlich vom Hauptfirste das Wetterhorn, Schreckhorn, nnd wieder nördlicher das Fanlhorn, das eine gefeierte Alpenansicht bietet. Nach SW. nimmt die Kette an Höhe ab. b) nach N. die Vierwald stätter Alpen oder Sürenen, zwischen Aar uud Reuß gegen den gleichnamigen See hin ausgebreitet. Darin der Titlis, 3200"" (10000'), und der wunderbar gezackte Pilatus, 2200"° (6700'). c) nach NO. die Glarner und Schwyzer Alpen, durch die Linth in einen östlichen und westlichen Theil geschieden. Im O. mit Gipfeln über 3200"* (10,000'), wie z. B, dem Tödi von 3300™ (11,100) — im W. nur Voralpen. In diesen ist der Rigi eine eben so berühmte als besuchte Berggruppe, 8—10 Stauden im Umfang. Zwar ist die höchste Spitze, der Rigi° Kulm, nur 1800m (5500') hoch und mit einer Berg-Eisenbahn, der berühmten Rigi-Bahn, zu erreichen,