76 Europa. eisbedeckten Alpenhochgipfel gestatten, zieht sich als schmales, blaues Wasserband in schwachen Windungen ans der Gebirgsregion bis zur norditalischen Ebene. In die westliche Ausbuchtung, welcher die reizenden Borromeischen Inseln vor¬ gelagert sind, mündet die Tosa, deren berühmte Wasserfalle den Rheinsturz bei Schafshansen an Höhe übertreffen. Östlich stellt die Trefa eine Verbindung mit dem merkwürdig zerrissenen Luganer See (Lago di Lugano) her. Als reißender Strom tritt der Ticino ans dem L. Maggiore, verliert aber nach kurzem Laufe diesen ungestümen Charakter und fließt nun, eine große Menge Inseln bildend, zwischen weidenbewachsenen, teilweise sumpfigen Ufern dem Po zu. Die Adda entspringt in der Nahe der gewaltigen Orteler Spitze, durch- ~ strömt wildstrudelnd das Veltlin und stillt dann in den Comersee (Lago di Como), der sich südlich in zwei sd)iuale Arme teilt und dadurch fast die Gestalt eines griechischen l annimmt. An Schönheit der Umgebung, üppigem Reichtum der Vegetation und lieblicher Lage zahlreicher Ortschaften und Wohnsitze wetteifert dieser See mit dem Lago Maggiore. Bei ihrem Austritt aus dem Comersee ist die Adda außerordentlich wasserreich. Der Oglio durchfließt den kleinen Jfeofee. Der Mincio bildet den Ausfluß des großen Gardasees, der im nördlichen Teile zwifchen den Gebirgen eingeklemmt und schmal ist, sich aber südwärts erbreitert, hier indes auch den reizenden Charakter seiner Umgebung verliert. Dod) pries schon der römische Dichter Catulus bte herrliche Lage der Halbinsel Senntone, die am Südufer weit in den See vorspringt. Das Auftreten so vieler schmalen, mehr oder weniger von N nach 8 gerichteten Gebirgsseen zwischen den südlichen Ausläufern der Alpen ist eme Erfchemung von erdgefchichtlich hohem Interesse. r , ,8 cv:nvSl> Peschel machte darauf aufmerksam, daß bte)e üalychen Seen (Fig. 3/) als Fjorde eines ehemaligen Lombardischen Meeres betrachtet werden könnten zumal ihr Boden an einigen Stellen tiefer liegt als der Spiegel des Adrmtr,chen Meeres und die Tiefe, ähnlich wie bei den Fjorden, gegen den Ausgang der Seen abnimmt. D:e)e Vermutung hat durch Auffindung versteinerter Mceresmufcheln in der Moranenland^ fchaft" südlich vom Comcrfee eine wichtige Bestätigung erhalten. ^ ytenta ) is außerordentlich wahrscheinlich, daß in der, unserer heutigen der Erdentwickelung, die Norditalifche Ebene ein Binnenmeer bildete, denen Buch en sich nordwärts in der Richtung der heutigen Seen erstreckten, und welches nördlich von den Alpen, südlich von den Apenninen begrenzt wurde. Von den Alpenhohcn starrten damals gewaltige Gletscher in die Tiefe, deren ungeheure, fett Jahrtausenden freilich mit Pflanzenschmuck bedeckten Moränen die ehemalige Anwesenheit der: ®t8- matten beweifen. Der Schutt und Schlamm der zahllofen und mächtigen Glet^che^ ströme, vielleicht im Verein mit Hebungen, haben das Lombardische Meer ipater nach und nach trocken gelegt. Nur an gewissen, von den Gletschern bedeckten tieferen Stellen wurde die Schuttanhäufung verhindert und dort bildeten sich bte oeen, deren überschwellende Wasser durch Ausflüsse gegen 8 abgeleitet wurden. 4. Die Etsch entspringt im Herzen der Alpen nördlich von der Orteler Spitze, durchfließt drei kleine Seen, dann in raschem Laufe das Vintschgau dem sie durch gelegentliche Überschwemmungen gefährlich wird, und tritt m die herr¬ liche Thalweitung von Botzen, wo sie die Eisack aufnimmt. Daraus durchbu )