Fifcher — Geiffbeck
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Erdkunde
für kotiere
ITlädchenfchulen.
vierter Ueil:
banderkunde von Hfrika, Hmeriba und
gs g2 ss ssa Hutfrolien. süggEass
ZufammenfaHungen aus der allgemeinen Erdkunde.
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ITlit 3 Farbentafeln und 64 Abbildungen, Diagrammen und Kärtchen.
Druck und Perlag von R.Oldenbourg
ttsä® in Berlin und ülündien
Preis: kartoniertM. —.75.
Erdkunde
für Höhere Mädchenschulen
von
Prof. Heinrich Fischer. Prof. Dr. A. Geistbeck
und
Seminardirektor Dr. M. Geistbeck
Vierter Teil.
Länderkunde von Afrika, Amerika und Australien.
Mit 3 Farbentafeln, 64 Abbildungen, Diagrammen und Kärtchen.
Berlin und München.
Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
Abteilung für Schulbücher.
1909.
Georg-Eckert-Institut
für internationale
SchulbuQjtfajMchang
Braunsch^ßig
Schulbuchbibtioth^
6D6- H
Inhalts-Verzeichnis.
Seite
A. Erdkundliche Grundwerte..................i
B. Zur klimalehre......................5
Luftdruck und Winde.......5 Meeresströmungen........7
Winde und Niederschläge.....6
C. Länderkunde.
Afrika.
Grenzen, Größe, Einwohnerzahl und
Einteilung.........9
Nordafrika.
Die Atlasländer........9
Die Sahara..........13
Der Sudan..........15
Die deutsche Kolonie Togo.....17
Die Nilländer.........19
Südafrika.
Das Tropische Südafrika ....
Die deutsche Kolonie Kamerun
Die Kolonie Deutsch-Ostafrika. .
Das Außertropische Südafrika . . .
Die Kolonie Deutsch-Südwestasrika
Die afrikanischen Inseln
A l l g e m e i n e r Ü b e r b l i ck . .
23
27
28
33
35
37
38
Amerika.
Lage, Grenzen, Größe, Einwohnerzahl
und Einteilung.......43
Nordamerika.
Die Arktische Inselwelt......43
Britisch-Nordamerika.......44
Die Vereinigten Staaten von Amerika . 45
Mexiko............53
Mittelamerika und Sest =
indien..........53
Südamerika.
Das Andengebiet und die Andenstaaten 57
Die östlichen Länder von Südamerika . 59
Allgemeiner Überblick . . . 62
1*
IV
Jnhalts-Verzeichnis,
Äustratien.
Der Australkontinent......67
Die Austral-Jnseln.......72
Polynesien oder Ozeanien.....73
Die deutschen Kolonien in der ^-ndsee
Überblick über die deutschen Kolonien .
Seite
75
79
D. Deutschlands Stellung in der Weltwirtschast.........80
E. Anhang. Übersichtstabellen................83
F. Zusammenfassung der bisher gewonnenen allgemeinen erdkund-
liehen Erscheinungen......................................85
G. Übungsaufgaben.....................87
A. Erdkundliche Grundwerte.
I. Längenmahe.
1. Aus dem Gebiete der Heimat.
Unser Schulzimmer hat . in Länge, . (ck . m Breite, . tr. . m Höhe.
Die Länge unseres Schulhauses. beträgt % Q-. m, seine Breite m, seine
Höhe bis zum Dache .woT. m."
Die Länge der,...... . . ^-Straße, an der unsere Schule steht,
beträgt^ OOllfm, deren Breite ^ ^7 . m. ^ ^ v
Welche Strecke einer heimatlichen Strafe beträgt 1 km ? ^^
Vom Heimatorte bis . . . .............sind 5 km.
Vom Heimatorte bis JU/V-iiw-
Vom Heimatorte bis^., . ^ .
Schlage die entsprechenden Entfernungskreise im Atlas!
\
10
100
2. jftus dem Gebiete des Vaterlandes.
Merke folgende Entfernungen:
Berlin—Köln....................................500 km
Berlin—München ................................500
Königsberg — Köln................................1000 „
Köuigsau an der deutsch-dänischen Grenze — Südgrenze der Schweiz 1000 „
3. jftn der Erdkugel.
Der ganze Erdumfang — der Äquator........ 40 000 km
Der halbe Erdumfang — ein Meridian.....„• • • 20000 „
Ein Viertel des Erdumfanges —eiu Quadrant (gemessen vom Äquator
zum Pol)................. 10 000 ,,
Ein Breitengrad................................Iii
Ein Längengrad Mitteldeutschlands (50°)................72
Eine geographische Meile (7 420 m) rund................7^ w
Die Seereise Southamptou—New-Jork dauert............5 Tage
Southampton— Kapstadt „ ............17
London—Bombay „ ............21
Hamburg—Tsingtau „ ............42
London—Sydney ............42
Die kürzeste Dauer einer Reise rund um die Erde wird berechnet auf 33
2 Erdkundliche Grundwerte.
II. Höhen- und Tiefenmahe.
Die Höhe des.................- Turmes beträgt .... m.
Höhe des nächsten Berges, (des.................) . . . . m.
Höhe der Schneekoppe im Niesengebirge 1600 m.
Höhe der Zugspitze (fast 2 mal Schneekoppe) 3000 m.
Höhe des Montblanc (3 mal Schneekoppe) 4800 m.
Höhe des Monnt Everest im Himalaja 8800 m.
Nord- und Ostsee sind im ganzen seichter als unsere großen Alpenseen
(Starnberger See 123 m). Die Kölner Domtürme (156 in) würden anch mit
den Dächern aus der Nordsee herausragen, abgesehen von der tiefen Rinne an
der norwegischen Küste.
Aufgabe. Der Erdhalbmesser beträgt 6370 km. Der wievielte Teil davon
ist die höchste Erhebung und die tiefste Einsenkung der Erde?
Das senkrecht gestellte Meter sei der Erdhalbinesser. Wie hoch erscheint in
diesem Verhältnis der Mouut Everest?
III. Fluhlängen.
Hauptsluß der Heimat..............km
Rhein..........................1300
Donau (ntnd 2mal Rhein)............2800
Wolga (rund 3 mal Rhein)............3600 ..
Mississippi—Missouri (rnnd 2mal Wolga) . 6700 „
Rhein.....|-
Tonau.....|-
Wolga.....|-
Mississippi-Missouri |-
M, 1 : 90 000 000.
Flächenmaße.
IV. Flächenmaße.
1. Aus dem Heimatgebiete.
Nenne eine 1 qkm große Flüche deines Wohnortes!
Gib die Größe eines bekannten Platzes deines Wohnortes an!
2. Aus dem vaterländischen Gebiete.
Bodensee — 1f1000 des Deutschen Reiches 540 qkm
Brandenburg......... 40 000
Preußen....................350 000 „
Das Deutsche Reich..............540 000 „
3. Die Erdteile.
Asien
44 Mill. qkm
Amerika Afrika Europa
st r a l i e n
42 Mill, qkm 30 Mill, qkm 10 Mill, qkm 9 Mill, qkm
Größenverhältnisse der Erdteile.
Europa (18 mal das Deutsche Reich)
Australien (kleiner als Europa) . .
Afrika (3 mal Europa).....
Amerika (41/5tnal Europa) . . .
Asien (41/2mal Europa) . . . .
10 Mill. qkm
9
30
42
45
Oberfläche der Erde r, w MI/, ghp
Oreane
33 V rjkin
Erdteile
135 AHB qkm
Unbekannt ?t \fill. qkm
Verhältnis von Land- und Wasserflächen der Erde.
Alles Festland bedeckt nur 1 4 der Erdoberfläche, 3/4 sind Wassi
4
Erdkundliche Grundwerte.
(iroßer Ocean
/7 7 Mill. qkm
Atlant. OceiLD
102 AHR. qkm
JmlLsch. OcPtZrj
TU AliU. fprm
SiidL
Eismeer
ISlffl. qkm
ÄTärdl.
Eismeer
Größenvcrhältnisse der Ozeane.
V. Bevölkerungszahlen.
Der Heimatort zählte 1905 .... Einwohner
Breslau, Dresden, München zählten rund je Mill.
Berlin........... 2
Groß-Berlin......... 3
Das Königreich Preußen.....37
Das Deutsche Reich......60
Europa..........400
In Preußen treffen ans 1 qkm 107 Einwohner
„ Deutschland „ „ „112 „
VI. Mittlere Iahreswärme.
Hamrnerfest......................1,8° C
Petersburg......................4° „
Berlin........................9° „
London............IOV20 "
Lissabon............1^/2° „
VII. Mittlere jährliche Niederschlagsmengen ^Regenhöhe).
Englische Westküste.......bis 4300 mm
Deutsches Reich.......... 700 „
Südöstliches Rußland....... 300
VIII. Wichtige Orte gleicher geographischer Breite.
Unter dem 60.° n. B. liegen Bergen, Petersburg, Jakutsk, Ochotsk, Hudsonbai.
„ 50.° „ „ „ Frankfurt. Äiachta, Sachalin, Nordgrenze der
Union (49°).
„ 40.° „ „ „ New York, Madrid, Konstantinopel, Chiwa, Peking.
Zur Klimalehre. — Luftdruck und Winde.
5
B. Zur klimalehre.
(Erweiterung.)
Lustdruck und Winde.
Ursache der Winde. Die Luft ist nie ganz ruhig. Immer können wir
ihre Bewegung fühlen. Von der Erde her wird sie erwärmt, bald mehr bald
weniger. Warme Luft ist leichter als kalte; denn die Wärme dehnt die
Körper aus und diese Ausdehnung der Luft macht sie weniger dicht oder weniger
schwer als die kalte Luft. Infolge dieses Unterschiedes im Gewichte oder in der
Dichte steigt die leichte warme Luft empor, während die schwere
kalte Luft sinkt; Ofen und Herd sind nach diesem Naturgesetz eingerichtet.
Was nun im kleinen im Hause vorgeht, geschieht im großen in der Natur.
Ungleiche Erwärmung erzeugt Störungen im Gleichgewichte
der Luft oder Veränderungen des Luftdruckes.
Richtung der Winde. Die oben angeführten Beispiele führen sogleich zur
Erkenntnis eines Hauptgesetzes der Luftbewegung, welches lautet:
Die Luft strömt von dem Gebiete hohen Lustdruckes zu
dem Gebiete niederen Luftdruckes.
Hieraus erklärt sich die allgemeine Zirkulation der Atmosphäre.
Die allgemeine Zirkulation der Atmosphäre. 1. Bei senkrechtem Stande
der Sonne bildet sich unter dem Einflüsse hoher Temperatur und gesteigerter
Verdampfung eine starke Auflockerung
der Luft und daher ein aufsteigender
Luststrom a a. Dieser schmale Gürtel
heißt der Kalmengürtel (vom lat.
calmus, ruhig, still), weil hier oft der
Segelschiffahrt hinderliche Windstillen
auftreten. Er bezeichnet im allgemeinen
die Zone größter Erwärmung und folgt
der Sonne im Laufe des Jahres gegen
Norden und Süden, hält sich aber im
ganzen nördlich des Äquators.
In den höheren Schichten der
Atmosphäre angelangt, teilt sich die auf-
steigende Luft in 2 Strömungen, von
denen die eine nach Norden d, die
andere nach Süden b zieht. Man
nennt diese Strömungen Antipassate. Sie werden von etwa 25° an infolge
der Erdrotation zu Westwinden, die fast keine Luft mehr weiter polwärts ziehen
lassen und gegen 30° einen Gürtel hohen Luftdrucks erzeugen. Infolge davon
d d
vorher?
West-
sehende jßpf
winde ^
6
Zur Klimalehre.
tritt hier ein Abströmen vom Orte des höheren gegen die Gebiete des niedrigeren
Luftdruckes ein, d. h. die Luft strömt wieder an der Erdoberflüche beiderseits gegen
den Äquator. Das sind die beiden Gürtel der Passatwinde. Zwischen
Äquator und etwa 30° n. und s. Breite findet also ein vollständig
geschlossener Kreislauf der Luft statt.
Der absteigende Luftstrom in der Nähe der Wendekreise erzeugt — wie der auf-
steigende innerhalb der Kalmen — gleichfalls leichte veränderliche Winde und Wind-
stillen. Diese Gebiete bezeichnet man als die Kalmen der Wendekreise oder
auch als „Roßbreiten". Dieser seltsame Name kommt daher, daß früher die von
Neu-England nach Westindien mit einer Deckladung von Pferden bestimmten Schisse
in dieser Kalmenregion oft fo lange aufgehalten wurden, daß man aus Mangel
an Wasser einen Teil der Pferde über Bord werfen mußte.
2. Die nun folgenden Breiten der gemäßigten Zone werden von West-
winden beherrscht. Sie entstehen durch die häusig wechselnde Verteilung des
Luftdruckes, weshalb dieses Gebiet auch die Zone der veräuderlichen
Winde genannt wird. Diefe Lnftdruckveränderungeu werden wieder verursacht
durch den starken Wechsel der Erwärmung im Laufe des Jahres, durch die ver-
schiedene Verteilung von Wasser und Land, die wechselnde Bewölkung u. a.
Winde und Niederschläge.
Der Wind, der natürliche Träger des Wasserdampses, erscheint häusig
genug als Speuder des Regeus, aber nur unter folgenden Bedingungen:
1. Winde, die von wärmeren nach kühleren Gegenden wehen, bringen
Regen, da die von ihnen mitgeführten Wasserdämpfe verdichtet werden; Winde,
die von kühleren nach wärmeren Gegenden wehen, sind regenlos; denn stark er-
wärmte Luft vermag eine große Menge Feuchtigkeit in sich aufzunehmen. Daher
tragen die Antipaffate Regen in die außertropischen Zonen, die Passate aber
sind trocken. Auch der große Wüsten- und Steppengürtel der Alten Welt, der
von der Sahara bis Jnnerasien hinüberzieht, verdankt seine Regenarmut dem
Vorherrschen nördlicher und nordöstlicher Winde, die über weite, stark erhitzte
und trockene Laudslächen hinstreichen.
2. Winde, die vom Gebirge zum Ansteigen gezwungen werden, führen
Regen herbei < Steigungsregen). Die an den Gebirgskämmen emporsteigenden
Luftmassen kühlen sich an den kalten Gehängen ab, der Wasserdampf verdichtet
sich und wird zuletzt iu Form von Regen und Schnee ausgeschieden. Wo
daher Gebirge von Luftströmung eu getroffen werden, die stark
mit Feuchtigkeit beladen sind, finden fich die niederfchlagreichsten
Gegenden der Erde. Diese sind der Südostabhang des Himalaya, besonders
bei Tscherra Pundschi, nördlich von Kalkutta, wo der ostiudische Monsun das
Gebirge erreicht und die Niederschlagshöhe 12,5 irr im Jahre erreicht (1861
22,9 m), die Westghats (8 m), die Kamernnküste (4 m), der Südfuß der Alpeu
(Tolmezzo 2,4 m), die Westküste von Nordengland (im Seendistrikt von Cnmber-
land 4,8 m), von Schottland und Norwegen (3—4 m), die Küste von Nord-
Westamerika (Sitka 2,2 m), die Westküste von Patagonien (Valdivia 2,7 m), die
Westküste von Neuseeland (2,8 m).
Die Meeresströmungen.
7
Die im Windschatten der Gebirge liegenden Land strecken
bleiben vielfach regenlos und sind Wüsten, so die innerasiatischen
Plateaus, das Innere Australiens und das Große Becken in Nordamerika.
Regenverteilung auf der Erde. Dem großen Gesetze der Wärmeverteilung
aus der Erde („die Wärme nimmt nach den Polen hin ab") ordnet sich nicht
bloß die atmosphärische Zirkulation, sondern auch die Verteilung der atmo-
sphärischen Feuchtigkeit und der Niederschläge ein. Beide nehmen
polwiirts ab.
Im einzelnen lassen sich folgende Niederschlagszonen unterscheiden:
1.Tropen regen und zwar a) Äq uator ia lregeu (bis zu 4° N. und S.);
die im Kalmengürtel senkrecht aussteigende Luft erzeugt hier fast täglich
(in den Nachmittagsstunden) starke Wolkenbildung und heftigen Gewitterguß;
d) Zenitregen (bis zu 28° N. und S.); sie fallen in den übrigen Teilen
der heißen Zone um die Zeit des Zenitstandes der Sonne, und zwar in der
Nähe der Wendekreise einmal, in den anderen Gebieten zweimal. Diese
Zeuitregen sind für die heiße Zone so regelmäßig, daß man hier das Jahr in
eine Regen- und eine Trockenzeit einteilt.
2. Subtropische Regen (von 28° N. und S. bis 40° N. und S.).
Diese Niederschläge fallen im Winter (so im Mittelmeergebiete).
3. Niederschläge zu allen Jahreszeiten; sie haben ihr Verbreitungs-
gebiet besonders in den mittleren und höheren Breiten. Doch kann man auch
hier eine Jahreszeit als die vorwiegend regnerische bezeichnen; so empfangen
z. B. die Binnenländer meist Sommerregen.
4. Die Monsungebiete haben periodischen Regenfall: im Sommer
infolge der Seewinde Regen, im Winter der Landwinde halber Dürre.
Das Klima eines Ortes umfaßt also Wärme, Luftdruck und atmosphärische
Feuchtigkeit.
Seine Teilerscheinungen in einzelnen größeren oder kleineren Zeitabschnitten
bezeichnet man als Witterung.
Die Meeresströmungen.
Das Meer hat eine dreifache Bewegung: die Wellenbewegung, hervor-
gerufen durch den Wind, die Gezeiten, bewirkt durch die Anziehungskraft des
Mondes und der Sonne, endlich die Meeresströmungen.
Weht der Wind anhaltend und in der gleichen Richtung über eine
ruhende Wasserfläche, so treibt er auch die Wasserteilchen horizontal vor sich fort
und erzeugt eine Trift oder Strömung. Sie unterliegt aber wie der Wind
der Ablenkung durch die Erdrotation. Solche anhaltende Winde sind die Passate.
In der Paffatzone des Atlantischen Ozeans strömt das Wasser gleichfalls nach
Westen. Hier wird es an der mexikanischen Küste geteilt und nach höheren
Breiten abgelenkt (Golfstrom, Brasilianischer Strom). Der Golfstrom teilt sich
in der Breite der Azoren und biegt zum Teil nach dem Äquator zurück, so daß
der Stromring geschlossen wird. Die Brasilianische Strömung wendet sich zwischen
dem 40. und 50.° s. Br. gegen das Kapland, vermischt sich teilweise mit der
8 Zur Klimalehre.
antarktischen Strömung, zieht als Bengnelaströmung an der Westküste Afrikas
hin und schließt am Äquator ebenfalls den Stromring. So entstehen im Atlan-
tischen Ozean zwei Rotationsströmungen.
In den Zonen der Westwinde bewegen sich auch die Strömungen
vorherrschend nach O., erfahren aber auf der nördlichen Halbkugel durch das
Land vielfache Ablenkung. Der Golfstrom (so genannt, weil er zum Teil
aus dem Golf von Mexiko kommt) sendet Arme nach Grönland und Island, die
Hauptmasse der nordatlantischen Osttrift J) bespült aber die Küsten Europas und
gelangt endlich in das Nördliche Eismeer. Zum Ersatz dafür sendet das Eismeer
zwei eisbeladene Polar st römungen (den Grönländischen und den Labrador-
ström) nach dem Atlantischen Ozean, die durch die Erdrotation nach der ameri-
konischen Seite gedrängt werden.
In den übrigen Ozeanen zeigt sich im großen und ganzen ein gleiches
Strombild. Im Großen Ozean entspricht dem Benguelastrom der Peru-
ström, dem Golfstrom der Kuro Schio. Die schmale und seichte Beringsenge
gestattet keine Verbindung mit dem Eismeer; die polaren Ströme kommen aus
dem Berings- und Ochotskischen Meere. Im Indischen Ozean ist nur der
südliche Passatring deutlich entwickelt, im äquatorialen und nördlichen Meere
wechseln die Strömungen mit den Monsunen.
Meeresströmungen führen die Temperatur ihrer Ursprungsstätte in
andere Breiten. Polare Strömungen sind immer kalt, aber auch nicht polare
sind verhältnismäßig kühl, wenn sie aus höheren in niedere Breiten fließen. Die
in entgegengesetzter Richtung sich bewegenden Strömungen sind warm. Natürlich
nimmt die Temperatur der Meeresoberfläche von dem Äquator gegen die Pole
ab; daß dies aber nicht gleichmäßig geschieht, ist eine Folge der Meeresftrö-
mungen. Der Golfstrom bewirkt, daß der nordatlantische Ozean wärmer ist als
irgend ein anderer Meeresteil in gleicher Breite, aber nur die Osthälfte des
nordatlantischen Ozeans ist ungewöhnlich warm, weil sich der Golfstrom nach
dieser Richtung ausbreitet, das Treibeis von den europäischen Westküsten fern
hält und selbst die norwegischen Häfen nie zufrieren läßt.
Die Meerestemperatur wirkt aber auch auf die Lufttempe-
ratur ein. Die Westwinde tragen die warme Luft des nordatlantischen Ozeans
im Winter nach Westeuropa, während der eisige Labradorstrom seine ganze Um-
gebung, auch im Sommer, erkältet. Die norwegische Westküste ist bis zum Nord-
kap bewaldet, in Labrador findet dagegen der Baumwuchs fchon in der Breite
von Berlin feine polare Grenze. Dagegen sind innerhalb der Passatzone die
Westküsten Afrikas und Amerikas kälter als die östlichen, weil die Westküsten
von kühlen, die Ostküsten von warmen Strömungen berührt werden. Abnorm
kalt sind besonders die Westküsten Südafrikas und Südamerikas, weil sich dem
Benguela- und Perustrome auch polares Wasser beimischt und das aufsteigende
Tiefenwasser sehr kalt ist.
*) Die Strömungen werden nach der Richtung, nach welcher sie fließen, die Winde
aber nach der, von welcher sie kommen, bezeichnet. Dem Westwinde entspricht also eine
Lsttrist.
Länderkunde. — Afrika.
9
C. Länderkunde.
Afrika.
Grenzen, Größe, Einwohnerzahl! und Kinteitnng.
1. Afrika wird im O. vom Indischen Ozean mit dem Roten Meer, im W.
vom Atlantischen Ozean und im N. vom Mittelmeer begrenzt. Im S. berühren
sich der Atlantische und der Indische Ozean.
2. Der Flächeninhalt Afrikas beträgt 30 Mill. qkm; es ist sonach der
drittgrößte Erdteil und im Vergleich zu Europa 3mal so groß.
3. Es zählt 140 Mill. Einw., auf 1 qkm 5.
4. Der Erdteil besteht aus einer größeren nördlichen Hälfte, Nordafrika,
und einer kleineren südlichen Hälfte, Südafrika. Als Grenze zwischen beiden
Gebieten kann der Äquator gelten. Hierzu kommen noch die afrikanischen
Inseln.
UordafriKa.
Beziehungen zu Europa. Mit Europa ist Nordafrika durch die viel-
befahrene Wasserstraße des Mittelmeeres verbunden, dessen Inseln und Halbinseln
natürliche Brücken zwischen beiden Erdteilen bilden. Die Mittelmeerländer sind
daher durch Natur und Geschichte eine geographische Einheit.
Welche Brücken verbinden die südeuropäischen Halbinseln mit Nordafrika?
Einteilung. Zu Nordafrika gehören die A t l a s l ä n d e r und die türkische
Provinz Tripoli, ferner die Sahara (sahära), der Sudan und die Nil-
l ä n d e r.
Die Mlasländer.
Der Atlas, das mächtigste Kettengebirge Afrikas, ist die Fortsetzung des
Andalusischen Gebirges. Er bildet somit ein Glied des großen südenropäischen
Gebirgssystemes.
Als Kleiner Atlas oder Atlas des Tell (d. i. des Küstensaumes) zieht
er, an seinen Gehängen trefflich bebaut, von der Straße von Gibraltar bis
zum Sperrhafen Biserta, nirgends gute Landungsplätze lassend. Gegen Süden
verflacht er sich zur steppenhaften Hochfläche der Schotts (= Salzseen), die
vielfach mit Halfagras bewachsen ist, das jetzt in großen Mengen zum Zwecke
der Papierfabrikation ausgeführt wird. Als mächtiger Grenzwall gegen die
Sahara steigt im Süden der Schotts der Große Atlas auf, der in einigen
Spitzen die Schneegrenze erreicht.
Klima und Pflanzenwelt. Die Niederschläge fallen im Winter und
teilweise im Frühjahr, die Sommer sind regenarm. Gegen das Innere nehmen
die Niederschläge ab und in der gleichen Richtung ändert sich auch die Pflanzen-
Welt. Während die Küste noch alle Formen der Mittelmeerflora aufweist: den
Hochsteppe von Algerien mit Karawane.
Südlich von dem bergigen Küstenlande Algeriens, dem „Tell". das alle Erzeugnisse der Mittelmeerländer, Oliven.
Myrten und Südfrüchte, reift, folgt das 1000—1100 m hohe, dürre, teilweise auch mit Gebirgen besetzte Steppen-
platean der Schotts lSalzsümpfe) und des Halfagrases. Diese Ebenen werden im Süden von den Ketten des
Großen Atlas begrenzt, der in nackten Felswänden zur Sahara abfällt.
Die Gärten von Marräkefch.
Marräkesch, die Hauptstadt des vielumstrittenen, großen und fruchtbaren Reiches Marokko, breitet sich am Nordabhange
des Atlasgebirges in 400 m Meereshöhe aus. Dank der guten Bewässerung blüht hier besonders der Gartenbau, der
sich auf Datteln, Bohnen, Erbsen und Gummi erstreckt. Wichtige Karawanenwege führen von Marrakefch znm West-
fndan und den Senegalländern.
I
Afrika. 11
Ölbaum, Johannisbrot, Mandel-, Orangen- und Zitronenbäume, von Getreide
hauptsächlich Weizen und Mais, ist das innere Hochland teils pflanzenlos,
teils hat es den Charakter der Steppe. Klima und Pflanzenkleid der^Atlas-
länder sind vorwiegend mittelmeerisch.
Was die Tierwelt betrifft, so ist Nordafrika der Winteraufenthalt unserer
Zugvögel; Damhirsch und Muflou sind den europäischen wie nordafrikanischen
Gestaden gemein. Zu den europäischen Formen gesellen sich hier auch echt afri-
konische: der Löwe der Berberei, die Hyäne, der Schakal, ferner viele Antilopen-
- Kettengebirge, Wlflfh Plateaus und Massengebirge, tätige Vulkane.
arten und zahllose Sumpfvögel. Die Tierwelt zeigt also eine Mischung enro-
Pinscher und afrikanischer Formen.
Bevölkerung. Die älteste Bevölkerung, die Berbern, gehören dem
hamitischen Stamme an. Im 7. Jahrhundert find dann die semitischen Araber
eingedrungen und haben eine blühende Kultur vernichtet. Seit dieser Zeit ist in
ganz Nordafrika die herrschende Sprache die arabische, der herrschende Glaube
der Islam. Die Atlasländer sind auch ein Gebiet starker Völkermischung. Sie
tragen mit Ausnahme von Algerien und Tunis das Gepräge einer verfallenen
Kultur. Ackerbau und Handel sind zurückgegangen, soweit nicht europäische
Kolonisation sie wiederbelebt hat.
(Nach einem Slquarell vo» 9i. Sieschreiter, Wünchcii.)
Dünenwüste (El Areg) in Algerien.
„Die Sand- oder Dünenwüste, die sogenannte Areg der Araber, ist in ihrer schroffsten Ausbildung die trostloseste und furchtbarste aller Wiistcnsormen; denn hier gesellt sich zur
Unsruchtbarkeit des Bodens auch noch die Unbeständigkeit desselben. Ein reiner Quarzsand von lichlgelder Farbe, in der algerischen Sahara nieist gipshaltig und weißlich gefärbt,
bildet das Material der Dünen. AuS einem ebenen oder schwach wellig gekräuselten Sandtepvich treten in weiteren nnd engeren Abständen Gruppen unregelmäßig geordneter
oder häufiger zu parallelen Retten aneinander gereihter Hügel hervor. So weit das Auge schaut, sieht es nichts als Sand; ein einziges, nnabsehbares Sandmeer, aus welchem
die Dünen, 50 —150 m hoch, wie gewaltige, versteinerte Wellen hervorragen. Wo die Dünen in wirrn? Hausen beisammen stehen, ist der Reisende zuweilen wie in einem tiefen
Kessel von steilen Böschungen umschlossen und es erfordert alle Aufmerksamkeit des kundigen Führers, um den Ausweg aus diesem Labtirinth zn finden." (K. von Zittel.)
Afrika. \\ 13
Die Staaten des Atlasgebietes sind:
1. Marokko, infolge seiner Ecklage und des Reichtums an inneren Hilfsquellen
das wichtigste der drei Atlasländer; zurzeit liegt indes das Reich, da es völlig despotisch
regiert wird, noch sehr darnieder (450000 qkm, 8 Mill. Einw.). Am Fuße des
Hohen Atlas Marokko, 50000 Einw., die Residenz. Nö. von Marokko Fez (ses),
150000 Einw., die größte Stadt Marokkos und wichtigster Jndustrieplatz. Nach
dieser Stadt sind die roten Mützen der Orientalen benannt. An der Straße von
Gibraltar: Tanger, Haupthandelshafen und Sitz der europäischen Konsuln.
2. Algerien ist Franksreichs blühendste Kolonie (900000 qkm == fast 3 mal
Preußen, 5 Mill. Einw.) — Am Meere Alschier, Hauptstadt, 150000 Einw. —
Oran, 100000 Einw. —■ Landeinwärts Constantine. Seit das Land französisch
geworden, ist sehr viel für dessen wirtschaftliche Entwicklung geschehen. — Ausgeführt
werden besonders Frühgemüse, Wein, Halfa und Kork.
3. Tunis, ein von einem Bey (= Fürst) regierter französischer Schutzstaat
(2 Mill. Einw.). Einst wegen seines Getreidereichtums eine der wertvollsten Pro-
vinzen des römischen Reiches, war es bis in die jüngste Zeit wirtschaftlich bedeutungs-
los. Neuestens aber beginnt das Land — dank der französischen Schutzherrschaft — sich
wieder zu erholen. Schon jetzt liefert es reichlich Phosphate, Öl und Datteln. —
Hauptstadt Tunis, 200000 Einw. — Nö. die Ruinen von Karthago.
4. Die Türkische Provinz Tripoli. Östlich von den Atlasländern stößt das
afrikanische Tafelland unmittelbar an die Mittelmeerküste und erreicht im Plateau
von Barka eine Höhe von 600 m. Der vom spärlichen Winterregen benetzte Küsten-
strich besitzt noch Anbau, streckenweise aber tritt die Wüste hart ans Meer heran.
An der Küste liegt Tripoli, Hauptstadt und Ausgangspunkt der Karawanen-
straßen, die über Mursuk, die Hauptstadt in der dattelreichen Oasenlandschaft Fessan,
nach dem Sudan führen.
Die Sahara.
Ausdehnung. Die Sahara, nur wenig kleiner als Europa, erstreckt sich
vom Atlantischen Ozean bis zum Roten Meer. Sie ist die größte Wüste der Erde.
Bodenge st alt und Bodenbeschaffen hei t. Die Sahara ist keineswegs,
wie man früher annahm, eine Tiefebene. Im allgemeinen bildet sie ein Sand- und
Kalksteinplateau von 200—600 m Höhe, durchzogen von mehreren Granit- und
Basaltgebirgen. Nur der westliche Teil hat teilweise Tieflandcharakter und ist vor-
wiegend Dünen wüste; namentlich gegen die Meeresküste hin entstand infolge des
aus NO. kommenden Passates eine außerordentlich starke Anhäufung des Flugsandes.
— Der mittlere Teil wird von mehreren Gebirgsgruppen erfüllt, unter denen
das Gebirgsland von Tibesti 2500 m Höhe erreicht. — Die Libysche
Wüste bis zum Nil ist eine ebene, steinige Hochfläche und der ödeste und trost-
loseste Teil der ganzen Sahara. — Die Arabische Wüste zwischen Nil und
Rotem Meer, von Quertälern durchrissen, gewährt das Bild einer wild zer-
klüfteten Landschaft. Die Sahara zeigt somit eine sehr mannigfache Bodengestalt
und Bodenbeschaffenheit.
Klima. In klimatischer Beziehung zählt die Wüste zu den heißesten
Strichen der Erde. Die Temperatur der Luft steigt bis 56°, die des Sandes
Fischer-Geistb eck, Erdk, f. Höh, Mädchenschulen, IV. Teil. 2
Savanne in Adamaua. Granit- und Lateritboden. (S. Anmerkung 1 <£. IC ltnb 3(66. S. 20.)
Nillandschaft 6ei Kairo. Bild der Oase.
Ter Boden ist durchaus Anschwemmungsland des Nils. Ne6en dem Strome liegen zahlreiche, 6ei Hochwasser ü6er-
flutete, sonst trockene Rinnsale Am etwas erhöhten Ufersaum ziehen Haine von Tattelpalmen und Gartenterrassen
hin. Im Hintergrunde ragen auf dem Hochrande des Flußtales weithin ficht6ar die Pyramiden bei Gizeh auf.
Afrika.
15
bis 70°. Bei Nacht hingegen fällt das Thermometer infolge der raschen Ab-
kühlung des Bodens mitunter auf —4 bis —5°. Außerordentliche Wärme-
schwankungen kennzeichnen das Klima der Wüste.
Ihre Regenarmut erklärt sich aus den trockenen Winden, die fast inimer
über die Wüste streichen. Mit Ausnahme des Nil durchziehen die Sahara keine
Flüsse. Gefürchtet sind ihre heißen Glutwinde, Samum (der Vergiftete) und
Chamfin genannt.
Lebewelt. Infolge der Regenarmut und der vielfachen Bedeckung des
Bodens mit Sand und Steinen ist die Wüste auf große Strecken hin gänzlich
wasserlos und entbehrt dann jeglichen Wachstums. Reiches organisches Leben findet
sich nur in den Oasen, wo in beckenartigen Vertiefungen Quellen oder (durch
künstlichen Aufschluß) Brunnen zutage treten. Der Boden trägt hier Datteln,
Getreide, selbst Wein und Südfrüchte. Neuere Forscher schätzen übrigens den
Weide- und Oasengrund der Sahara auf 1j5 ihrer Gesamtfläche. — Nur der
rasche Strauß und einige Antilopenarten beleben die Wüste. Unter den ge-
zähmten Tieren hat die größte Wichtigkeit das Kamel; es ist nicht bloß Reit-
und Lasttier, sondern es spendet auch Milch und Wolle. Naturgemäß ist sowohl
das Pflanzen- wie das Tierleben der Wüste sehr dürstig.
Durchschnitt durch die Oase Farasrah in der Libyschen Wüste flu. von Kairo. Nach K. von Zittel
1 = Kalkmergel, 2 — Ton und weißer Kalk.
Eigentümlich sind der Wüste gewaltige Salzlager, ein Beweis für deren
frühere Bedeckung mit Waffer.
Bevölkerung. Die Oasen in der westlichen Sahara werden von
Berbern bewohnt, hier Tnarik (tuärik) genannt, die östliche Hälfte der Wüste
von den Tibu, den Tuarik nahe verwandt. Die Wüste macht ihre Bewohner
meist zu Räubern. — Von den vielen Karawanenwegen, welche die Wüste
durchkreuzen, führen die wichtigsten zum Niger und zum Tsadsee. Nach
Timbuk tu am Niger zieht ein solcher von Marokko aus, nach Bilm a am
Tsadsee von Tripolis aus über Mursuk. Diese Wüstenreisen sind nicht ohne
große Gefahren. Überfälle von Räubern, Wassermangel, Luftspiegelungen, vor
allem die Sandhosen und die trockenen heißen Winde können den Karawanen
verderblich werden.
Begrenzung. Der Sudan (= das Land der Schwarzen) umfaßt das
Gebiet zwischen der Sahara und dem Äquator, zwischen dem Atlantischen Ozean
und dem Hochland von Abessinien.
Fara/raJb
TLÖrdliche GrenzhöherL
—20Ö
— 10 O
—o-
Der Sudan.
16 Länderkunde.
Natur. Der Sudan bildet ein hügeliges Savannenplateau^) von 400
bis 600 m Höhe, das durch die Senke um den Tsadsee (240 m) in den westlichen
Hochsudan und den östlichen Flachsudan zerfällt.
Sein Klima ist tropisch. Die Niederschläge sind hauptsächlich durch die
während des Sommers von den Meeren her wehenden Monsunwinde bedingt. Sie
fallen sehr reichlich an der atlantischen Küste. Daher entspringen hier auch
mehrere große Ströme, unter denen der Niger der bedeutendste ist. Er mündet
in einem vielverzweigten Delta in den Meerbusen von Guinea. Von seinen Neben-
flüssen ist der Benue (benue) zu nennen, der eine brauchbare Wasserstraße nach
Nordkamerun darstellt. Außer dem Niger entspringen dem Hochsudan an größeren
Flüssen noch Senegal und Gambia. Die Gebiete beider Flüsse nennt man
Senegambien.
Erzeugnisse. Das heißfeuchte Tropenklima, namentlich im Westsudan,
bedingt längs der ganzen Küste Urwaldvcgetation. Besondere Wichtigkeit haben die
Olpalme, deren Früchte zur Stearinkerzen- und Seifenfabrikation benutzt werden,
und die Gummi-Akazie, die das Klebgummi (gummi arabicum) liefert. Das
Innere erfüllen lichtere tropische Wälder und Savannen. Die Pflanzensülle be-
dingt einen außerordentlichen Tierreichtum, wie denn Afrika überhaupt der sänge-
tierreichste Erdteil ist. Vor allem sind in den Wäldern die Riesenformen der
afrikanischen Tierwelt vertreten: Elefanten, Nilpferde (am Tsadsee) und das
Rhinozeros, ferner Löwen, Panther, Hyänen, in den östlichen Savannen Zebras,
Büffel, Antilopen und Gazellen. Die menschenähnlichen Affen, Gorilla und
Schimpanse, gehören Oberguinea (ginöa) an.
Bevölkerung. Die Bewohner zerfallen in Sudauneger und in Bantu-
neger2). Die Sudanneger, zu denen die viehzüchtenden Fnlbe und die
handeltreibenden Haussa im Westen zählen, sind aus Norden vorgedrungene
Stämme von bräunlicher Hautfarbe; sie bekennen sich zum Islam, treiben Garten-
und Hackbau, Gewerbe und Handel, haben geordnete Staaten (Sultanate) und
bauen auch Städte^). Die Bantu neger dagegen, meist Fetischdiener und von
brauner bis schwarzer Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt,
gehen fast völlig unbekleidet und waren früher das Ziel der Sklavenjagden.
Doch pflegen auch von ihnen viele den Anbau von Durra (Mohrenhirse) und Mais,
Baumwolle, Indigo; zumeist treiben sie Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer
regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Den
östlichen Sudan bewohnen auch hamitische Völker.'
Garten- und Hackbau bedingen feste Wohnsitze und haben im Sudan
unter Einwirkung des Islam eine Art Halbknltnr erzeugt.
i) Die Savanne bringt nur harte, steife, büschelartig aufsprießende Gräser hervor. Aus
dem Grasmeere ragen wie Inseln freistehende Bäume, besonders Affenbrotbäume, und Wald-
streifen auf, die der Landschaft ein parkartiges Aussehen verleihen.
Unter dem Namen Bantu faßt'man jene Negersprachen zusammen, die in Bau
und Wortschatz unverkennbare Ähnlichkeit haben.
3) Der Gartenbau der Neger, vorwiegend an der Westküste heimisch, erstreckt sich
auf Bananen, süße Kartoffeln, Aams und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie
die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, das wichtigste
afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind
Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
Afrika.
17
Die Neger haben dunkle, bräunliche oder schwärzliche Hautfarbe, wolliges
Haar, wenig Bart, niedrige Stirn, hervorstehende Backenknochen, breite flache
Nase, wulstige Lippen.
Staatliche Einteilung. Der Sudan ist nunmehr fast ganz unter die
europäischen Kolonialmächte aufgeteilt. Im West- und Mittel-Sudan hat Frankreich,
im Ost-Sudan England die Vorherrschaft. Am West-Sudan und Tsadgebiet hat auch
Deutschland Anteil.
Der französische Sudan erstreckt sich als ein gewaltiges Kolonialreich ohne
Unterbrechung bis zum französischen Kongoland und umschließt in weitem Bogen die
englischen, portugiesischen und deutschen Besitzungen an der Küste von Oberguinea.
Hauptorte des Gebietes sind St. Louis am Ausflusse des Senegal und die Wüsten-
stadt Timbuktu am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanen-
straßen.
Den Engländern gehören die Sierra Leone-Küste mit Freetown (sritauu), das
Reich der Aschanti und Nigeria; dieses umfaßt das untere Nigergebiet und
erstreckt sich bis an den Tsadsee. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der
ganzen Guinea-Küste.
An der Küste von Oberguinea die Negerrepnblik Liberia.
Der Ostsudan. Den politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des Ost-
sudan bildet Chartum am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil, der
von hier ab in einer großen Schlinge und in mehreren Katarakten das Steppen-
und Wüstenland Nubien durcheilt.
Die deutsche Kolonie Togo.
Größe und Bevölkerungszahl. Die an der Küste von Oberguinea
zwischen 6° und 11° n. Br. gelegene Kolonie Togo hat einen Flücheninhalt von
87000 qkm. Sie ist also etwas größer als Bayern und hat 1 Mill. Einw.,
was eine Dichte von 11 Einw. auf 1 qkm ausmacht. Togo ist die kleinste,
aber am dichtesten bevölkerte deutsche Kolonie in Afrika.
Verkehrslage. Togo hat eine Küstenlänge von nur 52 km und wird
von englischem und französischem Kolonialgebiet umklammert: im Westen von
dem englischen Aschantiland, im Osten von dem französischen Dahome; dazu ist
die Küste flach, hafenlos und durch die gewaltige Brandung (Calema) gefahrvoll^.
Endlich gehört der Unterlauf des Volta, der mit Dampfern befahrbar ist, dem
englischen, der Unterlauf des Mono dem französischen Nachbargebiet an. Durch
die Eisenbahn Lome — Palime (120 km) wird wenigstens ein Teil der Ver-
kehrsschwierigkeiten behoben. Im Bau begriffen ist die Linie Lome — Atakpame.
Im ganzen erscheint die Verkehrslage der Kolonie wenig günstig.
Klima und Produkte. Das Klima ist tropisch. Die beiden Regen-
zeiten treten mit dem höchsten Sonnenstande ein, und die Temperatur schwankt
nur wenig um 26° C.
a) In der wohlbebauten und dichtbevölkerten Küstenebene
gedeiht in vorzüglicher Weise die Kokos- und Ölpalme, wie denn auch
') Seit kurzem ist bei Lome eine Landungsbrücke fertiggestellt, die dem Verkehr gute
Dienste leistet.
(Nach CriflinnIDilbcni uon Prof. I)r. Pechuel-Loesche, (frlnnflcit.)
Die Kalema (Brandung).
„Eine schwere Kalema bei Windstille und glattem Meere ist eine großartige Erscheinung. Von weitkier drängt die Dünung
zum flachen Gestade. Die Wellenzüge, Grund fassend, heben sich immer hoher und werden zu vollständigen Rollern, die,
vorwärts stürmend, sich überneigen und donnernd und prasselnd zusammenstürzen. Sie umgeben die flache Küste wie
ein abschreckender Gürtel und können sie tagelang unnahbar machen." (Pechuel-Loesche, Loango-Expedition II11, ©.18,19.)
Nehrung
Lagunen Kokospalmen Llpalmen
(Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder, Bcrlag von Leuten & Schnetdcwind, Dresden )
Flachküste von Togo.
An der Küste von Obergninea ziehen Lagunen hin. die an die baltischen Haffe erinnern und bis 10 km Breite erreichen.
Sie erleichtern den Hafenverkehr, sind aber freilich auch die Brutstätten der Malaria. Kokospalmen, die die Portu.
giesen vor 100 Jahren einführten, schmücken die Festlandküste. Ein lebhaftes Handelsbetriebe entfaltet sich ^ hier.
Kruneger aus dem Freistaate Liberia sind mit dem Verladen von Ölfässern beschäftigt und Erveneger bieten Erzeugnisse des
Landes, Maismehl, Ananas, Kürbisse, Fische und Töpferwaren, seil.
Afrika.
19
Palmöl und Palmferne die Hauptausfuhrartikel der Kolonie bilden. Außer-
dem werden gebaut: Mais, dieser in großen Mengen, Maniok, Jams und Erd-
nuß, neuestens, und zwar mit ausgezeichnetem Erfolg, auch Baumwolle, deren
Anbau in Togo überhaupt schon Volkskultur geworden ist1).
b) Das gebirgige Hinterland ist in den Talmulden uud an den Ge-
hängen mit dichtem Urwald bedeckt. Dieser liefert die Gummiliane (Landolphia).
deren Milchsaft das Kautschuk gibt, dann die Kolanuß^) und edle Holzarten,
besonders Ebenholz und Palisanderholz.
c) Das Vinnenplateau hat zumeist Savannencharakter. Vereinzelt
treten Affenbrotbäume oder Baobabs auf.
Bewohner. Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudan-
negern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist
daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf uud
politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils
in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren
Sitz haben.
Siedelungen. An der Küste: der Regierungssitz Lome; von hier
führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte Anecho. Am Gebirgssaume: die
Gesundheitsstation Misahöhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle,
wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratschi, der
volkreichste Ort der Kolonie; zahlreiche Karawanenwege vereinigen sich hier.
1. Habesch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-
land, dessen Gipfel bis zur Höhe der europäischen Alpen (der Ras Daschan
4600 m) aufragen. Aus dem Tanasee kommt der Blaue (— dunkle, trübe)
Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. — Die Erzeugnisse entsprechen den
drei Klimazonen des Hochlandes. In den tiefgelegenen tropischen Strichen baut
man Datteln, Baumwolle, Kaffee und Reis; in der mittleren Zone reifen Süd-
früchte, Wein und Mais; in der oberen folgen Getreidefluren und Alpenweiden.
— Die dunkelfarbigen Bewohner sind semitischer Abstammung und christlich.
— Abessinien ist ein selbständiges Reich unter einem christlichen Kaiser, dem
Negns; doch wird er selten von allen Landesteilen anerkannt.
Der Küstenstreifen mit der Stadt Mass au a bildet jetzt die italienische
Kolonie Eritrea.
2. Nubien und Ägypten nehmen den östlichen Teil des Wüstenplateaus der
Sahara ein. Wasserspender der gesamten Gebiete ist der Nil. Seine Quellen liegen
Durchschnitt durch das Niltal oberhalb Kairo (27° it. S3r.). s, — Kalkstein. Nach v. Zittel,
Die Nilländer.
— 100
-o-
— 300 Tri
— ZOO
J) Ausfuhr 1907: 281233 kg; im Jahre 1901 noch kein Gramm.
2) Die Kolanuß ist eine Frucht mit weicher Schale, die nervenstärkende Bestandteile enthält.
20
Afrika.
( »ipfr;-'-
Deutsch-Ost afrikanische Savannenlandschaft (Buschgrasland in Ungoni auf Lateritboden).
Im Hintergründe erheben sich die kuppigen, stufenartigen Randgebirge des ostafrikanischen Plateaus.
Afrikanische Lateritlandschaft mit Mimosengebüsch.
Ter Laterit gibt oft einen pflasterarligen Boden und nimmt in Afrika 50%. in Südamerika 43°/0 und in Asien 16 °/0
der Bodenfläche ein. Er liegt bis 30 m und mehr mächtig über dem unzersetzten Gestein nnd ist wegen seiner Durch-
lässigkeit der Untergrund der Steppen und Savannen.
Afrika.
21
jenseits des Äquators im Gebiete der großen Seen. Der vereinigte Abfluß des
Viktoria- und Albert-Sees heißt der Weiße Nil. Er fließt zunächst nördlich,
nimmt dann bei Chartum den Blauen Nil auf, beschreibt in seinem katarakten-
reichen Mittellaufe durch Nubien eine langgezogene Schlinge und betritt bei Asfuan
das ägyptische Tiefland, wo er in einem großen Delta ins Mittelmeer mündet.
Ägypten dankt seine Fruchtbarkeit nur den Schlammablagerungen bei der jähr-
lichen Überschwemmung des Nil.
Diese Überschwemmung beginnt Ende Juni und dauert bis Ende September.
Die Ursache der jährlichen Stromschwelle sind die reichlichen Tropenregen und
die Schneeschmelze in Abessinien. Der regelmäßige Wechsel zwischen
Trockenheit und Überschwemmung ist auch die Ursache der frühen
Kultur Ägyptens geworden. Die Fruchtbarkeit des Bodens lud zum
Ackerbau und zu seßhafter Lebensweise ein.
Klima, Flora und Fauna teilen die Nilgebiete im allgemeinen mit den
schon, besprochenen Gebieten des Sudan und der Sahara. Besondere Bedeutung
hat Ägypten, ein ununterbrochenes Fruchtland. Abgesehen von zerstreuten Dattel-
Hainen, bedecken fast ausschließlich Getreidefelder, Zuckerrohr und Baum-
Wollpflanzungen das ganze Niltal. Wiese und Wald fehlen gänzlich. Was
im besonderen die Baumwollerzeugung betrifft, so ist diese so großartig, daß
Ägypten nach der Union und Britisch-Jndien die größten Mengen davon
in den Weltverkehr liefert.
Bevölkerung. Nubien uud Ägypten werden von dunkelhäutigen Hamiten
bewohnt; diese sind meist Mohammedaner und heißen Fellachen^), während die
wenigen, welche das Christentum bewahrt haben, Kopten genannt werden.
In staatlicher Hinsicht umfaßt das Nilgebiet außer Abessinien und dem Ost-
Sudan noch folgende Teile:
1. Nubien, unter ägyptischer Herrschaft. Haupthafen ist Suakin am Roten
Meere.
2. Ägypten. Es hat (mit Ausschluß der Besitzungen im Sudan) ein Areal
von 1 Mill. qkm und 10 Mill. Einw. In den sehr ertragreichen Gebieten
des Niltals und des Nildeltas ist die Bevölkerung dichter als in
Sachsen und Belgien. Das Land wird von einem Chedive oder Vizekönig
regiert, welcher die Oberhoheit des türkischen Sultans anerkennt und ihm einen
jährlichen Tribut zahlt, aber ganz unter englischem Einfluß steht. Am Beginn des
Deltas liegt Kairo (keiro), 660000 Einw., die größte Stadt Afrikas, zugleich
Haupt- und Residenzstadt. Unweit Kairo das Dorf Gizeh mit den Pyramiden.
Än der N.-Küste Alexandria (alexandria), der wichtigste Handelshafen Ägyptens
(380000 Einw.).
Ö. vom Delta der Suezkanal (sues). Er erstreckt sich von Port Said am
Mittelmeere bis Suez am Eingange in das Rote Meer. Die Bedeutung dieses
Kanals, der 160 km lang, 60 bis 110 m breit und 9 in tief ist, besteht vornehmlich
darin, daß er den Weg von Europa nach S.- und Ostasien und Australien im Ver-
gleich zu der früheren Fahrt um das Kapland bedeutend verkürzt. Infolgedessen ist
er heute auch eine Weltverkehrsstraße ersten Ranges.)/
d. h. im Arabischen Pflüger.
(Nach einem Aquarell von Prof. Dr. Pechuel'Loesche, Erlangen.)
Der Kongolaus im Küstengebirge.
„Die landschaftlichen Reize des Kongogebirges ermüden durch ihre Gleichmäßigkeit. Wären nicht die Beleuchtungswechsel und die zuweilen wunderbare Farbenschönheit der Gräser,
die im Laufe der Jahreszeiten die Stimmung der Landschaft bedingt, so würde diese einen recht nüchternen Eindruck machen. Ungehindert schweift der Blick über die allent-
halben in ziemlich gleicher Höhe aufragenden Bergkuppen, die die Schwierigkeiten und die vereinzelten reizvollen Partien, die zwischen ihnen verborgen liegen, gar nicht ahnen
lassen." (Pechnel-Loesche, Kongoland S. 314.)
Afrika.
23
Südafrika.
Bod eng est alt. Südafrika ist eine steppen- und savannenreiche Plateau-
masse von durchschnittlich 1000 m Meereshöhe, somit etwa doppelt so hoch wie
das nordafrikanische Plateau. Es wird im W., S. und O. von breiten
Randerhebungen eingefaßt und auch von Gebirgen durchzogen.
A. Das Tropische Südafrika.
Natürliche Gliederung. Die drei Hauptteile des Tropischen Südafrika
sind: die Küste von Nieder-Guinea, das Kongobecken und das Ost-
afrikanische Seenhochland.
Klima und Bewässerung. Die Niederschläge fallen in der Gegend des
Äquators reichlich und zu allen Jahreszeiten (Gebiet der Äquatorialregen mit
täglichem Gewitterguß), im ganzen übrigen Hochland hauptsächlich während und
nach dem Scheitelstand der Sonne (Gebiet der Zenitregen mit zwei Regen-
zeiteu). Die Niederschläge sammeln sich in den beiden Hauptströmen Kongo und
Sambesi und in den großen ostafrikanifchen Seen.
Der Kongo, der bedeutendste Strom Afrikas, entspringt im großen ostafrikanischen
Seengebiet. Nachdem er den Bangweölo-See verlassen, fließt er nordwärts, nimmt
einen Abfluß des Tanganjikasees auf und tritt hierauf in großem Bogen über den
Äquator, dabei mehrere Stromschnellen bildend. Auch die Küstenterrassen durchbricht
er in tosenden Wasserfällen. — Sein Gegenstrom, der Sambesi, fließt zuerst gegen S.,
bildet dann die gewaltigen Viktoriafälle und mündet in östlicher Richtung in Deltaform
in den Kanal von Mozambique (moffambik).
Pflanzenwelt. Auf den trockenen Plateaus herrscht Savannenbildung
vor, die Flußgehänge bedecken sog. Galeriewälder, längs der niederschlagsreichen
atlantischen Küste und in der Kongoniederung ziehen Urwälder hin. Die Aus-
fuhr aus dem Pflanzenreiche umfaßt besonders Palmöls, Kautschuks, Palmkerne,
Erdnüsse ^), Kaffee, Kopal^), Farbhölzer. In der Erzeugung wichtiger Handels-
pflanzen liegt die wirtschaftliche Bedeutung des Tropischen Südafrika.
Die Bevölkerung besteht aus Bautu, die in den weiten trockenen Savannen-
ländern, namentlich in Ostafrika, mehr Viehzüchter als Hackbauern sind. Die
Viehzucht führt aber zu vielfachen Wanderzügen, und diese arten gern zu Raub-
und Kriegszügen aus. Das beste Bild dieser Hirten- und Kriegervölker (Raub-
Völker) geben die Massai in Deutsch-Ostafrika. Die beständigen verheerenden
Kriege hinderten diese zahlreichen kleinen Negerstümme an jedem Fortschritte. Sie
frönen dem niedrigsten Aberglauben (Fetischdienst). Vereinzelt wie bei den Niam-
1) Palmöl wird von der Ölpalme gewonnen, deren Frucht öliges Fleisch hat; es findet
besonders in der Seifenfabrikation Verwendung. Auch die Kerne der Ölpalmfrucht liefern Öl.
2) Kautschuk = der an der Luft sich verdickende Milchsaft verschiedener Baumarten, in
Afrika besonders der Lianen.
s) Erdnuß — eine Krautart, deren Samen ein feines Speiseöl geben, das vielfach dem
Provencer Ol zugesetzt wird.
*) Kopal — ein Baumharz, seinem Aussehen nach dem Bernstein ähnlich: es ist für
die Lackfabrikation sehr wertvoll.
(JJntfj einem Aquarell von Prof, Dr. Pechnel-Loesche, Erlangen.)
Wasserwald am Nanga (Westafrika).
„Die Wasserwälder oder Galeriewälder schmücken Landschasten, wo wegen ungenügender Niederschläge die Regenwälder nicht gedeihen können. Sie^ sind an Grundwasserzüge
gebunden. Bald stehen sie frei im Graslande als Baumgruppen oder Gehölze, bald schließen sie sich, wo viele Rinnsale den Boden durchtränken, zu größeren Beständen zusammen
und säumen weithin in schmalen Streifen die Flüsse." (Pechuel-Loesche, Kongoland S. 370, 371.)
Afrika. U5
Niam oder Sandeh im nordöstlichen Kongogebiet herrscht noch Kannibalismus.
Unter den Bantu zerstreut leben noch sog. Zwergvölker (die Akka bei den
Sandeh, die Batua westlich vom Tanganjika-See). Es sind wahrscheinlich
Reste der Urbevölkerung Afrikas, die sich durch ihren sehr kleinen Wuchs, ihre
Sprache und Sitten wesentlich von den Bantu unterscheiden. Ihre Jagd- und
Kriegswaffe sind vergiftete Pfeile. Das Tropische Südafrika wird von Natur-
Völkern erfüllt.
1. Die Küste von Nieder-Gninea ist ein schmaler Flachlandstreifen mit heiß-
feuchtem, meist ungesundem Klima, aber mit herrlichen Tropenwäldern. Sie
befindet sich ganz in den Händen der Europäer, und zwar folgen aufeinander:
a) die deutsche Kolonie Kamerun (s.S. 27),
d) Französisch-Kongo und
c) das p ortugiesis che Augöla, durchwegs Handelskolonien, die nament-
lich Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Elfenbein ausführen.
2. Das Kongobecken. Das Innere des Tropischen Südafrika erfüllt großen-
teils das Kongobecken (250—450 m), das durch Bodenschwellen von 800—1100 m
Höhe nach N. und S. von seiner Umgebung geschieden wird.
In der Hauptsache fällt mit dem Kongogebiet der Kongostaat zusammen
(22/5 Mill. qkm und 19 Mill. Einw.), der nunmehr belgische Kolonie ist.
Boma, Leopoldville und Nyangwe sind Hauptstationen des Landes.
3. Das Ostafrikanische Seenhochland. Es ist ein 1000—1200 m hohes
Savannenplateau aus Gneis und Granit, durchfurcht von zwei großen nord-
südlichen Einbruchstälern. Am Nordrande des östlichen Trockentales (400 m),
das die Mitte von Deutsch-Ostafrika durchzieht, liegen die erloschenen Vulkangipfel
Kenia (5600 m) und Kilimandscharo (6000 rn), dieser der höchste Berg
Afrikas. Die zweite, in gleicher Richtung ziehende Talspalte erfüllen die großen
ostafrikanischen Seeu: der Njassa, dessen Abfluß, der Schire, zum Sambesi geht,
der Tanganjika, der seinen Abfluß, den Luküga, dem Flußgebiet des Kongo
zusendet, und der Viktoriasee (fast so groß wie Bayern), dem der Weiße Nil
entströmt. Eine ähnliche Anhäufung großer Seen wie hier findet sich nur noch
im nordöstlichen Amerika und im Kaspisch-Turanischen Becken Asiens.
In das Tropische Ostafrika teilen sich Italien, England, das Deutsche Reich
und Portugal.
a) Italien. Es besitzt die Ostküste der Somälhalbinsel.
b) Britisch-Ostasrika mit der Hauptstadt Mombas, die, dank dem
englischen Unternehmungsgeiste, bereits durch eine Eisenbahn, die sog. Uganda-
bahn, mit dem Viktoriasee in Verbindung steht. Hierdurch ist für das Gebiet
eine gute Grundlage zu weiterer Entwicklung geschaffen.
c) Deutsch-Ostafrika; s. S. 28.
Der deutschen Küste gegenüber liegt die Insel Sansibar (englisch), der ein-
trüglichste Gewürznelkengarten der Welt. Ihre Hauptstadt gleichen Namens
ist infolge der Hafenarmut der ostasrikanifchen Küste der wichtigste Handelsplatz
Ostafrikas (50000 Einw.).X
Kleiner ftameriutbcrg
1770 m
5tnmrrun6crg
(Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder. Verlag von Lentert & Schneidewind, Dresden.)
Viktoria am Großen Kamerunberg (4100m).
Durch den Golf von Biafra zieht in westöstlicher Richtung eine Bruchlinie, längs welcher mächtige Vulkanberge auf-
geschüttet worden sind, so die Insel Fernando Po <3050 m), der Kleine und der Große Kamerunberg und das
Manengubagebirge (2500 m). Am Fuße des Küstengebirges zieht tropischer Urwald hin, höher hinauf folgen Gras-
matten, in der Regenzeit trägt der Gipfel des Kamerunberges vorübergehend eine Schneehaube. Im Vordergrunde
des Bildes ist eine englische Faktorei sichtbar. Dualaboote mit Dualaleuten, eine Damvspinasse und Segelboote haben
angelegt. Im Hintergrunde das Dualadorf Viktoria mit seinen nach europäischer Art gebauten Negerhäusern.
(Ans Deutscher Kolonwlatla-, 1909, D. Reimer, Berlin.)
Küstenurwald in Kamerun.
An der niederschlagsreichen Kamerunküste dehnt sich ein 100—900 km breiter UrWaldgürtel aus, dessen wichtigster
Bestandteil die Ölpalme ist. Der Kautschukbaum wurde durch jahrelangen Raubbau teilweise ausgerottet. Außer-
dem finden sich hier der Ebenholzbaum, der 80 m hohe Wollbaum, einer der höchsten Bäume der Erde, die Gummi-
liane u. a.
Afrika.
27
d) Die sehr ungesunden Küsten von Mozambique und Sofala (fofala) sind
im Besitze der Portugiesen. Hier die Hafenstadt Beira, wichtig als Ein-
gangspsorte zu dem britischen Rhodesia (s. S. 35).
Die deutsche Kolonie Kamerun.
Größe und Bevölkerungszahl. Kamerun, zwischen dem 2. und 13.° n. Br.
gelegen, hat einen Flächenraum von 1j2 Mill. qkm, ist also nahezu so groß wie
das Deutsche Reich und zählt 3J/2 Mill. Einw. In der Umgebung der Küste
wohnen 20 Einw. ans 1 qkm, eine für afrikanische Verhältnisse ziemlich ansehnliche
Bevölkerungsdichte.
Verkehrslage. Vermöge seiner Lage im innersten Winkel des Guinea-
bnsens bildet Kamerun den nächsten Zugang zum dichtbevölkerten Zentralsudan
mit dem Tsadsee. Ebenso hat es, dank seiner mächtigen Ausbreitung nach dem
Herzen Afrikas, an drei großen Stromgebieten Anteil: am Benue, Schari und
Kongo. Die Verkehrslage der Kolonie ist somit vorteilhaft.
Mancherlei Umstände erschweren indes die Entwicklung des Handels. Die
Küste ist flach und hafenarm; nur in die Bucht von Kamerun können Seeschiffe
einfahren. Auch die Küstenflüsse sind als Verkehrsmittel nicht geeignet, da sie
das an die Ebene anschließende Hochland mit Wasserfällen und Stromschnellen
überwinden. Der untere Benue endlich, die beste Verkehrsader zum volkreichen
Tsadseegebiet, liegt samt seiner Mündung aus englischem Boden.
Januar
April
Juli
Oktober
Tempcraturgang während eines Jahres in Kamerun,
Natur gebiete. In Kamerun lassen sich drei Naturgebiete unterscheiden:
1. die Küstenniederung samt dem Randgebirge des Südafrikanischen Plateaus,
2. das Savannenplateau, 3. die Niederung des Tfad.
1. Die feuchtheiße Küstenniederung mit dem Delta des Kamerun-
slusses ist mit Urwald (besonders Ölpalmen) bedeckt (teilweise bis zu 300 km)
und hat ein ungesundes Tropenklima. Wie in Togo sind auch hier die Pro-
dukte des Gebietes hauptsächlich Palmöl und Palmkerne, Kautschuk und
Elsenbein. Im NW. der Niederung erhebt sich das regenreiche Kamerun-
gebirge, auf dessen stark verwittertem Vulkanboden vortrefflich die Kakao-
pflanze gedeiht). Der 4100 m hohe Kamerunberg schließt sich an die
vulkanische Jnselreihe des Guineabusens an. Die wichtigeren Hafenorte sind:
Viktoria an der Felsenküste des Kameruugebirges; es ist mit dem 900 in hoch
') Die Kakao-Ernte des Jahres 1907 bewertete sich bereits auf 2,7 Mill. Mk.
28
Länderkunde,
gelegenen und daher auch gesünderen Regierungssitze Buea durch eine Schmal-
spurbahn verbunden; Dnäla (früher Kamerun) an der Kamerunbucht; Kribi
und Groß-Batanga an der Südküste.
2. Der weitaus größte Teil der Kolonie gehört dem südafrikanischen
Savannenplateau an. Dieses erreicht hier eine Höhe von 800—900 m,
senkt sich aber allmählich zum Tsadsee (240 m) ab. Der Boden besteht vor-
wiegend aus Granit, Gneis und dem tropischen Zersetzungsprodukte dieser beiden
Gesteine, dem Latent). Savannen und Grasland mit Büffel- und Antilopen-
Herden herrschen vor. Hier Jauude. In Deutsch-Adamaua: Ngaümdere
und Garüa, dieses am Benue.
3. Deutsch-Bornu, das völlig ebene Gebiet um den Tsadsee, ist zumeist
ein äußerst fruchtbares, dichtbesiedeltes Ackerbauland, das unter der Herrschaft
mehrerer Sultane steht. Sitze derselben sind Dikoa, der Hauptmarktplatz, und
Gulfei am Schari. ,
Das Küstengebiet von Kamerun gehört zu den niederschlagreichsten Gebieten
der Erde (4 m und mehr) und der Lateritboden ist hier vielfach mit verwittertem
Basalt durchsetzt. Im Verein mit der tropischen Wärme ergibt sich aus diesen
Verhältnissen ein Pflanzenwuchs von ungewöhnlicher Üppigkeit. Die Umgebung
des Tsadsees gehört zu den bestbebauten Ländern Junerafrikas.
Das Schutzgebiet Kamerun gilt daher als die fruchtbarste
der deutschen Kolonien in Afrika.
Tie wirtschaftliche Entwicklung der Kolonie liegt zum guten Teil in der
Hand großer Gesellschaften.
Bewohner. Die Bewohner der Kolonie gehören vorwiegend den heidnischen
Bantnnegern an, so die handeltreibenden Duala an der Küste; im Innern
wohnen vielfach viehzüchtende und ackerbautreibende Fulbe (s. S. 16), in Adamaua
und Boruu handeltreibende Haussa.
Verkehr. Die Kolonie steht wie Togo mit Hamburg durch die Woermann-
und die Hamburg—Amerika-Linie in regelmäßiger Dampferverbindung. Auch ist
der Bau einer Eisenbahn von der Küste nach dem Tsadsee in Aussicht genommen.
Die erste Teilstrecke derselben, Duala-Mauengubagebirge (160 kin), die
den Urwald durchschneidet und das Grasland erreicht, ist bereits in der Aus-
führuug begriffen. Den Süden der Kolonie soll die Linie Duala — Edea —
Widimenge (am Njongflnß) erschließen (360 km). Mit deren Bau ist ebenfalls
schon begonnen.
Die Kolonie Deutsch-Ostafrika.
Grenzen, Größe, Bevölkerungszahl. Deutsch Tstasrika zieht hart
vom Äquator an gegen Süden (von 1° bis 11° s. Br.) und erstreckt sich von
Britisch-^stasrika im N. bis zum Njassasee und dem Rovuma im S. und binnen-
wärts von der Küste an den Viktoria-Njansa und den Tknganjika. Es umfaßt
i) Der durchlässige Lateritboden macht die Landschaft vielfach zur Steppe.
Kibo mit Kaiser Wilhclmspitze, Slso m Mavcnsi, 5545 m
Der Kilima-Ndscharo, nach Originalbild des Freiherrn von Pechmann.
Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Krater von 2 km Durchmesser und 200 m Tiefe. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan einen Gletscherstrom
durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Durch eine Verlegung des Ausbruchskraters
entstand später der Kibo. Im Vordergrunde die ostafrikanische Steppe mit Schirmakazien.
Afrika. 29
einen Flüchenraum von 1 Mill. qkm, hat also fast die doppelte Größe Deutsch-
lands, indes nur 7 Mill. Einw. (Bayern: 6,5 Mill.).
Deutsch-Ostafrika ist unsere größte
und volkreichste Kolonie.
Verkehrslage. Die Gegengestade seiner Küste bilden die beiden alten
Kulturländer Arabien und Indien, zu denen seit alten Zeiten lebhafte Handels-
beziehnngen bestehen. Der Mittelpunkt dieses Verkehrs ist die englische Insel
Sansibar, die wichtigste Eingangspforte an der ganzen Ostafrikanischen Küste.
Die Kolonie erfreut sich somit einer günstigen Verkehrslage.
Küste und Küsten ebene. Die Küste verdankt ihre Bildung teils den
rissbanenden Korallen, teils den Anschwemmungen der Flüsse; auch die vor-
gelagerten Inseln: Pemba, Sansibar und Mafia, von denen nur die letztere
deutscher Besitz, sind Korallenbauten. Daher ist die Zufahrt gefahrvoll und
nur dort, wo das einströmende Fluß- und Brackwasser keine Korallentiere leben
läßt, finden sich größere Seetiefen. Die Küste ist hiernach meist flach und an
wirklich guten Häfen arm.
Zu den besten Hafenplätzen zählen folgende: Daressalam, 21000 Einw.,
Sitz der Regierung; nördlich davon Pangani und Tanga; südlich Kilwa,
Lindi und Mikindani. Bagamojo hat nur eine offene Reede; von hier
aus führt eine Karawanenstraße über Tabora nach den großen Seen.
Die mittlere Jahreswärme der Küste beträgt 26° und bleibt durch alle
Jahres- und Tageszeiten ziemlich unverändert. Das Klima hat Tropencharakter.
Da das Land im Gebiete des Südostpassates liegt, empfängt es feine
Niederschläge vom Indischen Ozean her; sie weisen zwar starke Schwankungen
aus, sind aber in einzelnen Teilen, besonders au den Ostabhängen der Rand-
gebirge, meist ansehnlich. Hier entspringen denn auch alle größeren Flüsse. Eine
nur bescheidene Stromentwicklnng erreichen die Flüsse Wami und Kingani,
da hier der ozeanische Abhang Ostafrikas seine geringste Breite hat. Länger ist der
am Kilimandscharo wurzelnde Lauf des Pangani. Rudfidschi und Rovüma
im Südeu haben geräumigere Wassergebiete, da hier die Randgebirge von der
Küste zurückweichen. Alle diese Flüsse führen Wasser zu allen Jahreszeiten, sind
indes infolge von Stromschnellen höchstens im Unterlaufe schiffbar.
Binnenland. Den westlichen Saum der Küstenebene begrenzen die
malerischen, Wasser- und waldreichen Randgebirge des Ostafrikanischen Plateaus:
das Nsambära-, Usagära- und Uhehegebirge; dieses, bis gegen 2000 in
hoch, tritt in weitem Bogen bis an den Nyassasee zurück. Auf die Rand-
gebirge folgt dann eine tiefe G r a b e n f e n k n n g, an deren Nordende der K i l i m a n -
dscharo aufsteigt. Sie scheidet die Randgebirge von den ausgedehnten Hoch-
flächen des Innern (1000 ra und darüber), die sich bis zur Einbruchsspalte der
großen Seen erstrecken. Weite Strecken dieses Gebietes sind abflußlos und
leiden unter langer Trockenheit. Auch besteht der Boden vorherrschend aus
Laterit, jenem Gestein, das so leicht der Landschaft den Charakter der
Steppe oder Wüste verleiht. Infolge davon bilden Savannen mit manns-
hohen Gräsern und Strauchsteppen die vorwaltende Vegetationsform des Ost-
afrikanischen Plateaus.
Fischer-Geistbeck, Erdk. f. Höh. Mädchenschulen. IV. Teil. 3
<Nlich einer Slnsnahmc des Reichskolonialamtes.)
Morogoro (S20 ra) am Ulugurugebirge (2S00 m).
Morogoro liegt an der sog. Zentralbahn, die von Taressalam über Kilossa, Mpapua und Tabora (1260 m) nach
Udschidschi am Tanganjikasee geplant ist. Sie wird z. Z. von Morogoro (2K0 km von der Küste) um weitere gl) km bis
Kilossa verlängert. Das Ulugurugebirge. eine aus dem Tieslande ausragende Gebirgsinsel, hat infolge der herrschenden
Passatwinde reichere Niederschläge als das innere Gebiet und daher Urwald; seine Glimmerlager werden zu technischen
Zwecken ausgebeutet.
lAus „Lichtbilder für den geographischen Unterricht", Th. Benzinger, Stuttgart.)
Massaidorf.
Zwischen der deutschen Zentralbahn und der britischen Ugandabahn dehnt sich die Massaistepp--aus der^n Bewohner
früher gefürchtete Räuber, jetzt durch die Rinderpest verarmt und unschädlich sind. Tie Fiasiai sind ein kräftiges
Hirtenvolk.
Afrika. 31
Produkte von Deutsch-Ostafrika. Es wird besonders die Erzen-
gnng jener Produkte erstrebt, die das ganze Land hervorbringt und für welche
sich stets Absatz sindet. Als solche tropische Massenprodukte sind zu nennen:
die Getreidearten des Landes (Mais und Reis), Ölpflanzen (Sesams,
Erdnuß, Kokospalme), Gespinstpflanzen (Sisalagave, Bastbanane) und die
hochwichtigen, von der Industrie so stark begehrten Artikel Kautschuk und
Baumwolle. Der Anban von Baumwolle ist in den deutschen Kolonien des-
halb von besonderer Wichtigkeit, weil unsere einheimische Textilindustrie im Jahre
über 400 Mill. Mark für Baumwolle ausgibt. Für deren Erzeugung ist der Boden
in Ostafrika wie in Togo bestens geeignet^). Die..Gewinnnng der vorgenannten
tropischen Massenartikel, vornehmlich von Hanf, Öl, Kautschuk und Baumwolle,
sichert wohl auch die Zukunft Deutsch-Ostafrikas. Zeitweise bewirken freilich
Heuschreckenplage und Dürre großen Schaden. Reich vertreten ist ferner die
Tierwelt. Ganze Herden von Antilopen und Zebras durchstreifen die Ebene;
auch Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich häufig, Löwe und Elefant sind
dagegen seltener geworden. Mineralschätze fehlen ebenfalls nicht. Festgestellt
ist z. B. das Borkommen von Steinkohle (am Nyassasee), von Glimmer im
Ulugurugebirge. Auch Gold ist schon erschürst worden.
Zurzeit werden hauptsächlich ausgeführt Sisalhauf, Kautschuk, Häute und
Felle, Bienenwachs, Kopra, Elfenbein, Kaffee, Sesam, Kopal usw.
Verkehrsmittel. Von größter Wichtigkeit für die Weiterentwicklung
Ostasrikas wie der übrigen Kolonien ist die Herstellung von Eisenbahnen. Bis
heute können Waren nach dem Innern von Ostafrika nur auf dem Kopfe der
Neger befördert werden. Diese Beförderungsart aber ist zu kostspielig^) und
raubt dem Lande die nötigen Arbeitskräfte. Pferde und Rinder erliegen der
mörderischen Tsetsefliege, das Kamel dem Klima. So bleibt zur Erschließung
des Landes nur der Schienenstrang übrig. Ostafrika besitzt bereits die Usam-
barabahn, die von Tanga,nach Mombo und dem Panganifluß (132 km)
führt und die Küste mit den Kaffeeplantagen im Usambaragebirge verbindet. Eine
zweite Linie, Daressalam — Moro goro (220 km), erschließt die mittleren
Landschaften der Kolonie. Ihre Fortsetzung nach dem bedeutenden Handelsplatze
Tabora wird bereits ausgeführt. Den Nyassasee befährt der deutsche Dampfer
„Hermann von Wißmann", den Tanganjikasee der Dampfer „Hedwig von Wiß-
mann", den Viktoria-Njansa die deutsche Alumininmpinasse „Ukerewe". Dampfer-
stationen dieser Seen sind: am Nyassa: Lonzenburg, am Tanganjika:
Bismarckburg und Udschidschi; am Viktoria-Njansa: Bnkoba und
Mnansa.
Bevölkerung. Die Bewohner, größtenteils Bantnneger, treiben Ackerbau.
An der Küste sind seit alters Araber und Inder ansässig; in ihren Händen
liegt der Handel. Aus dem Verkehr der Küstenneger mit den Arabern ist die
0 Eine Krautpflanze, deren Samen gutes Öl liefern.
2) Die Baumwollausfuhr von Deutsch-Ostafrika erreichte 1906 bereits 183 000 kg.
3) Man rechnet, daß eine Negerkarawane täglich 15—20 km zurücklegt und hierbei den
Zentner beförderter Ware um 8 M., die Tonne um 80 M. verteuert, so daß die Tonne durch-
schnittlich im Innern 800—1600 M. mehr kostet als an der Küste.
(Nach einem Aquarell von Prof. I)r. PechiielLoesche. (frlniiflen.)
Milchbuschwüste in der Namib in Dentsch-Südwestasrika.
„Der wüste Küstensaum von Südwestafrika, die Namib, wo nur eine kümmerliche Tau- und Siebelvegetation, darunter die Welwitschia gedeiht, trägt strichweise auch Euphorbienbestände.
die sogenannten Milchbüsche. Tie seltsamen Gewächse bieten einen Anblick, als wäre das Ödland mit unzähligen, bis etliche Meter großen Heuschobern besetzt. Abgestorbene
Stücke brennen vortrefflich. Tie Bestände leiten vielfach zur Strauchsteppe über." lPechuel-Loesche: Znr Kenntnis des Hererolandes. „Das Ausland" 1886. S. 872. 890.)
Afrika. 33
Sua helisprache entstanden^ die Handelssprache des Tropischen Ostafrika. Zur
Auswanderung für Deutsche ist die Kolonie, schon wegen des gefährlichen Tropen-
klimas, größtenteils nicht geeignet. Immerhin fehlt es nicht an Landstrichen, die
auch von Weißen besiedelt werden können.^
B. Das Kustertropifche Südafrika.
Oberfläche. Es ist ein Steppenplateau von 1200 m Meereshöhe, das
in Terrassen zu den Küsten hin abfällt. Die stärkste Gliederung hat der Süd-
rand, das Kapland. Man unterscheidet hier die Küsten ebene, die höher
gelegene Karroosteppe (karrn — hart, da der Steppenboden in der trockenen
Jahreszeit zur harten Fläche austrocknet), im N. begrenzt von den Nieuwe-
veld Bergen (nüwefeld), und endlich die oberste Terrasse mit dem Oranje-
slusse. Die Hochfläche nördlich vom Oranje erfüllt zum größten Teil die
Kalaharisteppe.
Klima und Erzeugnisse. Die Temperatur wird durch die beträchtliche
Erhebung des Bodens erniedrigt, so daß hier dauernde Niederlassungen
der Europäer ohne gesundheitliche Gefahren möglich sind. Große Verschieden-
heit zeigt das Gebiet hinsichtlich der Niederschlage. Der südlichste Teil erhält
wie Südeuropa subtropischen oder Winterregen. Der größere nördliche Teil ist
in der W.-Hälfte, der die Kalaharisteppe angehört, regenarm; der östliche Teil
empfängt noch tropischen Regen. — Der Steppenboden begünstigt die Viehzucht,
namentlich Schaf-, Straußen- und Angoraziegenzucht. Die südlichen
Küstenstriche erzeugen Wein, Südfrüchte, Mais und Weizen. Überdies
birgt der Boden reiche Schätze an Gold und Diamanten, auch ausgedehnte
Kupferlager finden sich. Das Außertropische Südafrika bildet ein wichtiges
Gebiet europäischer Kolonisation. Der dortige englische Besitz ist nach Indien
das wichtigste Kolonialgebiet Englands.
Bevölkerung. Die eingeborene Bevölkerung besteht im O. aus den
kräftigen Kaffern, unter denen die Zulus am höchsten stehen. Ihnen ver-
wandt sind die Hererö und Ovambo im Westen; sie sind Zw.eige der Bantu-
neger. Im Innern und im W. wohnen Buschmänner und Hottentotten,
gelbe, hellfarbige Stämme, vermutlich in die Wüste gedrängte Reste der asrika-
nischen Urbevölkerung. Die Buschmänner sind sehr klein von Gestalt und leben
ausschließlich von der Jagd in den Gebirgen und Steppen. Die Hottentotten
sind großenteils oberflächlich zivilisiert und Viehzüchter oder Arbeiter. — Von
Weißen sind in ganz Südafrika über ^ Million niederländischer Ansiedler
(Bürens), an 200000 Engländer und gegen 40000 Deutsche. In den Besitz
teilen sich England und das Deutsche Reich. \
Englisches Kolonialgebiet. I. Der Südafrikanische Staatenbund; er umfaßt
4 Provinzen: 1. das Kapland. Die Europäer haben hier fast alle europäischen
Obst- und Getreidearten eingeführt. Ganz besonders gedeihen bei dem trockenen
Klima des Innern die Schafzucht und die Straußenzncht. Reich ist das
Kapland auch an Kupfer, und um Kimberley (30000 Einw.) liegen die
Boer (bür) niederländisch — Bauer.
Schirmakazie mit Hottentottenhütte
links daneben Aloöbaum.
Auasberge, 2000 111.
Windhuk 1630 m.
(Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder, Verlag von Leutert Schneidewind, Dresden.)
Steppe bei Windhuk.
Im Vordergrunde Ausmarsch („Trekk") nach einer entfernten Station. Ein Hereroreiter führt die Herde südafrikanischer
Rinder und Fettschwanzschafe. Durch Steppengras und Dornstauden geht meilenweit der Weg über Sandboden und
Steingeröll.
Waterbcrg 1900 in.
(Aus „Lichtbilder fiir den geographische» Unterricht", Th. Benzinger, Ztuttgart.)
Landschaft am Waterberg, nördlich von Windhuk.
Am Waterberg, einem 100 km langen Sandsteinriff, treten in dem wasserarmen Lande Quellen zutage, die die Anlage
von Farmen begünstigen. Hier sammelten sich 1904 die aufrührerischen Herero, nachdem sie vorher die deutschen
Farmen in Brand gesteckt und zahlreiche Weiße ermordet hatten. Von den deutschen Truppen umzingelt, erlag hier der
Kern dieses Bantuvolkes, der Rest wurde gefangen oder in das Sandfeld versprengt.
Afrika.
35
berühmten Diamantselder Südafrikas. An der Küste Kapstadt am Tafelberg, mit
Vororten 170000 Einw., Haupteinfuhrplatz und Haltpunkt für Indien- und Australien-
sahrer, auch Sitz des Bundesparlamentes. — An der SO.-Ecke Port Elizabeth,
30000 Einw., ein lebhaft aufblühender Handelsplatz mit vielen Deutschen;
2. Natal an der O.-Küste, eine sehr fruchtbare Landschaft, wo schon das Zucker-
rohr gedeiht. An der Küste: Durban;
3. die Oranjekolonie und 4. Transvaal. Beide Kolonien bildeten bis vor
kurzem die Buren-Freistaaten: den Oranje-Freistaat und die Süd-
afrikanische Republik. Sie waren von niederländischen Ansiedlern oder Buren,
die aus Unzufriedenheit mit der englischen Regierung aus dem Kaplande auswanderten,
in jahrelangen Kämpfen mit den kriegerischen Eingeborenen gegründet worden. Diesen
Pionieren europäischer Kultur ist die wirtschaftliche Erschließung des Kaplandes und
seiner angrenzenden Gebiete zu verdanken. Nach einem langwierigen und heldenhaften
Freiheitskampfe erlagen die Buren 1902 der englischen Übermacht. — Die Kolonie
Transvaal besitzt Goldfelder von so großer Ergiebigkeit, daß sie heute uuter den
golderzeugenden Ländern der Erde mit an erster Stelle steht. Die Hauptfund-
gebiete liegen im sogenannten Witwatersrandgebiete um Johannesburg, die
größte Stadt Südafrikas mit 160000 Einw. — Pretoria ist Sitz des General-
gonverneurs des Staatenbundes.
II. Britisch-Zcntralafrika nebst Rhodesia; es umfaßt das zumeist von Bantn-
negern bewohnte Tafelland zu beiden Seiten des oberen Sambesi und westlich vom
Nyassasee. Hauptorte sind Bulawayo und Salisbury (ßälsberi), beide an der
Fortsetzung der von Kapstadt nordwärts führenden Bahnlinie; Salisbury hat
außerdem Schienenverbindung mit Beira an der Sofalabai, Bulawayo mit den
Sambesifällen.
Die Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
Grenzen, Größe und Einwohnerzahl. Deutsch-Südwestafrika er-
streckt sich zu beiden Seiten des südlichen Wendekreises vom Cunene bis zum
Oranje und von der Küste bis zum 20. bzw. 21. Meridian ö. L.; es wird im
S. und O. von Britisch-Südasrika und im N. von portugiesischem Besitz begrenzt.
Der Flächeninhalt der Kolonie beträgt 823000 qkm, ist somit etwa 1% mal
so groß als der des Deutschen Reiches. Unter den deutschen Kolonien Afrikas
steht Deutsch-Südwestafrika nach seiner Größe an zweiter Stelle. Dagegen zählt
es nur etwa 200000 Einw., eine Tatsache, welche die Ungunst der natürlichen
Verhältnisse der Kolonie grell beleuchtet.
Die Küste. Längs der Küste erstreckt sich die sog. Namib, ein 20—100 km
breites Gebiet, das großenteils Sanddünen und Felswüsten einnehmen. Dazu fehlt
es der Küste an guten Häsen. Die besser zugängliche Walfischbai untersteht
englischer Herrschaft, Angra-Pequeua (pekena) oder Lüderitzbucht hat
kein Trinkwasser, und die Swakopmüudung bedarf künstlichen Schutzes durch
Molenbauten. Die Küste hat eine höchst ungünstige Natur.
Im Tal des Swakop ist das Hochland am leichtesten zu erreichen; daher
sührt jetzt eine Eisenbahn von Swakopmund nach dem Regierungssitz Windhuk
im Innern (382 km). Eine weitere Bahn verbindet Lüderitzbucht über
Kubub mit Keetmanshoop und Kalksontein.
Das Binnenland. Das Land steigt von der Küste zur Plateauhöhe
an Mndhuk 1630 m), senkt sich aber wieder gegen die Kalahari (Ngamisee
36 Länderkunde.
930 m). Eine Unmenge einzelner Kuppen (Kopjes) und eine große Zahl
schroffer Bergzüge (bis zu 2000 m und darüber ansteigend), besonders in Damara-
(Dämara) nnd Namaland, überragen den Sockel der Hochebene und erschweren
die Zugänglichkeit und Beherrschung des Landes. In seiner Gesamtheit stellt
das Schutzgebiet ein ausgedehntes Hochland dar mit einer Sockelhöhe von 1000 m
und darüber.
Klima und Produkte. Der vorwaltende SW.-Wind führt Luft
von dem kühlen Meeresstrom, der die ganze Küste nordwärts begleitet, ins Land.
Da dieses aber immer wärmer ist als die Seelnft, kommt es selten zn Nieder-
schlagen. Tiefer im Land fallen im südlichen Sommer mitunter Regen, aber
dann wolkenbruchartig und unter Gewitterentladung, wobei die sonst trockenen
Flußbetten mit wilden Strömen sich füllen. In der tropischen Nordhälfte mehren
sich die Niederschlüge. — Wie in allen pflanzenarmen Steppen und Wüsten
bestehen große Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter, zwischen
Tag und Nacht. Im Sommer steigt die Wärme an manchen Tagen auf 50 °C,
im Winter fällt das Thermometer zuweilen bis —8°C. Ebenso folgen auf
heiße Tage bitterkalte Nächte. Das Klima des Schutzgebietes stellt eine Vereiui-
gung von Steppen-, Wüsten- und Hochlandklima dar mit dem Hauptmerkmale
außerordentlicher Trockenheit.
Infolgedessen hat das Binnenland die Natur einer dürren Steppe, die,
soweit nicht Felsgeröll auftritt, mit Dornbusch, trockenen Grasbüscheln und
Akazien bedeckt ist. Das in trockenen, braunen Büscheln wachsende Gras liefert
übrigens ein äußerst nahrhaftes Futter für Rinder, Schafe, Ziegen uud Pferde.
Südwestafrika ist daher von der Natur nicht für den Ackerbau, sondern wie das
Kapland für die Viehzucht bestimmt.
Bei ausreichender Anlage von künstlichen Brunnen, Teichen und Stau-
Vorrichtungen kann namentlich das Damaraland sLand der Hererö) für die Rind-
Vieh-, Pferde- und Straußenzucht, das Nama-(Hottentotten)land für die Zucht
des Wollschafes und der Angoraziege Bedeutung erlangen. Zuweilen werden
freilich die Viehzüchter durch die unter den Herden auftretenden Krankheiten
schwer geschädigt.
Von Mineralschätzen sind die reichen Otavi-Knpserminen zn erwähnen,
nach welchen von Swakopmnnd eine Bahn von 570 km Länge sbis T s n m e b)
führt. Neuestens werden nächst Lüderitzbucht zahlreiche Diamanten gefunden.
Auf dem Mineralreichtum der Kolonie beruht wohl auch deren Zukunft.
Ausgeführt werden zurzeit hauptsächlich Rinder, Häute, Wildfelle, Straußen-
federn, Diamanten, Kupfer und von den an der Küste gelegenen, aber in eng-
lischem Besitz befindlichen Gnano-Jnseln Guano.
B e s i e d e l u n g.
Große Bedeutung hat Dentsch-Sndwestafrika dadurch, daß
es infolge seines vorwaltend subtropischen Klimas von
deutschen Auswanderern besiedelt werden kann.
Massenauswanderung dorthin ist übrigens bei dessen Naturcharakter aus-
geschlossen. Gefährlichere Fieber treten im tropischen Amboland auf. —
Afrika.
37
Ein volles Drittel der Kolonie liegt in den Händen von sechs großen Land-
gefellschaften.
Bevölkerung. Die Bevölkerung der Kolonie ist sehr spärlich und über-
dies bunt gemischt. Es lassen sich unterscheiden:
1. Neste der früheren Urbevölkerung Afrikas, und zwar in der
Südhälfte der Kolonie: die Hottentotten oder Nama, die sich eine ober-
flüchliche Kultur angeeignet haben und Viehzucht treiben, dann die Busch-
männer; wichtigere Wohnorte sind hier Bethanien und Keetmanshoop.
2. Die Nordhülfte der Kolonie, das Dämara- und Amboland, haben
Bant n neger inne, unter denen die Her er ö im Damaraland den mächtigsten
Stamm bildeten. Sie haben infolge des Aufstandes stark gelitten; Hauptort der
Herer6 ist Otjimbingwe am Swakop.
3. Bastards; das sind Mischlinge von Weißen und Hottentotten.
4. Weiße, unter welchen die Deutschen mit 5000 Seelen am stärksten
vertrete ^
A. Im Atlantischen Ozean: Die Azoren gehören den Portugiesen
und sind reich an Ananas und Bataten^). — Madeira (mabera), gleichfalls
portugiesisch, hat ausgezeichnetes Klima und Weinbau. — Die Kanarischen
Inseln südlich von Madeira sind die frühere Heimat des Kanarienvogels. Die
größte der Inseln ist Tenerife; auf ihr der Pik von Tenerife, ein tätiger
Vulkan, 3700 m hoch. Die südwestlichste Insel ist Ferro, seit dem 17. Jahr-
hundert bis in die jüngste Zeit Ausgangspunkt sür die Zählung der Meridiane.
Die Inseln sind spanisch. — Die Inseln des Grünen Vorgebirges, westlich
vom Kap Verde (werde), daher auch die Kapverdischen Inseln genannt,
gehören den Portugiesen. — Die vier Guinea-Inseln im innersten Teile des
Gninea-Busens; die beiden äußeren sind spanisch, die beiden mittleren portu-
giesisch. — Die zwei englischen Inseln Ascension und St. Helena liegen
weitab vom Festland.
B. Im Indischen Ozean: Madagaskar, durch den Kanal von Mozam-
bique vom Festlande getrennt, zählt zu den größten Inseln der Erde (fast so
groß wie Österreich-Ungarn). — An der O.-Seite der Insel erheben sich hohe
Gebirge, die jedoch den hier herrschenden NO.-Winden die Feuchtigkeit entziehen,
so daß besonders die Niederungen im SO. Steppen- und Wüstencharakter zeigen.
Pflanzen und Tierwelt sind zum Teil nicht afrikanisch, ein Zeichen, daß die
Insel schon sehr frühe vom Kontinent losgerissen wurde; die Tierwelt ist be-
sonders durch die Lemuren oder Halbaffen gekennzeichnet, die großen Land-
füugetiere dagegen fehlen. — Die Bevölkerung wird auf der afrikanischen Seite
von den Sakalaven (Bantnnegern), auf der asiatischen Seite von malaiischen
Stämmen, z.B. den Hovas, gebildet; sie sind das herrschende Volk. — Die
Hauptstadt ist Tauanariwo (t) im inneren Bergland, 50000 Entw. — Die
Insel ist französische Kolonie. — Die Insel Sansibar (s. S. 25).
') Sog. süße Kartoffeln, Knollen eines Windengewächses.
38 Länderkunde.
Die Komoren zwischen dem nördlichen Ende von Madagaskar und dem
Festlande; die Inseln stehen teils unter französischem Schutz, teils sind sie
französisches Kolonialgebiet. — Die Maskarenen östlich von Madagaskar;
darunter die beiden durch ihren Anbau von Zuckerrohr berühmten Inseln
Reunion und Mauritius; ersteres ist französisch, letzteres englisch. —
Die Gruppen der Amiranten und Seychellen (ßeschellen) nördlich von Mada-
gaskar, beide englisch; ebenso Socotra (sokötra), eine Felseninsel vor der Ost-
spitze Afrikas-^ \
Allgemeiner Überblick.
Lage. Mit der Festlandsmasse von Europa-Asien besitzt Afrika nur in der
schmalen Landenge von Suez unmittelbaren Zusammenhang; aber an der Straße
von Gibraltar, bei Sizilien, dann in der ganzen Länge des Roten Meeres bis zur
Straße von Bab-el-Mandeb ist die Trennung von den beiden Erdteilen nur schmal
und von jugendlichem Alter. Pflanzen- und Tierwelt sowie der Mensch und seine
Kultur bekunden daher im Norden und Nordosten eine nahe Beziehung zu den
Nachbarerdteilen.
Gestalt und Gliederung. In seiner Gestalt hat Afrika Ähnlichkeit mit den
beiden anderen südlichen Festländern, mit Südamerika und Australien. Die Nord-
halste bildet ein plumpes, ungegliedertes Viereck, die Südhälfte ist dreieckig zugespitzt.
Von den beiden Syrten an der Nordküste und dem Horn der Somalhalbinsel ab-
gesehen, fehlt fast jede charakteristische Gliederung der Küsten; namentlich entbehrt der
Erdteil der für die Entwicklung der Seeschiffahrt so überaus wichtigen Küsten in seln
nahezu gänzlich. Afrika ist ein Stamm ohne Zweige, ein Rumpf ohne Glieder. Es
hat den allereinförmigsten Küstensaum, die allerdürftigste Jnselbildnng und auch die
unzugänglichsten Küsten. Die Wüste erstreckt sich bis ans Meer und erzeugt gefähr-
liche Sandbänke; an verschiedenen Stellen erschwert starke Brandung das Landen; die
Zahl der guten Häfen ist äußerst gering. All diese Umstände erklären es, daß der
Neger kein Seefahrer geworden ist. Nur an der Küste des Mittelmeeres erwuchs in
inniger Berührung mit europäischer Gesittung ein seefahrendes Volk, allerdings eines
der größten des Altertums, das der Karthager.
Bodengestalt. Seinem Aufbau nach ist Afrika, mit einziger Ausnahme des
Atlasgebirges, einer jungen, gefalteten Erhebung, die zum südeuropäischen Faltensystem
gehört, ein altes Schollenland. Es besteht aus einem Grundgebirge von Gneis,
Granit und kristallinen Schiefern, das frühzeitig gefaltet und wieder abgetragen worden
ist. Darüber liegen in großer Ausbreitung ungefaltete Schichtgesteine.
Einförmigkeit kennzeichnet auch den Oberflächenbau Afrikas. Der Erdteil
besteht vorherrschend aus Hochland und die weitaus überwiegende Form des Hoch-
landes ist das Plateau. An den Küsten erstreckt sich fast allenthalben nur ein ver-
hältuismäßig schmaler Tieflandstreifen. So erweist sich Afrika infolge seiner Boden-
gestaltung gleichfalls nur wenig zugänglich, da man sogleich von der Küste aus zu
beträchtlicher Höhe emporzusteigen hat. Dazu kommt, daß die Hochflächen teils
Steppen-, teils Wüstencharakter an sich tragen. Ganz besonders bedeutungsvoll für
die Gesittungsgeschichte Afrikas wurde der Wüstengürtel, der sich vom Atlantischen
Ozean quer durch den Norden des Erdteils bis zum Roten Meer erstreckt. Während
nämlich der nördliche Saum des Weltteils für alle Segnungen der mittelmeerifchen
Kuttur empfänglich war, blieb die südliche Hälfte infolge der Unwegsamkeit der Wüste
mehr auf sich selbst angewiesen und verharrte demzufolge auf tiefer Kulturstufe.
Afrika.
39
Bewässerung. Viel trug zur Verschlossenheit des dunklen Erdteils die Natur
seiner Flüsse bei. Sie sind an der Mündung vielfach versandet und behindern in
ihrem Mittellauf durch Wasserfälle und Katarakte streckenweise die Schiffahrt. Neuestens
wurden aber auch die Flüsse Afrikas Lebensadern des Verkehrs und sie werden es
täglich mehr. Nicht weniger als gegen 40 Dampfer verkehren bereits heute auf dem
Kongo; auch Nil, Niger und Sambesi sind dem Dampferverkehr eröffnet, ebenso die
großen Ostafrikanischen Seen. Menschliche Tatkraft hat endlich die natürliche Ab-
geschlossenst des dunklen Erdteils überwunden.
Klima. Afrika ist unter allen Erdteilen der heißeste. Fast 4/s liegen in der
heißen Zone. Dieser schon durch die Lage des Erdteils bewirkte tropische Charakter
des Klimas wird aber noch durch mannigfache Ursachen gesteigert. So entbehrt Afrika
infolge seiner äußerst geringen Gliederung des ausgleichenden Einflusses des Ozeans,
Randgebirge wehren den kühlenden Winden des Meeres den Zutritt ins Innere,
große Flüsse fehlen auf weite Strecken fast gänzlich und die weiten, jeder Pflanzen-
decke entbehrenden Landstrecken erhitzen sich ungemein stark.
Mit Rücksicht auf die Niederschläge sind folgende Zonen zu unterscheiden:
das Gebiet der äquatorialen Regen; es zeichnet sich aus durch reich-
lichen Regenfall zu allen Jahreszeiten. Die hohe Temperatur bewirkt starke Ver-
dunstung und aufsteigende Luftströme, die fast täglich Wolkenbildung und heftigen
Gewitterguß erzeugen;
das Gebiet der tropischen Regen; es erstreckt sich über den größten
Teil von Südafrika; die Regen fallen hier hauptsächlich während und etwas nach
dem Zenitstande der Sonne; man teilt hier das Jahr in eine nasse und eine trockene
Jahreszeit;
die afrikanische Monsunzone, zwischen 5° und 18^n. Br.; es herrschen
hier zur Zeit unseres Sommers von heftigen Regen begleitete Seewinde;
die regenarmen Gebiete; sie umfassen die Sahara und den sw. Teil Süd-
afrikas; beide Gebiete stehen fast immer unter dem Einflüsse trockener Winde;
die Gebiete der subtropischen Regen; hierher gehören der äußerste SW.
Afrikas und der ganze Mittelmeersaum; der Regen fällt hier vorzugsweise im Winter.
Erzeugnisse. Lange galt Afrika als ein Gebiet, das fast aller wirksamen Lock-
mittel für fremde Besiedelung entbehre. Weder ein Erzeugnis des Mineral- noch
Länderkunde.
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Geb.v.Tibesti 2500
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I Wasserscheide zwischen
f Tsad u.Kongo.
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Wasserscheide zwischen
Kongo uSambesi 1400
Njamisee 900
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Ora nje
> Kompassber$ 2700
Karroo 1000
des Pflanzenreiches war bekannt, das irgendwelche
Anziehungskraft auf fremde Völker ausgeübt hätte.
Lediglich Elfenbein und bis fast in die allerneueste
Zeit auch Sklaven bot der Erdteil dem Handel als
Gegengabe. Infolge davon sind denn auch die euro-
Peuschen Niederlassungen in Afrika lange dürftig und
bedeutungslos geblieben. Die jüngsten Jahrzehnte
haben indes in dieser Beziehung einen ganz gewaltigen
Umschwung der Dinge herbeigeführt. Die nähere
Durchforschung des Erdteils ergab nämlich die völlige
Unrichtigkeit der Anschauungen, die bisher über ihn
verbreitet waren.
Seine Gold- und Diamantenschätze übertreffen
die aller Kontinente; auch Eisen und Kohle sind in
dem Erdteile vertreten und in der Sahara finden sich
ausgedehnte Salzlager. Stark begehrte Erzeugnisse
des Pflanzenreichs sind Korkrinde, Halsa, Palmöl und
Kautschuk; auch die Anpflanzung von Nutzgewächsen
nimmt von Jahr zu Jahr zu. Desgleichen spielen
tierische Erzeugnisse Afrikas bereits eine ansehnliche
Rolle im Handel; außer Elfenbein namentlich Wolle
und Straußenfedern. Im übrigen teilt Afrika infolge
seiner Landverbindung mit Asien und seiner nahen
Berührung mit Europa die Tier- und Pflanzenformen
Europa-Asiens. Mit Asieu hat es die größten Land-
tiere und die menschenähnlichen Affen, mit Europa
viele Haustiere gemein.
Afrika ist nicht arm an Lockmitteln
des Verkehrs, es besitzt sogar einen
ganz bedeutenden Reichtum an Er-
Zeugnissen aus allen drei Reichen
der Natur und ist deshalb in
unseren Tagen ein sehr wertvolles
Kolonialgebietfür europäische Völker
geworden.
Bevölkerung. Zahl und Dichte. Die Be-
völkerung Afrikas schätzt man auf 140 Mill.; auf
1 qkm treffen hiernach etwa 5 Menschen. Afrika steht
somit weit hinter der relativen Bevölkerung Asiens
zurück.
Fast ganz unbewohnt sind oder nur sehr ge-
ringe Dichte haben die Sahara und, abgesehen vom
Kaplande, auch das südliche Südafrika; denn dieses
ist gleichfalls vielfach Wüste, höchstens Steppe, über-
dies an den Rändern gebirgig und deshalb schwer
zugänglich. Höher steigt die Dichte in Zentralafrika,
wo die reichlichen Regen die Fruchtbarkeit des Bodens
bedeutend erhöhen. Die stärkste relative Bevölkerung
besitzt das eigentliche Ägypten im Niltal, vor allem
das Nildelta (hier bis zu 400 Einw. ans 1 qkm).
Afrika.
41
Absta m m ung. Die Einwohner Afrikas verteilen sich auf 4 Rassen; die
mittelländische, die Negerrasse, die südafrikanische und die malaische Rasse.
a) Zur mittelländischen Rasse zählen die Völker im Norden des
Erdteils, ferner die Abessinier und die Juden, welch letztere besonders
zahlreich in Marokko, Tunis und Tripolis wohnen. — Europäer finden sich
namentlich am N.- und S.-Rande.
b) Der Negerrasse sind angehörig die Sudan- und Bantuneger; erstere
haben ihre Sitze nördlich, letztere südlich des Äquators.
c) Die südafrikanische Rasse wird gebildet von den Hottentotten und
Buschmännern.
ä) Die malaiische Rasse ist auf Madagaskar vertreten in den Hovas.
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Iiaukasier
Neger
Hottentotten u.
Buschmänner
Malaien
Bölkerkarte.
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Heiden-
9//M CkrirtcTL.
Rcligionskarte.
Religion. Ein großer Teil der Neger ist dem Heidentum ergeben und zwar
vielfach der niedersten Art desselben, dem Fe tisch dienst. Danach kann nämlich
alles, was die Blicke der Wilden auf sich zieht, Sitz der Gottheiten werden. (Fetisch
von dem portugiesischen Worte fetisso — Zauberding.) Über den ganzen N. Afrikas
hat sich der Islam verbreitet.
Kultur. Es finden sich in Afrika alle Kulturstufen. Jagd Völker sind die
Hottentotten und Buschmänner, nomadische Hirtenvölker die Kaffern, Tuarik
ufw., die Neger treiben vielfach Hackbau. Wenig entwickelt ist die Industrie.
Auch der Verkehr steht noch auf ziemlich niedriger Stufe. Kamelkarawanen im N.,
Esel-.und Maultierkarawanen in den Gebirgsländern, Trägerkarawanen in Zentral-
afrika und Ochsenkarawanen in S.-Asrika bewegen sich schwerfällig auf ungebahnten
Pfaden. Unter allen Erdteilen hat Afrika auch das wenigst ausgedehnte Telegraphen-
und Eisenbahnnetz. Seit neuester Zeit sind indes beide Verkehrsmittel in rascher
Ausbreitung begriffen.
a) Die telegraphische Verbindung S.-Afrikas mit Europa besorgen bereits zwei
Kabelleitungen; auch der Überlandtelegraph Kairo — Kapstadt geht bald seiner Voll-
endnng entgegen.
42
Länderkunde.
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b) Eisenbahnen finden sich nur in den von Europa abhängigen Gebieten
(Ägypten, Algerien, Tunis, Kapland usw.). Geplant ist eine Uberlandeisenbahn in der
Richtung Kapstadt—Kairo. Hiervon sind bereits ausgeführt die Linie Kairo—©Hartum
von Norden her und die Strecke Kapstadt bis jenseits des Sambesi von Süden her.
c) Nach Afrika unterhält außer anderen Nationen auch das Deutsche Reich
Dampferlinien und zwar im O. u. W. des Erdteils bis nach Kapstadt.
Staatliche Verhältnisse. Die Zahl organisierter einheimischer Staaten ist
in Afrika sehr gering und beschränkt sich fast nur auf den Nordrand des Erdteils.
Im Innern bestehen verschiedene Negerreiche, gewöhnlich mit völlig despotischer
Gewalt. — Die Besitzungen der Europäer umfassen 2IS des Erdteils.
Der größte Besitz entfällt auf Frankreich und England. An dritter Stelle folgt
das Deutsche Reich.
Amerika.
43
Amerika).
Lage, Grenzen, Größe, Einwohnerzahl und Einleitung.
Amerika oder die Neue Welt liegt ganz auf der westlichen Halbkugel,
während alle übrigen Kontinente auf der östlichen Erdhälfte sich ausbreiten. —
Im Vergleich zu den übrigen Erdteilen hat Amerika die größte Ausdehnung von
N. nach S. und erstreckt sich demgemäß durch alle Zonen mit Ausnahme der
südlichen kalten.
Amerika wird im O. vom Atlantischen Ozean, im W. vom Großen Ozean
und im N. vom Nördlichen Eismeer begrenzt. Am meisten nähert es sich der
Alten Welt an der Beringsstraße.
Es hat einen Flächeninhalt von 42 Mill. qkm, ist somit der zweit-
größte der Kontinente und 4^/gmal so groß als Europa. — Die Zahl der
Einwohner beträgt 150 Mill., auf 1 qkm 4.
Durch den Meerbusen von Mexiko und das Karibische Meer wird Amerika
in zwei große Halbkontinente zerlegt: in Nord- und Südamerika. Nordamerika
hat (mit Zentralamerika und Westindien) einen Flächeninhalt von 24 Mill. qkm, '
Südamerika von 18 Mill. qkm. Verbunden sind die beiden Festlandsmassen
durch die Landenge von Panama. — Zwischen ihnen liegen die West-
indischen Inselgruppen.
Nordamerika.
Die einzelnen Teile Nordamerikas sind: die Arktische Inselwelt, Britisch-
Nordamerika, die Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko.
Die Arktische Inselwelt.
Natur. Genauer bekannt ist von diesem Gebiete nur Grönland, die größte
Insel der Erde (= 4 mal so groß wie Deutschland). In ihrem O. erhebt sich
ein alpenhohes Gebirge, dessen Gletscher sich als sog. Inlandeis deckenartig über
das ganze Innere verbreiten. Große Eisströme gehen auch nach den Fjorden,
wo die Gletscherzungen abbrechen und als Eisberge ins Meer hinaussegeln. Die
Arktische Inselwelt nördlich von Amerika ist ein fast ganz unwirtliches Gebiet,
großenteils starrend in beständigem Eise.
Bevölkerung. Dauernd bewohnt ist nur die Westküste Grönlands. Die
Bevölkerung, fast ausschließlich Eskimos, beträgt etwa 12000 Seelen. Die
Eskimos, mongolischer Abkunft, sind die am nördlichsten wohnenden Menschen
der Erde. Der rauhen Natur ihres Landes entsprechend ist auch ihre Lebensweise.
Sie wohnen in niederen Hütten und fast ihre einzige Erwerbsquelle bildet die
x) Amerika erhielt seinen Namen nach dem Florentiner Amerigo (e) Vespucci (tschi),
der wiederholt Reisen nach Amerika machte und darüber Berichte veröffentlichte. Zuerst
wurde das Land um das Jahr 1000 n. Chr. von den Normannen entdeckt, die auf dem Wege
über Island und Grönland dahin kamen. Später wurde es 1492 von Christoph Ko-
lumbus wieder entdeckt und infolge hiervon der alten Kulturwelt erschlossen.
44
Länderkunde.
Seehundsjagd, die ihnen Bekleidung (Seehundsfelle), Nahrung, Beleuchtungs-
und Heizungsmaterial (Tran) liefert. Sehr groß ist ihre nautische Geschicklichkeit.
Die Insel gehört zu Dänemark.^
Vritisch-TtordameriKa.
Geographische Lage, Ausdehnung und Besiedeluug. Es umfaßt
die ganze Ländermasse nördlich vom 49.° n. Br., ausgenommen das zur Union
gehörige Gebiet von Alaska im NW. Auf diesem Flächenraume (9V2Mill. qkm),
der Europa an Ausdehnung nahezu gleichkommt, wohnen indes nur 6 Mill.
Menschen, somit weniger als im Königreich Bayern. Die geographischen Ver-
Hältnisse Britisch-Nordamerikas gleichen vielfach jenen von Sibirien.
A. Das Arktische Tiefland begreift die weiten Landstriche in sich, welche
die Hudsonsbai in großem Bogen umziehen. Der Boden der Ebene ist felsig
(Urgestein) und wellenförmig und mit zahlreichen Flüssen und Seen bedeckt. Eine
Kette dieser Seen zieht von SO. nach NW. Es folgen hier aufeinander: der
Athabasca-, der Große Sklaven- und Große Bärensee, welche alle
durch den ins Eismeer gehenden Mackenzie (mäkcußi) entwässert werden; südlich
davon liegt der Winnipegsee. Eine zweite Kette bilden im SO. die großen
Kanadischen Seen: der Obere, der Michigan- (mischigän), der Huronen-, der
Erie- und Ontariosee. Letzterer liegt über 100 m tiefer als der Eriesee; infolge-
dessen macht der Verbindungsfluß zwischen beiden Seen, der Niagara, den be-
rühmten, 49 m hohen Wasserfall. Der Abfluß der Seen in den Atlantischen
Ozean ist der St. Lorenzstrom. Britisch-Nordamerika zählt zu den ehedem
vergletscherten Gebieten der Erde und hat daher übergroßen Reichtum an Seen
und Flüssen.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Die Winter sind kälter als in den
gleichen Breiten Europas uud zwar infolge der offenen Lage und der starken
Ausdehnung der Landmassen gegen das Polarmeer. Der nördlichste Teil ist
Tundra (Moos- und Flechtensteppe), weiter südwärts bedeckt das Gebiet ein breiter
Gürtel von Nadelholzwäldern, und daran schließt sich zwischen dem Felsengebirge
und den Großen Kanadischen Seen die Prärienzone, die stellenweise von großer
Fruchtbarkeit ist. Charakteristische Tiere des Waldgebietes siud die Pelztiere,
darunter der furchtbare Grislybär, der braune Bär, der Polarfuchs, der Polar-
Hase, der Biber, die Otter und viele Marderarten.
Politisch umspannt das Tiefland:
1. die Hudsonsbailänder (Nordwest-Territorien), ein an Pelztieren reiches
Gebiet. An der Grenze von Alaska Dawson Eity (Däsn), der Hauptort ain
Klondikeflusse (klondeik); seine Umgebung ist goldreich;
2. die aufblühende Ackerbaukolonie Manitoba mit Winnipeg;
3. Kanada (känada); es ist der wichtigste Teil des Britischen Nordamerika.
Am Lorenzstrom Quebec, 70000 Einw., Montreal, 270000 Einw.; letzteres die
größte und bedeutendste Stadt Kanadas. — Kanada führt beträchtliche Mengen von
Weizen, Obst, Fleisch, Käse und Pelzwaren und namentlich auch von Holz aus.
Amerika.
45
Ferner gehören hierher die beiden zusammenhängenden Halbinseln Neubraun-
schweig und Neuschottland, dieses mit dem eisfreien Kriegshafen Halifax, und die
Insel Neufundland (vor dem Lorenzbusen). Auf der großen Bank im SO. ergiebigster
Stockfischfang.
B. Die Kordilleren beginnen in der Halbinsel Alaska und ziehen längs der
reichgegliederten und von warmen Meeresströmungen bespülten Fjordküste hin.
In der Küstenkette an der Grenze von Alaska der Eliasberg und diesem be-
nachbart der Mac Kinley (fmle), 6200 m, der höchste Berg Nordamerikas.
Das Gebirgsland bildet die Provinz Britisch«Columbia. Ihr Hauptreichtum
besteht in Mineralschätzen (am Fraserfluß Gold) und Wäldern.
Die Bewohner von Britisch-Nordamerika sind vorzugsweise englischer
Abkunft und protestantischer Religion; doch ist auch das katholische fran-
zösische Element, besonders im O., stark vertreten. — An Indianern zählt man
über 90000. Ihre wichtigsten Körper Merkmale sind folgende: kupferrote
Hautfarbe, schlichtes, grobes, schwarzes Haar, wenig Bart, untersetzte Statur,
niedrige Stirn, stark hervortretende Backenknochen und breite Lippen.
Verkehr. Sehr viel ist in neuester Zeit in Britisch-Nordamerika für Verkehrs-
mittel geschehen. So besteht vom Unterlaufe des Lorenzstromes bis zum Westende
des Oberen Sees eine ununterbrochene, über 3000 km lange Schiffahrtslinie.
Die Kanadische Pazifikbahn zieht von Quebec bis Vanconver am Stillen
Ozean in einer Länge von 4460 km; sie stellt in Verbindung mit den entsprechenden
Dampferlinien nach Japan, China und Australien von England aus die kürzeste
Strecke nach diesen Ländern dar.
Englisch sind auch die Bermuda-Inseln, ganz einsam gelegene Korallenbauten
zwischen dem Britischen Nordamerika und Westindien.
Alaska, am Beringsmeer gelegen, mit Fisch- und Pelztierfang, Holzhandel und
Goldgräbern, gehört zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Gold wird
besonders an der kanadischen Grenze und beim Kap Nome (nöm) unweit der Berings-
straße gefunden. .
Die Vereinigten Staaten von Amerika (Union).
Größe. Die Vereinigten Staaten umfassen das ganze Gebiet zwischen
Britisch-Nordamerika und dem Golfe von Mexiko und zwischen dem Stillen und
dem Atlantischen Ozean; es gehören somit zu ihrem Gebiete die Atlantische
Küstenebene, die Alleghauies (elegenis), das ganze Mississippibecken und ein großer
Teil der Kordilleren. Die Größe dieses Reiches beträgt 9,4 Mill. qkm (Europa
10 Mill. qkm). Die Vereinigten Staaten sind das größte Kulturgebiet Amerikas.
Einwohner. Von den 84 Mill. Einw. sind die meisten englischer Ab-
kunft, Iankees (jänkis). Die englische Sprache ist daher die Sprache der
Regierung, der Geschäfte und des Umgangs, die vorherrschende Religion ist die
protestantische. Nächst dem angelsächsischen hat das deutsche Element die größte
Bedeutung; 10—11 Millionen sprechen deutsch. Die Farbigen (Neger und
Mulatten), 8—9 Millionen, leben besonders im SO. Die Ureinwohner, die
Indianer, sind auf rund ^ Mill. zusammengeschmolzen. Die Bevölkerung der
Union ist also keine einheitliche.
Für Einwanderer bietet das Land noch viel Raum; deuu die mittlere
Dichte beträgt erst 8 Einw. auf 1 qkm (in Deutschland 112).
Fischer-Geistbeck, Erdk.f.Höh.Mädchenschulen. IV. Teil. 4
Partie aus den seenreichen Nord-Alleghanies. Lake George.
Die nordische Vereisung während der Diluvialzeit drang in Amerika bis über die Kanadischen Seen vor und erfüllte
noch die nördlichen Alleghanies etwa bis zum 40. Breitengrad (Breite von Neapel). Daher finden sich in diesem Gebiete
überall die Spuren der Eiszeit: Moränenhügel, geschrammte Gesteine und erratische Blöcke, Rundhöckcr nnd besonders
zahlreiche Seen, die oft durch malerische Schönheit ausgezeichnet sind.
1
(Reproduziert »ach einer Original-Aufnahme der Photoqlob'(!o., Zürich.)
Partie aus der Tennessee-Niederung bei Chattannooga. Im Hintergrunde die Ausläufer der Süd-Alleghanies.
Wo die Flüsse die Alleghanies verlassen und in die Niederung eintreten, verlangsamt sich ihr Lauf, sie lagern die mit-
geführten Sedimente ab und erzeugen fruchtbares Schwemmland, das sie in weitausgreifenden Serpentinen durchziehen.
Amerika.
47
Verfassung und Einteilung. Die Union ist, wie in Europa die
Schweiz, eine Bundesrepublik. Sie setzt sich aus 48 Staaten, dem Bundes-
distrikt Kolumbia und 2 auswärtigen Territorien (Alaska und Hawaii) zusammen.
An der Spitze der Regierung steht ein auf 4 Jahre gewählter Präsident.
Die gesetzgebende Gewalt wird durch den „Kongreß" ausgeübt, eine Versamm-
lung gewählter Abgeordneter aus allen Staaten. — Als Territorien be-
zeichnet man Gebiete, die wegen ihrer geringen Bevölkerung unter der Zentral-
regierung stehen, während von den Staaten jeder in seinen inneren Angelegenheiten
vollkommene Selbständigkeit und eigene Verwaltung hat. — Münzeinheit ist der
Dollar (Döler) — 4-^5. Er ist wieder eingeteilt in 100 Cent (ßent).
Das Atlantische Küstengebiet.
Seine natürlichen Vorzüge. Vom St. Lorenzgolf bis in die Gegend
des Hudson treten die nördlichen Alleghanies hart an den Atlantischen Ozean
heran und bilden eine malerische, buchten- und hafenreiche Fjordküste, welche die
Entwicklung der Seefischerei und der Seeschiffahrt in hohem Grade begünstigt.
Weitere Vorzüge des Küstengebietes sind dessen treffliche Verkehrslage zu Europa,
dann die zwar kurzen, aber wasserreichen und teilweise schiffbaren Küstenflüsse und
das kohlen- und eisenreiche Hinterland. Große natürliche Vorzüge zeichnen also
den Küstensaum ans.
Erwerb und Siedelungen. Infolge der Vorzüge der Küste hat sich
die Bevölkerung hier hauptsächlich dem Handel und der Industrie zugewandt
und entstanden hier die wichtigsten Großstädte der Union. Von diesen folgen von
N. nach S.: Boston, 600000 Einw., eine der ältesten Städte der Union,
zugleich ein Hauptsitz der amerikanischen Wissenschaft (das „amerikanische Athen")
und ein trefflicher Hafen. Auf einer Insel an der Mündung des Hudson:
New ?)ork, über 4 Mill. Einw., die bevölkertste Stadt und der erste See-
Hasen der Union, der zweite Handelsplatz der Erde. Philadelphia, l2/ö Mill.
Einw., die drittgrößte Stadt und größte Fabrikstadt der Union. Baltimore,
über 1/2 Mill. Einw., Haupttabakmarkt Amerikas. Washington (uöschingt'n), im
Bundesdistrikt Kolumbia, die Bundesstadt der Union, der Sitz des Kongresses
und des Präsidenten, 300000 Einw. Die nördlichen nnd mittleren Atlantischen
Staaten sind die eigentlichen Handels- und Jndnstriebezirke der Union.
In den südatlantischen Staaten weicht das Alleghanygebirge immer
weiter zurück, die Ebene verbreitert sich stetig und die Küste selbst wird hafenarm
und sumpfig. Das Klima ist bereits subtropisch. Man baut Getreide, dann
hauptsächlich Tabak (diesen besonders in Virginien) und Baumwolle, in Nord-
und Süd-Karolina auch Reis. Der Boden dient hier dem Ackerbau.
Das Alleghanygebirge.
Natur und Bodenschätze. Es ist wie der Schweizer Jura ein Falten-
gebirge und weist einen großen Reichtum an malerischen Fluß- und Seenszenen
auf. Der nördliche Teil des Gebirges kann leicht überschritten werden; im
Süden erhebt es sich bis zu 2000 m. — Der Boden ernährt kostbare Waldungen
und an seinem Westabhange erstrecken sich die reichen Kohlen-, Eisen- und
Bad Manitou, Piks Peak 4300 m.
r
Partie aus dem Felsengebirge in Kolorado.
Das Felsengebirge, ein junges, steil abfallendes Faltengebirge wie die Alpen, setzt sich aus alten Scknefergesteine» zu-
sammen. die vielfach von vulkanischen Aufschüttungen bedeckt sind, namentlich in Kolorado und im ?)ellowstone>Park.
Die höchsten Gipfel mit ihren spitzen Bergformen (Peaks) ragen noch in die Schneeregion hinein. Die vom Gebirge zur
Ebene hinabeilenden Gewässer gruben ungeheure Schluchten. Canons, mitunter 1000 m tief aus.
Lhellgrupve 4000 m. Nevadafall.
Das Bösem itetal in der Sierra Nevada. Oberste Tal stufe.
Die S. Nevada ist eine granitische Kette mit fast geschlossenem Kamm; nur 4 Pässe unter 1900 m führen über das
Gebirge. Ungewöhnlich steile Gehänge, starke Schneebedeckung im Winter, aber so gut wie keine Gletscher infolge der
Sommerdürre sind der S. Nevada eigentümlich. Almen fehlen infolge der Steilhänge, aber wunderbar ist der Schmuck
der Nadelholzwälder mit ihren bis 100 m hohen Riesenfichten und der Wasserfälle. Im Vordergrunde der Nevadafall
mit 2 Stufen von 125 m und 190 m.
Amerika.
49
Petroleumlager von Pennsylvanien mit zahlreichen und großen Industrie-
platzen; hier Pitts bürg, 375000 Einw. Landschaftliche Schönheit und Mineral-
schätze verleihen dem Alleghanygebirge hohe Wichtigkeit.
Das Mississippi-Becken.
Lage und Bodenbeschaffenheit. Es breitet sich einerseits zwischen
dem Arktischen Tieflande und dem Golf von Mexiko, anderseits zwischen dem
Alleghanygebirge und den Kordilleren aus. Die West- und Osthälfte des Beckens
wird von Hochflächen eingenommen, welche sanft gegen das Tal des Mississippi
hin abfallen.
Bewässerung. Die eigentliche Mississippi-Niederung beginnt etwa
an der Mündung des Missouri in den Mississippi, gewinnt gegen S. immer mehr
an Breite und verwächst endlich mit der Küstenebene des Mexikanischen Meer-
busens.
Der Hauptstrom des Beckens ist der Mississippi. Er entspringt westlich vom
Oberen See, strömt im ganzen südwärts und mündet in südöstlicher Richtung delta-
förmig in den Golf von Mexiko. Er darf wohl als die beste Wasserstraße der Erde
bezeichnet werden.
Nebenflüsse des Mississippi:
links: rechts:
Ohio (oheio) mit Tennessee (tennessi) Missouri
Arkansas
Red River (riwer).
Der Missouri kommt vom Felsengebirge, durchbricht die östlichen Randketten
desselben und vereinigt sich mit dem Mississippi oberhalb St. Louis. Sein merk-
würdigster Zufluß ist der Jellowstone (jelloston), in dessen Quellbezirk sich
das großartigste Geisergebiet der Erde befindet, der Nationalpark. Der
Missouri-Mississippi ist hinsichtlich der Stromlänge (6790 km) der erste Fluß
der Erde. Die Lage zwischen zwei Hochgebirgen und die große Ausdehnung
des Beckens begünstigt die Entwicklung dieses Riesenstromgebietes.
Klima. Die Sommer sind hier drückender, die Winter kälter als unter
denselben Breiten in Europa. Da nämlich westöstlich streichende Gebirge fehlen,
finden Polar» und Äquatorialwinde freie Bahn. Im Mississippibecken und
auch noch an der Ostküste herrscht schroffes Kontinentalklima.
Erzeugnisse. Die westlich des Stromes ansteigenden Ebenen entbehren
allerdings größerer Feuchtigkeit, weshalb hier zumeist Grassteppen oder Prärien
sich ausdehnen. Immerhin ermöglichen auch hier die Sommerregen noch ergiebige
Maisernten. Der nördliche Teil des mittleren Mississippibeckens
dagegen ist infolge der reichlichen Niederschläge äußerst fruchtbar. Weizen und
Mais wird hier in ungeheuren Mengen gebaut; hier sind die eigentlichen „Korn-
kammern Amerikas", welche nicht nur Amerika selbst reichlich mit Brotfrucht
versehen, sondern noch große Mengen ans Ausland abgeben. Die Union ist das
erste Getreideland der Erde.
Exzelsior-Geiser im Aellowstoncpark.
Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, beißen Quellen und besonders an
Geisern. Der Exzelsior-Geiser, die größte Spriiigquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem
Getöse erhebt sich die heiße, über 20 m breite Flut bis 150 m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken-
bruch, während die Gegend weitnmher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig wie der Old
Faithfull (— der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Vellowstonepark beträgt an 100.
Sinterterrassen im Aellowstonepark.
Tie heißen Quellen bilden durch ihre Absätze übereinander liegende Sinterterrassen von bald blendend weißer, bald roter
oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.
Amerika. 51
Außer Ackerbau treibt man in
den inneren Nordstaaten auch die
Viehzucht höchst schwunghaft, be-
sonders die Schweinemast, welche
durch die gewaltige Maiserzeugung
ganz besonders begünstigt wird.
So sind die Binnenstaaten östlich
und westlich des Mississippi die
Haupt-Korn- und Biehznchtstaaten
der Union, demzufolge auch Mü l-
lerei und Konservierung von
Fleisch deren hervorragendste In-
dnstriezweige.
Die Golfstaaten, in den
Breiten von Algerien und Syrien
gelegen, bilden das größte Baum-
wollenland der Erde.
Im ganzen stellt das weite Missis-
sippibeckendasHanptgebictdernord-
amerikanischen Landwirtschaft dar.
Hauptwohn Plätze: Chicago (schikägo) am Michigansee, 2 Mill. Einw.,
hat Bedeutung durch seinen Getreide- und Mehlhandel wie durch seine Schlachte-
reien. Durch einen Kanal zum Illinois (illinens), einem Nebenfluß des Mississippi,
ist die Stadt mit dem Mexikanischen Golf verbunden und durch einen die Niagara-
fälle umgehenden Kanal steht sie in direktem Verkehr mit Europa. 1830 bestand
Chicago noch aus 12 Häusern. Ebenfalls am Michigansee liegt Milwankee
(milnöki), wie Chicago mit starker deutscher Bevölkerung, 300000 Einw. Am
Erie-See: Buffalo, 380000 Einw., der größte Hafenplatz dieses Sees. Am
oberen Mississippi die Doppelstadt Minneapolis sminipolis) -St. Paul, die
größte Mühlenstadt der Welt, lj2 Mill. E. Unterhalb des Zusammenflusses von
Missouri und Mississippi St. Louis, Mittelpunkt einer außerordentlich lebhaften
Binnenschiffahrt und Kreuzungspunkt vieler großer Eisenbahnlinien, 650000 Einw.
Am Ohio das großenteils von Deutschen bewohnte Cincinnati sßinßineti),
350000 Einw. — Die größte Siedelnng in den Südstaaten ist New Orleans,
nahe der Mündung des Mississippi, 300000 Einw., Haupthandelsplatz des Südens
und erster Baumwollmarkt der Neuen Welt.
Die Kordilleren.
Gliederung, Klima, Bewässerung. Sie sind die unmittelbare
Fortsetzung der Kordilleren von Britisch Nordamerika und bestehen aus zwei
Hochgebirgssystemen: dem Felsengebirge oder den Rocky Mountains (mauntens)
im Osten und der Sierra Nevada im Westen; zwischen beiden Erhebungen liegen
über 1000 in hohe Hochflächen. Der Sierra Nevada ist noch die Küsten-
kette vorgelagert. Da die Gebirge den Winden schon die Feuchtigkeit entziehen,
bevor sie die Plateaus erreichen, zeigen diese mitunter völligen Wüstencharakter.
Produktenkarte von Nordamerika.
52 Länderkunde.
— Die Gewässer sammeln sich entweder in abflußlosen Seen (Großer Salz-
s e e) oder durchziehen in tiefen Schluchten oder Canons (Kanjons) die Hochflächen
und durchbrechen die Einschlußgebirge, so der Columbia im Norden und der
Colorado im Süden. — Infolge der großen Trockenheit ist aus den Plateaus
Ackerbau nur bei künstlicher Bewässerung möglich, demzufolge die Bevölkerung nur
eine spärliche. Der einzige größere Wohnplatz der Hochfläche ist die Mormonen-
stadt Salt Lake City (ßolt lek ßitti) am Großen Salzsee. —
Bodenschätze, Erwerb. Einen Ersatz für die Unwirtlichkeit des Bodens
bietet sein Reichtum an Edelmetallen. Kalifornien erzeugt außer Gold auch
s/5 alles Quecksilbers der Erde; Nevada hat die ergiebigsten Silberadern, dazu
Steinkohlen und Petroleum, Colorado Gold, Silber und Blei, Idaho
(eidaljo) Gold und Silber. Kalifornien ist übrigens auch ein ausgezeichnetes
Weizenland und erzeugt vorzüglichen Wein und köstliches Obst, so daß es aus
seiner Landwirtschaft schon viel größeren Gewinn erzielt als aus dem Goldberg-
bau, der ihm in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die erste Berühmtheit
verschafft hat. In Kalifornien gedeiht auch die Riesenzeder oder Mammutfichte,
die eine Höhe von 130—150 m erreicht (Kölner Dom 159 m).
Siedelungen. An der Küste und zwar an großer, herrlicher Bucht liegt
die Hauptstadt Kaliforniens, San Francisco, der wichtigste Hafenort und der
bedeutendste Handelsplatz an der gesamten Westküste Amerikas (500000 Einw.).
Die Seewege von Australien und Ostasien treffen hier zusammen und finden
in der nach New Jork führenden Pazifikbahn (5260 km) ihre Fortsetzung. Die
Bevölkerung der Stadt bildet ein buntes Völkergemisch; zahlreiche Chinesen
bewohnen ein eigenes Viertel. — Im Süden Kaliforniens: Los Angeles,
115 000 Einw.; in der Umgebung ausgedehnter Anbau von Südfrüchten.
Die Union als Weltmacht.
In einzelnen Produktionszweigen geht die Union bereits allen Ländern der
Erde voran, so in Bezug auf Getreide-, Baumwoll-, Tabak-, Kohlen-
und Roheisen-, Gold-, Silber-, Kupfer-und Quecksilbererzeugung.
Der Reichtum des Landes an Steinkohlen und Eisen ist wieder die Ursache
einer großartigen Maschinenindustrie geworden. Auch die Baumwoll-
industrie steht bereits auf hoher Stufe. Gewaltige Fortschritte hat ferner die
Viehzucht gemacht, so daß deren Produkte sogar zur Versorgung Europas
dienen. Die Union besitzt außerdem ein großartiges Kanal-, Eisenbahn-,
Telegraphen- und Fernsprechnetz. Zu all dem kommen die trefflichen
Häfen, die großartigen Ströme und Binnenseen, die unvergleichliche Lage
zwischen Asien und Europa und seit neuester Zeit auch ein ansehnlicher
und sehr wertvoller Kolonialbesitz, endlich der Unternehmungsgeist und der
kaufmännische Sinn des Amerikaners.
So begreift es sich, daß die Union im Welthandel mit
England um den Vorrang wetteifert.
Amerika.
53
Mexiko.
Gegen Süden geht das wüstenhafte Coloradoplateau in die 2000 in hohe
Hochfläche von Mexiko über, die fchon vor der Entdeckung durch Cortez (1521)
der Sitz der reichen Azteken- und Toltekenkultur war. Es lassen sich hier drei
Klima- und Kulturzonen unterscheiden:
1. Die tropisch-heiße Küstenebene des Golfes. Sie ist flach,
sandig und hafenarm und infolge des erschlaffenden und ungesunden Klimas
wenig besiedelt. Wichtigkeit hat nur der Hafenplatz für Mexiko, Vera Cruz
(wera krns). Enge, schluchtenartige Täler, Barrancas geheißen, führen aus
dem Küstentieslande zur Hochebene empor. In diesen steilwandigen Einrissen
wuchert tropischer Urwald, gedeihen das Brasil- und Kampescheholz, der Maha-
gonibaum, die Zeder, die Ananas, die Banane und der Vanillestrauch.
2. Die gemäßigte Zone der Hochebene. Sie teilt streckenweise mit
den westlichen nordamerikanischen Hochflüchen Niederschlagsarmut und Abfluß-
losigkeit, erfreut sich aber eines ewigen Frühlings; immergrüne Laubwälder und
waldlose Flächen mit hohen Kaktusgewächsen und Agaven wechseln miteinander.
Hier hatten bereits die aztekischen Urbewohner den Übergang vom Jagdleben
zum Ackerbau und zu einem geordneten Staatswesen vollzogen. Außerdem birgt
das Land großen Reichtum an Silber.
3. In der Breite der Stadt Mexiko zieht durch die Hochebene eine Reihe
mächtiger Vulkane, von denen der Pik von Orizaba (orißäwa) bis zu
5600 in aufsteigt.
Die Republik Mexiko (fast 6 mal so groß wie Preußen, 13^Mill. Einw.)
umfaßt außer dem Plateau von Anahuac die Halbinsel Alt-Kalifornien und den
größten Teil der Halbinsel Iucatan. — Die Bewohner sind zur einen Hälfte
Mestizen und Kreolen^), zur andern reine Indianer. — Die Hauptstadt
Mexiko, in einem großen, herrlichen Hochtale gelegen, das südlich von gewal-
tigen Vulkanen umstellt ist, zählt zu den schönsten und prächtigsten Städten
Amerikas, 350000 Einw. Hafenorte sind Acapulco und Mazatlan am Stillen
Meere. — Über die Landenge von Tehuantepek führt nunmehr ein Schienenstrang
(Coatzocoalcos—Salina Cruz).X/
Wittetamerika und Westindien.
Mittelamerika. Umgrenzung und Natur. Mittel- oder Zentral-
amerika umfaßt das Gebiet zwischen der Einsenkung von Tehuantepek (pef)
(300 m) und jener von Panama (80 m). Es ist ein Hochland für sich, sehr
vulkanreich und vielfach von Erdbeben heimgesucht.
Die Hauptketten, die Zentralamerikanischen Kordilleren, ziehen
längs der Pazifischen Küste. Eine Diagonalfurche, in welcher der Nicaragua-
see nur 30 m über dem Meere liegt, durchschneidet das ganze Hochland.
x) Kreolen heißen die in Amerika geborenen Nachkommen der Spanier und Porta-
giesen; Mestizen die Nachkommen von Europäern und Indianern.
54
Länderkunde.
Die pazifischen Eisenbahnen.
Plateau von Puebla 2200 IN Pik vo» Orizaba
mit den Randhöhcn. (Citlaltcpctl) 5600 10.
(Nach Hdlzcl, Geogr. Charakterbilder. Verlag vvn Ed. Holzel, Wien.)
Plateau von Anahuak.
Das Plateau von Anahuak bildet die „gemäßigte Region" (Tierra templada) Mexikos. Zerstreute Mimosenbestände
überragen die Grasdecke. In den feuchtwarmen Barrancas dagegen, wo es immer grünt, gedeihen Agaven, Säulen-
kaktus, Bananen und Baumfarne.
Amerika.
55
Lage. Hier nähern sich der Atlantische und der Stille Ozean auf geringe
Entfernung und die niedrige Gebirgsschranke würde die Anlage eines Kanals
ermöglichen, der den weiten Umweg über Kap Hoorn erspart und so Australien
und Ostasien den Vereinigten Staaten erheblich näher bringt. Am bedeutsamsten
sind für den Verkehr die Nicaragua st raße und die Landenge von Panama
(f. S. 58). Seiner Lage zwischen zwei Meeren wie jener zwischen zwei Halb-
kontinenten dankt Mittelamerika seine große Bedeutung für den Weltverkehr.
Anbau. Der Boden ist sehr fruchtbar und liefert vortrefflichen Kaffee
und Tabak.
Bevölkerung. Leider ist das Land fortwährend von politischen Wirren
beunruhigt und kann sich daher wirtschaftlich nicht in entsprechender Weise ent-
wickeln. Es hat denn auch, obwohl so groß wie das Deutsche Reich, nur die
Einwohnerzahl des Königreichs Sachsen. — Die Bevölkerung besteht zumeist
aus Indianern und Mestizen.
Staaten. Politisch zerfällt Zentralamerika in fünf selbständige Repu-
büken: Guatemala, San Salvador, Honduras, Nicaragua und
Costarica.
An der O.-Küste der Halbinsel Incatan liegt Britisch-Honduras,
eine kleine Besitzung, welche von den Engländern hauptsächlich des Mahagoni-
Holzes wegen besucht wird.
Westindien heißt man die Inselgruppen östlich von Mexiko und Mittel-
amerika, zwischen N.- und S.-Amerika. Die Bezeichnung Westindien rührt
daher, daß Kolumbus, als er diese Inseln entdeckte, der Meinung war, sie ge-
hörten zu Indien. Es umfaßt drei Inselgruppen: die Großen Antillen,
die Kleinen Antillen und die Bahama-Jnseln (bahäma). Die Antillen
sind die Fortsetzung der südamerikanischen Kordilleren, daher durchaus gebirgig
nnd vielfach vulkanisch; nur die Bahama sind flache Koralleneilande.
Klima und Erzeugnisse. Da reichliche Niederschläge fallen, so hat das
Klima einen heißfeuchten Charakter und der Pflanzenwuchs ist sehr üppig. Die
Haupterzeugnisse Westindiens sind Bananen, Tabak, Kaffee und Zucker.
Die Natur der Antillen ist wie die Mittelamerikas tropisch, der Boden äußerst
ergiebig.
Der Gesundheit sagt das Klima Westindiens wenig zu. Das gelbe Fieber
herrscht hier fast immer. — Die Bevölkerung (5 Mill.) besteht zu 3/4 aus
Negern und Mulatten (Mischlingen von Weißen und Negern), ^4 sind Weiße.
Die Großen Antillen. Euba, die größte und zugleich die wichtigste Insel,
die „Perle der Antillen", gehört zu den ersten Ländern der Rohrzuckerproduktion;
neben Znckerban ist die Tabakkultur sehr ausgedehnt. — Hab an a (hawana), an
der NW.-Küste, mit großartiger Zigarrenfabrikation (240000 Einw.). Die Insel,
früher spanisch, ist nunmehr eine Republik unter dem Einfluß der Vereinigten
Staaten von Amerika. — Haiti (heiti) zerfällt in zwei Republiken: a) in
die Negerrepublik Haiti, den kleineren westlichen Teil einnehmend mit
Port au Prince; b) in die Mulattenrepublik Domingo mit dem
Hauptort Santo Domingo an der S.-Küste. — Jamaika mit dem Haupt-
Handelsplatz Kingston (kingst'n) gehört den Engländern; das bekannteste
Der Chimborasso, 6300 m, von Südosten gesehen.
Die Anden sind das vulkanreichste Hochgebirge der Erde; aber nirgends drängen sich die furchtbaren Feuerberge der Neuen Welt dichter zusammen als auf der 3000 m hohen
Hochebene von Ecuador. Alle diese Riefenvulkane übertrifft an Höhe der Chimborasso, ein freistehender Glockenberg aus Trachht. Von der Karawanenstrahe, die von Riobamba
über den Chimborafsopab nach Guaranda führt, gelangt man zunächst über Lavaströme und eingeschnittene Erosionstäler, die mit dürftigen Weiden bedeckt sind, in die Region
junger Moränen und dann bei 4000 m in die der Gletscher. Die Felder des rauhen Plateaus, dessen Boden aus vulkanischem Flugsand besteht, tragen Gerste und Mai?.
Alexander von Humboldt drang an den gletscherreichen Abhängen des Chimborasso bis 5759 m bor; in der jüngsten Zeit wurde der Bergriefe von Professor Or. Hans Meyer
in Leipzig bezwungen.
Amerika.
57
Erzeugnis der Insel ist der aus dem Zuckerrohr gewonnene Jamaiea-Rum. —
Porto Rico (— reicher Hafen) ist Eigentum der Vereinigten Staaten von Amerika;
es hat große Tabakpflanzungen.
Die Kleinen Antillen. Sie gehören verschiedenen Nationen Europas.
Englisch ist z. B. Trinidad, die südlichste und größte dieser Inseln.
Französisch sind Guadeloupe ^gwadlup) und Martinique (martintf).
Dänisch: St. Thomas. — Niederländisch: Curacao (kurassäo) unweit
der Küste von Venezuela u. a.
Die Bahama-Jnseln gehören den Engländern; aus Guanahani
landete 1492 Kolumbus.
^^Südamenka.
Südamerika besteht aus zehn Republiken und dem Koloniallande Guayana.
Die Republiken sind hervorgegangen aus dem früheren spanischen und p ortu-
giesischen Südamerika. Leider hemmen ewige innere Unruhen fast überall
den Aufschwung. Die Bevölkerung Südamerikas ist deshalb an Zahl noch
gering: 40 Mill. Einw. bei 18 Mill. qkm, also nahezu der doppelten Größe
von Europa.
Das Kndengebiet und die Kndenstaaten.
Verlauf der Anden. Der ganze westliche Gebirgszug Südamerikas
führt den Namen Anden oder Kordilleren. Das Gebirge beginnt an der Süd-
spitze des Kontinents und zieht als einfache Hauptkette bis zum südlichen Wende-
kreis; von hier aus teilen sich die Anden in zwei, stellenweise in drei Ketten,
welche Hochplateaus einschließen. Ihr Verlaus ist dem der nordamerikanischen
Kordilleren ähnlich.
Klima. Vom Kap Hoorn bis zum 40.° s. Br. (Valdivia) bringen die
herrschenden Westwinde reichliche Niederschläge, das Gebirge hat daher viel Wald.
Weiterhin aber folgt ein regenarmes und waldloses Gebiet, da eine nach
N. ziehende kalte Meeresströmung die Seewinde ihrer Feuchtigkeit beraubt und
dadurch binnenwärts Wüstenbildung bewirkt Macamawüste). Vom 4.° s. Br.
gegen Norden befeuchten die Tropenregen. Die Küste selbst ist fruchtbar, aber
ungesund. Die Niederschlagsverhältnisse der Anden gestalten sich also sehr ver-
schiedenartig.
Erzeugnisse. Die Anden sind die Heimat der Kartoffel und wichtiger
Heilkräuter: des Fieberrindenbaumes und der Cocapflanze. Die Andenfichte
(Araucaria) liefert wertvolles Nutzholz. — Für die Tierwelt sind in erster
Linie das Lama charakteristisch, das wertvollste Haus- und Jagdtier der Anden-
region, dann das Vicuna jwikuuja), das feine Wolle liefert. Über den Gipfeln
des Gebirges fchwebt der König der gefiederten Welt, der Kondor, der größte
Raubvogel der Erde. — Gold und Silber sind in ergiebigen Lagern vor-
handen und wurden die Lockmittel für die europäischen Eroberer. Die Atacama-
wüste liefert große Mengen von Salpeter, der wegen seines Stickstoffgehaltes
für die Landwirtschaft fehr wertvoll ist. Die Anden 'bieten also dem Menschen
vielfältige Natnrgaben.
58 Länderkunde.
Kultur. Auf den Wald- und wildarmen Hochflächen der Anden wurde
der Indianer zum Ackerbauer, während er im tropischen Tieflande, wo die
Natur alle Gaben überreich darbot, erschlaffte und sein Leben in der Hängematte
verträumte. Bodenbau und Bergbau spielen die Hauptrolle im wirtschaftlichen
Leben der Andenstaaten.
Politische Gliederung. Nach den Ländern, welche die Anden durch-
ziehen, unterscheidet man folgende Teile:
Die Kordilleren von Chile (tfchile). Sie umschließen im Norden des Staates
die 3000—4000 m hohe Wüste Atacama; weiter südlich ist Kulturland mit starkem
Weizenbau. Hier die Hauptstadt Santiago, die größte Stadt des westlichen Süd-
amerika, 330000 Einw., mit der Hafenstadt Valparaiso; unfern Santiago
der Aconcagua, 7000 m, der höchste Gipfel der Anden. — In Chile wohnen
an 20 000 Deutsche; ihr Hauptsitz ist das südliche Mittelchile, wo sie als Kolo-
nisten sich zu mäßigem Wohlstande emporgearbeitet haben. Zahlreich sind sie ferner
in den Städten Bald ivia und Llanquihue (je 3000) fowie in Valparaiso,
wo sie als Großkaufleute bedeutende Stellungen einnehmen. — Südlich vom 40.°
löst sich die Küste mehr und mehr in ein Jnselland auf, ähnlich den Schären Nor-
wegens.
Die Kordilleren von Peru und Bolivia. Auf den nördlichen Hochflächen ent-
springen die großen Quellflüsse des Amazonas, während die südlichen Ketten die Hoch-
ebene des Titicaeasees (3900 m) einschließen. Das Gebirge ist ungemein reich
an Silber und Zinn.
In Peru nahe der Küste Lima, die Hauptstadt des Landes; ihre Hafenstadt ist
Callao (Kaljäo), ein vielbesuchter Platz am Stillen Ozean. Bon den Bahnen Perus
sind besonders zu erwähnen: die Lima—Oroja-Bahn und die Arequipa (arekipa) —
Puno-Bahn; sie überschreiten in Montblanc-Höhe die Anden. — Auf den regenlosen
Küsteninselchen finden sich große Guano lag er. — In Bolivia: Sucre, die Haupt-
stadt. Die größte Stadt ist La Paz (paß). Potosi war einst weltberühmt durch
seine Silberminen. — Auf der Hochfläche von Peru und zwar an den Ufern des
Titicaeasees blühte einst der merkwürdige indianische Kulturstaat der Jnkas (so hießen
die Herrscher), den die Spanier, angelockt durch den Goldreichtum des Landes, in
schnöder Weise zerstörten.
Die Kordilleren von Ecuador verlaufen in zwei hochaufragenden Ketten, deren
Gipfel zu den höchsten Feuerbergen der Erde zählen; hier der Chimboraffo
(tschimborässo) 6300 in. Auf der Hochfläche von Ecuador die Hauptstadt Quito (kito),
50000 Einw.
Die Kordilleren von Columbia. Sie teilen sich in drei Parallelketten, zwischen
denen der Atrat o und der Magdalenen ström in tief eingesenkten, in tropischer
Pflanzenfülle prangenden Tälern dahinziehen. Von den großen und kleinen Hoch-
ebenen im Innern ist die bedeutendste die von Bogota (bogotä), so benannt nach der
Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Columbien, 100000 Einw.
Die Provinz Panama hat sich 1903 selbständig gemacht und den Namen „Frei-
staat Panama" angenommen. Dieser steht unter dem Schutze der Union; hier die
Stadt Panama; sie ist der Endpunkt der über die Landenge von Panama führen-
den, 75 km langen Eifenbahn. Die Vereinigten Staaten von Amerika find bereits
damit beschäftigt, den von dem Franzosen Lesseps begonnenen, später aber eingestellten
Bau des Panamakanals (von Colon nach Panama) auf dein von ihnen erworbenen
Landstreifen zur Vollendung zu bringen. Mit der Fertigstellung dieses interozeanischen
Seeschisfahrtsweges wird eine Seehandelsstraße ersten Ranges geschaffen werden.
Brasilianischer Urwald in der Amazonasniedernng,
Die Urwälder des Amazonas, Selvas genannt, übertreffen an Üppigkeit und Farbenpracht alle Tropenwälder der Erde. Unter den höchsten Urwaldriesen wuchert ein Unterholz,
dessen Stämme unsere höchsten Bäume überragen und unter dieser 2. Pflanzenschichte gedeihen in bläulichem Halbdunkel wiederum mannigfaltige Sträucher und Bäume mit einem
krantartigen Nnterwnchs von inebr als Mannshöhe. Jede dieser Pflanzenschichten beherbergt eine Welt von Überpflanzen, von Farnen mit 1« m langen Wedeln bis zu winzigen
Orchideen und eine Unzahl von Lianen schlingt sich um die Stämme und Äste der Urwaldriesen. Die denkbar reichste Tierwelt belebt diese Wälder: Tapire, Eidechsen, Leguane,
Papageien, Affen und farbenprächtige Schmetterlinge der verschiedensten Arten.
Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette
und nahezu das ganze Orinokogebiet. Zwischen dem Küstengebirge von Venezuela
und dem Bergland von Guayana sgwajäna) breiten sich die Llanos (ljanos, d. i.
Ebenen) des Orinoko aus, baumarme Savannen. Sie gleichen zur Regenzeit
einem ungeheuren Grasmeere, zur Zeit der Dürre einer Sandwüste. Ihre Be-
Wässerung erhalten sie vom Drinoko.
Dieser entspringt auf dem Hochlande von Guayana, umfließt dasselbe und
wendet sich schließlich gegen O. Seine Mündung ist deltaförmig. Im oberen Laufe
sendet er nach S. einen Arm, den Cassiquiare (kassikiäre), der mit dem Rio
Negro, einem Nebenflusse des Amazonenstromes, in Verbindung tritt. Dadurch
entsteht die großartigste bekannte Flußgabelung (Bisurkation).
In den Llanos wird Viehzucht getrieben, an den Gebirgsabhängen und in
den tropischen Küstenniederungen hauptsächlich Kaffee und Kakao gebaut. Es
ist neben den westindischen Inseln die eigentliche Heimat des Tabaks Marinas,
am Fuße der Anden). Die Landeshauptstadt von Venezuela ist Caracas
(karäkas) mit dem Hafen La Guayra (gwaira).
Guayana ist ein niedriges Plateau mit einzelnen Gebirgsketten und die
einzige europäische Besitzung in Südamerika.
Französisch-Guayana mit seinem ungesunden Klima dient als Straf-
kolonie; Hauptstadt: Cayenne (kajenn). Der mittlere Teil, auch Surinam genannt,
gehört den Niederländern, der westliche den Engländern. Der heiße Küsten-
strich erzeugt viel Zucker.
Brasilien. Es umfaßt nahezu die ganze Ebene des Amazonas und das
Brasilianische Bergland. An Größe (81/3 Mill. qkm) steht es der Union nur
wenig nach, wohl aber an Zahl der Einwohner; denn diese betrügt nur 17 Mill.,
2 Einw. auf 1 qkm, im Küstengebiet hauptsächlich Neger und Mulatten.
1. Die Amazonasniederung. Der Amazonenstrom entspringt in
den Peruanischen Anden, fließt anfangs zwischen den Hochgebirgen nach NW.,
wendet sich dann, in einer Reihe von Felsentoren (Pongos) das Gebirge durch-
brechend, nach O. und strömt nun durch ungeheure, mit dichten Urwäldern
(Selvas) bedeckte Ebenen dem Meere zu.
Größte Nebenflüsse des Amazonen st romes:
links: rechts:
Rio Negro Madeira (madera),
Tapajos (tapaschös),
Xingu (schingü).
Der Amazonenstrom wird zwar an Länge vom Nil und Missouri-Mississippi
übertrafen, hat aber den größten Wasserreichtum und das größte Flußgebiet.
Infolge der hohen Temperatur und der fast täglichen Tropenregen besteht
in den Selvas eine Üppigkeit des Pflanzenwuchses, wie fast nirgends mehr auf
der Erde. Längs des ganzen Amazonas und seiner Nebenflüsse ziehen sich die
großartigsten Tropenwälder hin, palmenreich und durch Schlinggewächse (Lianen)
verstrickt. Sie liefern Kautschuk, Brasil- und Mahagoniholz. Mit der
Fülle des Pflanzenlebens wetteifert das Tier leben. So gibt es hier einen
Llanos (= Ebenen) in SJenezuela.
Tie Llanos sind teils Steppen mit dünner Humusschicht, teils Savannen mit besserer Bewässerung, tieferer Fruchterde
und Baumgruppen. Bänke von Kalk-und Sandsteinen, Mefa. bis 100 in Höhe unterbrechen die Ebene In der Regen-
zeit (April bis Oktober) bilden sie ein Grasmeer mit zahlreichen Mimosen, reichem Tierleben (Pferden und Rindern)
nnd seeartig ausgebreiteten Flüssen, dann eine ausgebrannte Steppe.
Argentinische Pampa (— Ebene) mit Gauchos.
Die obersten Schichten der Pampas bestehen aus Humus, die unteren aus Löß. Sie sind teils Produkte der Wind-
ausschüttung. teils Ablagerungen von Flüssen und Seen mit salzhaltigem Wasser. Auf den Estancias herrscht Gras-
Wirtschaft mit Pferde- und Rinderzucht. Der Baumwuchs ist spärlich. Die Gauchos (gautschos) sind Abkömmlinge
von Spaniern und Indianern. Jetzt geht wie in Ungarn die Steppe schnell in Weizenland über.
Amerika. 61
großen Reichtum an Insekten, Fischen, Reptilien (Kaimans, Riesen- und Klapper-
schlangen) und Vögeln (Kolibris und Papageien). Auch die Säugetierwelt zeigt
eine reiche, aber eigenartige Entwicklung. Die Ordnung der Affen ist durch die
Wickelschwanz äffen vertreten, Jaguar und Puma sind die schwachen Ab-
bilder des Tigers und des Löwen der Alten Welt. Vertreter der hier am
häufigsten vorkommenden Zahnarmen sind das Faultier, das Gürteltier und
der Ameisenfresser. Sie haben Ähnlichkeit mit den australischen Tier-
formen.
2. Das Bergland von Brasilien ist ein trockenes, savannenreiches
Plateau mit kleinen Palmbeständen, dem Lieblingsaufenthalte der Kolibris. Au
Miueralschätzen enthält das Bergland Gold und Diamanten. — Gut bebaut
ist nur die Küstenzone und zwar hauptsächlich mit Kaffee, so daß Brasilien das
erste Kaffeeland der Erde ist.
Unmittelbar unter dem südlichen Wendekreise liegt Rio de Janeiro (schanero),
die Hauptstadt Brasiliens, zugleich die zweitgrößte Handelsstadt Südamerikas, an einer
der schönsten Buchten der Erde, 800000 Einw. Ebenfalls an der Küste liegen Bahia (i)
und Peru ambuco (ü), dieses Hauptausfuhrhafen des roten Färb- oder Brasilholzes,
weshalb es auch Pernambukholz heißt. Die südlicheren Teile Brasiliens, die bereits
der gemäßigten Zone angehören, bilden das Hauptziel der italienischen Aus-
Wanderung.
Auch zahlreiche deutsche Niederlassungen finden sich hier, besonders in den
Provinzen Rio Grande do Sul und Santa Catarina. In Rio Grande allein
wohnen 260000 Deutsche, in Santa Catarina 60000. In beiden Provinzen liegt
auch der Hauptteil des Handels in deutschen Händen. Der Volkszahl nach sind die
deutschen Kolonien Südbrasiliens in starkem Wachsen begriffen, dem Wohlstande nach
in mäßigem Fortschritte. Der Rest der Deutschen sitzt in den größeren Städten und
hat hier eine sehr bedeutende Handelsstellung erlangt. Die Zahl aller Deutschen
in Brasilien schätzt man auf 400000.
Paraguay, Uruguay und Argentinien. Auf das Brasilianische Bergland
folgen im Süden die Pampas (d. i. Ebenen) des La Plata. Sie breiten sich
zwischen dem Brasilianischen Berglande und den Anden aus und siud Gras-
steppen mit Salzsümpfen. Südwärts gehen sie in die Patagonische Ebene
über. — Bewässerung gibt der Parana mit dem Paraguay; im Mün-
dungsgebiete empfängt der Parana noch den Uruguay und heißt dann Rio
de la Plata, d. h. Silberstrom. Da hier W.-Winde vorherrschen und diese
ihre Feuchtigkeit schon an den Anden größtenteils abgeben, so fällt in den
Pampas und in Patagonien nur wenig Regen; daher auch der steppenartige
Charakter dieser Gebiete. Charakteristische Tiere sind der Pampashase und der
amerikanische Strauß.
Paraguay, zwischen Paraguay und Parana. Am Paraguay Asuncion
(aßunßiön), die Hauptstadt. Der beliebte Mate-Tee liefert den Hauptausfuhrartikel.
— Ostlich vom unteren Uruguay liegt Uruguay. Haupterwerb bildet die Viehzucht.
Am Eingänge des La Plata Montevideo (montewideo), Hauptstadt, 300000 Einw.
— Am Uruguay Fray-Bentos (srai wentos), Hauptort für Bereitung des Liebig-
scheu Fleischextraktes. — In Argentinien ist das ehemalige Painpasland mit seinen
ungeheuren Herden von Rindern, Pferden und Schafen in schnellem Verschwinden,
Weizenfelder, ja an der Küste Forsten, treten an seine Stelle. Rückgang der Schaf-
zucht, Aufschwung der Rindviehzucht in der Form der Milchwirtschaft sind die Folge;
Fischer-Geistbeck, Erdk,f.Höh, Mädchenschulen. IV. STeif. 5
62 Länderkunde.
schon zählt es aber auch zu den wichtigsten weizenerzeugenden Ländern, wie es denn
überhaupt eines der zukunftsreichsten Gebiete der Erde ist. Die trans-andinische Bahn
Buenos Aires—Valparaiso geht der Vollendung entgegen. Von deu Einwanderern
stellen das größte Kontingent die Italiener. Hauptstadt: Buenos Aires [äij
(= gute Lüfte) an der Mündung des Parana, zugleich die größte südamerikanische
Handelsstadt, 1 Mill. Einw.
Jenseits der Mag ellanstraße liegen die Feuerlandsinseln. — Im
NO. vom Feuerlande befinden sich die Falklandsinseln, welche die Engländer in
Besitz genommen haben.
Die östlichen Gebiete Südamerikas umschließen weite,
fruchtbare Länder, die aber erst teilweise dem Anbau ge-
Wonnen sind. Ihre Entwicklung leidet unter dem Mangel
ausreichender Verkehrswege, die hanvtsächlich auf die
großen Wasserstraßen beschränkt sind, dann auch durch
die häufigen politischen Unruhen.
Allgemeiner Überblick.
Geographische Lage. Amerika wird von den größten Ozeanen der Erde um-
gürtet. Eine ungeheure Wasserwüste trennt es von Europa und Afrika, von Australien
und den Kulturländern Asiens, daher seine späte Entdeckung. An zwei Stellen aber
ist der Kontinent der Alten Welt doch verhältnismäßig nahe gerückt, freilich nur im
hohen Norden. Dort führt je eine Landbrücke nach Europa und Asien. Über die
östliche dieser Landbrücken erfolgte in der Tat die erste Entdeckung Amerikas. Um das
Jahr 1000 waren die Normannen auf ihren Seefahrten bis nach Grönland und an
die Küsten Nordamerikas vorgedrungen. Die normannische Kolonisation ging indes
wieder zugrunde und Kolumbus mußte die Westhälfte der Erde aufs neue ent-
decken. — Uber die westliche Jnselbrücke empfing Amerika seine Urbevölkerung.
Trotz der Umgürtung durch weite Ozeane ist Amerikas Weltstellnng sehr günstig;
es liegt den wichtigsten Kulturgebieten der Alten Welt (Europa, China und Japan)
gegenüber und nach Fertigstellung des Panama-Kanals wird es auch als BeHerr-
scherin eines wichtigen Seewegs nach Ostasien eine große Rolle spielen. Zu Europa
hat es seine innigsten geschichtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen.
Wagrechte Gliederung. Wesentlich unterstützt wird die günstige Weltstellung
Amerikas durch eine reiche Küstengliederung, vorzügjich in der Nordhälfte. Weise dies
nach! Südamerika findet für seine mangelhafte Küstengliedernng teilweise Ersatz in den
breiten Trichtermündungen und der ausgedehnten Schiffbarkeit seiner großen Ströme.
^Bodengestalt und Bewässerung. Amerikas Bodengestalt zeichnet sich durch Ein-
fachheit und Großartigkeit zugleich aus. Die Hochgebirge liegen an den Rändern der
beiden Halbkontinente, die Mitte derselben nehmen Tiefländer ein. Den Westen er-
füllen jugendliche Faltengebirge, den Osten alte, abgetragene und darum niedrigere
Schollenländer; in Südamerika umfassen diese Brasilien, Guayana und Uruguay,
in Nordamerika das Gebiet östlich vom Mississippi samt der arktischen Tiefebene. Die
räumliche Entwicklung beider Formen geht ins Riesenhafte. Im Gegensatz zu Asien,
das 2/z Hochland und nur 1/s Tiefland besitzt, ist in der Neuen Welt Hoch-
und Tiefland zu gleichen Hälften verteilt, eine der schätzbarsten Naturgaben
des Erteils; denn die Tiefländer sind, sofern sie sich einer ausreichenden Bewässerung
erfreuen und nicht zu ungesund sind, die Hauptkulturstätten der Erde. Hochebenen-
bildnng mit Randgebirgen in der gemäßigten Zone führten auch hier wie in
Asien zur Wüstenbildung; doch ist die Ausdehnung der Wüstenflächen vergleichsweise
Amerika.
63
beschränkt. (Großes Becken, Atacama.) Dagegen haben die in der Region des ge-
mäßigten Klimas emporgehobenen tropischen Plateaus von Mexiko und Peru die
Kultur der Azteken und Jnkas erzeugt. Während vulkanische Erhebungen im Ge-
samtausbau der europäischen und asia-
tischen Kettengebirge zurücktreten, be-
herrschen sie den Bau insbesondere
der Südamerikanischen Anden und der
Mexikanischen Hochfläche; auch Nord-
amerika weist gewaltige Spuren vul-
kanischer Tätigkeit auf, z. B. im
Nationalpark im Quellgebiete des
Aellowstone (jellostön).
Die Randlage der amerikani-
schen Gebirge bedingt nicht bloß die
Ausbildung gewaltiger Ebenen und
als Folge hiervon die Entwicklung
von Riesenströmen, sondern auch
deren äußerst vorteilhaften Bau: einen
kurzen Oberlauf und einen langen,
der Schiffahrt dienenden Unterlauf;
Lorenzstrom und Mississippi liegen in
ihrer ganzen Lauflänge im Tiefland
und sind daher fast bis zu den Quellen
schiffbar. Die niedrige Lage der Wasser-
scheiden ermöglicht überdies die be-
queme Verbindung der einzelnen Fluß-
systeme, ja teilweise, wie in Südame-
rika, hat die Natur selbst diese Ver-
bindung hergestellt. Wo?
Klima. Die weite Erstreckung
des Erdteils von N. nach S. be-
wirkt eine große Verschiedenheit des
Klimas. Indes zeigen die klimatischen
Gegensätze zwischen Nord und Süd nicht die Schärfe wie in Asien. Sie werden
gemildert durch den Mangel ostwestlich streichender Gebirgszüge, durch das Ein-
dringen des Ozeans in Mittelamerika („Amerikanisches Mittelmeer") und durch die
riesenhaften Ströme und Seen. Immerhin ist Nordamerika infolge feiner offenen
Lage gegen das Polarmeer und den Meerbusen von Mexiko starkem Temperatur-
^ Atlant.
^ Küsten ebene
Profil durch Nordamerika von W. n. O.
TO. b. 2. 1 : 40000000. M, b. £>. l : 800000 (50 fache Überhöhung).
64
Länderkunde,
Wechsel unterworfen, während Südamerika überwiegend ozeanisches Klima besitzt. Im
ganzen ist das Klima Amerikas kühler als das der Alten Welt.M
Bergland von
Brasilien.
Profil durch Südamerika von W- n. O-
b. 2. 1 : 40000000. M. d. H. 1 : 800000 (50 fache Überhöhung).
Niederschläge. Man unterscheidet in dieser Beziehung folgende Zonen:
1. das Gebiet der Äquatorialregion; 2. die Gebiete der tropischen Regen, mit
der heißen Zone ziemlich zusammenfallend; 3. die Gebiete des Regens zu allen Jahres-
Rcgenkartc von Amerika.
Amerika. 65
feiten (das südliche S.-Amerika. in N.-Amerika die ganze O.-Hälfte und die westlichen
Küstengebiete); 4. das Gebiet des Winterregens (Chile und Kalifornien); 5. die regen-
armen Gebiete; es sind dies die Wüstenstrecken zwischen der Sierra Nevada und dem
Felsengebirge, dann die Küsten von Peru und Bolivia.
Anmerkung. Das Klima Amerikas ist nicht allerorten der Gesundheit
zuträglich; namentlich sind die Küsten des Mexikanisch-Karibischen Mittelmeeres Brut-
statten des schrecklichen gelben Fiebers. Der Schrecken knüpft sich in verstärktem
Grade an einzelne Orte, so an das französische Cayenne in Guayana, erheblich weniger
an den mexikanischen Hasen Vera Cruz und New Orleans.
Erzeugnisse. Amerika ist der einzige Erdteil, der aus der nördlichen kalten
Zone bis in die südliche gemäßigte Zone sich erstreckt. Daraus erklärt sich die
große Mannigfaltigkeit seiner Pflanzen- und Tierwelt. Zur Entfaltung des tierischen
Lebens waren indes in der Westfeste, welche an Flächeninhalt der Alten Welt be-
deutend nachsteht, die Bedingungen nur in beschränkterem Maße gegeben. Im Vergleich
zu den großen Landtieren der Alten Welt erscheinen die entsprechenden amerikanischen
Tierformen fast wie verkümmert. Dem Löwen steht der weit schwächere Puma, dem
Tiger der kleinere Jaguar gegenüber. Die größten Tiergestalten der Alten Welt:
Elefant, Nashorn, Nilpferd, Giraffe, Kamel, fehlen Amerika gänzlich, desgleichen die
menschenähnlichen Affen. An wichtigen Kulturpflanzen schenkte die Neue Welt der
Alten den Mais, die Kartoffel, die Tomate, die Batate, die Maniok-
Wurzel, den Tabak, Kakao, Vanille uud den Chinabaum.
Heute bietet Amerika der Entwicklung von Kulturpflanzen
und Haustieren so günstige Verhältnisse wie kanm ein
anderer Erdteil.
Die von der Alten Welt dorthin eingeführten Haustiere (Pferde und Rinder,
Schweine und Schafe) und Kulturpflanzen (Getreidearten, Baumwollstaude, Kaffeebaum,
Zuckerrohr) gedeihen vortrefflich. Im übrigen zeigt Nordamerika in feiner Pflanzen-
und Tierwelt große Ähnlichkeit mit der Alten Welt; man schließt daraus auf den
vormaligen Zusammenhang beider Laudmasseu an der Beringsstraße. Südamerikas
Pflanzen- und Tierwelt geinahnt teilweise an Südafrika und Australien. In Bezug
auf nützliche und edle Metalle besitzt Amerika im Vergleich zu allen anderen Konti-
nenten den größten Reichtum. (Zähle sie auf!)-^
Bevölkerung. Zahl und Dichte. Die Bevölkerung ganz Amerikas ist im
Vergleich zur Größe des Erdteils noch sehr gering; sie beträgt 150 Mill. Einw.,
d. i. nur über Vs der Einwohnerzahl Europas auf einem Raum, der dieses an Größe
mehr als 4mal übertrifft. — Auf 1 qkm treffen 4 Menschen; der Erdteil steht
somit in Bezug aus die relative Bevölkerung selbst Afrika nach. Dichte Bevölkerung
weisen die nordöstlichen Staaten der Union auf; in den bevölkertsten davon steigt sie
auf 140 —150 auf 1 qkm. Die dichteste Bevölkeruug Amerikas besitzt ein Teil der
Antillen.
Abstammung. Ihrer Herkunft nach zerfallen die Einwohner in: ^
1. Ureinwohner; diese sind a) die Polarvölker, deren bedeutendsten
Stamm die Eskimos bilden; b) die Indianer (18 Mill.).
2. Eingewanderte, und zwar a) Weiße: sie zählen 90 Mill., d. i. mehr
als die Hälfte der ganzen Bevölkerung Amerikas. In N.-Amerika bilden sie weitaus
die Mehrzahl und zwar überwiegen hier die germanischen Nationen, in Mittel-
und S.-Amerika dagegen die romanischen, die sich vielfach mit der eingebornen
Bevölkerung vermischt haben, b) Neger, Mulatten usw., zumeist im S. der
Die Blauen Berge, 1200 m.
Die Blauen Berge, ein altes Rumpfgebirge aus Schiefergestein ähnlich dem Rheinischen Schiefergebirge, haben ein
plateauartiges Aussehen, schroffe Gehänge, ties eingerissene und schwer gangbare Täler. An der Küste bilden sie vor-
zügliche Häfen.
Eukalyptuswald auf den Höhenzügen der Blauen Berge in Neu-Südwales. Nach von Stettens photographischen
Aufnahmen.
Eukalypten und Akazien bilden den Hauptbestand des australischen Waldes. Die Blätter der Eukalypten sind im
Verhältnis zur Größe der Bäume schmal, hängen vertikal herab und gewähren nur wenig Schatten. Ihr Aussehen
ähnelt etwas dem der Birken und Oliven, die Wälder sind licht. Ter Mittelgrund des Bildes zeigt ausgewachsene
Bäume mit der sich von selbst abschälenden Rinde. Ten Boden decken abgefallene Rindenstücke.
Australien. 67
Union und auf Westindien und in Brasilien (30 Mill.); c) Mongolen, besonders
Chinesen und Japaner und zwar vorzugsweise an der Pazifischen Küste, (200000)
Außerdem gibt es noch zahlreiche Mischlinge von Weißen und Indianern, Mestizen.
Religion. Heidnisch sind nur noch manche Jndianerstämme; sonst herrscht
das Christentum, doch mit dem Unterschiede, daß in N.-Amerika der Protestantis-
mus, in S.- und Mittelamerika der Katholizismus überwiegt.
Kultur. Die Ureinwohner sind, abgesehen von den seßhaften Indianer-
stammen, meist rohe Jägerstämme.
Unter den Nahrungszweigen der Kulturvölker steht in erster
Linie der Ackerbau. Aber auch der Viehzucht wird große
Sorgfalt gewidmet, besonders in der Union, in Brasilien
und Argentinien. Mit dem glänzendsten Erfolge wird
ferner Bergbau betrieben und in den östlichen Staaten der
Union blüht in großartigster Weise die Industrie.
Außerordentlich reich ist Amerika an Verkehrsmitteln. Die wichtigsten Eisen-
bahnen siehe S. 54, 58 und 62. Der Handel Amerikas ist so bedeutend, daß er
nur vom europäischen übertroffen wird.
Staatliche Verhältnisse. In den selbständigen Staaten Amerikas findet sich
überall die republikanische Staatsform. — Die Europäer haben Besitzungen
in N.- und in S.-Amerika (im ganzen über 10 Mill. qkm und 9 Miß. Einw.).^^ ^
--
Australien.
9 Mill. qkm, fast 7 Mill. Einw.
Australien umfaßt 1. den Austral-Kontinent, 2. die Australische Inselwelt.
Der Austral-Kontinent.
Größe und Lage. Australien hat nicht nur unter allen Erdteilen den
geringsten Flächenraum (8 Mill. qkm), sondern ist auch von allen am
weitesten entfernt; es liegt in der Nähe des Mittelpunktes der Wasserhalbkugel,
umgeben vom Indischen und Stillen Ozean. Hieraus begreift sich auch seine
späte Entdeckung im 17. Jahrhundert. Am engsten berührt sich Australien mit
Asien, ja es liegen ihm sogar die reichsten Landschaften dieses Erdteils (China,
Indien) am nächsten. Diese Gunst der Lage kommt aber nur unkultivierbaren
Gebieten zugute. Die Kulturgebiete Australiens sind weit davon entfernt. Unter
allen Erdteilen besitzt Australien die ungünstigste geographische Lage.
Küstengliederung. Nur im N. und S. bemerken wir je eine Bucht und
eine Meeresstraße: im N. den Carpentariagolf und die Torresstraße (diese
benannt nach dem spanischen Seefahrer Torres), im S. die große Australbucht
und die Baßstraße (diese benannt nach dem britischen Seefahrer Baß). —
Ebenso arm ist der Erdteil an Landgliedern. Nur eine einzige größere Halbinsel
springt im N. gegen die Torresstraße vor, die Halbinsel York, und nur eine
Australische Buschlandjchaft im Innern zur Zeit des hohen Grasivuchfes. Nach Semon.
Die Grassteppe des frischeren Landes geht allmählich in den Scrub über, die vorherrschende Vegetationsform des
trockenen Innern. Er ist ein zum Gestrüppe verkümmerter Buschwald, eine graue, braune, rotbraune, zuweilen auch
gelbliche bis bläulich grüne Masse verworrener dichter Zweige von Akazien- und Eukalyptenbüschen. Schlimmer noch
sind die Spinisex-Dickichte der wasserärmsten Gebiete mit„ihren Halmen groben Grases, ihren zahllosen Stacheln
und Nadeln. Sie bilden den Übergang zur Sandwüste.
Papuanisches Pfahldorf auf Neu-Guinea. Nach Semon.
Ruder- und Segelboote der Papuanen. Die Hütten ziehen mitunter mehrere Kilometer im Wasser verstreut hin;
es finden sich Pfahldörfer mit 1000 Einwohnern.
Australien. 69
größere Insel rechnen wir zu Australien, die durch die Baßstraße vom Kontinente
getrennte Insel Tasmanien (benannt nach dem holländischen Seefahrer Abel
Tasman). Australien zeigt, wie Afrika, mit dem es auch in seiner Gestalt sehr
viele Ähnlichkeit hat, nur eine dürstige Gliederung.
Bodengestalt. Fast das ganze Innere erfüllt ein 300 m hohes Tafel-
land, ein altes gefaltetes Schollenland, mit Steppencharakter im O. und Wüsten-
charakter im W. — Größere Erhebungen finden sich nur an den Küsten des
Erdteils. Die bedeutendsten derselben ragen im SO. empor: die Anstralalpen
6 °
§ S Neu-Seeland.
Murray-Dar-
.4000 "gl West-Australien 1 % Hm-fieMer»
.2000 2-300 u_jö ^ ^ > CirosserUcean.
Profil durch Australien und Neuseeland v. W. n. O.
M. d. L. 1 : 40 000000. M. d. H, 1 : 800000 (SO fache Überhöhung).
erreichen hier eine Höhe von über 2000 m; nördlich davon sind die 1200 m
hohen Blauen Berge. Tiefland breitet sich um den Australgols im S. und
um den Carpentariagolf im N. aus; die größte Tiefebene Australiens bildet
zugleich das Becken des größten Stromsystems, das des Murray (mörre) mit
dem Darling. Die Bodengestalt Australiens ist ebenso einförmig wie seine
Küstengliederung.
Klima und Bewässerung. Am folgenschwersten für Australien wurde
die ungünstige Lage seiner Gebirge. Es ist in dieser Hinsicht sozusagen das
Beispiel eines verkehrt angelegten Erdteils. Die
hochaufgerichteten Ostküsten zwingen nämlich den
dunstreichen Südostpassat sofort bei der Berührung
mit dem Festlande seine Feuchtigkeit abzugeben. Er
vermag deshalb dem Innern nur wenig Naß zuzu-
führen und lange genug galt es auch als eine andere
Sahara. So erklärt es sich, daß die Holländer, die
am Anfang des 17. Jahrhunderts Australien ent-
deckten, den Erdteil als „wertloses Gebiet" betrach-
teten und vernachlässigten.
Das Innere leidet unter Wasserarmut und Regenkarte von Australien.
Hitze. Von den Flüssen führt nur der Murray
stets Wasser, die übrigen verschwinden in der trockenen Jahreszeit ganz oder lösen
sich in eine Reihe von Sümpfen auf. Bei ungewöhnlichen Regengüssen schwellen
sie indes mächtig an. Einige Flächen erfüllen Salzseen, unter denen der größte
der Eyresee (er) ist. — Des Regens zu allen Jahreszeiten erfreut sich nur
Südost-Australien. Das trockene Klima bewirkt eine unzureichende Bewässerung
des Erdteils.
70 Länderkunde.
Erzeugnisse. Das Innere bedecken ausgedehnte Flächen von Skrub, einem
undurchdringlichen Strauchwerk. An den Küsten bilden die bis 150 m hohen
Eukalypten und die Kasuarinen^) lichte, schattenarme Wälder. Fast ganz
fehlten dem Erdteile Nahrungspflanzen und Früchte, weshalb er auch
nur eine geringe Zahl von Einwohnern ernähren konnte und der Ackerbau
unmöglich war; dagegen gedeihen die eingeführten europäischen Getreidepflanzen
und fast alle Arten von Obst in trefflicher Weise. — Die Tierwelt ist so
eigentümlich, daß sie eine besondere Region in der Tiergeographie ausmacht.
Die höheren Ordnungen der Säugetiere fehlen ganz, so die Affen, die großen
Raubtiere, die Dickhäuter und selbst die Wiederkäuer, was namentlich von großer
Wichtigkeit ist; denn dadurch war es den Bewohnern Australiens sogar versagt,
wie die Nomadenvölker Viehzucht zu treiben. Am stärksten vertreten sind hier
die Kängurus, die auch gejagt werden; seltsam sind ferner die Schnabel-
tiere. Wild oder halbgezähmt ist der australische Hund, der Dingo, eine
Geißel der Schafherden. Reichere Entwicklung zeigt die Vogelwelt, Haupt-
sächlich vertreten durch Papageien, besonders Kakadus, und den Emu-
Strauß. Die Pflanzen- und Tierwelt Australiens unterscheidet sich wesentlich
von jener der übrigen Kontinente, ein Beweis dafür, daß der Erdteil seit langer
Zeit von der Alten Welt losgelöst ist.
Die Europäer haben seit ihrer Niederlassung im Jahre 1788 mit dem besten
Erfolg ihre Haustiere eingeführt, so daß neben dem Bergbau die Viehzucht
die Hauptnahrungsquelle der Kolonisten bildet. Besonders großartig wird die
Schafzucht (100 Mill. Stück) betrieben, die freilich zeitweise durch Dürre-
Perioden starke Schädigung erleidet^). Wolle, Häute und Fleisch sind daher
Hauptausfuhrprodukte Australiens.
Am bedeutsamsten für die Besiedelung Australiens wurde — wie in Kali-
fornien — die Entdeckung seiner Goldschätze i. I. 1851, besonders in den Blauen
Bergen, den Australalpeu und in West-
australien. Heute steht Australien unter den
goldproduzierenden Ländern der Erde mit
Südafrika und Nordamerika an erster Stelle
Gold zählt daher zu den wichtigsten Aus-
fuhrgegenftänden. Außerdem besitzt der Erd-
teil Steinkohlenlager, Kupfererze
und große Silberlager.
Bevölkerung. Die Gesamteinwoh-
nerzahl des Kontinents beträgt (mit Tasma-
nien) nur 4^ Mill.; die dichtestbewohnten
Gebiete (20 bis 30 auf 1 qkm) gehören in-
folge der günstigen Gliederung und Bewässe-
rnng, der ergiebigen Niederschläge und des
Reichtums an Bodenerzeugnissen dem SO. an.
*) Blattlose Sträucher mit grünen Zweigen.
s) Die Herdenbesitzer (Schafbarone) heißen Squatters (skwotters); sie bilden die Aristo-
kratie der australischen Gesellschaft.
3) Wert der gesamten Golderzeugung Australiens bis heute 8 Milliarden Mark.
Sydney
Bewohner auf 1 qkm
^ unter S i—^ 10—20
2—10 EM 20—30
Karte der Bevölkerungsdichte von Australien.
Australien. 71
Die Urbewohner Australiens, die Australneger, von dunkelbrauner
bis schwärzlicher Hautfarbe, bilden eine besondere Menschenrasse. Sie sind trotz
guter geistiger Begabung wegen der Not des täglichen Lebens und der Ab-
geschlossenheit von jeglichem Verkehr auf sehr niedriger Gesittungsstufe stehen
geblieben; ihre Zahl ist in rascher Abnahme begriffen. — Die Ansiedler sind
zum allergrößten Teil Briten; Deutsche (im ganzen 100000) finden sich in
größerer Anzahl fast nur in Queensland und Südaustralien. — In den Berg-
werken arbeiten besonders Chinesen.
Verkehrswesen. Die Verkehrsmittel zeigen eine stetige Zunahme. Der
Telegraph durchzieht Australien nach allen Richtungen. Der Überlandtelegraph
(3157 km) verbindet Adelaide in Südaustralien mit Port Darwin in Nord-
australien. Auch bestehen Kabelverbindungen mit Asien und über die Südsee
nach Amerika. Eisenbahnen besitzen bereits alle australischen Kolonien, die
meisten der SO. des Kontinents. Besonders hervorzuheben ist die bereits in
Angriff genommene Transkontinentalbahn von Adelaide nach Port Darwin. Mit
Europa steht Australien mehrfach durch Dampferlinien in Verbindung; auch
deutsche Postdampferlinien verkehren dorthin. Den lebhaftesten Handel unter-
hält Australien mit seinem Mutterlande England.
Staatliche Verhältnisse. Das zu England gehörige Festland besteht
aus 5 Kolonien. Seit 1901 sind die Kolonialstaaten nebst Tasmanien zu einem
Australischen Staatenbund (Commonwealth of Australia) vereinigt, der nach
englischer Weise seine Angelegenheiten selbständig verwaltet; nur der Gouverneur wird
von der englischen Regierung ernannt.
KolonieBiktoria. Hauptstadt: Melbourne, (melbörn), die größte Stadt
Australiens, über V2 Mill. Einw. — Kolonie Neu-Südwales (uäls); Haupt-
stadt und Sitz des Gouverneurs ist Sydney (ßidni), die Haupthandels- und
Fabrikstadt Australiens, über V2 Mill. Einw. — Kolonie Queensland (kwmsländ)
mit Brisbane (brisbän), 130000 Einw. — Kolonie Südaustralien mit
Adelaide, 170000 Einw.; die Kolonie heißt die Kornkammer des Erdteils. —
72
Länderkunde.
Kolonie SSeftauftr alten, der größte der Staaten, aber auch der unfruchtbarste
und darum bisher volksärmste, indes sehr goldreich, besonders bei Coolg ard i e (kulgardi);
Hauptort: Perth (pörß).
Zu Australien pflegt auch gerechnet zu werden:
Tasmanien mit Hobarttown (höbärttaun), Australiens bestes Obstlan
Sie beginnen mit Neu-Guinea, umziehen in einem großen Bogen die
N.- und O.-Küste des Anstralkontinents und endigen mit der Doppelinsel Neu-
Seeland. Diese Inseln sind fast alle gebirgig, vielfach von Vulkanen durch-
krochen und erweisen sich als die Überreste eines zerbrochenen und teilweise unter-
gesunkenen Gebirgssystems, das den Australalpeu und Anden parallel zog.
Das Gebirge Nen-Seelands nimmt auf der südlichen Insel den Charakter
eines echten Hochgebirges an mit großartigen Gletschern und Seen, daher die
„Neuseeländische Schweiz" genannt. Der höchste Gipfel, der Monnt Cook
smaunt kük), erreicht 4000 m. Die Nordinsel Nen-Seelands ist dnrckaus vnl-
kanisch und reich an heißen Quellen und Geisern. •— Das Klima der Anstral-
Inseln kennzeichnen große Milde und Gleichmäßigkeit; die Niederschläge fallen
reichlich. — Die wichtigsten Nutzpflanzen der Austral-Jnseln sind die Kokos- und
Sagopalmen und die Brotfruchtbäume. In der Tierwelt verdienen besonders
die prachtvollen Paradiesvögel Neu-Guineas Erwähnung. Neu-Seeland hat
großen Reichtum an Gold, Kupfer und Kohlen. — Die Inseln werden mit
Ausnahme von Neu-Seeland von den Papuas (— Krausköpfe) bewohnt. Deren
Hautfarbe ist schwarz; sie wohnen in Pfahlbauten und treiben etwas Handel;
im übrigen haben sie keine Art staatlicher Einrichtung und sind mißtrauisch
gegen alles Fremde; am meisten aber hat sich diese Rasse durch Menschenfresserei
entwürdigt.
Die Inseln und Inselgruppen sind folgende:
Ncu-Guinea, 800000 qkm (= Deutschland und Österreich); es ist nächst
Grönland die größte Insel der Erde. Den W. der Insel beanspruchen die
Niederländer, der NO. ist vom Deutschen Reiche, der SO. von Eng-
land in Besitz genommen.
Der Bismarck-Archipel; er besteht aus Neu-Pommern, Nen-Mecklen-
bürg und einer Schar kleinerer Inseln, zu denen auch die Admiralitätsinseln
gehören, und ist deutscher Besitz.
Die Salomou-Juselu; die zwei nordwestlichen, darunter Bougainville
(biigam^will), stehen unter deutscher Oberhoheit, während alle übrigen eng-
lisch sind.
Nen-Caledonien ist französisch.
Alle vorgenannten Inselgruppen faßt man auch unter dem Namen Mela-
uesieu (von melas — schwarz und nesos — Insel) zusammen.
Neu-Seeland, aus zwei durch die Cooksstraße (fftfs)1) voneinander
getrennten Inseln bestehend (270000 qkm [= Italien), 1 Mill. Einw.), ist eng-
') Benannt nach dem englischen Seefahrer des 18. Jahrhunderts, James Cook
(dschems kük).
Australien-
73
lisch. Auf der Nordinsel die Hauptstadt Wellington. — Die Ureinwohner
der Insel, die Maori, sind stark im Rückgang; die Weißen Mill.) treiben
hauptsächlich Viehzucht und Bergbau.
Polynesien oder Ozeanien.
Polynesiens umfaßt alle jene Inseln, welche zwischen den beiden Wende-
punkten durch den Stillen Ozean ausgestreut sind.
Die Inseln sind teils vulkanisch, teils Koralleninseln; erstere sind natur-
gemäß hoch, letztere, die Werke der Korallentiere, flach. Häusig bilden die
Korallenbauten einen Ring oder Glieder eines Ringes, welche eine innere seichte
See, eine Lagune, umschließen. Solche Bildungen heißen Atolle. — Die
Mittelwärme hält sich hier fast überall nahe bei 27° C; nur um ein
paar Grade unterscheidet sich Tag von Nacht, der kälteste Monat vom wärmsten.
Das weitaus wichtigste Erzeugnis der Inseln ist die Kokos-
palme. Sie macht namentlich die unfruchtbaren Koralleneilande erst bewohnbar,
indem sie den Insulanern alles zu ihrem Lebensunterhalte Nötige liefert. Die
kopfgroßen Früchte enthalten die erfrischende Kokosmilch; ihre Kernmasse, die
Kopra^), ist ein gesuchter Handelsartikel, die Faserhülle der Nüsse dient zu Fäden,
Stricken, Matten und Segeln, die angebohrten Stämme liefern den Palmwein,
der Stamm Holz zum Boot- und Hausbau. An sonstigen Nahrungspflanzen
sind noch zu erwähnen die Sagopalme nnd der Brotfruchtbaum, Bananen
und mehrere Knollengewächse. — Die Tierwelt ist ärmlich; Säugetiere
fehlten ursprünglich fast gänzlich, ein Zeichen der uralten Lostrennung dieser
Inseln vom Festlande. — Die Inseln werden größtenteils von Polynesiern,
einer Abart der malaiischen Rasse, bewohnt. Diese zeichnen sich durch schönen
Körperbau und geistige Regsamkeit aus. Besondere Geschicklichkeit bekunden sie
im Seewesen. — Die Zahl der Kolonisten ist gering; denn wenn auch die
Eilande malariafrei sind, so führt doch die ununterbrochene Treibhauswärme bei
längerem Aufenthalte zu Erkrankungen.
Jmgroßenund ganzen ist der Wert der Südseeinseln in kolo-
nialer Beziehung mäßig, da deren Bevölkerung und Landflächen
ziemlich gering sind. Als Schiffahrts- und Kohlen st ationen
zwischen Amerika einerseits und Australien anderseits werden s-ie
aber eine wichtige Rolle spielen, sobald der Mittelamerikanische
Kanal eröffnet sein wird; denn durch diesen werden die betreffen-
den Kontinente um vieles einander näher gerückt.
Die sonstigen Jnselgruppeu sind:
der Fidschi-Archipel und die Tonga- oder Freundschafts-Jnseln,
beide englisch. — Die Cooks-Inseln, die Gesellschafts-Jnseln mit
Taiti (tcnti), die Niedrigen Inseln (auch Tuomotu, d.h. Jnselwolke, genannt)
1) Vom griech. polys — viel und nesos = Insel. — Südsee wurde der große
Ozean von dem spanischen Entdecker Balbao genannt, weil er ihn beim Vordringen über die
Landenge von Panama zuerst im ©. erblickte.
2) Kopra nennt man die getrockneten Stücke des Kokosnußkerns, woraus das Kokosöl
gewonnen wird.
Kokospalmen
<Nach Eschner, Teutschlands Kolonien. Leipziger Tchulbilder^Berlag v. F. S. WachSmuth, Leipzig.)
Jaluit^ ein Koralleneiland der Marshallinseln.
Kokospalme»
(Nach Eschner, Teutschlands Kolonien. Leipziger Tch»Ibildcr>?erlag v. F. E. Wachsmuth, Leipzig.)
Upolu. die mittlere der 3 großen Samoainseln, mit Apia. Eine Vulkaninsel mit Höhen bis 980 m.
Australien.
75
und die Marquesas (markeßas)-Jnseln, alle französisch.— Die Sandwich
sänduitsch)-Juseln in der Nähe des nördlichen Wendekreises unterstehen der
Oberhoheit der Vereinigten Staaten von Amerika. Die größte Insel dieser Gruppe
ist Hawaii mit ausgedehnten Zucker- und Ananasplantagen; Honolulu, Haupt-
station auf dem Wege von Nordamerika nach Australien.
Die deutschen Nesthungen in der Südsee.
Diese sind:
1. in Mikronesien die Marianen, die Karolinen samt den Paulainseln
und die Marshallinseln 2);
2. in Melanesien das Kaiser Wilhelmsland, der Bismarckarchipel und
die beiden Salomon-Jnseln: Bougainville und Buka;
3. in Polynesien die beiden Inseln der Samoagruppe: Upolu (upolu)
und Savaii.
Der deutsche Südseebesitz bildet ein ausgedehntes und zusammen-
hängendes Kolonialreich in der Westhälste des Pazifischen Ozeans
mit einem Flächeninhalt von 245000 qkm (= nahe x/2 des Deutschen Reiches)
und fast 1/2 Mill. Einw.
Den militärischen Stützpunkt dieser Seeprovinz bildet die deutsche Klotten-
station Kiautschou.
Verkehrslage. Diese Inseln stellen eine unter deutschem Einflüsse stehende
Brücke von Australien nach Ostasien, besonders nach Kiautschou, dar; sie sind
ferner infolge ihrer sicheren Häfen und ihrer Kohlenstationen wichtige Stützpunkte
des Verkehrs zwischen Amerika und Asien. Ihre Lage erscheint also in doppelter
Hinsicht von Bedeutung.
Klima. Die Inseln haben ein tropisches, heißfeuchtes Seeklima mit
25—26° Wärme. Die Nordostpassate bringen reichlichen Regen, doch auf den
hohen Inseln vorzugsweise auf der Ostseite (wie in Australien), während die
Westseite an Dürre leidet.
Januar April Juli Oktober
?6°-
25°-
ZH—
25.8°
25,9°
Temperaturgang während eines Jahres in Apia auf Samoa,
Erzeugnisse. Der Charakterbaum ist die Kokospalme, die auf
allen Inseln vorkommt; auch Brotfruchtbaum und Banane fehlen nicht. An-
gebaut werden Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Tabak, Baumwolle und alle Gemüse.
Die Säugetiere: Pferde, Rinder und Schweine wurden erst von den Europäern
auf die Inseln gebracht.
*) So benannt nach dem englischen Kapitän Marshall, der sie 1788 untersuchte.
76
Länderkunde.
Bewohner. In der einheimischen Bevölkerung lassen sich 3 Gruppen
1. Die Marianen. Sie haben vulkanische Natnr, tätige Feuerberge, heiße
Quellen und meist schwer zugängliche Küsten. — Die größte von ihnen, Gnam,
gehört der Union..— Sitz der deutschen Verwaltung ist Saipan mit gutem Hafen.
2. Die Karolinen nebst der Palaugruppe sind kleine, niedrige Flachinseln
und vielfach echte Atolle mit sturmsicheren Ankerplätzen. Vulkanischen Ursprung
haben die beiden wichtigsten Inseln: Jap und Ponape.
3. Die Marshallinseln (400 qkm mit 15000 Einw.), ebenfalls Korallen-
inseln, zählen zu den dichtbevölkerten Inseln der Südsee. Zur Aussuhr gelangt
eine beträchtliche Menge von Kopra. Sitz des Landeshauptmanns ist Jaluit
(schalüt) mit einem trefflichen Hafen, auch wichtige Kohlenstation für die deutsche
Kriegsflotte. Nach ihm ist auch die Jaluit-Gesellschaft benannt, deren Sitz
in Hamburg ist und die auf den Marfhall-Jnfeln und den Marianen den ganzen
Handel beherrscht. Die Insel Nanru liefert eine reiche Ausbeute von Phos-
phaten, desgleichen die oben erwähnten Palan-Jnseln.
Ganz Deutsch-Mi kronesien hat 2500 qkm (= Sachsen-Meiningen)
und 60000 Einw.
Größe und Bedeutung des Gebietes. Dieses Gebiet stellt den Kern
der deutschen Südsee-Kolonien dar und umsaßt 240000 qkm mit 400000 Einw.
Natur. Die Inseln sind gebirgig, meist vulkanisch und mit dichtem Urwald
bedeckt. Überall gedeihen die tropischen Nutzpflanzen, besonders die Kokospalme
und der Brotfruchtbaum. Zahlreich und eigenartig entwickelt erscheint die Vogel-
Welt, von der hier Kasuar, Nashornvogel und Paradiesvogel ihre Heimat haben.
Melanesiens Natur bekundet nähere Verwandtschaft mit dem Snnda-Archipel als
mit dem Anstral-Kontinent.
Bevölkerung. Die Eingebornen, Papua, haben eine schwarze Hautfarbe,
wohnen in Pfahlbauten und treiben Fischfang. Als kühne Seefahrer durch-
schwärmten sie weite Gebiete der Südsee. Da ihnen die Natnr alles freiwillig
für ihre bescheidenen Lebensansprüche darbietet, lassen sie sich nicht leicht zu
geregelter Plantagenarbeit herbei und sind im allgemeinen dem Weißen nicht
wohlgesinnt. Die Arbeiter müssen aus dem Sundagebiet oder aus Chiua ein-
geführt werden, was die Produktion verteuert.
Kaiser Wilhelms-Land (182000 qkm, 110000 Einw., halb so groß wie
das Königreich Preußen). Das Innere ist ein schönes, waldgeschmücktes Gebirgs-
land, von dem einzelne zeitweilig beschneite Gipsel bis zu 5000 m emporsteigen.
Größere Ebenen sinden sich nur am Unterlans der Flüsse, so längs des Kaiserin-
Augusta-Flusses und an der Astrolabe-Bai (Astroläb). — An der flachen
unterscheiden:
1. die dunkelfarbigen, kraushaarigen Melanesier oder Papua,
2. die Heller gefärbten Polynesier (Malaien) und
3. die Mikronefier, eine Mischrasse von beiden.
1. Deutsch-Mikronesien.
Australien. 77
Küste, besonders längs der Astrolabe-Bai, wird Plantagenbau getrieben;
Kokospalmen, Kakao und Baumwolle werden hier mit gutem Erfolge
gepflanzt. Auch Kaffeebau, Guttapercha- und Kautschukgewinnung sind in Angriff
genommen und bieten günstige Aussichten. An der W.-Küste der Astrolabe-Bai:
Friedrich-Wilhelms-Haseu. Leider birgt das Klima der Kolonie sür die
Europäer viele Gefahren in sich.
Der Bismarck-Archipel (47000 qkm, 190000 Eiuw.). Er besteht aus
zwei größeren Inseln, Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg, und einer Schar
kleinerer, zu denen auch die Admiralitätsinseln gehören. Auf dem nördlichen
Vorsprung von Neu-Pommern, der Gazelle-Halbinsel, und auf den benach-
barten Inseln wird mit Erfolg Baumwollbau betrieben. Auf der Gazellen-
Halbinsel liegt Herbertshöh, der Sitz der deutschen Verwaltung. Sie wird
demnächst nach Simpsonhafen verlegt. — Die auf Neu-Guinea und im Bismarck-
Archipel tätige Neu-Guinea-Kompagnie zählt zu den größten Pflanzungsgesell-
schaften der Erde und hat ihren Sitz in Berlin.
Von den Salomon-Jnseln stehen Bougainville und Buka unter deutscher
Oberhoheit.
3. Deutsch-Polynesien: die Samoa-Inseln.
Lage. Die Samoa-Jnseln liegen ziemlich in der Mitte der polynesischen
Jnselslur und bilden so den natürlichen Mittelpunkt des Südseehandels sowie eine
wichtige Station aus dem Wege von Amerika nach Australien. Ihre Verkehrs-
läge ist demgemäß höchst vorteilhaft.
Umfang. Sie umfassen drei größere Inseln: Savaii, Upolu und
Tutuila und viele kleinere mit einem Gesamtflächenraum von 2600 qkm
(= Mecklenburg-Strelitz) mit 33000 Einw. Die Inseln Savaii uud Upolu
sind deutsch, Tutuila gehört der Union.
Landschaftliche Schönheit. Das reizvolle Bergland, das üppige
Pflanzenkleid und der Reichtum an rauschenden Wasseradern haben der Insel-
gruppe den Beinamen „Perle der Südsee" eingebracht. Indessen fehlt es auch
nicht an ausgedehnten basaltischen Blockmeeren, humusarmen Lavaflächen und
wasserdurchlässigem Schuttboden, worauf nichts gedeiht. Am fruchtbarsten ist
Upolu.
Bevölkerung. Die Samoaner gelten als der schönste polynesische
Menschenschlag; auch wird ihnen geistige Gewandtheit nachgerühmt. Dagegen
zeigen sie wie alle Naturvölker wenig Neigung zu geregelter Arbeit, weshalb
Plantagenarbeiter aus China und den Sunda-Jnseln eingeführt werden. Der Sitz
des Gouverneurs ist Apia (Apia) auf Upolu, der Hauptort des samoanischen
Handels.
Produkte. Alle tropischen Kulturpflanzen gedeihen hier gut und liefern
reichliche Erträge: Kokospalmen, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Bananen,
Ananas usw. Die Eingeborenen befassen sich hauptsächlich mit dem mühe-
losen Erwerb der Kopra, neuerdings legen sie auch Kakaopslanzuugen an. Die
Weißen widmen sich fast ausschließlich dem Anbau von Kakao. Die Deutsche
Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln zu Ham-
bürg erzielt hier lohnenden Erfolg.^
Fischer-Geistbeck. Erdk, f. Höh. Mädchenschulen. IV. Teil. 6
(Nach Rechlngcr, Streifzüge in Deutsch-Neu-Guinea, D. Reimer, Berlin.)
Vulkanische Küste bei Simpsonhafen auf Neupommern.
Nahe bei Simpsonhafen auf Neupommern liegt die kleine Insel Matupi, deren Hafen von drei Vulkan-
bergen umgeben ist.
Kasuarinen
(Nach Rechinger, Streifzüge in Deutsch-Neu-Guinea, D. Reimer, Berlin.)
Tropischer Strandwald bei Herbertshöhe auf Neupommern.
Die Schönheit des tropischen Strandwaldes auf Kaiser Wilhelmsland, Neupommern und den Salomons»
Inseln wird von den Forschungsreisenden viel gepriesen. Aus dem dichten Buschwerk des schwer durch-
dringlichen Unterholzes ragen Kasuarinen mit ihren haarartigen Blättern empor, Schraubenpalmen
(Pandanus), baumartige Myrten und Euphorbien, riesige Fikus, die ihre Kronen über einem mächtigen
Gestell von Luft- und Stützwurzeln erheben, Calophyllumbäume,. mit mächtigen, am Boden hinkriechenden
Stämmen und dichten Laubkronen, die eine ganze Welt von Überpflanzen auf sich tragen, Kokospalmen,
Bambus u. a.
Australien. 79
Hlberblick über die deutschen Kolonien.
Das Gesamtgebiet derdeutschenKolonien beträgt die fünffache Größe
des Deutschen Reiches (28/5 Mill. qkm), die Gesamteinwohnerzahl (1907)
12 V2 Mill. Farbige und 12 300
Weiße, unter diesen wieder gegen
10000 Deutsches.
Nach dem Flächeninhalt
seiner Schutzgebiete nimmt
das Deutsche Reich unter den Kolo-
nialmächten den dritten Rang
ein, doch gehen ihm England und
Frankreich weit voran.
Der Gesamthandels-
verkehr der deutschen Kolonien
stellt im Außenhandel Deutschlands
mit seinen 15 Milliarden Mark
freilich noch eine sehr bescheidene
Summe dar; er beziffert sich erst
(ohne Kiautschou) auf 130 Milli-
onen Mark (1907). Im Vergleich
zu den ersten Anfängen dieses
Handels (1900 nur 9,6 Mill. M.)
bedeutet der Betrag immerhin einen
ansehnlichen Fortschritt. Das
Deutsche Reich ist an demselben
mit rund 60 % beteiligt. Die
Ausfuhr nach den Schutzgebieten
überwiegt vorerst noch bedeutend
die Einfuhr aus ihnen.
Das Kapital, das in den deutschen Kolonien arbeitet (ohne Kiautschou). wird
auf 370 Mill. Mark geschätzt, darunter 284 Mill. Privatkapital.
Ihrem Charakter nach gliedern sich die deutschen Kolonien also:
Deutsch-Südwestafrika ist eine Siedelungskolonie; Togo, Kamerun und
Deutsch-Ostafrika sowie die deutschen Kolonien in der Südsee sind Pflanzungs-
und Handelskolonien. Kiautschou ist eine Flottenstation.
Was Deutschland vor allem benötigt, sind einerseits Siedelungskolonien für
seine stark anwachsende Bevölkerung, anderseits Ländereien, geeignet als Absatzgebiete
für feine Jndustrieprodukte sowie zur Erzeugung der für feine Industrie erforderlichen
Rohstoffe.
An dem Umfang des überseeischen Verkehrs und der Handelsschiffahrt
gemessen, ist das Deutsche Reich nächst England geradezu das kolonial-
bedürftigste Land der ganzen Erde.
^) Zahl der Deutschen in den deutschen Schutzgebieten (1907):
Togo...... 273 Neu-Guinea.....417
Kamerun..... 971 (1908) Marshall-Jnseln
Deutsch-Südwestasrika . 4929 Karolinen und Marianen / öö
Deutsch-Ostafrika . . 1656 Samoa...... 436 (1908)
Südsee Va des Deutschen Reiches) Hogo (— Bayern)
Kamerun (— Deutsches Reich)
Aeutsch»Süd«effafrika (— i'/2mal das Deutsche Reich)
Deutsches Weich Peutsch-Hstafrika (= 2 mal das Deutsche Reich)
Verhältnis des Deutschen Reiches und seiner Kolonien nach dem
Flächeninhalte.
80
Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft.
D. Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft.
(Zur Lektüre.)
Wie aus unerschöpflichen Quellen haben sich reiche Ströme deutscher Volks-
kraft und deutscher Geistesbildung über die Welt ergossen. In den Zeiten der
Völkerwanderung hat der dem deutschen Blute innewohnende Wandertrieb
die Germanenstämme nach dem Süden und Westen geführt, nach Frankreich, Spanien
und Afrika, nach Italien, dann bis tief nach Ungarn hinein und wieder nord-
wärts nach England. Und schon bald nach der Einigung der deutschen Stämme
unter den ersten kraftvollen Sachsenkaisern, dann unter den Hohenstaufen und
später in der Zeit des Deutschherrnordens erwiesen die Deutschen ihren Berus
als Kolonisatoren der Nord- und Ostmarken in heißen Kämpfen gegen Wenden
und Sorben, Obotriten und Preußen. Mit der Gewinnung der Ostsee ergaben
sich nunmehr die Voraussetzungen für einen internationalen Handel, der von
London bis Nowgorod, bis Stockholm und Bergen reichte. Es begann unter
Lübecks Führung die Blüteperiode der deutschen Hanse. Mit den
Kreuzzügen traten dann die italienischen Handelsstädte mehr in den Vorder-
gruud, und die Wohnplätze im Süden Deutschlands begannen aufzublühen: Wien,
Augsburg, Ulm und Nürnberg.
Die Entdeckung neuer Handelswege am Ausgange des Mittelalters fand
die Deutschen nicht untätig, wenngleich die romanischen Nationen, die Portugiesen
und Spanier, daran den Hauptanteil hatten. Die Fngger und Welser ins-
besondere waren bestrebt, die neuen Verkehrsverhältnisse sich dienstbar zu macheu.
Sie haben Flotten aus spanischen Häsen ausgehen laffen und sich am spanischen
Gewürzhandel beteiligt, ja selbst zu Eroberungen und Kolonisationen sind sie
fortgeschritten. Venezuela wurde besetzt und sollte richtiger Welserl and heißen.
Doch ohne Unterstützung durch das Reich, dem eine Flotte fehlte, wurden die
deutschen Kolonisatoren immer mehr aus ihren Handelsbeziehungen verdrängt,
und aus diesem Umstände erklärt sich wohl auch die sonst unbegreifliche Untätig-
keit der Hanse in jenem großen Umschwung der internationalen Verkehrsverhältnisse.
Die grauenvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges vollendeten noch den Verfall
des deutschen Handels zu Land und zur See. Holland und England rissen das
deutsche Erbe an sich. Wohl versuchte der Große Kurfürst, der in der Schule
der Holländer herangewachsen war und die Bedeutung des Meeres als Quelle
der Völkergröße kennen gelernt hatte, die Schöpfung einer Handelsflotte und die
Gründung einer Kolonie in Westafrika. Im Jahre 1683 wurde trotz des Ein-
spruchs eifersüchtiger Mächte von einem Teile der Küste Besitz ergriffen, das
Fort Groß-Friedrichsburg errichtet, und verheißungsvolle Handelsbeziehungen
wurden eröffnet. Aber schon sein Nachfolger, der erste preußische König Fried-
rich I., hatte für diese Bestrebungen wenig Interesse, und Friedrich Wilhelm I.,
der Vater Friedrichs des Großen, betrachtete vollends das ganze Kolonisation^-
wesen als „Chimäre" und verkaufte 1719 seinen Besitz der Holländisch-West-
indischen Kompagnie für 6000 Dukaten.
Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. 81
Über 200 Jahre litt das deutsche Volk unter seinen unglückseligen politischen
Verhältnissen, es war meerfremd geworden, und dem Rückgange des materiellen
Lebens ist der des geistigen gefolgt.
Langsam bereitete sich derEintrittDeutschlandsindieReihe
derWelthandelsmächte vor. Der Sinn für fremdes Volkstum und fremde
Eigenart war in Deutschland immer rege, leider oft zu seinem Schaden. Durch
Männer wie Kant, Alexander von Humboldt und Karl Ritter ward Deutschland
auch das Geburtsland der wissenschaftlichen Erdkunde. Außerdem war die Kenntnis
der fremden Sprachen bei uns allmählich zu solcher Verbreitung gelangt wie
kaum anderswo. Die unmittelbare Veranlassung zur Entwicklung der überseeischen
Interessen Deutschlands aber wurde die deutsche Auswanderung, Haupt-
sächlich nach Nordamerika. Seit dem Anfange des 19. Jahrhunderts haben mehr
als 5 Millionen Deutsche sich neue Wohnsitze in der Fremde, hauptsächlich in
Nordamerika, gesucht, wo jetzt 10—11 Millionen Deutsche leben. Die Wirtschaft-
liche Einbuße, die unser Vaterland dadurch erlitten, ist groß. Anderseits aber
waren es in erster Linie die Verkehrsbeziehungen zu Amerika, die den Handel
unserer Hansestädte wieder emporbrachten. Auf der östlichen Halbkugel wurde
zuerst China, dann Indien erschlossen, und Japan öffnete zu Beginn der 60er
Jahre seine Häfen dem deutschen Verkehr. Heute vollends umspannen die von
Deutschland auslaufenden Verkehrsfäden, die jetzt auch nach Australien und der
Südsee hinüberziehen, den ganzen Erdball.
Seit Beginn der 80 er Jahre ist das Deutsche Reich in die Reihe der
Kolonialmächte eingetreten, und es beherrscht heute ein Gebiet von dem Fünf-
fachen seiner eigenen Größe (23/5 Mill. qkrn mit 12^ Mill. Einw.); es steht
somit unter den Kolonialmächten hinsichtlich des Flächeninhalts seiner Besitzungen
schon an 3. Stelle. Das in den Schutzgebieten angelegte Kapital wird auf
370 Millionen M. geschätzt und deren Ein- und Ausfuhrhandel betrug 1907
bereits 130 Millionen M. (ohne Kiautschou).
Vom Gesamtwerte des deutschen Außenhandels, der 1907 die
gewaltige Summe von 15 Milliarden M. erreicht hat, entfielen gegen 2/3
(über 9 Milliarden M.) auf den Seehandel; außerdem wird die Summe
der deutschen Kapitalsanlagen in überseeischen Ländern auf 9 Milliarden M.
geschätzt und befinden sich 16 Milliarden M. au ständischer Wertpapiere
in deutschen Händen.
In Amerika besitzen die Deutschen, besonders in Mittel- und Südamerika,
bedeutende Handelsniederlassungen mit gewaltigen, oft den Wert vieler Millionen
besitzenden Warenlagern. In Mittelamerika, Westindien, Mexiko, Venezuela u. a.
haben sich deutsche Plantagenbesitzungen zu erheblicher Wichtigkeit empor-
geschwungen. Daß der deutsche Handel in Amerika auch mehr und mehr mit
deutschem Kapital arbeitet, beweisen die in jüngster Zeit errichteten überseeischen
Banken. Ebenso wenden sich die Deutschen in den amerikanischen Ländern in
zunehmendem Maße dem Bau von Eisenbahnen zu. So werden die deutschen
Kapitalanlagen in nordamerikanischen Bahnen auf rund 400 Millionen Mark
angegeben. Viele Fabriken sind mit deutschem Kapital und vielfach sogar mit
deutschem Material eingerichtet. An der Liebig-Kompagnie, an den chilenischen
82 Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft.
Salpeterminen sowie an den chilenischen und peruanischen Metallgruben hat
Deutschland nicht unerheblichen Anteil.
Auch Afrika hat für das Deutsche Reich, und zwar nicht bloß durch die
Kolonien, die es dortselbst besitzt, großen wirtschaftlichen Wert. In diesem Erd-
teil besteht eine größere Anzahl deutscher Faktoreien und Geschäftshäuser. Mit
deutschem Kapital sind mehrere Bahnen gebaut, darunter die Niederländisch-
Südafrikanische Bahn sDelagoa-Bai —Transvaal) mit sehr starker Beteiligung
deutscheu Geldes, und wiederum sehr beträchtlich ist die Anlage deutschen Kapitals
in den südafrikanischen Minen.
In Asien sinden sich deutsche Handelsniederlassungen von Singapore bis
Wladiwostok, deutsche Faktoreien und Plantagen auf Sumatra und anderen
Inseln. In Schanghai arbeitet die Deutsch-Asiatische Bank, und die kleinasiatischen
Bahnen sind zum großen Teile das Werk deutscher Geologen, deutscher Ingenieure
und deutscher Kapitalisten.
Nicht gering sind die deutschen Wirtschastsiuteressen sogar in Australien
und der Südsee. Leben doch in Australien selbst, einschl. Neu-Seeland, über
100000 Deutsche! Und auch das Südseegebiet kommt für uns nicht bloß insoweit
in Betracht, als es zum deutschen Kolonialbereich gehört. Auf Tahiti haben
ebenfalls Deutsche Faktoreien inne, und an den Zuckerplantagen von Hawaii ist
deutsches Kapital mit vielen Millionen Mark beteiligt.
Welch riesenhafte Summe deutscher Kraft, deutschen Geistes, deutschen
Geldes ist da in Fluß! Und kaum geringer sind die idealen Bestrebungen des
deutschen Volkes über See gewachsen. Neben den deutschen Kaufleuten arbeiten
deutsche Lehrer, deutsche Forscher, deutsche Offiziere und deutsche Missionare auf
dem ganzen Erdenrund am idealen Fortschritte der Menschheit.
Wie wunderbar nun auch Deutschlands auswärtiger Handel gewachsen, wie
groß seine Auswanderung, wie wichtig seine Kolonien werden mögen: die Wurzeln
deutscher Kraft und deutscher Größe liegen im Boden der deutschen Heimat. Nur
unablässige Arbeit auf heimatlicher Scholle hat das deutsche Volk wiederum zu
Macht und Größe geführt; nur unablässiger Fortschritt auf allen Gebieten des
Edlen und Guten, vor allem aber opferfreudige Hingabe an Fürst und Vater-
land werden es auch in künftigen Zeiten auf seiner Höhe erhalten.
Anhang.
83
E. Anhang.
Merstchtstaöellen.
Die Erdteile.
1. Nach der Größe des Flächeninhaltes
geordnet.
1. Australien
2. Europa .
3. Afrika .
4. Amerika
5. Asien .
8 Mill. qkm
10 „
30 „
42
44 „
2. Nach der Volksmenge geordnet.
1. Australien (Festland) 4,5 Mill. Einw.
2. Afrika
140
3. Amerika . .
4. Europa . .
5. Asien . . .
(Deutsches Reich)
150 Mill. Einw.
400 „
820 „ "
60 ..
3. Nach der AolKsdichte geordnet.
1. Australien (Festland) 0,6 E. auf 1 qkm
2. Amerika .... 4 „ „ 1
3. Afrika . . .
4. Asien . . .
5. Europa . .
(Deutsches Reich)
. 5
. 19
. 40
112
Außereuropäische Erdteile.
1. Gipfelhöhen.
Asien.
Mount Everest............8800 m
Elbrus................5700 „
Demawend..............5500 „
Ararat................5200 „
Erdschias Dagh..........4000 „
Fujiyama..............3800 „
(Zugspitze)..............3000 „
Afrika.
Kilimandscharo............6000 „
Kenia..................5600 „
Amerika.
Aconcagua..............7000 „
Chimborasso..............6300 „
Mac Kinley..............6200 „
Australien und Polynesien.
Mount Cook............4000 „
Mount Townsend .... 2300
2. ?lußläufe.
Mississippi-Missouri
Nil.....
Amazonas . . .
Jangtsekiang . .
Kongo ....
Amur ....
(Wolga) ....
(Rhein) ....
6700 km
6400 „
5000 ..
5000 „
4600 „
4500 „
3700 „
1300 „
3. Seen.
Oberer See 81000 qkm (2 mal Brandenb.)
Aral . .68000
Viktoria .66000
Huron . . 59000
Michigan .58000
Tanganjika 35000
Baikal . . 34000
(fast 2 mal Ostpr.)
(gut2malPomm.)
(4 mal Baden)
(2 mal Posen)
je fast so groß
wie Ostpreußen
84
Anhang.
4. Länder.
A
i en.
Russisch-Asien .
China . . . .
Kaiserreich
Indien sast
Niederländisch-
Indien fast
Türkisch-Asien .
Persien . . .
Franz.-Hinter-
indien . . .
Japan . . fast
17 Mill. qkin
11 ..
Franz.-Afrika
Britisch-
Südafrika . .
Kongostaat . .
Deutsch-Afrika .
Portug.-Afrika .
Ägypten . . .
Marokko (ohne
Wüsten) . .
(Deutsches Reich)
2 „
1,7 ..
1,6 ..
0,6
0,5 ..
Afrika.
. 10 ..
2,4
2,4
2,4
2,1
1
Union . .
Brasilien .
Kanada .
Mexiko
Argentinien
Chile . .
Allahabad
Bagdad
Baku .
Bangkok
Batavia
Beirut
Benares
0,45 „
0,5 ..
Amerika.
9,4 „
8,3 „
972 ..
2 „
2,8 „
0,8
5. Städte.
Asien.
Einw.
27 Mill.
330 „
350 ..
39 „
17 „
9 „
18
50 ..
32
7 „
19 „
11,7
6.5 „
11 „
5 „
60 „
84 „
17 „
6 „
13 „
5,7 „
3,2 „
175 Taus. Eiuw.
145
110
500
140
120
210
Bombay
Colombo
Damaskus
Delhi.
Heiderabad
Hankau
Hanoi
Iokohama
Kalkutta
Kanton
Kioto .
Lahore
Madras
Manila
Nagasaki
Nanking
Osaka.
Peking
Rangun
Schanghai
Singapore
Smyrna .
Seul . .
Surabaya
Taschkent
Tebris
Teheran .
Tientsin .
Tiflis. .
Tokio . .
Viktoria .
Afri
Alexandria .
Alschier . .
Chartum mit Nachbar-
orten . .
Fez - - .
Johannesburg
Kairo. . .
Kapstadt . .
Oran . . .
Tunis . .
800 Taus. Einw.
160
140
210
450
750
100
330
1000
900
380
200
500
220
155
270
1000
1000
230
650
185
200
200
150
160
200
280
800
160
1800
170
ka.
380
150
100
150
160
660
170
100
200
Zusammenfassung der bisher gewonnenen allgemeinen erdkundlichen Erscheinungen. 85
Bahia. . .
Baltimore
Bogota . .
Boston . .
Buenos Aires
Buffalo . .
Chicago . .
Cincinnati .
Habana . .
Lima . . .
Los Angeles
Mexiko . .
Milwaukee .
Amerika.
. 250 Taus. Eiuw.
. 550
. 100
. 600
. 1000
. 380
. 2000
. 350
. 240
. 145
. 115
. 350
. 300
Minneapolis-St. Paul 500
Montevideo .... 300
Montreal
New Orleans
New Jork .
Pernambuco
Philadelphia
Pittsburg
Rio de Janeiro
St. Louis . .
San Francisco
Santiago (Chile)
Valparaiso . .
Washington . .
270 Taus. Einw.
300
4000
120
1400
375
800
650
500
330
145
300
A u st r a l i e n.
Melbourne .... 530
Sydney.....540
F. Zusammenfassung der bisher gewonnenen
allgemeinen erdkundlichen Erscheinungen.
1. Oberflächenformen. Tiefländer. Ihre Hauptmasse schart sich um den
Nordpol. Welche davon? Die Hauptmasse des Hochlandes liegt mehr gegen den
Äquator hin. Welches ist die kulturgeographische Bedeutung dieser Tatsache?
Senken oder Depressionen: Kaspische Senke, Jordanspalte, einige Oasen
der Sahara. (Holland!) Deutsches Marschland.
Tafelländer (— ausgedehnte Plateaus mit steilrandigem Abbruche). Plateaus
mit Randgebirgen. •
Schollenländer (Rumpsflächen); sie sind der Sockel alter abgetragener
Faltengebirge und bestehen aus Gneis, Granit und alten Schiefern. Sie nehmen den
größten Teil der Erdoberfläche ein; in Asien: Arabien und Vorderindien mit Ceylon;
in Südamerika: Brasilien, Guayana und Uruguay; in Nordamerika: den atlantischen
Osten — das Gebiet östlich vom Mississippi samt dem arktischen Tieflande; endlich
ganz Afrika mit Ausnahme des Atlasgebirges und ganz Australien.
Kettengebirge (— vorwiegend junge Faltengebirge): Himalaja, Anden, Alpen.
Vulkane und Geiser. Deren Hauptverbreitungsgebiete? Vulkaninseln,
Koralleninseln.
2. Gewässer. Fließende Gewässer. Riesenströme, Steppenflüsse, Wadi.
— Tieflandströme. Bifurkation. Plateauströme mit Katarakten.
Stehende Gewässer. Salzseen. Das Meer. Meeresströmungen,
Calema, Teifun. Ungegliederte und gegliederte Erdteilküsten. Mangroveküsten, Dünen-
küsten, Riffküsten.
86 Zusammenfassung der bisher gewonnenen allgemeinen erdkundlichen Erscheinungen.
3. Klima. S. S. 5—7.
4. Lebewelt. Vegetationsformen: Tundra, Steppe, Savanne, Prärie,
Llanos, Pampas, Wald, Urwald, Kulturland.
Kolonien: Ackerbau-, Plantagen- und Handelskolonien.
Zonen der Tierverbreitung. 1. Das arktische Gebiet, das Reich
der Pelztiere (Eisbär, Polarfuchs), des Rens und der Schwimmvögel.
2. Das nordische Ackerbau-, Wald- und Steppenland, das Reich
unserer Haustiere und vieler im Aussterben begriffenen Raubtiere und Pflanzenfresser
(Bär, Lnchs, Wildkatze, Biber, Elen, Wisent); Amerika eigenartig sind Bison, Gabel-
antilope, Wapiti, Waschbär, Präriehund, besonders das Auftreten des Kolibris.
3. Das große Trockengebiet Südeuropas, Nordafrikas und
Südwestasiens. Hier leben das Maultier als Vertreter des Pferdes, Damhirsch,
Muflon, Schakal, Ginsterkatze, Skorpion und eine Affenart. In den Steppen Ost-
europas und Asiens: Spring- und Wühlmäuse und die Saiga-Antilope; in Hochasien:
das wilde Pferd, der wilde Esel, das Dschiggetai, das zweihöckerige Kamel und der
Aack- oder Grunzochse.
4. D as o st asiatische Gebiet, China und Japan, großenteils in Mittel-
meerbreite gelegen. Besonders gepflegt wird die Seidenraupe. Für Japan besonders
charakteristisch ist der Riesensalamander, ein Überbleibsel der Tertiärzeit, für China
der Fasan.
5. Das tropische Gebi.et. Reichste Fülle an Pflanzen- und Tierformen auf
der Erde. In der Alten Welt: der Orangutang auf Borneo, Schimpanse und Gorilla
in Guinea, Löwe, Tiger, Elefant, Nashorn, Tapir, Krokodil, Riesen- uud Brillen-
schlänge; Giraffe, Hyäne, Flußpferd, Strauß, Termiten. In der Neuen Welt: Brüll-
äffen, Schweifaffen; von Zahnarmen Faultier und Ameisenbär; Beutelratten, Tapir,
Wasserschwein, Jaguar, Puma, Vampyr, Gürteltier, teilweise tertiäre Formen; Papa-
geien und Kolibris, Alligator und Riesenschlange. Den tropischen Anden gehören an
die Lamas, die einzigen Haustiere Amerikas vor Einführung der europäischen, dann
die Kartoffel und der Chinarindenbaum. Mexiko ist das Reich der Kakteeu,
Agaven und Iuecaarten; Westindien hat tropische Natur und ähnelt dadurch Süd-
amerika.
Als selbständiges Gebiet erscheint Madagaskar mit zahlreichen Halbaffen
(Lemuren).
6. Die außertropischen Gebiete der südlichen Hemisphäre: das
Kapland, der südliche Teil von Südamerika und Australien. Große Steppenland-
schasten mit Viehzucht walten vor. Gleich merkwürdig wie die Pflanzenwelt erscheint
die Tierwelt dieser Gebiete. Australien hatte bei der Entdeckung nur die niedrigsten
Säugetierformen: Beutel- und Schnabeltiere, im übrigen nur einige Fledermäuse und
Nager, dann den Dingohund, meist altertümliche (tertiäre) Tiergestalten. Nur in den
Südkontinenten vertreten sind die Riesenlaufvögel (in Australien der Emu, in Afrika
der Strauß, in Südamerika der Nandu), die Beutler, die Zahnarmen, die Schnabel-
tiere, die breitnasigen Affen und die meisten Halbaffen (Lemuren). Diese Tatsachen
deuten aus einen Zusammenhang dieser Erdräume noch in der Tertiärzeit.
7. Das ozeanische Reich. Die Meeresfauna zeigt zwar nicht die Arten-
fülle des Festlandes, übertrifft dieses aber an Jndividuenzahl. In der Küstenzone:
Schwimm- und Watvögel (Eiderenten, Eidergänse, Möwen. Pinguine im antarktischen
Ozean), Robben, Seehunde, Seelöwen, Seebären, die nun ausgerottete Seekuh, Korallen;
in der Hochsee: Quallen, Polypen, Medusen, Fische und Meersäuger; in der Tief-
see: niedrige Formen vielfach mikroskopischer Art.
Übungsaufgaben.
87
Die Menschenwelt. Zahl und Dichte der Menschen. Die Bevölkerung der
ganzen Erde beträgt rund 1500 Mill. Menschen. Hiervon treffen:
auf Europa......418 Mill., auf 1 qkm 40,0
„ Asien....... 820 „ „ 1 „ 19,0
„ Afrika.......140 „ .. 1 „ 5,0
„ Amerika ...... 150 .. „1 „ 4,0
„ Australien und Ozeanien 7 „1 0,6
rund 1500 Mill., auf 1 qkm 10,7
Die Menschenrassen: 1. die hellfarbige oder kaukasische Rasse, auch
mittelländische genannt — weiß, schlichthaarig; sie zerfällt wieder in drei große
Stämme: a) die Jndoeuropäer oder Arier, bei denen man wieder zwei Gruppen
unterscheidet: die westliche oder europäische und die östliche oder asiatische (Jranier,
Jndier), b) die Semiten (Araber, Syrer, Juden) und c) die Hamiten in Nord-
asrika;
2. die mongolische Rasse — gelb, schlichthaarig, mit geschlitzten Augen und
vorstehenden Backenknochen;
3. den Mongolen verwandt, aber durch dunklere Hautfarbe ausgezeichnet sind
die Malayen;
4. die dunkeln oder negroiden Rassen; sie umfassen: a) die afrikanische
9! egerrasse — schwärzlich, wollhaarig, mit dicken Lippen und breiter, stumpfer
Nase; b) die Dravidas (auf dem Plateau von Dekan); c) die Au st ral neger;
5. die Indianer, auch Rothäute genannt — rötlich-braun, schlichthaarig
mit breitem Gesicht und scharfen Zügen. Ein Mittelglied zwischen Indianern und
Mongolen sind die Eskimos.
6. Außer den genannten Völkergruppen gibt es in der Alten Welt noch einige
wenig zahlreiche Stämme, die entweder Reste älterer, verdrängter Rassen sind, oder
deren Zugehörigkeit zu einer der Hauptrassen zweifelhaft ist; so im nordöstlichen Asien,
dann die Zwergvölker Jnnerafrikas und die Hottentotten und Busch-
männer Südafrikas.
G. Übungsaufgaben.
Asien.
Kleinasien. Durch welche Vorzüge der Natur erscheint die Westküste Klein-
asiens besonders begünstigt?
Inwiefern kann man Kleinasien als „Kleines Asien bezeichnen?
Zeichne eine Kartenskizze der kleinasiatischen Halbinsel!
Syrien. Welche Gunst der geographischen Lage zeichnet das Syrisch-Arabische
Tafelland aus?
Welche Gegensätze der Küstenbildung weisen Nord- und Südsyrien auf und wie
äußert sich dieser Gegensatz in der Geschichte?
Welche asiatischen Hafenstädte berührt man auf einer Küstenreise vom Bosporus
bis Port Said?
Arabien. Erkläre den Ausdruck: Glückliches Arabien!
Mit welchem Rechte nennt man Aden das „Gibraltar des Ostens?" . .
' Oeong-Pd<«rt-Institut
für international
Schulbuchforschung
Braunschweig
Schulbuchbibliothek
88 Übungsaufgaben.
Vergleiche Arabien und Spanien nach Lage, Küsten, Bodenform nnd den
Randzonen!
Armenien. Inwiefern kann Armenien als die „Vorderasiatische Schweiz"
bezeichnet werden? Gib die bemerkenswertesten Berge, Flüsse und Seen an!
Gebirge hemmen die Ausbreitung der Völker. Weise dies an Armenien nach!
Welche Länder Vorderasiens zählen zum türkischen Besitz?
Durch welche Bahnlinien soll der türkische Besitz in Asien wirtschaftlich und
militärisch enger mit der europäischen Türkei verbunden werden? Welche Orte der-
binden diese Bahnen?
Iran. Durch welchen Umstand wird das Innere Irans zur Steppe und Wüste?
Zeichne Iran mit seinen Randgebirgen und Flüssen!
Durch welche Flußtäler steht Iran mit Russisch-Zentralasieu, durch welches Tal
mit Indien in Verbindung?
In welchem Teile Persiens liegen dessen größte Städte?
Welche Staaten trägt das Iranische Hochland?
Welche Mächte haben Anteil an Vorderasien?
Indien. Vergleiche Himalaja und Alpen nach Erstreckung, Gebirgscharakter,
Höhe und Absall!
Was versteht man unter Hindostan, was unter Dekan?
Welche Erzeugnisse liefert Hindostan aus dem Pflanzenreiche?
Welche Ähnlichkeiten hat Dekan mit Afrika in Hinsicht auf Bodenform, Pflanzen-
kleid und Bewohner?
Wie heißen die beiden Hauptbestandteile der indischen Bevölkerung und wie
verteilen sie sich auf das Land?
Zeichne Vorderindien!
Hinterindien. Welche Eigentümlichkeit zeigt die senkrechte Gestaltung Hinter-
indiens?
Welche Staaten haben an Hinterindien Anteil?
Welches ist seiner Lage nach der wichtigste Punkt an der Malakastraße und inwie-
ferne kann man ihn als „ostasiatisches Konstantinopel" bezeichnen?
Indischer Archipel. Wie heißen die vier großen Sunda-Jnseln in west-
östlicher Folge? Welche davon ist wirtschaftlich die wichtigste und wodurch? Wie
verteilen sich diese Inseln nach den Besitzern?
China. Inwiefern begünstigte die Natur das lange Absperrungssystem Chinas?
Vergleiche die Nord- und Südküste Chinas! Nenne deren wichtigste Seehäfen!
Zeichne Zentralasien!
Was ist der Löß? Welche Verbreitung hat er in China? Wodurch ist er von
besonderer Wichtigkeit?
Welche Bodenschätze weist China auf und welche Bedeutung darf diesen bei-
gemessen werden?
Welche Mächte teilen sich in die Küstengebiete des Gelben Meeres und des Golfs
von Petschili?
Mit welchen bekannten Orten in Europa liegt Kiautschou ungefähr unter gleicher
Breite?
Japan. Vergleiche die geographische Breite Japans mit entsprechenden Gebieten
Europas und Afrikas!
Vergleiche Japan und England! (Stelle die Vergleichung nach Punkten
geordnet dar!)
Übungsaufgaben. 89
Russisch-Asien. Vergleiche die Pflanzenzonen Sibiriens mit denen Rußlands!
Welche Bodenschätze weist Sibirien auf?
Welchen Weg nimmt die Transkaspische Bahn?
Afrika.
Nordafrika. Zwischen welchen Breitegraden liegt Afrika? Wieviele km be-
trägt die Entfernung zwischen dem Nord- und Südpunkt dieses Erdteils? Vergleiche
damit die Länge der transsibirischen Bahn! In welcher Zeit würde ein Eilzug, der
stündlich 60 km zurücklegt, diese Strecke durchfahren?
Welche Länder begreift man unter dem Namen Atlasländer?
Inwiefern ist die Pflanzenwelt der Atlasländer mehr südeuropäisch als afrikanisch?
Wie lange braucht eine Karawane von Tripolis nach dem Tsadsee, wenn das
Lastkamel in der Stunde 5 km zurücklegt, täglich 10 Stunden marschiert und nach
8 Tagen eines Rasttages benötigte? Wie lange bräuchte ein Eilzug bei 60 km Ge-
schwindigkeit in der Stunde?
Was versteht man unter dem Sudan?
Was sind Savannen, was Oasen, was Galeriewälder?
Wodurch unterscheiden sich die Sudan- und die Bantnneger?
Welche europäischen Staaten haben am Sudan Anteil und wo liegen deren
Gebiete?
Welche Bedeutung hat der Nil für Ägypten? Woraus erklärt sich die Regel-
Mäßigkeit seiner Überschwemmungen?
Südafrika. Welche Eigenart zeigt das tropische Klima?
Kongo und Sambesi als Gegenströme.
An welchen großen Flußgebieten hat das Ostafrikanische Seenhochland Anteil?
Welche europäischen Kolonialmächte teilen sich in den Besitz des tropischen Ost-
afrika und welche davon haben die Vormacht?
Welche Verschiedenheiten zeigt das Außertropische Südafrika bezüglich der Nieder-
schlüge? Was folgt daraus für die Bewirtschaftung des Bodens?
Welche Teile umfaßt das englische Kolonialgebiet in Südafrika? Gib deren
Hauptorte an!
Zeichne Afrika!
Zusammenfassungen: Warum ist Afrika später erschlossen worden als die
übrigen Erdteile?
Inwiefern bestätigt Afrika die Behauptung, daß die Hauptkulturgebiete der
gemäßigten Zone angehören?
In welche Naturgebiete kann man Nordafrika, in welche Südafrika zerlegen?
Entbehrt Afrika wirklich der Lockmittel des Verkehrs?
Warum ist Afrika der heißeste Erdteil? (Zonenlage, Winde, Küstengliederung,
Bewässerung, Vegetation.)
Wo hat Afrika abflußlose Gebiete?
Welche Niederschlagszonen lassen sich in Afrika unterscheiden?
Der Bau der afrikanischen Ströme.
Amerika.
Britisch-Nordamerika. Welche Eigentümlichkeit zeigen die Flußsysteme
Britisch-Nordamerikas?
Die Massenprodukte Britisch-Nordamerikas.
90 Übungsaufgaben.
Ähnlichkeit der klimatischen Verhältnisse Britisch-Nordamerikas und Sibiriens.
(Extremkontinentales Klimas Ursache: offene Lage gegen das Polarmeer, unzulängliche
Gliederung der Küsten, Meeresströmungen.
Vereinigte Staaten von Amerika. Welche natürlichen Vorzüge zeichnen
das Atlantische Küstengebiet aus?
Welche Bodenschätze umschließt der Westabhang des Alleghanygebirges?
Welche Staaten liegen hier, welcher Fluß durchschneidet das Gebiet und wie
heißt dessen wichtigste Industriestadt?
Welche Umstände bedingen die Entwicklung des Mississippigebietes? (Randlage
der Gebirge, Ausdehnung des Tieflandes, Niederschläge.)
Welche Flußgebiete Nordamerikas gehören dem Pazifischen Ozean an? Warum
sind diese von vergleichsweise geringer räumlicher Ausdehnung?
Die Gliederung der westlichen Hochländer in den Vereinigten Staaten.
Welcher klimatische Gegensatz besteht zwischen der Atlantischen Küste Europas
und der der Vereinigten Staaten?
Die Massenprodnkte der Vereinigten Staaten.
Nenne die bekanntesten Naturwunder der Vereinigten Staaten und gib an, wo
sie liegen! (Niagarafälle, Aellowstonepark, die Canons, die Riesenzedern).
Zeichne eine Skizze des Mississippigebiets! Zeichne ein Profil von Amerika
vom Stillen Ozean zum Atlantischen Ozean! Wie viel mal hast du es überhöht?
Welchen Aufbau des Bodens zeigt Mexiko? Was ist vom Klima und den
Erzeugnissen der untersten Stufe zu sagen?
Welche Inselgruppen umfaßt Westindien?
Südamerika. Welche Eigentümlichkeiten zeigen die Anden Südamerikas?
Die Produkte der Anden.
Wie gelangt man auf binnenländischen Wasserwegen vom Amazonas zum Ori-
noko? Zeichne die Bisurkation!
Was sind Llanos, Selvas, und Pampas?
Die Verbreitung der Fjorde in Amerika und deren Bedeutung für den See-
verkehr.
Woraus erklärt sich die Wasserfülle Südamerikas?
Welchen Gegensatz der politischen Gliederung zeigen die Gebirgsländer und die
Tiefländer Südamerikas?
Zusammenfassungen für Stilarbeiten: Die natürlichen Hilfsmittel
der Vereinigten Staaten von Amerika.
Nord- und Südamerika. Ein Vergleich.
Australien und Polynesien.
Vergleiche Australien mit Afrika in Bezug auf Umrißgestalt und Küstengliederung!
(Australien ein verkleinertes Afrika.)
Wie unterscheiden sich die Inseln des Stillen Ozeans nach ihrer Naturbeschaffen-
heit? (Vulkanische und Koralleninseln.)
Zeichne Australien!
Welchen nachteiligen Einfluß übt die Lage der Gebirge auf das Innere
Australiens?
Verlag von R. Oldenbourg in Verlin und München.
Erdkunde pp
für höhere Mädchenschulen »
von
Direktor Pros. Heinrich Fischer,
Prof. Dr. A. Geistbeck und Seminardirektor Dr. M. Geistbeck.
Erweiterung 'der Heimatkunde. Übersicht über die süns Erdteile
und die Weltmeere. Mit Farbenbildern und Abbildungen, Diagrammen und
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Berücksichtigung von Deutschland. Mit 6 Farbenbildern und 65 Abbil-
dungen, Diagrammen und Kärtchen, gr. 8°. IV, 98 Seiten. Kart. M. —.90.
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europa. Länderkunde von Asien. Zusammenfassungen aus der
allgemeinen Erdkunde. Mit s Farbenbildern und 84 Abbildungen, Diagrammen
und Kärtchen, gr. 8°. 108 Seiten. Kart. M.—.90.
Länderkunde von Afrika, Amerika und Australien. Zusammen-
fassungen aus der allgemeinen Erdkunde. Mit s Farbenbildern und
64 Abbildungen, Diagrammen und Kärtchen, gr. 8". IV, 90 Seiten. Kart. M. —.75.
Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich. Die koloniale
Stellung der europäischen Mächte. Mit 3 Farbenbildern und 24 Abbildungen,
Diagrammen und Kärtchen, gr. 8". V, 85 Seiten. Kart. M.—.75.
Das Deutsche Reich. Zusammenfassung der mathematischen Erd-
Kunde. Wiederholung der außereuropäischen Erdteile. Grundzüge
der Handelsgeographie und Verkehrswege. Mit 2 Farbenbildern und
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Allgemeine Erdkunde. Ausgewählte Abschnitte aus der Länder-
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Fischer—Geistbeck
Erdkunde für höhere Schulen
6 Teile.
Mit zahlreichen Farbenbildern, Abbildungen, Diagrammen und Kärtchen.
Buchausgabe:
Mit 12 Farbenbildern und 230 schwarzen Abbildungen,
gr. 8". XI und 351 Seiten. 3n Ganzleinwand M. 3.—.
1. Teil:
2. Teil:
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4. Teil:
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Verlag von R. Oldenbourg in Berlin und München.
Ausgaben für Mädchenschulen :
VI >pM
Kleibers n
Elementar-Physik mit Chemie
Für höhere Mädchenschulen
unter besonderer Berücksichtigung der Lehrpläne vom 12. Dezember 1908
bearbeitet von
Dr. Paul Siepert,
Direktor der höheren Mädchenschule in Rixdorf b. Berlin.
Lehrgang der Alten Geschichte
unter Mitberücksichtigung der Sagen- und Kulturgeschichte
□ für höhere Mädchenschulen und ihre Erweiterungen □
von
Dr. G. Porger, und Dr. H. Winter,
Professor an der Augustaschule in Berlin Direktor der städt. Töchterschule in München.
In Kürze gelangt zur Ausgabe:
Lehrgang der Deutschen Geschichte
für höhere Mädchenschulen
von
Dr. G. Porger,
Professor an der Augustaschule in Berlin.
Ruths Erziehung
Beitrag zur Erziehung der weiblichen Jugend
von
Dr. Hugo Gruber,
Direktor der Viktoria Luisenschule und des Lehrerinnenseminars in Berlin-Wilmersdorf.
2. Auflage von „Unserer Ruth Lernjahre".