Guayana. — Hochland von Brasilien. 559 Niederguahärm, zwischen dem Delta des Orinoko und des Amazonenstromes, ist ein sehr- niedriger, ungemein fruchtbarer Küstenstrich, durchzogen von einer großen Anzahl von Küsten¬ flüssen, die vom Hochlande herabkommen. Dichte Waldungen ziehen gegen das Innere hin, das von Karaiben, Aruaken und verwilderten Buschnegern bewohnt wird. Ungeheure Regenmengen und Überschwemmungen bei einer gleichmäßigen Hitze von mehr als 26° machen das Klima des Küstenlandes höchst ungesund. Bei allen Gaben der Tropen finden sich auch alle ihre Plagen, und nicht die geringste ist die Insektenplage, der nur durch die gesellig lebenden, auch blut- saugenden Fledermäuse (Fledermaus-Guano) ein wenig gesteuert wird. Im vieltönigen Konzert der Waldtiere kommt vor allem die Stimme der rudelweise auftretenden Brüllaffen zur Geltung. — Ober¬ guayana ist ein gesunderes, fruchtbares Ackerland, aber die Verkehrswege mangeln ihm. Auf Plantagen werden tropische Pflanzen aller Art, namentlich Zucker, von farbigen Arbeitern angebaut. Ergiebig sind die Goldgruben und Goldwäschereien. Drei europäische Kolonien nehmen das Tiefland ein und steigen auch auf die ö. Hälfte des Hochlandes hinauf. a) Britisch-Guayana ist mit 234 000 qkm die größte unter ihnen. 296 000 E. Gold und Diamanten werden ausqeführt, aber alle andern Waren treten weit vor dem Rohrzucker zurück. Hst. Georgetown fdschördschtaurO (53). b) Niederländisch: Surinam, 129 000 qkm, 93 000 E., wie beim vorigen ohne Buschneger und Indianer des Innern, liefert ebenfalls Zucker und Gold, dazu Kakao, Bananen und Rum. Hst. Para¬ maribo (35). c) Französisch ist Cayenne, 78 900 qkm, 49 000 E. Sein Klima ist wegen seiner mörderischen Wirkung gleichsam sprichwörtlich geworden, aber daß der Ausdruck „auf die trockene Guillotine schicken" seine Be¬ rechtigung gewinnen konnte, während es doch um die beiden andern Kolonien keineswegs so übel steht, das scheint, wenn auch 3000 mm Regen fallen, mehr auf örtliche Vernachlässigung aller Schutzmaßregeln zurückzuführen zu sein. Denn die Kolonie ist arg im Rückstände und erst neuerdings durch die Gold- wäschereien etwas zur Geltung gekommen. Verrufen sind namentlich die drei „Teufelsinseln", n.w. von der Hst. Cayenne. Seit 1854 werden politische Verbannte nicht mehr hierher gesandt, aber die andern Strafverschickten zählten 1910 nicht weniger als 8659 Köpfe. II. Das Hochland von Brasilien. Das Hochland von Brasilien, ein Tafelland mit tief ausgefurchten Tälern, füllt fast ein Sechstel der Oberfläche von Südamerika und reicht mit dem Hochlande von Mato Grosso, d. i. Große Grasebene (Savanne), zwischen 10 und 18° 8, fast bis an die Anden. Auf dem Hochlande bezeichnen waldarme Tafelberge die ehemals höhere, zerstörte Fläche seiner Er¬ hebung, und zwischen ihnen liegen die Camp os, d.i. Ebenen, welche Grasfluren mit verkrüppelten Bäumen tragen. In Südbrasilien sind sie mit kleinen Wäldchen besetzt, die meistens aus Araukarien bestehen. Im ganzen treten nur an der Küste s. vom Kap Branco wirkliche Gebirgslandschaften mit Steilabfall nach der Küste und mit Ketten auf, die dieser zumeist parallel streichen. Hier ist mit 2990 m der Jtatiay a, etwas n. vom Wendekreise, der höchste Gipfel Brasiliens. Nur einzelnen Flüssen, so dem langen, aber wenig schiffbaren Säo fßäung^ Francisco, der u. a. den Fall von S. Paulo Affonso bildet, gelingt es, die Küstenkette zu durchbrechen, die anderen suchen ihren Weg durchs Binnenland nach den beiden großen Nachbarströmen. Eigentümlich ist der s. Küste die Bildung von Lagunen, die dadurch entstehen, daß die nordwärts gerichtete und durch den warmen Brasilstrom gegen die Küste gedrängte Falkland- Strömung die Schlammassen der argentinischen Flüsse vor die Mündung der brasilischen wirft, so daß sich hinter den so gebildeten breiten Nehrungen weite Süßwasserbecken sammeln können. Das größte ist die Lagune dos Patos, benannt nach dem Jndianerstamme der Patos, so lang wie die Entfernung von Hamburg nach Berlin.