Die Kulturbefähigung der Neger. 397 Im ganzen und großen wird man aber in betreff des Negers bei der von unbefangenen Beobachtern gemachten Bemerkung bleiben müssen. Der Neger läßt sich zwar abrichten, aber nur sehr selten wirklich erziehen." Die neuesten Erfahrungen teilt Konst. Rammstedt in der Kolon.- Zeitung von 1887 (4. u. 5. Heft) mit. Er erkennt, wie die neuesten Forscher, im Sklavenhandel, der keine Sicherheit im Besitz des Er- worbenen auskommen ließ, die Hauptursache der Faulheit der Neger. Über die Kulturbefähigung der Neger spricht er sich wie solgt aus: „Von einzelnen Gelehrten ist die Behauptung aufgestellt, es sei vergebliche Mühe, Afrika zu erschließen, da der Neger nicht fähig sei, die Kultur in sich aufzunehmen, und die niedrige geistige Stufe des Negers werde durch die niedrige Stufe der Gliederung Afrikas gerechtfertigt. Die Anficht möchte ich als irrig bezeichnen, wenig- stens lassen sich gegen dieselbe hunderte von Beispielen anführen. Die unter der Leitung des schwarzen Bischof S. D. Fergufon stehenden Erziehungsanstalten der Protestant Episcopal Mission nehmen, mit wenigen Ausnahmen, nur Kinder der Natives auf. Sie lernen dort lesen, schreiben, rechnen u. s. w., und werden dort besonders talentvolle Schüler zu Lehrern und Missionaren ausge- bildet. In Kap Palmas befindet sich das sogenannte Asyl, eine Erziehungsanstalt für Töchter von Eingeborenen, und in Half- Cavally, einem Negerdorfe etwa vier Stunden vom Kap, ist das Hofmanns-Jnstitut, in dem Knaben bis zum sechszehnten Jahre ihre Erziehung erhalten. Verheiratet werden die jungen Christen nach vollendeter Erziehung miteinander und in besonderen Dörfern und Kolonieen angesiedelt. Mancher schwarze Missionar oder Lehrer, der im schwarzen Tuchauzug den Weißen mit europäischen Manieren begrüßt und in gutem Englisch zu unterhalten versteht, trägt die über der Nase sich hinziehende blaue Marke, der beste Beweis, daß die direkten Abkömmlinge von sogenannten wilden Eingeborenen sehr wohl unsere Kultur in sich aufzunehmen im stände sind. Mich be- suchte in Harper häufig ein folcher, in dem Hofmanns-Jnstitut er- zogener Schwarzer, dessen Vater, ein Grebro-King, ihn der genannten Schule übergeben hatte. In dem Institute hatte er den Namen Appelton als Familiennamen erhalten, und war nach beendigter Erziehung nach Fishtown, einem Negerdorse, unter lauter Einge- borene als Dorfschullehrer geschickt worden. Bei einem solchen Besuche brachte er auch seine Frau, die im Asyl erzogen war, mit. Ich bat