— 402 - keine Kraft bisher bekannt geworden, wodurch so viele Tausende von Men- schell in wenigen Minuten getödet worden wären. Bei dem Erdbeben in Syrien (526 n. Chr.) kamen 200,000, in Sicilien 1693 bei einem glei¬ chen Anlaß 60,000, in Lissabon 40,000, in Calabrien (1783) 30,000. iil Riobamba 28,000, bei dem von Caraccas 30,000 Menschen um.*) Die Erdbeben sind viel häusiger, als mau gewöhnlich glaubt; ist auch absolut feine Gegend von ihnen ganz verschont, so ist ihre häusige Erscheinung doch auf wenige Erdstriche beschränkt. Die bedeuteildsteu Erd- bebenzonen sind: 1) die südamerikanische: die Cordilleras de los Andes, deren Kamm vom Feuerlaud in vorzugsweise nördlicher Richtung streicht und sich nördlich von Quito in 2 Aeste spaltet, wovon der östliche als Küstengebirge von Venezuela auf die kleinen Antillen übergeht, uud Por- toriko, Haiti, Jamaika, Kuba und Inkatan als Gipfel aus dem Meere hebt, sind innerhalb dieser Streichuugsliuie ein Hauptherd für Erdbeben; 2) die mexikanische: diese unterscheidet sich von der vorigen wesentlich da- durch, daß die Stoßlinie nicht wie dort dem Hauptgebirgszuge, sondern der diesen durchsetzenden Vulkanreihe von W. nach O. folgt; 3) die europä¬ ische : die eine zieht von den Pyrenäen durch die Alpen bis zum Kaukasus, die andere mit dieser parallel von den Azoren bis Syrien und Palästina über beide Küsten des Mittelmeeres; 4) die asiatische zählt 3 Glieder, welche alle von W. nach O. ziehen, im N. von der Uralmündung bis Jrkutzk, eiile mittlere vom Aralsee bis nach China und eine südliche durch die Län- der am Hymalaya; 5) die oceanische beginnt mit den Andamanen und schließt sich über Sumatra, Java, die Philippinen, Japan, die Kurilen, Kamtschatka und die Alsuteu fortsetzend an die nordamerikanische an; 6) die australische umfaßt die Molukkeu, Neu-Guinea, Neu-Britauieu, die Sa- lomons-Jnseln, neuen Hebrideu, Neu-Seelaud ic. Sicherheitsventile gegen die Erdbeben sind die Vnlkane. Sie werden nach ihrer Thätigkeit in erloschene, ruhende und thätige eingetheilt und ha- beu sich allmählich emporgehoben. Sobald die glühenden Massen aus dem Innern der Erde einen Ausweg gefunden haben, so legen sie sich um die entstandene Oeffnuug und bilden so mit der Zeit einen kegelförmigen Berg. Der Krater ist der obere Theil oder die Oeffnuug einer ans dem Innern des Vulkans, dem Herde des Erdfeuers, bis zu seinem Gipfel emporstei- genden, schlotähnlichen Röhre, welche den gasigen, flüssigen und festen Aus- würfen deu Ausgang gestattet. Solche Krater nennt man Eruptionskrater, es giebt aber auch Erhebungskrater, welche nach einem einmaligen Aus- bruch, der die umliegenden Erdschichten gesprengt und gehoben hat, nicht weiter thätig sind. Eine vulkanische Eruption, mit welcher Aufsteigen von Rauch, Wasserdampf, Gasen uud Feuersäulen, Lava-, Aschen- und Stein- auswürfe verbunden sind, gehört zu den großartigsten Naturschauspielen. Den Beginn einer Eruptiou Pflegeu Erschütterungen anzuzeigen, be¬ sonders wenn der Kratergrund sich seit einiger Zeit mehr gehoben hat. Aufsteigende Dämpfe, Fumaroleu genannt, warnen die Anwohnenden. Die Rauchsäuleu wachsen rasch heran und umlagern den Gipses des Bernes. Schon vorher vernimmt man im Innern der Erde ein seltsames Getön, *) Zum Verständniß des Gesagten wird eine Beschreibung des Erdbebens von Lissabon (1755), von Calabrien 1783, von Riobamba (1797), von Caraccas (1812) aus dem Lesebuch mit Nutzen vor- und nachgelesen werden, um die jedem eigeuthümlichen Erscheinungen kennen zu lernen.