E. von Seydlitzsche Geographie
Neubearbeitungen nach landschaftlichem Prinzip
Gesamtverbreitung: 2y2 Millionen Bände u. Kefte
I. Bandausgaben:
Ausgabe A: Grundzüge der Geographie. N^^°a?b°N°°n
Oberlehrer R. Tronnier. 25. Bearbeitung. Mit 32 Fig. u. Bildern im Text, 5 färb.
Tafeln u. einem Anhang von 48 Bildern in Photographiedruck. Geb. 1,25 Mk.
Ausgabe B: Kleines Lehrbuch der Geographie. Anstalten
bearbeitet von Professor Dr. A. Rohrmann. 23. Bearbeitung. Mit 95 Bildern
und Figuren im Text, 21 farbigen Tafeln und einem Anhang von 116 Bildern
in Photographiedruck. Leinwandband 3 Mk.
Neben diesen Neubearbeitungen bleiben die bisherigen Bearbeitungen bestehen:
Ausgabe A: Grundzüge der Geographie. Eine Vorstufe zu der Aus-
gäbe B. Kerausgegeb. von Dir. Dr. E. Oehlmann. 24. Bearbeitung. Geb. 1 Mk.
Ausgabe B: Kleines Lehrbuch der Geographie, herausgegeben von
Direktor Dr. E. Oehlmann. 22. Bearbeitung. Leinwandband 3 Mk.
II. Keftausgaben:
Ausg. v: Für höhere Schulen
mit wöchentlich zwei geographischen
Unterrichtsstunden auf der Mittet-
und Oberstufe. Bearbeitet von
Professor Dr. A. Rohrmann.
Mit mel)r als 500 Bildern in Farben- und Photo-
graphiedruck, Marlen und Profilen. Kartoniert.
1.Keft: Quinta. 70 Pf.
2. Keft: Quarta. 70 Pf.
3. Keft: Untertertia. 85 Pf.
4. Keft: Obertertia. 1 Mk.
5. Kesl: Untersekunda. 90Pf.
ö.Keft: Sexta.__90 Pf.
7. Keft: Für die oberen Klassen. I.25MK.
Ausg. G: Für höhere Schulen
mit wöchentlich einer geographischen
Unterrichtsstunde auf !
und Oberstufe. Bea
Professor Dr. A. Rohrm
Mit mehr als 400 Bildern in Far £
graphiedruck, Karlen und Profil a
Vorstufe: Sexta. 90 Pf.
1.Keft: Quinta. 70Pf.
2.Keft: Quarta. 70 Pf.
Ergänzungsheft: Für d
Z.Kest:Ur
4. fiesl: Qt
5.fieft:llnl
e oberen £
Ausgabe E: Für Äöhere Mädchenschulen, ^^ubeo ^
mungen vom 18. VIII. bzw. 12. XII. 1908 herausgegeben von Di t:
Gockisch. Mit mehr als 450 Bildern in Farben- und Photoc ^
Karten und Profilen. In 7 kartonierten Kesten. o
1. Keft: vn. Klasse. 75 Pf. I 3. fiest: V. Klasse. 75 Pf. I 5. fieff: III. Klasse. I Mk. I 7.Äefl
2. fieft: VI. Klasse. 1 Mk. | 4. ßeft: IV. Klasse. 1 Mk. | 6. fieff: II. Klasse. I Mk. > O)
Gekürzte Form der Ausgabe E: 2
Gockisch-Lerche, Erdkunde für Äöhere Mädche..,^,
und verwandte Anstalten. Mit über 200 Bildern und Figuren im Text
25 farbigen Tafeln. In drei Teilen. Kartoniert je 1,50
Äandbuch der Geographie. (Ausgabe C.)
Dr. E. Oehlmann. Mit 400 Karten und erläuternden Abbildungen in Photo-
graphiedruck sowie 4 Karten und 30 Tafeln in vielfachem Farbendruck. 25. Bear-
beitung. Jubiläums - Ausgabe. Leinwdbd. 6,50 Mk.: Kalbfrzbd. 7,50 Mk.
Als Ergänzung erschienen 22 reich illustrierte Landeskunden der Provinzen Preußens und der deutschen
Einzelstaaten zum Preise von SO Pfennig bis 1 Mark >e nach Umfang.
X. 10. A
und
MK.
Verlag von Ferdinand Äirt in Breslau.
F. Äirt^ Sammlung von deutschen Landeskunden.
Zunächst zur Ergänzung der Schulgeographie von E. v. Seydlitz herausgegeben.
Mit vielen Abbildungen.
Baden von Univ.-Prof. Dr. L. Neumonn In Freiburg i. Br. 6. Auflage.......Kart. 50 Ps,
Bayern von Pros. A. Stauber in Augsburg. 6. Auflage............ „ KV Pf,
Brandenburg-Berlin von Prof. Dr. Paul Schwartz in Berlin. 6. Auflage...... „ 85 Pf.
Bremen von Prof. Dr. W. Wolkenhauer in Bremen. K.Auflage........... 55 Ps,
Elsaß-Lothringen von Pros, vi-, E. Rudolph in Strahburg i. E. 3. Auflage...... „ 70 Ps.
Kamburg von Prof. Dr. G. ©Illing in Kamburg, 6. Auslage......................85 '
Kannover und Braunschweig von Prof. Dr. E. Oehlmann in Kannover. 3. Auslage ... 90'
Kesten (Grohherzogtum) von firdsfchulinfpehtor K. Pfaff in Alzey. 3. Auflage......60 '
Kesjen-Rassau von Rektor A. Gild in Kassel, 5. Auslage............ „ 55 '
Mecklenburg von Pros. Dr. Karl Kirchner ln Wismar. 4. Auslage.........., 60 Pf
Oldenburg von Prof Dr. G. Rülhning in Oldenburg. 3. Auflage...........75 Pf,
Oft- und Weftpreuhen von Pros. Dr. K. Lullies ln Königsberg i. Pr. 6. Auslage...... 70 Ps,
Pommern von Pros. Dr. Marlin Wehrmann in Stettin. 5. Auflage..........60 Pf.
Posen (Provinz) von Oberlehrer Dr. Schütze in Posen............L» Doibereilung.
Rheinprovinz von Prof. Dr. Adolf Pahde in Krefeld. 5. Auflage.........Kart. 80 Pf.
Sachsen (Königreich) von Pros. O. Lungwitz u. Prof. Dr. F. M. Schröier in Leipzig 7. Aufl. „ 50 Ps.
Sachsen (Provinz) mit Anhalt v. Prof. Dr, G. Kerlel in Magdeburg. 3. Aufl. v. Prof. Dr. Merlens „ 60 Pf,
Schlesien von Univ,.Prof. Dr. 3. Partfch in Leipzig (früher in Breslau). 6. Auflage ... „50 Pf,
Schleswig-Kolftein und Lübeck von Prof. Dr. O. Scholz in Altona und Prof. Dr. Doormann
in Kiel. 3. Aufl......................... „ l M.
Thüringen von Univ.-Prof. Dr. Fritz Regel in Würzburg (früher in Jena). 3. Auflage . . „60 Pf,
Westfalen mit Waldeck und beiden Lippe von Prof. Dr. I. Wormftall. 4. Auslage ... 70 Ps,
Württemberg und Kohenzottern von Dr. P. von Kapss in Stuttgart. 5, Auflage .... „ 65 Pf.
Snmrnpp (nrMpfimt Eine Landeskunde als Grundlage für den Unterricht,
summet, wu;n^u. ^ F. Sommer, Präparandenanstalts - Vorsteher.
Mit 59 Abbildungen und Kartenskizzen in Schwarzdruck, sowie einer farbigen
Karte der Provinz. 3., vermehrte und verbesserte Auslage. Kartoniert 2Mk.
^nrffrh ßrMpfiprt Eine Landeskunde für das deutsche Volk, auf wissen-
-purifll), ^ll)le,ien. m[i @runöI bearb> ^ m Reg.-Rat vr. Joseph
Parlsch, ord. Prof. der Erdkunde an der Universität Leipzig (früher in Breslau).
I.Teil: Das ganze Land. Mit 6 farbigen Karten und 23 Abbildungen.
9 Mk.: in Kalbsranzband 11,50 MK.
II. Teil: Landschafken und Siedelungen.
1. Keft: OKerschlesien. Mit einer schwarzen und einer farbigen Karte
sowie 12 Abbildungen in Schwarzdruck. 5 Mk.
2. Kest: Mittelschlesien. Mit einer schwarzen und einer farbigen Karte
sowie 10 Abbildungen in Schwarzdruck. 7,50 Ml*.
3. Keft: Niederschlesien. (In Vorbereitung.)
Schunke, Landeskunde des Königreichs Sachsen
bitdungsanstalten. Unter Zugrundelegung der Landeskunde von Prof. Lungwitz
und Prof. vr. Schröter bearbeitet von Prof. Or. K. Schunke. Mit 44 Abb.
in Schwarzdruck. 4 Tafeln mit 8 farbigen Dorfplänen und einer farbigen geo-
logischen Karte des Königreichs Sachsen. Leinwandband 1,50 Mk,
Kentschel und Märkel, Umschau in der deutschen
.fäßtTTtflf Bilder des deutschen Landes und deutschen Volkes. Keraus-
gegebe,, von Prof. vr. C. Kentschel und Prof. vr. G. Märkel.
Mit 127 Abbildungen in Schwarzdruck und 2 Tafeln in vielfachem Farben-
druck. 2., durchgesehene und vermehrte Auflage. 4MK.; in Leinwdbd. 5 Mk.
Küken. Das deutsche Land seinen charakteristischen Zügen
-7-!—---- und seinen Beziehungen zu Geschichte
und Leben der Menschen. Von Prof. vr. I. Kühen. Fünfte, neubcarbeitete
Auflage, herausgegeben von vr. Victor Sleinecke. Mit 179 Bildern und
Figuren und 12 farbigen Tafeln und Karten.
10,50 Mk.; in Kalbfranzband (oben mit Goldschnitt) 12,50 Mk.
x.io. B
Meißen mit der Albrechtsburg.
Die Mark Meißen mit der im 10. Jahrhundert gegründeten Burg ist die Wiege des heutigen Königreichs Sachsen. Am linken Ufer des Elbstroms, der dicht unter-
halb der Stadt ein enges Tal in hartes rötliches Granitgebirge eingeschnitten hat, liegt die Stadt Meiszen, überragt von der Albrechtsburg, die mit ihren düsteren
Mauern und hochragenden Türmen, dem herrlichen Dom und der dahinterliegenden Fürstenschule ein malerisches Bild gewährt.
ek-bxemplar.
6.von Scydi\tzkbt Geographie
Husgabc für das Königreich Sacbfen
Für höhere Lehranstalten herausgegeben von
Direktor Professor Dr. A. Rohrmann
Direktor Dr. W. Muhle
eeerg-Eckert-instm*
Länderkunde. Verkehrsgeographie
Elementare mathematische Erdkunde
Allgemeine Erdkunde
Mit 106 Bildern und Figuren im Text,
23 farbigen Tafeln und einem Anhang
von 116 Bildern in Photographiedruck
Ferdinand Hirt & Sohn in Leipzig
1911
In vier seilen
und
Vierter Teil
|Or International#
BchlribucMorsr.hunv
Brsunscnweic
IchulbucMJiWtoth«*
E. von Seydlitzsche Geographie
Ausgabe für das Königreich Sachsen
Übersicht der Stoffverteilung
Erster Teil: Erdkundliche Grundbegriffe. Das Königreich Sachsen. Das Deutsche
Reich. Kart. M. 1.—
Zweiter Teil: Weitere erdkundliche Grundbegriffe. Europa, ohne das Deutsche
Reich. Kart. M. 1.—
Dritter Teil: Die außereuropäischen Erdteile. Überblick über das Erdganze.
Grundzüge der mathematischen Erdkunde. Kart. M. 1.30
Vierter Teil: Lehrstoff der Mittel- und Oberstufe. Länderkunde. Ver-
kehrsgeographie. Elementare mathematische Erdkunde. Allgemeine
Erdkunde. Geb. M. 3.50
Wiederholt vorgekommene, das Maß des Erlaubten überschreitende Benutzung
von Text, Abbildungen und Karten der Seydlitz'schen Geographie veranlassen uns
zu der Erklärung, daß wir künftighin gegen jede derartige Verletzung unserer Rechte
auf Grund der Gesetze, betreffend das Urheberrecht an Werken und Bildern vom
19. Juni 1901 und vom 9. Januar 1907, vorgehen werden. Das Recht der Über-
setzung wird vorbehalten.
Leipzig, im Januar 1911. Ferdinand Hirt Sc Sohn.
'6-iL
f
?
Vorbemerkungen.
Der vorliegende 4. Teil der Ausgabe für das Königreich Sachsen der
von Seydlitzschen Geographie bildet die Fortsetzung der für die unteren Klassen
der höheren Lehranstalten bearbeiteten Teile 1 bis 3, die einzeln in Heftform
gleichzeitig erschienen sind. Jedoch setzt dieses Buch die Benutzung der drei ersten
Teile in den Unterklassen nicht unbedingt voraus, sondern ist unabhängig
von jenen ausgebaut, kann daher auch überall von den mittleren Klassen
an als Lehrbuch benutzt werden. Es stimmt mit der vor 2 Jahren neu
erschienenen 23. Bearbeitung der Ausgabe B (Kleines Lehrbuch) des Seydlitz
zum weitaus größten Teile überein, gewährt sedoch, als Lehrbuch für das König-
reich Sachsen, der Behandlung des Königreichs Sachsen einen weit
breiteren Raum im Rahmen der anderen Länder Deutschlands, als es die
Ausgabe B tut.
Die Grundzüge des Buches werden im wesentlichen in den Vorbemerkungen
zur oben erwähnten 23. Bearbeitung dargelegt und seien hier wiederholt:
Von der früheren Bearbeitung hat das ueue Buch die treffliche Übersicht-
liche Gliederung im großen und im kleinen zu übernehmen gesucht, ohne
indes den geographischen Stoff nach Kategorien zu behandeln. Überall wird man
das Streben vorherrschend finden, der natürlichen Gliederung zu ihrem Rechte
zu verhelfen.
Aus der früheren Bearbeitung wurde auch die Wahl verschiedener Schriftarten
übernommen, um Wichtiges von weniger Wichtigem gleich äußerlich zu unterscheiden
und im Bedarfsfalle eine Auswahl des Stoffes zu erleichtern. Im übrigen ist der
Stoff, insbesondere der Gedächtnisstoff so beschränkt worden, daß seine Ver-
arbeitung in der normalen Schulzeit sich unschwer bewerkstelligen lassen dürfte.
Die zusammenhängende Darstellungsform in kurzen, für Schüler leicht zu
übersehenden Sätzen wurde nach Möglichkeit durchzuführen versucht.
Grundsätzlich wurden alle rein geschichtlichen oder kunstgeschichtlichen
Angaben vermieden. Einmal stehen diese Tatsachen mit der Erdkunde oft gar nicht
in innerem Zusammenhange, sodann haben die Schüler in anderen, mit mehr Unter-
richtsstunden bevorzugten Lehrfächern bessere Gelegenheit, solche Kenntnisse sich
anzueignen. So sind z. B. Schlachten nur dann erwähnt, wenn sie an einer geo-
graphisch wichtigen Straße geliefert wurden, gewissermaßen als Beweis für die
Verkehrsbedeutung eines Straßenzuges.
Ebenso berücksichtigt das Buch die geologischen Verhältnisse eines Erd-
ranmes lediglich, soweit sie auf die Gestaltung der Oberfläche, auf die Fruchtbarkeit
des Bodens u. a. Bezug haben. Geologische Tatsachen, die über diese Fragen hinaus-
gehen, sind in der Länderkunde nicht aufgeführt.
Daß die anthropogeographifchen Verhältnisse nach den Forderungen der
Geographentage gebührende Rücksicht gefunden haben, wird hoffentlich um so mehr
Zustimmung finden, als dies in einfacher, leicht verständlicher Weise geschehen ist.
Stark betont wurden die natürlichen Schätze und Hilfsquellen der Länder
und Meere, aber immer in Beziehung gesetzt zu dem Menschen, der sie ausnützt.
a *
IV
Vorbemerkungen.
Bei fremden Ländem geschah das unter Hervorhebung ihrer wirtschaftlichen Be-
deutung für das Deutsche Reich. Besondere kurze Abschnitte über Wirtschafts-
geographie stellen bei jedem Lande das Wichtigste darüber zusammen und er-
möglichen leicht Wiederholungen über größere Abschnitte des Buches ausschließlich
nach diesen Gesichtspunkten.
Die nüchternen Daten über die Zahlen der Bevölkerung werden belebt
durch völkerkundliche Charakteristiken der Bewohner eines Landes: ihre Wirtschaft-
liche Tätigkeit, ihr Charakter, ihre Stellung in der Kultur finden eingehende
Würdigung.
Ferner läßt das Buch alles das aus dem Texte fort, was der Atlas weit besser
zeigt. In der Form des Bildes prägt dieser manches dem Gedächtnis viel klarer
ein, als es die Darstellung durch Worte vermag. Oft konnte z. B. bei den Grenzen
der Länder eine nähere Beschreibung durch einfachen Hinweis auf den Atlas ersetzt
und auf Beschreibung der Flußläufe verzichtet werden. Das, was nicht unmittel-
bar aus dem Atlas entnommen werden kann, bildet den wesentlichen
Inhalt des Buches. Um zur eifrigen Benutzung des Atlas zu zwingen, sind auch
die früheren rein geographischen Karten gefallen. Das Bild aber, das der Atlas gibt,
wird möglichst in ursächlichem Zusammenhange der einzelnen geographischen Tat-
fachen erläutert und so einem tieferen Verständnis entgegengeführt.
Deshalb hat der Verfasser, soweit dies sich ermöglichen läßt, kleine Erdräume
als geographische Individuen, als je ein Ganzes möglichst allseitig be-
handelt. Da nun bei dieser Betrachtungsweise manche Einzelheiten berührt
werden ohne Mcksicht auf den Gesamterdteil oder das ganze Land, so sind anschließend
an die Erdteile oder an hierfür besonders sich eignende und für unser Volk wichtige
Länder zusammenfassende Rückblicke gegeben, um in knapper Form ein Gesamtbild
des Ganzen in seinen wichtigsten Zügen zu vermitteln.
Diese Rückblicke wurden dem Verständnis der Schüler in der Weise angepaßt,
daß sie bei den Erdräumen, die man zuerst im Schuljahr zu behandeln Pflegt, möglichst
leicht, einfach und kurz gehalten find und allmählich tieferes Eindringen verlangen.
Beim Ruckblick auf Asien schwebte dem Verfasser der in der Praxis erprobte Versuch
als Ziel vor, deu Rückblick zugleich als Vorbereitimg auf die erst auf der Oberstufe
durchzunehmende „Allgemeine Erdkunde" verwendbar zu machen. Hierfür schienen
sich besonders die klimatischen Verhältnisse Asiens zu eignen. Bei Europa ist dagegen,
entsprechend dem entwickelteren Verständnis des Untersekundaners, schon in der
Einleitung manches Zusammenfassende und Allgemeine gegeben als Vorbereitung
auf spätere Einzelangaben, die bei den verschiedenen Ländem erörtert werden.
Deswegen fiel der Rückblick auf Europa entsprechend kürzer aus.
Solche Rückblicke schienen auch zweckentsprechender als fettgedruckte, ins Gewand
von Lehrsätzen gekleidete Abschnitte im fortlausenden Text, da diese den Schüler
leicht verleiten können, nur sie auswendig zu lernen und den übrigen Text als wertlos
anzusehen. Diese Art Lehrsätze vermindert auch leicht und sogar bedeutend die
Selbständigkeit des Lehrers seinen Schülem gegenüber.
Da es Grundsatz war, den Atlas möglichst unentbehrlich zu machen, so wurden
auch viele Angaben der Regenhöhe und der Temperatur durch einfachen Hinweis
auf die entsprechende Karte des Atlas erledigt. Die Zahlenangaben bedeuten
überhaupt meistens nur etwas Äußerliches, sie erwecken bei den Schülem oft keine
greifbare Vorstellung uud werden nur zu einem Ballast für das Gedächtnis.
Vorbemerkungen.
V
Um dieses nicht zu sehr zu belasten, sind möglichst oft Vergleichszahlen gegeben,
oder die Zahlenangaben so stark abgerundet, daß sie sich leichter merken lassen,
so in den Merkzahlen § 211 c. Zu diesem Zwecke sind im Texte die Städte
durch Vorzeichen gekennzeichnet als Mittelstädte, Großstädte, Millionenstädte
(s. S. XIX).
Dadurch wird sich auch eine größere Stetigkeit in den Zahlenangaben späterer
Auflagen erzielen und Umlernen früherer, anders lautender Ziffern vermeiden lassen.
Grundsätzlich sind als Normaljahre für Volkszahl, Handel u. a. die Jahre 1900, 1905,
1910 und so fort in Aussicht genommen. Auch dadurch wird der Unterschied zwischen
zwei verschiedenen Auflagen des Buches in Zukunft wesentlich beschränkt werden.
Daß bei den Zahlenangaben möglichst ein Vergleich mit dem Deutschen Reiche
oder einzelnen deutschen Ländern angewandt ist, wird ebenfalls zur größeren Stetig-
keit in den Zahlenabschnitten und Tabellen verschiedener Auflagen
beitragen und hoffentlich Beifall finden.
Die politische Geographie darf durchaus nicht als Nebensache betrachtet
werden. Sie hat daher eine gewisse Selbständigkeit eingeräumt erhalten, wurde
jedoch nach streng geographischen Gesichtspunkten, vor allem auch nach
solchen der Siedlungskunde, behandelt. Im Text ist die Erwähnung der Städte
samt und sonders verknüpft mit der Beschreibung der natürlichen Verhältnisse
der Gegend, in der sie liegen. Daraus wurde ihre Bedeutung abgeleitet und
den Schülern ihre Abhängigkeit von der Natur vor Augen geführt. Die statistischen
Übersichten über die in einem Staate oder in einer Provinz liegenden Orte sind
in die Tabellen verwiesen.
Da für Gymnasien und Realgymnasien die astronomische Geographie meist
dem Physik- und Mathematik-Unterricht der oberen Klassen zugeteilt ist und in der
Untersekunda bei dem Umfang des geographischen Lehrpensums dieser Klasse für
astronomisch-geographische Belehrungen nur recht wenig Zeit übrigbleibt, da end-
lich die Lehrerseminare wohl ausnahmslos ein eigenes Lehrbuch der astronomischen
Geographie eingeführt haben, so durfte der Abschnitt über astronomische Geographie
kurz gehalten werden.
Um ein möglichst anschauliches Bild unserer deutschen Kolonien zu bieten,
lehren wir den Schüler zuerst die Küsten kennen und lassen ihn dann gewissermaßen
ins unbekannte Land hineinwandern. Dem neuesten Stande der Forschungen über
unsere Kolonien ist Rechnung getragen worden.
„Wir stehen im Zeichen des Verkehrs." Deshalb wurde besondere Sorgfalt der
Verkehrsgeographie zugewandt, die in streng geographischer Betrachtungsweise
dargestellt ist. Bei der hohen Bedeutung für den Weltverkehr sind auch die
Meere als Bahnen des Verkehrs eingehender behandelt. Immer aber ist die
Wichtigkeit der Verkehrswege zu Wasser und zu Lande für uns Deutsche
hervorgehoben, soweit wir an ihnen interessiert sind. In der Länderkunde wurde
jedem Lande eine für Wiederholungen besonders geeignete, kurz zusammenfassende
Darstellung der verkehrsgeographischen Verhältnisse beigegeben.
Bei der zunehmenden Wichtigkeit, die den Wasseradern unseres Vaterlandes
für den Verkehr zugemessen werden muß, und bei der hohen Wertschätzung, die
unsere Ströme ebenso wie die Gebirge unseres Vaterlandes bei allen wanderlustigen
Deutschen genießen, werden in einem Anhang zu dem mit besonderer Rücksicht
und in möglichster Vielseitigkeit behandelten Deutschen Reich die wichtigsten
deutschen Flüsse kurz zusammenhängend gewürdigt. Dieses bezweckt, neben der
VI
Vorbemerkungen.
wirtschaftlichen Bedeutung auch die landschaftliche Eigenart und Schönheit der
vaterländischen großen Gewässer ins Licht zu rücken.
Aus der „Allgemeinen Erdkunde" ist eine Auswahl getroffen, die vor allem
die für den Menschen wichtigen, nützlichen oder schädlichen Seiten der allgemein-
geographischen Tatsachen betont. Auch ein Abschnitt über Wettervoraussage
und Wolkenbildung wurde ihr angefügt.
Die Neubearbeitung ist fast durchgängig mit neuen Figuren und
Bildern ausgestattet worden, die teils in Buntdruck, teils in braunem
Photographiedruck wiedergegeben sind. Die Abbildungen, welche die
Länderkunde erläutern, wurden in diesen: Teile in einem Anhang zusammen-
gefaßt, um den Schülern einen besseren Gesamtüberblick über die einzelnen Länder
und die landschaftliche Gestaltung der ganzen Erde zu geben. Bei der „Allgemeinen
Erdkunde" jedoch sind die Bilder, da es sich hier wesentlich um die Veranschaulichung
von wissenschaftlichen Einzelbegriffen handelt, in den Text eingereiht worden. Fuß-
noten weisen auf wichtige geographische Wandbilder hin, wodurch manchem
Geographielehrer ein Gefallen getan sein wird.
Aus technischen Gründen wurde auch die Bildergruppe für das Königreich
Sachsen in den Text eingefügt. Da der Preis für diese neue Ausgabe für
Sachsen nicht erhöht werden sollte, so mußte diese Eiuschiebuug vorgenommen
und auch die kleine Härte im Inhaltsverzeichnis mit in Kauf genommen werden.
Auch für diese neueste Ausgabe der Seydlitzschen Lehrbücher glauben wir auf
die werktätige Unterstützung aller Freunde uud Benutzer der Bücher rechnen zu
dürfen. Gern wird auch der kleinste Beitrag zur weiteren Verbesserung der
Bücher angenommen und zu berücksichtigen versucht werden.
Hannover, Kamenz und Breslau, im Januar 1911.
Die Herausgeber. Der Verleger.
An Literatur wurde neben zahlreichen
H. Wagner, Lehrbuch der Geographie.
Bd. I. 7. Aufl.
A. Supau, Grundzüge der physikalischen
Erdkunde. 4. Aufl.
W. Sievers, Allgemeine Länderkunde.
6 Bände. 2. Aufl.
W. Sievers, Allgemeine Länderkunde.
Kleine Ausgabe. Bd. 1.
H. Hettner, Grundzüge der Länderkunde.
' Bd. 1.
E. von Seydlitz, Großes Lehrbuch der
Geographie. Ausg.
I. Partsch, Mitteleuropa.
Sätzen in Zeitschriften vorzugsweise benutzt:
Chr. Grub er, Wirtschaftsgeographie.
M. Eckert, Handelsgeographie.
F. Wahnschaffe, Die Ursachen der Ober-
flächengestaltung des Norddeutschen Flach-
landes. 2. Aufl.
A. Philippson, Das Mittelmeergebiet.
2. Aufl.
F. Löwe, Geologie (M. Klar, Die Erd-
kunde XI).
I. Walther, Vorschule der Geologie.
W. Trabert, Meteorologie und Klima-
tologie (M. Klar. Die Erdkunde XIII).
A. Wünsche, Schulgeographie von Sachsen.
Inhaltsübersicht.
A. Länderkunde. ®. 1-251.
I. Australien und Polynesien. <5. 1—6.
Seite
1. Australien.....................§ 1—4 1—4
2. Der Innere Jnselgürtel .............§ 5 4
3. Polynesien ....................§ 6 5
Rückblick........................§ 7 5-6
Übersichtstabelle...................§ 7 a 6
II. Amerika. S. 6—27.
Allgemeines .....................§ 8 6—7
1. Nordamerika ...................§ 9—19 7—18
Bodengestalt....................§ 9 7—9
a) Die Mulde der Hudson-Bai und des Mississippi.....§ 9 7
b) Das Pazifische Nordamerika...........§ 9 7 — 9
c) Der Ostrand.................§ 9 9
Küsten......................§ 10 9—10
Flüsse ......................§ 11 10—11
Klima......................§ 12 11
Wirtschaftsgeographisches ..............§ 13 12
Die einzelnen Länder............... . § 14—18 12—17
A. Die arktischen Inseln, Grönland..........§ 14 12
B. Britisches Nordamerika.............§ 15 13 — 14
C. Vereinigte Staaten von Amerika..........§ 16 — 17 15 — 17
D. Republik Mexiko...............§ 18 17
Übersichtstabelle..................§ 19 18
2. Mittelamerika...................§ 20 18—19
a) Der festländische Teil...............§ 20 18—19
b) Westindien...................§ 20 19
3. Südamerika....................§ 21—23 a 20—26
Gliederung....................§ 21 20
a) Das gefaltete Land des Westens Kordilleren und Anden) § 22 20—22
b) Das ungefaltete Land des Ostens.........§ 23 22—25
1. Die Llanos.................§ 23 22 — 23
2. Das Bergland von Guayana...........§ 23 23
3. Amazonien..................§ 23 23 — 24
4. Das Brasilische Bergland.............§ 23 24
5. Die La Plata-Länder..............§ 23 24 — 25
6. Patagonien.................§ 23 25
Übersichtstabelle..................§ 23 a 25—26
Rückblick auf Nord- und Südamerika........§ 24 26—27
Übersichtstabelle für Nord-, Mittel- und Südamerika § 25 27
VIII
Inhaltsübersicht.
III. Afrika. S. 28—42.
' Seite
Allgemeines .....................§ 26 28
1. Nordafrika ....................§ 27—30 29—34
a) Die Atlasländer.................§ 27 29—30
1. Das Sultanat Marokko.............§ 27 29
2. Die französische Kolonie Algerien..........§ 27 29 — 30
3. Der französische Schutzstaat Tunis..........§ 27 30
b) Das Wüstengebiet Nordafrikas...........§ 28 30—32
1. Die Sahara.................§ 28 30 — 31
2. Tripolis..................§ 28 31
3. Ägypten und Nubien..............§ 28 31 — 32
c) Der Sudan...................§ 29 32—34
1. Senegambien.................§ 29 33
2. Nigir und Tsad-Sudan.............§ 29 33
3. Ägyptischer Sudan...............§ 29 33
4. Abessinien oder Habesch.............§ 29 34
d) Oberguineatüste und Kamerun...........§ 30 34
2. Südafrika.....................§ 31-34 34-38
a) Kongoland und Niederguineaküste .........§ 32 35—36
1. Französisch-Kongoland..............§ 32 35
2. Angola...................§ 32 36
3. Der Kongostaat................§ 32 36
b) Der ostafrikanische Teil..............§ 33 36-37
1. Italienisches Somal-Land.............§ 33 36
2. Britisch-Ostafrika................§ 33 36
3. Deutsch-Ostafrika................§ 33 37
4. Sultanat Sansibar...............§ 33 37
5. Mosambik und Sofala.............§ 33 37
c) Das subtropische Gebiet von Südafrika.......§ 34 37—38
1. Das Kapland.................§ 34 37 — 38
2. Die Oranje-Fluß-Kolonie.............§ 34 38
3. Rhodesia..................§ 34 38
4. Natal...................§ 34 38
5. Deutsch-Südwestafrika..............§ 34 38
3. Die Inseln ....................§ 35 38-39
Rückblick auf Afrika.................§ 36 39-41
Abersichtstabelle...................§ 37 41—42
IV. Asien. S. 42-69.
Allgemeines .....................§ s« 42-43
1. Vorderasien....................§ 39—40 43—49
a) Die vorderasiatische Wüjtentafel..........§ 39 44—46
1. Arabien..................§ 39 44
2. Südsyrien oder Palästina............§ 39
3. Nordsyrien..................§ 39 45
4. Stromland des Euphrat und Tigris.........§ 39 45 — 46
b) Das gefaltete Vorderasien.............§ 4() 46 49
1. Kleinasien..................§ 40 46 - 47
2. Armenien..................§ 40 47 — 48
3. Kaukasien..................§ 40 48
4. Hochland von Iran...............§ 40 48 49
Inhaltsübersicht.
IX
Seite
2. Westasien.....................§ 41 49-51
a) Das Tiefland Turan oder Westturkestan......§ 41 50
b) Die Kirgisensteppe................§ 41 50 51
c) Die Westsibirische Tiefebene............§ 41 51
3. Nordasien.....................§ 42 51—52
4. Ostasien......................§ 43 52-57
a) Die Amurländer, die Mandschurei und Korea .... § 43 52—53
b) China.....................§ 43 53 55
c) Die ostasiatischen Jnselbogen (Sachalin, Japan) . . . § 43 55—57
5. Jnnerasien.....................§ 44 57—58
a) Die Randgebirge................§ 44 57—58
b) Der innere Teil Zentralasiens...........§ 44 58
6. Südasien, das tropische Asien..........§ 45 59—63
a) Vorderindien..................§ 45 59—61
b) Hinterindien ..................§ 45 61—62
c) Das Austral-Asiatische Mittelmeer oder der Malaiische
Archipel....................§ 45 62—63
Rückblick auf Asien..................§ 46 64-68
Äbersichtstabelle...................§ 47 68-69
V. Die deutschen Kolonien, G. 69—85.
Allgemeines.....................§ 48 69
1. Die deutschen Kolonien in Afrika........§ 49 69—79
a) Togo.....................§ 49 70—71
b) Kamerun....................§ 49 72—73
c) Deutsch-Südroestasrika ..............§ 49 74—76
d) Deutsch-Ostafrika.................§ 49 76—79
2. Die deutschen Kolonien in der Südsee.....§ .50 79—8i
a) Das melanesische Schutzgebiet...........§ 50 79—80
1. Das Kaiser-Wilhelmsland............§ 50 79 — 80
2. Der Bismarck-Archipel..............§ 50 80
b) Die mikronesischen Schutzgebiete..........§ 50 80—81
1. Die Marshall-Jnseln..............§ 50 80 —81
2. Marianen-, Karolinen- und Palau-Jnseln.......§ 50 81
c) Das polynesische Schutzgebiet, die deutschen Samoa-Jnseln § 50 81
3. Die Pachtung Kiautschou.............§ 51 82
4. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der
europäischen Staaten............§ 52 82—85
Äbersichtstabelle...................§ 53 85
X
Inhaltsübersicht.
VI. Europa. S, 86—246.
Seite
Allgemeines...................§ 54- 63 86-92
Weltstellung .................§ 54 86
Gliederung..................§ 55— 57 86— 88
Klimagebiete .................§ 58— 59 89— 90
Gewässer...................§ 60 90— 91
Planzenroelt, Tierwelt, Bevölkerung .....§ 61— 63 91— 92
1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
a) Übersicht über die Alpen........§ 64— 66 92— 99
b) Die Schweiz...............§ 67— 72 99-103
c) Österreich-Ungarn............§ 73— 85 103—113
A) Österreichische Reichshälfte........§ 73— 78 104—109
1. Alpenländer.............§ 73 — 75 104 — 106
2. Sudetenländer.............§ 76 106 — 107
3. Österreichische Karpatenländer.......§ 77 107
4. Karstländer..............§ 78 108 — 109
B) Ungarische Reichshälfte.........§ 79— 83 109—111
1. Das Hochland von Nordwestungarn.....§ 80 109
2. Die Waldkarpaten...........§ 80 109
3. Das Siebenbürgische Hochland.......§ 80 110
Verkehrsgeographie ............§ 84 112
Übersichtstabelle..............§ 85 112—113
d) Balkan-Halbinsel ............§ 86-91 113-118
Bodengestalt...............§ 87 114—115
Klima..................§ 88 115-116
Wirtschafts- und Verkehrsgeographie, Bevölkerung § 89— 91 116
Staatliche Gliederung...........§ 91 117—118
e) Königreich Rumänien..........§ 92— 93 ii8—119
Übersichtstabelle..............§ 93 119
f) Königreich Italien, die Apennin-Halbinsel § 94—102 119—125
A) Das Oberitalische Tiesland........§ 95 120
B) Die Apennin-Halbinsel..........§ 95—100 120—123
C) Inseln................§ 100 124
Verkehrsgeographie.............§ 101 124—125
Übersichtstabelle..............§ 102 125
g) Pyrenäen-Halbinsel...........§ 103-110 125-129
Allgemeines ...............§ 103—108 125 127
A) Königreich Spanien ..........§ 109 127—128
B) Republik Portugal ..........§ 109 128—129
Übersichtstabelle..............§ HO 129
Inhaltsübersicht.
Seite
2. Das Nordwesteuropäische Schollenland . § m—194a 130—235
a) Republik Frankreich ...........§ 111-119 130-136
Allgemeines................§ 111 130
A) Der französische Anteil am Südeuropäischen
Faltengebirgsgürtel .........§ 112 130—131
B) Das Französische Mittelgebirge......§ 112 131—132
C) Das Französische Tiefland........§ 112 132
Entwässerung, Klima............§ 113—114 132—133
Wirtschaftsgeographie, Bevölkerung......§ 115—116 133—135
Verkehrsgeographie ............§ 117 135—136
Rückblick.................§ 118 136
Übersichtstabelle..............§ 119 136
b) Mitteleuropa...............§ 120-186 137-230
Allgemeines...............§ 120 137—138
A) Deutsches Alpenland........§ 121 139
B) Alpenvorland............§ 122—123 139—142
C) Süddeutsche Beckenlandschast ... § 124—140 142—157
Allgemeines ...............§ 124—125 142—143
1. Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge
(Wasgenwald, Hardt, Pfälzer Bergland,
Schwarzwald, Neckarbergland, Odenwald,
Spessart)..............§ 126—129 143—147
2. Schwäbisch-Fränkische Beckenlandschaft (Spessart,
Odenwald,Steigerwald,Schwäbischer Jura,
Fränkischer Jura)..........§ 130—132 147—150
3. Das Oberpfälzische Becken (Böhmer Wald oder
Böhmisch-Bayrisches Waldgebirge) . . . § 133 150—151
4. Böhmisch-Mährische Beckenlandschaft . . . . § 134 152
Staatliche Gliederung und Besiedlung
des Alpenvorlandes und des Süd-
deutschen Gebirgslandes.....§ 135—140 152—157
a) Das Königreich Bayern..........§ 136 153 — 155
b) Das Königreich Württemberg........§ 137 155 — 156
c) Das Erotzherzogtum Baden.........§ 138 156
d) Das Erzherzogtum Hessen.........§ 139 156 — 157
e) Das Reichsland Elsaß-Lothringen.......§ 140 157
XII
Inhaltsübersicht.
Seite
D) Mitteldeutsches Gebirgsland. . . . § 141—162 158—177
Allgemeines................§ 141 158
1. Rheinisches Schiefergebirge (Taunus, Wester-
wald, Siebengebirge, Sauerland, Hunsrück,
Hohes Venn)............§ 142—145 158—162
2. Hessisches Gebirgsland (Rhön).......§ 146—148 162—163
3. Weserbergland (Solling, Deister, Eggegebirge,
Teutoburger Wald, Weserkette, Süntel) § 149—151 163—164
4. Harz.................§ 152—153 164—165
5. Thüringen: a) Thüringer Becken, b) Thüringer
Gebirgsland (1. Thüringer Wald, 2. Fran-
kenwald, 3. Fichtelgebirge)......§ 154- 155 165—167
Mitteldeutsche Staatengruppe........§ 156 167—168
6. Sächsisches Gebirgsland (Vogtland, Elster-
gebirge, Erzgebirge, Elb-Sandsteingebirge,
Lausitzer Gebirge, Lausitzer Bergland,
Sächsisches Flachland)........§ 157—158 168—175
Das Königreich Sachsen..........§ 159 175—178
7. Schlesisches Gebirgsland (Jsergebirge, Riesen-
gebirge, Waldenburger Gebirge, Grafschaft
Glatz, Altvater, Mährisches Gesenke) . . § 160—162 178—180
E) Mitteleuropäisches Flachland ... § 163—194a 181—235
Allgemeines ...............§ 163—164 181—182
1. Die Ostsee und ihr deutsches Hinterland . . § 165—169 182—186
a) Die Ostsee..............§ 165 182
b) Die jütische und deutsche Ostseeküste......§ 166 182 — 183
c) Das deutsche Hinterland der Ostsee......§ 167 183 — 186
1. Die Baltische Seenplatte........§ 167 184 — 185
2. Die Tieflandsmulde..........§ 167 185
3. Der südliche Höhenzug.........§ 167 185 — 186
4. Der südliche Tieflandsstreifen......§ 167 186
Klima und Bewohner............§ 168 — 169 186
2. Die Nordsee und ihr deutsches Hinterland. . § 170—174 187—190
a) Die Nordsee.............§ I70
b) Die Küste..............§ 171 187-188
c) Das Hinterland der Nordsee........§ 172 188 — 190
Klima und Bewohner...........§ 173 — 174 190
Inhaltsübersicht.
XIII
Seite
Die norddeutschen Staaten.......§ 175—176 190—202
a) Das Königreich Preußen.........§ 175 190—200
1. Ostpreußen..............§ 175 190 —191
2. Westpreußen.............§ 175 191
3. Pommern..............§ 175 191 —192
4. Schleswig-Holstein...........§ 175 192
5. Posen...............§ 175 192 — 193
6. Schlesien...............§ 175 193
7. Brandenburg.............§ 175 194 — 195
8. Sachsen...............§ 175 195 — 196
9. Hannover..............§ 175 196 — 197
10. Westfalen..............§ 175 197
11. Hessen-Nassau............§ 175 197 — 198
12. Rheinprovinz.............§ 175 198 — 200
b) Die übrigen norddeutschen Staaten . . . . § 176 200—202
1. Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin.....§ 176 200
2. Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz.....§ 176 200
3. Großherzogtum Oldenburg.........§ 176 200
4. Herzogtum Anhalt...........§ 176 200
5. Herzogtum Braunschweig.........§ 176 200
6. Fürstentum Lippe...........§ 176 200
7. Fürstentum Schaumburg-Lippe.......§ 176 200
8. Fürstentum Waldeck...........§ 176 201
9. Die Freie und Hansestadt Hamburg.....§ 176 201
10. Die Freie Hansestadt Bremen.......§ 176 202
11. Die Freie und Hansestadt Lübeck......§ 176 202
Überblick über das Deutsche Reich.....§ 177—180 202—211
a) Verfassung, Grenzen, Einheitlichkeit . . . . § 177 202—207
b) Die wichtigsten Erwerbstätigkeiten.....§ 178—179 207—211
c) Deutschlands Seegeltung.........§ 180 211
Die wichtigsten deutschen Flüsse (Rhein, Weser,
Elbe, Oder, Weichsel, Donau) . . . . § 181 211—216
Übersichtstabellen..............§ 182 216—224
Die nordwestlichen Nachbarländer des
Deutschen Reiches..........
1. Großherzogtum Luxemburg........
2. Königreich Belgien...........
3. Königreich der Niederlande (Holland) . . .
Der nördliche Nachbarstaat des Deutschen
Reiches: Königreich Dänemark .... § 186 228—230
c) Vereinigtes Königreich Großbritannien
und Irland....... ......§ 187—194 a 230- -235
Allgemeines......... ......§ 187 230
A) Großbritannien ...... ......§ 188—191 230- -234
B) Irland.......... 192 234
Verkehrsgeographie...... ......§ 193 234
Rückblick........... ......§ 194 235
Ubersichtstabelle........ ......§ 194 a 235
§ 183—185 224—228
§ 183 224
§ 184 225—226
§ 185 226—228
XIV Inhaltsübersicht.
Seite
3. Die Skandinavisch-Russische Tafel . . . . § 195-209 236-246
a) Skandinavien..............§ 195—200 236—240
Lage, Bodengestalt, Klima, Gewässer, Bevölkerung § 195—198 236—238
A) Königreich Schweden..........§ 198 238—239
B) Königreich Norwegen..........§ 198 239
Rückblick.................§ 199 239
Übersichtstabelle..............§ 200 240
b) Großfürstentum Finnland .......§ 201 240
c) Kaiserreich Rußland..........§ 202—209 240—246
Lage und Grenzen.............§ 202 240
Bodengestalt...............§ 203 241
Flüsse..................§ 204 242
Klima und Pflanzenwelt..........§ 205 242—243
Wirtschaftsgeographie ...........§ 206 243
Bevölkerung...............§ 207 243—244
Verkehrsgeographie.............§ 208 244—245
Übersichtstabelle..............§ 208 245
Rückblick.................§ 209 245-246
Rückblick auf Europa..............§ 210 246
VII. Übersichtstabellen. S. 247—251.
a) Europa..................§ 211 247-248
b) Allgemeine Übersichten ..........§ 211 248—249
c) Maße zum Vergleichen. Allgemeine
Merkzahlen...............§ 211 249-251
B. Verkehrsgeographie, s. 252-260.
Allgemeines....................§ 212 252
1. Landverkehr..................§ 213—215 252—254
2. Seeverkehr...................§ 216—218 254—258
Der Atlantische Ozean.............§ 216 255—256
Der Indische Ozean..............§ 217 257
Der Stille Ozean...............§ 218 257 258
Anhang......................§ 219—220 258—259
a) Telegraphischer Verkehr.............§ 219 258 259
b) Postverkehr..................§ 220 259
Ubersichtstabellen zur Verkehrsgeographie .... § 221 259-260
Inhaltsübersicht. _XV
C. Elementare mathematische Erdkunde.
S. 261-266. Seite
Bewegung des Sternhimmels..............§ 222 261—263
Tägliche und jährliche Bewegung der Erde........§ 223 263
Größe der Erde....................§ 224 264
Der Mond......................§ 225 264—265
Die Sterne......................§ 226 265—266
Die Zeitrechnung....................§ 227 266
D. Allgemeine Erdkunde, s. 267-316.
I. Der Erdkörper als Ganzes........§ 228—265 267—311
Allgemeines.................§ 228—229 267
1. Das Erdinnere..............§ 230—231 268
2. Die Gesteinshülle der Erde.......§ 232—238 269—283
a) Die Entstehung.............§ 232—234 269—272
b) Die Zeitalter der Erdgeschichte......§ 235—236 272—274
c) Der Vulkanismus............§ 237 275—278
d) Veränderungen in der Gestalt des Landes . § 238 279—283
3. Die Wasserhülle.............§ 239—254 283—297
a) Wechselbeziehungen zwischen Land und Meer . § 239—242 283—286
b) Das Meer...............§ 243—246 286—290
c) Die Gewässer des Landes........§ 247—254 290—297
4. Die Lufthülle der Erde.........§ 255—265 298—311
a) Luftwärme...............§ 255—257 298—299
b) Luftdruck................§ 258 300—301
c) Windrichtungen.............§ 259—260 301—302
d) Niederschläge..............§ 261 302—303
e) Klima.................§ 262—264 303—306
f) Wettervoraussage und Wolkenbildung ... § 265 307—311
II. Die Menschenwelt.............§ 266—272 312—316
Sprache..................§ 268 312
Einteilung der Menschenrassen...........§ 269 315
Religion..................§ 270 315
Naturvölker.................§ 271 315
Kulturvölker................§ 271 316
Verbreitung.................§ 272 316
Das Namen- und Sachverzeichnis befindet sich hinter dem Bilderanhang.
XVI
Inhaltsübersicht.
Übersicht des Bilderanhanges und der farbigen Tafeln.
Die bei den Buntbildern und den Bildern A bis
auf die Seiten des Tertes,
Seite
I. Australien.
1. Sydney............1
2. Die Blauen Berge.......1
3. Landschaft aus dem Südaustralischen
Gebirge...........2
4. Grassteppe aus Südwestaustralien 2
5. Pfahlbauten an der Küste von Neu-
guinea...........3
6. Heiße Quellen der Waikite-Terrasse,
Neuseeland.........3
Der Hasen von Saluasata auf
Upolu, Samoa. Buntbild 4
II. Amerika.
1. Nordamerika.
7. Das Posemite-Tal in Kalifornien. 4
8. Die Niagara-Fälle.......5
9. Der „Old Faithful"-Geiser ... 5
10. Wolkenkratzer von Nero Vork. . . 6
11. Landschaft aus New Hampshire. . 6
12. Windungen des Alabama-Flusses. 6
13. Landschaft aus dem nordwestlichen
Massachusetts........7
14. Blick aus der Barranca Jamapa
auf den Pik von Orizaba ... 8
15. Zuckerrohr-Pflanzung......9
16. Tabak-Pflanzung........10
17. Baumwoll-Pflanzung......11
19. Die Union-Pazifikbahn.....13
Canon des Colorado -Flusses in
Arizona. Buntbild 8
2. Mittelamerika.
18. Kaffee-Pflanzung bei San Jose . 12
3. Südamerika.
20. Der Chimborasso........13
21. Die Hafenbucht von Rio de Janeiro 14
22. Trockene Llanos im nordöstlichen
Venezuela..........15
23. Feuchte Llanos in Südwestvene-
zuela und Südostcolombia... 15
Brasilianischer Urwald. Buntbild 22
III. Afrika.
24. Dünen bei Biskra.......16
25. Die Oase Zaouia.......16
26. Der Nil bei Girgeh......17
27. Wadi Allaki..........18
28. Tafelberge in der Karru .... 18
IV. Asien.
29. Blick vom Ölberge auf Jerusalem 19
30. Die Chinesische Mauer.....19
L von Sachsen angegebenen Seitenzahlen beziehen sich
bei denen sie eingefügt sind.)
Seite
31. Reis-Pflanzung in Hinterindien. . 20
32. Blick auf die Vorstadt der Haus-
boote in Kanton.......20
33. Tee-Pflanzung in China .... 21
34. Nagasaki...........21
35. Der Himalaja von Dardfchiling aus
gesehen...........22
36. Dschungel im Delta des Ganges . 23
Der Fudschijama. Buntbild 56
Benares am Ganges. Buntbild 60
V. Die deutschen Kolonien.
37. Tsingtau...........24
38. Strandsee mit Mangroven, Neu-
guinea...........25
39. Der Kamerunberg.......25
40. Die Eingeborenen der deutschen
Kolonien, Tafel I: Afrika . . 26
41. Tafel II: Südsee . . 27
42. Sanddünen in Deutsch-Südwest-
asrika............28
43. Windhuk...........28
Dorf der Ewheneger bei Bismarck-
bürg, Togo. Buntbild 72
Der Kilimandscharo von der Lend-
joro-Steppe. Buntbild 80
VI. Europa.
Schweiz und Österreich.
44. Blick auf den Gardasee.....29
45. Rigistassel und Rigikulm .... 30
46. Der Erzberg in Steiermark ... 30
47. Der Schafberg im Salzkammergut 31
48. Der Workotschberg.......31
Blick auf den Morteratfch-Gletscher.
Buntbild 94
Dolomiten: Die drei Zinnen.
Buntbild 104
Ungarn.
49. Pußta bei Szeged.......32
50. Die Meeraugenspitze in der Hohen
Tatra............33
Balkan-Halbinsel.
51. Panorama von Konstantinopel. . 34
52. Athen............34
53. Die Bucht von Cattaro.....35
54. Kalabaka in Thessalien.....36
Landschaft Mittelgriechenlands.
Italien.
55. Lombardische Fruchtebene bei Mai-
land.............37
Inhaltsübersicht.
Seite
56. Santa Margherita bei Rapallo 37
57. Blick auf die Via Appia ... 38
58. Macchie in den Albaner Bergen 38
59. Landschaft aus dem Apennin bei
Perugia..........39
60. Terrassenkultur in Unteritalien . 40
Pyrenäen-Halbinsel.
61. Der südliche Teil von Toledo . 41
62. Gibraltar und die Bucht von
Algeciras.........41
Frankreich.
63. Die Pyrenäenkette von Pau aus
gesehen..........42
64. Blick auf den Strand und die
Klippen von Etretat .... 43
65. Blick vom Gipfel des Puy de Dome 43
66. Nizza............44
67. Weinbau bei Bordeaux .... 44
Blick auf den Kurgarten von
Monte Carlo. Buntbild 134
Belgien.
68. Hafenkai in Antwerpen .... 45
69. Das Maastal bei Dinant... 45
Holland.
70. Polder im früheren Haarlemer
Meer...........46
71. Gracht in Utrecht......46
Deutsches Reich.
72. Das Wettersteingebirge .... 47
73. Das Jsmaninger Moos.... 47
74. Panorama des Starnberger Sees 48
75. Blick über den Blöckensteinsee und
den Bayrischen Wald.... 48
76. Obertürkheim unterhalb Eßlingen 49
77. Hopfenernte im Neckarbergland 50
78. Weinbau bei Deidesheim ... 50
79. Heidelberg..........51
80. Der Giersberg bei Rappoltsweiler 51
81. Moselschlinge bei Marienburg . 52
82. Das Durchbruchstal des Rheins
bei Oberwesel.......52
83. Die Urft-Talsperre in der Eifel. 53
84. Schacht Wolfsbank......53
85. Die Rhön..........54
86. Blick von den Luhdener Klippen 54
87. Blick auf das Eckertal und den
Brocken..........55
88. Blick auf Tabarz und den Jnselsberg 55
[Gochsen.]
89. Der Elbdurchbruch bei Schandau 56
A. Oberwiesental.
B. Das Basteigebiet.
C. Ober-Rittersgrün.
D. Pirna.
XVII
Seite
E. Königstein.
F. Nadschleppdampfer auf der Elbe.
G. Die Lausche.
H. Bautzen.
J. Deutsch-Baselitzer Teich.
K. Dresdener Heide.
L. Leipziger Rathaus.
Albrechtsburg. Buntbild. Titelbild.
Sondertafel: Dresden.
90. Das Hirschberger Tal und das
Riesengebirge.......57
91. Straße des Dorfes Leipe im
Spreewalde........58
92. Weichsellandschaft bei Schulitz,
Provinz Posen.......58
93. Samländische Küste bei Warnicken 59
94. Purwihn auf der Kurischen
Nehrung.........59
95. Panorama von Plön.....60
96. Hüttener Berge südöstlich von
Schleswig.........60
97. Bahrenfelder Endmoräne bei
Altona..........61
98. Der Gewekenstein bei Nienburg
a. d. Weser........62
99. Die Lüneburger Heide bei Müden 62
100. Schichten im Steller Moor . . 63
101. Der Kaiser Wilhelm-Kanal . . 63
102. Sächsische Kulturebene bei Halle
a. S...........64
103. Der Kaiser Wilhelm-Hafen in
Hamburg.........65
104. Der Bremer Freihafen .... 66
105. Eingedeichte Nordseemarsch... 66
Berchtesgaden. Buntbild 138
Höhenvegetation am Roßstein in
den Bayrischen Alpen. Buntbild 140
Blick über den Kamm des Riesen-
gebirges. Buntbild 180
Der Königsstuhl des Vorgebirges
Stubbenkammer. Buntbild 182
Spätsommer im Moor bei
Worpswede. Buntbild 188
Blick von den Havelbergen des
Grunewaldes. Buntbild 194
Großbritannien und Irland.
106. Dover, von Westen gesehen . . 67
107. Bergwerksbezirk aus der Gegend
von Manchester......*67
108. Die Longdale Pikes im Seenbezirk 68
109. Die Seen von Killarney in Irland 68
110. Ben Nevis.........69
Englische Parklandschaft am
Healm. Buntbild 232
Skandinavien.
111. Schwedische Landschaft mit Block-
streu............69
II S
XVIII
Inhaltsübersicht.
Seite
112. Svolvaer in den Lofot-Jnfeln . 70
Fjord in Norwegen. Buntbild 236
Rußland.
113. Die Stromschnellen von Jmatra
in Finnland........71
Seite
114. Kaspische Steppe bei Kasandschik 71
115. Die Wolga unterhalb Nishnij
Nowgorod........72
116. Nishnij Nowgorod......72
Verzeichnis der Figuren im Texte.
1. Durchschnitt durch Australien § 2. 2
2. Durchschnitt durch Australien § 2. 3
3. Durchschnitt durch Nord-
amerika auf 40° N. . . . § 9. 8
4. Fünf Pazifikbahnen mit
Dampferanschlllssen. ... Z 15. 14
5. Durchschnitt durch Süd-
amerika auf 16° 8. ... Z 21. 20
6. Durchschnitt durch Afrika auf
25° 0..........§ 26. 28
7. Durchschnitt durch Afrika auf
27° 8..........§ 31. 35
8. Durchschnitt durch Asien nahe
70° O..........§ 38. 43
9. Temperaturgang in den
deutschen Kolonien. ... Z 49. 70
10. Vergleich der Größenver-
Hältnisse der deutschen Kolo-
nien mit der Bodenfläche
des Deutschen Reiches . . § 52. 84
11. Vergleich der Bodenfläche
der europäischen Kolonial-
staaten und ihrer Kolonial-
besitzungen.......§ 52. 84
12. Vergleich der Bevölkerung
der europäischen Kolonial-
staaten und ihrer Kolonial-
besitzungen.......§ 52. 84
13. Die natürlichen Hauptteile
Europas........§ 56. 87
14. Geologische Übersichtskarte
der Alpen.......Z 64. 94
15. Die wichtigsten Alpenbahnen Z 64. 96
16. Profil der Theiß . ... § 80. 110
17. Durchschnitt von Linz nach
Czernowitz auf 48° 20" N. § 81. 112
18. Durchschnitt durch die Bal-
kan-Halbinsel auf 42° N. . § 87. 114
19. Durchschnitt durch Italien
auf 43° 40" N......§ 95. 120
20. Durchschnitt durch die Pyre-
näen-Halbinsel unter 356°
30" O..........§ 104. 126
21. Durchschnitt durch Frank-
reich auf 45° N......§ 112. 130
22. Die fünf natürlichen Teile
Mitteleuropas......§ 120. 137
23. Durchschnitt durch die Nord-
lichen Kalkalpen und das
Voralpenland......§ 122. 140
24. Durchschnitt durch die Ober-
rheinische Tiefebene . . . § 126. 144
25. Durchschnitt Mainz-Ulm-
Alpenvorland......§ 130. 148
26. Durchschnitt durch das Ruhr-
kohlengebiet.......§ 142. 159
27. Durchschnitt durch Hessen . § 146. 163
28. Durchschnitt Brocken-Beer-
berg..........§ 154. 166
29. Durchschnitt (Elbe-Nürnberg § 154. 167
30. Oberflächenformenu.HllUpt-
flüsse Sachsens.....§ 157. 169
31. Durchschnitt durch das Erz-
gebirge.........§157. 170
32. Durchschnitt durch das Elb-
Sandsteingebirge .... § 157. 172
33. Durchschnitt durch das Zit-
tauer Gebirge und Zittauer
Becken.........§ 157. 173
34. Die Urstromtäler des Nord-
deutschen Flachlandes. . . § 167. 184
35. Kiel-Brocken-Zugspitze . . § 177. 204
36. Temperaturgang in Mün-
chen, Kiel, Memel.... § 177. 205
37. Temperaturgang in Aachen,
Berlin, Tilsit......§ 177. 205
38. Waldverteilung im Deut-
schen Reiche.......§ 177. 206
39. Zuckerrübenbau im Deut-
schen Reiche und seinen Nach-
barländern.......§ 178. 207
40. Die schiffbaren Gewässer und
wichtigsten Kanäle Mittel-
europas ........ Z 178. 208
41. Durchschnitt durch die Briti-
schen Inseln und die Nord-
see aus 53° N......§ 188. 231
42. Jndustriekarte von England § 190. 232
43. Durchschnitt durch Skandi-
navien und den Bottnischen
Busen auf 62° 30" N. . . § 195. 236
44. Durchschnitt durchOsteuropa
auf der Linie Königsberg-
Smolensk-Kaluga-Ural . § 203. 241
45. Größe der Erdteile ... § 211. 251
Inhaltsübersicht.
XIX
Seite
46. Die wichtigsten internatio-
nalen Bahnlinien Europas § 213. 253
47. Die scheinbaren Kreisbahnen
der Sonne an den Scheiden
der vier Jahreszeiten . . § 222. 261
48. Wirkliche Erdbahn .... § 223. 262
49. Beleuchtung der Erde . . § 223. 263
50. Gebirgsschichten mit Verwer-
fungen undSteinkohlenflözen § 233. 270
51. Faltung von Schichten . . § 234. 271
52. Grabenbrüche......§ 234. 271
53. Horstgebirge......§ 234. 271
54. Einteilung der Gebirge nach
der Höhe........§ 234. 272
55. Der Predigtstuhl bei Ischl § 234. 273
56. Küste bei Etretat .... § 234. 273
57. Der Mönch bei Helgoland § 234. 273
58. Muldenbiegung im Schwei-
zer Iura........§ 234. 273
59. Die erdgeschichtlichen Zeit-
alter..........§ 235. 274
60. Lößlandschaft aus Schensi
am Loho........§ 236. 275
61. Der Hohentwiel, westlich
vom Bodensee.....§ 237. 276
62. Durchschnitt durch den Hohen-
twiel und den Hegau. . . § 237. 276
63. Fingalsgrotte auf der Insel
Staffa.........§ 237. 277
64. Der Ausbruch des Vesuv
am 10. IV. 1906 .... § 237. 278
65. Gletscher am Nordgehänge
des Kurguthidar.....§ 238. 279
66. Liechtenstein-Klamm in den
Hohen Tauern.....§ 238. 280
67. Furta- und Grimselstratze. § 238. 281
68. Hohneklippen an der Süd-
ostseite des Brockens ... § 238. 282
69. Buntsandsteinverwitterung.
Pilzfelsen, Colorado ... § 238. 282
Die Hauptformen der Erd-
oberfläche. Buntbild
70. Küstenunterwaschung an der
englischen Kanalküste . . .
71. Geiser aus Island ....
72. Artesischer Brunnen . . .
73. Durchschnitt durch einen Fluß
mit Dämmen......
74. Der Fiescher Gletscher im
Berner Oberlande ....
75. Gletschertor im Suldental.
76. Gletschertöpfe im Gletscher-
garten zu Luzern ....
77. Der Hechtsee in Mecklenburg-
Strelitz.........
78. Gletscherschrammen auf dem
Muschelkalk bei Rüdersdorf
79. Einfallswinkel der Sonnen-
strahlen in Leipzig....
80. Sonnenstrahlen auf gleichen
Räumen verschiedener Breite
81. Antizyklone und Zyklone auf
der Nordhalbkugel....
82. Polarlandschaft mit Band-
licht..........
83. Wetterkarte: Schlechtes
Wetter.........
84. Wetterkarte: SchönesWetter
85. Wetterkarte: Unsicheres
Wetter.........
86. Eirruswolken......
87. Kumuluswolken.....
88. Stratuswolken......
89. Alto-Kumulus-Wolken . .
90. Chinese.........
91. Japaner........
92. Südaraber.......
93. Nubier.........
94. Sulu.........
95. Papua aus Neuguinea . .
Die Hautfarbe der wichtigsten
Menschenrassen. Buntbild
Seite
284
§ 241. 285
§ 247. 290
§ 247. 291
§ 249. 292
§ 254. 295
§ 254. 296
§ 254. 296
§ 254. 297
§ 254. 297
§ 256. 298
§ 256. 298
§ 258. 300
§ 263. 305
§ 265. 307
§265. 308
§ 265. 309
§ 265. 310
§ 265. 310
§ 265. 311
§ 265. 311
§ 269. 314
§ 269. 314
§ 269. 314
§ 269. 314
§ 269. 314
§ 269. 314
314
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen.
* vor dem Städtenamen bezeichnet 25 000 bis
** „ „ „ „ 50 000 „
11 n n 11 100 000 „
"j"j" ff ff ff ff 250 000 „
50 000 Einwohner.
100 000
250 000
500000
ttf » » » ff 500000 „ 1000 000
f ff ff „ „ über 1 Million Einwohner.
Die in diesem Buche gebrauchten Aussprachezeichen sind folgende (angewendet auf a):
ä = langes, betontes a, d = kurzes, betontes a
ä — langes, unbetontes a, ä — kurzes, unbetontes a
Dem englischen td-Laut entspricht kein deutscher Laut; er ist durch ß nur angedeutet.
Abkürzungen: bzw. — beziehungsweise, m — Meter, km — Kilometer, qkm — Quadrat-
Kilometer, Br. — Breite, E. = Einwohner, L. = Länge, Reg.-Bez. = Regierungsbezirk,
j. = siehe, vgl. = vergleiche, N, O, S, W für die Himmelsrichtungen.
II*
Zusammenstellung' geographischer Bezeichnungen iu verschiedenen Sprachen.
Land. Ebene. Berg. Gebirge. Berg- Spitze. Hoch- ebene. See. Fluß. Insel. Bucht. Hafen. Burg, Schloß. Stadt.
englisch land fleld mount mountains peak table-land lake river island bay port Castle town, city
französisch pays plaine montagne montagne sommet plateau lac riviere fleuve ile b"ie port chäteau ville
italienisch paese pianüra monte montagna vertice alto piano lago rivT isola bahia porto rocca castello cittä
spanisch pals llano monte cordillera cumbre llano de montafia lago rio isla babia puerto castillo ciudad
portugiesisch paiz campina monte montanha serra pico planicie de monte lago rio I ilha babia porto castello cidade
schwedisch land slät berg fjäll bergspets högslät sjo haf ä, elf ö, bolm vif hamn slott stad
dänisch norwegisch land slette bjerg aas [6s] fjeld bjerget- hoislet S0 flod 0 (ö) fjord bavn borg by
holländisch aarde vlakte laagvlakte berg geborgte bergtop bogvlakte zee rivier eiland bocbt haven bürg stad
s.w.-slawisch kraj pol je gora, bora göry gore rat gory plamna jesero rzeka ostrvo draga zatok port hrad varos
russisch semlja polje gorä chrebjöt werscbina gory plloskaja woswyschennostj ösero rjekä ostrow limau port samök görod
keltisch tlr mrüig mag bri tulach sliab cenn, pen loch sniaim inis firtb cuan dün, brog bruden cathir
persisch semin descht küh kühistan ser derja dschüi bender derbent scbehir -äbäd
indisch bMm dös giri giri parbat tal, tala sägar ganga ddvr bandar garb, köt nagar
arabisch bdärd sahrä dschebel dschebäl kulle nedscbd babr bat' dschezire mersa kaTe medine
ungarisch orszag rönasäg hegy hegysög hegytetö fönsik tenger folyäm sziget bikk | kikötö var väros
türkisch il owa dagh, dau, daghlar tepe, depe basch jüksek göl dscbaj su, irmak ada körfüs lim an sarai scbehir
mongolisch gadsar tala Taa ölajin ölajin öndör nagor müren aral garam scbibä balgasun
chinesisch ti^ ti-phing juen schän scbän ling feng,tscbin ngi juen bü tschbi hö tscheü phü nan-po kbeü, kiäng tsching tscheu fu, king
malaiisch (negri) pädang günong bükit gunnung udjang günong tingi llütk sungei pulu teluk labühan köta negari kampong
japanisch kuni, tsi flratsi jama jsa7 mine midsumi kava sima utsi-umi minato | jgjj matsi kei, kiö
<53
&
&
53
Die Lücken der Tabelle find damit zu rechtfertigen, daß es nicht darauf ankommen dürfte, die betreffenden Ausdrucke in allen überhaupt möglichen Ubersetzungen zu geben, sondern nur in solchen,
die zur Erklärung der häufiger vorkommenden geographischen Fremdnamen erforderlich sind.
A. Länderkunde.
I. Australien und Polynesien.
9 Mill. qkrn, fast 7 Mill. Einwohner.
1. Australien.
§ 1. Allgemeines. Der Erdteil erhielt den Namen Australien, d. i. Südland,
weil er ganz auf der südlichen Erdhälfte liegt. Seine Lage kennzeichnet der Südliche
Wendekreis, der wenig nördlich von der Mittellinie den Erdteil schneidet, und der
140? 0, der Neuguinea und die größte der Japanischen Inseln durchzieht.
Der an Flächeninhalt kleinste Erdteil (7,? Mill. qkm, 4,5 Mill. Gnwohner,
0,6 auf 1 qkm) ist erst im 17. Jahrhundert entdeckt und zuerst durch die Reise
des Engländers Cook in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts näher be-
kannt geworden.
§ 2. Gliederung. Der Erdteil bildet eine wenig gegliederte
Masse (etwa 4000 km Länge und 3000 km Breite). Den tiefsten Einschnitt
bewirkt der viereckige Earpentäria - Golf. Im 8 dringt der Australgolf
gegen die steile Küste in flacher Wölbung vor. Von den wenig zahlreichen
Halbinseln fällt im Kartenbilde nur die Halbinsel Jork auf. Die Insel
Tasmanien liegt auf dem Festlandsockel. Sie ist vom Festlande nur durch die
seichte Baß-Straße getrennt.
Die Küsten sind meist steil. Mauerartig und hafenlos verläuft der west-
liche Teil der Südküste. Vor der Nordostküste zieht sich ein 1700 km langer
Streifen von Korallenriffen her, zwischen denen nur enge Straßen den
Flußmündungen gegenüber zu guten Häsen der Küste führen. Die besten
Häfen bilden die Buchten an der Südostküste. Darum hat Australien
früher keinen Verkehr mit Asien gepflegt.
Bodengestalt. Das wenig gegliederte Land ist einförmig und
sehr ungünstig aufgebaut. Ein niedriges, meist aus Gneis und Granit
gebildetes Tafelland von riesiger Ausdehnung und etwa 300 m durchschnitt-
licher Erhebung senkt sich von den höheren Küstenrändern allmählich nach
dem Innern zu und erreicht seine tiefste Stelle am Lake Eyre [lek ck],
dem größten Salzsee des Landes (§ 211). Die bedeutendsten Erhebungen
liegen in den Australalpen. Dieses lange Faltengebirge erreicht im Mount
Townsend [maunt taims'end] 2200 m. Es bildet ausgedehnte, wellige Hoch-
länder mit steilen Abfällen am Rande, die jedoch vom Eisenbahnbau über-
wunden sind (Bild 2). Nahe der Westküste und an mehreren Stellen
des Innern sinden sich einzelne Gebirgsfalten von Mittelgebirgshöhe.
Kliina. Die höheren Randgebirge rauben den feuchten Seewinden
gleich beim Eintritt ins Land ihre Feuchtigkeit. Die Erhebungen des Innern
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 1
2
I. Australien und Polynesien.
sind nicht hoch genug, um die Winde stärker abzukühlen und
größere Niederschläge erhalten zu können. Daraus ergibt sich,
daß Australiens Inneres sehr arm an Niederschlägen ist.
Das Innere wird im Sommer sehr erhitzt, und dann
dringen von her die Jahreszeitwinde oder Monsune ins Land
und schütten über die Küstenstriche bedeutende Regenmengen.
An der Süd- und Westküste fällt im südlichen Winter der
Regen am reichsten, aber zu allen Jahreszeiten ist nur das östliche
Randgebirge bewässert, das die Feuchtigkeit der Seewinde abfängt.
Im Binnenlande fällt zuweilen erst nach jahrelangem
Zwischenraum Regen, und dieser verdunstet wegen der großen
Hitze (bis zu 48°) sehr schnell.
Darum ist das Innere meist Steppe oder Wüste und
wurde von beix früheren Besitzern, den Holländern, überhaupt
nicht erforscht. Die Steppe dringt im 8 am weitesten gegeil
die Mitte des Erdteils vor.
Pflanzenwelt. Nur der 80 trügt dichten Wald mit üppigem
Unterholz (Baumfarne). Die Steppe ist ein Grasland mit
Gruppen von schattenarmen Bäumen, wie Akazien, Euka-
lypten mit senkrecht stehenden Blättern, Grasbäumen (Bild 3 und 4)
und Kasuarinen, die riesigen Schachtelhalmen ähneln. Weiter nach
dem Jnnem zu erscheint Gras mit scharfen Holzspitzen, „Stachel-
schweingras". Dieses bildet den Übergang in den gesürchteten
Skrub [ffrab], den dornigen, grau gefärbten Busch. Andere
Pflanzen und Bäume finden sich nur spärlich an deil Gebirgen des
Jnnem.
Pflanzen, die die Bewohner zum Ackerbau hätten
erziehen können, gab es früher in Australien nicht.
Tierwelt. An Tierarten ist das Festland arm, da es
schon in früher Erdzeit von Asien getrennt wurde.
Eigentümlich sind dem Lande die Beuteltiere, deren größter
Vertreter das Riesenkänguruh ist. An einheimischen Raubtieren
gab es nur den Dingo, einen gelben wilden Hund. Wiederkäuer
fehlten und damit die erste Bedingung zur Viehzucht der Ur-
bewohner. Reicher ist die Vogelwelt. Dem Erdteile sind
Emustrauße, schwarze Schwäne, weiße Adler und Papageienarten
eigen.
Mit Mineralschätzen ist Australien reich bedacht. Gold,
Kupfer, Silber und Steinkohlen snld in Mengen ge-
funden.
Flüsse und Seen. Aus der Oberflächeligestalt und dem
Klima ergibt sich, daß Australiens Flußwelt sehr ärmlich
gestaltet sein muß. Die meisten Flüsse sind nur Krieks, deren
Wasserfäden in der dürren Zelt zu Perlschnüreil von kleinen
a
8?
S*
w
IT
§ 3—4.
1. Australien.
3
>5-
Wasserlachen zusammenschrumpfen (Bild 3). Nur die
regelmäßig bewässerten Australalpen ernähren ein nie der-
siegendes Flußsystem, das des Murray ^märre^. Aber auch
dieses eignet sich wegen des wechselnden Wasserstandes
und weil das Wasser größtenteils auf die umliegenden Äcker
geleitet wird, nur wenig für die Schiffahrt. Die Seen sind
« meist Salzsümpfe.
o
% ä § 3. Bevölkerung. Die eingeborenen, dunkelbraunen
f A oder schwärzlichen Australueger, deren Zahl auf mindestens
% 30 000 geschätzt wird, haben sich infolge des Mangels an Haus-
.£ tiereit und Getreide zu Jägern entwickelt. Sie wurden in die
dürftigen Gebiete des Innern verdrängt durch die Europäer,
die meist englischer Herkunft sind (nur wenig über 100000
§ Deutsche). Diese begannen im Jahre 1788 die Be-
siedlnng, brachten Getreide, Schafe, Rinder, Pferde
§ und die Weinrebe mit uud gestalteten große Gebiete des
s Erdteils völlig um.
Ü Durch Artesische Brunnen (Fig. 72), die massenhaft besonders
■e in Queensland ^kwinsländ^ erbohrt wurden, verwandelten sie weite
£ Steppen in saftiges Weideland, und die Schafzucht machte
.£ Australien zu einem der bedeutendsten Wollausfuhr-
£ länder. Der 8 erzielt riesige Getreideernten, die größtenteils
K ausgeführt werden. Erst spät wurden die Mineralschätze entdeckt,
g und diese zogen viele Fremde ins Land.
^ Aus der Unergiebigst großer Gebiete des Innern er-
| klärt es sich, daß hauptsächlich die Küsten besiedelt sind und
^ unter diesen am meisten die bevorzugte Südostküste. Fast
°>Z ein Drittel der gesamten Bevölkerung entfällt auf
^ die außerordentlich schnell wachsenden vier australi-
^ sehen Großstädte.
>£?
J Berkehr. Da keine Flüsse dem Verkehr ins Innere die
~ Wege wiesen, sind von der Küste aus Stichbahnen in die wichtigen
H. Wirtschaftsgebiete des Innern geführt. Ein Überlandtelegraph
5? vermittelt den Verkehr mit dem britischen Mutterlande durch
Jj Kabel über Indien, und eine im Bau begriffene Überlandbahn
. führt von Südaustralien nach N. Die wichtigen Häsen sind meist
durch Eisenbahnen verbunden, und der Telegraph hat eine
weite Ausdehnung. Auch nach Amerika ist ein Kabel gelegt.
Den Personen- und Güterverkehr mit Europa (§ 7, 218)
vermitteln neben, den überwiegenden englischen Linien deutsche
Postdampfer. Mit Amerika stellen englische und amerikanische
Linien in drei- bis vierwöchiger Fahrtdauer die Verbindung her.
§ 4. Staatliches und Besiedlung. Die sechs britischen
Kolonien haben sich seit 1901 zum „Australischen Bunde"
1*
4
I. Australien und Polynesien.
vereinigt und nennen sich seitdem Staaten. Sie verwalten sich mit fast nnein-
geschränkter Selbständigkeit, nur der Generalgouverneur wird vom König von England
ernannt. Die Hauptstadt des gesamten Bundes ist das noch ganz unbedeutende
Städtchen Dalgety [batbfcJjeti] in Neusüdwales, ungefähr in der Mitte zwischen
den beiden größten Städten Australiens gelegen.
Westaustralien bildet den größten, aber wüstenreichsten der Staaten.
Die Besiedlung ist indes wegen der Goldfelder weit ins Innere vorgeschritten.
**Perth [pörfj] entstand an der Mündung eines Flusses, der in der Regenzeit ein
reißender Strom, in der regenlosen Zeit ein Kriek ist.
Südaustraliens/ der Kornkammer des Landes, Hauptstadt fAdelaide
[adelet»] liegt in der Nähe der versandenden Mündung des Murray [mdrre].
fff Melbourne [melbern] erwuchs zur zweiten Stadt Australiens in dem
bevölkertsten und für Europäer gesundesten Staate Viktoria.
Neuslldwales wurde zuerst mit Verbrechern besiedelt. fffSydney [jjtbne], die
größte Stadt, liegt an einer herrlichen Hafenbucht (Bild 1). Mittelpunkt der australi-
scheu und Endpunkt der deutschen Dampfschiffahrt. Erste Handels- und Industriestadt.
Queensland [kwmsländ] liefert viel Ausbeute an Gold, Kohlen und Zucker-
rohr und hat ausgedehnte Weidegebiete. fBrisbane [brisben], an einer kleinen
Flußmündung. Die Insel Tasmanien ist bekannt als Obstland. Ihre Erze und
Kohlenschätze sind noch kaum erschlossen.
2. Der Innere Inselgürtel.
§ 5. Unt Australien zieht sich ein Gürtel von Inseln, der sich von Neu-
quinea bis Neuseeland erstreckt. Mit Ausnahme von Neuseeland sind diese
Inseln von den dunkelhäutigen Papua bewohnt und heißen darum Inseln der
Schwarzen oder (griechisch) Melanesien.
a) Neuguinea ist 1,5 mal so groß wie das Deutsche Reich. Das Innere
beherrschen Hochgebirge von gewaltiger Erhebung und mit tätigen Vulkanen,
die Küste breite, große Sümpfe (Bild 38). Schiffbare Flüsse von der Länge
des Rheines bilden gute Eingangswege in das noch wenig erforschte Innere.
Die durch starken Haar- und Bartwuchs auffallenden Papua wohnen meist in
Pfahl- oder Baumdörfern (Bild 5). Das feuchtwarme Klima ertragen Europäer
nur kurze Zeit. Damm ist hier nur Plantagenwirtschast möglich.
Der W ist niederländisch, der NO, das Kaiser-Wilhelmslaud, deutsch, der
SO britisch.
b) Dem NO lagern sich der deutsche Bismarck-Archipel, dem 0 die
Salomon-Jnseln (Bild 41 und § 50) vor. Von den Salomon-Jnfeln sind nur
die beiden nordwestlichen deutsch, die anderen britisch, ebenso die übrigen Inseln
mit Ausnahme der französischen Insel Neukaledonien.
Am wertvollsten ist die im 8 gelegene Doppelinsel Neuseeland, so groß wie
Italien und unter gleicher Breite gelegen. Die durch die Cook-Straße getrennten
Inseln sind sehr gebirgig. Das Hochgebirge der südlichen Insel weist starke Ver-
gletscherung auf, die nördliche Insel hat tätige Vulkane und viele Geiser (Bild 6).
Das milde und feuchte Klima der Insel sagt den Europäem (fast 1 Mill.), die
Ackerbau, Schafzucht und Bergbau treiben, zu, und so schwindet die malaiische
Urbevölkerung der Maöri (etwa 40 000) zusehends. Die Häfen "Wellington
[ueüingt'tt] und **Auckland [aflänb] liegen auf der Nordinsel.
Der Hafen von Saluafata auf Upolu.
An der Nordküste der Samoa-Insel Upolu, des Hauptsitzes der Europäer und des samoanischen Handels, liegt Saluafata prächtig an einer weiten und tiefen Sucht.
An diese tritt dichter Urwald unmittelbar heran. Ihn umsäumen am Strande Kokospalmen, die wichtigsten Nutzbäume der Inseln. Ein steil aufragender
vulkanischer Kegeiberg erhebt sich als markige Zierde der üppigen Landschaft und als Schützer der ankernden Schiffe vor westlichen Stürmen.
§ 6—7. 2. Der Innere Jnselgürtel. — 3. Polynesien. — Rückblick._5
3. Polynesien (griechisch-- Vielinselland) oder Ozeanien.
§ 6. Viele Tausende von kleinen Inseln liegen zwischen den
beiden Wendekreisen. Sie sind teils hoch und tragen dann vulkanische
Kegelberge, teils niedrig und flach und sind dann auf unternieerischen Er-
hebungen aus dem Kalk der Korallen aufgebaut. Die eiu Meeresbecken
(Lagune) einschließenden Korallenringe heißen Atolle.
Das Klima Polynesiens ist sehr warm, frei von tropischen Krankheiten, für den
Europäer auf die Dauer jedoch erschlaffend.
Die niedrigen Inseln tragen Kokospalmen, die in allen ihren Teilen nützlich sind
und den Inselbewohnern Wohnung, Schiffbauholz, Nahrung, Gefpiuste, Geflechte
(Matten) und Taue liefem. Die hohen, reich befeuchteten Inseln haben üppige
Tropenvegetation: Bananen, Zuckerrohr, Palmen, Brotfruchtbäume 1.
Die Tierwelt Ozeaniens ist noch ärmer als die australische.
Die Inseln werden von malaiischen Polynesien: bewohnt, die teilweise schlanke,
schöne, meist freundliche und den Fremden vertraulich entgegenkommende Menschen
sind. Hervorragend ist ihre Geschicklichkeit als Seefahrer. Durch den am Segel-
boot angebrachten Ausleger verhindern sie das Kentern der Boote (Bild 5, 41).
Dem Deutschen Reiche gehören die Marianen-, Karolinen- und Marshall-
Inseln und ein größerer Teil der Samöa-Inseln (Buntbild S. 4 und § 50).
Die östliche Gruppe ist französisch. Die größte Insel der Gruppe, Tahiti,
ist so groß wie Rügen.
Ungefähr in der Mitte zwischen Amerika und Australien liegen die als Kohlen-
und Wasserstation wichtigen und dämm von der Union erworbenen Hawaii-Inseln,
150 000 Eiuw. Amerikanisches Territorium. Die größte, Hawaii, so groß wie
Holstein, hat mehr als 200 Krater, darunter den über 4000 m hohen und umfang-
reichsten tätigen Vulkan der Erde, den Mauna Loa (d. i. Großer Berg). Die
Eingeborenen schwinden rasch. DerHauptort Honolulu liegt auf einer kleinen Insel.
Rückblick auf Australien und Polynesien.
§ 7. Australien ist unter den Kontinenten am ungünstigsten gelegen, da es
von den für die Kultur wichtigsten Erdteilen, von Europa und Amerika,
am weitesten entfernt liegt. Die Dampferfahrt von Bremerhaven nach
Sydney dauert ^8 Tage. Aus dieser großen Entfernung erklärt sich, daß
der Erdteil erst am spätesten entdeckt wurde. Zu dem am nächsten benach-
karten Asien vermittelt eine reiche Inselwelt den Übergang.
Ungünstig ist auch der Bau des Erdteils. Arm ist er an Gliedern uud
arm an Niederschlägen, da Randgebirge dem inneren Tafelland den Regen
wegfangen. U)ie bei einer Insel drängt sich das menschliche Leben an der
Küste zusammen.
Eigenartig, von den anderen Erdteilen stark verschieden, ist die Tierwelt,
arm an Arten und Vertretern.
Arm ist auch die Pflanzenwelt. Sie entbehrt einheimische Ackerbau-
1 Drei solcher Bäume reichen für den Unterhalt eines Menschen ans.
6
II. Amerika.
§ 7 a—8.
pflanzen. Die Wolle europäischer Schafe und die (Ernten europäischer
Getreidearten liefern heute den -^auptertrag der Bodennutzung.
Australien hat Reichtum an Mineralschätzen, an Gold, Rupfer und Kohlen.
Ls ist das dritte Goldland der Lrde.
Die Inseln Polynesiens sind entweder hoch und vulkanisch oder niedrige
Koralleneilande. )hre Armut an einheimischen Pflanzen- und Tierarten
ist noch größer als die Australiens. Kokospalmen und Mische liefern der
Bevölkerung hauptsächlich ihren Unterhalt.
Die Lage der Inseln ist zum Teil für den Verkehr von Amerika nach
Australien wichtig.
§ 7 a. Ubersichtstabelle.
fffSydney . 540 fAdelaide. . 175!**Perth. . . . 55 **Wellington . 70
fffMelbourne530 fBrisbane . 130 **21ucflanö . . 65
II. Amerika.
Mit den arktischen Inseln 42 SD^iH. qkm, 150Mill. Einw. 1/12 so dicht bevölkert wie Europa.
§ 8. Allgeineines. Das Festland Amerikas reicht bis 7272°N und bis 54° S
(Magellan-Straße). Von der Alten Welt ist Amerika, die Neue Welt oder die
West feste, durch die beiden größten Ozeane getrennt.
Nordamerika nähert sich Asien am meisten in der 90 km breiten Bering-Straße.
Die Insel Neufundland ist von der Insel Irland nur fünf Schnelldampfer-
tagereisen entfernt. Südamerika liegt südöstlich von Nordamerika (280° 0!) und
rückt mit der Ostspitze an Afrika bis auf vier Schnelldampfertagereisen heran.
Von Island und Grönland aus entdeckten zuerst die Normannen gegen
Ende des 10. Jahrhunderts Amerika.
Wichtiger ist die zweite Entdeckung:
1492 Kolumbus landet auf Guanahäni.
1521 Cortez in Mexiko.
1534 Pizarro in Peru.
Amerika besteht aus zwei annähernd gleich großen und gleich
breiten, ähnlich gestalteten, rechtwinkligen Dreiecken, Süd- und
Nordamerika. Diese bilden zwei selbständige Erdteile, die durch das
schmale Mittelamerika verbunden sind. Die Breite dieses Zwischengliedes
beträgt bei Panama nur 50 km. Nach Vollendung des Kanals wird der See-
weg von Nordostamerika nach Ostasien und Australien bedeutend abgekürzt.
Nord- und Südamerika stellen den längsten aller Erdteile dar.
Sie erstrecken sich vom Arktischen Klimagebiet durch das Tropische
bis nahe an das Antarktische Klimagebiet.
Die Pflanzenwelt ist entsprechend der meridionalen Erstreckuug Amerikas sehr
mannigfaltig. Aber die amerikanischen Erdteile waren früher arm an Nutz-
pflanzen. Amerikanische Kulturpflanzen waren zur Zeit der Entdeckung Gewächse
mit mehlhaltigen Wurzelknollen, wie die Kartoffel, ferner der Mais, der Tabak
§9. 1. Nordamerika. — a) Die Mulde. — b) Pazifisches Nordamerika.
7
(Bild 16), der Kakaobaum, der spanische Pfeffer, die Kokospalme, der
Kautschukbaum, Arzuei- und Farbpflanzen. Amerika hat die wichtigsten Kultur-
gewächse der anderen Erdteile aufgenommen und auf einer riesigen Fläche angebaut.
Es gibt jetzt von seinem Überschuß an Europa ab.
Tierwelt. Wie die Flora Nordamerikas viele Anklänge an die Asiens und Europas
zeigt, so auch die Tierwelt. Nur der Moschusochs ist Nordamerika eigentümlich.
Die meisten Tiere Amerikas sind beträchtlich kleiner als die entsprechenden
Arten der Alten Welt: Puma, Jaguar, die Vertreter der tropischen großen Raub-
tiere, Lama und Vikunj a, die amerikanischen Kamelarten, Alligator oder Kaiman,
die Krokodile der Neuen Welt. Größer als die Tierarten der Alten Welt sind nur
die Flußschildkröte, einige Hirscharten, der Büffel uud der Kondor, der bis
3 m Flügelspannweite hat.
Südamerika hat infolge seiner abgesonderten Lage eigentümliche und altertüm-
liche Tiere (Zahnarme wie das Faultier, Gürteltier), ähnlich wie Australien und wie
dieses auch eine ungemein buntfarbige Vogelwelt (Papageien, Kolibris). Reich
ist es auch an Fischarten und Insekten.
Die Einhufer, Pferd und Esel, ebenso die zweihnfigen melkbaren Tiere und
die Schweine, aus der Alten Welt hinübergebracht, sind heute in Millionen vorhanden.
Die Mineralwelt Amerikas ist reicher als die der anderen Erdteile. An
nutzbaren Metallen werden besonders Edelmetalle gewonnen, die gerade in den
unwirtlichsten Gegenden hauptsächlich vorkommen, dazu Edel st ei ue, Eisen uud
Kupfer, in großer Menge auch Kohlen.
1. Nordamerika.
2,4 mal größer als Europa, 110 Mill. E. 1/g so dicht bevölkert wie Europa.
a) Die Mulde der Hudson-Bai und des Mississippi.
§ 9. Das Nordamerikanische Dreieck bildet eine weite Mulde
(Fig. 3, S. 8), die von der HndsonMdß'n^-Bai bis zum Golf von Mexiko reicht.
Sie ist umrahmt von einem breiten Westrand und einem schmaleren Ost-
rande. Durch die sanfte Bodenanschwellung um die Kanadischen Seen
wird sie in einen breiteren Teil im N und einen schmaleren im 3 zerlegt.
Die Ränder der Mulde sind im W und 0 grundverschieden.
b) Das Pazifische Nordamerika.
Der breite Westrand oder das Pazifische ^ Nordamerika ist einheitlich
gestaltet. Dort findet sich ein hohes Tafelland, das in riesiger Länge vom
Golf von Tehuantepec bis zur Bering-Straße reicht. In Alaska und in
Mexiko ist es schmaler, in der Mitte am breitesten. Tiefland kommt nur in
geringen Flächen vor. Von den weiten Hochflächen ist das „Große Becken"
nordöstlich von Kalifornien größer als das Deutsche Reich.
Drei vorherrschend meridional gerichtete Hochgebirgsketten aus
ältestem Gestein und vulkanischen Ausschüttungen durchziehen das Land: die
Küstenkette, das westliche Randgebirge, das Felsengebirge.
1 So genannt nach dem Pazifischen oder Stillen Ozean.
II. Amerika. ' § 9.
w
«
1. Die Küstenkette durchzieht den Küstenrand von der Halb-
insel Niederkalifornien bis nach Alaska. Sie besteht aus einer
Anzahl einzelner Ketten, deren wild zerklüftete und ver-
witterte Granit- und Gneismassen steil zum Meere abstürzen
und die nur enge Taleinschnitte aufweisen. Im Britischen
Nordamerika ist die Küstenkette durch Senkung zertrümmert
und in zahllose gebirgige Inseln aufgelöst. Durch die Über-
schwemmung der versunkenen einstigen Täler sind hier viele
Fjorde [fjöre] gebildet. Am Süd Westrand von Alaska entstand
ein geschlossenes Hochgebirge mit Erhebungen von 5000 bis
6000 in. Riesige Gletscher treten hier unmittelbar ins Meer.
2. Das westliche Randgebirge des Mexikanischen Tafel-
landes^ geht jenseit der Coloradoschlucht in die kalifornische
Sierra Nevada 2 über.
Diese ist durch zahlreiche und dicht beieinander auftretende Hörner,
Zinnen und Zacken, von weitem gesehen, einer „beschneiten Säge" 3p
zu vergleichen. Durch die Großartigkeit der Hochgebirgsnatur ist >c
sie den europäischen Alpen am ähnlichsten. Ihren Glanzpunkt bildet
das durch schroffe Felswände, kühne Gipfel und die Riesenbäume
(Mammntfichten) berühmte Dosemite^josemmit^-Tal (Bild 7).
Die Fortsetzung nach N, das Kaskadengebirge, trägt nur
vereinzelt hohe Gipfel in Kegelform, noch jüngst tätige Vulkane,
deren Häupter von Gletschern umpanzert sind.
Die weitere Fortsetzung heißt im britischen Gebiet Seealpen.
Diese bilden einen geschlossenen Wall, der nur durch Canon-
^kanjöMchluchten^ geöffnet ist und die gewaltigsten Gletscher
aller Kontinente trägt. Hier erhebt sich der höchste Berg
Nordamerikas, der Mourtt [maimt] Mac Kinley, zu 6200m.
Ein Ausläufer dieses Gebirges ist die durch Versenkung in 'a
Inseln aufgelöste Kette der Aleüten.
3. Das Felsengebirge. Der Ostrand des Mexikanischen ® §
Hochlandes (Bild 14) setzt sich im vielfach gewundenen Felsen- * | A
gebirge der Rocky Mountains [mauutens] bis nach Alaska
fort. Nur durch wenige tief und schroff eingeschnittene Fluß-
täler (Buntbild „Canon") entsenden sie einen Teil ihrer Wasser
in den Stillen Ozean (Colorado, Columbia). Ihre meisten 3
Gewässer fließen in den Atlantischen Ozean. In ihnen liegt
der an Naturwundern reiche, gegen menschliche Eingriffe
gesetzlich geschützte Nationalpark (Bild 9).
4. Die östliche Vorstufe des Felsengebirges ist die Prärietafel.
Sie neigt sich fast unmerklich von 1800 in nach 0 auf 300 m
und weist nur selten steile Stufenabsätze aus.
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1 Wb. Hölze! Nr. 9. — 2 m. Hölze! Nr. 8. - » Wb. Hölze! Nr. 2
und 30.
Canon des Coloraöo-Flusses in Arizona, von O'Neill's Point aus gesehen.
Das Colorado-Tafelland ist durch die ausnagende Kraft der fliehenden Gewässer bis 18C0 m tief ausgeschnitten und zerfurcht, und zwar hauptsächlich in der wasser-
reichen Eiszeit der Erde, als der Mensch schon lebte. An der Oberfläche ist es durch die Verwitterung in abgestumpfte Pyramiden gegliedert, die von mächtigen
Schutthalden umgeben sind. Die Schlucht durchschneidet oben die Muschelkalk- und Buntsandsteinschichten und reicht bis zu den ältesten Gesteinen hinab.
§ 10. 1. Nordamerika. — b) Pazifisches Nordamerika. — o) Der Ostrand.
Im 8 der Prärietafel tritt die unfruchtbare Sandsteinunterlage zutage. Auf ihr
hat der Wind lange und hohe Dünenketten zusammengeweht. Nördlich davon ist der
Boden fmchtbar (Löß, vulkanische Asche und Moränenschutt). Auffallend ist die
Bcnuulofigkeit der Prärie.
Im pazifischen Teile Nordamerikas haben die einst zahlreichen vulka-
nischen Ausbrüche schwere Edelmetalle aus dem Erdinnerrt an die Erdoberfläche
gehoben, und daraus erklärt sich der Reichtum besonders an Gold und Silber. Aber
auch Kohlen und Petroleum sind hier reich vertreten.
c) Der Ostrand.
Der Ostrand ist das ältere Gebirge Nordamerikas. Diesem
atlantischen Teile fehlt aber völlig die Einheitlichkeit des pazifischen Gebirgs-
zuges. Einheitlich ist nur der amerikanische Name „Appalachisches Gebirgs-
system" oder die Appalaches ^appaletsches^.
1. Im N zieht sich um die HudsonMdß'n^-Bai ein breiter, hügeliger
Streifen Tiefland, der wie ein Beckenrand mit zunehmender Entfernung
von der Hudson-Bai höher wird, besonders der Kanadische Landrücken.
2. Zwischen dem St. Lorenzstrom und der Küste zieht sich ein paß-
reiches Gebirge bis in die Breite von Philadelphia.
3. Die Alleghanies sälligenis^, ein enges Gefüge langer, bis 2000 m
hoher Gebirgsrücken, bilden als Parallelketten ein kleineres Gegenstück
zu den Pazifischen Ketten und sind wegen ihres Verlaufs von SW nach
NO ein großes Verkehrshemmnis. Die Straßen von 0 nach W benutzen
deshalb das Bergland im N.
4. Nach W ist längs des Ohio ein niedriges Hügelland mit geräumigen
Talebenen vorgelagert.
5. Um den Südteil der Alleghanies zieht sich eine sichelförmige, große
Niederung, die als Golftiefland etwa 1000 km am Mississippi hinaufreicht.
Ein großer Unterschied herrscht zwischen dem X und 8 des atlantischen
Teiles. In der Eiszeit sind im N, im „Kanadischen Schilde" ^ durch riesige
Gletscher die Berge abgehobelt und kahle, felsige, runde Rücken entstanden (Bild 11,13).
Der Eiszeit verdankt Nordamerika den Reichtum an Seen. Südlich vom Seenbezirk
ist der Moränenschutt abgelagert von den aufgetauten Gletschern und teils lehmiger
Ackerboden, teils Sandboden mit Jrrblöcken gebildet. Im 8 der Union besteht der
Erdboden aus verwitterten Gesteinen, aus Flußschlamm (Bild 12) oder aus Saud-
flächen, die der Wind herangeweht hat.
Reiche Bodenschätze besitzt das östliche Nordamerika. Seine mächtigen Kohlen-
f etb er bedecken einen Raum so groß wie das Deutsche Reich. Massenhaft finden sich
Eisen, Kupfer und andere Erze, Petroleum- und Gasquellen, dazu Steinsalzlager.
§ 10. Die Küstengliedernng und Küstenbeschaffenheit ergibt sich aus dem
Ausbau des Erdteils. Im W bilden die an das Meer tretenden Gebirge eine
Steilküste mit Ausnahme der Ostseite des Golfes von Kalifornien. Reicher ge-
gliedert ist die Küste nur an der Westseite von Alaska und Britisch-Nordamerika.
1 D. i. indianisch — Endloses Gebirge. — 2 <So heißen die Länder nm die Hudson-Bai,
10
II. Amerika.
Die atlantische Seite dagegen hat im 80 eine Flachküste, die durch
den Golf von Mexiko und die Halbinsel Florida gegliedert ist. Im N gibt
es zahlreiche, tief in das felsige Uferland eingreifende Buchten. Hier liegen
die wichtigsten Häfen von Nordamerika. Auch der weite St. Loreuzgolf
bietet mit Ausnahme der Wintermonate eine bequeme Einfahrt in den
St. Lorenzstrom.
Die durch Inseln und Einschnitte reich gegliederte Nordkiiste hat selbst
in der Hudsou [hädß'n] - Bai, die bis in die Breite von Köln reicht, ark-
tischen Charakter (§12,263,4) und ist daher für den Verkehr ohne Bedeutung.
§ 11. Flüsse. Der Lauf der meisten Flüsse ist durch die Muldenform
Nordamerikas vorgeschrieben.
Die Ströme im Norden sind meist „Seenströme". Große Seen, die
während der Hälfte des Jahres eisbedeckt sind, verstärken ihre Wasserfülle.
In das Benng-Meer mündet der 2)üfort, der bis in das britische Gold-
land Klondike [fldnbcif] schiffbar ist. Er zerlegt Alaska in zwei Hälften.
Dem Mackenzie smäckenßi] sperren riesige Moränenwälle eiszeitlicher
Gletscher den Weg nach 0 und weisen ihn in das Nördliche Eismeer.
Eine beträchtliche Anzahl Flüsse strömt in die Hndson-Bai.
Die Kanadischen Seen (Oberer, Michigan [mtschigän], Hnron, Erie
[tri], Drttario)1 haben ihren Abfluß durch den kurzen, aber wasserreichsten
Fluß Nordamerikas, den St. Lorenzstrom. Sie stehen ebenso wie der
St. Lorenzstrom in Kanaloerbindung mit dem tiefen Hudson, der bei
New Jork mündet.
Zwischen dem Erie- und dem Ontario sonterio]-See stürzen die Niagara-
fälle, Niagara Falls [neidgärä falls], etwa 50 m senkrecht hinab (Bild 8). Kanäle
mit Schleusenwerken verbinden die Seen, auf denen eine außerordentlich rege, aber
im Winter 472 bis 5 Monate lang unterbrochene Schiffahrt sich entwickelt hat.
Südlich von der Bodeuschwelle, in die die Kanadischen Seen eingebettet
sind, sammelt der Mtssissippi alle größeren Gewässer. Er ist mit dem
Missouri [mifjuri] zusammen der bedeutendste der nordamerikanischen Ströme
und der längste Strom der Erde (6700 km). Er ist schiffbar bis zum Austritt
des Missouri aus dem Felsengebirge und bis uahe an die Quelle des Mississippi.
Unterhalb New Orleans [rtjü orlins] bildet der Strom ein sehr schnell wachsen-
des Delta. Von den Zuflüssen, die der Riesenstrom in der Mulde sammelt,
sind die wichtigsten rechts der Arkansas und links der Ohio [oheto]. Durch
den Jllinöiskanal ist das Mississippibecken mit dem Michigan [mtschigän]-
See verbunden.
In den Golf von Mexiko mündet der etwa zur Hälfte schiffbare Rio
Grande del Norte, der Grenzfluß zwischen der Union und Mexiko.
Für den deutschen Verkehr sind am wichtigsten der Hudson shädß'n], der am
meisten von Schiffen belebte Strom Amerikas (Bild 10), und der St. Lorenzstrom.
1 Zusammen so groß wie die Ostsee ohne ihre großen Busen.
§12.
1. Nordamerika, Küsten, Flüsse, Klima.
II
Von den pazifischen Strömen sind schiffbar der Columbia im Unter-
lauf und der Colorado.
Dieser hat die tiefsten Canonschluchten der Erde (Buntbild „Canon" S. 8) in die
Schichtgesteine des Hochlandes eingeschnitten i. Im Grand Canon liegt sein Spiegel
1600—2100 m unter den Uferrändern. Man hat seinem Unterlaufe durch einen
schiffbaren Kanal Wasser zur Bewässerung der Kalifornischen Wüste entzogen.
§ 12. Klima. 1. Das nördliche Küstengebiet gehört dem Arktischen
Klima an (Fig. 82). Die Null-Jsotherme (s. die Karte im Atlas!) senkt
sich nach 0 hin bis in die Breite von Köln.
Der Vorzug der Westküste erklärt sich daraus, daß 1. diese von den warmen
Wassern des Knro-Schio-Stromes, die Küste Labradors dagegen von dem eisigen
Labradörstrom bespült wird, 2. das Eis der Hndson-Bai kann: in: Juli ganz auftaut,
und 3. das Eindringen kalter Nordwinde in der Mitte des Landes und im 0 durch
kein von W nach 0 streichendes Gebirge gehemmt wird.
Der Winter ist sehr hart, dagegen ist der Sommer so warm,
daß im NW der Mulde der Ackerbau noch bis in die Breite von Trondhjem
[tronsem] gute Erträge liefert.
2. Das südliche Britische Nordamerika und die Union zeichnen sich
durch äußerst heiße Sommer und sehr kalte, schnelle Wechsel bringende
Winter aus, die durchweg kälter sind als unter gleicher Breite in Europa,
Rußland nicht ausgenommen.
New Dork, unter der Breite von Neapel gelegen, hat dieselbe Sommerwärme
wie Neapel, +24°, aber einen Winter (—1°) wie Göteborg. Im Innern der riesigen
Landfläche sind die Gegensätze noch größer. Im Juli und August herrscht hier
eine fast unerträgliche Hitze, öfters hat man im Schatten 50° und in der Sonne 70°
gemessen. Der „Glutofen" des Erdteils ist die Gegend im NW des Golfes von Kali-
fornien, und die Verbreiter dieser Wärme sind die West- und Südwestwinde. Die
Winter erreichen in den westlichen Gebirgen zuweilen Kältegrade von —50°, und die
ungehemmt durch die Mulde brausenden nördlichen und nordwestlichen Winde tragen
die Kälte selbst bis in das milde Florida hinein. Eigentümlich sind dem Erdteile
heftige, verheerende Wirbelstürme und das sprunghafte Umschlagen des
Wetters mit Wärmeschwankungen bis an 40° innerhalb 24 Stunden (§ 260).
Niederschläge empfängt das Atlantische Nordamerika reichlich,
aber nach N werden sie allmählich geringer. Der pazifische Teil ist im all-
gemeinen nur in den Gebirgen stärker befeuchtet, ungenügend im Gebiet
des unteren Colorado, wo eine Wüste entstanden ist, überreich an der
Westküste von Alaska und Britisch-Nordamerika.
Plötzlich und überwältigend wie die Hitze und Kälte tritt auch der Regen oft
in gewaltigen, an Wolkenbrüche erinnernden Schauern auf. Die Luft in der Union
ist im allgemeinen weit trockener als im Deutschen Reiche.
3. Je weiter nach Mexiko hin, um so mehr nähert sich das Klima der
Union dem milden subtropischen, und in Mexiko beherrscht dieses Klima
die Hochfläche, während der mexikanische Küfteustreiseu meist heiß-
feuchtes, fieberreiches, für den Europäer gefährliches Klima aufweist.
1 Wb. Hölze! Nr. 2 und 30.
12
II. Amerika.
§ 13—14.
§ 13. Wirtschaftsgeographisches. Die nördlichen Meeresräume liefem an Walen
und Robben, die zahlreichen Binnenseen an Fischen hvhe Erträge. Allein auf der
Bank von Neufundland sammeln sich jährlich 50 000 Fischer, um dem Kabeljau-
und Robbenfange obzuliegen. Im arktischen Festlandsgebiet liefert die Pelztier-
jagd Indianern wie weißen Trappern den Unterhalt. Außerordentlich groß ist
die Holzausfuhr aus dem Waldgebiete. Ein breiter Gürtel, der vom St. Lorenz-
ström über die vier unteren Kanadischen Seen, den Ohio und Mississippi-Missonri
bis zum Winnipegsee reicht, ist trotz mancher klimatischen Ungunst das gewaltigste
Ackerbau- und Biehzuchtgebiet auf der (5rde.
Im 8, in den „Baumwollstaaten derUuiou", bauen Neger Baumwolle (Bild 17),
Mais, Reis, Tabak (Bild 16).
Infolge künstlicher Bewässerung erzeugt Mexiko auf der an Trockenlandpflanzen
(Bild 14) reichen Hochfläche Agaven (Gespinstfaser), Brotgetreide und Hülsen-
früchte. An seinen Randgebirgen gedeiht Kaffee (Bild 18), Kakao, Tabak,
Baumwolle. Der Schatz der Küstenniederung besteht in farbigen Nutzhölzern,
Kautschuk, Bananen usw. Überall in Mexiko blüht die Pferdezucht.
Die Ausbeute der Mineralschätze übertrifft an Umfang und Wert alle
Länder der Erde. Der NO der Union besitzt in seinen Gebirgen die größten
Kohlen- und Eisenerzlager und ergiebige Petroleumquellen. Die
Kupferfundstätten um den Oberen See geben der Union die Herrschaft über
den Kupfermarkt. Der nordwestliche Teil und die Mitte des pazifischen Berg-
landes (Alaska, Klondike [flrirtbeif], Kalifornien) spenden Gold in Mengen, Mexiko
ist das erste Silberland.
Nach 3 hin liefert bis etwa in die Breite der Ohiomündung der von Weißen
betriebene Anbau europäischer Nutzpflanzen reichen Ertrag.
Die einzelnen Länder.
A. Die arktischen Inseln, Grönland.
§ 14. Von den vielen Inseln im N von Nordamerika ist nur Gröuland gründ-
licher erforscht. Es ist die größte Insel der Erde und nach Schätzung mehr als
viermal so groß wie das Deutsche Reich.
Die Insel wird von einer mächtigen, aus 2000—3000 m geschätzten Eisschicht
überlagert. Dieses Inlandeis erzeugt durch das Abbrechen teils steiler Eiswände
am Küstenrande, teils der ins Meer hineinfließenden Gletscherzungen die Eisberge
(Fig. 82), die durch arktische Meeresströmungen in den Atlantischen Ozean getragen
werden und eine große Gesahr für die Schiffahrt bilden. Im 0 sind hohe Gebirge
gefunden. Niedriger ist die Westküste, und da diese obendrein von einem Zweige
des Golfstromes erwärmt wird, so ist sie vorzugsweise bewohnt. Hier färben
sich im Sommer die Wiesenflächen grün und tragen reichen Blumenschmuck. Auch
Kartoffeln und Gemüse sind den an 12 000 Köpfe zählenden Einwohnern, den Eskimo,
von europäischen Missionaren gebracht. Wegen ihrer Unwirtlichkeit hat die Insel
trotz vorhandener Erzlager zurzeit keine größere Bedeutung. Durch die Jagd auf
Robben gewinnen die Eskimo Kleidung, Nahrung und Heizung.
Die Insel gehört zu Dänemark, von wo sie auch regelmäßig europäische
Handelswaren bezieht. Grönland ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Polar-
forscher, und von hier drang der Amerikaner Peary [Jriri] am weitesten
nach N vor.
§ 15. 1. Nordamerika. — A. Die arktischen Inseln. — B. Britisches Nordamerika. 13
B. Britisches Nordamerika.
§ 15. Das Gebiet des Kanadischen Bundes nimmt den ganzen Erdteil nördlich
von 49° N und den Kanadischen Seen wie am unteren St. Lorenzstrom ein, ab-
gesehen von der nordwestlichen Halbinsel Alaska.
Die Bodenfläche kommt fast der Größe Europas gleich. Sie bildet
ein Drittel des Britischen Reiches, ernährt aber nur ein Siebzigstel aller
britischen Untertanen. Die unwirtliche Inselwelt, die sich der Nordküste vorlagert,
ist wenig erforscht. 1850 und in jüngster Zeit ist die nordwestliche Durchfahrt
vom Atlantischen Ozean zwar gelungen, aber unter großen Schwierigkeiten, da das
Meer nur kurze Zeit eisfrei bleibt.
Im 8 und in der Mitte genügt die große Sommerwärme zur Erzeugung
reicher Getreideernten. So weicht der Wald im 3 zusehends den Ackerslnren
und Viehtriften. Groß ist die Ausbeute an Fischen in den Binnenseen,
Flüssen und an der Küste. Die pazifische Küste gleicht der norwegischen
durch Fjorde [fjote], Schären und gute Fischereigründe, aber Berge und
Gletscher sind weit mächtiger. Hier liegen die Ausgangspunkte der pazifischen
Dampfschiffahrt, von denen Vancouver [wänfrlw'r] die Verbindung nach Joko-
häma in 14 Tagen, nach Hongkong in 22 Tagen vermittelt.
Das Hochland zwischen den beiden Randgebirgen des W ist noch nicht
erforscht und unbewohnt, trotzdem an verschiedenen Stellen reiche Goldlager
festgestellt sind. Das Tiefland senkt sich nach der Hndson^hädß'n^-Bai von allen
Seiten. Zwischen den Moränenwällen liegen zahlreiche große Seen (f. den
Atlas!). Dem aus Urgestein bestehenden Boden des Tieflandes um die Hudson-
Bai ist durch die Gletscher der Eiszeit die lockere Krume geraubt und nach SW und S
getragen. Die Berge auf den sanft gewellten Flächen sind von den Gleichem zu
plumpen Rundhöckern abgehobelt. Dasselbe Bild zeigt sich überall in den Ländern
um die Hudson-Bai, im sogenannten Kanadischen Schilde (Bild 11, 13).
Die östliche Halbinsel heißt Labrador. In ihrem 8 führt der St. Lorenzstrom
die abfließenden Wasser der fünf Kanadischen Seen in den St. Lorenzgolf. Vor
diesem liegt die große Insel Neufundland, auf der mehrere europäische Kabel landen.
Die aus der Davis [dewis]-Straße fließenden kalten, an Eisbergen reichen
Strömungen treffen im 0 der Insel aus den nordwestlich gerichteten warme» Golf-
strom und haben östlich von Neufundland eine große nntermeerifche Bank auf-
geschüttet, auf der die Fische, die hier vor dem warmen Wasser des Golfstromes
haltmachen, reiche Nahrung finden. So ist hier einer der ergiebigsten Fischgriinde
der Erde entstanden.
Das Britische Nordamerika wurde am St. Lorenzstrom zuerst von Franzosen
besiedelt, die in Kanada noch heute zahlreich sind uud ihre französische Sprache
und katholische Religion bewahrt haben. Von hier breitet sich die Besiedlung längs
der Kanadischen Pazifikbahnen immer weiter in die fruchtbaren Gegenden des W aus.
Die wichtigsten Häfen sind ** Quebec skwibek^ und ffMontreal [montriol].
Ihren Verkehr nach Europa vermittelt die Eisenbahn nach dem atlantischen Hafen
* Halifax Phallifcij], wenn im Winter 4—5 Monate der Strom zugefroren bleibt. Aus-
geführt wird hauptsächlich Getreide aus dem Winnipeggebiet und Holz. Die Bundes-
Hauptstadt ist **Öttäwa, der Getreidemarkt am Ontario [onterio]-See fTorönto,
nahe den Niägarafällen.
14
II. Amerika.
Der N und die Hudson-Bai-Länder sind wichtig durch die reiche Ausbeute
an Pelztieren.
Im äußersten W, nahe der Grenze von Alaska, int goldreichen Klondike-
Bezirk, bildet den Mittelpunkt der Goldgräbereien Dawson City [fraftt fjtti]. —
*Vancouver [wänfrWr] ist der wichtigste pazifische Hafen.
Den Verkehr vermitteln in dem weiten Gebiete zahlreiche See- und Fluß-
schiffe, die durch Kanäle vom W der Kanadischen Seen bis Qnebec fahren. Eine
zweite Kanadische Pazifikbahn befindet sich im Bau (Bild 19). Diese Bahnen
ermöglichen die schnellste Reise von England nach China und Australien.
4. Fünf Pazifikbahnen Nordamerikas mit Dampferanschlüssen.
Eingetragen sind von N nach S: Kanadische, Nord -, Zentral- und Union-,
Atlantische, Sü d - Pazifikbahn. — Die 6. ist die Linie Tampleo—San Blas in
Mexiko, die 7. die Tehuautepee-, die 8. die Panamäbahn. Eine 9. von Barrios
nach San Jose über Guatemala, die schmalspurige Trans-Guatemalabahn, ist bis auf eine
Lücke nordöstlich von Guatemala fertiggestellt.
Der .Handel des Deutschen Reiches mit dem Britischen Nordamerika ist durch
Zölle erschwert und, trotzdem mehr als 300 000 Deutsche dort angesiedelt sind, ohne
größere Bedeutung.
Die Bermuda-Inseln bestehen aus mehr als 350 kleinen Eilanden, niedrigen
Korallenbauten. Sie liegen aus der Mitte des Weges von Neufundland nach den
Bahamä-Jnseln und versorgen New York mit Gemüse und Obst. Die Inseln haben
Dockanlagen für die englische Flotte.
1. Nordamerika. — C. Vereinigte Staaten von Amerika (Union).
15
C. Bereinigte Staaten von Amerika (Union).
9,4 Mill. qkm, 84 Mill. Einwohner, Via so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
Dazu treten noch Porto Rico und die Besitzungen im Stillen Ozean (§ 211 b, 4).
§ 16. Als 1783 nach siebenjährigem Kampfe die 13 britischen Kolomen in Nord-
amerika die Unabhängigkeit von England durchsetzten, zählten sie 3 Mill. Ein-
wohner. Die Indianer und Mexikaner hat die Union allmählich zurückgedrängt
und zuerst das Gebiet des Mississippi, dann die Felsengebirge, seit dem
Jahre 1848 auch Kalifornien besiedelt. Wesentlich mitgeholfen haben dabei die
Einwanderer, die Europa in steigenden Mengen verließen. In den Jahren
1821—1900 sind 20 Millionen eingewandert, davon entfallen 7 Mill. auf Groß-
britannien und Irland, 5 Mill. auf das Deutsche Reich. Im Jahre 1905 wanderten
etwas mehr als 1 Million ein. Die Deutschen werden auf rund 9 Millionen
geschätzt. Sie wohnen meist in den großen Städten, so in Groß-New York
über 600000, in Chicago [fchikacp] über 400 000, viele auch in Philadelphia.
Stark vertreten sind sie in den Staaten an den Kanadischen Seen.
Die weiße Bevölkerung ist bunt zusammengesetzt, aber sie verschmilzt zu
einer neuen Nation mit englischer Sprache.
Die kirchlichen Unterschiede der Bevölkerung sind infolge dervölligenReligions-
freiheit dem einheitlichen Zusammenwachsen der Bevölkerung nicht gefährlich.
Die evangelische Kirche, die in viele Sekten zerfällt, herrscht vor, die katho^
lische hat rund 9 Mill. Anhänger.
Schwierig ist die Aufgabe der Weißen, sich mit den farbigen Volksteilen
abzufinden, von denen die Neger, seit 1865 frei, und Mulatten rund 9 Millionen
ausmachen. Diese bilden in den Südstaaten die Hälfte der Bevölkerung uud wohnen
vorzugsweise als Baumwollbauern auf dem Lande. Die Indianer, die
amerikanischen Urbewohner, sind in der Union auf etwa eine Viertelmillion zusammen-
geschmolzen, wovon etwa der sechste Teil zivilisiert ist.
Bei der bisherigen geringen Volksdichte (9 auf 1 qkm) find die Verhältnisse
sür die Einwanderung an sich günstig. Dazu ist der Boden für Ackerbau
und Viehzucht so vortrefflich geeignet, daß diese Erwerbstätigkeiten weitaus
im Vordergrunde stehen. Die riesigen Schätze an Steinkohlen, Eisen, anderen
Erzen und Petroleum haben Unternehmungslust, Handelsgeist und Volksver-
mehrung ins Riesige gesteigert. In praktischen Erfindungen zur Ersparung von
Menschenkrast hat die Union Europa übertroffen. Die Industrie uud den Handel
beherrschen die mit ungeheuren Geldsummen gegründeten Trusts [trrists] (d. s. Ver-
kaufsgenossenschaften, die die Preise festsetzen und die Industrie Europas bedrohen).
Für den Verkehr sorgt ein weitverzweigtes Netz von Eisenbahnen, Kanälen, Tele-
graphen und Telephonleitungen.
Die Union ist weitaus der erste Knlturstaat Amerikas.
Das Deutsche Reich hatte im Jahre 1905 nächst Rußland die größte Einsuhr von
der Union. Ihr Wert betrug über eine Milliarde M, davon für Baumwolle allein
300 Millionen Jt. Groß ist auch die Summe, die Deutschland jährlich für tierische
Fette und Petroleum zahlt. Die deutsche Ausfuhr nach der Union ist in schnellem
Steigen begriffen. Sie betrug 1905 rund 550 Millionen M.
16
II. Amerika.
§ 17. Verfassung und Einteilung.
47 Staaten, 3 Territorien und 1 Bundesdistrikt bilden eine Republik, an deren
Spitze ein auf 4 Jahre gewählter Präsident steht.
Die Staaten sind in inneren Angelegenheiten selbständig. Ihre
Größe und Einwohnerzahl ist sehr verschieden. Die (auswärtigen) Territorien
stehen unter der Bundesregierung. Die auf dem Kapital in ffWashington
[uöjchmgt'rt] sich versammelnde Volksvertretung aller Staaten heißt Kongreß. Sie
beschließt die Bundesgesetze.
1. Der Nordosten ist seit der ersten Besiedlung durch günstige Verkehrs-
läge, reicheBodenschätze (Kohle, Eisen) und schiffbareFlüffe der bevorzugte
Teil der Union geblieben. Hier allein erreicht die Volksdichte die der mittel-
europäischen Staaten, hier sind die Hauptsitze des Handels, der Industrie,
der Großstädte und die Ausgangspunkte des atlantischen und des pazi-
fischen Verkehrs. Hier hat sich der Mukee ^janWypus entwickelt (lang auf-
geschossene, hagere Menschen von rastloser Arbeitsfreude und Arbeitskraft und von
kühnem Unternehmungsgeiste). Hierher bewegt sich ganz überwiegend der deutsche
Handelsverkehr, der von hier Petroleum, Schweineschmalz, Getreide einführt
und Industriewaren und Auswanderer nach der Union ausführt.
Im N entstand die älteste Großstadt der Union: fffBoston [böflri] im Staate
Massachusetts ^mafsatschüßetts^, der zweitgrößte Hafen des Landes und der
Hauptsitz der amerikanischen Wissenschaft und Kunst.
Der Mittelpunkt der gesamten Erwerbstätigkeit und des deutschen
Verkehrs ist New Jork [nju jörf], großenteils auf einer Insel am Naturhafen
der Hudsonmündung erbaut, die Empire City [empeir jjtti], d. i. die eigentliche
Hauptstadt der Union. Sie hat mit dem durch zwei Hängebrücken ^ verbundenen
Brooklyn [brüflin] und anderen Orten reichlich 4 Millionen Einwohner. Znm
New Dorker Hasengebiete (Bild 10) gehören noch weitere 600 000 Menschen, die
jedoch außerhalb des gleichnamigen Staates wohnen. New Jork ist die Volk-
reichste Stadt, der erste Seehafen und Handelsplatz der Neuen Welt,
der zweite der Erde, das Endziel von 71 Dampferlinien, das Hauptziel der deutschen
Dampfer und die Landungsstätte für die meisten Auswanderer aus der Alten Welt.
Die trefflichen Land- und Wasserverbindungen mit dem Hinterlande machen seine
Ausfuhr (Nahrungsmittel, Metallwaren, Petroleum, Tabak) bedeutender als die der
anderen Unionhäfen zusammengenommen.
^-Philadelphia in Pennfylvanien ist durch die nahen Kohlen- und Eisen-
erzfelder die erste Fabrik st adt derUnion und der Ausfuhrhafen für die
Metallindustrie von ffPittsburg am Ohio [oheto]. fffBaltimore [baltimör] in
Maryland [meriläitb] ist Ausfuhrhafen für Lebensmittel und Tabak. Im
Bundesdistrikt Colömbia liegt die Bundeshauptstadt ffWashington
luöfchingt'nj. Nach 8 dehnt das Tiesland sich breit vor dem Gebirge aus, seine
Flachküste ist der Schiffahrt ungünstig, und so folgt der nächste Großhasen erst im
Mississippidelta, ffNew Orleans [nju orlinsj, die „Königin des Südens", der
erste Baumwollausfuhrplatz der Erde. *Gälveston in Texas gilt als der
zweite Baumwollmarkt.
2. Im Innern ist fffSt. Louis [fjcnt lüis] durch seine Lage Mittelpunkt
1 Die ältere ist 1825 m lang.
1. Nordamerika. — D. Republik Mexiko.
17
der Binnenschiffahrt, auch eine wichtige Eisenbahnkreuzung und darum ein großer
Vieh-und Getreidemarkt. ffEincinnati [ßinßinneti^ ist der von vielen Deutschen be-
wohnte Hauptmarkt des Ohiogebietes („Porköpolis"^ genannt). ^Chicago [schikago]
am Michigan[mischigän^see, der Vereinignngspnnkt von 41 Eisenbahnen,
auch ein günstig gelegener Hafenplatz (Kanalverbindungen mit dem Atlantischen
Ozean), der erste Getreide-, Fleisch-, Holz- undErzmarkt der Erde, ist die
Nebenbuhlerin New Horks. Am Michigansee liegt auch „die deutsche Stadt" der
Union, ffMilwaukee [tniluafi], das „amerikanische München" (Bierbrauereien).
ffBusfalo [bdffälo] ist der Getreide- und Holzmarkt der Seenlandschaft.
Im Großen Becken ist durch Bewässemngsanlagen der Mormonen eine Oasen-
stadt am Großen Salzsee geschaffen, **Saü Lake City [ßalt lek ßiti], die einzige
größere Siedlung auf der nur an Erzen reichen Hochfläche.
3. Am Bruchrande der pazifischen Küste (Erdbeben) liegt ffSan Francisco,
„die Königin des Westens", durch das Goldene Tor mit dem Ozean in Verbindung,
der erste pazifische Hafen und erste pazifische Jndnstrieplatz der Union und daher
. der Endpunkt der mittleren Pazifikbahn, die bis New Mrk mehr als 5000 km in
3—4 Tagen durcheilt. Für den Verkehr nach Asien liegt fSeattle [jjett'I, auch
ßiett'l] günstiger, der schnell aufblühende Endpunkt der Nord-Pazifikbahn.
4. ZurUuion gehören die Territorien Alaska, das Goldland, und Hawaii.
Von auswärtigen Besitzungen sind Porto Rico und die Philippinen zu
nennen.
D. Republik Mexiko.
Fast viermal so groß, V16 so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich. 14 Mill. Einw.
§ 18. Mexiko wird vom Wendekreis des Krebses und von 100° W
halbiert. Es reicht vom Rio Grande bei Norte und vom Stillen Ozean bis zu
den Golfen von Tehuantepec und Honduras. Sein größter Teil liegt auf
der nach 3 bis über 2009m ansteigenden und darum mit mildem, nicht
zu heißem Klima ausgestatteten Hochebene. An beiden Ozeanen
hat Mexiko \t eine Halbiusel: Dukatäu und Niederkalifornien.
Die Kreolen, d. f. eingeborene romanische Weiße, und die Europäer bilden
nur 20% der Bevölkerung. Über 30% besteheu aus Indianern, fast 50% sind
Mischlinge von beiden, Mestizen. Die Indianer bemächtigen sich wieder der
Regierung und führen den Aufschwung des Landes herbei.
Besiedlung. An der heißen, feuchten, versandeten und hafenarmen Küste ist
am Mexikanischen Golf der Hafen *23era Cruz [wem Wtß] eine Stätte des Gelben
Fiebers. Deutsche Dampfer holen von hier Metalle, Agavefaser, Tabak, Drogen.
Acapülco und Mazätlan sind pazifische Häfen.
Im regenarmen und gesunden, weil hochgelegenen Innern, dem Lande der
immergrünen Wälder, der Kakteen und Agaven (Bild 14), einst Sitz einer hohen
einheimischen Kultur, ist fffMexiko der Mittelpunkt des Straßennetzes, des
wirtschaftlichen und geistigen Lebens. Seine herrliche Umgebung wird
überragt von riesigen Vulkanen. fGuadalajära ist der Haupthandelsplatz im 0.
In der Mitte des Landes ist *Guanajnäto das Zentrum des Silberbergbaues.
Den Isthmus durchquert die Tehuantepec - Eisenbahn.
1 Hier waren früher die größten Schweineschlächtereien der Erde. Pork — Schweine-
fleisch.
E. von Seydlitz Geographie. B. Nbtg. 2
18
II. Amerika.
§ 19—20.
§ 19. Abersichtstabelle.
1. Britisches Nordamerika.
a) Kanada und der Osten..... ffMontreal 270. fToronto 210.
**Duebec70. ^^Ottawa60.*Halifax 40.
b) Colombia, der Westen......j -"Vancouder 25.
2. Union.
a) Der Nordosten
b) Der Süden
c) Das Innere
d) Das Seengebiet
New Jork 41W. f Philadelphia 1400.
fffBoston600. fffBaltimore 530.
ffWashington 300.
ffNew Orleans 300. *Galveston 40.
fffSt. Louis 620. ffPittsburg 350.
ffCincinnati 350. **S«tt Lake
City 60.
ff Chicago 2050. ffBussalo 380.
ffMilwankee 320.
e) Der Westen.......... ffSan Francisco 360. f Seattle 100.
3. Mexiko.
a) Atlantische Küste........ *Vera Cruz 30.
b) Hochland........... fffMexiko 575. f Guadalajara 100.
* Guanajuato 40.
c) Pazifische Küste........ Mazatlan 13. Acapnleo.
2. Mittelamerika.
ß 20. Mittelamerika besteht aus:
a) der festländischen Verbindungsbrücke zwischen Nord-und Südamerika,
b) dem Jnsellande Westindien.
a) Das Festland von Mittelamerika.
Der festländische Teil ist kein einheitliches Land, sondern er
besteht aus verschiedenen, nur lose zusammenhängenden Teilen, zwischen denen
und über die massenhaft vulkanische Gesteine ausgebreitet sind. Er hat eine
große Anzahl noch tätiger Vulkane und leidet oft unter Erdbeben.
Durch Senken gliedert sich Mittelamerika in drei natürliche Teile.
Statt der tiesstenSenke, die der Niearäguasee ausfüllt, ist jedoch fürdenBau
eines Kanals die schmälste Stelle, der Isthmus von Panama, vorgezogen.
Franzosen haben den Kanalbau begonnen, vollendet wird er von der Union. Der
Kanal kürzt den Weg von New ?>ork nach Australien und Ostasien sehr stark ab.
Das Klima bildet einen Übergang vom Tropenklima Süd-
amerikas zum subtropischen Klima Mexikos. Infolge der Nähe beider
Ozeane trägt es durchaus ozeanisches Gepräge. Durch den Nordostpassat-
wind wird die atlantische Seite viel reicher befeuchtet als die pazifische.
Dem Übergangsklima entspricht auch die Vegetation, die nach der Höhenlage
verschieden ist. Neben Färb- und anderen Nutzhölzern und Bananen
liefert das fruchtbare Land wertvollen Kaffee und Tabak.
2. Mittelamerika.
19
Staatliche Gliederung.
Auf dem Festlande von Mittelamerika haben sich sechs Republiken gebildet,
deren Gebiet fast gleich dem des Deutschen Reiches ist und das eine meist aus
Indianern und Mischlingen bestehende Bevölkerung von nur 4 Millionen hat.
1. Guatemala, 2. San Salvador, der kleinste, aber am dichtesten bevölkerte
Staat, 3. Honduras [ontmras], 4. Nicaragua, 5. Costa Rica, d. i. Reiche Küste,
6. Panama, die jüngste Republik, zweimal so groß wie die Schweiz, mit der Haupt-
stadt *Panamä (30 000 E.). Das Land längs des im Bau begriffenen Kanals hat
die Union erworben. Die Eisenbahn (80 km) führt in 21/2 St. über die Landenge.
Den Briten gehört ein kleines Gebiet mit Mahagoniwäldern, Honduras.
b) Westindien.
Westindien wird von einem alten Faltengebirge gebildet, das
srüher eine Brücke zwischen Nord- und Südamerika war, dann aber großen-
teils unter das Meer versank (größte Tiefe nördlich von Porto Rico 8600 in).
Die höchste Erhebung übertrifft die Zugspitze.
Drei Gruppen treten hervor: 1. Die Großen Antillen, 2. die Kleinen
Antillen, 3. die Bahamä-Jnseln.
Auf einer von diesen flachen Bahamä-Jnseln landete Kolumbus 1492. Von
ihm stammt der Name Westindien.
Besonders in der südöstlichen Inselgruppe sind vulkanische Berge zahlreich.
Sie wirken oft verheerend. So roubte der Ausbruch des Mout Pele auf der fran-
zöfischen Insel Martinique im Jahre 1902 30 000 Menschen das Leben.
Klima. Die Inseln haben sämtlich ein tropisches Klima mit äußerst
geringen Schwankungen. Meist herrscht der Nordostpassat. Nicht selten
werden die Inseln von verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht.
Die Niederschläge sind überall reichlich, am größten an der Windseite.
Ein Schatz der regenreichen Wälder sind Nutzbäume wie Mahagoni, Zeder,
Kokospalme. Vorzüglich gedeihen in Pflanzungen Zuckerrohr und Tabak.
Bevölkerung. Den Europäern ist das Klima Mittelamerikas, auch das
der Inseln, besonders wegen des Gelben Fiebers, wenig zuträglich. Darum
bilden die Weißen kaum ein Viertel der Bevölkemng. Drei Viertel sind
Neger und Mulatten.
Staatliche Gliederung.
Die Großen Antillen.
1. Kuba, die „Perle der Antillen", dreimal so groß wie Schlesien, hat republi-
kanische Selbstregierung, die Union besitzt jedoch Aussichtsrechte uud Flottenstationen.
ffLa Havana [awcrna] (260 000 E.) ist durch seinen trefflichen Hafen der Haupt-
aussuhrplatz für Rohrzucker (Bild 15), Tabak (Bild 16), Zigarren.
2. Jamaika (britisch). Der Jamaika-Rnm wird aus Zuckerrohr gebrannt.
3. Haiti [cuti] hat Neger und Mulatten zu Bewohnern. Es besteht aus
a) der größeren, von Mulatten bewohnten „Dominikanischen" Republik,
b) der kleineren, aber volkreicheren Negerrepublik Haiti im W.
4. Porto Nico, d. i. Reicher Hafen, gehört der Union.
Die Kleinen Antillen.
Sie sind teils britischer, teils französischer, teils niederländischer, teils dänischer Besitz.
2*
20
II. Amerika.
§ 21—22.
3. Südamerika.
18 Mill. qkm, 40 Mill. E. 1,8 mal so groß wie Europa,
Vis so dicht bevölkert.
§ 21. Das südamerikanische Dreieck gleicht in
Gestalt und Armut an Gliedern dem benachbarten Afrika,
nur ist es schlanker als dieser Erdteil.
Südamerika läßt zwei Hauptteile hervortreten (Fig. 5):
a) Das gefaltete Land der Kordilleren, hohe
Gebirgslandschaften.
b) Das ungefaltete Land des 0 (Gebirgsscholleu-
land und jüngeres angeschwemmtes Tiefland): 1. Llanos
[ljärtos], 2. Guayana [gwajana], 3. Amazonien, 4. Bra-
silien, 5. La Plata-Länder, 6. Patagonien.
a) Das gefaltete Land der Kordilleren ^
oder Anden2.
§ 22. Das Meridionalgebirge umrahmt den Erdteil
im W und NW von der Magellan - Straße bis zur
Insel Trinidad. Im 8 treten die Anden als gletscher-
reiche Fjordlandschaft ans Meer, im N säumen tropische
Urwälder ihre unteren Hänge. Sie bestehen in der Mitte
aus zwei, im N aus drei Ketten, die parallel laufen und
langgestreckte Hochtäler einschließen (Bild 20). Diese
entsprechen den von den Felsengebirgen Nordamerikas
eingeschlossenen Hochebenen. Sie sind öfter durch Quer-
joche zwischen den Ketten (Wasserscheiden) voneinander
getrennt. Am weitesten, etwa 750 km, entfernen sich
die Hauptzüge voneinander im Knick in der Mitte des
Gebirges. Der Abfall der Anden nach W ist meist steil,
nach 0 dagegen sanster. Die Anden haben nächst den
asiatischen Gebirgen die höchsten Erhebungen. Zahlreiche
Vulkangipfel überragen die beträchtliche Höhe des Ge-
birgskammes.
Da es diesem an tiefen Entschärfungen fehlt, so bilden die
Anden ein großes Verkehrshemmnis. Die Transandi-
nische Bahn muß dicht am (nichtvulkanischen) König der ameri-
konischen Bergriesen, dem Aconcägua3 (7000 m), eine
Paßhöhe von mehr als 3000 m überwinden. Die peruanischen
Bahnen ersteigen noch gewaltigere Höhen, bis 4770 m 4.
V\
1 D. i. spanisch — Schnüre, Ketten. — 2 Vom peruanischen
anta — Kupfer. — 3 Höchster erstiegener Gipfel der Erde. —
4 S. Tabelle § 221.
§ 22. 3. Südamerika. — a) Das gefaltete Land der Kordilleren. 21
Die Anden werden nach den von ihnen durchzogenen „Andenländern"
benannt: Patagonien, Chile [tfchtle], Bolivia, Peru, Ecuador und
Colömbia. Die peru-bolivischen Anden umschließen mit Bergeshäuptern
über 6000in, dem Sorata, Sahäma und Jlimäni, das alpine Hochtal
des Titicäcasees, 3900m, den großartigsten Teil dieser Gebirgswelt. Die
Anden von Ecuador erreichen fast gleiche Höhe im Chimborässo 1 (Bild 20)
und im Cotopäxi 2, dem höchsten tätigen Vulkan der Erde, dessen Feuer
weithin durch die Nacht leuchtet.
Die Ketten der nördlichen Anden leiten hinüber in die Bergpyramide
Sierra Nevada de Santa Maria (höher als der Montblanc) uud in das zwei-
teilige Küstengebirge von Venezuela.
Klima. In den Kordilleren herrscht ein stufenweise zunehmendes
Höhenklima. An der Westseite wehen das ganze Jahr hindurch westliche
Winde, die als Sturmwinde über den Gebirgskamm hinweg nach 0 brausen.
Sie bringen der südlichen Küste viel Niederschläge. An der Mitte der
Westküste entlang fließt ein kalter Meeresstrom. Über diesem werden
die warmen Westwinde abgekühlt und schütten schon auf dem Meere ihre
Feuchtigkeit aus, so daß sie als trockeue Winde an die deshalb regenlose
Küste gelangen. Dadurch ist die Atacämawüste entstanden. Die Ostseite
wird von den östlichen Winden reicher angefeuchtet und ist mit üppigen
Wäldern bis in beträchtliche Höhen hinauf geschmückt. Der Nordteil des 0
hat tropische Regen.
Pflanzenwelt. Dieses Heimatland der Kartoffel erzog schon vor der
Entdeckung des Erdteils die Indianer zum Ackerbau, da Wald uud Wild auf deu
Hochflächen der Kordilleren spärlich waren. Dadurch entstand der Kulturstaat der
Inka. Heute sind die Arzneipflanzen (Chinarindenbaum, Kokastrauch) besonders
wichtig, femer die Mineralschätze (Silber, Kupfer, Gold und Salpeter, dessen
Stickstoff ein wichtiges Dungmittel für die Landwirtschaft ist).
Flüsse. Die atlantische Seite Südamerikas ist durch die Wasserläuse noch
mehr bevorzugt als die Nordamerikas. Während nur kurze, reißende Gebirgs-
flüffe das Pazifische Meer erreichen, entwickeln sich die nach 0 fließenden
Gebirgswasser in den Tiefebenen zu großen Strömen.
Die Andenstaaten. 1. Der südlichste und längste Andenstaat ist Chile [tfchtle].
Sein schärenartiger und inselreicher Südstreifen reicht bis zur Südspitze des Erdteils.
Das Land liefert reichen Ertrag an Salpeter, Getreide und Kupfererzen.
Neben den Nachkommen der Spanier spielen die eingewanderten Deutschen
eine wichtige Rolle als Kaufleute uud Industrielle, weniger als Ackerbauer, ff Santiago
ist die größte Stadt im westlichen Südamerika, fValparaiso [walparmßo]
der regelmäßig von Hamburger Dampfern aufgesuchte Haupthafen des Landes.
Die Bedeutung der Hafenstadt *Jqnique [ikike] beruht auf ihrer großen Salpeter-
ausfuhr.
2. Bolivien liegt vom Meere abgeschlossen und wird durch die Zuflüsse des
Amazonenstromes und des Paranä nach 0 dem Verkehr geöffnet. Es ist reich an
1 D. i. indianisch — Schneeberg von Chimbo. - 2 ®. i. Glanzberg.
22
II. Amerika.
Viehweiden, Edelerzen (Silber, Zinn), an Koka, Chinarinde und Kautschuk.
**£a Paz [pafj] bildet den Hauptmarkt.
3. Peru besitzt auch Gebiet am Mittellauf des Maranon. Dieses ehemalige
Reich der Inka, das einstmals große Ausbeute an Edelmetallen hatte, führt nach
dem Deutschen Reiche hauptsächlich Guano, Salpeter, Kakao, Chinarinde und
Koka aus.
fLima liegt in regenarmer Gegend und wird durch eine Eisenbahn (S. 20 u.)
mit dem Seehafen **CaIIao [kaljrio] verbunden, der in regelmäßiger Dampfer-
verbindung mit Hamburg steht.
4. Ecuador ist das Land des Äquators mit der immergrünen, von Bergriesen
umschlossenen Hochebene von Quito [Fito] 1 (2800 m), die sich durch mildes Klima
auszeichnet. Der Hafen **Guayaquil [gtoajaktl] steht in regelmäßigem Verkehr
mit Hamburg.
5. Colvmbia wird vou den zwei Ozeanen begrenzt. Zwischen zwei Andenketten
fließt der schiffbare Magdalenenstrom ins Karibische Meer. Colömbia hat auch
Anteil an den Llanos [ljdrtos] (Bild 22, 23). fBogota, die kirchenreiche Haupt-
stadt, ist aus einer Jndianersiedlnng hervorgegangen.
6. Venezuela [iueneßuela]2, der Orinökostaat, reicht schon in das nn-
gefaltete Land des 0 hinüber, in die viehreichen Llanos, ins Bergland
von Guayana [gwajana] und ins Urwaldgebiet Amazoniens. Es ist die
Heimat des Tabaks (Bild 16), der am Fuße der Anden ebenso vortrefflich gedeiht
wie Kakao und Kaffee (Bild 18).
**Carncas steht in Eisenbahnverbindung mit dem Hafen La Gnayra [gtucWra].
b) Das ungefaltete Land des Ostens.
§ 23. Es besteht aus sehr verschiedenen Teilen, die durch die
dem Atlantischen Ozean zinspflichtige Flußwelt zu einer natür-
lichen Einheit zusammengefaßt werden.
Klima. Der größte Teil des Gebietes gehört dem tropischen Klima an.
Dieses ist wegen der gleichmäßigen und schwülen Hitze erst in: Südbrasilischen
Berglande dem Europäer zuträglich. Die Niederschläge sind außer-
ordentlich reich.
Nach Süden folgt zunächst ein weites Gebiet mit mildem, subtropischem
Klima, dann herrscht gemäßigtes Klima, das im äußersten S kühl und
feucht wird.
Die Landschaften. 1. Die sehr tief gelegenen Llanos Wnos^ sind aus
den lockeren Massen ausgeschwemmt, die durch die Flüsse aus den Gebirgen
mitgeführt wurden. Diese neue Oberfläche haben die Flüsse später wieder
stark durchfurcht und hierdurch stellenweise ein flachwelliges Hügelland
1 In welcher Richtung fällt hier der Schatten am 22. März und an: 23. September
mittags? — 2 D. i. Klein-Venedig, so genannt nach den auf Pfähleu erbauten Jndianer-
orten an der Küste. — 3 j£>. i. Ebenen.
UrtvalÄ in Brasilien. Die Urwälder im Gebiet des Amazonenstromes prangen in der zum Licht drängenden Fülle des tropischen Pflanzenwuchses üppiger
und farbenprächtiger als irgend ein anderer Urwald der Erde. Die Baumriesen werden von Kletter- und Schlinggewächsen umstrickt, andere Pflanzen iBromelien)
senken ihre Wurzeln in die vom Regen aufgeweichte Rinde. Der Boden bildet einen dichten Teppich von Farnen, Orchideen u. a. So dringt nur an einzelnen
Stellen, wo Gewässer eine Bahn durch den Urwald brechen oder wo ein Baumriese im Todessturz weithin alles schwächere Gewächs erschlug, das Sonnenlicht in
das bläulich-schwarze Dunkel des Unterholzes. Fast nie sieht der Reisende hier ein Tier, bei seiner Annäherung flieht alles, besonders die durch ihre schreckenden
Schreie sich verratenden Papageien, und so wird er in all der Pflanzenherrlichkeit fast erdrückt von dem Gefühl trostlosester Einsamkeit.
§ 23. 3. Südamerika. — b) Das ungefaltete Land des Ostens. 23
geschaffen, zwischen dem völlig ebene Tafeln, „Mesas"i, stehengeblieben sind.
Die Bergwasser sammelt der breite, sehr tiese und wasserreiche Orinoko.
Das baumarme Land hat im Nordsommer Regenzeit und im Nord-
Winter, wenn der Nordostpassat über die Ebene dahinbraust, Trockenzeit.
Es weist verschiedene Landschaftstypen auf. Nach W wird es allmählich
feuchter, in der Graslandschaft zeigen sich Baumgruppen (Bild 22, 23), dann
niedriger Trockenwald, am Fuße der Kordilleren dichter Regenwald.
Staatlich gehört der SW zu Colömbia, der NO zu Venezuela (f. o.).
2. Das Bergland von Guayana ^gwajäua^ ist ein uraltes Gebirge, das
stark verwittert, der hohen Gipfel beraubt und ein von parallelen Ketten
durchzogenes Tafelland geworden ist. Die dichte Vegetation des heißen
und sehr feuchten Berglandes henunt den Verkehr. Von Bodenschätzen wird
bisher nur Gold durch Auswaschen gewonnen.
Das Orinökogebiet gehört zu Venezuela. Der 0 ist der einzige europäische
Besitz in Südamerika. Die westliche Hälfte gehört den Briten, die östliche den
Niederländern und Franzosen. Das Land liefert den besten Kakao und
spanischen Pfeffer.
3. Amazonien ist das größte Tiefland der Erde, eine ganz flache Mulde,
dreizehnfach größer als das Deutsche Reich. Über der alten Felsunterlage
haben Meere verschiedener Erdzeitalter ihren Schlamm in Schichten ab-
gelagert und die Flüsse ein weit ausgedehntes Schwemmland (Delta) auf-
geschüttet. Da dieses üppigste und gewaltigsteUrwaldgebiet^ („Selvas"
vom lateinischen silva. Buntbild „Urwald") nur durch den Amazonenstrom
und seine Nebenflüsse (s. den Atlas!), die bis zum Austritt aus den Gebirgen
für Dampfer fahrbar sind, erschlossen wird, so heißt es mit Recht Amazonien^.
Die riesigen Regenmengen, die, nach W zunehmend, in der Regenzeit
(Nordwinter) hier fallen, machen allein schon Südamerika zum nieder-
schlagsreichsten aller Erdteile. In der Trockenzeit (Nordsommer) nährt
reichliches Grundwasser, eiue Folge der ausgedehnten Überschwemmungen,
den farbenprächtigsten und von buntester Vogel- und Jnsektenwelt belebten
Urwald.
Der Amazonas^ heißt in den oberen zwei Dritteln seines Laufes Maranon.
Seine fahrbare Strecke von den Kordilleren (130 m über dem Meeresspiegel)
bis zur Küste ist in der Luftlinie über 3000km lang. Sein Stromgebiet ist
das größte der Erde. Seine Wasserfülle übertrifft selbst die des St. Lorenz-
stromes um das Dreifache. Er heißt darum nicht mit Unrecht „das Mittelmeer Süd-
amerikas". Mit dem Orinoko steht er durch den Rio Negro und den Easiquiare
[kafjtfiare] in fahrbarer natürlicher Wasserverbindung durch Flußgabelung. Sein
rechter Nebenfluß Madeira ist größer als die Wolga. Seine breite, vom Äquator
1 D. i. Tisch, vom lateinischen mensa. — 2 Wb. Lehmann Nr. 17, Hölze! Nr. 15.
3 Den Lärm,^ den die an der Mündung 10 m hohe Flutwelle verursacht, nannten die
Indianer „Amaßünu", d. i. Wasserwolkenlärin. Die Spanier deuteten den Namen auf
Amazonen.
4 Die fahrbaren Strecken des Hauptstromes und seiner Nebenflüsse betragen an 400001cm
= dem Erdäquator.
24
II. Amerika.
geschnittene Mündung wird noch von anderen Flüssen verstärkt und trägt das Süß-
Wasser 150 km über die Oberfläche des Meeres. Die Flutwelle dringt an 1000 km
stromaufwärts.
Staatlich gehört der W Amazoniens zu Colömbia, Ecuador und Peru,
der SW zu Bolivia, der weitaus größte Teil jedoch zu Brasilien.
4. Das Brasilische Bergland ist durch Verwitterung stark abgetragen und
so meist ein welliges Bergland mit runden Berghäuptern und vielen Hoch-
ebenen, „Tafelländern", geworden. Nach der Ostküste fällt es in Stufen ab.
Es ist wie Amazonien das ganze Jahr hindurch tropisch - warm, jedoch
ohne allzu große Hitzegrade. Der subtropische 8 eignet sich vorzüglich zur
dauernden Niederlassung von Europäern.
Das Küstengebiet und die Gebirge sind durch die Niederschläge des
Südostpassats reich befeuchtet. Die Tafelländer imJnnern erhalten
von den abgeregneten Winden für den Waldwuchs nicht genug Regen
und sind darum Grasland.
Wie der größte Teil Amazoniens, so gehört auch der größte Teil des Brasilischen
Berglandes der Republik Brasilien, deren Gebiet 15,5mal so groß ist wie das Deutsche
Reich, aber nur 16 Millionen Einwohner hat. Diese sind meist Mestizen (§ 24,5)
und Weiße portugiesischer Sprache (je 38%). Dazu treten zahlreiche Neger und
Mulatten. Die Indianer sind in die inneren Wälder zurückgedrängt. Im
subtropischen 8 wohnen viele Deutsche und Italiener.
Die lippigen Erträge der Tropenpflanzen sichern Brasilien eine wichtige Stelle
im wirtschaftlichen Leben der Erde. Es ist das erste Kaffeeland1 (Bild 18) und
das erste Kautschukland, erzeugt Mengen von Baumwolle, Zuckerrohr (Bild 15),
Tabak (Bild 16), Farbhölzern, liefert auch Gold, Diamauten und Eisen. Die
Erträge würden viel größer sein, wenn die Neger und Mulatten, die Arbeiter des
Tropengebietes, weniger träge wären. Industrie fehlt Brasilien noch. Mit Industrie-
erzeuguissen bezahlen darum die Hauptverkehrsländer, die Union, Großbritannien,
das Deutsche Reich und Frankreich, die brasilischen Bodenerzeugnisse. Nächst den
britischen Schiffen (Liverpool) weht die deutsche (Hamburger) Schisfsflagge am
häufigsten in den brasilischen Häfen.
Besiedlung. Die wichtigen Orte liegen, da das Innere durch Straßen nur wenig
erschlossen ist, an der Küste. fffRio de Janeiro [rin de dschcmerit], an trefflicher
und schöner Hafenbucht, einer der prächtigsten Punkte der Erde, unier dem Südlichen
Wendekreise (wie Neukaledonien und Swakopmuud), der erste Kaffeemarkt der
Welt und wichtigste Handelsplatz Brasiliens (Bild 21). *Santos, der Hauptaus-
fuhrhafen des Kaffeegebietes. fBahia [bata] und fRecife [reßife] (de Per®
nambüco), Häfen des Zucker-, Baumwoll-, Tabak- und Farbholzgebietes. fParä,
Ausfuhrplatz des Kautschuk- und Paranußbezirks.
5. Die La Pläta-Länder tragen ihren Namen von dem aus Strömen des
Brasilischen Berglandes und der Kordilleren zusammengesetzten, nur an der
Mündung La Pläta genannten Stromsystem, das ohne merkliche Wasser-
scheide im N nach Amazonien eingreift. Es entspricht dem Mississippi an
Stromgebiet und Wasserfülle.
Den Hauptteil bilden die Ebenen im W und SW des Paranä, die im N
1 70% der gesamten Ernte aller Länder.
§ 23a. 3. Südamerika. — b) Das ungefaltete Land des Ostens.
25
Gran Chaco [tschrifo]1 und im S Pampa heißen. Das in meridionaler Richtung
sich erstreckende Tiefland macht ein Sechstel von Südamerika aus. Einst war
es ein Meerbusen, der durch Rückzug des Meeres trockengelegt, mit Fluß-
schlämm und Lößanwehnngen erfüllt wurde und darum, wo die Befeuchtung
genügt, außerordentlich fruchtbar ist.
Der reicher befeuchtete, tropisches ist Wald- und Wiesenland.
Dem südtropischen, an Sümpfen und Salzwassertümpeln reichen
Grasland der Mitte fehlt infolge der vorherrschenden Südwestwinde und
der durch sie bewirkten langen Trockenzeit der Waldwuchs. Der 8 hat ge-
mäßigtes Klima und ist ein Ackerbaugebiet ersten Ranges. Er nährt
aber zugleich wie die Mitte neben unzähligen Pampakaninchen, Pampahaseu
und Rheastraußen riesige Herden vonSchasen, Pferden und Rindern,
die von halbwilden berittenen Gauchos [ga-utfchos] gehütet werden.
Staatlich gehört die Pampa in: N zu Paraguay [paragtoat], der Heimat des
Mate-Tees.
Jenfeit des Uruguayflusses beginnt das hügelige Gebiet der durch Viehzucht und
Ausfuhr von Häuten, Fleisch und Fleischextrakt bekannten Republik Uruguay
[urugtoat].
ff Montevideo (ix i. Schauberg) ist ein guter Hafen am La Pläta.
Den Hauptteil der Pampa nimmt die schnell aufblühende Republik Argentinien
ein. Sie ist der erste Handelsstaat Südamerikas (Getreide, Vieh und Erzeugnisse
der Viehzucht), und das erste Wolland der Erde.
Buenos Aires (d. i. Gute Lüfte) ist die größte Stadt Südamerikas, der
Haupthafen des Landes, der in lebhafter Dampferverbindung mit Hamburg, Liverpool,
Bordeaux, Bremen und Antwerpen steht. Buenos Aires bildet den Ausgangspunkt
des Eisenbahnsystems (Transandinische Bahn nach Valparaiso, 21/2 Tage, § 221).
6. Patagonien ist ein niedriges Hochland, das sich in Stufen nach 0 neigt
und hier in steilen Klippen zum Meere abfällt. Der Boden ist steinig und
darum unfruchtbar, der Regen wegen der Vorherrschaft der westlichen
Winde gering. Nur nach der Kordillere zu finden sich Weiden und Baum-
wuchs.
Staatlich gehört das von Indianern bewohnte Land zu Argentinien, desgleichen
der 0 der Feuerlands-Jnseln.
Die Falklands-Inseln sind eine britische Fischerstation.
§ 23a. Ubersichtstabelle.
I. Die Staaten des westlichen Faltengebirgslandes.
1. Chile.
ff Santiago 335. fValparaiso 145.
♦ CVmtmit» AP,
4. Ecuador.
5. Eolombia.
6. Venezuela,
2. Bolivia.
3. Pem.
*Jquique 45.
**La Paz 60.
fLima 115. **Eallao 50.
^ Quito 80. **Guayaquil 50.
f Bogota 120.
** Caracas 70.
1 D. i. Großes Treibjagdfeld.
26
II. Amerika.
§ 24.
II. Die Staaten des ungefalteten Landes im Osten.
1. Britisch-Guayana. —
2. Niederländisch-Guayana.
3. Französisch-Guayana.
4. Brasilien.
ttt Rio de Janeiro 700. fBahia 230.
fReeife (de Pernambneo) 120.
fPara 100. *Santos 35.
5. Paraguay.
6. Uruguay.
7. Argentinien.
ff Montevideo 285.
s Buenos Aires 1050.
Rückblick auf Nord- und Südamerika.
§ 24. Beide Festländer haben große Ähnlichkeiten, so in der Lage der
Gebirge, in den Kettengebirgen des W, die Hochländer mit Seen umschließen,
in dem niedrigeren Gebirgsland des 0, im Inselreichtum an der Nordseite,
in der Anordnung der riesigen Tiefländer, die das umfangreichste Gebiet
der Landwirtschaft und Viehzucht auf der ganzen Erde bilden, ferner im
Reichtum an Riesenströmen, im Laufe der Gewässer und in dein Verkehrs-
Hemmnis, das die Hochgebirge des W bilden. Gerade hierdurch werden
beide Erdteile auf den Atlantischen Gzean hingewiesen. Besonders günstig
ist bei beiden Erdteilen, daß die für die Kultur geeigneten Tiefländer rund
die Hälfte ihrer Bodenfläche ausmachen, daß die Wüstengebiete weit ge-
ringeren Umfang haben als in Asrika und Asien, und daß durch die beträcht-
liche Erhebung großer Landmassen über den Meeresspiegel auch im tropischen
Klimagebiete Kulturland für die weiße Bevölkerung vorhanden ist (Mexiko,
Andenstaaten, Brasilisches Bergland).
Die Niederschläge sind in Nord- und Südamerika reichlich, aber doch
sehr verschieden. Neben Uberfülle fehlen beiden Erdteilen auch regenarme
Gebiete nicht. Bei beiden ist die Ostseite stärker befeuchtet. Südamerika
ist der feuchteste Erdteil.
In allen amerikanischen Klimagebieten können Weiße dauernd wohnen.
Im tropischen Amerika ist jedoch das Gelbe Fieber eine große Gefahr für
sie, und in vielen Gegenden Süd- und Mittelamerikas erschlafft das tropische
Klima die Tatkraft der europäischen Bewohner. So sind die spanischen und
portugiesischen Kreolen im tropischen Süd- mtd Mittelamerika nicht die Urheber
eines Fortschrittes geworden, und die aufstrebende?: Staaten Südamerikas,
Argentinien und Ehile, liegen außerhalb des tropische?: Klimagebietes im 3.
In Süd- und Mittelamerika sind die romanischen und katholischen Weißen
das herrschende Volkselement, in Nordamerika dagegen, wo das gemäßigte
und kühlere Klima überwiegt, germanische und evangelische Europäer, von
denen insbesondere die Yankees [jönfts] in der Union die amerikanische
Kultur am meisten gefördert haben.
Rückblick. — Übersichtstabelle.
27
Die Volksdichte Amerikas ist noch sehr gering, 5,5 auf \ qkm.
Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus:
\. arktischen Völkern (Eskimo) im N.
2. der amerikanischen Urbevölkerung, den Indianern, die keine milch-
gebenden Nutztiere hatten und darum Jäger und Fischervölker waren. Nur
auf wildarmen Hochländern wie in Peru und Mexiko wurden sie zum Acker-
bau gezwungen und zu höherer Kultur erzogen. Sie zählen einschließlich
der Mischlinge an 30 Millionen, fast 20%. In Nordamerika wurden sie von
den germanischen Ginwanderern in die weniger fruchtbaren Teile zurück-
gedrängt und sind in der Union im hinschwinden begriffen.
z. der eingewanderten Mittelländischen Rasse, etwa 65%, zum größeren
Teile mit englischer Sprache (Nordamerika), zum kleineren mit romanischer
Sprache.
4. Negern, mit Mischlingen fast 20%. Sie sind besonders zahlreich in
Mittel- und Südamerika. Ihre Vorfahren sind aus Afrika eingeführt. Jetzt
sind sie überall frei.
5. Mischlingen. Die von Meißen und Negern Abstammenden heißen
Mulatten, die von Weißen und Indianern Mestizen, die von Indianern
und Negern Zambos.
6. Chinesen und Japaner, vornehmlich an der Westküste, etwa 250 000.
§ 25. Ubersichtstabelle für Nord-, Mittel- und Südamerika.
Länder
Vergleichsmaß qkm MM. Einw. Einw. auf 1 qkm
= 4,2 mal Europa 42000000 150 3,5
= 2,4 „ „ 24000000 110 4,0
— 1/® n n 18000000 40 2,2
= Europa 10300000 5,8 0,6
fast = Europa 9400000 84 9
= 3 mal Schlesien 120000 l,6 13
fast = 4 mal D. R. 2000000 14 7
~s=T II Ö r8 530000 4 7,5
= gut 2 mal D. R. 1200000 4,5 4
fast = 2 mal D. R. 1000000 2,5 2,5
= 0,6 mal D. R. 300000 1,4 4
= gut 3 mal D. R. 1770000 4,6 2,g
= 2,5 mal D. R. 1330000 2,2 l,7
fast ---1,5 mal D. R. 760000 3,3 4,3
= 0,5 mal D. R. 250000 0,7 2,8
= 0,3 mal D. R. 180000 1 5,7
= 5,5 mal D. R. 2 900000 5,7 2
= 0,8 mal Europa 8350000 IG 2
= 0,8 mal D. R. 440000 0,4 1
Amerika . . .
Nordamerika. .
Südamerika . .
Britischer Besitz.
Union....
Kuba ....
Mexiko . . .
6 mittelamerik. Republiken
Colombia . . .
Venezuela. . .
Ecuador . , .
Peru ....
Bolivia . . .
Chile ....
Paraguay. . .
Uruguay . . .
Argentinien . .
Brasilien . . .
3 Guayana zusammen
28
III. Afrika.
III. Afrika
30 Mill. qkm, 140 MiN. E. x/8 so dicht bevölkert wie Europa.
§ 26. Allgemeines. Nordkap und Südkap liegen fast gleichweit vom Äquator.
Kap Verde (d. i. Grünes Vorgebirge) ist 7500 km vom Ostkap und vier Schnell-
dampfertagereisen von Südamerika entfernt. Als mittleren Meridian des Erdteils
kann man 20° 0 ansehen.
Der Erdteil ist durch Einförmigkeit gekennzeichnet. Nächst Südamerika
ist er am wenigsten gegliedert. Er besteht aus zwei Hauptteilen, Nordafrika
und Südafrika, dazu tritt eine geringe Anzahl meist nicht bedeutender
Inseln. Die einzige große Insel ist Madagaskar. Die beiden Hauptteile
werden durch eine Linie von dem großen, stumpfwinkligen Busen von Guinea
[girtea], etwa vom Kamerünberg, nach Abessinien geschieden.
6. Durchschnitt durch Afrika auf 25" O. ^ ----
Einförmig ist auch die Höhengliederung. Afrika ist ein einziges
Hochland (Fig. 6, 7), das im 3 höher, im N niedriger ist. Randgebirge
im W, S und Ö geben Südafrika die Form eines Beckens, das im Umriß
einem abgestumpften Dreieck gleicht. Tiefland findet sich, uud zwar in ge-
ringem Umfange, an den schmalen Küstenstreifen.
Der Verlauf der Küste ist einförmig. Da das Festland im 0 und W
steil zu großen Meerestiefen abstürzt, hat Afrika nur wenige Inseln und
Halbinseln.
An Einzellandschaften unterscheiden wir:
1. in Nordafrika
a) die Atlasländer,
b) das Wüstengebiet,
c) den Sudan,
d) die Oberguineaküste.
2. in Südafrika
a) das Kongoland und die Niederguineaküste einschließlich Kamerun,
b) das Südland,
c) den ostafrikanischen Teil.
3. die Inseln
a) im Indischen Ozean,
b) im Atlantischen Ozean.
1. Nordafrika. — a) Die Atlasländer.
29
1. Nordafrika.
a) Die Atlasländer.
§ 27. Der Atlas ist ein Faltengebirge und doppelt so lang wie
die Alpen.
Er ist das durch Senkungen abgetrennte Zwischenstück zwischen dem Apennin
und der Sierra Nevada. An der Meeresküste haben auch hier wte im Apennin große
Einbrüche das Gebirge zertrümmert.
Drei verschiedene Teile treten im Atlas hervor:
1. Der Marokkanische Atlas, der sich bis 4500 m erhebt unb zuweilen
weithin im Schneekleide leuchtet.
2. Der Algerische Atlas ist eine etwa 1000m hohe, muldenförmige
Hochfläche, deren Ränder stark verwittert und nicht bedeutend erhöht sind.
Die Hochfläche ist abflußlos und hat viele Salzsümpfe (Schotts). Wegen
der großen Bestände an Halfagras heißt sie auch die Halfasteppe.
3. Der Tunesische Atlas ist ein wild zerrissenes Faltengebirge, das bis
zu Schneekoppenhöhe ansteigt. Es ist durch schroffe Täler und Schluchten
und durch die massenhaften Schuttablagerungen der oft ausgetrockneten Bäche
(Wadi, Bild 27) ziemlich unwegsam.
Das Klima des Küstengebiets ist mild wie in Süditalien uud Süd-
spauien, auf den Hochflächen dagegen kalt im Winter, heiß im Sommer. Auch
die Winterregenzeit und die Pflanzenwelt ist jenen Ländern ähnlich. Schafe,
Ziegen, Esel und edle Pferde sind die wichtigsten Haustiere. Die größeren Raub-
tiere sind sehr selten geworden. In Marokko und Tunis findet sich von ihnen nur
noch der Leopard.
Bevölkerung. Die Urbewohner sind hellfarbige, hamitifche Berber (Ka-
bylen), die meist Ackerbau und Handel treiben, oder Araber, die hauptsächlich
Viehzüchter sind. Diese sind als Eroberer ins Land gekommen, haben die alte
Kultur vernichtet und den Islam verbreitet. Die Mauren sind die Bewohner der
größeren Städte und sehr gemischter Herkunft. Juden wohnen zahlreich in den
Städten und in Tunis. In Algerien sind über 600000 Franzosen, Spanier und
Italiener ansässig.
Das Land zerfällt in drei Staatsgebiete:
1. Das Sultanat Marokko.
Der Anbau des überaus fruchtbaren Bodens wird nachlässig betrieben.
Wichtiger ist die Viehzucht (Berberrosse). Innere Kriege zerrütten den
Wohlstand.
fFes ist die größte Stadt. Sie liegt in der Nähe großer Salz- und Erzlager.
**Marökko ist in einer fruchtbaren Ebene am Fuße der Schneegipfel des Atlas
herrlich gelegen. Am Eingang in die 40 km breite Straße von Gibraltar liegt Tanger,
der bedeutendste, von vielen Europäern bewohnte Handelsplatz Marokkos.
2. Die französische Kolonie Algerien.
Der Land bau der europäischen Kolonisten und die Ausfuhr von Wein,
Getreide, Vieh, Halfa, Gemüse und Datteln befinden sich in regem Aufschwünge,
desgleichen der Bergbau auf Eisen. Marseille vermittelt den Handel.
30
III. Afrika.
. fAlgier und **Dran sind die wichtigsten Häfen. Eisenbahnen wurden bis an
den Rand der Wüste gebaut, wo Kurorte für Lungenleidende aufblühen (Bild 24).
Die wichtigste Karawanenstraße führt nach Timbuktü.
3. Der französische Schutzstaat Tunis.
Wo die meist in Verfall geratenen Bewässerungen noch vorhanden sind,
gedeihen die Pflanzen (Getreide, Datteln, Ölbäume). Der Anbau nimmt
unter der französischen Herrschaft zu.
fTunis ist die von buntestem orientalischen Leben erfüllte Hauptstadt. Nord-
östlich liegen die Ruinen von Karthago. Die Küste hat wegen ihrer vorzüglichen
Verkehrslage stets eine große Hafenstadt getragen.
b) Das Wüstengebiet Nordafrikas.
§ 28. 1. Die Saharadie größte Wüste der Erde, ist bis auf einige
weniger umfangreiche Bodensenkungen wesentlich höher gelegen als
der Meeresspiegel, der auch in früheren Zeiten nur kleinere Strecken
bedeckt hat. Sie erstreckt sich in der Form eines Trapezes von der atlan-
tischen Dünenküste bis ans Rote Meer. Der einförmigere und ödeste
Teil liegt im 0. Er heißt Libysche Wüste bis an den Nil, jenseit des Nil
Arabische und Nnbische Wüste.
Die Oberfläche der Sahara ist keineswegs einförmig. Neben den vegetations-
losen, unendlichen Dünenreihen der Sandwüste (Bild 24), die besonders im W
herrscht, und ausgedehnten Platten, die mit Kalkblöcken, Steintrümmern
und Kieseln bedeckt sind, treten in großer Ausdehnung nördlich vom Sudan
dürre Steppen auf sandig-lehmigem Boden ans, die als Weideland benutzt
werden. Die Wüste wird diagonal von einem hohen Gebirge durchzogen, das in der
Mitte, im Berglande von Tibesti, zu mehr als doppelter Brockenhöhe aufsteigt.
Diese Höhe vermag den Winden noch Regen abzugewinnen und dämm Wälder von
Mimosen und Akazien sowie Weideland hervorzubringen.
Das trockene Wüstenklima ist gesund. Der Erzeuger der Wüste ist
der Passatwind. Als kennzeichnend für die Wüste gilt der starke tägliche
Temperaturwechsel der Luft, der sich zwischen -1-56° und —7° bewegen
kann. Dieser zerreißt und zermürbt immer neue Teile der harten Felsunterlage,
mdein er sie ausdehnt und zusammenzieht.
Der beträchtliche Nachttau und vereinzelte Gewitterregen, die rasch in den
lockeren Boden einsickern, speisen unterirdische Wasseradern, die an den Rändern
der Bodensenkungen als Quellen zutage treten und deren Boden befeuchten. So
entsteht eine Oase (Bild 25). Wo ein grüner Anflug verrät, daß Wasser dicht
unter der Oberfläche steht (Bild 27), gräbt man (oft sehr tiefe) Brunnen. Im
französischen Gebiet sind viele Artesische Brunnen (Fig. 72, S. 291) erbohrt.
Reichlich trägt der bewässerte Boden Dattelpalmen, Obstbäume und Getreide.
Die größte Oase ist Kusra in der Libyschen Wüste. In der Oasenlandschaft
Fessän liegt die von Lehmmauern umschlossene Stadt Mürsuk (5000 Einw.).
Gefahren der Wüste sind gluthauchende Winde (Samum, Chamsin),
Sandstürme und Luftspiegelungen. Dazu sind die Karawanen von Überfällen
räuberischer Wüstenbewohner bedroht.
1 D. i. Wüste. Wb. Hölze! Nr. 4.
§ 28. I. Nordafrika, — b) Das Wüstengebiet Nordafrikas._31
Die Bewohner der Wüste sind im W vorwiegend Hamiten (Tuarik oder
Jmoschagh), in der Mitte Sndanneger (Tibbu), im 0 vorwiegend Araber.
Das wichtigste Verkehrsmittel ist das einhöckerige Kamel, das „Schiff der Wüste",
das in einer Stunde etwa 4 km zniücklegt. Es liefert auch Wolle. Die Karawanen-
wege führen meist nach Timbnktü und an den Tsädsee.
2. An den Syrien senkt sich die Sahara in der Landschaft Tripolis un-
mittelbar an das Mittelländische Meer. Ostlich davon dehnt sie sich mit der an
Viehweiden reichen Platte von Bärka am weitesten nach N.
Beide Gebiete sind türkische Provinzen.
Die Stadt Tripolis ist wichtig als Ausgangspunkt der Karawanen, die über
Mürsuk (s. o.) an den Tsädsee und in die Haussaländer ziehen.
3. Zum Wüstengebiet gehören auch
Ägypten und Nubien.
Ägypten und Nubien sind Teile der Sahara. Sie werden vom
Nil durchströmt und bilden, soweit die Flnßbewässemng reicht, eine zu-
sainmenhängende Oasenlandschaft (Bild 26). Das ist ganz besonders
in Ägypten der Fall, dessen fruchtbarer Boden ein jedes Jahr
wiederholtes Geschenk der Nilüberschwemmung ist.
Der Hauptfluß, der Weiße Nil, sammelt seine Quellen int Viktoria-
See und im Albert-See. Er nimmt beim Eintritt nach Nubien den aus
Abeffinien kommenden Blauen NU* auf und durchfließt mit vielen Strom-
schnellen im gewundenen L-Laus Nubien, ein Steppen- und Wüsten-
land, das nur in den Flußtälern fruchtbar ist. Seine weichen Kalk- und
Sandsteine lieferten den Ägyptern die Bausteine zu den Pyramiden. Nubien
steht heute unter der britisch-ägyptischen Sudäuherrschast.
Nach Uberwindung der letzten Stromschnellen in der Nähe des
Nördlichen Wendekreises tritt der Nil in ein höchstens auf 25 km er-
weitertes Tal (Bild 26), das gleichbedeutend ist mit Ägypten.
Dieses wird im 0 von der Arabischen Wüsteuplatte, im W von der
Libyschen Wüste oft sehr eng und steil eingeschlossen. Die Mündungsarme
umrahmen das von den Griechen benannte Delta, das langsam ins Mittel-
meer hinauswächst. Dieses ist etwa P/gMci! so grizß wie das Königreich
Sachsen und außerordentlich dicht bevölkert, obwohl es größtenteils noch ein
niedriges, sumpfiges Weideland mit großen Strandseen ist.
Die Nilüberschwemmnngen. Wenn die in Habesch niederfallenden Wasser-
Massen in Ägypten anlangen, tritt der segenspendende Strom drei Monate, Juli
bis September, dann noch einen vierten Monat durch die vom Sudan anlangenden
Hochwasser, im ganzen vom Juli bis Oktober, aus seinen Ufern, so daß er mit seinem
fruchtbaren Tonschlamme den Boden überdeckt. So ewig verjüngt, lockte das ägyp-
tische Niltal schon in den ältesten Zeiten zum Ackerbau, der wiederum die Eigenart
der alten ägyptischenKulturhervorries. Heute bringtÄgypten die reichsten
Ernten an Baumwolle (Bild 17), Getreide, Zuckerrohr (Bild 15) und
Datteln (Bild 25) hervor. Es ernährt eine äußerst dichte Bevölkerung.
1 D. i. (vom Schlamme) trübe.
32
III. Afrika.
Durch ein bei Assuäu gebautes Stauwerk von 1,8 km Länge ist ein Wasser-
becken geschaffen, dessen Oberfläche dreimal so groß wie die des Genfer Sees ist
und das 300000 ha regelmäßig bewässert. Hierdurch entstanden etwa 75 000 ha Neu-
lands Am Nilufer sieht man rauchende Fabrikschlote (Zuckerfabriken) über die grünen
Sykomoren emporragen, überall hört man ächzende Schöpfräder. Arm ist das Niltal
an Holz, deshalb blühte schon in den ältesten Zeiten die Kunst des Steinbaues.
Die Bevölkerung ist in ihrer großen Masse Nachkommenschaft der Hamitifchen
Altägypter, die sich in der ärmlichen, in Tonerdehütten (Bild 26) wohnenden
Banernbevölkernng am unteren Nil, den mohammedanischen Fellachen", am
reinsten jedoch in den städtebewohnenden und christlichen Kopten erhalten hat.
Die Araber bilden ebenfalls einen zahlreichen Teil der Bevölkerung.
Ägypten ist ein Lehnsgebiet der Türkei und wird von einem erblichen Vizekönig
mit dem Titel Khediv dem Namen nach regiert. Die eigentlichen Herren und groß-
artigen Förderer des wichtigen Durchgangslandes nach Indien sind die Briten.
Besiedlung. Die Hauptstadt fff Kairo, am Beginn des Nildeltas, ist die größte
Stadt des Türkischen Reiches nach Konstantinopel, die glänzendste des Morgenlandes,
der Mittelpnnkt des ägyptischen Verkehrs. Etwa 10 km entfernt liegen auf dem
linken Ufer des Nil, bei den Trümmern von Memphis, die Begräbnisstätten alt-
ägyptischer Könige, die 40 Pyramiden. Die größte, jetzt noch 140 m hoch, ist die
des Cheops, bei dem Orte Giseh sdschiseh^. In der Nähe der wegen der riesigen
Trümmer und der Königsgräber vielbesuchten Stätte der alten Hauptstadt Ober-
ägypteus, Theben, hat sich kein größerer Ort wieder gebildet.
ff Alexandriens altberühmter Hafen wird von den Schwemmstoffen des Nil
nicht erreicht. Eisenbahn uud Kanal verbinden die Stadt mit Kairo. Alexandrien
vermittelt, da die Fahrt durch den 160 km langen, von dem Franzosen von Lesseps
erbauten Sueskaual, der wichtigsten künstlichen Meeresstraße, zeitraubend ist, einen
großen Teil des Personenverkehrs zwischen Indien und Europa3 durch die nach
Sues führende Eisenbahn. *Port Said ist der Mittelmeerhasen des Kanals.
Zu Ägypten gehören auch die Oasen (Bild 25) der Libyschen Wüste. Allein
S iw ah (—25 m), einst Orakel des Jupiter Ammon, führt jährlich 15—20 000 Doppel-
zentner Datteln aus.
c) Der Sudan.
§ 29. Sudan hei.ßt die ganze Landschaft südlich der Sahara bis
zum Meerbusen von Guinea, zum nördlichen Nebenflusse des Kougo
und zum Hochlande von Abessinien. Die Sahara geht durch einen breiten
Steppengürtel allmählich in den Sudan über. Von der Küste zieht sich
weit landeinwärts der Urwald, von dessen Pflanzen die Ölpalmen und
die Gummi liefernden Lianen am wichtigsten sind. Im ägyptischen Sudan
und in Senegambien liefert das Harz einer Akazie das Gummi arabicum.
Der hochlandartige Sndan liegt im Gebiet der tropischen Regen und
ist meist Savanne, Grasland, das auf weite Strecken mit einzelnen Bäumen
nnd auch mitWald st reifen durchsetzt ist. Es spendet zahlreichen, teils sehr großen
1 Infolgedessen sind die herrlichen Tempelbauten der nahe bei Assuän oberhalb des
Stauwerkes gelegenen Nilinsel Philä dem Untergänge geweiht. Wb. Hölzel Nr. 12.
2 D. i. Psiüger. — 3 ©. § 217.
1. Nordafrika. — c) Der Sudan.
33
Pflanzenfressern Nahrung. Von diesen Wiederkäuern nähren sich auch die zahl-
reichen Raubtiere.
Der Sudan besitzt viele fließende und stehende Gewässer. Die reichen Nieder-
schläge der atlantischen Winde speisen die Quellen des Nigir und seinen für den
Verkehr nach dem Tsädsee wichtigen Nebenfluß Benue, ferner den Gambia und
den Senegal. Das größte Wasserbecken ist der zur Regenzeit wohl doppelt
so große, mit weiten Schilsslächen umzogene Tsädsee, der die niedrigste Stelle
(250 m) des Sudan bildet und in den sich der Schari ergießt. In seinen
sumpfigen Uferlandschaften leben viele Flußpferde und Krokodile, auch
Elefanten.
Die Bewohner des Sudan sind meist Sudänneger und zum Teil Anhänger
des Islam. Sie treiben Garten- und Ackerbau („Hackbau", Hirse, Mais, Baum-
wolle), auch viel Handel und Gewerbe. Neben Dörfern finden sich auch
einige sogar große Städte.
1. Der westliche Teil heißt Senegambien.
Sein teilweise sehr fruchtbarer Boden liefert besonders arabisches Gummi
und Erdnüsse. Es ist drückeud heiß und an der Küste für Europäer ungesund.
Das Land gehört meist den Franzosen, die eine Bahn vom Senegal zum Nigir
gebaut haben. Kleinere Besitzungen haben auch die Briteu und die Portugiesen.
2. Ostlich davon heißt das Land Nigir- und Tsäd-Sudan. Er gehört vor-
wiegend den Franzosen (s. den Atlas!).
Wegen der Überschwemmungen ist etwa 20 km abseits vom Nigir Timbuktn
erbaut, der Vereinigungspunkt von fünf Karawanenstraßen, die von N die Wüste
durchqueren. Meist im britischen Nigeria wohnen die Haüssa, die fleißig Haudel,
Gewerbe und Ackerbau treiben. Sie sind von den zwischen ihnen wohnenden, heller
gefärbten Fulbe beherrscht, einem streitbaren Hirtenvolke, das für den Jsiäm sehr
tätig ist. Das Land am südwestlichen Ufer des Tsadsees ist britisch, am Süduser
deutsch, alle übrigen Uferländer gehören den Franzosen.
3. Der 0 heißt Ägyptischer Sudan. Er ist Nilgebiet. Die vom Weißen
Nil und seinen Nebenflüssen durchströmte, von Sudannegern bewohnte
Landschaft ist von einigen hohen Gebirgsmassiven überragt.
Der Nil-Sud an hat durch Pflanzen- und Tiersülle fremde Herrscher an-
gelockt, zurzeit gehört er zur britisch-ägyptischen Herrschaft. Den sonnigen
Ländern des Nil-Sudän bringt die zweimalige Regenzeit im Jahre (wenn die
Sonne im Zenit steht) reiche Feuchtigkeit. Wegen einer trockeneren Zwischen-
zeit aber ist der an sich fruchtbare Hochlandboden meist Grasland mit zer-
st reutem Baum wuchs. Der auffallendste Schmuck dieser Savannen ist der riesige,
plumpe Affenbrotbaum (Buntbild „Kilimandscharo").
Der Weiße Nil ist anfangs wegen seiner Stromschnellen nicht schiffbar. Er
führt viele große Grasbarren in seinem außerordentlich breiten Bette mit sich. Unter
4° N beginnt seine Schiffbarkeit, die fast ununterbrochen bis zur Mündung
des Blauen Nil reicht.
Der wichtigste Handelsort des ganzen Gebietes ist *Ehartüm, der Endpunkt
der Obernilschiffahrt, in günstigster Verkehrslage. Gegenüber liegt der schnell auf-
blühende Endpunkt der Eisenbahn, die in 6 Tagen die Reisenden von Alexandrien
heranführt, und die Eingeborenenstadt auf dem westlichen Nilufer.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 3
34
III. Afrika.
§ 30—31.
4. Durch Zuflüsse des Nil ist auch Abessinien oder Habesch, ein groß-
artiges Alpenland, die „afrikanische Schweiz", mit dem Nil-Sudan
verknüpft. Wegen seines Gebirgsbaues kann man Abessinien mehr zu Ost-
afrika rechnen.
Diese bis zu 4600 m ansteigende nördliche Fortsetzung der ostafrikanischen Berg-
Massen besteht aus mächtigen vulkanischen Gesteinen über Urgesteinen und alten
Sandsteinen. Große und kleine Tafelländer und Tafelberge, in wunderliche Spitzen
und Türme verwittert, herrschen vor. Im Täna-See sammelt der Blaue Nil
seine Quellwasser.
Die meist christliche, tapfere Bevölkerung, semitischen (südarabischen) Ursprungs,
treibt Ackerbau (Mais, Reis, Weizen, Wein, Datteln, Kaffee, Baumwolle) und ist
sehr geschickt und fleißig im Gewerbe. Ihre Kultur befindet sich in schnellem
Aufschwung. ** Addis Abeba ist die Residenz des Kaisers.
d) Oberguineaküste und Kamerun.
§ 39. 1. Die Oberguineaküste ist fast überall flach und versandet.
Die Flußmündungen sind meist durch Sandbänke verstopft. Das heißfeuchte
Klima birgt für Weiße Gefahren.
Von den Bewohnern (Bild 40) sind die Kruneger aus der armen Neger-
republik Liberia wichtig für Europäer, da sie fast die einzigen Neger sind, die aus
Schiffen und Faktoreien Dienste nehmen.
Der allgemeine Name der Küste ist heute Ölkllste. Die Mündungs-
arme desNigir heißen Olflüfse, denn hier herrscht die wertvolle Olpalme vor.
Französische und britische Kolonien wechseln an der Küste ab. Die
größte von ihnen ist das Britische Nigeria.
Hier liegt der wichtigste Handelsplatz der Küste *Lagos.
Zwischen französischem und britischem Gebiet liegt die deutsche Kolonie Togo.
Es ist eine aufblühende Handels- und Pflanzungskolonie und die einzige überseeische
deutsche Besitzung, die keiner Reichszuschüsse bedarf (Buntbild S. 72 und § 49a).
Im innersten Winkel des Guineabusens liegt die gebirgige, als Gesundungs-
station wichtige spanische Insel Fernando Po.
2. Auch das deutsche Kamerüngebiet liegt größtenteils im Sudan. Es
reicht von der Bucht von Biäsra bis zum Tsädsee. Seine Größe erreicht
nicht ganz die des Deutschen Reiches (§ 49b). In ihm erhebt sich als
nordwestlicher Pfeiler Südafrikas der Kamerünberg etwas über 4000 m
(§ 49b,2 und Bild 39).
2. Südafrika.
§ 31. Das südafrikanische Hochland steigt von N nach S an, aber
nicht gleichmäßig. Es weist drei durch Bodenschwellen getrennte
Flußbecken auf: imN das riesige Becken des wasserreichen Kongo (Fig.7),
in der Mitte das des Sambesi, im S das des Oränje. Die Randgebirge
im W sind schmaler und niedriger als im 0. An beiden Seiten und im S
fallen sie in Stufen zur Küste ab. Der Fuß der östlichen und teilweise der
westlichen Gebirge ist von einem schmalen Streifen Tiefland umsäumt.
§32. 1.Nordafrika.-d)Oberguinea,Kamerun-Z.Südafrika.-a)Kongoland,Niederguinea. 35
In den östlichen Randgebirgen laufen in nordsüdlicher Richtung zwei
grabenartige Senkungen, in denen sich mehrere Seen gebildet haben,
auch stellenweise tätige und erloschene hohe Vulkane liegen. Die größten
der Seen sind der Njassa, der Tanganjika und der Viktoria (§ 49d,4.
Tabelle § 251).
7. Durchschnitt durch Afrika auf 27° 8. 25fach überhöht.
a) Kongoland und Niederguineakiiste.
§ 32. Es ist ein ganz tropisches Gebiet mit täglichen Gewitter-
regen am Äquator und einer zweimaligen Regenzeit, die ihren
Höhepunkt erreicht, wenn die Emme im Zenit steht. Die niederfallenden
Wassermengen sammeln sich größtenteils im Kongo, der aus dem 8 des
Seengebiets entspringt und zur Zeit des Hochwassers auch vom Tanganjika
gespeist wird.
Der dem Nil an Wassersülle gleiche Strom ist auf weite Strecken hin schiff-
bar, aber der Schiffahrt wird öfter durch Stromschnellen Halt geboten. Auch
den Eintritt ins Innere wehren mehr als 30 Stromschnellen und Wasserfälle, die über
die Stufen des Küstengebirges in das schmale Tiefland hinabstürzen. In diesem
ist der Kongo etwa 200 km schiffbar, doch bringt eine Sandbarre vor der
Mündung dem Eintritt großer Schiffe Gefahren.
Die Pflanzenwelt des Kongobeckens ist vorwiegend die der Savanne, die aus
Gräsem derselben Art weithin zusammengesetzt ist und einem vom Winde bewegten
Getreidefelde gleicht. An den Flüssen ziehen sich Waldstreifen hin. Urwälder
bedecken ausgedehnte Gebiete, namentlich in Südkamerün und im östlichen
Kongobecken. Nach 0 zu nehmen diese Wälder allmählich ab. Für Europäer
sind am wichtigsten die Ol und Gummi liefernden Pflanzen (Palmen, Erd-
nüsse, Kautschukliane) und im Küstengebiet daneben Kaffee.
Die Bevölkerung besteht aus schwarzbraunen Bäntuuegern, die von den
stärkeren, heller gefärbten Sudännegem allmählich weiter südwärts gedrängt
werden. Die Viehzucht spielt eine sehr geringe Rolle gegenüber dem Ackerbau.
Im Urwald gibt es an einigen Stellen Zwergvölker, die von Jagd leben und
fremden Eindringlingen durch vergiftete Pfeile gefährlich werden. Europäer
finden sich nur vereinzelt als Leiter von Pflanzungen oder Stationen.
1. Von der deutschen Kolonie Kamerun bis an den Unterlans des Kongo
erstreckt sich das französische Kongoland, das sich von der Küste bis zum
Tsadsee ausdehnt.
Die Einwohnerzahl dieses großen französischen Gebietes wird nur auf wenige
Millionen geschätzt wegen der unbewohnten Urwälder, der ausgedehnten Fluß-
sümpfe und der ununterbrochenen Fehden der Neger.
3'
36
III. Afrika.
§ 33.
2. Portugiesisch ist das in Terrassen ansteigende Küstenland Angola, das
von der Kongomündung bis zum Kunene reicht.
Benguela [bengetla] ist ein Ausfuhrhafen für Gummi und Palmkerne.
3. Das Kongobecken, der Kongostaat, gehört dem Königreiche
Belgien. Es ist viermal so groß wie das Deutsche Reich, hat aber nur
etwa ein Drittel so viel Einwohner. Nur mit einem schmalen Halse stößt
der Kongostaat am nördlichen Unterlaufe des Stromes ans Meer.
Die Bahn ins Kongobecken umgeht die Fälle und Schnellen des unteren
Kongo. Mehrere Eisenbahnen erschließen das Land überall da, wo die Strom-
schnellen die Schiffbarkeit der Flüsse auf weite Strecken verhindern. Der Kongo
selbst ist auf einer Strecke von 1700 km ununterbrochen schiffbar.
b) Der ostafrikanische Teil.
§ 33. Ostafrika ist das Land der Hochgebirge und der großeu
Seen. Es liegt ganz im tropischen Klima. Das ostafrikanische Hoch-
land wird von tiefen Grabensenkungen in nordsüdlicher Richtung durchzogen.
Am östlichen Gebirgsrand erheben sich gewaltige Bergriesen, erloschene Vul-
kane, von denen der höchste, der Kilimandscharo, im deutschen Gebiet
liegt und rund 6000 in erreicht (s. Buntbild). Sein Gipfel ist von Gletschern
umgürtet.
In den Grabensenkungen haben sich zahlreiche Seen angesammelt.
Der größte vou ihnen ist der Viktoria - See. Seine Oberfläche kommt der
des rechtsrheinischen Teiles von Bayern gleich. Sie liegt 1200 m über dem
Meeresspiegel, während der Spiegel des Tanganjika nur 800 m und der des
Njassa nur 500m Meereshöhe hat. Der Gebirgsrand sinkt in Stufen
nach 0 zu einem Tieflandstreifen, der in der Mitte am schmälsten ist.
Die Küste wird von Korallenriffen umsäumt, die sich unter 5° 8 zu den
Sansibar-Inseln zusammengeschlossen haben. Das Osthorn von Afrika bildet
im 0 das italienische, im N das britische Somäl-Land.
Das Klima der Küste ist für Europäer gefährlich. Die Länder der Ostküste nördlich
von Mosambik bestreicht in: Südsommer der Nordostmonsün1. Im Süd Winter, wenn
in Vorderindien starke Hitze herrscht, fließt die Luft von hier nach Vorderindien ab.
Die Bewohner des Küstentieflandes sind im N viehzüchtende Somali, ein
semitisches Misch Volk, das allen Nichtmohammedanem feindlich gesinnt ist.
Von der Somäl-Halbinsel bis in die Breite der Nordspitze von Madagaskar wohnen
Suaheli. Das sind „Mstenleute", deren Sprache ein Gemisch von Arabisch und
der Sprache der Bäntuneger ist. Sie treiben Handel und sind nicht fremdenfeindlich.
Von N nach S folgen die europäischen Besitzungen:
1. Italienisches Somäl-Land. Es ist noch völlig uuerschlosseu.
2. Britisch-Ostafrika. Es reicht im Innern bis an den Viktoria - See,
wohin eine Eisenbahn von Mombasa führt. Der Kenia erreicht 5500 m.
1 Die Landmassen sind in Ostasrika dann von der Sonne stark erhitzt, dadurch wird
die Luft über ihnen leichter, und infolgedessen strömt die schwerere, feuchte Luft von NO,
von Vorderindien her, ein. Monsün vom arabischen mausirn = Jahreszeiten.
§ 34. 2. Südafrika. — b) Der ostafrikanische Teil. — o) Das subtropische Gebiet. 37
3. Dentsch-Ostasrika. Es erstreckt sich nach 8 bis zum Rowüma und ist
1,s mal so groß wie das Deutsche Reich (§ 496). Die Grenze läuft um den
Nordostfuß des Kilimandscharo, durch den Viktoria-See, längs des
Tanganjika nach dem Njassa und am Rowüma zur Küste.
Daressaläm ist ein guter Hafen.
4. Sultanat Sansibar (d. i. arabisch Negerland). Der kleine Inselstaat
vor der deutschen Küste steht unter britischer Schutzherrschaft.
Infolge seines tresflichen Hafens und seines regen Verkehrs ist die Hauptstadt
*Sänsibar noch immer der bedeutendste Handelsplatz Ostafrikas.
5. Die portugiesischen Kolonien Mosambik und Sosala. Sie sind ge-
trennt durch den Sambesi.
Wegen des ungesunden Klimas hat sich hier nur eine geringe Zahl Europäer
niedergelassen. Die Eingeborenen sind Rinder züchtende und kriegerische Sulu-
kaffern, ein Zweig der Bäntuneger.
Der wichtigste Hafen Lonrenco - Marquez florengßu märkes^ liegt an der
Delagöa-Bai, südwestlich von bedeutenden Petroleumquellen. Er vermittelt die
Eisenbahnverbindung nach Transvaal.
c) Das subtropische Gebiet von Südafrika.
§ 34. Dieser Teil Südafrikas ist ein Hochland, das im Durch-
schnitt 1000 m übersteigt. Die südlichste Stufe des Randgebirges trennen
Gebirgsketten, die über 2000 m emporragen, von der Küste. Diese Stufe
weist zahlreiche eigentümliche Tafelberge auf. Sie heißt Karru, d.i. wüst,
kahl, baumlos (Bild 28).
Das Hochland trägt meist Steppenvegetation und ist ein Land der Vieh-
zucht, die Kalahäri dagegen eine wasserarme Busch- und Grassteppe.
Der größte Fluß Südafrikas ist der nicht schiffbare O ran je. Links
vom Sambesi nach N reicht das britische Land Rhodesia ins tropische
Afrika hinein. Auch der Nordteil von Deutsch-Südwestasrika ist tropisch,
hat aber wegen der hohen Lage milderes und Europäern zuträgliches Klima.
Mineralschätze birgt das Land nördlich vom Oränje in Mengen: Gold, Dia-
manten, Steinkohlen und Kupfer.
Bevölkerung. Neben den einheimischen Hottentotten, die Viehzüchter oder
Diener der Weißen sind, den von der Jagd lebenden Buschmännern im W und S
und den Sulukassern im OuridN, die als Bäntunegerhanptsächlich von Viehzucht
leben, wohnt eine zahlreiche eingewanderte Bevölkerung. Von dieser bilden die
Holländer noch die Mehrheit, etwa 600 000 Köpse. Um 1800 ging das Kapland
in den Besitz der Engländer über, die ihre Herrschast bis an den Tanganjika vor-
geschoben und kürzlich die Burenstaaten unterjocht haben. Den Engländern
verdankt Südafrika einen gewaltigen Fortschritt. Seitdem Südwest-
afrika deutsche Kolonie wurde, nimmt die Zahl der Deutschen schnell zu.
1. Das Kapland.
In der trockenen Jahreszeit ist das Hochland öde und pflanzen-
los. In der Regenzeit aber, wenn die Gewitterregen wie Wolkenbrüche
38
III. Afrika.
niederfallen, bedeckt es sich in kürzester Frist mit farbenprächtigen
Blumen und Gräsern und lockt dann viele Rudel von Antilopen herbei,
denen Scharen von Raubtieren folgen.
Das Klima des Kaplandes ist sehr gesund. Im 8, wo subtropische Winter-
regen wie in Südeuropa fallen, gedeihen Wein und Weizen. Die hauptsächlichste
Nahrungsquelle der Bewohner bildet jedoch die Viehzucht (Schafe, Ziegen, Rinder).
Außer Wolle werden Straußenfedern und Diamanten, diese besonders aus
der Gegend von *Kimberley [fimberle], ausgeführt.
Am Nordfuße des Tafelberges, der dicht an der Küste zu Brockenhöhe aufsteigt,
ist fKapstadN als Haupthafen des Kaplandes und Halteplatz der Segelschiffe
nach und von Ostindien aufgeblüht. Es ist der Ausgangspunkt der Kap—Kairo-
Bahn, die von 8 bereits bis über den Sambesi2 reicht.
2. Die gold-und kohlenreiche britische Transvaal - Kolonie und
die britische Oranje-Fluß-Kolonie, die der Baal [fdl], ein Quellarm des
Oräuje, trennt, sind von der Ostküste durch hohe, paßarme Gebirge abgeschnitten.
Beide bis vor kurzem unabhängige Staaten, vier Fünftel so groß wie das Deutsche
Reich, sind durch Buren, die Vieh, besonders Schafe züchten und meist von
Niederländern abstammen, nach Unterwerfung der Kaffern gegründet.
Der Hauptort und die größte Stadt Südafrikas ist fJohannesburg in den be-
deutenden Goldfeldern Transvaals.
3. Rhodesia ist der nördlichste Teil der britischen Besitzungen.
Es liegt schon im südlichen Zentralafrika zu beiden Seiten des Sambesi und
reicht bis zum Tanganjika.
Bahnbauten von Kapstadt und von der portugiesischen Küste erschließen das an
Mineralschätzen reiche Land.
4. Die britische Kolonie Natal liegt im Lande der Sulukassern.
** Durban [dörb'n] oder Port Natal (d. i. Weihnachtshafen, entdeckt am
Weihnachtstage 1497 durch Vasco da Gama) ist ein wichtiger Hafen und der Aus-
gangspunkt der Eisenbahnen ins Innere, auch der Endpunkt der längs der Ostküste
eingerichteten Fahrten der Deutsch-Ostafrika-Linie.
5. Deutsch-Südwestafrika reicht vom Oränje bis zum Kunene
(Bild 42, 43). Die Küste ist flach, sandig und regenlos. Das Innere birgt
Kupfererze und bietet gute Viehweiden (§ 49c).
3. Die Inseln.
a) Im Indischen Ozean.
§ 35. 1. Madagaskar, die einzige große Insel Afrikas, ist ein Rest
der alten Festlandscholle, die einst Vorderindien mit Südafrika verbunden hat.
Sie ist etwas größer als das Deutsche Reich. Die Insel bildet ein Hoch-
land wie Südafrika und hat im 0 Erhebungen von der Höhe des Watzmanns.
Dadurch wird dem südlichen Teil Madagaskars der Niederschlag entzogen. Die
1 Wb. Hölze! Nr. 27.
2 Über die 100 m hohen Viktoria-Fälle führt die höchste Brücke der Erde, 130 m
über dem Wasserspiegel.
| 36. 3. Die Inseln. — Rückblick auf Afrika. 39
Nordostmonsüne schütten ihre reiche Feuchtigkeit schon im N über die Berge aus,
und so ist das südliche Drittel der Insel sehr dürr.
Die Pflanzen- und die Tierwelt sind von der des afrikanischen Fest-
landes sehr verschieden.
Die Bewohner sind größtenteils malaiische Höwa. Diese haben die Bantu-
neger in den W gedrängt. Die Insel ist jetzt eine französische Kolonie. Infolge
ihrer Lage uufem wichtiger Verkehrsstraßen und durch die tatkräftige Kulturarbeit
der Franzosen befindet sie sich in lebhaftem Aufschwünge.
Die Hauptstadt **Tauanarivo liegt im Innern, der Haupthafen an der Ost-
füste.
2. Von den kleinen, meist vulkanischen Inseln in der Nähe Madagaskars
sind Mauritius (britisch) und Reunion (französisch) die wichtigsten.
Sie erzeugen Mengen von Rohrzucker.
3. Die britische Insel Sokötra, nahe dem Osthorn Afrikas, trägt große
Aloebestände.
d) Im Atlantischen Ozean.
Sämtliche Inseln sind vulkanischen Ursprungs und stehen zu Afrika in
geringer oder gar keiner Beziehung. Sie sind ozeanische Inseln.
1. St. Helena (britisch). Hier starb Napoleon I.
2. Die portugiesischen Inseln des Grünen Vorgebirges oder die Kap-
vertuschen Inseln.
Sie versorgen die Schiffe mit Süßwasser und Kohlen.
3. Die spanischen Kanarischen Inseln.
Sie sind die einzigen seit alters bewohnten unter den westafrikanischen
Inseln und von großer Fruchtbarkeit.
Teneriffa, die größte, wird von dem 3700 m hohen Pik, einem tätigen
Vulkan, überragt.
4. Madeira (portugiesisch) ist erst in den höheren Teilen des Gebirges
bewaldet.
Die Insel liefert den feurigen Madeirawein und Zuckerrohr, ist Winterkurort und
Kohlenstation für die Engländer.
5. Die portugiesischen Azoren [ufsoren], d. i. Habichtsinseln.
Ihr durch den Golfstrom treibhausartig warmes Klima läßt Mengen von Orangen
und Ananas gedeihen.
Rückblick auf Afrika.
§ 36. Afrika ist ein einförmiges Hochland. Mit den beiden anderen
Südkontinenten teilt es die geringe Gliederung. Sein Europa benachbarter N
wird durch die größte Wüste der Erde von Südafrika getrennt. Randgebirge
scheiden wiederum das Innere Südafrikas vom Meere. Ein schmaler und
meist ungesunder Tieflandstreifen zieht sich um die Aüste Gst-, Süd- und
zum Teil Westafrikas. Aus diesem Grunde ist Afrika außerordentlich arm
an Zäfen mit Ausnahme des Atlasgebietes. Auch das Alima ist einförmig.
Infolge der plumpen Gestalt und der Randgebirge ist die Einwirkung der
40
III. Afrika.
ozeanischen winde auf das Innere gehindert, Fast der ganze Erdteil liegt
innerhalb der )ahres-)fotherme von 20°. Afrika ist der „heiße Erdteil".
Von den Gewässern Afrikas sind zwar der Nil, der Kongo und der Nigir
sehr wasserreich, aber der Nil und der Kongo, auch der Sambesi und sein
Nebenfluß Schire stellen in ihren Stromschnellen dem Lindringen der Schiffe
eine unbewegliche Schranke. Da auch tief einschneidende Meeresbuchten
fehlen, so blieb Afrika so lange der „dunkle Erdteil".
Die Bevölkerung Afrikas ist sehr dünn. Sie wird auf ungefähr ^0 Mil-
lionen geschätzt. Reste der früheren Bewohner sind die Buschmänner
und Hottentotten im 3 und die Zwergvölker. Überwiegend hamitische
Ägypter und Berber wohnen im N. Vom S der Sahara herrschen bis weit
in den 3 des Erdteils die Neger, die sich in Sudanneger und Bantuneger
scheiden. Der Äquator bildet ungefähr die Grenze zwischen ihnen.
Eingewandert sind von 0 die malaiischen £?owa in Madagaskar, Araber
in die nördlichen Küstenländer, Juden in die Atlasländer, in neuerer Zeit
Europäer in alle Küstenländer, hauptsächlich in Südafrika. Die Zahl sämt-
licher Europäer beträgt aber wenig über eine Million.
Die Bevölkerung ist meist stark gebräunt oder schwärzlich gefärbt, daher
heißt Afrika auch der „schwarze Erdteil".
Religion. Die meisten Negervölker treiben Ahnen- und Totenverehrung.
Die der atlantischen Küstengebiete verehren Fetische. Der )slam ist durch
die Araber fast über gauz Nordafrika verbreitet. Dem Ehristentum sind
die Kopten in Ägypten und die Mehrzahl der Bewohner von Habesch treu
geblieben. Die Höwa sind überwiegend evangelisch.
Die Kultur der Eingeborenen ist sehr verschieden. Die Buschmänner
und die Zwergvölker sind )agdvölker, die Bantuneger hauptsächlich Vieh-
züchter, die Sudanneger Hackbauern. Gewerbebetrieb und Handel sind zwar
bei den eingewanderten Völkern vorhanden, aber Gewerbe wie die Eisen-
bearbeitung gehen infolge der europäischen Einfuhr schnell zurück.
Der wirtschaftliche Wert Afrikas war bis vor kurzem unbekannt. Früher
bildete Elfenbein die einzige wertvolle Handelsware. Jetzt ist Afrika das
erste Goldland und das erste Diamantenland der Erde. Es birgt auch reiche
Schätze an Kohlen, Erzen und Salzen. Mit Vorderindien streitet Afrika um
den ersten platz in der Erzeugung von Pflanzenfetten (j)almkernen, Sesamöl,
Erdnüssen). Es erzeugt auch viel Kautschuk, Baumwolle und Datteln.
Die afrikanische Tierwelt versorgt Europa mit großen Mengen von Wolle,
Straußenfedern und Fellen, während das Elfenbein immer seltener wird.
Afrika wird bedeutend mehr Handelsware liefern, wenn es gelingt,
den Neger, der als Ackerbauer nur die Frauen arbeiten läßt und als
Rückblick. — Nbersichlstabelle.
41
Viehzüchter sich wenig um die Ausnutzung des Bodens kümmert, durch
die Europäer zu regelmäßiger Arbeit zu erziehen.
Der Verkehr war am frühesten in Nordafrika entwickelt, vom Nil
aus hat Afrika im Altertum sogar wertvolle Gaben der Kultur nach Europa
verbreitet. Heute vermitteln den Verkehr die schiffbaren Strecken der Flüsse
und die von Dampfern befahrenen Seen.
)n Südafrika sind die Ochsen die gewöhnlichen Zugtiere, Pferde und
Maultiere werden zum Reiten benutzt. )n den Tropen ist dagegen, wo
Straßen und Eisenbahnen fehlen, der Mensch der einzige Lastträger. Zahl-
reiche Telegraphen dienen schon dem Verkehr der Europäer, auch einzelne
Bahnen sind gebaut. Am großartigsten ist die Aap—Aairo-Bahn geplant,
die den 8 und den N des Erdteils verbinden soll.
Staatliches. Eingeborenenstaaten sind Marokko, Abessinien, Liberia
und kleine Negerstaaten im Innern. Der größte Teil des Erdteils ist in
Abhängigkeit von den Europäern. Die Briten und die Franzosen haben etwa
gleichen Besitz, die Deutschen ungefähr halb so viel wie die Franzosen.
37. Übersichtstabelle.
Länder Vergleichsmaß qkm Mill. Ein- wohner Bewohner auf 1 qkm
Afrika.......... — 3 mal Europa 30000000 140 5
Abessinien........ = 1,5 mal D. R. 800000 8 10
Ägypten etwa...... - etwa 2 mal D. R. 1000000 11 11
Ägypten mit Sudangebiet. — 5,5 mal D. R. 3000000 15 5
Ägyptische Kulturfläche etwa = Belgien 30000 11 330
Britisch-Afrika^ etwa . — gut 10 mal D. R. 5800000 31 5
Britisch-Ostasrika etwa. . = 1,8 mal D. R. 900000 4 4
Britisch-Westafrika etwa . — 2,5 mal D. R. 1340000 15 11
Britisch-Südafrika etwa . — 5,5 mal D. R. 3000000 8 2,7
Deutsch-Afrika etwa . . — 4,5 mal D. R. 2 400000 11,5 6
Deutsch-Ostafrika etwa . = fast 2 mal D. R. 1000000 7 7
Teutsch-Südwestasrika . . — 1,5 mal D. R. 835000 0,2 0,2
Kamerun....... — fast D. R. 500000 3,5 7
Togo......... — mal D. R. 87 000 1 11
Französisch-Afrika etwa — 10 mal D. R. 5300000 28 5
Algerien etwa..... = 1,5 mal D. R. 900000 5 6
Tunis......... 0,5 mal Königr.
Preußen 170000 1,8 11
Madagaskar...... = l,i mal D. R. 600000 2,7 4,5
1 Ohne den Ägyptischen Sudan.
42
IV. Wen.
Länder Vergleichsmaß qkm Mill. Ein- wohner Bewohner auf 1 qkm
Französisch-Kongo, Tsad-
seegebiet, Senegambien
und Guinea etwa . . . = 7 mal D. R. 3700000 21 5,7
Somali-Küste...... = Württemberg 20 000 0,05 2
Jtalienisch-Asrika etwa = I mal D. R. 500000 0,75 1,5
Eritrea........ — 0,2 mal D. R. 100000 0,33 3
Kongostaat....... = 4,5 mal D. R. 2 400000 19 8
Marokko etwa...... = 0,9 mal D. R. 450000 7 15
Portugiesisch-Asrika . . - 4 mal D. R. 2100000 7 3,3
Portugiesisch-Ostafrika . = 1,5 mal D. R. 760000 2,3 3
Portugiesisch-Westafrika . = 2,5 mal D. R. 1300000 4 3
Spauifch-Afrika .... = 0,4 mal D. R. 220000 0,6 3
Türkifch-Afrika etwa . . = etwa 2 mal D. R. 1000000 1 1
Europäischer Besitz (ohne Ägypten)
65 % der Bodenfläche,
60% der Bevölkerung.
"Addis Abeba 50
ff Alexandrien. 400
f Algier. ... 140
fGroß-Chartum 100
fFes .... 150
Übersichtstabelle.
fJohannesbnrg200 > ** Marokko . . 50
fffKairo . . 700 **£)ran ... 90
f Kapstadt . . 175 "Port Natal. 80
*Kimberley . 35 *Port Said . 45
* Lagos ... 45 * Sansibar . . 50
Sues .... 20
"Tananarivo. 60
* Tripolis... 30
f Tunis. ... 175
IV. Asien.
44 Mill. qkm, 820 Mill. E., d. i. mehr als die Hälfte der Menschheit.
Halb so dicht bevölkert wie Europa.
§ 38. Allgemeines. Die Entdeckung Asiens seitens der Europäer ist mit großen
Unterbrechungen erfolgt. Seit 50 Jahren sind die Russen in Nord- und Nordwest-
asien, die Briten in Südasien als geographische Erforscher tätig.
334—323. Züge Mexanders des Großen. 1878—1879. A. v. N ordenskiöld umfährt
1271—1295. Reisen des Venezianers Nordasien.
Marco Polo. 1894-1897, 1899-1902, 1906-1908.
1498. Vasco da Gama in Vorderindien. Sven Hedin in Jnnerasien.
Lage, Umrisse, Grenzen. Der nördlichste Punkt des Festlandes erreicht fast
78° N, der südlichste fast deu Äquator. Ost- und Westpunkt sind 164 Längengrade
voneinander entfernt.
Asien, der größte Erdteil, auf der Nördlichen Halbkugel gelegen, bildet mit
Europa ein einziges Ganze, Eurasien. Es ist von Europa kaum durch eine
natürliche Scheide getrennt. Als Grenze gilt meist das Urälgebirge, der
Urälsluß, der Kaspische See und die Manytschniederung. Mit Afrika ist es
1. Vorderasieri.
43
durch die Landenge von Sues, mit Amerika und dem Anstral-
festlande durch eine Inselbrücke verbunden. Drei Halbinseln
weist wie bei Europa der 3 auf: Arabien, Vorderindien,
Hinterindien, drei auch der 0: Korea, Kamtschatka und
Tschnktschen-Halbinsel, zwei der N, eine der W: Klein-
asien.
Die umgrenzenden Meere und Meeresteile zeigt die Karte.
Die natürlichen Landschaften. Zwei Drittel Asiens
gehören dem in seinen Hauptmassen zusammenhängenden,
hochaufragenden Lande an, sie sind Hochländer und gewaltige
Gebirge. Sie bieten die großartigsten Beispiele von Faltungen
der Erdrinde und tragen die höchsten Berggipfel der Erde,
f Der mächtige, gebirgige Kern des Erdteils trennt vier
A Hauptteile: West-, Nord-, Ost- und Südasien nnd bildet
Jj selbst einen fünften: Jnnerasien. Endlich liegen im SW alte
Kulturländer, die wegen ihrer Beziehungen zu Europa den
f" Namen „Vorderasien" erhalten haben (im Gegensatz zu den
0 lange unbekannten übrigen Gebieten des Erdteils, zu „Hinter-
asien").
So ergeben sich sechs natürliche Einzellandschaften des Erd-
? teils, die an Bodengestalt, Klima, Pflanzendecke, Tier-
^ welt, Bewohnern und Kultur grundverschieden sind.
Das dem Tiefland angehörende Drittel bildet nicht wie in
J_ Südamerika ein zusammenhängendes Gebiet, sondern ist,
^ abgesehen von kleinen Küstenniederungen, auf fünf gefon-
1 derte Räume verteilt, die sämtlich am Rande des Erdteils
^ liegen.
•£ Den größten Raum davon nehmen das Sibirische Tiefland
^ und das Tiefland von Turän ein. Im SW liegt die schmale
£ Mesopotamische Tiesebene, zwischen Himalaja und Dekhan
^ Hindostän und im 0 das Chinesische Tiefland.
oö
1. Vorderasien.
§ 39. Die Ostgrenze zieht man von Südosttnran nach
der Jndusmündnng. Afrika verwandt sind die ungefalteten
Tafelländer Arabien, Palästina und Syrien und das
Tiefland bis an den Fuß der armenischen und persischen
Nandgebirge. Die kleinasiatischen, armenischen und
iranischen Gebirge sind gefaltete Landmassen, die
nach SW jäh abfallen. Ihre Ränder sind meist höher als
, das Innere und darum reicher an Niederschlägen. Das
j Innere hat viele abflußlose Gebiete mit Salzseen,
Steppen und Wüsten.
44
IV. Asien.
a) Die vorderasiatische Wüstentasel.
Sie ist das Verbindungsglied zwischen Enrasien und Afrika. Ihre
Lage ist für den Weltverkehr wichtig, dem durch die Durchstechung der
Landenge von Snes eine äußerst wichtige Straße eröffnet wurde (§ 217).
Das vorderasiatische Tafelland besteht wie das afrikanische meist aus Gneis
und Granit, darüber sind in vielen Gebieten gewaltige Decken von vulkanischen Ge-
steinen ausgebreitet. Der arabische Wüstensand wird durch die Verwitterung immer
neu geschaffen.
1. Arabien ist die größte Halbinsel der Erde, fünfmal fo groß wie
das Deutsche Reich. Die Grenzen zeigt die Karte. Es ist ein Tafelland
und hat ebenso wie Afrika erhöhte Ränder. Diese fangen namentlich im
SW die Feuchtigkeit der Seewinde ab und sind meist in einiger Entfernung
vom Meere mit fruchtbaren Landschaften geschmückt. Bekannt ist das gesegnete
Terrassenland Jemen. Der meist die Halbinsel bestreichende Nordostpassat
ist hier an sich ein trockener Wind und weht aus kälteren Erdräumen in
wärmere Gegenden, gibt darum keine nennenswerten Niederschläge
ab. So ist das Innere trocken, und die nur bei Gewitterregen Wasser-
führenden Flußbetten, Wadi, sind Trockentäler (Bild 27). Die Halbinsel
ist vorwiegend eine Wüste, die im 8 von Sanddünen erfüllt ist. Nach
NW und besonders in der Mitte treten die Oasen zahlreicher auf. Dann geht
die Wüste allmählich in die Syrische Steppe über.
Die keilartige Halbinsel Sinai ist von felsigen, ernst und schroff empor-
ragenden Bergen erfüllt, aber fast durchweg Wüste.
Die Bewohner der Wüste sind mohammedanische Semiten. Die nomadischen,
räuberischen Beduinen, die reinsten Vertreter der arabischen Rasse, gefährden oft
die Kamelkarawanen der in Städten seßhaften Händler und der Pilger. Ihr Wohl-
stand besteht hauptsächlich in ihren Schafherden, die von einer Steppenweide zur
anderen getrieben werden.
Staatlich unabhängig von der Türkei sind:
a) Oman, dessen von England beeinflußter Herrscher in der Handels- und Hafen-
stadt Maskat wohnt, dem Hauptsitze der Perlenfischer.
d) Der britische Küstenanteil mit dem wichtigen Freihafen Aden, einem Haupt-
sammelplatz der Dampferlinien.
c) Im oasenreichen Nedsched das Reich der Wahabiten.
Alles übrige Land beansprucht die Türkei. Der Hasen *Dschidda am
Roten Meere führt die Pilger zur „Mutter der Städte", zu Mohammeds Geburtsort
**Mekka (Käaba). *Med:na ist die Grabesstadt Mohammeds. Eine Bahn von
Damaskus nach den „heiligen Städten" längs der Pilgerstraße ist schon weit nach 3
im Betriebe.
Im wasserreichen Küstenland Jemen, dem „Glücklichen Arabien", gedeihen
Kaffee, der nach dem früher blühenden Ausfuhrhafen Mocha Mokkakaffee heißt,
und Harze von Myrrhen und duftenden Weihrauchbäumen.
Die Sinai-Halbinsel gehört zu Ägypten.
§ 39. 1. Vorderasien. — a) Die vorderasiatische Wüstentafel. 45
2. Südsyrien oder Palästina, das an Häfen arme Küstengebiet bis zur
Halbinsel Sinai, ist von einer langen, schmalen und tiefen Senkung^, in
der vom Antilibanon der Jordan durch zwei Seen zum Toten Meere
hinabfließt, in zwei Teile getrennt.
Die an Schwefel und Steinsalz reichen Ufer des dunkelblauen Toten Meeres
sind fast durchweg steil, die Wasseroberfläche liegt 400 m unter dem Meeresspiegel,
seine tiefste Bodenstelle — 800 m. Das Salzwasser des Sees hat einen widerlichen
Geschmack.
Die Grabensenke setzt sich nach 8 und im Meere längs der Ostküste der
Halbinsel Sinai' fort.
Zu beiden Seiten der Grabensenke liegen in Höhe von 500—1000 m Kalk-
steinschollen, die im S höher sind und zwischen dem Jordan und der Küste das
teilweise karstartige Tafelland von Palästina bilden.
Die Bevölkerung besteht größtenteils aus mohammedanischen Semiten
mit arabischer Sprache.
In fast 800 m Höhe liegt hier **Jeuifcilem2 (Bild 29). Von den Ein-
wohnern sind etwa ein Viertel Juden. Die durch eine Eisenbahn mit Jerusalem
verbundene Hafenstadt ist Jäfa. Deutsche Ackerbaukolouisteu bauen Südfrüchte
und Wein.
Im ostjordanischen Hinterland von Palästina bilden die Kalksteine
und Basaltflächen Steppen oder Steinwüsten.
3. Nordsyrien. Syrien wird im N begrenzt durch die Bergrandlinie
vom Golf von Jskenderün znmEnphrät. Die Steppe des Hinterlandes
ist unterbrochen durch die an Sümpfen, Seen und Baumwuchs reiche Senke
von Damaskus (700 m). Ostlich von dieser beginnt die graurote Wüste.
Die nördliche Fortsetzung der Jordansenke, das „Hohle Syrkn",
trennt den steil abfallenden Antilibanon vom Libanons dessen höchste, ans
Schutthalden aufsteigende Häupter (3300 m) glänzende Schneehauben tragen.
In Stufen fällt der Libanon zum Meere ab: hier liegt das Land der alten
Phöniker, ein mit Weinreben, Ol- nnd Fruchtbäumen gesegneter schmaler
Küstenstreifen mit guten Häfen, der die Bewohner auf das Meer wies,
l Siedlungen. Nordsyrien, das ebenso wie Palästina bei künstlicher Bewässerung
reiche Ernten zeitigt und ein treffliches Viehzuchtland sein könnte, gehört zum Tiirki-
schen Reiche. Die Syrer sind ein Mischvolk vorwiegend semitischer Abkunft. Der
Mittelpunkt des Handels in Nordsyrien ist fAleppo, die viertgrößte Stadt der
Asiatischen Türkei, ein sauberer, auch von vielen Christen bewohnter Ort, in der
Mitte das prächtige fDamäskus4, das „Auge des Ostens", die drittgrößte Stadt
der Asiatischen Türkei. Die Eisenbahnverbindung mit fBeirut15, dem Haupthafen
der ganzen Küste, hat seine Bedeutung als Ausgangspunkt der Karawanen noch
erhöht.
4. Stromland des Enphrat nnd Tigris. Unter Mesopotamien, dem
„Zwischenstromlands", versteht man heute das Tiesland vom Fuße der
1 Solche schmale und tiefe Versenkungen von Erdschollen heißen Gräben oder Graben-
senken. — 2 D. i. Befestigte Stadt. Wb. Lehmann Nr. 19. — 3 D t. Weißer Berg. —
4 D. i, Betriebsamkeit (Damast, Damaszener Klingen). — 5 D i. die Brunnen.
46
IV. Asien.
nördlichen und nordöstlichen Gebirge bis an die steil abstürzende Syrisch-Arabische
Wüstenplatte und bis zum Persischen Golf. Das Land ist durch die westöstlich
streichende Senke von Aleppo zum Mittelländischen Meere und durch
seine Ströme zum Persischen Golf geöffnet und darum heute als
Zwischenland zwischen Europa und Vorderindien (Bagdad-Bahn!)
wieder von größerer Bedeutung.
Der obere Teil ist hügelige Hochsteppe oder Wüste, der untere Wüste
oder Sumpfland. Nur geringe Reste des einst berühmten Ackerlandes, der
Anschwemmungen des Euphrät und Tigris, sind in Brauchbarkeit erhalten. Das
meiste Land ist durch den Verfall der Bewässerungsanlagen und Kanäle ver-
sumpft uud mit Schilf- und Rohrdickichten bestanden.
Nebenflüsse erhält der Euphrät in Mesopotamien überhaupt nicht mehr, der
Tigris nur von links, von den nordöstlichen Gebirgen. Beide Ströme werden
trotz Stromengen und Stromschnellen von Dampfern befahren.
Siedlungen. Die Bewohner, Hirtenstämme, sind hauptsächlich arabischer
Abkunft. Die auch von Kurden und Türken bewohnten Städte in dieser ältesten
menschlichen Kulturstätte treiben Handel und blühen, besonders in Nkdermeso-
potamien, durch die Briten wieder auf, die einen regen Dampferverkehr von Indien
durch den Persischen Golf hierher unterhalten. Bis *Basra am Schatt ermöglicht
die hohe Flutwelle großen Seedampfern den Zutritt. fBagdäd^, einst berühmter
Kalifensitz, ist durch Handel wieder zur zweitgrößten Stadt der Asiatischen Türkei
emporgekommen. **Mosul2 [moßüQ, Hauptort von Obermesopotamien, gegenüber
den Ruinen von Ninive, ist Straßenkreuzung. — Die (deutsche) Bagdad - Bahn
wird mutmaßlich bei el-Koweit enden und die Reise von England nach Vorderindien
um 6 Tage abkürzen.
b) Das gefaltete Borderasien.
§ 40. Das gefaltete vorderasiatische Gebirgsland bildet die westliche Fort-
setzung des innerasiatischen Faltengebirgsgürtels. Es stellt die Ver-
bindnng nach den europäischen Faltengebirgen dar, die durch die Inseln
des Ägäischen Meeres vermittelt wird. Wegen seiner gebirgigen Natur und seiner
Ausdehnung vonWnach Ohat es, abgesehen von Kleinasien, für den Durchgangsverkehr
von Europa nach Indien keine Bedeutung.
Die vorderasiatischen Gebirgsketten ziehen in Bogenform von
0 nach W.
1. Kleinasien, ein hoher und breiter Brückenbogen zwischen Asien
und Europa, so groß wie Spanien, ist ein Hochland mit Randgebirgen.
Sein westlicher Teil zeigt eine Neigung nach dem Ägäischen Meere hin und
hat durch die Ausläufer westöstlich gerichteter Gebirgsketten eine stark ge-
gliederte und inselreiche Küste erhalten. Sonst ist die Halbinsel nach N
abgedacht, wie der Lauf seines Hauptstromes, des Kisil Jrmäk^, zeigt.
Längs der nördlichen Fortsetzung des Jordangrabens streicht der größten-
teils aus vulkanischen Gesteinen bestehende Antitaurus. Der Taurus, im S
1 D. i. Geschenk Gottes. - 2 5). i, Verbindung (früher war dort eine Schiffsbrücke).
3 D. i. Roter Fluß.
1. Vorderasien. — b) Das gefaltete Vorderasien.
47
der Halbinsel, steigt beträchtlich höher. Er trägt im Winter Schnee ans seinen
Häuptern. Die höchste Erhebung Kleinasiens jedoch ist der erloschene Vulkan
Erdschiäs^ (4000 m) auf der inneren Hochebene.
Das Klima der Halbinsel ist mittelmeerisch, subtropisch-milde wie das griechische.
Im 8 herrschen die Winterregen, im N die Frühjahrs- und Herbstniederschläge vor.
Ölbaum, Südfrüchte, Wein und Getreide gedeihen vor allem an der nach dem Meere
hin aufgeschlossenen Westküste, wo wie im Altertum so auch heute der Hanptsitz der
Kultur sich befindet. Das Innere ist infolge der Randgebirge regenarm, dazu von
den Türken entwaldet und großenteils als Weide der Schaf- und Ziegenherden
benutztes Steppenland.
Die Bewohner sind ganz vorwiegend Ackerbau und Viehzucht treibende,
osmanische Türken, ritterliche, gastfreundliche und würdevolle, aber energielose,
sorglose und als Beamte bestechliche Mongolen, die sich mit der alten Bevölkerung
stark gemischt haben. Durch sie wurde der im Altertum blühendste Teil Vorderasiens
in Verfall gebracht. Den nächstwichtigen Volksteil bilden die Griechen, die als
Händler, Fischer und Bauem besonders an den Küsten wohnen. Dazu kommt
noch eine Anzahl kleinerer Völker, so die im Handel geschickten Armenier.
An Mineralschätzen werden von Ausländern Schmirgel und Meerschaum ge-
Wonnen. Den Fremden, besonders den Deutschen, verdankt das Land auch seine
Erschließung durch den Bau von Eisenbahnen, deren eine Linie bis *Ängora führt,
während die Anatolische Bahn 200 km über *Könia hinaus im Betrieb ist und als
Bagdäd-Bahn fortgesetzt wird.
Staatlich gehört Kleinasien zum Türkischen Reiche.
Siedlungen. fSmyrna, die einzige Großstadt in Kleinasien und die größte
Stadt der Asiatischen Türkei, wurde durch Eisenbahnverbindung nach dem Jnnem der
Hauptausfuhrplatz für Südfrüchte, Teppiche, Schmirgel. **Skütari am Bosporus
ist der Begräbnisort der Türken Konstantinopels. **Brnssa2 hat Seiden- und
Teppichfabriken.
Von den Inseln um Kleinasien ist Cypern britischer Besitz. Die Bewohner
sind meist Griechen. Nur der Weinbau liefert gute Erträge. Unter den westlichen
Inseln ist Rhodos der Hauptsitz der Schwammfischerei, Ehios und Samos führen
Südfrüchte und Wein aus.
2. Armenien. Hier hat die Erdrinde besonders starke Pressungen und
Faltungen erfahren, und mächtige vulkanische Ausbrüche sind erfolgt,
die weite Strecken mit Lavadecken überzogen und Kegelberge von Montblanc-
Höhe aufgebaut haben, wie den Ärärät^ (5200m), der die Grenze dreier
Staaten bildet. Armenien ist stark befeuchtet und das Quellgebiet des
Euphrät und des Tigris, auch reich an (teilweise großen) Seen.
Die beträchtlichen Niederschläge machen das rauhe Klima des Hochlandes
noch unwirtlicher. Die Täler sind milde und fruchtbar.
Der türkische und der persische Anteil leiden außerdem unter schlechter Ver-
walwng und dem Mangel an Verkehrsstraßen und an schiffbaren Flüssen, der
türkische Teil dazu noch durch die Einfälle der räuberischen, mohammedanischen
1 $>. i. Weißer Berg. — * Benannt nach Prusias, dem Könige von Bithynien. —
8 D. t. Steiler Berg.
48
IV. Asien.
§ 40.
Kurden, der Bewohner Südarmeniens. Der russische Teil wird besser regiert
und hat brauchbare Landstraßen.
Die Armenier sind Mittelländer und griechische Christen. Sie wohnen
in halbunterirdischen Häusern als Bauern und Viehzüchter. Ausgewanderte Armenier
haben sich als Kaufleute und Bankiers in den großen Städten des Orients nieder-
gelassen. Doch erfreuen sie sich keines guten Rufes.
Siedlungen. *Trapezünt oder Tirabzön, das Eingangstor zu Türkisch-
Armenien, ist der wichtigste Hafen an der Südküste des Schwarzen Meeres. Die
einzige Großstadt besitzt Persisch-Armenien in fTäbris, das in früheren Jahr-
Hunderten mehr als doppelt so groß war und noch jetzt ein bedeutender Markt ist.
3. Ganz anders gestaltet und reich an Gegensätzen ist Kankasien. Es be-
steht aus drei Teilen.
a) Transkaukasien, das Land zu beiden Seiten des Kurafluffes, ist
eine große Grabensenkung, deren fruchtbare Oberfläche teils hügelig, teils
eben ist. Sein mildes Klima läßt Getreide, Wein, Südfrüchte, den Ol-
und Maulbeerbaum üppig gedeihen und rief eine größere Volksdichte hervor.
b) In der Mitte erhebt sich zwischen dem Schwarzen Meere und dem
Kaspischen See der Kaukasus, der so lang, aber höher wie die Alpen ist.
Der von Gletschern umpanzerte, erloschene Vulkankegel Elbrus^ überragt
den Montblanc noch um 800 in. Der Kaukasus bildet ein Dach, das nach
N sanfter geneigt ist als nach Süden. Er besteht aus einer Anzahl Ketten,
die von WNW nach OSO streichen. Eingeschlossene Hochländer fehlen ihn:.
Das Hochgebirge entstammt wie die Alpen der jüngeren Erdzeit. Es hat trotz
vieler Quertäler Mangel an bequemen Pässen. So liegt der am tiefsten ein-
geschartete Paß, über den von *Wladikawkäs eine gute Kunststraße nach Tislis
führt, fast 2400 m hoch. Der Kaukasus ist eine geschlossene Mauer, eine Klima-
und Völkerscheide.
c) Ziskaukasien, das Land vom Fuße des Kaukasus bis zur Manytsch-
Niederung, hat trockenes Klinta und ist eine dünn bevölkerte Steppe.
Die Bevölkerung besteht aus vielen verschiedenen Völkerschaften. Im N des
Hauptkammes sind sie mohammedanisch, im S christlich. Alle treiben vorwiegend
Viehzucht. Meist von Ausländern werden die Mineralschätze (Kupfer, Maugan)
gehoben. Berühmt sind die reichen Naphthaquelleu2 an der Halbinsel bei fBakü.
Sie haben die hervortretendste Großindustrie Rußlands erzeugt. Das Erdöl wird
in einer gewaltig langen Röhrenleitung durch gauz Transkaukasieu uach dem Hasen
*Batüm3 am Schwarzen Meere geleitet.
Hauptort ist das herrlich gelegene fTiflis^.
Kaukasieu gehört zu Rußland.
4. Das Hochland von Jran^ ist ein stark gefaltetes, im Mittel etwa 1000m
hohes Land. Es wird von hohen Raudgebirgen umgeben. Jm Elburs^,
südlich vom Einbruchsbecken des Kaspischen Sees, haben vulkanische Massen
den Demawend zu 5700 m Höhe aufgeschüttet. Die Faltentäler Irans sind
1 D. i. Hoher Berg. — 2 Sie lieferten 1902 mehr als 10 000 Millionen kg. Mit dem
Erdpech werden Lokomotiven und Dampfer geheizt. — 3 2). i. Tiefer Hafen. — 4 2). i. Warm-
stadt, vgl. Teplitz. — ^ D. i. Land der Arier. — « D. i. Hohes Gebirge.
2. Westasien.
49
großenteils durch Schutt und Geröll der Berge und durch massenhaft vom
Winde hergetragenen Sand und Staub (Löß, § 236, Fig. 60 und S. 53 Anm. 3)
ausgefüllt. Die Ostseite ist abgeschlossen durch das parallel dem Indus der-
laufende Suleiman-Gebirge, ein Karstgebirge^, das steil und zerrissen nach
0 abfällt. Die Verbindung Irans mit Zentralasien vermittelt der Hinduküsch^.
Wie den Verkehr nach N, 0 und W, so erschweren jäh abstürzende, Parallel
streichende Gebirgsketten im 3 den Zutritt zum nahen Meere.
Das Klima weist sehr starke Gegen sähe zwischen Sommer und Winter auf.
Die Niederschläge sind an den Rändern reichlich, im Innern infolge der
Randhöhen sehr spärlich. Daher ist das Innere meist Steppe. Der Ufersaum
der Flüsse und die Randgebirgslandschaften sind dagegen von üppigster
Fruchtbarkeit (Rosengärten von Schiräs). Die Niederschläge fallen meist im
Winter. Nur der 80 dankt dem Monsünwind Sommerregen. Aber in den abfluß-
losen Gebieten des Ostteils liegen öde Wüsten. Sie sind von einer Salzkruste über-
zogeue, blendend leuchtende „Salzwüsten" und gleichen Schneefeldern.
Die Bevölkerung ist indogermanisch und mohammedanisch, aber seit den
ältesten Zeiten mit dem geringeren Volksteile, nomadisierenden Tataren, gemischt.
Das im Altertum blühende Land haben schlechte Verwaltimg und Verfall der
Bewässemngsanlagen und Wege sehr heruntergebracht.
Der Bergbau ist in den erzreichen Ländern noch unentwickelt, als Hausindustrie
blüht die Teppichknüpserei. Etwa die Hälfte vom Handel Persiens beherrscht
Rußland, England hat das Übergewicht in den östlichen und südlichen Ländern.
Staatlich gliedert sich die Landschaft in Persien, Afghanistan und das britische
Schutzgebiet Balutschistan.
a) Persien, dreimal so groß wie das Deutsche Reich, hat etwa 10 Millionen Einw.
ff Teheran ° ist der erste, mit Täbns wetteifernde Handelsplatz des Landes. Die
Stadt ist von Lehmmauern umgeben und hat enge, schmutzige Gassen, große Plätze
und reiche Bazare. Die Residenz des Schah [schach] liegt in herrlichen Gärten.
An der Südstraße in einer Flußoase das Handels- und gewerbtätige **Jspahän.
Die Häsen der Südküste werden regelmäßig von britischen Dampfern aus Indien,
neuerdings auch von deutschen aufgesucht.
b) Afghanistan, so groß wie das Deutsche Reich, hat 5 Millionen Einwohner.
Es verdankt als Durchgangsland zwischen Vorderindien und Tnrän der Eifersucht
zwischen Rußland und England seine Selbständigkeit.
**Käbul. In den gepflasterten Straßen und den Fenstern nach der Straßen-
seite zeigt sich der europäische Einfluß.
c) Balutschistan, halb so groß wie das Deutsche Reich, ist öde und großenteils wüsten-
hast. Daher hat es eine nur geringe Volksdichte und nur unbedeutende Siedlungen.
2. Westasien.
§ 41. Westasien umfaßt das mit Rußland aufs engste verwachsene und
ihm gehörige große Gebiet, das, zehnmal so groß wie das Deutsche Reich, von
den Randgebirgen Irans und vom Hindukitsch bis ans Nördliche Eismeer, vom
Kaspischen See und vom Ural bis an den Fuß der innerasiatischen Gebirge
und zum Bergland östlich des Jenissei sich ausdehnt. Die ganze Landschaft ist
1 Ähnlich dem Gebirge in Krain. — 2 <$. i. Hindugebirge. — » D. i. die Reine
E. von Sehdlitz, Geographie. B. Nbtg. 4g
50
IV. Asien.
Meeresboden, der erst in junger Erdzeit von der Wasserbedeckung srei ge-
worden ist. Sie gliedert sich in drei natürliche Teile.
a) Das Tiefland Turan oder Westturkestan.
Dieser südwestliche Teil vermittelt den Zugang von Rußland
nach Tibet und China einerseits, nach Afghanistan und Vorder-
indien anderseits.
Das Klima ist binnenländisch und zeigt starke Gegensätze. Da die Nieder-
schlage im gesamten Tieslande äußerst gering sind, so entstand hier ganz
überwiegend eine Wüste, und zwar im W eine Fels- und Kieswüste, im
80 eine im Frühling blumenreiche Lehm- und Salzwüste, im Innern
aber eine große Sandwüste, deren Dünen nach 3 wandern. Zwischen der
Wüste und den stark mit Niederschlägen benetzten Randgebirgen
liegen zahlreiche, bei genügender Bewässerung äußerst fruchtbare Lößoasen.
Die Oasen werden von den meist im Sande verrinnenden Flüssen her künstlich
bewässert und bringen in der Gluthitze des Sommers Weizeu, Wein, Südfrüchte,
Kürbisgewächse und Baumwolle schnell zur Reife. Die westasiatische Baumwolle
macht die russische Baumwollindustrie von ausländischer Zufuhr unabhängig.
Zwei große, schiffbare Flüsse, der Ssyr uud der Amü, durchziehen das
Tiesland und münden in den abflußlosen Aralsee^, einen flachen, schwach-
salzigen Steppensee. Die Oberfläche des Kafpifchen Sees liegt 26 in unter
dem Meeresspiegel. Auch das Land nördlich vom See gehört dieser Senke an.
Der durch Einbruch von Erdschollen entstandene See ist iin S über 1000 m tief,
wird dagegen im N durch die Sinkstoffe der Flüsse immer mehr verflacht. Sein
Wasser ist salzig, besonders in dem östlichen, fast abgeschlossenen Busen.
Die durchweg mohammedanische Bevölkerung besteht aus nomadisierenden,
Schafe züchtenden Turkmenen und aus Ackerbau treibenden Sarten^, einem
Mischvolke mit indogermanischem Typus und mongolischer Sprache.
Die Transkaspische Bahn, die Bahn Moskau—Orenburg—Taschkent
(fast 5000 km, Reisedauer von Moskau bis zur chinesischen Grenze 6 Tage) und die
Süd bahn an die afghanische Grenze erschließen das Land.
Dauemde Besiedlung findet sich nur an Flüssen und Oasen. Die Fürsten-
tümer Buchära, dessen Hauptstadt **23uchara3 Mittelpunkt des Landhandels
zwischen Indien und Europa wurde, und Chiwa sind von Rußland abhängig.
•(•Taschkent, der Vereinigungspunkt der südlichen und der nördlichen Bahn,
ist ein bedeutender Handels- und Fabrikplatz mit einer prachtvollen russischen Neustadt.
b) Die Kirgisensteppe.
Nach N geht Turän allmählich in die Kirgisensteppe über. Diese ist
größtenteils Bergland mit Erhebungen über 1000 m und Hügelland,
arm an Wald, reich an kleinen Seen und Flüssen, die in der Steppe versiegen.
Im 0 liegt der seichte, trübe und trotz der Abslußlosigkeit von Süßwasser
erfüllte Balkäsch^. Das Land birgt viel Steinkohlen, Kupfer, Silber und Gold.
1 Aräl, türkisch — Insel, also wohl Jnselmeer. Der See ist so groß wie Bayern.—
2 D. i. Ansässige. — - Türfisch - Stadt der Wissenschaften, Gelehrtenstadt. — ^ Türkisch
— weit ausgedehnter See.
2. Westasien. — 3. Nordasien.
51
Die Bewohner, Kirgisen oder KasäN, sind Nomaden. Unter ihnen haben
sich viele europäische Russen als Kolonisten (Weizen- und Baumwollbauem, Vieh-
Züchter) angesiedelt.
c) Die Westsibirische Tiefebene.
Das Klima weist äußerst schroffe Gegensätze auf zwischen Winterkälte
und Sommerhitze. Die nördlichen Gegenden haben eine Jahrestemperatur
von —15°. Der spärliche Niederschlag fällt meist im Sommer, im
Winter herrscht Trockenheit, darum ist die Schneedecke dünn und der
Boden bis in beträchtliche Tiefe gefroren. Er taut nur an der
Oberfläche auf, und so ist die Tiefebene großenteils von Sümpfen bedeckt.
Der ^ ist Tundra, der 8 Waldland und der ^ Grassteppe. Wo Steppe
und Waldland zusammenstoßen, ist der Boden in breitem Streifen wie in
Rußland für Ackerbau geeignet. Die sibirischen Vegetations-
Verhältnisse sind ein Abbild derjenigen des Europäischen Rußlands,
jedoch tritt die Tundra verhältnismäßig viel umfangreicher auf.
Nach 0 nehmen die überall starken Gegensätze zwischen Sommerwärme
und Winterkälte zu.
Der Ob-Jrtisch hat das größte Stromgebiet unter den asiatischen Flüssen.
Auch der Jenissei hat sich in dem gewaltigen Tiefland zu einem Riesenstrom
entwickelt. Aber sie sind nur im Sommer schiffbar, da sie die Hälfte des Jahres
zugefroren bleiben und dann bequeme Schlittenbahnen bieten. Ihr Unterlauf
taut erst spät auf. Dadurch werden große Überschwemmungen im Tundra-
gebiet verursacht. Das Eismeer ist an der Küste etwa ein Vierteljahr eisfrei,
hohe Gebirge und Wüsten sperren es von Vorderindien und China ab. Darum
ist Westsibirien ausschließlich auf den Landverkehr mit Rußland hingewiesen.
Sein Aufschwung läßt sich nur durch den Bau von Schienensträngen erreichen.
Bevölkerung und Wirtschaftsgeogrcchhisches. Den N bewohnen in spärlicher
Zahl arktische Naturvölker mongolischen Stammes als Jäger (Pelztiere!),
Fischer und nomadisierende Viehzüchter. Im 8 haben sich, besonders zu beiden
Seiten der Sibirischen Eisenbahn, der einzigen großen Verkehrsader des Landes,
zahlreiche russische Kolonisten, die von Viehzucht, Ackerbau, Bergbau (Gold,
Silber und Blei im Altäi) und Waldnutzung leben, mit den Mongolen zu dem
neurussischen Stamme der Siberiäk vermischt.
Beim Hauptort **Toms! kreuzt sich die Bahn und eine wichtige Flußstraße.
3. Nordasien.
§ 42. Jenseit des Jenissei erhebt sich das bergige Land Ostsibiriens,
Nordasien. Das Innere ist eine tafelartige Erdscholle, die im 8 von Falten-
gebirgen umrandet wird: dem Ssajanischen Gebirge, dem Jablonöi-
Gebirge u. a. In diesen liegen tiefe Grabensenkungen. Die bedeutendste
ist die des Baikälfees.
1 So nennen sie sich selbst, d. i. - Kosäk.
4*
52
IV. Asien.
Seine Tiefe beträgt über 1600 m. Der Boden des Sees reicht 1100 m unter
den Meeresspiegel hinab und bildet die tiefste Senke aller Festländer.
Weite Tundren bedecken den ganzenN und NO. Längs der Flüsse springt
der Wald, der den größten Teil Nordasiens überzieht, ins Tundrengebiet vor.
Bis 65° N reift in der Waldregion noch Sommergetreide.
In Kamtschatka erheben sich über dem Mittelgebirge gewaltige Vulkan-
berge bis zu Montblanc-Höhe. Ihre rauchenden oder feurig überhauchten
Schneegipfel ragen über grüne Küstenniederungen, dunkle Kiefernwälder uud
kahle Mittelgebirgsfcheitel empor.
Das Klima ähnelt dem westsibirischen, aber, da das Land im 8 durch
Gebirgsketten der Einwirkung südlicher Winde entzogen wird und nur den
Nordwinden Zutritt gewährt, so ist es noch kälter und durch die schroffsten
Gegensätze auf der ganzen Erde gekennzeichnet. Bei Werchojänsk an der
Lena beträgt die Mitteltemperatur im Jauuar —51° bei einer Juliwärme
von >15°. Die tiefste gemessene Temperatur betrug fast genau —70° (§ 46/3).
Die Niederschläge im Innern sind dürftig, sie fallen meist im Sommer.
Besser ist die Ostküste bedacht, die im Herbst ihre Regenzeit hat. Die Schnee-
fälle sind gering. Die gefürchteten Schneestürme wirbeln nur den spärlich ge-
sallenen, trockenen Schnee vor sich her.
Bewohner und Besiedlung. Von den Eingeborenen des sehr dünn besiedelten
Landes sind die von Viehzucht, Fischfang und Pelztierjagd lebenden Jakuten
nach Zahl, Begabung und Anpassungsfähigkeit am wichtigsten. Zahlreich sind im
südlichen Teile russische Kolonisten und Verbannte, die vorzugsweise im Wald-
bezirk und in der Nähe der Transsibirischen Bahn (von Berlin bis Peking
18 Tage) sich angesiedelt haben. Getreideernten, Zucht von Rindern, Schafen
und Pferden, Fischfang und der Reichtum des Landes an Gold, Silber, Graphit,
Kohlen und Eisen machen Sibirien zu einem Lande der Zukunft.
Der Hauptort **Jrkütsk ist prächtig gebaut, das „Klein-Paris" Sibiriens.
4. Ostasien.
§ 43. Ostasien hat scharf abtrennende natürliche Grenzen: im 0 den
Stillen Ozean, im S die Gebirgsgrenze gegen die hinterindischen
Staaten, im N die Südwestbucht des Ochotskischen Meeres, im W die
Randgebirge Jnnerasiens.
In diesem Gebiet wechseln große, durch Einbruch der Landschollen ent-
standene Tiesländer mit Faltengebirgen ab, deren steiler Abfall nach
dem Meere hin gekehrt ist.
a) Die Amürländer, die Mandschurei und Korea.
Die Westgrenze bilden das Chingan^schingün^-Gebirge und seine nörd-
lichen Fortsetzungen. Größtenteils gehört das Land zum Gebiet des mitt-
leren und unteren Amur (S. § 46,9).
Kalte Meeresströmungen, die aus dem Bering-Meere kommen, und die im Winter
aus dem eisigen Jnnerasien hinauswehenden kalten Winde erniedrigen die Temperatur.
Das Mstenmeer bleibt ein halbes Jahr zugefroren.
§ 43, 4. Ostasien. — a) Amurländer, Mandschurei, Korea. — b) China. 53
Die Bevölkerung besteht meist aus Mongolen, im N aus Tuuguseu und Russen,
im S aus Maudschu, Chinesen, Koreanern. Mit Ausnahme des nördlichen Streifens
liefern Ackerbau, Viehzucht und Bergbau guten Lohn.
Der russische Hauptort und Endpunkt der Sibirischen Bahn ist «Wladiwostoks
der im Winter vereisende Hafen am Japanischen Meer. Den chinesischen Hanptmarkt
bildet fMukden, die Begräbnisstätte der chinesischen Kaiser.
Die Halbinsel Korea, ein Kaiserreich von 10 Millionen Einwohnern, geriet
in Abhängigkeit von Japan. Es ist vorwiegend ein Landwirtschaftsland (Reis,
Bohnen), führt aber auch Kupfer und Gold aus.
fSöul [ßausj ist eine Stadt von chinesischem, schmutzigen Aussehen.
Japanisch sind die früher russischen Pachtungen an eisfreien Buchten des
Gelben Meeres: Port Arthur, der Kriegshafen, und Dalni 2, ein großartig
angelegter Handelshafen. Dorthin führt eine Abzweigung der Sibirischen Bahn.
b) China.
China, das Drittel des Chinesischen Reiches, in dem 97% der chinesischen
Reichsbevölkerung wohnen (§ 47), ist der halbkreisförmig vorspringende Teil
Ostasiens zwischen den Golfen von Tfchili und von Tongking. Es
zerfällt durch die Ausläufer des Kuenlun [kwenhm] in einen nörd-
lichen und einen südlichen Teil.
Zwischen beiden Teilen bestehen große Unterschiede.
1. Der Nord teil ist ebener und größtenteils Tiefland, hat fruchtbaren
Lößboden3 (§ 236, Fig. 60) und reiche Steinkohlenfelder, wenig Baumwuchs,
kahle Berge und reiche Ackerfluren in der Ebene (Weizen, Hülsenfrüchte, Baum-
wolle). Dieses „Land der gelben Erde" gehört zu den gesegnetsten Gegenden
der Erde. Den Verkehr vermitteln fahrbare Straßen, die Kamele, Pferde, Maul-
tiere und Esel beleben. Zuweilen verursacht der aus seinem Bette ausbrechende
Hoangho* verheerende Überschwemmungen. Er hat keinen großen Wert für
die Schiffahrt. Das Klima ist rauher, der Winter trockener als in Südchina.
2. Südchina hat steile, schluchtenreiche Gebirge, denen auch breite
Täler nicht fehlen. Es besitzt üppigeren Baumwuchs, mittelmeerische
Vegetation mit immergrünen Sträuchern und baut vorwiegend Reis
(Bild 31), Tee (Bild 33), Zuckerrohr (Bild 15), Baumwolle und Maul-
beerbäume^. In den Gebirgen hat Südchina nur schmale Saumpfade
1 D. i. Beherrscher des Ostens. — 2 SD. t. die Ferne.
3 Der Löß ist ein kalkhaltiger und toniger, gelblicher Sand, der durch Winde seit
Jahrtausenden aus dem Gebirge ins Chinesische Tiefland getragen und von Gräsern und
Kräutern festgehalten wird. Er unterscheidet sich von Lehm durch sein poröses Gefüge
und die senkrechten Röhrchen, die von den Graswurzeln herrühren und den Abbruch in
senkrechten Wänden erklären. Ausreichend bewässert, zeigt sich der Löß äußerst fruchtbar.
Daher ist die Volksdichte im Chinesischen Tieslande, wo er in oft 600 m hohen Schichten
lagert, staunenswert. Wb. Hölze! Nr. 39.
4 Der Hoanghö, d. i. Gelber Fluß, wegen seines schaumigen, gelben Lößschlammes
so genannt, hat wie andere chinesische Flüsse durch Ablagerung der Sinkstoffe sein Bett
im Unterlauf erhöht und mußte darum eingedämmt werden. Solche Flüsse eignen sich
gut zur Bewässerung des Landes. Ihre Dammdurchbrüche sind aber äußerst gefährlich.
— Nach dem weit über das Salzwasser sich verbreitenden gelben Wasser heißt auch das
Meer, in das der Hoünghö mündet, „Gelbes Meer".
5 Für die Zucht der Seidenraupen. China erzeugt etwa die Hälfte der gesamten Rohseide.
54
IV. Asien.
für Maultiere und Pferde, in den Tälern dagegen blüht die Schiffahrt auf
Flüssen und Kanälen. Der Jantfekiäng ist von Seedampfern bis
Hankan^ und von Flußdampfern und Seglern (Dschunken) bis Zum Aus-
tritt aus Jnnerafien reich belebt.
Klima. Im heißen Sommer wehen die feuchten Monfünwinde vom Meere
ins Land und bringen beträchtliche Niederschläge. Im Winter wehen die
kalten Winde aus Jnnerasien heraus und bedecken die Küstenteile des Gelben
Meeres weithin mit Eis. Peking, das auf dem Parallel von Neapel liegt, ist dann
kälter als Stöckholm. Im S reicht die Herrschaft der kalten Nordwest-
lichen Winterwinde bis nach Känton, aber sie hindern in Südchina den Anbau
subtropischer Pflanzen nicht.
Deswegen ist China das Land des mannigfaltigsten und ergiebigsten
Ackerbaues.
Seine meist noch ungehobenen Mineralschätze sind gewaltig. Neben Edel-
metallen und Porzellanerde bestimmen es besonders die riesigen
Kohlen- und Eisenlager zum Großindustriestaat der Zukunft.
Die Bevölkerung ist durchweg mongolischer Abkunft. Die Volksdichte ist in
einigen Küstenbezirken so groß wie in Belgien. Auf je fünf Bewohner der Erde kommt
ein Chinese. Die Chinesen strömen massenhaft als Lohnarbeiter, „Kuli", in die
Küstenländer des Stillen Ozeans und in andere Länder.
Das alte Volk der Chinesen steht unter der Botmäßigkeit der an Zahl viel ge-
ringeren Mandschn (Zopfträger), die trotz der Großen Mauer2 1644 aus der
Mandschurei eindrangen (Bild 30). Jahrtausendelang durch die natürlichen Grenzen
von der Berührung mit anderen Kulturvölkern abgesondert, sind die Chinesen
zum größten Kulturvolk der mongolischen Rasse geworden. Ihre durchaus
eigentümliche Bildung erreichte in langsamem Vorwärtsschreiten früh eine
bedeutende Höhe. Aber sie sind neuerungsfeindlich und nehmen dämm fremde
Fortschritte nur widerstrebend an. Auch im Staats- und Familienleben, in dem die
Frau eine wenig geachtete Stellung innehat, halten sie an dem uralten Herkommen fest.
Der Chinese erweist sich fleißig, höflich, mildtätig und gutmütig, aber auf Geld-
erwerb erpicht und sparsam in einem Grade, daß er der „geborene Erwerbsmann" ist
und der Wettbewerb weißer Arbeiter mit ihm unmöglich erscheint. Hervorragend ist die
Geschicklichkeit der Chinesen in der Herstellung von Seiden- und Baumwollgeweben,
in Lack-, Papier-, Porzellan-, Farbenbereitung u. a. Viele Erfindungen haben
die Chinesen schon lange vor den Europäern gemacht (Schießpnlver, Buchdruck,
Porzellan, Papier u. a.). Alle Gewerbtreibenden sind zu Zünften vereinigt. An-
erkannt wird die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit des chinesischen Kaufmanns. Der
kleine Straßenverkäuser dagegen sucht den Fremden gem zu übervorteilen.
Überhaupt zeigt der Chinese in den Küstenstädten Mißtrauen gegen Fremde, denen
zurzeit erst 30 „Vertragshäfen" geöffnet sind. So ist China dem Welthandel noch
wenig erschlossen. Den Hauptanteil am chinesischen Handel hat das Britische
Reich. Japan, die Union und das Deutsche Reich folgen in weitem Abstände. Aber
der deutsch - chinesische Handel ist trotzdem sehr bedeutend und in schnellem
Aufschwünge. Das Deutsche Reich unterhält wie alle anderen Welthandelsstaaten
Postdampferfahrten nach China und eine hochentwickelte Küstenschiffahrt.
1 Diese Strecke entspricht der Entfernung Hamburg—Trifft.
2 Wb. Wünsche Nr. 7.
§ 43. 4. Ostasien. — b) China. — c) &te ostasiatischen jnselbogen. 55
Die drei in China verbreiteren Religionen, die Sittenlehre desKonfntfe,
der Buddhismus und der Taoismns, sind sämtlich ohne Weiterentwicklung ge-
blieben und verknöchert. Im W wohnen viele Mohammedaner, im 0in geringer
Zahl (etwa 1 Mill.) Christen.
Staatliches. Der Kaiser des Riesenreiches, das 20mal so groß wie das
Deutsche Reich ist, aber nur 5,5 mal so viel Einwohner hat, herrscht als
„Sohn des Himmels" über das sich nicht selten empörende Volk. Seine Beamten,
von den Europäern „Mandarinen" genannt, steigen aus allen Volksschichten
mittels wissenschaftlicher Prüfungen zu den höchsten Staatswürden empor.
Besiedlung. Bei der Vorliebe der Chinesen zum gedrängten Zusammenwohnen
ist die Zahl der großen Städte seit alters beträchtlich. Diese sind an den Flußstraßen
oder an den Buchten der Mste gegründet.
Im N: fff Peking nahe den Gebirgstoren nach Jnnerasien, besteht aus zwei
durch eine Mauer getrennten Städten (Mandschu- und Chinesenstadt). Der Kaiser-
Palast, viele Tempel und Moscheen, die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften
unterscheiden hauptsächlich Peking von anderen chinesischen Großstädten. Sein See-
Hasen ist -j-Tieutsiu, aus gelbem Lehm erbaut, schmutzig, übelriechend und im
Sommer staubig, als Nordende des Kaiserkanals ein Brennpunkt des Verkehrs
zwischen Nord- und Südchina.
In der Mitte ist fff Sch ängh a i das Eingangstor zum reichen Tal des Jäntsekiäng,
Mittelpunkt des Tee- und Seidenhandels, Hauptziel der fremden Dampfer, mit
großer Europäerstadt. Am Jäntsekiäng liegt fHankan-Wutschang, als Endpunkt
der europäischen (besonders britischen und deutschen) Seedampferfahrt der Haupt-
stapelplatz europäischer, meist britischer Kaufleute.
Im 8 wurde den Fremden zuerst geöffnet der Hafen -s-Känton. Die Stadt
hat gewaltigen Umfang, enge Straßen voll dichten Menschengedränges und bildet
die bedeutendste Industriestadt Chinas. Ein großer Teil der auf wenigstens 800 000
und höchstens auf 2,5 Mill. geschätzten Stadtbevölkerung wohnt in der „Schiffstadt"
auf dem Strome (Bild 32).
Von den fremden Besitzungen^ entwickelte sich Hongkong, die britische
Insel mit der Stadt fViktoria, zum Hauptmarkt für die Südprovinzen Chinas
und zum wichtigsten Landungsplatz aller großen Dampferlinien.
In Schautuug ist Tsiugtau (§ 51) der Haupwrt der deutschen Pachtung
Kiautschou ^kjaudschö-u^.
c) Die ostasiatischen Jnselbogen.
Die Jnselbogen beginnen im N mit Kamtschatka und dem Kurilen-
bogen, dann folgt der Japanische Jnselbogen von Sachalin über Jeso,
(Nippön oder) Hondö nach Kiuschiu, darauf der Riukiubogen^, der bis
Formöfa über den Nördlichen Wendekreis hinausreicht.
Die Jnselbogen sind der Rest der versunkenen Landbrücke zwischen dem 8 und
Kamtschatka. Sie haben viele tätige Vulkane. Die Japanischen Inseln leiden unter
1 D. i. Nordresidenz. Pe = N, Nan = S, Tung = O, ©i = W. Wb. Lehmann Nr. 36.
2 England, Portugal, Frankreich, Deutschland und Japan haben im Chinesischen Reiche
Besitzungen „gepachtet auf 99 Jahre".
15 Auch Liukiu geschrieben, da die Chinesen das „r" nicht sprechen.
56
IV. Ästen.
zahlreichen Erdbeben. Beide Erscheinungen beweisen, daß die Senkungen und
Scholleneinbrüche noch nicht zum Stillstande gekommen sind.
1. Sachalm wird von Mittelgebirgen erfüllt, hat kühle Sommer, eisige Winter,
ist sehr unwirtlich und für den Ackerbau ungünstig, aber stark bewaldet und reich an
Steinkohlen. Die nördliche Hälfte der auch durch Robbenschlag ergiebigen und von
wertvollen Fischgründen umgebenen Insel ist russisch, die südliche japanisch.
2. Die Japanischen Inseln, insgesamt etwa vier Fünftel so groß wie
das Deutsche Reich, haben rund 50 Millionen Einwohner (Tabelle § 47),
d. i. so viel wie Österreich-Ungarn, aber mehr als Großbritannien und Irland
oder Frankreich. Die Inseln sind sehr gebirgig. Durch ihre nach allen
Richtungen hin offene Lage beherrschen sie den Seeverkehr Ost-
asiens ähnlich wie die Britischen Inseln den Mitteleuropas.
Dadurch werden auch die Japaner auf die See, auf den Weltverkehr
gewiesen, besonders aber auf den Verkehr mit China und der Union.
Sämtliche Welthandelsvölker unterhalten mit Japan regelmäßige Dampferver-
bindungen. Das Deutsche Reich sendet Industriewaren, wissenschaftliche Jnstmmente
und Bücher nach Japan und holt Seide, Kampfer, Kupfer und Fette von dort herein.
Über den alten Grundgebirgen haben zahlreiche Vulkane gewaltige Kegel
ausgeschüttet. Der höchste und berühmteste Berg Japans ist der durch seinen
abgestumpften Kegel auffallende Fudschijäma (über 3700 m), der am Fuße
von dichtem Waldeskranz und am Gipfel von mächtigem Eisgürtel umschlossen
wird (Buntbild).
Japan ist besonders im 8 sehr fruchtbar und dicht bevölkert.
Das Klima ist ozeanisch und gesund, wärmer als das des gegenüberliegenden
Festlandes, aber im Jahresdurchschnitt um 5—7° kälter als in den unter gleicher
Breite gelegenen Plätzen des Europäischen Mittelmeeres. Der südliche Teil der
Inseln wird durch den Golfstrom des Großen Ozeans, den Küro-Schw, erwärmt.
Der X hat im Herbst, der 8 im Sommer seine Regenzeit. Die Niederschlags-
höhe beträgt etwa das Zwei- bis Dreifache der Norddeutschlands.
Die Bewohner des N sind bärtige Aino, knpserbraun und schwarzhaarig, die
zum Teil den Russen ähneln. In der Mitte "und im 8 wohnen die Japaner,
das vorgeschrittenste Volk der mongolischen Rasse. Die Japaner sind wie die
Chinesen höflich, freundlich und würdevoll, aber viel reinlicher als jene. Mit einem
erstaunlichen Nachahmungsgeschick gegenüber den Erfindungen Fremder verbinden
sie die Neigung, sich diese anzueignen. So leicht ihre Auffassungsgabe erscheint, so
groß ist ihre Oberflächlichkeit. Gerühmt werden ihr Sinn für Natur, ihre
opferwillige Liebe zum Vaterlande, ihr kühner Wagemut, ihr Ehrgefühl,
ihre Selbstbeherrschung, Arbeitsamkeit und Genügsamkeit. Aber sie gelten
auch für grausam, rücksichtslos selbstsüchtig und abergläubisch.
Seit etwa fünfzig Jahren haben sie mit Erfolg auch die europäischen Staats-
einrichtungen nachgeahmt und sind jüngst durch die Besiegung Rußlands eine in
die Weltpolitik eingreifende Großmacht, die Herren in Ostasien geworden.
An der Spitze des Staates steht ein Kaiser oder Mikado.
Religion. Die Japaner huldigen neben dem Buddhismus in großer Zahl
auch dem alten, aus Helden-, Ahnen- und Naturverehrung zusammengesetzten Volks-
glauben.
Der Fudschijama südwestlich von Tokio m).
Mit seinem abgestumpften, unten sanft von breiter Grundlage ansteigendem Kegel erhebt sich der heilige Berg, von einer blendend weißen Schneehaube gekrönt,
aus der lachenden Landschaft Nippons. Dieser Vulkan, der 1708 den letzten Ausbruch erlebte, wird viel von buddhistischen Pilgerscharen besucht. Im Vorder-
gründe eine Vorstadt von Tokio, rechts Schirmtannen.
5. Jnnerasien. — a) Die Randgebirge.
57
Wirtschaftliches. Die von der Küste entfemt wohnende Masse des Volkes nährt
sich von Ackerbau (Reis Md 31], Tee [23tld 33], Gerste, Weizen), Seiden-
raupenzucht, Viehzucht und Bergbau (Kohlen, Kupfer), dazu von Hausgewerben
(Lackwaren, Töpferei). Vom Küstenland aus bahnt sich ein mächtiger und schneller
Umschwung zum Großindustriestaat (Baumwoll-, Seiden-, Papier-, Eisen-
industrie, Schiffbau) an, der am Welthandel seinen Anteil fordert. Den Verkehr
vermitteln wie in Europa hauptsächlich Eisenbahnen, Post und Telegraphen.
Siedlungen. f Tokio, d. i. Osthauptstadt, ist in den alten Stadtteilen schmucklos
und unansehnlich, von dörflichem Aussehen, in den neuen eine moderne Großstadt.
Die Haupthäfen für den Auslandsverkehr sind: das China nahegelegene fNagasäki^
auf Kiuschiu (Bild 34), ffKöbe, -s-Osaka, der Hafen von ffKiöto, und ffJoko-
häma, der Hafen Tokios, auf Hondö.
5. Jnnerasien.
§ 44. Jnnerasien ist das zusammenhängende hochgelegene Ge-
biet der abflußlosen Wasserbecken und der diesen Raum rings um-
wallenden Randgebirge. Die Gewässer der Randgebirge fließen teils
nach den Meeren, teils nach den abflußlosen Seen Westasiens ab.
a) Die Randgcbirge.
Der Himalaja^ reicht vom Durchbruchstale des Indus bis zu dem des
Brahmaputra. Er ist reichlich doppelt so lang wie die europäischen Alpen.
Durch die Arten der Gesteine, durch die Dreizahl der Ketten (innere Kette, nörd-
liche und südliche Vorkette), durch die großartigen Erscheinungen der Vergletscherung
und die Verschiedenheit der nördlichen und der südlichen Randlandschaften ist er den
Alpen ähnlich. Er unterscheidet sich von ihnen dadurch, daß er für die Ströme
nicht die Wasserscheide abgibt, sondern von ihnen nach 8 durchbrochen wird,
ferner durch die Armut an Seen und tief eingeschnittenen Pässen.
Der Himalaja (Bild 35) ist das höchste Gebirge der Erde. An seiner
Südseite erhebt sich der eisumpanzerte Mount Everest smaunt ewereßt]
zu 8800 m.
Im W zieht ihm parallel die riesige Mauer des Kettengebirges Kara-
korüm^, das den zweithöchsten Berg der Erde aufweist, den Godwin Austen
[godwm ast'n] (8600 m). Der Karakorüm tritt im W nahe zusammen mit
dem Hinduküsch und dem Pamirs einem seenreichen und von breiten
Mulden durchzogenen Hochland (5000 m). Auch der Tienschans dessen
Ketten fächerartig nach NW sich öffnen, nähert sich ihm im W.
Auch im 0 ist Zentralasien abgeschlossen: 1. durch die meridional strei-
chenden Ketten des östlichen Tibet, die sich nach Hinterindien fortsetzen,
2. durch Randgebirge, von denen das Ehingan^fchingän]-Gebirge das
längste ist.
, Nr. 16. — 2 D. i. Wohnung des Schnees. Wb. Hölze! Nr. 32. —
D. i. Schwarzes Gebirge. — * D. i. türkisch = windige hohe Wüste. — 5 5). i. Himmels-
58
IV. Asien.
Nur im N hat die Umwallung Lücken, deren bedeutendste die breite
Mulde der Dsüngarei ist, eine Wüste mit Salzseen, Grassteppen und Oasen.
Die Dsüngarei senkt sich von 0 (1000 m) nach W. Sie ist eine Grabensenke
zwischen den Steilabsällen des Tienschan und des goldreichen Altäi. Wiederholt
diente sie mongolischen Volksmassen als Ausbruchstor nach W.
Am Baikälsee schließen die Südsibirischen Gebirge den Wall.
Die Gebirge haben sämtlich einen mit Vegetation bedeckten Fußgürtel und am
Außenrande dichten Wald. Darüber spannt sich ein breiter Schuttgürtel, und über
diesem folgt eine den Fels vor Verwitterung schützende Fimregion.
d) Der innere Teil Zentralasiens.
Dieses Gebiet ist das umfangreichste und höchste Hochland der
Erde. Es wird durch den Kuenlun, das längste der asiatischen
Gebirge, das „Rückgrat des Erdteils", in zwei Teile geschieden.
1. Das Hanhap ist der größere Teil. Es nimmt von SW (1500 m) nach
NO an Höhe ab und bildet vorwiegend eine Sandwüste mit Steppen und
Oasen, im 0 dagegen meist eine Kieswüste.
Der abflußlose westliche Teil ist Ostturkestän oder das Tarimbecken.
Es heißt so nach dem einzigen großen Fluß des Hochlandes, dem Tarim, der
in den Lobnor mündet. Der östliche Teil heißt Göbi^, Schämo^ oder
die Mongolei.
2. Den südlichen Teil bildet Tibet, ein gefaltetes Gebirgsland (4500 m) mit
hohen nnd parallelen Gebirgsketten, die meist von W1STW nach OSO streichen.
Der westliche Teil ist abflußlos, der südöstliche, gebirgige das Quell-
gebiet der großen Ströme Südostasiens.
Klima. Über Jnnerasien liegt im heißen Sommer ein sehr niedriger Luftdruck.
Darum strömen von allen Seiten die Winde, besonders die über dem Meere lagernden,
feuchten und schweren, nach Jnnerasien hinein. Ihre Feuchtigkeit aber fällt schon
an den höheren Randgebirgen nieder, und so können sie dem Hochlande keine Nieder-
schlüge bringen. Daher ist Jnnerasien sehr arm an Niederschlägen und meist
Hochsteppe oder Felswüste. Anbau des Bodens ermöglichen nur geschützte
und befeuchtete Täler. In diesen reift hoch hinauf, selbst noch in Tibet, Getreide.
Im eisigkalten, fast wolkenlosen Winter dagegen liegt über Jnnerasien ein
sehr hoher Luftdruck, und die kalten Winde wehen dann nach allen Richtungen
hinaus in die Gebiete niedrigeren Luftdruckes.
Die Bevölkerung besteht aus Mongolen, die nomadisierende Viehzüchter sind.
Staatlich gehört Zentralasien meist zu China, nur im SW schiebt sich britischer
und im NW und NO russischer Besitz nach Jnnerasien hinein.
Im W befinden sich große Handelsplätze, von denen fJarkend am Tarim
sich zum wichtigsten entwickelt hat. Mle bedeutenderen Siedlungen liegen an den
Karawanenstraßen.
Lasa, im Gebiete des Brahmaputra, ist bekannt als Sitz des Däla'i-Läma, des
geistlichen und weltlichen, von China abhängigen Oberhauptes der Buddhisten in
Tibet.
1 D. i. das trockene Meer. — 2 $. i. Wüste. — 3 2). i. Sandmeer.
§45. ü.Jnnerasien. — d) Innerer Teil Zentralasiens. — 6. Südasien. — a) Vorderindien. 59
6. Südasien, das tropische Asien.
§ 45. Zu Südasien gehören:
a) Vorderindien,
b) Hinterindien,
c) das Austrat-Asiatische Mittelmeer oder der Malaiische
Archipel.
Diese Teile sind unter sich grundverschieden, aber sie bilden zusammen
eine geographische Einheit: die asiatischen Tropenländer.
a) Vorderindien.
Es besteht aus der gebirgigen Halbinsel und dem nördlichen Tieflande.
Beide zusammen sind etwa so groß wie Arabien und fünfmal so groß wie
das Deutsche Reich.
Die Halbinsel springt keilartig in das südliche Meer vor wie Südafrika, dem
auch ihr Bau gleicht: wie dort, so auch hier eine mächtige, durch Randgebirge
im W und 0 begrenzte, mäßig hohe (600—700 m), aber nach 0 sich senkende
Landscholle. Dieses alte Hochland Dekhan ist durch das junge, ange-
schwemmte Tiefland des Indus und Ganges mit Vorder- und Zentral-
asien verbunden und im N an den Steilabfall des Himalaja angelehnt.
Ganges und Brahmaputra (d. i. Sohn Brahmas) setzen die Schwemmlandbildung
an ihrer vielverzweigten Mündung fort (Bild 36). Ihr Delta stellt das umfangreichste
der Erde dar (viermal so groß wie Sizilien).
Klima und Niederschläge. Der Himalaja ist die Klimascheide nach Inner-
asien hin. Seine hohe Mauer hält die eisigen nördlichen Winterwinde ab, und an
ihr lassen die im Sommer vom Indischen Ozean ins Innere wehenden feuchten
Winde große Mengen von Niederschlag als Regen oder in den höheren Lagen
als Schnee fallen, der an der Südseite des Gebirges gewaltige Gletscher bildet. Die
nach der Jahreszeit wechselnden nördlichen und südlichen Winde heißen in Südasien
Monsune. Der Sommermonsün erzeugt die größte jährliche Regenmenge,
12 in, in den Bergen von Assam im letzten Knie des Brahmaputra. An den
westlichen Randgebirgen Dekhans fallen in den vier Monfünmonaten ebenfalls
riesige Regenmengen, während das Innere weniger befeuchtet und meist Grasland
ist. Reichlich ist auch die Regenbenetzung im heißen Hindostän, dem „großen Treib-
haus Indiens". In der trockenen Jahreszeit spenden die von den Hoch-
gebirgen gespeisten großen Ströme und ihre Nebenflüsse den fetten Schwemmlands-
ackern Wasser und Fruchtbarkeit, ermöglichen bei der herrschenden tropischen Hitze
mehrere Ernten im Jahre und machen Vorderindien zu einem der ergiebigsten
Ackerbau- und Pflanzungsländer.
Doch auch Vorderindien hat im Innern Trockengebiete wie Afrika und im NW
am unteren Indus sogar eine Wüste, mit Namen Tharr.
Wirtschaftliches. Indiens Pflanzenerzeugnisse sind die reichsten und mannig-
faltigsten der Erde: Baumwolle (Bild 17), Reis, Weizen, Zuckerrohr, Kopra, Indigo,
Betelpfeffer, Zimt, Jute, Mohn (Opium) u. a. Baumartiger Bambus und Palmen
finden sich massenhaft. Der Banianenbaum, der aus seinem weit ausgreifenden
60
IV. Asien.
Geäst Luftwurzeln in den Boden senkt und so einen auf einer Menge dünner,
schlanker Säulen ruhenden natürlichen Dom bildet, ist der auffallendste Baum
Indiens. Die Lotosblume ist die eigentümliche Wasserpflanze. Das wertvollste
Holz liefert der Tiekbaum, die indische Eiche. In den Gebirgswäldem des Himalaja,
die nach oben die Urwälder am Fuße des Gebirges ablösen, wachsen manche andere,
unseren Waldbäumen ähnliche, wertvolle Bäume.
Reich ist auch die Tierwelt. Sie entfaltet sich am üppigsten in den Dschungeln
(Bild 36). Der Tiger ist das stärkste Raubtier, aber die Schlangen richten weit
mehr Schaden an1. Krokodile bevölkern die Flüsse, Scharen von Affen die Wälder.
Ms Haustiere sind Haushühner, Pfauen und Zeburinder (Buckelochsen) zahlreich.
Der gezähmte Elefant leistet die wichtigsten Verkehrsdienste.
Groß ist der Ertrag an Seide, Schafwolle und Elfenbein. Perlen liefern
die Muscheln des Meeres. Die wichtigsten Mineralschätze sind Steinkohlen
und Erze.
Die Fabriktätigkeit entwickelt sich immer bedeutender, namentlich in Baum-
wolle und Jute. Dagegen geht der bei nicht genügendem Regenfall von verheeren-
der Hungersnot heimgesuchte abergläubische und wenig unternehmungslustige
Bauernstand in beängstigender Weise zurück.
Den größten Bestandteil der Bewohner bilden die eingewanderten und mit
der Urbevölkerung, den dunkelfarbigen Dräwida, vielfach vermischten Inder oder
Hindu. Der Brahmanismus (Hinduismus) trennt sie streng voneinander
in Kasten. Über 60 Millionen sind Mohammedaner, die in Hindostän die groß-
artigsten Moscheen erbaut haben. Die Christen schätzt man auf 3 Millionen.
Wegen des gerade in den fruchtbarsten Gegenden unzuträglichen Klimas wohnen
nur etwa 250 000 Europäer, meist Briten, im Britischen Indien.
Vorderindien (mit Ceylon, dem Himalaja-, Karakorüm- und Hinduküschgebiet
und mit Teilen von Iran) und der W von Hinterindien haben im ganzen fast
5 Mill. qkm und etwa 300 Millionen Einwohner. Etwa 20% der Bewohner ge-
hören Staaten an, die vom Britischen Reiche abhängig sind.
Durch Volkszahl, Ergiebigkeit des Bodens an den mannigfaltigsten Erzeug-
nissen, Entwicklung der Industrie und des Handels bildet das Kaiserreich Indien
die wertvollste britische Kolonialbesitzung.
Besiedlung. Im schwer zugänglichen Himalaja (Bild 35), an dessen Fuße viel
Tee gebaut wird, blieben noch zwei Länder unabhängig.
Im hochgelegenen Kaschmir am Knie des Indus fSrinägar. Im Pändschab-,
an derEisenbahn nach der Grenze Afghanistans fLahöre, in herrlichen Fruchtgärten
gelegen, mit prachtvollen Moscheen, Palästen und Wasserwerken. Im Gebiet des
Ganges fDelhi, mit riesigen Ruinen und großartigen mohammedanischen Bau-
werken. Unter den vielen Großstädten Hindostäns sind die wichtigsten der Bahn-
knotenpunkt fAllahabäd», Wallfahrtsort der mohammedanischen Inder, Haupt-
knotenpunkt des indischen Bahnnetzes, und fBenäres^ (Buntbild), die „heilige
Stadt" der Hindu, Hochschule der Brahmanen am „heiligen" Ganges, in malerischen
Stufen am bergigen Ufer aufgebaut.
1 Gegen 1000 Menschen sterben in Vorderindien jährlich durch den Tiger, die vier-
undzwanzigfache Zahl durch den Biß giftiger Schlangen, besonders der Brillenschlangen. —
2 D. i. „Fünfstromland" des Indus und seiner Nebenflüsse aus dem Himälaja, — 3 ©. i.
Gottesstadt, Allahs Stadt. — 4 Wb. Lehmann Nr. 27.
Venares am Ganges, die heilige Stadt der Hindu.
Treppen führen zwischen dichtgedrängten Bazaren hinab an den heiligen Strom. In dem entsündigenden Flusse baden die Hindu und suchen Schwerkranke Heilung
oder lassen sich hinschaffen, um am Ufer zu sterben und verbrannt zu werden. Die Stadt, geschmückt mit hellfarbigen Bauten, zählt gegen 1000 Tempel und 300 Moscheen.
6. Südasien. — b) Hinterindien.
61
In Bengalen, dem dicht bevölkerten Reislande, -s-Kalkutta [fatfdtta], die indische
Hauptstadt, die aus der schmutzigen „schwarzen Stadt" der Eingeborenen und der
glänzenden „weißen Stadt" der Europäer besteht, das „indische London". Die
Dampferfahrt bis London währt 21 Tage.
Jenfeit des Brahmaputra, schon an der Wurzel Hinterindiens, liegt Assam,
die Heimat des Tees.
Nahe der versandeten Mündung des Indus ist der Hafen fKarätschi, der Haupt-
stapelplatz des Jndusgebietes, in schnellem Aufschwung.
Die wichtigsten Häfen der Halbinsel sind: fffBo mbay [bombe], an der West-
küste, die Jnselstadt mit trefflichem Hafen, der Hauptverkehrsplatz nach Europa,
Ausfuhrhafen für Baumwolle, Sitz der reichsten indischen Kaufleute. Zahlreiche
Tempel im schmutzigen Eingeborenenviertel. fffMadräs, trotz ungünstiger Hafen-
Verhältnisse der bedeuteudste Hasen der Ostküste, zeigt viel buntes indisches Volks-
leben, ähnlich wie Benäres.
Im Innern ist ffHaidarabäd die Hauptstadt des größten Vasallenstaates.
An der Küste liegen bedeutungslose Reste der portugiesischen und französischen
Herrschaft.
Die Insel Ceylon^ ist ein übriggebliebener Horst des einsügen afrikanisch-
indischen Festlandes und von Indien nur durch die seichte Palk-Straße
getrennt. In Terrassen steigen ihre Gebirge bis zur Höhe des Watzmanns an.
Ihr einst üppiger Wald wich größtenteils dem Anbau des in riesigen Mengen
ausgeführten Tees, des Kaffees und des Chinarindenbaumes, die in dem
heißen und feuchten Klima der fruchtbaren Insel vorzüglich gedeihen.
Den zahlreichsten Volksstamm bilden die buddhistischen Singhalesen. fEolömbo2
ist Sitz des Großhandels und Mittelpunkt der Schiffahrt im Indischen Ozean.
b) Hinterindien.
Hinterindien bildet die Fortsetzung der nach 8 streichenden
osttibetanischen Gebirgsketten. Da diese nach 8 fächerartig auseinander-
strahlen, hat Hinterindien im Gegensatz zu der geschlossenen Keilform
Vorderindiens seine im 8 auseinandergezerrte Gestalt und dadurch seine
reiche Küstengliederung erhalten. Fast bis an den Äquator erstreckt sich die
gebirgige Halbinsel Maläka in den Malaiischen Archipel hinein.
Zwischen den Gebirgsfalten sind Hochebenen und angeschwemmte
Tiefebenen eingelagert. Die großen Ströme fließen in zahlreichen Win-
düngen nach 8. Der größte von ihnen, der Mekong, ist im Unterlauf schiff-
bar, aufwärts unterbrechen oft Stromschnellen seinen Lauf. Sein Delta
erreicht fast die Größe Bayerns.
Der weit kleinere Menam läßt sich nur bei hoher Flut von Seeschiffen
erreichen. Er ist durch seine Überschwemmungen wichtig, von deren Höhe
die Reisernten abhängen (Bild 31).
Am weitesten aufwärts dringt die Schiffahrt im Jräwadi, der ebenfalls
ein gewaltiges Delta gebaut hat.
1 — 4 mal Sachsen. — 2 3). t. singhalesisch = Hafen.
62
IV. Asien.
Das von den Monsünwinden beeinflußte Klima, die Pflanzenwelt und die Tier-
weit sind ähnlich wie in Vorderindien.
Wirtschaftliche Bedeutung fiir das Deutsche Reich. Die mit üppigstem Pflanzen-
wuchs gesegnete Halbinsel hat Wichtigkeit als Reisland (Bild 31). Bremer Segel-
schiffe, die „Reisfahrer", führen Reis undTiekholz um das Kap der Guten Hoffnung
unserem Vaterlande zu.
Bevölkerung. Sie besteht aus Mongolen und auf Maläka aus Malaien.
Jene sind Buddhisten, diese Mohammedaner.
Staatliches und Besiedlung. 1. Die Landschaft Barina ist britisch. Im
Jräwadidelta fRangoon [rcrngün], der größte Reishafen. In Maläka liegen
britische Kolonien, die Stroits Settlements ^strets ßett'lments^, von denen die
südlichste die größte Bedeutung hat: fSingapore, einer der größten Häfen
Asiens mit riesigen Dockanlagen, ein Welthandelsplatz ersten Ranges. Seine Lage
beherrscht die Schiffahrt nach Ostasien. 75% der Einwohner sind Chinesen.
2. Die Mitte nimmt das Königreich Siam ein, das die Nachkam im W und
0 stark verkleinert haben. Nicht die Hälfte seines Österreich-Ungarn an Größe gleichen
Gebietes steht ihm mehr zur unbeschränkten Verfügung. Große Volksdichte zeigt
es nur im Menambecken. Hier der Reismarkt fBängkok, eine malerische Stadt mit
schwimmenden Häusern auf den Flußarmen, mit den glänzendsten Buddhisten-
tempeln und Palästen. 50% der Einwohner sind Chinesen.
3. Das französische Jndochina besitzt im N in Tongking, im S in Kochinchina
ein vorzügliches Reisland.
ff Saigon, meist von Chinesen bewohnt, ist der wichtigste Seehafen.
c) Das Austral-Asiatische Mittelmeer oder der Malaiische Archipel.
Der inselreiche Meeresraum zwischen Hinterindien und
Australien umfaßt die Großen und Kleinen Sunda - Inseln, die
Molukken und die Philippinen, sämtlich reich gegliederte, üppig frucht-
bare Tropeneilande.
Die südlichen Inseln sind Reste der gesunkenen und mannigfach
zerrissenen hinterindischen Landscholle, deren Gebirgskette in der Bogen-
linie von Barma nach Sumatra, Java und den Kleinen Sunda-Jnseln zu erkennen
ist. Eine Hebung des Bodens um 59 m würde genügen, um Sumatra, Java, Borneo
wieder mit dem Festlande zu vereinigen. (Vgl. den Griechischen Archipel.) Von NO
dagegen dringen gewaltig tiefe Meeresbecken zwischen die Inselgruppen ein (s, den
Atlas!). Zahlreiche, teils noch tätige Vulkane sind am Bruchrande der Gebirgs-
kette entstanden und haben in Java die einzelnen Jnselteile erst zu dem lang-
gestreckten Eilande zusammengefügt. Die vulkanischen Kegel bilden meist die
höchsten Erhebungen der Inseln.
Ein zweiter Vulkanbogen durchzieht die Philippinen, Eelebes und die Molukken.
Für Europäer ist das feuchtheiße Klima des ziemlich in der Mitte vom Äquator
geschnittenen Archipels sehr ungesund. Durchschnittlich fallen über 2 m Regen.
Die Gleichmäßigkeit des Klimas läßt keine Unterschiede zwischen den Zeiten
1 D. i. Ansiedlungen an der Straße.
§ 45. 6. Südasien. — o) Das Austral-Asiatische Mittelmeer. 63
des Jahres erkennen. Daher gleicht die Fülle und Üppigkeit des tropischen
Pflanzenlebens dem Amazoniens (Buntbild S. 22). Zahlreich vertreten sind
Gewürzpflanzen.
Im NW des Archipels herrscht die indische Pflanzen- und Tierwelt, nach 8
treten allmählich australische Formen auf. Die Tierwelt ist die reichste und merk-
würdigste Asiens. Von Dickhäutem weist sie neben dem indischen, auf den W be-
schränkten Elefanten zwei Nashornarten auf, von großen Raubtieren den Tiger.
Unter den zahlreichen Affen kommen auch menschenähnliche vor, der Orang-Utan
der Gibbon u. a.
Die Bewohner sind fast durchweg mohammedanische Malaien. Das Leben
auf nahe zusammenliegenden Inseln hat sie zu tüchtigen Seefahrern gemacht,
die mit dem Auslegerboot auch weite Strecken des Ozeans durchqueren. In den
Gebieten, die durch Europäer zur Blüte gebracht sind, nimmt die Einwanderung der
Chinesen schnell zu.
Staatlich gehören drei Viertel des Jnselgebietes (fast dreimal so groß wie das
Deutsche Reich) den Niederländern, der Rest verteilt sich auf die Union, die Briten
und die Portugiesen. S. die Karte im Atlas!
а) Große Sunda-Jnseln heißen Sumatra, Java, Börneo und Celebes
[ßelebes]. Sie sind mit kleinen Ausnahmen niederländischer Besitz.
1. Sumatra zieht sich parallel der Maläka-Straße hin. Es erzeugt guten Tabak.
Die kleine Nachbarinsel Bängka ist reich an Zinn.
2. Java ist dreimal so groß wie Schlesien und hat sechsmal so viel Einwohner
(30 Mill.). Der äußerst fruchtbare und durch die Fürsorge der Regierung fleißig
angebaute Boden dieses Tropenparadieses liefert außer zahlreichen anderen
tropischen Erzeugnissen in: niedrigen Mstengürtel ungeheure Ernten an Reis
(Bild 31), Rohrzucker (Bild 15) und Tabak (Bild 16), in den mittleren Lagen an
Kaffee (Bild 18) und in den höheren an Tee (Bild 33).
An der Nordwestküste fBatavia, Stapelplatz des Handels, durchkreuzt vou Kanälen
(Grachten), f Surabaja hat den besten Hasen der Insel.
3. Börueo ist nur wenig kleiner als Neuguinea, etwa gleich der Skandinavischen
Halbinsel. Das Innere der Insel blieb noch unbekannt. Der NW ist britisch.
4. Celebes besteht aus vier Halbinselgliedem.
d) Die Kleinen Sunda-Jnseln erstrecken sich vom Ostende von Java bis nach
Timor, dessen Ostteil noch portugiesisch ist.
c) Die Molukken oder Gewürzinseln, zwischen Celebes und Neuguinea, sind die
Heimat des Gewürznelken- und des Muskatnußbaumes.
б) Die Philippinen, die nördlichste, einst spanische Gruppe, gehören der Union.
Sie zählen 7,5 Millionen meist christliche Bewohner, die mit Leidenschaft Betel
kauen und Tabak rauchen. Ihre Lieblingsunterhaltimg bilden Hahnen- und Stier-
kämpfe.^ Hanf, Zucker, Kopra und Tabak zählen zu den Haupterzeugnissen.
ffManila, an einer tiefen Hafenbucht von Luzou [lufjön], ist eine echt spanische
Stadt mit vielen Kirchen, Zigarrenfabriken und einer chinesischen Vorstadt.
1 D. i. Waldmensch.
64
IV. Asien.
Rückblick auf Asien.
§ 46. Lage. Asien hat durch den Landzusammenhang die innigste
Berührung mit Europa und Afrika. Daraus erklärt es sich, daß in Geschichte
und Kultur ein großer Einfluß von Asien auf die Nachbarkontinente und
umgekehrt ausgeübt wurde. Die Inselbrücke der Almuten nach Amerika ist von
den Kulturgebieten zu abgelegen, der Stille Gzean zu breit, als daß vor
der Zeit der Dampfschiffahrt eine innigere Berührung mit Amerika hätte
eintreten können.
2. Gliederung und Bodengestalt. Trotz der gewaltigen Größe seiner
Landmasse hat Asien eine bedeutende Gliederung. Etwa ein Viertel des
Erdteils entfällt auf die Glieder. Aber wegen der riesigen Masse des Rumpfes
war von der See eine Erschließung des Innern unmöglich. Da außerdem
die Rumpflandschaften ganz überwiegend (fast zwei Drittel des Erdteils)
l)ocbland von teilweise gewaltiger Erhebung bilden oder zum Nördlichen
Eismeer und nach Rußland sich öffnen, so sind die Rüstengebiete, die
Randländer und Tiefebenen im 3 und 80 sehr bevorzugt. Diese frucht-
baren Tiefländer waren daher schon in den ältesten Zeiten Sitze höherer
Kultur: Kleinasien, j)hönikien, Mesopotamien, Vorderindien, China,
Zwei besondere Nachteile haben die asiatischen Hochländer:
a) Eine dem Ackerbau ungünstige, hohe Erhebung. In Tibet (4500 m),
das auf gleicher Breite wie Marokko und Südspanien liegt, wird im Winter
durch die grimmige Kälte das Reisen fast unmöglich.
b) Die Randgebirge fangen den Regen der IDinde ab, machen dadurch
die Hochländer größtenteils zu Steppen oder wüsten und weisen ihre Be-
wohner auf nomadisch betriebene Viehzucht hin.
Da die Bewohner deshalb nicht zu größerem Wohlstand gelangten, so
sind sie auch in ihren, in den abgesonderten Ländern sehr verschiedenen
Kulturformen zurückgeblieben.
Darum haben die Ausbrüche der Hochlandsbewohner die höhere Kultur
der Tieflands- oder Küstenbewohner gefährdet oder vernichtet (Perser,
Hunnen, Mongolen).
Die Fischfang und j)elztierjagd treibenden, spärlichen Bewohner Nord-
asiens stehen infolge der dürftigen Natur ihres Landes auf der tiefsten
Kulturstufe.
z. Klima. Bei einem Erdteile, dessen Nordspitze dem Pole auf ^2°
naherückt, dessen südöstliche Inseln dagegen den Äquator nach 3 um
überragen, muß das Klima sehr verschieden sein.
Die wicbtigste Klimascheide ist der südliche Gebirgswall Innerasiens,
insbesondere das Himalajagebirge.
Rückblick.
65
Das Klima des gewaltigen Erdteils ist vorwiegend binnenländisch und
reich an scharfen Gegensätzen.
Die nördlichen Gegenden haben eine mittlere Jahrestemperatur von
—\5° und weniger, das östliche Vorderindien + 28°.
Die größten Gegensätze des Binnenlandsklimas weist der „asiatische
Kältepol" an der Lena auf*.
Ein gemäßigtes Seeklima mit kühlen Sommern und milden wintern
fehlt Asien völlig.
Den auffallendsten Einfluß auf das Klima übt das hohe Innerasien aus.
Uber Innerasien findet hn Sommer eine starke Luftauflockerung statt (tiefster
Barometerstand am Indus und in Südostiran), hierhin streben dann die
Winde von allen Seiten, vor allem die schweren und feuchten, über dem
Stillen und dem Indischen Ozean lagernden Luftmassen, um die dünne Luft
über dem erhitzten Innerasien zu ersetzen. Südasien hat dann südliche Winde.
Im fast wolkenlosen Winter dagegen liegt über dem inneren Erdteil
ein sehr hoher Luftdruck (Barometermaximum), der das Lindringen milder
Luft von den Ozeanen her verhindert.
Die kalten Winde aus dem Gebiete hohen Luftdruckes wehen dagegen
nach allen Seiten hinaus und erniedrigen weithin die Temperatur.
Nur Südasien ist durch die Wetterscheide der hohen südlichen Rand-
gebirge des Innern geschützt, und dort herrscht dam: der trockene Nordost-
passat. Die nach der Jahreszeit wechselnden nördlichen oder südlichen Winde
heißen Monsune (d. i. jahreszeitliche Winde).
Während ihres Wechsels sind die süd- und ostasiatischen Meere von
häufigen, gefährlichen Wirbelstürmen, den Taifunen, heimgesucht. Während
der Sommermonsüne herrscht im Monsüngürtel starke Bewölkung, während
der Wintermonsüne heiterer Gimmel und klare Luft.
4. Die Niederschläge fallen südlich der Gebirgswetterscheide reichlich.
An ihr regnen sich die südlichen Winde ab, und darum sind die Hochländer
des Innern, der N und der NW trocken. Der Sommermonsün ist der Haupt-
spender des Regens, der Erzeuger eines blühenden Ackerbaues und einer
großen volksdichte. (S. die Regenkarte im Atlas!)
5. In Asien zeigt sich im großen und ganzen folgende klimatische Teilung:
a) Der nordasiatische Gürtel: mit geringen Niederschlägen ausgestattetes
Tundra- und Waldland. Im 0 sind die klimatischen Gegensätze besonders stark.
b) Der Steppen- und Wüstengürtel: das niederschlagsarme Gebiet von
Mittelasien, (Eurem und Vorderasien mit Höhenklima.
1 Die höchste überhaupt beobachtete Temperatur ist im Saude bei Bagdad mit
+ 78° gefunden, die höchste Lufttemperatur iu Nordwestvorderindien mit +49,4°, die
niedrigste mit —fi9,8° in Werchojänsk, wo als größte Sommerwärme + 23,7° gemessen sind.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. gg
66 IV. Asien. § 46.
c) Der tropische Monfimgürtel: der regenreiche S und 0 des Festlandes
und Südarabien.
6) Das Mittelmeergebiet mit Sommerdürre und nach 0 hin abnehmen-
den Winterregen: der größte Teil Vorderasiens.
6. Die Pflanzenwelt ist der großen Ausdehnung des Erdteils und der Oer-
schiedenartigkeit des Rlimas entsprechend sehr mannigfaltig. Sibirien hat in der
Flora mit Mittel- und Nordeuropa große Ähnlichkeit, Vorderasien, die Zeimat
des Kern- und Steinobstes, mit den mittelmeerischen Gebieten Europas.
DieMonsünprovinz nimmt nach N und 0 hin an tropischer Fülle allmählich
ab. Der mittelasiatische Steppengürtel geht durch Arabien zur Sahara über.
7. Auch die Tierwelt Asiens ist wegen der Größe des Kontinents und
der Verschiedenheit des Rlimas ebenso mannigfaltig wie die Pflanzenwelt.
In Sibirien entspricht sie der nordosteuropäischen, ist aber an wertvollen
Pelztieren viel reicher. Von Afrika hat sich der Löwe in Südwestasien ver-
breitet. Krokodile finden sich vom Indusdelta bis in das Strombecken des
Iantsekiang und im Austral-Asiatischen Mittelmeer. Charakteristisch für
den Erdteil ist der Tiger, der die Hochebene von Iran, Turan, Innerasien,
China, beide Indien, Sumatra und Java als gefährlichstes Raubtier be-
herrscht, 2. die Fülle giftiger Schlangen im MonsüngebietK Innerasien
ist die Heimat des vak, des Pferdes und des zweihöckerigen Ramels. Indien,
Borneo und Sumatra beherbergen de:: Elefanten und das Nashorn, der
ganze Erdteil bis nach Sibirien hinein besitzt zahlreiche Antilopen- und pirsch-
arten. Menschenähnliche Affen leben auf den beiden größten Sunda-Infeln.
8. Mineralwelt. Asien ist reich an Steinkohlen, die besonders in China,
Nord- und Westasien, in Sachalin, Japan und in Vorderindien gefunden
sind. Sibirien ist eins der wichtigsten Goldländer. Zinn liefern Malaka und
die Sunda-Infeln, Rupfer Japan und Vorderindien, Petroleum Sumatra,
Barma und Japan.
9. Flüsse. Sibirien hat drei große Ströme, den Ob-Irtisch, der mit fast
3 Mill. qkm das größte Stromgebiet Asiens hat, den Ienissei und die Lena.
Sie münden in das für die Schiffahrt bedeutungslose Nördliche Eismeer.
Auch der 0 hat drei große Ströme: den Amur, den ^oanghö^ und den
Iantsekiang^. Der in ein meist eisbedecktes, seichtes Meer mündende,
etwa fünf Monate zugefrorene Amur ist unwichtig für den verkehr. Die
größte Bedeutung hat der Iantsekiang.
Hinterindien und Vorderindien haben je zwei für die Schiffahrt wichtige
Ströme, jenes den Mekong und den Irawadi, dieses den Ganges-Brahma-
putra und den Indus.
1 S. @.60, Anm.1. — 2D. i. Gelber Fluß. — » D. i. Strom der Provinz Jang (an der
Mündung).
Rückblick.
67
Mesopotamien durchströmt der schiffbare Luphrat-Tigris, dessen Mündung
Schatt el-Arab heißt.
In den Aralsee münden Amü und Ssyr, i:n Hochland Hanhai endet der
Tar^m. Alle drei sind schiffbar.
Auffallend ist an den Flüssen Asiens:
a) Line Anzahl großer und kleiner Wasseradern gehört abflußlosen
Gebieten an, die zusammen fast ein Drittel des Erdteils ausmachen. Sie
füllen Seen oder verschwinden im Sande der Steppen und Wüsten.
b) Große Ströme treten aus dem Gebirgskern Innerasiens hervor.
c) Mehrere Flüsse haben CZuell- und Mündungsgebiet gemeinsam, bilden
also eine Art Zwillingsströme.
jo. Seen. In den Ebenen des westlichen Erdteils sind Reste eines früheren
Meeres der Aafpifche See, der größte Landsee (440 000 qkm), der Aral-
see und der Balkasch. Der größte Gebirgssee ist der tiefe Baikalsee * (§ 25 0«
(Er wässert zum Ienissei ab. Sehr groß ist die Zahl der kleineren Seen.
U. Die zur Hälfte von Europäern abhängige Bevölkerung (Tabelle § 47)
beträgt etwa 820 Millionen. Den N und O hat die Mongolische Rasse inne,
den SW die Mittelländische, den fernsten 80 die Malaiische.
Die Volksdichte ist sehr ungleich (s. die Karte im Atlas!). Etwa doppelt
so dicht wie im Deutschen Reiche wohnt die Bevölkerung in den chinesischen
Tiefländern, in Teilen Vorderindiens und Japans, ferner in Java.
\2. Religion. Süd- und Vorderasien sind die Heimat der großen Welt-
religionen. Die älteste ist der Brahmanismus, die „Religion der Aasten",
eine „Lehre für die höheren Stände". Der größte Teil Indiens gehört dieser
Religion an. Die Zweitälteste, der Buddhismus, ist die Hauptreligion der
Mongolen. In Vorderasien haben die drei monotheistischen Weltreligionen,
das Judentum, das Christentum und der Islam, ihren Ursprung. Juden
gibt es in Asien etwa \,25 Mill., Christen etwa 20 Mill., Mohammedaner
in Vorderasien, Turan, Teilen Innerasiens, in Vorderindien und auf den
Malaiischen Inseln etwa ^50 Mill.
In China ist die Lehre Aonfutfes, eine Sittenlehre, die Staatsreligion,
aber die ihr nahe verwandte Lehre des Taoismus hat auch viele Anhänger,
obwohl sie durch eine zahlreiche j)riefterschaft zu Zauberei und Geister-
bannung entstellt ist. — Die Nordasiaten sind Heiden.
Wirtschaftlicher Nutzen für die Europäer:
Das Indische Raiserreich ist der beste Edelstein Großbritanniens. Zahl-
reiche britische Dampferlinien und Eisenbahnen dienen dem englisch-indischen
Handelsverkehr. DerAnteil anderer Völker am indischen Verkehr ist sehr gering.
1 Baikal jakutisch — Reicher See. Seine Oberfläche entspricht der Größe Ostpreußens.
5*
68
IV. Asien.
§ 47.
Niest- und Nordasien wird von den Russen ausgebeutet. Eisenbahnen
beginnen diese Länder zu erschließen.
Der Malaiische Archipel bringt den Niederländern reichen Nutzen.
Frei von europäischer Ausbeutung hat sich die jüngste Großmacht Japan
gemacht, die auf gleichem Fuße Handel mit allen Welthandelsvölkern treibt.
Für das Deutsche Reich ist China das wichtigste Verkehrsland in Asien.
Die 300—H00 Millionen Chinesen als Abnehmer ihrer Industriewaren zu
gewinnen, ist das Wettbestreben der Briten, der Japaner und der Deutschen.
Darum hat Deutschland die Pachtung Kiautschou erworben, j)ostdampser-
linien eingerichtet und eine Eisenbahn von Tsingtau ins Innere gebaut.
Aber noch haben die anderen Handelsvölker, besonders die Briten, einen
gewaltigen Vorsprung im chinesischen Handel. Sie können auch das Zu-
gangstor von Europa nach China, die Straße von Malaka, allen europäischen
Mächten von ihrem großen Flottenplatz Smgapore aus sperren.
§ 47. Abersichtstabelle.
Länder Vergleichsmaß qkm MM. Einw. Bewohner auf 1 qkm
Asien........ = 4,5 mal Europa 44000000 820 19
Türkisches Asien.... = 3 mal D. R. 1800000 17 10
Persien....... = 3 mal D. R. 1600000 10 6
Kaiserreich Indien. . . = 0,5 mal Europa 5000000 300 60
Java........ = 0,25 mal D. R. 130000 30 230
Japan ........ = 0,8 mal D. R. 420000 51 122
China, Gesamtreich . . = Europa 4-2malD.R. 11000000 330 30
Eigentliches China. . . - 7 mal D. R. 4 000 000 320 82
Russisches Asien (ohne
Kaspischen und Aralsee) = 30 mal D. R. 16600000 25 1,5
Besitz der fremden Staaten in Asien.
6/g oder 57 % des Erdteils, 47 % der Bevölkerung.
Vergleichsmaß qkm Mill. Einw. Bewohner auf 1 qkm
1. Amerikanischer Besitz 2. Britischer „ 3. Deutscher „ 4. Französischer „ 5. Niederländischer „ 6. Portugiesischer „ 7. Russischer „ = 0,5 mal D. R. = 10 mal D. R. = 0,5malHohenzollern = 1,25 mal D. R. = 3 mal D. R. = Württemberg = 30 mal D. R. 300000 5400000 500 660000 1500000 200000 16600000 7 303 0,12 18 38 0,8 25 26 56 240 27 25 40 1,5
Zusammen rund 25000000 394 —
§ 48—49.
Übersichtstabellen. —
V. Die deutschen Kolonien.
69
Einwohnerzahl der Städte in Tausenden.
1. Vorderasien . ffTeheran280. fSmyrna200. fTäbris200. fTislis160.
fBagdad 150. fDamaskus 140. fAleppo (Haleb) 130.
fBeirut 120. fBaku 110. "Skutari 80. **Bmssa75.
^Jspahau 70. Mekka 60. ^Mosul 60. **ftabul 60.
** Jerusalem 50. *Medina 50. *Konia45. *Wladikawkas45.
^Basra 40. *Trapezunt 35. *Batum 30. *Dschidda 25.
*Aden 25. Jafa 20.
2. Westasien. . . fTaschkent 160. *^Buchara 70.
3. Nordasien . . *^Tomsk 55. **Jrkutsk 50.
4. Ostasien . - - ^Kauton2000(?).^Tokio1800.^Hankau-Wutschang1400.
-fTientsin 1000. s Osaka 1000. fffPeking 750.
fffSchanghai 650. ffKioto 380. ffJokohama 330.
ffKobe 290. fSöul 200. fViktoria (Hongkong) 170.
fMukden 170. fNagasaki 155. ^Wladiwostok 30.
Tsingtau. Port Arthur. Dalni.
5. Jnnerasien- . fJarkend 100. Lasa.
6. Südasien. . - ^-Kalkutta 1125. fffBombay 780. fffMadras 510.
ffHaidarabad 450. ffManila 350. fRangoon 235.
fDelhi210. fBenares210. fBangkok200. fLahore200.
fSingapore 185. fAllahabad 175. fColombo160.
fSurabaja 150. fSrinagar 125. fBatavia 120.
fKaratschi 120. **(5fiigort 50.
V. Die deutschen Kolonien'.
§ 48. Allgemeines. Das Deutsche Reich hat erst 1884 kolonialen Besitz er-
worden. Der erste Anstoß kam aus den Kreisen des Handels, aus den Hansestädten.
Der Handel suchte nach neuen Absatzgebieten und nach Ländern, die Rohstoffe für
die mächtig aufgeblühte Industrie liefern könnten. Aber die Erde war bereits
größtenteils unter die Staaten aufgeteilt. Nur noch solche Länder waren zu er-
werben, die von den Hauptstraßen des Weltverkehrs ablagen, und die gar nicht
oder nur in geringem Maße geeignet waren, den unserem Vaterlande durch Aus-
Wanderung alljährlich verloren gehenden Überschuß der Bevölkerung in Ackerbau
und Viehzucht treibenden Siedlungskolonien aufzunehmen. Allein für Handels-
und Pflanznngs (Plantagen)-Kolonien war noch Raum auf der Erde frei, in denen
nur Eingeborene unter Leitung Deutscher tätig sein können, und die auch Aussicht
auf ergiebigen Bergbau bieten.
1. Die deutschen Kolomen in Afrika.
§ 49. Abgesehen von der südlichen Hälfte von Südwestafrika
liegen sämtliche deutschen Koloniallande im Gebiete des Heißen
Klimas. Ihre Küsten find zum weitaus größten Teile der Schiff-
fahrt nicht günstig, die Niederungen an den Küsten für Europäer
ungesund und gefährlich. Die Hochländer im Innern sind meist
1 In diesem Abschnitt ist die Aussprache der Namen nach der Schreibung der
deutschen Reichskanzlei bezeichnet.
70
V. Die deutschen Kolonien.
steppenartige Grassavannen oder Parklandschaften und dem
Europäer zuträglicher. Die Bevölkerung ist in allen Kolonien
dünn. Nur Teile Südwestafrikas eignen sich zu Siedlungen für
Deutsche, alles übrige nur zu Handels- und Plantagenkolonien.
Die Einfuhr in diese Kolonien ist noch durchweg größer als ihre Ausfuhr
ins Deutsche Reich.
a) Togo^.
So groß wie Württemberg und Bayern ohne die Pfalz, an 1 Mill. E.
11 auf 1 qkm. Im Jahre 1905: 250 ansässige Europäer.
Lage. Die kleinste, aber am dichtesten bevölkerte Kolonie hat
eine äußerst ungünstige Lage. An die Küste von Oberguinea grenzt
1 Wb. Eschner Nr, 1, Wünsche Nr. 4.
1. Kolonien in Afrika. — a) Togo.
71
sie mit einer flachen, fieberreichen Küstenstrecke, die so lang wie die Frische
Nehrung ist. Nach N hin aber verbreitert sie sich längs des schiffbaren
Woltafluffes, der die Länge des Rheines erreicht. Im W wird fie vom
britischen Aschüntiland, im 0 vom französischen Dahomegebiet
eingeengt. Die vom Verkehr abgelegene Nordgrenze ist wieder so kurz
wie die Küste.
Landschaftsbild. Die Küstenebeue ist schwer zugänglich wegen der
Brandungswelle (Kalema). Diese hat Sanddünen aufgeschüttet und die
Flüsse genötigt, Strandseen zu bilden, die mit Dornengebüsch und Ol-
Palmen umkränzt sind. Von diesen ist derTogo-See für deuVerkehr wichtig.
Nach dem Innern zu steigt die meist aus rotem Lehm bestehende Ebene
bis an den Fuß des fast 1000 m hohen Gebirges an (Buntbild Haussa-
karawaue zwischen S. 72 u. 73). In diesem mit fast doppelt so viel Regen
wie die Küste bedachten Gebirgslande wechseln Grassteppen und parkartige
Buschsavannen mit tropischen Wäldern ab.
Das heiße, durch die zweimalige Zenitalregenzeit feuchte Klima wirkt bei einer
Durchschnittswärme von + 24° erschlaffend und bringt de m Europäer Malariafieber
Aus der Pflanzenwelt heben sich hervor in der Küstenebene die mit Bananen
untermischten Ol- und Kokospalmen, in den Savannen die Affenbrotbäume
und von kautschukreichen Lianen umkränzte mächtige Urwaldbäume, auf den
Äckern die Früchte des Sudan: Mais, Durra, Gewächse mit mehlhaltigen Wurzel-
knollen, Erdnüsse, Sesam und dazu jetzt Baumwolle, Reis und Tabak.
Wirtschaftsgeographie. Togo hat Aussicht, eine einträgliche Pflanzungs-
kolonie zu werden, wie die Baumwollpflanzungen um Atakpame erhoffen lassen.
Ausfuhrgegenstände sind Kautschuk, Palmkerne, Palmöl, Erdnüsse und
Baumwolle. Eingeführt werden Baumwoll- und Eisenwaren, auch die dem
Neger verderblichen Spirituosen und Tabak. Ungünstig sür den Handel Togos
ist, daß der von britischen Dampfern befahrene Wolta, an den die Handelspfade
aus dem Innern führen, im britischem Gebiete mündet, und daß den deutschen
Seeschiffen die Waren aus dem Innern an die Landungsbrücke bei Lome auf
dem Landwege zugeführt werden müssen (120 kra landeinwärts von Lome Eisen-
bahn bis an den Fuß des Gebirges nach Palime. Zweimal monatlich besteht
Dampferverbindung mit Hamburg (20 Tage, Woermann-Linie).
Bewohner (Bild 40). Die zu den Sudännegern gehörenden Einwohner,
Ewheneger, sind kräftig gebaut, friedfertig, arbeitsam und geschickt
Sie wohnen als Ackerbauern und Viehzüchter stammweise in Dörfern dicht
beieinander. Ihre Wohnungen gleichen flachen Bienenkörben. Sie sind
Fetischanbeter. Es gibt keinen Sklavenhandel bei ihnen, sondern nur eine
milde, unserer früheren Hörigkeit ähnliche Haussklaverei.
Siedlungen. Faktoreien^ finden sich nur an der Küste. Sitz des deutschen
Landeshauptmanns ist das saubere und verhältnismäßig gesunde Städtchen Lome,
4000 E., auch der Ausgangspunkt der Küstenbahn nach dem größten Marktplatz
des Küstengebietes, Anechö. Stationen im Jnnem.
1 D. s. von europäischen Handelshäusern angelegte Warenhäuser zum Aufkauf der
Landeserzeugnisse uud zum Verkauf von Industriewaren.
72
V. Die deutschen Kolonien.
b) Kameruns
Fast so groß wie das Deutsche Reich, an 3,s Mill. E. 7 E. auf 1 qkm.
Im Jahre 1905:900 ansässige Europäer.
Lage. Der Meridian von Hamburg schneidet den Küstenstreifen, 7° N ungefähr
die Mitte der Kolonie.
Von der nur 320km* langen, hasenarmenKüste amBusen vonBiäsra
erstreckt sich die Kolonie nach NNO bis an den Schari und den Tfadfee.
Der kürzeste Landweg nach diesem Mittelpunkt des gesegneten
Sudan führt durch Kamerun. Den Tsadseehandel zieht aber der schiffbare
Benue in das britische Nigeria.
Im 3, im 0 und N grenzt Kamerun an französisches, im W an britisches, im
SW an spanisches Gebiet.
Landschaftsbild. 1. Die in der Mitte breitere Küstenebene bildet die
niedrigste Stufe. Nach dem wie ein AHornblatt ausgezackten Kamerun-
busen, der fast allein gute Häfen hat (Bild 39), ist die ganze Kolonie be-
nannt.
Er bildet eine hassartige Weitung, die durch die ungestüme Welle des Ozeans
(Kalema) aufgerissen ist. Diese staut die Sinkstoffe der Flüsse zu Strandwällen
auf, hinter und auf denen zuerst die Mangrove, dann Urwald (Olpalmen) sich
ansiedeln. So entsteht mancher „Kriek" hinter dem Strande, und der Fluß sucht
sich dann meist nach N eine neue Mündung.
Die kaum schwankende, große Wärme zeigt Fig. 9. Weiße halten den
Aufenthalt in der sehr feuchten Treibhausluft im günstigsten Falle drei Jahre aus.
2. Unmittelbar an der Nordwestküste erhebt sich vereinzelt aus
der Tiefebene der am Gipfel zuweilen mit Schnee bedeckte und von Stürmen
und Gewittern umtoste Kamerünberq, der höchste der vielen erloschenen Vul-
kane des Landes (4070 in, Büd 39) und der vorgelagerten Inseln. Sein
basaltischer Sockel erstreckt sich weit nach 0 und bedeckt eine Fläche, die fast
so groß wie das Königreich Sachsen ist. Diese Landschaft ist unser bestes
Plantagengebiet für Kakao.
An diesem Berge finden wir alle Abstufungen des Klimas vom Tropenklima
am Fuße bis zum kühlen Hochgebirgsklima am Gipfel. Die Niederschläge
erreichen mit 10 m auf der Westseite des Kamerllnberges die zweitgrößte
Regenhöhe auf Erden.
3. Die Küstenebene steigt in Stufen zur inneren Hochebene an, die
hinter mehreren hohen, von gewaltigen Urwäldern bedeckten Ge-
birgsketten liegt. Die Hochebene bildet den größten Teil des südlichen
Kamerun. Sie ist im Durchschnitt etwa 800 m hoch und endet mit einem
bis 3000 m hohen, nach ONO streichenden Gebirgsrand (6—8° N). Dann
1 Portugiesisch — Krabbe. Kamerlinfluß und Kamerllnbusen sind reich an Krabben.
Wb. Eschner Nr. 2, Wünsche Nr. 3.
2 = Länge der Ems.
Dorf der Ewheneger bei Vismarckburg (710 m) im Innern Togos mit einziehender HaWa-Karawane.
Der wanderlustige Haussa besucht als eifriger Händler vom Sudan aus das Innere Togos. Er bringt vorwiegend Baumwollstoffe und Salz. Die Ewheneger
liefern ihm als tüchtige Schmiede, Gerber, Sattler, Töpfer, Pflanzer und Viehzüchter Tauschwaren mancher Art, besonders Kolanüsse. Ansehnlich ist der Wohlstand
der Ewhe, luftig und' geräumig sind ihre Wohnungen, die in den Küstenorten schon gern nach europäischem Vorbild gebaut werden. Das Gebirge im Innern
ähnelt in seinen Formen dem Harz. Über den Wald ragen an feuchten Stellen Ölpalmen und Wollbäume hoch empor.
1. Kolonien in Afrika. — b) Kamerun.
73
folgt eine Ebene mit einzelnen Gebirgsstöcken, die vom schiffbaren Bernte
durchzogen wird und in das Tsadbecken übergeht. Natürliche Straßen
in dieses Innere bilden der Njong und der etwa Rheinlänge erreichende
Ssänaga. Aber ihr Lauf ist wegen der Schnellen und der Fälle nur
streckenweise für die Schiffahrt brauchbar.
Die Hitze (Fig. 9) ist nur wenig niedriger als an der Mste, und erheblich
(150—180 cm) sind die Regenmengen. So hat sich auf dem ziegelroten
Lateritboden (Buntbild Kilimandscharo), der aus verwittertem Granit und Gneis
entstanden ist, ein üppiger Urwald entwickelt. Dieser zieht sich in Streifen an
den Flüssen entlang als „Galeriewald" weit ins Innere, abseits von den
Flüssen dagegen geht er in Busch- und Grassavannen über, die besonders
von Antilopen, Büffeln und Elefanten, indes auch von vielen Heuschrecken bevölkert
sind. Das Gebirgsland im mittleren Kamerun bedeckt lichter Buschwald.
4. An der Senke des Tsädsees sinden sich oft flache, sumpfige Strecken,
aber auch viel fruchtbares, gut bebautes Ackerland, das dicht bewohnt ist.
Eine zur Regenzeit bestehende Wasserverbindung nach dem Venne ist fest-
gestellt.
Wirtschaftsgeographie. Der Wert des Landes besteht in seiner großen
Fruchtbarkeit, die seine Zukunft als Pflanzungskolonie für Kautschuk,
Kakao, vielleicht auch für Kaffee und Tabak sichert. Für Baumwollbau sind
die Hochflächen und das Tsädbecken hervorragend geeignet. Zahlreiche Faktoreien
wurden an der Mste angelegt, die Kautschuk, Palmkerne, Elfenbein und Palmöl
gegen Web- und Eisenwaren eintauschen. Für die salzarmen Hinterlandgebiete
wird Salz von den Briten auf dem Venne und von den Tuarik aus der Sahara
zugeführt. Die Dampfer der Hamburger Woermann-Linie erreichen Kamerun
über Togo in 23 Tagen. Von der Eisenbahn von Duäla nach dem Tsädsee
(900 km) sind 160 km durch den Urwald schon im Bau begriffen.
Bevölkerung (Bild 40). Den 3 nehmen Bantuneger ein, deren Dörfer
aus rechteckigen Hütten mit schrägem Dach bestehen. Ihre Religion ist Fetisch-
dienst. Im N wohnen höher entwickelte, vorwiegend Ackerbau treibende,
mohammedanische Sudanneger, handeltreibende Haüssa und viehzüchtende
Felläta (Fnlbe) in Rundhütten mit Kegeldach. Diese dringen über die
schwächeren Bantu hin nach 8 vor.
Von den Zwischenhändlerstämmen an der Küste sind die Duäla am
bekanntesten (Trommeltelephon). Im Urwalde hausen auch Zwergstämme.
Siedlungen. Gegründet wurde das Schutzgebiet 1884 durch Nachtigal, der
in der Stadt Duäla begraben liegt. Der Haupthafen ist Viktoria (Bild 39).
In 900 m Höhe am Kamerünberg liegt Buea, der mit der Eisenbahn erreichbare
Sitz des Gouverneurs. Hauptort für den 8 ist Kribi. Stationen sind weit ins
Innere hinein bis an den Tsadsee angelegt.
Der Aufschwung der Kolonie wird gehemmt durch:
1. die Hafenarmut der meist flachen Mste,
2. durch die Nichtfchiffbarkeit der großen Ströme und die Unzngäng-
lichkeit des Urwaldes im Küstengebiet,
3. dadurch, daß der Benue in britischem Besitz ist.
74
V. Die deutschen Kolonien.
c) Deutsch - Südwestafrika
1,5 mal so groß wie das Deutsche Reich, 20V 000 (5. 0,2 E. auf 1 qkm.
Im Jahre 1905: 6400 ansässige Europäer.
Lage. Die 1500km lange Küstenstrecke unserer zweitgrößten, aber am
dünnsten bevölkerten Kolonie reicht vom Oranje- bis an den Kuueuefluß.
Im 0 ist meist der Meridian des Nadelkaps die Grenze. Diese springt im N
weiter nach 0 vor und erreicht zuletzt mit dem „Caprivi-Zipfel" den Sambesi.
Der Wendekreis des Steinbocks schneidet die Mitte der Kolonie.
Angrenzende Gebiete sind im N die portugiesische Kolonie Angöla, im S
und 0 britische Kolonien. Die Walfischbai ist ebenfalls britisch.
Das Landschaftsbild sieht nach den Hauptgebieten sehr verschieden aus.
1. Die Küstenebene ist buchtenarm, von starker Brandung heim-
gesucht und ohne guten Hafen. Die vorzugsweise benutzte Anlegestelle
der Schiffe bietet Swakopmund, von wo eine Bahn im Swakoptal aufwärts
ins Innere führt, zunächst durch einen 15—30 km breiten Streifen von röt-
lichem, grobkörnigem, zu hohen Wällen zusammengewehtem Dünensand, der
den ganzen Küstensaum begleitet (Bild 42).
Der ständige Südwind, der sich über der kalten Meeresströmung vor der
Küste stark abgekühlt hat, vermag dem Strande weder Regen noch Wärme zu bringen.
Nur mit dichtem, kühlem Nebel verschleiert er unausgesetzt das Gestade. Dadurch
wird die Küste eintönig, pflanzenarm, wüstenartig.
Erst etwa 60km landeinwärts erscheint allmählich ein Buschland mit
Llkazien, anderen Dorngewächsen und Mimosen, deren Schoten ein vorzüg-
liches Viehfutter bieten.
2. Der S des Innern heißt Groß-Namaland. Es ist eine nach 0 zur
Kalahäri sich senkende, im Durchschnitt mehr als 1000m erreichende
Hochfläche, eine Scholle aus Schichtgesteinen mit zahlreichen Tafelbergen,
die höher und massiger als die der Sächsischen Schweiz sind.
Dieses baumarme Land ist wärmer als die Küste (Fig. 9), aber nicht drückend
heiß. Die kühlen Nächte des Hochlandes bringen Erfrischung. Der gewöhnliche
Unterschied zwischen Tag und Nacht betrügt 15—20°. Im ganzen Winter ist der
Aufenthalt im Freien möglich. Sowie die Wolken sich verziehen, erscheint der
Himmel tiefblau, und die Fernsicht ist wunderbar weit. Im Sommer fallen
wolkenbruchartige Gewitterregen. Die sonst trockenen Flußbetten schwellen
dann plötzlich zu reißenden Strömen an.
3. Die Mitte des Innern, das Dämaraland, und der NW, das Kaoko-
feld, bilden ein bis 2700 m ansteigendes Bergland mit halbkugelartigen
Granitkuppen,' scharfeckigen Graten und Zinnen, jähwandigen Tälern und
im N aus steil aufragenden Hochlandsflächen wie dem 100 km langen,
quellenreichen Waterb erg.
1 Wb. Eschner Nr. 3, Wünsche Nr. 2.
1. Kolonien in Afrika. —
o) Deutsch-Süd Westafrika.
75
Klima und wirtschaftliche Verhältnisse sind ähnlich wie im Nämaland,
von dem das Dämaraland durch höhere Niederschläge und ausgedehnte Dornbusch-
Wälder unterschieden ist.
4. Das Amboland und der NO bilden eine Hochebene. Tropische
Hitze und ausreichende Niederschläge versprechen Pflanzungen Gedeihen.
Wirtschaftsgeographie. Die Küstenbeschaffenheit und die Trockenheit
erschweren den Aufschwung der Kolonie, die größtenteils ein hoch-
gelegenes, dürres Steppenland ist. Ausgedehnt und zahlreich sind die Weiden
für Rinder im N, für Schafe und Angoraziegen (Bild 43) im S. Straußeu-
und Bienenzucht sind einträglich. Bei Bewässerung gedeihen Getreide, Ge-
müse, Südfrüchte, Tabak, Wein und Dattelpalmen. Stauwerke für Regen-
und Grundwasser hat man schon in größerer Zahl angelegt.
Die Tierwelt ist reich an Arten. Antilope, Springbock, Zebra und Giraffe be-
Völkern die Savannen neben ihren Feinden Leopard, Luchs, Hyäne und Schakal.
Tauben, Hühner, Geier sind überall zu finden, Seelöwen, Flamingos, Pelikane und
Pinguine in großer Anzahl an der Küste, die den Pinguinen ihre Guanolager ver-
dankt. Schildkröten, Eidechsen, Schlangen, Bärenpaviane und Bienen kommen häufig
vor. Die schlimmste Plage des Landes sind Wanderheuschrecken und Termiten.
Der Fischreichtum der Küstenströmung wird wegen der Hasenlosigkeit nur von
Hottentotten in der Walfischbai ausgenutzt.
Bodenschätze (Kupfer, Eisen und Spuren von Gold) sind gefunden, Diamanten
werden vermutet. Abgebaut wird Kupfer in den Otäwigruben, wohin von
Swakopmund eine Eisenbahn führt. Vollendet ist ferner die Feldeisenbahn^
Swakopmund—Windhuk. Eine dritte Bahn Lüderitzbucht—Kubub—Keet-
mannshoop wird 1908 vollendet werden.
Ausgeführt werden Straußenfedern, Häute, Hörner, Guano, Erze, eingeführt
Eisenwaren, Holz, Bier, Kleider, Tabak, Lebensmittel. — Die Dampferverbindung
wird nach Bedarf durch die Woermann-Linie in 20tägiger Fahrtdauer wahrgenommen.
Der Besiedlung durch Deutsche in großem Maßstabe steht die Dürre
des sonst gesunden Landes entgegen. Außerdem wurde schon ein sehr großer
Teil des besten Landes von Kolonialgesellschaften52 erworben.
Bevölkerung (Bild 40). Die äußerst spärliche Bevölkerung ist sehr ver-
schiedenartig.
1. Groß - Nämaland nehmen neben wenigen Buschmännern Vieh-
züchtende gelbe Hottentotten^ ein.
Sie sind klein und häßlich, geistig begabt, tüchtige Jäger und Krieger. Ihre
Sprache hat merkwürdige Schnalzlaute. Sie wohnen in leicht abzubrechenden
Hütten aus biegsamen Stäben.
2. Im Dämaralande wohnen viehzüchtende Bantuneger (Kassern),
der große Stamm der Herero (Bild 43) und die von ihnen unterjochten
Bergdamara.
' Wie Dresden—Darmstadt, 380 km lang, 60 om Spurweite.
2 Diese haben rund 40 Mill. M angelegt.
3 Hottentott holländisch = Dummkopf.
76
V. Die deutschen Kolonien.
Die Hererö sind habsüchtig, diebisch, räuberisch und grausam. Sie wohnen in
Werften, mit Dornen umkleideten Hütten. Infolge des Aufstandes haben sie
schwer gelitten.
3. Auch im Ambolande wohnen Bäntuneger, die Ackerbau treibenden
Owämbo, der mächtigste Stamm.
4. Zahlreich sind die Bastarde, Mischlinge von Weißen und Hottentotten,
mit kapholländifcher Sprache. Sie sind unternehmungslustige Leute. Einige
unter ihnen zeichnen sich durch die schöne Gesichtsbildung der Mittelländischen
Rasse aus.
5. Die Weißen bestehen aus Deutschen, Buren, von denen manche
holländische Ortsnamen herrühren, und anderen Europäern^.
Siedlungen. Lüderitzbucht im L ist die beste Hafenbucht, aber wasserlos.
Die britische Walfifchbai verödet, da sich nahe im N durch den Bau einer langen
Hafenmole eine einigermaßen brauchbare Landnngsstelle in Swakopmund her-
stellen ließ. Dieses ist zurzeit das bequemste Eingangstor und daher der Ausgangs-
Punkt zweier Bahnen.
In den kleinen Ortschaften im Berglande bestehen viele Missionsstationen.
Die Kreuzung der natürlichen Straßen, dämm der geographische und Wirt-
schaftliche Mittelpunkt der Kolonie und Sitz der Regierung und der Schutztruppe
ist das 1600 m hoch gelegene Windhuk * (Bild 43). Zahlreiche kalte und heiße
Quellen haben hier eine dichtere Bevölkerung und guten Bodenanbau verursacht.
Im S ist Keetmannshoop der wichtigste Ort.
6) Deutsch-Ostafrika
1,8mal so groß wie das Deutsche Reich, 7 Mill. E. 6 E. auf 1 qkm.
Im Jahre 1905: 2500 ansässige Europäer.
Lage. Ostafrika ist das größte und bevölkertste unter den deutschen
Schutzgebieten. Es liegt auch nicht allzufern von den großen Seeverkehrs-
straßen von Europa nach Indien und Australien und bietet die beste Gelegen-
heit zur Verbindung der Küste mit den reichen Landschaften um die großen
innerafrikanischen Seen. Ziemlich in der Mitte der Ostküste Südafrikas unter
dem Meridian von Moskau hat es eine Küstenstrecke wie Lübeck—Memel,
vom Rowümasluß im S bis fast 5° N. Die Nordostgrenze läuft um den
Kilimandscharo ^ an den Viktoria-See, durchschneidet diesen und wendet sich
zunächst in westlicher, dann in südlicher Richtung dem Nordende des Tangan-
jika zu. Vom südlichen Tanganjika geht sie weiter zum Njassa und folgt oft-
wärts dem Rowümaslusse zur Küste. Ostafrika liegt ganz im tropischen
Klimagebiet.
Grenznachbarn sind im NO und N die Briten, im W der Kongostaat, im SW
wieder die Briten, im S die Portugiesen. Die äußerst wertvollen Küsten-
1 Die Zählung Ende 1907 ergab im ganzen 7100 ansässige Weiße.
2 D. i. holländisch — Windspitze. Hier fallen jährlich etwa 40 002 Regen.
* Wb. Eschner Nr. 4 und 5, Wünsche Nr. 1.
4 D. i. Berg des Ndschäro, eines kältebringenden Berggeistes. Wb. Hölze! Nr. 36.
1. Kolonien in Afrika. —
d) Deutsch-Ostafrika.
77
inseln Sänsibar und Pemba gehören dem den Küstenhandel beHerr-
sehenden britischen Schutzstaate Sansibar an, in dem noch die Fäden des
ostafrikanischen, indischen und arabischen Verkehrs zusammenlaufen.
Landschaftsbild. 1. Wir betreten auch diese Kolonie in der Küstenniede-
rung, die breiter als in Togö und Kamerün ist. Korallenriffe umsäumen den
Strand und bereiten der Schiffahrt Gefahren. Zutritt zur Küste haben die
Schiffe wie an der Ostseite Australiens nur, wo das Süßwasser der Flüsse die
Korallenbauten hindert. Neben Daressalam findet sich nur im 3 ein tiefer
Hafen, Li ndi. Der an den Flußmündungen mit Mangrovewäldern geschmückte
Küstenrand besteht aus Sandstein und weit ins Land hinein noch aus Korallen-
kalk. Längs der Flußwiesen ziehen sich „Galeriewälder" zwischen Grassteppen
und Buschland nach dem Innern.
Das Klima ist infolge des herrschenden Ostwindes feucht trotzdem mangelt
es an gutem Trinkwasser. Die kaum schwankende Hitze beträgt +26° (Fig. 9).
2. Der durch die Ostwinde, besonders im N, noch reicher befeuchtete Ge-
birgsrand mit seinem schönen und fruchtbaren Gelände, das wie die Land-
fchaft Usambara zu Pflanzungen einladet, besteht aus Schiefer, Gneis
und Grauit und ist teilweise mit dichten Urwäldern bestanden. An der
Nordostgrenze, an der östlichen tiefen Grabensenkung, die die Rand-
gebirge vom inneren Hochland scheidet, erhebt sich der Kilimandschäro zu
6000 m.
Der Kilimandscharo^ (Buntbild) trägt zwei nicht mehr tätige Vulkangipfel.
Der Berg steigt aus dem Gebiete tropischen Urwaldes durch Pflanzenformen, die
denen unserer Alpen ähnlich sind, bis zum ewigen Schnee auf. Im 8 wird das
fruchtbare Hochland dicht bewohnt von den Wadschaga3. In seinen höher ge-
legenen Teilen ist es zum Ackerbau für Europäer geeignet.
Im Gebirgsrand ist der Wärmeunterschied zwischen Sommer und Winter
bemerkbar, zwischen Tag und Nacht beträchtlich. Die Nächte sind oft kalt und
wirken erfrischend. In der Höhenlage kann der Europäer dauernd leben.
Im 8 erreicht der Nordostrand des Njassa-Sees im Livingstone
[Uvmgsfti]* Gebirge 3700 m.
3. Nach W senkt sich der Rand zum umfangreichen, etwa 1000 in hohen
Hochlande, das kleine Bergzüge und höhere vulkanische Erhebungen trägt.
Das Hochland wird durch eine tiefe Grabensenkung gespalten, die nach 8
zieht und durch eine Reihe abflußloser Seen bezeichnet wird. Diese bilden die
Wasserscheide des atlantischen Gebietes gegen den Indischen Ozean.
Nördlich vom Tanganjika liegt das Hochland von Ruanda (3000m), in dem
endlich das Geheimnis der Hauptquellen des Nil entschleiert wurde.
Da die östlichen Winde sich am Gebirgsrand abgeregnet haben, so ist das Hoch-
land an sich trockener und dürrer. Dazu sehlen im Sommer der Südhalbkugel
die Niederschläge fast völlig. So zeigt sich die Landschaft, deren Boden über-
wiegend aus Latent besteht (Buntbild Kilimandschäro), nur in der Regenzeit als
1 Viermal mehr Niederschlag als in Nordwestdeutschland.
2 Er deckt ein rundes Gebiet, das etwa so groß wie der Schwarzwald ist.
3 Die Vorsilbe U bezeichnet in der Sprache der Bäntuneger das Land, M den
Sin-gular, Wa oder Ma den Plural der Bewohner, Ki die Sprache.
78
V. Tie deutschen Kolonien.
eine von Tierleben wimmelnde Savanne mit sehr hohen Gräsern, im
trockenen Sommer dagegen als dürre Strauchsteppe. Günstiger ist das
Land südlich vom Viktoria-See.
4. Für das westliche Binnenland von großer Bedeutung sind die drei von
Dampfern befahrenen, großen und hochgelegenen Seen des Landes:
a) der Njassa ist so groß wie Sizilien. Sein Absluß zum Sambesi, der
Schire, sperrt durch Wasserfalle den Verkehr zu Schiff mit der See.
b) Der Tanganjika wird vom Hochlande durch Gebirgsketten getrennt.
Seine Ufer sind mit Olpalmen umkränzt. Nur bei hohem Wasserstande wässert
er zum Kongo ab.
c) Der Viktoria - See ist die Eingangspforte in den gesegneten Nil-
Sudan. Seine Ufer sind imW uud 0 gebirgig, im 8 meist von breiten Sümpfen
uud Papyrusdickichten umgeben. Seine inselreiche, großenteils seichte
Flut trägt die Flotten der Negerstaaten und britische und deutsche Dampfer.
Sein größter Zufluß, der Kagera, ist der südlichste Quellstrom des Nil.
Die Flüsse sind wegen ihrer Fälle und des unregelmäßigen Wasser-
standes nur auf einigen Strecken nahe der Mündung kahnbar, aber
sie dienen als Pfadführer ins Innere und Wafferfpender für die
Reisenden.
Wirtschaftsgeographie. 60% des Landes sind zur Bebauung infolge
der Trockenheit und Dürre ohne künstliche Bewässerung untauglich,
aber diese Steppen, auf denen alle dem tropischen Afrika eigenen Tieisormen
vertreten sind, eignen sich zur nomadisch betriebenen Viehzucht. Leider
jedoch wird sie durch die Rinderpest bedroht.
Der fruchtbare Boden des Gebirgsrandes trägt in den feuchten
Schluchtentälern üppigen Urwald mit Bäumen, die über 70 m Höhe erreichen.
Kokospalmen und Kautschukbäume geben in geeigneten Lagen reichen Ertrag.
Im lichten Hochgebirgswald wachsen wertvolle Nutzbäume. Die Buschsteppe
hat teilweise fruchtbaren Boden, der bei Bewässerung mit den gesegneten
Landschaften um den Südteil des Viktoria-Sees an Ergiebigkeit wett-
eifert. Hier gedeihen die Feldfrüchte des Negers üppig (Mais, Reis, Hirse,
Sesam, Erdnüsse, Baumwolle). Auch Mineralschätze (Gold, am Njassa
Kohlen) wurden gefunden.
Zur Ausbeutimg der Schätze des Landes und zum Gedeihen des Handels sind
Eisenbahnen in die mittleren Teile der Kolonie nötig, zunächst die
Fortsetzung der Usambära-Bahn bis zum Kilimandscharo und der Bahn Dares-
saläm—Mrogoro bis Taböra. Die britische Ugända-Bahn (von Mombäsa an
den Viktoria-See) hat auch den deutschen Landschaften an diesem See einen unge-
ahnten Aufschwung des Ackerbaues, der Viehzucht und des Handels gebracht. Eine
deutsche Bahn an diesen See ist daher vorläufig noch entbehrlich.
Ausgeführt werden zurzeit Kautschuk, Wachs, Kopra, Gespinstfasern
(Sisalagave, Baumwolle), Elfenbein, Häute, Sesam, Kopalharz*.
Kautschuk, Pflanzenfette und Gespinstpflanzen begründen bisher
die Hoffnung auf die Entwicklung der Kolonie. Der größte Wert
1 D. i. ein bernsteinartiges Harz, das zur Lackherstellung verwandt wird.
§ 50. 2. Kolonien in der Südsee. — a) Melanesisches Schutzgebiet._79
Ostafrikas besteht in der verhältnismäßig dichten Bevölkerung. Ihre Ab-
Wanderung nach dem englischen und portugiesischen Gebiet durch gute Behandlung
zu verhüten, ist eine Hauptaufgabe der Verwaltung. An Kulturbedürfnisse werden
sie hauptsächlich durch indische Händler gewöhnt, die in mühsamem Tauschgeschäft
kargen Lohn finden und jetzt meist deutsche, daneben indische Industrie-
waren einführen und vertreibend
Die Reichspostdampfer nach Hamburg gebrauchen 36, bis Neapel 21 Tage.
Die Bevölkerung (Bild 40) besteht überwiegend aus ackerbauenden
Bantnnegern, die in einer festungähnlichen, rechteckigen Tembe oder in
einer Rundhütte mit Kegeldach wohnen. Sie haben ein stärker entwickeltes
Ehrgefühl als die südwestafrikanischen Stämme und wollen von den Weißen
gut behandelt werden. Die mächtigsten Stämme sind die W ah üma in Ruanda
und die Wahehe nordöstlich vom Njassa. Die kriegerischen Masäi sind ein
semitisches Mischvolk. Die Araber brachten als Händler den Küstenbewohnern
den Islam und die bantu-arabische Mischsprache des Kisuahel, d. i. Sprache
der Küstenleute.
Siedlungen. Die Hafenorte bilden zugleich Hauptorte und Militärstationen: im
N das verhältnismäßig gesunde Tänga, 4000 E., nud Bagamöjo, den Ausgangs-
Punkt der Karawanen, der neben 10000 Einwohnern oft weit mehr fremde Träger
zählt. Sitz des deutschen Gouverneurs ist Taressalam^ (6000 E.), ein guter Hasen
mit schmucken europäischen Bauten. Lindi ist der Haupthafen des 8. Stationen
befinden sich bereits an den drei Seen und am Kilimandscharo.
2. Die deutschen Kolonien in der Südsee.
§ 59. Sie liegen wie die afrikanischen im tropischen Gebiete
der Südhalbkugel und abgesehen von Samöa abseits von denWelt-
Verkehrslinien. Sie sind darum nur Handels- und Pslanzungs-,
nicht Siedlungskolonien. Denn in all diesen Ländern herrscht die wenig
schwankende und durch den Nordostpassat äußerst feuchte Treibhauswärme Von
+ 26° (Fig. 9), in der die Kokospalme vorzüglich gedeiht. Alle diese
weit zerstreuten Schutzgebiete zusammen sind noch nicht halb so groß
wie das Deutsche Reich und haben nur etwa 0,4 Millionen Einwohner, davon
im Jahre 1905 1250 ansässige Europäer.
a) Das melanesische Schutzgebiet.
Das Aaiser-Ulilhelmsland 3,
halb so groß wie das Königreich Preußen mit 110 000 Einwohnern, nimmt den
NO von Neuguinea ein. Begrenzt wird es im W von niederländischem
und im 3 von britischem Gebiete.
Das noch sehr unbekannte Land hat an der wenig gegliederten
Küste (Bild 38) hohe Erhebungen, und im Innern übersteigen ein-
zelne Gipfel Montblanc - Höhe. Erdbeben werden häufig beobachtet.
Münze ist die Rupie [rupt] — 1,36 Ji. Die Rupie ist neuerdings eingeteilt
m 100 Heller. — 2 D. i. Wohnung des Friedens. — » Wb. Eschner Nr. 7.
80
V. Die deutschen Kolonien.
Zwei große Flüsse, die ausgedehnte Ebenen in gewundenem Laufe
durchziehen, werden schon von kleinen Dampfern befahren und erschließen
weithinein das dem Europäer durch Klima und Eingeborene (Bild 41) feind-
liche Land.
Die schwarzhäutigen Papua wohnen an der Küste und an Flüssen in Pfahl-
bauten (Bild 5). Sie sind kühne Seefahrer und Fischer, aber keine Ackerbauer.
Wirtschaftliches. Der äußerst fruchtbare Boden ist reich an Sagopalmen,
Guttapercha- und Kautschukbäumen und wertvollen Nutzhölzern (Kaurifichte,
Bambus). Mit fremden Arbeiten:, die von China, Java und dem Bismarck-
Archipel eingeführt wurden, auch mit eingeborenen Papüa (Fig. 95), sind Pflan-
zungen (Kokospalmen, Tabak, Mais, Kaffee, Gewürze) angelegt.
Kaifer-Wilhelmsland und die benachbarten Kolonien werden von den Post-
dampfern der Linie Sydney—Känton des Norddeutschen Lloyd, femer von dessen
kleinen Frachtdampsem angelaufen, die eine Rundfahrt von Singapore über Batavia
und die deutschen Kolonien nach Singapore zurücklegen.
Siedlungen. Das Leben der vom Klima arg gefährdeten Europäer sammelt
sich um die Astrolabe-Bai. An ihrem Nordends liegt der ausgezeichnete Friedrich-
Wilhelmshafen. In ihrem innersten Winkel dehnen sich Pflanzungen um
Stephansort, den Sitz der Verwaltung.
2. Bismarck-Archipel^.
Die Hauptiufeln heißen Nenpommern^ und Neumecklenburg.
Sie find gebirgig. Einige tätige Vulkane übersteigen noch Brockenhöhe. In
den höheren Lagen gedeiht üppiger Urwald. Um die Küsten zieht sich ein
Band von ungesunden Mangrovewäldern (Bild 38). Die Inseln werden
von Korallenriffen umsäumt, haben jedoch einige tiefe Häfen.
Der europäische Pflanzungsbetrieb beschränkt sich noch fast ausschließlich auf
Herbertshöhe auf der Gazelle-Halbinfel, dem nördlichen Ende Neupommerns.
Mit Hilfe der freundlichen Bevölkemng (Bild 41) können die deutschen Pflanzer
Kopra und Baumwolle (Bild 17) für die Ausfuhr gewinnen.
3. Die übrigen Inseln der Bismarckgruppe und die beiden deutschen
Inseln im 1STW der Salomonen sind infolge der Feindseligkeit ihrer Bewohner
(Bild 41) gegenüber den Weißen noch wenig erschlossen.
b) Die mikronesischein Schutzgebiete.
Fast 2500 qkm, 55 000 E. Im Jahre 1905: 260 ansässige Weiße.
Marshall-Inseln 4.
Im NO des Kaiser-Wilhelmslandes ziehen sich nördlich vom Äquator die
Marsh all-Inseln als lange Reihen von Koralleninseln hin. Sie sind
zusammen noch nicht halb so groß wie Rügen und über einen Meeres-
räum etwa von der Größe des Königreichs Preußen verstreut.
1 Wb. Eschner Nr. 5. — 2 2 z mal Sachsen. — 2 Mikronesien = Kleininselflur. —
4 Wb. Eschner Nr. 8.
Der Kilimandscharo von der Lendjoro-Steppe, links der Kibo (6000 111), rechts der Mawensi (5350 m), der Sattel (4700 in).
Termitenhügel, verfallen und frisch. Schirmakazien. Zwei Affenbrotbäume.
Dornbüsche und Steppe schmücken sich zu Beginn der Regenzeit mit frischem Erün. Im Garten der Missionsstation prangen Bananen und Sykomoren. Über
den rötlichen Latcritboden der Steppe führt ein auch die kleinsten Hindernisse meidender Karawanenpfad an dem riesigen Affenbrotbaum vorüber. Rechts hängt
an diesem eine von den Eingebornen zur Gewinnung wilden Honigs angebrachte Röhre.
§ 50. 2. Kolonien in der Südsee. — b) Mikwnesisches und c) Polynesisches Schutzgebiet. 81
Die wohlgestalteten, anstelligen Bewohner (Bild 41) gehören zum Misch-
stamme der Mikronesier und bilden ein Mittelglied zwischen den Polynesiens
und den Papua. Sie sind gastfreundlich, kühne Fischer und Seeleute.
Mittelpunkt des Handels (Kopra) infolge eines guten Hafens und Sitz des Landes-
Hauptmanns ist die Insel Jaluit (dschalüt).
2. Marianen-, Karolinen-^ und ^>alau-Inseln.
Zwischen den kleinen, niedrigen, über einen Meeresraum etwa von der
Größe des Mittelländischen Meeres ausgestreuten Koralleueilanden er-
heben sich uur wenige hohe, vulkanische Inseln. Ihr Nutzungswert
ist gering, und obendrein gehört die Insel Güam^, die für sich allein der
Größe sämtlicher übrigen Marianen gleichkommt, der Union.
Die Karolinen-Jnsel Pönäpe ist der Sitz der Verwaltung. Ausgeführt werden
Kopra (d. h. die zerschnittenen und getrockneten Msse der Kokospalme), Schild-
patt, Muscheln.
c) Das polynesische Schutzgebiet, die deutschen Samöa-Fnselu.
So groß wie Sachsen-Meiningen, 33000 E. 12 E. auf 1 qkm.
Im Jahre 1905: 450 ansässige Weiße.
Die aus vulkanischen Gebirgen aufgebaute Inselgruppe liegt südöstlich
von den Marshall-Jnseln, in der Mitte der polynesischen Jnselslnr an
der Dampfschiffstraße Nordamerika—Hawaii—Australien.
Die Inseln zeigen an vielen Strecken ihrer Oberfläche basaltische Tnsse,
die tief verwittert sind und üppigen Ackerboden ergeben, besonders auf der
wertvollsten der Inseln, auf Upöln. Sie sind von Korallenriffen um-
säumt und haben nur für kleinere Schiffe Ankerplätze. Die Berge
steigen auf Sawaii, der größten Jnsep, bis zur Höhe der Schneekoppe an.
Das gleichmäßige, heißfeuchte Klima (Fig. 9) der wasserreichen, mit
herrlichen Wäldern geschmückten „Inseln der Seligen" ist wegen der frischen
Seebrisen ganz erträglich für Europäer. Kokospalmen, Kakao, Baumwolle
und Kaffee gedeihen trefflich. Kopra bildet vorläufig den wichtigsten Ausfuhr-
gegenständ. Industriewaren werden größtenteils aus Deutschland bezogen, aus
Australien und der Union dagegen Fleisch und Hartbrot.
Die Bewohner (Bild 41) haben eine kräftige, hochgewachsene Gestalt und
ansprechende Gesichtsbildung. Sie sind gastfreundlich, lebenslustig, leichtsinnig,
dabei leicht erregbar und sehdelustig. Da sie keine Neigung zu regelmäßiger
Arbeit haben, so werden als Arbeiter der deutschen Pflanzungen Melanesier
(Neupommern), Kuli aus China n. a. eingeführt.
Auf der Nordseite von Upölu (Buntbild S. 4) liegt der Haupwrt Apia^, der
Mittelpunkt der deutschen Plantagengesellschaft, Sitz der Behörde, ein freund-
liches Städtchen mit geraden, breiten Straßen, schmucken Kirchen, großen Handels-
Häusern, reizenden Villen und Gärten. Seine Reede ist bei Wirbelstürmen unzureichend.
1 Wb. Eschner Nr. 10. — 2 Gleich der Fläche des Bodensees. — 3 Doppelt so groß
wie Rügen. — ± Wb. Eschner Nr. 6.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. g
82
V. Die deutschen Kolonien.
§ 51—52.
3. Die Pachtung Kiautschou ^kjaudschö-u^.
500 qkm, 120000 E. 240 E. auf 1 qkm. Im Jahre 1905: 1225 ansässige Weiße.
§51. Die Kiautschöubucht, an der Südostküste der Halbinsel Schantnng^,
haben wir von China gepachtet. Dazu tritt eine neutrale Zone, halb so
groß wie das Königreich Sachsen, in der China keine Maßregel ohne
deutsche Zustimmung treffen darf. In dieser liegt die ehemals blühende
Stadt *Kiantschöu.
Die Bucht, die durch Gestalt und Maße an den Jadebusen erinnert,
jedoch tiefer ist, wird von einem fruchtbaren Tieflandsaum umrahmt,
den wieder entwaldete, felsige und dicht bevölkerte Gebirge umspannen.
Zwei Gebirge von 1400 und 675 m schützen die über 3 km breite und tiefe
Einfahrt in die Bucht. Jenseit der Berge neigt sich das Land zur Ebene.
Das Klima ist gesund (Fig. 9). Die Lage unter Gibraltars Breite setzt
einen sehr heißen Sommer voraus, während die Winter, den chinesischen Ver-
Hältnissen entsprechend, streng sind, und die Bucht bisweilen zum Teil zufriert.
Wirtschaftliche Bedeutung. Die Bucht bildet den besten Hafenplatz in
Nordchina, wenn es der Aufforstung gelingt, die Versandung der Bucht zum Still-
stand zu bringen. Eine breite Bodensenke durch die Wurzel der Halbinsel Schan-
tuug führt die Straßen an den Hoangho. Darauf beruht die Aussicht, den aus
Villenstadt, Seebad und Chinesenviertel bestehenden Freihafen Tsingtau, den Sitz
der deutschen Verwaltung, an der östlichen Seite der Einfahrt (Bild 37), zum
Haupthafen des steinkohlenreichen, gewerbtätigen, dicht bevölkerten
Hinterlandes und zur Kohlenstation für die blühende deutsche Küsten-
schiffahrt zu machen.
Die Fahrtdauer der Postdampfer von Bremerhaven bis Tsingtau beträgt
etwas mehr als 50 Tage. Mit Benutzung der Sibirischen Bahn beanspmcht
die Reise von Berlin etwa halb so viel Zeit. Die Schantungbahn (435 km),
die bis an den Hoangho fortgesetzt werden soll, erschließt die reichen Kohlenlager
des Hinterlandes.
4. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der europäischen
Staaten.
§ 52. a) Seit dem Untergange des Weströmischen Reiches sind neben den Arabern
hauptsächlich die Germanen Träger kolonialer Bestrebungen gewesen. Im 9. Jahr-
hundert haben die Normannen weithin über die Färöer nach Island ihre Siedlungen
ausgedehnt, am Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts nach Grönland und
Nordostamerika. Diese Niederlassungen gingen freilich bald zugmnde, dafür aber
blühten die im 9. und 11. Jahrhundert gegründeten Siedlungen in Nordfrankreich,
Süditalien und England schnell zu Macht und Ansehen empor.
Die Untemehmungen der Deutschen im 10., 12. und 13. Jahrhundert, das sla-
wische Land östlich der Elbe wiederzugewinnen, zeugen ebenfalls von germanischem
Kolonifationstrieb. Eine Art von Handelskolonien indes gründete durch ihre
1 D. i. „Stadt der Kiau", eines alten Volksstammes auf der Halbinsel Schantung.
Wb. Eschner Nr. 9, Wünsche Nr. 6. — - D. i. Ostlich der Berge.
§ 52. 3. Kiautschou. — 4. Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten. 83
Faktoreien in London, Brügge, Wisby und Nowgorod zuerst die deutsche Hanse. Dieser
Bund deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber durch die Selbstsucht
der die Hansestädte beherrschenden Patriziergeschlechter, durch die Erstarkung der
ausgesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen
erfolgten Entdeckung neuer See- und Handelswege um 1500 ging die
Hanse ihrem Untergang entgegen (1630).
b) Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, während des
Unabhängigkeitskampfes im 16. und 17. Jahrhundert den Entdeckern der neuen
Seewege, den Spaniern und Portugiesen, die von diesen in Besitz genommenen
Küstenländer in Südafrika und in Süd- und Südostasien. Die Niederländer konnten
jedoch bei ihrer geringen Volkszahl diese Gebiete nicht genügend besiedeln und behaupten.
Infolgedessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien fest.
Zu derselben Zeit erwarben sie auch Nordostamerika. Hier wurden sie wieder von
Germanen, den Engländern, im 18. Jahrhundert'verdrängt, und seitdem zeigt
das britische Volk den großartigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte
kennt. Es hat sich ein außerordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche
zu eigen gemacht. Sein wichtigster Besitz ist das Indische Kaiserreich, eine Pflan-
zungs- und Handelskolonie, die 300 Millionen Einwohner zählt. Als Sied-
lungskolonien sind das Britische Nordamerika, Australien und Süd-
afrika zur Aufnahme des englischen Volksüberschusses von hervorragendster Be-
deutung. Eine starke Stütze der meerbeherrschenden Macht Großbritanniens bilden
zahlreiche Flotten- und Kohlenstationen in den drei Ozeanen.
Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder
auf, zuerst in Algier. Sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie jetzt
nächst den Engländern den größten kolonialen Besitz in Tropenländern
und in Algerien ein wertvolles und gesundes Siedlungsland haben.
Im 19. Jahrhundert entwickelten die Niederländer, die in unerreichter Weise
ein jeder Arbeit abholdes Tropenvolk zur Arbeitsamkeit erzogen, zunächst die Insel
Java zur Hauptquelle ihres Reichtums und zum dicht bevölkerten tropischen Paradies.
c) Das noch nicht geeinte deutsche Volk, das seit dem Untergange der Hanse
nur einen der Kosten wegen bald wieder aufgegebenen kolonialen Versuch des
Großen Kurfürsten an der Oberguineaküste erlebt hatte, blieb zu dieser Zeit des
kolonialen Aufstrebens seiner beiden westlichen Nachbarn von ähnlichen Strebungen
völlig unberührt, und auch nach seiner politischen Einigung im Jahre 1871 standen
ihm zunächst noch andere Aufgaben im Vordergrunde. So waren die besten Teile
der Erde von anderen Völkern in Besitz genommen, als Handelsentwicklung und
dichte Bevölkerung auch die Deutschen zur Umschau nach Kolonien drängten.
1883 erwarb der Bremer Kaufmann Lüderitz das erste Stück von Deutsch - Süd-
Westafrika, das 1884 vom Deutschen Reiche als erstes Schutzgebiet übernommen
ist. Das Schutzgebiet von Togo und Kamerun wurde im Jahre 1884 unter
G. Nachtigals hervorragender Betätigung erworben und begründet. Unter steten,
von Beginn der deutschen Kolonialpolitik an geübten Quertreibereien und mehr
oder weniger geglückten Verhinderungsversuchen der Engländer folgte noch in dem-
selben Jahre durch Karl Peters' kühne Tatkraft die Besitzergreifung von Deutsch-
Ostafrika. Auch die Grundlage zum deutschen Besitz in der Südsee ist 1884
durch die verdienstvolle Tätigkeit von O. Finsch in und bei Neuguinea gelegt.
1898 wurde die Kiautschöubucht auf 99 Jahre von China gepachtet, 1899 die
Inselgruppe der Marianen und K a r olin en von Spanien gekauft und zuletzt die älteste
6*
84
V. Die deutschen Kolonien.
Pflanzstätte deutschen Fleißes in den Tropen, der Hauptteil der Samöa-Jnseln,
durch Vertrag mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Anierika erworben.
cl) So hat das Deutsche Reich von den noch freien Gebieten so viel erhalten, wie
zu so später Stunde möglich war, und ist eine Kolonialmacht zweiten Ranges
geworden. Sein auswärtiger Besitz übertrifft die Bodenfläche des
Heimatlandes fast um das Fünffache, die Einwohnerzahl dieses Gebietes freilich
erreicht mit etwa 12 Millionen noch nicht die Kopfzahl der Bevölkeruug des
Deutschen Reiches südlich von Main uud Nahe.
Moides OSTAERTKÄ 995 000 qknx
DEUTSCH- S.WÄFKKjV 8X5 000 (jkm.
DEUTSCHES
-REICK
510 000 qkm.
KÄMEKUN
500000qkm.
TOGO
SUDSEE ARCHIP 87000 qkm
24-S 000 qkm. - M —1 *XAJCQlPli
10. Vergleich der Gröszen verhält nisse der deutschen Kolonien mit der
Bodenfläche des Deutschen Reiches.
Briliscli£r Besitz
Asiatisches Ru(5-
Europäisch.
Kußlaiid
Französisch.
ßeutschJ KongV
Staat
Portu£.
Besitz
11. Vergleich der Bodenfläche der europäischen Kolonialstaaten und ihrer
Kolonialbesitzungen.
Li-il.iscliei' Lesi^s
Britische
12. Vergleich der Bevölkerung der europäischen Kolonialstaaten und ihrer
Kolonialbesitzungen.
An Bodenfläche übertrifft der deutsche Kolonialbesitz den der Niederlande.
Dieser aber hat die dreifache Einwohnerzahl und ist unendlich viel wertvoller.
Auch der portugiesische Kolonialbesitz, der in argen Verfall geraten war, iu
Afrika jetzt aber mehr von Fremden als von Portugiesen in neue Blüte gebracht
wird und dem Mutterlande wieder Einkünfte liefert, ist geringer als der deutsche.
Das Königreich Belgien besitzt im Kongostaat ein aufblühendes, zusammen-
hängendes Kolonialland von mehr als der vierfachen Größe des Deutschen Reiches.
Sein Kolonialbesitz bleibt also auch hinter dem deutschen zurück.
Das früher seemächtige Spanien, das Land, in dem einst „die Sonne nicht
unterging", hat dagegen von seinem alten Reichtum an Kolonialländem in drei
fremden Erdteilen nur in Afrika einen dürftigen Rest behauptet. Es zählt daher
kaum mehr zu den Kolonialmächten.
§ 53. 4. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten._85
Rußland hat keinen Besitz in Tropenländern und wird deshalb oft nicht unter
die Kolonialmächte gerechnet. Sein asiatischer Besitz beträgt 17 Millionen qkm
mit 28 Millionen Einwohnern.
An den drei größten Kolonialmächten gemessen, ergibt sich für den
deutschen Kolonialbesitz folgendes:
Die britischen Kolonien haben llmal mehr Bodenfläche
und 28mal so viel Bewohner,
das Asiatische Rußland hat 6V2MÄ mehr Bodenfläche
und 2 mal so viel Bewohner,
die französischen Kolonien haben 22/gmal mehr Bodenfläche
und 32/3 mal so viel Bewohner,
e) Außerdem sind die Kolonialländer dieser Mächte fast durchweg viel reicher,
und ihre Bewohner haben eine mehr oder weniger hohe Kulturstufe erreicht. Dazu
hängt der britische, russische und französische Kolonialbesitz in großen Gruppen zu-
sannnen. Die britischen uud französischen Kolonialländer sind von der See aus
meist bequem zu erreichen, vielfach auch durch die natürlichen Straßen schiffbarer
Flüsse weit landeinwärts geöffnet.
Das Deutsche Reich hat dagegen am Atlantischen, Indischen und Stillen
Ozean einen weit auseinandergerissenen und von den großen Verkehrs-
wegen abgelegenen Kolonialbesitz mit ungünstiger Küstenbeschaffenheit,
der weniger reich, weniger entwickelt und mühevoller, meist nur durch
Kunststraßen erschließbar ist, abgesehen von dem im gewaltigen Meeres-
räume fast verschwindenden Inselbesitz in der Südsee. Trotzdem enthält
dieser für die Deutschen übriggelassene und wirtschaftlich weniger wertvolle
Rest der Erde noch so viel Schätze, daß er bei praktischer Verwaltung und
tatkräftiger Unternehmungslust der deutschen Aaufleute in erfreulicher Weise
sich entwickeln und eine neue (Quelle der Macht und des Reichtums für
unser Vaterland werden wird.
§ 53. Äbersichtstabelle.
Schutzgebiete qkm Einwohnerzahl
1. Togo ............. 87 000 an 1 000 000
2. Kamerun................. 500 000 „ 3 500 000
3. Dentsch-Südweftafrika........... 835 000 „ 200 000
4. Deutsch-Ostafrika............. 995 000 „ 7 000 000
5. Neuguinea gebiet ............. 240 000 „ 400 000
A. Kaiser-Wilhelmsland........... an 180 000 110 000
B. Bismarck-Archipel............ „ 50 000 200 000
C. Salomon-Jnseln............. 7 000 50 000
6. Marshall-Jnseln.............. 400 15 000
7. Marianen, Karolinen und Palau-Jnseln . . . 2 100 40 000
8. Samoa-Jnseln............. 2 000 33 000
9. Kiautschou ............. 500 „ 120 000
Zusammen an 2,6 M«l 12 Mill.
86
VI. Europa.
§ 54—56.
VI. Europa.
10 MM. qkm, 400 MM. E. 40 E. auf 1 qkm.
§ 54. Allgemeines. Äußerste Punkte sind das Nordkap, 71° N, im W die
nur 5 Schnelldampfertagereisen von Neufundland entfernte Westspitze von Irland,
im 8 Kap Tarifa, 36° N, 14 km von Afrika entfernt, im 0 der Uräl, 60° 0.
Wichtige Merklinien für die Lage der Länder sind die Parallelkreise 40°,
45°, 50°, 60° N und die Meridiane 0°, 10°, 25° 0.
Weltstellung. Wenn man auch Europa, das schon von den alten
Griechen als selbständiger Erdteil im Gegensatz zu Asien betrachtet wurde,
dem Kartenbilde nach als eine westliche Halbinsel Asiens bezeichnen kann, so
ist die herkömmliche Betrachtung als Sondererdteil doch wegen der
Gliederung, wegen des Klimas, der Bevölkerung, der Stellung
in Geschichte und Kultur der Menschheit voll berechtigt.
Die Umgrenzung des Erdteils zeigt die Karte.
§ 55. Wagerechte Gliederung. Europa ist der zweitkleinste, aber der
gegliedertste und wichtigste Erdteil. Die größte Ausdehnung hat es
von SW nach NO.
Der Rumps Europas bildet ein Dreieck. Dessen drei Eckpunkte zeigt
die Karte. Im 0 schließt der Erdteil sich in breiter Landmasse an den Rnmpf
Asiens. Im NW, im W und im S zerlegen tiefe und breite Meereseinschnitte
ein Drittel seiner gesamten Bodenfläche in vielgestaltete Glieder,
die nur durch deu zwischen ihnen lagernden Festlandskern zu einer geo-
graphischen Einheit verbunden werden. Auf der Karte treten vier Ein-
schnürnngen des Festlandes hervor.
Die Glieder im N sind nur durch sehr seichte Meeresräume vom Fest-
lande geschieden. Sie liegen noch auf der vom Meere überschwemmten Fort-
setzung des Festlandes, auf dem sogenannten Festlandsockel. Das größte
Glied ist die Skandinavische Halbinsel.
Die drei nächstgrößten Halbinseln liegen in Südeuropa. Ihre Entstehung
Verdauken sie den tiefen Einbrüchen des mittelmeerifchen Senkungsfeldes.
Die größte Inselgruppe, Großbritannien und Irland, ist dem
W Europas in ähnlicher Weise meerbeherrschend vorgelagert wie dem 0
Asiens die Japanischen Inseln.
§ 56. Höhengliederung. Der Rumpf Europas zeigt wenig Einheitlich-
keit im Aufbau. Er besteht vorwiegend aus Tiefland. Die losge-
trennten wie die anhängenden Glieder dagegen bestehen meist aus
Gebirgsland und unter diesen die Pyrenäen-Halbinsel überwiegend aus
Hochland. Mit Ausnahme des 0 herrscht nirgends in Europa eine einzelne
Erhebungsform wie in Asien und Afrika weithin vor, sondern sie ändert sich
in häufigem Wechsel. Das hat die vielseitige Entwicklung der Menschheit
in Europa gefördert.
Höhengliederung.
87
Nach dem Aufbau (Fig. 13) unterscheidet man:
1. einen Südeuropäischen Faltengebirgsgttrtel. Dieser umfaßt das Ge-
biet von den Pyrenäen über die Alpen, die Karpaten und den Balkan bis zum
Gebirge der Halbinsel Krim, ferner den Karstzug (Dinarische Alpen und die
griechischen Gebirge), den Apennin und die Sierra Nevada in Spanien.
Die Sierra Nevada war einst außerhalb Europas durch das Atlasgebirge mit
dem Apenmnzuge verbunden.
Innerhalb dieser erst in später Erdzeit ^ gefalteten Gebirge sind größere und kleinere
Erdschollen in die Tiefe gesunken. Dadurch ist das Mittelländische Meer mit seinen
Busen, Buchten und Halbinseln entstanden. Die Gebirge sind teils Überbleibsel
des großen Gebirges, das einst den ganzen Raum des Mittelmeeres erfüllte, stehen-
gebliebene „Horste" (Fig. 53), teils sind sie infolge der in ihrer Nähe eingetretenen
Senkungen gefaltet.
1 In der Neuzeit der Erde, die Känozoische Periode genannt ist, weil in ihr
neue Lebewesen, gleich oder ähnlich den heutigen, auftreten.
88
VI. Europa.
2. das Nordwesteuropäische Schollenland, das Französische, das Britan-
nische und das Deutsche Mittelgebirge.
Es ist ein sehr altes Gebirge, das durch zahlreiche Einbrüche von Schollen in viele
einzelne Stücke zerrissen und durch starke Verwitterung und Abtragungen zu flach
gewölbten Rücken und tafelförmigen Massen erniedrigt ist. Zwischen den einzelnen
Teilen des Mittelgebirges und vor diesen auf den abgesunkenen Schollen ist Tieslaud,
ein junges Gebilde, entstanden.
3. das Skandinavisch-Russische Tafelland, das Festland östlich der Weichsel
und die Skandinavische Halbinsel.
Es besteht im NW aus einer Folge steil zusammengepreßter, von Gletschern
abgehobelter Falten, in Rußland meist aus wagerecht gelagerten, alten Gesteins-
schichten, die über einer steil gefalteten Urgebirgsgrundlage liegen.
Die Karte lehrt, daß Tiefland und Gebirge durch die Linien Dnjepr-
mündung—Minden—Spitze des Golfes von Biseaya abgegrenzt werden können.
Nur die Ungarische und die Rumänische Tiefebene liegen im Gebirgs-
dreieck des Rumpfes von Europa.
Im Oberflächenbilde Europas fällt der alpine Gebirgszug am meisten
auf: die Alpen, die Jllyrischen Ketten und die Karpaten^ sind maß-
gebend für die Gliederung Europas.
Im W und N sind den Alpen Mittelgebirge vorgelagert: das Fran-
zösische und das Deutsche Mittelgebirge. Zwischen diesen und dem
Meere zieht sich ein Gürtel von Tiefland hin.
Auch der die Halbinsel Italien ausfüllende Apennin schließt sich an
die Alpen an. Dagegen nehmen die übrigen Gebirge Europas eine Sonder-
stellung ein.
Die mittlere Höhe Europas ist auf 300vi berechnet.
§ 57. Das Tiefland. Etwa 60 % des Erdteils nimmt das Tiefland ein.
Es heißt nach den drei Großstaaten, die sich in seinen Besitz teilen, das
Französische, das Deutsche und das Russische Tief- oder Flachland.
Der Boden der Tiefländer besteht aus lockeren Schichten von großer
Mächtigkeit. Den geringsten Nutzwert hat der mit größeren und kleineren Jrrblöcken
überstreute Sandboden, der beim Abschmelzen des eiszeitlichen Eises52 aufgeschüttet
ist. Fruchtbar ist besonders der Lehmbodens der angeschwemmte Marschboden
in den Küstenniederungen und der teils durch Wiud aufgetragene Löß^. Zahlreich
sind die auf undurchlässiger Unterlage bei mangelndem Abslnß entstandenen Sümpfe
und Moore, die indes durch die Kunst des Menschen entwässert und in Ackerland
verwandelt werden können.
1 Der Balkan wird neuerdings nicht deni Karpatensystem, sondern dem des Kriiu-
gebirges und des Kaukasus zugerechnet.
2 In der zur erdgeschichtlichen Neuzeit gehörigen Eiszeit, dein sogenannten Diln-
vium, d. i. Flut. In dieseui Zeitalter war der Mensch schon vorhanden.
3 D. i. ein dichter, gelbbrauner, an Qnarzköruchen reicher Ton.
4 D. i. eine poröse Erdart aus winzigen Quarzkörnchen uud Tonstäubcheu, zwischen
die Kalk und Vrauneiseu gemischt sind.
§ 58—59.
Tiefland. — Klima. — Klimagebiete.
§ 58. Klima. In seinen klimatischen Verhältnissen ist Europa vor den
übrigen Erdteilen ebenfalls bevorzugt. Es gehört größtenteils der nörd-
lichen Gemäßigten Zone an, und zwar überwiegend deren nördlichen, kühleren
Teilen. Es reicht sogar mit dem NO in die Kalte Zone hinein, während es
von der Heißen Zone noch beträchtlich entfernt liegt. Europa wird im NW tief
landeinwärts von den warmen Luftmassen, die über dem Golfstrom lagern,
beeinflußt, und dem W sind jene scharfen Gegensätze, die z. B. das Innere
Asiens kennzeichnen, fremd. Das Klima Europas ist im allgemeinen gemäßigt
und gilt mit wenigen Ausnahmen für gesund.
Da die Einschnitte des Meeres zahlreich und tief sind uud im W ab-
sperrende Gebirgsketten fehlen, so finden überall und meist auch zu allen
Jahreszeiten Niederschläge statt. Ausgiebige Ernten an Nährfrüchten uud
Industriepflanzen, auch ausgedehnte Waldungen sind fast im ganzen Erdteil
möglich. So gibt es keine Wüsten, und selbst die Steppe, die zwar im
Frühjahr und Herbst in Gräsern uud Blüten prangt, auf der aber im Sommer
der Pflanzenwuchs der Dürre und Glut erliegt und im Winter der Schnee zu
herrschen pflegt, tritt nur im südlichen Mßland in größerer Ausdehnung auf.
Die sehr regenreichen, gebirgigen Küstengebiete von Nordwesteuropa
(s. die Regenkarte von Europa im Atlas!) verdanken den über dem Golfstrom
dahinziehenden Lüften ihre große Feuchtigkeit und auffallende Wärme. Darum
erreicht auch der Getreidebau uud der Waldwuchs in Norwegen die nördlichste Breite.
Auch die Gebirge Mitteleuropas, die wie die Alpen, die Sudeten, der Harz
von den westlichen Winden der Länge nach bestrichen werden, erhalten große Mengen
von Niederschlägen. Die ausgiebigsten Regengüsse aber empfängt die Küste
Dalmatiens und die Südseite der Ostalpen, an der die mittelineerischen
Winde Steigungsregen bis zum vielfachen Betrage der Niederschläge im Nordsee-
gebiete hervorbringen.
Tabelle der Niederschläge in Europa in cm.
Süddalmatien...... 435 Bregenz, Fiume . . 155 Prag, Bndapest . 45
Nordwestenglisches Bergland 430 Berlin, Kopenhagen, St. Petersburg . 40
Bergen, Brocken.....170 Paris......60 Astrachan .... 16
Wichtiger als die Durchschnittshöhe der Niederschläge ist
jedoch ihre Verteilung auf die Jahreszeiten.
§ 59. Klimagebiete.
1. Einen geringen Anteil an Europa hat das Arktische Klima. S. den
Verlaus der 0°-Jsotherme im Atlas!
2. Das Westeuropas che oder Atlantische Gebiet reicht im Deutschen
Reiche etwa bis zum Meridian von Stargard i. P.—Görlitz. Es steht unter dem
Einfluß des Ozeans, der die Temperaturgegensätze der Jahreszeiten abschwächt,
und hat darum milde Winter, müßig warme Sommer und Regen
zu allen Jahreszeiten: Seeklima.
90
VI. Europa.
3. Das Osteuropäische Gebiet beginnt, da meridionale Gebirgsketten
als Klimascheiden fehlen, allmählich in Ostdeutschland und prägt, je weiter
nach 0, desto schärfer, seinen Charakter starker Gegensätze aus. Es hat
infolge der vorherrschend trockenen östlichen Winde strenge Kälte im Winter
und heiße Sommer, kurze Übergangsjahreszeiten, meist Sommerregen,
weil die Gewitter die Hauptspender der Niederschläge sind, und erhebliche Wärme-
schwanknngen: Binnenlands- oder Kontinentalklima. — Die durch-
schnittliche Regenhöhe und Regenhäufigkeit nimmt nach 80 hin ab (Tabelle
§ 58). Im Winter deckt eine hohe Schneelage das Land, eine Eisdecke die
Flüsse und die Ufer der angrenzenden Meere.
4. Das Pontifche Gebiet umfaßt Südrußlaud, Rumänien und Bulgarieu.
Längere, heißere und trockenere Sommer, niederschlagsarme,
strenge Winter unterscheiden dies Gebiet vom vorigen. Infolge der
geringen Schneedecke dringt der Frost tief in den Erdboden ein:Steppen-
klima.
5. Das Mittelmeer-Gebiet hat, abgesehen von manchen Verschieden-
heiten im einzelnen, in seinem südlichen Teile die Trockenzeit im heißen
Sommer und die Regenzeit im milden Winter. Im Winter bildet der
8 des Mittelmeeres meist ein Gebiet niedrigen Luftdruckes. Die Hauptregeu-
zeit des nördlichen Teiles ist der Frühling und Herbst: Subtropisches
Klima.
Im südlichen Mittelmeerischen Gebiet beginnt im Frühjahr die Austrock-
nung des Bodens und nimmt im Sommer stetig zu. Der Boden wird von
Trockenrissen zerspalten, und der Grundwasserspiegel sinkt tief hinab, so daß viele
Brunnen versiegen. Je weiter nach S, desto seltener werden perennierende ^ Ge-
Wässer, alle Flüsse aber erleiden große Schwankungen im Wasserstande. In der
Regenzeit waschen dann die Wasserläufe die Trockenrisse aus, zerfurchen das Ge-
birge, spülen den Schutt von den Gehängen ab, häufen ihn in den Talebenen auf
und färben das Meer weithinaus gelb. Mit einbrechender Trockenzeit jedoch werden
dieselben Flüsse nach der Mündung hin immer dürftiger infolge der Verdunstung
und der Benutzung ihres Wassers zu künstlicher Bewässerung.
Der wärmste Punkt in Europa ist Malaga mit +19,4° Durchschuittswärme.
Die kälteste Gegend Europas, —6°, liegt an der Mündung der Petschöra.
§ 60. Die Gewässer. Europa kann sich an Größe und Wassermenge seiner
Flüsse nicht mit Asien, Amerika und Afrika messen, dagegen übertrifft es
alle anderen Erdteile an Menge der schiffbaren Flüsse, die nicht durch
Wasserfälle, Stromschnellen und andere Hindernisse gestört sind. Der 0 bietet
Raum zur Entwicklung der bedeutendsten Ströme.
Diejenigen mitteleuropäischen Flüsse, die vom Wasserschatze der
Alpen das ganze Jahr hindurch gespeist werden, haben nur wenig schwanken-
den Wasserstand. Je weiter nach W und S, desto günstiger sind ihre Eis-
Verhältnisse.
1 D. i. das ganze Jahr hindurch fließend. Lateinisch per — durch, annus — Jahr.
Gewässer. — Pflanzenwelt.
91
Den Flüssen der drei großen südlichen Halbinseln kommt Haupt-
sächlich wegen ihres schwankenden, meist niedrigen Wasserstandes weit ge-
ringere Wichtigkeit zu.
Die Verkehrsbedeutung der beiden größten Ströme Europas, der
Wolga und der Donau, wird durch die Einmündung in ein abgeschlossenes
Seebecken und in einen dem Weltverkehr wenig zugänglichen Meeresraum
stark verringert und steht hinter der des Rheines weit zurück.
Die Hauptwasserscheide zwischen den südlichen und nördlichen Stromgebieten
Europas (s. die Karte!) liegt vielfach so niedrig, daß Kanäle schiffbare Verbindungen
zwischen den Meeresräumen des N und des S herstellen.
Die Größe der Stromgebiete zeigt die Tabelle § 211.
Zahlreich, aber ungleich verteilt sind die Landseen in Enropa.
Besonders ausgezeichnet durch die Menge und Größe der Seespiegel ist
die Umrandung der Ostsee.
Sie war einst das Gebiet einer zusammenhängenden, riesigen Gletscher-
bedeckuug^, die während der diluvialen Eiszeit von Skandinavien aus sich bis
an die Deutschen Mittelgebirge und über den größten Teil von Großbritannien
und Irland ausbreitete.
Meist gmppenweise finden die Seen sich ans den sogenannten Seenplatten,
am dichtesten in Finnland. Sie verdanken fast alle den Moränen und Schmelz-
wassern der Eiszeit ihre Entstehung.
In Mitteleuropa umgeben die Seen den Fuß der Alpen.
Hier sind sie in alten Talfalten meist durch den von Endmoränen großer Gletscher
aufgeschütteten Wall oder durch die Aufschüttungen von quer zur Talfurche münden-
den Gebirgsbächen abgedämmt.
§ 61. Den klimatischen Verhältnissen der wärmeren mittelmeerischen Zone
entspricht die subtropische Pflanzenwelt. Hier herrschen die immergrünen
Laubhölzer vor, die vermöge ihrer derben Blatthaut nach den Monaten kräftigster
Entwicklung die Zeit der Dürre ertragen können, ohne zu viel von ihrem Safte zu ver-
lieren (Bild 44, 55,58,59). Die Südfrüchte, wie Zitronen und Apfelsinen2, wurden
erst durch die Kultur verbreitet. Außer dem Ölbaume sind Lorbeer, Myrte, Zypresse,
wildwachsender Oleander schon früh in diesem Gebiete heimisch geworden, in neuester
Zeit aber sind die amerikanischen Agaven, Feigendisteln und der australische Gummi-
bäum hinzugekommeu. — Das übrige Europa hat blattwechselnde Laub-
Hölzer, von denen die Birke und der Vogelbeerbaum (Eberesche) noch das Nordkap
erreichen. Der größte Teil des N sowie die höheren Lagen der Mittel-
gebirge tragen Nadelhölzer (Fichten, Tannen, Kiefern). — Auch Europa hat
senseit des Polarkreises seine einförmige, trostlose Steppe, seine Tundra, in der
Torfmoose und Erdflechten (Renntiernahrung) vorwiegen, während die winzigen, aber
oft mit großen und leuchtenden Blüten ausgestatteten Kräuter und die Sträucher nur
spärlich zwischen ihnen eingestreut sind.
* Es wird angenommen, daß die Mächtigkeit der Gletscher in der Ostsee 4000 m und
am südlichen Rande, wo sie ihre mitgeführten skandinavischen Felstrümmer, die Moränen,
hoch an den Rändern der Mittelgebirge hinauf abgelagert haben, noch mehrere hundert Meter
betragen hat. - - D. i. Apfel von China.
92
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
§ 62—64.
§ 62. Die Tierwelt Europas stimmt zum größten Teil mit der des benachbarten
Asiens überein. So finden sich Gemse und Steinbock in den Alpen und Karpaten,
der Wisent^ in Rußland, das Elen in Ostpreußen, zahlreicher in Skandinavien
und Rußland. Sie erhalten sich in Europa nur durch künstliche Schonung gleich den
übrigen wildlebenden Pflanzenfressern, wie Edelhirsch, Reh, Wildschwein. Wolf
und Bär finden sich am häufigsten in Rußland. In Großbritannien, den Niederlanden
und Dänemark sind beide ausgerottet, im Deutschen Reiche der Bär. Der Wolf
erscheint in strengen Wintern zu Besuch an der französischen und russischen Grenze. —
Unsere Haustiere sind in den edelsten Rassen verbreitet, im 80 und in Mittelitalien
auch der Büffel. Auf den südlichen Halbinseln wie in Südfrankreich blüht die Zucht
der Esel und der Maultiere, im Atlantischen, Osteuropäischen und Pontischen
Klimagebiet besonders die des Hausrindes, des Pferdes und des Schafes.
§ 63. Bevölkerung. Auf Europa kam um 1900 mehr als ein Viertel
der Erdbevölkerung, 400 Mill. Es ist mit 40 Einw. auf 1 qkm trotz
der starken Auswanderung2 dichter besiedelt als irgend ein anderer Erdteil,
am dichtesten (s. die Karte der Volksdichte im Atlas!) in Großbritannien,
Frankreich, Belgien, den Niederlanden, in: Deutschen Reiche, in Osterreich,
der Schweiz und in Italien — in den Industrieländern. Am dünnsten bevölkert
ist der NO und der SO.
Der politischen Bedeutung und Zahl nach sind die Germanen, Romanen
und Slawen am wichtigsten (s. die Völkerkarte im Atlas!).
Mittelländer 93%. Mongolische Völker. Kleinere Volksteile.
Romanen . . 110 Mill. Kalmücken und Kelten
Germanen. . 130 ,, türkische Völker Basken
Slawen . . . 125 n Finnen
Religion. Nur gegen 18 Mill. sind Nichtchristen. Davon sind die Hälfte
Juden und annähernd ebenso viele Mohammedaner. 0,75 Mill. sind Heiden. (S. die
Religionskarte im Atlas!)
Römische Katholiken 175 Mill. | Protestanten 100 Mill. | Griech.-Orthodoxe 100 Mill.
1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
a) Übersicht über die Alpen.
§ 64. Die Alpen bilden eine Gebirgs-, Klima-, Wasser- und
Völkerscheide.
Das Hochgebirge erstreckt sich ziemlich in der Mitte zwischen dem Äquator uud
dem Nordpol. Der von den Alpen bedeckte Flächenramn ist zwei Drittel so groß wie
das Königreich Preußen. Die Grenzen der Alpen zeigt die Karte.
1 Irrtümlich Auerochs genannt.
2 1821—1900 sind allein in die Union 17,s Mill. Europäer eingewandert.
a) Übersicht über die Alpen.
93
Das Gebirge gliedert sich durch die meridional laufende Liuie Bodensee—
Rhein—Splügenpaß—Eomer See in die Westalpen und die Ostalpen.
1. Die Westalpen haben geringere Breite, aber beträchtlichere
Höhe. Wo sie südöstlich vom Genfer See nur 125km breit sind, erhebt sich
der Gipfelpunkt des ganzen Erdteils, der Montblanc, zu 4800in Höhe.
Vom Großen St. Bernhard-Paß an wenden sich die Westalpen, nun-
mehr Schweizer Alpen genannt, nach ONO. Im westlichen Teile der
Schweiz übersteigen mehrere Gipfel noch 4000 m. — Der Hauptkamm der
Westalpen dacht sich nach der Poebene steil, nach W und NW allmäh-
licher ab.
2. Die Ostalpen nehmen nach 0 hin an Breite zu, au Höhe ab. Sie
gliedern sich durch eine nördliche und eine südliche Reihe von Längstälern
(s. den Atlas!) in drei Gürtel. Ihr gesamter Hauptkamm ist niedriger als
der der Westalpen, nur der Bernina erhebt sich noch über 4000 m. Ihr
SO ist durch die breiten Längstäler der nach Ungarn strömenden Gewässer
(s. die Karte!) geöffnet und hat die Einwanderung der Südslawen erleichtert.
An Gipfel- und Kammhöhe, an Zahl der Pässe, an Flächen-
größe^, an Kühnheit und Reichtum der Formen übertreffen die
Alpen die anderen Gebirge Europas.
Geologische Zusammensetzung. Ein Gürtel kristallinischen Urgesteins,
meist aus Gneis, Glimmerschiefer und Granit bestehend, geht vom Golf von Genna
bis an die Vorberge an der Ungarischen Ebene52 (Fig. 14). Eingefaßt ist er im Be-
reiche der Ostalpen auf beiden Seiten von schrosswandigen Kalken, nach denen diese
nördlichen und südlichen Nebengürtel „Kalkalpen" heißen (Bild 72).
In den Westalpen hat nur die Außenseite des Gebirgsbogens einen aus Jura-
und Kreidegesteinen gebildeten Kalkalpengürtel, der jedoch vielfach mit dem Ur-
gestein des Jnnengürtels verwachsen und auch wohl auf einen Sockel von Urgestein
aufgesetzt ist. Diese Urgesteine bilden öfter sogar die Gipfel der Westlichen Kalk-
alpen. Damm spricht man in der Schweiz nicht von einem besonderen Kalkalpen-
gürtel.
Von der Aare bis zum Wiener Walde zieht sich ein Vorgebirgsgürtel
aus den verschiedensten Gesteinsmassen, die durch die Verwitterung und Abtragung
der Alpenketten hierher gelangten und nur fest verkitteter Alpenschutt, Trümmer-
gestein, „Nagelfluh", sind. Vor diesem Gürtel hat wiederum die Zerstörungsarbeit
des Wassers und Eises ein jüngeres Alpenvorland aufgeschüttet und mit den
verschiedenartigsten Steinblöcken überstreut (Bild 74).
Im Etsch- und im Oglio^öljo^ gebiete, nördlich vor dem Splügenpaß und zu
beiden Seiten des südlichen Lago Maggiore [trtcuDfchore] treten bedeutende vulka-
nische Durchbrüche auf, meist gewaltige Decken von Porphyrgestein.
1 Das Skandinavische Bergland bedeckt einen etwa doppelt so großen Flächenraum.
2 Dieser Jnnengürtel von Urgesteinen war einst mit einer auf 2000 m Mächtigkeit be-
rechneten Schichtendecke von Trias- und Jurakalken überlagert, die durch Verwitterung —
hauptsächlich durch die zerstörenden Kräfte der Atmosphäre — meist abgetragen oder wenig-
stens bedeutend erniedrigt ist, und zwar schon großenteils während der durch die Faltung
hervorgerufenen Hebnng des Gebirges.
CD
&
S
©
&
5
GR
14. Geologische Übersichtskarte der Alpen.
Piz Argient (3950 m). Crastagüzza (3870 m). Piz Bernina (4050 m). Piz Morteratsch (3750 m).
<- Berninapatz. Blick auf den Mortcratsch-Gletscher von der Berninastratze aus. Pontresina. ->
Zwischen den geöffneten Bergkulissen, die das dunkelgrüne Kleid des Nadelwaldes tragen, zeigt sich kreisartig der mächtige Gletscher, der zwischen schneeweiße
Riesenberge eingebettet und durch eine breite Mittelmoräne geteilt ist. Aus seinem Gletschertore entsendet er tun Morteratschbach.
a) Übersicht übet die Alpen.
95
Landschaftliches Bild. Wie alle aus jüngerem Erdzeitalter stammenden
Hochgebirge haben auch die Alpen noch ihre Jugendreize bewahrt: die vielen kühn-
gesonnten Berggipfel, die häufige und großartige Gletscherbildung und die
zahlreichen Alpenseen. Außer dem Heere der kleinen Seen finden sich besonders
im Vorlande der Alpen große Wasserbecken in herrlicher Umrandung, die „Augen
der Alpen" (Bild 44,45,47), deren kristallklares Wasser vom hellsten Blattgrün bis zun:
dunkelsten Blau spielt. Sie sind zugleich die Läuterungsbecken der Flüsse, die ihre
Sinkstoffe bei der Einmündung ablagem und so die Seen immer mehr zuschütten.
Die größten Alpenseen sind der Genfer See, der Bodensee (fast 540 qkm), der
Gardafee (Bild 44) und der Lago Maggiore (Langensee), während der tiefste der
Comer See ist (etwas über 400 m).
Die zerrissensten und wunderbarsten Felsgebilde, märchenhafte Türme, jähe
Wände, Zinnen, Zähne und Nadeln finden sich im Kalkgestein der Südtiroler
Dolomiten (Buntbild „Drei Zinnen" S. 104), die aus mächtigen uralten Korallen--
rissen bestehen.
Auch die Kalkalpen sind in ihren oberen Teilen oft in Hömer und Nadeln der-
wittert. Das Urgestein bildet neben stark verwitterten Kämmen, den Graten oder
Firsten, mehr abgerundete, teils domartige Formen, die sich mit einer gleichmäßigen
Verwitterungsschicht bedecken. Damm tragen sie viel höher hinauf als die Kalk-
alpeu ein Pflanzenkleid, das schließlich der seierlich-emsten Welt des ewigen Schnees
weichen muß. Die zum Teil umfangreichen Schneefelder, „Fimbecken", laufen
nach unten in Gletscher (Buntbild „Morteratschgletscher" S. 94 und Fig. 74, 75)
aus, von denen einige bis etwa 1000 m hinabreichen und neben vielen kleineren
vier Hauptströme Europas speisen.
Die Pflanzendecke, die in den Tälern üppige Kornfelder und dichte Wälder
aufweist i, wird mit zunehmender Höhe immer dürftiger (Buntbild „Höhenvege-
tation" S. 140), bis sie in den Schnee- und Eiswüsten2, Schutthalden und steilen
Felswänden des eigentlichen Hochgebirges bei etwa 2700 m Meereshöhe völlig ver-
schwindet. An der Südseite reichen die Kulturgrenzen wie auch die Schneegrenze
um 100—200 m höher hinauf als im N. Von den Tieren der Alpen sind Bär, Stein-
bock und Lämmergeier sehr selten geworden. Das Murmeltier kommt häufiger,
die Gemse zahlreich in den Ostalpen vor. Der Steinadler ist überall zu Hause.
Klima. In den Alpen finden sich alle Klimate Europas vom sub-
tropischen im 3 bis zum arktischen im eigentlichen Hochgebirge vereinigt.
Die Höhenlage bestimmt hauptsächlich den Unterschied des
Klimas. Die reichlichen Niederschläge drücken die Temperatur herab.
Der Rand der Alpen empfängt im Jahre durchschnittlich doppelt so viel Nieder-
schlüge wie Nordwestdeutschland, in der Höhenlage von 2000 m dreimal so viel (s. die
Regenkarte von Deutschland im Atlas!). Die im Regenschatten liegenden,
also trockeneren Längstäler, wie das Wallis, das Engadin und das mittlere Inn-
tal, haben dämm verhältnismäßig weit höhere Sommerwärme und tragen in
weit höheren Lagen ein Pflanzenkleid.
1 Im SW und SO dringt sogar die Mittelmeervegetation in die Alpen vor. In den
südlichen Alpentälern finden sich Wein, Mais, Kastanien-, Maulbeer-, Mandel-, Ol- und
Feigenbäume in den unteren Stufen, darüber erst Getreide und Wald wie in den nörd-
lichen Tälern. — 2 Wb. Lehmann Nr. 12, Hölze! Nr. 11.
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15. Die Wichtigsten Alpenbahnen.
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a) Übersicht über die Alpen.
97
Besonders reich ist die Talbildung. Eine wichtige Furche von Längs-
tälern, die in gleicher Richtung mit den Falwngskämmen des Gebirges
ziehen („Faltungstäler"), läuft vom Genfer See bis nahezu ans Ostende
(s. die Karte!). Diese Längsfurche trennt die Nördlichen Kalkalpen vom
Jnnengürtel der Ostalpen. Auf der Südseite der Alpen tritt die Längstal-
bildnng erst östlich vom Comer See auf.
Die Quertäler stehen meist annähernd senkrecht zur Streichungsrichtung
der Kämme, sie sind kürzer, enger nnd steiler als die Längsfurchen, aber wich-
tiger, da sie auf kurzem Wege zu den Pässen hinaufführen und dem Verkehr
die Wege weisen. Die wichtigsten Quertäler durchfließen die Renß, der
Rhein vom Splügeu bis zum Bodensee, der Tessin, die Etsch und der
Eisak. Ihre Verkehrsbedeutung zeigt die Karte.
Im 0 muß man, um von einer Seite des Gebirges zur anderen zu ge-
langen, gewöhnlich mehrere, dafür aber niedrigere Ketten übersteigen.
Die Quertäler weisen meist mehrere Talstufen übereinander auf, in denen das
Wasser sich oft zu Seen sammelt und dann in Fällen durch eine schmale Spalte oder
Schlucht (Klamm) zur nächsten Stufe abstürzt.
§ 65. Die Hauptpässe sind überall tief eingeschnitten. In den West-
alpen steigen sie meist über 2000 m empor, aber östlich vom Brenner erhebt
sich kein bedeutsamer Paß über 1700 m. Der wichtige Semmering hat nur
noch 1000 vi Meereshöhe. Die höchste Kunststraße der Alpen führt über
das Stilfser Joch am Ortler.
In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Hauptketten von Tunneln
durchbohrt, um Eisenbahnen auf möglichst kurzem oder möglichst niedrigem
Wege über das Gebirge zu führen.
Die nennenswertesten Übergänge sind (Fig. 15):
1. Der Mont Cenis-Paß. Bahn von Paris und Lyon nach Turin.
2. Die Simplonstraße. Kürzester Schienenweg von England nach
Brindisi durch den längsten Alpentunnel.
3. Der St. Gotthard vermittelt durch seinen Tunnel die Verbindung
Englands mit Brindisi und die Westdeutschlands mit Italiens
4. Der Splügen stellt den kürzesten Weg zwischen Bodensee und Comer See her.
5. Der Brenner ist der am meisten benutzte Weg vom mittleren und
östlichen Deutschland nach Rom und Venedig über München—Innsbruck-
Bozen—Verona.
6. Der Semmering^ leitet die Bahn von Wien: 1. nach Trieft, 2. durch
das Kanaltal südwestlich von Villach nach Venedig, Bologna und Rom.
7. Der Arlbergpaß verbindet die österreichischen Alpenländer mit dem
Bodensee und Wien mit Zürich und Paris.
1 Wb. Lehmann Nr. 11, 34.
2 Wb. Gerasch-Pendl, Semmering.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg.
7 S
98
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
Übersicht über die Teile der Alpen.
§ 66. A. Die Westalpen streichen vom Ligurischen Meere bis an den
Splügen in drei geschwungenen parallelen Zügen:
1. einem inneren Gneisalpenzug oder dem Gürtel des Monte
Rosa.
2. einem äußeren Gneisalpenzug oder dem Gürtel des Montblanc.
3. einem Voralpenzuge, der von der Durance bis ans Ostende des
Genfer Sees vorwiegend aus Kalkgesteinen, von da bis zum Bodensee
vorwiegend aus fest verkittetem Alpenschutt besteht (Bild 45).
I. Französisch-Italienische Westalpen.
a) Innerer Gneisalpenzug: 1. LigurischeAlpen^. 2. CottischeAlpen.
3. Grajische Alpen.
b) Äußerer Gneisalpenzug: 1. Meeralpen^. 2. Mont Pelvonx-
Gruppe. 3. Montblanc-Gruppe.
e) Voralpenzug: 1. ProveucerAlpen. 2. Dauphine-Alpen. 3. Savoyer
Alpen.
II. Schweizerische Westalpen.
Sie bilden zwei nach NO streichende Dachfirste, die nach S steil, nach N
sanfter sich abdachen. Getrennt sind sie durch die Rhöne^Nhein-Furche.
a) Innerer Gneisalpenzug: 1. Penninifche Alpen. 2. Lepontifche
Alpen.
b) Äußerer Gneisalpenzug: 1. Berner Alpen2. 2. Vierwaldstätter
Alpen. 3. Glarner Alpen.
c) Voralpenzug vom Genfer See bis zum Bodensee. Die östliche
Gruppe heißt Thür-Alpen.
B. Die Ostalpen, vom Splügen nach 0. Sie sind größtenteils
Donaugebiet und gliedern sich (§ 64,2) in drei Hauptgürtel.
I. Südliche Kallalpen.
Ein bald schmalerer, bald breiterer Kalkgebirgszug führt vom südwestlichen
Lago Maggiore [madschöre] bis an die obere Save (§ 73).
1. Lombardische Alpen3 (s. Bild 44). 2. Südtiroler Dolomitalpen^
(Buntbild „Drei Zinnen" S. 104). 3. Karnische Alpen. 4. Jnlische Alpen.
1 Die Ligurischen Alpen und die Meeralpen, die vorwiegend westöstlich streichen, stellen
unmittelbar oder mittelbar die Verbindung mit dem Apennin her.
2 Den westlichen Teil der Berner Alpen nennt man auch Freiburger Alpen
3 Zwischen Lago Maggiore und Etsch. Sie führen in ihren einzelnen Gruppen ver-
schiedene Namen.
4 Dolomitgestein ist meist aus Kalkstein dadurch entstanden, daß der Kalk aus dem
Meerwasser kohlensaure Magnesia aufnahm („Anreicherung mit kohlensaurer Magnesia").
In Südtirol bestehen die Dolomitalpen aus Korallenriffen, die bis zu 1500 02 mächtig sind.
b) Die Schweiz.
99
II. Jnnengürtel oder Urgesteinszug.
Er besteht vorwiegend aus Gneis und bildet meist massige, durch einen hohen
Sockel miteinander verbundene Gebirgsstöcke. Über den verbindenden Sockel führen
in Hochtälern die nur selten fahrbaren Verkehrswege.
Nach 0 hin gabelt sich der Zug.
1. Rätische Alpen. 2. Bernina-Alpen. 3. Ortler Alpen. 4. Mitteltiroler
Alpen: a) Otztaler, b) Zillertaler Alpen. 5. Hohe Tauern. 6. a) Niedere
Tauern und Eisenerzer Alpen, b) ©tdrische Alpen.
III. Nördliche Kalkalpen.
Sie erstrecken sich vom Bodensee bis zum Wiener Walde.
Der breite Kalkgürtel ist nur sanft gefaltet, aber in eine beträchtliche Anzahl
größerer Schollen zerspalten, die der Anlage gerader Straßenzüge sehr
hinderlich sind und nur Zickzackwege von N nach S zulassen.
1. Algäuer Alpen. 2. Nordtiroler Alpen 1. 3. Salzburger Alpen.
4. Osterreichische Kalkalpen (Bild 47).
d) Die Schweiz.
2?mal so groß wie das Königreich Sachsen, 3,5 Mill. E. Das dichtest bevölkerte
Hochgebirgsland der Erde (70% der Volksdichte des Deutschen Reiches).
§67. Lage. Größte Längenerstreckung auf dem Breitenkreise des St.Gotthard.
Größte Breite auf 9° 0 (Como—Konstanz).
Die Schweiz gehört dem Südeuropäischen Faltengebirgsgürtel
an. Sie ist durch vier Großstaaten vom Meer abgeschlossen und
ein reines Binnenland.
Bodengestalt. Die Schweiz besteht aus drei Teilen:
I. Dem Alpenlande, das 60% des Landes ausmacht.
II. Der Schweizer Hochfläche zwischen Genfer See und Bodensee.
III. Dem Schweizer Jura, der etwa 10% des Landes einnimmt.
Die Gewässer der Schweizer Alpen fließen zum Rhein, der am Rande
der Hochebene zum Strom anwächst, zum Inn, zum Po und zum
Rhone.
I. Die Schweizer Alpen (§ 66).
a) Die Westalpen. Ihr innerer Gneisalpenzug reicht bis an die
Splügenstraße. Dessen Teile sind:
1. Die j)enninischen Alpen vom Großen St. Bernhard bis zur Simplon-
scharte. Das Matterhorn ist der kühnste Gipfel der Alpen, der Monte Rosa
der Nebenbuhler des Montblanc.
1 Ihr deutscher Teil heißt Bayrische Alpen.
7*
100 VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. § 67.
2. Die Lepontischen Alpen bis zum Splügen. Der rechteckige Ge-
birgsstock des St. Gotthard ist ein Bindeglied zwischen den benachbarten
Gebirgen. Er hat nach jeder Haupthimmelsrichtung hin eine Einschartung
und ist dadurch eine wichtige Wasserscheide und die wichtigste Straßen-
kreuzung der Alpen (Fig. 15).
Da man nur hier in einem einzigen Anstieg ohne nennenswerte Umwege durch
die Mittelschweiz von N nach S gelangen kann, so hat dieser Paß allen übrigen nord-
südlichen Schweizer Alpenstraßen außer dem Simplonpaß ihre Bedeutung für den
großen Verkehr genommen.
b) Äußerer Gneisalpenzug.
1. Die Berner Alpen1, bis zum Brienzer und Thuner See. Sie bilden
das größte Gletschergebiet der Alpen und sind das bevorzugte Ziel der Reisen-
den. Die bald mit der Eisenbahn ersteigbare Jungfrau (Tabelle § 221)
und das Finsteraarhorn haben die aussichtsreichsten und höchsten Gipfel.
2. Die Vierwaldstätter^ Alpen bis an die Reuß und den Vierwald-
stätter See.
3. Die Glarner Alpen bis an den Rhein, den Walensee und den Züricher See.
c) Die Schweizer Voralpen reichen vom Genfer See bis zum Bodeusee.
Sie sind großenteils aus verkittetem Lllpenschutt, wie z. B. der Rigi (Bild 45),
aufgebaut und bei der jüngsten Faltung des Hauptgebirges mit gefaltet (§ 64).
Später wurden sie zum Teil von jungen Schwemmlandbildnugen überdeckt.
Gegliedert werden sie durch Aare, Reuß und Limmat. In den Thür-
Alpen bietet der Säntis eine altbekannte Aussicht. Am Vierwaldstätter
See erheben der Pilatus (2100 m) und der Rigi (1800m) ihre mit Berg-
bahnen zu erreichenden Gipfel.
d) Art den Ostalpen hat die Schweiz Anteil durch:
1. die Rätischen Alpen (Buntbild „Morteratschgletscher" S. 94), zwischen
dem Engadin^, der Arlbergstraße, dem Oberrhein und der Splügeustraße.
Im oberen Engadin sind die mit der Eisenbahn erreichbaren, hochgelegenen
Dörser St. Moritz und Pontresina die bevorzugten Standorte vieler Reisenden.
Davös ist der berühmteste Höhenkurort.
2. die Bernina-Gruppe zwischen dem oberen Engadin und dem
Veltlin, mit der östlichsten Erhebung über 4000m.
II. Die Schweizer Hochfläche.
Sie ist ein altes Senkungsfeld, das mit dem Schutt der Alpenflüsse überlagert
wurde. In der Eiszeit haben riesige Gletscher Massen von lehmreichem Schutt ab-
gesetzt. Dazu haben endlich die Flüsse fettes Kulturland angeschwemmt, und so ist
die Hochfläche der fruchtbarste Boden der Schweiz geworden.
i Mb. Hölze! Nr. 5, 6, Lehmann Nr. 9, 10, 12, 26. — 2 Der Name stammt von den
umgrenzenden vier Waldstätten (Schwyz, Uri, Unterwalden, Luzern). 3 Wb. Holzel
Nr. 18. — 4 Wb. Geistbeck-Engleder 3.
§ 68—69.
b) Die Schweiz.
101
Da sie durchschnittlich nur zwischen 500 und 400 m hoch ist, da ihre Lage
zwischen beträchtlichen Gebirgserhebungen sie vor rauhen Winden schützt
und der Jura ein Übermaß des Regens abfängt, da endlich Raum und Wasser-
kräste für starke Entfaltung gewerblicher Tätigkeit vorhanden sind, so ist die auch
an Seen reiche Hochfläche zum dicht bevölkerten Kern der Schweizer
Eidgenossenschaft geworden. An ihren Bergen ziehen sich Äcker, mit Wald-
streifen wechselnd, hoch hinauf, Obst- und Weingelände erfüllen die Südhänge,
Grasmatten schmücken die Talsohlen und die weniger sonnigen Berglehnen.
Auch der Verkehr findet hier die verhältnismäßig freieste Bahn in der Schweiz,
deswegen ist die Hochfläche von einem dichten Eisenbahnnetz bedeckt.
III. Der Schweizer Iura.
Der Jura, ein typisches Faltungsgebirge, säumt als fast gleichmäßig
hohes, dunkelblaues Band den Horizont der Hochfläche im NW vom Genfer
See bis nach Schaffhausen.
Von den Flüssen ist der Doubs der bedeutendste. Sie müssen sich, da tiefe Paß-
einfchartungen fehlen, um die Parallelketten in weitem Umwege herumwinden, ehe
sie aus dem Jura austreten können. Deshalb sind auch die Übergänge schwierig.
Der magere Kalkboden des Gebirges ist der Landwirtschaft an sich nicht günstig
und läßt obendrein die Niederschläge schnell in Rissen und Spalten verschwinden.
So überziehen den hohen Rücken nur dürstige Hochweiden.
§ 68. Infolge des nach der Höhenlage verschiedenen Klimas (§ 64) treten
im allgemeinen an der Nordseite der Alpen vier übereinander lagernde Vege-
tations- und Siedlungsgürtel auf:
1. bis 1300m Obst- und Ackerbau, Laub- und Nadelwald. Dauernde
Siedlungen in Städten und Dörsern.
2. bis 1800m Nadelwald, Viehzucht (Rinder, Schafe, Ziegen). Dauernde
menschliche Ansiedlungen in Dörfern.
3. bis 2700 m Almen, ohne das ganze Jahr hindurch benutzte menschliche Wohn-
Plätze, nur Sommerweiden (von Sennen betriebene Milchwirtschaft). Latschen-
gebüsch, Alpenrosen, Enzian, Edelweiß.
4. über 2700 m Gebiet des ewigen Schnees (Buntbild „Morteratsch" S. 94).
Firnfelder, die in die Täler Gletscher hinabsenden (Fig. 74). Moose, Flechten,
Felspflanzen. Steinadler, Murmeltier, Gemse.
Sehr häufig weht in der Schweiz der „schneefressende" Föhn, der an der Süd-
seite als warmer und seuchter Wind emporsteigt, dabei seine Feuchtigkeit verliert
(Steigungsregen), darauf als trockener, heißer Fallwind die Täler der Nordseite
hinabweht, den Schnee massenhaft schmelzt und Hochwasser hervorruft, aber auch
die Vegetation früher erweckt.
§ 69. Wirtschaftsgeographie. Weil die Schweiz ein Binnenland ist, so kann sie
keinen selbständigen Seehandel treiben. Die Einfuhr überseeischer Rohstoffe ist durch
Bahnfrachten und die Zollpolitik der Nachbarstaaten erschwert. Da nun die Schweiz
trotz der sorgsamsten Pflege der Landwirtschast und Viehzucht (Käserei) nicht genug
102 VI. I. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. § 70.
Nahrungsmittel für die dichte Bevölkerung hervorbringt, so werden auch solche Arten
von Industrie gepflegt, für deren Rohstoffe die Frachtverteuerung nicht allzusehr ins
Gewicht fällt: Uhren, Schmuck, Seiden-, Baumwoll- und Wollweberei, daneben
bodenständige Gewerbe wie Holzschnitzerei. Infolge des fast völligen Mangels an
Steinkohlen wird die Ausnutzung der Wasserkräfte von Jahr zu Jahr gesteigert.
Trotz des Mangels an Eisenerz ist die Maschinenherstellung bedeutend. So ent-
wickelte sich die Schweiz zu einem hervorragenden Industriestaat.
Dazu ist die Schweiz ein bevorzugtes Reiseland, sie ist besonders an den Seen,
„den Augen der Schweiz", und im Alpenlande, das „Gasthaus Europas" geworden.
Die Eisenbahn führt die Reisenden in die herrlichsten Hochtäler und auf schwin-
delnde Höhen (Bild 45). Trefflich ist die Dampfschiffahrt auf allen wichtigeren
Seen eingerichtet.
Die Schweiz stand nach der Ausfuhr ins Deutsche Reich 1905 an der fünften
Stelle der deutschen Einfuhrländer (Webwaren, Taschenuhren, Kühe, Käse, Maschinen,
Äpfel), während sie nach der Ausfuhr aus dem Deutschen Reiche (Kohlen und Koks,
Eisenwaren, Web- und Lederwaren, Bücher) die elfte Stelle einnahm.
§ 70. Bevölkerung. Dem Zwischen- und Durchgangsland ist die
Mischung der Bevölkerung eigentümlich. Im Kanton Tessin wohnen
Italiener, im W Franzosen, 22%, die Hauptmasse bilden Deutsche
schwäbischen Stammes, 70%. Stark ist die Zuwanderung von Ausländern,
die bisher leicht vom Schweizer Volkstum ausgesogen und so ein befruchtendes,
zum Fortschritt drängendes Kulturelement wurden. Auf die Deutschen haben
die Schweizer in manchen Gebieten (Literatur, Erziehung, Kirche) bedeuten-
den Einfluß ausgeübt.
Auch nach der kirchlichen Zugehörigkeit sind die Schweizer ein Gemisch,
von dem 58% protestantisch, 32% römisch - katholisch sind.
Trotz dieser Unterschiede ist die Bevölkerung politisch ein einheitliches Volk,
das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts dem Auslande gegenüber fest zusammenhält.
Es bildet eine „Eidgenossenschaft", eine aus 25 Kantonen^ zusammengesetzte
Republik. Jeder Kanton ist in inneren Angelegenheiten fast unbeschränkt. Die
Kantone heißen meist nach den Hauptorten.
Besiedlung. fGens ander Rhönepforte nach dem Mittelmeer, der Mittelpunkt
des franzöfifch-schweizerischen Geisteslebens (Universität), die Geburtsstätte des
Calvinismus, blüht durch emsigen Gewerbebetrieb (Uhren, Schmuck) und durch
Handel. Bei der Universitätsstadt """Lausanne gabeln sich wichtige Bahnlinien.
Montreux bildet den bekanntesten Luftkurort des nördlichen Seeufers. Neueu-
bürg (Neuchätel) ist die Hauptstadt des durch Uhrmachern bekannten Kantons.
**Bern ist Sitz der Bundesregierung und die gewerbsleißige Hauptstadt des Volk-
reichsten Kantons, Bahnkreuzung und Universitätsstadt. Jnterlaken, zwischen dem
Brienzer und dem Thuner See, wird von den ins Berner Oberland Reisenden
als Standort bevorzugt. Das malerische *Luzern bildet den Ausgangspunkt der
Schisfahrt auf dem Vierwaldstätter See und die letzte nördliche Hauptstation der
Gotthardbahn.
* Die deutschen Kantone sind: 2 Unterwalden, Uri, Schwyz, Luzern, Zug, Glarus,
St. Gallen, 2 Appenzell, Thurgau, Schafshausen, Zürich, Aargau, 2 Basel, Solothurn,
Bern. Die französischen heißen: Genf, Waadt, Neuenburg. Italienisch ist Tessin,
gemischt: Freiburg, Wallis, Graubünden.
§ 71—73.
o) Österreich-Ungarn.
103
fZürich, die volkreichste, herrlich am dicht umwohnten See gelegene Stadt,
blüht durch Großgewerbe, Handel und Verkehr und ist als bedeutendste Universität
und Technische Hochschule Mittelpunkt des deutsch-schweizerischeu Geisteslebens.
In der Nähe des Rheinfalles, von deutschem Gebiet umschlungen, das gewerbtätige
Schaffhausen.
An der „Rheinpforte" liegt fBasel, das „goldene Tor" der Schweiz für Personen-
und Güterverkehr, der erste Handelsplatz des Landes, Seidenbandweberei. Universität.
Den Mittelpunkt der Spitzen- und Stickereiherstellung bildet **St Gallen.
Lugano ist ein im Winter und im Frühjahr stark besuchter Kurort.
§ 71. Verkehrsgeographie. Die Schweiz ist ein wichtiges Durchgangsland
für bie benachbarten Großstaaten und für England, das durch die Gotthardbahn
(45 St.) und durch die Simploubahn seine schnellste Verbindung über Brindisi
mit Indien hat. Die Gotthardbahn ist der günstigste Verbindungsweg für
Westdeutschland mit Italien (Hamburg—Genua 32 St.). Sie bewältigte 1900
70% des gesamten Durchgangsverkehrs der Schweiz. Die Fortsetzung der Arlberg-
bahn (Paris—Wien) schneidet die Nordschweiz. Den Verkehr aus Süddeutschland
nach Lyon und Marseille vermittelt die Schweizer Hochfläche über Genf. Die
Dichte des schweizerischen Eisenbahnnetzes (10 km auf 100 qkm) erreicht fast die
des Deutschen Reiches.
§ 72. Ubersichtstabelle.
1. Französische Südwestschweiz. . fGeus 115, "Lausanne 52, Neuen-
bürg 22, Montreux 14.
2. Deutsche Schweizer Hochfläche . fZürich 175, **Bern 70, *Luzeru 34,
Schafshausen 16, Jnterlakeu.
3. Oberrheinische Tiefebene . . . fBasel 125.
4. Alpenland . . . ........ **St. Gallen 51, Chur 12, Davos,
St. Moritz, Poutresina.
5. Italienisches Südalpenland . . Lugano 9.
c) Österreich-Ungarn.
Mit Bosnien und Herzegowina V^mat so groß wie das Deutsche Reich, fast 50 MiN. E.
65°/o der Volksdichte des Deutschen Reiches.
§ 73. Das Kaiserreich Österreich, 300 000 qkm, über 27 Mill. Einw.
(Deutsche 36%, Slawen 60%), gehört mit Ausnahme von Böhmen, Mähren
und Schlesien, die ein Teil des Nord westeuropäischen Schollenlandes sind,
ganz dem Süd europäischen Faltengebirgsgürtel an. Es umfaßt Alpenländer,
Adriatische Länder, Sudeten- und Karpatenländer. Das Königreich Ungarn
bilden die Landschaften innerhalb des Karpatenringes und ein zum Adriatischen
Meere vorspringendes Gebiet. Kein Staat Europas ist so reich an geo-
graphischen Gegensätzen.
Die Grenzens. ans dem Atlas! Kein europäischer Großstaat hat
eine so kurze Meeresgrenze. Dazu liegt die Mündung der Donau,
der natürlichen Hauptverkehrsader des „Donaureiches" — wie im Deutschen
Reiche die des Rheines —in fremdem Staatsgebiete. Endlich grenzt Österreich,
Ungarn im 8, 0 und NO an Gebiete mit noch niedriger Kultur-
104 VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. § 73.
A. Österreichische Reichshälfte, Zisleithanien.
1. Alpenländer.
a) Vom südlichen Kalkalpenzuge der Ostalpen gehören zu Osterreich:
1. Ein Teil der Lombardischen Alpen (Bild 44) bis an die Etsch.
2. Die Südtiroler Dolomitalxen^ (Buntbild „Drei Zinnen").
Um Bozen und im 8 sind mächtige Porphyrdecken aufgeschüttet, auf denen
nach 0 hin Dolomitriffe lagern, fast ohne jede Schichtung und Falwng, Ge-
birgsstöcke, die nur von jähen Bruchlinien und Verwerfungsspalten durchzogen sind.
3. Die Rarnischen Alpen, bis zum Bahnübergange von Kärnten nach
Venetien. Ihre Fortsetzung sind nördlich der Save
4. die Rarawanken und südlich der Save
5. die Iulischen Alpen, bis an den Straßenübergang Laibach—Trieft.
b) Zum Jnnengürtel (§ 66,2) der Ostalpen gehören:
1. Die ©rtler Alpen. Der Ortler^ (3900m) ist der höchste Gipfel
Österreichs und ein Lieblingsziel der Hochgebirgswanderer.
2. Die Mitteltiroler Alpen. Die Brennerscharte^ teilt sie in die
Ötztaler Alpen und die Zillertaler Alpen.
3. Die Hohen Tauern^. Der Großglockner^ hat in seinen Zugangs-
tälern die belebtesten Touristenstandorte der Ostalpen.
Nach 0 tritt eine Gabelung ein, deren Äste am Semmering wieder
zusammentreffen und das Hochtal der Mur einschließen:
a) Nördlich der Mur:
4. Die Niederen Tauern, bis zum Schoberpaß.
5. Die Lisenerzer Alpen, bis zum Semmering, seit alters eine Stätte
ertragreichen Bergbaues auf Eisenerze (Bild 46).
b) Südlich der Mur:
6. Die Steirischen Alpen, von der Murquelle bis zum Semmering.
c) Vom nördlichen Kalkalpenzuge gehören im W nur die südlichen Teile
zu Osterreich:
1. DieAlgäuer Alpen, zu beiden Seiten der oberenJller, bis an den Lech.
2. Die Nordtiroler Alpen, bis zum Inn. In ihnen erhebt sich auf
der deutsch-österreichischen Grenze die Zugspitze^ zu fast 3000 m, der höchste
Punkt im Deutschen Reiche.
3. Die Salzburger Alpen, bis zur Salzach, mit großen Steinsalzlagern.
Im deutschen Gebiete steigt der Watzmann steil über den Königsee empor
(Buntbild Berchtesgaden S. 138).
1 S. 98, Anm. 4. Wb. Geistbeck und Engleder Nr. 13, Lehmann Nr. 24. — 2 Wb.
Hölze! Nr. 1. — 3 Brenner d. i. Berg. — 4 Tauern d. i. Rauher Berg. — 6 Die Haupt-
spitze hat, von 0 gesehen, glockenförmige Gestalt. Wb. Hölzel Nr. 11. — 6 Wb. Lehmann
Nr. 31, Geistbeck und Engleder Nr. 1 und 14.
Die drei Zinnen (fast 3000 m) in den Südtiroler Dolomiten.
In keinem Teile der Alpen sind die Gesteine vom Zahn der Zeit so zerfressen und zu so wunderlichen Gestalten geformt wie in den Dolomiten. Die härteren
Teile der Felsen ragen als schroffe Türme, Nadeln, Zinnen und Wände wild empor. Die verwitterten Massen sind als Geröll und Sand hinabgerollt und
bilden nun mächtige Schutthalden am Fuß der zerklüfteten Berge. Das Bild zeigt das sonst graue Gestein im rotgelben Schimmer der untergehenden Sonne.
§ 74—75.
c) Österreich-Ungarn.
105
4. Die Österreichischen Ralkalxen, bis an die Donau bei Wien (Wiener
Wald). Der seemeiche Teil nördlich vom Dachstein^ (3000m), mit dem öst-
lichsten Alpengletscher, heißt wegen seiner Salzlager das Salzkammergut
(Bild 47).
§ 74. Wirtschaftsgeographie. Der größte Teil des Kulturbodens ist mit Wald
bedeckt. Die saftigen Grasmatten der Berghänge dienen der blühenden Rindvieh-
zncht. Halmfrüchte gedeihen nur in den Talsohlen und an niederen Berglehnen,
Obst und Wein (Etschgebiet) besonders in den nach 8 geöffneten und in den
trockeneren Tälem. In den Tälern Südtirols ermöglicht der Maulbeerbaum
die Seidenraupenzucht und Seidenindustrie.
An unterirdischen Schätzen besitzen die österreichischen Alpenländer Eisenerze
(Bild 46), Blei, Kohlen und Salz.
Im Sommer bringt der starke Fremdenverkehr viel Geld in die Alpenländer.
§ 75. Die Bevölkerung ist fast ausnahmslos katholisch. Sie zählt
etwa 7 Millionen, die zu 85% Deutsche^ bayrischen Stammes sind. Der
Rest verteilt sich auf Slowenen an der oberen Save und Italiener und
Ladin er iu Südtirol. Das Land ist im ganzen dünn bevölkert.
Staatlich sind die österreichischen Alpenländer eingeteilt in:
a) Tirol. Die Hauptverkehrsadern des Hochgebirgslandes bilden die Täler des
Inn, der Etsch und des Eisak. Die größten Städte haben sich an der Brennerstraße,
die mit einem einzigen Paßanstieg über das Gebirge führt, entwickelt, so ^Innsbruck
im N und Bozen im 8. Milde Winter, herrliche Obst- und Weingärten machen
Bozen und das nahe Merän zu besuchten Winterkurorten. In Welschtirol (Bild 44)
ist *Trient der Hauptsitz der Seidenweberei. —In Vorarlberg vermittelt Bregenz
den Handel mit den Staaten am Bodensee.
b) Salzburg, größtenteils hohes Gebirgsland und dämm am dünnsten
bevölkert. * Salzburg, in herrlicher Lage an der Salzach. — In den Hohen Tauern
liegt das Wildbad Gast ein.
c) Kärnten. * Klagenfnrt im seenreichen Talbecken. 23[s]illach in der blei-
reichsten Gegend Europas, Bahnkreuzung.
6) Steiermark. Der Bau von Getreide, Wein und Obst im milderen S und die
Eisengewinnung und Vieh-, besonders Geflügelzucht im N haben eine größere Volks-
dichte hervorgebracht. fGraz, am Beginn der Talweitung der Mur, in der Nähe
von Kohlenfelderrt, ist durch Industrie und Handel die größte Stadt der Alpen ge-
worden. Universität und Technische Hochschule.
e) Oberösterreich, reich an Braunkohlen und Salz. Im Salzkammergut das
Solbad Ischl. Am Donauübergange der alten Salzstraße nach dem salzarmen
Böhmen der Judustrieort **Linz. Steyr, das „österreichische Birmingham", ver-
arbeitet das Eisenerz der Kalkalpen.
f) Niederösterreich ist dicht bevölkert. Im gewerbtätigen und fruchtbaren Wiener
Becken ist 1-Wien zur vierteu Stadt Europas aufgeblüht als Kreuzungspunkt wichtiger
Verkehrsstraßen^. Die glänzende Hauptstadt der Monarchie ist der Mittelpunkt
1 Gerasch-Pendl, Wandbilder aus Österreich-Ungarn: Dachstein.
2 Wb. Lehmann Nr. 41. Umlauft, Ethnographische Wandbilder der Völker Osterreich-
Ungarns Nr. 1.
^ Bahn Paris—Konstantinopel, St. Petersburg—Warschau—Trieft—Rom, Berlin-
Dresden—TM. Wb. Hölzel Nr. 20. Hölzels Städtebilder: Wien.
106 VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. § 76.
des geistigen Lebens (Universität, Technische und Landwirtschaftliche Hochschule,
Akademie der Wissenschaften und Künste, Generalstab), des Handels und der Industrie
(Maschinen, Seidenwaren, Teppiche, Gold- und Silberwaren). — Durch dicht be-
völkerte Ackerfluren und Weingärten zieht sich die Semmeringbahn nach dem mühlen-
reichen Jndnstrieort ^Wiener - Neustadt.
2. Sudetenländer.
§ 76. Sie umfassen Böhmen, Mähren und Schlesien (§ 134).
Die Bevölkerung^, fast 10 Mill., ist dichter als im Deutschen Reiche.
Die Deutschen wohnen in geschlossener Masse ringsum am Rande mit Aus-
nähme des mährischen Ostrandes (s. die Völkerkarte im Atlas!). Die Tschechen,
die 1^/4 mal so zahlreich sind wie die Deutschen, nehmen das Innere ein.
Wirtschaftsgeographisches. Infolge des Reichtums an Kohlen, Eisen,
Porzellanerde und Quarz haben die mit fruchtbarem Boden und Wäldern
reich ausgestatteten Sudetenländer die bedeutendste Industrie des ganzen Staates
(Weberei, Eisen-, Zucker-, Porzellan- und Glasindustrie).
a) Böhmen (§ 134) ist ein viereckiges Becken, dessen Ecken nach den vier
Himmelsgegenden gerichtet sind. Seine Seiten sind ungefähr gleich lang.
Es hat nur in der schmalen Spalte des Elbdurchbruches durch das Elb-
Sandsteingebirge einen Ausfluß. Durch ihn führt die Elbe sämtliche
Gewässer des Landes, von denen die weit aufwärts schiffbare Moldau am
wichtigsten ist, nach N.
Böhmen ist vorwiegend aus einer stark verwitterten und abgetragenen^, welligen
Urgesteinsplatte (Gneis und Granit), der „Böhmischen Masse", gebildet, die an den
Rändern aufgewölbt ist. Das Gebiet der Beraun schließt Eisenerze und Kohlen
ein, die Erzeuger der Industrie von **Pilsen und fffPrag.
Im N versank ein großes Becken, das im heutigen Egertal ein Binnenmeer
schuf. Unter dessen Ablagerungen wurden Gräser, Moose, Kiefern, Zypressen und
Eiben begraben, aus denen Braunkohlenfelder entstanden. Aus den Spalten des
Einsturzbeckens ergossen sich vulkanische Massen und bildeten u. a. das Böhmische
Mittelgebirge (Md48). Dem Vulkanismus verdankt Böhmen seinen Reichtum
au Heilquellen. Das Elbtal bedeckten fruchtbare Ablagerungen eines einstigen
Kreidemeeres 2.
Besiedlung. Im höher gelegenen und dünner bevölkerten Südböhmen an
wichtiger Verkehrslage der Holz- und Getreidemarkt *Budweis. In Nordböhmen
erwuchs an der Kreuzung der natürlichen Straßen fffPrag^, die „Stadt der Kirchen
und Paläste", zum Mittelpunkt des Handels, der Industrie und des Verkehrs. 90%
tschechische Einwohner. Deutsche und tschechische Universität. — Am Fichtelgebirge
ist *Eger ein wichtiges Ein- und Ansgangstor. Unweit davon die Weltbäder
1 Umlauft, Ethnographische Wandbilder Nr. 2 und 4.
2 Die verwitterten Gesteinsmassen werden hauptsächlich durch den Wind und das Regen-
wasser (auch durch das Meer) fortdauernd „abgetragen". Dadurch wird das Land erniedrigt
und das tiefer liegende Felsgerüst der Erdrinde bloßgelegt.
2 Kalkmergel d. i. Ton mit Kalkschlamm (s. auch S. 184, Anm. 1), daneben schroff
und wunderlich in Türme, Zinnen und Säulen verwitterte Quadersandsteinbildungen
sAdersbach, Wekelsdors). Wb. Hölzel Nr. 19.
4 Hölzels Städtebilder: Prag. Wb. Gerasch-Pendl, Prag.
c) Österreich-Ungarn.
107
Karlsbad (Porzellanfabriken) und Marienbad. -"Pilsen (s. o.) betreibt Eisen-
und Brauindustrie, für die das Egertal den besten Hopfen liefert, und führt Bier
in alle Kulturländer, Kohlen nach Bayem aus. Im äußersten X liegt ein Weberei-
bezirk um *Reichenberg.
b) Mähren (§ 134) ist ebenfalls ein viereckiges Becken, in dem die
Marchs die Gewässer sammelt und zur Donau führt.
Im N schließen die Sudeten, im 0 die Westkarpaten das Land ab.
Zwischen dem Böhmisch - Mährischen Hügelland und den Karpaten sind
beträchtliche Senkungen erfolgt und dann jüngere Erdgebilde angeschwemmt (die
Hanna und das Becken bei fBrünn, die Kornkammern des Landes), zwischen
denen noch Reste des abgesunkenen Gebirges emporragen.
fBrünn ist infolge naher Kohlenschätze Mittelpunkt der Web- und Eisenindustrie.
c) Schlesien gehört im W den Sudeten und dem Flußgebiet der Oder,
im 0 den Karpaten und dem Flußgebiet der Weichsel an.
Das Land birgt bedeutende Steinkohlenfelder und ist ergiebig an Flachs, daher
gedeiht die Leinweberei. *Troppau. Die Bahn Berlin—Konstantinopel (Jablünka-
paß) durchzieht deu Ostteil.
3. Osterreichische Karpatenländer.
§ 77. Galizien und Bukowina sind die nördlichen, sanst abgedachten
Randländer der Karpaten (§ 79), die „außerkarpatischen Länder".
Das äußerst fruchtbare Flachland Westgaliziens hat reiche Steinkohlen-
und Steinsalzlager, so um Wieliezka I^wjelitschka^ und Bochnia. Galizien
ist anch ein wichtiges Petroleumland.
Die besonders im kohlenreichen W dichte Bevölkerung ^ (8 Mill., mehr
als ein Viertel der österreichischen Bevölkerung) ist ganz überwiegend slawisch,
und zwar im W polnisch und römisch-katholisch, im 0 ruthenisch uud
griechisch-katholisch», in der südöstlichen Bukowina rumänisch uud
griechisch-orthodox. Fast 12% der Bevölkerung sind Juden. Diese beherrschen
den Handel völlig. Auch Deutsche sind zahlreich vertreten, in Sprachinseln
auf dem Lande und als Bruchteil der städtischen Bevölkerung.
Besiedlung. Jn Westgalizien erblühte nahe der preußischen und russischen Grenze
zur wichtigen Handelsstadt fKrakau, derHauptsitz und die Universität des Polentums.
In Ostgalizien hat fLemberg, der Bahnknotenpunkt und Handelsplatz (30 000
Juden), eine Universität und eine Technische Hochschule.
In der Bukowina die östlichste deutsche Universitätsstadt **CMch^ernowitz mit
bedeutendem Handel.
1 Die Landschaft erhielt vom Flusse March ihren Namen Marchia, deutsch Mähren.
^ Umlauft, Ethnographische Wandbilder Nr. 5, 6 und 8.
8 Die griechischen Katholiken oder Griechisch-Unierten erkennen den Papst als Kirchen-
oberhaupt an. '
108
VI. 1. Das Gebiet der Südeurvpäischen Faltengebirge.
§ 78.
4. Karstländer.
§ 78. Die Karstländer Österreichs sind Krain, das Küstenland,
Dalmatien und die von Österreich-Ungarn verwalteten, früher türkischen
Provinzen Bosnien und Herzegowina.
Die an Wasser und Wald arme, grauweiße, öde und unWirt-
liche Kalkhochfläche ist großenteils eine stark verwitterte Steinwüste, durch-
braust von der Bora, dem kalten Nordostwinde. Vor diesem haben nur die
eingestürzten Kessel (Dolinen) und die steil abfallenden, mit Südfrüchten
und Wein bepflanzten Küstenterrassen Schutz. Ju den Kalkschrmrden ver-
schwinden zahlreiche Gewässer, die auf weite Strecken unterirdisch fließen und
großartige Tropfsteinhöhlen durchströmen (Adelsberg, St. Kanzian)^. Der
nordöstliche Teil besteht aus vielen kleinen, durch tiefe Täler getrennten Hoch-
flächen mit weniger durchlässigem Gestein. Hier gedeihen daher Buchen- und
Eichenwälder, Pflaumenbäume, Acker- und Wiesenbau. Dieser Teil entwässert
zur Save, während die Narenta und kleinere Küstenflüsse zur Adria führen.
Das Karsthochland steht nicht in geologischem Zusammenhange mit den Alpen.
Es setzt sich längs der Adriaküste bis nach Griechenland fort. Vor seiner Hafen-
reichen Küste liegen felsige, in den niederen Lagen fruchtbare, von Jtalienem be-
wohnte Inseln, die oft von Einsturzerdbeben heimgesucht werden.
Das Klima des Innern ist durch starke Gegensätze zwischen Sommer
und Winter ausgezeichnet. In den Küstenstrichen und auf den Inseln
herrscht subtropische Milde mit feuchten Wintern und trockenen Sommern.
Das fast unmittelbare Zusammenstoßen des warmen Meeres mit den steilen
Uferbergen verursacht die Überschüttung des Dalmatinischen Berglandes mit
den kräftigsten Regen- und Schneefällen Europas (Tabelle § 58).
Die Bewohner der Küsten sind Italiener. Im Innern lösen sich von
N nach S ab Slowenen, Kroaten, Serben^.
Den Küstenbewohnern liefern Fischfang und Salzgewinnung in „Salz-
gärten" hohen Ertrag. Sie stellen die Bemannung der österreichisch-nngarischen Flotte.
а) Krain. An der Straßenkreuzung liegt der Eisenindustrieplatz * Laibach.
d) Küstenland mit der meist von Jtalienem bewohnten Stadt fTriest, dem
großen Seehafen Österreichs, Endpunkt der alten Verkehrsstraße Weichsel—Wien—
Adria, Sitz der hauptsächlich die Levante und England aufsuchenden Schiffahrt und
des Schiffbaues. Im 8 der Halbinsel Jstrien der Kriegshafen *Pola.
c) Dalmatien, ein schmaler Küstenstreifen, hat ein großenteils armes und schwer
zugängliches Hinterland. Damm sind die Naturhäfen wie Zara nndCättaro (Bild 53)
wenig entwickelt.
б) Die „Okkupationsgebiete" Bosnien und Herzegowina ^ treiben mehr
Viehzucht als Ackerbau. 35% der Bewohner sind Mohammedaner, 45%
griechisch-orthodox. Seit dem Straßen- und Eisenbahnbau durch die
1 Wb. Hölze! Nr. 17, Lehmann Nr. 25, Gerasch - Pendl: Kerkafälle. — * Umlauft,
Ethnographische Wandbilder Nr. 9. — 3 D. t. Herzogsland.
§ 79—80.
109
österreichisch-ungarische Verwaltung ist zu den alten Hausindustrien
(Teppiche, Stickereien, Waffen) Fabriktätigkeit getreten.
*Sarajevo, schön gelegen in fruchtbarer Talmulde, ist der Haupthandelsort
Bosniens, Möstar^, an der engen Narentatalstraße, der Hauptort der Herzegowina.
B. Ungarische Reichshälfte, Transleithanien.
325000 qkm, reichlich 20 Mill. Einwohner.
§ 79. Das Königreich Ungarn besteht aus den zu einem Staatskörper
vereinigten Ländern Ungarn-Siebenbürgen und dem Königreich
Kroatien-Slawonien. Jene sind Karpatenländer, die „innerkarpa-
tischen Länder", dieses ist größtenteils Karstgebiet.
§ 80. Die Karpaten standen vormals mit den Alpen in Zusammenhang. Durch
gewaltige Senkungen und Einbrüche ist einerseits dieser Zusammenhang unter-
krochen, anderseits eine große Zerstörung des Gebirges eingetreten und in der
Mitte des Gebirgsbogens nur der äußere Sandsteingürtel erhalten. Anden
Bruchränderndes Senkungsfeldes quollen Massen vulkanischer Gesteine hervor.
Ein schmales Mittelglied, das Karpatische Waldgebirge, verbindet
zwei massige Hauptteile, breite Hochländer. Beide stoßen an die Donau,
das erste bei **Preßburg und Waitzen, das zweite bei Orsowa ^örschowa^.
1. Das Hochland von Nordwestungarn.
Dieses umschließt das meerfernste Hochgebirge Europas, die Hohe Tatra,
einen fast unbewohnten, 45 km langen Granitkamm. Er ist vielgestaltig, stark
verwittert und fällt nach 8 steilwandig ab. In turmartiger Form erhebt sich
eine Reihe von Gipfeln, von denen die Gerlsdorfer Spitze (2700m) am
höchsten ist. Schneefelder und Eistäler mit geringer Firnbildung und kleine
Gebirgsseen, „Meeraugen" (über hundert), sind der Schmuck des Hoch-
gebirges2 (Bild 50).
Den nordwestlichen Außenrand bilden die Westkarpaten, eine Fort-
setzung des Leithagebirges. Südlich von der Tatra erhebt sich das an Gold und
Silber, Kupfer und Eisen reiche Ungarische Erzgebirge, dessen Schätze von
deutschen Bergleuten aus Sachsen erschlossen sind. Die (vulkanischen) Trachy t-
gesteine nördlich von Tökaj liefern den besten Boden für Weinbau.
Das nordwestliche Ungarische Hochland entwässert durch die Waag und
kleinere Zuflüsse zur Douau, sein nördliches Gebiet zur Weichsel.
2. Die Waldkarpaten.
Die Waldkarpaten bilden einen niedrigeren, sanftwelligen, breiten und
paßarmen Kamm. Von seiner reichen Bewaldung trägt er den Namen.
Der Jnnenabsall ist steil, die Abdachung nach außen sanft.
Die Entwässerung besorgen die Theiß, der Dnjestr, die Donauzuflüsse
Prut und Seret [fjeret] und die Weichselzuflüsse.
* D. i. Brückenstadt. — 2 Wb. Hölze! Nr. 35.
110
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
3. Das Siebenbürgische Hochland.
Es ist ein von Randgebirgen umrahmtes Becken.
Der hohe, aus Urgesteinen bestehende Südrand heißt Trans-
filvanische Alpen^. Ihr westlicher Teil ist an Kohlen reich.
Er wird von der Donau im Eisernen Tore durchbrochen.
Siebenbürgen besitzt viel Gold, Silber, Steinsalz und wert-
volle Wälder.
Die Wasser Siebenbürgens fließen meist zur Theiß. Nur
der Alt oder Aluta entwässert durch den engen Roten Turm-
Paß unmittelbar zur Donau.
§ 81. Die Karpaten umschließen im Verein mit den östlichen
Teilen der Alpen und dem Karstgebiet die Ungarische Ties-
ebene (Bild 49).
Erst in junger Erdzeit2 ist ihr ganzes Gebiet abgesunken und
zum See geworden. Die folgende Zeit bildete an den Rändern
Braunkohlenfelder, die Flüsse brachten Massen von Schotter und
Sand, lösten dadurch das Meer in einzelne Becken auf und ver-
drängten es endlich ganz durch das „Eiserne Tor". Der Wind trug
gewaltige Mengen Löß in Stanbsorm herbei. Die Flüsse aber zer-
schnitten die Lößdecke und setzten zwischen deren Resten Schwemm-
land ab, bildeten indes auch ausgedehnte, sumpfige Niederungen.
Aus der Tiefebene ragen Trümmer der Alpenausläufer
hervor: der Bakony ^bäkonj^-Wald, an dessen Fuße der flache
Plattensee^ sich ausbreitet. Der Bakony-Wald scheidet
zusammen mit demMatragebirge die Oberungarische
und die Niederungarische Tiefebene.
Jene ist nicht nur im Donauschwemmlande der Inseln
Schütt, sondern auch im welligen Hügellande äußerst fruchtbar.
In der Umgebung des zuweilen ausgetrockneten Neusiedler
Sees blüht auch der Weinbau.
Die wie eine Tischfläche platte Pußta^ Niederungarns leidet
im Hochsommer an Regenarmut. Sie ist teils dürr, teils von
Flugsand bedeckt. Wo aber ihre Lößgebiete ausreichende Be-
Wässerung empfangen, liefert sie große Erträge an Weizen,
Mais, Zuckerrüben und Hülsenfrüchten, an Obst und Tabak
und ist ein gutes Weideland. Zahllose Rinder- und Pferde-
Herden^ tummeln sich in der Pußta (Bild 49).
Alles Wasser wird von der Don au gesammelt (s. den Atlas!).
Die fischreiche Theiß (Fig. 16) ist vom Austritt aus dem Ge-
birge an schiffbar, Drau und Sav e bis weit in die Alpen hinein.
1 Das Becken jenseit des westlichen bewaldeten Randgebirges hieß das
Land trans silvam d. i. jenseit des Waldes. — 2 Gegen Ende der Tertiär-
zeit. — 3 Balaton von blato — Sumpf. — 4 Pusty — öde, einsam. —
6 Wb. Hölzel Nr. 29, Lehmann Nr. 35.
§ 82—83.
c) Österreich-Ungarn.
111
§ 82. Wirtschastsgeographisches. Die Erwerbstätigkeit ist vorwiegend
Ackerbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau, in den Bergländern Waldwirtschaft
und Bergbau auf Erze und Kohlen. Die Industrie Ungarns befindet sich erst
im Aufsteigen. In hoher Blüte stehen bereits die Mühlenindustrie und die
Spiritusbrennerei.
§ 8Z. Die Bevölkerung Ungarns ist bunt gemischt und an Bildung
weit zurück gegenüber den westlichen Ländern. Die Herrschaft haben die
Bewohner des Tieflandes inne, die Magyaren [madjaren] oder Ungarn1,
obwohl sie nur 46% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Der Rest, mehr als
10 Mill., verteilt sich auf Rumänen, Deutsches die Sprachinseln bilden
und in Siebenbürgen Sachsen heißen, auf Kroaten^, Serben und
Slowaken.
Die verbreitetste Religion ist die römisch-katholische. Ein Drittel so viel Anhänger
hat die evangelische Kirche, ein Viertel so viel die griechisch-orthodoxe, Zahlreich
sind auch die Juden.
Für das Deutsche Reich war der Gesamtstaat Österreich-Ungarn 1905 das
viertwichtigste Einfuhrland (Holz, Getreide, Braunkohlen, Rindvieh und Pferde,
Eier, Felle, Hopfen) und das zweitwichtigste Ausfuhrland (Steinkohlen, Bücher,
Maschinen, Web- und Farbstoffe, Leder).
Besiedlung. fffBudapest [büdapescht] liegt nahe der Mitte des Landes und
ist als Stapelplatz an der schiffbelebten Donau wie als Sammelort aller wichtigen
Bahnen der Mittelpunkt des regen Handels, des Verkehrs und der Industrie, als
Universität und Technische Hochschule der des geistigen Lebens, als Sitz der Re-
giemng und des Parlaments der des Magyarentnms. **Debreczen [dabräzen]
in der sandigen Pußta ist die echteste Magyarenstadt, durchschnitten von einer langen
und ungewöhnlich breiten, ungepslasterteu Straße, deren Häuser meist einstöckig,
weiß gestrichen und mit schwärzlichen Schindeln gedeckt sind. Ihre Messen werden
von weither besucht. Im Alf öld* ist das zuweilen unter Überschwemmungen
leidende fSzeged [fjeged] durch Handel und Industrie erblüht. Der fruchtbare
Lößboden Südungarns beginnt bei **Maria-Theresiopel und erstreckt sich durch
den auch Reis bauenden Bänat, dessen Hauptmt **Temesvär [tämäfchwar] ist.
Im Kohlengebiet des SW *Fünskirchen.
In Siebenbürgen ° sind -"Kronstadt, die Fabrik- und Handelsstadt an der Bahn
nach Bukarest, und * Her mannstadt die Sammelpunkte des Deutschtums. Im
rumänischen Gebiete liegt **Klausenburg, die ungarische Universität und größte
Stadt.
Das waldreiche v Kroatien-Slawonien hat auch große Moore und Sümpfe. Im
„kroatischen Mesopotamien" blüht der Ackerbau. ** Agram ist die kroatische Uni-
versität und eine aufstrebende Industriestadt. Im kroatischen Karstgebiet liegt die
„königlich ungarische Freistadt *Fiüme", durch Schiffswerften und Handel die
Nebenbuhlerin Triests.
1 Umlauft, Ethnographische Wandbilder Nr. 7. Der Österreicher nennt die Magyaren
melst Ungern. — 2 Umlauft Nr. 3. — » Umlauft Nr. 9. — ^ D. i. Niederung. — * ®. i.
Sand der sieben Gaue. — 6 Viel Eichenwald, in dem große Schweineherden weiden
(Elchelmast). '
112
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
§ 84—85.
§ 84. Verkehrsgeographie. Die weit auseinandergereckte Gestalt
Österreich-Ungarns ist dem Verkehr ungünstig wegen der Verteilung und
Beschaffenheit der Gebirge, die oft geradezu Scheidewände inner-
halb der Kronländer bilden. So ist es von seiner viel ausgebuch-
teten Seegrenze, die unter Einrechnung aller Buchten und Inseln
ein Fünftel der Gesamtgrenze ausmacht, durch Alpen und Karst
getrennt. Zudem weist das Adriatische Meer nicht nach dem wich-
tigsten Verkehrsmeer, dem Atlantischen Ozean, sondern nach 0.
Die Alpen und die Böhmischen Randgebirge bilden eine der
Seegrenze an Länge gleiche Grenzlinie nach dem Deutschen
Reiche. An diese aber gelangt man bequemer als an die Seegrenze:
39 Bahnen führen ins Deutsche Reich, mit dem Österreich-Ungarn
auch durch die natürlichen Verkehrsstraßen der Elbe und der
Donau verknüpft ist. So geht der Weg Osterreich -Ungarns zum
Altantischen Ozean tatsächlich durch das Deutsche Reich.
Galizien und die Bukowina liegen außerhalb des wenig
erschlossenen Karpatenwalles und folgen der von der Natur vor-
geschriebenen Verkehrsrichtung nach Rußland und Rumänien.
Nach Italien führen nur vier Bahnen, davon drei stark be-
nutzte, die Semmermgbahn nach Rom und Venedig, die Brenner-
bahn und die Linie Budapest—Triest—Riviera und Rom. Mit der
Schweiz wird Osterreich nur durch eine, die Arlbergbahn, verbunden.
Für den größten Teil der Habsburgischen Länder bildet die Donau
die wichtigste und eine zugleich einende Verkehrsader. Aber ihre
Mündung liegt an einem fast verschlossenen Meere. Daher hat
dieser Strom längst nicht die Verkehrsbedeutung wie der nicht halb
so lange Rhein. Kostspielige Eisenbahnbauten haben die wich-
tigsten Punkte an der Donaustraße, die auch der Weg Paris—Kon-
stantinopel benutzt (Orient-Expreßzug), mit den einzelnen Kronländern
verknüpft. Dadurch sind Wien und Budapest auch in unmittel-
bare Bahnverbindung mit den Hauptverkehrsstädten des Kontinents
gesetzt und die wichtigsten Bahnknotenpunkte des Reiches geworden.
%
85. Äbersichtstabelle.
A. Kaiserreich Österreich, Zisleithanien.
300 000 qkm, 27,5 Mill. Einw.
a) Alpenländer:
1. Tirol.....
Vorarlberg
2. Salzburg .
3. Kärnten . .
4. Steiermark
5. Oberösterreick
6. Niederösterre
ch
%
"-Innsbruck 50, *Trient 27, Bozen 15,
Meran.
Bregenz.
^Salzburg 37, Gastein.
*Klagensurt 26, Villach.
fGraz 150, Leoben.
**Linz 80, Steyr 18, Ischl.
-j-Wien 1980, * Wiener-Neustadt 30.
d) Balkan-Halbinsel,
113
b) Sudetenländer:
7. Böhmen........
8. Mähren.
9. Schlesien
c) Karpatenländer:
10. Galizien......
11. Bukowina......
d) Karstländer:
12. Krain ......
13. Küstenland . , . .
14. Dalmatieu . . . .
fffPrag 520, ** Pilsen 80, * Reichen-
berg35, *Eger26, Karlsbad,Marienbad.
fBrünn 120.
*Troppau 30.
fLembergl80, fKrakaulOO, Wieliczka.
**Ezeruowitz 75.
*Laibach 40.
fTriest 200, *Pola 50.
Zara 14, Cattaro.
L. Königreich Ungarn, Transleithanien. 325 000 qkm, 20,2s Mill. Einw.
1. Ungarn
Siebenbürgen
Kroatien - Slawonien
Finme.......
fff Budapest 870, fSzeged 105,
"*Maria-Theresiopel85,"*Debreczen75,
""Preßburg 65, ""Temesvar55, "Fünf-
kirchen 45.
""Klausenburg 50, * Kronstadt 40,
* Hennannstadt 30.
""Agram 60.
"Finme 40.
C. Okkupationsgebiete unter österreichisch-ungarischer Verwaltung.
50000 qkm, 1,75 Mill. E.
1. Bosnien........... "Sarajevo 40.
2. Herzegowina.........j Mostar 17.
d) Balkan-Halbinsel.
Etwas kleiner als die Pyrenäen-Halbinsel und als das Deutsche Reich, rund 18 Mill. E.
30% der Volksdichte des Deutschen Reiches.
§ 86. Lage. Die Halbinsel ist der südöstliche Vorspmng Europas. Sie
hing bis in die jüngste Erdzeit mit Kleinasien zusammen und bildet noch heute
den Übergang Europas nach Asien, das es an zwei Punkten nahezu berührt.
Umrisse und Grenzen. Kein Gebirge scheidet die Halbinsel vom Rumpfe Europas,
sondern die Gebirge des Rumpfes setzen sich in die Halbinsel hinein fort, so daß
keine bestimmte Landgrenze vorhanden ist, wenn man nicht die Linie der Save
und der Donau als nördliche Begrenzung ansehen will. Südlich vom Parallel
von Konstantinopel springt die Halbinsel plötzlich auf ein Drittel ihrer nördlichen
Breite scharf nach W zurück. Im S ist sie der gegliedertste Teil Europas.
Zahlreiche Meerbusen, die zum Teil einander gegenüber liegen, schneiden
tief ein und bilden inselumkränzte kleinere Halbinseln. Das „Maulbeerblatt"
der Peloponnes hängt nur durch die 6,3 km breite, von einem Kanal durch-
schuitteue Landenge von Korinth mit der übrigen Halbinsel zusammen.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 8
114
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
Das mittlere Land gliedert sich in zwei Abschnitte: 1. das
Parallelogramm von Nordgriechenland, 2. die schmale Sichel
von Mittelgriechenland mit der Halbinsel Attika. Der 80
(die Kykladen) entspricht an Jnselreichtnm bemNW (den Dalma-
tinischen Inseln).
Im Jonischen Meer erreicht das Mittelmeer mit 4400 m
seine tiefste Stelle. Das Ägäis che Meer ist nur im Kykladen-
gebiet seicht, sonst tief, im 8 über 2000 in. Bedeutende Tiefe
zeigt auch der Einbruch des Märmara-Meeres.
§ 87. Bodengestalt. 1. Im W zieht der Karst mit allen
typischen Erscheinungen (§ 78) als breites Faltengebirge an
der Küste entlang, zuerst unter dem Namen Dinaris che Alpen,
dann als Schwarze Berge und Schar Dagh^. Seine süd-
lichen Ausläufer blicken auf hochgelegene Seen.
Die zahlreichen parallelen Faltenketten des Karstgebirges
werden von reißenden, für den Verkehr unbrauchbaren Flüssen in
gewundenen, zum Teil schluchtartigen Tälern durchschnitten und setzen
dem Verkehr ins Innere eine Schranke. Diese rauhen Gebirgs-
länder, die nirgends 3000 m Höhe erreichen, sind stets der Wohn-
platz von rauhen und kriegerischen Volksstämmen gewesen, die sich
von der Kultur der Umgebung abschlössen, ihre Freiheitsliebe und
patriarchalischen Eigentümlichkeiten bewahrten und fremden Herren
nur widerstrebend gehorchten.
Das vor dein jähen Absturz liegende schmale Küstenland ist darum
auf die Adria und den W hingewiesen.
2. Die Furche der Mörawa und des Wardar und der
Beckeneinbruch der Märitzaniederung, zwei alte Natur-
straßeu zur Verbindung Mitteleuropas mit dem
Ägäischen Meere, werden jetzt von den beiden wichtigen
Bahnen der Halbinsel durchzogen. Sie trennen das alte
Rmnpsgebirge Makedoniens oder die Thrakische Gebirgs-
masse ab.
3. Den NO durchzieht das Faltengebirge des Balkans
Er umgrenzt die lößbedeckte, fruchtbare, aber baumlose
Bulgarische Kreidetafel und das Donautiefland. Dieses
wird im W durch niedrige Gebirgsketten, im 0 von der
hügeligen, baumlosen Platte der Dobrüdscha^ abgeschlossen.
Der Balkan ist schmal. Er erreicht im mittleren Teile
doppelte Brockenhöhe, senkt sich nach 0 und bricht am Schwarzen
Meer ab. Das Gebirge ist an mehreren Stellen durch einen
bequemen Anstieg zu überschreiten, darum hat es oft auf Kämpfe
herabgeschaut. Die südliche Ebene, O st rumelien, wird durchaus
1 Tagh = Gebirge, Schar vom alten Namen Scardus.
Waldgebirge — » D. i. Gute Landschaft.
- D. i.
Landschaft Mittelgriechenlands: Der Parnaß (2460 m), von Südwesten aus gesehen.
Dorf. Eichen und Bauernhaus. Weiden, Wiesen und Äcker. Ochsenpflug. Eichengebüsch.
Quelle. Talebene von Amphissa mit Trümmern aus dem griechischen Altertum.
d) Balkan-Halbinsel.
115
nicht vom Donautiefland abgesperrt. Beide wuchsen daher zu einer
staatlichen Einheit zusammen.
Das Dinarische Gebirge setzt sich nach Griechenland fort, wo die Ketten
bogenförmig nach 0 abbiegen.
In Griechenland erreicht die Zertrümmerung der Erdkruste durch ein-
gesunkene Becken und Gräben den höchsten Grad im Mittelmeergebiet.
Das Gebirge ist durch Läugs- und Querbrüche in viele Stücke aufgelöst,
und die gesunkenen Schollen sind an vielen Stellen vom Meer überflutet.
So entstand ein gitterartiges Gebirgssystem mit abgeschlossenen Sonder-
landschaften, in denen sich viele kleine Staaten bildeten, eine reiche Küsten-
gliedernng mit vielen, tief eindringenden Meerbusen und die Becken an
der Küste und im Innern. Durch die Einbrüche wurde Griechenland aber auch
nach allen Richtungen erschlossen. Denn jeder Einbruch bildete eine natür-
liche Landstraße oder eine Wasserstraße. Vielgestaltig ist also das Relief
Griechenlands. Aus tiefem Meeresgrunde geht es empor zu schmalen
Küstenebenen und von diesen zu Gebirgen, die fast die Schneegrenze erreichen.
Nordgriechenland halbiert der Pindns, Mittelgriechenland der Parnaß
(Buntbild S. 114).
An der Ostküste des thessalischen Einbruchskessels erhebt sich der Olymp
zur Höhe der Zugspitze. An seinem Südfuße vorbei fließen die Gewässer
Thessaliens durch das herrliche Tal Tempe ins Meer. Die Peloponues hat
im N und im Taygetos beträchtliche Erhebungen.
Das Ägäische Meer ist nur ein untergetauchtes Stück vou
Griechenland, und seine Jnselreihen sind die Fortsetzung der fest-
ländischen Bergketten.
Das größte Stück des südlichen Gebirgsbogens bildet die von hohen, karst-
artigen, schneebedeckten Kreidegebirgen erfüllte Insel Kandia oder Kreta.
Die Insel Santorin am Südrande der Kykladen hat noch bis in die jüngste
Zeit vulkanische Ausbrüche erlebt.
Für den Verkehr brauchbare Flüsse sind nur die Donau und im
Unterlauf die Märitza und Mörawa.
§ 88. Klima. Der breite nördliche Rumpf hat schon in geringerer
Entfernung von der West- und Südküste binnenländisches Klima, ähnlich
dem Ostdeutschlands. Die Westküste des Rumpfes ist sehr regenreich
(Tabelle § 58), aber nach S hin nimmt der Niederschlag ab.
Das Ägäische Gebiet, einschließlich der Westseite Südgriechenlands,
hat das typische Mittelmeerklima: Regenzeit im Winter, besonders
im November und Dezember, Regenarmut im Sommer, die sich im Juli und
August bis zur Regenlosigkeit1 steigert.
Der Himmel ist dann unverändert tiefblau, der Dünensand am Hafen von Athen
erwärmt sich bis zu 71°, die erhitzte Luft zittert über der glühenden Erde, die Flüsse
1 Die äußerst seltenen und kurzen Regengüsse verdampfen sofort wieder, ohne irgend
welche Erqmckung zu bringen.
8*
116
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. § 89—91.
versiegen, die Kräuter verdorren, Trockenrisse spalten den Boden, über den der
Wind oft dichte Staubwolken dahertreibt. Wüstenhaft sieht zu dieser Zeit die im
Frühjahr fruchtstrotzende Landschaft aus, die einzige Unterbrechung bilden grüne
Wein- und Maisfelder.
Die Hitze ist glühend, aber nicht schwül, und darum abgesehen von der Mittags-
zeit durchaus erträglich. Milderung bringen auch die oft stürmisch auftretenden
Nordwinde und an der Küste Seebrisen.
In den Gebirgen wird nirgends die Grenze des ewigen S chnees
erreicht.
Für viele Nutzpflanzen ist in; mittleren und südlichen Griechenland künst-
lief)e Bewässerung nötig. In der Hitze der Messenischen Ebene reifen Datteln.
§ 89. Wirtschaftsgeographie. Lässig betriebener Ackerbau ist die vorwiegende
Erwerbstätigkeit auf der Balkän-Halbinfel. Die Haupterzeugnisse sind Weizen,
Mais, Tabak, Oliven, im Märitzagebiet Rosen^, im 8 und auf den Inseln
Wein. Die Viehzucht steht weit zurück gegenüber den Kulturländern Westeuropas.
Im S herrscht die Ziegen-, Schaf- und Bienenzucht vor, im N die Rinder- und ini
Mörawagebiet die Schweinezucht. Die Ausbeute von Erzen ist noch sehr gering.
In Bulgarien sind die Leder- und Webindustrie und die Teppich-
knüpferei verbreitet.
Für den Handel des Deutschen Reiches kommen die Balkänländer noch wenig
in Betracht. Griechenland liefert uns hauptsächlich Korinthen, Serbien
getrocknete Pflaumen, Bulgarien Eier und Getreide. Diese Länder beziehen
dafür vorwiegend Web- und Eisenwaren aus Deutschland.
§ 90. Verkehrsgeographie. Die größeren Flüsse, die Küstenebenen,
die zahlreichen Inseln des Ägäischen Meeres weisen das Land auf den
Verkehr mit dem nahen Asien hin. Im Altertum war Griechenland der
Marktplatz zwischen den alten Kulturländern im 0 und den neuen Kulturländern
im W des Mittelmeeres (Italien, Gallien, Spanien), ebenso für die reichen Rand-
länder des Schwarzen Meeres. Diese Welthandelsstellung verlor Griechenland,
als die Küstenschiffahrt sich zur sreieu Fahrt über das Meer hin entwickelte.
Für den Welthandel ist nur Konstantinopel infolge seiner Lage von
hervorragender Bedeutung geblieben.
Für den Weltverkehr sind allein die bei Konstantinopel und bei Saloniki
mündenden Bahnen wichtig. Saloniki hat über Smyrna Dampferverbinduug mit
Alexandrien und ist für den englifch-ostindischen Verkehr von steigender Wichtigkeit.
§ 91. Der Vielgestaltigkeit des Bodens und dem Charakter der Halbinsel
als Durchgangsland zwischen Europa und Asien entspricht die bunt gemischte,
meist griechisch-orthodoxe Bevölkerung. (S. die Völkerkarte im Atlas!) Die
Südslawen herrschen imN vor, Neugriechen im 8, an den Küsten und auf
den Inseln, mohammedanische Osmänen in den Städten Rumeliens. Die
Albanesen, Nachkommen der alten Jllyrier, gehören zum größeren Teil
dem Jsiam an.
1 Wb. Wünsche II, 5: Rosenernte am Balkan.
d) Balkan-Halbinsel.
117
Staatliche Gliederung und Besiedlung.
1. Europäische Türkeis
Fast 1,5 mal Süddeutschland, 6 Mill. E.
1. Rmnelien, das alte Thrakien, -s-Konstantinopel, türkisch Stambül, ehe-
dem Byzänz, Sitz des despotisch regierenden Großsultans, der auch geistliches Ober-
Haupt der Mosiemin ist, an der Kreuzung der Land- und Seestraßen uu-
vergleichlich gelegen auf sieben Hügeln am „Goldenen Horn", einer tiefen, schmalen
Bucht am Ausfluß des Bosporus 2 (Bild 51). Die Stadt ist im Innern eng und
schmutzig, die Häuser bestehen meist aus Holz oder Lehm. Berühmte Bauwerke
sind die Sophien-Moschee, der Seräi, die Hohe Pforte. Der Handel ist besonders
in der Hand von Engländern, Griechen und Armeniern. — An der Straßenkreuzung
des Binnenlandes **AdrianopeI. Seine stark gemischte Bevölkerung treibt In-
dustrie und Handel in Rosenöl, Seide und Leder.
2. Makedonien hat das vielartigste Völkergemisch und ist darum der Herd bestün-
diger Unruhen. — ^Saloniki, der Handelsplatz am kürzesten Wege von der
Nordsee nach Sues.
3. Albanien ist gebirgig, rauh, unwegsam und von trotzigen und unruhigen
Halbbarbaren bewohnt.
2. Mittelbare türkische Besitzungen.
a) Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien.
2,5 mal so groß wie Schlesien, 75% der Einwohner Schlesiens.
An wichtiger Verkehrsstraße und in einem fruchtbaren Becken liegt ** Sofia
[ßöfia]. In Ostrumelien, das Getreide, Wein, Baumwolle und Rosen anbaut,
*Philippopel.
b) Die Insel Kreta ist der Türkei nur noch zinspslichtig.
c) Die von Österreich-Ungarn verwalteten Länder Bosnien uud Herzegowina
s. § 78,6 und § 85, C.
3. Königreich Serbien.
3 mal so groß wie Sachsen, 2,? Mill. E.
""Belgrads in wichtiger Lage für den Handel, das „Tor der Balkan-Halbinsel".
Die Hälfte des Landes bedecken Wälder, meist Eichenbestände, die zahllose
Schweineherden ernähren. Schweine, Geflügel, Pflaumen,^Getreide aus
dem fruchtbaren Mörawatal führt Serbien aus.
4. Fürstentum Montenegro, serbisch Zr^tfcher^nagöra4.
Ein durchweg gebirgiges, armes, von tapferer Bevölkerung (230 000 Einw.)
bewohntes Land, unter russischem Einfluß. Cetinje [zettinie], dorfartiger Fürstensitz.
1 Die unmittelbaren Besitzungen des ganzen Türkischen Reiches in drei Erdteilen um-
fassen etwa 3 Mill. qkm mit 24 Mill. E.
2 Der Bosporus, ein gesunkenes („versenktes" oder „untergetauchtes") Flußtal, ist im
Mittel 1600 m, au der engsten Stelle 550 m breit. Auch die Straße der Dardanellen stellt
em untergetauchtes Flußtal dar und mißt an der schmälsten Stelle nur 1500 in. Die Breite
3ü)mes bei Köln beträgt 400 m. Die Donau zwischen Rumänien und Bulgarien ist
strichweise zwei- bis dreimal so breit wie der Bosporus an der engsten Stelle. — Wb.
Lehmann Nr. 16. — » D. i. serbisch Beograd = Weiße Burg. — 4 i. Düstere Berge
wegen der Unwirtlichkeit des Landes.
1J8 VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. $ 92.
5. Königreich Griechenland.
4 mal so groß wie Sachsen, 2,5 Mill. E.
Die als Kaufleute, Schiffer uud als die Bankiers des Orients bekannten
Neugriechen sind mit anderen Völkerbestandteilen vermischt, die
Sprache hat jedoch ihr griechisches Gepräge bewahrt. Der Kulturzustand
hebt sich infolge der Lerubegier der Griechen.
1. Nordgriecheulaud, das fruchtbare alte Thessalien, eine bergumschlossene
Tiefebene, loird nur mangelhaft angebaut (Bild 54).
2. Mittelgriecheuland ist fast durchweg gebirgig. Wie int Altertum bildet
der östliche Teil deu Sitz höherer Kultur.
fAthen am Fuße des Lykabettos, östlich und nördlich von der alteu Akropolis,
erwuchs wieder zum Mittelpunkt des Handels und des Geisteslebens der Griechen
(Bild 52). Sem Hafen trägt den alten Namen *Piräus.
3. Die Peloponnes oder Morea, ein zentrales Bergland mit vier Halbinseln.
*Paträs ist der Hauptaussuhrplatz der Korinthen bauenden Nordküste. Korinth
am 6 km langen Isthmus-Kanal blieb noch immer ein unbedeutender Ort.
4. Inseln, a) Im Ägäischen Meer Euböa und die meist gut angebauteil
Kykladen. Hasen Hermüpolis auf der Jufel Syra.
l>) Im Jonischen Meer die Jonischen Juseln, die mit ihrem südlichen
Teile deu Golf von Paträs umspannen. Oliven, Wein und Korinthen wachsen
in üppige» Mengen. Nicht selten werden die Inseln von Erdbeben heimgesucht.
Am wichtigsten ist Korsü.
e) Königreich Rumänien.
V4 so groß und 2/ö so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich, reichlich 6 Mill. E.
§ 92. Rumänien bildet das Übergangsland zwischen der Balkan-
Halbinsel und Rußland. Es umsängt mit zwei Flügeln den südöstlichen Teil
der Karpaten, besitzt auch das Land im Knie der untersten Donau. 1. Der
nördliche Flügel, die Moldau, ist im W gebirgig, sonst eine wellige, hügelreiche
Platte und meist mit fruchtbarem Löß (Fig. 60, S. 275) bedeckt. Sie
wird vom Seret [ßeret] durchflössen. 2. Der Südslügel, die Walachei, eine
allmählich zur Bulgarischen Platte sich senkende Tiefebene, bricht an der
Donau steil (im W in einer Stufe von 100 in) ab. Ihr im Sommer staubiger,
im Winter kotiger Boden besteht teils aus Löß, teils aus Schlamm der
Karpatenslüsse. Er ist äußerst fruchtbar. Der größte Fluß ist der Äluta
oder Alt. 3. Die Platte der Dobrndscha wird von niedrigen Gebirgen durch-
zogen. Sie zeigt sich teils waldreich, teils steppenartig dürr und im NO
als sumpfiges Deltaland. Daher erklärt sich die geringe Volksdichte.
Das Klima ist, besonders im Ostteile, dem südrussischen Steppenklima
verwandt. Sommerglut und Winterstürme lösen sich ab.
Die Erwerbstätigkeit besteht hauptsächlich in Ackerbau (Weizen, Mais, Obst
und Wein). Groß ist die Ausfuhr von Getreide, besonders nach Belgien, Oster-
reich-Ungarn uud dem Deutschen Reiche. Die Wiesen und Weiden emähren
§ 93 — 94.
e) Rumänien. — f) Italien.
119
gewaltige Rinder-, Schaf- und Schweineherden. Der Wald der Karpaten
liefert wertvolle Hölzer. Am Karpatenrande werden Steinsalz und Erdöl
gewonnen. Steinkohlenlager fehlen und damit die Grundlagen für eine eigene In-
dustrie. Eine starke Einfuhr von Jndustrieerzengnissen ist nötig.
Das Deutsche Reich tauscht für Web- uud Eisenwaren rumänisches Getreide
in mehr als den: doppelten Werte der Einsuhr ein.
Die Masse der Bevölkerung bilden griechisch-orthodoxe Rumänen, ein
Mischvolk aus romanisierten Daziern und Slawen. Die sozialen Gegen-
sätze sind sehr groß. Neben einem in Paris gebildeten, üppig lebenden
Adel, dem fast die Hälfte des Grundbesitzes gehört, steht die große Masse der
ungebildeten Bauern. Der Handel befindet sich in der Hand der zahl-
reichen Juden, daneben auch von Deutschen.
Besiedlung. ffBÜkarest^, Straßenknotenpunkt, Stapelplatz, Mittelpunkt des
geistigen und politischen Lebens, nüt zum Teil noch dorfartigen Straßen. **Jassy
[lascht], an der Bahn Lemberg—Odessa. — Die Donauhäfen **Galatz und **Bräila
führen massenhaft Getreide, Holz, Petroleum und Vieh ans. Der bedeutendste
Hafen Rumäniens ist Köstendsche oder Konstanza. Er vermittelt den Verkehr
von Bukarest nach Konstantinopel durch Eisenbahn und Dampfschiffahrt.
§ 93.
1. Europäische Türkei
Äbersichtstabelle.
ZinspslichtigesFürstentumBulgarien
und Ostrnmelien.......
2. Königreich Serbien.......
3. Fürstentum Montenegro ....
4. Königreich Griechenland ....
5. Königreich Rumänien......
f Konstantinopel 1100, ^Saloniki 105,
**Adrianopel 80.
**Sofia 85, *Philippopel 45.
** Belgrad 80.
Cetinje 4.
f Athen 130, *Piräns 45, *Patras 40,
Hermupolis 20, Korinth 4.
ff Bukarest 300, **Jassy80, ** Galatz 65,
^*Braila 60.
f) Königreich Italien, die Apennin-Halbinsel.
Größe — 80^, des Königreichs Preußen, über 3 Mill. E. weniger als Preußen.
Etwas größere Volksdichte als im Deutschen Reiche.
§ 94. Lage. Der nördlichste Punkt liegt nahe der Drauquelle. Die Südspitze
Siziliens ist von der tunesischen Küste nicht weiter als Leipzig von Berlin entfernt.
Die Lage der Halbinsel kennzeichnet der Verlauf des Meridians von Rom (1272o0).
Der in weitem Bogen vom Ligurifchen zum Adriatischen Meere sich
hinziehende Alpenwall scheidet die Halbinsel vom Rumpf Europas. Die
Halbinsel reckt sich in schmaler, schlanker Form nach 80 aus und teilt da-
durch das Mittelmeer in ein nordwestliches und südöstliches Becken.
Ihre Lage in der Mitte zwischen beiden verlieh ihr im Altertum die Herrschaft
über alle Mittelmeerländer.
1 D. i. „Freudenstadt",
120
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
§ 95. Bodengestalt. Das Königreich Italien besteht aus dem
Oberitalischen Tieflande, der vom Apennin durchzogenen Halbinsel
und Inseln.
A. Das Oberitalische Tiesland.
Es setzt sich aus zwei sichelförmigen Ländern zusammen, dem Lombardi-
schen oder dem Potiefland und dem Venetischen Tiefland. Den schiff-
baren Po rahmen nach 0 hin immer höhere Dämme ein. Das Tal des
Ticino [titschmo] führt ihm den Verkehr vom St. Gotthard und
vom Simplon zu.
Auch die Täler der beiden oberen Nebenflüsse und das der Adda haben
Verkehrsbedeutung. Vom Golf von Genua her zieht sich ein bedeutsanier
Verkehrsweg durch das Tal des Tänaro ins Potal hinüber.
Das Tal der Etsch, italienisch Adige [dt)lösche], und des Eisak leitet den
Verkehr vom Brenner nach 8. Zusammen mit dem Po bildet die Etsch
ein weites Delta, dessen Vorrücken durch Küstenströmungen der Adria ge-
fördert wird.
Die Küstenflüsse im Venetischen Tieflande sind nicht schiffbar.
Das Tiefland war einst eine Bucht des Adriatischen Meeres, dann wurde es
durch die Sinkstoffe der Alpen- und Apenmnslüsfe zugeschüttet. Am Rande der
Alpen bildeten sich in der Eiszeit Moränenwälle, die Seen und Torfmoore ent-
halten, auch die Südenden der Alpenrandseen abschließen. Die Anschwemmungen
der Flüsse bauten die Tiefebene immer weiter nach 0 hinaus. Den Flüssen Haupt-
sächlich verdankt das dicht bevölkerte Tiefland seinen fruchtbaren Boden,
während die von den Flüssen durchschnittenen Schotterflächen meist unfmchtbar
sind (Bild 55).
Wegen ihrer Schönheit sind die Alpenrandseen berühmt: Lago Maggiore
fmadfchöre] oder Langensee, Luganer See, Comer See, Gardasee.
ZOOO-, XU
2000m
isoo A Ap^e nmn 2500-
—.—
Florenz li^ostLvGrceiM ^ ancv/M Meot
19. Durchschnitt durch Italien auf 43° 40' N. 12^2fache Überhöhung.
B. Die Apenntn-Halbinsel.
Sie ist vom Altärepaß bis zur Straße von Messina vom Faltengebirge
des Apennin durchzogen. Jenseit der Meerenge läuft der Apennin auf der
Nordseite Siziliens, nach N steil abfallend, weiter. Er ist ein schmales
Gebirge, ohne Hochländer, durch Flußtäler und Pässe, int S auch durch Ein-
brüche von beiden Meeresseiten her geöffnet. (Fig. 19, Bild 59.)
Noch jetzt sind hier vulkanische Kräfte tätig: der Vesuv (1200m), der
Strömboli auf den Liparifchen Inseln und der Ätna^ (3300m) am süd-
östlichen Bruchrande des Sizilischen Apennin.
1 Diese höchste Erhebung Italiens außerhalb der Alpen ist durch ihre großartige Fern-
ficht berühmt, die bei den italienischen Bergen überhaupt durch die wunderbare Klarheit der
Luft gefördert wird. — Wb. Wünsche, Land und Leben II, 7: Ausbruch des Ätna.
5 96—98.
f) Italien.
121
Kesselartige Scholleneinbrüche gliedern die Westküste in zahlreiche Buchten.
Häufige Erdbeben zeigen an, daß die Erdschichten hier noch nicht zur Ruhe
gelangt sind.
Seltener sind die Einbrüche auf der Ostseite, und so tritt hier der mittlere
Apennin hart an das Adriatische Meer heran. In der Doppelkette der
Abruzzen erreicht der Gran Sasso d'Jtalia^ fast Zugspitzenhöhe.
Die Ostseite hat ein größeres Küstenglied in der angegliederten Insel
des Monte Gärgano. Tief schneidet der Golf von Tarent ein, und die
trockene Apulische Ebene stößt weit vor gegen die Kampanische Fruchtebene,
mit der sie durch die Senke von Benevent in Verbindung steht.
Die Westseite ist durch Küstengliederung und Küstenniederungen, durch
größere Flüsse und Siedlungen vor der Ostseite bevorzugt. Sie ist „das
Antlitz der Halbinsel".
§ 96. Entstehung der Halbinsel. Das einstige Hochland im Jnnem des Apennin-
bogens ist durch Einbruch bis auf Sardinien, Korsika und kleinere Trümmerstücke
verschwunden. Am Bruchrande sind zwischen den zertrümmerten Vorketten
des Apennin (f. den Atlas!) zahlreiche vulkanische Ausbrüche erfolgt und erfolgen
zuzeiten noch.
Im Apennin gibt es nur wenig Urgesteine. Er besteht vorwiegend aus
Kreidegestein und jungen Kalken und ist arm an Eisenerzen und Steinkohlen.
Der vorherrschende Kalkstein läßt das Wasser durch und bildet viele Höhlen.
Die Berghänge werden von den Regengüssen stark abgespült, und so sind die oberen
Lagen der Gebirge kahl und felsig, ohne die duftigen Ahnen und den Nadelholz-
gürtel der Alpen.
§ 97. Das Klima der Oberitalischen Ebene ist binnenländisch und
hat noch mit kurzen, oft strengen Wintern zu rechnen. Sonst herrscht
mittelmeerisches Klima (§ 59), das den Buschwald (Bild 58) begünstigt.
Außer diesem kennzeichnen das Landschaftsbild der Halbinsel die Oliven, die
Pinien, die Zypressen, die nach 3 immer häufiger auftretenden Orangen,
ferner die aus Mexiko eingeführten Agaven und Kakteen (Bild 56, 59).
§98. Flüsse. Infolge der Bodengestaltuug konnten si ch größere
Flüsse auf der Halbinsel nicht entwickeln. Die vorhandenen sind ein
Abbild der klimatischen Verhältnisse. Ihr Wasserstand wechselt
stark, besonders im 8, wo zuzeiten die kleinen Flußbetten völlig ausgetrocknet
sind. Dann aber schwellen sie plötzlich durch heftige Regengüsse zu verheeren-
den, alles mitreißenden Strömen an, führen Massen Schutt mit sich, mit
dem sie an der Mündung weit hinaus das Meer gelb färben und ein Delta
bauen, versiegen aber oft auch plötzlich, ehe sie das Meer erreichen, und lassen
so ihre Sinkstoffe im Flußbette liegen. Dadurch wird dann das Bett für
den späteren Wasserandrang verstopft, so daß dieser sich über die Frucht-
selder ergießt und sie mit Geröll überdeckt. Solche Flüsse sind ohne Wert für
die Schiffahrt.
* D. i. Großer Fels Italiens. Sein Gipfel trägt stets eine Schneehaube.
122
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
8 99—100.
Besonders oft wird der Wasserabfluß an der Mündung verstopft.
Die Küstenniederungen versumpfen infolgedessen (Maremmen, Pon-
tinische Sümpfe) und werden vom Malariafieber heimgesucht (Bild 57).
Die bedeutendsten Flüsse sind der Arno und der oft unbändige „gelbe"
Tiber, der für flachgehende Schiffe im Unterlaufe fahrbar ist.
§ 99. Wirtschaftsgeographie. Die Erwerbstätigkeit ist in erster Linie der
Ackerbau, besonders in der fruchtstrotzenden Poebene (Bild 55), wo Weizen,
Mais und Reis gebaut werden. In Mittel- und Süditalien werden Süd-
srüchte und Wein in sorgsamem Terrassenanbau gewonnen (Bild 60). Der weit
verbreitete Maulbeerbaum nährt die Seidenraupenzucht, die bedeutendste
Europas. Mittel- und Süditalien sind reich an Schafen und Ziegen, groß ist
der Bestand an Hühnern. Der Fischfang im Meere liefert eine wichtige Ergän-
zuug des für die dichte Bevölkerung nicht ausreichenden Schlachtviehes. Der
Bergbau aus Eisenerze (Elba), Schwefelerze (Sizilien), Marmor (Carrära)
ist im Aufschwung. Salz wird im Inland und in Seesalzgärten gewonnen. Da
Kohlen fast völlig fehlen, so ist die Industrie in der Hauptsache auf Seiden-
Weberei, Strohflechterei, Kunstgewerbe und Schiffswerften beschränkt.
Der Handel, der vorwiegend Kohlen und Maschinen einführt und Seide, Wein,
Strohwaren, Erze und Marmor ausführt, wächst erfreulich.
Das Deutsche Reich bezieht von Italien hauptsächlich Seide, auch viel Süd-
srüchte, Hanf, Marmor, Weinbeeren und Blumen und führt dahin aus Ma-
schinen, Leder, Webwaren, Farbstoffe und Steinkohlen.
§ 190. Die Bewohner Italiens sind Romanen. Sie bilden ein Volk von
ausgeprägtester Eigenart, sprechen eine Sprache und bekennen sich fast
ausnahmslos zu einer Religion, der römisch-katholischen.
Der Italiener ist zwar heißblütig und rachsüchtig, aber sparsam und bescheiden,
fleißig, gewerbtüchtig und zum Handel geschickt. Infolge der ungünstigen Besitz-
Verhältnisse uud der drückenden Pachtabgaben und Steuern lebt ein großer Teil
der Bevölkerung in Armut. Deshalb, und weil das Volk wanderfroh ist, ziehen
zahlreiche Italiener in die Fremde als Steinmetzen, Erdarbeiter und als Händler
mit Gipsfiguren, ohne ihr Volkstum aufzugeben. Das Hauptziel der auswandernden
Kolonisten ist Südamerika.
Besiedlung.
I. Oberitalien. In Piemont1 ist ffTnrin, Torino, die an Monumentalbauten
reiche frühere Hauptstadt des Königreichs Sardinien, der Schlüssel zum Passe des
Mont Cenis und eine Handelsstadt mit bedeutender Maschinen- und Webindnstrie. Die
Straße nach Genna beherrscht die anch handelstätige Festung **Alessändria2.
In der fruchtbaren Lombardei blüht durch Gewerbe und Handel die Straßen-
und Kanalkreuzung ffMailand, Milano, der erste Rohseidenmarkt Europas,
reich an herrlichen Bauten (Dom). **23rescia [brejcha] ist Seidenmarkt.
In Venetien liegt auf vielen Inseln des AdriatischenMeeres fVenedig, Venezia,
die auf Pfählen gebaute Prachtstadt mit Kanälen anstatt der Straßen, mit zahlreichen
steinernen Brücken, Palästen und Kirchen. Eine lange Eisenbahnbrücke führt hinüber
nach dem Festland. Im Mittelalter war Venedig die „Königin des Meeres".
Da jetzt wieder große Schiffe in die Stadt gelangen können, ist sie zum dritten Hasen
1 D. i. Fuß des Gebirges. — 2 Benannt nach Papst Alexander III.
§ 100.
f) Italien.
123
Italiens emporgeblüht. **Pädua und sein großer Dom sind das Ziel zahlreicher
Wallfahrer. **Veröna ist eine wichtige Bahnkreuzung und darum Festung.
Durch die Csmtlict1 führt über **Mödena, wo die Brennerbahn einmündet,
und über die befestigte Bahnkreuzung fBologna [bolönja] die „Überlandbahn"
nach Brindisi. **Ravenna, einst römischer Haupthafen und Festung an der Adria,
wurde durch Anschwemmung zu einer weit vom Meer abgelegenen Landstadt.
Im schönen und milden Lignrien ist die Riviera, der Küstenstreifen, als Winter-
Heilstätte beliebt (Bild 56). Seine Hauptstadt fGenua^ bildet Italiens be-
deutendsten Seehafen, den Anlegeplatz zahlreicher deutscher Dampfer (§ 216).
II. Mttelitalien. Im dicht bevölkerten Toskana ist Volksbildung, Kunstgewerbe
und Strohflechterei hoch entwickelt. fFloreuz^, Firenze, die Stadt der Medizäer,
entzückt durch seine Lage am Fuße des im Grün der Oliven und des Weines sanft
ansteigenden Apennin und fesselt durch die Pracht seiner Sammlungen, Kirchen
und Paläste. **Pisa, die Stadt des schiefen Turmes, lag einst an der Arno-
mündung. **Livorno*, der toskanifche Ausfuhrhafen am Anfang der Maremmen,
wurde durch Genua im Handel zurückgedrängt, ist jedoch Hauptwerft für die Kriegs-
flotte und Ausfuhrplatz für die Korallen-, Alabaster- und Marmorindustrie.
In Umbrien, vor den bequemsten Apennmpäffen **Perugia [pmidfcha], nahe
dem Trasimeno See 5. ** Anco im6 hat als Hasen und Seefestung Bedeutung.
Latium, dehnt sich als wellenförmige Ebene zu beiden Seiten des Tiber und
bildet die natürliche Mitte der Halbinsel. Seit etwa 2500 Jahren liegt dort die
Hauptstadt Italiens in der im Altertum wohlbebauten und dicht bevölkerten, jetzt
öden und baumlosen Landschaft Campagna [kampänja] di Roma (Bild 57). fffRom,
der Sitz des Papstes (im Vatikan auf dem rechten Tiberufer) und des Königs (im
Quirinal) wurde an der letzten Talverengung des Tiber am linken Ufer auf sieben
Hügeln da gegründet, wo die alte Längsstraße der Halbinsel den Fluß überschreitet.
Jetzt ist es zu beiden Flußseiten auf elf Hügeln zur gewerbfleißigen (Seiden-,
Schmuck-, Mosaikwaren), modernen Großstadt erweitert und zum Eisenbahn-
knotenpunkt Mittelitaliens geworden. Alljährlich zu Ostern wallfahren Pilger
aus allen Ländern nach Rom, zur Peterskirche, dem größten Gotteshause Europas,
und zahllose Besucher kommen, die Schätze des größten Palastes, des Vatikans,
und der Galerien, Kirchen uud Villen zu bewundern. So blieb „die ewige Stadt"
auch heute noch ein Kulturmittelpunkt für die Menschheit.
Iii. Unteritalien. Das „glückliche" Kanchanien ist der bevölkertste und
wichtigste Teil Unteritaliens. Es ist reich an vulkanischen Erscheinungen und
immer bedroht von dem zurzeit 1200 m hohen Vesuv (Fig. 64), der bei jedem
größeren Ausbruch seine Form und Höhe ändert, fffNeapel, die größte und
schönste? Stadt, auch der zweitwichtigste Hafen Italiens, steigt amphi-
theatralisch aus dem tiefblauen Meer auf. Den^Busen umkränzen malerische Inseln,
(Capri^). Pompeji, 79 n. Chr. durch Asche verschüttet, wurde wieder ausgegraben.
Die größeren Siedlungen des im Innern wasserarmen und staubigen Apulien
liegen an der fruchtbaren Küste. * Brindisi ist Ende der „Überlandbahn" und Aus-
gangspunkt der Dampfschiffahrt nach Sues.
1 Benannt nach der via Aemilia. — 2 D. i. Mündung, Ausfluß, vgl. Genf. —
3 D.:. Blumenstadt. — ^ D. i. Liburnischer (Hafen). — & Der Trasimeno ist kein Kratersee. —
6 D. i. Ellbogen, Ecke. — ? D. i. Neustadt. ,,Vcdi Napoli, e poi muori", d, h. Sieh
Neapel und dann stirb! Mb. Hölzel Nr. 3, 10, Lehmann Nr. 15, Geistbeck-Engleder Nr. 4 —
s D. i. Ziegeninsel.
124
VI. 1. Das Gebiet der SüdeuropSischen Faltengebirge.
§ 101.
C. Inseln.
1. Das dreieckige Sizilien ist im nördlichen Teil ein Stück des Apennin,
das durch eine überschwemmte, 3,5 breite Senke losgetrennt wurde. Im 8
ist der Apenninkette welliges Hügelland vorgelagert. Vereinzelt liegt an
der Ostseite der am Fuße dicht besiedelte Ätna. Die Insel bildet die Brücke
nach Afrika und beherrscht die Durchfahrt zwischen dem östlichen und dem
westlichen Teile des Mittelmeeres.
Diese schönste der großen Inseln des Mittelmeeres ist Wald- und wasserarm und
im höher gelegenen Jnnem mit Heidekraut bedeckt. Aber ein breiter Streifen
fruchtbaren Bodens mit Frnchtbänmen und Weizenfluren zieht sich zwischen
dem dünn bevölkerten Jnnem und den Küsten hin. Er weist mehr als 60 Städte
über 10000 E. auf. Als Hecken werden mit Vorliebe Kakteen und Agaven gepflanzt.
Schwefel wird um Girgenti ^dschirdschenti^ durch eine in traurigster Lage lebende
Arbeiterbevölkerung gewonnen.
Die wichtigeren Städte liegen an der nördlichen und östlichen Küste, so
ffPalermo^ und fMessina2, der Anlegeplatz der Levantedampfer und Ans-
fnhrhafen von Südfrüchten. fCatänia^ ist der Markt der smchtbaren Tiefebene
im 8 des Ätna.
Die sorgfältig angebaute (Orangen, Kartoffeln), aber übervölkerte Malta-
gruppe^ beherrscht die britische Hauptstation der Mittelmeerflotte **La Valetta.
2. Sardinien ist ein Rest des Tyrrhenischen Rumpfgebirges. Es wird von
einem granitischen Mittelgebirge erfüllt und größtenteils mit dornigem
Gestrüpp (Macchie) überzogen (Bild 58). Die Bewohner beschäftigen sich
hauptsächlich mit Viehzucht.
Sardinien wie die durch die Straße von Bonisacio [fcortifdtfcho] getrennte,
fast ganz gebirgige, französische Insel Korsika waren der Lage wegen zu allen
Zeiten für fremde Seemächte begehrenswert und lange von Fremden beherrscht.
Beide Inseln haben sich jedoch ihr Sonderleben in altertümlichen Sitten (Blutrache)
bewahrt.
§ 101. Verkehrsgeographie. Die Bogensorm der paßreichen Alpen führt die
Wege von den Ländern am Außenrand der Alpen in der Tiefebene des Po, dem
„Vorhof" der Halbinsel, zusammen. Sammelpunkt der Alpenstraßen im W
ist Turin, in der Mitte Mailand, im 0 Bologna [bolönia]. Die Poebene liefert
ganz andere Erzeugnisse als die Länder im N der Alpen, und so entsprang schon in
früher Zeit der Handel über den Alpenwall und die Blüte der Seestädte in
Norditalien.
Der Bau des Apennin bietet dem Wegebau in der Längs- und in der Quer-
richtnng keine großen Hemmnisse, wenn auch die östliche Längsstraße unmittelbar
der Küste folgen muß. Die Richtung der Halbinsel weist- den Verkehr nach
dem östlichen Mittelmeer und durch den Sueskanal nach Ostasien und Australien.
Nur Genna zeigt seine Flagge oft im Atlantischen Ozean. Sizilien vermittelt
den Verkehr nach dem benachbarten Tunis.
1 D. i. Guter Hafen (eigentlich Ganzhafen).
2 9iach eingewanderten Bewohnern der griechischen Landschaft Messene genannt.
3 D. i. die Kleine (Stadt).
4 Malta ist phönikisch = Schlupfwinkel, Zufluchtsort.
§ 102—104.
g) Pyrenäen-Halbinsel.
125
So ist Italien für den britischen Verkehr mit Ostindien, China, Australien
durch seine „Überlandbahn" (Brindisi) besonders wichtig.
Genua und Neapel werden von deutschen Postdampfern, die mit Südostasien,
Australien und den deutschen Kolonien verkehren, regelmäßig angelaufen.
Hauptsitz der italienischen Reederei ist Genua, ihr Schiffahrtsziel vornehmlich
die Levante, Südostasien und Südamerika.
Die auswärtigen Besitzungen Italiens liegen am Roten Meer und am
Osthorn Afrikas.
§ 102. Übersichtstabelle.
A. Das Oberitalische Tiefland . . ffMailand 490, ffTurin 340,
f G e n u a 235, fBologua 150,
fVenedig 150, ** Padua 80,
** Verona 70, ** Alessandria 70,
**Vresem 70, ** Modena 65,
**Ravenna 65.
B. Die Apennin-Halbinsel .... fffNeapel 565, fff Rom 510,
fFlorenz 210, **Livorno 98,
**Perugia 60, **Pisa60, **Aucona60,
*Carrara 45, * Brindisi 25.
G. Die Inseln .......... ffPalermo 310, fMessiua 150,
fCatania 150.
(*2a Valetta auf Malta, britisch, 65.—
Bastia auf Korsika, französisch, 22.)
g) Pyrenäen-Halbinsel.
45 000 qkm größer als das Deutsche Reich, aber 36 Mill. E. weniger.
§ 198. Lage. 356 ° 0 und 40 ° N halbieren die Halbinsel. Die wenig gegliederte,
trapezähnliche Landmasse liegt zugleich am Atlantischen Ozean und am Mittelmeer
(Bild 62).
Durch ihre Flußwelt ist die Halbinsel hauptsächlich auf den
Atlantischen Ozean hingewiesen.
Die Pyrenäen trennen sie vom übrigen Europa ab und verleihen
ihr inselgleiche Abgeschiedenheit.
§ 104. Bodengestalt. Man nennt die Halbinsel ein „kleines Afrika".
Auch hier bildet eine Hochlandstafel, die „Meseta"i, der stark abgetragene
Rest des alten Grundgebirges, den größten und ältesten Teil. Steil oder stusen-
artig stürzen rings Randgebirge zum Meer oder zu den Tieflandstreifen ab
(Fig. 20). Das Kastilische Scheidegebirge, eine Reihe von Horsten des
Grundgebirges, zerlegt das Land in zwei hochgelegene, flache Becken: in das
Altkastilische (800 m) und das Neukastilische (650m).
Je ein hohes, jüngeres Faltengebirge lehnt sich an die „Meseta"
an:
1 i. lateinisch mensa — Tisch.
126
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
8 105.
1. In: 8 die Sierra Nevada, das höchste Gebirge
Spaniens. Das zur Küste jäh abstürzende Gebirge ist eine |
den Verkehr nach Afrika fast absperrende Schranke.
2. Im N die Pyrenäen, ein Faltengebirge, das so
lang wie der Weg von Berlin nach Köln ist. Sie fallen
am steilsten nach der französischen Seite ab (Bild 63).
In der Mitte des ganzen Gebirges liegt der Gebirgsstock
Maladetta1 (3400 m). An der niederschlagsärmeren Südseite
finden sich oft nackte Felsschurren, an der Nordseite viele kleine
Gletscher und Wasserfälle, auch mehr Wälder und Almen.
Eigentümlich sind die runden Talkessel, die sogenannten Zirkus-
täler 2, deren Entstehung man Gletscherströmen der Eiszeit
zuschreibt. Die Straßen führen bisher nur an den beiden
Meeresküsten um das Gebirge.
Das niedrige, von der Küste aus erschlossene Baskische
Gebirge verbindet die Pyrenäen mit dem Kantabrischen
Gebirge zu einem Zuge.
Den beiden Hochgebirgen ist je ein dreieckiges Tief-
land benachbart: das vom Meer abgeschlossene Ebro-
becken nnd das Gnadalqnivir^gwadalkiwir^b ecken oder
Andalusien.
Beide sind junge Einbrüche der Erdschollen. Sie sind von
fruchtbaren, jungen Erdablageruugen überdeckt. So bilden sie
durch ihre üppige Vegetation den schärfsten Gegensatz zum
inneren Tafellande, besonders die zum Meere hin geöffnete
Tiefebene von Andalusien.
§ 105. Ähnlich der afrikanischen ist auch die
Flußwelt der Pyrenäen-Halbinfel. Als Plateau-
flüffe schneiden die Wasseradern ihr Bett tief in die
Hochländer oder deren Ränder ein (Bild 61). Sie sind im
Oberlauf träge, abwärts zuzeiten brausende Ströme, meist
aber so wasserarm, daß sie kaum kahnbar sind. Ihr Unterlauf
biegt in der Regel nach S um. In Portugal münden:
Duero, portugiesisch Donro [örnru], Tajo [tacho], portu-
giesisch Tejo [teschu] und Guadiana [gwadtäna].
Der wichtigste Fluß ist der Guadalquivir^
^gwadalkiwir^. Er wird vom Hochgebirge gespeist, ist
darum durch gleichmäßigere Wasserfülle ausgezeichnet und
weithin schiffbar.
Auch der Ebro dient dem Verkehr. Er allein von
den spanischen Strömen fließt nach 0 durch die in den
iTTl
'S S § S
\
\
A
-3
1 D. i. die Verfluchte, weil kahl und arm. Wb. Hölzel Nr. 34. —
2 Wb. Hölzel Nr. 34. — 3 2). t. der Große Fluß.
8889
LW
§ 106—109.
g) Pyrenäen-Halbinsel.
127
Flußtälern bewässerte und dann ertragreiche Aragonische Ebene. Er durch-
bricht das Katatonische Küstengebirge nnd baut ein Delta.
§ 106. Klima (§ 59). In schärfstem Gegensatz zu den feuchten
Randlandschaften im N, NW und S steht das äußerst trockene, durchaus
binnenländische und wegen der, großen Wärmeschwankungen
zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter ungesunde Klima
des Hochlandes der Mitte. Die Randgebirge rauben ihm viel Nied erschlüge.
Deswegen ist es regenarm, stellenweise Steppe (LaMaucha) und dünn bevölkert.
Das Ebrobeckeu liegt im Regenschatten der Randgebirge und ist eben-
falls trocken. — Der Süden ist sehr warm.
§ 107. Wirtschaftsgeographie. Auf der Pyrenäen-Halbinsel emährt die Land-
Wirtschaft den weitaus größten Teil der Bevölkerung. Wein und Kork* werden
in Mengen ausgeführt. Schafe, Ziegen und Geflügel sind äußerst zahlreich.
Weinhandel und Bergbau (Eisenerze in den Baskischen Provinzen, Stein-
kohlen im N des Tafellandes und in der Sierra Morena Blei, Kupfer, Eisen,
Quecksilber) wurden durch Engländer und Deutsche in Blüte gebracht. In
Katalonien ist die Baumwollindustrie bedeutend.
Das Deutsche Reich liefert Maschinen und Metallwaren, Webstosse und
chemische Fabrikate. Es bezieht Erze, Weine, Südfrüchte, Kork und Schaffelle.
§ 108. Bevölkerung. Spanier und Portugiesen entstanden aus der Ver-
Mischung der romanisierten iberischen Ureinwohner mit den Einwanderern, die in
der Völkerwanderung Germanen waren. Bei den Portugiesen kam noch französisches
Blut hinzu. Beide Stämme der Halbinselbewohner sind weit mehr voneinander
verschieden als die deutschen. Bei beiden hat die Jahrhunderte dauernde Herrschaft
der Mauren im S zahlreiche Spuren hinterlassen. Einen durch Sprache, Sitte,
Unabhängigkeitssinn und Unternehmungsgeist merkwürdigen Überrest der ältesten
Bevölkerung bilden die Basken.
Die Bewohner der Halbinsel sind römisch-katholisch, von niedriger Bildung
und meist von geringem Wohlstand, bei aller Glut des Temperaments steif-vornehm
(spanische Grandezza), stolz, aber bedürfnislos und großenteils ohne Lust zur Arbeit 2.
A. Königreich Spanien.
Fast 500000 qkm, 19 Mill. E. 30% der Volksdichte des Deutschen Reiches.
§ 109. 1. Der Norden.
An der durch Brandung und Flutwelle eingesägten Nordwestküste der Hasen
La Coruna. Santiago di Compostella spielt als Wallfahrtsort eine große
Rolle im spanischen Volksleben. **Santande^ ist der Hafen Altkastiliens. Die
eisenreichen Baskischen Provinzen sind trefflich angebaut und in schnellem Auf-
schwunge begriffen. ** Bilbao4 ist Hauptausfuhrplatz der Eisenerze und Spaniens
größte Eisenindustriestadt.
m ^ Die Rinde der Korkeiche wird, wenn der Baum an 40 Jahre alt ist, etwa alle
1» ^ahre in einer Dicke von 10 cm abgeschält. Das kann ungefähr 200 Jahre fortgesetzt
werden. Wb. Wünsche II, 2: Straße von Gibraltar.
2 Wb. Wünsche II, 7. — » D. i. Sankt Andreas — 4 D. i. Am Bergessnße.
128
VI. 1. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
§ 109.
2. Das Tafelland.
In Leon, einer Komkammer Spaniens, die einst berühmte Universität
*Salamanca.
In Altkastilien, der höchsten Hochebene Europas, blüht **Valladolid durch
die Lage an wichtigen Bahnen wieder auf.
Im steppenartigen Neukastilien vereinigt fff Madrid, am Manzanäres, 650 m,
in wasserloser, rauher Umgebung aber in der geographischen Mitte der Halb-
insel die strahlenförmig einmündenden Bahnen und die Vertreter aller Stämme
in seinen Mauern. Aranjnez^ ist Sommerresidenz, Toledo (Bild 61) der Sitz des
ersten Erzbischofs. Das größte Quecksilberbergwerk Europas wird in Almaden3
betrieben.
3. Der Süden.
Andalusien ist die fruchtbarste und bevölkertfte Landschaft.
**Eordoba, mit herrlicher Kathedrale, einst Moschee, erinnert an die maurische
Glanzzeit. fSevilla^ ^ßewiW können infolge Eintritts der Flutwelle Seeschiffe
erreichen und von dort Kork und Südfrüchte holen. Zigarettenfabriken. **ßadi§5
[fädtfj], eine alte phönikifche Siedlung, bildet den wichtigsten Hafen für die über-
seeische Dampfschiffahrt Spaniens. **Jerez [chereß] de la Frontera führt
„Sherrywein" aus.
In Granada, dem Gebiet der Sierra Nevada, liegt **©rcntat>a6, überragt von
der maurischen Königsburg Alhämbra. fMälaga^, an der jähen, stürmischen
Südküste, ist Hauptausfuhrplatz für Wein und Südfrüchte.
In den Fruchtebenen der Küste, die jährlich drei bis vier Emten und dazu
Rohseide liefern, haben sich fMnrcia [mür^ia] und fCartagena [kartachena], der
Aussuhrplatz für Espartogras zu den bedeutendsten Siedlungen entwickelt.
In Gibraltar^ (Bild 62) besitzen die Briten eine hervorragende Seefestung.
4. Der Osten.
fValencia [walerijjta] hat Seiden- und Fächerfabriken und führt Südfrüchte aus.
Inder gewerbtätigenLandschaft Katalonien bildet fffBarcelona ^barßelöna^,
den Mittelpunkt der Webindustrie und den ersten Seehandelsplatz Spaniens.
In Aragonien wurde fZaragoza Mragößa^ als Straßenkreuzung wichtig.
Die Balearen^-Inseln. Auf der größten Insel, Mallorca [maljörka], liegt
die Seefestung ** Palma.
Die auswärtigen Besitzungen sind auf Afrika beschränkt: die Kanarischen Inseln,
Säharagebiet, dazu Inseln und ein Festlandstück in Niederguinea.
. B. Königreich Portugal.
90000 qkm, 5 Mill. E. Halb so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
Allgemeines. Portugal besitzt die westlichen Gebirgsausläufer des
Tafellandes und die dazwischen liegenden Küstenebenen. Fruchtbarer und
reichlich befeuchteter Boden herrscht vor. Das Land ist auf den Ozean, auf
überseeische Handelswege hingewiesen.
1 „In Madrid ist es drei Monate Winter und neun Monate Hölle." (München 500 m.) —
2 D. i. ara Jovis = Altar Jupiters. — » D. i. Das Bergwerk. — 4 D. i. Niederung. —
b D. i. Mauer. — e D. i. Granatapfel. -73).i. Anstalt zum Einsalzen von Fischen.—
s D. i. Berg des Tarik. Wb. Wünsche, Land und Leben II, 3. — » D. i. Caesarea
Augusta = Stadt des Kaisers Augustus. — 10 D. i. Schleuderer.
§ 110.
g) Pyrenäen-Halbinsel.
129
Wirtschaftsgeographie. Die Landwirtschaft hat in neuerer Zeit große Fort-
schritte gemacht. Industrie und Handel sind noch gering. Der Handel befindet sich
großenteils in britischen Händen. Der Eisenbahn- und Straßenbau ist im Auf-
schwunge. Die Kolonien blühen in Afrika langsam wieder auf, die in Asien
liegenden sind bedeutungslos (f. den Atlas!).
Das Deutsche Reich treibt mit Portugal nur unbeträchtlichen Handel. Es führt
Kork, Kakaobohnen, Wein und Schwefelkies von dort ein und Zucker, geschälten
Reis, Metallwaren und Leder dahin aus.
Die Besiedlung ist dichter als im Nachbarlande. Die beiden Großstädte liegen
an der Küste: fPorto oder Oporto^, der Ausfuhrhafen von Portwein, ffLissabon,
portugiesisch Lisboa, an den Hügeln der Tejomünduug, die eine geräumige Hafenbai
bildet und die Stadt zu einem großen Seehandelsplatz macht.
Verkehrsgeographie.
1. Spanien. Weil an der Südseite der Pyrenäen dieselben Erzeugnisse ge-
deihen wie an der nördlichen, so bestand kein Bedürfnis des Warenaustausches. Da-
her sind die Pyrenäen seit alters ein einsames, verkehrsarmes Gebirge gewesen.
Der Verkehr wird zu Schiff und durch die Eisenbahnen an beiden Enden der Pyrenäen
bewirkt.
Die Halbinsel ist arm an natürlichen, das ganze Land in enge Verbindung setzen-
den Verkehrsstraßen. Durch den Eisenbahnbau ist Madrid neuerdings zum Ver-
kehrsMittelpunkt geworden. Es steht in Bahnverbindung mit allen wichtigen
Küstenplätzen, über San Sebastian auch mit Paris. Das Bahnnetz blieb infolge der
geringen Volksdichte noch sehr weitmaschig.
Das Land hat eine Anzahl guter Häfen, und so ist die Schiffahrt nicht uube-
trächtlich. Die spanische Flotte macht etwa 25% der deutschen nach Zahl und Tonnen-
gehalt aus. Postdampfer fahren nach den Kolonien und nach Amerika.
2. Portugal. Die portugiesische Flagge ist selten auf den Meeren geworden,
da die Flotte die kleinste Europas ist und obendrein nur wenige Dampfer
besitzt. Meist dienen die Schiffe der Küstenschiffahrt und der Fischerei. Britische
Dampfer vermitteln den größten Teil des Seehandels. Lissabon wird durch die
Eisenbahn mit Porto, Madrid und Paris verbunden.
8 110.
A. Spanien.
Ubersichtstabelle.
1. Der Norden.
2. Das Tafelland.
3. Der Süden.
4. Der Osten.
B. Portugal.
1 Früher Portus Gale, daher Portugal.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg.
* * Bilbao 85, * * Sautauder 55, * Eoruna 45.
fff Madrid 540, **Valladolid 70, *Sala-
manca 25, Aranjuez 13, Almaden 7.
fSevillal50, fMalagal30, fMurcia
115, fEartageua 100, **Grauada75,
**Cadiz 70, **Jerez65, **Eordob«60,
Toledo 23.
tftBarcelona 535, jValencia 215,
fZaragoza 100, **Palma 65.
ffLissabon 355, fPorto 170.
130 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. § III—112.
2. Das Nordwesteuropäische Schollenland,
a) Republik Frankreich.
An Größe dem Deutschen Reiche fast gleich, über 20 Mill. E. weniger.
2/3 so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ III. Lage. Zwischen dem Parallel von Köln—Dresden-
Breslau und dem von Rom, etwa in der Mitte zwischen Äquator
und Pol. 2° O halbiert das Land.
Frankreich bildet den Westrand des Rumpfes von Europa.
Es ist hingewiesen auf den Atlantischen Ozean und auf
seine nahen und wichtigsten Kolonien in Afrika: ein euro-
päischer Rumpfstaat und zugleich ein Seestaat.
Grenzen. Frankreich ist ein Sechseck mit drei See- und
drei Landseiten. Nur nach Belgien ist die Landgrenze be-
quem und weit geöffnet. Die Küste, im N ein steiles
Kreidegestade (Bild 64), im NW durch Halbinseln und
fjordartige Buchten gegliedert, erweist sich nur im NW
und im 80 reich an natürlichen Häfen. Die Dünenküste
zwischen Adour und Gironde ist unzugänglich.
Vor den Küsten liegen nur unbedeutende Inseln.
Korsika gehört geographisch zu Italien.
§ 112. Bodengestalt. Das Land ist sehr einfach auf-
gebaut. Drei große Bodenstufen treten hervor (Fig.21):
die Alpen, das Mittelgebirge und das Tiefland.
Die Abdachung findet nach drei Seiten hin zum Meere ftatt1.
A. Der Anteil am Südeuropäischen Faltengebirgsgiirtel.
Er besteht aus dem Südwestflügel der Alpen und
zieht vom Altärepaß bis zum Großen St. Bernhard
(§ 64 und 66 A, Fig. 14). Zum Teil gehört er zu Italien.
a) Innerer Gneisalpenzug.
Auf dem inneren Urgebirgsgürtel verläuft die mit der Wasser-
scheide zusammenfallende Grenze im Zickzack.
1. Die Ligurischen Alpen, vom Altärepaß (500 in)
bis zum Col di Tenda. Sie sind das Verbindungsglied
zwischen Alpen und Apennin und gehören zu Italien.
2. Lottische 2 Alpen, bis zum Tal der Dora Ripäria,
in dem die Paßstraßen sich vereinigen und nach Turin
führen. Der Monte Biso ist das Quellgebiet des Po.
3. Grajische^ Alpen, eine hohe, stark vergletscherte
Gruppe, die bis zum Kleinen St. Bernhard (2200m) reicht.
1 Wb. Alesi, Tableaux Scolaires de Geographie. — 2 ©0 ge-
nannt nach dem gallischen Könige Cottius zur Zeit des Kaisers Augustus. . . o o
— 3 ®. i. Felsalpen. ? ' ■ 7
§ 112.
a) Frankreich.
131
b) Äußerer Gneisalpenzug.
1. INeeralxen, vom Co! di Tenda bis zur Durance.
Sie bilden eine stark entwaldete und infolgedessen arg abgespülte und ver-
wüstete Landschaft, die mit kleinen Gletschern und winzigen Hochseen übersät ist.
Im 8 der Meeralpen steigt ein granitisches Hochland an, das nicht zum Alpensystem
gehört. In den Buchten seines Steilabfalls liegen die guten Häfen Südfrankreichs.
2. Moni Pelvoux-Grupxe (über 4000 m), im Dauphine zwischen der
oberen Durance und mittleren Jsere.
Sie ist das südlichste Gebiet der großen Alpengletscher, ein schroff auf-
ragender Gebirgsblock.
3. Montblanc-Gruppe zwischen den Paßstraßen des Großen St. Bern-
hard (fast 2500m) und des Kleinen St. Bernhard. Die von 23 Gletschern
umgürtete Masse des Montblanc (4800 m) fällt steil nach den Längstälern
der Arve (Chamonix) und der Dora Bältea ab.
c) Der im SW und NW vorgelagerte, durch gewundene, tiefe Täler ge-
trennte Voralpenstreifen (§ 64) entwässert zum Rhöue.
1. Dauphine-Alpen, ein zerrissenes, ödes und entwaldetes Gebirgs-
land. Die Festung Grenoble vereinigt die Alpenstraßen.
2. Savoyer Alpen, eine sehr dünn bevölkerte Landschaft.
B. Das Französische Mittelgebirge.
Dieses Mittelgebirge ist ein Rest des Mitteleuropäischen Schol-
lenlandes, das einst zusammenhing.
Es wurde durch die Versenkung des Zwischengebietes in zwei Teile zer-
rissen: 1. die östlichen und südöstlichen Gebirge, 2. die nördlichen Bergländer, die
wieder durch Einbruch des Kanalgebietes von Südwestengland getrennt sind.
1. Die Wasserscheide zwischen Oberrhein und Rhone einerseits und den
Flüssen des Innern anderseits läuft in Gestalt eines in die Länge gezogenen 8
vom Knie der Garonne bis in den Wasgenwald. Die wichtigsten Gruppen
des Gebirgszuges find:
a) Der Wasgenwald (die Vogefen), das waldreiche Grenzgebirge gegen
das Elsaß und das Quellgebiet der Mosel.
b) Das piateau von Tangres, das Quellgebiet der Seine und
ihrer Nebenflüsse. Die Sichelberge, aus denen die Saöne abfließt, verbinden
es mit dem Wasgenwalde.
c) Der schmale Kalkrücken der Löte d'Or 1.
d) Das an Kohlen- und Eisenerzlagern reiche Bergland zwischen Loire
und Rhöne-Saöne.
e) Die Levennen, die steil nach der Tiefebene von Langnedoc abstürzen.
Sie erheben sich mehrfach zu und über Schneekoppenhöhe.
Durch die vom Canal du midi durchzogene Pforte zwischen den Eevenuen und
den Pyrenäen führte schon zur Römerzeit eine Straße vom Mittelmeer zum Ozean
1 D. i. Goldhügel.
9*
132
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
8 113.
2. Das dicht bewaldete Forez-Gebirge trennt das Tal der Loire und
des Allier.
3. Das Zentralplateau westlich des Allier heißt Hochland der Auvergne.
Es ist eine Platte aus Urgesteinen, die vielfach von vulkanischen Ausbrüchen
durchbrochen, mit Maaren und zahlreichen Mineralquellen ausgestattet und
reich an vulkanischen Kegelbergen ist (Bild 65). Der Mont Dore,
1900 m, die Mitte zwischen der italienischen Grenze unb der Westküste und
der höchste Gipfel des inneren Frankreichs, speist die Quellen der Dordogne.
4. Längs des linken Maasufers ziehen sich die waldreichen Argonnen
hin. Sie erreichen ebenso wie die Hügellandschaften der heidebedeckten
Bretagne, der Normandie und die mit Buschwald geschmückten Platten
an der belgischen Grenze nicht mehr 500 m.
Die Pyrenäen (§ 104 und Bild 63). Ihre nordwestlichen Abflüsse bilden
einen großen Flußfächer.
C. Das Tiefland.
Das zentrale Mittelgebirge ist an drei Seiten von hügelreichem Tief-
land umgeben, das aus jüngeren Erdbildungen besteht:
1. Das Becken der Seine. Die S ein e hat steile Ufer, doch zu viele Windungen.
2. Das Becken der Loire. Die Loire hat schwankenden Wasserstand.
Ihr Unterlauf ist flach.
3. Das Becken der Garonne wird durch die Senke von Poitiers mit deni
Loirebecken verbunden. Der tiefe und weithin schiffbare Pyrenäenfluß Garonne
heißt nach der Vereinigung mit der Dordogne Gironde. Im W der Gironde
liegt die durch Weinbau bekannte Halbinsel Medoc (Bild 67). Die Dünen-
rücken der Küste sind mit Kiefern aufgeforstet. Die von vielen Strandseen
unterbrochenen Heideflächen der Landes dienen größtenteils zur Schafzucht.
4. Die Platte von Languedoc und das den Weg für den Verkehr von der
Nordsee zum Mittelmeer weisende Rhönetal sind dürr, weil sie im Regen-
schatten des Hochlandes liegen und Sand- und Kiesboden haben.
Darum gedeihen nur Gewächse, die Dürre und Hitze überstehen können.
Der Mistral, ein heftiger Nordwind, überzieht das Gebiet oft mit weißem
Staube und bringt der Vegetation großen Schaden. Dichte Zypressenhecken,
die der Landschaft ein eigentümliches Aussehen verleihen, müssen die Pflanzen,
ja sogar die Eisenbahn vor ihm schützen (§ 260).
Der Rhone fließt durch den halbmondförmigen Genfer See (Lac Leman).
Er hat drei Kanalverbindungen (f. den Atlas!). Der schnell fließende Strom
ist unterhalb Lyon stark versandet. Das Rhönedelta ist eine Sumpflandschaft.
5. Die Burgundische Ebene, die an Weizenfluren, Weingärten und fisch-
reichen Seen reiche Platte des Saönetales.
§ 113. Entwässerung. Abgesehen von Rußland hat kein Land Europas
ein so gut geordnetes Fluß- und Kanalsystem. Die Richtung der
Flüsse, die Lücken und Senken der Wasserscheiden begünstigten die Anlage
künstlicher Schiffahrtswege. Aber der Verkehr auf den Flüssen und Kanälen
§ 114—116.
a) Frankreich.
133
wird durch Versandung und ungleichmäßigen Wasserstand stark beeinträchtigt.
Die Mündungstrichter der nördlichen und westlichen Flüsse haben eine
bedeutende Fluthöhe und sind für Seeschiffe fahrbar.
§ 114. Das Klima (§ 58) ist das günstigste aller europäischen
Länder. Es ist warnt*, dazu ein durch ozeanische Einflüsse ausgeglichenes
Seeklima. Im 8 ähnelt es dem mittelmeerifchen Klima (§ 59,5).
§ 115. Wirtschaftsgeographie. Frankreichs Boden ist sehr fruchtbar.
60% sind Getreideäcker, Flachs- und Rübenfelder. Die Haupterzeugnisse des N
bilden Weizen, Zuckerrüben und Obst, der Mitte außerdem Wein und Edelobst, des 8
Wein, Oliven, Maulbeeren u. a. Die Weingärten bedecken eine Fläche zweimal
so groß wie das Königreich Sachsen. Der Waldbestand ist gering. Fast die Hälfte
der Bevölkerung beschäftigt sich mit Landwirtschaft und Weinbau. Weite Ver-
breitung hat die Zucht von Federvieh und in den Bergländern die von
Maultieren, Eseln und Ziegen gefunden.
Bodenschätze, an denen Frankreich nicht reich ist, nähren den Bergbau auf
Steinkohlen und Eisen, die Herstellung von Porzellan und Glas und die
Gewinnung von Salz, das auch dem Meer abgewonnen wird.
Vielseitig ist die Industrie, vorzüglich in Luxuswaren, bedeutend der Handel.
Aber seine Zunahme hält nicht mehr gleichen Schritt mit dem der schneller an
Volkszahl zunehmenden Kulturvölker.
Frankreich hat für den Handel des Deutschen Reiches große Bedeutung.
Es liefert hauptsächlich Wolle, Seide, Häute und Wein und bezieht aus Deutschland
Koks, Steinkohlen, Pelzwerk und Maschinen.
§ 116. Bevölkerung. Aus der Mischung von Kelten, Römern und
Franken ging die Hauptmasse der Franzosen, gegen 35 Mill., hervor. Sie
haben heute noch die Vorzüge nnd die Fehler der alten Gallier.
Sie sind geistig wohlbegabt und im allgemeinen von hoher Bildung, tapfer, ritter-
lich und liebenswürdig, äußerst beweglich und redegewandt. Im politischen Leben
leidenschaftlich, zeigen sie sich in allen Schichten der Gesellschaft von lebhaftestem
Nationalgefühl erfüllt und immer bereit, für die Größe und den Ruhm ihres Vater-
landes Opfer zu bringen. Sie entbehren der Zähigkeit und besonnenen Ruhe. Im
Handel sind sie zuverlässig und geschickt, in allen Gewerben erfinderisch und geschmackvoll.
Die nicht Französisch sprechenden Volksteile bilden Flamen, Italiener und
Basken. (S. die Völkerkarte im Atlas!)
Die katholische Kirche ist die herrschende. Nichtkatholiken gibt es kaum
eine Million.
Die Republik Frankreich stellt eine politische, nationale und
kirchliche Einheit dar. Sie wird in 86 Departements eingeteilt.
Zur Landschaftsbezeichnung sind die alten Provinznamen gebräuchlich.
Besiedlung.
1. Nordfrankreich, das Hinterland des Kanals, hauptsächlich Seine-
gebiet und größtenteils nördlich der Grenze des Weinbaues gelegen, ist das an
Weideflächen reiche Land der Großviehzucht, des Weizen-, Rüben-
und Obstbaues, der Industrie und des Handels.
1 Abgesehen von den Gebirgen durchweg über 10°, an der Riviera über 15°.
134 vi. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. § iiß.
In Flandern, der gewerbreichsten und am dichtesten bevölkerten Landschaft
Frankreichs, sind *Dünkirchen der Hafen, fLille und fRoubaix die Hauptsitze
der Spinnerei und Weberei, *Valenciennes das Zentmm des nordfranzösischen
Eisen- und Steinkohlengebietes.
In Artois vermittelt ^^Calais den Personenverkehr (nach Dover in 1 St.),
**Boulogne am Meer den Warenverkehr nach England.
In der Picardie **Amiens an der Somme.
In der im W unfruchtbaren, im 0 weinreichen Champagne, ist fReims [rängs],
als Hauptsitz der Schaumweinbereitung1, **Troyes durch Schaumweinkellerei
uud Wollweberei bekannt.
In Jsle de France, am Vereinigungspunkte von vielen natürlichen Straßen und
20 Eisenbahnlinien, nach 0 geschützt durch einen doppelten Gebirgswall, liegt Paris,
die in jeder Beziehung für das Land maßgebende Hauptstadt, 2,8 Mill. E.,
der alleinige Mittelpunkt des geistigen Lebens (Universität), der vielseitigen Industrie
und des Handels, die umfangreichste Festung der Erde. Ms Geldmarkt in Europa
wird Paris nur von London übertroffen. Sein Flußhafen erzielt einen größeren Waren-
Umsatz als Marseille. Der älteste Stadtteil, 1a Cite, liegt auf einer Seine-Jnfel
(daher Isis 6s Francs). Zum Pariser Jndustriebezirk zählt auch **Versailles
(Uhren, Schloß Ludwigs XIV.) und **©t. Denis (Maschinen).
An der Paris—Kölner Heerstraße die Festungen Soissons und Laon.
In der Normandie fLeHavre, das „französische Liverpool" (Banmwolleiufuhr),
wichtigster atlantischer Auswandererhafen des Landes, Hafen von Paris, in regem
Verkehr mit England, der Union und dem Deutschen Reiche. fRouen, aufwärts au
der Seine, Seehafen für kleinere Schiffe, Baumwollverarbeituug.
Auf derHalbinselEotentinder Kriegs- und Handelshafen *Eherbonrg(S. 256).
2. IVestfrankreich, das fruchtbare Hinterland des Ozeans, vornehmlich
Loire- und Garonnegebiet, bildet das wichtigste Weinland Frankreichs.
** Orleans leidet trotz der Gunst der Lage und der smchtbaren Umgebung unter
der Nähe von Paris, während der im „Garten Frankreichs" gelegene Obstmarkt
** Tours und der in einem Flachsbaugebiet liegende Straßenknotenpunkt
(Schlachten 1871) **Le Mans durch Webindustrie im Aufschwung sind.
An der stark versandenden Loire die drittgrößte Handelsstadt Frankreichs fNantes,
der Ausgangspunkt des westindischen Verkehrs. Ihr Seehafen ist St. Nazaire.
In der buchtenreichen Bretagne **Brest [braßt], Kriegs-, Handels- und
Fifchereihafen.
In der „Aqnitanischen Pforte" *Poitiers. Wo die harte Kalkplatte ans Meer
tritt, entstand der Hafen *La Rochelle gegenüber felsigen Inseln, südlich von der
einer holsteinischen Landschaft ähnelnden Vendee.
In Guienne ff Bordeaux, infolge der Gezeitenwirkung Seehafen mit vor-
wiegend südamerikanischem Verkehr. Bedeutender Weinhandel.
Am östlichsten Punkte der Garonne fToulouse, Handels- und Mühlenplatz.
3. Südfrankreich, das Gebiet des Mittelmeeres, ist ein Land des Wein-
baues, des Ol- und Maulbeerbaumes.
In Languedoc ist «Montpellier der Mittelpunkt der Seiden- und chemischen
Industrie des 8. **Nimes, reich an Baudenkmälern aus der römischen Zeit,
treibt Banmwoll- und Seidenweberei.
i Wb. Wünsche II, 6.
Blick aus dem Kurgarten von Monte Carlo auf die Berge der Riviera.
Im Kurgarten hat die Kunst des Gärtners eine subtropische Pracht geschaffen aus stachligen Agaven, Aloen, Palmen und Nadelhölzern niederer Breiten. Die
Vorberge der Seealpen der Schutzmauer der „Ponente", sind mit dem Schnee des ersten Frühlings überstreut.
§ 117.
a) Frankreich.
135
In der viel Olivenöl erzeugenden Provence, abseits von den versandenden
Rhönemündungen, entwickelte sich ffMarseille^ durch seinen tiefen, rings von
Bergen umgebenen Hasen zum größten Seehandelsplatz Frankreichs. Kriegs-
Hafen ist fTonlon. An der Riviera sind die „Blumenstadt" fNizza (Bild 66)
und das kleine Fürstentum Monaco, mit dem durch alle Reize der Nawr aus-
gestatteten Monte Carlo (Buntbild S. 134), zu besuchten Winterkurorten geworden.
Die Insel Korsika ist von italienischem Gepräge (Bild 58) und durchweg gebirgig.
Sie hat nur geringen Bodenbau. Seefestung Bastia.
4. Gstfrankreich und das Binnenland, meist Gebiet des Mittelgebirges,
bildet das Grenzland nach dem Deutschen Reiche hin.
Lothringens Hauptstadt fNaucy liegt am Rhein—Marne-Kanal, der nur eine
äußerst geringe Breite und Tiefe aufweist. Toul und Verdun sind Grenzfestungen.
In der Franche-Comte decken **Besancon und *Belsort die Burgundische
Pforte.
In der weinreichen Bourgogne die Festung **Di}on an der Bahn Paris—Lyon.
Der Canal du Centre durchschneidet ein wichtiges Eisen- und Kohlengebiet, in dem
*Le Creusot, die größte Kanonenfabrik Frankreichs, erstand.
In dicht bevölkerter Talniederung der Auvergne **Clermont 2-Ferrand,
die KautschuMbrikstadt. Mittelpunkt des Porzellanindustriebezirks ist **£imoges.
Im Lyonnais erwuchs gegenüber einer Einsattlung im kohlenreichen Bergland
im W ffLyon zum ersten Seidenfabrik- und Seidenhandelsplatz der
Erde, zu einem bedeutenden Flußhafen und zur drittgrößten Stadt Frankreichs.
Wegen der wichtigen Lage wurde Lyon befestigt. Im reichsten Kohlenbecken Frank-
reichs fSt. Etienne, Stahl- und Eisenwerke (Waffen), Seidenbandfabriken, das
„französische Birmingham".
Im Ziegen und Schafe züchtenden Dauphine **Grenoble, Handschuhfabriken.
In Savohen bildet das an Gasthöfen reiche Dorf Chamonix den Ausgangs-
puukt für Moutblauc-Wauderungen.
§ 117. Verkehrsgeographie. Durch die Annähemng der mittleren Loire bei
Orleans an die mittlere Seine ist Paris der natürliche Mittelpunkt für die
atlantischen Gebiete Frankreichs. Durch Kanalbauten, Flußstraßen und Bahn-
linien aber steht es auch mit dem östlichen und mit dem mittelmeerischen Frankreich
in guter Verbindung. Die internationalen Schnellzüge von St. Petersburg
und Berlin wie von Amsterdam—Antwerpen—Brüssel nach der Pyrenäen-
Halbinsel nehmen ihren Weg über Paris, desgleichen die von England über
Calais nach Spanien, nach der Riviera, nach Rom und nach dem Orient. Die
Wege nach der Pyrenäen-Halbinsel benutzen den Gebirgsrand und die Tiefebene,
die nach dem 8, 0 und dem 80 die Lücken zwischen den Gebirgsketten. Das Tal
der Saöne und des Rhone ist der natürliche Vermittler des Verkehrs
der Rheingebiete nach Marseille, darum besteht hier eine schon alte Kanalverbin-
dung. Die Verbindung mit Amerika vermitteln LeHavre, Nantes, Bordeaux
und Cherbourg, die nach Asien und Afrika (auch nach Südamerika) Marseille.
Die auswärtigen Besitzungen und Schutzstaaten Frankreichs sind die wert-
vollsten Kolonien (etwa 50 Mill. E.) nach denen Englands und Hollands.
1 Im 6. Jahrhundert v. Chr. als Massilia von Phokäern gegründet.
- D. i. olaraa mona.
136
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
§ 118—119.
Sie liegen in Afrika, Asien, in Amerika und in der Südsee und bilden die
Grundlage des französischen Welthandels. Sämtliche Kolonien haben regelmäßige
Dampferverbindung mit dem Mutterlande. Der Eisenbahnbau ist gegenüber
den deutschen Kolonien weit vorgeschritten.
Rückblick auf Frankreich.
§ 118. Frankreich ist ein reiches Land. Es ist vor dem Deutschen Reich
ausgezeichnet durch seine für den Verkehr sehr günstige Lage an zwei Meeren
und die Länge der Seegrenze, durch günstiges Flußsystem, durch fruchtbaren
Boden, wärmeres und verschiedenartigeres Klima, höheren Niederschlag,
durch reiche und vielseitige Ernten (Weizen, Wein, ©bst, Olivenöl), ferner
durch die nationale, politische und kirchliche Einheit seiner Bewohner, ihren
vor allem im Kunstgewerbe und in Luxus- und Modewaren (Seide) sich
äußernden Geschmack, ihr Geschick im Kleingewerbe und ihren Wohlstand.
Auch durch die Größe und den Wert des Kolonialbesitzes und wohl auch
die Stärke seiner Kriegsflotte übertrifft es Deutschland.
Frankreich steht hinter dem Deutschen Reiche zurück an Volkszahl, an
Bodenschätzen, besonders Kohlen, Eisen, Zink, an Entwicklung der Groß-
industrie und Anteil am Welthandel, an Brauchbarkeit der schiffbaren Flüsse,
an Ertrag des Zuckerrübenbaues und der Waldwirtschaft, an Bedeutung der
Abersichtstabelle.
. . . . ffParis2,8, fLille210, fRonbaix140,
fLeHavre130,fRouen116,fReims
108, ** Amiens 90, **@t. Denis 60,
** Calais 60, ** Versailles 55, ** Trohes
55, **Boulogne 50, *Cherbourg 45,
* Dünkirchen 40, * Valenciennes 30,
Laon, Soissons.
.... ffBordeanx 260, fToulouse 150,
fNautes 135, ** Brest 85, **£)rlemxs
70, ** Tours 65, **£e Mans 65,
*Poitiers 40, *©t. Nazaire 35, *La
Rochelle 30.
Handelsflotte und des Landheeres.
§ 119.
1. Nordfrankreich
2. Westfrankreich
3. Südfrankreich
4. Ostfrankreich und das
Binnenland.....
sfMarseille490, fNizza105, fToulon
100, **Nimes 80, **Montpellier 75,
* Cannes 30, Bastia.
ffLyon 460, f©t. ©tienne 150,
fNancy 105, **£imoges 85, **Dijon
70, ** ©renoble 70, **Besancon 55,
Clermont-Ferrand 55, * Belfort 35,
*£e Crensot 30, Verdun 22, Toul.
§ 120.
b) Mitteleuropa.
137
b) Mitteleuropa.
§ 120. Allgemeines. Im 0 geht Frankreich meist ohne natürliche Grenzen
nach Mitteleuropa über. Dieser mittlere Teil des Europäischen
Festlandes berührt nicht mehr den Ozean selbst, sondern nur
ein Randmeer, die Nordsee, und ein Binnenmeer, die Ost-
see. Er ist vom Mittelländischen Meere durch den Alpenwall ab-
geschlossen.
Von Osteuropa ist Mitteleuropa ebenfalls nicht durch natürliche Grenzen
geschieden. Die staatlichen Grenzen im Weichselgebiet durchschneiden ein
Zwischenland, das einen allmählichen Übergang bildet zu den: hauptsächlich durch
seine Schmalheit in Gegensatz zum breiten Osteuropa tretenden Mitteleuropa.
138
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenlarid. —
b) Mitteleuropa. § 120.
Dem Bau nach (Fig. 13) gehört Mitteleuropa zum Nordwest-
europäischen Schollenland und mit einem kleineren Teile zu deu
Alpen (s. n.).
Im 8 zieht sich vor dem Rande des Hochgebirges ein hochflächenartiges
Alpenvorland hin, das nach 0 immer schmaler wird und bis in die Nähe
Wiens reicht. Nördlich von diesem erstreckt sich das Süddeutsche Becken-
land, das im W und 0 breiter, in der Mitte schmaler ist. Es umfaßt Süd-
deutschlaud, Böhmen und Mähren. In ihrem N breitet sich das Mittel-
deutsche Gebirgsland aus. Dieses ist im W breit und verschmälert sich
nach 0. Ihm ist das Mitteleuropäische Flachland vorgelagert. Im
Gegensatz zum Alpenvorland und zum Mitteldeutschen Gebirgslaud wird
dieses nach 0 hin immer breiter. Es gleicht in dieser Beziehung den Alpen.
Die Alpen, die in ihrer Gesamtheit ebenso wie der Schweizer Jura dem Süd-
deutschen Faltengebirgsgürtel zugehören, bilden auf der Karte gewisser-
maßen die Grundlage Mitteleuropas. Sie werden in ihrem mittleren und
östlichen Teile zu Mitteleuropa gerechnet. Dazu berechtigen ihre breite,
sanfte Abdachuug nach N, ihre leichte Erschließung durch die zahlreichen Fluß-
täler der Nordseite nnd ihre Verknüpfung mit der Flußwelt Mitteleuropas.
So besteht Mitteleuropa aus fünf natürlichen Teilen (Fig. 22).
Diese sind:
A. Deutsches Alpenland.
B. Alpenvorland.
C. Süddeutsche Beckenlandschaft.
D. Mitteldeutsches Gebirgsland.
E. Mitteleuropäisches Flachland.
Im ganzen senkt sich Mitteleuropa von 3 nach X. Die vor-
wiegende Gesamtrichtung seiner einzelnen gürtelartigen Teile ist westöstlich.
Die Gesamtgröße Mitteleuropas beträgt rund 900 000 qkm, seine Bevölkerung
rund 100 Millionen.
Mitteleuropa gehört im W dem Westeuropäischen oder Atlantischen
Klimagebiet an und geht nach 0 in das durch schroffe Gegensätze gekenn-
zeichnete Osteuropäische Klimagebiet allmählich über (§ 59). Ein Ver-
gleich der Januar- und Juli-Jsothermeu zeigt, daß im Sommer die Wärme
in der Richtung von 8 nach N, im Winter dagegen von W nach 0 abnimmt.
Mitteleuropa ist seiner Bevölkerung nach ein fast ganz germanisches
Land. Nur an den Grenzen im W und 0 wohnen Nichtgermanen: im W
Franzosen, im 0 Slawen (s. die Völkerkarte im Atlas!).
Staatlich gehören zu Mitteleuropa: das Deutsche Reich, die deutsch-
österreichischen Länder, die Schweiz, Luxemburg, Belgien, die Nieder-
lande und Dänemark.
Die Schweiz (§ 67—72) und die deutsch-österreichischen Länder (§ 73—76)
wurden bereits in anderem Zusammenhange betrachtet.
Ienner.
Steinernes Meer.
Berchtesgaden (575 in) in den Salzburger Alpen.
Durch mildes .Hltma, lachende Schönheit zwischen bewaldeten Höhen, den nahen Königssee und eine Fülle von Wanderzielen ist die Perle Oberbayerns eine
beliebte Sommerfrische geworden.
§ 121—122. A. Deutsches Alpenland. — B. Alpenvorland.
139
Ä. Deutsches Alpenland.
§ 121. Der deutsche Alpenanteil liegt am Rande der Ostalpen und
erstreckt sich vom Bodensee bis an die Salzach. Weil er innerhalb
Bayerns liegt, nennt man ihn auch Bayrische Alpen.
Man unterscheidet hier von W nach 0 drei Teile:
a) Die Algäuer Alpen, zwischen Bodensee und Lech.
In sie dringt das almen- und waldgeschmückte Tal der Jller tief eiu. Die höchsten
Spitzen zwischen Jller und Lech erreichen mehr als anderthalbfache Schneekoppen-
höhe. Getreide, außer Hafer, gedeiht auf ihren Hängen nicht mehr1. Die Rinder-
zucht und Milchwirtschaft stehen in hoher Blüte.
b) Die Nordtiroler Kalkalpen oder die Vahrischen Alpen im engeren
Sinne, zwischen Lech und Inn. In der Mitte liegt das Quellgebiet der
Isar. Diese waldreichen, seengeschmückten Alpen (Bild 72—74) umschließen
im Wettersteingebirge die jäh aufsteigende, wild zerrissene Zugspitze
(3000 m), den höchsten Berg an der Grenze des Deutschen Reiches. Sie
erhebt sich in grauen Farbentönen majestätisch 2000 in über den Eibsee.
c) Den deutschen Teil der Salzburger Alpen oder die Watzmmmgruppe,
zwischen Inn und Salzach, mit dem dreigipfligen Watzmann (2700in),
der sich kühn über den steil umrandeten Königsee emporreckt. Dieser nord-
westliche Teil der Salzburger Kalkalpen zeigt schroffen Hochgebirgs-
charakter (§ 64, Buntbild S. 138).
Die Talbildung der Deutschen Alpen ist nicht, wie sonst in den Alpen (§ 64),
dem Verkehr sehr günstig. Der breite, sanft gefaltete Kalkgürtel ist in eine beträcht-
liehe Zahl größerer Schollen zerspalten, zwischen denen sich in den Flußtälem nur
Zickzackwege von N nach S hinschlängeln. So führen zwar von Ulm, Augsburg,
München und Salzburg zurzeit 20 Nebenbahnen zahllose Scharen froher Wanderer
an und in das Deutsche Alpenland. Aber nur eine große Verkehrsbahn durch-
quert die Deutschen Alpen, die Brennerbahn, die von München auf großem
Umwege durch das Jnntal Innsbruck erreicht. Sonst führen nur Pfade und
drei fahrbare Straßen nach Tirol hinüber. Oft windet sich ihr schmaler Weg
oder „Paß" durch steile Felswände, namentlich an Stellen, wo die Flüsse, tief
eingeschnitten, die Felsriegel des Hochgebirges durchbrechen. Solche Stellen heißen
„Engen" oder „Klausen". Um den Besitz dieser Gebirgspforten ist im Mittel-
alter, als sie wichtige Handelsstraßen beherrschten, oft heftig gekämpft worden,
so uni die Ehrenberger Klause am Übergange der Lechstraße zum Inn.
V. Alpenvorland.
§ 122. Das Alpenvorland ist ein großes Senkungsgebiet, das erst in später
Erdzeit mit jungen Ablagerungen überdeckt und bei der Faltung der Alpen wieder
gehoben wurde (Fig. 23). In der Eiszeit wurde dann ein breiter Gürtel längs der
Alpen mit Gletschermoränen und Trümmern von Alpengestein erfüllt (Bild 74).
Daher führt die Laudfchaft ihren Namen „Alpenvorland".
1 „Im Algäu, da das Brot ein Elld' hat."
140 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 122.
Die Grenzen werden bezeichnet durch den Jura, die Nördlichen Kalk-
alpen und den Böhmisch - Bayrischen Wald. Die Hochfläche, die sich
in die Schweizer Hochfläche, in die Schwäbische Hochfläche und in die
Bayrische Hochfläche gliedert, liegt etwa 500m über dem Meeresspiegel.
Ihren schwäbischen und bayrischen Teil nennt man mit gemeinsamem Namen
auch Oberdeutsche Hochfläche. Sie senkt sich in breiter Fläche von 8
und in schmalem Bande von N zur Donau. Dieser Strom fließt bis 49° N
nach NO, dann nach SO am Fuße des Böhmisch-Bayrischen Waldes dahin,
ein Wegweiser für den Verkehr nach dem 0. Sein Bett ist teilweise in die
umrandenden Gebirge eingeschnitten. Es wird dadurch in mehrere breite Becken
gegliedert, die durch Talengen voneinander getrennt sind.
jg* 0 Eärvreiiflel-G'b.
ojinbbniek sio "Vfaich.eTvS.803
23. Durchschnitt durch die Nördlichen Kalkalpen und das Alpenvorland. l^/zfach überhöht.
Das ganze Gebiet der Oberdeutschen Hochfläche erscheint vom Schwäbischen
Jura und vom Bayrischen Wald aus gesehen als eine von den Alpen über-
ragte Ebene (Fig. 23). Da sie ausschließlich von der Donau entwässert
wird, so heißt sie auch die Donauhochebene. In Wirklichkeit aber bildet
die Landschaft nur größtenteils eine Hochebene. An vielen Stellen
ist ihre Oberfläche durch Einschnitte der Gewässer abwechslungsreich
geworden und durchaus nicht einförmig.
Die Oberdeutsche Hochfläche zeigt drei verschiedene landschaftliche
Bilder:
1. Am Fuße der Alpen zieht sich eine hügelige, waldrei che Moränen-
landschaft mit kleinen und größeren Seen und vertorften Seebecken hin.
Die Seen liegen sämtlich über 500 m hoch, so der Ammersee, der Starn-
berger See (Bild 74) und der Chiemsee [ftmfee], der größte bayrische See.
Der größte1 und tiefste See, zugleich die Grenze zwischen der Schweizerischen und
Schwäbisch-Bayrischen Hochfläche, ist der Bodensee, auch „Schwäbisches Meer"
genannt (400 m ü. d. M., 250 m tief) Seine obst- und weinreichen Ufer sind dicht
bevölkert und mit freundlichen Städten und Dörfern geschmückt.
2. Nach N schließt sich eine sanft nordwärts geneigte Geröllsläche an,
die von den Schmelzwassern der eiszeitlichen Gletscher aufgetragen wurde.
Das Geröll gleicht dem, das die Alpenflüsse noch heute massenhaft mit sich
führen. Es ist sehr durchlässig, und so fließt das Grundwasser unter der Geröllschicht
ab. Darum ist der Boden der Oberfläche wasserarm, unfruchtbar und meist mit
Wald bestanden. Wo in den tiefen Flußtälern und am Nordrande der Geröllfläche
1 Seine Oberfläche entspricht dem 1000. Teile des Deutsche» Reiches.
Höhenbeqetation am gioßstein (1700 m) bei Bad Kreuth in den Bayerischen Alpen. Frühlingsbild.
Bis etwa 1500 m reichen in den nördlichen Alpen die Laubwälder. Fichte, Lärche, Arve steigen gegen 2000 ui in geschützten Lagen empor, bis ihre spärlicher
werdenden Vorposten im Kampfe gegen Wind, Schnee und Frost verkrüppeln <„Wetterfichten">. Latschen und Zwergsträucher (Alpenrosen), Matten aus Gräsern und
blütenprächtigen Pflanzen breiten sich aus, wo Bodenkrume ist Endlich erscheinen auf dem Felsboden nur noch verstreute, runde Polster aus Moosen und Flechten.
§ 123.
B. Alpenvorland.
141
die Geröllschicht dünner ansteht, bewirkt das Grundwasser von unten her aus-
gedehnte Versumpfung und Vermoorung (Bild 73). Das Moor heißt in Bayern
Moos, in Schwaben Ried. Die Moore dienen hauptsächlich zur Torfgewinnung
und als Wiesen und Weiden. Sie sind sehr dünn bevölkert.
3. Weiter nördlich bis zur Donau hin tritt (auch im österreichischen Anteil)
das ältere Hügelland teils zutage, teils wird es nur von Löß bedeckt.
Ursprünglich war es eine Scholle, die durch die Flüsse zerschnitten und durch
Abwaschung in sanftwelliges Land verwandelt wurde.
Diese Landschaft ist fruchtbar und gut angebaut. Die Mitte weist viele Hopfen-
gärten auf (Bild 77), während Niederbayern zwischen Regensburg und Passau
die „Kornkammer" Bayerns bildet.
Unter dem Meridian von Regensburg ist das Alpenvorland am breitesten
und die dreifache Gliederung am deutlichsten.
Die Abgrenzung der Stämme und Staaten bewirkten der Bodensee
und die zur Donau eilenden Alpenfliisse, deren starke Strömung und weithin
vermoorte Ufer sie lange Zeit zum Verkehrshemmnis und dadurch zu einer
geeigneten Grenze machten (§ 123, Absatz 4). Trotzdem ist die Ober-
deutsche Hochfläche stets ein wichtiges Durchgangsland von N
nach S und von W nach 0 gewesen.
Der wirtschaftliche Wert dieser Flüsse liegt in der Holztrift (Flößerei)
und in ihrer Wasserkraft (elektrische Kraftanlagen, Holzschleif- und Papierfabriken).
So liefert die Isar bei München auf einer Strecke von 20 km 18 000 Pferde-
stärken. Aber diese Kräfte wurden an der nördlichen Alpenseite im Jahre 1900
erst zu 10—12% ausgenutzt.
Das Klima des Deutschen Alpenvorlandes ist rauh und kühl, da der Vorteil der
südlichen Lage durch die beträchtliche Erhebung über den Meeresspiegel und durch
den Mangel an Gebirgsschutz vor den nördlichen Winden mehr als aufgehoben wird.
Dazu tritt noch die Nachbarschaft des Hochgebirges, dessen kalte Winde oft über
die Hochfläche dahinbransen. Auch die Winde vom Böhmisch-Bayrischen Walde
drücken die Temperatur der Hochfläche herab. Deshalb gedeiht hier der Wein nicht.
Das Alpenvorland leidet noch im späten Frühjahr unter Nachtfrösten, und große
Temperaturunterschiede treten zwischen Sonne und Schatten, Tag und Nacht
auf. S. den Temperaturgang von München (Fig. 36)!
§ 123. Die Bewohner westlich vom Lech sind Schwaben, östlich davon
Bayern. Die Schwaben sind ein kraftvoller und selbstbewußter, findiger
und rühriger Stamm, ausgestattet mit Tiefe des Gemüts und mit reicher
Phantasie. Sie haben dem deutschen Volke viele Dichter geschenkt (Schiller).
Sie sind wanderlustig, aber auch voll Neigung und Geschick für Gewerbtütig-
keit und Handel. Die Bayern gelten als ein durch Kraft und Tapferkeit,
durch Einfachheit und Fröhlichkeit, Treue und Geradheit eigenartiger Stamm.
Die Liebe zur Heimat macht ihnen die Bewirtschaftung des Bodens zur liebsten
Beschäftigung. Die Großartigkeit der Alpenwelt hat in ihnen den Kunst-
sinn erweckt, der sich mannigfach äußert und unserem Volke große Künstler
gegeben hat. Die ländliche Bevölkerung des Alpenvorlandes ist infolge der
142 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —b) Mitteleuropa. § 124—125.
Kargheit der Natur schwerfälligeren Geistes. Der nördliche Teil der Ober-
Pfalz befindet sich noch im Alleinbesitz des fränkischen Stammes.
Die Bewohner beschäftigen sich auf dem dürftigen Schuttboden mit Wald-
Wirtschaft (meist Nadelwald), sonst hauptsächlich mit Landwirtschaft, die
Getreide und Hopfen liefert, und mit Viehzucht. Südbayern züchtet einen
guten, schweren Pferdeschlag, das Algän berühmte Rinder. Die Bodensee-
landschast hat reiche Ernten an Obst und an Wein. Als Hausgewerbe
findet sich die Holzschnitzerei. Im Bayrischen Walde blüht die Glasbläserei.
An Bodenschätzen wird Salz (Berchtesgaden, Reichenhall) gewonnen,
Heilquellen gibt es im 8 am Alpenrande, Solnhofen an der Altmühl liefert die
berühmten Kalkschieferplatten, während in der Oberpfalz und am mittleren
Inn Eisenerze gewonnen und verarbeitet werden. Aber die Bodenschätze
sind nicht so bedeutend, daß besondere Jndustriebezirke entstanden wären,
abgesehen von den Verkehrsmittelpunkten München und Augsburg. In dem
dünn besiedelten Lande erwuchsen große Städte meist als Brückenstädte
für den Verkehr von W nach 0 und von N nach S an solchen Stellen der
Flußufer, wo zwischen den Moosen fester Boden erscheint. Die einzige
Großstadt ist fffMünchen.
Die staatliche Grenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem
Königreich Bayern wird nicht durch die Stammesscheide, den Lech, ge-
bildet, sondern durch die Jller. Bayern besitzt 85% der Oberdeutschen
Hochfläche, während Württemberg sich mit dem kleinen preußischen Fürsten-
tum Höh enzollern und dem Großherzogtum Baden in den Rest teilt.
C. Süddeutsche Veckenlandschaft.
§ 124. Das Süddeutsche Beckenland umfaßt die Randgebirge der
Oberrheinischen Tiefebene, das Main- und Neckarbecken, den
Deutschen Jura, den Böhmisch - Bayrischen Wald und die Becken-
länder Böhmen und Mähren (§ 76). Es gehört zum Strom-
gebiet des Rheines, der Donau, der Weser und der Elbe. Eigen-
tümlich ist der Landschaft die Abwechslung zwischen Gebirgen und Becken-
länd ern. Von den Becken fallen im Kartenbilde die Oberrheinische Tiesebene
und das Böhmische Becken am meisten auf.
§ 125. Die Becken sind durch Absinken der alten Gebirgsschollen entstanden.
Dabei wurden die stehengebliebenen Stücke, Horste, in die Höhe getrieben. Solche
Reste des Urgebirges sind die Horste des Wasgenwaldes, des Schwarz-
Waldes, des Odenwaldes und des Spessarts^.
Aber auch diese tauchten wiederholt unter den Meeresspiegel und wurden einer-
seits durch die Wirkung der Wogen abgehobelt, anderseits mit Niederschlägen slacher
Meere überzogen (Kalk, Sandstein und Ton). Die Becken des Mains und des
Neckars, auch das obere Moselland bedeckte lange das Triasmeer, das besonders
1 S. die geologische Karte im Atlas! Wb. Fraas: Die Entwicklung der Erde, Tafel 1—7.
§ 126. C. Süddeutsche Beckenlandschaft. — 1. Oberrheinische Tiefebene. 143
seine unterste Absatzstufe, dickbankigen Buntsandstein von tiefroter Färbung, und
Massen von Steinsalz hier abgesetzt hat. Dieser Buntsandstein liefert vortreffliche
Bausteine. Sein verwitterter Boden ist wenig smchtbar, aber für Forstkultur treff-
lich geeignet. Die grauen Muschelkalke und die bunten, fruchtbaren Keupermergel
treten in Süddeutschland nicht so massenhaft auf (§ 235, Fig. 59).
Als die Landschaft später wieder von der Meeresüberflutung frei war, wurde
sie durch die Verwitterung zu flachwelligen Rumpfgebirgen, zu Berg- und
Hügelland erniedrigt. Zugleich aber ward sie durch die einschneidende Tätigkeit
der Flüsse mit tiefen und schroffenTälernnnd Steilabfüllen (Schw äbischer
und Fränkischer Jura) ausgestattet. Wo Gesteine verschiedenen Härtegrades
abwechseln, entstanden Terrassen- oder Stufenlandschaften.
An den Bruchlinien, die in den Randgebirgen der Niederrheinischen Tief-
ebene von SSW nach NNO verlaufen, und da, wo die Schollen besonders stark zer-
trümmert waren, quollen mehrfach Massen von Dnrchbruchgesteinen hervor.
Der Jurazug zeigt sehr verschiedene Gesteine (Kalk, Schiefer, Sandstein).
Er ist im oberen, wasserarmen, weißen Jura wenig fruchtbar.
Der Rheingraben (so heißt die Rheinische Tiefebene) ist mit jungen Fluß-
ablagerungen überdeckt. Er ist eine Anschwemmungsebene.
In die höheren Teile der Gebirge (Wasgenwald, Schwarzwald, Böhmer Wald)
wurden durch die Gletscher der Eiszeit zahlreiche Felskessel (Kare) eingegraben,
in denen sich öfter kleine Seen angesammelt haben. Auch sind hier durch die
Gletscherbewegung die Berge zu rundhöckerigen Formen abgeschliffen („ab-
gehobelt"). In den Tälem haben die Gletscher vielfach ihr mitgeführtes Geröll,
ihre Moränen, wie eine Art von Talsperre zurückgelassen. Hinter diesen haben
sich Weiher und Seen aufgestaut.
1. Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
§ 126. Der Blick von den Höhen des Schweizer Jura in der Gegend des
Durchbruches des Doubs zeigt nach N hin das Bild eines mächtigen Ge-
wölbes, dessen mittlerer Teil eingesunken ist. Dieses Bild entspricht der
Wirklichkeit.
a) Die Oberrheinische Tiefebene oder der Rheingraben ist eine lange
Grabensenkung in südnördlicher Richtung (Fig. 24). Sie ist im Durch-
schnitt 40 km breit und 300 km lang. In allmählichem, bis in die Gegenwart
der Erde reichendem Einbruch ist die höchste Wölbung der jetzigen Randgebirge
eingesunken, und am Bruchrande ragen in steilem Abfall die Köpse der
Schichten über der Tiefebene empor. Schmale Bänder der Schichten, die
einst die höchsten Höhen bildeten, sind nur bis an den Fuß der Randgebirge
niedergeglitten und bilden ein hügeliges Vorland. Durch die Einbruchspalten
brachen im 8 Ergußgesteine durch, so die stark verwitterte Vulkanruine des
Kaiserstuhls (560 m). Noch heute aber erinnern die häufigen Erdbeben,
die besonders an den Rändern der Ebene leichte Erschütterungen hervorrufen,
daran, daß die Senkungen noch nicht völlig zum Stillstand gelangten.
Nach dem Einbruch, der im Anfang der Tertiärzeit (§ 235, Fig. 59) begann,
erfüllte von NO her ein Busen des Norddeutschen Meeres die Ebene. Dieser Meeres-
arm wurde dann im N abgeschnürt und allmählich ausgesüßt. Er gewann zunächst
144 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 126.
einen Ausfluß durch die Burgundische Pforte, bis diese durch Schuttauf--
schüttungen erhöht wurde und der nördliche Teil der Ebene sich senkte. Da trat
ein Abfluß über das Rheinische Schiefergebirge ein, das anfangs niedriger war
als jetzt. Indem es sich allmählich hob, schnitt der Rhein sein Bett immer tiefer
ein und verursachte so das völlige Abfließen des Sees.
Die Ablagerungen von Mergeln (S. 184, Anm. 1) und Kalken bildeten im N
ein hügeliges und meist sehr fruchtbares Land, das hin und wieder durch
sandige, dürftige Inseln mit Kiefernbewaldung unterbrochen wird. Im
mittleren Teil der Ebene haben der Rhein und seine Nebenflüsse fruchtbares
Schwemmland abgesetzt. Im 8 dagegen haben die Schottermassen der eiszeitlichen
Gletscher, die unfruchtbaren Kies- und Flugsandflächen, eine große Ausdehnung.
Wo die Schotter aber von Schwemmland verhüllt oder vom Winde mit feinem
Lößstaub überzogen wurden, da ist die Fruchtbarkeit des Bodens groß, so im
Hügelland am Fuße der Gebirge.
"Wasgenvrald. Rhe intal
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S c li~w arzwald
Feldb. 1490
W as geillfall Uli e int al Schyarzwald
24. Durchschnitt durch die Oberrheinische Tiefebene in l^/sfacher und öfacher
Überhöhung und im natürlichen Höhenverhältnis.
Da die Oberrheinische Tiefebene infolge ihrer geringen Meereshöhe, ihrer Ge-
birgsnmwallnng und ihrer offenen Lage nach SW das wärmste Klima Deutsch-
lands, nämlich im Jahresdurchschnitt etwa 10°, dazu im Frühling hohe, das Wachs-
tum der Pflanzen fördernde Temperaturen und milde Winter hat, auch reichliche
Niederschläge (f. die Regenkarte im Atlas!) empfängt, so ist sie eine bevorzugte und
reiche, dicht bevölkerte Landschaft unseres Vaterlandes, gesegnet mit Getreideäckern
und Tabakfeldern, mit Hopfen- und Obstgärten und vorwiegend an den
Rändern der Ebene mit üppigen Weingeländen.
Infolge des starken Gefälles wird der Rhein von Basel (250 m) bis Kehl
(140 m) fast nur zur Talfahrt (Flößerei) benutzt. Wegen der früher zahl-
reichen schlingenartigen Biegungen des Flußbettes und wegen des in der
Nähe des Rheines meist unfruchtbaren Bodens haben sich zwischen Basel
und Kehl an den Stromufern keine größeren Städte entwickelt. Der Rhein
bildete als Verkehrshemmnis hier früher sogar eine gute Grenze. Jetzt ist
§ 126. C. Süddeutsche Beckenlandschaft. — 1. Oberrheinische Tiefebene. 145
er von Basel bis Mannheim durch die Rheinkorrektion um 80 km semer früheren
Lauflänge verkürzt und der Schiffahrt günstiger, so daß der Großverkehr
durch Dampfschiffahrt bei Kehl und Maxau (Karlsruhe) beginnt und
bei Mannheim, von wo die Fahrtiefe abwärts mindestens 2 m beträgt, zu
gewaltiger Größe anwächst.
b) Die Randgebirge, auf der linken Seite derWasgenwald (dieVogesen),
die Hardt und das Pfälzer Bergland, auf der rechten Seite der Schwarz-
Wald, das Neckarbergland, der Odenwald und der Spessart, tragen deutlich
die Zeichen des einsägen Zusammenhanges.
Sie gleichen sich links und rechts vom Rhein an Gestalt und Höhe, an Zu-
sammensetzung der Gesteine, im inneren Bau. Die Schichtenköpfe brechen in steilem
Abfall zum Rhein hin ab, die Schichtenrücken verflachen sich allmählich zum Neckar
und zur Mosel. An ihrem Südfuße breitet sich vor dem Schweizer Jura im 0
(Rheintal) und im W (Burgundische Pforte) eine breite Scholle von tafel-
förmigem Jura aus und schafft eine bequeme Möglichkeit, hier die Gebirge zu um-
gehen. Im 8 erheben sich an der Rheinseite aus diesem niedrigen Gelände unmittel-
bar die höchsten Teile der Randgebirge, die 1400 m übersteigenden Kuppen des
Schwarzwaldes und des Wasgenwaldes. Beiderseits tauchen die Urgesteine
des Gmndgebirges in der Breite von Straßburg unter Buntsandsteinschichten unter.
Buntsandstein bildet hier die höchsten, breiten Bergköpfe, und nur die Täler legen
die Urgesteinsgrundlage bloß (Fig. 24).
1. Der Schwarzwald. Ein eigentlicher Kamm fehlt dem Gebirge, ob-
wohl es vom Rhein aus als gewaltiger, reich gegliederter Wall erscheint.
Langgestreckte Wellen ziehen sich gleichförmig weithin, die Gipfel ragen über
sie als rundliche, breite, kahle Kuppen oder als steile Kegel aus Porphyr^
und jüngeren vulkanischen Gesteinen aus den herrlichen Tannenwäldern der
Gehänge und des Rückens hervor und bieten dem Wanderer einen prächtigen
Blick auf die Alpen. Steile, kurze und enge Waldtäler von malerischer Schön-
heit führen die Flüsse in die Rheinebene hinab, so die Kinzig und die Murg.
Sie dienen zum Teil der Holztrift oder zum Treiben von Turbinen, die wieder
zahlreiche Webstühle bewegen. Diese ernähren neben der Waldnutzung (Holzbear-
beitung, Beerenlese) die Bevölkerung der Westseite. An der Ostseite fehlt genügende
Wasserkraft. Dort blüht die Herstellung von Schwarzwälder Uhren und Schlosser-
waren, Holzschnitzerei, Töpferei, Bürstenbinderei u. a.
Der höhere Teil des Gebirges reicht vom Rhein bis zum Kinzig-
tale. In ihm steigt südlich vom Höllental, das von Freiburg zur Donau-
quelle führt, aus einem Gewirr von riesigen Rücken und steilwandigen Tälern
der Feldberg fast 1500m empor. Er ist umsäumt von Hochmooren, Seen
und Weihern.
2. Der Wasgenwald (die Bogesen). Die Länge ist wesentlich geringer als
die des Schwarzwaldes, aber der Kamm ist deutlich ausgebildet. Die höchste
Erhebung, der Sulzer Belcheu (1400 m), liegt auf einem in die Rheinebene
1 Der Porphyr, d. i. Purpurstein, ist so genannt, weil er meist rote Färbung zeigt.
Wb. Fraas Nr. 2.
E. von Seydlitz, Geographie. Ii. Nbtg.
146 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 127.
(Bild 80) vorspringenden Gebirgsast. Im Landschaftsbild und in der
Bewaldung gleicht der Wasgau durchaus dem östlichen Brudergebirge.
3. Im N sind beide Gebirge eingesunken, und darum ist das Gelände um
die'Zaberner Stiege (400m), über die der Rhein—Marne-Kanal und
die Eisenbahn Paris—Wien—Konstantinopel führt, beträchtlich niedriger,
ebenso im 0 die wegereiche, wellige Platte des Neckarberglandes (300 m),
die wohlangebaute Eingangspforte ins Neckarland (Bild 79).
Hier tragen sie beiderseits über dem Buntsandstein eine Decke aus jüngeren
Gesteinen, die von den Flüssen in schroffen Tälern durchschnitten und von Tafel-
bergen oder abgestumpften Kegeln gekrönt sind.
4. Dann erfolgt wieder auf beiden Seiten ein Anstieg der Buntsandstein-
massen, im W zur Hardt (fast 700 m, Bild 78), im 0 zum Odenwalde,
der in der Porphyrkuppe des Katzenbuckels (über 600 m) seine größte Höhe
erreicht. Die Hardt geht in das Pfälzer Bergland über, ein bis zur Saar
und Nahe reichendes, leicht gangbares Hügelland, dessen Buntsandsteintafel
vielfach zerrissen, mit Porphyrdecken und -kuppen (Donnersberg 700 m)
überzogen und durch gewundene Flußtäler in einzelne Gruppen aufgelöst ist.
Nach der Saar zu besitzt es ergiebige Steinkohlenfelder. Der Odenwald
besteht im W aus massigen Graniten, ebenso seine nordöstliche Fortsetzung
jenseit des tief eingeschnittenen Maintales, der tafelartige Buntsandstein-
rücken des Spessarts, der wiederum an die Nordgrenze der Rheinebene,
an das Hessische Schollenland, sich anlehnt.
§ 127. Auch das dem Rhein abgewandte Vorland der Randgebirge
zeigt große Ähnlichkeit. Wie das Neckarland, so ist auch das Mosclland
ein stufenförmiges Becken.
Es besteht aus Trias- und Juragesteinen (§ 235, Fig. 59), die sich in ringförmiger
Aufeinanderfolge in westöstlicher Richtung ablösen und wertvolle Bodenschätze
bergen (Salz, Eisenerze, Steinkohlen). Infolge des milden Klimas blüht der Obst-
und Weinbau in den fruchtbaren Tälem.
Der Lauf der Mosel ähnelt dem des weit kleineren Neckars, beide
schneiden sich durch enge Felsentäler ihr Bett zum Rhein hindurch, und die
Lage von Nancy im spitzwinkligen Knie der Mosel entspricht der Lage
Stuttgarts an der Ostseite der Gebirgsumwallung. Von den Höhen des
Wasgenwaldes erblickt der Wanderer nach W wie von denen des
Schwarzwaldes nach 0 kaum merkbar abgedachte, endlose Hochflächen, deren
dunkle Wälder hin und wieder von Wiesen- und Ackerfluren, von Dörfern und
Einzelgehöften unterbrochen sind.
Durch das Tal der Kinzig, des Neckars und des Mains ist das östliche Land
in enge Beziehungen zur Oberrheinischen Tiefebene gesetzt, die westliche Land-
schast dagegen ermangelt dieser Verbindung und ist durch die Bodengestaltimg mehr
auf Frankreich hingewiesen^, besonders im 3, wo der bis in die Breite von Straß-
bürg geschlossene und bisher von keiner Eisenbahn überschrittene Wasgenwald einen
1 Die Mosel nähert sich der Maas auf 10 km
§ 128—130. <ü. Süddeutsche Beckenlandschast. 2. Schwäbisch-Fränkische Beckenlandschaft. 147
natürlichen und politischen Grenzwall bildet. Erst^die Stiege von Zabern und
die Straße von Kaiserslautern stellen natürliche Verkehrswege ins Moselland her.
Von hervorragender Bedeutimg sind die nordsüdlichen Straßenzüge der
Oberrheinischen Tiefebene. Durch die Burgundische Pforte geht der natürliche
Weg von Hamburg und Nordwestdeutschland nach Marseille (Rhein—Rhone-Kanal,
Eisenbahn). fBasel sammelt die Wege, die aus Nordwesteuropa auf beiden Seiten
des Rheines über den St. Gotthard führen. Seit dem Mittelalter berühmt ist die
Straße Frankfurt—Heidelberg—Straßburg, die noch heute da, wo sie die üppigen
Reb- und Fruchtgelände vor dem westlichen Abfall des Odenwaldes durchschneidet,
die Bergstraße heißt im Gegensatze zur Rheinstraße in der Ebene.
§ 128. Auch die Randgebirge haben ein günstiges Klima. Abgesehen von den
höchsten Lagen im S beträgt ihre mittlere Jahrestemperatur etwa 8°. Wasgau
und Schwarzwald erhalten die feuchten, nur über niedrigeres Gelände herwehenden
Winde vom Atlantischen Ozean und berauben sie ihres Wassergehaltes. Ihre Regen-
höhe erreicht mehr als 150 cm, im südlichen Wasgau sogar über 200 cm (§ 177,4).
Ihre kurzen Flüsse sind daher wasserreich. Kostbare Bodenschätze fehlen, einen
Ersatz bietet der Wald, der zu den schönsten und wertvollsten unseres Vaterlandes
gehört.
§ 129. Die Bewohner. Der 8 wird von Schwaben, deren elsässischer
Zweig Alemannen ^ heißt, der N von Franken, den lebenslustigen, froh-
sinnigen Pfälzers bewohnt. Die Verdichtung der Bevölkerung, 150—200 E.
auf 1 qkm, in Rheinhessen sogar über 250, ist einerseits durch die Ertrags-
fähigkeit des Bodens, anderseits durch mancherlei industrielle Tätigkeit ver-
ursacht. Die zahlreichen Webstühle ^ werden durch die Kraft der Gebirgs-
flüffe und des oberen Rheines, durch die Saarkohlen und die auf dem Rheine
dem großen Stapelplatz Mannheim zugeführten westfälischen Kohlen bewegt.
Außer dem Reichsland Elsaß-Lothringen haben fünf deutsche Staaten
Anteil an diesem Gebiet: Baden, Württemberg, Hessen, Preußen, Bayern.
2. Schwäbisch-Fränkische Beckenlandschaft.
§ 13V. Das Schwäbisch-Fränkische Becken stellt im allgemeinen einen
Viertelkreisausschnitt dar, der mit einem Radius von etwa 200 km südöstlich
um Aschaffenburg beschrieben ist. Vier konzentrische Ringteile treten
durch die Verschiedenheit ihrer Gesteine (Fig. 25), ihrer Oberflächenformen
und ihrer Pflanzendecke deutlich hervor:
a) Der kurze Sandsteinring des Spessarts und des nur durch das enge
Maintal davon getrennten östlichen Odenwaldes^.
Das Land mit seinen steilen, etwa 600 m erreichenden Höhen ist für den Acker-
bau wenig lohnend und daher dünn besiedelt, aber prächtig bewaldet, besonders
mit Buchen.
1 Auch im südlichen Schwarzwald ist der Name gebräuchlich. — - „Fröhlich Pfalz,
Gott erhalt's." — 8 Im Elsaß 2 Millionen Baumwollspindeln von 6 Millionen im Deutschen
Reiche (tm Jahre 1900). -42)etW des Odenwaldes und der NW des Spessarts bestehen
aus Granit und Gneis. Mb. Fraas Nr. 1.
10*
148 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 130.
b) Das zweite Ringstück umgibt das erste im 80. Es besteht aus den
Muschelkalkflächen der Unterfränkischen Platte (Maindreieck,
Taubergebiet) und der Hohenloher Ebene zu beiden Seiten der
Neckarzuflüsse Kocher und Jagst.
Sanftere und niedrigere Formen der Oberfläche, weite Fruchtgefilde, Wein-
gärten im Maintal zeichnen diese Landschaft aus.
c) Der dritte Ring umgürtet östlich und südlich den zweiten. Er ist
höher gelegen als der zweite und besteht aus Kenperbilduugeu, d. i. den
Tonen, Sanden und Mergeln* der jüngsten Triasschichten. Fruchtbarerund un-
fruchtbarer Boden wechselt häufig. Basaltberge,die die Wasserscheide zwischen
Werra uud FränkischerSaale bilden, begrenzen ihn imN. DerSteilabsall
nach der inneren Seite tritt bei der Platte nördlich des Mains und
im waldreichen Steigerwald ebenso deutlich hervor wie bei der Frankenhiihe.
Kieintal OdeiLwald ILaulie Alb Dorunx
V°°°° >\ P'irjihjr Granit
25. Durchschnitt Mainz-Ulm-AIpenvorland. 12V2 fach überhöht.
Diese Stufe ist ein malerisches Hügelland mit parkähnlicher Bewaldung. Sie
dient vorwiegend dem Landbau und ist dünn besiedelt.
Auf dem besseren Boden der Täler blüht der Hopfenbau, und die Gegend um
Bamberg gleicht einem weiten Garten.
Wichtig ist diese Stufe als Wasserscheide. Sie entsendet die Jagst zum
Neckar, die Wörnitz und Altmühl zur Donau und die im Oberlauf Rezat
heißende Rednitz durch die meist von Kiefernwäldern bedeckten Hochflächen
der Fränkischen Terrassen zum Main.
Nach W setzt sich der dritte Ring sort über den Kocher, den Neckar und
die Enz und erfüllt mit der welligen uud hügeligen Hochebene das Gebiet
zu beiden Seiten des Neckars (Bild 76).
Diese anmutige Landschaft spendet reiche Ernten an Getreide und Obst. An den
sonnigen Seiten der meist tiefen Täler gedeihen Hopfen und Wein (Bild 77, 73).
Deswegen schmücken hier viele wohlhabende Dörfer das Land. Aber da der bis
an die Grenze der Leistungsfähigkeit angespannte Bodenbau die sehr dicht gewordene
Bevölkerung nicht mehr allein-zu ernähren vermag, so ist die Gewerbtätigkeit hoch
entwickelt, besonders in der Gegend von Reutlingen, Eßlingen und in der reizvollen,
von bewaldeten Höhen eingeschlossenen Talweitung bei dem rebenumkränzten,
schönen Stuttgart.
d) Der vierte uud größte Riug wird vom Deutschen Jura gebildet.
Er umrandet das Becken im SO und 0. Der Jura ist die größte Kalk-
masse des Deutschen Reiches und vorwiegend ein Tafelland.
1 S. § 167, Anm. 1.
§ 130. C. Süddeutsche Beckenlandschaft. — 2. Schwäbisch-Fränkische Beckentandschaft. 149
Gegen die Donau und die Nab senkt er sich sanft, bricht dagegen an der Innen-
seite seines Bogens steil nach NW und W ab. Wie trotzige Burgmauem starren
die Köpfe seiner nach dem Donaugebiet hin fast wagerechten Schichten über das
Beckenland. Die Steilheit des Jnnenrandes erschwert die Anlage von Straßen.
Der Jurazug^ zerfällt in zwei etwa gleich lange Teile, den
Schwäbischen Jura im W und den Fränkischen Jura im 0 nnd NO. Sie sind
getrennt durch den Einbruchskessel des mit vulkanischen Gesteinen durchsetzten
fruchtbaren Ries anderWörnitz, eines Wegweisers für die alten Straßen
von Heilbronn, Frankfurt, Würzburg und Mrnberg nach Augsburg.
1. Der Schwäbische Jura ist an seinem nordwestlichen Steilabfall durch
die Neckarzuflüsse stark zerklüftet. Deshalb sind nur auf der Neckarseite Tafel-
und Kegelberge iusel- oder halbinselartig von der Platte losgelöst. Sie sind
Reste des einst geschlossen weiter nach N reichenden Gebirges. Viele dieser
Vorberge trugen Burgen, so im 0 der Hohenstaufen (680m), im W der
Hohenzollern (860m).
Der Teil des Jura westlich vom Bodensee heißt Hegau. Er ist mehrfach durchbrochen
von höheren Basaltkuppen und Phonolithkegeln^, die eine markige Zierde der Land-
schast bilden. Ein Teil von ihnen ist erst durch die Verwittemng und Abtragung der
weicheren Gesteine ihrer Umgebung zum Vorschein gekommen. Am bekanntesten ist
der aussichtsreiche Phonolithselsen des Hohentwiel, 700 in (Fig. 61, 62, S. 276).
Am höchsten, etwas über 1000 in, steigt der Jura in seinem südwestlichen Teile,
dem „Heuberg", auf. Der mittlere Teil, die „Rauhe Alb", verliert, wie das
Tafelland überhaupt, nach NO hin allmählich an Höhe. Auf ihr wechseln schafreiche
Weiden und Wälder mit Äckern ab, deren spärliche Bodenkrume durch die zahl-
losen darin verstreuten Kalksteine gegen die heftigen Winde gefestigt wird. Die
Dörfer bergen sich meist in windgeschützten Mulden oder liegen an den spärlichen
Quellen. Der Niederschlag verliert sich größtenteils in den zahlreichen Spalten und
Höhlen^ des Jurakalles. So verschlingt der Jura einen großen Teil des Donau-
Wassers da, wo der Strom die Jurafelsen schroff durchschneidet (bei Tuttlingen),
und führt es unterirdisch der mächtigen Quelle der Aach und durch sie dem Boden-
see, also dem Rhein, zu. Der Wasserarmut der Höhen wurde abgeholfen durch
den Bau der großartigen Albwasserversorgung, die das Wasser aus den Talbächen
auf die Höhen hebt und aus zahlreichen Behältern in die einzelnen Dörfer ver-
teilt. Es fehlt auch nicht an einzelnen fetten Getreideböden (Ulmer Alb), an obst-
reichen Strichen und Laubwäldern. Die Täler, in denen die vom Kalkstein ver-
schluckten Niederschläge als ergiebige Quellen zutage treten, bieten mit ihren saftigen
Wiesen und dem schönen Waldkleid der Hänge liebliche Landschaften und zeigen
zunehmende industrielle Entwicklung, so um Reutlingen und Geislingen.
1 Wb. Fraas Nr. 4. Die Juragesteine gliedern sich in schwarzen, braunen und
weißen Jura. In diesen allen überwiegen Kalkmergel (S. 184, Anm.) und Kalksteine.
Die Sandsteine sind weniger häufig. Überaus groß ist die Menge der Versteinerungen.
2 Der Basalt ist ein blaugraues oder schwärzliches vulkanisches Gestein, das sehr oft in
sechseckigen Säulen auftritt (Fig. 63, S. 277). — Der Phonolith („Klingstein" wegen des
hellen Tones beim Anschlagen), ein nur wenig älteres Durchbruchgestein als der Basalt,
sondert sich nur in Plattenform ab, ist Heller gefärbt als der Basalt, oft grünlichgrau.
3 Wie in Kalkgebirgen, so gibt es auch im Jura viele Höhlen mit Tropfsteinbildungen.
Zum Teil waren diese Höhlen die ersten menschlichen Wohnungen. In vielen werden
Knochen der Tiere, die vor oder während der Eiszeit lebten (Bären, Renntiere, Nas-
hörner, Mammute), und Feuersteinwerkzeuge, Geschirrscherben, Waffen gefunden.
150 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 131—133.
Am oberen Kocher lagem Eisenerze, deren Verarbeitung eine Verdichtung der
Bevölkerung (nach Eßlingen hin) bewirkt hat.
2. Der Fränkische Jura wendet sich jenseit der Altmühl nach N. Er
steigt nicht über 700 m (Fig. 29).
Die durch schroffwandige, tiefe Flußtäler unterbrochene Platte zeigt im nörd-
lichsten Teile, zwischen Main, Pegnitz und Rednitz, merkwürdige, an vorgeschicht-
lichen Zeugen und an Tropfsteingebilden reiche Höhlen und hervorragende land-
schaftliche Anmut. Diese Gegend heißt „Fränkische Schweiz". Die Senke
zwischen der mittleren Rednitz und unteren Altmühl, eine alte Verkehrsstraße,
durchschneidet der Ludwigs - Kanal.
§ 131. Das ganze Becken liegt tiefer als das Deutsche Alpenvorland und hat
dämm ein weit milderes Klima, besonders in den sonnigen Geländen des
Main- und Neckartales. (S. die Temperaturkarte im Atlas!) Wärmeres Klima
dringt vom Rhein her am Main und Neckar weit ostwärts vor. Die Regenhöhe
s. auf der Regenkarte im Atlas! Das Land ist reich an Quellen und Bächen. Die
nordöstlichen und nordwestlichen Gebirge halten die kalten Nordwinde ab. So
gedeihen an den Uferbergen des Mains und des Neckars köstliche Weinreben
(Bild 76, 78) und edle Obstarten, denen die heißen Sommer und milden Winter
besonders förderlich sind. Der lohnende Ackerbau liefert meist Weizen und Gerste,
das Flußgebiet der Rednitz ist das wichtigste deutsche Hopfenland, selbst in den
mittelhohen Tälern des Jura gedeiht noch Hopfen (Bild 77) und um Nürnberg
und Erlangen auch Tabak.
§ 132. Die Bewohner. Das gesegnete Land und der heitere Himmel
haben fröhliche Menschen mit lebhaftem Geiste erzogen. Zahlreiche Burg-
rninen und altertümliche Städte erfüllen die Bevölkerung mit Stolz auf die
Vorfahren und die mittelalterliche Bedeutung der Landschaft. Das südliche
Neckarland wird von Oberdeutschen, den Schwaben, bewohnt. Ihre Volks-
dichte ist die Ursache ihrer starken Auswanderung nach Amerika. Als bäuer-
liche Ansiedler gingen sie einst zahlreich nach dem 80 von Europa, neuer-
dings auch nach Palästina und Südamerika. Nördlich von den Schwaben
wohnt der nutteldeutsche Stamm der Franken. Diese zeichnen sich, in
welchem Teile Deutschlands sie auch wohnen, durch fröhliches Herz und Arbeits-
lust, durch erfindungsreichen Sinn (Nürnberg im Mittelalter!), Geschick und
Schaffenskraft in Industrie und Handel, durch Dankbarkeit für die Gaben
des fleißig bebauten Bodens aus.
Da es der Landschaft an einem natürlichen Mittelpunkte fehlt, so sind
die Bewohner nicht zur staatlichen Einheit zusammengeführt, und da der
äußere Gebirgsgürtel auf allen Seiten bequeme Pforten und Pässe besitzt,
so sind Staaten von außen her in das Schwäbisch-Fränkische Becken hinein-
gewachsen. (S. den Atlas!) Nur Württemberg ist im Neckargebiet entstanden
und ist von hier nach 3 über den Jura hinausgedrungen.
3. Das Oberpfälzische Becken.
§ 133. Nach 0 folgt das zweite, bedeutend kleinere Oberpfälzische
Becken oder die Nabbucht. Es ist das Grenzgebiet zwischen dem
Fränkischen Jura und dem nördlichen Teile des Böhmisch-
§ 133. C. Süddeutsche Beckenlandschaft. — 3. Das Oberpfälzische Becken._151
Bayrischen Waldes. Es schmiegt sich an den Böhmer Wald in ähnlicher
Weise an wie das Alpenvorland südlich der Donau an den Fuß der Alpen.
Ihr Boden ist sandig und steinig, daher meist unfruchtbar. An Boden-
schätzen kommen nur Eisenerze in größeren Mengen vor. Die Volksdichte
ist daher gering.
Dieses nach Süden sich senkende Becken wird, weil es in der Bodenform und
im Klima der Oberdeutschen Hochfläche ähnlich ist, weil es im Süden mit ihr
verschmilzt und durch die Nab zur Donau entwässert wird, auch oft zum Deutschen
Alpenvorland gerechnet.
Ostlich begrenzt es der Böhmer Wald oder das Böhmisch-Bahrische
Waldgebirge. Dieses lehnt sich an die Hochfläche des Fichtelgebirges, so
daß in der Lücke zwischen beiden Raum für die böhmischen Straßen nach
Nürnberg und Regensburg bleibt, und zieht von hier als ein nicht hoher, aber
breiter und massiger Rücken nach 80.
a) Der Nordteil heißt der Oberpfälzer Wald. Er reicht bis zu der
tiefen Einfenkung im Passe von Taus (450 m), der in gerader Linie zwischen
Prag, Pilsen und Regensburg liegt und ist wichtig für die Kohleneinfuhr aus
Böhmen.
b) Jenseit dieser Senke verbreitert sich das Gebirge und steigt über die
Baumgrenze (1300 m) bis nahe an die Grenze der Mittelgebirgshöhe empor.
Es besteht hier aus langen Rücken mit runden Gipfeln, aus deren felsigen
Nischen kleine Seen schwermütig hervorschauen (Bild 75). Die höchste
Erhebung, der Arber (1450 m), liegt auf bayrischem Gebiete.
c) Dieser Teil des Böhmer Waldes ist durch das Tal des Regen von seinem
südwestlichen Vorbau, dem Bayrischen Walde, geschieden.
Im Bayrischen Walde ragt in Form steiler Hahnenkämme ein weithin ausge-
dehnter Zug aus reinem weißen Quarzgestein, der Pfahl, hervor. Das Quarz nährt
viele Glashütten, denen der Holzreichtum des Gebirges seit alters den Heizstoff bietet.
d) Der dritte Teil ist der Greiner Wald, der aber schon außerhalb des
Deutschen Reiches liegt.
Er ist durch die Senke Mischen Budweis und Linz abgetrennt. Hier führt die
Eisenbahn von Prag nach Linz, und diese Pforte wäre vortrefflich geeignet zu einer
Kanalverbindung zwischen Elbe und Donau.
Der aus kristallinischem Urgestein bestehende Böhmer Wald hat keinen
einheitlichen Rücken, vielmehr laufen öfters mehrere breite Rücken neben-
einander her, geschieden durch engere oder weitere Längstäler. Die großen
Wälder des Gebirges im mittleren Teil sind stellenweise noch Urwälder. Mit
etwa 1200 m hört der dichte Waldwuchs auf, und die höchsten Gipfel über-
ragen die Baumgrenze. Die weiten, wasserreichen Moore speisen die Moldau,
die Beraun mit Nebenflüssen, die Eger, die Nab, den Regen und kleinere
Donauzuflüsse.
Haupterwerbszweige der spärlichen Bevölkerung bilden Glasbereitung, Holz-
verarbeitung, Flachsbau, der auch in beträchtlicher Höhe noch lohnt.
152 VT. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
d) Mitteleuropa. § 134—135.
4. Böhmisch-Mährische Beckenlandschaft.
§ 134. Der Böhmer Wald trennt die Oberpfälzische Platte von den öst-
lichen Teilen der Süddeutschen Beckenlandschaft, vom Böhmisch-Mährischen
Becken.
Diese Landschaft ist grundverschieden vom Süddeutschen Terrassenlande.
Nach dem Aufbau stellt sie ein großes, durch die mäßig hohe Böhmisch-
Mährische Landhöhe in zwei ungleichmäßige Teile zerlegtes
Becken dar. Das Böhmische Beckenland ist viereckig, mit den Ecken nach
den vier Himmelsgegenden gerichtet. Es wird von steil abfallenden Gebirgen
(abgesehen von dem sanften Anstieg der Landhöhe im 80) rings umgeben.
Daher müssen sämtliche Gewässer sich in der Elbe und Moldan sammeln.
Die Hauptmasse Böhmens besteht aus welligen Schollen des ältesten
Gesteins, nur im Vorlande der Sudeten, im Elbgebiete, finden sich Ablage-
rungen des kreidezeitlichen Meeres. Das Pilsener Becken ist vom Stein-
kohlengebirge bedeckt. Im Egertal und in seiner nordöstlichen Fortsetzung
herrschen das Braunkohlengebirge und Durchbruchgesteine vor.
Das Mährische Becken setzt sich zusammen aus der südöstlichen Ab-
dachung der Böhmisch-Mährischen Landhöhe und aus dem nach Süden
sich verbreiternden, nach der Donau geöffneten Marchtieflande. Dieses
begrenzen die Westkarpaten im 0 und die Ostsudeten im N.
Das Tiefland ist aus fruchtbaren, jungen Meeresablagerungen gebildet.
Es wird durch Vorberge der Karpaten unterbrochen und gegliedert.
Die Gewässer werden fast ausnahmslos von der March gesammelt und
zur Donau geführt.
Die deutsche Bevölkerung ist in beiden Ländern in der Minderzahl gegen-
über der slawischen. Sie wurde an die Nordwest- und Südgrenze zurückgedrängt.
Böhmen und Mähren sind bei Osterreich ausführlicher behandelt (§ 76).
Staatliche Gliederung und Besiedlung des Alpenvorlandes und
des Süddeutschen Gebirgslandes.
§ 135. Diese Gebiete gehören dem Deutschen Reiche, der Schweizer
Eidgenossenschaft (§ 67—72) und dem Kaisertum Osterreich (§ 73—76) an.
Den deutschen Anteil bilden das Königreich Bayern, das Königreich
Württemberg, das Großherzogtum Baden, das Großherzogtum Hessen,
das Reichsland Elsaß-Lothringen. Für diese Staaten ist der Gesamtname
Süddeutschland üblich.
Auch zwei mitteldeutsche Staaten Sachsen-Kobnrg-Gotha und
Sachsen - Meiningen haben am Süddeutschen Gebirgsland Anteil, des-
gleichen das Königreich Preußen durch das Fürstentum Hohenzollern
und den südlichsten Teil der Provinz Hessen - Nassau.
§ 136.
153
§ 136. a) Das Königreich Bayern
ist der zweitgrößte deutsche Bundesstaat. Es macht ruud ein Siebentel des
Deutschen Reiches aus. Seine Volkszahl beträgt ein Neuntel der gesamt-
deutschen (§ 182). 70% der Bevölkerung sind katholisch.
Bayern ist aus zwei Teilen zusammengesetzt. Der große östliche Teil
gliedert sich in das vorwiegend Waldwirtschaft und Viehzucht, im N Ge-
treide- und Hopfenbau treibende Donaugebiet und in das Maingebiet.
Dieses ist ein Land des Garten-, Wein- uud Hopfenbaues und daher dichter
bevölkert als jenes. Den kleinen westlichen Teil bildet die Bayrische Rhein-
Pfalz, die vom Rhein durch die Hardt und das Pfälzer Bergland bis nahe
an die Saar reicht und durch Fruchtbarkeit, Industrie und Handel das reichste
Land Bayerns bildet.
Trotz der Blüte der Eisenindustrie in den größten Städten, der Baum-
Wollweberei und der gewaltigen Brauindustrie ist Bayern doch hauptsächlich
ein Landwirtschaftsland. Sein Alpenland macht es zum bevorzugten Reise-
ziel unter den deutschen Ländern.
1. Das bayrische Donaugebiet reicht vom Bodensee, an dem die Jnselstadt
Lindau Mittelpunkt des bayrischen Handels und Verkehrs ist, bis zur Salzach
uud zum Inn, bis zum Böhmisch-Bayrischen Wald und ans Fichtelgebirge.
Es umfaßt 60% der Bodenfläche Bayerns. Dieses Gebiet wird in vier
Regierungsbezirke eingeteilt:
a) Schwaben, b) Oberbayern, c) Niederbayern und d) Oberpsalz.
a) Am günstigen Lechübergang **Augsburg, der Vereinigungspunkt der alten
Querstraße über die Hochfläche und der viel umkämpften Juraübergänge von Ulm
und von Donauwörth her, darum Eisenbahnknotenpunkt und Bezirkshauptstadt.
Von den Römern als Augusta Vindelicorum gegründet, blühte es im Mittelalter
als beherrschender Sammelpunkt der deutschen Straßen nach Italien durch Ver-
mittlung des rheinischen und des italienischen Handels und durch Gewerbtätigkeit,
als „Stadt der Fugger". Augsburg ist durch die Gotthardbahn um seine alte Be-
deutnng gebracht, aber durch Industrie (Baumwollweberei, Maschinenbau und
Handel) wieder zur zweitgrößten Stadt der Oberdeutschen Hochebene geworden.
b) fff München an der Isar, die drittgrößte Stadt des Deutschen Reiches, die
größte Stadt Süddeutschlands und die größte Stadt des Deutschen Reiches ohne
Hafen. Heinrich der Löwe gründete die Stadt als Zollstätte da, wo die Salzstraße
von Salzburg zwischen großen Mooren einen leichten Übergang über die Isar fand.
Wegen ihrer Lage in der Mitte der Hochebene wurde sie dann Hauptstadt des Herzog-
tums Bayern. Fürstengunst lenkte im 19. Jahrhundert die natürlichen Straßen
hierher ab und machte so später die Stadt zum bedeutendsten Eisenbahnknoten-
punkte Süddeutschlands, zum Sammelplatz des französisch-österreichischen, des deutsch-
italienischen Verkehrs über den Brenner und der in die Deutschen und die Tiroler
Alpen Reisenden. Hier siedelte sich die Industrie an (Bierbrauerei, Maschinenbau,
Kunstgewerbe, Erzgießerei, Glasmalerei), hier entstand der Getreidemarkt der
deutschen Alpenländer. Durch seine von kunstsinnigen Königen veranlaßten
prächtigen Bauten und Kunstsammlungen, durch seine Kunstakademie (die erste
154 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schottenland. — b) Mitteleuropa. § 136.
deutsche Malerschule), Universität (die zweite Deutschlands), durch seine Technische
Hochschule und andere Lehranstalten ist München das „Deutsche Athen" oder
„Isar-Athen" geworden, der Mittelpunkt eines eigenartigen, frischen Geisteslebens,
das sich durchaus unabhängig vom Einfluß Berlins erhält.
Ingolstadt, Festung am Donauübergang der Bahnen von Frankfurt und Nürn-
berg (Altmühltal).
c) Landshut an der Isar, in fruchtbarer Umgebung, am natürlichen Schnitt-
Punkt der Straßen, dämm Hauptstadt Niederbayerns und früher Wohnort der
bayrischen Herzoge und Kurfürsten. — Passau, Castra Batava der Römer, am
größten Alpenflusse der Hochfläche und an der Donau reizvoll gelegen, Grenzverkehr.
6) "Regensburg, die Hauptstadt der Oberpfalz, einst CastraReginaber Römer,
dann Freie Reichsstadt und lange Zeit Sitz des Reichstages, liegt für den Verkehr
sehr günstig am nördlichsten Punkte der Donau (49°). Im Mittelalter war es, so-
lange der Handel mit Konstantinopel im Schwünge war, eine der bedeutendsten
deutschen Städte. Von München, Passau, dem südlichen Fichtelgebirge und von
Donauwörth gleichweit entfernt, ist es als Eisenbahnknotenpunkt und als Ausgangs-
Punkt der hier beginnenden Donau-Dampffchiffahrt wieder zur wichtigsten
bayrischen Donaustadt geworden.
In der Mitte der Oberpfalz Amberg, an der Straße Pilsen—Taus—Mrnberg.
Nahe Eisensteinlager haben eine blühende Eisenindustrie hervorgerufen.
2. Das bayrische Maingebiet.
Das Stromgebiet des Mains bis zum Spessart einschließlich ist bayrischer
Besitz und in drei Regierungsbezirke eingeteilt:
a) Oberfranken, b) Mittelfranken, c) Nnterfranken.
a) "Bayreuth am Roten Main ist bekannt durch das Wagnertheater und durch
Baumwollindustrie. Diese Industrie erstreckt sich von hier in den sür den Landbau
wenig ergiebigen, über die natürlichen Grenzen Oberfrankens hinausragenden Saale-
bezirk längs der Eisenbahn nach Sachsen. Hier liegt "Hof an der Saale. — Kulm-
bach, im Hopfenbaugebiet des oberen Mains, hat viele Bierbrauereien. Die alte
Bischofsstadt "Bamberg an der Rednitz, deren Wasser 5 km unterhalb der Stadt
den Main schiffbar macht, ist wichtige Bahngabelung und Ausgangspunkt des Ludwigs-
Kanals. Der rührige Handelsplatz liegt in gartenähnlicher Umgebung und gilt sür
„die ländlichste der Mittelstädte Deutschlands".
b) In dem nur in einzelnen Lagen an Hopfen, Weizen, Tabak ergiebigen, zu 35%
von Kiefernwald bedeckten, aber durch Industrie- und Handelstätigkeit dicht be-
völkerten Mittelfranken liegt auf reizloser Hochfläche ffNürnberg an der Pegnitz.
Es wurde schon im Mittelalter durch die wichtige Verkehrslage, durch die geistige
Tüchtigkeit, den Gewerbebetrieb und das Handelsgeschick seiner Bürger, auch ohne
die fördernde Gunst von Fürsten oder Bischöfen, zum glänzenden Kulturmittelpunkt.
Daher ist es reicher als irgend eine andere deutsche Stadt an Prachtwerken der mittel-
alterlichen Baukunst und der Kunstgewerbe (Germanisches Museum). Auch heute
ist es der wichtigste Verkehrsmittelpunkt zwischen Donau und Main und trotz des
Fehlens von Kohle und starker Wasserkraft die erste Fabrikstadt Bayerns (Maschinen-
bau, Elektrotechnik, Spielwaren, Bleistifte, Bierbrauerei), auch sein bedeutendster
Handelsplatz. Innerhalb der Manern nnd der gewaltigen Tortürme ist Nürnberg
noch eine altertümliche Stadt mit engen, gewundenen Straßen, außerhalb eine
§ 137. C. Süddeutsche BeSenIandschaft. — b) Königreich Württemberg. 155
moberne Jndustriegroßstadt. Der Hopsenmarkt **Fürth, an der Mündung der
Pegnitz, ist durch seine Fabrikanlagen mit Nürnbergs Vororten fast zusammen-
gewachsen. (Erste deutsche Eisenbahn Nürnberg—Fürth 1835.) An der Rednitz die
Universitätsstadt Erlangen, an der Rezat Ansbach, einst Hauptstadt des Fürstentums.
c) Im fruchtbaren, an edlen Weinen reichen unterfränkischen Maintal ge-
langte **Würzburg, die alte Bischofs- und Universitätsstadt, als Mainübergang
der Bahnen, durch Mamfchiffahrt aufwärts und abwärts, Weinhandel, Maschinen-
bau (Druckpressen) wieder zu höherer Bedeutung. Schweinfurt, Farbenfabriken,
Obstmarkt. An der Fränkischen Saale das vielbesuchte Bad Kissingen. —
*Aschaffenburg, am Fuße des mit Buchen und Eichen bestandenen, dünn be-
siedelten Spessarts, treibt Baustein- und Holzhandel.
3. Das bayrische Rheingebiet.
Die in der Ebene wie im Gebirge dicht bevölkerte Vahrische Rheinpfalz
wird durch das 50 km breite hessische Gebiet vom bayrischen Unterfranken
getrennt.
**Ludwigshafen ist durch Anteil an Mannheims Handel und besonders durch
chemische Industrie (Anilin- und Sodafabriken) zur größten Stadt der Bayrischen
Pfalz emporgeblüht und hat die Tabak- und Weinhandel treibende, alte Reichsstadt
Spei er weit überflügelt. — Die Nähe des Saarkohlenbezirks hat mannigfaltige
Gewerbtätigkeit hervorgemfen, so im Straßenknoten ""Kaiserslautern Web-
und Zigarrenindustrie, in "Pirmasens Lederindustrie (Schuhwaren).
§ 137. b) Das Königreich Württemberg
ist der drittgrößte deutsche Staat. Seine Bevölkerung, von der an 70% evan-
gelisch sind, macht den sechsundzwanzigsten Teil der Volkszahl im Deutschen
Reich aus (§ 182). Württemberg besteht aus Neckargebiet und Donau-
gebiet. Jenes bildet für die Verwaltung drei Kreise: 1. den Neckarkreis,
2. den Jagstkreis, 3. den Schwarzwaldkreis, dieses bildet 4. den Donaukreis,
der bis an den Bodensee reicht.
Der Jagstkreis und der Schwarzwaldkreis haben keine größeren Städte.
1. fStuttgart (= Gestütgarten), links vom Neckar, abseits von den natürlichen
Verkehrswegen gelegen, ist durch die Gunst der württembergischen Grafen zur Haupt-
stadt erhoben und hat durch Geschick und Emsigkeit seiner Bewohner alle schwäbischen
Neckarstädte weit überflügelt. Glänzende Landeshauptstadt mit prächtigen Straßen
und schmucken Anlagen, erster Industrie- und Handelsplatz, Hauptsitz des süddeutschen
Buchdruckes und Buchhandels. Technische Hochschule. Pferdemarkt. — Nördlich
Ludwigsburg, das „württembergische Potsdam". — Die Ulmer Straße trifft den
Neckar etwas oberhalb "Eßlingen, das durch Maschinenbau (Lokomotiven) be-
kannt ist. — Nahe dem Steinsalzbezirk das altertümliche "Heilbronn, vielseitiger
Handels- und Fabrikplatz, Eisenbahnkreuzung, Stapelplatz der Neckarschiffahrt.
2. Hall am Kocher weist durch seinen Namen auf den Betrieb von Salz-
werken hin.
3. Eine Reihe mittelalterlicher Städte liegt an und vor den: Rande des
Schwäbischen Jura: Reutlingen, in der Mitte des württembergischen Baumwoll-
industriegebietes, Tübingen, die Universitätsstadt. Wildbad an der Enz gehört
schon zum Schwarzwalde.
156 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 138—139.
4. Friedrichshafen in der Mitte des nördlichen Bodenseeufers und **Ulm
an der dort schiffbar werdenden Donau. Dieser Übergangsort über die Donau,
deren Ufer abwärts versumpft sind, vermittelt den Verkehr von München und Augs--
bürg über den Jura nach dem Neckar, dem Rhein und nach Paris (Orient-Expreßzug-
linie). Wegen der wichtigen Lage ist Ulm Festung.
§ 138. c) Das Großherzogtum Baden,
das seinen Namen von den warmen Quellen des weltberühmten Kurortes
Baden-Baden erhalten hat, besitzt den bei weitem größten Teil der östlichen
Oberrheinischen Tiefebene und ihrer östlichen Umwallung.
Die Bevölkemng übertrifft den Durchschnitt der Volksdichte im Deutschen Reiche.
60% sind katholisch.
Sämtliche bedeutenden Orte liegen zwischen Rhein und Schwarzwald, auch wohl
wie die rebennmkränzte Universitätsstadt **Fmburg im Breisgau in einer an-
mutigen Bucht des Gebirgsrandes, wo Straße und Bahn aus dem Höllental münden
und die zwischen Schwarzwald uud Kaiserstuhl durchgehende Nord-Südstraße treffen.
Das herrliche alte Münster des Erzbischosssitzes erinnert durch seine Bausteine an
den Buntsandstein des Gebirges. Im sandigen Kiefernwald des südlichen Neckar-
berglandes entstand durch Fürstenlanne (1715) in fächerförmiger Anlage fKarlsruhe
(auf dem Parallel von Paris, Regensburg). Die Lage an der westöstlichen Verkehrs-
straße, die hierher geleitete Vereinigung der Straßen und Eisenbahnen, der Anschluß
an die Rheinschiffahrt entwickelten die Residenz zur Jndustriegroßstadt und zu einem
Brennpunkt des Geisteslebens der betriebsamen Bevölkemng (Technische Hochschule),
aber nicht zur größten Stadt des Landes. **Psorzheim, der Hauptsitz der deutschen
Gold- und Silberwarenindustrie, liegt am Bahnübergange nach Stuttgart.
"Heidelberg, in herrlicher Lage am Ende des Neckardurchbruches, überragt von
den Ruinen des zerstörten Schlosses, die von geschichtlichen Erinnerungen nmwobene
einstige Hauptstadt der Pfälzer Kurfürfteu, gilt für eine der schönsten deutschen
Universitätsstädte (Bild 79). "{"Mannheim, hervorragend günstig für den Verkehr
gelegen, am Anfangspunkt der großen Dampfschiffahrt auf dem Rhein und an der
Mündung des weithin aufwärts schiffbaren Neckars, ist der Einsuhrhafeu Süd-
deutschlands und der Schweiz, der umfangreichste Binnenhafen des Deutscheu
Reiches, der dem Hamburger Hafen an Ausdehuung nicht viel nachsteht, der Haupt-
markt für Getreide, Baumwolle, Kaffee und Kohlen und zugleich Ausfuhrplatz der
Hölzer, Steine und Jndustrieerzeuguisse des süddeutschen Landes. Mannheini er-
nährt eine großartige chemische Industrie und einen bedeutenden Maschinenbau in
der näheren und ferneren Umgebung. Die rechtwinklig sich schneidenden Straßen
der Stadt erinnern an die eintönige Schachbrettbauart nordamerikanischer Städte.
Im Hegau ist *Konstanz infolge seiner dreifachen Bahnverbindung mit der
Oberrheinischen Tiefebene und des Dampfschiffs- und Eisenbahnverkehrs mit Ufer-
staaten des Bodensees zur bedeutendsten Stadt am Bodensee erblüht.
§ 139. d) Das Großherzogtum Hessen
gehört durch seinen Hauptteil zu Süddeutschland. Dieser umfaßt das
Gebiet im Odenwald und den nördlichen Teil der Oberrheinischen Tiefebene,
deren Ost- und Westseite durch den Rhein, die Hauptverkehrsader der Ebene
von Mannheim abwärts, verbunden ist.
§ 140. C. Süddeutsche Beckenlandschaft. — c) Baden.—ä)Hessen. —e) Elsaß-Lothringen. 157
Der kleinere Nordteil des Staates, Oberhessen, liegt schon im Mittel-
deutschen Gebirgslande.
Die Volksdichte übertrifft den Durchschnitt im Deutschen Reiche beträchtlich.
Zwei Drittel der Bevölkerung sind evangelisch.
An der Bergstraße liegt **Dannstadt, ein Jndustrieort mit Technischer Hochschule.
Die erste Industriestadt des Landes (Leder- und seine Metallwaren) ist **Otten-
bach am Main. — **Mainz, die das Rhein- und Maintal beherrschende Festung,
einst Mogontiäcum, gegenüber der alten Feste Kastel (Castellum), im Mittelalter
das „goldene Mainz" und Sitz des Erzbischoss und Kursürst-Erzkauzlers, wurde Stapel-
platz für Wein, Obst, Getreide und Kohlen und die erste Handelsstadt Hessens. —
*Worms, die einst mächtige Reichsstadt, ist ehrwürdig durch Sage und Geschichte.
Der südliche Teil der Provinz Oberhessen gehört noch zur Rheinebene. Die
hessische Universitätsstadt Gießen liegt an der Lahn.
§ 140. e) Das Reichsland Elsaß-Lothringen
besteht aus einem größeren Teile der westlichen Oberrheinischen Tiefebene
(Bild 80) und ihren westlichen Randgebirgen, dem Elsaß 1f und einem kleineren
Teile im Lothringischen Stufenland, Lothringen.
Beide Landschaften sind 1871 von Frankreich zurückgewonnen. Lothringen, das
infolge des vielgewundenen, für den Verkehr ungünstigen Laufes der Mosel für
Deutschland ein abgelegenes Gebiet war, wurde durch Eisenbahnbauten und deutsche
Judustrieuntemehmungen innig mit dem Deutschen Reiche verknüpft. Die loth-
ringische Bevölkerung ist meist fränkischen Stammes. Im Grenzstreifen wohnen
etwa 200000 Französisch Redende. Drei Viertel der Bevölkerung (die Eingeborenen)
sind katholisch.
1. Bezirk Unterelsaß. Wo die Pariser Straße über die Stiege von Zabem
und die Ulmer Straße vom Kinzigtal her die Jll treffen und die burgundische Straße
nach Mainz kreuzen, erblühte die Universitätsstadt fStraßburg, die „wunderschöne
Stadt" (Münster), schon in früher Zeit durch Handel und Verkehr. Die seit alters
stark befestigte Straßenkreuzung hat erhöhte Bedeutung erlangt durch die Eisen-
bahnen (Pariser Orient-Expreßlmie, Hamburg—Marseille, Köln—Gotthard—Italien)
und durch die Kanalverbindungen. So ist Straßbnrg zum Handelsmittelpunkt der
südlichen Oberrheinischen Tiefebene und auch ein wichtiger Jndustrieort geworden.
Es hat seine Nebenbuhlerin auf der rechten Rheinseite, fKarlsruhe, überflügelt und
ist zur größten Stadt der linken oberrheinischen Seite erwachsen.
2. Bezirk Oberelsaß. Die Bezirkshauptstadt *KoImar, ein Hopfen- und Wein-
Handelsplatz, liegt am Anfang des größten deutschen Baumwollindustriebezirks. Dessen
Hauptort ist **Mülhauseu (Kattundruckerei) an der Burgundischen Pforte und der
Verzweigung des Rhein—Rhöne-Kanals.
3. Bezirk Lothringen. Die Bezirkshauptstadt **Metz, an der Mosel und an
der alten deutschen Straße nach Paris (Schlachten 1870), ist die stärkste deutsche
Grenzfestnng. Im W der Mosel zieht weit nach Luxemburg ein Eisenerzgebiet mit
zahlreichen Hütten, Gießereien und Walzwerken. An der Saar liegt ein Steinkohlen-
revier. Dadurch wurden Industrien und eine starke Volksdichte hervorgerufen.
1 D. i. althochdeutsch ali-sat = fremder Sitz, Wohnsitz, wohl von den Alemannen ge-
nannt, die im 4. Jahrhundert das linksrheinische Römerland eroberten.
158 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 141—142.
D. Mitteldeutsches Gebirgsland.
§ 141. Das Mitteldeutsche Gebirgsland dehnt sich von der Sambre
und Maas bis zur Weichsel. Es ist ein Gebirgsgürtel, der nur an zwei
Stellen durchschnitten wird:
1. im W vom Durchbruchstal des Rheines, der sämtliche nach N
abfließende Gewässer Süddeutschlands sammelt,
2. vom Durchbruchstal der Elbe, die durch Vereinigung aller Gewässer
des Böhmischen Beckens gebildet wird.
Das Mitteldeutsche Gebirgsland lagert im W mehr in breiten Massen, im
0 ist es schmaler, aber höher. Es hat sehr verwickelten Bau, sehr verfchie-
dene Formen und Höhen. Auch die westöstliche Gesamtrichtung wird
durch mehrfache Knicke unterbrochen. So ist es reich gegliedert und durch den
Wechsel von Gebirge, Ebene und Hügelland belebt.
JmN wächst das Bergland großenteils ohne scharfe Grenzen aus dem Nord-
deutschen Tieflande heraus. Es ist hier meist Hügelland, nur der Harz erhebt
sich zu beträchtlicher Höhe. Tieflandsbuchten schneiden hier in das
Bergland ein, und erst weiter im 8 steigt ein Wall von Gebirgen auf. Dieser
wird oft die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle genannt. Ihr Südrand bildet
die natürliche Grenze von Norddeutschland und Süddeutschland.
Das gebirgige Land bietet durch feilte reine, kräftige Luft den Bewohnern
der Ebene in der Sommerzeit Erholung und Stärkung, es liefert viel Nutz-
holz und Bausteine für das mit anstehendem Felsgestein nur äußerst spärlich
bedachte Norddeutsche Flachland und birgt an vielen Stellen wertvolle Boden-
schätze, von denen die am Nordrand weithin auftretenden Stein- und
Braunkohlenfelder am wichtigsten sind.
Da nun infolge der reichlichen Niederschläge auch starke Wassermengen,
ferner die Ernteüberschüsse der fruchtbaren Ackerfluren an und vor dem Nord-
fuße des Gebirgsgürtels den Bewohnern sich darboten, so entwickelte sich am
Nordrand eine äußerst rührige und vielseitige Industrie und ein Gürtel
der größten Volksdichte, die im Ruhrtal und im Königreich Sachsen
ihre Höhepunkte erreicht. Dünner bevölkert sind nur die ärmeren inneren
Teile des Rheinischen Schiefergebirges, das Hessische Schollenland und Teile
des Weserberglandes.
1. Rheinisches Schiefergebirge.
§ 142. Das Gebirge hat die Gestalt eines unregelmäßigen Trapezes,
dessen parallele Ränder von WSW nach NNO verlaufen. Von NW her
schneidet die dreieckige Kölner Tieflandsbucht ein. Im W reicht es an der
Sambre entlang weit über die Maas und bis an die Saar, im 8 bis
an die Nahe und den Rheingau, im 0 bis an die Linie Frankfurt—
§ 142. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 1. Rheinisches Schiefergebirge. 159
Eggegebirge/im N bis an die Tiefebene. Die Hochflüche macht nur
von den Rändem und Flußtälern aus den Eindruck eines Gebirges (Bild 82).
Siehst im Durchschnitt 500 m hoch und erreicht nirgends mehr als 900 m.
Das Gebirge stellt nur den übriggebliebenen Sockel eines alten Gebirges dar,
das verwittert, abgetragen und zu einer flachgewellten, von 80 nach NW geneigten
Hochfläche erniedrigt ist. So besteht das Rumpfgebirge heute fast nur aus sehr
alten Schichtgesteinen, besonders aus Tonschiefem (§ 233), die ihm den Namen
gegeben haben.
Diese alten Schichten sind in ostnordöstlicher Streichrichtung in steile Falten
zusammengepreßt (s. den Hnnsrück und südlichen Taunus!). Aber diese Faltung
ist aus der Form der heutigen Oberfläche nicht zu erkennen, denn Ver-
Witterung und Abtragung haben alle steileren Bergformen abgehobelt und nur
einzelne Bänke von älterem Gestein übriggelassen, die als langgezogene
Rücken über das weichere, stärker abgetragene Schiefergestein emporragen. Auch
Durchbruchgesteiue sind in den Bruchlinien des Gebirges an verschiedenen Stellen
und in größerer Anzahl emporgequollen und haben höhere Kuppen aus die Hoch-
fläche aufgesetzt.
Die alten Gesteine tauchten vorübergehend unter die Wasseroberfläche und wurden
durch jüngere Ablagerungen überdeckt. Aber nur an wenigen beckenartigen
Stellen oder in Einbruchskesseln sind Schollen von Buntsandstein, Braun-
kohlen führende Binnenseeablagerungen und andere jüngere Gesteine vor der Ab-
tragung bewahrt geblieben (s. die geologische Karte im Atlas!). Die Abtragung trat
ein, als sich das Gebirge in junger Erdzeit von neuem hob.
26. Durchschnitt durch das Ruhrkohleugebiet (nach v. Dechen).
1. Horst-Recklinghausener Mulde, II. Essener Mulde. III. Bochumer Mulde, IV. Wittener Mulde. 1. Devon.
2. Flözleeres unteres Kohlengebirge. 3. Produktives Kohlengebirge (Flözzüge punktiert und gestrichelt). 4. Kreide.
Am ganzen Nordrand (Fig. 26) und an der Südseite bildete sich ein
Steinkohlengebirge mit ergiebigen Kohlenfeldern. Diese reichen im N zwar
weit in das Tiefland hinaus, sind jedoch in die Faltung und Störung der Schichten
des Schiefergebirges mit hineingezogen. Im Niederrheinischen Gebirgslande liegen
sie in beträchtlicher Tiese, verhüllt unter den jüngeren Schwemmlandbildungen.
Die Eintönigkeit der wellenförmigen Hochfläche ist unterbrochen: 1. durch
Scholleneinbrüche (die Kölner Tieflandsbucht, die von Trias- und Jura-
gesteiuen (§ 235, Fig. 59) wieder ausgefüllte Trierer Bucht*, das Neu-
wieder Becken), 2. durch die zahlreichen, teils kühngeformten Vulkan-
kuppen, 3. besonders durch die Taleinschnitte, durch die das Gebirge in
einzelne Teile gegliedert wird.
Das enge Durchbruchstal des Rheines von Bingen (79 in) bis Bonn
(50 m) teilt das Gebirge in einen östlichen und einen westlichen
1 Die Zeugen des alten Flußlaufes finden sich an den Uferbergen hoch über den
letzlgen FluMegel emporgehoben. Dazu gehören besonders die aufgeschütteten Terrassen
nnt Rhembeseln.
160 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 143.
Flügel, die Talfurchen seiner Nebenflüsse (Lahn, Sieg, Ruhr rechts,
Mosel und Ahr links) zerlegen die beiden Flügel weiter in Unter-
abteilnngen.
Der Rhein, die Mosel und die Maas strömten einst von 8, die Lahn und die
Sieg von 0 über das Schiefergebirge hin. Ms dieses sich dann langsam hob, schnitten
die Flüsse unter Benutzung von Einsenkungen und Einbruchsbecken enge, felsige viel--
gewundene Täler ein (Bild 81, 82) und behielten die alte Richtung bei. Der Rhein
grub sich sein Bett^ an der schmälsten Stelle des Gebirges durch das Neuwieder Becken
zur Kölner Tieflandsbucht und bildete so die einzige Verkehrspforte „in der breiten
Schranke, die das Schiefergebirge im westlichen Deutschland aufrichtet".
Der Rhein vermochte die härtere Gesteinsschwelle bei Bingen noch nicht zu durch-
sägen, und so hat menschliche Kunst am sagenumwobenen Mäuseturm durch
Sprengungen eine Fahrstraße für die Schiffe schaffen müssen.
Von den jäh aufragenden Talwänden des Rheindurchbruches grüßen malerische
Ruinen und Schlösser herab, und die massigen, runden Wachttürme der zahlreichen,
im Mittelalter blüheuden Städte und Städtchen wechseln in fast ununterbrochener
Folge ab mit den schlanken Turmpyramiden der Kirchen. Kühngeformte Felsen
wie die Lnrlei üben noch heute ihre in Sage und Dichtung gefeierte Zauberkraft.
Die einzelnen Teile.
§ 143. Auf der rechten Rheinseite:
a) Zwischen Main und Lahn der waldreiche Taunus, die „Höhe".
Am Südostrande liegt der höchste Gipsel des Schiefergebirges, der Große Feld-
berg (fast 900 m). Gegenüber Bingen und der Nahemündung trägt der steil empor-
ragende Niederwald unser Nationaldenkmal. Zahlreiche Mineralquelleu machen
den Taunus zur bäderreichsten Landschaft Deutschlands.
b) Zwischen Lahn und Sieg der Westerwald, ein an Wald und Eisenerzen
reiches Hochland. An seinem Nordwestende hat eine Gruppe dichtgedrängter
vulkanischer Kegelberge das malerische Siebengebirge aufgebaut.
c) Nördlich von der Sieg das Saucrland^, reich an Steinkohlen im West-
liehen Gebiete der Rnhr, im Bergischen Lande noch ergiebig an Eisen.
Darum ist es sehr dicht bevölkert, abgesehen vom waldigen 0, einer quellen-
reichen, wasserscheidenden Bodenanschwellung, mit dem Ederkops im 3 und dem
Kahlen Astenberg im N.
Nördlich von der Ruhr zieht sich ein waldarmer Rücken hin, Haar oder
Haarstrang genannt, der allmählich zur Münsterländischen Tieflandsbucht sich
neigt. Er bildet ein niedriges Vorland des Sauerlandes und besitzt in seinen
westlichen Ausläufern unsere z. Zt. wichtigsten Steinkohlenfelder, während
die Eisenerze ziemlich abgebaut sind.
Auf der linken Rheinseite:
ä) Zwischen Nahe, Saar, Mosel und Rhein der an Waldreichtum und
im Klima dem Taunus ähnliche Hunsriick, d. i. Hünenrücken.
1 Hier verengt der Rhein sein Bett auf 165 m und vertieft es darum bis zu 30 m.
- Niederdeutsch Söderland, d.i. Südland, nämlich von Westfalen.
§ 143-145. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 1. Rheinisches Schiefergebirge. 161
e) Zwischen der Mosel, die dem Rhein bei Koblenz zuströmt, dem
Rhein, der Maas und der Sambre dehnt sich der unwirtlichste Teil der
Hochfläche aus. Der 0 gehört zum Deutschen Reiche, während der NW
belgisch, der SW französisch ist.
Die Ardennen, der belgisch-französische Teil, sind ein waldreiches
Hochland, 200—300m hoch, reich an Steinkohlen, Eisen, Blei und
Zinkerzen. Ihr nördliches Vorland entspricht dem Haarstrang.
Der deutsche Teil heißt Eisel (Bild 83). Nach W wird die Hochfläche
niedriger uud das Klima weniger rauh. Ähnlich wie auf dem Westerwalde
beherrschmi hier heute Kartoffeläcker, Moor uud Wälder (Eichenschälwald)
dieses „Land der armen Leute".
Die Eifel weist neben vielen erloschenen Vulkanen zahlreiche trichterförmige
Vertiefungen auf, die oft Seen, Maare, enthalten. Diese rundlichen Becken ent-
standen durch vulkanische Explosionen. Das größte Maar ist der Laacher See
bei Andernach, eine Perle landschaftlicher Schönheit. Die einstige vulkanische Tätig-
keit hat dem Lande viele Mineralquellen beschert^.
f) Im NW, abgegrenzt vom Oberlauf der zur Maas fließenden Roer
(Ruhr), liegt das Hohe Venn2, eine teilweise bewaldete, vertorste Hochebene.
Im niedrigen Vorlande des Hohen Venn werden Erze und Stein-
kohlen gewonnen wie im Vorlande der Ardennen.
Dadurch ist hier eine blühende Industrie hervorgerufen (Metallfabriken, Woll-
und Baumwollspinnereien, Papierfabriken). Dem Siebengebirge gegenüber zieht
sich auf der linken Rheinseite eine lange Hügelreihe nach NW hin, die reich an
Braunkohlen ist („Tagbau", Brikettpressen).
§ 144. Das Klima zeigt große Gegensätze. Die Hochflächen des Schiefergebirges
sind, besonders im NW, rauhen Winden preisgegeben und unwirtlich. Die Nieder-
schlagshöhe (s. die Regenkarte im Atlas!) steigt unter dem Einfluß des nahen Ozeans
im Venn und im Bergischen Lande über 120 cm, während sie in den tieferen Lagen
weit geringer ist. Die größeren Niederschläge an der Nordwestseite erzeugen gute
Weiden („Butterland") und liefern der Industrie Betriebswasser (Talsperren, Bild 83).
Auch haben sie ausgedehnte Moore auf der Eifel und dem Hohen Venn gebildet.
Die günstige Temperatur von 9—10° Jahresmittel im Tale des Rheines und der
Mosel, die gegen die rauhen Winde geschützte Lage, die Talrichtung uach W und
SW bringen hier milde Winter uud machen den Landbau ergiebig. Auf den dunklen
Schieferterrassen der Rhein- und Moselufer gedeiht edelster Wein.
§ 145. Die Bewohner. Dem Stamme nach find die Bewohner des
Schiefergebirges überwiegend mitteldeutsche Franken, nur im Ruhrtal auf-
wärts bis zum Kahlen Asten niederdeutsche Westfalen. Bei Aachen wohnt
noch eine Anzahl Französisch sprechender Wallonen.
1 Unweit Andernach befindet sich im Rheintal der Namedy-Sprudel. Hier werden
m Zwischenräumen von etwa 4 Stunden in 2 bis 3 Minuten gegen 40000 I warmes
kohlensäurereiches Wasser etwa 50 in hoch herausgeschleudert. Der Sprudel gewährt
also denselben Anblick wie ein Geiser, nur daß beim Geiser der Wasserdampf, hier die
Kohlensäure die Ursache der Erscheinung ist. — 2 D. i. Hohes Moor. Sprich „fenn".
E. von Seh dlitz, Geographie B. Nbtg.
162 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 145—146.
Die Volksdichte auf der Hochfläche, besonders auf der Eifel, ist weit ge-
ringer als die im Rhein- und unteren Lahntal. Im S lebt die Bevölkerung
in den Tälern (Bild 81, 82) größtenteils vom Weinbau, im X vom Bergbau
(Kohlen und Eisen), wie von Industrie uud Handel.
Der größere Verkehr bewegt sich ausschließlich in den Tälern und
auf den Gebirgsrandstraßen. Die wichtigsten Kreuzungspunkte des
Verkehrs sind Koblenz, Lüttich und Namur. Die nördliche Gebirgsrand-
straße schneidet die Rheinstraße erst im Tieflande bei Köln und macht die Stadt
zum wichtigsten Sammelplatz aller Verkehrswege in Mitteleuropa.
Tie Gunst der Natur hat die arbeitsamen und unternehmungslustigen Rhein-
lcinder mit fröhlichem Sinn und Humor ausgestattet. Dadurch erhält das „rheinische
Leben", das in der Weinlese und Karnevalszeit sich besonders lebendig zeigt, sein
eigentümliches Gepräge in den dicht bevölkerten und wohlhabenden Tälern.
staatlich gehört das gauze Gebiet außer dem kleinen oldenburgischen
Fürstentum Birkenfeld (im Tale der oberen Nahe) zu Preußen, und zwar
a) zur Rheinprovinz, b) zu Westfalen und c) zu Hessen-Nassau.
2. Hessisches Gebirgsland.
§ 146. Diese Landschaft ist das unregelmäßigste Gebilde unter
den deutscheu Mittelgebirgen. Sie umfaßt die kleinen, vielfach ge-
gliederten, aber nicht hohen und nach X immer niedriger werdenden Boden-
erhebnngen zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und Thü-
ringen: das Flußgebiet der Werra und Fulda.
Das Bergland ist der nördlichste Teil des großen Triasgebirges.
Die alten Gesteine liegen hier unter einer mächtigen Platte von Buntsand-
steinmassen begraben. Diese beherrschen mit ihrer dunkelroten Farbe, den ab-
gerundeten Tafelbergformen, ihren lieblichen Flußtälern, ben vorwiegenden Laub-
wäldern das Landschaftsbild. Der Ackerboden ist minderwertig. Die jüngeren
Ablagerungen sind größtenteils abgetragen. Die hessische Scholle ist durch Sen-
knngen in viele Tafeln zerstückelt, und aus den Bruchspalten haben sich Durch-
bruchgesteiue ergosseu (Fig. 59, 61—64), die zahlreiche Kuppen und Decken
gebildet habeu.
Die Haupteinbrüche der Schollen bilden drei gesonderte Senkungsfelder:
im 0 die Werra-Senke, in der Mitte das Tal der Kinzig und der Fulda, im
W die Hessische Senke, die sich als Fortsetzung des Rheingrabens durch die
Wetterau nach Kassel hinzieht. Teilweise ist sie von jüngeren Gesteinen überdeckt.
Durch die ausgedehnte Tätigkeit der Flüsse ist die Oberfläche Hessens reich
modelliert.
Werra und Fulda entwässern nach N, die Lahn westlich zum Rhein,
Nidda uut) Kiuzig zum Main. Infolge des gewundenen Laufes der Flüsse
benutzen die großen Verkehrswege die Flußtäler nur auf kürzere Strecken.
Die beiden Senken öffnen das Hessische Bergland in nordsüdlicher Richtung.
Das Doppelknie der Werra erschließt die Pforte nach Thüringen. So bildet
Hessen ein wichtiges Durchgangsland für den Berkehr besonders vom Ober-
rhein nach N und 0. Nur nach W zum Rhein ist die Verbindung schwierig.
§ 146-149. D. Mitteldeutsches Gebirgsland.— 2. Hessisches, — 3. Weser-Bergland. 163
Über der Buntsandsteintafel der Rhön, besonders in der Mitte, in der „Hohen
Rhön" (Bild 85), haben sich zahlreiche vulkanische Kuppen und Kegel aufgebaut
(Wasserkuppe, 950 in). Sie bieten ein kleineres Abbild der französischen Land-
schaft Anvergne (Bild 65), indes ist unsere deutsche Vulkanlandschaft mit einem
rauheren Klima bedacht, das nur Kartoffeln, Hafer und spärlichen Roggen gedeihen
läßt. In der Hohen Rhön sind die Berge größtenteils entwaldet und mit Wiesen
und Weiden (Viehzucht!) bedeckt.
Zwischen der mittleren und westlichen Senke hat sich über die jüngere Gesteins-
tafel die größte Basaltmaffe des Deutschen Reiches ergossen, der Bogelsberg (770 m).
Er ist ein flacher Kegel von 50 km Durchmesser (Fig. 62, S. 276) mit regelmäßigen,
radial verlausenden Tälern.
Ten spitzen Winkel zwischen Werra und Fulda füllt das dritte bedeutendere
Gebirge Hessens aus, das in der breiten, einem Tafelberg ähnlichen Basaltdecke
(Fig. 63, S. 277) des Hohen Meißners (750 m) gipfelt.
1 T I Basalt
27. Durchschnitt durch Hessen. 12V2fach überhöht.
§ 147. Weil Hessen gegen die nördlichen Winde ungeschützt und im 3 hochgelegen
ist, so ist sein Klima rauh. Dazu besitzt das den Ackerbau nicht besonders lohnende
Land wenig Bodenschätze.
§ 148. Die Bewohner. Das Land wird bewohnt von den mitteldeutschen
Hessen, dem oberfränkischen Stamme, der allein von allen fränkischen Stämmen
sich nnvermischt erhalten hat. Die Hessen gehören mit Ausnahme des Rhöngebietes
der evangelischen Kirche an. Ihre Beschäftigung besteht überwiegend in Ackerbau,
im Vogelsberg und in der Rhön besonders in Viehzucht. Nur vereinzelt finden
sich große Industriebetriebe, darum ist die Anzahl der mittelgroßen Städte sehr gering.
Politisch gehören der Vogelsberg, das Gebiet westlich davon bis zum Lahnknie
bei Gießen und das Niddatal zun: Großherzogtum Hessen. Der Rest bildet die
preußische Provinz Hessen-Nassau und einen Teil des Fürstentums Waldeck.
3. Weserbergland.
§ 149. Das Weserbergland umfaßt das Gebiet zwischen dem
Hessischen Bergland und der Norddeutschen Tiefebene, zwischen
dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Harz.
Die alten Schichtgesteine des Rheinischen Schiefergebirges sind hier in einer
Breite von 100 km tief abgesunken und von den verschiedensten Gesteinsbildungen
späterer Erdzeiten, besonders Sandsteinen, Kalken, Mergeln der Trias- und Jurazeit
(§ 233), überdeckt. Diese lagern in bunter Abwechslung, da hier außerordentlich
viele Senkungen und Einbrüche erfolgten, die eine Menge kleiner Berg- und Hügel-
züge erzeugten.
Durchbrnchgesteine haben im Südteile zahlreiche Kuppen und Becken gebildet.
11*
164 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 149—152.
Die in stark gewundenem Bette fließenden Gewässer (Bild 86), be-
sonders die Weser und ihre Nebenflüsse, haben durch Auswaschung und
Abtragung die Oberfläche noch wirrer gestaltet. Nur die Leine fließt uord-
wärts in dem schmalen Grabenbruche, der die Fortsetzung der Werra-Senke
ist und die große Verkehrsstraße Hamburg—Frankfurt aufnimmt.
Die wichtigeren Teile des Weserberglaudes sind von 8 nach N:
Auf dem rechten Ufer der Solling, eine bnchengefchmückte, an Basalt-
kuppen reiche Buntsandsteinscholle, und der Deister, eine kaum gegliederte,
Steinkohlen führende Falte aus Jurakalken.
Auf dem linken Ufer: a) das Eggegebirge, eine dürftige Kalkhoch-
fläche zwischen der Diemel und der Quelle der Lippe.
b) der Teutoburger Wald, von den Bewohnern der „Wald" genannt.
Seine 100 km lange Kette ist nur der ausgewulstete und steil gefaltete Rand
der Münsterländischen Tieflandsbucht. Er steigt im 30 über 450 in an.
Lippe, Ems und Hase entwässern ihn.
Links uud rechts der Weser zieht sich die Weserkette hiu.
Sie streicht wie der Teutoburger Wald nach NW, wird von der Weser in der Porta
Westfalika durchbrochen und endet im Knie der Hase.
Der Süntel fällt steil und teilweise wild verwittert nach der Weser ab.
§ 139. Die Täler und Niederungen zwischen den waldigen Bergen haben guten
Ackerboden und liesern reichen Ertrag auch au Zuckerrüben, denen das güustige,
ausreichend feuchte Klima besonders zusagt. An Bodenschätzen werden Bau-
und Pflastersteine, Kohlen, Eisenerze und Salze gewonnen.
§ 151. Die Bewohner. Das Weserbergland bewohnen Niederdeutsch redende
Niedersachsen, die im W den alten Teilnamen Westfalen führen. Harte Arbeit
hat sie zu emster Lebensauffassung und großer Zähigkeit erzogen. Sie sind ganz
überwiegend evangelisch. Ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau, aber auch die In-
dustrie ist beträchtlich, Weberei und Eisenindustrie im NW.
Die größereu Städte sind an den Hauptstraßen entstanden. Am
Weserbergland haben folgende Staaten teil: das Königreich Preußen, das
Herzogtum Braunschweig, die Fürstentümer Lippe-Detmold, Schaumburg-
Lippe und Wal deck.
4. Harz.
§ 152. Östlich vom Weserberglande treten die alten, steil zusammen-
gepreßteu Schichten des Rheinischen Schiefergebirges noch einmal auf iu der
großen Scholle des Harzes. Die gleichen Schiefer, Granwacken und Quarz-
gesteine (Fig. 29, S. 168), gleiche Streichrichtung der Falten nach NO finden
sich iu ihm, dazu ein stark abgetragener Rumpf eines alten Gebirges, aus
dem harte Granitmassen in Form plumper Buckel hervorragen (Bild 87).
Diese sind überstreut mit zahlreichen Blöcken und Klippen (Fig. 68, S. 282),
die eine landschaftliche Eigenart des Harzes bilden, ganz besonders seiner
höchsten Erhebung, des Brockens (1142in, Fig. 28).
§ 152—154. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 4. Harz. — 5. Thüringen. 165
Die Harzscholle trägt das Gepräge einer Hochfläche mit sanft gerundeten
Bergformen und malerischen Tälern, die besonders an der Nordseite tief
eingeschnitten sind (Bild 87). Ein breiter, vom Brocken nach W verlausender Rücken
aus Quarzgestein teilt sie in den stark entwaldeten (Laubholz), großenteils schon
Feldbau treibenden Unterharz im 30 und den mit dichten Fichtenwäldern be-
kleideten Oberharz im NW.
Der schroffe Anstieg des „wie eine hohe Insel seine Umgebung überragenden
Gebirges" aus dem Hügellande, der beherrschende Eindruck des am weitesten ins
Norddeutsche Flachland vorspringenden Brockens, das regenreiche (Brocken 170 cm),
im Winter sehr rauhe Klima mit seinen häufigen Nebeln^, die hinausströmendeu
Gebirgswafser steigern den mächtigen Eindruck des an sich gar nicht so hohen Gebirges.
Der Harz birgt reiche Erzgänge, vorwiegend Blei- und Kupfer-, im Unterharz
auch Eisenerze. Diese sind durch den Jahrhunderte alten Bergbau aber schon stark
abgebaut und müssen jetzt aus sehr großen Tiefen heraufgeholt werden. Das Vor-
land im 30, das Mansfelder Hügelland, fördert zwei Drittel der Kupferausbeute
des Deutschen Reiches.
Der Harz wird zur Weser durch die Oker, zur Elbe durch Zuflüsse der
Saale, besonders durch die sagenumsponnene Bode entwässert.
§ 153. Die Bewohner. Niedersachsen wohnen im nördlichen Teil des Harzes,
südlich vom Bodetal mitteldeutsche Thüringer.
Die durchweg evangelische Bevölkerung ist genügsam und frohherzig2. Außer
Erzbergbau betreibt mau Waldarbeit, Viehzucht und im Unterharz auch Acker-
bau. Dazu blüht die Fremdenindustrie.
Am Harz haben außer den preußischen Provinzen Hannover und Sachsen
die Herzogtümer Braunschweig und Anhalt Anteil.
Der Harz wird vom großen Durchgangsverkehr umgangen. Seine Siedlungen
sind Dörfer und malerische, meist langgestreckte Städtchen. Nur Goslar, die im
Mittelalter (Kaiserhaus) blühende Harzrandstadt, hat durch gute Bahnverbindung
einen größeren Aufschwung genommen. ^Eisleben ans der hügeligen Mansfelder
Platte verdankt sein Wachstum den nahen Brauukohlenlagern und silberhaltigen
Kupfererzen.
5. Thüringen.
§ 154. Das Thüringer Becken wird durch den Harz von Norddeutschland
und durch das Thüringer Gebirgsland von Süddeutschland geschieden.
a) Das Thüringer Becken zeigt vom Harz gesehen das Bild einer Hoch-
fläche mit breiten, in der Längsrichtung des Harzes aufgesetzten
Bergzügen (Fig. 28, 29).
Es ist ein großes, muldenartiges Senkungsfeld, in dem die alten Gesteine
von Triasbildungen (Fig. 59, S. 274) überlagert sind. Den Außenrand der Mulde
bildet der meist waldgeschmückte Buntsandstein. Daran schließt sich ein innerer
1 Diese haben eine reiche Sagenbildung gefördert. Der Brocken als „Blocksberg"
gibt den Schauplatz der Walpurgisnacht ab, die Roßtrappe, der Hexentanzplatz und viele
andere Platze sind von Sage und Dichtung umwoben.
- ■■J-Paxfx Spruch: „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz, Gott schenke uus allen eiu
fröhliches Herz." ;
166 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland, — d) Mitteleuropa. §154.
Gürtel aus wasserarmem, doch Ackerbau erlaubendem Muschelkalk. Dieser um-
schlingt fruchtbare Keuperbilduugen (Fig. 29, S. 168). Im 0 ist Thüringen
großenteils mit Löß bedeckt.
Der Muschelkalkgürtel bildet das ärmliche Eichsfeld (500m), die
Hainleite und die Finne. Zwischen der Hainleite und dem Harz liegt in
einer Furche des Buntsandsteins das fruchtbare Schwemmland der Goldenen
Aue, das die große Verkehrsstraße voll Köln und Westfalen nach Halle und
Leipzig durchzieht. Aus ihr ragt der sagenberühmte, mit dem herrlichen
Kaiserdenkmal gekrönte Horst des Kisfhäusers weithin sichtbar empor (465 in).
Die Saale und deren Nebenflüsse Unstrut und Ilm haben in die
Schichtentafeln ihre teils von Weingärten umrankten Täler eingeschnitten.
Darum macht das Land von weitem gesehen den Eindruck einer Hochebene.
Der Lauf der Flüsse zeigt eine Senkung des Thüringer Beckens
nach 0. Dort fehlt ein Gebirgsabschluß gegen die Tieflandsbucht.
28. Durchschnitt Brocken—Beerberg. 121/2 fach überhöht.
b) Das Thüringer Gebirgsland gleicht einer Halbinsel, die vom Fichtel-
gebirge nach NW sich erstreckt. Man nennt den NW Thüringer Wald,
den 80 Frankenwald.
Dieses Gebirgsland ist ein langgestreckter, sich nach NW verschmälernder
Horst aus älteren Gesteinen, der beim Absinken des nördlichen und südlichen Landes
stehen blieb. Seine einstige Triasdecke verschwand durch Abtragung, und so traten
die älteren Gesteine zutage (Fig. 29 uud geologische Karte im Atlas!).
1. Der Thüringer Wald ist durch den geringen Abstand der Randbrüche
im S und N zu einem schmalen, nordwestlich gerichteten Kamme ge-
worden. Er besteht vorzugsweise aus altem roten Sandstein und Porphyr
(Fig. 29). Die höchste Erhebung, der Beerberg, erreicht fast 1000in. Für
die Aussicht nach W liegt der ein wenig niedrigere Jnfelsberg günstiger
(Bild 88).
Tie mit herrlichen Wäldern geschmückten Täler machen das Gebirge zu eiuer
Perle landschaftlicher Schönheit. In die Täler hinab ziehen sich saftige Wiesen
und freundliche Dörfer.
Die südwestlich fließenden Gewässer nimmt die Werra auf, die nordöst-
lichen die Unstrut.
Längs des Kammes läuft der Rennsteigs, ein alter Grenzweg, später ein
Verkehrsweg. Über den Kamm führen zahlreiche Straßen und Wanderwege, und
beim Beerberg ist er für die Bahnlinie Berlin—Würzburg durchtunnelt.
1 D. i. Ramsteg = Grenzsteg. Er ist fast überall fahrbar und 170 km lang.
§ 154—156.
P. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 5. Thüringen.
167
2. Der Frankenwald ist die südöstliche Verbreiterung des Thüringer
Waldes, die im 80 mit dem Fichtelgebirge verwächst.
Seme stark abgetragenen, steil gefalteten Schiefer bilden eine nach NO geneigte
Platte, die der alten Heerstraße (1806 Saalfeld, Jena), jetzt der Saaletalbahn, einen
bequemen Anstieg bietet, während der Abfall zum Maingebiete steil ist.
Die Saale und ihre Zuflüsse haben gewundene Felsentäler von malerischer
Schönheit, ähnlich wie im Rheinischen Schiefergebirge, eingeschnitten.
3. Das Fichtelgebirge ist eine Hochfläche aus altem Schiefer, über
deren Rändern flach gewölbte Granitmassen aufgelagert sind.
Seine Hufeisenform ist dadurch entstanden, daß Scholleneinbrüche teils in
der Richtung des Erzgebirges, teils in der des Böhmer Waldes erfolgten. Der sanfte
Anstieg des im Schneeberg 1000 m etwas übersteigenden Gebirges bot dem Bau
von Eisenbahnen keine Schwierigkeiten.
' 7 r IDerort, 1 I 1 Basalt {HHZ^Porphyr | »■**».! ffrcniP
29. Durchschnitt Elbe—Nürnberg (11° 0).
Feuchte, teils vermoorte Wiesengründe speisen die nach den vier Himmels-
richtnngen entströmenden Flüsse: Main, Saale, Eger und Nab.
Das Thüringer Gebirgsland ist wie der Harz infolge seiner Lage und Erhebung
reich mit Niederschlägen bedacht, sein Klima aber ist milder.
§ 155. Die Bewohner. Die Bevölkerung besteht aus den mitteldeutschen
Thüringern und im 8 aus Franken. Sie ist, abgesehen vom Eichsfeld und einem
Teile der Erfurter Gegend, evangelisch.
Für den Handel liegen in dem Hauptdurchgangslande des Verkehrs von NO
nach SW die Absatzverhältnisse sehr günstig. Die Bewohner leben jedoch wie die
Hessen meist vom Ackerbau, viele aber auch von Industrie. Deshalb gibt es in
Thüringen mehr Städte als in Hessen.
^ Eisenerze begünstigen mannigfache Eisenindustrie (Suhl, Schmalkalden).
Der Waldreichtum hat Holzverarbeitung (Spielwaren um Sonneberg), das
Schiefergestein die Herstellung von Schreibtafeln, Griffeln und Dachschiefer
hervorgerufen. Quarzlager werden von Glasbläsereien, Kaolinfelder von
Porzellanfabriken und Tonlager von Töpfereien ausgenutzt. Im armen
östlichen Frankenwald ist die Baumwollweberei verbreitet. Die Reize der
lieblichen Landschaft und die Erinnerungen aus Sage und Geschichte (Wartburg)
ziehen zahlreiche Wanderer und Sommerfrischler ins Thüringer Land.
§ 156. Die Staatenbildung in dieser Landschaft liefert das deutlichste Bild der
früheren Zersplitterung unseres Vaterlandes. Es ist die politisch zerrissenste
Gegend des Deutschen Reiches. An Thüringen haben außer Preußen und
168 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. §156-157.
Bayern acht zwar kleine, aber für das deutsche Geistesleben hochbedeutsame Bundes-
staaten Anteil, die „Mitteldeutsche Staatengruppe":
1. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. An der Ilm ^Weimar,
das kunstpflegende, betriebsame und vomehme „Ilm-Athen" (Goethe, Schiller), an
der Saale *Jena, die Universitätsstadt der Thüringer Staaten, am Fuße der Wart-
bürg das gewerbfleißige * Eise nach.
2. Das Herzogtum Sachsen-Kobnrg-Gotha. * Gotha, der Sitz der ersten
geographischen Anstalt der Erde und Mittelpunkt der thüringischen Porzellan- und
Tabakindustrie. In Franken Koburg, mit hochragender Burg.
3. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen. Meiningen an der Werra.
4. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg. * Altenburg südlich von Leipzig.
5. Das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolstadt an der Saale.
6. Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. Sondershausen am Kiff-
Häuser.
7. Das Fürstentum Reich Älterer Linie, der kleinste deutsche Bundesstaat.
8. Das Fürstentum Renß Jüngerer Linie mit der gewerbtreibenden Haupt-
stadt *Gera an der Elster, dem zweitgrößten Orte Thüringens.
Wegen der Kleinheit der Staaten und des Fehlens von Großindustrie
gibt es keinen großstädtischen Mittelpunkt Thüringens. Die wichtigste Stadt
ist **Ersurt. Wie dieses liegen die volkreicheren Orte fast sämtlich an der alten
thüringischen Hauptstraße, jetzt Eisenbahn, die von Frankfurt a. M. vor dem
Nordrande des Thüringer Waldes hin nach Berlin und Leipzig führt.
6. Sächsisches Gebirgsland.
§ 157. Der größte Teil Sachsens ist gebirgig. Bon W nach 0
reihen sich im S das Elster-, Erz-, Elb-Sandstein- und Lausitzer Ge-
birge aneinander. Diese fallen nach der böhmischen Seite zu steil ab
und gehen nach N in Bergland und dann allmählich in die Tiefebene
über, die den N Sachsens umsäumt (Fig. 30).
a) An den Frankenwald und das Fichtelgebirge lehnt sich nach
NO zu das Elsterbergland, gewöhnlich als Vogtland bezeichnet, eine
üonN nach S aus dem Sächsisch-Thüringischen Flachlande langsam
ansteigende Schieferplatte, die nach 3 zu den Charakter eines
Gebirges annimmt und Elstergebirge genannt wird, das bis gegen
800 m ansteigt. Nach Böhmen zu fällt es steil ab. Seine wichtigste Erhebung
ist der granitische Kapellenberg, an dessen Abhang die Weiße Elster, der
Hauptfluß des Vogtlandes, entspringt. Diese, wie ihr rechter Nebenfluß, die
Göltzfch, fließen hier in tief eingeschnittenen Tälern dahin und werden beide
von der Eisenbahn in gewaltigen Brücken überquert Auch weisen viele
Täler reiche landschaftliche Schönheiten auf, so daß man von einer „Vogt-
ländischen Schweiz" spricht.
i Die Göltzschtalbrücke ist 578 m lang, 78 m hoch (vom Wasserspiegel an).
§157.
D. Mitteldeutsches Gebirgsland. —
6. Sächsisches Gebirgsland.
169
Infolge der Höhenlage des Vogtlandes ist sein Klima ziemlich rauh. Für
den Ackerbau ist "der schiefrige Boden wenig geeignet. Es finden sich viele Wiesen
und Weiden, und die Hälfte des Vogtlandes ist mit Wald bedeckt (Erholuugs-
statten). Moorbildungen und Mineralquellen (eisenhaltig) gibt es bei Bad Elster,
und zwischen Klingental und Graslitz kommen Kupferlager vor, deren Abbau in
den letzten Jahren wieder aufgenommen worden ist.
Dem Verkehr ist das Vogtland günstig, da es eine Einfenkung in der süd-
lichen Gebirgsmauer Sachsens darstellt. Das Elstertal wies den Weg nach Böhmen
(Straße Plauen-Eger) und eine alte Handelsstraße (die „Reichsstraße" Dresden-
Nürnberg) überschritt die schmalen Höhen zwischen Elster und Saale (Straße
Plauen—Hof). Heute nehmen zwei wichtige Eisenbahnlinien den gleichen Weg.
30. Oberflächenformen und Hauptflüsse Sachsens.
(Vgl. Penck, Unser Wissen von der Erde, II.)
b) Das Erzgebirge erstreckt sich von der Zwota bis zur Gottleuba,
etwa 125km. Von N her steigt es sanftwellig an, fällt aber nach
8 zum Egertale steil ab. Die Entfernung vom Kamm bis zum Nord-
fuß des Gebirges ist ungefähr 10 mal fo groß wie die vom Kamm bis zum
Südfuß.
Der Kamm des Gebirges (Durchschnittshöhe 840m) ist breit und weist
mehrfach Hochmoore auf (Kranichsee^ bei Carlsfeld). Die Grenze zwischen
Sachsen und Böhmen verläuft meist nördlich des Kammes. Die Berge find
in der Regel flach gewölbte Kuppen auf breiter Basis (Bild A). Seine größte
1 D. i. Grenzsee, vom sorbischen granice — Grenze.
170 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 157.
Höhe erreicht das Erzgebirge im westlichen Teile, wo der Keilberg auf
böhmischer Seite 1240 irr, der benachbarte Fichtelberg auf sächsischer Seite
1215 m aufsteigt.
Das Erzgebirge ist ein sehr altes Gebirge. Ein gewaltiger Horizontal-
druck von 8 her rief in der Hauptsache zwei große, nach N allmählich sich verlaufende
Falten hervor; dann erfolgte an einer großen, im Eger- und Bielatale sich hinziehenden
Längsspalte der steile Abbruch der böhmischen Scholle. Längs dieser Bruch-
linie finden wir als Spuren vulkanischer Tätigkeit den erloschenen Vulkan Kammer-
bühl bei Eger und die heißen Quellen in Teplitz, Karlsbad, Franzensbad. Die schiefe
Ebene des Erzgebirges ist der Rest dieser ehemaligen Falten aus Schiefer und Gneis,
die durch die Verwitterung und Abtragung ihrer Höhen beraubt und eingeebnet
worden sind (Fig. 31). Durchsetzt sind sie von zahlreichen sanftgerundeten Granit-
buckeln (Auersberg 1020 m, Greifensteine) und tafelförmig oder fargähnlich
gestalteten Basaltdurchbrüchen (Bärenstein, Pöhlberg, Geising, Wilisch).
E2Gneis Glimmerschiefer 1 -1 Grazuracken, ic. Tonschie/er Dyas -undPorpfijrp
iillllllllll Steinfiohlengebirge Brau/zhofiZengebüye ITertiär: 1 T Basalt
31. Durchschnitt durch das Erzgebirge. 12 y2 fach überhöht.
Bewässerung. Das Erzgebirge ist reich bewässert.
Nach 8 fließen kurze Gebirgsbäche mit starkem Gefälle; die nordwärts abströmen-
den Flüsse entstehen meist aus moorigen Wiesenmulden. Schluchtenartig, vielfach
gewunden sind die Täler in die schiefe Ebene eingeschnitten und öffnen sich erst nahe
dem Tieflande. Auf dem Kamme des Gebirges liegt südlich von Dresden die Quelle
der Freiberger Mulde, südlich von Leipzig die der Zwickauer Mulde, welche die
Hauptzahl der sächsischen Abflüsse des Gebirges sammeln (welche?) und sich ober-
halb Grimma zur Mulde vereinigen. Weißeritz und Müglitz gehen zur Elbe.
Der Industrie leisten die Wasserkräfte des Erzgebirges vielfache Dienste. Zahlreiche
Flußtüler ragen durch landschaftliche Schönheiten hervor (Schwarzwasser-,
Zschopautal, letzteres mit vielen Burgen) und werden viel durchwandert.
Das Erzgebirge bildet kein wesentliches Hindernis für den Verkehr.
Es wird von vielen fahrbaren Straßen, die häufig auf der Höhe hinführen (ge-
schichtlich wichtig ist der Paß von Nollendorf an der Straße Pirna—Teplitz, 650 in)
und von 5 Eisenbahnlinien überschritten, deren großartigste die von Joachimstal
nach Karlsbad ist. Gegenwärtig plant man auch die Herstellung einer neuen Ver-
binduug zwischen Sachsen und Böhmen mittels Durchtunnelung des Keilbergs.
§ 157.
D. Mitteldeutsches Gebirgsland. —
6. Sächsisches Gebirgsland.
171
Das Erzgebirge, früher ganz mit Wald bedeckt (der östliche Teil hieß Miriquidi-
wald), erhielt seinen Namen wegen seines Reichtums an Bodenschätzen, besonders
an Silbererzen um Freiberg, deren Abbau bereits im 12. Jahrhundert begonnen
wurde. Man gewinnt gegenwärtig noch Wismut, Kobalt und Nickel im westlichen
Erzgebirge (Johanngeorgenftadt, Schneeberg), Silber, Blei und Schwefel um Frei-
berg und Zinn wie auch Arsen im östlichen Teile (Altenberg, Zinnwald), tiberall aber
nur noch geringe Mengen. Der sächsische Erzbergbau ist im Absterben begriffen, teils
zufolge der Erschöpfung der Gruben, teils durch die dem Auslande gegenüber zu
teuer gewordene Förderung. Daher werden auch die staatlichen Hütten (Freiberg,
Muldenhütten, Halsbrücke) deu Betrieb voraussichtlich 1913 ganz einstellen. Viel
wichtiger als die Erze sind jetzt die reichen Steinkohlenlager um Zwickau, die
in einer flachen, ostwestlich streichenden Mulde der nördlichen Abdachung des Ge-
birges liegen (Fig. 31). Im 0 des Gebirges finden sich die gleichfalls sehr wert-
vollen Steinkohlenlager des Planenschen Grundes bei Dresden. Diese Kohlenlager
haben die sächsische Industrie hoch entwickelt.
Einst rief der Erzreichtum eine dichte Besiedlung selbst der unwirt-
lichen Höhen des Gebirges hervor (Oberwiesental 930 m, höchste Stadt des
Deutschen Reiches^). Als die Ergiebigkeit der Gruben nachließ, mußtet: sich
die Bewohner nach einer anderen Erwerbsquelle umsehen, und so hielt schon
vor vielen Jahren die Industrie (Holzindustrie, Strohflechterei, Posamenten-
näheret und Stickerei) ihren Einzug. Aus den alten Bergstädten wurden
Industriestädte. Dabei sind in jeder Stadt viele verschiedene Industrie-
zweige vertretet:. So ist das Erzgebirge das dichtest bewohnte Mittelgebirge
der Erde geworden. Die erzgebirgische Bevölkerung ist arm, aber genügsam.
Häusig ist die zerstreute Bauart der Dörfer (Bild 0).
Das Klima des Sächsischen Erzgebirges ist nicht so rauh, wie man der Höhen-
läge nach annehmen sollte, und die Bezeichnung „Sächsisches Sibirien" für seinen
oberen Teil ist stark übertrieben. Die mittlere Jahreswärme beträgt auf der sächsischen
Seite des Kammes noch etwa 6°. Dabei erhält das von N nach S sanft ansteigende
Land genügenden und gut verteilten Steigungsregen (stellenweise sogar bis 1300 mm 2),
so daß der Ackerbau in beträchtlichen Höhen, der Anbau der Kartoffel selbst noch
auf dem Kamme möglich ist. Wald und Wiesen gedeihen trefflich.
Der nördlichste Teil des Erzgebirges wird als Sächsisches Berg-
land bezeichnet und ist eine flach gewellte, durchschnittlich 350m hohe
Hochebene mit tief eingeschnittenen Flußtälern.
Zahlreiche Porphyrdurchbrüche treten hervor, am bedeutendsten bei Rochlitz.
Von der ursprünglichen Faltung ist äußerlich nichts ntehr zu sehen (Fig. 31). Das
Land trägt eine Lößdecke und ist fruchtbares Ackerland, das in den Flußtäleru
eine ganze Reihe kleiner gewerbtätiger Städte aufweist.
c) Das Elb - Sandsteingebirge ist die spätere Ausfüllung einer Graben-
senke, durch die die alten Gesteine des Erz- und Lausitzer Gebirges ge-
trennt wurden. Es erstreckt sich von Pirna bis Bodenbach beiderseits
der Elbe und fällt nach Böhmen zu steil, nach N sanfter ab.
1 Das benachbarte böhmische Berastädtchen Gottesaab tieat soaar 1020 in hoch.
2 Durchschnitt für Sachsen 687 mm.
172
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa.
§157.
Das Elb-Sandsteingebirge ist eine Ablagerung des Meeres, das in der Kreidezeit
Nordböhmen und große Teile von Norddeutschland bedeckte. Ehemals war es eine
nach N sich neigende, im Mittel etwa 400 m Höhe erreichende Hochfläche. Diese
wurde durch Verwitterung und Auswaschung in zahlreiche vereinzelte Tafelberge,
hier meist Steine genannt (Lilien-, König- [S3ilb E], Zschirn-, Pfaffenstein), aufgelöst
(Fig. 32). Bereits auf böhmischem Gebiet befindet sich der Hohe Schneeberg,
mit 720 iii die höchste Erhebung des Gebirges. Wo die Deckplatte des Tafelbergs
der Verwitterung durch Regen und Frost nicht zu widerstehen vermochte, bildeten
sich im Quadersandstein tiefe Spalten, oder es blieben wunderbare, zu Türmen und
Säulen zerrissene Gesteinsformen stehen (Schrammsteine, Prebischkegel), wie über-
Haupt die leichte Verwitterung des Gesteins hier viele sonderbare Gebilde formte
(Prebifchtor). Als Sockel dieser Steine erscheinen heute die Ebenheiten, etwa
250 m hohe Ebenen. In diese hinein hat nun die Elbe ein vielgewundenes enges
Tal (Bild 89) mit steilen Wänden eingenagt (Elbspiegel etwa 110 in). So erhebt
sich z. B. der berühmte Basteifelsen (Bild B) unmittelbar am Elbufer senkrecht
200 in über dem Wasserspiegel, landeinwärts fast horizontal in die Hochfläche
übergehend. Auch die Seitentäler sind entsprechend tief eingeschnitten und bilden
äußerst reizvolle Talformen (Uttewalder Grund, Kirnitzfchtal, Edmundsklamm). Ihre
Sandsteinwände, besonders die an der Elbe, die bei frischem Bruche gelb, ver-
wittert aber bleigrau aussehen, liefern treffliche Bau- und Mühlsteine (Pirna).
An mehreren Stellen sind die Sandsteinmassen von keck emporragenden Basalt-
und Phonolithkegeln durchbrochen (Rosenberg, Großer Winterberg, Cottaer
Spitzberg). So vereinigen sich hier auf engem Gebiete die verschiedensten
Formen. Dem dürren Boden ist der Nadelwald nicht versagt, auf basaltischen:
Grunde findet sich Buchenwald, und so bietet diese Landschaft ein äußerst malerisches
Bild; die „Sächsische Schweiz" ist eine Perle unter den deutschen Mittel-
gebirgen, und die Elblandschaft hier übertrifft durch Lieblichkeit sogar oftmals
die Rheingegenden. Der Fremdenbesuch ist daher außerordentlich stark.
I^ctf fensterr^ Kotzens teil X ZschirTLStl^
L-Oieiurtjcirv, Papsrtst^in. Wurtcrbg-j §i ^ — ScTmeeberg
!~' ;E 1! I) t 1 a 1 s o ! h. 1 e ! '
O L-Lid-J i-y-1±-ü-^-L-ik-—-
Pirnas Wehlens Hathens J&rUgsteüis Schandaus JLe/'rnskretächav BocLenb.
32. Durchschnitt durch das Elb-Sandfteingebirge. 1l)fach überhöht.
Zum Ackerbau ist dieses Gebiet wegen seiner Wasserdurchlässigkeit nicht
besonders geeignet. So entstammen auch alle größeren Flüsse, die dies
Gebiet durchfließet:, den Nachbargebieten. Daher ist es dünner bevölkert
als das Erzgebirge. Der starke Fremdenverkehr bringt den Bewohnern
gute Einnahmen.
Trotz feiner geringen Höhe setzte dieses Gebirge wegen seiner Zerklüftung
dem Verkehr weit größere Hindernisse entgegen als seine Nachbar-
gebirge.
Wurden auch in neuerer Zeit mehrere Kunststraßen angelegt, so führt doch auch
jetzt noch keine fahrbare Straße von Sachsen durchweg im Elbtal uach Böhmen.
§ 157. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 6. Sächsisches Gebirgsland. 173
Der Elbstrom bildet natürlich eine sehr wichtige und vielbenutzte Wasser-
straße zwischen beiden Ländern. Ihm folgt auf dem linken Ufer die wichtige Eisen-
bahn Dresden—Bodenbach (Berlin—Wien).
Nördlich von Pirna (Bild D) sind die Sandsteinschichten in die
Tiefe versunken, und es hat sich der breite, von Pirna bis Meißen
reichende Elbtalkessel gebildet.
Dieser Grabeneinbruch ist dem der Oberrheinischen Tiefebene vergleichbar.
Namentlich an seiner östlichen Seite zeigt er steile Hänge und läßt den Bruchrand
der großen Lausitzer Platte erkennen.
Bei Meißen mußte die Elbe wieder das Gebirge durchsägen, und daher
findet sich hier nochmals auf eine kurze Strecke ein enges Erosionstal.
Der Elbtalkessel hat eine sehr geschützte Lage und ist mit 9° mittlerer
Jahreswärme die wärmste Gegend Sachsens (Durchschnitt für Sachsen 7,4°).
Herrlich liegt in der Mitte dieses Kessels Sachsens Residenz. Hier haben
wir die prächtige Lößnitz, wo an den Hängen der Wein reift, sich große
Erdbeerpflanzungen finden und ein Villenort sich an den anderen reiht.
ä) Das Gebirge der Lausitz leitet vom Elb-Sandsteingebirge zu den
Sudeten über. Von der Elbe bei Meißen zieht es nach 80 bis zur Lausitzer
Pforte im Neißetal zwischen Zittau und Reichenberg.
E±5±3 Granit I I Junge _Bildungen>.
33. Durchschnitt durch das Zittauer Eebirge und Zittauer Becken. 21/2 fach überhöht.
Dieses ganze Gebiet ist eine nach N abfallende gewellte granitische
Platte, durchschnittlich 320 m hoch, einst zum größten Teil vonSandsteinablagerungen
überdeckt. Von Meißen bis zum Jeschken erstreckt sich eine gewaltige Verwerfung.
Der südwestliche Teil der großen Sandsteindecke ist erhalten geblieben (Elb-Sand-
steingebirge), während der nordöstliche Teil durch die Tätigkeit des Wassers größten-
teils weggewaschen ist, so daß hier auch die granitene Unterlage stark angegriffen
wurde. Vielfach, besonders längs der Verwerfung, erfolgten Basalt- und Phono-
lithdurchbrüche, die manchmal Decken, meist aber aufgesetzte Kuppen erzeugten.
Südlich der westöstlich fließenden Mandau liegt das eigentliche Lausitzer
Gebirge, fast ganz zu Böhmen gehörend. Sein westlicher Teil wird als
Zittauer Gebirge, sein östlicher, mit der höchsten Erhebung des ganzen Ge-
bietes, dem Jeschken (1020irr), als Jeschkengebirge bezeichnet.
Im Zittauer Gebirge zeigt sich die Vereinigung von Sandsteinformen
und Vulkanbildungen am schönsten. Seine beiden höchsten Berge, über die die
sächsisch-böhmische Grenze hinwegzieht, sind die Phonolithkegel Lausche (790 m)
(Bild 0) und Hochwald (750 in). In unmittelbarer Nähe befindet sich der Töpfer
(570in) und der romantische Oybin, die Perle der Lausitz, charakteristische
174 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — KZ Mitteleuropa. § 157.
Sandsteinbildungen (Fig. 33). Die steilen zerklüfteten Formen der Sächsischen
Schweiz finden sich wieder in den Nonnenklnnsen bei Johnsdorf, wo vor-
zügliche Mühlsteine gebrochen werden.
Nach N ist das Zittauer Becken vorgelagert, in dem sich abbauwürdige
Braunkohlen finden.
Das Lauscher Bergland ist ein hügeliger Gramtrücken (bedeutendste
Granitbrüche bei Demitz-Thumitz an der Dresden-Görlitzer Bahn) mit
einer großen Anzahl regellos aufgefetzter Berge vulkanischen Ur-
sprungs, die meist schön bewaldet sind (Battenberg 590m, Kottmar,
Czerneboh, Bieleboh, Hochstein oder Sibyllenstein). Steil ragt
als vulkanischer Emporkömmling die Landskrone (430 in) bei Görlitz
auf. Am Rande der erwähnten Verwerfung fitzeu der Stolpener Schloß-
berg (Basalt), der vielbesuchte Porsberg (360m) bei Pillnitz an der
Elbe und das Spaargebirge bei Meißen, an dessen Hängen Wein
gebaut wird.
Im W der Lausitz finden sich häufig Tonlager, weshalb hier die Töpferei rege
betrieben wird.
Das Bergland wird durch die Laufitzer oder Görlitzer Neiße zur
Oder, durch die Spree und Schwarze Elster zur Elbe entwässert.
Tie Flüsse, die meist in breiten Tälern dahinfließen, und an denen sich häufig
langgestreckte Dörfer hinziehen, sind nicht schiffbar, wohl aber gewerblich benutzbar.
Der Ackerbau findet hier meist günstigen Boden und ist ertragreich; mehr
als die Hälfte des Bodens sind Äcker und Wiesen.
Für den Berkehr ist die Lausitz ein wichtiges Durchgangsland. Die
wichtigsten Straßen waren früher die „Hohe Straße" (Leipzig—Strehla—Großen-
Hain—Görlitz—Breslau) und die „Neiße - Straße" (Görlitz—Prag, über den Paß
von Lückendorf). Diese beiden Straßen haben anch den beiden Hcmpteisenbahnen
der Lausitz, den Linien Dresden—Görlitz und Görlitz—Zittau—Reichenberg,
den Weg vorgezeichnet.
e) Als Sächsisches Flachland wird der Teil der Norddeutschen Tief-
ebene bezeichnet, der dem Sächsischen Gebirgslande im X bis zur
Laudesgrenze vorgelagert ist.
Da Sachsens Gebirge sämtlich nach N zu allmählich abfallen, so findet ein stetiger
Übergang zum Flachland statt, das hier meistens noch sanft gewellt ist. Stellen-
weise finden sich sogar noch Berge in diesem Gebiete, teils die Ausläufer der Erz-
gebirgsfaltungen (Cohn bei Oschatz, 310 m), teils vulkanischen Ursprungs (Höh-
burger Berge bei Würzen). Sind als Spuren der Eiszeit links der Elbe
vielfach Lehm und fruchtbarer Löß zurückgeblieben, so finden sich rechts der
Elbe viele Sand Massen. Daher breitet sich links der Elbe fruchtbares Ackerland
aus, wie in der Leipziger Bucht und besonders in der Lommatzscher Pflege.
In der Leipziger Bucht gibt es auch abbauwürdige Braunkohlenlager. Rechtselbifch
finden sich große Sandflächen (bei Großenhain) und Heideland (Dresdener Heide)
(Bild X), weshalb hier große Truppenübungsplätze angelegt sind (Heller,
Zeithain, Königsbrück). Auch Dünenbildungen, meist mit spärlichem Kiefernwald
bewachsen, fehlen diesem Gebiete nicht. Das Vorkommen flacher Becken hat hier
§ 158—159. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 6. Sächsisches Gebirgsland._175
vielfach zur Teichbildung (Bild J) geführt (Hubertusburg, Moritzburg,
Königswartha), deren viele auch künstlich angelegt sind. Hier wird großartige
Teichwirtschaft betrieben, die bei dem sandigen Boden ertragreicher ist als Land-
Wirtschaft.
Dem Berkehr ist dieses Flachland natürlich durchaus günstig.
§ 158. Die Bewohner. Die Bevölkerung Sachsens bestand nach der Völker-
Wanderung aus slawischen Sorben. Im 19. Jahrhundert wurde das Land durch die
Deutschen wiedererobert (um 930 Bau der Grenzfeste Meißen unter Heinrich 1.),
und die Sorben wurden dem Deutschtum und Christentum gewonnen, hauptsächlich
durch die Markgrafen aus dem noch jetzt regierenden Hause Wettin. 1423 wurde die
Kurwürde erworben, und seit 1806 ist Sachsen Königreich.
Die heutigen Bewohner sind, außer etwa 40 000 Wenden in der
Lausitz^, den Thüringern nahe verwandte Mitteldeutsche, deren Mundart
das Obersächsische^ ist. Die im SW wohnenden Vogtlünder stehen den
Franken näher. Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen ist fast rein
evangelisch (94%), das Herrscherhaus katholisch.
Die Besiedlung Sachsens ist außerordentlich dicht. AuslöOOOqkm
wohnen 4,8 Millionen Menschen, also im Mittel 320 E. auf 1 qkm3. Somit
ist Sachsen weit dichter bevölkert als die übrigen deutschen Staaten (mit
Ausnahme von Hamburg, Bremen, Lübeck), ja auch als England und
Belgien. Nur die Sandgegenden im NO Sachsens sind verhältnismäßig
dünn bevölkert.
Die Ursachen dafür liegen in der günstigen Lage Sachsens, in der Frucht-
barkeit des Landes und im Vorkommen reicher Kohlen- und Erzlager.
Um diese herum sind große vielseitige Industriezentren entstanden. Im
Erzgebirge und in der Lausitz hat die Industrie vielfach die nur kärglichen Verdienst
liefernde Form der Heimarbeit angenommen.
Ist Sachsen auch ein echtes Industrieland, das seinen Getreidebedarf
bei weitem nicht selbst zu decken vermag, so steht doch seine Landwirt-
schast in hoher Blüte und ernährt etwa den sechsten Teil der Einwohner.
Mehr als ein Viertel des Bodens ist noch für den sorgfältig gepflegten und
ertragreichen Wald übriggeblieben (Fig. 38, S. 206).
Am waldreichsten ist die Gegend um Schwarzenberg und Auerbach, am Wald-
ärmsten die von Leipzig.
§ 159. Das Königreich Sachsen ist aus der Mark Meißen hervor-
gegangen. Für die Verdeutschung des 0 hat es bis zur Erwerbung der
polnischen Königskrone dieselbe Bedeutung wie Brandenburg-Preußen gehabt.
Zwar hat Sachsen 1815 die Hälfte seines früheren Gebietes verloren, aber
die Blüte feiner Industrie, seines Handels und Verkehrs und
1 Die Wenden sind in der Mehrzahl evangelisch (80%); die katholischen Wenden wohnen
um das Kloster Marienstern.
^ Wohl zu unterscheiden von dem im alten Herzogtum Sachsen von Hannoveranern
und Braunschweigern gesprochenen Niedersächsischen.
3 Nach den vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung von 1910.
176 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — d) Mitteleuropa. § 159.
die große Volksdichte verleihen ihm eine Bedeutung, die weit
über seine Grenzen hinausgeht.
Ein dichtes Eisenbahnnetz, bei dem auf 100 qkm Landes 20 km Eisen-
bahn kommen (also doppelt so viel wie im übrigen Deutschen Reiche), überzieht
das Land (§ 179, § 221, 2).
Die Haupteisenbahnlinien sind: Leipzig—Riesa—Dresden—Boden-
bach, Leipzig—Reichenbach—Plauen—Hof, Reichenbach—Zwickau—Chemnitz
—Freiberg—Dresden—Bautzen—Löbau—Görlitz.
Für die Verwaltung ist das Land in fünf Kreishauptmannschaften ein-
geteilt: a) Zwickau, b) Chemnitz, c) Dresden, d) Bautzen, e) Leipzig.
a) Im sächsischen Vogtland bildet die Weberei von Wolle und Baumwolle die
Haupterwerbstätigkeit. fPlanen^ an der Elster verfertigt feine weiße Banmwoll-
gewebe, ebenso Auerbach undFalkenstein, während die dreiNachbarorte ^Reichen-
bach, Mylau, Netzschkau, wie auch Olsnitz a. d.Elster, mehr Wolle verarbeiten.
Adorf, Klingental und Markneukirchen, im 3 dieses Gebietes, sind Sitze
des Musikinstrumentenbaues. In der Gegend von Schneeberg wird, nachdem bereits
seit vielen Jahren der einst reiche Silberbergbau aufgehört hat, jetzt noch Kobalterz
gewonnen und dort in großen Hüttenwerken (Blaufarbenwerken) verarbeitet. Schnee-
berg ist heute Jndustrieort. In Johanngeorgenstadt im oberen Erzgebirge wird
ausgedehnte Handschuhnäherei, in Aue und Schwarzenberg, wo einst viel Eisen
gewonnen wurde, Fabrikation von Blech- und Eisenwaren betrieben. **Zwickan2
ist als Mittelpunkt des sächsischen Steinkohlenbergbaues zu einer bedeutenden In-
dnstriestadt geworden (Textilindustrie, Eisenverarbeituug). ^Crimmitschau und
Werdan sind wichtige Sitze der Tuchfabrikation.
b) ffChemnitz^, die erste Industriestadt Sachsens, das „sächsische Manchester",
ist berühmt durch Spinnerei, Weberei, Strumpfwirkerei und Herstellung verschieden-
artigster Maschinen und Werkzeuge. Hier befinden sich die technischen Staatslehr-
anstalten. Auch als Eisenbahnknotenpunkt (Ausgangspunkt mehrerer Erzgebirgs-
bahnen) ist es wichtig. Die in der Nähe von Chemnitz liegenden Städte Limbach,
Hohenstein-Ernsttal, Oderan und Frankenberg sind sämtlich wichtige Sitze
der Textilindustrie. Dies gilt vor allem auch von *@lauchau4 und *Meerane.
Südwestlich von Chemnitz finden sich bei Lugau und Olsnitz große Steinkohlen-
lager. Das über 600 m hoch gelegene Annaberg, mit dem benachbarten Buchholz
verwachsen, ist der Hauptort des Erzgebirges und gilt als Mittelpunkt eines viel-
seitigen Hausindustriebezirks (die wichtigsten Heimarbeiten sind Spitzenklöppelei,
Posamenten- und Handschuhnäherei wie auch Stickerei). Bei Zöblitz, östlich von
Annaberg, sind große Serpentinsteinbrüche und -schleisereien. In Olbernhau
wird die Holzindustrie (Spielwaren, Streichhölzer) emsig betrieben.
c) In herrlicher Lage inmitten des Elbtalkessels erhebt sich an Sachsens wichtigster
Wasserstraße das prächtige, vornehme fffDresden 5, „Elb-Florenz", die Stadt „der
1 D. i. Floßplatz.
2 D. i. Ort am Windberge.
3 D. i. Steinbachort. . . .
4 Glauchau, Waldenburg, Hartenstein, Stein uud Lichtenstein bilden die Schönburgl^chen
Rezeßherrschasten, wo die Fürsten von Schönburg noch gewisse Hoheitsrechte ausüben.
5 D. i. Waldsassen-Ort.
A. Oberwiesental. Von Süden her, von der böhmischen Seite, blicken wir auf das 930 m hoch gelegene Städtchen Oberwiesental und auf die sanft gerundeten Höhen
des Erzgebirges. Im Hintergrunde des Ortes erhebt sich der 1030 m hohe, flach gewölbte Eisenberg, an den sich westlich der Fichtelberg anschließt. Lockt diese anmutige
Gebirgslandschaft mit ihren prächtigen Wäldern und ihren freundlichen Siedlungen im Sommer zahlreiche Touristen und Sommerfrischler an, so übt im Winter die
Schneelandschaft mit den wunderbaren Bildern, die der verschneite Wald und namentlich der starke Rauhfrost hervorzaubern, sowie die Ausübung des Wintersports
keinen minderen Reiz aus.
Basteigebiet. — Ober-Rittersgrün.
B. Das Basteigebiet in
Tief liegt der Elbstrom zu Füßen des Beschauers, der von der Bastei aus seinen Blick über diese anmutige
Seite erheben sich auf der Ebenheit herrliche, steilwandige, zerklüftete, wunderlich geformte Sand'
C. Ober-Rittersgrün bei
Pie Bauweise der Erzgebirgsdörfer ist keine einheitliche. Sehr häufig liegen die Häuser zerstreut, weit von-
auch langgestreckte Reihen- und
Basteigebiet. — Ober-Rittersgrüu.
der Sächsischen Schweiz.
Gegend schweifen läßt. Am linken Elbufer zieht sich die Dresden—Bodenbacher Eisenbahn hin. Auf der andern
steinfelsen, und in reizvollem Tale erstreckt sich das von Sommerfrischlern viel besuchte Rathen.
Schwarzenberg im Erzgebirge.
einander getrennt, so das; sich eine Ortschaft über ein großes Gebiet erstreckt, wie es unser Bild zeigt. Doch
Straßendörfer fmden sich.
Pirna. — Königstein.
D. Pirna. Da, wo die Elbe ihr enges Tal verlätzt und der weite Elbtalkessel beginnt, erhebt sich links des
mit dem gegenüberliegenden Eopitz, wo an den steilen Hängen ertragreiche Obst- und Erdbeerpflanzungen prangen.
während des
E. Die Stadt K ön igstein mit der Festung. Herrlich prangt die einst als uneinnehmbar geltende
Festung mit ihren weißen Mauern über dem bewaldeten Felsen, und malerisch liegt die Stadt Königstein
zu ihren Füßen am Strome, der hier in weitem Bogen den gegenüberliegenden Lilienstein umsäumt. Be-
herrscht die Festung auch heute noch die Elbstrahe, so hat sie doch ihre Bedeutung verloren, da jetzt zahlreiche
andere Straßen und Schienenwege Sachsen mit Böhmen verbinden. Daher dient der Königstein jetzt als
Militär-Erholungsstätte.
Pirna, — Radschleppdampfer auf der Elbe.
> Stromes die freundliche, aufblühende Stadt Pirna, überragt vom Schloß Sonnenstein. Eine Brücke verbindet es
' Pirna ist ein wichtiger Verfrachtungsplatz für Sandsteine. Ein Winterhafen auf Copitzer Seite bietet den Schiffen
Winters Schutz.
^Radschleppdampfer der „Vereinigten Elbeschiffahrts-Gesellschaften Aktiengesell-
'chaft" mit Anhang, auf der Bergfahrt bei Dresden. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Dresden
und verfügt gegenwärtig über 1100 Frachtschiffe (Schleppkähne) mit einer Tragfähigkeit zwischen 600 und
1200 t und etwa 130 Schlepp- und Eilfracht-Dampfer mit einer Maschinenleistung bis zu 1200 indiz. Pferde-
jtarken. Die Zugkraft der Schleppdampfer schwankt zwischen 2S000 und 100000 Zentnern bei 4 km Mindest-
fahrgeschwindigkeit pro Stunde stromauf.
Die Lausche. — Bautzen.
G. Die Lausche im Zittauer Gebirge. Weithin ist der hochragende Gipfel der Lausche (730 m),
über den die sächsisch-böhmische Grenze zieht, sichtbar und bildet das Wanderziel vieler Touristen und Sommer-
frischler, die diese an schönem Walde und reizvollen Felsen reiche Gegend aufsuchen. Hier finden sich^die
schroffen steilen Sandsteinbildungen der Sächsischen Schweiz vereint mit den rundlichen Formen der Sudeten.
Bautzen mit der Ortenburg. Die Stadt Bautzen weist noch eine große Reihe von Resten ehe-
maliger Festungswerke auf. Auf der Höhe über der Spree erhebt sich malerisch die mit vielen Türmen
geschmückte, fast tausendjährige Ortenburg, die von Otto I. nach Eroberung des Landes und Besiegung der
Sorben errichtet ward.
Deutsch-Baselitzer Teich. — Dresdener Heide.
J. Deutsch-Baselitzer Teich bei Kamenz. Infolge seiner geringen Tiefe dient dieser größte Teich
Sachsens, der fast 1 qkm umfaßt, einer ergiebigen Fischzucht, die, ebenso von den zahlreiche benachbarten
Teichen, besonders Karpfen nach Hamburg und England liefert. Der Teich ist zum großen Teil von san-
digem Heidewald umgeben und birgt noch, da er ziemlich entlegen ist und große Schilfbestände aufweist,
einen großen Reichtum an Wasservögeln.
K. Aus der Dresdener Heide. Ein ausgedehntes Sandgebiet mit Birken- und Kiefernbeständen
breitet sich weithin auf dem rechten Elbufer auf der Höhe nordöstlich von Sachsens Residenz aus. Dieser
Heidewald bietet, namentlich zur Blütezeit des Heidekrauts und da, wo hinreichende Bewässerung dichteren
Nadelwald gedeihen läßt, viele Reize und ist eine herrliche Erholungsstätte für die Großstadt.
tc
Jr*
L. Rathaus in Leipzig. Zu den vielen Prachtbauten, die neuerdings das alte Leipzig schmücken, hat sich ein neues Rathaus gesellt, ein Riesenbau, in den der Turm
der alten Pleißenburg einbezogen worden ist. Am Ufer der Pleisze und in der Nähe großer Plätze und herrlicher Anlagen gelegen, gehört es zu den schönsten neueren
Bauwerken Deutschlands. Es ist für die Hauptstadt des deutschen Buchhandels bezeichnend, daß die auf das Rathaus führende Straße und Brücke nach einem der
bedeutendsten Verleger (Tauchnitz) benannt ist.
§ 159. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 6. Sächsisches Gebirgsland. 177
Kunst, des Luxus und des heiteren Lebensgenusses". Zu beiden Seiten des Stromes,
den jetzt 5 Brücken überspannen, dehnt es sich aus (links die Altstadt, rechts die
Neustadt) (Bild S. 178) und weist eine große Zahl herrlicher Bauten und Denkmäler
und reiche Kunstsammlungen ans. Es ist Sitz einer Kunstakademie, einer Hochschule
für Musik, der Technischen und Tierärztlichen Hochschule und der Landeswetterwarte.
Großartige Kasernenbauten sind in der Albertstadt entstanden. Umkränzt wird die
Stadt von dem „Dresden der Arbeit", zahlreichen, meist einverleibten Vororten,
deren Jndnstriestätten zu den größten und vielseitigsten Deutschlands gehören. Durch
Arbeit veredeln diese mit der Kraft der Kohlen, die der nahegelegene Planensche
Grund liefert, die zu Schiff (Bild F) und mit der Eisenbahn zugeführten Rohstoffe
und versenden sie dann weithin (Luxuswaren, wie Möbel, Klaviere, Zuckerwaren,
Zigaretten, photographische Apparate). Als Residenz und Jndustrieplatz hat
Dresden auch den einst fern vorüberziehenden Verkehr der Straße Frankfurt a. M.—
Leipzig—Breslau durch seine Mauern geleitet. Ein prächtiger Hauptbahnhof
vereinigt alle hier zusammenkommenden Bahnlinien. Elbaufwärts bis Pillnitz,
elbabwärts bis Kötzschenbroda dehnen sich Villenorte in reizender Lage aus,
deren Glanzpunkte das vornehme Blasewitz und das herrliche Loschwitz (mit
Drahtseil- und Schwebebahn) sind. Alle die Reize und Anziehungspunkte be-
dingen für Sachsens Hauptstadt einen äußerst regen Fremdenverkehr.
Im W Dresdens erschließt der Planensche Grund das Tal der Weißeritz, den
Zugang zum Erzgebirge. Durch seine Steinkohlenlager ist er ein bedeutender
Jndustriebezirk (Eisen, Glas) geworden. In diesem Tale liegt auch Tharandt, um-
geben von herrlichen Buchenwaldungen, Sitz der Forstakademie. Sachsens Berg-
akademie befindet sich in ^Freiberg an der Mulde. Die großartigen Hütten (Mulden-
Hütten, Halsbrücker Hütten) in der Nähe Freibergs und sein Dom mit der „Goldenen
Pforte" sind Zeugen der mittelalterlichen Blüte Freibergs infolge des dt.mals sehr
ertragreichen Erzbergbaues. Glashütte, südlich von Dresden, hat durch die Fabri-
kation von Taschenuhren einen bedeutenden Ruf erlangt. Sebnitz, nahe der böhmi-
fchen Grenze, treibt lebhafte Fabrikation künstlicher Blumen. Schandau an der
Elbe ist der Mittelpunkt des ausgedehnten Fremdenverkehrs der Sächsischen Schweiz.
Die Elbstraßei wird von der Festung Königstein (Bild E) auf dem gleichnamigen
Tafelberg beherrscht. Am Anfang des Elbtalkessels liegt Pirna (Bild D), der Mittel-
punkt des Bausandsteinhandels, überragt vom Schloß Sonnenstein (jetzt Irren-
anstatt), und am Ende dieses Kessels, wo die Elbe die letzten Ausläufer des Lausitzer
Gebirges durchbricht und in die Ebene eintritt, erhebt sich die einstige Markgrafen-
stadt ^Meißen^ mit der Abrechtsbnrg (Titelbild), dem prächtigen Dome, der alt-
berühmten Fürstenschule und der Königlichen Porzellanmanufaktur. Als Eisenbahn-
knotenpunkt und Umschlagsplatz hat Riesa an der Elbe Bedeutung erlangt.
Großenhain, östlich von Riesa, hat wichtige Tuchfabrikation, Radeberg, östlich
von Dresden, bedeutende Glasindustrie.
6) In der sächsischen Lausitz^ ist, als alte Grenzfeste an der Spree entstanden,
die gewerbtätige Kreishauptstadt "Bautzen^ mit der Ortenburg (Bild II) ein wichtiger
1 Der Tagesdurchschnitt der Berg- und Talfahrt zwischen Sachsen und Böhmen beträgt
zurzeit etwa 65 Schiffe. Die Personendampfschiffahrt reicht von Mühlbera aufwärts bis
LeNmeritz mit Dresden als Mittelpunkt.
2 D. i. Bach.
3 i. Sumpfland. Der Name ist von der Niederlansitz später auch auf die Ober-
lausttz übergegangen.
4 D. i. Budisburg.
E. von Sehdlitz, Geographie B. Nbtg. iog
178 VI- 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — d) Mitteleuropa. § 159—160.
Markt für Getreide und Wollweberei. Auch die Papierfabrikation ist von Bedeutung.
Wie Bautzen liegt auch Löbau auf der Grenze zwischen Ackerbau- und Industrie-
gebiet. ^Zittau 1I die größte Stadt der sächsischen Lausitz, im Südostzipfel Sachsens
gelegen, treibt Lernen- und Damastweberei und Handel mit den Erzeugnissen der
Weberei, wozu noch Maschinenbau kommt. In der Nähe von Zittau lagern Braun-
kohlen. Bedeutende Weberei findet sich auch in den stadtähnlichen Dörfern der
Umgebung Zittaus, wie in Ebersbach, Oderwitz, Neugersdorf, Großschönau.
In Kamenz ist in erster Linie die Tuch-, in Bischofswerda die Tonwarenfabrikation,
in Pulsnitz die Herstellung von Pfefferkuchen zu nennen. Zahlreiche Steinbrüche
dieser Gegend liefern trefflichen Granit. Herrnhut, zwischen Zittau und Löbau,
ist eine Gründung der evangelischen Brüdergemeinde. In der Lausitz befinden sich
auch die einzigen Klöster Sachsens, nämlich die Nonnenklöster Mariental bei
Ostritz und Marienstern bei Kamenz, in katholischer Umgebung.
e) Am Zusammenflusse der Elster und Pleiße hat sich fffLeipzig^ der alte
Vereinigungspunkt wichtiger Straßen, jetzt ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt,
zur vierten3 Stadt des Deutschen Reiches emporgeschwungen, die zahlreicher schöner
Bauten (Bild L) und Denkmäler nicht entbehrt. Durch ihre Lage in einer südlichen
Bucht des großen Norddeutschen Tieflandes ist die Stadt wie geschaffen zur Ver-
bindnng Nord- und Süd-, Ost- und Westdeutschlands. So wurde sie zu einem hervor-
ragenden Handelszentrum (Pelzwerk), zum ersten Markt Europas, dessen Messen
noch heute von größter Bedeutung sind, und zu einem großartigen, vielseitigen In-
dnstrieplatz. Als Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und Buchdrucks, durch
seine hervorragende Universität (gegründet 1409), seine Handelshochschule, sein
Musik-Konservatorium und als Sitz des Reichsgerichts ist Leipzig auch ein bedeutender
Brennpunkt des deutschen Geisteslebens. Ein Kranz von meist einverleibten Vor-
orten, in denen sich viele Fabriken befinden, umgibt die eigentliche Stadt. Ein groß-
artiger Zentralbahnhof ist im Bau. Die Leipziger Ebene war oft der Schauplatz
heißer Kämpfe (Breitenfeld, Lützen; Völkerschlachtdenkmal). Südlich von Leipzig
liegen Pegau und Groitzsch mit lebhafter Schuhfabrikation. Auch wird hier, wie
vor allem um Borna, bedeutender Gemüsebau betrieben. An der Zwickauer Mulde
liegen Penig (Papier-, Emaillefabriken) und Rochlitz (Porphyrbrüche), an der
Freiberger Mulde Roßwein (Tuch- und Filzwarenfabrikation) und Döbeln (Ge-
treidehandel). Grimma an der vereinigten Mulde ist Sitz einer berühmten Fürsten-
schule, Würzen, am selben Flusse, ist Jndnstrieort (Teppiche, Tapeten). Oschatz
hat durch seine Filzwaren, Mittweida durch sein Technikum Bedeutung erlangt.
7. Schlesisches Gebirgsland.
§ 160. Die Sudeten erstrecken sich 270 km in der Richtung vou NW nach
SO von der Lausitzer Pforte im Neißetal bis zur „Mährischen Pforte",
der Vermittlerin des uralten Verkehrs (Bernsteinstraße!) zwischen dem Donau-,
Oder- und Weichselgebiet. Sie bilden einen langen, waldreichen Wall zwischen
Böhmen-Mähren und dem Flachlande Schlesiens. Daher sind sie die Wasser-
scheide zwischen der Ostsee, der Nordsee und dem Schwarzen Meere.
1 D. i. Kornheim.
2 D. i. Lindenstadt.
3 Unter Berücksichtigung der bis 1910 erfolgten Einverleibungen.
Altmarkt,
Königliches Schloß,
Prinzliches Palais. Sophienkirche. Postplatz.
Zwinger.
Ständehaus. Schloßplatz. König-Albert-Denkmal. Katholische Hoskirche. Theaterplag. Kgl. Hofoper.
Briihlsche Terrasse. Friedrich-August-Brücke. Interims-Brücke. König-Johann-Denkmal.
Dresden. (Aufnahme von Hauptmann Härtel, Leipzig, aus Parseval VI.) Wir blicken von der Neustädter Seite aus auf das Altstädter Ufer und haben ein prächtiges
Städtebild vor uns. Die alte Augustus-Brücke, die dem neuzeitlichen Verkehr nicht mehr genügte, ist verschwunden und durch die inzwischen vollendete Friedrich-
August-Brücke ersetzt worden. Daneben überspannte während des Baus eine Jnterimsbrücke den Strom. Den Schloßplatz umrahmen das neue Ständehaus, der
prächtige Georgenbau des Königlichen Schlosses und die aus Pirnaer Sandstein im Barockstil erbaute Katholische Hofkirche. Der Zwinger, im Barock- und Renaissance-
stil, mit der berühmten Gemäldegalerie, und die Hosoper schmücken den geräumigen Theaterplatz, dessen Abschluß nach dem Strome noch nicht vollendet ist.
§ 160.
I). Mitteldeutsches Gebügsland. —
7. Schlesisches Gebirgsland,
179
Die breitrückigen Sudeten stellen die letzten Horste eines alten Gebirges
dar, dessen Falten aus ältesten Gesteinen aufgewölbt sind. Scholleneinbrüche haben
sie im N und S begrenzt, und durch Senkungen und Kesselbrüche sind sie aus-
einandergerissen und in einzelne, ziemlich selbständige Teile zerlegt worden.
Diese Querbrüche wurden später von jüngeren Ablagerungen ausgefüllt. So ent-
stand das Waldenburger Gebirgslaud, ein durch die Landeshuter Pforte
uach Böhmen hineinstreichendes Steinkohlengebirge. Aus den Bruchspalten dieser
Mulde ragen zahlreiche, wegen ihrer großen Härte weniger von der Verwitterung
angegriffene Porphyrkegel kühn empor. An der böhmischen Seite bildeten
sich am Ufer des einstigen Kreidemeeres Quadersandsteinablagerungen.
Man unterscheidet folgende Teile:
a) Das Jsergebirge. Es ist mit dem Riesengebirge verwachsen und ist
ein ziemlich hohes Waldgebirge (1100 m) mit zwei granitischen Kämmen.
Die Lausitzer Neiße entwässert zur Oder, die Jser zur Elbe.
b) Das wesentlich granitische Riesengebirge, das höchste der deutschen
Mittelgebirge. Es reicht bis zum oberen Bob er. Von diesem führt die viel
umkämpfte Landeshuter Pforte nach Böhmen ins Elbtal.
Das Riesengebirge hat zwei parallele Hauptkämme. Der nördliche oder
schlesische steigt schroff aus dem vom Bober durchflossenen Hirschberger Kessel
auf (Bild 90). Am Ostende des schleichen Kammes, auf dem die staatliche Grenze
hinzieht, steigt von granitischem Sockel die aus Glimmerschiefer aufgebaute Schnee-
koppe über 1600 m empor*, eiu kahler und felsiger Kegel. Der ganze Kamm ragt
über die Waldgrenze hinaus. Sein Rücken ist mit Moorgründen und Knie-
holz bedeckt (Buntbild S. 180) und bietet eine weite, malerische Fernsicht. Die
kahlen Bergwände, die steil umrandeten, in der Eiszeit ausgeschürften Felskessel,
in denen kleine Gebirgsseen blinken, erinnern an die Alpen. Auch Lawinen sind
an den steilen Wänden nichts Seltenes. In einigen der hochgelegenen Bauden
(das sind hölzerne Sennhütten, die früher die einzigen Gasthäuser des Gebirges
waren) wohnen im Winter Menschen und Vieh eng zusammengepfercht.
Der südliche oder böhmische Kamm dacht sich allmählich nach 8 ab. Zwischen
beiden Kämmen ist ein malerisches Längstal eingeschlossen, in dem sich die Quell-
bäche der Elbe sammeln.
Neben der Viehzucht ernähren Fremdenindustrie, Leiuweberei und
Glasindustrie die Bevölkerung des dünn besiedelten Gebirges.
c) Die Lücke zwischen der Landeshuter Pforte und dem Glätzer
Kessel füllt das über 900 m ansteigende Waldenburger Gebirge aus.
Die Steinkohlenlager des Gebirges erzeugten Bergbau und Webindustrie.
ä) Das Kesselland der Grafschaft Glätz.
Es ist eine niedrige Hochfläche, ein Senkungsfeld zwischen den Urgesteinsrücken
des Eulengebirges im N und des Adlergebirges im 8. Den böhmischen Teil
des Westrandes schließen mächtige Quadersandsteinplatten, die in der jäh
abgebrochenen Platte der Heuscheuer gipfeln (Felslabyrinth bei Adersbach und
Wekelsdorf^). An der Südostseite steigt die Gneis- und Schiefermasse des Glätzer
* Auf ihr ist die höchste Wetterwarte des Nordens erbaut.
2 Wb. Hölzel Nr. 19.
12 *
180 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 160—162.
Schneeberges, das Quellgebiet der Neiße und March, zu mehr als 1400 in auf.
So wird der Kessel rings umschlossen. Daher sammelt die Glätzer Neiße die samt-
lichen Gewässer und führt sie durch eine tief eingeschnittene Talrinne zur Oder. In
der Südecke bildet die südliche Fortsetzung der Bruchlinie des Kessels eine tiefe Ein-
kerbung, deu Paß von Mittelwalde, der die Eisenbahnverbindung nach Böhmen
und Mähren vermittelt.
Diese Bruchlinie teilt das Gebirge in die Böhmisch-Schlesischen und die
Mährisch - Schlesischen Sudeten.
Die den Durchschnitt der Volksdichte des Deutschen Reiches überschreitende
Bevölkerung kann von Ackerbau und Viehzucht ihren Lebensbedarf nicht decken.
Leinweberei muß helfen. Heilquellen ziehen viele Kurgäste ins Land.
An den Sudetenstraßen, die ins Böhmische Becken führen, haben sich oft die
Heere in blutigen Kämpfen gemessen (Hohenfriedberg, Königgrätz, Kolin).
e) In Mähren und im österreichischen Schlesien erhebt sich der
Schieferhorst des Altvaters zu 1500 m.
t) Nach NO, ebenfalls außerhalb des Deutschen Reiches, folgt die von
Flußrinnen tief zerschnittene, niedrigere Platte des Mährischen Gesenkes.
Zahlreiche, aus Urgestein oder vulkanischen Massen aufgebaute Vorberge
der Sudeten bieten in: jungen Schwemmland der Ebene eine herrliche Aus-
sicht. Weithin sichtbar ist die dreigipslige Kuppe des Zobten (700in).
§ 161. Das Klima. Der starke Gegensatz zwischen Sommer- und Winter-
temperatnr in der zum kontinentalen Klimagebiet gehörigen Ebene mindert sich mit
zunehmender Höhe, weil der Sommer dort kühler, der Winter nicht viel strenger ist
als in der Ebene (die Schneekoppe hat kaum 0° Jahrestemperatur). Die Flora
des Riesengebirgskammes zeigt in mehr als 1300 m Höhe alpinen Charakter
(Buntbild). Erst von 600 m abwärts, unterhalb des Waldgürtels, gedeiht der
Ackerbau. Da die Sudeten sich ohue allmählich ansteigendes Vorland aus der
Ebene erheben, so haben sie reiche Niederschläge. Zu den Steigungsregen gesellt
sich starker Gewitterregen von Juni bis August. So haben die Wasseradern in
der Ebene zweimal im Jahre Hochwasser, zur Zeit der Schneeschmelze und
„Johanni-Hochwasser".
§ 162. Die Bewohner des deutschen Teiles der schlesischen Gebirgslandschaften
sind mit Ausnahme des äußersten SO, tuo Tschechen und Mähren eingedmngen sind,
mitteldeutscher Abstammung und Sprache.
Die seit der Völkerwanderung in ganz Schlesien ansässige polnische Bevölkerung
ist seit Kaiser Friedrichs I. Zeit durch den steten Zufluß deutscher Kolonisten allmählich
nach 0 zurückgedrängt. Der Meridian von Oppeln bildet im großen und ganzen
jetzt die Grenzlinie zwischen Deutschen und Polen.
Der deutsche Teil der schlesischen Gebirge gehört zur preußischen Provinz
Schlesien. Die Bewohner sind im W vorwiegend evangelisch, im 0 katholisch.
Die schlesischen Gebirge sind, weil außer dem Ackerbau fast allgemein
Weberei u.a. betrieben wird, weil ferner der lebhafte Fremdenverkehr und
die Badeorte Geld ins Land bringen, mit Ausnahme des Riesengebirges dicht
besiedelt, besonders an der Lausitzer Neiße und im Waldenburger Bergland.
Blick über den Kamm des RiesenqebirgeS nach Osten.
Kleine Sturmhaube (1440 m), rechts dahinter die Schneekoppe (1600 m).
Zwischen moorigen Weiden mit fahlem, kurzem Grase läuft über den ganzen Rücken des Gebirges der Kammweg, der meist auch die Grenze gegen öjter-
reich bezeichnet. — Die äußersten Vorposten des Holzwuchses bildet das Knieholz. Diese „Latschen" wachsen in dichten Büschen, die bis 1>/s m hoch werden.
§ 163—164.
E. Mitteleuropäisches Flachtand.
181
E. Mitteleuropäisches Flachland.
§ 163. Das Mitteleuropäische Flachland ist ein Teil des großen Nord-
europäischen Tieslandes, das von den Westpyrenäen bis an den Ural reicht.
Es ist durchaus nicht überall eine Tiesebene. Der Boden ist meist sanft
gewellt. Zuweilen erscheinen auch hügelige Formen und sogar ansehnliche
Erhebungen bis zu 330 m über dem Meeresspiegel.
Der Südrand gleicht einer inselreichen Küste. Weit ins Tiesland hinein erheben
sich wie Inseln aus dem Meere Höhen sesten Gesteins An Meeresbuchten erinnern
die Münsterländische und Kölnische, ferner die Leipziger und die Schlesische
Tieflandsbucht. Das Tiefland ist zwischen dem Jadebusen und dem Wesergebirge
am schmälsten, im 0 dagegen am breitesten.
§ 164. Unsere Kenntnis des Grundgebirges, das unter dem Flachland lagert,
ist noch dürftig und lückenhaft. Sie beruht auf den zahlreichen und tiefen Bohrungen
nach Salz, Kohle und Ol. Das Grundgebirge stammt danach aus alten Erdzeiten.
Es empfing durch Zerreißungen, Senkungen und Faltungen der Schollen unebene
Gestalt. Darauf erfolgte in neuerer Zeit durch die Ablagerungen von Meeren
und Binnenseen ein Zuschüttung und Einebnung. Dann wurde es Festland, und
reiche Braunkohlenlager bildeten sich aus den verkohlten Erzeugnissen des
üppigen Pflanzenlebens nt Sümpfen und Seen. Diese oberen Grundlagen des
Flachlandes erlebten noch manche Änderungen der wagerechten Schichten, aber
diese neuen Unebenheiten wurden in der Eiszeit gemildert (Fig. 78, S. 297 und
Bild 11) oder durch mächtige, bis zu 200 m tiefe Schuttmassen völlig verhüllt
(Bild 95-97).
Fast das ganze Flachland trägt massenhaft die Spuren der einstigen Ver-
gletscherung. Die nordischen Geschiebe, d. h. die massenhaften, oft steinreichen
Sand-- und Lehmschichten skandinavischen oder finnischen Ursprungs, stellen
die einstige, unter riesiger Gletscherlast langsam dahinfließende Grundmoräne dar,
die vorzugsweise die Einebnung der Vertiefungen besorgte und weite Bodenflächen
bedeckt. Oft wurden durch Schmelzwasser die tonigen Teile aus ihr ausgespült,
und zurück blieb nur Geschiebesand mit vielen Steinen. Was die Schmelzwasser
aus der Gruudmorane ausschwemmten, wurde abgelagert als geschichteter Lehn:
oder Saud. Auf dem Rücken und im Innern des Gletstherstroms wanderten mächtige
Gesteinsblöcke von den Höhen Skandinaviens zu uns, blieben als Fremdlinge in
der deutschen Umgebung beim Abtauen des Gletschers liegen und wurden richtig
erratische oder im Volksmunde „Jrrblöcke", auch „Findlinge" genannt (Bild 95—98).
Am mächtigsten sind die Spuren der einstigen Vereisung in den Randländern
der Ostsee, wo riesige, bogenförmige Endmoränen aufgehäuft wurden. Die Süd-
grenze der eiszeitlichen Geschiebe zeigt die geologische Karte im Atlas. In den
Mittelgebirgen reichen diese Ablagerungen oft bis 500 in empor.
Auch die vielen Seen der Baltischen Seenplatte sind eiszeitlichen Ursprungs.
Ein Teil ihrer Becken ist durch Moränen abgedämmt, ein anderer durch Schmelzwasser
ausgehöhlt. Die hervorstehenden Köpfe des älteren Gesteins wurden von den
1 Z. B. die durch Steinbrüche fast beseitigten Rüdersdorfer Kalkberge bei Berlin (Fig. 78,
S. 297), die Kalkberge bei Lüneburg, zahlreiche Kreideberge (Rügen sBuntbild ©.182],
Helgoland) und flache Erhebungen von der unteren Elbe bis nach Hinterpommern hinein.
182 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — d) Mitteleuropa. §165—166.
Gletschern zu rundlichen Höckerformen abgeschlissen („abgehobelt") und mit vielen
Kritzen gezeichnet (Fig. 78, S. 297).
Die Bodenform des östlichen Flachlandes ist durch die länger dauernde
Vereisung weit mehr ausgestaltet als die des westlichen. Daraus ergibt sich
eine große natürliche Verschiedenheit beider Teile, als deren Grenze die
Elbe gilt.
1. Die Ostsee und ihr deutsches Hinterland.
a) Die Ostsee.
§ 165. Die Ostsee, drei Viertel so groß wie das Deutsche Reich, ist ein
junges Meer. Sie bildet den tiefsten Teil des Ostelbischen Flachlandes.
Ihre weiten, flachen, im Durchschnitt etwa 70 in tiefen Becken^ sind mit dem
Geschiebelehm der Gletscher überlagert. Während oder nach der Eiszeit traten
Senkungen ein und veränderten die Verbindungswege zum Ozean. Eine Senkung
zwischen Jütland und Schweden verwandelte endlich diese Ansslußwege in die
Meeresstraßen Sund (4km), Großer Belt und Kleiner Belt. So wurde
die Ostsee ein Mittelmeer oder Binnenmeer. Die geringe Tiefe der Meeres-
Zugänge 2 verhindert ein stärkeres Zuströmen des schwereren Ozeanwassers, und
der Zufluß des Süßwassers ist bedeutender als seine Verdunstung. Darum ist der
Salzgehalt au der Oberfläche sehr gering 3.
Wegen der Enge der Zugänge sind in der Ostsee die Gezeiten kaum bemerkbar.
Infolge dieser Verhältnisse bildet sich oft eine Eisdecke auf der Oberfläche. Da-
durch wird das Klima der Randländer kühler und die Schiffahrt, besonders im N
und 0, zeitweise unterbrochen. Im deutschen Anteile vereisen die Seebuchten nur
kurze Zeit, lange dagegen die weit ins Festland hineinreichenden Binnenhäfen.
b) Tie jütische und deutsche Ostseeküste.
§ 166. Sie weist einen auffallenden Wechsel der Formen auf. Im W
ist sie reich ausgestaltet. Im ganzen bildet sie eine große Bogeuliuie von
Zkagens Horn bis zum Memeler Tief. Diese verläuft wieder im einzelnen
in drei kleineren Bogen. Sie sind:
1. Die inselreiche Südwestbucht vom Ostpuukte Jütlauds bis zur Insel
Rügen. Ihr sind zahlreiche lange, schmale Buchten, die Förden, und uu-
regelmäßig gestaltete rundliche kleinere Buchten, die Bodden, eigentümlich.
2. Die inselarme Pommersche Bucht von Rügen bis Rixhöft.
3. Der insellose Doppelbogen der Preußischen Bucht von Rixhöft
bis zur russischen Grenze, der einförmigste Teil der deutschen Ostseeküste.
Die Ostseeküste ist zwar meist eine Flachküste, liegt jedoch höher als die der Nordsee.
An einigen Stellen steigen die Reste des Grundgebirges aus Kreidegestein flippen-
artig steil empor, so Stubbenkammer zu 125 m (Buntbild). Weite Strecken sind auch
durch Dünen gegen das Anstürmen des Binnenmeeres geschützt.
1 Nur wenige Stellen liegen unter —200 m, die tiefste Stelle ist —460 m.
2 Die größte Zugangstiese beträgt 40 m.
3 Im Durchschnitt nur 0,7 %.
Der Königsstuhl des Borgebirges Stubbenkammer im Spätsommer.
Im äußersten O.ten des schönen Eilandes Rügen steigt aus dem weiten Meere und aus den herr-
lichsten Buchenhainen der schneeweiße Kreideturm des Königsstuhles 133 in steil empor. Milliarden
von Panzern unendlich kleiner Tiere haben seinen feinerdigen, weichen Kalk gebildet.
§ 166—167. E. Mitteleuropäisches Flachland. — 1. Die Ostsee und ihr Hinterland. 183
Die Südküste der Oftsee hatte einst ein mäßig hohes Vorland aus Kreide-
und jüngeren Gesteinen, das durch Senkungen zerstückelt wurde. Seine Reste lassen
sich aus den Dänischen Inseln, auf Rügen, im nördlichen Vorpommern uud
in Sa ml and erkennen.
Die Fördenküste zieht sich vom N bis zur Lübecker Bucht. Ihre landeinwärts
sich zuspitzenden Busen oder Förden sind unter das Meer getauchte Flußtäler. So
ist die Kieler Förde das Urstromtal der Eider. Die Förden bieten gute Häfen.
Der Lim Fjord wurde durch Sturmfluten im 19. Jahrhundert zur Meeresstraße.
Die Boddenküste von Wismar bis zur Dievenow entstand durch das Zu-
sammenwirken der Senkungen und der zerstückelnden sowie aufbauenden Arbeit des
Meeres. Ihr bekanntestes Beispiel ist die Insel Rügen, wo die auseinandergerissenen
felsigen Keme durch fruchtbare Meeresablagerungen der Eiszeit und durch band-
artige Ablagerungen von Meeressand aneinandergekettet wurden. Den südlichsten
Einschnitt der Ostseeküste bildet das flache Süßwasserbecken der Odermündung.
Ihre drei Meerespforten sind die seichte Peene im W, die künstlich verkürzte Swine
und die breite, fast versandete Dievenow im 0. Die dazwischen liegenden Inseln
Usedom und Wollin haben ebenfalls ein Gerippe festen Grundgebirges, an dem
breite Streifen von Meersand angespült sind.
Nach 0 folgt unsere einförmigste Küste, die Hinterpommerns. Hinter
dem flachen Ufer liegen zahlreiche kleine Strandseen, die durch Klippen des Ge-
schiebelehms und Strandwälle vom Meer abgeschlossen sind.
Eigentümlich sind der preußischen Ostseeküste die Nehrungen. Das Vor-
herrschen westlicher Wiude bewirkt hier eiu schräges Auflaufen der Wellen. Dadurch
werdeu die abgelagerten Sande und gröberen Geschiebe nach 0 weitergetragen
und bilden allmählich schmale Landzungen, die sich von einem westlichen Ufervorsprung
zu einem östlichen ausstreckeil, besonders wenn eine Erhöhung des Meeresbodens
schon vorhanden war. Der an die Landzungen angespülte Dünensand wird vom
Winde über ihnen aufgehäuft. So nehmen sie an Höhe und Festigkeit zu und trennen
allmählich seichte Strandseen, Haffe, vom Meere ab, wie die Frische Nehrung
das Frische ©äff1, die Kurische Nehrung^ (Bild 94) das Kurische Haff. Zwischen
beiden Haffen liegt die an landschaftlichem Reize durchaus nicht arme, einstige Insel
Sa ml and (Bild 93). Sind die Einlaßpforten des Meerwassers, die „Tief" heißen,
schmal und feiten, so werden die Haffe durch die Nüsse allmählich mit Süßwasser
erfüllt. Das Frische Haff steht durch das Pillauer Ties, das Kurische Haff durch
das Memeler Tief mit der Ostsee in Verbindung. Die Halbinsel Hela bildet
den Anfang einer Nehrung.
e) Das deutsche Hinterland der Ostsee.
§ 167. Das östliche Flachland besteht aus vier verschiedenartigen, breiteil
Ringstücken, die sich konzentrisch im 8 um das flache Becken der Ostsee legen.
Der innere Rmg ist die Baltische Seenplatte. Ihn begrenzt im S der
Ring der Tieflandsmulde, der durch die großen Flußtäler, die eiszeitlichen
Urstromtäler (Fig. 34), in der Linie Warschau—Berlin—Hamburg gebildet
1 Haff = Meer. Frisches Haff = Süßes Meer.
/ D:e Kurische Nehrung ist 100 km lang und meist nicht 2 km breit. Das Memeler
Tief ist 0,5 Km breit.
184
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
b) Mitteleuropa.
§ 167.
wird. Diesen wieder umgürtet die binnenländische Landschwelle. Sie
reicht vom Plateau von Taruowitz über den Flämiug zur Lüne-
burger Heide. Zwischen dieser uud dem Fuße der Gebirge schiebt sich der
südliche Tieflandstreisen ein, der sich südwestlich der Aller uud Unterweser
über ganz Nordwestdeutschland verbreitet. Sämtliche vier Ringe kommen
im NW der Nordsee nahe oder berühren sie.
1. Die Baltische Seenplatte.
Wenn auch die langgestreckte, nach W an Höhe abnehmende Bodenanschwellung
durch ein älteres Grundgebirge, dessen Köpfe an verschiedenen Stellen zutage treten,
vorgezeichnet ist, so hat sie ihre heutige Oberslächeugestaltung doch durch die Wirkuugen
der Eiszeit erfahren. Geschiebelehm bildet die Hauptmasse der Oberfläche. An der
Südseite habeu die Flußwasser weite Sandflächen angeschwemmt.
Die drei Bogen des Baltischen Höhenzuges entsprechen den End-
moränen der zurückweichenden nordischen Gletscher:
a) der Preußische Höhenzug um die Dauziger Bucht. Der Turm-
berg (330m) ist die höchste Schuttaufhäufung im Norddeutscheu Flachlande
(Bild 93, 96, 97).
b) der Pommerfche und Mecklenburgische Höhenzug um die Pom-
mersche Bucht.
o) der Schleswig - Holsteinische und Jütische Höhenzug um die
Kieler Förde, um die Dänischen Inseln und an der Westseite des Kattegatt.
Die größte Zahl und die beträchtlichste Größe der Seen weist die Ostpreußische
Seenplatte auf. Die preußischen Seen liegen fast in derselben Höhe, uud so ist eiue
Wasserverbindung zwischen ihnen teils vorhanden, teils leicht herzustellen (Elbing—
Oberländischer Kanal).
Die Seenplatten sind nicht arm an Naturschöuheiteu. Ihr lehmiger Uferrand
(Fig. 77, S. 297) prangt oft im frischen Grün des Buchenwaldes mitten im endlosen
§167.
E. Mitteleuropäisches Flachland. — 1. Die Ostsee und ihr Hinterland.
165
dunklen Nadelwaldgebiete des sandigen Bodens Ihre Täler sind zum Teil tief
eingegraben, uud die Wasserflächen zieren die eigenartige Landschaft so prächtig,
daß einzelnen Seengebieten der Name „Schweiz" im Volksmunde beigelegt wird.
Die Flüsse. Den Seenplatten entströmen nach N kurze Küstenflüsse.
Von Bedeutung sind: 1. die Memel (der Njemen), deren Delta entsumpft
uud nun ertragreich ist, 2. der Pregel, 3. die Weichsel, der oft unbändige
„polnische Strom", der die Polen dreier Staaten verbindet und in seinem
Durchbruchstal fruchtbare, durch Dämme geschützte Niederungen (Bild 92)
und an seinen Mündungen (§ 181,5) das „Weichselwerder" geschaffen hat,
4. die Oder, die nach ihrer Mündung ins Haff den größten preußischen See-
Hasen besitzt.
2. Die Tieslandsmulde.
Im X grenzt sie an die Heidesandstrecken der Seenplatten uud ist bott 0
nach W geneigt. Im 0 lausen mehrere Urstromtäler (Fig. 34) nebeneinander
her, die breit und tief durch die gewaltigelt Mengelt des Schmelzwassers der
zurückweichenden Gletscher ausgefurcht sind. Am wichtigsten sind das Thorn—
Eberswalder und das Warschau—Berliner Haupttal. Alle Gewässer
sammelte einst die UrWeichsel uud führte sie durch die untere Elbe in die
Nordsee.
Die Ströme empfangen ihren Wichtigstelt Nebenfluß von rechts aus den
Urstromtälern: Narew und Bug, Warthe uud Netze, Havel und Spree.
Ihnen entspricht im Westelbischen Tieflande die Aller.
Die vom Waffer verlassenen Urstromtäler zeichnen bequeme Wege sür
Querkanäle in ihren tiefen, sandigen oder mit Erlenbrüchett erfüllten Furchelt
vor. Für Berlin ist es von Bedeutung, daß die im 0 ziemlich weit voneinander
abstehenden Urstromtäler in der Mark eng zusammenlaufen und Berlin zum
Zielpunkt künstlicher Wasserstraßen bestimmen (Fig. 40, S. 208).
3. Der südliche Höhenzug.
Als sein östlicher Anfang wird gewöhnlich das Oberschlesische Hügel-
land oder die Hochfläche von Tarnowitz angenommen.
Dieses Hügelland ist ein Ausläufer der Polnischen Stuseulaudschast. Es besteht
meist aus Gesteinen der Steinkohlenformation (Fig. 50, S. 270, Fig. 59, S. 274)
und schließt Zink-, Blei- und Eisenerze ein. Seinen Bodenschätzen verdankt
dieses stark bewaldete Hügelland die außerordentliche Volksdichte. Der Wald
ist Großgrundbesitz.
Der wellige Höhenzug von der Malapane nach NW steht der Baltischen
Seenplatte an Höhe und Geschlossenheit nach. Westlich der Elbe setzt er sich
in der Lüneburger Heide fort. Im Gegensatz zur Baltischen Seen-
platte überwiegt im südlichen Höhenzuge der Geschiebesand den Lehm und
ist deshalb unergiebiger für den Ackerbau.
1 Die Johannesburger Heide im südlichen Ostpreußen (965 qkm) ist das größte zu-
sammenhängende Waldgebiet des Preußischen Staates. Die Tucheler Heide ist fast ebenso
186 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — d) Mitteleuropa. § 167—169.
Diese an Jrrblöcken reichen Hügelzüge sind meist endlose, sandige Heideflächen,
unterbrochen von Wacholderbüschen und dürftigen Kiefernwäldern. An Boden-
schätzen bergen sie Ton- und Mergellager^, im mittleren Teile auch Braunkohlen.
4. Ter südliche Tieflandstreifen.
Das Tiefland zwischen dem südlichen Höhenzug und dem Fuße der Mittel--
gebirge hat von Breslau bis Bremm einst in Zusammenhang gestaudeu
(Fig. 34, S. 184). Sein Boden ist teils fandig, teils sehr fruchtbar.
Durch Fruchtbarkeit ist Mittelschlesien ausgezeichnet, wo Schwemmland und
Lößdecken (S. 53, Anm. 3, Fig. 60, S. 275) reiche Ernten erzeugen, ferner die
Leipziger Tieflandsbucht und große Teile der Provinz Sachsen und Anhalts.
§ 168. Das Klima des Ostdeutschen Tieflandes trägt, je weiter nach 0, desto
ausgesprochener, kontinentales Gepräge. Den Hauptniederschlag bringen im Sommer
die Gewitterregen. Der Niederschlag genügt überall für beu Waldwuchs, der auf
dem sandigen Boden große Kiefernbestände hervorgebracht hat, und auf fruchtbarem
Boden für Getreide, Zuckerrüben- und Hopfenbau, auf weniger fruchtbarem für den
Kartoffelbau. Im N Schlesiens gedeiht noch Wein. Die mittlere Jahrestempe-
ratnr beträgt etwa 8°. Die Niederschläge sind im Küstenstreifen am reichlichsten.
§ 1<>9. Die Bewohner. Die Verdeutschung der slawischen Bevölkerung
wurde erfolgreich erst seit Kaiser Lothar von Sachsen unternommen. Unter Heinrich
dem Löwen gewann das Deutschtum Mecklenburg und Pommern, im 13. Jahr-
hundert eroberte der Deutsche Ritterorden Preußen. Jahrhundertelang strömte
ein Zufluß deutscher Kolonisten bäuerlichen und ritterlichen Standes nach 0.
Oft wurde dieser Zufluß künstlich gefördert, in unserer Zeit durch den Ankauf von
Landgütern polnischer Besitzer und durch Ansiedlung westdeutscher Bauern auf
diesen zerteilten Gütern.
Der 0 ist bis zum Meridian von Glogau mit Ausnahme der wendischen Sprach-
insel in der Lausitz rein deutsch. In Schlesien reicht das deutsche Element bis an den
Meridian von Oppeln, und im NO ist Ostpreußen eine deutsche Sprachhalbinsel.
Tie deutsche Bevölkerung gehört meist dem niederdeutschen Stamm an.
Die deutschen Bewohner des Ostdeutschen Flachlandes sind fast durchweg
evangelisch. Nur im Ermeland, um Kulm und in Mittelschlesien gibt es deutsche
Katholiken in größerer Zahl.
Polnisch spricht zu 33% die Provinz Westpreußen. Im S Ostpreußens
leben evangelische Polen, die Masnren. 60% der Provinz Posen und in der Provinz
Schlesien sast der ganze Regierungsbezirk Oppeln wird von Polnisch redender
Bevölkerung bewohnt.
An der Memel wohnen evangelische Litauer.
Die Besiedlung des Ostdeutschen Flachlandes ist dünn (f. den Atlas!).
Die Landwirtschaft überwiegt bei weitem. Handel und Industrie sind dürftig.
Politisch gehört das Ostdeutsche Flachland größtenteils zum Königreich Preußen.
Kleinere Teile gehören zum Königreich Sachsen, zum Herzogtum Anhalt, zu den
Großherzogtümern Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg und
zu den Freien und Hansestädten Lübeck und Hamburg.
1 Mergel sind ein Gemisch von Kalk- und Tonschlamm.
§ 170—171. E. Mitteleuropäisches Flachland. — 2. Die Nordsee und ihr Hinterland. 187
2. Die Nordsee und ihr deutsches Hinterland.
a) Die Nordsee.
§ 170. Die Nordsee ist ein slaches Rand meer, das sich an die festländische
Küste Europas zwischen der Straße von Calais und der Elbmündung, an die
Jütische Halbinsel und den SW Skandinaviens anlehnt und durch Groß-
britannien und die Shetland ^schetländi-Inseln vom Ozean getrennt ist. Ihre
Oberfläche ist so groß wie die des Deutschell Reiches.
Die Nordsee hat nur 88 in Mitteltiefe^, und innerhalb einer 100 Kin-Linie parallel
der festländischen Küste sinkt ihr Boden nirgends unter 59 in. Mitten in der Nordsee
erhebt sich die fischreiche Doggerbank bis 13 in an den Meeresspiegel.
Das Nordseebecken ist die Fortsetzung des Nordwestdentschen Flachlandes. Es
wurde erst in später Erdzeit vom Ozean überflutet. Noch in geschichtlicher Zeit hat
dieser seine Eroberungen fortgesetzt und dabei Tausende von Menschenleben vernichtet
(Süderfee und Dollart im 13., Jadebusen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert).
Die Nordsee ist salzreicher, wärmer und stürmischer als die Ostsee nnd für
den Großschisfahrtsverkehr infolge der Gezeitenbewegung weit geeigneter.
Nur durch das regelmäßige Anschwellen der Wassermenge infolge der Flut-
welle wird einem großen Teil uuserer seichten Nordseeküste die Seeschiffahrt
ermöglicht, und Hamburgs und Bremens Blüte beruhen darauf. Der Nordsee
verdankt das Deutsche Reich seinen Anteil am Weltverkehr und die
Weltmachtstellung. Dieser Meeresraum hat auch zurzeit die ergiebigsten
Fischgründe2.
b) Die Küste.
§ 171. Als Tieflandsküste ist die Küste der Nordsee durchweg flach.
Sie besitzt von der Straße von Calais bis zur Scheldemündung und von der
Lekmündnng bis zu den Ostfriesischen Inseln noch einen ununterbrochenen
Dünenwall und hat darum keinen natürlichen Handelshafen. Die Küsten-
bewohner sind deshalb auf Fischerei augewiesen. Zwischen beiden Dünen-
küsten liegt das Mündungsgebiet der Maas und des Rheines, ein
reiches Flußmarschgebiet, in das trichterförmige Meeresbuchten tief ein-
schneiden.
Bon der Südersee nach 0 ist dagegen der einst zusammenhängende
Schutzwall von Dünenrücken, der das fruchtbare Laud schützte, durch
Sturmfluten zerrissen. Nur Trümmerstücke sind in den flachen, dünen-
reichen, au anbaufähigem Boden und au Wald armen Friesischen Inseln
1 „Ein Bogen Schreibpapier ist im Verhältnis zu seiner Länge und Breite dicker als
die den Nordseegrund bedeckende Wasserschicht im Vergleich zu deren Oberfläche."
2 Die Nordsee liefert jährlich für 150 Mill. Mark Fische. Davon fangen die Briten 70%,
me Deutschen, zurzeit nur 6%. Niederländer, Norweger, Franzosen, Dänen erzielen eine
größere Ausbeute aus ihr als die Deutschen.
188 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 171—172.
übriggeblieben. Auch die Gezeiten gestalten die Küsten vielfach um. Vor
allem erweiterte die Gezeitenbewegung die Flußmündungen zu Trichter-
formen.
Die Ost- und Nordfriesischen Inseln sind fast alle als Seebäder im Sommer stark
besucht (Borkum, Norderney, Waugeroog, Sylt). Trotzdem die kleinen, nicht ein-
gedeichten Halligen oft von Sturmfluten überschwemmt werden, sind sie fast alle
bewohnt. In der weit nach W vorspringenden Halbinsel Holsteins hat sich ein Stück
des alten Landes erhalten. Es zeigt, welch fruchtbares Land im Meere be-
graben liegt.
Als die Sturmfluten den Dünenwall zerrissen, entstand zwischen den Düneninseln
und der Küste ein seichter Meeresraum: die Watten. Sie zeigen bei Ebbe Schlamm-
und Sandpfützen oder sind auch wohl ganz ohne Wasserbedeckung und werden dann
sogar von Fuhrwerken zur Verbindung zwischen Festland und Inseln benutzt.
Seit vier Jahrhunderten sucht der Mensch den ans Meer verlorenen, frucht-
baren Boden aus dem Wattenmeer zurückzuerobern durch die ungemein mühevolle,
aber erfolgreiche Arbeit des Eindeichens (Bild 105). Die durch Kanäle abgegrenzten
Teile der so gewonnenen äußerst fruchtbaren Marschen heißen Polder oder Köge
und dienen, wie in Holland, der Viehzucht und dem Ackerbau.
Nur Helgoland, als Stützpunkt unserer Flotte befestigt, ragt mit seinem Bunt-
sandsteinfelsen 60 in über die See (Fig. 57, S. 273). Aber auch hier hat das Wasser
unablässig genagt bis auf den heutigen Tag.
Der südöstliche Winkel, die Elbmündung, bildet den besten Zugang
für die Großschiffahrt. Jedoch nur durch Leuchttürme, Leuchtschiffe, Baken
und bei Nebel nur mit Hilfe eines ortskundigen Lotsen ist die oft wechselnde
Fahrrinne zu finden.
Darin besteht aber auch der beste Schutz unserer Nordseeküste gegen feindlichen
Angriff. Eine Beseitigung der Schiffahrtszeichen macht sie jedem fremden Schiffe
unzugänglich. In die Elbe mündet auch der Nord—Ostsee- oder Kaiser Wilhelm-
Kanal (Bild 101).
Noch gefährlicher ist der Eingang in die Wesermündung und in den flachen
Jadebusen, der eine alte, durch Sturmfluten erweiterte Wesermündung darstellt.
Im Dollart ist die Wiedergewinnung des verlorenen Landes im Gange. Die
Mündung der Ems hat erhöhte Bedeutung gewonnen durch den Dortmund—Ems-
Kanal.
c) Das Hinterland der Nordsee.
§ 172. 1. Das Hinterland der Nordsee ist durch keinen Landrücken
von der See geschieden. Von der Schelde bis zum Gebiet der Ems heißt es
die Niederrheinische Tiefebene. Hier teilt sich der Rhein, indem er
zunächst etwa zwei Drittel seines Wassers nach W in die Waat sendet, die so
nahe der Maas fließt, daß bei Hochwasser ihre Fluten sich früher vermischten.
Jetzt scheidet ein Damm mit Schleuse beide Flüsse. Ein Arm der Waat fließt
nach N in den Rheinarm Lek, der von Rotterdam ab den Namen Neue Maas
trägt. Die anderen Rheinmündungen find ohne größere Bedeutung. Die
Wasser der Maas vereinigen sich teilweise mit der Osterschelde.
Spätsommer im Moor bei Worpswede. Nach dem Gemälde von O. Modersohn.
Wer im Moore sich ansiedeln luill, mutz sich seine Stätte am schnurgeraden Kanal suchen, der die „Mutter des Fehntjers" ist. Auf ihm verfrachtet er seinen Torf,
der rechts in hoher Wand des ferneren Abstichs noch harrt, und holt, was sein Acker noch nicht liefern kann. An Farben fehlt es im düstern Moore nicht:
Blütenpracht im Frühjommer, goldene Kronen auf weißen Birkenstämmen im Herbst, fast immer die vielgestaltigen Wolkengebilde küstennaher Gebiete.
§ 172-
189
Vom Gebiet der Ems bis zur Elbe erstreckt sich die Niedersüchsische
Tiefebene, ganz zum Deutschen Reiche gehörend, während durch die Nieder-
rheinische die deutsch-niederländische Grenze völlig willkürlich zieht.
Hinter dem grünen Kranze der fetten und völlig ebenen Marschen erhebt
sich kaum merklich üortN nach S zu beiden Seiten der Weser das sandige oder
moorige, mit niedrigen Hügelwellen durchsetzte Land der Geeste Es ist
im W der Weser das Land der großen Moore. Im 0 dehnt sich zwischen
Aller und Elbe der Landrücken der Lüneburger Heide, ein zu 170m an-
steigender welliger und sandiger Höhenrücken (Bild 99).
Halbinselgleich streckt die Geest einzelne Arme zwischen die Marschstreifen hindurch
bis unmittelbar ans Meer. Die Geest trägt ein dichtes Heidekleid, spärlich besetzt
mit Wacholderbüschen, Eichen, Birken und Kiefern. Die Lüneburger Heide ist von
breiten Tälern, die von Flüssen mit Schwemmland ausgefüllt wurden, durchsetzt und
in diesen Flußmarschen fruchtbar.
Auch der Schmuck der das Ostdeutsche Flachland belebenden Seen fehlt, abgesehen
von den flachen Moorwasserbecken des Steinhuder Meeres und des Dümmers.
Den wesentlichen Wechsel der Landschaft bringt nur der Unterschied von trockenem
uud seuchtem Bodeu hervor. Auf dent aus Wasserpflanzen entstandenen bröckeligen,
schlammigen Torf, dem Niedermoor, wuchs Bruchwald (Erlen, Kiefern, Birken,
[auf Bild 100] Eiben) und vermoderte zum Waldtorf des Übergangsmoors. Hierauf
bildete sich durch Vermoderung von Moosen und Sumpfpflanzen das mächtige Hoch-
moor, dessen uutere Schicht den besten Brenntorf liefert (Bild 100). Solche Moore
erheben sich bis 8 m über ihre Umgebung. An der unteren Ems bedecken sie den
größten Teil des Bodens. Das größte Hochmoor liegt an der ostsriesisch-olden-
burgischen Grenze. Diese dünn bevölkerten Landstriche werden nach holländischem
Muster mehr uud mehr kultiviert durch Entfernung2, d. h. man sticht das Torfmoor
ab, gräbt Kanäle, die zum Fortfchaffeu des getrockneten Torfes, zum Verkehr der
Aufiedler uud zur Eutwässeruug dienen (Buntbild S. 188), und treibt auf der oft
fehr fruchtbaren, entblößten Unterlage Ackerbau. Papenburg an der Ems ist die
am meisten aufgeblühte Moorkolouie.
In diesen eintönigen Geest- und Moorlandschaften ist an den Flüssen ein frucht-
barer Streifen Marschland angeschwemmt, wie ein „goldener Saum am abgeschabten
Purpurmantel" der Geest.
2. Die Mnnsterliindische Tieflandsbucht füllt den Winkel zwischen Teuto-
burger Wald uud Haar aus. Sie wird entwässert durch die Ems und die
Lippe.
Das reiche Steinkohlengebirge (Bild 84) hat im S zahlreiche Bergwerke
und Eisenindustrie ins Leben gerufen. Es liegt unter jüngeren Gesteinsschichten,
die eine lockere Oberflächendecke von eiszeitlichen Gebilden oder Schwemmland
tragen. So wechseln fruchtbare Landstriche mit den dürftigsten Heide-
fandflächen ab.
3. Ebenfalls spitzwinklig tritt die Kölnische Tieslandsbucht zwischen
^?auerland und Eifel bis au die Mündung der Sieg südwärts ein. Sie
hat eine sehr günstige Verkehrslage zwischen den reichen Bergbau- uud
1 Geest, auch Gast, ist verwandt mit güst (= unfruchtbar) und Iuist.
2 Fehn oder Fenn = Moorland.
ch
190 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — d) Mitteleuropa. § 173—175.
Industriegebieten am Nordrande des Schiefergebirges. Daher ist die Kölnische
Tieflandsbucht dicht bevölkert und städtereich.
Der alte dreieckige Einbruch ist von jüngeren Gesteinen ausgefüllt und teils
mit mächtigen Schotter- und Sandmassen des Rheines, teils aber mit fettem
Lehmboden überdeckt. Die tief abgesunkenen Steinkohlenfelder, die den Nordrand
des Schiefergebirges begleiten, sind bisher nur am Ost- und Westrand in Abbau ge-
nommen. In den breiten, flachen Flußtälern findet sich fruchtbares Schwemm-
land.
Die Entwässerung der Niedersächsischen Tiefebene geschieht durch
Elbe, Weser und Ems, während der Rhein die Gewässer der Nieder-
rheinischen Tiefebene (Lippe) aufnimmt.
§ 173. Das Klima zeigt, abgesehen vom südöstlichen Gebiete, einen starken
Gegensatz zum ostelbischen Lande. Die Westwinde erzeugen einen milderen Winter,
als der der Oberrheinischen Tiefebene ist, und im Sommer einen bedeckten, die Hitze
mildernden Himmel, der aber mit Ausnahme der wärmeren Kölnischen Bucht den
Anbau solcher Pflanzen verbietet, die größerer Wärme bedürfen. Auch bringen die
westlichen Winde reichliche Niederschläge zu allen Jahreszeiten. Der Küstenstreifen
ist relativ regenarm, da seine häufigen Regen immer nur von kurzer Dauer sind.
§ 174. Die Bewohner gehören den: hier seßhaft uud darum unvermifcht ge-
bliebenen niedersächsischen Stamme (§151) an. Hellblonde Haare und blaue
Augen sind für den stämmig gebauten Menschenschlag bezeichnend. Die nahe ver-
wandten Friesen an der Küste tauschen ihre Sprache immer mehr gegen das nieder-
sächsische Plattdeutsch ein. Die Rheinische Tieflandsbucht südlich von Düsseldorf
bewohnen mitteldeutsche Rheinfranken, die Leipziger Tieflandsbucht mittel-
deutsche Obersachsen und Thüringer.
Die Besiedlung ist in der Lüneburger Heide, in Oldenburg, im Emsland und
im NW der Münsterländischen Tieflandsbucht sehr schwach.
Bemerkenswert ist hier die Armut an Städten und die große Anzahl von Einzel-
Höfen und sehr kleinen Dörfern, die sich aus der Dürftigkeit des Bodens erklären.
Die größeren Städte verdanken im nördlichen Teile ihre Bedeutung meist dem
Seehandel uud der Hochseefischerei.
Die norddeutschen Staaten.
a) Das Königreich Preußen.
§ 175. Es ist ein ostdeutsches Kolonialreich, das seinen Ursprung im Elb-
gebiet, iu der Altmark, nahm. Zunächst bildete es eiuen zusammenhängenden
Staat im Ostelbischen Flachlande, dehnte sich dann ins Westdeutsche Tiefland und
ins Mitteldeutsche Gebirgsland aus und umschloß viele Kleinstaaten. Auch das
Stammland seines Herrscherhauses in Süddentschland gewann es zurück.
Abgesehen von dem Stadtkreis Berlin und dem Fürstentum Hohenzollern
wurde es für die Verwaltung in zwölf Provinzen geteilt, diese wieder
(außer Schleswig-Holstein) in mehrere Regierungsbezirke.
1. Die Provinz Oschreußen ist aus der Preußischen Seenplatte und
dem nördlich vorgelagerten Tieflande gebildet.
§ 175,
E. Mitteleuropäisches Flachland. —
a) Das Königreich Preußen.
191
Die körperlich und geistig kraftvollen, meist evangelischen Bewohner haben
sich im Kampfe mit der Natur und mit den Landesfeinden bewährt. Ihre Haupt-
erwerbszweige sind trotz des nicht sonderlich günstigen Klimas Getreide-, Flachs- und
Hopfenbau, auch Milchwirtschaft. Die Pferde- und Rinderzucht ist bedeutend. Der
Handel ist sehr beengt, da die mssischeu Zölle das Hinterland absperren.
Darunter leidet am meisten Me mel, die nördlichste Stadt des Deutschen Reiches,
ein Getreide- und Holzmarkt am schiffbaren Ausfluß der Kurifchen Nehrung. Als
Flußübergang kommt * Tilsit empor, f Königsberg, nahe der Pregelmündung,
40 km von: Meer entfernt, aber nach Erbauung des 6,5 m tiefen „Seekanals" auch
für größere Seeschiffe erreichbar, ist infolge der Kanalverbindung mit der Memel
der Hauptausfuhrplatz des ganzen Landes. Durch Einfuhr englischer Kohle und
rheinisch-westfälischen Eisens hat sich die Eisenindustrie entwickelt. Seit alters blüht die
Brauerei und die Bearbeitung von Bernstein, der in der Halbinsel Samland (Bild 93)
bergmännisch gewonnen wird. Als Universität ist Königsberg das östlichste geistige
Bollwerk des Deutschen Reiches, wegen der Lage an der Hauptbahnlinie Berlin—
St. Petersburg Festung. ^Jnsterburg am Pregel ist ein schnell wachsender Eisen-
bahnknotenpuukt der Provinz (§179). Im dünner besiedelten Seenland Masuren
dient * Allen st ein als Verwaltungssitz.
2. Die Provinz Westpreußen umfaßt das mit Zuckerrüben reich angebaute
Weichseltal und die meist sandigen angrenzenden Gebiete.
Sie zählt 66% deutsche und zur Hälfte evangelische Einwohner.
*Thörn an der Weichsel ist wichtig als Brückenstadt und Bahnknotenpunkt,
darum Grenzsestuug. Kulm, die älteste deutsche Stadt im früheren Deutschordens-
gebiet, liegt ähnlich am hochragenden Weichselufer wie ^Graudenz, der Markt-
und Jndustrieplatz für das Binnenland der Provinz. fDanzig ist der Flußhafen auf
dem linken Ufer des alten, nur in Kanalverbindung mit der neuen Weichselmündung
gesetzten Weichselarmes und Festung. Sein Seehafen ist Neufahrwasser. Einst
war Danzig ein reicher und wichtiger Handelsplatz, auch für Polen. Aus dieser Zeit
stammen seine prächtigsten Bauwerke. Jetzt geht sein Handel aber zurück, da das
Hinterland durch Rußland abgesperrt ist und Danzig von der Hauptverkehrslinie
abliegt, da ferner der Wettbewerb der günstiger gelegenen Nebenbuhlerinnen Königs-
berg und Stettin übermächtig wird. Seine Industrie jedoch blüht auf (Schiffswerften,
Gewehr- und Muuitions-, Maschinen-, Zuckerfabriken), gefördert durch die Technische
Hochschule. Dirfchau, die Weichselbrückenstadt, ist der wichtigste Bahnknotenpunkt
der Provinz. Marienburg an der Nogat wird wegen des wiederhergestellten
Deutschordensschlvsses viel besucht. Mit dem Oberländischen Kanal und mit der
neuen Weichselmündung hat die durch Schiffbau und Maschinenwerkstätten bekannte
Stadt **Elbing Wasserverbindung.
3. Die Provinz Pommern besteht aus einem größeren Hinterpommer-
schen und einem kleineren vorpommerschen Flügel.
Ihre Bewohner gehören fast durchweg der evangelischen Kirche an.
Im meist sandigen 0 liegen alle größeren Ortschaften in dem fruchtbaren Gürtel
zwischen der Seenplatte und dem der Großschiffahrt ungünstigen Küstenstreifen.
Ächaf- und Gänsezucht, an der Küste Fischerei bilden die Haupterwerbsquellen.
Das L?ol- und Seebad Kolberg ist der bedeutendste Fischerhafen der Küste,
*Stargard i. P. ein Jndustrieplatz. f Stettin, auf dem hohen linken Ufer der Oder,
192 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 175.
ist nächster (125 km) Hafen für Berlin^ und der wichtigste preußische Seehandelsplatz
(Getreide, Saaten, Fische und Zucker), auch ein Abgangsort von Postdampfern
der Hamburg—Amerika-Lmie nach New Aork. Die Festung Swine münde schützt
die künstlich vertiefte See-Einfahrt. Hervorragend ist seine Industrie in Schiffbau
(„Vulkan"), Zementherstellung und Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse
(Mehl, Spiritus, Zucker). Unter den zahlreichen Bädern der mit Kiefernwäldern
geschmückten Haffumgebung ist Heringsdorf auf Usedom das besuchteste. —
Vorpommern erfreut sich fruchtbaren Bodens. Greifswald hat eine Universität.
^Stralsund betreibt Seehandel und Fischerei und sammelt die Bahnen, die den
Verkehr über Rügen nach Schweden vermitteln. Rügen ist die größte und schönste
deutsche Insel mit zahlreichen Seebädern an buchengeschmückter, teils hochragender
Küste.
4. Die „meerumschlungene" Provinz Schleswig-Holstein, fast rein evan-
gelisch, erstreckt sich von der Elbe bis zur Königsau (55|°N).
Der östliche Streifen der Halbinsel ist durch die reizvolle Küste, durch anmutige
Seen (Bild 95) uud Täler sowie durch fruchtbare Fluren aus Geschiebelehm und durch
herrliche Bucheu- und Eichenwälder bevorzugt. In der Mitte zieht sich eine eintönige
Sandfläche hin, mit Heide und Mooren bedeckt, die Geest. Sie streckt halbinselartig
Arme nach W. Zwischen diesen hat das Meer sehr fruchtbares Marschland abge-
lagert, das durch Deichbauten nutzbar gemacht wurde. Als vielbesuchte Seebäder sind
die Nordfriesischen Inseln bekannt. Die mit geringen Ausnahmen zur evange-
tischen Kirche gehörige Bevölkerung bis zur Flensburger Förde ist deutsch,
im N dänisch. Ihre Haupterwerbsquelle bildet Viehzucht, da das Land im
Sommer kühler, im Winter milder, dazu niederschlagsreich und am waldärmsten
von allen deutschen Landschaften ist.
Die größeren Siedlungen liegen meist in den Förden. Der Kriegshasen fKiel ist
Ausgangspunkt des Kaiser Wilhelm-Kauals (Bild 101), in doppelter Bahnverbindung
mit Berlin uud in Postdampferverkehr mit Körför (Kopenhagen). In und bei Kiel
befinden sich bedeutende Schiffswerften, Werkstätten für Schiffsbedarf jeder Art,
Fischräuchereien und Handelsmühlen. Die Ausfuhr geht meist uach England, das
Kohlen nach Kiel einführt. Für den Handel ist Kiel weniger günstig gelegen als
Lübeck und als Kriegshafen mannigfach beengt, aber dennoch nimmt sein Handel
stetig zu. Universität und Marineakademie. Das kleine, gartenreiche Schleswig
liegt in der Mitte des Landes. **Flensburg ist nach Stettin der zweite Reederei-
platz der deutschen Ostsee und ein ansehnlicher Jndustrieort. Tie Insel Alfen wett-
eifert mit Fehmarn an Fruchtbarkeit. Die wichtigste Bahnkreuzung ist Meu-
Münster, die größte Stadt der Provinz fAltona, das durch Handel und Industrie,
auch als Freihafen blüht und mit Hamburg im W zusammenhängt wie ^Wandsbek
int 0.
5. Die Provinz Posen besteht aus dem Tieflandsgebiet an den schiff-
baren Flüssen Warthe und Netze.
Drei Viertel der Provinz sind Ackerland, Wiesen, Weiden und Gärten.
Sie hat nur 40% deutsche und 30% evangelische Einwohner, die hauptsächlich im
sandigen Westteile wohnen. Der Hauptteil spricht Polnisch und ist katholisch.
i Ein Großschisfahrtskanal Berlin—Stettin soll gebaut werden.
§ 175.
E. Mitteleuropäisches Flachland. — a) Königreich Preußen.
193
Wo die Warthe von den alten Straßen von Leipzig und Berlin nach Polen über-
schritten wird, entstand die Brückenstadt und Festung fPosen, der Bahnknoteupunkt
der Provinz, ein bedeutender Handelsplatz (Wolle und Getreide) Gnesen ist ein
Webindustrieort, Hohensalza treibt umfangreichen Salzbergbau. Im nördlichen
Talzug blühte **Bromberg als Handels- and Mühlenplatz auf.
6. Schlesien ist die größte preußische Provinz. Die Oder bildet
das einigende Band der schlesischen Landschaften.
Etwas mehr als die Hälfte der Schlesier ist katholisch.
Zwei Drittel der größtenteils fruchtbaren Provinz dienen der Landwirt-
schaft. Durch die Ausnutzung der Bodenschätze ist Schlesien eins der
reichsten Länder geworden. Dem Verkehr der nach 80 ausgereckten Provinz
dienen vier große Längsbahnen:
1. die Gebirgsbahn Görlitz—Glatz,
2. die Gebirgsrandbahn Liegnitz—Schweidnitz—Ratibor,
3. die Niederschlesisch-Märkische Bahn Berlin-Breslau-Oderberg (-Wien),
4. die Rechte-Oderufer-Bahn von Stettin und Berlin nach Glogau,
Breslau, Königshütte (Krakau).
Diese Bahnen führen entweder durch Breslau oder sind durch Querbahnen mit
Breslau verbunden. So wurde dieser Ort der Eisenbahnmittelpunkt der
Provinz.
Oberschlesien oder der Regierungsbezirk Oppeln hat durch die reichen
Bodenschätze (Fig. 34, S. 184 und § 167,z) um **Königshütte, **Beuthen,
**Gkiwitz bis zu den „Drei Grenzen" ein äußerst dicht bevölkertes (über
1000 Einwohner auf 1 qkm) Kohlen-, Eisen- und Zinkindustriegebiet erzeugt.
Am Rande des mächtigen Kohlenfeldes an der hier schiffbar werdenden Oder liegt
*Ratibor.
In Mittelschlesien ist ff Breslau durch die Lage an wichtigen Straßen der
Umschlagsmarkt für das Kohlen- und Eisenindustriegebiet rechts und
den Webereibezirk links der Oder geworden. Es hat bedeutenden Güter-
verkehr auf der Oder, besonders abwärts, ist ein großer Getreide- und Woll-
markt, dazu ein vielseitiger Jndustrieplatz (Eisenbahnbedarf, Spiritus, Ge-
webe). Dadurch wurde Breslau zur zweiten Stadt Preußens, zur sechsten des
Deutschen Reiches. Als Universität stellt die durch viele alte Bauten (Marktplatz,
Rathaus) und prächtige gärtnerische Anlagen geschmückte, lebensvolle Stadt eine
geistige Warte des Deutschtums an der Ostmark dar.
In Niederschlesien liegt die Brückenstadt und Festung Glogau schon außerhalb
der Tieflandsbucht. **Liegmtz an der Katzbach, die oft umkämpfte Walstatt, ist
als Straßen- und Eisenbahnkreuzung ein namhafter Fabrik- und Handelsplatz.
Grünbergs Schaumweinkellereien verarbeiten die Erzeugnisse des nördlichen
Weinbaues.
Im Vorlande der Sudeten kreuzen sich die Bahnen vor der Lausitzer Pforte
in **Görlitz, das durch Getreide, Wollhandel und Tuchindustrie die zweitgrößte
Stadt Schlesiens geworden ist. Hirschberg bildet den Mittelpunkt des schlesischen
Leinenhandels. In und um Waldenburg blühen Kohlenbergbau, Porzellan- und
Glasherstellung. Vor dem Eulengebirge sind an den Bächen langgestreckte Dörfer
der Lein- und Baumwollweber entstanden. *Sch weidnitz treibt Wollweberei,
Gl ätz deckt wichtige Gebirgsstraßen nach Böhmen.
E. von Sehdlitz, Geographie. B. Nbtg. 1Z
194
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
b) Mitteleuropa. § 175.
7. Die Provinz Brandenburg umfaßt das Tiefland zu beiden Seiten
d er Od er bis zur unteren Havel und Elbe, in dem die Urstromtäler sich einander
nähern. Mit der fruchtbaren Ukermark reicht sie auf die Mecklenburgische
Seenplatte.
Der Boden ist zwar gut bewässert, aber meist sandig, flach und teilweise
morastig. Sehr ausgedehnt sind die Kiefernwälder. Die Haupterwerbsquelle
der Provinzbewohner, die sast.sämtlich der evangelischen Kirche angehören, bildet
die vornehmlich auf die Bedürfnisse der Berliner eingerichtete Bewirtschaftung
des Bodens, ferner Schafzucht und die Verarbeitung der Wolle. Weil in
Brandenburg durch Wasserstraßen und Eisenbahnen Rohstoffe und Kohlen leicht
beschafft werden können, ist die Provinz eins unserer größten Industriegebiete
geworden, dessen Mittelpunkt Berlin ist.
Die wichtigsten Wollstädte sind *Gubeu, *Forst und *Kottbus. Dieses liegt
nahe dem Spreewalde, einer sumpfigen Wald- und Wiesenlandschaft, durch die
in vielen Annen die Spree fließt (Bild 91).
^^Brandenburg, die älteste Stadt der Mark, und *Landsberg treiben
Maschinenindustrie, Rathenow stellt optische Instrumente her.
Küstrin ist Brückenstadt und Festung, **Frankfurt a. d. O. als wichtiger Straßen-
Übergang (Kunersdorf 1759) ein Industrie- und Handelsort. Der Finow-Kanal
berührt die durch ihre Forstakademie bekannte Stadt Eberswalde.
An der Südostecke des Havelvierecks finden sich die größten Orte. In der hügeligen
und waldigen Seengegend (Buntbild) liegen die vornehme Residenz-, Militär- und
Beamtenstadt** Potsdam mit ausgedehnten prächtigen Gärten und **Spandan
am Havelübergang der Bahn Berlin—Hannover—Köln, die größte Waffenschmiede des
Deutschen Reiches. Durch den Tiergarten wird von Berlin getrennt fCharlotten-
bürg, bekannt durch Waffenwerkstätten, elektrotechnische Werke, die Porzellanfabrik,
die Technische Hochschule und die Hochschule für Kunst und Musik.
Die Hauptstadt des Königreichs Preußen und des Deutschen Reiches, -s-fBerlin,
entstand aus den zwei Fischerdörfern Kölln und Berlin, zwischen denen Kurfürst
Friedrich II. seine Burg erbaute. Als danemde Residenz hat es seit 1491 gedient und
ist mit dem Emporsteigen des Preußischen Staates durch seiner Fürsten Fürsorge groß
geworden. Seine Lage unterstützte die fürstlichen Bestrebungen. Denn Berlin
liegt in der Mitte der Mark Brandenburg, zwischen den Elb- und Oderstraßen, zwischen
der Baltischen und der südlichen Landhöhe, in der Mitte der westlichen Tieflands-
mulde an derjenigen Stelle der schiffbaren Spree, wo zwischen breiten Seen in der
sandigen Umgebung feste Ufer den Fluß einengen und den Übergang von 8 nach N,
von W nach 0 erleichtern. Infolge des bequemen Flußüberganges wurde Berlin zum
Kreuzungspunkte der großen mitteleuropäischen VerkehrswegeLoudon—
Moskau, Paris—St. Petersburg, Italien—Skandinavien, Dentsch-Osterreich—Skandi-
navien und Odessa—Krakau—Hamburg. Die hier zusammenlaufenden großen Urstrom-
täler forderten zur Anlage von Kanälen aus und machten Berlin zum Mittelpunkte
des Kanalnetzes zwischen Elbe, Oder und Weichsel. So wuchs Berlin als Haupt-
und Verkehrsstadt allmählich in jeder Beziehung zum Mittelpunkte des Ost-
deutschen Flachlandes heran und wurde durch die geschichtliche Entwicklung auch
Hauptstadt des Deutschen Reiches, obwohl es nur 270 km vom nächsten Punkte der
russischen Grenze entfernt liegt. Dieser Lage wegen kann es aber trotz großen Einflusses
im geistigen Leben nicht die ausschließliche Führerrolle im Deutschen Reiche gewinnen.
Blick von den Havelbergen (1)7 m) des Grunewaldes auf die Havel bei der Insel Lindwerder.
Bilder von anmutiger Schönheit schmücken die seeartig breite, inselreiche Havel und ihre aus der ebenen Umgebung sich stattlich abhebenden hügeligen Ufergelände,
deren dunkle Kiefernwälder manch schimmernden Seespiegel umrahmen. Den Fluß säumt ein liebliches Band aus hellen Wiesenauen, wogenden Schilsflächen
und freundlichen Laub- und Obstbäumen, aus denen die roten Dächer der Dörfer und Gasthäuser und die Türme der Kirchen und Schlösser traulich hervorblicken.
Schleppzüge von Lastschiffen, Personendampfer, Segel der Havelzillen und Ruderboote der im Wettkampfe sich messenden Jugend beleben den WasserspieZel.
§ 175. E. Mitteleuropäisches Flachland. — a) Königreich Preußen._195
Die Bevölkerung, die sich von 1808—1908 gerade verzehnfacht hat, setzte
sich allmählich zusammen aus zähen, niedersächsischen und wendischen Branden-
bürgern, geistig beweglichen französischen Refugies und zugewanderten Elementen
aus ganz Deutschland. Unternehmungslustige Tatkraft, Ausdauer, Lebhaftigkeit und
Schärfe des Verstandes, beißender Witz, viel Humor und Hilfswilligkeit kennzeichnen
den „Spree-Athener".
Die günstige Verkehrslage ermöglichte die Herbeischaffung von Kohlen, Roh-
stoffen und Lebensmitteln^, und so stieg Berlin zum größten und vielseitigsten
Jndustrieplatz des Deutschen Reiches empor, der besonders in Bekleidung,
Wohnungsausstattung, Maschinenbau und Elektrotechnik hervorragt. Dadurch
gewann der Handel, der seit langem in Wolle, Getreide und Holz blühte, neue
Anregung und die erste Stelle im Binnenlande. Er schuf großartige Versandhäuser.
Das Zusammenströmen des Geldes machte Berlin zum ersten deutschen und zum
dritten europäischen Geldmarkt (London, Paris, Berlin, Frankfurt, Wien).
Als bedeutendster Brennpunkt des geistigen Lebens hat Berlin die größte
Universität im Deutschen Reiche, die Akademien der Wissenschaften und der Künste,
die Physikalisch-Technische Reichsanstalt und die hervorragendsten Bibliotheken und
Museen Deutschlands. Auch Generalstab und Kriegsakademie befinden sich dort.
Im Buchdruck und Buchhandel tritt es in Wettbewerb mit Leipzig.
So arm Berlin an mittelalterlichen Bauwerken ist, so reich ist es, besonders
seitdem es Sitz der obersten Reichsbehörden wurde, an modemen Prachtbauten
und an großartigen Straßen, auch an Denkmälern.
Die Mitte der Stadt bildet noch heute das Schloß auf der Spreeinsel. Daran
schließt sich das Monumentalviertel (Museen, Dom, Linden, Reichstagsgebäude,
Wilhelmstraße2) und die Paläste der Banken und Handelshäuser. Im 8, 0 und N
liegen, teilweise hinaufsteigend auf die sandigen Hügelwellen, die Fabriken und
Arbeiterwohnungen, im prunkreichen Westen am Tiergarten gartengeschmückte,
prächtige Villen, im Kranze der großen Vororte die Wohnungen des wohlhabenden
Mittelstandes. Die Vororte, von denen fRixdorf und fSchöneberg je etwa
150 000 Einwohner zählen, bilden mit dem eigentlichen Stadtbezirk zusammen
„Groß-Berlin", das eine Bevölkerung von 3 Millionen vereinigt. Von den Be-
wohnem sind 10% katholisch, 5% jüdisch. Für den Verkehr dieser Volksanhäufung
ist in großartigster Weise gesorgt durch die Stadtbahn, die elektrische Hoch- und
Untergrundbahn, die elektrische Straßenbahn, die Omnibusse, Automobile und die in
Berlin mündenden elf Haupt- und vier Nebenbahnen.
8. Sachsen ist die zerrissenste preußische Provinz. Ein Stück gehört dem
Ostelbischen Flachland an, das südliche Gebiet teils der Leipziger Tief-
landsbucht, teils dem Thüringer Becken, der NW dem Harz, dem
Harzvorlande und dem Westelbischen Tieflande.
Die Einwohner der Provinz sind fast sämtlich evangelisch.
f Magdeburg, die alte Brückenstadt und Festung am linken Hochufer der Elbe,,
ist seit alters die bedeutendste Stadt an der mittleren Elbe. Als Flußhafen steht
es in starkem Verkehr mit Hamburg. Es ist auch als Eisenbahnknotenpunkt
wichtig. Die Nähe großer Braunkohlenfelder und fruchtbarster Ackerbaubezirke (Löß,
Bild 102) hat die Stadt zum ersten Zuckerfabrikplatz und Zuckermarkt gemacht.
"Die Lebensmittelzufuhr erfolgt hauptsächlich durch den Flußhafen, der von allen Fluß-
Hafen des Deutschen Reiches den größten Frachtverkehr hat. — 2 Wb. Lehmann Nr. 47 u. 4».
13*
196 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 175.
Ein Kranz betriebsamer Vororte mit bedeutender Eisenindustrie und Dauer-
nahrungsfabriken umgibt Magdeburg. Hauptort des Steinsalzbezirks ist Staß-
f urt. In der sandigen Altmark, der Wiege des Preußischen Staates, kreuzen sich
bei Stendal große Bahnlinien. Wo Braunkohlen und seit alters Salzlager
ausgebeutet werden, hat sich an der Grenze des Tieflandes die Universitätsstadt
fHalle a. d. S. zum wichtigen Jndustrieplatz und Verkehrsknotenpunkt entwickelt.
Im fruchtbaren Hügellande nördlich des Harzes zeichnen sich aus * Qu edlin-
bürg durch Gärtnerei und Samenhandel, *Halberstadt durch Zucker- und
Tabakindustrie, * Aschersleben durch Bergbau auf Braunkohlen und Kalisalze,
* Eisleben durch Kupferbergbau.
An der thüringischen Hauptstraße wurde **Erfurt zur Hauptstätte der Handels-
gärtnerei und zum größten Orte Thüringens, während die östlich an der Saale
gelegenen Orte * Naumburg, *Weißenfels, Merseburg infolge der Nähe
der großen Straßensammelpunkte (fffLeipzig, fHalle) im Wachstum behindert
werden. *Nordhaufen handelt mit dem Getreide der Goldenen Aue und mit
den Leinengeweben des armen Eichsfeldes. In *Mühlhaufen blüht die Weberei.
Wittenberg, der Übergangsort der Straße Frankfurt a. M.—Halle—Berlin, hat
nicht mehr die Bedeutung wie einst als Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen und
als Ausgangspunkt der deutscheu Reformation.
9. Die Provinz Hannover besteht größtenteils aus dem Westelbischen
Flachlande zwischen der Elbe und der Niederländischen Grenze, zum kleineren
Teil aus Wesergebirgs- und Harzland.
85% ihrer Bewohner sind evangelisch.
Stade ist die Handelsstadt im Marschlande. -Lüneburg, der altertümliche
Handelsplatz am Nordostrande der Lüneburger Heide und an der alten Straße von
Frankfurt a. M. nach Lübeck, besitzt Salinen und Kalksteinbrüche. Wo die hohe Geest
südlich von fffHamburg an den hier durch Inseln geteilten und dadurch leichter
zu überschreitenden Fluß tritt, ist **Harburg besonders durch Gummiwerke und
Ölmühlen aufgeblüht. Am Übergang der Hamburg—Frankfurter Bahn über die
Aller treibt Celle, einst ein wölfischer Fürstensitz, mannigfaltige Industrie.
ffHannover, wo Lehmboden und Sandboden sich berühren, wo das hohe Ufer
der Leine der niederrheinischen Straße nach Berlin einen leichten Übergang bietet
und die Hamburg—Frankfurter Straße sich nach Süden abzweigt, ist der Eisen-
bahnknotenpunkt der Provinz. Dadurch hat die zum Teil waldumkränzte Stadt
einen schnellen Aufschwung genommen und ist durch die nahen Deisterkohlen, durch
die leicht zu beschaffenden Rohstoffe und westfälischen Kohlen, sowie als Sitz einer
Technischen Hochschule nächst Berlin der vielseitigste Jndustrieplatz geworden
(Gummi- und chemische Werke, Maschinenbau, Brauereien, Dauernahntng, in den
Vororten Salz-, Asphalt- und Zementwerke). Die Leine trennt Hannover von der
schnell emporwachsenden Industriestadt ** Linden. Der altertümliche Bischofssitz
-Hildesheim ist ein aufstrebender Jndustrieplatz und Getreidemarkt. Die anmutige
Stadt Hameln liegt da an der Weser, wo die Hildesheimer Straße den Fluß trifft.
Die Bahn von Hamburg nach Frankfurt gabelt sich bei der Universitätsstadt
-Göttingen. Münden hat eine Forstakademie, — Osnabrück liegt unweit eines
Steinkohlenbeckens, das seiner Eisen- und Webindustrie die Betriebskraft liefert.
An der Nordwestseite des Jadebusens zieht sich * Wilhelmshaven hin, die
befestigte Nordseestation der Deutschen Marine. Nicht weit von der Emsmündung
§ 175. E. Mitteleuropäisches Flachland. — a) Königreich Preußen._197
entfernt ist die Handels-, Freihafen- nnd Hochseefischereistadt Emden, die seit dem
Bau des Dortmund—Ems-Kanals in merklichem Aufschwünge sich befindet nnd den
einstigen Fürstensitz, jetzt wichtigen Pferdemarkt Anrich überflügelt hat.
Geestemünde, der erste deutsche Hochseefischereiplatz und ein bedeutender
Fischmarkt, wuchs mit Bremerhaven, wie dieses im N mit "Lehe, zusammen.
10. Die Provinz Westfalen hat Anteil am Schiefergebirge, am Weser-
bergland und am Westelbischen Tieflande.
Etwas über die Hälfte der Bewohner ist katholisch.
In dem dicht bevölkerten Streifen längs der Ruhr herrscht die Eisen- und
Kohlenindustrie und nördlich der Ruhr allmählich überwiegend die Kohlenindustrie.
Im Lande, „wo der Märker Eisen reckt", sind größere Judustrieplätze "Witten und
""Hagem Hammerwerke, getrieben dnrch das in kleinen und großen Talsperren
aufgefangene Wasser, Walzwerke, Gießereien, Drahtziehereien und andere Betriebe
geleiten mit ihrem Betriebslärm von Hagen bis in die Nähe von fBarmen, nach
"Iserlohn (Nadelherstellung, Bronze- und Messingwaren) und nach "Lüdenscheid,
das Kleinmetallwaren der mannigfaltigsten Art erzeugt. Der Verwaltungssitz
Arnsberg an der Bahn Amsterdam—Kassel—Leipzig ist eine schon außerhalb des
Judustriebezirks gelegene Beamtenstadt. * Stegen bildet den Mittelpunkt eines
großartigen Eisen- und Kupferbergbaues und Hüttenbetriebes1.
"Minden a. d. Weser hat sich trotz der Gunst der Lage am Außenrand der Weser-
bergkette vor der Porta Westsalika und an der Bahn Berlin—Köln, trotz der Nähe
guter Bausteinbrüche und Zementmergellager, trotz der nicht beträchtlichen Entfernung
von Kohlen- und Eisenerzfundstätten nicht zur großen Stadt entwickelt, weil es als
Festung zu lauge beengt und gehemmt war. An der Kölner Straße liegen die
Industriestädte "Herford und ""Bielefeld, dieses am Hauptpaß des Teutoburger
Waldes. Bielefeld, im Hauptgebiet des westfälischen Flachsbaues, ist bekannt durch
Lein- und Baumwollweberei, Maschinen- und Glasindustrie. ""Münster, die alter-
tümliche Stadt, der Sitz einer Universität, liegt im Ackerbau- und Viehzuchtgebiet der
Provinz und treibt Handel mit Getreide und westfälischen Schinken. Die Grenze des
rheinisch-westfälischen Jndnstriebezirks ist an der Lippe nach 0 bis zum
Eisenbahnknotenpunkt "Hamm vorgerückt und schreitet über die Lippe hinaus immer
weiter nach N. Die größte Verdichtung der Bevölkerung und ein enges, dem sächsischen
ähnliches Eisenbahnnetz zieht sich von der Ruhr zur Wupper und zum Rhein. Fast
ohne Unterbrechung wechseln hier riesige Jndustriewerke, Städte und Dörfer ab,
die Kohlenbergbau (Bild 84), Kokerei und chemische Fabriken, Eisen- und
Flußstahlindustrie betreiben. Die bedeutendsten Orte sind fDortmund (Mittel-
Punkt des Kohlenbergbaues, Bierbrauerei, Anfang des Dortmund—Ems-Kanals),
fBochum und fGelfenkirchen.
11. Die Provinz Hessen-Nassau umfaßt das Gebiet an der Werra,
Fulda, Eder, Lahn und Kinzig, das Hessische Bergland und dengrößten
Teil des Westerwedes und des Taunus.
Zwei Drittel der Bewohner sind evangelisch. Zu beiden Seiten der Lahn
entwickelte sich unser bedeutendster Bergbau auf Eisen, aber kein größerer
Jndustrieort.
1 Das Metall aus dem Erzgestein ausschmelzen heißt „verhütten". Dieses geschieht
in den Hochöfen der „Hütten".
198 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 175.
fKassel ist Sammelpunkt der Straßen aus vier Flußtälem, Kreuzung
wichtiger Bahnen und darum ein großer Handels- und Jndustrieplatz (Loko-
motivbau). Kassel ist zusammengewachsen mit dem Schloß und Kurort Wilhelms-
höhe. In Marburg befindet sich die Universität der Provinz. Die alte Kloster- und
Bischofsstadt Fulda wurde von Bonifatius gegründet. *Hanan treibt Gold- und
Silberwarenindustrie, ffFraukfurt a. M. an der Mündung der alten Verkehrs-
straße von Hessen und Thüringen war bis 1866 Freie Reichsstadt, einst Wahl- und
Krönungsstadt der Deutschen Kaiser. Die Stadt nimmt an der Rheinschiffahrt teil
und ist nächst Berlin und Köln der bedeutendste preußische Eisenbahnknotenpunkt
und der Mittelpunkt einer starken Bevölkerungsverdichtung. Frankfurt beherrscht
den Durchgangsverkehr zwischen Nord- und Süddeutschland, zwischen
Rhein- und Maintal und betreibt einen großartigen Handel auch mit außerdeutschen
Ländern. Dazu ist es ein hervorragender Geldmarkt.
Der Rheingau wurde berühmt durch viele Weinorte wie Rauental, Johannis-
berg, Rüdesheim. Als Bäder sind bekannt: Ems, Homburg „vor der Höhe"
und fWiesbaden, die vornehmste Villenstadt des Deutschen Reiches und wie
Baden-Baden ein internationales Bad.
12. Die Rheinprovinz oder das Rheinland besteht
1. aus einem gebirgigen Teil im Rheinischen Schiefergebirge,
2. aus einem Tieflandsgebiet in der Niederrheinischen Ebene.
Dem Oberpräsidium der Provinz untersteht auch das Fürstentum Hohen-
zollern, dessen Hauptort Sigmaringen ist.
Nördlich von Kreuznach an der Nahe (Salinen, Solbad) bis nach **Koblenz
liegen am Rheinufer nur kleine, einst wichtige Orte (Bild 82). Hier gründeten die
Römer die Stadt Confluentes. Die Rheinstraße wird hier gekreuzt von der
Moselstraße („Deutsches Eck"). 5 km oberhalb der Moselmündung trifft die
Lahnstraße den Rhein. Dadurch ist die Provinzhauptstadt der eigentliche Mittel-
Punkt des Schiefergebirges, auch eine wichtige Eisenbahnkreuzung und des-
halb befestigt wie das gegenüber aufragende Ehrenbreitstein. Ihre Entwicklung
zur Rivalin Kölns hemmten die eng zusammentretenden Felswände. Im frucht-
baren Neuwieder Becken liegt das gewerbstätige Neuwied. Am Eintritt der
schiffbaren Mosel (Bild 81) in das Schiefergebirge entstand * Tri er. Berühmte
Baudenkmäler erinnern an die Zeit, wo Trier als Augusta Trevirorum römische
Hauptstadt von Nordgallien war. Einst war es Sitz des Kurfürsten und Erzbifchofs.
Jetzt ist es infolge der Lage in einem abgelegenen Grenzwinkel des Deutschen Reiches
ohne die alte Bedeutung, aber als Kreuzung der Moselstraße mit der Kölner Straße
und Saarstraße ein wichtiger Wein- und Obstmarkt. Den Mittelpunkt der Kohlen- und
Eisenindustrie bildet *Saarbrücken am Saarübergang der alten Heerstraße nach Paris.
fAachen, schon den Römern bekannt wegen seiner heißen Quellen (Aquae),
dann Lieblingspfalz Karls des Großen und Krönungsstadt der Deutschen Kaiser,
heute ein besuchtes Schwefelbad und Sitz einer Technischen Hochschule, ist die wichtigste
Ein- und Ausgangspforte der westdeutschen Grenze. (Eisenbahnen von
Paris, Calais, Ostende, Brüssel und Antwerpen.) Dazu haben die nahen Stein-
kohlen und Erze in der Umgebung Aachens eine großartige Industrie hervor-
gerufen (Maschinenbau, Tuchweberei, Nadel- und Glasherstellung).
Die industriereichen Landschaften der Wupper und der unteren Ruhr und der nörd-
liehe Teil der deutschen Niederrheinischen Tiefebene bilden den Regierungsbezirk
§ 175.
E. Mitteleuropäisches Flachland. — a) Königreich Preußen.
199
Düsseldorf, der mit dem westfälischen Regierungsbezirk Arnsberg das
bedeutendste deutsche Industriegebiet ausmacht und die größte Bolksdichte im
Deutschen Reiche aufweist 1.
Auf der Hochfläche am Wuppertale, das den N des früheren Herzogtums Berg
durchzieht, liegt ""Remscheid, ein Hauptsitz der rheinischen Kleineisen- und Stahl-
industrie mit großer Talsperre (Bild 83) zur Wassergewinnung für die Fabriken.
Es ist durch die Müngstener Brücke mit "Solingen verbunden, der Stadt
der Waffen-, Scheren-, Messer- und Feilenschmiede. Im engen Wuppertale
bildet die langgestreckte Zwillingsstadt fElberseld - fBarmen, „das deutsche
Manchester", den Mittelpunkt einer bedeutenden Baumwoll-, Woll-,
Seiden- und Färbereiindustrie. Sämtliche benachbarten, dicht bevölkerten
Täler und Höhen sind mit Fabrikorten übersät, die sich allmählich zusammenschließen.
Im Hügellande, nördlich der Ruhr, liegt fEssen, berühmt durch Krupps Flußstahl-
werk 2, das allein im Essener Werke 25000 Arbeiter beschäftigt. Die Stadt ist um-
geben und teilweise verwachsen mit einem Kranze betriebsamer, stark bevölkerter Land-
gemeinden und weithin sich dehnender Jndustriewerke. ""Mülheim a. d. Ruhr
hat Ruf durch Eisenwerke und Lederfabriken. fDuisburg, mit Ruhrort zu einer
Gemeinde verbunden, ist ein Großhandelsplatz für Kohlen, Eisen, Getreide
und der bedeutendste Kohlen- und Eisenhafen des Rheines (§ 178,4),
hat auch hervorragende Eisen-, Mühlen- und chemische Industrie.
ffDüsseldorf, einst die Hauptstadt des Herzogtums Berg, der Sitz einer Kunst-
akademie, liegt in einem Kranze großer Jndustrievororte. Ms ein für Seeschiffe
zugänglicher Hafen und als Bahnkreuzung ist Düsseldorf der Ausfuhrplatz des
Judustriebezirks rheinabwärts nach Antwerpen und Rotterdam, dazu neben
Essen der Hauptsitz der rheinischen Großeisenindustrie. Am Rheinübergang
der Berliner Straße nach Holland und England liegt im fruchtbaren Acker- und
Wiesengebiet die Festung Wesel.
Im linksrheinischen, vorwiegend Weberei treibenden Fabrikbezirke
sind die Hauptorte fKreseld, „das deutsche Lyon", bekannt durch Seiden- und Band-
fabriken, und ""München - Gladbach. Am Beginn der Rheinischen Tieslands-
bucht breitet sich die Universitätsstadt ""Bonn aus, eine der anmutigsten deutschen
Städte und dämm „Fremdenstadt".
ffKöln ist ein alter Bischofssitz und blühte schon im Mittelalter. Durch die
Kreuzung des nördlichen Gebirgsrandweges mit der Rheinstraße, jetzt
Eisenbahn von Berlin nach Paris mit den rheinischen Bahnlinien, wurde Köln
groß. Seine Rheinschiffahrt ist bedeutend, auch beginnt in Köln die Seeschiff-
fahrt für kleinere Schiffe. Kölns Getreidehandel ging größtenteils auf
Mannheim über. Sein Wemhandel leidet unter dem Wettbewerb von Mainz.
Als Hafen steht Köln hinter Duisburg, Mannheim und Ludwigshafen weit zurück,
1 In diesem Jndustriebezirk hat die Bevölkerung 1895—1900 um 19%, 1900—1905
um 15% zugenommen. In einigen Kohlenbezirken sind 20% der Bevölkerung polnisch.
2 Außer dem Essener Flußstahl- und Walzwerke, der „Kanonenfabrik", betreibt die
Firma Krupp Kohlen- uud Eisenbergwerke in Westfalen, Eisengruben in den Baskischen
Provinzen, Seedampferverkehr dahin, Hochöfen an verschiedenen Punkten des Rheines
(Duisburg, Neuwied), das Grusonwerk in Magdeburg (Schiffspanzerplatten und Maschinen-
fabrik), einen Schießplatz in Meppen und die Germania-Schiffswerft in Kiel. Unerreicht
sind Krupps Wohlfahrtseinrichtungen für Arbeiter und fiir Beamte (Wohnungen, Konsum-
anstalten, Jnvalidendorf Altenhof). Insgesamt beschäftigte Krupp 1905 an 45 000 Arbeiter.
Die Bewohnerzahl der Arbeiterkolonien betrug rund 150000.
200 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 176.
dennoch ist es der wichtigste rheinische Handelsplatz geblieben und die
größte Stadt Westdeutschlands geworden. Unterstützt durch die Nähe des
niederrheinischen Steinkohlen- und Eisenindustriebezirks und ergiebiger Braunkohlen-
selder versorgt Köln einen weiten Kranz rühriger Jndustrieorte, die besonders Eisen-
bahnbedarf, elektrische Kabel, Zuckerwaren, Chemikalien und „Kölnisches Wasser"
herstellen. **Bülheim a. Rh., die Rheindampferwerft, ist der bedeutendste von
ihnen. Köln ist auch der Mittelpunkt des fröhlichen rheinischen Lebens
(Karneval). In der inneren, von zahlreichen herrlichen Kirchen („bat hillige Köln")
und riesigen Türmen ^ überragten Stadt herrschen enge uud winklige Straßen vor.
An Stelle der niedergelegten Wälle dagegen sind großartige Ringstraßen entstanden.
b) Die übrigen norddeutschen Staaten.
§ 176. Zu den kleineren norddeutschen Staaten zählen die Herzog-
tümer Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Oldenburg, die
Herzogtümer Anhalt und Braunschweig, die Fürstentümer Lippe, Schaum-
burg-LipPe, Waldeck und die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck.
1. Das Großherzogtum Mecklenburg- Schwerin. Es nimmt den größten Teil
der vorwiegend fruchtbaren Mecklenburgischen Seenplatte ein. Die Bevölkerung
lebt meist von Ackerbau und Viehzucht. * Schwerin ist eine im Seengebiet an-
mutig gelegene Residenz. Den Mittelpunkt des Verkehrs, des Wirtschafts- und
Geisteslebens bildet **Rostock, dessen Reederei mit Kiel um die dritte Stelle unter
den Ostseestädten ringt. Über seinen Seehafen Warnemünde führt die schnellste
Verbindung von Berlin über Gjedser [geßer] nach Kopenhagen (10 Stunden).
2. Das Großherzogtum Mecklenburg - Strelitz. Der Hauptteil liegt im 0 um
Neustrelitz.
3. Das Großherzogtum Oldenburg liegt größtenteils westlich und südwestlich
von der Wesermündung. * Oldenburg ist Pferde- und Rindviehmarkt. Norden-
ham hat große Hafenanlagen und Seekabelwerke. Das oldenburgische Fürstentum
Birkenfeld liegt im Huusrück, das Fürstentum Eutin nördlich von Lübeck
an der Ostsee.
4. Das Herzogtum Anhalt zeichnen Bodenschätze und fruchtbarer Boden aus.
**Dessau ist seine gewerbtätige Hauptstadt. Bei *Bernburg blüht der Bergbau
auf Kalisalze. Auch ein Teil des Harzes gehört zu Anhalt.
5. Das Herzogtum Brattnschweig. Seinen Hauptteil bildet das Land zu beiden
Seiten der mittleren Oker. Wo hier an der Flußstraße der fruchtbare und der
Sandboden sich berühren2, ist f Braunschweig gegründet. Seine Innenstadt ist
altertümlich. Die Vororte der rührigen Handelsstadt treiben Industrie (Dauer-
nahruug, Zucker, Maschinen). Technische Hochschule. Wolsenbüttel war einst
Residenz. Ein anderer Teil des Herzogtums zieht sich vom Nordharz bis zur Weser.
6. Das Fürstentum Lippe reicht vom östlichen Teutoburger Walde bis zum Kuie
der Weser. Detmold liegt am Fuße der Grotenbnrg (Hermannsdenkmal).
7. Das Fürstentum Schaumburg-Lippe erstreckt sich von der Weserkette bis auf
das Steinhnder Meer. Es hat die geringste Volkszahl von allen deutschen
Staaten. Bückeburg schmiegt sich an den Fuß des Wesergebirges.
1 Die Türme des erst 1900 vollendeten Domes sind 156 m hoch (Ulmer Münster 161 w,
Eiffelturm 300 m). — 2 Dieselbe Ursache der Städtegründung bei Hannover und OsnabrüZ.
§ 176. E. Mitteleuropäisches Flachland. — b) Die übrigen norddeutschen Staaten. 201
8. Das Fürstentum Waldeck ist nur an Wald reich. Es gehört mehr zu Mittel-
deutschend als zu Norddeutschland. Sein Hauptteil mit der freundlichen Hauptstadt
Arolsen liegt westlich von Kassel.
9. Die Freie und Hansestadt fffHambnrg verdankt der Nordsee und der Elbe
ihre Größe.
Die sehr alte Stadt wurde auf dem rechten Elbufer an der Stelle gegründet, wo
die Natur durch das Vorspringen der hohen Geestplatte von N und von S und durch
Teilung des Stromes in mehrere Arme einen leichten Übergang geschaffen hat. In-
folge der Lage am weithin schiffbaren Stromgebiet der Elbe (§ 181,g) und in 100 km
Entfernung vom offenen Meer ist Hamburg die erste Handelsstadt des Festlandes,
die dritte Europas* geworden, jetzt infolge Vertiefung der Fahrrinne (7,5 m) den
meisten Seeschiffen erreichbar, die „Königin der Elbe". Die 16,5 km langen Kai-
anlagen und die über 7 km ausgedehnte Reihe von Lagerspeichern und -schuppen mit
Dampf- und elektrischen Kränen davor genügen nicht mehr 2 (Bild 103). Hamburg
unterhält regelmäßige Dampferverbindungen mit allen Ländern der Erde, besonders
mit Großbritannien, Nord- und Südamerika und den deutschen Kolonien in Afrika.
Es ist Sitz der größten deutschen Reederei, der Hamburg—Amerika-Linie 3, die von
keiner einzelnen Reederei der Erde übertroffen wird, der Weltmarkt für Kaffee,
Hauptausfuhrhafen für Erzeugnisse der chemischen Industrie und für Zucker, Stapel-
platz für Kolonial- und deutsche Waren jeder Art, Ausgangspunkt von sechs Bahnen.
Seine Börse, Banken und Schiffsversicherungsanstalten haben weithin Ruf. Die
Deutsche Seewarte liefert wichtige Grundlagen für die Wettervoraussage (§ 265).
Die Doppeleigenschaft als Freihafen und als Zollgebiet hat in den Vororten vielerlei
Industrien hervorgerufen, die nicht nur dem Schiffbau und Schiffsbedarf jeder Art
dienen, sondem auch die über See eingeführten Früchte und Rohstoffe verarbeiten
und jetzt weit mehr Menschen emähren, als Handel und Schiffahrt vermögen.
So wurde Hamburg die zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches, die mit den
schleswig-holsteinischen Vorstädten ein Bevölkerungszentrum von mehr als 1 Million
Einwohnern bildet inmitten einer sonst dünn besiedelten Landschaft.
Die Stadt, nördlich von den elbumschlungenen Inseln der Vierlande, den
Gemüse- und Blumengärten der Elbhäfen, erbaut auf niedrigem, von Kanälen
(Fleeten) durchzogenem Marschboden, dann auf den Geestrücken im W ausgedehnt
und mit den preußischen Städten fAltona und "Wandsbek zusammengewachsen,
hat im Innern noch manchen winkligen malerischen Straßenzug. Die Ufer der seeartig
erweiterten Alster und die neueren Stadtteile schmücken schöne Bauwerke (Rathaus).
Am hohen rechten Elbufer entlang liegen endlose Reihen von Villen in herrlichen Gärten.
An der Elbmündung nahe der Nordspitze der Provinz Hannover Kuxhaven,
Vor- und Winterhafen, gegenüber den zwei hamburgischen Düneninseln.
1 Die Reihenfolge ist London, Liverpool, Hamburg. Hamburg ist nahe daran, Liver-
Pool und London zu überflügeln. 1900 betrug die Zahl der in Hamburg ankommen-
d en Schiffe 13100, die Einfuhr ins Zollgebiet 3800 Millionen, die Ausfuhr 3290 Millionen
Mark. Der Gesamtwert der Einfuhr, einschließlich der Durchgangsgüter im Freihafen,
wird auf jährlich 20 Milliarden geschätzt. Die Seeschiffe Hamburgs besaßen 1900 fast
die Hälfte der Tragfähigkeit aller Seeschiffe des Deutschen Reiches (§ 178,6).. Auch die
hamburgischen Flußschiffe sind bedeutend an Zahl und Tragfähigkeit. Sie ermöglichen
es, daß Hamburg in Wien in Wettbewerb mit Trie'st steht. — 2 Der Schnelldampfer-
verkehr wird darum auf der unteren Elbe durch Flußdampfer vermittelt.
3 Der volle Name lautet „Hamburg—Amerikanische Paketfahri-Aktien-Gesellschaft",
woraus die Abkürzung „Hapag" durch die Anfangsbuchstaben gebildet wurde (§ 216a,'221,5).
202 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 177.
10. Die Freie Hansestadt fBremen.
Seit der Unterweserkorrektion (§ 181,2) und Erbauung des Freihafens (33Ub 104)
ist sie trotz 70 km Entfernung vom Meere für mittlere Seedampfer zugänglich: der
zweite deutsche Welthandelsplatz1, einer der größten europäischen Reis- und Tabak-
Märkte, ein Haupteinfuhrhafen für Baumwolle, Schafwolle und Petroleum, die
„Königin der Weser". Hervorragend ist Bremens Reederei, die durch den Nord-
deutschen Lloyd und andere Schiffahrtsgesellschaften dem Verkehr 2 mit Nordamerika
(New Jork, Baltimore, New Orleans), Südamerika, Ostasien und Australien dient.
Bremen wurde auf einer 6 m hohen Düne angelegt an der Stelle, wo die alte
Köln—Hamburger Straße einen leichten Übergang fand und bis zu der die Flut-
welle die früheren kleinen Seeschiffe hinauftrug. Die Stadt ist im Gegensatz zu
Hamburg weitläufig gebaut. Bedeutend find die Schiffswerften, die Industrie für
Schiffsbedarf, Woll- und Baumwollverarbeitung, die Reisschäl- und Reisstärke-,
die Tabak- und Zigarrenfabriken. Bremen bildet den Knotenpunkt von fünf
Eisenbahnen.
Bremerhaven ist Freihafen, der Ausgangspunkt der großen ozeanischen Dampf-
schiffahrt Bremens und der Reichsdampferlinien nach Ostasien ^ und Australien und
der erste deutsche Auswandererhafen.
11. Die Freie und Hansestadt **Sitbetf liegt im Hintergrunde der am tiefsten
nach SW einschneidenden Bucht und war der am günstigsten gelegene Ostseehafen,
ehe Kanäle den Elbverkehr zum Teil der Oder zuwandten und ehe das durch Preußen
geförderte Kiel in Wettbewerb trat. Am Elbhandel beteiligt es sich vermöge des
Elbe-Trave-Kanals. Sein Handel (skandinavisches Holz, Getreide, Kolonialwaren)
ist auf die Ostsee beschränkt. Einst war Lübeck Haupt des Hansebundes (1300—1600).
Daher weist es einen seltenen Reichtum an mittelalterlichen Bauten auf. Seinen
Seehafen bildet Travemünde. Das lübeckische Land ist in viele Stücke zerrissen.
Überblick über das Deutsche Reich.
§ 177. a) Verfassung, Grenzen, Einheitlichkeit.
26 Einzelstaaten 4, nämlich
4 Königreiche, j 5 Herzogtümer, 3 Freie Städte,
6 Großherzogtümer, 7 Fürstentümer, 1 Reichsland,
bilden einen Bundesstaat, das Deutsche Reich. Es umfaßt 540 000 qkm,
d. i. etwa den 18. Teil Europas, mit 60,e Mill. E. (1890: 49,5 Mill.), 1/7 der
Bevölkerung des ganzen Erdteils und etwa 1/25 derjenigen der ganzen Erde.
Seiner Oberfläche nach ist es der dritte, seiner Einwohnerzahl nach der zweite
Staat Europas.
1 Stettin hat nach Hamburg und Bremerhaven-Geestemünde den größten Seeschiffs-
verkehr, aber Bremen hat im Welthandel eine weit bedeutendere Stellung. Die
bremische Seeflotte machte 1900 60% der hamburgischen aus und übertraf die gesamte
preußische Seeflotte. — 2 Einfuhr und Ausfuhr aus dem Zollgebiet betrugen 1900 fast
ein Drittel der hamburgischen. — 3 Abwechselnd mit Hamburg. — 4 Die einzelnen
Staaten bzw. Provinzen sind eingehender behandelt in den Landeskunden, die im gleichen
Verlage zur Ergänzung des Seydlitz erschienen sind.
§ 177. E. Mitteleuropäisches Flachland. — Überblick über das Deutsche Reich. 203
Verfassung. An der Spitze des Bundesstaates steht der König von
Preußen als Deutscher Kaiser.
Reichsgesetze werden gültig durch die Zustimmung des Bundesrates
und des Reichstages.
Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der 25 Regierungen. Preußen hat
im Bundesrate von 58 Stimmen 17.
Den Vorsitz im Bundesrate führt der Reichskanzler, der vom Kaiser ernannt
wird und die gesamte Reichsverwaltung verantwortlich leitet.
Der Reichstag ist die Vertretimg des deutschen Volkes. Er besteht aus 397 durch
allgemeine, gleiche, geheime, direkte Wahl erwählten Abgeordneten. — Bundesrat
und Reichstag werden alljährlich durch den Kaiser berufen.
Das Deutsche Reich verdankt seine Entstehung den Errungenschaften
der Jahre 1866 und 1870/71.
Luxemburg und die gesamten deutsch-österreichischen Länder schieden aus dem
staatlichen Verbände Deutschlands aus. Das war zwar eine beträchtliche Einbuße an
Land und Leuten, eine bedeutende Grenzverschlechterung im 80, ein Verlust von
deutschem Volkstum an das Slawentum in Osterreich, eine Einbuße an deutschem
Kultureinfluß in Südosteuropa. Aber dieser Preis, mit dem die staatliche Einheit
des größeren Teiles der Deutschen erkauft wurde, war nicht zu hoch.
Die Einigung Deutschlands ist durch das Königreich Preußen erfolgt.
Dieses bestand seit 1815 aus einem größeren Gebiet im 0 und einem kleineren
im W Norddeutschlands. 1866 wurden beide durch Gebietserwerbungen
verbunden, zugleich dehnte sich Preußen nach N aus, nachdem es schon 1850
auch in Süddeutschland festen Fuß gefaßt hatte. Damit griff der zu 75%
aus Flachland bestehende Staat in das Mittelgebirge und in die Süddeutsche
Beckenlandschaft über und wurde Grenznachbar sämtlicher 25 deutschen Länder.
Nur die deutsche Südgrenze berührt Preußen nicht, dagegen gehört ihm
der weitaus größte Teil der deutschen Küste. So sind die staatlichen und
die wirtschaftlichen Interessen Preußens dieselben geworden wie
die ganz Deutschlands.
Grenzen. Das Deutsche Reich ist ein küstenarmer Staat. Mit Be-
rücksichtignng aller Inseln und Buchten ergibt sich eine Gesamtküstenlänge
von rund 2500 km. Das ist etwa die Hälfte unserer Landgrenze. Es gibt
Orte, die über 700 km von der deutschen Küste entfernt liegen (in Italien
höchstens 240, in Großbritannien 120 km).
Die Ostgrenze ist nicht durch die Natur vorgezeichnet: der Oberlauf der
Elbe, Oder, Weichsel, Memel liegt außerhalb des Deutschen Reiches, in das
Polen keilartig eindringt. Die russische Grenze ist ein willkürliches Gebilde.
Die Südgrenze hält sich ebenfalls nicht an die natürliche Grenzlinie: in
den Alpen werden die Donauzuflüffe in ihrem Oberlaufe willkürlich durch-
schnitten, auch die Bodensee- und Rheinlinie ist nicht immer innegehalten.
Böhmens Lostrennung von Deutschland zerreißt die Süddeutsche Beckenland-
schaft und gibt dem Norddeutschen Flachlande das Übergewicht im neuen
Deutschen Reiche.
204 VI. 2. Das Nordwesteuro päische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 177.
1
Die Burgundische Pforte und der Kamm des Wasgenwaldes bilden eine
natürliche Grenze im W. Das Lothringische Stufenland aber, die Trierer
Bucht und das Schiefergebirge werden ebenso willkürlich zer- ^ s s
teilt, wie im Flachlande die Grenze keine Rücksicht aus die
Wasserscheide nimmt.
Der schlimmste Nachteil dieser unnatürlichen Grenzen ist,
daß der Oberlauf des Rheines und seine Mündungen im Auslande
liegen, insbesondere daß fremde Häfen die hauptsächlichsten Aus-
suhrplätze des Rheingebietes sind.
Im ganzen hat das Deutsche Reich, das die Mitte Gesamt-
europas uud des germanischen Teiles von Europa bildet,
sieben Staaten als Nachbarn. Von diesen sind drei
Großstaaten.
Daher muß das Deutsche Reich stets eine starke Wehrkraft
zu seinem Schutze unterhalten.
Obwohl das Deutsche Reich nicht durch natürliche Grenzen
von seinen Nachbarn geschieden ist, trägt sein Gebiet doch
viele Züge der Einheitlichkeit:
1. Der Boden senkt sich nach N hin.
2. Außer der Donau folgen alle Ströme der Abdachung
nach N.
Die wichtigsten, der Rhein und die Elbe, münden ebenso wie
die einzigen ganz deutschen Ströme, Ems und Weser, in die
Nordsee. Aber auch die zur Ostsee fließenden Ströme, die Oder
und die Weichsel, stehen durch die in den Urstromtälern (Fig. 33,
S. 182) geführten Kanäle in Beziehung mit der Nordsee, und der
Kaiser Wilhelm-Kanal verbindet gewissermaßen die Ostsee und die
Nordsee zu einem einzigen deutschen Küstenmeere.
3. Alle deutschen Ströme (§ 181) verbinden Mittel-
gebirgsland und Tiefland, der Rhein und die Donau mit
diesen beiden auch Hochgebirge.
4. Die Gleichheit des Klimas ist überraschend groß
(s. die Temperaturkarte im Atlas!), das durchweg dem kühleren
Teile der gemäßigten Zone angehört und nur zwischen dem SW
und dem NO größere Gegensätze aufweist (Fig. 36 und 37).
Durch die tiefere Lage der nördlichen Gegenden ist deren Klima
von dem Mittel- und Oberdeutschlands kaum verschieden. Die
Oberdeutsche Hochfläche entspricht in der Jahreswärme dem Küsten-
streifen der Ostsee. So herrscht im Deutschen Reich abgesehen
von den höheren Gebirgserhebungen eine Jahreswärme von durch-
schnittlich 8—9°. Der Niederschlag schwankt nur zwischen 40 und
210 cm. Am geringsten ist er in den Provinzen Westpreußen und
Posen, am ergiebigsten in der Südwestecke (im südlichen Wasgen-
wald) und in der Südostecke (Watzmann) (s. die Regenkarte im
Atlas!). Der Durchschnitt beträgt etwa 65 cm.
§ 177. E. Mitteleuropäisches Flachland. — Überblick über das Deutsche Reich. 205
20° 15° 10° 5° 0° Jan. Febr. März. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr 20° 15° 10° 5° 0° -5°
15.0 i 15J5^ 16.5
i2.o^ 17,1 15.1 "
7.4 IO.O 13.1 |'7,9*x V—7vV-
02 '••4.8 7,9 2 3<i<: - .0,8
'-0,6 2.1
-2,6 -2,1 .......München _ Kiel ....................MeTnel
36. Temperawrgang in München, Kiel, Memel.
Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr
16i.T^ 18,1 "1 1X7' U.7
16,1 17.3 16,5 "■:,1375> >sJ0,3 9,6
5,0/ ii,i 12.7 7.0 ^5.g -:z78.s 'S,-.
_t, 9___ 3,0^. -'<s. ,-''5,1 \2.ff
'-0,7 -:u 0.3 --1 1I1 Ü.5 " -t. 9
Aachen ________Berlin ................Tilsit
37. Temperawrgang in Aachen, Berlin, Tilsit.
5. Auch die Bodennutzung ist ziemlich die gleiche.
a) Der Wald, und zwar vorwiegend Nadelwald, nimmt rimd 25% der Boden-
fläche ein. Seine Verteilung ist im allgemeinen gleichmäßig (Fig. 38, § 178,z).
b) Der Alkerbau wird in allen Gegenden des Deutschen Reiches betrieben. Er
nimmt rund 50% der Bodenfläche ein* (§ 178,
c) Wiesen und Weiden bedecken 16% des Bodens, besonders im Nordwest-
deutschen Tiefland, in Schleswig-Holstein und Ostpreußen, in Bayern, Württemberg
und Baden.
6. In fast allen Teilen des Deutschen Reiches sind Industrie, Bergbau
und Handel hoch entwickelt.
Vier große Industriegebiete lassen sich unterscheiden:
das rheinisch-westfälische, das sächsische, das oberschlesische und
das brandenburgische mit Berlin als Mittelpunkt.
Mit Ausnahme von Ost- und Westpreußen, Posen, Pommern und Gebieten von
Bayem wuchsen diese Gewerbe zum Teil weit über die landwirtschaftliche Er-
werbstätigkeit hinaus.
7. Das Herzland Europas war zu allen Zeiten ein wichtiges Durchgangs-
und Verkehrsland. In der neuesten Zeit sind alle seine Teile durch Eisen-
bahnen und Schiffahrtstraßen in innige Verbindung gesetzt.
1 Nur in Frankreich dient ein größerer Teil der Landfläche dem Ackerbau.
206 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 177.
8. Alle deutschen Stämme (s. die Karte der Mundarten im Atlas!) sind
geeint durch die immer mehr zur Volkssprache werdende Schriftsprache,
durch die Literatur, die Geistesbildung und das gemeinsame politische
Streben, das Baterland zur achtunggebietenden Weltmacht zu erheben.
Darauf gründet sich die berechtigte Hoffnung auf den dauernden Bestand
des deutschen Bundesstaates.
Kein Land der Erde hat so viele und so gute Hochschulen für Wissenschaft und
Kunst wie das Deutsche Reich. Die Volksbildung ist allgemein verbreitet. Sitze
höherer Bildung sind die Städte, insbesondere die Großstädte. Je weiter nach
Osten, um so geringer wird im allgemeinen die Volksbildung.
In einigen Beziehungen fehlt unserem Vaterlande die vollständige Einheit:
1. Fremde Stämme finden sich (mit Ausuahme der Wenden an der
Spree) nur an den Grenzen: im 0 die Polen (3,5 Mill.), im W Franzosen
(200 000), im N Dänen (140 000).
2. Die Deutschen verteilen sich auf zwei verschiedene große Kirchen-
gemeinschaften. Auf die Evangelischen kommen 63% der Bevölkerung,
auf die Katholiken 36%. Die Mischung ist am stärksten an der Ost- und
der Westgrenze (s. die Konfessionskarte im Atlas!). Juden gibt es 1%.
3. In sozialer Hinsicht haben West- und Ostdeutschland eine sehr
verschiedene Entwicklung genommen. Im W hat sich seit dem Mittelalter
das Städtewesen, Handel und Gewerbe erhalten. Der Großgrund-
besitz hat seine herrschende Stellung verloren, ein selbständiger, freier
§ 178. E. Mitteleuropäisches Flachland. — Überblick über das Deutsche Reich. 207
Bauernstand ist zu Ansehen und Bedeutung gekommen. Darum ist hier mehr
demokratische Gleichheit unter den einzelnen Bevölkerungsschichten entstanden.
Im ostelbischen Gebiet blieb die Ausbildung des Städtewesens unbedeutend,
der Großgrundbesitz hat die herrschende Stellung behauptet, das
Bauerntum ist trotz der Befreiung von derHörigkeit und trotz seiner rechtlichen
Gleichstellung im 19. Jahrhundert nicht zu gleicher sozialer Geltung gelangt.
b) Die wichtigsten Erwerbstätigkeiten.
§ 178. 1. Die musterhaft betriebene deutsche Landwirtschaft (Acker- und Garten-
bau) baut je nach der Bodenart und dem Klima Roggen, Kartoffeln, Hafer,
Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte und Gemüse an. Den Bedarf des deutschen
Volkes an Lebensmitteln kann die deutsche Landwirtschaft längst nicht mehr decken.
Eine beträchtliche Einfuhr (§ 182,8 II) muß aushelfen.
Rübenzucker wird mehr als in anderen Ländern gewonnen und ausgeführt
(§ 182,8II). Von den vier großen Trockengebieten des Deutschen Reiches,
um Hohensalza, an der unteren Oder, zwischen Magdeburg und Merseburg, endlich
Rheinhessen bis Kreuznach und Frankfurt a. M., dienen die drei ersten dem Bau der
Zuckerrübe (Fig. 39), das vierte dem Weinbau. Der deutsche Wein erzielt sehr
hohe Preise und einen durchschnittlichen Jahresertrag von 125 Mill. Mark.
2. Die Viehzucht blüht besonders in den Gegenden der Wiesen und Weiden (§ 177,5).
1904 betrug die Zahl der Rinder 19,3 Mill., der Pferde 4,3 Mill., der Schafe
7,9 Mill., der Schweine 18,9 Mill. Die Geflügelzucht steht weit zurück hinter
der anderer Länder. Darum ist die Eiereinfuhr so beträchtlich (§ 182,8 II).
3. Die Waldwirtschaft (§ 177,5) wird sorgfältig gepflegt und liefert reichen
Ertrag. Sie gilt anderen Ländern als Vorbild.
ISpifdi«9
a 3
Äu»1'
F. Hirt. Breslau '" Geograph Inst. G.Sternkopf, Leipzig
40. Die schiffbaren Gewässer und wichtigsten Kanäle Mitteleuropas.
Kanäle: A. im Nord-Ostseegebiet: Maas-Antwerpen-Kanäle. 1. Kaiser Wilhelm-Kanal. 2. Dortmund-Ems-Kanal. Kanäle Emden-Wilhelmshaven und Delfzyl-
Eronmgen. 3. Elbe-Trave-Kanal. 4. Plauescher Kanal. 5. Oder-Spree-Kanal (Neuer Rhin). 6. Finow-Kanal. 7. Oder-Spree-Kanal. 7 a. Teltow-Kanal. 8. Brom-
berger Kanal. 9. Oberländischer Kanal. B. im Donaugebiet: 10. Ludwigs-Kanal. C. im Rheingebiet: 11. Rhein-Rhöne-Kanal. 12. Rhein-Marne-Kanal.
13. Saar-Kanal.
Maßstao 1; 8 000 000
Müsse schiffbar
>> nicht schiffbar
Kanäle fertig
geplant
to
O
oo
§ 178. E. Mitteleuropäisches Flachland. — Überblick über das Deutsche Reich. 209
4. Die Industrie ernährte nach der Berufszählung von 1895 39% der Be-
völkerung, d. i. 3% mehr, als in Land- und Forstwirtschaft tätig waren. Auf Groß-
britanuieu folgt Deutschland als das zweite Industrieland der Erde. Die
von der deutschen Industrie im Jahre 1905 erzeugten Handelswaren hatten einen
Wert von 12,s Milliarden Mark (§ 182,8 II).
Die wichtigste Grundlage der Industrie bildet der Bergbau, insbesondere der
auf Steinkohlen. Die größten Steinkohlenfelder bergen der Nordrand des
Rheinischen Schiefergebirges und Oberschlesien, beträchtlich ist auch die Ausbeute
im Saarbrücker Bezirk, im Königreich Sachsen und um Waldenburg. Nur die Union
und Großbritannien übertreffen unser Reich an Steinkohlenausbeute. — Braun-
kohlen werden hauptsächlich in der Provinz Sachsen, um Leipzig, in der Lausitz,
bei Kassel und bei Köln gewonnen.
Die grobe Eisen- und Metallindustrie zieht sich immer mehr in die Nähe des
Kohlenbergbaues. Hauptgewiunnngsorte für deutsche Eisenerze sind
Lothringen, das Siegerland und das Lahntal, Schlesien, die Oberpfalz. Nur die
Union hebt mehr Eisenerze, Großbritannien fast gleich viel. An Zink gewinnung
(bei Aachen, Sauerland, Oberschlesien) ist das Deutsche Reich das erste Land der
Erde, in Blei (Rheinisches Schiefergebirge, Harz, Oberschlesien) das zweite. Von der
beträchtlichen Ausbeute an Kupfererzen liefert der Mansfelder Bezirk zwei Drittel,
der Rest entfällt auf den Oberharz und das Schiefergebirge (§ 211,b,7. S. 249).
Der Salzreichtum des Deutschen Reiches ist groß, besonders um den Harz (Provinz
Sachsen). Württemberg, Lothringen, Baden sind im 8, Hohensalza im 0 die Haupt-
gewinnungsstätten. Im Leine- und Werratale, in Thüringen und um Staßsurt sind
auch Kalisalze massenhaft vorhanden.
Der Bernstein des Samlandes und der lithographische Schiefer von
Solnhofen werden in allen Erdteilen begehrt.
Von Industrien arbeiten hauptsächlich für den Weltmarkt die feinere Eisen-
und Metallindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Halbseidenweberei, die
chemische und die Zuckerindustrie, der Buch-, Musikalien-, Karten- und
Farbendruck (§ 182,8II).
5. Der auswärtige Handel Deutschlands (einschließlich Luxemburgs, das zun:
deutschen Zollgebiet gehört) ist nächst dem Großbritanniens der bedeutendste der Erde
(§ 211,a/1). Die Gesamteinfuhr (§ 182,81) betrug 1905 7500 Min. Mark, die Gesamt-
ausfuhr 6100 Mill. Mark. Die meisten, Waren kaufte 1905 vom Deutschen Reiche
Großbritannien, das den dritten Platz unter den ins Deutsche Reich einführenden
Ländern einnahm. Die für den Handel des Deutschen Reiches nächstwichtigen
Länder waren 1905 Rußland, die Union und Österreich-Ungarn (§ 182,8II).
6. Dem Handel und der Industrie dient ein gewaltig entwickelter Berkehr.
a) Die Handelsflotte des Deutschen Reiches ist die dritte (§ 211,a/X 221,4) nach
dem Tonnengehalt, ihre Dampfer sind die besten, saubersten und bequemsten. 53,4%
des Nettotonnengehaltes entfallen auf Hamburg, während auf Bremen 29,8%
und auf Preußen 12% kommen (§ 221,g). Der Rest verteilt sich auf Oldenburg,
Lübeck und Mecklenburg-Schwerin. Wegen der von den großen Seeverkehrsstraßen
zurückgezogenen Lage der deutschen Küste ist der Durchgangsverkehr von Schiffen
geringer, und so steht der Schiffsverkehr der deutschen Häfen an vierter Stelle in
Europa. Damm kommen auch 80% der deutschen Schiffe auf die Nordsee-
Häfen. Die Hamburg—Amerika-Linie hatte 1905 169 Seeschiffe mit einem Laderaum
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 14g
210 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 179.
von 800 000 Registertonnen1 brutto (450 000 Reg.-T. netto) zur Verfügung, der
Norddeutsche Lloyd 142 Seeschiffe mit einem Laderaum von 600000 Registertonnen
brutto (400000 Reg.-T. netto, s. § 221,5). Von Hamburg bewegt sich der Verkehr
nach allen LändernderErde. In Südamerika und in Mittel-und Südafrika
ist die Hamburger Flagge nach der britischen am zahlreichsten vertreten. Bremen
vermittelt vorzugsweise den Verkehr mit der Union und den Personenverkehr nach
Südostasien und Australien. Stettin ist unser Welthandelsplatz an der Ostsee und
der zweite Hafen des Deutschen Reiches
b) Die schiffbaren Fluß- und Kanalstraßen des Deutschen Reiches (Fig. 40,
S. 208) sind 14 000 km lang. Die von 8 nach N gerichteten Flußstraßen sind am
wichtigsten und von ihnen wieder die des Rheines, der den größten Flußverkehr
unter den Strömen Europas und Amerikas hat. Nächst ihm folgt die Elbe. Die
Donaustraße hat viel von ihrer früheren Bedeutung eingebüßt. Den umfangreichsten
Massenverkehr (Kohle und Eisen) hat der Flußhafen von Duisburgs, den be-
deutendsten Frachtgüterverkehr vermitteln die Häfen von Berlin, dem Sammel-
punkte der Kanalstraßen Ostdeutschlands, die Häfen von Mannheim-Ludwigs-
Hafen weisen dagegen den höchsten Wertumsatz auf.
Von den Kanülen ist der Kaiser Wilhelm-Kanal am wichtigsten (Bild 101).
§ 179. c) Neunzig Eisenbahnen führen über die Grenzen des Deutschen
Reiches. (§182,?). In Deutschland schneiden sich die europäischen Verkehrsstraßen
von NW nach SO mit denen von NO nach SW und den von den nordgermanischen
Ländern nach S führenden.
Nach der Dichte des Eisenbahnnetzes nimmt das Deutsche Reich die dritte
Stelle in Europa hinter Belgien und Großbritannien ein (§ 211,a,x und 221,2).
Das infolge der früheren Kleinstaaterei nicht einheitlich angelegte Bahnnetz des
Deutschen Reiches hat sich immer mehr zur Einheitlichkeit entwickelt, am meisten
in Norddeutschland durch die preußische Staatseisenbahnverwaltung. Berlin ist der
wichtigste Bahukuoteupunkt, durch den auch die internationalen Verbindungslinien
des nördlichen und östlichen Europas führen und von dem die deutsche Orient-
Expreßlinie nach Konstantinopel und der Nord-Süd-Expreß nach Rom ihren Ausgang
nehmen. In den preußischen Provinzen vereinigen mit Ausnahme von Ost- und
Westpreußen, Westfalen und der Nheinprovinz die Provinzhauptstädte die meisten
und wichtigsten Bahnlinien. Andere Hauptknotenpunkte der Bahnen sind in
1. Norddeutschland von O nach W: Jnsterbnrg, Thörn, Dirschau,
Stendal, Hamburg, Bremen, Osnabrück, Hamm, Hagen, Essen, Düssel-
dorf, Köln, Aachen.
2. Mitteldeutschland: Dresden, Leipzig, Halle.
3. Süddeutschland: München, Regensburg, Nürnberg, Stuttgart,
Karlsruhe, Straßburg, Mannheim, Frankfurt a. M.
1 Registertonne ist ein von England übernommenes Raummaß = 2,83obm. Die
Zahl der Bruttotonnen bezeichnet den gesamten gedeckten Laderaum des Schiffes, die
der Nettotonnen den Laderaum für Transporte, der nach Abzug des für die Maschinen,
Kohlen und die Bedürfnisse der Schiffsmannschaft benötigten Raumes übrigbleibt.
2 Falls Bremen, Bremerhaven, Geestemünde und seine Nachbarorte nicht als ein
gemeinsames Handelsgebiet betrachtet werden.
3 Zusammen mit dem eingemeindeten Ruhrort der größte Kohlen- und Eisenhasen
des Deutschen Reiches (§ 175,^).
§ 180—181.
Die wichtigsten deutschen Flüsse.
211
7. Die Entwicklung von Industrie, Handel und Verkehr hat ein riesiges Zu-
sammenströmen der Bevölkerung in Großstädten zur Folge gehabt. 1905 zählte das
Deutsche Reich 41 Städte über 100 000 Einwohner, mehr als irgend ein anderes
Land (§ 211,a/4), und diese liegen vorwiegend in Mitteldeutschland. Fünf deutsche
Städte wiesen über eine halbe Million Einwohner auf (§ 182,6).
c) Deutschlands Seegeltung.
§ 180. Seit dem Verfall der Hanse verschwanden die deutschen Schiffe aus den
fremden Meeren. Erst 1848 sandte Bremen, das die Pflege der Segelschiffahrt nach
Nordamerika begonnen hatte, den ersten Dampfer nach New Hork, Hamburg trat
in Wettbewerb und überflügelte dank seiner günstigen Lage Bremen (§ 176,9 und
176,io). Heute nimmt die deutsche Flagge die zweite Stelle auf dem Atlantischen
Ozean, dem Hauptverkehrsmeere der Neuzeit, ein. Im Indischen Ozean und
jüngst auch im Stillen Ozean erscheint sie erfreulicher Weise immer zahlreicher.
Der deutsche Schiffsverkehr mit außereuropäischen Häfen ist in schnellem Wachstum
begriffen.
Nur durch den überseeischen Handel ist es möglich, die durch die industrielle Be-
schäftigung stark verdichtete Bevölkerung zu ernähren und unser Vaterland vor einem
großen Verlust an Volkskraft durch Auswanderung zu bewahren. Der überseeische
Handel aber bedarf zu seinen: Schutze einer starken Kriegsflotte, die allein uns
die Bürgschaft verleiht, daß „Deutschlands Zukunft auf dem Wasser liegt".
Während der deutsche Außenhandel an zweiter Stelle unter allen Ländern
steht*, nimmt seine Kriegsflotte zurzeit noch eine geringere Stelle^ ein.
§ 181. Die wichtigsten deutschen Flüsse.
Der Rhein.
Der Rhein ist von allen Strömen Europas und Amerikas das dem
Menschen am meisten nutzbar gemachte Gewässer. Raum ist er, ein kecker Sohn
der Alpengletscher, auf schweizerischem Boden am St. Gotthard entsprungen,
so müssen die rauschenden fluten seines wilden Iugendlaufes Räder in
Drehung setzen. Nachdem er im Bodensee seine fluten beruhigt hat und
deutsche Erde berührt, fängt ihn der Schweizer bei Laufen wiederum zum
Frondienst ein. Sein Wasserfall muß elektrische Kraft erzeugen und Mengen
von Aluminium aus Tonerde ausscheiden. Die Ablösung von der Schweizer
Herrschaft muß der Rhein endlich bei Rheinselden durch neue Riesendienste
erkaufen. Die Arast von vierzigtausend Pferden setzt er in elektrischen,
weithin versandten Strom um.
Von Basel ab ein deutscher Fluß, durchströmt er zunächst die Ober-
rheinische Tiefebene. Gewaltige Lasten nimmt er jetzt aus seinen Rücken. Von
der Schweizer bis zur niederländischen Grenze gibt er 50 Häsen das Leben.
1 Hinter Großbritannien, vor der Union, Frankreich, Belgien, Österreich-Ungarn,
Rußland, Italien, Kanada und China.
2 Der Kampfwert der Schiffe Frankreichs, der Union, Japans, Italiens läßt sich
nicht gleichmäßig einschätzen.
14*
212 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 181.
Don Straßburg - Kehl und von Karlsruhe - Maxau an trägt er für den
Großverkehr Dampfer.
Wo der Neckar ihm feine Waffer anvertraut, schafft er die umfangreichste
Flußhafenanlage auf deutscher Erde bei Mannheim und Ludwigshafen1
und den größten Warenumsatzplatz Süddeutschlands, hierher ziehen Schlepp-
dampfer durch feine entgegenströmenden tiefen Fluten lange Züge von
Lastschiffen, die dann neu beladen Baustoffe und -E70I3 bis hinab an die
Küste bringen Ein ähnliches Arbeitsfeld bringt er um die Mündung des
Mains hervor. Gewaltige Hafenanlagen ziehen sich weithin um Mainz und
am Main aufwärts bis Frankfurt. Bei Mainz nimmt der Rhein auch den
Floß- und Schiffsverkehr des Mains auf.
„Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben", so preist das deutsche
Lied den deutschen Strom, Hatte der Rhein bis Mainz die feurigen Weine
der fröhlichen Pfälzer geschaut, so begleiten ihn von Mainz abwärts die
herrlichen Rheingauer Rebgelände, und Weinlaub schmückt seine Ilferwände
hoch hinauf, bis er zum zweitenmal in die Tiefebene eintritt, von Bingen,
wo das Erzbild der Germania auf dem Niederwald in seinen Fluten sich
spiegelt, bis Bonn hat er durch zäheste Arbeit das schönste Flußtal der Erde
schroff in den harten Felsen eingegraben und trägt nun auf schmucken Rad-
dampfern jährlich an zwei Millionen Reifende^ abwärts und aufwärts
in dem engen, herrlichen Felsenbette, das menschliche Kunst zur ersten Fluß-
schiffahrtsstraße der Erde gemacht hat*. Durch Sage und Geschichte, durch
Berge und Burgen, durch Arbeit und Lebenslust der „rheinischen Leut'"
ist der Rhein zum Lieblingsstrom der Deutschen geworden.
Verstärkt durch die Lahn und die Mosel gleitet er ruhig durch das Neu-
wieder Becken, durchsägt nochmals schroffe, weinbepflanzte Schieferwände
und nimmt Abschied von den Bergen am jäh aufsteigenden Drachenfels,
um in die Ebene zur „Stadt mit dem ewigen Dom" zu eilen. Bis Köln
aufwärts trägt er auch Seedampfer. Ruhig in künstlich eingedämmtem Bette
strömen nun seine Fluten dahin und bespülen den arbeitsamsten Teil des
deutschen Vaterlandes, das rheinisch-westfälifche Industriegebiet. Hier
helfen sie die Werke des menschlichen Fleißes jahraus, jahrein fördern in
zahlreichen großen Häfen, in Düsseldorf, in Duisburg - Ruhrort6, in Krefeld.
Hier werden dem „Vater Rhein" die gewaltigsten Lasten von Eisen, Kohlen
und Jndustrieerzeugniffen durch Wunder von Verladeeinrichtungen mit
1 0,3 qkm Wasserfläche, umrahmt von Lagerhäusern, Kränen, 100 km langen Eisen-
bahngleisen, Eisenbahnverladestellen und zahlreichen Brücken. — 2 Die Ein- und Ausfuhr
in Mannheim-Ludwigshafen betrug 1905 rund 7 Millionen Tonnen. — 3 Im Jahre 1905
betrug die Zahl der Dampferpassagiere zwischen Rotterdam und Mannheim rund 3 Millionen.
— 4 Unter einem Gesamtaufwand von 250 Millionen Mark. — 5 Duisburg-Ruhrort
hat den verkehrsreichsten Hafen Deutschlands (§ 175,12 und § 178,Eb).
§ 181.
Die wichtigsten deutschen Flüsse.
213
spielender Leichtigkeit aufgebürdet, und er trägt sie dienstwillig auswärts
und abwärts durch die Zollschranken in fremdes Land, das die für uns wich-
tigsten Rheinhäfen besitzt
3n den Niederlanden teilt er seine Araft und schwemmt gewaltige Mengen
fruchtbaren Schlammes an, verliert aber in den Hauptarmen seines Deltas
seinen deutschen Namen Rhein. In Rotterdam und in Antwerpen, das
durch Kanäle mit ihm in Verbindung steht, tauschen die Rheinschiffe die
Gaben des Flußgebietes mit den Gütern aus, die über das Meer kommen.
2* Die Weser.
Die Weser ist der einzige deutsche Strom, der ganz im deutschen Lande
fließt. Aus den hessischen und thüringischen Bergen strömen seine ü)uell-
slüsse. Bei Münden vereinigt sich die Fulda mit der Werra zur Weser. Bis
hierher dringen die mit Reis beladenen Schiffe von Bremen vor, und von
Münden bis Minden tragen Personendampfer in jedem Sommer wander-
frohe Menschen durch das waldumrahmte, wechselreiche, herrliche Weferberg-
land (Bild 86).
Abwärts von Minden beleben die Bremer Bockschiffe, in langer Reihe
von Dampfern gezogen, den eintönigen Flußlauf durch das fruchtbare
Flachland, verstärkt durch die Aller wendet die Weser sich nordwestlich,
und ihre Wellen bespülen im großartigen Hafen von Bremen zuerst die
Schiffe des Ozeans, Dampfer und hochgetakelte Segelschiffe.
Infolge des künstlich vertieften Weserbettes erreichen: die Seeschiffe mittlerer
Größe jetzt wieder die alte Hansestadt. Die Riesen des Ozeans sieht die
Weser dagegen erst in den gewaltigen Hafenanlagen von Bremerhaven,
Geestemünde und Nordenham. Die Flutwelle der Nordsee trägt die größten
Schiffe die Wesermündung hinauf und geleitet sie rücklaufend wieder hinaus
in die See.
3. Die Llbe.
Auf der böhmischen Seite des Riesengebirges nimmt die Elbe ihren
Ursprung und scheint dem Deutschen Reiche den Rücken kehren zu wollen.
Beim Eintritt ins Tiefland jedoch besinnt sie sich allmählich und strömt
durch ein enges Durchbruchstal zwischen den steilen, grauen Felsen der
Sächsischen Schweiz ins Deutsche Reich, Hier stellt sie die innigste Verbindung
zwischen Sachsen und Böhmen, zwischen Hamburg und Wien her. Eisen-
bahnzüge eilen an ihren Ufern dahin, und mehr als sechzig Schiffe fahren
im Tagesdurchschnitt über die Grenze nach 8 oder N. von Prag an be-
völkern schon Personendampser den Strom (Moldau). Meist aber sind es
1 Rotterdam und Antwerpen.
214 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 181.
von Schleppdampfern gezogene Lastkähne, die Bausteine, Holz und Getreide
tragen und in dem mit Schiffen reich besetzten Hafen von Dresden mit
den aufwärts kommenden Flußschiffen zusammentreffen.
Bei Meißen grüßen ihre Fluten zum letztenmal die Berge. Dem
Fläming weichen sie bei Wittenbergs weit nach W aus. Ries und Sand
wird jetzt am Grunde abgesetzt und das Flußbett dadurch verflacht. Nur
stetes Baggern und Buhnenbau verhüten die Veränderung der Stromrinne
und erhalte die Elbe der Schiffahrt weiterhin dienstbar.
Bald wiegen fich von links kommende Saalekähne auf ihrem Rücken,
und zahlreich sind die Schiffe, die mit geschwellten Segeln von der Havel
durch die Kanäle auf Magdeburg hinstreben.
Elbaufwärts tragen Schiffe in größerer Zahl Maren und Rohstoffe für
die blühende Industrie in und um Magdeburg und nehmen abwärts ge-
waltige Mengen von Zucker aus dem ersten deutschen Zuckermarkte mit.
Auch der Ostsee trägt die Elbe Waren zu durch den Kanal nach Lübeck.
Bei Hamburg schaffen ihre Fluten den größten -blasen des Festlandes von
Europa. Kleinere Flußschiffe drängen sich im Oberelbhafen, große und
kleine Dampfer und Segler machen den Seehafen und Freihafen von ham^
bürg zu einem dichten Wald von Masten. Der Hilfe der Flutwelle, die im
Mündungstrichter der Elbe weit aufwärts rollt, hat es der Strom zu ver-
danken, daß die größten Dampfer bis in das Herz der alten Hansestadt
gelangen.
Kriegs- und Handelsdampfer tummeln sich um die Wette an der Ein-
mündung des Kaiser Wilhelm-Kanals, der den Verkehr der Ostsee der Elb-
mündung zuführt. Bei Kuxhaven fließt dann die Elbe zwischen einem Gewirr
von Untiefen in die freie See. Leuchttürme und Sicherheitsmarken mancher
Art müssen dem Schiffer hier den richtigen Weg weisen.
Die Oder.
Entsprungen in den östlichsten Sudeten, wendetauch sie sich widerstrebend
nach Deutschland. Sehr früh tritt sie ins Tiefland, das bis Ratibor die plötz-
lich anschwellenden Gebirgsflüsse oft mit Überschwemmungen heimsuchen.
Schon nahe der Quelle, bei Ratibor, wird sie in den Dienst der Menschen
gezwungen und muß zahlreiche Flöße tragen. Bei Kosel führt ihr der Kanal
von rechts Mengen von Kohlen zu, und zwischen flachen, bald jeder Abwechslung
entbehrenden Ufern fließt sie langweilig und träge dahin, wenn nicht die
plötzlich eintretenden Hochwasser sie zu wildem Toben anschwellen lassen.
Erst seit der künstlichen Verkürzung ihres Laufes ist sie für die Schiffahrt
tauglich, von Kosel bis Breslau ist sie kanalisiert. Line Reihe Schleusen
1 D. i. Weißer Berg isandberg.
§ 181.
Die wichtigsten deutschen Flüsse.
215
müssen ihr Wasser aufstauen, damit größere Kähne bis Kofel gelangen
können. Nur zweimal strömt sie noch zwischen Hügelrücken dahin, die um
Grünberg Weingärten tragen. Lin Kanal von Ratibor zur Donau würde
die Wichtigkeit der Oder weit erhöhen.
Durch den Oder—Spree-Kanal vermittelt die Oder den Verkehr Ober-
schlesiens und Breslaus mit Hamburg und durch den Finow-Kanal den der
Weichsel mit Berlin. Auch an ihrem Unterlauf ist ein größerer Hafenplatz
erblüht, Stettin, der erste preußische Hafen. Aber keine Autwelle trägt große
Seeschiffe bis dahin aufwärts. Line künstliche Fahrrinne zwischen Stettin
und Swinemünde, die „Königsfahrt", muß aushelfen.
5. Die Weichsel.
Die Weichsel ist der polnische Strom, der die Polen dreier Staaten verbindet.
Auf den Karpaten entsprungen, fließt sie meist durch Rußland. Nur ihr
unterer Lauf ist deutsch. Noch mehr als die Gder fließt sie zwischen flachen
Ufern dahin. Nur am Hochufer des Durchbruchs zur Ostsee, am eindrucks-
vollsten bei Kulm und Graudenz, thronen über ihr bis 70 m hohe Talgehänge.
Die Versandung ist auch im deutschen Teile der Weichsel stark, da nur
die deutsche Strombauverwaltung an der Arbeit ist, um durch Deichbauten ein
enges Bett für gewöhnlichen Wasserstand und ein \—3 km breites für Hoch-
wasserstand zu schaffen. Größer als bei irgendeinem anderen unserer Flüsse
ist der Unterschied des Wasserstandes zwischen Hoch- und Tiefwasser. Bei
Marienburg an der Nogat beträgt er u m. Darum ist die Gefahr der Uber-
schwemmung des fruchtbaren Deltalandes bei Eisgang noch immer nicht
völlig abgewendet, aber durch die neue, gerade nordwärts dem Meere sich
zuwendende, gegrabene Mündung ist sie bedeutend verringert. Durch diese
künstliche Mündung ist die Danziger Weichsel ein toter Arm geworden.
Nur durch Schleusen und Tore findet von der Weichsel Verkehr nach Danzig
und nach Elbing statt. Danzigs Seehafen Neufahrwasser ist kaum noch
ein Weichselhafen zu nennen.
6. Die Donau.
Die Donau ist zwar der zweitgrößte Strom Europas, aber ihre Be-
deutung für die Schiffahrt läßt sich mit der des Rheines oder der Elbe nicht
entfernt vergleichen. Bis Ulm fließt sie zwischen bergigen Ufern, von hier
trägt sie kleine Schiffe. Sie wächst besonders durch die Alpenzuflüsse, von
denen der Inn mehr Wasser führt als die Donau selbst, zum mächtigen
Strom an und sließt von Passau zwischen malerischen Ufern nach Österreich
hinein. Hier beginnt die Großschiffahrt. Die Donau wird ein einigendes
Band der Tänder Österreich-Ungarns. Sie verbindet Wien, die herrliche
Kaiserstadt, deren schlanker Stephansturm das Spiegelbild der nahen Berge
216
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
b) Mitteleuropa. § 182.
im Strome erschaut, mit Budapest, der prachtvollen Aönigsstadt Ungarns,
und nimmt den Fluß der Pußta, die wasserreiche Theiß, zu ihren österreichischen
Gewässern auf.
Nur unter Schwierigkeiten verlassen durch den Kanal im Eisernen Tore
die Schiffe Ungarn. Wichtiger wird die Donau für die zahlreichen Seeschiffe,
denen der kanalisierte mittlere Mündungsarm, die Sulina, den Eintritt
bis Braila und Galatz gestattet, um Getreide und Holz aus diesen Häfen
besonders nach Belgien, England und Deutschland zu bringen.
§ 182. Äbersichtstabellen.
1. Übersicht der einzelnen Staaten des Deutschen Reiches.
Staaten qkm Mffl. Einw. E. auf 1 qkm Hauptstädte lEinwohnerzahlin Tausenden)
1. Preußen....... 350 000 37,3 107 Berlin1 ... 2040
2. Bayern ....... 76 000 6,5 86 München . . . 540
3. Württemberg..... 19 500 2,3 118 Stuttgart . . . 250
4. Baden........ 15 000 2 133 Karlsruhe. . . 111
5. Sachsen....... 15 000 4,5 300 Dresden . . . 517
6. Elsaß-Lothringen .... 14 500 1,8 125 Straßburg. . . 168
7. Mecklenburg-Schwerin . . 13000 0,6 48 Schwerin . . . 42
8. Hessen........ 7 700 1,2 157 Darmstadt. . . 83
9. Oldenburg ...... 6 400 0,44 68 Oldenburg. . . 29
10. Braunschweig..... 3 700 0,49 132 Braunschweig . 136
11. Sachsen-Weimar .... 3 600 0,39 108 Weimar . . . 31
12. Mecklenburg-Strelitz . . 3 000 0,1 35 Neustrelitz. . . 12
13. Sachsen-Meiningen . . . 2 500 0,27 109 Meiningen. . . 16
14. Anhalt........ 2 300 0,33 143 Dessau .... 55
15. Sachsen-Koburg und Gotha 2 000 0,24 123 Gotha 37 Koburg 22
16. Sachsen-Altenburg . . . 1300 0,2 156 Altenburg . . . 39
17. Lippe........ 1200 0,15 120 Detmold . . . 13
18. Waldeck ....... 1100 0,06 53 Arolsen.... 3
19. Schwarzburg-Rudolstadt . 940 0,1 103 Rudolstadt. . . 13
20. Schwarzbg.-Sondershausen 860 0,09 99 Sondershausen . V
21. Reuß Jüngerer Linie. . 830 0,14 175 Gera..... 47
22. Hamburg....... 415 0,88 2114 Hamburg . . . 803
23. Schaumburg-Lippe . . . 340 0,045 132 Bückeburg. . . 6
24. Reuß Älterer Linie . . 320 0,07 223 Greiz .... 23
25. Lübeck ........ 300 0,1 356 Lübeck .... 92
26. Bremen....... 260 0,26 1028 Bremen. . . . 215
Deutsches Reich . rund 540000 60,6 112
1 Berlin hat mit Vororten 3 Millionen Einwohner.
§ 182.
Übersichtstabellen für das Deutsche Reich.
217
2. Die norddeutschen Staaten.
I. Königreich Preußen.
350000qkm. 37,3 Mill, Einw. 107auflqkm. 63^evangelisch,36katholisch, 1 jüdisch.
Provinzen 1000 qkm Min. Einw. Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden (1905) (Hauptstädte der Provinz sind fett, die der Regierungsbezirke gesperrt gedruckt)
1. Ostpreußen Im S Preußische Seenplatte, im N Tiefland. § 165—169. 175,!. 177,6 - Landwirtschaft, Viehzucht (Rinder, Pferde), Seehandel. 37 2 f Königsberg 224. Memel 21. Gumbinnen 14. *Tilsit 37. *Jnsterburg 29. *Allenstein 27.
2. Westpreußen Weichselniederung, im 0 Preu- ßische, im W Pommeresche Seen- platte.— § 165-169.175,2.177,6. — Land- und Waldwirtschaft, Industrie, Seehandel. 25,5 1,65 fDauzig 160. **($lbing 56. Dirschau 14. Marienburg 13. Marienwerder 10. *Graudeuz 36. *Thorn 32.
Stadtkreis Berlin. §175,?. 0,06 2,04 ff Berlin 2040.
3. Brandenburg Tieflandsmulde, nördliche und südliche Laudfchwelle. § 167. 175,7.177,6.— Land- und Wald- wirtschaft, Industrie, Handel. 40 3,5 ** Potsdam 61. f Charlottenburg 240. fRixdors 154. fSchöueberg 141. ** Spandau 70. ** Brandenburg 51. **Frankfurt a. O. 64. Rathenow 23. * Landsberg a. W. 37. * Cottbus 46. * Forst 34. Küstrin 17. * Guben 37.
4. Pommern Pommersche und Mecklenburg^ sche Seenplatte, Oderniederung, Küstenland und Inseln. § 165-169. 175,3. — Landwirtschaft und Viehzucht, Seehandel,Schiffbau. 30 1,7 fStettin 224. *Stargard 27. Swiuemünde 13. Köslin 22. *Stolp 31. Kolberg 23. ^Stralsund 32. Greifswald 24.
5. Posen Tieflandsmulde an Warthe und Netze und Teil der südlichen Land- schwelle. § 167—169. 175, g. — Landwirtschaft und Viehzucht, Salzbergbau. 29 2 fPoseu 137. ** Bromberg 54. Hohenfalza 24. Gnesen 24.
6. Schlesien Halbinsel zwischen Österreich und Nußland. Im SW Sudeten, im NO südliche Landschwelle, Schle- iche Tieflandsbucht. § 160—162. 167-169.175,g. —Im 0 Berg- bau und Metallindustrie, im Ge- birge Ackerbau, Weberei, im Tief- lande Acker- und Obstbau, im ganzenLande viel Waldwirtschaft. 40,3 5 ff Breslau 471. * Schweidnitz 31. *Brieg 27. Langenbielau 20. Waldenburg 16. Salzbrunn 7. Glatz 16. **Liegnitz 60. ** Görlitz 84. Grünberg 22. Glogan 24. Hirschberg 19. *OppeIn 31. ** Königshütte 66. **Gleiwitz 61. **Benthen60. *Ratibor 33.
218 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 182.
Provinzen 1000 qkm Mifi. Einw. Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden (1905) (Hauptstädte der Provinz sind fett, die der Regierungsbezirke gesperrt gedruckt)
7. Sachsen Im SW Thüringer Land, Harz- gebiet, Teil der Leipziger Tief- landsbucht, südliche Landschwelle. Elbgebiet. § 152—155. 167— 169. 172. 175,8. — Im SW Bergbau (Salz, Kupfer, Braun- kohlen), Industrie, im Tief- lande Zuckerrübenbau. 25 3 ^Magdeburg 241. «Halberstadt 46. «Aschersleben 28. * Quedlinburg 25. Stendal 23. Staßsurt 18. Merseburg 20. fHalle 170. * Weißenfels 31. * Naumburg 25. «Eisleben 25. Wittenberg 20. ««Erfurt 99. «Mühlhausen 34. * Nordhausen 30.
8. Schleswig-Holstein Baltische Seenplatte, Geest, Marschland. § 165—171. 175,4. — Schiffahrt, Fischerei, See- Handel, Viehzucht, Ackerbau. 19 1,5 Schleswig 19. f Altona 168. fKiel 164. ««Flensburg 54. * Wandsbek 32. * Neumünster 31.
9. Hannover Westelbisches Tiefland, Lüne- burger Heide, Nordseeküste, west- licher Harz, Weserbergland. Ems-, Weser- und Elbgebiet. § 149—153. 170—174. 175,9. — Landwirt- schaft, Viehzucht, Industrie, Hoch- seefischerei, Bergbau. 38,5 2,8 ffHannover 270. «« Linden 58. Hameln 21. Münden 11. *Hildesheim 47. «Göttingen 34. Goslar 18. «Lüneburg 27. ««Harburg 56. Celle 21. Stade 11. "Lehe 32. Geestemünde 24. ««Osnabrück 60. Aurich 6. * Wilhelmshaven 26. Emden 21.
1«. Westfalen Münsterländische Tieflandsbucht, Weserbergland, Sauerland. Weser- und Rheingebiet. § 142— 145. 172—174. 175,io- — Steinkohlenbergbau, Eisenindu- strie. Im N und W Land- wirtschaft. 20 3,6 ** Münster 81. «Minden 25. ««Bielefeld 72. «Herford 29. «Paderborn 26. Soest 17. Arnsberg 9. f Dortmund 176. f Gelsenkirchen 147. fBochum 118. ««Hagen 78. «Hamm 38. «Witten 36. «Jserlohn30. «Lüdenscheid29.«Siegen25.
11. Hessen-Nassau Südöstliches RheinischesSchiefer- gebirge, Hessisches Bergland. Rhein- und Wesergebiet. § 142 —151.175,ix.— Waldwirtschaft, Ackerbau, Bergbau auf Eisen, Salz, Braunkohlen, Obst- und Weinbau, Mineralbäder. 15,7 2 fKassel 120. «Hanau 32. Fulda 20. Marburg 20. Höchst 16. f Wi es b ad e n 101. ff Frankfurt a.M. 335. Homburg 14. Ems 7.
12. Rhcinprovinz Meist Rheinisches Schiefergebirge (Hunsrück, Eifel, Venn, west- licher Teil des Wcsterwaldes und Sauerlandes), Teildes Lothringer Stufenlandes und des Pfälzer 27 6,44 ««Koblenz 54. Kreuznach 23. Neuwied 18. Wetzlar 12. ff Köln 429. ««Bonn 82. ««Mülheim a. Rh. 51. ffDüsseldorf 253. fEssen 231. f Elberfeld 163. f Barmen 156.
§ 182.
Übersichtstabellen für das Deutsche Reich.
219
Provinzen 1000 qkm Mill. Einw. Städ te mit Einwohnerzahl in Tausenden (1905) (Hauptstädte der Provinz sind fett, die der Regierungsbezirke gesperrt gedruckt)
Berglandes und Kölnische Tief- landsbucht. § 142—145.172—174. 175,12- — Bergbau auf Kohlen, Eisen und Zink, Industrie, auf den Höhen Wald- und Landwirtschaft, in den Tälern Wein- und Obstbau, Viehzucht, Schiffahrt und Handel. f Krefeld 110. 1° Duisburg 192. ** Mülheim (Ruhr) 94. **Remscheid 64. ** München-Gladbach 61. * Oberhausen 52. * Solingen 49. "-Rheydt 40. Wesel 23. Kleve 16. fAachen 144. * Düren 30. *Trier 47. * Saarbrücken 27. '
Hohenzollern. § 130. 135. 175,12- Land-undWaldwirtschaft. 1,1 0,07 Sigmaringen 5.
II. Die kleineren norddeutschen Staaten.
a) Großherzogtümer Mecklenburg.
Mecklenburgische Seenplatte, Küstenland. § 167, 176. — Landwirtschaft,
Industrie, Schiffahrt, Fischerei (Rostock).
Staaten Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Mecklenburg-Schwerin .... 2. Mecklenbnrg-Strelitz ..... * Schwerin 42. ** Rostock 61. Wismar 22. Wamemünde 4. Neustrelitz 12.
An Größe = Kgr. Sachsen, an Bevölkerung = V« Kgr. Sachsen. 99% evangelisch.
b) Großherzogtum Oldenburg.
Geest-, Moor- und Marschland im Gebiet der Hunte, Unterweser und der Nord-
seeküste. § 171 f., 176. Anteil an der Schleswig-Holsteinischen Seenplatte (§ 167)
und am Huusrück (§ 145). — Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei, Industrie.
Landesteile Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Oldenburg .......... * Oldenburg 29. Nordenham 3.
2. Fürstentum Lübeck ....... Eutin 5.
3. Fürstentum Birkenfeld..... Birkenfeld 2.
An Größe = V» Württemberg, an Volkszahl = Vs Württemberg. 78% evangelisch.
c) Herzogtum Braunschweig.
Wesergebiet. Tiefland. Harz. Wesergebirge. § 149, 152, 172, 176. — Land-
Wirtschaft (Zuckerrüben), Waldwirtschaft, Industrie (Dauemahmng, Zucker,
Maschinen). — Die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch.
fBraunschweig 136. Wolfenbüttel 19. Holzminden 10.
220 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schottenland. — b) Mitteleuropa. § 182.
d) Herzogtum Anhalt.
Elbgebiet. Tiefland. Harz. Z 152, 172,176. — Landwirtschaft (Zuckerrüben),
Bergbau auf Salz und Braunkohlen, Industrie (Zucker, Schiffbau). — Die
Bevölkerung ist fast ganz evangelisch.
**Dessau 55. * Bernburg 35.
e) Fürstentum Lippe.
Von den Quellen der Lippe und Ems nördlich bis zur Weser. § 149, 176. —
Landwirtschaft, Schweinezucht, Leinweberei. — Die Bevölkerung ist fast gauz
evangelisch.
Detmold 13.
f) Fürstentum Schaumburg-Lippe.
Zwischen Süntel und Steinhuder Meer. § 149, 176. — Landwirtschaft,
Schweinezucht. — Die Bewohner sind ganz evangelisch.
Bückeburg 6.
g) Fürstentum Waldeck.
Rheinisches Schiefergebirge und Hessisches Bergland. Wesergebirge. § 142,143,146,
149,176. — Landwirtschaft, Viehzucht.— Die Bevölkerung ist fast gauz evangelisch.
Arolsen 3.
Ii) Freie Städte.
1. Freie Hansestadt Bremen.
Zweite Seehandelsstadt, erster Auswandererhafen des Deutschen Reiches.
§ 171, 176. — Einfuhr von Baumwolle, Reis, Tabak, Petroleum. Industrie. —
Die Bewohner sind fast ganz evangelisch.
f Bremen 215. Bremerhaven 24.
2. Freie und Hansestadt Hamburg.
Erster Seehandelsplatz des Europäischen Festlandes. § 167,171,176. —
Einsuhr von Kaffee, Getreide, Wolle, Baumwolle. Vielseitige Industrie. — Die
Bevölkerung ist fast ganz evangelisch.
fffHamburg 803. Knxhaven 11.
3. Freie und Hansestadt Liibelk.
§ 167, 176. — Ostseehandel. — Die Bewohner sind evangelisch.
**£iikif 92.
3. Die mitteldeutschen Staaten.
I. Königreich Sachsen.
Erzgebirge, Elstergebirge, Vogtland, Elb-Sandsteingebirge, Lausitzer Gebirge,
Sächsisches Flachland. § 157-159. — Industrie, Bergbau auf Steinkohlen,
Land- und Waldwirtschaft, Handel.
§ 182.
slbersichtstabellen für das Deutsche Reich.
221
Kreishauptmann- schaften Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden (1910)
1. Zwickau . . . ""Zwickau 76. fPlauen 117. "Reichenbach 30.
* Crimmitschau 29. Werdau 21. Aue 20.
2. Chemnitz. . . ffChemnitz 284. -"Glauchau 26. ^Meeraue 26.
3. Dresden . . fffDresden 554. * Freiberg 38. ^Meißen 34. Pirna 20.
4. Bautzen . . . ^Bautzen 30. * Zittau 38.
5. Leipzig . . . fffLeipzig 590. Döbeln 20. Mittweida 20.
Größe Sachsens = 1/2 Rheinprovinz = x/2 Posen = V2 Pommern,
Bevölkerung - 2 mal die württembergische. 95% evangelisch.
II. Die übrigen mitteldeutschen Staaten.
Thüringer Wald, Frankenwald, Thüringer Becken, Vogtland. Gebiet der Elbe,
der Weser und des Mains. § 154—156. — Landwirtschaft, Waldwirtschaft,
Industrie, Sommerfrischen. — Die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch.
1. Großherzogtum Sachsen-Weimar. "Weimar 31. "Eisenach 35. "Jena 26.
2. Herzogtum Sachsen-Meiningen. Meiningen 16. Sonneberg 15. Saalfeld 13.
3. Herzogtum Sachsen-Kobnrg und Gotha. Koburg 22. "Gotha 37.
4. Herzogtum Sachsen-Altenburg. "Altenburg 39.
5. Fürstentum Schwarzburg - Rudolstadt. Rudolstadt 13.
6. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen Sondershausen 7.
7. Fürstentum Reuß Älterer Linie. Greiz 23.
8. Fürstentum Reuß Jüngerer Linie. "Gera 47.
4. Die süddeutschen Staaten.
I. Königreich Bayern (§ 121—133, 136).
Regierungsbezirke Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden.
1. Oberbayern . . fff München 540. Ingolstadt 24.
2. Niederbayern . Landshut 24. Straubing 21. Passau 19.
3. Oberpfalz . . . "Regensburg 49. Amberg 24.
4. Oberfranken. . "Bayreuth 32. * Bamberg 45. *Hof 36.
5. Kulmbach 11.
Unterfranken . ""Würzburg 80. * Aschaffenburg 26.
6. Mittelfranken . Schweinsnrt 18. Kissingen 5.
Ansbach 18. ff Nürnberg 295. ** Fürth 61.
7. Schwaben . . . Erlangen 24. Rotenburg 8.
""Augsburg 95. Kempten 21. Nördlingen 9.
Bayrische Pfalz Lindau 7. Donauwörth 5.
8. Speier 22. ""Lndwigshaseu 72.
""Kaiserslautem 52. * Pirmasens 34.
Größe Bayems = 5mal Königreich Sachsen.
Bevölkerung Bayems - 1,5 mal der Volkszahl Sachsens. 70% katholisch.
222
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
b) Mitteleuropa. § 182.
II. Königreich Württemberg (§ 122—132, 137).
Kreise Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Neckarkreis . . . f Stuttgart 250. * Heilbronn 40. * Eßlingen 29.
Ludwigsburg 23.
2. Jagstkreis .... Gmünd 21. Hall 9.
3. Schwarzwaldkreis Reutlingen 24. Tübingen 17. Wildbad 4.
4. Donaukreis . . . **Ulm 52. Friedrichshafen 5.
An Größe = Westfalen -- Schleswig-Holstein.
An Volkszahl = 2/3 Westfalen = IV2 Schleswig-Holstein. 70% evangelisch.
III. Großherzogtum Baden (§ 124—129, 138).
Bezirke Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Konstanz. . . . ^Konstanz 25.
2. Freiburg.... **Freiburg 74.
3. Karlsruhe . . . fKarlsruhe III. ** Pforzheim 59. Baden-Baden 16.
4. Mannheim. . . fMannheim 164. * Heidelberg 50.
Baden an Größe = Kgr. Sachsen = Elsaß-Lothringen = Hessen-Nassau.
Baden an Bevölkerung = Elsaß-Lothringen --- Hessen-Nassau. 60% katholisch.
IV. Großherzogtum Hessen (§ 124—126, 139, 146).
Provinzen Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Starkenburg. . **Darmstadt 83. **Offenbach 60.
2. Rheinhessen . . **9ftainz 91. * Worms 44.
3. Oberhessen . . ^Gießen 29.
An Größe = V2 Kgr. Sachsen, an Volkszahl = 1U Kgr. Sachsen. 67% evangelisch.
V. Reichsland Elsaß-Lothringen (§ 124—129, 140).
Bezirke Städte mit Einwohnerzahl in Tausenden
1. Oberelsaß . . . * Kol mar 42. **Mülhausen 95.
2. Unterelsaß. . . fStraßburg 168.
3. Lothringen. . . **Metz 60. Dudenhofen 12.
Elsaß-Lothringen an Größe und Volkszahl - Baden. 75% katholisch.
§ 182.
Übersichtstabellen für das Deutsche Reich.
223
5. Vergleich deutscher Länder.
I. Größe.
lU Sachsen = Braunschweig = Sachsen-Weimar = V2 Hessen.
Sachsen = Baden = Elsaß-Lothringen - beide Mecklenburg = Hessen-Nassau.
2 mal Sachsen = Rheinland = Posen = Pommern = Belgien.
5 mal Sachsen = Bayern.
Vi Bayem = Westfalen = Schleswig-Holstein = Württemberg.
Vs Bayern = Westpreußen = Provinz Sachsen.
72 Bayem = Ostpreußen = Hannover = Brandenburg = Schlesien = Dänemark.
4V2mal Bayern = Preußen.
II. Bevölkerung.
Baden Elsaß-Lothringen = Hessen-Nassau = Posen.
V2 Sachsen = Württemberg. — Bayern -° Rheinprovinz - 2 mal Westfalen.
51/2 mal Bayem = Preußen.
6. Die größeren Orte im Deutschen Reiche
in 1000 Einwohnern (1905).
Aachen . . . 144 Düsseldorf . . 253 Kassel .... 120 Münster . . . 81
Altona . . . . 168 Duisburg. . . 192 Kiel..... 164 Nürnberg . . 295
Augsburg . . 95 Elberfeld . . . 163 Koblenz . . . 54 Oberhansen . 52
Barmen . . 156 Elbing .... 56 Köln .... 429 Offenbach . . 60
Berlin . . . 2040 Erfurt .... 99 Königsberg 224 Osnabrück . . 60
Beutheu . . 60 Essen .... 231 Königshütte . 66 Pforzheim . . 59
Bielefeld . . 72 Flensburg . . 54 Krefeld . . . 110 Plauen . . . 105
Bochum . . 118 Frankfurt a. M. 335 Leipzig . . . 504 Posen . . . . 137
Bonn . . . 82 Frankfurt a. O. 64 Liegnitz . . . 60 Potsdam . . . 61
Brandenburg 51 Freiburg i. B. . 74 Linden .... 58 Remscheid . . 64
Braunschweig 136 Fürth .... 61 Lübeck .... 92 Rixdors . . . 154
Bremen. . . 215 Gelsenkirchen . 147 Ludwigshafen. 72 Rostock . . . . 61
Breslau . . 471 Gleiwitz . . . 61 Magdeburg . . 241 Schöneberg . 141
Bromberg 54 Görlitz .... 84 Mainz .... 91 Spandau . 70
Charlottenburg 240 Hagen i. W. . 78 Mannheim . . 164 Stettin . . . 224
Chemnitz . . 225 Halle a. S. . . 170 Metz..... 60 Straßburg . . 168
Danzig . . . 160 Hamburg . . 803 Mülhausen i. E. 95 Stuttgart. . . 250
Darmstadt 83 Hannover . . 270 Mülheim (Ruhr) 94 Ulm .... 52
Dessau . . . 55 Harburg . . . 56 München . . . 540 Wiesbaden . . 101
Dortmund. . 176 Kaiserslautem. 52 München- Würzburg . . 80
Dresden . . 517 Karlsruhe . . III Gladbach . 61 Zwickau . . . 69
7. In die deutschen Grenzländer führende Eisenbahnen.
Nach:
Osterreich ... 39
Niederlande . . 18
Schweiz.... 10
Rußland.... 7
Luxemburg. . . 6! Belgien .... 3
Frankreich . . . 61 Dänemark ... 2
224
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
b) Mitteleuropa.
§ 183.
8. Handel des Deutschen Reiches.
I. Wichtige Einfuhr- und Ausfuhrländer 1905
nach dem Werte in Millionen Mark,
Einfuhr
1. Nußland . .
2. Union . . ,
3. Großbritan-
nien . . ,
4. Österreich-
Ungarn . ,
5. Frankreich .
6. Argentinien
7. Britisches
Indien . .
ins Deutsche Reich.
1091
1004
784
773
409
369
278
8. Belgien . . 278
9. Niederlande 257
10. Italien . . 216
11. Schweiz . . 190
12. Brasilien . 172
13. Chile ... 169
14. Australien . 156
15. Dänemark . 124
16. Niederländisches
Indien . . 119
Ausfuhr aus
1. Großbritan-
nien . . .
2. Osterreich-
Ungarn. .
3. Union . .
4. Niederlande
5. Schweiz . .
6. Rußland
7. Belgien . .
8. Frankreich .
bellt
1058
595
543
449
370
368
313
294
Deutschen Reiche.
9. Dänemark . 186
10. Italien . . 175
11. Schweden . 159
12. Argentinien 132
13. Britisches
Indien. . 86
14. Japan . . 84
15. China. . . 76
16. Brasilien . 72
17. Norwegen. 71
II. Wichtige Handelswaren 1905
nach dem Werte in Millionen Mark,
Einfuhr ins Deutsche Reich.
1. Getreide
(einschl.Reis)836
2. Baumwolle 398
3. Schafwolle . 396
4. Häute u.Felle380
5. Vieh ... 266
6. Gold (roh u.
gemünzt) 249
7. Nutzsalz . . 224
8. Kaffee . . 170
9. Kupfer . . 152
10. Kautschuk u.
Guttaperchal42
11. Steinkohlen 134
12. Rohseide . . 127
13. Tabak ... 122
14. Eier ... 121
15. Chilisalpeter III
16. Schmalz
17. Getreide-
abfülle . .
18. Eisenerze .
19. Milchbutter
20. Petroleum .
21. Heringe . .
110
103
102
74
68
44
Ausfuhr aus dem Deutscheu Reiche.
1. Eisenwaren 111. Häute, Felle,
474 Vogelbälge 101
380
u. Eisen.
2. Baumwoll-
waren .
3. Wollwaren
4. Maschinen
5. Steinkohlen 231
6. Zucker . . 183
7. Bücher, Karten,
Farbendrucke,
Musikalien 167
8. Seidenwarenl49
9. Gold- und
12. Teerfarb-
stoffe ... 101
29413. Leder ... 99
290 14. Spielzeug . 68
15. Porzellan . 65
16. Kupferwaren 47
17. Telegraphen-
kabel. . . 40
18. Kautschuk u.
Guttapercha 39
19. Klaviere . . 37
Silberwarenll? 20. Feine Waren
10. Kleidung und
Wäsche. . 115
aus unedlen
Metallen . 37
Die nordwestlichen Nachbarländer des Deutschen Reiches.
1. Großherzogtum Luxemburg.
§ 183. Es wird von einer Viertelmillion katholischer Deutschen, meist
Bauern uud Viehzüchtern, bewohnt. Luxemburg ist dreimal so groß wie
Rügen. Wichtig ist es durch seine Lage auf der eisenreichen Kalkplatte
und seine Öffnung nach der Mosel für die deutsche Eisenindustrie. Das
Land gehört zum Deutschen Zollverein. Seine anmutige Hauptstadt ist
Luxemburg.
§ 184. E.Mitteleurop.Flachland.-Nordw.Nachbarl.desD.R.:1.Luxemburg.-2. Belgien. 225
2. Königreich Belgien.
Doppelt so groß wie das Königreich Sachsen, über 7 Mill. E. Mehr als die doppelte
Volksdichte des Deutschen Reiches.
§ 184. Lage. Nur 70 km lang ist die gerade verlaufende Dünenküste,
die übrigen Grenzen sind kontinental und berühren vier Staaten. Belgien
ist ein Durchgangsland zwischen Frankreich und dem Deutschen
Reiche, auch zwischen England und den Ländern am Rhein, an der Donau,
sowie Italien.
Die Bodengestalt läßt drei Teile hervortreten: Oberbelgien, Mittel-
belgien und Niederbelgien.
Oberbelgien gehört zu den Ardennen und dem Hohen Venn, den an
Wald reichen Fortsetzungen der Eisel (§ 142—144).
Das Tal der Sambre sßängb'r^ und Maas (Bild 69) scheidet es von
Mittelbelgien. Dieses erstreckt sich nordwestlich bis in die Nähe der Schelde.
Es ist ein fruchtbares Hügelland mit reichen Steinkohlenfeldern.
Niederbelgien, das jüngste Gebilde des Landes, nimmt den westlichen
Teil der Niederrheinischen Tiefebene ein. Abgesehen von der versan-
denden Dünenküste ist der Boden äußerst fruchtbar, der Garten Belgiens.
Die Schelde durchzieht das Tiefland. Die belgischen Flüsse führen von der
französischen Seite des Landes — als Wegweiser für den Verkehr — nach der
deutschen hin.
Das Klima ist ozeanisch (§ 58, 59). Die Ardennen haben die größte
Feuchtigkeit, aber die geringste Wärme. Daher sind sie vorwiegend ein Wald-
land.
Die Erwerbstätigkeit der Ebene und des Hügellandes besteht in Ackerbau
(Brotgetreide, Flachs, Zuckerrüben), Gartenbau und Viehzucht (schwere Pferde).
Im kohlen- und eisenreichen Sambre- und Maasbecken überwiegt die Groß-
industrie (Metall- und Leinenwaren), die dem Lande das Gepräge eines
hervorragenden Industriestaates verleiht. Ihr verdankt der kleine Staat die
größte Volksdichte in Europa und das dichteste Eisenbahnnetz der Erde,
das durch zwei Flußstraßen und mehrere Kanäle unterstützt wird. Zur See werden
die Erzeugnisse der Großindustrie meist auf britischen Schiffen versandt.
Bevölkerung. In dem Vermittlungslande zwischen Frankreich und
Deutschland ist die Bevölkerung national gemischt, aber geeint durch die
sast ausschließlich herrschende katholische Kirche. Die germanischen Fla-
mingen, die Bewohner des Tieflandes nnd des Hügellandes, machen etwas
mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, aber die Sprache der Gebildeten,
der Literatur, des öffentlichen Lebens ist noch vorwiegend das Französische,
die Muttersprache der Wallonen. Die Grenze zwischen beiden Nationalitäten
s. aus der Völkerkarte!
Die Besiedlung des Ardennenwaldes ist dünn. Größere Städte hat
das industriereiche Becken der Maas und Sambre. An der Einmündung
des Scheldekanals in die Sambre liegt der Kohlenmarkt *Charleroi. *Namur,
an wichtiger Straßenkreuzung, ist bekannt durch Stahlindustrie (Messer). fLüttich,
E. von Seyblitz, Geographie. B. Nbtg. 15
226 VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 185.
Mittelpunkt der Provinz und des ostbelgischen Eisen-, Kohlen- und Glasindustriebezirks,
als Waffenschmiede des Landes. **23er0iers hat Ruf als Tuchweberstadt.
In der Mitte Belgiens, nahe der Sprachgrenze, liegt fffBriissel, wegen
der Stadtanlage, der schönen Bauwerke und des vielseitigen, auch dem Luxus dienen-
den Gewerbebetriebes „Klein-Paris" genannt.
Im flämischen Nordlande, das längs der holländischen Grenze dürftige Heide-
landfchaften aufweist, blüht **Briigge nach Anlage eines tiefen Seekanals von
neuem auf und tritt in Wettbewerb mit *Ostende, dem einzigen belgischen Hafen
an der Meeresküste. Ostende ist Seebad, Sitz der Hochseefischerei und Überfahrts-
platz nach London (4 St., Berlin—Ostende—London 28 St.). fGent bildet den
Mittelpunkt der Leinen- und Baumwollweberei.
An der weit aufwärts schiffbaren Schelde ist ^Antwerpen* (75 km Ent-
fernung vom Meere) zur Flutzeit für die größten Schiffe erreichbar und durch gute
Land- und Wasserstraßen mit dem Binnenlande verbunden. Dadurch wurde es der
wichtigste Ausfuhrhafen des rheinisch - westfälischen Jndustriebezirks,
der Auswandererhafen für West- und Süddeutschland, der Haupteinfuhrplatz des
Landes und Festung (Bild 68). So stieg es zum zweitwichtigsten Handelshafen
des Europäischen Festlandes empor.
Verkehrsgeographie. Für den großen Durchgangsverkehr kommen nur
wenige Linien in Frage. Die wichtigste ist die alte Gebirgsrandstraße Köln—Aachen-
Paris, die heutige Schnellverbindung St. Petersburg—Berlin—Paris durch das
Maas- und Sa mbretal. Sie wird in Namur von der Linie (London—)Ostende—
Brüssel—Luxemburg—Basel gekreuzt. Antwerpen und Brüssel sind die großen
Knotenpunkte des belgischen Eisenbahnnetzes. Antwerpen wird auch durch zwei
Kanäle mit dem W und dem O des Jndustriebezirks verknüpft.
Auswärtige Besitzung des Königreichs ist der Kongostaat.
Übersichtstabelle.
Im wallonischen Süden..... fLüttich 170. **Verviers 50.
*Namur 32. *Eharleroi 27.
In der Mitte........... fffBrüssel 615.
Im flämischen Norden...... ffAntw erpen 300. fGent 165.
** Brügge 55. * Ostende 42.
3. Königreich der Niederlande (Holland).
Reichlich doppelt so groß wie das Königreich Sachsen, mehr als 5,5 Mill. E.
1,5 mal so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 185. Lage. Es ist die westlichste Landschaft des Norddeutschen
Tieflandes, ein Küstenland mit 750Ion Küstenlänge zwischen dem Parallel
von Aachen und dem von Hamburg—Bremerhaven—Wilhelmshaven. Kein
Ort liegt über 180 km von der Meeresküste entfernt.
Bodengestalt. Das Land ist ein Tiefland. Die Süderfee teilt es
in zwei Flügel. Der südwestliche Flügel ist der wichtigere. Er umfaßt die
Rhein-, Maas- und Schelde Mündungen und die Halbinsel Nordholland
1 T>. i. (Stadt) an der Werft.
§ 185. E. Mitteleurop. Flachland. — Nordw. Nachbarländer des D. R.: 3. Niederlande. 227
westlich vom Südersee. Das fette Marschland liegt wenig über dem Meeres-
spiegel, auf weite Strecken sogar tiefer als dieser. Aber seit alters bekämpft
der Niederländer durch Deichbauten (Bild 105) erfolgreich das Meer und die
Flüsse und gewinnt Neuland für Viehweide und Ackerbau. Solche „Polder^
werden von zahllosen Gräben durchschnitten. Windmühlen und Dampfpumpen
schaffen das eindringende Wasser aus diesen in das dichte Netz der Müsse und
Kanäle, die hier die Landstraßen ersetzen (Bild 70). Weite eingedeichte
Flächen sind noch Grünlandmoor.
Der nordöstliche Teil ist vorwiegend ein flacher Geestrücken mit vielen Hoch-
mooren und mit einem Marschensaum an der Küste.
Die Kiiste wurde großenteils vom Meer angeschwemmt und dann wieder,
besonders im N, zerrissen. Zwischen den westfriesischen Düneninseln und
dem Festlande finden sich auch Watten wie an der deutschen Nordseeküste.
Die schlauchartig erweiterten Flußmündungen bilden ein Gewirr von Inseln.
Gegen die Nachbarländer hat das Land feine natürlichen Grenzen.
Wirtschaftsgeographie. Da die Hälfte des Bodens unter dem Flutspiegel liegt
und aus Wiesen und Weiden besteht, so blüht die holländische Viehzucht. Sie liefert
dem Auslande Butter, Käse und Mastvieh. Auch die Landwirtschaft und der
Gartenbau werden musterhaft betrieben. Der Reichtum des Landes aber ist ge-
schaffen durch Handel und Schiffahrt, durch den Fang und die Ausfuhr von
Heringen und Stockfischen. Auffallend ist die Waldarmut des Landes (6% Wald)
und sein Mangel an Bodenschätzen (nur Torf und Ton).
Die Bewohner sind Friesen, Niederfranken und Niederfachfen, ein
miteinander vermischter, arbeitsamer, zäher und stiller Menschenschlag. Die
Niederländer sind reich, sparsam und ehrlich, zu Handel, Seefahrt und Koloni-
fation geboren. 60% sind Protestanten, 35% Katholiken, 2% Juden.
Besiedlung, fff Amsterdam liegt in Nordholland, an einer tiefen Bucht
der Südersee, auf einer mächtigen Torfschicht und ist dämm auf Pfählen erbaut. Die
Stadt besteht aus zahlreichen inselartigen Blöcken, zwischen denen zuweilen als
alleiniger Ersatz der Fahrstraßen Kanäle (Grachten) führen: das „holländische
Venedig". Fast 300 Brücken verbinden diese Inseln. Der älteste Teil liegt auf
einem Damme am Amstelfluß, daher der Name. Die Seeschiffe gelangen durch
den tiefen Nordseekanal in den großen Hafen am II [et], das einst eine Bucht
der Südersee war, aber trockengelegt ist. Der niederländische Unternehmungsgeist
schuf hier eine Stätte großartigen Handels und blühender Industrie (Schiffsbedarf
seder Art, Diamantschleiferei). Amsterdam ist auch Mittelpunkt des geistigen Lebens
der Niederlande. Aus der großen Zeit der Niederlande, des Kampfes gegen
Spanien, in dem die Blüte der Stadt begann, stammt ihr Reichtum an Kunst-
schätzen. Damals wurde sie Mittelpunkt des holländischen Kolonialhandels, eine
der ersten Handelsstädte Europas und eine der wohlhabendsten Städte der Erde.
**Haariem treibt Blumenzucht.
In der volkreichsten Provinz, Südholland, liegen in schönem Dünenwalde
die Universitätsstadt "Leiden und der fHaag, die an Villen reiche Residenz.
*Delft ist durch Steingut- und Tonwaren bekannt. ffRotterdam ist der erste
Handels- und Einfuhrplatz des Landes, Hauptmarkt für Getreide, Vieh und
1 Wb. Lehmann Nr. 33.
15*
228
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 186.
Tee. Es stellt den Umschlagsplatz zwischen der Seeschiffahrt und der Rheinschiffahrt
dar. Rotterdam beherrscht größtenteils den Handel mit England und der Union.
Ms ein wichtiger Vereinigungspunkt des Wasserstraßennetzes ist fUtrecht eine
bedeutende Handels- und Fabrikstadt (Bild 71). Vlissingen in Seeland bildet
den wichtigsten niederländischen Uberfahrtsort nach England.
JnNordbrabant,das größtenteils aus Heide und Moor besteht, ist *'sHertogen-
bosch ein Kreuzungspunkt der Verkehrswege und der bedeutendste Wollfabrikplatz.
In die Provinz Limburg reicht das rheinische Kohlengebiet hinein und hat hier
ein kleines, aber dicht bevölkertes Industriegebiet geschaffen. ^Maastricht (d. i.
Mosae trajectus = Maasübergang) hat wertvolle Kalksteinbrüche.
Die Grenzprovinz Geldern ist für den deutschen Verkehr am wichtigsten.
**2trnhem (Arnheim) ist der bevorzugte Wohnsitz der in den Kolonien reich ge-
wordenen Kaufleute und Pflanzer, der Suikersseuker]-Lords (d. i. Zuckerbarone).
**Nijmegen [netmechert] ist die Brückenstadt an der Waal. Im dünn bevölkerten
NO hat sich **Groningen ^ls Vieh- und Buttermarkt bekannt gemacht.
Verkehrsgeographie. Des Seestaates wichtigste Verkehrsstraßen liegen
auf dem Meere. Auch im Innern wird der größte Teil der Waren auf den schiff-
baren Flüssen und zahlreichen Kanälen befördert (Bild 71). Für den deutschen
Verkehr kommen die Linien Berlin—London (28 St.) über Vlissingen und über
Hoek [Huf] van Holland in Betracht. Rotterdam ist ein wichtiger Ausfuhr-
Hafen für das rheinisch - westfälische Industriegebiet geworden.
Die auswärtigen Besitzungen der Niederlande liegen zwischen Südostasien
und Australien in Süd- und Mittelamerika. Sie sind 60mal so groß und
siebenmal so volkreich wie das Mutterland.
Der nördliche Nachbarstaat des Deutschen Reiches:
Königreich Dänemark.
Ohne Nebenländer so groß und etwa so dicht bevölkert wie die Provinz Hauuover.
§ 186. Dänemark ist der nördlichste Vorsprung Mitteleuropas. Es
bildet gleichsam eine Brücke nach der Skandinavischen Halbinsel, in deren tiefe
Einbuchtung die Halbinsel Jütland wie ein Finger hineinweist.
Dänemark ist hauptsächlich ein Inselstaat, der die Tore zwischen
Nordsee und Ostsee beherrscht. Er besteht aus mehreren wenig umfang-
reichen Inseln und der Halbinsel Jütland. Das Ganze ist die Fortsetzung
des Norddeutschen Tieflandes, das bei der Dünenspitze Skagens Horn sein
Äbersichtstabelle.
3. Seeland.....
4. Mitte des Landes
1. Nordholland
2. Südholland
fffAmsterdam 560. **Haarlem 70.
ffRotterdam 380. fHaag 240.
** Leiden 60. * Delft 35.
Vlissingen 20.
fUtrecht 115. **Amhem 60.
5. SO des Landes
6. NO des Landes
**NihneqeTt50. *'sHertoqenbosch 35.
* Maastricht 35.
** Groningen 75.
§ 186. E. Mitteleuropäisches Flachland. — Nördl. Nachbarstaat des D. R.: Dänemark. 229
Ende findet. Dänemark trägt dieselben Spuren der Eiszeit wie Norddeutfchlaud.
Die höchste Erhebung der Halbinsel erreicht 180 m, auf den Inseln nur 140 m.
Die sandige und flache „eiserne" Westküste der Halbinsel ist hafenlos
und gefährlich für die Schiffahrt. Sie wird durch den fast unzerrissenen
Dünenwall im W gegen die Wogen geschützt. Hinter diesem liegen einige
schmale Marschen, die ostwärts von öden Heideflächen abgelöst werden. Überall
da, wo ander Kattegattfeite, dem letzten Teile der Baltischen Seenplatte,
eine Förde einschneidet, ist auch ein natürlicher Hafen.
, ![®ie dänischen Häfen sind der Nordsee abgekehrt und dem Ausgang
der Ostsee, dem durch Untiefen gefährlichen und im Winter oft vereisenden Kattegatt
(d. i. Bootsgasse), zugewandt. Die meisten dänischen Buchten haben eine geringe
Fluthöhe und werden dämm vorwiegend von kleinen Fischdampfern und Seglern
belebt. Dänemark ist weit mehr ein Bauernstaat als ein Seestaat.
Ein ausgeprägt mildes Seeklima mit reichlichen Niederschlägen und
oft heftigen Stürmen beherrscht das Land. Der Westküste bringen die häufigen
Westwinde reichere Niederschläge, als die Ostseite und die Inseln empfangen.
Die Bewohner sind hochgebildete Germanen und fast sämtlich Lutheraner.
Erwerbszweige bilden infolge der gleichen Naturbedingungen wie im Ostelbischen
Flachland Ackerbau und Viehzucht. Beide werden weit über den eigenen Bedarf
betrieben (Getreide-, Pferde- und Rinderausfuhr). Handel und Fischerei an
den Küsten stehen in Blüte.
A. Das eigentliche Dänemark.
Von den Inseln ist Seeland (fast halb so groß wie das Königreich Sachsen) die
größte. Ihre an der Küste zutage tretenden Kreidefelsen sind mit herrlichen Buchen-
Wäldern geschmückt, fff Kopenhagen ^ hat mehr als 0,5 Millionen Einwohner, 20%
der Gesamtbevölkerung. Der Hafen wird geschützt durch die kleine Insel Ämager.
Er ist der größte und beste Hafen der Ostsee und wegen seiner Lage an der nur 4 km
breiten Hauptverbindungsstraße zwischen zwei Meeren stark befestigt. Kopenhagen ist
Mittelpunkt des Handels, der Industrie und des geistigen Lebens. Auf der Insel
Fiinen liegt die gewerbsleißige Stadt *Odense^. In Jlltland ist **A^hnus
[ochüs] Ausfuhrplatz für Getreide, Vieh und Butter.
Verkehrsgeographie. Das Bahnnetz des Landes verbindet die am äußersten
Ende gelegene Hauptstadt mit den übrigen Landesteilen. Als Zwischenland von
zwei Meeren hat Dänemark einen regen Durchgangsverkehr von Schissen.
Als Zwischenland vom Deutschen Reiche und von Skandinavien ist es im
Winter für die deutsche Postverbindung wichtig, wenn die Häfen vereist sind. Mit
Kiel steht Kopenhagen über Körsör (8 St., 5x/3 St. Schiffahrt), mit Berlin
(10 St.) über Gjedser ^geßer^—Warnemünde in Verbindung.
B. Die Nebenländer.
a) Die gebirgigen Färöer^. Fischfang, Gewinnung von Eiderdaunen.
b) Die Insel Island ^ (100 000 qkm, 80 000 E.) erreicht den Nördlichen Polar-
kreis. Es ist ein Hochland mit zahlreichen Vulkankegeln, in den tieferen Lagen
grasbedeckt, aber baumlos und größtenteils vergletschert. Der bedeutendste
1 D. i. Kausmannshasen. — 2®.i. Odins Heiligtum. — D. i. Schafinseln. —
4 D. !. Eisland.
230
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
§ 187—188.
tätige Vulkan im S ist der Hekla^. Von den heißen Quellen sendet der Geiser seine
mächtigen Wasserstrahlen meist gegen 30 m hoch. Ein Arm des Golfstromes trifft
die Südwestküste, mildert das nebelreiche Klima und liefert Treibholz. Viehzucht,
Fisch- und Vogelfang ernähren die von den alten Normannen abstammende,
gebildete Bevölkerung. Hauptstadt Reykjavik^ [retchalmk].
Auswärtige Besitzungen: Grönland und einige der Kleinen Antillen.
Ubersichtstabelle.
1. Seeland............1 fff Kopenhagen 515. *Odense 40.
2. Jütland............ **Aarhuus 55.
3. Island ............| Reykjavik 4
c) Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland.
Um Ostpreußen kleiner als das Königreich Preußen, 7 Mill. E. mehr als Preußen.
1,25 mal so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 187. Lage. Die Inselgruppe ruht auf einer mit dem Festland
in Verbindung stehenden untermeerischen Platte. Schottland liegt unter
gleicher Breite wie Dänemark. Die Inselgruppe liegt in der Mitte der
Landhalbkugel, am Rande des verkehrsreichsten Ozeans und ist dem
am höchsten entwickelten Teile des Europäischen Festlandes, Mitteleuropa
und Frankreich, benachbart.
Die Hauptinsel gleicht einem langen Kegel, der an der Ost- und Westküste
einander entsprechende Einschnitte hat, die von der Flut trichterförmig erweitert
sind. Die engste Einschnürung zwischen FortWörß> und Elhde^kleid]
Busen ist nur 601cm breit, und in Großbritannien liegt kein Ort weiter als
1201cm vom Meer entfernt. Infolgedessen wird die ganze Bevölkerung
auf das Meer hingewiesen.
A. Großbritannien.
§ 188. Bodengestalt. 1. England ist größtenteils ein sanftwelliges Ties-
land. Dieses wird durch eine Hügelreihe, die vom unteren Severn [ßewerit]
bogenförmig nach dem Humber [hamb'r] zieht, in zwei grundverschiedene
Teile zerlegt. Das südöstliche Tiefland, das Londoner Becken, ist die Fort-
setzung des Französischen Tieflandes und erst spät von diesem durch das
Versinken des Kanalgebietes losgetrennt. Es hat auch denselben fruchtbaren
Boden. Im S bilden niedrige und wellige, steil zum Meer abfallende Kreide-
züge (Bild 106) einen schmucken Rahmen für dieses Viehzucht- und Land-
Wirtschaftsgebiet, die englische Parklandschaft (Buntbild S.232). Das
nordwestliche Tiefland ist reich an Steinkohlen und Eisenerzen, während
die Oberfläche des Bodens wertvollen Ton, auch reiche Ernten liefert. Hier
erzeugte die Natur das großartigste und mannigfaltigste Industriegebiet
der Erde.
1 D. t. Mantelberg. — 2 $>. i. Nauchbucht.
§ 189.
c) Großbritannien und Irland.
\
Die Gebirge gehören dem W an (Fig.41). Sie bestehen aus stark
verwitterten Gesteinen und sind durch unterirdische Schätze wertvoll:
das Bergland von Cornwall [formtal] ist reich an Eisen und
Zinn, das felsige Hochland der Halbinsel Wales [uals]
(Snowdon [jmöfc)rn], 1100 m) an Steinkohlen und
^ Eisenerz, desgleichen das niedrige, mit Torfmooren
bedeckte Bergland von Nordengland und das regen- und
seenreiche Bergland von Cuinberland [Mmberland] (Bild 108).
g « Die Insel Man [mein} ragt als letzter Pfeiler der einstigen
f A Gebirgsbrücke nach Nordirland empor.
g 2. Schottland ist bis aus die kohlen- und eisenreiche
■5 » Niederung durchaus gebirgig (Bild 110). Durch tiefe
A Grabensenkungen ist sein aus ältesten Gesteinen bestehendes
^ Gebirge in zusammenhanglose Horste zerteilt: das Hochland-
artige Südschottische Bergland, die unwirtlichen Grampians
^ [grämpj'ns] (1300 m) und das wildreiche Hochland im NW.
y Diese beiden steilen, wildzerrissenen und seenreichen Hochländer
■g- trennt der Kaledonische Kanal.
^ § 189. Die Flüsse des vereinigten Jnsellandes sind kurz,
-L aber infolge der vielen Niederschläge wasserreich, tief und
* darum trefflich schiffbar, so daß sie die Bewohner des
* Z Binnenlandes leicht ans Meer führten. Da die Flut in die
^ ^ Mündungen tief eindringt, so konnten auch an kleinen
^ ^ Flüssen bedeutende Häfen entstehen, so am Clyde
G [Heibj, am Mersey [morßi] und am Severn [ßewern]. Die
» n Trichtermündungen der Themse und des Humber
A I^hämb'r^ bilden die beiden einzigen guten Naturhäfen
an der englischen Ostküste. Für den Verkehr ist die
N Themse besonders wichtig, obwohl sie nur wenig länger
Z als die Ems ist.
Die britischen Küsten und Flüsse sind durch viele Kanäle
£ miteinander verbunden^. Der wichtigste Kanal ist der
£ Manchester-Seekanal.
£: Aus der ganzen Inselwelt herrscht ein für die Breitenlage
A außergewöhnlich mildes Seeklima mit vielem Regen,
K dazu infolge des Golfstromes Nebel und ein überaus milder
Wintert
Tt<
DieHäfen frieren niemals zu. Im 8 überwintern Fuchsie,
Myrte und Lorbeer im Freien. Aber für das Reifen des Weines
reicht die geringe Wärme des Sommers nicht aus.
1 Diese sind großenteils von den Eisenbahngesellschaften angekauft
und dann absichtlich in Verfall gebracht. — 2 Glasgow, nördlicher als
Memel, hat im Mittel nur 15 Frosttage.
232
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
§ 190.
§ 190. Wirtschaftsgeographie. Herrliche Wiesen und Weiden mit ver-
einzelten Bäumen oder Baumgruppen ermöglichen die Zucht ausgezeichneter Pferde,
Rinder, Schafe und Schweine. Aber die Viehzucht und die musterhaft betriebene
Landwirtschaft genügen längst nicht für den Bedarf des dicht bevölkerten In-
dustrielandes. Der treffliche Ackerboden wird wegen des aus den Kolonien ein-
geführten billigen Getreides immer mehr in Parkgründe verwandelt (Buntbild).
Nur 3,5% des Bodens sind Waldbestand, meist im schottischen Gebirgsland. Die
reichen Bodenschätze haben England in ein großartiges Industriegebiet ver-
wandelt und einen Handelsgeist im ganzen Volk ausgebildet, der schon in den
Naturanlagen der Briten begründet war. Von der Ausfuhr kommen 90% auf
gewerbliche Erzeugnisse jeder Art. Die Einfuhr bringt Nahrungsmittel und Roh-
stoffe für die Industrie (Baumwolle, Wolle, Holz und Holzstoff).
Englische Parklandschaft am Malm, ö. von Plhmouth, im Frühling.
Zusammenhängende Waldungen sind in England fast geschwunden, die Wiese herrscht im Landschastsbilde vor, das zahlreiche alte, stattliche Bäume, einzeln und
in Gruppen vereint, schmücken Anmutige Dörfer und altertümliche, efeuumsponnene Schlösser grüßen freundlich daraus hervor. Zahlreich sind auf den Flüssen
Hausboote, in denen Familien ihren Sommsraufenthalt nehmen mit Vorliebe da, wo die Jugend den Wettkampf der Ruder übt.
§ 191.
c) Großbritannien und Irland.
233
§ 191. Bewohner. Äußerlich fällt am Engländer seine Lust zu Bewegungs-
spielen auf. Das Seeleben hat Kraft und Selbständigkeit, Energie, Wagemut uud zähe
Ausdauer erzeugt, der Familiensinn und tiefe Religiosität auch vomehme Gesinnung
und Ehrenhaftigkeit im Handeln der einzelnen. Dazu tritt die Reiselust, die einen
weiten Blick und Weltklugheit erwirbt und den Briten einen ersten Platz unter
den geographischen Entdeckern angewiesen hat. Der praktische Sinn der Engländer
schafft Gesundheit und Bequemlichkeit der Wohnung und Tracht. Ihr durch Gesetze
nicht eingeschränkter Freiheitssinn wird durch die Achtimg vor der überlieferten guten
Sitte gezügelt. In der Politik neigt der Engländer infolge der ihm über alles gehen-
den Vaterlandsliebe zu Selbstsucht und rücksichtsloser Handlungsweise. Dadurch
hat er seinem Vaterlande, besonders im 18. Jahrhundert, den großen Kolonialbesitz
verschafft. Groß ist sein Geschick im Handel, in der Industrie und im Kolonisieren. Er
hat mit dem Überschuß der sehr schnell sich vermehrenden Bevölkerung alle Erdteile
besiedelt und den fünften Teil der Erde sich untertänig gemacht. Aber der dadurch er-
worbene Reichtum befindet sich in verhältnismäßig wenigen Händen, und in den Groß-
städten wohnt neben dem Reichtum der Vornehmen eine unsägliche Armut und
entsetzliches Elend. Verbrechen und Laster herrschen in den Bezirken des Proletariats.
Die Schotten sind gut begabt und lernbegierig, arbeitsam und sparsam voll
Anhänglichkeit an die alten keltischen Volkssitten.
Der Staat ist eine durch Parlamentsherrschaft stark eingeschränkte Monarchie.
Religion. England und Wales gehören größtenteils der protestantischen, eng-
lisch-bischöslichen Kirche an. Die übrigen Bekenntnisse haben zahlreiche Anhänger.
Schottland hat eine reformierte Landeskirche, aber die Difsenters, Anhänger
evangelischer Sekten, überwiegen. In Irland sind 75% römisch-katholisch.
Besiedlung.
1. England und Wales. Im Mittelpunkt der mit malerischen Schlössern des
Adels von „Altengland" geschmückten Parklandschaft liegt London, die Brücken-
stadt an der Themse. Sie ist Welthandelsplatz, der Stapelplatz für alle Waren
der Erde, der bevorzugte Hafen für den Handel mit Deutschland und Nordeuropa,
in jeder Beziehung die Seele und der Mittelpunkt Englands. Der älteste Teil und
der Mittelpunkt des Geschäftslebens ist die City [jjitt], der Sitz riesiger Gewerbe-
und Handelstätigkeit, der erste Geldmarkt der Erde. Jnner-London bedeckt über
30 qkm, viermal mehr als Berlin, und hat 4,?s Millionen Einwohner, Groß-London
dagegen beherbergt auf mehr als 300 qkm bebauter Fläche über 7 Mill. Einwohner.
Der parkreiche W ist wie der W in Berlin der Sitz der Vornehmen und Reichen
und die Gegend der Regierungsgebäude, der wissenschaftlichen und kunstgeschicht-
lichen Sammlungen. Aber London ist im ganzen keine schöne Stadt. Nebel,
Ruß, Geschäftsgetriebe, das Elend im 0 machen einen abstoßenden Eindruck.
Freundlich sind die Vorstädte, die mit weiten Gärten ins freie Land übergehen.
^Cambridge ^kämbridsch^ und ** Oxford sind die alten Universitäten des Landes.
An der hafenreichen Südküste: *Dover, an 200 m hohen Kreidefelsen gelegen,
Überfahrt nach Calais in 1 St. fPortsmonth [portsm'ß], Hauptkriegshafen
und Flottenarsenal, gegenüber der als Sommerfrische bevorzugten Insel Wight
[uett]. fSouthampton [ßaußäint'n], Hauptaulaufsplatz der deutschen Ozean-
dampser. fPlymouth [pKm'ßj, Kriegshafen. — Nahe der französischen Küste die
rasengrüueu Normannischen Inseln (Rinderzucht).
In der Industrie treibenden Tiesebene (93ilöl07): ffBristol, bedeutend durch
Handel, Gewerbebetrieb und Hafenverkehr. fffBirmingham [börming'm], die
234
VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
8 192—193.
vielseitigste Industriestadt. *Stoke [ftof] am Trent, Mittelpunkt der Pottery,
d. i. der Herstellung von Porzellan, Tonwaren und Fliesen. fffLiverpool Mw'rpül^,
die zweite britische Handelsstadt, ein Weltmarkt für Baumwolle. Infolge seiner
Lage und seines Hinterlandes befördert es 40% der britischen Ausfuhr und ist der
wichtigste Auswandererhafen. fffManchester smänschest'r), der Mittelpunkt
der Baumwollindustrie. ffBradford [bräbforb], der erste Wollmarkt, mit vielen
Wollspinnereien und -Webereien. ffLeeds [Kds], der Hauptsitz der Tuchweberei.
ffSheffield [fchefftft], bekannt durch Stahlwaren. ffHull [hall], Handel mit
den Ostsee- und Nordseehäfen. ffNewcastle [njukäfjl], Ausfuhrplatz des nördlichen
englischen Steinkohlenbeckens, Schiffswerften.
Im Fürstentum Wales1 liegt fCardiff, der bedeutendste Kohlenhasen.
2. Schottland. ffEdinburg, schottisch Edinborongh [ebdmböro], Mühlen-
und Brauereiindustrie, Seehafen **Leith [lift]2, fDundee [bcmdi] und fAberdeen
[äb'rdttt], die Hauptsitze der Hochseefischerei und der Hanf-, Flachs- und Jute-
Verarbeitung. fffGlasgow sgläsgö^ am Clyde [Heid], der erste Seehafen Schottlands
und Eisenmarkt, auch bekannt durch Schiffswerften, Maschinenbau und Weberei.
B. Irland.
§ 192. Irland ist ein Becken mit lückenhaftem Rande. Es besteht zu zwei
Dritteln aus einer Tiesebene, die als Oberflächendecke aus der Eiszeit stammen-
den Lehm aufweist. Darum deckt das Land eine Fülle vonSümpfen,Mooren
und Seen (Bild 109). Der größte Fluß, der schiffbare Shannon [fchänn'ii],
stellt eine Verbindungsader zahlreicher Seen dar. Am Küstenrand um-
kränzen dieTiefebene zusammenhanglose Gebirge (im SW 1000m). Basalt-
massen bilden den „Riesendamm" an der Nordostküste^.
Die Iren sind Kelten. Seit Jahrhunderten unterdrückt, stehen sie in Rassen- und
Religionsgegensatz zu den englischen Eroberem und haben alle Laster eines unter-
drückten Volksstammes. Sie sind im Durchschnitt sehr arm uud meist Kleiupächter.
Von 8,2 Mill. Einwohnern im Jahre 1841 ist die Bevölkerung durch Auswanderung,
vorzugsweise nach der Union, ans 4,4 Mill. im Jahre 1906 zurückgegangen.
Da der Insel wertvolle Bodenschätze fehlen, so ist das im Sommer und
Winter infolge des milden Klimas und des reichlichen Regens „grüne Erin" in erster
Linie ein viehzüchtendes Land. Die beiden Großstädte liegen an der Ostküste:
ffDublin [ddblut], der Sitz des Vizekönigs, und die Handels- und Industriestadt
ffBelsäst, bekannt durch Leinen- und Baumwollweberei. An der Südküste **Evrk,
Ausfuhrhafen für Fleisch und Schiffsproviant, das „Schlachthaus Englands". Die
Insel Valentia ^walenschja^ ist Ausgangspunkt von sechs transatlantischen Kabeln.
Z 193. Verkehrsgeographie. Trotz seiner Lage im 80 ist London ähnlich wie
Kopenhagen der Mittelpunkt desEisenbahnnetzes und zugleich derSammel-
Punkt des Handelsverkehrs mit aller Welt. Der wichtigste Verkehrsplatz nach
Nord- und Südamerika ist Liverpool, der Schnelldampferverkehr nach der Union
geht von Cork (Queeustown [ftomstaim]) aus. Alle Meere sind wichtige Ver-
kehrswege des englischen Handels. Am wichtigsten ist der Weg durch den
Sueskanal, der durch Eisenbahnfahrt nach Brindisi bedeutend abgekürzt wird.
1 D. i. Gallien. — 2 Von hier führt eine riesige, 2,4 km lange Brücke über den
Förth ^forß^-Busen, 51 m über dem Hochwasserspiegel, nach der nördlichen Halbinsel und
zur längsten Brücke der Erde, der 3,3 km langen Tay -Brücke. — 3 Wb. Hölze! Nr. 28.
§ 194—194 a
c) Großbritannien und.Irland.
235
Rückblick auf Großbritannien.
§194. Das Britische Reich ist das größte Weltreich, das die Geschichte kennt.
Mit all seinen Besitzungen übertrifft es an Größe Rußland. Es umfaßt
rund 30 Millionen qkm, mehr als ein Fünftel der ganzen Landoberfläche.
Die Bevölkerung beträgt 400 Mill., d. i. ein Viertel der gesamten Menschheit,
während das Russische Reich nur etwa ein Drittel so viel Einwohner zählt.
Die englische Sprache wird von H50 Millionen gesprochen und ist die Welt-
Handelssprache geworden. Infolge seiner für den Seeverkehr so günstigen
Lage und seiner Hafenverhältnisse ist Großbritannien von der Natur zum
Seestaat bestimmt. Es hat in allen Erdteilen den größten und wertvollsten
Kolonialbesitz erworben und durch eine tüchtige, praktische Verwaltung
entwickelt. So bezieht es die Rohstoffe für seine Industrie und den wichtigsten
Wertmesser des Handels, das Gold (Tabelle § 2ub, 7), aus eigenem Besitz.
Industrielle Tätigkeit und Handelsgeschick vervielfältigen den Wert dieser
Güter, und eine Handelsflotte, die die deutsche fünffach übertrifft und bei
weitem die größte der Erde ist, liefert allen Völkern Handelsbedürfnisse.
Seitdem das Britische Reich am Deutschen Reich und an der Union rührige
Wettbewerber in Industrie und Welthandel bekommen hat, ist es mit Erfolg
darauf ausgegangen, seine Flotte zu einer auch für mehrere starke Feinde
unbesieglichen Macht auszubauen, durch Anlage von Kohlen- und Schiffahrt-
stationen in allen wichtigen Meeren, durch den Besitz der meisten Kabel Handel
und Verkehr über alle Meere zu beherrschen. Dadurch ist das Britische Reich
die erste Handels- und Seemacht der Erde geworden. Weil es zugleich infolge
seiner Insellage und der Überlegenheit seiner Kriegsflotte für andere Völker
unangreifbar ist, so muß es zurzeit als die erste Großmacht der Erde gelten.
Für das Deutsche Reich ist Großbritannien der größte Warenabnehmer
und einer der größten Warenlieferanten (Tabelle § ^82,5!).
§ 194a. Äbersichtstabelle.
Groß-London 7 Mill. fPortsmouth
200. fPlymouth 120. fSouth-
ampton 120' ** Oxford 50. *Cam-
bridge. Dover.
1. Südöstliche Parklandschaft . .
2. Industrie treibendes Tiefland
3. Gebirgslaud
4. Schottland.
5. Irland.
fffLiverpool750.fffManchester650.
fffBirmingham550. ffLeeds460.
ffSheffield 450. ffBristol 360.
ffBradford 290. ffHull 260.
ffNew castle 270. *Stoke 35.
fCardiff 185.
fffGlasgow 850. ffEdinborough
340. fAberdeen 170. fDundee165.
**Leith 85.
ffDublin 375. ffBelsast 350.
"Cork 75.
236
VI. 3. Die Skandinavisch-Russische Tafel.
8 195.
3. Die Skandinavisch-Russische Tafel,
a) Skandinavien — Schweden und Norwegen.
1,5 mal so groß wie das Deutsche Reich, mehr als 7,5 Mill. E.
§ 195. Lage. Die Halbinsel besitzt im Nordkap den nördlichsten
Punkt des Erdteils. Ihr Südende liegt südlicher als der nördlichste
Punkt des Deutschen Reiches.
Durch den Einschnitt des Skager Rak wird der S
in zwei Halbinseln zerlegt. Der kleinere Westteil gehört
zu Norwegen, der größere Ostteil zu Schweden. Abgesehen
von der breiten Landbrücke nach Finnland und Rußland bilden
Meere die Grenzen.
Bodengestalt. Die Eigenart Skandinaviens besteht in
seinen Küsten und Hochgebirgen. Die atlantische und baltische
Küste ist von Tausenden kleiner Felsinseln umlagert, den
Schären. In das norwegische Gebirge dringen jähwandige,
ins Meer versunkene Täler, deren Wasserfläche nur selten von
den Sonnenstrahlen erreicht wird. Das sind die einst von
Gletschern erfüllten Fjorde [fjöre].
Sie sind vielverzweigt wie das Geweih eines Hirsches und
senken sich hinter der an Schären reichen Einfahrt zu beträchtlicher
Tiefe hinab. Wegen ihrer See- und Hochgebirgsfchönheit werden sie
viel besucht. Der größte ist der Sogne Fjord sßögnefjör^, der
schönste der Molde Fjord, der verkehrsreichste der Hardanger
Fjord (Buntbild).
Die Halbinsel bildet einen Teil derSkandinavisch-Russi-
schen Tafel, und zwar des Baltischen Schildes, wie mit
gemeinsamem Namen die skandinavische Urgebirgsmasse,
Finnland und Kola heißen.
Schweden ist großenteils eine nach 0 in Stufen sich senkende
Platte aus sestemFelsboden, der meist aus steil gefaltetem
Gneis und Granit, anch aus alten Ergußgesteinen besteht.
Der Rahmen von Tiesland (Fig.43) trägt auf der festen
Gesteinsunterlage einen dünnen, von runden Felskuppen und
Felsblöcken unterbrochenen Verwitterungsboden (Bild III).
Die Halbinsel Schonen ist mit Dänemark verwandt.
Der Baltische Schild erscheint teils durch die Brandung des
Meeres, das einst seine Oberfläche bedeckte, teils durch die eiszeit-
lichen Gletscher wie abgehobelt, als eine flachwellige „Fastebene"
(Fig. 43). Der Reichtum an Seen und an Flüssen mit zahllosen
Wasserfällen, die Einbettung des flachen Bottnifchen Bilsens
und die Oberfläche machen ihn dem Kanadischen Schilde sehr
ähnlich.
Am inneren Sogne-Fjord. Die Küste Norwegens ist reich eingekerbt durch „Fjorde", schmale, bis zu 160 km weit ins Land eindringende Buchten.
Die Fjorde sind versunkene und vom Meer überschwemmte Täler, die lange von eiszeitlichen Gletschern erfüllt waren. Aus den hochliegenden Mündungen
der Nebentäler stürzen zahlreiche Wildbäche herab. Im Hintergrunde leuchten schneebedeckte und vergletscherte Fjelde. Nur selten findet sich Raum für
menschliche Ansiedlungen am Fjord.
§ 196—197.
a) Skandinavien.
237
Norwegen wird von einem breiten, durch schmale und tiefe Täler in
einzelne wellige Hochlandsblöcke zerteilten Urgebirge erfüllt. Im süd-
lichen Teil ist dieses kammlos. Es streicht nach SW. Zum Ozean ist der
Abfall des Gebirges steil, oft schroff. Die reichen atlantischen Niederschläge
bilden auf den breitrückigen Gebirgsblöcken gewaltige Gletscher, deren
Zungen tief hinabfließen.
Das Gebirge gliedert sich in drei Teile:
1. den nördlichen Teil, von den Lofot-Jnseln^ (Bild 112) nach NO.
Er birgt die reichsten Eisenerzlager der Halbinsel.
2. den mittleren Teil, von den Losot-Jnseln bis zum Trondhjem
[frcmjem] Fjord, der ebenfalls gewaltige Eisenerzlager, z. B. die „Erzberge"
von Gellivära, hat.
3. die südliche Hauptmasse. Sie stürzt im W bisweilen 1700m steil
nach den Fjorden ab. In ihrer Mitte steigt der Galdhöpig^ [gälhöjng] zu
2600 m empor.
Der niedrigste Teil der Halbinsel liegt in der alten Verbindungsstraße
der Nordsee und Ostsee, die durch den Wener-, Wetter- und Mälarsee be-
zeichnet wird. Hier herrscht die mit lockeren, fruchtbaren Erdschichten uud vielen
Jrrblöcken bedeckte einstige Gletscherlandschaft (Bild III). Der felsige
Untergrund, meist nur an der Küste sichtbar, wird dort in Steinbrüchen aus-
gebeutet.
§ 196. Das Klima der norwegischen Küste ist durch den Einfluß des
Golfstromes und den Gebirgsschutz gegen Ostwinde viel milder, als man der
hohen Breite nach erwarten sollte. So gibt es an der Küste Felder und Wiesen
und sogar noch Städte, die nördlichsten der Erde (Hammerfest fast 71° N),
bis über den Polarkreis hinaus. Die Häfen vereisen an der Westküste
niemals. Die an den Bergen aufsteigenden feuchten und warmen See--
winde bringen sehr häufige und reichliche Niederschläge.
Schwedens Klima erweist sich durch das Gebirge im NW als mehr
binnenländisch und hat große Temperaturunterschiede. Es ist weit
kälter als das Klima Norwegens (s. die Karte der Isothermen im
Atlas!). Die Regenmenge ist in Schweden geringer. Birke und Fichte
bilden den ausgedehnten Waldbestand. Im Flachlande lassen hohe
Sommertemperaturen Korn und Hafer gedeihen, aber auch hier überwiegt
der Wald.
§ 197. Gewässer. Wie di^Westseite des Hochlandes ihre Fjorde (Bunt-
bild), so hat die Ostseite eine Menge langer, schmaler Seen, die fast alle
vonNW nach SO gestreckt sind und in gleicher Richtung Flüsse entsenden.
Die Abdachung gewährt Raum zur Bildung größerer Flüsse. Ander
Westseite stürzen uur kurze Flüsse in häufigen Wasserfällen in die Fjorde
oder zum Meere hinab.
1 Wb. Hölze! Nr. 33. 2 D. i. Höhenspitze von Galde.
238
VI. 3. Die Skandinavisch-Russische Tafel.
§ 198.
Die bedeutendsten von ihnen sind: 1. der ins Skager Rak mündende Glom,
2. der Klar-Elf^, der als Göta ^jöta^-Elf aus dem Wenersee (= Großherzogtum
Oldenburg) über die Trollhatta^-Fälle in das Kattegatt fließt.
Die Flüsse können der zahlreichen Stromschnellen und der Wasserfälle
wegen nur zum Flößen und zum Treiben von Maschinen benutzt werden, sofern
nicht die Anlage von Schleusen die Schiffahrt ermöglicht. Durch den Wener-
und den Wettersee und um die Trollhatta-Fälle läuft mittels der
Götakanäle eine für Flußdampfer fahrbare Wasserstraße aus der
Ostsee ins Kattegatt.
Die Erwerbstätigkeit der Schweden und Norweger ist entsprechend der
verschiedenen Natur beider Länder sehr verschieden. Die Schweden
leben von Ackerbau, Viehzucht und von der Bewirtschaftung des ausgedehnten
Waldes, die Norweger dagegen von Fischerei3 (Bild 112), Schiffahrt und
Handel. Die norwegische Fischer- und Handelsflotte ist die dritte
Europas. In beiden Ländem wird massenhaft Eisenerz gegraben und ausgeführt.
Beträchtlich ist auch die Ausfuhr von Bau- und Pflastersteinen.
§ 198. Die Bevölkerung gehört mit Ausnahme der wenig zahlreichen
Finnen und Lappen zu den Germanen. Sie ist hochgebildet und durchweg
lutherisch. Die Schweden sind als Bauernvolk und durch die Ruhe der
nordischen Natur schwerfälliger und konservativer. Sie lieben Anstand und
höfliches Benehmen, sind stolz auf die Erinnerungen ihrer vergangenen großen
Zeit und aristokratischer gesinnt als die demokratischer denkenden Norweger,
die durch die Natur ihres Landes zu einem Volk von tüchtigen, kühnen und tat-
kräftigen Seeleuten erzogen wurden.
Die schwedische und die norwegische Sprache sind untereinander mehr
als die deutschen Mundarten verschieden.
A. Königreich Schweden.
*/7 der Halbinsel, h/7 ihrer Bewohner (Volkszahl gleich der Berlins und der Provinz
Brandenburg). 10% der Volksdichte des Deutschen Reiches.
Dieses Ostseereich wird vom Ozean so abgeschieden durch Norwegen
undDänemark, daß ihm nur ein schmaler freier Ausguck auf den Atlantischen
Ozean bleibt.
1. Der Norden ist von Lappen bewohnt, wenig angebaut und äußerst dünn
bevölkert. Haparanda*, Endpunkt der schwedischen (und finnischen) Eisenbahn,
Wetterwarte. Die nördlichste Eisenbahn der Erde führt durch die Gegend von
Gellivära zur norwegischen Westküste, um die Eisenerzlager zu erschließen.
2. Schweden ist fast durchweg ein niedriges Land mit waldigen, niedrigen
Berghöhen und Feldern dazwischen, reich an Eisenerzen (Tabelle § 211b,7).
Um die großen Binnenseen liegen die geistigen und politischen Brennpunkte des
Schwedenvolkes. Am Ausfluß des Mälarsees, an einem Sunde (Stock) auf zahl-
reichen Inseln (Holmen) ff Stöckholm, das „nordische Venedig", die schön gelegene
Residenz, die erste Fabrik- und Handelsstadt des Landes. Uppsala^ [üp-stHa],
Universität.
1 „Elf" bedeutet Fluß. — 2®. i. der Teufelshut. — 3 Wb, Wünsche n, 4. —
4 D. i. Espenstrand. — 5 ©. i. die obere Gegend.
§ 199.
a) Skandinavien.
239
3. In Gotland, in dem mehr als die Hälfte aller Schweden wohnt, blüht auf
der Halbinsel Schonen **Malmö durch Handel, Industrie und Überfahrtsverkehr
nach ^Kopenhagen (1 St.), Lübeck (8 St.) und Rügen—Berlind fGöteborg
[jötebörj]2 wetteifert als Handelsstadt mit Stöckholm. Die zur Hansezeit wichtigen
Inseln in der Ostsee (Wisby auf Gotland) sind heute ohne größere Bedeutung.
Verkehrsgeographie. Die Flotte der Schweden ist geringer als die der Nor-
weger, dafür aber hat Schweden mehr Bahnen und Straßen und regeren Land-
verkehr. Eine lange Eisenbahn durchzieht das ganze Land von S nach N. Stöck-
holm ist mit Malmö, Göteborg, Trondhjem uud Kristiania durch Bahnen verbunden.
B. Königreich Norwegen.
3/7 der Halbinsel, 2/7 ihrer Bewohner (Volkszahl gleich der Württembergs).
Etwa halb so dicht bevölkert wie Schweden.
Es ist ein Nordseereich, das die viertgrößte Handelsflotte der Erde
hat (Tabelle § 221,4). Die Hauptmasse der Bevölkerung wohnt an den
Küsten. In der Umgegend von Kristiania gibt es eine größere binnenländische
Bevölkerung. Südnorwegen bildet eine hochgelegene Einöde. Nur in den
Tälern ziehen sich schmale besiedelte Streifen hin. Nach N zu wird der
bewohnte Küstengürtel immer schmaler.
Besiedlung. fKristiania, die wichtigste Seehandelsstadt und Universität
Norwegens, wird von einer reizvollen und fruchtbaren Landschaft am innersten
Ende des schärenreichen Fjords umgeben, der mit dünn bewaldeten Hügeln um-
kränzt und an den Ufem mit Villen dicht besetzt ist. An der ozeanischen Küste war
**Bergen, wie Stöckholm an der breitesten Stelle der Halbinsel gelegen, jähr-
hundertelang die größte Stadt Norwegens und Hansekontor. Heute ist es die erste
Fischer- und die zweite Handelsstadt des Landes. *Trondhjem [tröniem]
betreibt Seehandel, Eisen- und Kupferwerke und die Ausfuhr der im 3 gegrabenen
Kupfererze. An den hohen Lofot-Inseln versammeln sich im März Tausende von
Fischerbooten (Bild 112). Der nördlichste Handelshafen der Erde ist Hammerfest,
wo der längste Tag 72 x 24 Stuudeu dauert (Mitternachtssonne).
Verkehrsgeographie. Für den norwegischen Verkehr bildet das Meer
den wichtigsten Vermittler, nur eine größere Bahnlinie hat das Land zur Ver-
biudung von Kristiania uud Trondhjem. Ähnlich wie in der Schweiz ist das Tele-
graphen- uud Telephonnetz weit ausgedehnt.
Rückblick auf Schweden und Norwegen.
§ 199. Schweden und Norwegen sind infolge ihrer großen Waldungen
die Hauptversorger des europäischen Holzmarktes. Schweden liefert außerdem
Massen von Eisenerzen nach Deutschland, England, Frankreich, Belgien, auch
Rinder, Pferde und Butter. Norwegen versorgt viele Länder Europas mit
Fischen (geringen, Kummer und Stockfischen für die katholischen Gebiete
Südwesteuropas in der Fastenzeit). Für die Deutschen und Engländer ist
Norwegen ein vielbesuchtes Reiseland.
1 Seefahrt Trellebörg- Saßnitz 4 St., Stöckholm-Berlin 21 St.
2 D. i. Gotenburg.
240
IV. 3. Die Skandinavisch-Russische Tafel. § 200—202.
§ 200.
Ubersichtstabelle.
I. Königreich Schweden.
1. Norrland
2. Schweden
3. Gotland ,
Haparanda, Gellivara.
ffStockholm 330, *Uppsala 25.
fGöteborg 160, **Malmö 75.
II. Königreich Norwegen.
1. Gebiet des Skager Rak .... fKristiania 230.
2. Atlantische Küste
Bergen 75, *Trondhjem 40, Hammer-
fest 2.
d) Großfürstentum Finnland.
Etwas größer als das Königreich Preußen, so viel (lutherische und meist finnische, an
der Küste auch schwedische) Einwohner wie die Provinz Hannover.
§ 201. Dieses „Land der tausend Seen", durch Personalunion mit Rußland
vereint, ist eine durch eiszeitliche Gletscher abgehobelte, buckelige Granitplatte und
mit Wald, Heide oder Moor bedeckt oder kahl und felsig (Bild 113). Acker-
bau gestatten nur wenige Stellen. Viehzucht, Handel und Industrie ernähren
den größten Teil der hochgebildeten Finnländer, die fast nur an der Küste in
größeren Städten wohnen.
Am Finnischen Busen fHelsingförs, Festung, Schiffbau- und Handelsplatz.
Europäischer Besitz 5,4 Mill. qkm, 120 Mill. E. 20% der Volksdichte des Deutschen Reiches.
Größer als halb Europa, halb so dicht bevölkert.
§ 202. Lage. Die Parallelkreise der Pomündung, von Memel, von
Kristiania, 30° 0 und 60° 0, kennzeichnen die Lage des Landes.
Grenzen. S. die Karte! Das Europäische Rußland ist gleichbedeutend
mit dem riesenhaften Osteuropäischen Flachland. Es ist durch den saust
ansteigenden Uräl^ in Wirklichkeit von Asien nicht geschieden, darum ein halb-
asiatisches Land und von durchaus kontinentalem Gepräge, ohne bequeme
Verbindung mit dem Ozean. Bei ungeheurer Ausdehnung hat es geringe
Gliederung. Moskau, der Mittelpunkt der russischen Kultur, ist vom nächsten
Meere 650 km entfernt. Die ozeanische Küste gehört dem Nördlichen Eismeer
an, die übrigen Küsten Binnenmeeren. Darum steht Rußland nicht unter
der Einwirkung des belebenden Meeres und entwickelt sich nur langsam.
1 Das ganze Russische Reich ist nächst dem Britischen Reiche das größte
und dabei zusammenhängende Staatsgebiet der Erde. Es umfaßt 22,3 Mill.
qkm und 130 Mill. E. (Zählung 1897, Schätzung 1905: 145 Mill.), also nur etwa ein
Drittel so viel Bewohner wie das Britische Reich. —Zur Aussprache russischer
Namen. Die Vokale sind sämtlich kurz. Das deutsche e wird durch vier verschiedene Laute
wiedergegeben, nach den meisten Konsonanten mit einem Beiklang von j, also Newa un-
gefähr wie njewa, zuweilen auch wie jo, z. B. Or^l — ärjöl (das ä mit kurzem dumpfen
Laute), s entweder weich wie im Deutschen, z. B. Kasan, oder hart gleich dem deutschen ß,
namentlich am Anfange der Wörter, z. B. Ssamära, Borissow. — 2 D. t. Gebirge.
c) Kaiserreich Rußland
§ 203.
o) Rußland.
241
f
§ 203. Bodengestalt. Die Oberfläche des Landes ist
flach und außerordentlich einförmig (Fig. 44). Tiefebenen
finden sich immer auf der östlichen Seite der großen Ströme.
Alles übrige besteht aus niedrigem Flachland, in dem
nur selten die Bergufer der großen Ströme einige
? Abwechslung hervorbringen. Im NW ist das Land durch
Jf die Wirkungen der Eiszeit hügelig. Die aus Moränenschutt
U aufgehäufte Waldät-Höhe erreicht aber nur 320m. Auch die
« höchsten Erhebungen an der Wolgaplatte übersteigen kaum
A 350m. So bietet das Land dem Reisenden tagelang immer dasselbe
einförmige Bild der Bodengestalt, des Pflanzenlebens, der Kultur.
Innerer Bau. Über dem steil gefalteten Grundgebirge aus
~i Urgestein lagem tafelartig weithin alte Schichtgesteine. Der
» nur in weiten Abständen erfolgende Wechsel des Gesteins ist dem
A Auge nicht erkennbar, da junge Bodenarten die Oberfläche
>3 überdeckt haben. Nur in der Schlinge des Dnjepr und östlich davon
^ tritt ein Granitzug zutage, an dessen Rand Eisenerz führende
H Schichten steil aufgerichtet sind. So ist in der Russischen Tafel
infolge der wenig gestörten wagerechten Schichtenlage die Armut
I an Erzen, die durch Zerreißungen der Erdkruste an die Oberfläche
^ gelangen, sehr groß. Auch Steinkohlen gibt es nicht in einer der
J; Größe des Landes entsprechenden Menge,
j? Art der Oberfläche herrschen in der Nordwesthälfte die
3 :§ Ablagerungen des skandinavischen Inlandeises und seiner
^ Schmelzwasser, nach 8 folgen Ablagerungen der Steppe,
*£ dann der breite, fruchtbare Gürtel der Schwarzerde (Löß mit
^ vermoderten Pflanzenresten), weiter südlich reiner Löß. Die
£ Kaspische Niederung wird von Salzton und Flugsand bedeckt
^ (Bild 114). Daraus ergibt sich die große Verschiedenheit in
° der Fruchtbarkeit des Bodens,
v Grenzgebirge finden sich nur an zwei Grenzen:
1. Auf der Halbinsel Krim die Fortsetzung des Kaukasus,
Q das aus Jurakalk aufgebaute, reizvolle, mit Schlössern geschmückte
Jatlagebirge, das von der Küste jäh ansteigt und sich all-
mählich zur Krimsteppe abflacht.
2. Das nach W hin kaum merklich sich abdachende Ural-
gebirge, dessen Südteil in eine Anzahl Parallelketten auf-
gelöst ist und Erhebungen von Schneekoppenhöhe aufweist:
Waldreicher Ural. Der meridionale Ural heißt im Südteil
der Erzreiche, nach seinen Eisen-, Kupfer- und Platinerzen^.
Er ist auch reich an Gold, Silber und Schmucksteinen. Der
nördliche Rest wird der Wüste Ural genannt. Der Kamm des
mittleren Teiles ist nur 600 m hoch.
1 An Platin ist der Ural das ergiebigste Gebirge der Erde. Ver-
arbeitet werden die Platinerze in Deutschland.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. IßS
IT
3
tf
3
242
VI. 3. Die Skandinavisch-Russische Tafel.
§ 204—205.
§ 204. Flüsse. Die Bodengestalt hat die Entwicklung eines
großartigen Flußsystems ermöglicht. Lange, wasserreiche Flüsse
mit geringem Gefälle und ruhigem Lauf liegen mit ihrem Ober-
lauf nahe beieinander. Nur der Dnjepr hat Stromschnellen,
sonst sind die Flüsse bis weit in den Oberlauf hinein schiffbar.
Alle wichtigen Flußsysteme sind durch Kanäle miteinander verbunden.
Aber kein schiffbarer russischer Fluß mündet in den offenen
Ozean, abgesehen vom X. So erleichtern die Flüsse nur die biunen-
ländische Verbindung. Im N werden die Mündungen obendrein lange
durch Eis gesperrt, die Schneeschmelze bewirkt darum hier alljährlich Über-
schwemmungen.
Das Flachland dacht sich allmählich nach den vier großen Wasser-
becken Rußlands ab. Die Flüsse strömen meist zwischen einem Bergufer
im W und einem Wiesenufer im 0 dahin:
a) Ins Schwarze Meer: der Dnjestr, der Dnjepr und der Don, der
das flache Asöwsche Meer mit seinen Schlammassen allmählich ausfüllt.
Die Mste des Schwarzen Meeres ist nur bei Odessa [abeffa] der Schiffahrt günstig.
b) In den Kosmischen See: die Wolga, mit der Oka [afä] und der Kamä
(Bild 115, 116), und der Ural. Wolga und Ural bauen ein Delta.
Da die Nordküste des Kaspischen Sees eine flache Anschwemmungs-
küste ist, so bietet nur die Wolgamündung größeren Schiffen Zugang.
c) Ins Nördliche Eismeer: die Petschöra und die Dwina.
d) In die Ostsee: 1. die Newa, der bei St.Petersburg in den Finnischen
Busen strömende, schiffbare Abfluß des Lädoga- und Onega-Sees, 2. die
Düna (in den Rigaischen Busen), 3. der Njemen oder die Memel (ins
Kurische Haff), 4. die Weichsel, die nur mit dem mittleren Teile Rußland
angehört.
§ 205. Klima. Das Klima ist binnenländisch (§ 59). Im N reicht
es in die arktische Klimaprovinz, Mittelmeerklima hat die südliche Krim. Auf-
fallend ist die große jährliche Wärmeschwankung (25—35°)*. Die
große Winterkälte wird bei der ruhigen und trockenen Luft wenig empfunden.
Die Niederschläge (Tabelle §58) verdunsten schnell. Ihr Maximum
erreichen sie im Sommer. Ausbleiben des Regens führt Mißernten
herbei. Die Hauptzeit des Pflanzenwuchses fällt in den Frühsommer.
Die Pflanzendecke ist einförmig wie die Oberfläche des Bodens und
das Klima. Im N herrscht die an Sümpfen reiche Tundra2. Südlich von der
Tundra zieht sich ein breiter Waldstreifen, der im N aus Nadelholz und Birken,
im 3 aus Laubholz besteht, von Mooren und Wiesen unterbrochen wird, aber für er-
giebigen Ackerbau zu mageren Boden hat. Im 8 der Waldzone erscheint allmählich
1 In Irland beträgt die jährliche Wärmeschwankung nur 10°, in Mitteldeutschland 20°.—
- Mb. Hölzel Nr. 38.
§ 206—207. _o) Rußland._243
die Steppe, deren Schwarzerde der fruchtbarste Boden Rußlands und
daher am dichtesten bevölkert ist. Ihre herdenbelebten Weiden werden oft durch aus-
gedehnte Weizenfluren unterbrochen^. Die meist öde Kaspische Salzsteppe
ist längs der Flüsse anbaufähig und prangt da mit Getreide- und Obstfluren. In den
Taleinschnitten der Pontifchen Steppe ziehen sich schmale Streifen Wald hin.
Große Unterschiede herrschen in der Tierwelt. Die Tundra weist Polartiere
auf, das Waldland die deutschen Wildarten, dazu Wölfe, Elche, Bären und im W
auch den Wisent. Die Steppe dagegen ist der Tummelplatz zahlloser Nagetiere.
§ 206. Wirtschaftsgeographie. Die Erwerbstätigkeit beruht hauptsächlich auf
der Landwirtschaft. Rußland baut im N Roggen, Hafer, Flachs und Zuckerrüben,
im 8 Weizen und Mais. Das Land der Bauern ist meist noch Gemeinbesitz und
wird daher nur lässig bewirtschaftet. Ein Ackerbaubetrieb wie in Deutschland würde
weit ergiebigere Emten liefern. Trotzdem ist die Getreideausfuhr außerordentlich
groß. Die Viehzucht (Schafe, Rinder, Pferde, Geflügel, Bienen) wird in aus-
gedehntem Maße betrieben, am besten in den Ostseeprovinzen, in nomadischer
Weise im 80. Der Fischfang ist bedeutend. Der Kaspische See liefert allen Ländern
Kaviar und Hausenblase vom Stör. Bodenschätze werden in reichem Maße
ausgebeutet: Steinkohlen und Eisen zwischen dem unteren Dnjepr und Don, in
Südwestpolen und südlich von Moskau, im Ural Gold (das meiste von den Ländern
Europas), Platin und Kupfer. Das Großgewerbe (Web-, Leder-, Metallwaren)
deckt den Bedarf noch nicht. Der Großhandel ist bedeutend, aber der
Binnenhandel überwiegt. Moskau blieb sein Mittelpunkt.
Das Deutsche Reich bezieht vornehmlich Getreide, Gold, Holz, Eier und Flachs.
Es liefert Eisenwaren und Maschinen.
§ 207. Bevölkerung. Die Weißrussen haben große Ähnlichkeit mit den
Großrussen, Wald- und Ackerbauern, die sich vielfach mit den Mongolen
vermischt haben. Weit verschieden von diesen beiden vorwiegend blonden
Stämmen sind durch Sprache, höheren Wuchs und dunkelbraune Haarfarbe
die Kleinrussen, die Viehzüchter.
Die Litauer, Letten und Polen sind stark mit Juden durchsetzt. Die
Finno-Karelier ähneln den Germanen. Ihre Sprache aber ist finnisch-
mongolisch. Die Lappen und Samojeden zeigen rein mongolisches Aus-
sehen. Unter den Mongolen im SO weisen die Kalmücken den häßlichsten
Typus auf. Die Deutschen, 1,5 Mill., wohnen besonders in Südrußland
und in den Randländern der Ostsee.
Die Volksseele der Russen ist durch Sinnigkeit, Gemütstiese und Nationalstolz
gekennzeichnet. Wechsel zwischen Munterkeit und Schwermut sind den Russen eigen-
tumlich. Groß ist ihre Verschmitztheit und Höflichkeit. Die uubezwiugliche Rauheit
der Natur hat sie zur Genügsamkeit, Geduld und Unterwürfigkeit, aber auch zum
Fatalismus erzogen, so daß ihnen mit Ausnahme des großrussischen Stammes der
Kosaken die Tatkraft verloren ging. Der lange Winter regte die Großrussen zu
Handwerkstätigkeit an und erzog sie zu Handgeschicklichkeit, Handelstüchtigkeit
(Hausierer) und praktischem Sinn, führte sie aber auch zu Trägheit und Trunksucht.
Die russischen Stämme sind Halbasiaten. Ihr Geist ist unselbständig,
1 Wb. Wünsche II, 1.
16*
244
VI. 3. Die Skandinavisch-Russische Tafel.
§ 208.
Wahrheitssinn wird durch blinden Glauben ersetzt, Forschungstrieb mangelt ihnen.
Kriecherei, Bestechlichkeit, Unreinlichkeit sind echt asiatische Eigenschaften.
Das Russische Reich ist im Übergange zum Verfassungsstaat begriffen. Das
politische Streben der russischen Nation pendelt zwischen zwei Zielen: der Herr-
schaft über Asien und der Vereinigung aller Slawen unter russischer Oberhoheit.
Religion. Alle Russen sind durch eine Religion geeint in der griechisch-
orthodoxen Kirche, die dem Kulturzustand der Russen angepaßt und dem Staate
völlig unterworfen ist (Cäsaropapismus). Die Kirche bedrückt wirtschaftlich das
Volk schwer. Die Religionen der übrigen Völker zeigt die Religionskarte im Atlas.
Besiedlung. An der Ostseeküste liegen die Baltischen Provinzen, die
durch Deutsche und Schweden aus eine weit höhere Kulturstufe ge-
hoben sind, als das übrige Rußland erreicht hat. -j-St. Petersburg, die moderne
Hauptstadt, an der Mündung der Newa, ist der bedeutendste Industrie- und Handels-
platz an der Ostsee, geschützt durch die Festung **St?rortstadt. An der Dünamündung
stieg ffRiga zum dritten Seehandelsplatz des Reiches empor. Die Altstadt ist von
deutsch-mittelalterlichem Aussehen.
In Westrußland hat die Festung fWilna Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt
und Handelsplatz. Polens Hauptstadt fffWarschan ist Industriestadt und Haupt-
markt Polens für Wolle und Getreide. ffLodz [lübsch] bildet den Mittelpunkt der
polnischen Baumwollweberei.
Der wichtigste, an steiler Küste gelegene Hafen Südrußlands und des ganzen
Reiches ist ff Odessa [abessa], Hauptausfuhrplatz des russischen Getreides nach den
Mittelmeerländern, Großbritannien, dem Deutschen Reiche, Belgien und Holland.
Den rumänischen Verkehr vermittelt fKischinew ikischinjösf^. fRostöw gilt als
zweiter russischer Weizenhafen. **Ssewastöpol, der Kriegshasen auf der Krim.
fAstrachän, der größte Hafen am Kaspischen See. **Jekaterinbürg ist Mittel-
Punkt des uralischen Bergbaues, *Perm Mittelpunkt der Eisenindustrie.
Im Innern hat ff Kiew [fijeff], die Brückenstadt und Festung am Dnjepr, die
„heilige" Stadt Kleinrußlands, als Industrie- und Meßplatz große Bedeutung.
Mittelpunkt des Reiches, der Eisenbahnen, der Industrie (Weberei,
Leder, Metall, Porzellan) und des Binnenhandels ist fMoskau, die zweite
Residenz (Kreml), die „heilige Stadt" aller Russen, der Sitz des altrussischen Adels,
voll asiatischer Anklänge. fTula hat Waffenfabriken und liefert silberne Zier waren.
fSsarätow und **Ssamära sind die Handelsplätze im Gebiete der deutschen
Wolgakolonisten. Die Handels- und Fabrifftadt fKasän beherbergt viele moham-
medanische Tataren. **Nishnij Nowgorod, die Meßstadt, ist von Juli bis Sep-
tember von Asiaten überfüllt (Bild 116).
Der Ausfuhrplatz Nordrußlands ist Archängelsk (d. i. Stadt des Erzengels),
dessen Fischerei- und Holzhafen von Mitte Oktober bis Mitte April vereist bleibt.
§ 208. Verkehrsgeographie. Rußland ist das Land der Wasserstraßen.
Aber die Schiffahrt wird durch den Winter beschränkt. So friert die mittlere Wolga
etwa 140 Tage im Jahre fest zu. Sie ist trotzdem der wichtigste Fluß. Ihr folgen an
Verkehrsgeltung die Newa, dann die Düna. Keiner der Flüsse kommt aber an
Verkehrsbedeutung dem Rheine gleich. Die Seehandelsflotte ist fast halb so groß
wie die deutsche. Ein gutes Drittel ihrer Schiffe gehört Finnland.
Das russische Bahnnetz ist nicht ganz so lang wie das des Deutschen Reiches. Von
Moskau aus strahlen die Hauptlinien radienartig auseinander. Sie
§ 209.
o) Rußland.
245
werden unter sich durch Systeme von konzentrischen Ringbahnen verbunden.
St. Petersburg (29 St. von Berlin) ist der Ausgangspunkt des Mrd-Expreß nach
Paris. Den russischen Verkehr nach Wien und Italien sammelt Warschau.
Die russischen Landstraßen sind schlecht, am besten für Schlitten geeignet.
An auswärtigen Besitzungen hat Rußland Sibirien, Zentralasien und
Kaukasien. Sie sind dreimal so groß wie das Europäische Rußland, aber schwach
bevölkert (25 Mill. E.).
Abersichtstabelle.
-j-St. Petersburg 1470. ffRiga 285.
""Kronstadt 60.
fffWarschau 775. ffLodz 350.
fWilna 165.
ffOdessa 450. fKischinew 125.
fRostow 120. fAstrachan 120.
** Sewastopol 50.
**Jekaterinburg 55. *Penn 45.
ffKiew 320.
-s-Moskau 1200. fKasan145. fSsara-
tow 145. fTula 110. **Nishnij
Nowgorod 95. ** Ssamara 95.
Archangelsk 20.
1. Ostseegebiet......
2. Polen und Westrußland
3. Südrußland......
4. Uralgebiet
5. Kleinrußland
6. Großrußland
Finnland
fHelsingsors 110.
Rückblick auf Rußland.
§ 209. Rußland ist nach dem Britischen Reiche das größte Reich der Erde,
an Volkszahl das drittgrößte. Es ist ein einziges großes Flachland, das Land
der geographischen Einheitlichkeit nicht nur in der Bodengestalt, sondern
auch im Alima. )n ethnographischer Einsicht strebt es danach, alle slawischen
Völker unter seinem Zepter zu vereinigen, also der einheitliche Slawenstaat
zu werden, von den Ländern Europas hat es die ungünstigste Verkehrslage,
die auch durch die Länge der schiffbaren, aber lange Zeit zugefrorenen Wasser-
straßen nicht ausgeglichen wird. Daher ist feine Seemacht unbedeutend.
Als Landmacht ist es einflußreich. Aber bedenkliche Schwächen Rußlands
find die geringe Volksdichte, die niedrige Bildungsstufe der armen russischen
Volksmasse, die Willkür und gewinnsüchtige Selbstsucht der Beamten.
Rußland bildet die erste Kornkammer Europas. Seine Ausfuhr erreicht
einen weit höheren Wert als die Einfuhr. Der Unterschied des Wertes beider
gleicht sich dadurch aus, daß die Hauxtemxfänger des russischen Getreides
auch die Hauptbesitzer der russischen Staatsschuldverschreibungen und die
Hauptempfänger der vom Russischen Staate gezahlten Zinsen sind (Frankreich,
das Deutsche Reich).
246
Rückblick auf Europa.
8 210.
In Asien sucht Rußland, um seinen großen Besitz zu erschließen, Zutritt zu
den Ozeanen. Daher steht es am Indischen Ozean in natürlicher Gegner-
schaft zum Britischen Reich, am Stillen Ozean außer zu diesem auch zu
Japan.
Die russische Ausfuhr ins Deutsche Reich stand ^905 an erster Stelle,
hinter der der Union und Großbritanniens. An deutscher Linsuhr empfing
Rußland 1905 nur ein Drittel des wertes der Ausfuhr ins Deutsche Reich
und blieb als deutsches Einfuhrland weit hinter Großbritannien, Gster-
reich-Ungarn, der Union und den Niederlanden, sogar noch etwas hinter der
Schweiz zurück.
Rückblick auf Luropa.
§ 210. Europa ist vor allen anderen Erdteilen bevorzugt durch:
\. seine günstige Lage in der unmittelbaren Nachbarschaft zweier Erd-
teile und in der Mitte der Landhalbkugel und damit im Mittelpunkte des
Weltverkehrs.
2. die reichste Gliederung, die der Erschließung des Erdteils und dem
Verkehr außerordentlich günstig ist.
3. den mannigfachen Wechsel der Gberflächengestalt und das Uberwiegen
des Tief- und Flachlandes, der für die Kultur geeignetsten Bodenformen.
4. das gemäßigte Klima, das zur Arbeit anregt.
5. das günstige System und die große Zahl schiffbarer Flüsse.
6. die nicht übermäßige, jedoch genügende Fruchtbarkeit des Bodens
und die Mengen von Mineralschätzen, die zur Arbeit und dadurch zum Kultur-
fortschritt zwingen.
7. die Bewohner, die fast ausschließlich der entwickeltsten und befähigtsten
Menschenrasse, den Mittelländern, angehören, die seit zweiundeinhalb Jahr-
tausenden die erste Stelle unter der Bevölkerung der Erde eingenommen
haben.
Infolgedessen nimmt Europa auf allen Gebieten der Kultur, in Wissen-
schaften, Künsten, in Ackerbau, Industrie, Handel und Verkehr, im Heer-
und Flottenwesen, bei weitem die erste Stelle ein. Es ist Lehrmeister aller
anderen Erdteile geworden. Die Staaten Europas sind trotz Verhältnis-
mäßig geringen Umfanges Herren über mehr als die Hälfte alles Festlandes
der Erde, ihnen ist rund ein Drittel der Bewohner anderer Erdteile
Untertan.
§ 211.
VII. llbersichtstabellen. — a) Europa.
247
§ 211. VII. Übersichtstabellen.-
a) Europa. 1. Die Staaten Europas.
1000 qkm Einwohner Wert des Handels mit Tonnen der Handels- Eisenbahnen
auf 1 qkm dem D. R. flotte in km
in Mill. in Mill. JL in Tausenden
Belgien........ 29,5 7,2 243 650 100 7260
Bulgarien und Ostrumelien 96 4,03 42 30 — 1560
Dänemark (ohne Island). 39 2,89 66 325 485 3290
Deutsches Reich..... 540 60,6 112 — 2 470 57180
Frankreich....... 536 39,25 74 815 1390 46700
Griechenland...... 65 2,5 38 28 375 1240
Großbritannien und Irland 315 44,1 140 1890 12330 37125
Italien......... 287 33,7 118 470 1030 16285
Luxemburg....... 2,6 0,25 95 — — 525
Montenegro...... 9 0,23 25 — — _
Niederlande....... 33 5,5 169 685 410 3010
Norwegen....... 320 2,3 7 105 1485 2550
Österreich-Ungarn .... 675 49,4 73 1460 400 43700
Osterreich...... 300 27,5 91 — — 22880
Ungarn....... 325 20,25 62 — — 19740
Bosnien u. Herzegowina 50 1,7 34 — — 1100
Portugal........ 90 5 56 50 115 2 570
Rumänien....... 131 6,6 50 180 100 3200
Rußland........ 5400 120 22 1545 666 57150
Schweden....... 450 5,3 12 325 725 13000
Schweiz........ 41 3,5 80 590 — 4725
Serbien........ 48 2,7 56 25 — 615
Spanien........ 497 19 36 210 780 14800
Türkei, unmittelbarer Besitz 169 6,i 36 125 200 2000
2. Europäische Staaten am Deutschen Reiche gemessen (1905).
Des Deutschen Reiches. . Flächeninhalt 540 000 qkm Einwohnerzahl 60,« Mill. Volksdichte 112 auf 1 qkm
1. Rußland....... 10 mal 2 mal Vs mal
2. Österreich-Ungarn . . 6U „ 76 „ 73 „
3. Frankreich...... 1 „ 73 .. 2/z „
4. Spanien...... 12/i3 .. Vs „ Vs ,t
5. Schweden...... 11/l3 „ Vl2 „ Vio „
6. Großbritannien und
Irland....... Vi „ 74 „ 74 „
7. Italien....... Va „ 4/v „ 14/l3 „
1 Die Zahlenangaben im Texte sind stärker abgerundet.
248
VII. Übersichtstabellen. — b) Allgemeine Übersichten.
§ 211.
3. Die Großstädte Europas (1905).
Europäische Städte mit mehr als
1 Mill. Einwohnem
I % n n
XA „ „
100000
7
24
55
163
4. Verteilung der 163 Städte mit mehr als 100000 Einwohnern
auf die europäischen Staaten (1905).
Deutsches Reich . . 41
Großbritannien und
Irland......40
Rußland......17
Frankreich .....15
Italien.......12
Österreich-Ungarn ... 9
Spanien.......8
Belgien.......4
Niederlande.....4
Schweiz.......3
Türkei........2
Schweden . . . ... 2
Portugal . . . . ... 2
Dänemark . . . . . . 1
Norwegen . . . . . . 1
Rumänien . . . . . . 1
Griechenland . . . . . 1
b) Allgemeine Übersichten.
1. Flußlängen Stromgebiete
in 1000 qkm.
in km.
Mississippi-Missouri 6700
6000
5500
5300
5200
5100
4200
4000
3600
3600
3400
3200
2. Seen
in qkm.
Nil-Kagera . . .
Amazonas . . .
Ob-Jrtisch . . .
Jenissei-Sselenga.
Jäntsekiäng . . .
Kongo .....
Hoanghö ....
La Plata-Paranä
Wolga.....
St. Lorenzstrom
Indus .....
Donau..... 2900
Ganges .... 2500
Rhein.....1300
Elbe......1200
3000
3000
7000
3000
3000
1800
3000
1000
3000
1500
1250
950
800
1700
220
150
Kaspischer.
Oberer . .
Aräl . . .
Viktoria .
Huron . .
Michigan .
Tanqanjika.
Baikal . .
Tsäd . . .
Erie . . .
Lädoga . .
Ontärio . .
Eyre . . .
Titicaca .
Totes Meer
Bodensee .
440 000
80 000
68 000
68 000
60 000
58 000
35 000
35 000
30 000
26 000
18 000
17 900
10 000
8 000
900
540
3. Inseln
in qkm.
Grönland 2 200 000
Neuguinea 785 000
Bonteo . 735 000
Madagaskar 600 000
Sumatra . 420 000
Neuseeland 270 000
Hondö. . 225 000
Kuba . . 120 000
Neufundland! 10 000
Haiti . . 77 000
Tasmanien 68 000
Ceylon . 64 000
Jamaika . 11 000
Porto Rico 9 000
Sänsibar. 1 500
Rügen (970) 1 000
4. Die 6 größten Staaten
mit ihrem Kolonialbesitz in Mill. qkm.
Großbritannien........30
Rußland...........22,3
China ............11
Union ............9,7
Brasilien...........8,3
Frankreich.......... . 6,5
5. Die 6 volkreichsten Staaten
mit ihrem Kolonialbesitz in Mill. E.
Großbritannien ........400
China.............330
Rußland ...........145
Union.............92
Frankreich...........90
Deutsches Reich ....... 72
§ 211. VII. Übersichtstabellen. —
6. Die 12 größten Städte der Erde in Millionen Einwohnern.
London ......7 Chicago......2 Philadelphia .... 1,4
Groß-New Jork . . . 4,i Wien........2 Kalkutta......1,i
(Groß-Berlin .... 3) Tokio.......1,8 Moskau.......1,2
Paris.......2,8 St. Petersburg . . . 1,5 Konstantinopel . . . l,i
Berlin.......2
7. Gewinnung der wichtigsten Bergwerkserzeugnisse
in 1000 Tonnen abgerundet (1905).
Länder Kohle Eisen Kupfer Blei Zink Gold kg Silber kg
Deutsches Reich . 175000 11000 33,5 156 198 100 181000
Belgien...... 23000 1300 — 23 143 — —
Frankreich..... 36000 3000 7 19i 42i — 9000
Großbritannien und
Irland..... 240000 10000 501 27i 45i 170 5400
Österreich-Ungarn. . 40000 1600 1,5 16 9 3700 58000
Rußland..... 20000 2 700 9 0,2 Iii 34000 6400
Schweden..... 320 5002 0,8 0,6 1 — 55 750
Spanien..... 3000 400 33 186 9 101 125000
Kanada ...... 8000 475 20 25 22000 186000
Mexiko...... — — — 50 — 24000 2020000
Union...... 353000 23000 400 293 181 130000 1750000
Chile....... — — 30 — — 1400 12000
Asien....... 20000 ? ? ? — 33000 105000
Japan ..... 11000 35 36 1,81 — 5000 75000
Afrika...... 3500 — — — — 170000 —
Australien..... 9200 — 37 951 — 130000 390000
o) Maße zum Vergleiche. Abgerundete Merkzahlen.
1. Längen in Lnftlinien-Entfernung in km.
Dresden
Meißen .
Bautzen.
Zittau .
Leipzig .
Nürnberg
Helgoland
Memel .
Rom . .
Messina .
Porto. .
Astrachan
25
50
75
100
250
500
750
1000
1500
2000
2500
1 Knoten
1 Seemeile
1 geographische Meile ....
1 Breitengrad.......
1 Langengrad am Äquator . .
1 Längengrad unter 51° Breite
Mittlerer Erdradius.....
Erdachse.........
Äquator.........
1 Meridian (| Längenkreis). .
1 Erdquadrant {\ Längenkreis)
1,85
V
111
111
70
6370
12700
40000
20000
10000
1 cv
Im Jahre 1904. — 2 Nur das in Schweden ausgeschmolzene Eisenerz. Dieses
wird außerdem massenhaft zur Verhüttung in andere Länder ausgeführt.
250 VII. Übersichtstabellen.— e) Maße zum Vergleichen. Abgerundete Merkzahlen. §211.
2. Höhen in m.
Fichtelberg..........1 200
Schneekoppe.........1 600
Zugspitze........... 3 000
Montblanc = 3 mal Schneekoppe. 4 800
Kilimandscharo = 2 mal Zugspitze 6 000
Aconcägua.......... 7 000
Mt.Everest = 5,smal Schneekoppe 8 800
3. Senken und Tiefen in m.
Spiegel des Kaspischen Sees . —26
„ „ Toten Meeres. . — 400
Boden des Baikälsees . . . . — 1100
Mittlere Tiefe der Ozeane . . .3 500
Guamgraben, das „Nerotief" . . 9 600
4. Seen in qkm.
Bodensee....................................................540
Wenersee..........................................................6 000
Lädoga ..........................................................18 000
Kafpischer See....................................................440 000
5. Stromgebiete in qkm.
Themse....................14 000
Weser....................50 000
Elbe......................150 000
Rhein....................220 000
Donau....................800 000
Wolga....................1 500 000
Jenissei, Nil, Ob, Kongo, > qonnonn
Paranä, Mississippi | ' d UUU
Amazonas..................7 000 000
6. Flächen in qkm.
Rügen........... 1 000
Königreich Sachsen..... 15 000
Sizilien.......... 25 000
Schlesien,Brandenburg, Schweiz 40 000
Königreich Bayern...... 75 000
Königreich Prenßen..... 350 000
Deutsches Reich, Frankreich. . 540 000
Europa ^18mal Deutsches Reich.
Europa = 7,4 % d.bekannt. Landoberfläche.
7. Größe und Bevölkerung der Erdteile.
Deutsches Reich: 0,54 Mitt. qkm, 60,8 Mitl. Einw., 112 Einw, auf 1 qkm.
Erdteile. Millionen qkm Prozente der Landoberfläche der Erde Millionen Bewohner Prozente der Orb» bevölkerung Bewohner- zahl^für
Australien und Polynesien. . . . Europa.............. Afrika............... ( Südamerika..... Amerika < Nordamerika und ( Polargebiet...... Asien............... 9 10 30 18) 42 24) 44 6,6 7,4 22 13 18 32,4 7 400 140 40) 150 lioj 820 0,5 26,4 9,3 2,6 7,2 54 0,8 40 5 2,2 4,6 19
Landoberfläche der bekannten Erde 155 — 1517 rund 1520 — 11,5
§ 211. VII. Übersichtstabellen. — o) Maße zum Vergleichen. Abgerundete Merkzahlen. 251
8. Größe der Ozeane.
Indischer Ozean....................etwa 75 Mill. qkm
Atlantischer Ozean......................................„ 90 „ „
Großer Ozean..........................................„ 175 „
ASIEN" MMD1. qkm AMERIKA. 42MiH.qkm AFRIKA. 30MiH.qkm.
EUROPA 10MÜ1. qkm. AUSTRALIEN 9 Mill qtavL
45. Größe der Erdteile.
9. Verteilung von Land und Wasser auf der Erdoberfläche.
Landoberfläche einschließlich der abgeschätzten, unbekannten
Polargebiete rund................150 Mill. qkm = 30%
Wasseroberfläche einschließlich der Polargebiete rund . . 360 „ „ = 70%
Gesamte Oberfläche der Erde 500 Mill. + Europa = 510 „
Davon noch unbekannt etwa ......20 Mill. qkm = 2mal Europa = 4%
252
B. Verkehrsgeographie.
§ 212—213.
B. Verkehrsgeographie.
§212. Allgemeines. Die Verkehrskunde macht uns bekannt mit den Mitteln
und Wegen, dnrch die
1. die Menschen persönlich miteinander in Berühmng treten oder ihre Gedanken
durch Schrift und Druck austauschen,
2. die Handelswaren jeglicher Art von einem Ort an den anderen befördert
werden.
Die geographische Verkehrskunde oder die Verkehrsgeographie
beschäftigt sich nicht mit den technischen Mitteln des Verkehrs als solchen,
sondern sie lehrt uns die Wege kennen, die die verschiedenen Verkehrsmittel auf
der Erde benutzen. Danach gliedert sie sich in die Lehre vom Landverkehr,
vom Seeverkehr und vom Luftverkehr, der noch in der ersten Entwicklung
steht und mit Brieftaube und Luftballon bewirkt wird.
1. Landverkehr.
§ 213. Das wichtigste Mittel des Landverkehrs bilden in der Neuzeit die Eisen-
bahnen. Schon Ende 1900 betrug die Bahnlänge (nicht die der Gleise) mehr
als die doppelte Entfernung des Mondes von der Erde (Tabelle § 221,i).
Am dichtesten ist das Eisenbahnnetz an zwei Stellen der Erde: im mittleren
und westlichen Europa und in den südlichen zwei Dritteln von Nordamerika, also
in den hafenreichsten Randländern des verkehrsreichsten Ozeans.
a) In Europa haben die Hauptlinien großenteils die Richtung von
NW nach SO und von NO nach SW von einer Küste des Kontinents zur
anderen („Überlandbahnen"). Darum schneiden sich viele der wichtigsten
Linien im mittleren Europa, und so sind Berlin, Paris und Wien die
wichtigsten Bahnknotenpunkte des Erdteils geworden (Fig.46). Europa
besitzt in der Ofoten-Bahn die nördlichste Eisenbahn der Erde (über 68° N).
Die längste Überlandbahn Europas (4600 Km) befährt der Nord-Expreß-
zug St. Petersburg—Wilna—Königsberg—Elbing—Küstrin—Berlin (29 St.)—
Hannover—Köln—Aachen—Namur—Paris (von St. Petersburg 46 St., von Berlin
17 St.) und feine Fortsetzung über Paris—Bordeaux—Valladolid—Madrid und
Lissabon, der Süd-Expreß (26 St. Paris—Madrid, 36 St. Paris—Lissabon,
Berlin—Madrid 50 St., Berlin—Lissabon 59 St.).
Da zwischen dieser Überlandbahn und der Sibirischen Bahn eine unmittelbare
Gleisverbindung besteht, so hat Europa Anteil am längsten Schienenwege der
Erde, der Jnterkontinentalbahn Lissabon—Paris—Berlin—Moskau—Sfamara
—Ufa—Tscheljabinsk—Jrkütsk—Dalni, 13 500 km, die man zurzeit in etwa
18 Tagen durchfährt.
In Berlin münden wichtige Völkerverkehrsstraßen:
1. Nord-Expreßlinie. 2. Kristiania (29St.) oder Stockholm über Trelleborg—
Saßnitz (21 St.). 3. Kopenhagen—Gjedfer—Warnemünde (10 St.). 4. Ham-
bürg—Berlin (3,5 St.). 5. Von London (22 St.), Amsterdam (12 St.), Ant-
werpen (14 St.) und Paris (18 St.) über Hannover. 6. Genua—Zürich—Würz-
burg (oder Basel—Frankfurt)—Halle oder Genua—Verona—Brenner—München—
§ 213.
1. Landverkehr.
253
Halle (27 St.). 7. Neapel—Ro m—Bologna—Brenner—Leipzig (44 St., von Rom
36 St.). 8. Trieft—Wien—Dresden (26 St., 13 St. von Wien). 9. Konstanti-
nopel—Budapest—Breslau, Berlin—Orient-Expreß (51 St.). 10. (Konstanza
und) O d e s s a—Lemberg—Breslau (38 St.). 11. Moska u—Warf chau—Thorn (43 St.).
Der britische überlandverkehr bewegt sich vorzugsweise nach 80:
1. nach Brindisi über Paris—Mt. Cenis, über Calais—Lausanne—Simplon,
über Ostende—Basel—St. Gotthard, über Vlissingen—Rheintal—St. Gotthard.
2. nach Saloniki über Ostende—Frankfurt—Wien—Budapest. 3. nach Konstan-
tinopel auf der vorigen Strecke oder Calais—Paris—Straßburg—Wien—Budapest
(von Paris 63 St. mit dem Paris—Orient-Expreßzug). — Der britische Verkehr
nach der Pyrenäen - Halbinsel geht über Paris.
Wien vermittelt den russischen Verkehr nach der Riviera und Italien.
b) Nächst Europa hat Nordamerika die meisten Überlandbahnen, die dort
Pazifikbahnen heißen. Neun sind vollendet, einige im Bau.
Der wichtigste Bahnknotenpunkt in Nordamerika ist Chicago, wo 41 Bahn-
linien einmünden. In der Union ist das Bahnnetz trotz der riesigen Ausdehnung
des Landes mehr als ein Drittel so dicht wie im Deutschen Reiche.
254
B. Verkehrsgeographie.
§ 214—216.
c) Südamerika hat die höchsten Eisenbahnen der Erde (Tabelle § 221,3)
und eine Überlandbahn in der fast vollendeten „Transandinischen Bahn"
Buenos Aires—Valparaiso. Argentinien allein hat ein ziemlich enges Bahnnetz.
6) In Asien haben Vorderindien, Java und Japan ein weitverzweigtes
Bahnnetz.
In der Sibirischen Bahn Tscheljabinsk—Wladiwostok hat Asien den längsten
einheitlichen Schienenweg der Erde, 6550 km.
Die vorwiegend mit deutschem Gelde gebaute Bagdad-Bahn soll den Weg
London—Bombay [bombe] von 15 Tagen auf 9 Tage abkürzen.
e) Die Überlandbahn Afrikas ist die Kap—Käiro-Bahn (7500 km), die im S
bis über den Sambesi, im N bis ©Hartum fertig ist.
f) Australien besitzt Eisenbahnen zur Verbindung der Häsen und baut eine
Überlandbahn von 8 nach N.
§ 214. Für den Landverkehr spielt außerhalb des Bereiches der Eisenbahnen
noch eine Rolle der Verkehr mit Schlitten, besonders in Rußland, Skandinavien
und Sibirien, wo in höheren Breiten Renntiere und Hunde die Zugtiere stellen,
femer der mit Karawanenwagen, die in Südafrika und Südamerika, auch in
Vorderindien mit Ochsen bespannt sind, im nördlichen China dagegen, wie im süd-
lichen Sibirien, in Rußland und Nordamerika von Pferden gezogen werden.
Für Gebirgsländer ohne Kunststraßen ist der Verkehr durch „Saumtiere"
wichtig. Maultiere, Maulesel, Esel und Pferde tragen hier die Lasten.
Denselben Dienst leistet das mit etwa 200kg belastbare Kamel, das „Schiff
der Wüste", das in 1 Stunde 4—5 km zurücklegt. In Tibet wird es durch den
Vak ersetzt. In Indien ist der Elefant ein wichtiges Mittel für den Verkehr.
In den Tropen Afrikas werden zwar Ochs und Rind als Reittiere benutzt,
die Lasten aber befördert da, wo Bahnen und Flußwege fehlen, der Mensch aus
seinem Kopfe.
§ 215. Von außerordentlicher Bedeutung ist für Europa, Amerika und Asien
der Binnenschiffahrtsverkehr. Er bewältigt riesige Mengen Massengüter. Darum
siud in diesen Ländern, wo die Verhältnisse es ratsam erscheinen ließen, viele Kanäle
zur Verbindung der verschiedenen Flußstraßen hergestellt. Am dichtesten sind die
Kanalnetze Englands, Belgiens und der Niederlande. Für die beiden letzten Länder
ersetzen sie größtenteils die fehlenden Landstraßen. Am ausgedehntesten ist das
Wasserstraßennetz Rußlands (§ 208), Amazoniens und der Union.
Der verkehrsreichste Fluß ist der Rhein, ihm folgen Hudson [hädß'n],
Sikiang, Wolga. Die Wasserstraßen des Deutschen Reiches erreichen mit 14 000 km
gerade ein Drittel der Länge der russischen Wasserstraßen. Die großartigsten Fluß-
becken für Binnenverkehr hat Südamerika (§ 23,3 und 24). In Nordamerika ist
das Mississippi-Missonribecken, in Afrika das Kongobecken oberhalb der Hauptfälle
ein hervorragendes Binnenschiffahrtsgebiet.
2) Seeverkehr.
§ 216. Erst lange Zeit nach dem Karawanenhandel, der zuerst in Vorderasien
nachweisbar ist, entwickelten die Phöniker den Seeverkehr. Sie tauschten die
babylonischen und ägyptischen Erzeugnisse an den Küsten der Mittelmeerländer
aus und begründeten so die Küstenschiffahrt. Im Mittelalter fuhren die Nor-
mannen über das offene Meer bis nach Nordostamenka und die Araber bis nach
§ 216.
2. Seeverkehr. — a) Der Atlantische Ozean.
255
Indien. Mit Hilfe des Kompasses wurde dann 1492 der Atlantische Ozean durch-
quert und 1498 der Seeweg nach Ostindien gefunden. Im 19. Jahrhundert trat
der Dampfer an die Stelle des Segelschiffes, und der Atlantische Ozean wurde
das Mittelmeer der Neuzeit.
a) Der Atlantische Ozean bildet das erste Verkehrsgebiet der
Erde. Sein Becken, das etwa ein Viertel der Meeresfläche der Erde aus-
macht, streckt sich im Zickzack von N nach S. Der Ozean ist in seinem nörd-
lichen Teile durchschnittlich 4000 km breit und wird von Schnelldampfern in
5—6 Tagen durchfahren. Besonders in der Südhälfte zeigt er sich arm an
Inseln. Die kleinen Inseln sind vulkanischen Ursprungs und erheben sich aus
beträchtlichen Meerestiefen. Darum ist das gleichmäßige Becken für
die Schnellfahrt ebenso geeignet wie für die Kabellegnng.
Infolge reicher Küstengliederung in der Nordhälfte können die
Seeschiffe tief in die umrandenden Kontinente eindringen. In
Südamerika dagegen setzen die Riesenströme das Meer gewissermaßen tief ins
Land hinein fort.
Günstig sind auch die Windverhältnisse und die Strömungen.
Die einmündenden Polarströme bringen einen riesigen Fischsegen, der bei
Neufundland, bei Grönland, an der norwegischen Küste n. a. von großen
Fischerflotten eingeerntet wird.
Da auch die Flutverhältnisse sehr günstig sind, so werden viele
Flußhäfen und solche Binnenstädte, die einen Stich- oder Seekanal1 ans
offene Meer gebaut haben, zu ozeanischen Häfen.
So ist der Atlantische Ozean („Atlantik") ein Verkehrsgebiet zwischen den
Randländern geworden, wie es zum zweitenmal auf der Erde nicht wieder vor-
kommt: dem Umfang und Werte nach bewegt er mehr als dreimal so viel
Handelswaren wie der Stille und der Indische Ozean zusammen. Für
die Personenbeförderung ist das Verhältnis noch viel günstiger. Von
den zwölf Riesenverkehrshäfen der Erde entfallen neun auf den Atlan-
tischen Ozean: London, New Aork, Liverpool, Hamburg, Antwerpen,
Cardiff (Kohlen), Rotterdam, Marseille, Konstantinopel. Die Zahl der mittleren
und kleineren Häfen am Atlantischen Ozean erreicht eine beträchtliche Höhe.
Das Deutsche Reich befördert jährlich etwa 65% seines Handels
zur See. Ähnlich ist das Verhältnis bei Frankreich und Rußland, während
Großbritannien, die Union und Japan über 90% Seehandel haben.
Die Deutschen unterscheiden zurzeit zwei Arten großer Segel-
fahrten: um das Kap Hoorn und um das Kap derGntenHoffnung.
Auf dem ersten Wege holen die (Hamburger) „Salpeterfahrer" ihre
Fracht von der Westküste Südamerikas. Etwa 100 Tage dauert die Hinfahrt,
mehr als 100 Tage die Rückfahrt. Auf dem zweiten Wege verkehren die
(Bremer) „Reisfahrer" mit den hinterindischen Reishäfen.
Auch Kohlen, Petroleum, Getreide, Holz, Zucker, Baumwolle werden
vielfach auf Segelschiffen befördert.
1 Der berühmteste dieser Seekanäle ist der Manchester-Seekanal.
256
B. Verkehrsgeographie.
§ 216.
Für die Dampferfahrten verteilt sich der atlantische Westverkehr
Europas auf drei Wege: den Nordatlantischen, den Mittelatlantischen
und den Südatlantischen Weg.
1. Der Nordatlantische Weg führt von Europa in erster Linie
nach New Vork, daneben nach Baltimore, Philadelphia, Boston, Montreal,
bzw. im Winter nach Halifax. Die Hauptausgangspunkte im Deutschen
Reiche sind Hamburg und Bremerhaven.
In Hamburg und Bremen haben die beiden größten ^ Schiffahrtsgesellschaften
der Erde ihren Sitz, die „Hamburg-Amerikanische Paketfahrt - Aktien-
Gesellschaft" („Hapag"), gewöhnlich „Hamburg-Amerika - Linie" genannt,
und der „Norddeutsche Lloyd" (N. L.) in Bremen. Beider Schiffe laufen all-
wöchentlich einmal mindestens Sonthampton oder Plymouth in England, Eherbonrg
in Frankreich an auf dem Wege nach New Aork, bzw. umgekehrt. Die Fahrzeit
ihrer Schnelldampfer bis New Jork beträgt zurzeit 6—7 Tage. Die Hamburger
Schiffe vermitteln auch den Verkehr von St. Petersburg, Kopenhagen und
Kristiania nach New Dork. Die Hamburger und die Bremer Gesellschaft treten
in Wettbewerb mit italienischen Reedereien auf der Linie Genna—New Dork.
Den Nordatlantischen Weg befahren noch von der europäischen Seite her
mit weit zahlreicheren Schiffen die Briten von Liverpool und Qneenstown
[kwrnstann] (Cork) aus. Bedeutend geringer dagegen ist die Zahl der Schiffe, die
die Franzosen von Le Havre, die Niederländer von Rotterdam, die Amerikaner
von Antwerpen aus aus diesem Wege verkehren lassen.
2. Der Mittelatlantische Weg führt nach dem Amerikanischen
Mittelmeere. Bremen unterhält eine Linie nach Galveston (Baum-
wolle, 20 Tage), Hamburg nach New Orleans (20 T.), nach Vera Cruz
und Tampico über St. Thomas (30 T.). Von England aus vermitteln
Liverpool und Sonthampton den Verkehr nach Colon.
3. Der Südatlantische Weg verbindet Hamburg mit Parä,
Pernambüco, Bahia, Rio de Janeiro, Montevideo und
Buenos Aires (29 T.), ferner direkt mit Guayaquil (56 T.), mit Callao
(65 T.) und durch Küstenfahrt mit sämtlichen Häfen der Ostküste Süd-
amerikas und der Westküste Amerikas bis nach San Francisco nordwärts.
Auch Bremen sendet alle 14 Tage einen Postdampfer nach brasilischen
Häfen (Pernambüco, Bahia, Rio de Janeiro, Santos) und nach den La
Plata-Häfen (Montevideo und Buenos Aires).
Der britische Berkehr auf diesem Wege übertrifft ebenso wie aus dem
Nordatlantischen den deutschen an Zahl und zum Teil auch an Größe
der Schiffe. Er geht hauptsächlich von Liverpool aus. Den französischen
Verkehr vermitteln Le Havre und Bordeaux, den italienischen G^nua.
4. Der vierte atlantische Dampferweg führt in den Sueskanal.
1 Abgesehen von dem 1901 durch den Amerikaner Morgan [morgen] gegründeten
Schiffahrtstrust", der drei amerikanische und vier englische Reedereien zur transatlantischen
Betriebsgemeinschaft (Gehalt an Registertonnen = IV* „Hapag") vereinigte. Hapag
363 Schiffe, 560 000 Netto-Registertonnen, N. L. 381 Schiffe, 483 000 Netto-Registertonnen
(Ende 1907).
§ 217—218. 2. Seeverkehr. —
b) Der Indische Ozean. —
c) Der Stille Ozean. 257
§ 217. b) Der Indische Ozean bildet das Verbindungsmeer zwischen Ost-
asrika, Südasien und Australien. Seit dem Bau des Sueskauals^ (1869
eröffnet) wächst seine Bedeutung. Er ist im Durchschnitt doppelt so breit
wie der Atlantische Ozean und sehr reich an Klippen und Riffen. Das macht
eine Schnellfahrt wie im Atlantischen Ozean auf ihm unmöglich.
Die Fahrt Sues—Batavia dauert 25 Tage, Bremerhaven—Colömbo 31 Tage.
Die Segelfchiffahrt wird durch die jahreszeitlichen Winde stark beeinflußt.
Die größte Schiffahrtsstation in diesem Ozean ist Colömbo auf Ceylon. Andere
wichtige Häfen und Wegverzweigungen sind: Aden, Bombay, Kalkutta, Rangoon
[rängutr] in Asien, Sansibar und Durban [bör&'rt] in Afrika, Freemantle [frimerctl]
bei Perth [pörß], Adelaide [abeleb] und Melbourne [melbern] in Australien.
Auf der Suesliuie herrscht die britische Flagge vor, in weitem Abstände folgen
die deutsche, die niederländische, die französische, die österreichische, die italienische
und die japanische.
Das Deutsche Reich subventioniert (d. h. gibt einen staatlichen Jahres-
Zuschuß) Postdampferlinien, und zwar:
1. Die Deutsche Ostasrika-Linie, die von Hamburg aus 1. über Genua
oder Neapel durch den Sneskanal in schnellen Fahrten nach Daressaläm,
Sansibar und südwärts bis Durban (46 T.) führt, 2. von Bombay aus über
Sansibar—Daressaläm—Delagöa-Bai nach Durban (30T.) Verkehr unterhält.
2. Die Deutsche Australische Linie, die mit britischen und französischen
Linien in Wettbewerb steht. Von Bremerhaven fährt jeden Monat einDampfer
des N.L. über Genua—Neapel—Sues—Colömbo nach Sydney (48 T.).
3. DieDeutfcheOstasiatischeLinie,diederN.L.betreibt,bisJokohama.
Sie führt über Genua—Neapel—Sues—Colömbo in den Stillen Ozean (50T.).
§ 218. c) Der Stille Ozean. Sein Gebiet ist größer als das des
Atlantischen uud Indischen Ozeans zusammen, 175 Mill. qkm.
Er verbreitert sich von der Bering-Straße nach 8 und ist zwischen Kali-
formen und Japan rund dreimal so breit wie der Atlantische
Ozean. Darum dauert die Überfahrt von Vancouver [wäuküw'rj nach
Jokohäma 14 Tage, die von San Francisco 19 Tage. Der nördliche Teil
des Stillen Ozeans eignet sich ebensogut für die Schnellfahrt wie der
Atlantische Ozean.
Der „Pazifik" ist das inselreichste Meer. An Gliederung steht
er dem Atlantischen Ozean weit nach, besonders seine Ostküste ist
geradezu arm an Buchten. Auch gibt es an der Westseite Amerikas keine
ausgedehnten Tiesläuder oder Ströme, die die Erschließung des Hinterlandes
erleichterten. Dagegen hat der Stille Ozean sechs große Randmeere an
seiner Westküste und eine zahlreiche, mit trefflichen Häfen ausgestattete
1 1905 wurden durch ihn doppelt so viel Registertonnen befördert wie durch den
Kaiser Wilhelm-Kanal. _ Die Zahl der passierenden (großen) Handelsschiffe betrug jedoch
nur etwa den achten Teil der (kleinen), die den Kaiser Wilhelm-Kanal durchfuhren. In den
letzten Jahren nahmen durchschnittlich etwa 4500 Schiffe ihren Weg durch den Sueskanal.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 17
258
B. Verkehrsgeographie. — Anhang.
§ 219.
Inselwelt im Austral-Asiatischen Mittelmeer. Die Südostküste
Asiens und die Anstral-Asiatische Inselwelt haben zugleich die be-
deutendsten Wirtschaftsgebiete (s. die Karte!) mit dichter Bevöl-
kerung, und hier liegt die Zukunft des pazifischen Weltverkehrs.
Zur Abkürzung des Weges vom Atlantischen Ozean dahin ist die Vollendung
des Panama-Kanals von größter Wichtigkeit. Die reichen und dicht
bevölkerten Kulturländer an beiden Rändern, die den Riesenverkehr
über den Atlantischen Ozean erzeugen, fehlen jedoch dem Pazifik, und
so fiud die Durchquerungen des Stillen Ozeans viel seltener als die des
Atlantischen Ozeans, obwohl die Wind-, Strömnngs- und Flutverhältnisse
der Schiffahrt gleich günstig sind. Er ist das zweite Weltverkehrsmeer.
Im Stillen Ozean herrschen bisher die britische (Union Jack) und die ameri-
konische Flagge (Sternenbanner) vor, aber die japanische und die deutsche (Hapag)
treten kräftig in Mitbewerb. Die Küstenfahrt in Südostasien und im W Amerikas
versehen besonders zahlreich deutsche Dampfer. Die wichtigstenHäsen inAmerika
sind San Francisco, Valparaiso, Jquiqne, Vancouver [wänfiiw'r] und Seattle [ßiettl].
Die wichtigste Kohlen- und Wasserstation im Stillen Ozean bildet Honolulu.
Die bedeutendsten Häfen an der Westseite des Stillen Ozeans sind:
Sydney, Batavia, Manila, Singapore, Hongkong und Kanton, Schanghai, Nagasaki,
Jokohäma. Von ihnen zählen Singapore, Schanghai und Hongkong zu den
Riesenverkehrshäfen der Erde.
Die deutschen Kolonien in der Südsee haben Dampferanschluß an die Sunda-
Inseln und an Sydney.
Anhang.
§ 219. a) Telegraphischer Berkehr.
Auf dem Gebiete des Telephonwesens, das sich aus der Erfindung des deutschen
Lehrers Philipp Reis entwickelt hat, steht zurzeit unser Deutsches Reich in Europa
an erster Stelle mit rund 550000 Sprechstellen. Das sind freilich nur 10% der
Sprechstellen in der Union, die auch die längste Telephonverbindung (3000 km)
hat. New Jork, dann Berlin besitzen unter den Städten das größte Telephonnetz.
Die Telegraphie, die 1833 von den Göttinger Professoren Ganß und Weber
erfunden ist, hat durch die große Verbilligung der Telegramme im Weltverkehr eine
ungeahnte Wichtigkeit erlangt. Rußland, Frankreich, Großbritannien und Irland, das
Deutsche Reich verfügten 1905 schon über mehr als je 0,5 Mill. km Telegraphenleitung.
Die Union hatte 1905 reichlich viermal so viel Drahtlänge wie jeder der vier Staaten.
Von hervorragender Bedeutung ist die überseeische Kabelverbinduug.
Den Atlantischen Ozean kreuzen fünfzehn gebrauchsfähige Kabel zwischen
Europa und Amerika. Mehr als die Hälfte von ihnen ist in britischem Besitz.
Das Deutsche Reich hat 2 Kabel von Emden über die Azoren nachNewL) ork gelegt.
Seit 1903 verfügt Großbritannien über ein Kabel um die Erde, das nur
britisches Gebiet berührt. Eine Depesche rund um die Erde beansprucht auf dieser
Linie 40 Minuten, auf dem ueuesten Kabel der Union (San Francisco—Manila—
Sues) noch weniger. Das Eröffnungstelegramm gebrauchte sogar nur 10 Minuten.
1903 erreichte die Länge der Seekabel rund 450 000 km, also 11 Äquator-
längen, beträchtlich mehr als die Entfernung des Mondes von der Erde. Davon
waren 51% in britischem Besitz, 5% in deutschem. Die Drahtlänge aller
§ 220—221. Anhang: a) Telegraphischer Verkehr.— b) Postverkehr.—Übersichtstabellen. 259
Telegraphennetze der Erde betrug an 200 Äquatorlängen oder etwa 21 mal die
Entfernung des Mondes.
In kurzer Frist hat sich die drahtlose Telegraphie, der „Funkenspruch", zu
hoher Bedeutung entwickelt, besonders für Schiffe auf der Fahrt untereinander und
mit den Stationen am Lande.
§ 220. b) Postverkehr.
Der Postverkehr benutzt heutzutage nur noch an wenigen Stellen den von
Pferden bewegten Postwagen, vorzugsweise dagegen die Eisenbahnen und die
Dampfer. Dadurch ist der Austausch des geschriebenen Wortes wie der Paket-
sendungen ungemein beschleunigt, und der Postverkehr wächst außerordentlich schnell.
Ganz besonderen Aufschwung nahm er, nachdem 1874 der deutsche „General-
Postmeister" Stephan in Bent den Weltpostverein ins Leben rief, der 1905 etwa
III Mill. qkm der Erde mit rund 1100 Mill. Bewohnem umfaßte. Die in diesem
Verein eingeführte Ermäßigung aller Gebühren (ein Brief kostet 20 Pf., eine Welt-
Postkarte 10 Pf.) für Postsendungen brachte eine solche Anschwellung des Postverkehrs,
daß 1900 auf der Erde 25,5 Milliarden Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Druck-
fachen) befördert wurden, das sind täglich an 70 Millionen, 1905 27,5 Milliarden,
das sind täglich über 75 Millionen. 1905 wurde der Postverkehr des Deutschen Reiches
nur von dem der Union, aber noch fast um das Doppelte, übertroffen. Auf den Kopf
der Bevölkerung kamen 1905 in der Schweiz 96 Briefsendungen, in Großbritannien 100
und in der Union 118, im Deutschen Reiche 82.
§ 221.
Übersichtstabellen zur Verkehrsgeographie.
1. Länge der Eisenbahnen.
Länge der Eisenbahnnetze^ in km in Äquator-
am Ende des Jahres 1836 1886 1900 1905 längen 1905
Europa.........675 196000 284000 310000 = 7,5
Amerika.........1760 250000 402000 460000 - 11
Asien.......... 22000 60000 81000 = 2
Afrika.......... 7000 20000 27000 - 0,7
Australien........ 13000 24000 28000 - 0,7
Zusammen 2435 488000 790000 906000 = 22,5
2. Eisenbahnkilometer (1905) auf je 100 qkm in:
Belgien.....
Dänemark....
Deutsches Reich
Preußen . . .
Sachsen . . .
Frankreich....
Griechenland. . .
24,6 Großbrit. u. Irland . 11,6 Europäisches Rußlaud o,9
8,5 Italien...... 5,7 Schweden..... 2,8
10,4 Niederlande. . . . 9 Schweiz..... 10,4
9,8 Norwegen . . . . 0,8 Serbien..... 1,3
20 Österreich-Ungarn. . 5,9 Spanien..... 2,9
8,7 Portugal..... 2,8 Vereinigte Staaten
1,9 Rumänien . . . . 2,4 von Amerika . . 3,8
1 Hlenn ist btc Bahnlänge, nicht die Länge der Gleise berechnet, die eine weit größere
Zahl ergeben würden. Die Länge sämtlicher Eisenbahnen der Erde ist größer als die
doppelte Entfernung des Mondes von der Erde (2x384 400 768 800 km). — Die Ge-
samtkosten dieser Eisenbahnen betrugen Ende 1900 rund 156 Milliarden Mark.
17*
260
B. Verkehrsgeographie. — Übersichtstabellen.
§ 221.
3. Von Eisenbahnen erreichte Höhen in m.
a) In Europa.
St. Gotthard (Tunnel).....1150
Mt. Cenis (Tunnel)......1300
Arlberg (Tunnel).......1310
Brenner..........1370
Jungfraubahn-Tunnel (im Bau) 4075
b) In Asien.
Dardschiling-Bahn (Himalaja) .
c) In Amerika.
Zentral-Pazifikbahn (Tunnel).
Transandinifche Bahn (Tunnel). 3140
Peruanische Zentralbahn
(Callao—Oroya, Tunnel) . . 4770
2100
2520
4. Die größten Handelsflotten Ende 1905 in abgerundeten Zahlen.
Insgesamt Netto-Register- Netto-Register-
Staaten Netto-Register- tonnen der tonnen der
tonnen Dampfer Segelschiffe
Britisches Reich........ 12300000 9750000 2 600 000
Großbritannien und Irland . . . 10700000 9060000 1650000
Union1........... 6500000 3700000 2700000
Deutsches Reich........ 2500000 1900000 550000
Norwegen.......... 1500000 680000 800000
Japan............ 1125000 800000 325000
Italien ........... 1030000 460000 570000
5. Die bedeutendsten Reedereien Ende 19052.
Schiffahrtgesellschaften
Hamburg—Amerika-Linie..........
Norddeutscher Lloyd............
British Judia Steamship Navigation Co. ...
Peninsular aud Oriental Navigation Co. (P. & O.)
Cunard-Linie...............
Messageries Maritimes (Marseille)......
Compagnie Generale Transatlantique.....
Navigazione Generale Jtaliana (Genua) ....
Österreichischer Lloyd (Trieft)........
International Mercantile Marine Eo.^ ....
Nippon Msen Kaifha...........
1 Die Angaben der Union sind in Brutto-Registertonnen gemacht Die Registertonne
ist ein englisches Raummaß von 2,83 cbm Inhalt. Der Brutto-Registertonnengehalt gibt
den gesamten gedeckten Laderaum an. Die Netto-Registertonnenangabe bezeichnet, wie-
viel gedeckter Laderaum nach Abzug des für Kohlen, Trinkwasser und Nahrungsmittel nötigen
Raumes für den Transport von Handelswaren oder Menschen übrigbleibt.
2 Nach dem Generalregister des Hamburger Bureau Veritas 1906/07 in starker Ab-
rundung. Die Hafen- und Küstendampfer sind nicht mitgerechnet.
2 Name des amerikanisch-englischen Morgantrust ^mörgentrast^, bei dem auch d:e
beiden größten deutschen Reedereien mit Kapital beteiligt sind.
Schiffe Registertonnen brutto rund
169 800000
142 600000
119 455000
61 355000
23 180000
70 315000
63 208000
103 240000
69 200 000
116 900000
85 250000
§ 222. C. Elementare mathematische Erdkunde. —
Bewegung des Sternhimmels. 261
C. Elementare mathematische Erdkunde.
§ 222. Bewegung des Sternhimmels. Die ganze Himmelskugel scheint
sich in 24 Stunden von 0 nach W einmal um eine Achse zu drehen, deren Lage
für uns einerseits ungefähr durch den Polarstern, anderseits durch den Mittelpunkt
der Erde bestimmt ist. Die beiden ruhenden Punkte der Himmelskugel nennt man
die Himmelspole. Ein von beiden Polen gleichweit abstehender Stern beschreibt
den Himmelsäquator, die übrigen bewegen sich auf Parallelkreisen des
Himmels. Sämtliche Gestime legen scheinbar innerhalb 24 Stunden Kreise ver-
schiedener Größe um den Pol zurück. Dem Nordpol steht der Polarstern sehr nahe*.
47. Die scheinbaren Kreisbahnen der Sonne an den Scheiden der vier Jahreszeiten,
a. Vom Nordpol aus gesehen, b. Vom Äquator aus gesehen, c. Vom Wendekreis des
Krebses aus gesehen. 6. Vom Nördlichen Polarkreis aus gesehen.
1 Der Polarstern befindet sich jetzt li/4° vom Pol, d. h. etwa 2i/2 scheinbare Vollmond-
bmten, da der schembare Monddurchmesser etwa 1/2° beträgt.
262
C. Elementare mathematische Erdkunde.
8 222.
Die Sonne. An der täglichen scheinbaren Bewegung des Sternhimmels
nehmen auch Sonne und Mond teil. Auch sie scheinen täglich einen Kreislauf auf
einem Parallelkreise des Himmels zurückzulegen. Durch diese scheinbare Bewegung
der Sonne wird der Wechsel von Tag und Nacht hervorgemfen. Wenn die Sonne
kulminiert, d. h. ihren höchsten Stand am Tage erreicht, ist es Mittag.
Beobachtungen zeigen, daß die Kulminationshöhe der Sonne sich von Tag zu
Tag langsam ändert. Am 22. Juni erreicht die Sonne ihre größte Höhe, am
22. Dezember ihre geringste. Ihre mittlere Höhe, die um je 23^2° vom höchsten
und vom niedrigsten Stand abweicht, hat die Sonne am 21. März uud am
23. September (Fig. 47). An diesen beiden Tagen geht die Sonne im Ost-
Punkt auf uud im Westpunkt unter, sie bewegt sich also auf dem Himmelsäquator.
Tag und Nacht sind dann gleich lang. Vom 21. März bis 23. September sind die Tage
für uns länger als die Nächte. Der 22. Juni ist der längste Tag der Nördlichen Halb-
kugel. Er ist bei uns um 8 Stunden länger als die Nacht. Vom 23. September
ab, wo die Sonne ihren Tageslauf wieder auf dem Himmelsäquator zurückzulegen
scheint, verlaufen ihre Tagesbahnen auf Parallelkreisen des südlichen Himmels, und
die Tage sind kürzer als die Nächte. Der 22. Dezember ist der kürzeste Tag für uns,
um 8 Stunden kürzer als die Nacht. Im Laufe eines Jahres bewegt sich also die
Sonne zwischen den Parallelkreisen 231/2° nördlich und südlich vom Äquator in
auf- und absteigender, flacher Schraubenlinie hin und heN. Jene beiden Parallel-
kreise am Himmelsgewölbe und ihre konzentrischen Kreise an der Erdoberfläche heißen
Wendekreise, der nördliche der des Krebses, der südliche der des Steinbocks.
Die scheinbare Bahn der Sonne während eines Jahres heißt Ekliptik.
Tie Ekliptik schneidet den Himmelsäquator unter einem Winkel von
231/2° in den Nachtgleichen- oder Äquinoktialpunkten. Die Punkte der
1 Auf ihrer täglichen Kreisbahn beschreibt die Sonne einen Bogengrad in 24/3eo Stunden
— 4 Minuten. Für zwei um einen Längengrad voneinander entfernte Orte besteht also
ein Zeitunterschied von 4 Minuten.
__L
48. Wirkliche Erdbahn.
Die Zeichen bedeuten die zwölf Bilder des Tierkreises.
§ 223.
Die Sonne. —
Bewegung der Erde.
263
größten Abweichung der Ekliptik vom Äquator heißen Sounwend- oder
Solstitialpnnkte, weil die Sonne hier bei ihrem Vorrücken nach N oder S
scheinbar einhält und wendet.
§223. Tägliche und jährliche Bewegung der Erde. Nikolaus Koppernik
(Coppernicus) aus Thörn (1473—1543) lehrte, daß der Fixsternhimmel
ruhe, und erklärte dessen scheinbare tägliche Drehung durch die Rotation
der Erde um eine durch ihre Pole gehende Achse.
Ferner lehrte Koppernik schon, daß auch die Bewegung der Sonne auf
der Ekliptik nur scheinbar ist, daß in Wirklichkeit die Erde in einem Jahre
einen Umlauf oder eine Revolution um die ruhende Sonne vollführt.
Denken wir uns in Fig. 48 die Erde in 8 und die Sonne in C, dann scheint diese
sich in der Richtung CD von W nach O aus dem Zeichen des Widders nach dem des
Stieres zu bewegen. Denselben Eindruck erhalten wir aber, wenn wir die Sonne
in 8 ruhend und die Erde von A aus in der Richtung AB die Sonne umkreisend
denken.
49. Beleuchtung der Erde: a. 22. Dezember, b. 22. Juni. c. 21. März und 23. September.
Die Erdachse ist gegen die Ebene der Erdbahn oder der Ekliptik
um 66^/2° geneigt. Sie bleibt sich bei der Bewegung der Erde um die Sonne
immer parallel, und nur die der Sonne zugekehrte Erdhälfte wird beleuchtet.
Die Neigung der Erdachse bestimmt den Wechsel der Jahreszeiten, wie
Fig. 49 zeigt.
Die Erdbahn ist eine kreisähnliche Ellipse, in deren einem Brenn-
punkte die Sonne steht. Den der Sonne nächsten Punkt der Erdbahn nennt
man die Sonnennähe, den fernsten die Sonnenferne. Die Stellungen
der Erde zur Zeit der Nachtgleichen zerlegen ihre Bahn in zwei Teile, von
denen der die Sonnennähe enthaltende kürzer ist.
264
C. Elementare mathematische Erdkunde.
§ 224—225.
§ 224. Größe der Erde. Um die Erde zu messen, bedarf es nur der
Kenntnis der Länge eines Meridiangrades. Nimmt man die Größe 360mal,
so erhält man den Erdumfang.
Die neueren Gradmessungen haben gezeigt, daß ein Meridiangrad in der
Nähe des Äquators etwas kürzer ist als an Orten höherer geographischer Breite,
und daß die Erde eine an den Polen abgeplattete Kugel ist.
Auf Grund von Gradmessungen französischer Gelehrten wurde Ende des 18. Jahr-
Hunderts das Meter als der 10 WO 000. Teil eines Meridianquadranten bestimmt
und als Längeneinheit 1799 zuerst in Frankreich eingeführt.
Meridiangrad im Mittel = 111,i km.1
Mittlerer Erdradius = 6370 km.
Erdachse = 12 700 km.
Abplattung = Vsoo-
Äquatorialumfang der Erde -2 40070 km.
Geographische Meile = Vis Äquatorgrad = 7,42 km.
Seemeile = 1 Minute des Meridiangrades = 1,852 km.
Weg der Erde auf der Erdbahn in einer Sekunde = 29,6 km.
Erdoberfläche = 510 Mill. qkm.
Körperinhalt der Erde 1083 Milliarden cl>km = Vi 300 000 der Sonne.
Mittlere Entfernung der Erde von der Sonne = 150 000 000 km.
Mittlere Entfernung des Mondes von der Erde = 384 000 km2.
§ 225. Der Mond. Wie die Sonne, jedoch rascher als diese, ändert der
Mond seine Stelle unter den Gestirnen in der Richtung von W nach 0. Seine
Bahn weicht nur wenig von der Ekliptik ab. Er vollendet einen Umlauf
am Himmelsgewölbe in 27,3 Tagen. Da er aber täglich sich gegen die Sonne
um 50 Minuten verspätet, so vergehen 29,s Tage, bis er die inzwischen vor-
gerückte Sonne wieder eingeholt, d. h. dieselbe Stellung zu Sonne und Erde
wieder eingenommen hat, z. B. von Vollmond zu Vollmond. Jene Zeit-
dauer nennt man einen siderischen, diese einen synodischen^ Monat.
Der Mond ist der Erde näher als die Sonne (§ 224) und wird stets
zur Hälfte von der Sonne beleuchtet. Wir sehen immer dieselbe Hälfte
des Mondes von der Erde aus, und zwar ist diese ganz beleuchtet, wenn sich
der Mond der Sonne am Himmelsgewölbe gegenüber befindet (Vollmond).
Dagegen ist die von der Erde sichtbare Hälfte unbeleuchtet, wenn der Mond
zwischen Erde und Sonne tritt, also in der Nähe der Sonne steht (Neumond).
Die uns sichtbare Mondhalbkugel ist halb beleuchtet, halb unbeleuchtet, wenn
die Verbindungslinie Sonne—Erde—Mond einen rechten Winkel bildet (erstes
und letztes Viertel).
1 Abgerundete Merkzahlen s. S. 249.
2 = V390 der Entfernung von der Sonne oder 30mal die Erdachse.
3 „Siderisch" vom lateinischen sidus, das Gestirn, „synödisch" vom griechischen
sMväos, die Zusammenkunft, nämlich die scheinbare des Mondes mit der Sonne oder
anderen Sternen.
§ 226. Größe der Erde. — Der Mond. — Finsternisse. — Die Sterne. 265
Der Mond umkreist die Erde in einer Art Ellipse, in deren einem Brenn-
punkte die Erde steht. Eine zweite Bewegung vollführt der Mond dadurch,
daß er an der Bewegung der Erde um die Sonne teilnimmt. Dadurch wird
seine Bahn eine Wellenlinie. Nach einem Umlauf um die Erde hat er
auch eine Umdrehung um seine Achse vollführt.
Finsternisse. Die Moudbahu schneidet die Ekliptik unter einem
Winkel von 5°. Fiele sie mit ihr zusammen, so würde bei jedem Neumond
eiue Verfinsterung der Sonne und bei jedem Bollmond eine Mondfinsternis
eintreten. Tritt der Mond ganz oder teilweise in den Erdschatten (s. die
Karte des Sonnensystems im Atlas!), so entsteht eine totale oder eine
partielle Mondfinsternis. Die Verfinsterung des Mondes ist an allen
Orten der Erde sichtbar, über deren Horizont der Mond zur Zeit der Ver-
sinstemng steht.
Zur Zeit des Neumondes wirft der Mond einen Schattenkegel, dessen
Spitze die Erde nur unter günstigen Umständen erreicht. Dann tritt eine
zentrale, und wenn die Schattenspitze nahe an der Erde vorbeigeht, eine
partielle Sonnenfinsternis ein. Erreicht bei einer zentralen Finsternis die
Spitze des Kegels die Erdoberfläche gar nicht, dann beobachtet man an den von
der verlängerten Schattenachse getroffenen Orten eine ringförmige Sonnen-
finsternis. Bei einer zentralen Finsternis sieht man die Sonne nur an
den Orten total oder ringförmig verfinstert, über die die Spitze des Schatten-
kegels hinweggeht. Für die Orte seitwärts dieses Weges ist die Verfinsterung
nur partiell, und für die noch weiter abseits gelegenen tritt gar keine Ver-
sinsteruug der Sonne ein.
§ 226. Die Sterne. Unter den Sternen beobachtet man solche, die sich
mit Sternbildern nicht vereinigen lassen, weil sie ihre Stellung am Himmel
beständig ändern. Zum Unterschiede von den feststehenden Sternen oder
Fixsternen heißen sie Wandelsterne oder Planeten. Sie stehen stets in
der Nähe der Ekliptik. Auch die Erde* ist ein Planet. Alle Planeten drehen
sich um die Sonne.
Die größeren Planeten sind: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter,
Saturn, Uranus, Neptun. Je nachdem Merkur und Venus, die unteren
Planeten, östlich oder westlich der Sonne stehen, erscheinen sie als Abend- oder als
Morgensterne. Die übrigen Planeten,.die oberen, sind viel weiter von der Sonne
entfernt, sie können sich auch am Nachthimmel zeigen.
^ Die Planeten erscheinen im Femrohr als Scheiben. Alle empfangen Licht und
Wärme von der Sonne. Die äußeren Planeten werden gleich der Erde von Monden
begleitet.
Die Fixsterne leuchten mit eigenem Lichte wie die Sonne, sie
enthalten dieselben Stoffe wie diese und wie die Erde.
1 Die mittlere Dichte der Erde beträgt das b'/^ache des Wassers.
266 C. Elementare mathematische Erdkunde. — Zeitrechnung. § 227.
Die Fixsterne erscheinen im besten Fernrohr nur als unmeßbare Punkte. Der
hellste Fixsterrt ist der Sirius. Die Milchstraße, die sich als Band von ungleicher
Breite über das Himmelsgewölbe hinzieht, löst sich bei Betrachtung durch das Fern-
rohr in zahllose Sterne auf. Die Zahl der Fixsterne nimmt von der Milchstraße
gegen die Pole hin ab.
§ 227. Zeitrechnung. Die Zeit zwischen zwei gleichartigen, aufeinander
folgenden Kulminationen der Sonne nennt man einen Sonnentag, die
Zeit zwischen zwei ebensolchen Kulminationen eines Sternes einen Sterntag.
Wegen der scheinbaren Eigenbewegung der Sonne von W nach 0 ist der
mittlere Sonnentag von 24 Stunden um 4 Minuten länger als der Stern-
tag. Die scheinbare Bewegung der Sonne auf der Ekliptik ist ungleichförmig,
daher find die Sonnentage verschieden lang, während die Sterntage immer
gleich lang sind.
Die Dauer eines Jahres, d. h. die Zeit eines scheinbaren Umlaufes der
Sonne auf der Ekliptik, beträgt 365,25 mittlere Sonnentage.
Julius Cäsar ließ den nach ihm genannten Kalender festsetzen, auf Grund
dessen das Jahr zu 365 Tagen, jedes vierte Jahr zu 366 Tagen zu rechnen ist. Hier-
durch ergibt sich in 400 Jahren ein Fehler von 3,i Tagen. Daher fiel im Jahre 1582
die Frühlingsnachtgleiche auf den 11. statt auf den 21. März. Auf Veranlassung
des Papstes Gregor XIII. wurden deshalb zu jener Zeit 10 Tage übersprungen,
und es wurde festgesetzt, daß alle 400 Jahre drei Schalttage ausfallen sollen. Die
Anhänger der griechisch-orthodoxen Kirche haben den Julianischen Kalender bei-
behalten und sind gegen uns zurzeit um 13 Tage zurück.
Für Zwecke des Verkehrs ist im Deutschen Reiche, in Skandinavien,
Dänemark, Luxemburg, der Schweiz, Osterreich-Uugaru, Italien, Serbien
und der westlichen Türkei die für 15° 0 (Görlitz) gültige Zeit, als Mittel-
europäische Zeit, eingeführt. An der Ostgrenze (—25') und der Westgrenze
( + 35') des Deutschen Reiches zeigen Orts- und Einheitszeit einen Unter-
schied von je etwa 1/2 Stunde.
Für die Zwecke des Schiffsverkehrs ist auf 180° eine Datumgrenze ein-
gerichtet. Um die Übereinstimmung mit dem Kalender herzustellen, überspringt
unter 180° 0 das nach W fahrende Schiff ein Datum, läßt z. B. auf den I.April
sogleich den 3. April folgen. Dagegen schreibt das nach 0 fahrende Schiff zweimal
hintereinander dasselbe Datum.
§ 228—229.
D. Allgemeine Erdkunde. — I. Der Erdkörper als Ganzes.
267
D. Allgemeine Erdkunde.
I. Der Erdkörper als Ganzes.
§ 228. Die Ursachen der Entstehung der Erde als eines Teiles unserer
Sonnenwelt werden mit der Laplaceschen Hypothese ^ bislang bei weitem
am besten erklärt.
Danach gehörten alle jetzt bestehenden Glieder dieses Sonnensystems einst einer
einzigen sich drehenden, fphäroidförmigen, glühenden Dunstmasse, der Sonne,
an, deren Masse diejenige der Erde nach Loslösung aller anderen Körper noch jetzt
etwa um das 325000fache übertrifft und deren Durchmesser reichlich hundertmal
größer ist. Aus der Aufbauschung am Äquator jenes Sphäroids lösten sich mit der
Zeit durch das Überwiegen der Fliehkraft Teile los, die Dunstringe bildeten, wie sie
ähnlich noch der Saturn zeigt. Diese Ringe zerrissen schließlich und ballten sich zu
selbständigen Dunstkugeln, den Planeten, und zu kleineren, von diesen losgelösten
Teilstücken, den Monden, zusammen. Fast alle diese Kinder der Sonne, über 500
an der Zahl, behielten die um ihren Ursprungskörper sich drehende Bewegung bei
und zogen sich durch Ausstrahlung ihrer Eigenwärme in den auf etwa —140° C
erkalteten Weltenraum zu mehr oder minder festen Körpern zusammen.
§ 229. Die mittlere Dichte der Erde oder ihr spezifisches Gewicht
wird u. a. aus der Anziehungskraft berechnet, die sie auf Körper in verschiedenen
Entfernungen vom Erdmittelpunkt ausübt (Wägungsmethode), und dafür
ist die Zahl 5,6 gefunden, d. h. die Erdkugel ist 5,smal so schwer wie eine ebenso
große Wasserkugel. Sie ist dichter als irgend ein anderer uns bekannter Welt-
körper.
Da das spezifische Gewicht der Schichten, welche die Erdrinde bilden, nur 2y2—3
beträgt, so müssen die inneren Teile schwerer sein als die Erdrinde. Nach Berech-
nungen würde eine Kugel von der Größe der Erde das gleiche Gewicht wie die Erde
haben, wenn ihre äußere Hülle zu einem Fünftel des Radius aus Gesteinen von
der Dichte des Granits und die innere Kugel mit einem Halbmesser von vier Fünfteln
des Erdradius aus Eisen bestände. Dazu stimmt auch, daß die von fremden Welt-
körpern auf die Erde gelangten Meteoriten entweder aus Kieselgesteinen oder aus
Eisen bestehen.
Nach dieser Anordnung gliedert die Wissenschaft ben Erdkörper in Vier
Gürtel oder Sphären:
1. Den Kern, das Erdinnere.
2. Die Gesteinshülle, die Erdrinde oder Erdkruste.
3. Die Wasserhülle.
4. Die Lufthülle.
D. !. Voraussetzung, von der man ausgeht, um einen sonst nicht erzielbaren Er--
klärungsgrund für irgend welche Erscheinungen zu finden. Laplace, ein berühmter sran-
' zöfischer Mathematiker und Astronom, 1749—1827.
268
D. Allgemeine Erdkunde. — 1. Das Erdinnere. § 230—231.
1. Das Erdinnere.
§ 230. Das Erdinnere entzieht sich der unmittelbaren Beobachtung,
denn die tiefste Stelle, bis zu der der Mensch bis jetzt in seinen Planeten
eingedrungen ist, das Paruschowitzer Bohrloch (Kreis Rybnik in Oberschlesien),
erschließt mit ihren 2003 m Tiefe ^ erst etwa -jiVö des Erdhalbmessers.
In den durch senkrechte Bohrlöcher und Schachte, sowie durch Tunnel erreichten
Tiefen nimmt die Wärme überall, zu allen Jahreszeiten und stetig zu. An deu
verschiedenen Stellen sind allerdings abweichende Werte gewonnen. Die geo-
thermische Tiefenstufe, d. h. das Tiefenmaß, in dem die Erdwärme um je 1°C
zunimmt, beträgt im Mittel etwa 33 m. Alle Messungen aber machen es in hohem
Grade wahrscheinlich, daß die Erdwärme nach dem Erdmittelpunkte zu wächst und
im Erdmittelpunkt ungeheure Hitzegrade erreicht.
Die Frage, ob das Erdinnere aus einem Gaskern, der durch den nn-
geheuren Druck der Erdrinde verdichtet und verfestigt ist, oder aus fester
Masse besteht, ist noch ungelöst.
Es liegen jedoch überzeugende Anzeichen vor, daß auf die innerste Masse als
Übergang zu der festen Erdkruste ein Gürtel von glutslüfsiger oder schmiegsamer
Beschaffenheit aus geschmolzenen Gesteinen folgen muß. Man hat ihm den griechischen
Namen Magma ^ Teig gegeben.
§ 231. Eine noch rätselhafte Kraft der Erde ist ihr Magnetismus. Man
nimmt an, daß die Erde ein Magnet ist, den man sich von positiven Strömen vor-
wiegend von 0 nach W, von negativen von W nach 0 umflossen denkt. Die
magnetischen Pole aber weichen von den mathematischen erheblich ab. Der mag-
netische Nordpol ist unter der Gradkreuzung 70V+263°i5' westlich von der Halb-
insel Boothia [büßja] Felix im Nordamerikanischen Polar-Archipel gefunden.
Der noch nicht erreichte magnetische Südpol ist nahe 73°3o' + 152° zu suchen.
a) Die auf einem spitzen Stützpunkte liegende oder an einem Faden ausge-
hängte Magnetnadel, die in nordsüdlicher Richtung im Zustande der Ruhe bleibt
und dadurch ein Wegweiser besonders für die Schiffer wurde, erleidet wegen dieser
Lage ihrer Anziehungspunkte (Pole) eine Mißweisung östlich oder westlich vom
mathematischen Meridian, und der Winkel, der durch die Achse der Nadel und die
Nordsüdrichtung gebildet wird, heißt die Abweichung oder Deklination. Sie
unterliegt täglichen, jährlichen und säkularen (d. h. in Zeiträumen von einem oder
mehreren Jahrhunderten auftretenden) Schwankungen.
b) Eine nach Art eines Wagebalkens an horizontaler Achse aufgehängte und
in die magnetische Nordsüdrichtung gebrachte Magnetnadel steht nur unter dem
magnetischen Äquator, der von dem mathematischen nicht allzu stark abweicht,
horizontal. Geht man gegen die magnetischen Pole hin, so senkt sich das diesen zu-
gekehrte Ende der Nadel immer mehr, bis es an diesen Polen lotrecht steht.
Der Winkel, den die Nadel mit der Horizontalen bildet, heißt Neigung oder In-
klination. Auch die Inklination schwankt.
c) Die magnetische Richtkraft ist besonders im Kompaß oder der Bussole zur
Orientierung nutzbar gemacht. Dabei ist jedoch genaue Rücksichtnahme auf die täglichen
und jährlichen Deklinationsänderungen und für Schiffer eine Berechnung erforderlich,
die den Einfluß der Metallteile des eigenen Schiffes auf die Deklination feststellt.
1 Etwa 1750 m unter dem Wasserspiegel.
§ 232—233.
2. Die Gesteinshülle der Erde.
269
2. Die Gesteinshülle der Erde.
a) Die Entstehung.
§ 232. Die Entstehung der Gesteinshülle unseres Planeten lehrt die
Geologie kennen, die Wissenschaft von der Erdbildung oder die Geschichte
der Erde ihrer Entstehung nach.
Die Entstehung des Landes ^ erklärt die Geologie folgendermaßen: Als
die durch Ausstrahlung in den kalten Weltenraum aus dem gasförmigen in
den glutflüssigen Zustand übergehende Oberfläche des Erdballs durch fort-
gesetzte Abkühlung zur festereu Kruste erstarrte, mußte diese oftmals bersten
und sich in Schollen zerteilen. Der schwerere Teil der Schollen sank in die
Tiefe und bildete die Becken für das zusammenhängende Weltmeer, aus
dem leichteren Teile entstanden die Festländer. Auch innerhalb der Fest-
länder sanken noch fernerhin ausgedehnte Schollen ein und wurden dann
zeitweilig oder dauernd vom Meer überspült, das dafür an anderen Stellen
zurücktrat. Die Verteilung von Land und Wasser hat noch lange in der Ge-
schichte der Erdbildung erheblich geschwankt, und die heutige Gestalt der Fest-
länder gehört erst den jüngsten Zeiten der Erde an.
Durch die Spalten der Schollen ergoß sich in der älteren Zeit das Magma
in breiten Decken über die Oberfläche oder baute (hauptsächlich in jüngerer
geologischer Zeit) kegelförmige Vulkane-auf.
§ 233. Die Gesteine der Erdrinde werden eingeteilt in:
1. Geschichtete oder Absatzgesteine (Sedimentgesteine). Sie sind entweder
minerogen, aus Mineralstoffen gebildet, oder phytogen, aus Pflanzenresten
entstanden, oder zoogen, aus tierischen Teilen zusammengesetzt.
a) Die minerogenenÄbsatzgesteine sind großenteils Trümmer von älteren
Felsmassen (Schutt, Geschiebe, Geröll, Sand, Staub, Schlamm), die auf dem Gmnde
des Meeres und der Landseen oder auf dem Festlande niedergeschlagen, „abgesetzt",
und von neuem verkittet sind. Der einfachste Kitt ist der durch Austrocknung er-
härtete Schlamm, der tonig, tonig-kalkig (mergelig) oder eisenschüssig (rostig gefärbt)
sein kann. Beispiele dieser Bildung sind die Konglomerate, Sandsteine, Ton.
Minerogene Absatzgesteine werden auch gebildet durch chemische Niederschläge
aus der Lust (Firn, d. i. in der Luft gelöster und als Schnee auskristallisierter Wasser-
dampf), aus Sickerwasser und Quellen (.Kiesel-, Kalk-, Eisensinter, Raseneisenstein,
Ortstein, Ocker, „Sumpferz") und aus stehenden Gewässem (Gips, Anhydrit, Steinsalz).
b) Die pHYtogenen Gesteine sind teils aus festländischen Pflanzenresten (Stein-
kohle, Braunkohle, Torf), teils aus meerischen (Kalk- und Kieselkrusten von Meer-
algen) gebildet.
c) Zoogene Gesteine bestehen aus Bruchstücken von Schaltierpanzern und
aus kalkigen und kieseligen Ausscheidungen niedrig organisierter Meertiere. Die
meisten Kalksteine, auch Hornstein (eine feinkörnige Quarzabart von splitterigem
Bruch, auch versteinertes Holz) und Bitumen (Erdöl, Bergteer, Erdpech enthal-
tend) gehören hierher.
1 Hirts Allgemeine Erdkunde in Bildern Nr. 1, 5, 11, 12, 13.
270
D. Allgemeine Erdkunde,
5 233.
Die Schichtung der so entstandenen Gesteine ist durch eine Unterbrechung oder
Veränderung des Absatzes entstanden. Die jüngeren Schichten wurden den älteren
immer aufgelagert.
Diese Gesteine enthalten häufig Überreste von Tieren und Pslauzeu, die
entweder in Mineralmasse umgewandelt (versteinert) oder nur als Abdruck er-
halten sind. Den ältesten Gesteinen fehlen Versteinemngen und Abdrücke.
50. Gebirgsschichten mit Verwerfungen und Steinkohlenflözen.
Gesteine jeder Art und jeden Alters, die durch Senkung in große Tiefen ge-
langen, unterliegen hier durch hohen Druck und hohe Temperatur Umformungen
zu kristallinen Schiefern. Die Verwandlung der alten Gesteine wird durch das
in allen Felsarten vorkommende Wasser bewirkt. Seine Lösungskraft ist durch die
Druck- und Wärmezunahme so gesteigert, daß es selbst Quarz auflöst. Die Stoffe
des ursprünglichen Gesteins gehen unter dem hohen Druck solche neuen Mineral-
Verbindungen ein, die den kleinsten Raum ersorderu und keinerlei Hohlräume
aufweisen.
Bei jedem Schichtgestein unterscheidet man Schichtenkopf uud Schichten-
rücken (Fig. 50, 55, 56).
2. Eruptiv-, Durchbruch- oder Ergußgesteine sind in schmelzflüssigem Zu-
stände durch Spalten und Kanäle aus dem Erdinnern hervorgedrungen und teils
in der Erdrinde, teils an der Oberfläche der Erde zu festem Gestein erstarrt. Die
jüngeren unter ihnen, die „porphyrische Struktur" haben, d. h. in dichter Grundmasse
aus Körnern von winziger Größe einzelne große und wohl ausgebildete Kristalle
(„Einfprenglinge") aufweisen (Porphyr, Trachyt, Phonolith, Basalt), pflegt man
als vulkanische oder als Gang- und Ergußgesteine von den älteren Pluto-
nischen oder Tiefengesteinen zu trennen. Zu diesen gehören Granit, Syenit,
Porphyr, Gabbro u. a. Diese erstarrten in großer Tiefe und in gewaltigen Massen.
Sie bestehen aus Körnern von ungefähr gleicher Größe (lateinisch granum = Korn,
daher „granitische Struktur"). Da allen diesen Felsarten die für Absatzgesteine
bezeichnende Schichtung durchaus abgeht, nennt man sie im Gegensatze zu diesen
auch wohl Masseugesteine.
§ 234.
2. Die Gesteinshillle der Erde.
271
Die Aschengesteine sind mutmaßlich durch den explodierenden magmatischen
Wasserdampf zerfetzt zu losen „Auswürflingen", die um den Krater angehäuft sind
und der Größe nach in Blöcke, Bomben, Lapilli, Sand und Asche zerfallen. In-
folge ihrer lockeren Beschaffenheit nehmen sie viel Wasser auf und unterliegen leicht
der chemischen Verwitterung. Ihre kleinen Teile werden dann miteinander der-
kittet und bilden vulkanische Tuffe, mürbe, tonig-grusige, mit größeren Felsbrocken
gespickte oder mit Sand- und Schlammablagerungen des Meeres durchsetzte Gesteine.
§ 234. Einteilung der Gebirge nach der Entstehung. Da die Gesteinshülle dem
andauemd kälter werdenden und darum einschrumpfenden Erdkörper sich anschmiegen
mußte, so wurde sie gezwungen, Falten zu werfen wie ein einschrumpfender Apfel,
oder wie ein Kleidungsstück, das für den Körper zu weit ist. Durch solchen Falten-
wurf entstanden die meisten Gebirge der Erde, die Faltengebirge, wie der
Schweizer Jura (Fig. 58), die Alpen, die Karpaten, der Apennin, die innerasiatischen
Gebirge, das nordamerikanische Felsengebirge usw.
Durch die Faltung ist die nr-
sprüngliche wagerechte Lagerung
(Fig. 56) verändert in schräge (Fig.
57) oder senkrechte (Fig. 55) oder
Lagemng in Bogenform (Fig. 58),
ja die Reihenfolge der Gesteins-
schichten ist durch Überkippen in die - \
umgekehrte verwandelt, so daß die ( ( — (
ältesten Schichten oben, die jünge- \
ren unten liegen (Fig. 51). ~
a vu X3 ' vK," A.' ~ N.*'1*-V>-;"1'/11^—---—_.____ \
An manchen Stellen der Erd-
rinde traten aber auch bei dem .■//,',
Versuche, sich dem kleiner gewor- 51
bcriCll Erdkern anzuschmiegen, q — Gneis und Glimmerschiefer. K — Kalkstein.
Sprünge und Risse auf, und große
Bodenstücke sanken dem Gesetz der Schwere folgend in die Tiefe. Nach der Form
der eingesunkenen Schollen unterscheidet man: 1. Grabenbrüche (Fig. 52) (Rhein-
graben, Leinegraben, Kaledonischer Kanal, Jordantal, Ostafrikanischer Graben) und
2. Kesselbrüche (Neuwieder Becken). Diese heißen bei großem Umfange
Senkungsfelder (Ungarische Tiefebene).
^ Die stehengebliebenen oder beim Sinken der benachbarten Schollen gehobenen
Teile ragen als gesonderte Gebirge hervor: Horstgebirge oder Schollen-
gebirge (Fig. 53, z. B. Wasgenwald, Schwarzwald, Harz, Thüringer Wald,
Spessart, Odenwald).
272
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 235.
Faltung und Bruch kommen häufig gemeinsam vor, doch überwiegt
meist das eine von beiden. So kann man Eurafien, d. i. Europa und Asien, als ein
Faltenland, Afrika als ein Schollenland bezeichnen.
Neben den durch das Einschrumpfen des Erdkerns entstandenen Falten- und
Schollengebirgen kommen auch durch vulkanische Kräfte aufgetürmte Gebirge vor:
vulkanische Gebirge (Vogelsberg, Siebengebirge, Kamerüngebirge). Doch treten
sie an Ausdehnung und Verbreitung hinter den Falten- und den Horstgebirgen zurück.
Der Vulkanismus spielt bei der Gebirgsbildung meist nur eine nebensächliche,
örtliche Rolle.
Die Einteilung der Gebirge nach der Höhe zeigt die nachstehende Figur.
Ho cTvff ebxr g e
b) Die Zeitalter der Erdgeschichte.
§ 235. Der leitende Faden in dem Wirrsal der aus ihrer ursprünglichen Lage
verdrängten Schichten wird gefunden durch die in ihnen eingeschlossenen fossilen
(d. h. durch Graben zu findenden) Tier- und Pflanzenreste. Die für die einzelnen
Zonen charakteristischen Reste werden Leitfossilien genannt. Sie ermöglichen
es, nach dem jeweiligen Entwicklnngszustande der durch sie vertretenen Lebewesen
das geologische Alter der Gesteinsbildung, in der sie liegen, abzuschätzen und da-
nach zu bestimmen, welche Bildung als die älteste dem Erdmittelpunkt cim nächsten
lag und in welcher Reihenfolge die jüngeren über ihr entstanden. Mehrere
gleichartige Bildungssysteme oder Formationen werden zu Perioden
oder Zeitaltern der Erdgeschichte zusammengefaßt (Fig. 59).
Zu Fig. SS. Durch die Faltung sind die Kalkschichten genau senkrecht gestellt. Infolge der Verwitterung
tritt die Schichtung klar zutage. Der Predigtstuhl ist 1275 m hoch.
Zu Fig. S6. Die Kreide ist in groben Bänken geschichtet durch Lager von Feuersteinknollen, deren
kieseliger Stoff zugleich mit der Kreide sich niedergeschlagen und zu knolligen Bildungen zusammengeballt hat.
Durch die Wirkung der Brandung an den unteren Schichtenköpfen trat Wandabbruch ein, und lo entstand
eine Strandleiste oder Terrasse, die so breit ist, daß sich die Wellen auf ihr brechen und den Fuß der senk-
rechten Klippe nicht mehr angreifen.
Zu Fig. 57. Die schräg liegenden Schichten treten durch rote Farben, wechselnd mit weißlichen Tönen,
auffallend hervor.
Zu Fig. 88. Der Blick fällt von Süden auf die durch die Verwitterung schräg abgetragenen Schichten,
deren verschiedenfarbige Köpfe sich infolge der dürftigen Bewaldung wie lange Bänder weithin verfolgen
lassen. Das Innere der Muldenbiegung heißt der Muldenkern, das der Gewölbebiegung der Gewölbekern.
g
S
§"
©
58. Muldenbiegung (links) und Eewölbebiegung (rechts) des Schichtensattels in der Cluse de Vallorbe im Schweizer Iura südwestlich vom Neuenburger See.
(Nähere Erläuterungen am Fuße der vorhergehenden Seite.)
tO
Co
274
D. Allgemeine Erdkunde,
§ 236.
wart. Alluvium. iQuar
Eiszeit. Diluvium,j tär.
Braunkohlen. Tertiär.
Schreibkreide, Quad.-1K r e i -
Sandst., Wälderkohle, i de.
Weißer, Brau-i c*
ner, Schwarzer / ^
Keuper. 1 Trias oder
Muschelkalk. J Salz-
Buntsandstcin. J gebirge.
Perm^) oderDyas (Kupfergebirge
l.rot.Saudsteiu.2.Dolomit,Mergel).
Karbon. Steinkohle, Dachschiefer.
Devons od. jung. Grauwackengeb.
Silurs) älteres Grauwackengeb.
Kambrium.^) Älteste mehrzellige
Lebensformen.
Anschwemmungen der Gegen- ) Neue Lebens-
-I formen, darum
l Känozoische
) Periode.
Die versteinert.
Lebensformen
(riesige Saurier)
stehen in d. Mitte
'zwisch. den alter-
tümlichenu. den
jetzigen, darum
Mesozoische
Periode.
Versteinerte
alter-
tllmliche
Lebens-
formen,
darum PN-
läozoische
Periode.
Konglomerates (Sandst.,Schiefer, l Archäo-
Kalkstein). Einzellige Lebensformen. I ,zotfd)e
Gneis, Granit, Urschiefer. i Ul'= Periode.
Ohne deutbare Versteinerungen. I zeit.
Feurig - flüssiges Magma.
Die Flut, weil man früher die Sintflut in diese Zeit verlegte.! 3) Nach englischen Landschaftsnamen genannt.
2) Nach dem russischen Gouvernement genannt. | 4) D. i. aus Bruchstücken gebildete Gesteine.
39. Die erdgeschichtlichen Zeitalter.
§ 236. Die Verwitterungserde von Glimmerschiefer, Granit, Gneis und den
meisten vulkanischen Gesteinen ergibt im allgemeinen einen nahrhaften Pflanzenboden
(Humus). Quarze, Kalk- und Sandsteine liefern an sich mageren, unfruchtbaren
Boden, der jedoch, falls tonige und lehmige Erden aufgeschwemmt sind, zu einem
ertragreichen Mischboden wird. Am fruchtbarsten ist der Lößboden. Der Löß
ist eine diluviale, poröse Bildung aus feinstem Tonstaub mit Beimengung von
Quarzkörnchen, Kalk und Brauneisen. Er ist großenteils durch Staubstürme aus
Wüsten fortgetragen, hat sich in Steppenländern niedergeschlagen und ist hier von
der Grasnarbe festgehalten (Fig. 60). Der Löß bildet die berühmtesten Kornkammern,
so in Mitteldeutschland, in Ungarn und Rumänien, vor allem aber in China.
In den lockeren Diluvialmass en, den sogenannten Seifen, kommen GoldnndPlatin
(z. B. im Ural), Zinn (in Cornwall, Bangka), Diamanten (in Brasilien, Süd-
afrika) vor. Bei Beginn des Diluviums tauchen auch die ersten Spuren menschlicher
Tätigkeit auf, und zwar namentlich roh gearbeitete Stein- und Knochenwerkzeuge,
so daß am Zurückreichen des Menschen bis in diese Zeit sowie an seinem Zusammen-
leben mit den diluvialen Säugetieren kein Zweifel mehr bestehen kann.
Der Mensch ist schon Zeuge der Eiszeit gewesen, die dem diluvialen Zeitalter
ihr Gepräge aufdrückte. In dieser Periode ist nämlich eine Abkühlung eingetreten,
und von den Gebirgen der höheren Breiten in Nordamerika und Nordeuropa, uament-
lich von den skandinavischen, aber auch von den Alpen haben sich mächtige Gletscher
vorgeschoben, und Inlandeis bedeckte Länder und Meere Nordeuropas von Ruß-
land bis Irland. Die nächstliegenden Zeugnisse aus dieser Zeit sind für Nord- und
Süddeutschland die Findlings- oder erratischen Blöcke, die Gletscherschrammen und
Gletscherschliffe an den Felsen, die Schutt-, Sand- und Lehmaufschüttungen, die
Moränenwälle und zahlreiche Seen (Fig. 75, 77, 78, Bild 13. 95—98, III).
§ 237.
2. Die Gesteinshülle der Erde.
275
c) Der Vulkanismus.
§ 237. Der Vulkanismus ist fortwährend daran tätig, mit seinen Erguß-
Massen die Erdoberfläche umzugestalten. Er äußert sich in der Weise, daß
an einer Bruchstelle, Spalte oder sonstigen Öffnung der Erdrinde, aber auch
60. Lößlandschaft aus Schensi am Loho, einem Nebenfluß des Hoanghö.
Der Löh ist als Stauh vom Steppenwinde auf die Grasmatten mehr als 600 m mächtig aufgetragen, hat
die Gebirgszüge überdeckt und die eingeebnete Landschaft gelb gefärbt. Die verwitterten Graswurzeln
bilden Hohlräume im Löß und bewirken seinen senkrechten Absturz zu seltsamen Burgen und Türmen, auch
zahlreiche Höhlen. Die mit Äckern bedeckten Terrassen bilden den Eingang von Höhlenwohnungen, die in
ärmlichster und dürftigster Art, aber auch in weiten Räumen und guter Ausstattung den Menschen Wohnung
und im Sommer Schutz vor der Hitze, im Winter vor der Kälte bieten. Im Tale wird Reisbau betrieben.
Die Talwände am Flußufer sind bis 150 m hoch.
ohne solche Wegweiser an die Erdoberfläche — sei es unter dem Meere, sei
es auf dem Lande — glühende Massen Magma aus dem Erdinnern wie durch
einen Schlot oder Kanal hervortreten (Fig. 59, 61—64). Meist breiten sie
sich kreisförmig um die durch neue Ausbrüche offen gehaltene Schlotmündung,
den trichterförmigen Krater, aus und schütten so die bekannte Kegelform
des Feuerberges auf. Das ausgestoßene Magma heißt Lava. Diese schiebt
sich als glühender Strom geschmolzenen Gesteins aus dem Krater und erkaltet
sehr langsam. Von Erdbeben sind die Ausbrüche meist dann begleitet, wenn
sich die Magmamassen neue Kanäle suchen.
_ Das Magma liegt in seiner großen Masse so tief (Fig. 59), daß es an den vulka-
nischen Ausbrüchen der geologischen Gegenwart nur durch seine Ausläufer Anteil
hat. Man nimmt an, daß bis in nicht erhebliche Entfernung von der Oberfläche ver-
einzelte Ausläufer des ausdehnungsbedürftigen Magmas infolge von Zerreißungen
18*
276 D. Allgemeine Erdkunde. § 237.
der Erdrinde in Spalten und Kanäle vorgedrungen und durch Minderung des
Druckes in der Spalte in völlig flüssigen Zustand übergegangen sind. Falls in
diese von oben her Wasser in Dampfform eindringt und absorbiert wird, eröffnet
es durch seine Explosion die Auswurfstätigkeit. Bei dieser entweichen in bestimmter
61. Der Hohentwiel, westlich vom Bodensee.
MM Fhonolith.
62. Durchschnitt durch den Hohentwiel und den Hegau.
Durch den Spalt in den Schichtgesteinen ist die Lava emporgequollen und hat sich hier nicht in Form einer
Decke weithin ergossen, sondern nur um die Krateröffnung eine „Quellkuppe" gebildet, die aus einem festen
Guß von Phonolith besteht.
Reihenfolge auch die anderen Gase, die im Magma enthalten sind. Bei den Aus-
brüchen von Lava jedoch wirkt nur verhältnismäßig wenig Dampf mit, und die Ver-
mutung hat viele Anhänger gefunden, daß das Magma durch die Zusammenziehung
der Erdkruste oder durch Senkungen des Meeresbodens gewissermaßen ausgequetscht
wird. Dadurch wäre zugleich die Erklärung dafür gegeben, daß die vulkanische Tätigkeit
§ 237.
2. Die Gesteinshülle der Erde.
277
besonders häufig an den Stellen auftritt, wo die Einbruchsgebiete der Ozeane
das Land berühren, so namentlich auf den südostasiatischen Inseln, an der Westseite
Amerikas und in Mittelamerika. An diesen Bmchrändern ziehen die reihenweise
in geschwungenen Linien auftretenden Feuerberge wie Ketten von den Andamanen
bis nach Kamtschatka und hinüber nach Aläska, von Mexiko bis nach der Landenge
von Panama.
Ist die Ursache der Auswurfstätigkeit entfernt oder der Krater verstopft, so hört
die Tätigkeit des Feuerberges zeitweilig auf. Ist der Herd des Magmas erschöpft,
63. Fingalsgrotte auf der Insel Staffa in den westlichen Hebriden-
Die vulkanische Decke der Insel wird durch eine mächtige Schicht von Säulenbasalt getragen. Die Flutwelle
und die Brandung haben die Asche zwischen den Basaltsäulen weggewaschen, viele von diesen niedergestürzt
und eine bei windstillem Wetter kahnbare Straße in die ausgewaschene Hauptgrotte, die Fingalshöhle, ge-
bildet. Diese gleicht durch die schlanken Pfeiler und spitzen Deckenwölbungen einem gotischen Dome.
so erlischt sie dauernd. Doch ist das Vertrauen auf die Ruhe oft trügerisch. So
galt der Vesuv (Fig. 64) bis 79 n. Chr. für erloschen. Wirft der Vulkan nur die
Trümmer der durchbrochenen Erdrinde aus, erleidet er dann aber eine Verstopfung
des Kraters nach unten hin und findet so nach einmaligein Ausbruchsversuche das
Ende seiner Auswurfstätigkeit, so entsteht nur eine kreisähnliche Vertiefung, in der
sich wohl Kraterseen bilden, wie die Maare der Eisel und der Auvergne.
Die Zahl der im letzten Jahrhundert tätigen Feuerberge beträgt über 300.
Zu den erloschenen Vulkanen gehören auch der Kilimandscharo (6000 m) und der
Kamerünberg (4000 m). Der höchste der tätigen Vulkane ist der Cotopäxi (6000 m),
der umfangreichste der Mauna Loa (4200 m).
Erscheinungen vulkanischer Art sind ferner die Fumarolen (Dampfquellen),
Solfataren (Schwefeldampfquellen) und Mofetten (Kohlensäuregasquellen).
278
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 237.
64. Der Ausbruch des Vesuv am 10. April 1906, von Boscotrecase aus gesehen.
Als der weite Kraterring der Somma infolge des Ausbruches vom Jahre 73 n. Chr. größtenteils zu Asche
und Bimsstein zerbissen wurde, baute sich in der Kraterruine der Schlacken- und Aschenkegel des Vesuv höher
als der Sommarand auf. Die Höhe des Besuvlegels schwankte im Ig.Jahrh. zwischen 1100 und 1300 m. Dieser
Kegel wurde durch gewaltige Ausbruche im April 1906 völlig verändert. Ein tiefer Kraterschlund von 600 m
Durchmesser wurde herausgesprengt und der Kegel um etwa 100 m erniedrigt, indem die senkrechten, inneren
Kraterwände in den tiefen Kratergrund stürzten. Meist verdunkelten mächtige Aschenregen die Luft, und
fast ununterbrochen erdröhnte der Donner von den Gewittern in den aufsteigenden Wolken über dem Krater.
Die Wolken glichen bald einer weihen, nur strichweise durch Aschenauswurf geschwärzten Pinie (Dampfpinie),
bald waren sie schwarze, an den Rändern blendend beleuchtete Haufenwolken. Die Gewitterregen verwandelten
die Asche in Schlamm und wälzten sie in alles verheerenden Strömen die Böschung des Vesuv hinab. An
klaren Tagen, so am 10. April, war das überwältigende Schauspiel der an den Abhängen des Kegels hinab-
strömenden Massen von feuriger Lava sichtbar. Die Lava floß besonders nach Süden, begrub die auf den
Gipfel führende Eisenbahn und verwüstete Weingärten, Obsthaine und Dörfer.
§ 238.
2. Die Gesteinshülle der Erde.
279
d) Veränderungen in der Gestalt des Landes.
§ 238. Veränderungen bringt jeder Tag. Sie werden außer durch die Tätigkeit
des Meeres und die fortdauernde Faltung der Erdrinde namentlich bewirkt durch:
1. Erdbeben. Die Erdbeben sind überwiegend tektonischer Art oder
Dislokationsbeben, d.h. in Veränderungen der festen Erdkruste, Verschiebung
ihrer Schichten begründet. Häufig sind die Einsturzbeben, die durch Einsturz vou
65. Gletscher am Nordgehänge des Kurgüthidar, von dem 4500 m hohen Hochtal
Rimkin Paiar Encamping Ground aus gesehen (Phot. Dr. C. Diener).
Der Gletscher ist weit zurückgewichen, er hat links im Vordergrund einen Endmoränenwall aufgeschüttet.
Durch die Niederschläge sind aus den Spalten des Gesteins gewaltige Schuttmassen ausgeschwemmt und
zu Schutt- oder Schwemmkegeln ausgeschüttet. Diese bilden eine Art Trockendelta, dessen Spitze an
die Ausflußstelle der Spalte reicht und dessen Oberfläche wie der Mantel eines Kegels gekrümmt ist.
Hohlräumen hervorgerufen werden. Die Beben, die oft Tausende von Lebewesen
plötzlich vernichten, sind so häufig, daß auf je 2 Tage drei kommen. Nur in jüngeren
Flachländern fehlen sie, in Japan dagegen zählt man im Jahresdurchschnitt an 600.
2. die chemische Umwandlung, die Verwitterung und die Auflösung durch
das Wasser, das die aufgelösten Teile, namentlich Kalk, Gips und Salz, fortträgt
und anderwärts ablagert. Das Meerwasser wirkt als Lösungsmittel und zerbröckelt
das Küstengestein (Fig. 56,57,70). Auch die Humussäuren absterbender Pflanzen
nndjDer Kohlen- und Stickstoff abgestorbener tierischer Mikroorganismen zerfressen
die Felsen, z. B. das Faulhorn (2700 m) im Berner Oberlande.
280
D. Allgemeine Erdkunde,
§ 238.
66. Liechtenstein-Klamm in den Hohen Tauern.
Die durch mitgerissene Steine verstärkte Stoßkraft des Wassers hat in einer bis 300 m tiefen, nur 2 bi-
4 m breiten, an Wasserfällen reichen Klamm dem Großen Arlbach den Eintritt ins Salzachtal gewonnen.
Wie das Wasser mit Hilfe des Steingerölles die Felswände bearbeitet und durch rückläufige Strömungen
kesselartige Nischen ausmeißelt und glättet, zeigen hier viele Beispiele.
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67. Furka- und G rimselstrasze.
Von Osten her steigt aus den, in das St. Gotthard-Massiv eingesenkten Urserental vom Aurkapaß die Furkastrahe in vielen Windungen
herab und kreuzt unterhalb der Zunge des Rhönegletschers den in viele Arme sich teilenden Rhone, dem sie abwärts nach dem Genfer
See hin folgt. Am Nh>)neübergang zweigt sich nach Norden links im Vordergrunde die Poststraße über den Grimselpasz ab.
Ö
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282
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 238.
68. Hohneklippen an der Südostseite des Brockens.
Die fortschreitende Abkühlung und Zusammenziehung nach der Erstarrung des Magmas verursachte bei
granitischen Gesteinen das Aufreißen feiner Klüfte. Diese dringen von den Grenzflächen, von denen die
Abkühlung ausging, nach dem Innern zu und zerlegen den Granit in Schalen und Platten von ver-
schiedener Dicke. So entsteht eine quaderförmige Absonderung. Da nun die Verwitterung das körnige
Gestein in den Klüften zu Grus zerkrümelt und der Regen diesen ausspült, so bleiben an der Oberfläche
die massigen Granitquadern mit abgerundeten Kanten und polsterförmige Blöcke in wirrem Haufen liegen,
aus dem vereinzelt eine ruinenähnliche Felsgruppe turmartig aufragt.
69. Buntsandsteinverwitterung. Pilzfelsen im Göttergarten, Colorado.
Sandstein, der in groben Bänken lagert, wird von der Oberfläche nach den Seiten hin, ähnlich dem Granit,
von zwei rechtwinklig sich kreuzenden Kluftsystemen durchschnitten und in große Quadern zerlegt. Unter
den Angriffen des Windes und der Wüstenverwitterung nehmen die Gesteine ein löcherig zerfressenes Aus-
sehen an und ähneln oft Bienenwaben. Manche Wand löst sich in Säulen auf, die zuweilen einen Hut
aus härterem Gestein tragen. Da nun der untere Teil durch die am Boden stärker wirkende Winderosion
bedeutend mehr angegriffen wird, so entstehen die „Pilzfelsen", „Quäkerhllte" und „Zeugen", die in der
Wüste oft meilenweit vor dem zerlappten Gebirgsrande liegen und die zerstörende Kraft des Windes beweisen.
§ 239.
3. Die Wasserhülle.
283
allein durch die täglichen Temperaturschwankungen (bis über 50°!) oft unter donner-
artigem Knall in Trümmer zerrissen.
5. die aufschüttende und fortblasende, auch durch Erdbeben zerstörende Tätig-
keit des Vulkanismus (§ 237).
6. die ausnagende und verschiebende Wirkung des Windes, der als
Waffe den Sand zertrümmerter Gesteine mit sich schleppt (Sahara, Zentralasien)
und der Verwitterung immer neue Angriffspunkte schafft. So entstehen eigentnm-
liche Verwitterungsformen, Pilzfelsen (Fig. 69), Hohlkehlen, Steinwabenstrukturen.
Auch durch das Zusammenwehen von Sand (Düne) und Staub bewirkt er Ver-
Änderungen der Erdoberfläche. So ist in China nach F. von Richthofen der Löß
durch den Wind (Afflation) bis 600 m mächtig aufgetragen (Fig. 60). Der Staub-
regen vom 9. bis 12. März 1901 verdankte seine Entstehung einem Wirbelwind über der
Sahara, der in 63 Stunden das nördlich von ihr gelegene Gebiet bis zur Ostsee
durcheilte. Der Staub breitete sich über Algier, Tripolis, Sizilien, Mittelitalien,
Fiume, Oberbayern, Thüringen, Brandenburg, Pommern nach Seeland und den
Nachbargebieten aus, d. i. über eine Flüche von 2,5 Mill. qkm und 2800 km Länge.
Die Menge des abgesetzten Staubes wird auf 1,5 Mill. t berechnet.
7. die Abtragung durch die Brandung (§ 241) und durch die Gletscher
(Bild 11). Die Gletscher wirken durch die Moränen (§ 236, 254) zugleich auf-
schüttend. Beispiele bieten in Mengen die Länder des Baltischen und des Kanadischen
Schildes und die ostdeutschen Seenplatten (Fig. 74—76, Bild 13, 95—98, III).
8. Land wird neu gebildet durch die Sinkstoffe der fließenden Gewässer (§ 249),
ihre Deltabildung an den Küsten (§ 250) und durch Korallenbauten (§ 240).
9. Aber auch der Mensch verändert das Antlitz der Erde beständig, indem er
Straßen (Fig. 67), Eisenbahnen (Bild 19), Tunnel und Kanäle (Bild 101) baut,
Wüsten berieselt (Eolorädowüste, Assnan), Flüsse aufstaut (Bild 83), die Schiffahrts-
Hindernisse in den Strömen beseitigt und dem Meere durch Deichbauten (Bild 105)
Land abgewinnt. Ganz besonders eingreifend wirken die Kanüle zur Verbindung
von Meeren, so der Sneskanal, der Kaiser Wilhelm-Kanal, der Kanal von Korinth
und demnächst der von Panama.
3. Die Wasserhülle.
a) Wechselbeziehungen zwischen Land und Meer.
§ 239. Verteilung von Land und Meer. Das Meer umfaßt einschließlich
der nur abgeschätzten Polargebiete 70% der Erdoberfläche = 360 Mill. qkm.
Das Verhältnis des Landes zum Wasser wird als 1 :2,5 angenommen. Das
Land ist sehr ungleichmäßig verteilt, denn die Nördliche Halbkugel besitzt über
zweimal soviel Land wie die Südliche. Zwischen 40° bis 70°^ gibt es sogar
mehr Land als Wasser. Die Halbkugel der größten Landmasse (s. den Atlas!)
umfaßt etwa 90% des gesamten Landes, die der größten Wassermasse nur
etwa 10%. Das Land bildet drei größere Massen oder Festländer (Erdfesten,
Kontinente), die in sechs Erdteile zerlegt werden, und unzählige kleinere
Stücke, die Inseln. Das Wasser steht, abgesehen von den abflußlosen Land-
seen, überall auf der Erde in Verbindung und bildet somit ein Meer, in
dem sich fünf Hauptteile, die Ozeane oder Weltmeere, unterscheiden lassen:
284
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 240—241
(Erbteile. qkm
I. Ostfeste: 1. Europa . . 10 Mill.
2. Asien . . . 44 „
3. Afrika ... 30 „
II. Westfeste: 1. Nordamerika 24 „
2. Südamerika 18 „
III. Südfeste: Australien
mitPolyuesien 9 „
Summa 135 Mill.
Ozeane.
Großer, Stiller oder
Pazifischer Ozean. .
Indischer Ozean . .
Atlantischer Ozean . .
Nördliches Eismeer . .
Südliches Eismeer1 . .
etwa 175
75
„ 90
„ 10
.. 10
Im ganzen ungefähr 360 Mill.
§ 240. Alle vom Wasser umgebenen Landstücke, außer den genannten
Erdteilen, werden Inseln genannt. Nach ihrer Lage pflegt man sie in fest-
ländische (kontinentale) und ozeanische Inseln einzuteilen.
Die festländischen oder kontinentalen Inseln sind meist durch Senkung
der Festländer oder Veränderungen in der Höhe des Meeresspiegels und durch Ein-
bruch des Meeres ins Festland entstanden. Sie liegen noch auf dem Festlandsockel.
Die ozeanischen Inseln gehören meist dem freien Ozean an und stehen zu
den großen Erdfesten in keiner engeren Beziehung. Sie sind entweder die Gipfel
eines verschwindenden Festlandes oder aus der Tiefe des Meeres aufgestiegene
Vulkane und dann stets hoch. Teils sind sie küstennahe, wie Strömboli im
Tyrrhenischen Meere, teils küstenfern, wie St. Helena im Atlantischen Ozean.
Die fleißigsten Bildner von Inseln sind die Korallen, gallertartige Tiere, die
eine kalkige Masse ausscheiden, sich durch Knospung und durch Eier vermehren und
sterben, wenn ihr Bau die Meeresoberfläche erreicht. Diese pflanzenförmigen
Bildungen gedeihen in den nicht unter 18° warmen Meeresräumen bis zu eiuer
Tiefe von 40 m. Sie wachsen vom Grunde zu mächtigen Riffen empor, umsäumen
die Küsten (Ostafrika, Westindien, Polynesien) und bilden auf den Resten verschwinden-
den Landes (Polynesien) oder auf untermeerifchen Bodenerhebungen selbständige
Inseln. Sind die letzten Teile eines sinkenden Landes verschwunden, so bleiben nur
flache, ringförmige Koralleninseln, Atolle, dem Auge sichtbar.
Mehrere in größerer Nähe beieinander liegende Inseln bilden eine Insel-
gruppe oder einen Archipel. Die größte Insel ist Grönland. Ihm folgen
Neuguinea an zweiter und Borneo an dritter Stelle.
qkm qkm
. 600000 Großbritannien . 230000
. 420000 Hondö ..... 225000
. 270000 Kuba ...... 120000
Gröulaud etwa
Neuguinea - -
Borneo . - -
2200000 Madagaskar
785000 Sumatra .
735000 Neuseeland
§ 241. Die Umrisse der Festländer oder Inseln, die vom Meere bespült
werden, heißen: Küsten, Strand, Gestade. Man unterscheidet jäh abfallende
Küsten, Steilküsten, und kaum merklich zum Meere sich senkende Tiefebenen-
küsten, Flachküsten, die meist aus Schwemmland bestehen. (Buntdild
„Hauptformen".)
1 Für das Südliche Eismeer wird jetzt mehr Land als Wasser vermutet, für das Nördliche
Eismeer Land und Wasser zu gleichen Teilen. Dann kämen einschließlich der ozeanischen Inseln
etwa 150 Mill. qkm auf die Land- und 360 Mill. qkm auf die Meeroberflache.
Die Hauptformen der Erdoberfläche.
(Verlag von Ferdinand Hirt in Breslau.)
verkleinerte Wiedergabe des großen farbigen Wandbildes
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§ 241.
3. Die Wasserhülle.
285
1. Die Berühmngsstellen zwischen Land und Meer sind in steter Veränderung
begriffen, die uamentlich durch die Brandungswelle des Meeres bewirkt wird
(Fig. 56, 70). Wenn nämlich die Wellen auf den Strand stoßen, so wird die Be-
wegnng ihrer unteren Teile durch die Reibung auf dem Boden verlangsamt, während
die oberen über jene im Bogen hinwegrollen und an Steilküsten mit so großer Heftig-
keit gegen die Felsenwand stoßen, daß sie bei Stürmen die von der Küste losgelösten,
großen und kleinen Gesteinsmassen wie Geschosse gegen die Küstenwand schleudern.
Dadurch graben sie eine tiefe Rinne (Strandlinie) oder eine Kette von Höhlen in
70. Küstenunterroaschung an der englischen Kanalküste (Ebbe).
Die durch Verwitterung (§ 238) gelockerten Eesteinsstücke werden von hohen Sturzwellen losgerissen und
gegen die steile Küstenwand wie Geschosse geschleudert. Auch werden sie gegeneinander gerollt und dabei
immer runder und kleiner. Die Wellen sortieren die Steine in langen Reihen auf der Strandleiste.
die unteren, vom salzigen Meerwasser mürbe gemachten Schichten der Steilküste
hinein, arbeiten auch wohl Felsenpfeiler (Fig. 56) aus Gesteinsmassen von ver-
schiedener Härte heraus. Die unterhöhlten oberen Schichten stürzen leicht nach, und
es entsteht vor der Steilküste aus den von den Wellen gegeneinander gerollten, ge-
rundeten und schließlich zu Kieseln, Sand und Schlamm zerkleinerten und sortierten
Steinmassen ein flacher Strand, eine Strandleiste. Dies ist z. B. an der Kanalküste
(Fig. 56, 70) und bei Helgoland der Fall, dessen Felsen durch tausendjährige Arbeit
des Meeres zurückgegangen sind (Fig. 57). Wo nebeneinanderliegende Gesteine
verschiedenen Härtegrades von der Welle angegriffen werden, springt das Land
bald vor, bald zurück, und es entstehen ausgezackte oder ausgebuchtete Küsten.
2. Bor den skandinavischen und finnischen Küsten liegen dichte Mengen von
Felseninseln und -inselchen, die Schären, die durch die Brandungswoge vom Hinter-
land abgetrennt sind.
3. An Felsenküsten sind vor allem in höheren Breiten die Fjorde [fröre] eine
häufige Erscheinung. Es find unter das Meer getauchte, vielverzweigte Gebirgstäler,
die an Hochgebirgsküsten in großartigster Form erscheinen.
4. An Flachküsten wirkt das Meer wegspülend, besonders bei Sturmfluten, so
an den Flachinseln der deutschen Nordseeküste. Doch ist es hier auch als Land-
bildner tätig. Die Welle nämlich spült den Sand, der größtenteils aus sandigem,
E. von Seh dlitz, Geographie. B. Nbtg. 19
286
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 242—243.
eiszeitlichem Geschiebelehm ausgewaschen ist, ans Ufer, und der Wind trägt den
trocken gewordenen Sand fort und schüttet ihn zu Dünen auf, die häufig ähn-
liche Wellenfnrchen haben wie der sandige Meeresgrund nahe der Küste. Diese Vor-
bilder der Deiche schützen die deutsche Ostseeküste und das flache Gestade der
meisten Nordseeinseln. Ihre Höhe übersteigt an der Nordsee kaum 30 vi, an der
Kurischen Nehmng erreichen sie mehr als die doppelte Höhe. Meist haben sie Bogen-
oder Sichelform. Sie fallen an der dem Winde abgekehrten Seite (Leeseite) steil
ab. Ihre einzelnen Ketten laufen parallel. Wo sie nicht durch Wald oder eine
Pflanzendecke festgelegt sind, „wandern" sie, d. h. der Wind weht den Sand land-
einwärts, z. B. an einigen Punkten der Kurischen Nehrung 5 w im Jahresdnrch-
schnitt. Dort haben sie Wälder und Ortschaften verschüttet, aber beim Weiter-
wandern auch wieder freigelegt.
5. Im Mündungsgebiet der Flüsse, im Innern der Hasse, auch im Schutze hoher
Dünen entsteht ein Schlammstrand. Die Welle hat hier nicht Kraft genug, die
tonigen, schlammigen Teile aus dem Sande auszuwaschen und ins offene Meer
hinauszutragen, und so ist das Ufereines solchen Wattenmeeres von zähem,
dunklen:, an vermoderten Pflanzen reichem Schlick erfüllt.
§ 242. Für den Menschen sind die Küsten am wichtigsten, die sich
am besten zur Anlage von Häfen eignen. Verlaufen die Küsten mit dem
Streichen benachbarter Gebirge parallel, so heißen sie vom Hinterland ab-
geschlossene Küsten, schneiden sie dagegen die Kämme und Längstäler der
Küstengebirge, so sind sie Aufschließungsküsten. Haben diese Küsten
genügend tiefe, durch steile Gestade vor Stürmen und Wogenandrang ge-
schützte Einschnitte, so geben sie dem Hinterlande Naturhäfen. An Flach-
küsten bieten fast nur die Mündungen großer Flüsse, die zugleich durch ihre
Schiffbarkeit das Hinterland weithin erschließen, natürliche Häsen oder Gelegen-
heit zur Anlage von künstlichen Häsen, die jedoch immer gegen die Ablage-
rungen der Sinkstoffe des Flusses durch Baggern geschützt werden müssen.
Fehlt eine geeignete Flußmündung, so läßt sich an Flachküsten ein Hafen
nur als „Reede" durch Hafendämme oder Molen und durch künstliche Ver-
tiefung der Einfahrt und des Ankergrundes schaffen wie in Ostende, auch durch
Anlage von Seekanälen wie bei Brügge.
b) Das Meer.
§ 243. Da der Boden des Meeres durch seine Wasserbedeckung vor den
zerstörenden Einflüssen des Luftmeeres geschützt ist, so ist er in einiger Ent-
fernung von den Küsten im allgemeinen viel ebener als der des Festlandes.
Es fehlt auch ihm nicht an Bodenanschwellungen und Einsenkungen, an Hoch-
ebenen, Rücken, von denen einige von beträchtlicher Höhe und gewaltiger
Ausdehnung sind, und an Tiefebenen. In der Regel aber verbinden sehr
sanft geböfchte Abhänge die höheren Flächen mit den tiefer liegenden. Eine
Ausnahme bilden die Steilränder vulkanischer Inseln, die oft plötzlich aus
großen Meerestiefen aufsteigen. Reichen die Erhebungen bis an die Ober-
fläche des Wassers oder bis in ihre Nähe, so bilden sie Inseln oder nur Felsen
und Klippen, Sandbänke und Untiefen.
§ 244—245.
3. Die Wasserhülle.
287
Größere Landmassen lagern meist auf einem untermeerischen Sockel, der
Kontinentaltafel oder dem Festlandsockel, den man durch die 200 m-
Linie, die Grenzlinie zwischen Tiefsee und Flachsee, abzugrenzen Pflegt.
Randmeere und Binnenmeere erreichen oft diese Tiefe nicht, so die Nordsee
und die Ostsee nur an ganz wenigen Stellen. Die mittlere Tiefe der Meere
mag 3500 m betragen, also fast 3000 m mehr als die Durchschnittserhebung
des Landes. Die bedeutendsten Tiefen sind im Stillen und im Atlantischen
Ozean gefunden, und zwar in beiden an den Rändern. Die größte bis jetzt
gemessene Tiefe, das Nerotief, findet sich mit 9600m im Guamgraben,
südöstlich von den Marianen-Jnseln. Sie ist 800 in tiefer, als der Mount
Everest hoch ist.
Die Neigung des Meeresbodens ist von der Mste bis 200 m meist sanft, dann
bis 3000 m steil, bis 6000 m wieder herrschen flache Becken und Mulden vor, aus
denen sich steilwandige und tiefe Gräben in beträchtliche Tiefen senken.
§ 244. Eigenschaften des Meerwassers. Seine Farbe ist im allgemeinen
ein tiefes Blau. Doch wechselt sie nach der Tiefe der Wasserschicht, der Tem-
peratur, dem Salzgehalt, nach der Beleuchtung und Bewölkung des Himmels.
Sie ist dunkelblau (ultramarin) in den tiefen, klaren Ozeanen, besonders in
den Tropen, grün über Untiefen, auch im nördlichen Atlantischen Ozean.
Eigentümlich ist dem Meerwasser der bittersalzige Geschmack als Wirkung
eines im Durchschnitt 3,sprozentigen Gehalts an aufgelösten Salzen, wovon
2,7% auf das Kochsalz entfallen. Dieser Salzgehalt ist besonders hoch, wo
die Verdunstimg groß ist, so im Mittelländischen Meere und im Roten Meere,
besonders gering in der Nähe einmündender großer Ströme.
Die Temperatur des Meerwassers nimmt fast immer von der Oberfläche nach
dem Boden zu ab. Das kalte Bodenwasser der Ozeane wird durch Polarströmungen
immerfort erneuert, und zwar vorzugsweise vom Südlichen Eismeer her. Selbst
unter dem Äquator beträgt dämm die Bodentemperatur kaum mehr als +1°, in
4000 m Tiefe fast +2°. Der nördliche Atlantische Ozean ist thermisch besonders
bevorzugt. Unter 40° N hat er z. B. in 1000 m Tiefe + 7° Wafserwärme, während
der Stille Ozean in derselben Breite und Tiefe nur +3° aufweist. Der tägliche
Einfluß der Sonnenstrahlung ist bis in eine Tiefe von 180 m noch bemerkbar. Die
Durchschnittswärme der Binnenmeere ist in niedrigen Breiten höher als die der
offenen. An den tiefsten Stellen des Mittelmeeres beträgt sie noch +13°, im Roten
Meere bei 1500 m Tiefe noch +22°. Die wärmsten Tropenmeere haben an der
Oberfläche im Durchschnitt +30°, die Nordsee im August +15°.
§ 245. Wirtschaftliche Bedeutung der Meere. Ihre Bedeutung für den
Weltverkehr ist bereits (§ 216) hervorgehoben. Besonders wichtig ist der
Atlantische Ozean, dessen Ränder im nördlichen Teile durchschnittlich etwa
4000 km voneinander abstehen. Er ist sehr begünstigt vor dem Stillen Ozean,
da die pazifischen Küstengebiete zwischen Panama und Hinterindien um rund
die halbe Äquatorlänge voneinander entfernt find.
Die Meere sind die Hauptspender der Niederschläge auf der Erde.
Aber sie bringen uns auch unmittelbar Nutzen durch ihre tierischen, pflanz-
19*
288
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 246.
lichen und mineralischen Erzeugnisse. An Fischen, Muscheln, Krebsen,
Edelkorallen, Schwämmen usw. am reichsten ist der Atlantische Ozeans
ihm folgt nahe der nördliche Teil des Stillen Ozeans, der jedoch weit größere
Mengen an wertvollen Pelzrobben besitzt. Viel ärmer an Nutzfischen ist der
Indische Ozean, der dafür den anderen Meeren durch den Ertrag der
Perlenfischerei überlegen ist. Diese wird auch in den tropischen Teilen des
Atlantischen und des Stillen Ozeans mit Erfolg betrieben.
Die Gesamtausbeute der ozeanifchenFifcherei wird auf jährlich 1 Milliarde
Mark berechnet. Den Hauptanteil daran haben die Union (über 200 Mill. Mark),
Großbritannien, Kanada, Norwegen, Japan, Rußland-Finnland, Frankreich, Holland.
Das Deutsche Reich gewinnt nur für 50 Mill. Mark, etwa 5% der Gesamtausbeute.
Von pflanzlichen Erzeugnissen der Meere wird Seegras zum Polstern
und Seetang zu verschiedenen Zwecken gebraucht, au mineralischen Er-
Zeugnissen Seesalz, das in Salzgärten an den Küsten Italiens, Dalmatiens,
der Bretagne, Portugals, Oberguineas u. a. gewonnen wird.
§ 246. Das Meer hat dreierlei Arten von Bewegung: 1. Wellen, 2. Ge-
zeiten, 3. Strömungen.
1. Die Wellen werden hervorgerufen durch den Druck des Windes auf den Wasser-
spiegel. Sie bestehen aus Wellenbergen und Wellentälern. Sie haben nur
eine vertikale Bewegung, und dämm bleiben Gegenstände, die im Meere schwimmen,
an derselben Stelle, soweit sie nicht von Strömungen, Wind und Flutwelle fort-
getrieben werden. Nach dem Trägheitsgesetze setzt sich die Wellenbewegung auch
nach dem Aufhören des Windes fort. Sie heißt dann Dünung. Je nach der Stärke
des Windes, der Tiefe und Größe des Meeres sind die Wellen von verschiedener Höhe.
Die höchsten, an 15 m, sind in der Nähe des Kap Hoom gemessen. Die Wellen-
länge beträgt das Fünf- bis Zwanzigfache der Höhe.
2. Die Gezeiten, Tiden, oder Ebbe und Flut werden bewirkt durch die an-
ziehende Kraft des Mondes und in schwächerem Grade auch der vierhundertmal
weiter entfernten Sonne auf die Erde. Tag für Tag ziehen mächtige, aber flache
Meeresanschwellungen im allgemeinen westwärts (entgegengesetzt der Achsen-
drehung unseres Planeten) um den ganzen Erdball und erzeugen an den Küsten ein
regelmäßiges Steigen und Sinken des Seespiegels, Flut und Ebbe. Jede dieser
Erscheinungen dauert 6 Stunden 12Vs Minuten, d. i. ein Viertel der Zeit, in der
der Mond einmal um die Erde sich zu bewegen scheint. Sie sind auf hoher See nicht
wahrzunehmen, dagegen um so mehr an Flachküsten, die zur Ebbezeit trocken liegen,
zur Flutzeit weithin vom Meere bedeckt werden. Am höchsten tritt die Flut auf zur
Zeit des Neumondes und des Vollmondes, zweimal in jedem Monat, wenn Sonne
und Mond im gleichen oder im direkt entgegengesetzten Sinne wirken. Diese
Flut heißt Springflut. Dann überschwemmt „Hochwasser" den flachen Strand.
Wenn zu dieser Zeit starke Winde vom Meere her wehen, entstehen gefährliche
„Sturmfluten". Am niedrigsten, auch zweimal in jedem Monat, ist die Flut zur Zeit
der Mondviertel, weil alsdann die anziehende Kraft des Mondes mit derjenigen
1 Alles, was von winzigen Lebewesen vornehmlich in den oberen Schichten willenlos
als ein Spiel der Wellen und des Windes umhertreibt, heißt Plankton (vom griechischen
plazein — umherirren machen). Seinen Massen folgen als ihrem Nahrungsspender die
Scharen der kleinen Fische (Sardinen, Heringe u. a.).
§ 246.
3. Die Wasserhülle.
289
der Sonne sich kreuzt. Dann entsteht nur eine taube oder Nippflut, und der
flache Strand ist meerwärts weithin trocken, er hat „Niedrigwasser". Der mittlere
Stand zwischen Hoch- und Niedrigwasser, das „Mittelwasser"^ wird aus einer
langen Reihe von Pegelmessungen berechnet. Im Mittel beträgt der Höhen-
unterschied zwischen Flut- und Ebbespiegel selten mehr als 2—4 m, bei Bremer-
haven 2,3 m.
Ohne die Gezeitenbewegung wären viele Häfen für Seeschiffe unerreichbar.
Die Flutwelle trägt die großen Schiffe weit flußaufwärts, so in der Elbe 150 km, in
der Weser 70 km. Im Amazonenstrom dringt die Flutwelle als Pororöca gar an
1000 km stromaufwärts. Besonders hoch steigt die Flutwelle in den sich verengenden
dreieckigen Busen, bis gegen 16 02 im Bristolkanal, in der Fundy-Bai sogar 21 m.
Um so schwächer ist sie dagegen in Binnenmeeren, so in der Ostsee bei Springflut
nur etwa 0,i m.
3. Die Strömungen oder Triften (von treiben, niederdeutsch Driften) bestehen
in einem andauemden, stromähnlichen, aber im allgemeinen langsamen Fließen des
Wassers nach bestimmten Richtungen. Sie sind meist viele Kilometer breit und
verdanken ihren Ursprung hauptsächlich der anhaltenden, wagerechten, also schiebenden
Einwirkung der Winde. Besonders die Passatwinde (§ 259) erzeugen Meeres-
strömungen. Auf die Richtimg wirken die Gestalt der Küsten und die Erdrotation
ablenkend ein. Zum Ersatz des durch den Wind fortgetriebenen Wassers der Triften
strömt anderes Wasser herbei, und so entstehen Gegenströmungen, die Ausgleichs-
oder Kompensationsströme genannt sind. Dadurch haben die Ozeane ineinander-
greifende Systeme von kreisähnlichen Strömungen erhalten.
Die Karte zeigt eine doppelte Kreisströmnng im Atlantischen und im
Stillen Ozean. In beiden findet sich auch als Ausgleichsströmung die äquatoriale
Gegentrift, die im Atlantischen Ozean Guineastrom heißt. Im Indischen Ozean gibt
es nur südlich vom Äquator einen Kreislauf der Meeresströmung.
Die Geschwindigkeit der Südäquatorialtrift im Atlantischen Ozean erreicht täglich
etwa 30 km.
Ersatz für das vom Winde fortgetriebene Wasser bringen auch das kalte Auftrieb-
Wasser, das im Rücken des Windes aus der Tiefe aufsteigt, und besonders die kalten
Meeresströme aus den Polarmeeren, die auch Eisberge in wärmere Breiten tragen.
Ihre Wassermassen werden allmählich erwärmt und gehen in die warmen Triften
über, so daß der Kreislauf ununterbrochen ist.
Die Äquatorialtriften sind warm (der Golfstrom bis zu 30°), dunkelblau und
salzreich, die Polarströme sind kalt, grünlich und salzarm.
Bedeutung der Meeresströmungen. Kalte und warme Strömungen wirken
beträchtlich auf die Klimate der Erde. Europa und insbesondere Norwegen verdankt
seine klimatische Bevorzugung dem Golfstrom, die Westküste Nordamerikas dem
Küro-Schw (d. i. japanisch = Dunkelblaue Salzflut). Die warmen Strömungen ver-
hindern insbesondere die gleichmäßige Temperaturabnahme des Wassers und der
darüber lagemden Luft vom Äquator nach den Polen hin. Die Häfen an den von
warmen Meeresströmungen getroffeneu Küsten bleiben das ganze Jahr hindurch
* Nach dem Mittelwasser wird die absolute Höhe der Landerhebungen gemessen. In
Preußen geschieht dies seit 1879 nach dem „Normal-Höhenpunkte" der Berliner Stern-
warte. Genau 37 m unter diesem liegt der preußische „Normal-Nullpunkt", N.N., der nach
bei: ursprünglichen Annahme dem Normal-Nullpunkte des Amsterdamer Pegels entsprechen
sollte. Er liegt jedoch 0,04 m darunter.
290
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 247.
eisfrei, wie ein Vergleich der norwegischen Häfen mit denen der Ostsee dartut. Die
kalten Ströme drücken die Temperawr herab, z. B. an den Westküsten Südafrikas
(Bengnelaftrom) und Südamerikas (Perüstrom). Bedeutend ist auch der Einfluß
der Meeresströmungen auf die Verbreitung der Pflanzen (Kokospalme) und der Tiere.
Wo warme und kalte Strömungen aufeinandertreffen, entstehen die ergiebigsten
Fischereigründe, z. B. auf der Bank von Neufundland. Die warmen Strömungen
spenden den waldlosen arktischen Gebieten auch Treibholz. Wichtig sind die Meeres-
strömnngen endlich für Seefahrer, hauptsächlich für Segler, indem günstige Strömungen
benutzt und ungünstige vermieden werden können.
71. Geiser auf Island.
c) Die Gewässer des Landes.
§ 247. Das als Niederschlag auf die Erde fallende Wasser verdunstet
teils sofort wieder, teils wird es von den Pflanzen aufgesogen, teils sickert
es in den Boden, bis es auf eine undurchlässige Erdschicht trifft, bildet das
Grundwasser und tritt an einer günstigen Stelle als Quelle wieder hervor.
Je toniger der Boden ist, um so weniger läßt er das Wasser durchdringen,
je kalkhaltiger, zerisfener und lockerer dagegen, um so schneller zieht er das
§ 248.
3. Die Wasserhülle.
291
Wasser in die Tiefe. Beispiele bieten die Karstlandschaften mit ihren Dolmen,
unterirdischen Flüssen, Höhlen und periodischen Seen (Zirknitzer).
Solche unterirdische Wirkungen des Wassers sind nur daraus erklärlich, daß es
nicht nur mechanisch, sondem auf manche Gesteine auch chemisch wirkt, auflösend
und zersetzend, so besonders auf Kalk- und Salzgesteine. Ebenso erklärt es sich, daß
zahlreiche Quellen auf ihrem unterirdischen Wege sich mit gelösten Bodenteilen oder
Mineralien beladen. Führen sie diese in nutzbarer Menge mit sich, so heißen sie
Mineralquellen und bei einer Verwendung zu Heilzwecken Heilquellen. Je
nach ihrem wichtigsten Mineral bezeichnet man sie als Sol-, Eisen- oder Stahl-,
Schwefel-, Natronquelle usw. Die bekanntesten in Mitteleuropa sind in Baden-
Baden (86°), Burtscheid (74°), Karlsbad (71°), Wiesbaden (69°), Ems (50°).
Kalt nennt man die Quellen, wenn ihr Wärmegrad nicht höher ist als
die mittlere Jahreswärme des Ursprungsortes, warm (Thermen), wenn sie
diese übertrifft. Kochend heiße Springquellen (Kochbrunnen) steigen
nur in vulkanischen Gegenden und aus großer Tiefe empor. Sie sprudeln
meist nicht ununterbrochen, sondem periodisch. Großartige Beispiele weisen
die Nordinsel von Neuseeland, der Nationalpark am VellowstoneWloston^-
fluß (Bild 9) und namentlich Island auf, wo der Große Geiser (isländische
Sprudler) eine mächtige Dampfsäule und eine bis 89° heiße Wassersäule von
3 m Dicke über 30m hoch in die Luft schleudert ^ (Fig. 71).
In erster Linie hängt die Wassermenge der Quellen von der Menge der Nieder-
schlage ab. Jedoch können selbst in Wüsten und aus beträchtlicher Tiefe Quellen
durch Bohrbruunen (Artefi-
sche Brunnen2) zutage geführt
undurchlässigen Schichten künstlich a, c und d undurchlässige Schichten — b wasserführende Schicht.
durchbohrt, so steigt das Wasser
aus den unteren wasserführenden Schichten in den Röhren als Springquell empor
(Fig. 72). Namentlich in der Sahara bestehen solche Artesische Brunnen seit
uralten Zeiten und verwandeln Wüstenstrecken in ertragreiches Dattelland. In China
reichen einige bis 900 in in die Erde hinab.
§ 248. Das Wasser der Quelle fließt nach dem Gesetze der Schwerkraft
abwärts. Es folgt dabei der Neigung des Geländes, indem es nach der jedes-
mal tiefsten Bodensenke in unmittelbarer Nähe eilt. So beschreibt das fließende
Wasser immer den Weg einer Schlangenlinie. Da nun die der ersten Quelle
benachbarten Quellen ebenfalls dem jeweils tiefsten Punkte zustreben, so
vereinigen sich mehrere Quellabflüsse und bilden gemeinsam einen Bach,
1 Einmal sind sogar 70 m Höhe beobachtet.
2 So genannt, weil solche Brunnen in Europa zuerst in der französischen Grafschaft
Artois un Jahre 1126 angelegt wurden. 1
werden. Sind nämlich Wasser-
führende Schichten von sich
weit erstreckenden, undurchlässigen
Schichten überlagert, so kann das
Wasser nicht von selbst als Quell
zutage dringen. Werden nun die
72. Artesischer Brunnen.
292
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 249.
mehrere sich vereinigende Bäche einen Fluß. Die größeren Flüsse heißen
Ströme, die den Hauptstromadern zueilenden kleineren Flüsse Neben-
slüsse. Ein Strom mit allen seinen Flüssen, Bächen und Quellen bildet ein
Stromnetz. Unter Stromgebiet versteht man den ganzen Umfang des
Landes, aus dem ein Strom gespeist wird. Die Linie, die zwei Stromgebiete
voneinander scheidet, heißt die Wasserscheide. Küstenflüsse entspringen
in der Nähe der Küste und ergießen sich nach kurzem Laufe ins Meer. Steppen-
flüffe erreichen das Meer nicht, sondern verdunsten auf dem Lande, z. B. in
der Turäuifcheu Steppe.
§ 249. Jeder Fluß hat sein Flußbett, d. i. die Rinne, die er sich gewählt hat und
die er gewöhnlich ausfüllt, seine beiden User, die als rechtes und linkes bezeichnet
werden, indem man stromabwärts sieht, und sein Gefälle, d. i. der Höhen-
unterschied zweier Punkte seiner Oberfläche an verschiedenen Stellen seines Laufes.
Zuweilen bildet er auch Wasserfälle, wenn er über felsige Schichten hinwegstürzt,
und Stromschnellen, wenn sich sein Bett plötzlich bedeutend verengt. Bei größeren
Flüssen unterscheidet man einen Ober-, Mittel- und Unterlauf.
Der Oberlauf ist hauptsächlich Sitz der erodierenden oder auswaschenden
Kraft des Flußwassers. Hier ist das Gefälle größer, und so werden die härtesten
Gesteine vom Flusse durchnagt und das Bett zu Rinnen und Schluchten vertieft.
Eigentümlich ist allen Gebirgswassern, daß die talbildende Auswaschung auch rück-
wärts nach der Quelle zu stattfindet. Auf diese Weise werden Gebirgssättel durchsägt.
Neben der Erosion ist im Oberlaufe die forttragende oder transportierende
Kraft des Flusses besonders groß, denn beide Kräfte des Flusses hängen wesentlich
vom Gefälle ab. Nicht nur die lockeren, durch Regen und Schneeschmelze ihm zu-
geführten Teile und den eigenen Sand und Kies schafft er talabwärts, sondern auch,
namentlich bei Hochwasser, Steine bis zu den größten Felsblöcken (Fig. 75).
Im Mittellaufe sind beide Kräfte des Flusses im Verhältnis und im Gegen-
satz zu semer Wassermasse geringer geworden. Insbesondere werden nur kleinere
Geschiebe weitergetragen, die größeren dagegen sinken hier zu Boden. An Stelle
der Vertiefung des Flußbettes tritt die Verbreiterung.
73. Durchschnitt durch einen Mutz mit Dämmen.
Im Unterlaufe ist, abgesehen vom Hochwasser, die erodierende Kraft gering,
hier werden in erster Linie die Sinkstoffe abgelagert und das Bett erhöht. Daher
sind hier einerseits Eindämmungen des Flusses wie am Niederrhein und am unteren
Po nötig, um Überflutungen der Uferlande zu verhüten, anderseits Ausbaggern,
um die Fahrrinne für die Schiffahrt tief genug zu erhalten (Fig. 73). In diesem
Laufe bildet der Fluß auch Flußinseln (Werder, Auen, Kämpe).
§ 250—251.
3. Die Wasserhülle.
293
§ 250. Uberragen die an der Flußmündung abgesetzten Sinkstoffe den Wasser-
spiegel, so entsteht ein von Flußarmen durchzogenes Schwemmland, ein Delta.
Beim Nil ähnelt die Schwemmlandschaft einem Dreieck. Daher stammt der
von dem griechischen Buchstaben A (Delta) hergenommene Name. Ein anderes
Aussehen gewährt dagegen das Delta des Mississippi, das den Zinken einer Gabel
ähnelt. Die Flußarme des Deltas versanden leicht, dann sind für die Schiffahrt
Kunstbauten nötig, wie bei der Sülina, dem Mississippi. Manche sinkstoffreiche Ströme,
wie der Amazonenstrom, schütten kein Delta auf und bilden eine trompetenförmige
Mündung. Hinderungsgrund ist bei der Themse, der Weser, der Elbe die Wirkung
der Gezeiten, die den Tieflandflüssen meist eine trichterförmige Mündung schaffen.
Künstliche Verbindungen zwischen Flüssen stellen die Kanäle her. Selten sind
natürliche Verbindungen, Gabelungen oder Bifurkationen, durch die ein Fluß
sein Wasser in verschiedene Stromgebiete entsendet (Easiqniare [Jaffifiate]).
§ 251. Stehende, vom Lande umschlossene Wasseransammlungen nennt
man Landseen, schlechtweg Seen.
Die meisten, namentlich die kleineren Seen sind Ausfüllungen von Boden-
Vertiefungen, die im Gebiet eiszeitlicher Vergletscherung massenhaft durch Gletscher
und Strudelwasser entstanden (Fig. 77), mit Flußwasser oder Grundwasser, oder
sie sind durch Abdämmung von Flüssen durch Moränen, Gletscher, Bergstürze, Lava-
ströme entstanden. Am zahlreichsten finden sie sich in den Ländern, die in der Eiszeit
von Gletschermassen überzogen waren, wie in Finnland, Skandinavien, Nordrußland,
auf den Baltischen Seenplatten, in Schottland, Irland, in den Mpen uud an ihrem
Rande (Gebirgs- und Gebirgsrandseen), sowie in Nordamerika.
Andere und besonders die größeren Seen sind Reste einstiger Meere. Noch in
der Quartärzeit hing der Kaspisee mit dem Schwarzen Meere zusammen. Trotz
des Zusammenschrumpfens ist dieser der größte aller Landseen (Tabelle S. 294).
Die meisteu syrischen und ostafrikanischen Seen sind Wasseransfullnngen einer
Grabensenknug, ebenso auch der tiefste Landsee, der Baikal. In den Restseen
findet man zurückgebliebene Meeresgeschöpfe, teils versteinert, teils noch lebend.
Nach der Beschaffenheit des Wassers unterscheidet man Süßwasser-
seen, die bei weitem die Mehrzahl bilden, und Salzseen. Zu diesen ge-
hören auch, soweit sie nicht Brackwasser (d. i. ein Gemenge von Fluß- und
Meerwasser) enthalten, die Haffe oder Lagunen (vom lateinischen lacus),
flache Strandseen, die durch schmale, langgestreckte, meist Dünen tragende
Uferwälle, die Nehrungen oder Lidi, vom Meere getrennt sind und nur
durch schmale Straßen ihr Flußwasser in das Meer ergießen. Beispiele
bietet die deutsche Ostseeküste, der Golf von Venedig und der Golfe du Lion.
Jeder Landsee ohne einen Abfluß, der das Salz hinausspült, muß zuletzt
ein Salzsee werden, denn bei der Verdunstung bleibt das Salz im See zurück.
Der Elton-See in der Kaspischen Senke besitzt eine gesättigte Sole (28,s%),
das Tote Meer an der Oberfläche 21,7% Salz.
Die Seenflächen der Erde nehmen ab durch Zuschüttung mit den Sink-
ftosfen der Flüsse, durch Vermoorung, Verdunstung, Abfluß. Die rückwärts-
schreitende Erosion des Abflusses sägt nämlich den den See eindämmenden
Riegel immer tiefer ein. Viele Moore und Sümpfe sind früher Seen gewesen.
294
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 252—254.
Größe und Tiefe einiger Seen in abgerundeten Zahlen.
Größe in qkm Tiefe in m Größe in qkm Tiefe in m
Kaspisee . . . 440000 1100 Tanganjika. . . 35000 300
Oberer See . . 80000 300 Baikal..... 35000 1600
Aräl-See . . . 68000 60 Njassa..... 26000 an 800
Viktoria-See . . 68000 an 100 Lädoga . . . . 18000 250
Hurou-See. . . 60000 200 Bodensee. . . . 540 250
§ 252. Wirtschaftliche Bedeutung der Landgewässer. Die Niederschläge
sind Erzeuger des Lebens auf der Erde. Wo sie fehlen, wird das beste Land
zur Wüste. Die Flüsse spenden befruchtende Feuchtigkeit weithin längs ihrer Ufer
(Nil, Ganges), bilden natürliche Verkehrsstraßen, liefern mit ihrem Gefälle Kraft
zum Treiben von Mühlen und Fabriken und locken so die Menschen zur Ansiedlung
an. Wo eine wichtige Landstraße einen Fluß kreuzt, entstehen blühende Flußhäfen
(Mannheim, Mainz, Köln, Ruhrort, Riesa), in denen der Austausch naher und femer
Handelswaren eine wichtige Pflegstätte findet. Für große Festlandsräume wie
Rußland, China, Amazonien bilden die schiffbaren Flußläufe die wichtigsten oder
gar die einzigen großen Verkehrsstraßen. Auch die Seen reizen die Menschen zur
Ansiedlung und zum Güteraustausch über das Wasser. Wo eine wichtige Landstraße
ihr Ufer trifft, entsteht ein Handelsplatz (Bodensee, Kanadische Seen).
§ 253. Ein Teil des Wassers befindet sich in gefrorenem Zustand
entweder als Eis, und zwar auf dem Lande überwiegend als Gletschereis (vom
lateinischen glacies), oder als Schnee. Unter Schneelinie versteht man die
Gebirgshöhengrenze, oberhalb deren der Schnee auch im Sommer liegen
bleibt. In hohen Breiten senkt sie sich stellenweise bis an den Meeresspiegel.
Die im Gebirge angehäuften Schneemassen, hauptsächlich die unterhalb der
Schneelinie, werden außer durch Auftauen durch die Lawinen entfernt. Die
winterlichen und bei weitem mächtigeren Staublawinen bestehen aus lockerem Schnee-
staub. Die besonders im Frühjahr niedergehenden Grundlawinen wälzen die Schnee-
decken steiler Abhänge samt den Geröllmassen zu Tale.
§ 254. Aus den Schneelagem des Gebirges oberhalb der Schneegrenze bildet
sich durch den Druck der Schneemassen, auch durch Schmelzen und Wiedergefrieren
der dichte, kömige und schmiegsame Firn, Eis, das, dem Gesetz der Schwere folgend,
in die Tiefe drängt und sich in den ausgedehnten Mulden des Hochgebirges allmählich
als Firnmeer ansammelt. In die Talrinnen und somit in wärmere Gegenden
vorrückend, bildet der Fimstrom einen Gletscher (Fig. 65, 74, 75).
Die größte in den Alpen gemessene Geschwindigkeit der Gletscher beträgt 1,3 m
in 24 Stunden, ihre jährliche Durchschnittsgeschwindigkeit etwa 100 m. Aus den
Gletscher geratene Gesteinstrümmer sammeln sich auf seiner Oberfläche an und bilden
Stein- und Schuttwälle, Moränen (Fig. 74, 75). Diese fassen als Seiten-
moränen den Gletscher ein, während sie als Mittelmoränen das Zusammen-
fließen mehrerer Eisströme anzeigen, als End- oder Stirnmoränen in Gestalt
von Steinwüsten dem unteren Ende des Gletschers vorgelagert sind und als Grund-
moränen durch den Gletscherlehm die Trübung der Gletscherbäche veranlassen.
Diese bilden sich aus dem Schmelzwasser der Gletscher, brechen aus seiner Zunge,
§ 254.
3. Die Wasserhülle.
295
meist durch ein hohes, gewölbtes, blaues Eistor, das Gletschertor, hervor und
sind gerade im heißesten Sommer die sichersten Emährer der Ströme, so des Rheines.
Das Zungenende wandert nach längeren Zeiträumen größerer Feuchtigkeit weiter
nach unten, nach trockenen Jahren zieht es sich zurück (Fig. 65, 75, Buntbild S. 94).
74. Der Fiescher Gletscher im Berner Oberlande.
Von der Stock-Alp (1900 m) überschaut der Wanderer den ö. Nachbar des Großen Aletschgletschers, die 7 Km
lange, fast durchweg mit gleichem Gefälle fließende Zunge des Fiescher Gletschers, der durch die Mittel-
moräne in zwei ungleiche Bänder geteilt ist. In der Achse des Gletschers liegt die weiße Pyramide des
Oberaarhorns (3650 m).
Moränen diluvialer, der Eiszeit (§ 236) angehörender, früherer Gletscher zeigen
die Bilder 13, 50, 95—97,111. Oft hat der Moränenschutt einen Damm aufgerichtet,
hinter dem sich die Gewässer zu einem Stausee angesammelt haben. Auch haben die
Grundmorünen oft Vertiefungen, und sehr häufig sind durch die Schmelzwasser des
Gletschers Rinnen oder kolkartige Strudellöcher ausgewaschen (Fig. 76, 77, Bild 95).
Auch viele Zeugen der abhobelnden Tätigkeit eiszeitlicher Gletscher find in den Rund-
höckerformen der Berge, in Schliffen und Schrammen der Felsen sowohl in deutschen
Mittelgebirgen als auch im Norddeutschen Flachland erhalten (Fig. 78, Bild 11).
Da, wo in hohen Breiten die Gletscher mit ihren unteren Enden das Meer be-
rühren, „kalben" ungeheure Eisblöcke von ihnen ab und werden als Eisberge, zu-
weilen mehr als 39 m über und 250 m unter die Oberfläche des Wassers reichend,
durch die Meeresströmungen in wärmere Meere getragen, wo sie allmählich schmelzen.
Grönland und Alaska entstammen vor allem diese in wärmeren Meeresräumen
Nebel erzeugenden Schrecknisse der Schiffahrt. In Grönland stellt das Inlandeis,
das als Uberrest der Eiszeit die Insel bedeckt die Vorratskammer dieses Eises dar.
_ 1 Die Felder von Packeis in den Polarmeeren bilden sich durch Gefrieren des Meer-
Wassers, _ wobei das Salz ausgeschieden wird. Von diesen Feldern sondert sich das Treibeis
ab, das im Atlantischen Ozean bis 50° N, von S her bis in die Nähe des Nadelkaps gelangt.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 19a
296
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 254.
75. Gletschertor im Suldental.
Der vom Ortler herabfließende Gletscher bildet einen gewaltigen, blau schimmernden Torbogen, aus dem
die durch die Spalten herabsickernden Schmelzwasser abfließen und die Moränenmassen ins Tal hinabspülen.
76. Gletschertöpfe im Gletschergarten zu Luzern.
Der 9,5 m tiefe und 8 m irrt Durchmesser zählende Gletschertopf ist der größte und schönste, der bisher aus
der Eiszeit aufgefunden ist. Das in die Gletscherspalten dröhnend stürzende Schmelzwasser hält sich, auch
wenn die Spalte sich schließt, ein zylindrisches Loch bis zum Grunde des Gletschers offen, und da die
Gletscherspalten und Schmelzbäche meist jedes Jahr an derselben Stelle sich bilden, so wirken auch die Strudel-
wasser jahraus, jahrein, vom Frühling bis zum Herbst meist an denselben Stellen oder doch in deren Nähe
und wirbeln die in die Tiefe gefallenen Moränenblöcke auf dem Grundgestetn herum, bilden „Gletscher-
mühlen" und Strudellöcher auf dem Grunde, die verschieden groß sind nach der Kraft des herabstürzenden
Wassers, nach der Härte der Mahlsteine und der Dauer des Mahlens. Im Luzerner Gletschergarten, wo
der Gletscher ein Querriff im Tale übersteigen mutzte und zahlreiche Furchen, Ritzen und Schrammen mit
den Blöcken seiner Grundmoräne in den Sandstein eingrub, befinden sich auf 500 qm 32 Strudellöcher.
Auf dem Grunde des abgebildeten Riesentopfes sind die Kessel mehrerer Gletschermühlen sichtbar, die zwischen
sich Felsenrippen übriggelassen haben.
§ 254.
3. Die Wasserbälle
297
77. Der Hechtsee westlich von Feldberg in Mecklenburg-Strelitz, von Osten nach Westen gesehen.
Der Hechtsee ist wie zahlreiche andere ab- und zuflußlose Seen der Baltischen Seenplatte nur eine Vertiefung
in der Grundmoräne eines eiszeitlichen Gletschers. Der Boden solcher Seen besteht, wie das llfergelände,
aus welligem Eeschiebemergel von großer Dichte und Festigkeit.
78. Gletscherschrammen auf dem Muschelkalk bei Rüdersdorf, östlich von Berlin.
Beim Vorrücken des mächtigen Inlandeises wurden die weichen, verschiebbaren Schichten durch den Druck
in ihrer Lage mannigfach gestört, die festen Gesteinskuppen dagegen durch die in der Grundmoräne des
Gletschers eingeschlossenen Steinschuttmassen zu plumpen, runden Höckern abgehobelt. Dabei ritzten und
schrammten die gröberen Geschiebe den anstehenden Felsen, während der Sand ihn glättete. Die Richtung der
Schrammen zeigt die Bewegungsrichtung des Gletschers. — Fig. 77, 78 nach Photogr. von F. Wahnschaffe.
298
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 255—256.
4. Die Lufthülle der Erde.
a) Luftwärme.
§ 255. Die Luft, die die Erde bis zu einer Höhe von 200—300 km um-
geben mag, besteht aus 21% Sauerstoff, 78,96% Stickstoff und 0,04% Kohlen-
säure mit geringer Beimischung von Ammoniak und Ozon. Ihre vor allem
in Betracht kommenden Eigenschaften, die meteorologischen Elemente,
sind Wärme, Druck (Schwere) und Feuchtigkeit. Die Lehre von den Erschei-
nungen des Luftmeeres heißt Meteorologie, d. i. Wetterkunde.
§ 256. Ein Teil der Wärme, die die Sonnenstrahlen bringen, wird ihnen
schon auf ihrem Wege durch die Lufthülle von dieser entzogen. Die eigentliche
Wärmequelle ist die durch jene Strahlen erwärmte Erdoberfläche, die die
empfangene Wärme an die aufsteigenden Luftströme und namentlich an die
unteren Luftschichten abgibt.
79. Einfallswinkel der Sonnenstrahlen 80. Sonnenstrahlen aus gleichen Räumen
in Leipzig. verschiedener Breite.
Je näher der Einsallswinkel der Sonnenstrahlen (Fig. 79) einem Rechten
kommt (Fig. 80), desto kräftiger bestrahlen sie die Erdoberfläche (E), denn einen
um so kürzeren Weg haben sie durch die Lufthülle (L) zurückzulegen, und um so weniger
Wärme geben sie an diese ab. Die um die Zeit der Nachtgleichen nahe den Polen
sast parallel mit der Erdoberfläche einfallenden Strahlen spenden dieser kaum irgend-
welche Wärme. Dazu kommt, daß die Strahlenbündel, je schräger sie einfallen,
sich über einen um so größeren Raum der Erdoberfläche zerstreuen und dementsprechend
an Wirksamkeit verlieren, wie die Gleichheit des Raumes für 3, 9 und 12 Strahlen
in Fig. 80 dartut. Aus diesen Gründen wird die Erde innerhalb der Wendekreise
am meisten und am gleichmäßigsten erwärmt, und die Temperatur nimmt im all-
gemeinen vom Äquator nach den Polen hin ab, sie ist also zunächst von der geo-
graphischen Breite abhängig.
Sodann erwärmt sich das Land schneller und stärker als das Wasser. Darum
liegen die heißesten Teile der Erde auf der größten Landmasse, der Alten Welt, und
§ 257.
4. Die Lufthülle der Erde.
299
innerhalb der Tropen. Die innere Sähara und der nördliche Sudan zeigen +30°
im Jahre, 35° im Juli, ähnlich ist es in Arabien, Mesopotamien, Nordwestvorderindien
und Iran. Aber das Land erkaltet auch weit schneller und stärker als das Meer.
Damm findet sich der im Jahresdurchschnitt kälteste Punkt, abgesehen von den höchsten
Breiten Grönlands, ebenfalls auf der größten Landmasse, nämlich bei Werchojansk
in Ostsibirien, mit —17° im Jahre und —51° im Januar. Das Meer hat die geringste
Wärmeschwankung, das Land die größte. Die Temperaturextreme des Landes
entfemen sich am meisten voneinander, in Werchojansk bei einem Juli von 4-15°
durchschnittlich um 66°.
Die Luftwärme nimmt ferner ab mit zunehmender Höhe über dem
Meeresspiegel, da die mit wachsender Höhe dünner werdende Luft die Wärme nicht
festzuhalten vermag. In Deutschland beträgt die Abnahme etwa 0,6° auf je 190 m.
Im Winter findet jedoch im Gebirge vielfach eine Temperaturumkehr statt.
Die Berge sind dann oftmals wärmer als die Täler, auf deren Sohle eine Schicht
kalter Luft lagert, die nicht entweichen kann. Da außerdem die Sonnenbestrahlung
infolge der dünneren Luftschicht auf den Bergen stärker ist, so finden sich in geschlitzt
liegenden Höhengegenden im Bereiche des Sonnenscheins frühlingsgleiche Tempe-
ratnren, die besonders Brustkranke anlocken, dort einen Winterknranfenthalt zu
nehmen (Davös in den Rätischen Alpen, 1550 m u. a.).
§ 257. Die Mittelwerte der Temperatur werden gefunden, indem man zunächst
die Temperatur der einzelnen Tage nach mehrfachen Beobachtungen feststellt und dann
zur Ermittlung des Monats- und des Jahresmittels fortschreitet. Sollen
diese Mittelwerte zur vergleichenden Schätzung für größere Räume dienen, so sind
sie auf das Meeresniveau zu reduzieren, d. h. es muß berechnet werden,
welches die Luftwärme des gegebenen Ortes sein würde, wenn er in 0 m Höhe läge,
damit die Wirkung, die die Lage über dem Meeresspiegel auf die Wärmeziffer aus-
übt, aus ihnen entfernt wird.
Die Linien, die Orte mit so gewonnener gleicher Mittelwärme auf den meteoro-
logischen Karten verbinden, heißen W är m e gl e ich e r oder Jsothermen (vom griechischen
1803 = gleich und thermos = warm). Die Jahres-Jsothermen allein können
leicht ein falsches Bild geben, darum bedarf es außer ihnen mindestens noch der
Juli- und der Januar-Isothermen. Die Isothermen schneiden die Parallel-
kreise unter den verschiedensten Winkeln, weil die Luft einmal von den mancherlei
Bodenarten teils schneller, teils langsamer, teils dauernder erwärmt wird, sodann
in ganz verschiedener Weise Wärme vom Lande und vom Wasser empfängt. Auch
die Meeresströmungen stören den normalen Verlauf der Isothermen beträchtlich.
Ein weiterer Störungsgrund ist die Oberslächengestaltung der Erde. Wäre sie völlig
gleichmäßig in bezug auf Höhe entweder nur von Wasser oder nur von einer Landebene
bedeckt, so würden alle Isothermen parallel dem Äquator verlaufen. Da sie aber in
Wirklichkeit sehr verschieden und sehr erheblich sich von den entsprechenden Parallelkreisen
entfemen, so besteht nur eine sehr beschränkte Berechtigung, die klimatischen Provinzen
der Erde je nach dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen einzuteilen (§ 256).
Wichtig für das Pflanzenleben ist sowohl die Sommerwärme wie die Winter-
kälte. Wo lange anhaltende Kälte nur eine kurze Vegetationszeit übrigläßt und
die Durchschnittstemperatur des wärmsten Monats unter 10° bleibt, gedeiht kein
Wald und kein Getreide mehr. Nur wenige organische Wesen aber können wie der
Mensch Temperaturschwankungen von 100° in einem Jahre vertragen.
300
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 258.
b) Luftdruck.
§ 258. Durch höhere Temperatur wird die Luft aufgelockert und darum
leichter, durch niedere zusammengedrückt und darum schwerer, und um so
stärker wird dann der Luftdruck. Ist dieser über irgend einem Gebiete
niedriger als über den umliegenden, so herrscht in diesem Tiefdruckgebiet
ein barometrisches Minimum, eine Depression oder eine Zyklone. In
einem Hochdruckgebiet herrscht dagegen ein Barometermaximum oder
eine Antizyklone (Fig. 81).
81.
Antizyklone und
Zyklone auf der
Nordhalbkugel.
^ K_
Da de Luftdruck nach oben abnimmt und demgemäß das Barometer mit der
Erhebung über den Meeresspiegel fällt, kann man es zu Höhenmessungen verwenden.
Die Mittelwerte des Luftdruckes werden für bestimmte Zeiträume und
Orte in ähnlicher Weise gewonnen wie die der Wärme, auf das Meeresniveau
reduziert, und dann zu Vergleichen in Übersichtstabellen und Zeichnungen zu-
sammengestellt (Fig. 83—85). Linien, die Orte gleichen Lustdmckes verbinden,
heißen Isobaren. Als höchster Luftdruck sind bis jetzt 803 mm in Jrkütsk beobachtet
worden, das in der Mitte der Januar-Jsobare von 775 mm liegt.
Nach dem Buhs [beis] Ballotschen^ Gesetze strömt die Luft von der
Gegend höheren Luftdruckes nach derjenigen niederen Druckes
und wird dabei durch die Achsendrehung der Erde auf der Nörd-
lichen Halbkugel nach rechts, auf der Südlichen nach links ab-
gelenkt. Jeder Nordwind muß auf der Nordhalbkugel allmählich zu einem
nordöstlichen, jeder Südwind zu einem südwestlichen werden und der Süd- und
Nordwind aus der Südlichen Halbkugel die entsprechende Ablenkung erfahren.
i Buys Ballot, Physiker zu Utrecht, f 1890, ist einer der Begründer der Wetter-
Vorausverkündigung oder Wetterprognose.
§ 259.
4. Die Lufthülle der Erde.
301
Alle Winde der Erde bewegen sich in Kurven und bilden Teile eines zusammen-
hängenden, geschlossenen Kreislaufes. Um jeden Punkt niederen Luftdruckes bildet
sich ein Wirbel, eine Zyklone, in dem die Winde der Mitte zustreben, um jedes Gebiet
hohen Druckes dagegen eine Antizyklone (Fig. 81). Die von einem Gebiete niederen
Druckes auswärts wirbelnde Luft drängt sich in der Höhe dicht zusammen, bildet hier
ein Druckmaximum und muß oben seitwärts abströmen: über jeder Zyklone der
unteren Schichten liegt in der Höhe eine Antizyklone.
Dreht man dem Winde den Rücken, so liegt das Minimum zur Linken etwas
nach vom, das Maximum hinten rechts. Wendet man dem Orte eines Minimums
das Gesicht zu, so wird man den Wind wahrscheinlich von links erwarten können.
Dies gilt für die Nördliche Halbkugel. Für die Südliche Halbkugel sind rechts und
links miteinander zu vertauschen.
Die sich über dem nördlichen Atlantischen Ozean bildenden Minima folgen den:
Laufe des Golfstroms und bringen auch im Winter die warme, feuchte Luft des
Meeres den Seeküsten Westeuropas, die dann an der rechten Seite des Wirbels liegen.
e) Windrichtungen.
§ 259. a) Um den Äquator reiht sich infolge der andauernden Hitze
gleichsam eine Kette von Punkten tiefen Druckes, und die aufwärts strebenden
und darum nicht fühlbaren erhitzten Luftströme schassen hier einen Windstillen-
oder Kalmengürtel, der sich etwa 10 Breitengrade weit nach N und S aus-
dehnt. S. die Januar- und Juli-Isobaren im Atlas!
b) In der Höhe strömen die durch die dort herrschende Kälte zusammen-
gepreßten Luftmassen als Gegenpassate ab, im N als Südwest-, im 8 als
Nordwestgegenpassat.
c) In den Raum der äquatorialen Minima strömen zum Ersätze die Nordost-
und auf der Südlichen Halbkugel die Siidostpassate. Sie herrschen je nach
dem Sonnenstande bis zu 27° oder 35° auf jeder Seite und reißen die aus
dem Gegenpassat sich senkenden Lustteile wieder nach dem Äquator zu mit sich.
6) Regelmäßig treten die Passatgürtel nur auf dem offenen Weltmeer
auf, weil die Luftdruckunterschiede über den Festländern und den Meeren
zwischen diesen besondere Winde erzeugen. Dazu gehören die Land - und
die Seewinde, die im Sommer auch au unseren Küsten wechseln. Tags
weht der Seewind nach dem erhitzten Lande, nachts der Landwind von den:
schneller erkaltenden Lande nach dem Meere.
e) Jenseit der Passatgürtel liegen die Gebiete veränderlicher Winde,
das Kampffeld zwischen Passat- und Gegenpassatströmungeu. Der nördliche
Atlantische Ozean erhält durch die vorherrschenden westlichen Winde sein
besonderes Gepräge.
Die Ruhe der Kalmen- und die Regelmäßigkeit der Passatgürtel wird auch ge-
stört durch furchtbare Wirbelstürme, die Taifune, die in Nordamerika Hurrikane
heißen und besonders starke und schnell wandernde Zyklonen sind.
Süd - und Südostasien beherrschen die Monsune. Im Sommer liegt eine
Depression bis zu 748 mm über dem Hochlande von Jnnerasien, und von allen Seiten
streben dann die schweren, feuchten Winde von den Meeren nach diesem Räume.
302
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 260—261.
Die vom Indischen und vom Stillen Ozean kommenden bringen den Ländem Süd-
und Südostasiens Regen und Wärme und sind die Förderer der Schiffahrt nach
Asien hin. Im Winter, wenn über einem umfangreichen Gebiete desselben Hoch-
landes ein Druck von 770 mm liegt und ein wolkenlos heiterer Himmel lacht, treten
umgekehrte Winde ein. Die schwere, kalte Luft fließt aus dem windstillen Innern
nach den Rändem ab1 und läßt die laue Luft vom Ozean nicht eindringen. Über
dem Indischen Ozean weht dann statt des sommerlichen Südwest- der winterliche
Nordostmonsün. Ähnliche Erscheinungen rufen Australien und Ostafrika hervor.
§ 26V. Zu den örtlichen Winden gehören 1. die Fallwinde, die über ein höher
gelegenes Land in ein Gebiet niederen Druckes hinabstürzen. Beim Übersteigen des
im Wege liegenden Gebirges oder Hochlandes regnen sie sich an der Luv (Wind)-
seite ab, kommen an der anderen, der Leeseite, als trockene Winde an und werden
beim Hinabsteigen in tiefere Schichten zusammengepreßt und immer wärmer. Ihren
Namen hat ihnen der im mittleren Teile der Alpen häufige Föhn gegeben, der
vom Mittelmeer über die Alpen steigt, sobald zwischen dem Golf von Biscaya und
Nordschottland ein bedeutendes Luftdruckminimum lagert. Umgekehrt braust der
Föhn durch die südlichen Alpentäler, wenn in Oberitalien ein besonders niedriger
Luftdruck herrscht. Die Föhnwinde treten jedoch nicht bloß in den Alpen auf. Man
kennt jetzt Föhnwinde im Aachener und im Neuwieder Becken, an der westlichen
Küste Japans, an der Walfischbai n. a. Der gewaltigste aber herrscht an der Ostseite
der Rocky Mountains, der Chinook ^tschinukj. Fällt ein solcher Wind von einem
kalten Hochlande herab, so zeigt er Erscheinungen wie die der eisigen Bora im öster-
reichischen Karstgebiet. Dahin gehört auch der Mistral in Südfrankreich. 2. Die
Tag- und Nachtwinde im Gebirge.
6) Niederschläge.
§ 261. Die Wassermassen, die in gewaltiger Menge an der Oberfläche
des Meeres, ferner auf Seen, Flüssen und Wäldern verdunsten, werden als
Wasserdampf von der Lust aufgesogen. Je wärmer die Luft ist, desto mehr
Wasserdampf kann sie aufnehmen. Hat sie ihren Sättigungsgrad, d. i. den Zu-
stand, in dem sie nicht mehr Wasserdampf aufzunehmen vermag, erreicht und
kühlt sich nun ab, so wird ein Teil des Wasserdampfes als Niederschlag
ausgeschieden, und zwar in dreifacher Weise: 1. als Tau, Reif oder Nebel,
2. als Regen, 3. als Schnee oder Eis (Hagel). Nur Luftströme, die aus
wärmeren Gebieten in kältere kommen, vermögen Niederschläge zu bringen,
und zwar entweder dadurch, daß die Luftschichten an Gebirgserhebuugen
emporsteigen müssen („Steigungsregen"), oder dadurch, daß warme Luft-
Massen mit kühleren zusammenstoßen.
Deshalb schütten Winde, die aus niederen Breiten in höhere wehen, am meisten
Regen ans, so der indische Südwestmonsun, der zugleich Steigungsregen abgeben
muß, indem er an den Gebirgen aufsteigt und so in kältere Luftschichten gelangt.
Die größten Regenmassen der Erde fallen im östlichen Bengalen, im Jahresdurch-
schnitt über 2 m, und die höchste durchschnittliche Regenhöhe auf der ganzen Erde ist
* Der Himalaja bildet eine Wetterscheide, er schützt Indien vor den kalten Winden.
§ 262—263.
4. Die Lufthülle der Erde.
303
in Tscherrapündschi (1250 m Meereshöhe) im unteren Knie des Brahmaputra ge-
messen mit 11,s m. Die zweitgrößte Regenhöhe ist am Kamerüngebirge mit 10 m
ermittelt. Das Tal des Maraüon, das Gebiet des Austral-Asiatischen Mittelmeeres,
Nordostmadagäskar und die Nigermnndungen haben mehr als 2 m Regenhöhe. Der
im Durchschnitt regenreichste Erdteil ist Südamerika.
Viel wichtiger als die Regenhöhe ist jedoch für das Pflanzenleben die Ver-
teilung des Niederschlages über das ganze Jahr.
Die Regenkarte lehrt, daß 1. die Niederschläge von der Küste nach dem Innern
in der Regel abnehmen, 2. alle Gebirge mehr Niederschlag empfangen als die an-
grenzenden Ebenen. Doch nimmt der Niederschlag nur bis zu einer gewissen Höhe
(in der Schweiz bis etwa 2000 m, im Deutschen Reiche bis 1300 m) zu, in höheren
Lagen dagegen wieder ab. Eine Regenkarte von Deutschland gleicht überraschend
der deutschen Gebirgskarte. Bei den Gebirgen wiederum sind die Luvseiten regen-
reicher und darum im nördlichen Mitteleuropa durchweg die stärker besiedelten
Haben sich die Winde an Gebirgen abgeregnet, so bringen sie der Leeseite Dürre.
Daher erklärt sich die Wasserarmut der Hochländer Junerasiens. Niederschlagsarm
bis zur Wüstendürre wird ferner das Innere von Nordafrika, die Atacämawüste und
das innere Australien, weil selbst seuchte Winde, die vom Meere eindringen, sich
durch Erwärmung auflockern und somit ihre Feuchtigkeit nicht abgeben.
e) Klimas
§ 262. Für das Klima eines Landes sind vier Faktoren bestimmend:
1. Die Besonnungsverhältnisse (§ 256), die das „solare Klima"
in drei örtlichen Hauptformen ergeben (Tropen-, gemäßigtes, Polarklima),
2. die Lage zu Land- oder Wasserflächen (Landklima, Seeklima),
3. die Lage über dem Meeresspiegel (Höhenklima),
4. die Lage zn den Zugstraßeu der Luftdruckmiuima und zu
den Gebieteu hohen Luftdruckes (Lage zu den Aktionszentren der
Atmosphäre).
§ 263. Im allgemeinen werden vier Klimagebiete unterschieden, obwohl es
kaum möglich erscheint, eine befriedigende Ein!eilung in wenige große klimatische
Bezirke zu geben.
1. Das Tropische Klimagebiet. Es wird begrenzt durch die Jahres-Jsotherme
von + 20°. S. den Atlas!
Bezeichnend ist für das tropische Klima im allgemeinen seine große Einheitlichkeit,
die regelmäßige Wiederkehr aller Witterungserscheinungen, der Gegensatz zwischen
übermäßiger Feuchtigkeit und Dürre, der Reichtum an Gewittern, die den Menschen
erschlaffende, feuchtwarme „Treibhausluft", die das ganze Jahr hindurch ziemlich
gleiche Dauer von Tag und Nacht und der schnelle, nur durch äußerst kurze Dämmerung
vermittelte Übergang vom Tage zur Nacht, und umgekehrt.
a) Im Kalmengürtel treten regelmäßig nach Mittag heftige, aber kurze
Gewitterregen ein, am heftigsten und ergiebigsten zur Zeit des Zenitstandes. In-
folge des Reichtums der Luft an Wasserdampf erscheint der Himmel weißlich.
_ 1 Dieses griechische Wort bedeutet ursprünglich die Biegung, Abflachung der Erde gegen
die Pole hin, dann die Himmelsgegend und die hiernach sich richtende Witterung.
304
D. Allgemeine Erdkunde,
§ 263.
b) Nördlich und südlich von diesem Gürtel liegt das Gebiet der Tropenregen.
Hier folgen die Niederschläge den Zenitständen der Sonne von Wendekreis zu Wende-
kreis, so daß sich zwei Regenzeiten im Jahre ergeben. Sie sind durch eine dürre
Zeit getrennt, in der die Passate in die wärmeren Gegenden wehen. Diese trockene
Zeit dauert in der Nähe der Wendekreise länger, weil hier die Zenitstände der Sonne
in kurzer Zeit aufeinander folgen. — Die östlichen Küstenländer erhalten auch in der
Trockenzeit Regen, weil ihnen die Passate von der See her Steigungsregen bringen,
während im Monsungebiete der Monsunwind sämtliche Küstenländer befeuchtet.
Daraus erklärt sich die Üppigkeit der Vegetation und der Reichtum der Ernten in
Vorder- und Hinterindien wie in China. Bleiben hingegen die sommerlichen Monsun-
regen aus, so sind Dürre und Hungersnot jedesmal die Folgen.
c) An den Grenzen der Tropenzone liegt ein Gürtel, in dem die aus kühleren
Breiten wehenden Passate zu allen Jahreszeiten herrschen. Infolgedessen gibt es
hier äußerst geringen Niederschlag, abgesehen von spärlich fallenden Gewitter-
regen. Das ist die,Gegend der großen Wüsten und Steppen. Der größte Wüsten-
gürtel zieht sich von der Sähara durch Arabien und Iran nach Hochasien, und die
Wüsten und Steppen Australiens, Südafrikas und des westlichen Amerikas gehören
hierher.
Eine Ausnahme bilden auch hier die durch den Passat befeuchteten Länder an
den Ostkllsten, nämlich die Gebiete um den Golf von Aden und das südliche Rote
Meer, wie der sehr feuchte mittelamerikanische Bezirk und Ostbrasilien, das im denkbar
schroffsten Gegensatze zu den trockenen Gebieten längs der Westküste steht.
Leitpflanzen der Tropenzone sind die Palmen, für die regenreichen Gebiete
außerdem Lianen. Die Gebiete mit längerer Dürre und von höherer Lage sind mit
Savannen bedeckt. Längs des Gmndwasserstreifens der Flüsse schneidet vielfach
in schmaler Linie der Urwald die Savanne (Galeriewald). Nach dem Wüstengürtel
hin wird die Savanne allmählich zur dürftigen, baumlosen Steppe, in Australien
zum dornigen Skrubgebiet. In der Wüste gedeihen nur an den Oasen die tropischen
Pflanzen, alles übrige Gebiet ist äußerst vegetationsarm.
2. Der Subtropische Gürtel liegt größtenteils in der Alten Welt, und zwar nördlich
vom Wüstengürtel als dessen Nachbar. Er steht im Sommer wie dieser unter der
Herrschaft des regenarmen Passats. Das Niederfallsgebiet dieses Windes schiebt
sich, dem Höhenstande der Sonne folgend, nach dem Äquator zu, und dann treten
an seine Stelle regenbringende Westwinde. So wandert in Italien die Regenzeit
vom Herbste an nach 8 und rückt im Frühjahr wieder nach N vor. Das ist bezeichnend
für das Mittelmeerklima. Ähnliche Verhältnisse zeigen der Südwestteil des
Kaplandes, Australiens und die entsprechenden Gebiete von Amerika.
Leitpflanzen dieses Klimagebietes sind in Südeuropa immergrüne Laub-
bäume, die Südfrüchte, der Ölbaum, die Zypresse und die Pinie.
3. In den Gemäßigten Zonen fallen im polwärts angrenzenden Gebiete der
veränderlichen Winde Niederschläge zu allen Jahreszeiten, und zwar in den
Küstengebieten größtenteils im Winter. Landeinwärts tritt allmählich zunehmend
das Regenmaximum im Sommer ein. Vier deutlich ausgebildete Jahreszeiten,
polwärts zunehmender Unterschied zwischen Tag und Nachts Maugel an
bedeutenden Gegensätzen zwischen Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und Dürre,
dazu die durch den Wechsel der Jahreszeiten ausgeübte, stärkende Anregung des
menschlichen Organismus sind die Kennzeichen dieses Gürtels, der zum Hauptsitze
der menschlichen Kultur in der Neuzeit geworden ist.
82. Polarlandschaft mit Bandli cht. Einförmigkeit der Kälte zeichnet das Polarklima aus. Wegen des geringen Wasserdampfes ist die Luft fast ohne Bewölkung,
aber mit einer Masse feinster Schneckristalle erfüllt. Die Winternacht wird zuweilen durch band- oder strahlenförmige Polarlichter erhellt. Das Meer liegt im Winter
unter dicker Eisdecke. Auf dem Lande herrscht das Inlandeis. Nur an besonnten Hängen taut der spärliche, staubartige Schnee auf. Am Südrande des arktischen Polar-
eises treten im Sommer Wasserläufe und mit schwarzem Staub gefüllte, runde Löcher im Eise auf. Die Gletscherzungen fließen ins Meer, brechen ab und schwimmen
als Eisberge in den Meeresströmungen fort. An der Küste brechen ganze Eiswände ab und „kalben" ins Meer.
Ö
52
C
CO
0
01
306
D. Allgemeine Erdkunde,
§ 264.
Dieser Gürtel wird auch Zone der vorherrschenden Westwinde genannt.
Sie bringen den westlichen Küsten viel mehr Feuchtigkeit, als die östlichen empfangen.
Leitpflanzen sind unsere mit Vorliebe zu dichten Waldbeständen vereinigten
Waldbäume: blattwechselnde, sommergrüne Laubbäume, Fichten, Kiefern, Heide-
und Moorpflanzen, Wiesen- uud Ackerfluren, Obstpflanzungen.
4. Die Kalte Zone oder das Arktische Klimagebiet, an Raum das kleinste,
reicht im 8 nicht an die Kontinente heran, hat aber im N bedeutenden Anteil an
Amerika und Asien. Der Südwestteil Islands und die uuter dem Einflüsse des Golf-
stromes stehenden Mstenlandschasten Norwegens bis über 70° N hinaus gehören
dem arktischen Klima nicht an. Der Umstand, daß die Sonne mindestens
einen ganzen Tag unter dem Horizont bleibt und mindestens einen
Tag nicht untergeht, kurze Dauer und niedrige Wärme des Sommers,
kaum merkliche Schwankungen in den Tagestemperaturen, Trockenheit
der Luft und Armut an Niederschlügen, Nebel über den offenen
Meeresteilen und dasselbe unveränderte Wintergepräge auch beim
Austauen des Packeises^ sind die bezeichnendsten Erscheinungen.
Die Niederschläge fallen als Schnee uud Eisnadeln und erreichen schon im
Britischen Nordostamerika, in Nord- uud Nordostsibirien nicht mehr 25 cm Regenhöhe
jährlich. Die Verdunstung des Polarmeeres ist infolge der Kälte sehr gering,
und obendrein erwärmen sich die polaren Luftströmungen, wenn sie äqnatorwärts
abfließen. Sie können also keinen Niederschlag abgeben.
Im allgemeinen kann man dieses Gebiet durch die 0°-Jahres-Jsotherme be-
grenzen. Sein innerer Raum steht unter der Herrschast des ewigen Eises, das
in steter Bewegung ist durch Zusammensriereu, Auseinanderbrechen und Über-
einanderschieben (Fig. 82). Es wird am Außenrande bald breiter, bald schmaler
umsäumt von den Tundren mit ihren Lagerpflanzen, Moosen und Flechten.
Die Grenze des Baumwuchses, die durch die Juli-Jsotherme von 10° bezeichnet
wird, greift in das Tundrengebiet über (f. den Atlas!).
Die lange Polarnacht wirkt ebenso erschlaffend und auf die Spannkraft lähmend
wie das ewige Einerlei der Tropenhitze. Sie erzeugt auf die Dauer Schlaflosigkeit,
während die große Kälte infolge der Windstille uud der Trockenheit der Luft weniger
empfunden wird. Das Arktische Klima an sich ist dem Menschen durchaus nicht nn-
zuträglich, jedoch im Sommer wegen der Mückenplage unangenehm.
§ 264. Je nachdem ein besonderer Einfluß auf das Klima einer Landschaft über-
wiegt, redet man von einem feuchten oder trockenen, Binnenlandsklima
(starke Gegensätze) oder Seeklima (gemilderte Gegensätze), Höhen- oder Tief-
lands-, gesunden oder ungesunden Klima.
Ungesund ist der Aufenthalt in sehr beträchtlichen Höhen, wo die Bergkrankheit
den Menschen befällt. Besonders aber bringt das tropische Klima den Menschen
Gefahren und zwar vornehmlich den Weißen. Die feuchtheißen Sümpfe der Tropen
verursachen Fieberkrankheiten, deren schlimmste Form das Schwarzwasserfieber ist,
ferner gefährliche Darmkrankheiten. Eine äußerst gefährliche Klimakrankheit in West-
afrika uud besonders im tropischen Amerika ist das Gelbe Fieber, in Süd- uud Vorder-
asien die Beulenpest und die Cholera. In Europa herrscht die Malaria in den Sumpf-
gebieten Mittel- und Süditaliens.
1 Die von der Sonnenstrahlung erzeugte Wärme wird durch das Schmelzen der Eis-
massen verbraucht.
§ 265.
4. Die Lufthülle der Erde.
307
f) Wettervoraussage.
§ 265. Das höchste praktische Ziel der Klimatologie ist die Wettervoraussage
oder Wetterprognose. Ihre Hilfsmittel sind die synoptischen Karten, d.h.
Darstellungen aller gleichzeitigen Witterungserscheinungen über weite Gebiete
hin, wozu die Angaben von den einzelnen Beobachtungswarten, den nieteoro-
logischen Stationen, durch den Telegraphen vermittelt werden und woraus
auf die Beschaffenheit des Wetters geschlossen werden kann (Fig. 83—85).
Die Orte gleichen, auf den Meeresspiegel reduzierten Luftdruckes find durch Linien
(Isobaren) verbunden. Die Windrichtung zeigen die Pfeile, die Windstärke die Federn am
Pfeilende an. Die kreise der Beobachtungsorte sind je nach der Bewölkung (Fig. 86—89)
hell gelassen oder ganz oder teilweise geschwärzt. Die Temperaturgrade sind bei den
Beobachtungsstationen eingetragen.
83. Schlechtes Wetter.
1. Schlechtes Wetter. Der Vergleich einer größeren Anzahl karten, die schlechtes
Wetter für eine bestimmte Gegend voraussagen, ergibt bei aller Verschiedenheit im ein-
zelnen immer ein Gemeinsames: die Gegend liegt stets in einem Gebiete geringen Luft-
druckes (Depression, Barometerminimum, Zyklone). Meist wandern die Tiefdruckgebiete
von Großbritannien über Dänemark und Skandinavien nach ISTO oder O.
Fig. 83 zeigt ein Minimum an der norddeutschen Küste und in Dänemark, ein zweites
über dem Norden Italiens und der angrenzenden Meere. So liegt über Mitteleuropa
eine Rinne tiefen Luftdruckes, und um jedes Luftdruckminimum kreist ein von den außen
angrenzenden Luftmassen genährter atmosphärischer Wirbel entgegengesetzt der Bewegung
des Uhrzeigers. Unten strömt in das Tiefdruckgebiet immerfort Luft ein und oben aus
(Fig. 81). In der Höhe tritt Abkühlung der Luft, infolgedessen Kondensation des Wasser-
dampfes und Niederschlag ein. Der Himmel in einem Tiefdruckgebiet ist bedeckt.
20*
308
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 265.
Die Verteilung des Luftdruckes bestimmt zwar nicht allein das Wetter, aber sie ist
der das Wetter in erster Linie bestimmende Faktor, und die Wettervoraussage ist im
wesentlichen begründet in der Frage: Wie wird sich die Lustdruckverteilung bis zum
folgenden Tage verändern? Deswegen zeigen die Karten des Berliner Wetterbureaus
links unten immer den „Verlauf der Witterung" an.
2. Schönes Wetter. Auch die Wetterkarten aller wolkenlosen Tage eines Ortes
zeigen im allgemeinen auffallende Ähnlichkeit. Der Ort liegt dann jedesmal in einem
Gebiete hohen Luftdruckes (Barometermaximum, Antizyklone, Hochdruckgebiet).
Fig. 84 zeigt ein hohes Luftdruckgebiet über Mitteleuropa, Südskandinavien und
Großbritannien. Die Isobaren sind weit voneinander entfernt, der Unterschied im Luft-
druck ist nur sehr gering. Daher herrscht fast völlige Windstille. Nur an den Rändern
des Hochdruckgebietes findet ein schwaches Ausströmen der Luft mit Abweichung nach rechts
statt. Wolkenloser Himmel liegt mit Ausnahme der südwestlichen Grenzgebiete über der
Hochdruckgegend innerhalb der Isobare 775 mm. Die Strahlung der Sonne hebt bei
Tage die Temperatur, bei der klaren Nacht tritt eine starke Ausstrahlung und Abkühlung
ein. Solche Wettersituation heißt daher „Strahlungswetter".
Im Sommer treten bei dieser gleichförmigen Luftdruckverteilung dadurch Gewitter
ein, daß hohe örtliche Erwärmung ein starkes Aufsteigen der Luft und Bewölkung am
Nachmittage bewirken, oder daß am Vormittag der Talwind hoch in den wolkenlosen
Himmel aufsteigt. Beide Umstände rufen Störung des Gleichgewichts der Luft hervor
und sind dadurch die Ursache zur örtlichen Gewitterbildung. Im Winter erzeugen sie in
der Tiefebene öfter örtliche Nebelbildungen.
§ 265.
4. Die Lufthülle der Erde.
309
3. Unsicheres Wetter. Fig. 85 zeigt einen Typus, in dem nicht das Aufsteigen
der Luft in der Zyklone oder das Herabsinken in der Antizyklone für das Wetter das
Bestimmende ist, sondern die Richtung, aus der die Luft weht. Es ist „Westwetter".
Die Isobaren haben die Richtung von O nach W. Die Windpfeile zeigen westliche Luft-
bewegung an. Der Himmel ist bewölkt (f. die Kreise der Beobachtungsstationen!), das
Wetter ist trübe, feucht und regnerisch. Der Westwind bringt uns im Winter vom
wärmeren Ozean her Temperaturerhöhung und Tauwetter, im Sommer dagegen Ab-
kühlung vom verhältnismäßig kühlen Ozean, ja nach anhaltend heißer Zeit auch Wettersturz.
Eine tiefe Depression liegt über Norwegen, heftiger Sturm tobt hier längs der
Westküste.
Wetterkarte
Dornierstag^den S.Marz
1906
8 Uhr morgens.
Unsicheres Wetter.
1 : 32000000.
"rem, xfiwt
TriesiyZ
ÄTcLchr d^Berichterv des Berliner Wetterbureoui
85. Unsicheres Wetter.
Diese Art der neuzeitlichen Wettervoraussage ist von Buys Ballot angeregt.
Zu bestimmten Tageszeiten empfängt die Zentralstation, im Deutschen Reiche die
Deutsche Seewarte zu Hamburg, von den Haupt- und Nebenstationen Europas und
von-den Hanptstationen der fremden Erdteile telegraphische Berichte über Luftdruck,
Windrichtung, Bewölkung Mg- 86—89), trägt sie in ein gleiches Kartenformular
ein und zieht die Isobaren. Mit Hilfe dieser Eintragungen und der Nach-
richten über die Bewegung der Maxima oder Minima ist die Zentralstation dann
imstande, eine Voraussagung über die wahrscheinliche Witterung des folgenden
Tages telegraphisch zu verbreiten. Die Seewarte erzielt zurzeit 20 Treffer auf
28 Voraussagen.
310
D Allgemeine Erdkunde.
§ 265,
86. Cirruswolken Heigen die zarten, weißen, faserigen Federwolken, die den Himmel zuweilen in
parallelen Bändern überziehen. Oft verdichten sie sich zu Cirro-Strati und bilden einen geschichteten,
feinen, weißen Wolkenschleier vor dem blauen Himmel. Gehen sie in feine, flockige Ballenwölkchen über,
so entstehen die „Schäfchenwolken" oder Cirro^Kumuli.
87. Kumuluswolken sind massige, geballte, oft glänzend weiße Haufenwolken mit abgerundeten Kuppen.
Diese Kuppen tragen auch bei grauen Wolken meist blendend weiße Scheitel. Türmt sich der Kumulus zu
gewaltigen, Regenströme herniedersendenden Gewitterwolken mit aufgeblähten, massigen Kuppen auf, so heißt er
Kumulo-Nimbus.
§ 265.
4. Die Lufthülle der Erde.
311
88. Stratuswolken, die ausgedehnten, zusammenhängenden Schichtwolken, bilden den dritten Haupt-
typus der Wolkenformen. Sind sie zwar ausgedehnt, deutlich geschichtet, aber hier und da durchbrochen
und zu Wolkenballen geformt, so entstehen die Strato-Kumulusw olken wie auf dem Bilde. Gewöhnlich
säumen die Schichtwolken den Horizont, bilden jedoch auch höher am Himmel einen grauen Wolkenschleier.
89. Zu den schönsten Arten der Haufenwolken gehören die Alto-Kumuli. Sie sind Wolkenballen mit
deutlich beschatteten Teilen, von weißer oder blaßgrauer Färbung, gröber als die Cirro-Kumuluswolken.
Öfter erscheinen sie in Polarbandform und erwecken wie Nordlichter den Eindruck von gestreiften Bändern
oder Vorhängen, die in der Luft fliegen. (Fig. 86-89 nach Phot. des Meteorol. Observatoriums, Potsdam.)
312
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 266—268.
II. Die Menschenwelt
§ 266. Von den Lebewesen der Erde ist der Mensch am spätesten, erst
im Beginne der Quartärzeit, nachweisbar. Aus der diluvialen Eiszeit (§ 235)
haben wir die ersten Spuren des Menschen, aber seine Urheimat ist unbekannt.
Die wahrscheinlichste Annahme geht dahin, daß die Menschheit ursprünglich
einheitlich und völlig gleichartig war, also gleiche Abstammung hat, und daß
die Urheimat in einem tropischen oder subtropischen Teile Asiens zu suchen ist.
Von dieser aus ist dann die Menschheit ausgeschwärmt und hat sich mit
Ausnahme vou abgelegenen, unwirtlichen arktischen Inseln und einiger ver-
einzelt liegenden Inseln im Stillen und im Indischen Ozean über die ganze
Erde verbreitet. Durch den Einfluß von Klima, Boden und hierdurch be-
dingte Lebensweise und Ernährung entwickelte sich dann die Menschheit auf
die mannigfaltigste Weise, körperlich wie geistig ganz verschieden.
§ 267. Die Form des Schädels vor allem veränderte sich mit der Zeit beträchtlich,
und so unterscheidet man jetzt Dolichokephalen oder Langköpfe, Brachy-
kephalen oder Kurzköpfe, zwischen denen noch der Typus der Mesokephalen^
oder Mittelköpfe steht. Ferner wird die Stellung der Zähne berücksichtigt, d. h. ob
die Schneidezähne schies vorwärts gerichtet sind (Schieszähnigkeit), oder ob sie gerade
im Kiefer stehen (Geradzähnigkeit).
Nach dem Haarwuchs unterscheidet man 1. Schlichthaarige mit straffem oder
weichem oder lockigem Haar, 2. Kraushaarige oder Wellhaarige, deren Haar
sich in kleineu Spiralen windet.
§ 268. Eine ähnliche Entwicklung zur Verschiedenheit hat auch die menschliche
Sprache durchgemacht. Drei Hauptarten treten hervor:
1. isolierende, in denen durch die Lautformen die Bedeutung, dagegen die
Beziehung der Begriffe durch die Stellung der unveränderten Wörter ausgedrückt
wird. Nach den hierzu gehörigen Sprachen der Chinesen, Annamiten und Siamesen
heißen sie auch einsilbige Sprachen.
2. agglutinierende oder aneinanderfügende. Sie können einen Gedanken
durch einfache Silbengruppierung ausdrücken. Hierher gehören die Sprachen der
Nordosteuropäer, der Dräwida, der Nord- und Mittelasiaten. Verwandt damit
sind die meist durch Vorsilben anreihenden Sprachen der Bäntuneger. Darin
bezeichnet z. B. die Vorsilbe U das Land, M den Singular, Ba oder Wa den Plural
der Bewohner: Uhehe das Land, Mhehe einen Bewohner, Wahehe mehrere Be-
wohner. Bautu heißt „die Menschen". In Europa gehören hierher die nordfinnischen
Sprachen, das Ungarische und das Baskische.
3. flektierende. Sie drücken die Beziehung der Gedanken durch die an die
Wortstämme angefügten Enduugeu aus, die für sich allein keinen Sinn haben,
oder durch eine Veränderung des Stammes (Deklination und Konjugation). Diese
Klasse umfaßt die Sprachen der europäischen Völker.
Als Muttersprache reden das Chinesische etwa 330 Mill., das Englische an 150,
das Russische an 100, das Deutsche an 80, das Französische und das Spanische je
über 50, das Italienische etwa 35 Millionen.
1 Vgl. Hirts Allgemeine Erdkunde in Bildern Nr. 25, 26.
2 Griechisch dolichos — lang, brachys — kurz, mesos — mittel, kephale — Kopf.
§ 269.
II. Die Menschenwelt.
313
§ 269. Die Einteilung der Menschen in verschiedene Rassen kann nicht einseitig
nach einer Gruppe der genannten Verschiedenheiten geschehen und ebensowenig in
scharfen Grenzen. Sie beruht auf 1. den körperlichen, 2. den sprachlichen Merk-
malen, 3. der geographischen Verbreitung der Menschen.
Wir unterscheiden unter den rund 1550 Mill. Bewohnern der Erde
sechs Menschenrassen, dazu einige Restvölker (Fig. 90—95 und Buntbild).
S. die Völkerkarten im Atlas!
I. Die Mittelländische Rasse, gegen 800 Mill. Die Hautfarbe im nördlichen
Europa ist hell, trübt sich nach S, wird gelb und brauu in Nordafrika und Arabien.
Langes, weiches oder lockiges Haupthaar, starker Bart, nie wnlstige Lippen, Gerad-
zähnigkeit sind die wichtigsten anderen Merkmale.
Die einzelnen Stämme der Mittelländer und ihre Wohnsitze zeigt die Völkerkarte
im Atlas.
II. Die Mongolen, gegen 500 Mill. Die Hautfarbe ist vom ledergelben bis
znm braunen Ton abschattiert. Mangel an Bartwuchs, vorstehende Jochbogen, meist
schiefe Stellung der schmalgeschlitzten Augen, Geradzähnigkeit, straffes Schlichthaar
kennzeichnen die Rasse ebenso wie der viereckige, breite Schädel und die stumpfe Nase.
Iii. Die Malaien, gegen 45 Mill. Sie haben breite Nase, großen Mund, teils
helle, teils bis ins Schwarzbraune gehende Hautfarbe, schwarzes, lockiges Schlicht-
haar, meist hohe Stim und schiefe Zähne. Äußerlich bilden sie eine Übergangs-
grnppe zwischen der Mongolischen und der Mittelländischen Rasse.
IV. Die Neger, mit Mischlingen gegen 120 Mill. Die Hautfarbe durchläuft alle
Schattierungen von Ebenholzschwärze bis zur Mulattenfarbe. Vortretender Kiefer,
gewnlstete Lippen, schiefe Stellung der Zähne, kurzes, stark gekräuseltes Wollhaar,
das oft büschelförmig verfilzt, spärlicher Bartwuchs kennzeichnen diese ausgeprägten
Langköpfe.
V. Die Amerikaner (Indianer), mit Mischlingen gegen 35 Mill. Die Hautfarbe
ist heller oder dunkler rötlichbraun, die Stirn niedrig und zurückspringend, die Nase
meist schmalrückig und stark hervortretend, unten ausgeweitet. Die Lippen sind
zusammengepreßt, die Backenknochen hervorspringend, die Schneidezähne gerade
eingesetzt.
VI. Die Drawida, die Urbevölkerung Vorderindiens, gegen 60 Mill. Sie unter-
scheiden sich in ihrer agglutinierenden Sprache wesentlich von den asiatischen Jndo-
germanen, mit denen sie sich sonst stark vermischt haben. Stark gedunkelte, oft schwarze
Hautfarbe, weiches, wolliges oder lockiges, langes Schlichthaar, reichlicher Bartwuchs,
wulstige Lippen und Geradzähnigkeit sind ihre Hauptmerkmale.
Von Restvölkern sind zu nennen:
1. Die Basken.
2. Die Kaukasusvölker.
3. Die Papua in Neuguinea und die Melanesien Sie sind dunkelbraun bis
schwarz, haben fein gekräuseltes, dichtes Wollhaar, starken Bartwuchs und mehr
vorspringende Stirnbeine und Nase als die ihnen sonst vielfach ähnlichen Neger.
Gegen 2 bis 3 Millionen.
4. Die Australier haben mageren Körper, stark gedunkelte, bisweilen schwarze
Hautfarbe. Die Nase krückmt sich nicht, der Mund ist unförmig und geöffnet, das
Schlichthaar schwarz und lockig, nie wollig. Sie ähneln teils den Negern, teils den
Papua. Die Schätzungen nehmen mindestens 30 000 Australier an.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. 21
92. Südaraber.
94. Sulu.
93. Nubier.
95. Papüa aus Neuguinea.
Hautfarbe der wichtigsten Menschenrassen.
Italienischer Hirt aus der Campagna.
Kalmückin.
Indianer (Shoshone).
Deutsches Mädchen aus dem Elsaß.
Malaie aus Java.
Sudan-Neger.
§ 270—271.
II. Die Menschenwelt.
315
5. Die afrikanischen Zwergvölker, von hellerer Hautfarbe als die Neger, leben
in verschiedenen Teilen Afrikas, aber nur in abgelegenen uud versteckten Gegenden.
Ihre Zahl ist gering. Sie sind vielleicht verwandt mit
6. den früher ganz Südafrika bewohnenden, jetzt von den Europäern landeinwärts
getriebenen Hottentotten und Buschmännern. Diese wenig zahlreichen, kleinen
und zierlichen Menschen haben ledergelbe oder lederbraune Hautfarbe, verfilztes
Kraushaar, spärlichen Bartwuchs, volle Lippen, wenig sich nach vorwärts drängende
Kiefer, schiefe Schneidezähne, schmalgeschlitzte, aber nicht schiefgestellte Augen. Die
Hottentotten sind etwas weiter vorgeschritten. Eine Verwandtschaft ihrer Sprache
mit anderen ist noch nicht entdeckt. Mischlinge von Weißen und Hottentotten heißen
Bastarde.
7. Die Eskimo, die Bewohner der arktischen Länder, nehmen eine Mittel-
stellung zwischen der Amerikanischen und der Mongolischen Rasse ein.
Mischlinge kommen nirgends zahlreicher vor als in Amerika, das fast berufen
scheint, aus ihnen eine Art neuer Rasse zu bilden.
§ 270. Nach der Religion, d. i. dem Verhältnis des Menschen zu Gott,
teilt man die Menschheit ein in:
1. Juden, gegen 11 Mill.
2. Christen, etwa 560 Mill., und zwar Römisch-Katholische 260 Mill., Griechisch-
Orthodoxe und Griechisch-Katholische 125 Mill., Evangelische und Sekten 175 Mill.
3. Mohammedaner, etwa 230 (?) Mill. (Sunniten, Schiiten).
4. Anhänger des Brahmanismus oder Hinduismus, 210 Mill. in Vorder-
indien.
5. Buddhisten, 170 Mill.
6. Anhänger des Taoismus und der Lehre des Konfntfe in China,
250 Mill.
Das Heidentum im engeren Sinne findet sich nur noch bei Naturvölkern.
§ 271. Nach Kulturstand und Lebensweise unterscheidet man Natur-
Völker und Kulturvölker.
1. Naturvölker.
a) Unstete Völker. Sie haben kaum eine Wohnstätte, leben als Sammel-
Völker von dem, was sie gerade finden, oder nehmen Jagd oder Fischfang zur
Ernährung zu Hilfe (Australier, Buschmänner, Feuerländer). Diese Völker scheinen
dem Untergange geweiht zu sein.
d) Naturvölker im engeren Sinne: Indianer, Eskimo, Nordasiaten, Poly-
nesier. Ihnen ist gemeinsam, daß sie keinen dauernden Wohnsitz haben, soweit sie
nicht auf Inseln festgebannt sind. Sie betreiben neben der Jagd und der Fischerei
als vornehmsten Nahrungszweig die Viehzucht. Als Nomaden oder Weidevölker
wechseln sie nach dem Bedürfnis ihrer Herden ihren Aufenthaltsort. Der Pflug
ist ihnen noch fremd, wohl aber gelangen sie zum Hackbau (die Hottentotten,
Neger, Indianer), der mit der Hacke die Humusschicht der Erde oberflächlich ritzt.
Ihr Gebiet wird immer kleiner, soweit es nicht wie das der Beduinen durch Wüsten
geschützt ist.
21*
316
D. Allgemeine Erdkunde.
§ 272.
2. Kulturvölker.
Sie sind meist seßhaft, treiben Ackerbau mit dem Pfluge oder haben ihn gar
in dichter bevölkerten Ländem, z. B. in China, zu hoher Entwicklung gebracht und
auf dieser Grundlage Gewerbe und Handel, dann Wissenschaften und Künste
entwickelt. Die Kulturvölker allein haben den Staat über die Form der Despotie
hinaus entwickelt zur eingeschränkten oder konstitutionellen Monarchie oder
zur Republik.
Die älteste, geschichtlich bezeugte Kulturstätte ist Mesopotamien.
Den wichtigsten Schritt zur Gesittung, zur Kultur, hat der Mensch
getan, als er das Feuer in seinen Dienst zog und mit seiner Hilfe vom Zeit-
alter der Knochen- und Steingeräte zur Verarbeitung der Metalle vorschritt.
Das geschah zuerst nicht in den Tropen, wo der Mensch infolge des Über-
flufses der Natur weder um Nahrung noch um Kleidung zu sorgen und zu
arbeiten braucht, auch nicht in den Polarländern, wo die Dürftigkeit der Natur
den Menschen im beständigen Kampfe ums Dasein unausgesetzt alle Kräfte
einzusetzen zwingt, sondern zuerst in der nördlichen Gemäßigten Zone, wo
die Natur den Menschen ohne eigene Arbeit nicht ernährt, seinen Arbeits-
fleiß dagegen mit dem Segen der Ernte krönt und ihn hierdurch zu immer
höherer Tätigkeit anspornt.
§ 272. Verbreitung des Menschen über die Erde. Dem Ziele, die Erde zu
erobern, ist die Menschheit im 19. Jahrhundert rascheren Schrittes näher gekommen
als je zuvor. Denn noch nie sind in so kurzer Zeit so große und bis dahin spärlich
oder gar nicht bewohnte Räume erschlossen und dichter besiedelt wie z. B. die Union
und Argentinien. Zugleich hat die Bevölkerung der alten Kulturländer die Schätze
des Bodens und die Vorteile ihrer geographischen Lage in immer steigendem Maße
ausgenutzt und ist dementsprechend schneller gewachsen, so auf dem Gebiete des
heutigen Deutschen Reiches seit der Mitte des 19. Jahrhunderts um 60%, im König-
reich Sachsen um mehr als 100%, in der Union sogar um 230%*.
Einen Maßstab dafür, wie weit die Bevölkerung des Bodens Herr geworden
ist, gibt im ganzen die Ziffer ihrer Verdichtung, der Volksdichte auf 1 qkm.
Die Eroberung der Erde mußte unter mannigfachen Kämpfen der Besiedler
untereinander, mit wilden Tieren, dem Klima und vor allem mit dem Boden vor
sich gehen. Dafür übte dann dieser auf seine Bebauer eine langsame, aber um so
sicherere Gegenwirkung aus, die sich bis auf Körpergestalt und Gesichtszüge erstreckt
(vgl. den Yankee ^janky-Typus in der Union) und die Gewohnheiten der Völker ost
gründlich umgestaltet. Der Boden bestraft unvermittelte Übergänge der Völker in
andere Klimate. Überall tritt der Einfluß der geographischen Be-
dingungen auf die Völkergeschicke hervor.
i Um 1850 zählten die Britischen Inseln 27,5 », die Niederlande 3,25, Belgien 4,5,
das Königreich Sachsen 2,i, das Deutsche Reich 35, die Union 23 Mill. Bewohner.
Australien.
1
1. Sydney. Die durch viele Landzungen gegliederte Hafenbucht der ältesten Stadt Australiens ist in west-
licher Richtung tief in öde Felsplatten eingeschnitten. Die Stadt dringt von Süden her auf vier Landzungen
zwischen die tiefen Wasser des Hafens vor. Das Ineinandergreifen von Meer und Land, die durch Kunst
hervorgezauberte Pflanzenwelt der Gärten, die prachtvollen Bauten reihen Sydney unter die schönsten Städte.
2. Die Blauen Berge. Blick von den Wentworth-Fällen. Das Tafelland (1200 m) im Hinter-
aou" 01,bnet> ^ Don seilen Flutztälern durchfurcht und meist unfruchtbar. Es fällt mit steilen Rändern
nach Osten ab. Zahlreiche schroffe Klippen umschließen tiefe Talkessel. Der Wald besteht in den unteren Lagen
aus Eukalypten und Farnbäumen, in den höheren, wo er dicht geschlossen auftritt, aus Eukalypten und Buchen.
E. von Seydlitz, Geographie B.
2
Australien.
3. Landschaft aus dem Südaustralischen Gebirge. Lichter Wald von Eukalyptusbäumen, die
100 m und mehr Höhe erreichen, begleitet den Fusz der nur in den Schluchten bewaldeten Gebirge. Am
Boden des Kriek ziehen sich Wasserlachen hin. Vorn im hohen Grase stehen ein Eukalyptus und eine
Akazie, in der Mitte ein Flaschenbaum und einige Grasbäume.
-t. Grassteppe aus Südwest au st ralien. Die Grassteppen Australiens bilden den Übergang zum
dürren Inneren. Ihre besseren Flächen, aus denen Eukalyptuswälder wachsen, haben durch künstliche Be-
Wässerung großen Zuwachs erfahren. So finden zahllose Rinder und Schafe ausgedehnte Weiden. Besonders
in Südwestaustralien sind auf den Graslandschaften die seltsamen Grasbäume heimisch. Sie erreichen bis
9 m Höhe. Ihre Büschel bestehen aus hartem Gras. Der gewundene knorrige Stamm liefert Brennholz und Harz.
Australien.
3
5. Pfahlbauten an der Küste von Neuguinea.
Die Papua an den Küsten von Neuguinea und ves Bismarck-Archipels wohnen noch vielfach in Pfahl-
bauten. Bambusstämme bilden die Pfähle, Bambuslatten die Wände, Palmzweige das Dach. Das Haus
hat nur eine Tür und einen großen dunkeln Raum. Über den Latten des Fußbodens liegen meist Matten.
6. Seihe Quellen der Waikite-Terrasse auf der Insel Neuseeland. Unter den verschieden-
artigen vulkanischen Erscheinungen Neuseelands fallen besonders die heißen Quellen auf. Sie sind teils
kochende Wasserquellen, teils Dampfquellen, teils brodelnde Schlammkessel oder Schwefelbrunnen. Am rechten
Ufer und im Bette des Waikatoflusses sprudeln auf einer Strecke von 1,5 km mehr als 100 solcher Quellen.
I»
4
Nordamerika.
7. Das Josemite-Tal in Kalifornien.
Der Glanzpunkt der durch kühne Bergformen und Reichtum an Gletschern und Seen berühmten Sierra
Nevada ist das Yosemite-Tal. Gewaltige, teilweise senkrecht abstürzende „Dome" rahmen das in Stufen
abbrechende Tal ein. In Höhe von 1500 bis 2400 m trägt es die stolzesten Riesenbäume der Erde.
8. Die Niagara-Fälle, von der amerikanischen Seite aus aufgenommen.
Zwischen Erie- und Ontario-See überwindet das „Donnerwasser" 100 m Höhen-
unterschied teils in Stromschnellen, teils durch die 50 m hohen Fälle. Vorn der 300 m
breite „Amerikanische Fall", hinten der 900 m breite kanadische „Hufeisenfall". Be-
sonders auf der Nordseite werden die Fälle von elektrischen Kraftanlagen ausgenutzt.
9. Der „Old FaithfuI "-Geiser im Pellowstone Park.
Die interessantesten Zeugen der einstigen Tätigkeit des Vulkanismus im
Nationalpark sind die mehr als 3600 heißen Quellen, von denen 100 Spring-
quellen sind. 70 m hoch wirft der „Riese" seine dampfenden Wasser, 100 m
die „Riesin", 50 m, aber genau allstündlich, der „Alte Getreue".
6
Nordamerika.
10. „Wolkenkratzer" von New 5)otk, ,
Der feste Felsboden tritt unmittelbar an das Ufer des Hudson und an die Meeresküste. Co bildet die Mündung ,
geschützt ist. An ihm hat sich das riesige Eeschäftsleben zusammengedrängt. Am Strande des Hudson und des ;
Manhattan, auf der New York gegründet wurde, beschränkt und äußerst teuer ist, sind aus ihr gewaltige Hochbauten i
schon großen Häuser wie riesige Türme. Elektrische :
11. Landschaft aus New Hampshire im Nordosten der Union.
12. Windungen des Mabama-FIusses beim Austritt aus den südlichen Alleghanies.
Nordamerika.
7
vom Hudson aus gesehen.
des schiffbaren Flusses den besten Naturhafen der nordöstlichen Union, der sehr tief und vor hohem Seegang
East-River liegt in endloser Reihe Dock an Dock und Speicher an Speicher. Da der Baugrund auf der Insel
mit 20 und mehr Stockwerken, die „Wolkenkratzer", entstanden. Sie überragen die gewöhnlichen. an sich
Aufzüge befördern die Menschen schnell in jedes Stockwerk.
13. Landschaft aus dem nordwestlichen Massachusetts.
11 zeigt eine Landschaft aus New Hampshire im Nordosten der Union, wie sie im Gebiete des „Kanadischen
Schildes" häufig und weitausgedehnt vorkommen. In der Eiszeit verbreiteten sich riesige Gletscher fächerartig
über die Hudson-Bai hinweg nach Süden. Diese schoben den lockeren Boden vom Gestein fort, „entblößten" es,
hobelten die scharfen Spitzen, Ecken und Kanten der Berge zu Rundhöckern ab und ließen in zahlreichen,
scharf eingegrabenen Schrammen und Kritzen die Zeugen der abhobelnden Kraft des Gletschers zurück,
dessen hoch aufgetürmte, mit Felsstücken durchsetzte Eismassen einst hier flössen. Der harte Fels hat
der Verwitterung bisher meist erfolgreich getrotzt und nur an einzelnen Stellen eine dünne Bodenkrume
neu gebildet, die Grasteppiche und spärlichen Baumwuchs ernährt. — 13 zeigt eine ähnliche Landschaft aus
dem nordwestlichen Massachusetts. Hier hat der am Ende der Eiszeit abtauende Gletscher die abgehobelte,
rundhöckerige Landschaft mit den großen und kleinen Blöcken seiner Moräne überstreut und durch diese
Moränenmassen in dem trogartigen Tal einen See, „Stausee", abgedämmt. — 12 zeigt die Windungen
des Alabama-Flusses beim Austritt aus den südlichen Alleghanies. In ähnlicher Weise haben die Flüsse
den Boden im Süden der Union, soweit er nicht aus Sandflächen besteht, die der Wind herangeweht hat, aus
Schlamm gebildet und fruchtbares „Schwemmland" geschaffen. Aufnahmen des U. S. G. S.
14. Blick von Osten aus der Barranca Jamapa auf den Pik von Orizaba (5600 m) und den Südostrand des Hochlandes von Mexiko. Auf der
Vorstufe des Hochlandes sammeln sich in den Barrancas, mächtigen Rissen in den wagerechten Ton- und Kalksteinschichten, die bei vulkanischen Ausbrüchen entstanden
sind, die Wasser- und Trockenlandpflanzen, besonders in vielen Arten Agaven, Opuntien (Feigen)- und Echino (Igel)-Kakteen, Säulen- und Riesencereus, Mkka. Wenn die
Rasendecke der Hochebene verdorrt und die immergrünen Eichenbestände und Mimosen fahlgraue Farbe zeigen, grünt und blüht es üppig in den Barrancas.
15. Zuckerrohr-Pflanzung. Das in allen feuchten Tropenländern verbreitete Zuckerrohr ist unseren Eetreidearten verwandt. Es wird 4 m hoch. Sein Stengel
ist ein durch Knoten gegliederter Halm von 4 bis s cm Dicke. Die Blätter werden vor der Ernte abgenommen, die zuckerarmen Spitzen als Setzlinge herausgeschnitten und
dann die Stengel, das „Rohr", abgehauen, in die Fabrik geschafft, ihr Saft zwischen eisernen Walzen ausgepreßt und eingekocht. Dieser Rohzucker wird dann filtriert, d. h.
vom Sirup getrennt. Aus den Abfällen wird Rum gebrannt.
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.
16. Tabak-Pflanzung, Der Tabak ist ein in allen wärmeren Gegenden gedeihendes Tollkraut mit länglichen, klebrigen Blättern und roten Blüten. Bei uns erfordert
sein Anbau mühevolle Vorsicht. Seitentriebe und Blütenrispen werden ausgebrochen, damit die Blätter sich kräftiger entwickeln. Wenn diese sich gelb färben, werden
sie abgerissen, auf Stäbe aufgereiht oder in Bündeln getrocknet. Dann werden sie wieder angefeuchtet und aufgeschichtet, damit sie gären. Durch dieses „Schwitzen"
wird der Giftgehalt verringert, ein besserer Brand und Geruch erzielt.
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17. Baumwoll-Pflanzung. Die Baumroolle ist eine Malvenart und kommt als Baum oder Strauch und als ein 0,5 bis Im hohes Kraut in tropischen Ländern
vor. Sie verlangt bis zur Reife viel Wasser. Regen in der Ernte dagegen ist schädlich. Die Samen werden in Löcher gesät, die Pflanzen beschnitten, und in mehreren
Ernten jedesmal die reifen Kapseln abgepflückt. Dann wird die Wolle von den Hülsen und den Samenkörnern, die ein wertvolles Öl liefern, getrennt, durch Maschinen
zusammengepreßt und verpackt, um größtenteils nach Europa verschickt zu werden.
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18. Kaffee-Plantage bei San Jose in Costa Rica. Der Kaffeebaum bedarf bis zur Blüte viel Feuchtigkeit, dazu in sehr heißen Ländern schattenspendender
Schutzbäume. In einigen Gegenden läßt man ihn zu natürlicher Höhe wachsen, in anderen nur bis 1,5 m. Im Fleisch der lirschenartigen Steinfrüchte sitzen in pergamentartiger Haut
zwei Samen. Die reifen, violetten Früchte werden zwischen den unreifen herausgepflückt, auf einen Haufen geschüttet, damit das Fleisch in Gärung gerät und sich leichter ablöst,
dann durch strömendes Wasser nach dem Gewicht sortiert, getrocknet, auf Quetschmaschinen vom Fleische, unter der Walze von der Pergamenthaut befreit, ausgelesen und verpackt.
Nordamerika. — Südamerika.
13
19. Die Union-Pazisikbahn beim Eintritt in die Rocky Mountains nahe Georgetown,
nordwestlich von Denver. In vielen Schleifen und Kehren winden sich die Pazifikbahnen in den
schwer zugänglichen Felsengebirgen empor. Sie überwinden auf zierlichen, kühnen Brücken die tiefen Fluß-
täler und in Tunneln die entgegenstehenden Bergrücken.
20. DerChimborasso, Über dem Hochbecken (3000 m) zwischen den Ketten der Anden, in dem dürftige
Maisfelder mit öden Flugsandflächen wechseln, steigt der dreigipfelige Bergriese zu 6300 m an. Unterhalb
der Gletscher umschlicht ihn ein breiter Moränengürtel, abwärts folgen Weiden und Äcker. Nach Prof.
Dr. Hans Meyer, In den Hoch-Anden von Ecuador. Verlag von D. Reimer, Berlin.
G)
21. Die Hasenbucht von Rio de Janeiro (vom Luftballon aufgenommen). Zwischen den Ausläufern des unmittelbar ans Meer tretenden, mit tropischem Urwald
geschmückten Gebirges ist eine weite (425 qkm), vor Stürmen sichere Bucht von herrlichster Schönheit entstanden. Nur ein schmales, von Inseln beengtes Eingangstor
verbindet sie mit dem Meere. Auf der Innenseite westlich vom Eingang liegt die Stadt Rio. Unter den 80 felsigen Inseln der Hafenbucht bildet der Zuckerhut, ein
einzelner, fast 400 m hoher Eranitkegel, das Wahrzeichen von Rio. In dem trefflichen Hafen weht neben dem Union Jack und dem Sternenbanner besonders die deutsche Flagge.
22. Trockene Llanos im nordöstlichenVenezuela. Die LIanos zeigen im Osten, wo eine lange Trockenzeit herrscht und die Zuflüsse des Orinoko spärlich sind, vor
allem in den höher gelegenen Teilen, einen dürren Typus, hin und wieder auch Flugsandhügel. Auf den mit kurzen, harten Gräsern bestandenen Flächen bringen neben
zahlreichen Felsblöcken die grauen, kandelaberartigen Kakteen Abwechslung. Die Kakteensavanne ist im Norden vom ostwärts gerichteten Unterlauf des Orinoko weit verbreitet.
6)
C:
23. Feuchte Llanos mit Mauritia-Palmen in Südwestvenezuela und Südostcolombia. Wo die Niederschlagsmenge und die Bewässerung reichlich
ist und das Grundwasser dicht an oder auf die Oberfläche tritt (im Westen der Llanos), stellen sich teils feuchte, dichte Wälder, teils Galeriewälder längs der Flüsse,
teils, wie das Bild zeigt, lange Reihen von Mauritia-Palmen im dichten Teppich des hohen Grases ein.
16
Afrika.
24. Dünen bei Biskra am Rande der Sahara in Südalgerien.
Ausgedehnte Dünengebiete hat die Sahara im Süden Marokkos, Algeriens und bis zu 100 m hoch in
Libyens halbmondförmig gekrümmte Rücken mit steilen, glatten Abhängen, im Sonnenlicht gelb oder rot wie
glitzernder Goldstaub leuchtend. Die dürftigen, zähen Gräser nähren die Kamele der dattelreichen Kurstation.
25. Die Oase Zaouia in der südalgerischen Sahara.
Aus unterirdischen Wasseradern und Wasserbecken, in denen sich der aus fernen Gebirgen gefallene Niederschlag
sammelt, tritt in Senken Wasser zutage oder wird in Brunnen gewonnen und der Anbau von Dattelpalmen,
Fruchtbäumen und Getreidearten und dauernde Ansiedlung ermöglicht. Rechts Dorf mit hoher Umfassungsmauer-
26. Der Nil bei Girgeh. Die Berge, die mit großen Unterbrechungen den mittleren Nil begleiten, liegen meist auf dem rechten Ufer des Flusses, dessen fruchtbares Schwemm-
land in Ägypten nur selten die Breite von 15 km erreicht. Die Mehrzahl der Ortschaften mit ihren Lehmhäusern und kleinen Moscheen liegt auf dem linken Ufer. Der Strom,
wegen der sich stets bildenden Sandbänke oft nur in scharfem Zickzack zu befahren, ist von Segelschiffen (Dahabien), auch von Touristen- und Regierungsdampfern belebt. Am
linken Ufer eine der vielen Zuckerfabriken, rechts vor dem Ort ein drehbares Schöpfrad, links ein Hebebaum, mittels dessen das Wasser in Absätzen hochgeschöpft wird.
18
Afrika.
27. Wadi Allaki in der Nubischen Wüste. Sturzregen kiaben das verwitterte Gestein von den
felsigen Bergen in das Trockental gespült. Das untere Tal zeigt Rinnen, die Abflußwege der Gewitterregen.
Wo im Grunde des trocknen Flußbettes sich Feuchtigkeit hült, da erscheinen fleckenweise Stauden, dornige
Sträucher und Bäume, die zum Kampfe gegen Dürre, Hitze und Nachtkälte von der Natur gewappnet sind.
28. Tafelberge in der Karru.
Die Karru hat zahlreiche einzelne oder gruppenweise vereinigte Tafelberge, die graurot über dem in der
Trockenzeit harten und geborstenen, rötlichen Boden sich erheben. Die Farben der spärlichen Pflanzen sind
bläulichgrün. In der Regenzeit bedeckt ein Teppich von grell blühenden Zwiebelgewächsen die Hochfläche.
19
29. Blick vom Ölberge nach Südwesten auf den Südteil von Jerusalem.
Zwischen knorrigen Öl- und Feigenbäumen erscheint der steinige, bleichgraue Kalkboden des Kidrontales, das
tupfenartig übersät ist mit immergrünen Büschen und einige bewässerte Äcker zeigt. In der Stadt auf dem
Tempelplatze zwei Moscheen, links außerhalb „Davids Grab", rechts hinten die massigen Türme der Zitadelle.
30. Die Chinesische Mauer im Norden von Peking. (Nach Weale, Reshaping.)
Die gegen die Einfälle räuberischer Mongolen erbaute „Große Mauer" reicht vom Golf von Tschili bis
Sutschou. Das im 17. Jahrhundert noch wohlerhaltene, 18 m hohe und 7 m breite Bollwerk ist heute großen-
teils verfallen. Das Bild zeigt die Vereinigung der „Großen" und der „Inneren Mauer".
20
Asien.
31. Reis-Pflanzung in Hinterindi en. (Nach Freeman und Chandler.)
Der Reis ist eine Sumpfpflanze, die Wärme verlangt. Er wird meist in Fluszebenen gebaut. Der
Acker wird mit Dämmen umgeben, überschwemmt, gepflügt, geebnet, dann die Saat ins Wasser geworfen
und bald bewässert, bald trockengelegt. Die haferähnlichen Halme werden geschnitten und gedroschen.
32. Blick vom Nordufer des Sikiang in Kanton auf die Vorstadt der Hausboote.
Am Ufer der Deltainsel südlich von Kanton sind gegen 80000 abgetakelte Hausboote befestigt. Auf
diesen 5 bis 20 m langen Dschunken leben mindestens 250000 Menschen. Auch Schweine und Hühner
werden auf ihnen gezüchtet, zum Teil in korbartigen Ställen, die am Außenbord aufgehängt sind.
21
33. Tee-Pflanzung in China.
Der Tee wird als niedriger Strauch gezogen und beschnitten, damit die Zweige buschig werden. Er
verlangt reichliche Bewässerung. Die Blätter werden bis fünfmal jährlich geerntet, an der Sonne getrocknet,
auf Feuer in eisernen Pfannen geröstet und noch heitz zwischen den Händen gerollt, dann sortiert und verpackt.
34. Nagasaki aus der Insel Kiuschiu in Japan.
Der China am nächsten gelegene, wichtige Hafen Japans liegt nahe der Einfahrt in einen tiefen Golf, der sich
weit landeinwärts dehnt und an Naturschönheiten überreich ist. Zahlreiche malerische Nebenbuchten mit ver-
streuten kleinen Eilanden strecken sich seitwärts zwischen den bewaldeten Bergzügen in das dicht bevölkerte Land.
22
35. Der Himalaja, von Dardschiling aus gesehen.
Die eigenartigste aller Hochgebirgsbahnen führt den vom indischen Klima erschlafften Europäer nach
Dardschiling nördlich von Kalkutta, das in 2200 m Höhe zwischen Tee-, Kaffee- und Chinarinden-Pflanzungen
liegt und die grogartigste Aussicht über sieben Ketten des Himalaja auf den Kandschindschinga (8600 m) bietet.
Mangrove mit Luftwurzeln, Geier. Keimblattstöcke, aus den Früchten der Mangrove heraushängend.
36. Dschungel am Hugli im Delta des Ganges bei Ebbezeit.
Pandanus. Zykadee. Palmen. Dichter Kranz von herabgefallenen Keimlingen.
Farn. Caladium. Hochgräser. Marabu. Indische Lotospflanzen. Stelzen- und Säulenwurzeln der Mangrove.
e
s
&
37. TsingtauimJahre 1902. (Nach Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder. Verlag von Leutert & Schneidewind, Dresden.) An der Ostseite der dem Jadebusen ähnelnden
Kiautschou-Bucht, am nördlichen Ufer der tiefen Einfahrt, ist am Fuße eines 150 in hohen Berges die deutsche Hafenstadt in China mit breiten Straßen, mit Wasserleitung,
Straßenbeleuchtung und Seebad gegründet. Tsingtau zieht, zumal es seit dem Bau der Eisenbahn ins Innere Strohgeflechte, Seide und Kohle ausführt, den Handel von
Schantung an sich. Im Jahre 1904/05 hatte die Einfuhr (meist Baumwollwaren) schon einen Wert von 13,5 Mill. Mark, die Ausfuhr 20 Mill. Mark.
Deutsche Kolonien.
25
38. Strandsee mit Mangroven an der Küste von Neuguinea.
An den flachen Meeresküsten der Tropenländer bildet die Mangrove Sumpfwälder. Die zur Ebbezeit
über den Wasserspiegel herausragenden „Stelzenwurzeln" ähneln den Stäben eines aufgespannten Regen-
schirmes. Sie bringen dem Baume Halt im schlammigen Boden und führen ihm Lust zu.
33. Der Kamerunberg <4070 m) und der Ort Viktoria, Dualaboote, Faktoreien. (Nach
Wünsche, Deutsche Kolonialwandbilder. Verlag von Leutert ck Schneidewind, Dresden.) Der Kleine Kamerun-
berg (1775 m) bildet nahe der Küste einen kühngeformten Kegel. Er gehört zu der Basaltmasse des Haupt-
kegels. In der Regenzeit trägt dieser vorübergehend eine Schneehaube auf den nackten Lavafeldern des Gipfels.
Abwärts folgen Erasmatten und Gebüsch, von 2500 m an lichte Hochwälder.
E. von Seydlitz, Geographie B.
III
18 13 14 1»
40. Die Eingeborenen der deutschen Kolonien, Tafel I: Afrika.
1. Bastard. 3. Sulukafser. 5. 6. Oroambos. 8. Masai. 10. Ewhe (Togo). 12. Hottentotte (Witboi). 14. Bantuneger (Pangani)^
2. Buschmann. 4. Herero. 7. Dualaneger. 9. Masai. U- Hudanneger (Askari). 13. Hererofra^. 15, Togonegerin,
1 2 3 4 5 6 7 8
41. Die Eingeborenen der deutschen Kolonien, Tafel II: Südsee.
1. Bewohner der Astrolabe-Bai. 3. Bewohner der Truk-Jnseln (Karolinen). 5. Samoaner. 7. Bewohner von Neupommern.
2. Bewohner von Buka (Salomon-Jnseln). 4. Samoanerin. 6. Bewohner von Neumecklenburg. 8. Bewohner der Karolinen.
28
Deutsche Kolonien.
42. Sanddünen im Küstengebiet von Deutsch -Südwestasrika. Wer an der Küste von Deutsch-
Südwestafrika vorüberfährt, empfängt den Eindruck einer Wüste, in die es kein Eingangstor gibt. Tiefe Hafen-
buchten mangeln, und das Meer brandet stark. Ein 1450 Km langer, stellenweise undurchdringlicher, 15—30 km
breiter Streifen von hoch ansteigenden Sanddünenreihen und von Steinwüsten trennt das innere Land vom Meer.
43. Windhuk <1600 m) in Deutsch-Südwestafrika. Von der Dornbuschsteppe gleitet der Blick über
die Herde, die Akazien und die Wersten der Herero zu dem freundlichen Städtchen am Gebirgsrand, das
in wasserreicher, grüner Landschaft zwischen weiten, wohlbebauten Fluren liegt. Die Strahen sind gut ge-
pflegt und beleuchtet. Die Stadt ist der wirtschaftliche und politische Mittelpunkt der Kolonie
ö
44.Blick auf den Eardasee und das Schwemmland derSarka. Der Weg vom Etschtal an den nördlichen Gardasee (Goethes Eintritt nach Italien) öffnet dem Wan-
derer oberhalb der Sarkamündung plötzlich einen Blick auf den selsenumrahmten Spiegel des tiefblauen Sees. Zu seinen Füßen prangt italienische Pflanzenwelt, durch die steilen
Berge vor kalten Winden geschützt. Die trotzige Bergmauer rechts versperrt den Blick auf Riva, wohin die an der jähen Felswand sichtbare, aussichtsreiche Straße führt.
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30
Alpenländer: Schweiz. — Steiermark.
45. Rigistafsel und Rigikulm mit dem Blick auf den Zuger See. Vom Vierwaldstätter See
und vom Zuger See führen Zahnradbahnen die Reisenden auf den Rigi. die der reizvolle Blick über den
smaragdgrünen Zuger See auf die seenreiche Schweizer Hochfläche und nach Süden aus die gewaltigen Häupter
der Schweizer Alpen entzückt. Das Bild zeigt die Vereinigung beider Bahnen bei Rigistaffel.
46. Der Erzberg, südlich vom Markt Eisenerz in Steiermark.
Der Berg besteht größtenteils aus wertvollem Spateisenstein, der im Tagbau abgebaut und in nahe ge-
legenen, großen Eisenwerken verhüttet wird. Schon die alten Römer haben hier Erz gewonnen. In der
Karolingerzeit wurden die Erzlager von neuem entdeckt und seitdem ununterbrochen ausgebeutet.
Alpenländer: Tirol. — Österreich.
31
47. Der Schafberg im Salzkammergut.
Der jähe Abbruch der Kalkschichten tritt oft an den Bergen der Alpen auf, so am Faulhorn südlich vom
Briemer See, am kühnsten jedoch am „österreichischen Rigi", dem Schafberg am St. Wolfgang-See.
48. Der Workotschberg im Böhmischen Mittelgebirge.
Bei Aussig an der Elbe steigen Basaltkegel steil wie Torpfeiler empor. Unter ihnen fällt der Workotsch durch
die fächerartige Stellung seiner Basaltsäulen auf. Seine Vorderkante gleicht dadurch der Schwanzfeder eines Vogels.
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49. Pußta bei Szeged. Wo die Pußta fruchtbaren Boden hat, verändert sie ihr Aussehen zusehends. Das von gewaltigen Herden, Rindern und Pferden belebte
Weideland verwandelt sich in Ackerland. Ausgedehnte Mais-, Weizen- und Rübenfelder, auch Wiesenfluren, durch Holzzäune vor den Herden geschützt und umrahmt
von Obstbäumen Pappeln und Akazienbüschen, erscheinen als dicht beieinander liegende Inseln in der Pußta. Bauerngehöfte senden bald hier, bald dort die Rauch-
säulen ihres Herdes in die Luft. Sie sind von zahlreichen Haustieren belebt, besonders von Federvieh. Die Eisenbahnreise durch die Pußta gewährt jetzt mannigfache Abwechslung.
50. Die Meeraugenspitze in der
Hohen Tatra, von Nordwesten
gesehen.
Der schönste Schmuck des wilden und
felsigen Tatragebirges sind die vielen
Seen, die durch den von früheren Glet-
schern in verschiedenen Talstufen ab-
gelagerten Gesteinsschutt aufgestaut sind.
Ausgedehnte Schneefelder und Gletscher
fehlen dem Gebirge, da die wenigen
Gipfel, die über die Schneegrenze empor-
steigen, so jähen Absturz haben, daß
der überhaupt nicht sehr reichlich fallende
Schnee an den Felswänden in die
schluchtartigen Täler niedergleitet, wo
er auch im Sommer nicht schmilzt. Das
Bild zeigt unten den großen Fischsee,
darüber ein kleineres Meerauge. Die
höchste Erhebung ist die Meeraugenspitze,
von der der Blick auf dreizehn grüne oder
schwärzliche Seen fällt, die im Volks-
munde Meeraugen heißen und der Schau-
platz vieler Märchen und Volkssagen sind.
Sie werden meist erst im Juli eisfrei
und sind teils in kahle, nur von Schutt-
Halden unterbrochene Felsenwände ein-
gebettet, teils leuchten sie aus dem
Dunkel des Waldes hervor. Der ge-
schlossene Wald hört erst zwischen 1400
und 1500 m auf.
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3
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34
Balkan-Halbinsel.
Ausgang des Goldenen Horns. Serai. gl. Panorama von Konstantinopel.
Von Norden her, wo Griechen und Westeuropäer wohnen, wo der Kandelsverkehr und das großstädtische Leben
reichen Schiffen belebte Goldene Horn, über das die östliche große Schiffbrücke nach Stambul,
52. Athen, von Westen gesehen. Im Vordergrund erscheint der dürre, weißliche Kalkboden, mit
spärlichem Pflanzenwuchs. Einzelne Ölbäume begleiten die Straße, die in Windungen hinaufführt zu der ehr-
würdigen Akropolis, deren steiler Kalkfelsen <156 m) die Ruinen der herrlichsten Bauten des Mtertums trägt.
Zwischen dieser und dem Lykabettoshügel dehnt sich die schön gebaute, moderne Großstadt aus.
Balkan-Halbinsel.
35
Blick von Galata nach Süden. Seraskierat (Kriegsministerium). Moschee Mohammedin.
Hagia Sophia. Moschee Achmedin.
in den an Höhen hinaufgebauten Stadtteilen Pera und Galata seinen Sitz hat, fällt der Blick auf das von zahl-
der Stadt der Türken, dem geistigen Mittelpunkte der mohammedanischen Welt, hinüberführt.
53. Der innerste Teil der Bucht von Cattaro, von Osten gesehen.
Die viel gewundene, weit landeinwärts sich erstreckende Bucht ist an einigen Stellen so eng, daß die Sonne
im Winter in der Mittagszeit am Ufer nur 4 Stunden sichtbar ist. Sie bildet einen der besten Naturhäfen
Europas. Der Karstboden weist am Ufergelände üppigen Pflanzenwuchs und Südfrüchte auf. Aufwärts ver-
schwindet plötzlich die Vegetation, nur tupfenweise erscheinen anfänglich noch Sträucher, dann sind die Berg-
hänge kahl und weiß. Die Halbinsel in der Mitte zeigt die auswaschende Wirkung der starken Regengüsse.
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54. Kalabaka in Thessalien. Den Nordrand des Thessalischen Beckens bildet bei Kalabaka am oberen Salamorias (Peneios) ein Berg- und Hügelland, das aus wieder
zusammengekitteten Trümmern älterer verwitterter Gesteine besteht. Diese sind zu merkwürdigen Felskegeln verwittert, auf denen mehrere Klöster erbaut sind (Meteora,
d. i. die in der Luft Schwebenden). Am Fuße eines dieser Felstürme ist Kalabaka stufenartig emporgebaut. Seine gegen kalte Winde geschützte Lage läßt hier neben
Getreidefeldern auch Weingärten, Olivenhaine, Obstbäume und Zypressen gedeihen. Zu den Klöstern führen Zickzackwege, in den Felsen gehauene Treppen und Leitern empor.
Italien.
37
55. Lombardische F ruchtebene bei Mailand. In dem durch Kanäle wohlbewässerten Lande
herrscht üppige Fruchtbarkeit. Das Gras der Wiesen wird jährlich zehn- bis zwölfmal geschnitten, und die
Getreidefelder (Reis) liefern reiche Ernten. Zwischen ihnen ziehen sich wohlgeordnete Baumreihen hindurch,
meist Ulmen, seltener Maulbeerbäume. Sie dienen zur Stütze der Reben, die sich wie Girlanden von
Baum zu Baum ranken und der Landschaft ein festliches Gepräge verleihen.
56. Santa Margherita bei Rapallo an der Riviera di Levante. Der Schutz, den die Berge
gegen die kalten Winde bieten, läßt am Strande Palmen gedeihen. Orangen-, Mandelbäume, Pfirsische
und Agaven schmücken die unteren Lagen der Berge. Hoch hinauf ziehen sich rasenbedeckte Terrassen
und Olivenhaine, aus denen Bauernhäuser, Wallfahrtskirchen und Villen hervorgrühen.
38
Italien.
57. Blick auf d ie Via Appia, die Gräberstraße der römischen Kaiserzeit, in derEampagna
südöstlich von SRom. Die in Trümmern liegende Wasserleitung führte von den Albaner Bergen dem
alten Rom Wasser zu. Einzelne, mit dichtem Schirm gekrönte Pinien geben der durch Vernachlässigung
versumpften und zu schwach bevölkertem Weideland gewordenen Landschaft ein eigentümlich ernstes Gepräge.
58. Macchie bei Bagni in den Albaner Bergen. In den Mittelmeerländern tritt der Hochwald
besonders auf dem nackten Boden des Kalkfelsens stark zurück gegen den immergrünen Buschwald (macchia),
der weithin für das Landschaftsbild bestimmend ist. Die Vegetation setzt sich zusammen aus Dom-, Hart-
laub- und immergrünen Eichenbüschen, aus Lorbeer, Myrte, Pistazie, Erdbeerbaum, Ginster, Erika, Oleander
und stacheligen, kniehohen Halbsträuchern.
u
59. Landschaft aus dem Apennin bei Perugia. Die mit knorrigen Ölbäumen, kegelförmigen Zypressen und schirmartigen Pinien gezierte Landschaft wird im
Hintergrund abgeschlossen durch die kahlen, grauen Bergketten des llmbrischen Apennin, deren ehemalige tonige Bodendecke infolge der Entwaldung durch Sturzregen zu
Tal gespült ist. Nach der Art der alten Etrusker sind die menschlichen Siedlungen vielfach auf dem Gipfel der Berge und Hügel angelegt.
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CO
60. Terrassenkultur in Unteritalien. In Unteritalien ist jede Stelle fruchtbaren Landes, soweit nur Bewässerung möglich ist, ausgenutzt. Unten am feuchten
Strande baut man Reis, dann folgen am unteren Bergesfutz auf grünem Rasenteppich ausgedehnte Haine von knorrigen Ölbäumen. Die höheren Lagen schmücken auf
gemauerten Terrassen Weinberge. Dazwischen erheben sich Pinien, Zypressen, Palmen und die oft als Grenze der Äcker verwandten Agaven und Kakteen.
Pyrenäen-Halbinsel.
41
61. Der südliche Teil von Toledo. Der Tajo hat sich bei Toledo sein Bett 70 bis 100 m tief
eingegraben. Er wendet sich hier westwärts und umfließt ein älteres Gebirge der weiten Hochebene.
Die jäh und malerisch über dem Fluh thronende Erzbischofsstadt ist eine natürliche Festung, reich an
maurischen und kirchlichen Denkmälern.
62. Gibraltar und die Bucht von Algeciras, von NNW gesehen. Der jähe Jurakalkfelsen (425m),
die nördlichste der Säulen des Herkules, ist durch eine wellige Sanddünenzunge ans Festland angeschlossen.
An die sanftere Westabdachung des Felsens schmiegt sich die Stadt, der feste Flottenstützpunkt, von dem aus die
britischen Schiffe die Meeresstratze sperren können. Im Hintergrunde links zeigen sich die Gebirge von Marokko.
E. von Seydlitz, Geographie B.
IV
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GR
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Maladetta (3400 m). Mt. Perdu (335(1 m). Pic du Midi (2300 m). Scharte von Roncesvalles—>
63. Die Pyrenäenkette, von Pau aus gesehen. Im Vordergrund erscheint das von Weidenbüschen und Ziersträuchern umrahmte flache Flußbett des Gave de
Pau. Über die mit Pappeln geschmückte Ebene schweift der Blick zum steilen Kegel des Pic du Midi und zu der auf fast 200 km sichtbaren Kette der Pyrenäen.
65. Blick vom Gipfel des Trachytkegels Puy de Dome (1465 m). In keiner Gegend Europas sind die vulkanischen Kegel und Kuppen so dicht geschart wie
in der Auvergne. Ähnlich wie in der Eifel ist das Land reich an jungen Vulkanen mit Aschenkegeln und Kratern, an Dombergen aus massigem, vulkanischem Gesteins-
ergutz, an Lavaströmen und Maaren. Der Puy de Dome ist der höchste Gipfel in einer Doppelreihe von 40 Kratern und Dombergen.
64. Blick von Osten auf den Badestrand und auf die Klippen von Etretat, östlich von Le Havre.
Die Brandung hat die senkrechten Wände der Kreidefelsen zernagt und zerklüftet, aber in den Nischen zwischen den etwa 100 m hohen Kreidebänken und vor der Steil-
kuste die weggerissenen Gesteinsmassen zum Teil wieder angeschwemmt und so einen Schutz gegen die weitere Zerstörung durch das Wasser geschaffen. In der Nähe
des ausgewaschenen Tores erhebt sich die 70 m hohe „Nadel". Über die wellige Decke des Kreidegesteins ziehen sich grüne Wiesen und kleine Laubgehölze.
44
Frankreich.
66. Nizza an der französischen Riviera, vom Mont Boron im Osten der Stadt aus gesehen.
Zu den anmutigsten und vornehmsten Städten der französischen Riviera gehört die einst italienische „Blumen-
stadt" Nizza, die seit ihrer Zugehörigkeit zu Frankreich einen außerordentlichen Aufschwung genommen hat
und der Lieblingsausenthalt zahlreicher Kurgäste aus allen Ländern im Winter und im ersten Frühjahr ist.
67. Schloß Latour an der Gironde bei Bordeaux.
Die guten Weine aus der durch den Busen von Biskaya und die Eironde gebildeten Halbinsel Medoc wachsen
in der Ebene. Auf den Hügeln werden nur geringe Weine geerntet. Der sonst weit breitere Strom ist dem
Schlosse gegenüber durch eine größere Flußinsel geteilt.
Belgien.
45
68. Hafenkai in Antwerpen. Die Westerfelde ist durch Sturmfluten im 15. Jahrhundert ausge-
weitet und so bis 75 Km landeinwärts für die größten Seeschiffe zugänglich geworden. Zeigen die herrlichen
Bauten der Stadt den Glanz des alten Antwerpen, so verkünden die großartigen Anlagen (Norddeutscher
Lloyd und Hamburg—Amerika-Linie) des von See- und Flußschiffen reich belebten Hafens, daß dieser Haupt-
ausfuhrort des rheinisch-westfälischen Industriegebietes in neuester Zeit einer der ersten Welthandelsplätze ist.
KS. Das Maastal bei Dinant, vom Crevecoeur-Berge aus gesehen. Eine Kette von reiz-
vollen Bildern bietet die Bahnfahrt durch das Maastal. Wo das enge, in das Schiefergebirge einge-
schnittene Tal eine kleine Ausbuchtung aufweist, grüßt ein Dörfchen oder Städtchen hervor, aus jeder Felsen-
nische eine Fabrik, von der nächsten nur getrennt durch eine steile, mit Buschwerk geschmückte Bergwand.
Hin und wieder im Flusse üppig grüne Inseln, an den Ufern der Schienenweg und herdenbelebte Weideflächen.
46
Holland.
70. Polder im früheren H aarlemer Meer. Das Haarlemer Meer (180 qkm) ist durch den Bau
von Dämmen und Kanälen trocken gelegt. Es ist jetzt von 20 000 Menschen bewohnt. Dampfpumpen und
Windmühlen heben das Wasser aus den fruchtbaren, tiefer liegenden Fluren und Nebenkanälen in den hoch
liegenden Hauptkanal. Dieser leitet es ins Meer und bildet zugleich die Verkehrsstraße für Menschen und
Waren. Zwischen den Nebenkanälen beleben Gehöfte, Windmühlen, Weidefluren und Äcker die Landschaft.
71. Gracht in Utrecht. Mitten durch die Straßen vieler holländischen Städte ziehen sich als Haupt-
Verkehrswege des Handels Kanäle. Der Eisenbahnknotenpunkt Utrecht ist durch seine Kanäle und Erachten
auch ein wichtiger Vereinigungspunkt der niederländischen Binnenschiffahrt. Längs der Gracht führt auf
einer oder beiden Seiten eine durch Baumreihen abgegrenzte Straße. Da das Wassergefälle zu gering für
die Anlage von Wassermühlen ist, treten hohe Windmühlen an deren Stelle. (Photo Dr. W. Meyer >
Deutsches Reich.
47
72. Das Wetter st eingebirge mit der Zugspitze (2960 m) von Norden aus gesehen. Dick-
schichtige, wild verwitterte Kalksteine bilden den höchsten Berg im Deutschen Reiche. Er erhebt sich jäh über
den grünen Eibsee <370 m). Das in groben und feinen Schutt verwitterte Gestein spült der Regen aus
den Rissen und Schluchten aus und setzt es als Schuttkegel an den Flanken der Bergwand wieder an.
73. DasJsmaningerMoosaufderBayrischenHochfläche. So lieblich das Deutsche Alpenvorland
in den Nachbargefilden der Bayrischen Alpen, so anmutig sein wechselvoller Hügelsaum an der Donau im W und
im O ist, so feierlich einsam und wenig fruchtbar sind viele der ebenen, höchstens durch bewaldete Hügel-
wellen unterbrochenen Bodenstrecken. Diese sind großenteils sumpfige oder moorige Flächen, die erst teilweise
durch Trockenlegung für die Kultur gewonnen sind, vorwiegend jedoch nur durch den Torfstich Nutzen bringen.
48
Deutsches Reich.
74. Panorama des
Mit Wald, parkartigen Gärten oder Wiesen bedeckte Moränenhügel umrahmen in Bogenform den nördlichen
wasser angeschwemmt. Kulissenartig schieben sie sich gegen den See vor. Von ihnen aus erschließt sich ein Herr-
Wasserbeckens schmücken freundliche Dörfer, Sommerfrischen, Villen und Schlösser. Der flache, dunkle Hügelzug vor
krochen. An hellen Tagen erhält das liebliche Bild einen Hintergrund von gewaltigster Wirkung. Über die Vor-
höchsten Erhebung, der Zugspitze, jäh nach
7S.Blick vom Stifter-Denkmal über den Blöckensteinsee und den Bayrischen Wald. Der
Böhmisch-Bayrische Wald ist ein uraltes Gebirge und durch die Verwitterung so abgetragen, daß von dem
ehemaligen hohen Gebirgsbau nur noch die Fundamente erhalten sind. Daher erweckt das an eindrucksvollen,
seenreichen, schwermütigen Landschaften reiche Waldgebirge den Eindruck einer sanft gewellten Hochfläche. Das
dunkle Wasser der in die Felsbecken eingebetteten Seen ist fast immer regungslos ,,wie eine versteinerte Träne^.
Deutsches Reich.
49
Starnberger Sees (Würmsees).
Teil des Sees. Sie sind vom eiszeitlichen Gletscher des oberen Jnntals zurückgelassen oder durch seine Schmelz-
licher Blick nach Süden. Zu Fützen des Beschauers liegt der stattliche Ort Starnberg. Das Ufer des klaren
den Alpen (graue junge Sandsteine, „Molasse") ist von Alpengletschern abgehobelt und von den Flüssen durch-
berge erheben sich die wild zerrissenen, steilen Wände der Bayrischen Alpen. Sie brechen rechts mit ihrer
Westen, zur Scharte des Fernpasses, ab.
76. Obertürkheim im Neckartal unterhalb Eßlingen. Das Neckarbergland ernährt eine dichte
Bevölkerung. Ortschaft reiht sich an Ortschaft. Wiesen und Felder schmücken die Talsohle. Die Gehänge
der Berge tragen oft bis auf den Scheitel des Berges Rebgelände, hin und wieder auch Hopfengärten.
Nur spärliche Waldflächen an der Nordseite oder auf steinigem Boden unterbrechen die Fruchilandschaft.
50
Deutsches Reich.
77.Hopfenernte im Neckarbergland. Der Hopfen (Humulus lupulus) ist eine Schlingpflanze, die wild
in Erlenbrüchen an Bäumen emporrankt. Er wird nicht nur wegen seiner jungen eßbaren Schößlinge,
sondern besonders wegen seiner zapfenartigen Fruchtdolden angebaut, die in ihren kleinen Blättern viele
klebrige Drüsen mit Hopfenmehl (Lupulin) enthalten. Das ist der stark bittere und vor Fäulnis schützende
Stoff, der dem Bier zugesetzt wird. Das Deutsche Reich, England, die Union sind die wichtigsten Hopfenländer,
78.Weinbau bei Deidesheim an der Hardt. Die Weinrebe (Vitis vinikers)ist in den Anlanden des
»aukasus heimisch, aber durch alle gemäßigten Klimagebiete der Erde bis S2°I^ und 35° 8 verbreitet. In
Deutschland ist der Südwesten der Hauptsitz des Weinbaues. Auch die Gegend um Naumburg a. d. Saale,
Dresden und Grünberg i. Schl. ist ein wichtiges Weinbaugebiet. Im Frühling wird der Boden um die Wurzel
gelockert und gedüngt, die Rebe beschnitten und aufgebunden, im Oktober die Traubenlese, der „Herbst", gehalten.
Deutsches Reich.
51
79. Heidelberg. Heidelberg ist diejenige deutsche Stadt, deren Lage nach Goethes Ausspruch etwas
Ideales hat. Ihre zugleich großartige und anmutige Lage am Gebirge, in der Ebene und am Wasser,
ihr mildes Klima, die üppige Fruchtbarkeit ihrer Umgebung, die Fröhlichkeit des Studentenlebens und der
packende Eindruck der herrlichsten deutschen Schloßruine machen „Alt-Heidelberg, die Feine" zu einem Kleinod
unter den deutschen Städten, das der Deutsche mit Scheffels Liede gern feiert: „Kein' andre kommt dir gleich!"
80. Der Giersberg im Wasgenwalde bei Rappoltsweiler. Über dem altertümlichen Rappolts-
weiler erheben sich stolz drei mittelalterliche Burgen, von denen die untere, der Eiersberg, einen über-
raschenden Blick über die steilen Rebgelände auf Äcker und Wiesen in der weit sich dehnenden Ebene
fast unvermittelt eröffnet. Die Ergiebigkeit der Wiesenfluren beruht auf den regelmäßigen Überschwem-
mungen der III und ihrer Nebenflüsse.
52
Deutsches Reich.
81. Moselschlinge bei Marienburg. Der Rhein und seine Nebenflüsse haben in die Bruchlinien
des Schiefergebirges ihre gewundenen Betten eingegraben. Die stärksten Windungen hat die Mosel. Bei
Marienburg bildet sie eine 12 km lange Schleife, deren Enden sich so nahe treten, daß man sie zu Fuß in
^Stunden abschneidet, während die Dampferfahrt flußaufwärts l^ Stunde dauert.
82. Das Durchbruchstal des Rheines bei Oberwesel. Von der Stromrinne bei Oberwesel,
zwischen der Stromenge bei Kaub und der größten Verengung (113 m) des Rheindurchbruches am Lurlei-
felsen, sind nur die mit Burgen und Schlössern gekrönten, rebenreichen Talwände der Hochfläche zu sehen.
Am Usersaum ziehen sich altertümliche Städtchen und die Landstraßen hin, während die Eisenbahn oft in
Tunneln verschwindet. Um der belebten Flußschiffahrtstraße noch mehr Tiefe zu geben, ist durch Buhnen
dem Strome Land abgewonnen und zur Anlage von Häfen oder zur Anpflanzung von Weiden verwandt.
Deutsches Reich.
53
83. Die Urft-Talsperre unterhalb Gemünd in der Eifel.
Im niederschlagsreichen Nordwestrande des Schiefergebirges hat das Wasser eine hohe Bedeutung für die
Industrie. Daher hat man das Jahrhunderte alte Beispiel des Oberharzes hier vielfach nachgeahmt und durch
Abdämmung von Tälern das sonst ungenützt zu Tal fließende Wasser zu seenartigen Teichen aufgestaut und
nutzbar gemacht. Die größte der rheinischen Talsperren ist die im Urfttale (8 km lang, 45 Mill. cbm Wasserinhalt).
Berghalde. Aufzug Neuer Schacht. Maschinenhaus.
84. Schacht Wolfsbank des Essener Bergwerks-Vereins ,,König Wilhelm".
Maschinenhaus. Mter Schacht. Kohlenseparation u. Wäsche. Waschraum,
Technische Geschäftsräume. 100 Koksöfen.
Direktorwohnung. Kesselanlage für die Abgase der Koksöfen (chemische Fabrik)
85. Die Rhön. Blick nach der Dammersfeldkuppe. Auf dem breiten, waldreichen Sandsteinsockel der Vorderrhön erheben sich zahlreiche Basaltlegel und
-kuppen, deren Wälder größtenteils gefällt find, um ausgedehnten Bergwiesen, die sich teilweise bis auf die Berggipfel ziehen, oder Hafer-, Gerste- oder Kartoffeläckern
in den niederen Lagen Platz zu machen. Viehzucht, Weberei, Wiesenwirtschaft ernährt die Bewohner, von denen viele auch als Erntearbeiter in benachbarte Gegenden ziehen.
86. Blick von den Luhdener Klippen <300 m) bei Rinteln nach Südwesten. An den Fuß des steilen Absturzes der Weserkette schmiegt sich der breite,
fruchtbare Talboden. Die Weser durchzieht diesen in vielen Windungen und Schlingen, die durch das Blinken im Strahl der Sonne sich weithin dem Auge verraten.
Am linken Rande der Flußebene erhebt sich das Lippische Bergland, im fernen Hintergrunde überragt vom Rücken des Teutoburger Waldes. Wo die Weser rechts in
den Bergen dem Blick entschwindet, wendet sie sich nordwärts, um durch die schmale Pforte der Porta Westfalika in die Tiefebene einzutreten.
Deutsches Reich.
55
87. »litt von Der »Kaaenflippe auf öas Edertal unö den Brocken.
Die steil aufgerichteten Schichten des Rheinischen Schiefergebirges finden jenseit der etwa 100 Km breiten
Wesersenke in der mächtigen Scholle des Harzes ihre Fortsetzung. Die breiten, flachgerundeten Rücken streichen
auch hier nach Nordosten. Sie zeigen infolge der starken Abtragung dieselbe Form wie im Rheinischen Schiefer-
gebirge. Die Taler sind hier wie dort tief und oft schroff eingeschnitten. Während im Rheinischen Schiefer-
gebirge jüngere Vulkane keck ihre Häupter erheben, ragen im Harz breite Granit- und Porphyrstöcke über die
alten Schichten empor. Alle überragt der kahle, mit Granittrümmern übersäte Scheitel des Brockens (1140 m).
88. Blick auf Tabarz und den Jnselsberg von N orden. Die gefeiertste Aussicht im Thüringer Walde
hat der^nselsbcrg. Durch wiesenreiches Vorland und über waldgeschmückte Vorberge erhebt er im westlichen Teile
des Gebirges sein Haupt zu 915 m über das nach Nordwesten immer niedriger und schmaler werdende Gebirge.
Er schaut auch auf die Rhön, das Hessische Bergland und den Harz. Seine breite Kuppe ist durch Buchen- und
Fichtenwald zu Fuß oder im Wagen leicht zu erreichen. Über den Gipfel führt die preußisch-gothaische Grenze.
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89. Der Elbdurchbruch bei Schandau, vom Lilien st ein (400 m) geseh en. In die größtenteils in Böhmen liegende, wellige, nach Äiorden sich sanft neigende Sand-
steinplatte tief eingegraben, fließt die Elbe von der Eisenbahnbrücke unterhalb Schandau her nach Westnordwest dem Beschauer entgegen. Ihren Ufersaum schmücken lieb-
liche, waldumkränzte Ortschaften. Der Hang der Berge spendet wertvolle Bausteine. Auf der Hochfläche, in die kleine Gewässer schluchtartige Felsentäler genagt haben, liegen
freundliche Dörfer im bunten Wechsel mit Ackerfluren und Wäldern, überragt im (böhmischen) Süden von Bergrücken oder vereinzelten, jäh abstürzenden Tafelbergen.
Schneekoppe (1600 m). Warmbrunn. Kleine Sturmhaube (1450 m). Kynast. Hermsdorf. Schneegrube.
SO. Das Hirschberger Tal und das Riesengebirge von Gotschdorf (3 Km westlich von Hirschberg) aus gesehen. Den schönsten Blick über das gesamte
Riesengebirge von seinem mit Äckern und Wiesen umsäumten Fuße, über den breiten Gürtel der Wälder bis zu den kahlen Felsenkegeln der Gipfel gewährt der nörd-
liche Rand des Hirschberger Kessels. Rechts im Vordergrund zeigt sich die Perle des Gebirges, das Schloß Kynast. Links erhebt sich die mit Granittrümmern über-
säte Schneekoppe (1600 m). Die Moorgründe und Sumpfwiesen des Kammes wechseln mit Flächen ab, wo kurzes Gras, Heidekraut oder Knieholz wächst. In den Kamm
sind schmale Spalten und Talgründe eingeschnitten. In diese stürzen wilde Bäche hinab. Stellenweise taut in ihnen der Schnee im Sommer nicht auf („Schireegruben").
58
Deutsches Reich.
91- Strohe des Dorfes Leipe im Spreewalde.
Der Spreewald bestand früher meist aus Eichen. Diese sind gerodet, und der weit größere Teil des Waldes
ist in vorzügliche Wiesenfluren, in Eemüseäcker und Gärten verwandelt. Im Rest des Waldes herrscht
die Erle, auch Esche und Weide gedeihen üppig. Die Wenden haben ihre Dörfer auf zahlreichen Inseln
angelegt. Jedes Gehöft nimmt meist eine Insel ein. Die von Schlingpflanzen umrankten Wohnungen
sind Blockhäuser mit Strohdächern. Der Verkehr findet mittels flacher Kähne statt.
92. Weichsellandschaft bei Schulitz in der Provinz Posen. Die Weichsel fließt in der Provinz
Posen vor dem Südabhang der Preußischen Seenplatte in bedeutender Breite, aber geringer Fahrtiefe (im
Durchschnitt 0,90 m). Ihr Tal ist 3—7 km breit und reich an üppigen Wiesen, Äckern, Obst- und Gemüse-
gärten. Im Frühjahr tritt gewaltiger Eisgang und Überschwemmung ein, deren Gefahr man jedoch durch
große Deichbauten beseitigt hat.
Deutsches Reich. 59
93 Samländische Küste bei Warnicken.
Von der 400 km langen Küste Ost- und Westpreußens ist ein in verschiedene Teile getrenntes Fünftel hoch
und steil. An der Nordwestecke des Samlandes erreicht die mit Kiefern bestandene Küste ihren höchsten
Punkt <60 m) bei Warnicken. Sie ist über den mit Bernstein durchsetzten Tertiärschichten von den
Moränen eiszeitlicher Gletscher aus großen und kleinen Feldstücken, Mergel, Grand und Sand ausgerichtet.
94. Purwihn, der nördliche Teil von Nidden auf der Kurischen Nehrung.
Die Düne ist festgelegt durch Bepflanzen mit Strandgräsern, Sträuchern und Kiefern. Nur inselgleich sehen die
blendenden Sandflächen noch aus der grünen Umgebung heraus. Am steileren Jnnenhang der Düne zieht wieder
wie einst geschlossener Kiefernwald bis fast auf ihren Rücken. Die Dorfbewohner leben hauptsächlich vom Fischfang.
60
Deutsches Reich.
96. Hüttener Berge südöstlich von Schleswig.
In der Eiszeit war der Norden Deutschlands, die Ostsee, der größte Teil der Nordsee, Teile von Grotz-
britannien und Irland, Holland und Nordwestrutzland von „Inlandeis" bedeckt, einer Eisschicht, die im
Norden auf 2000 m, in der Mitte auf 1000 m Mächtigkeit berechnet und an den deutschen Mittelgebirgen
bis 400 m nachgewiesen ist. Diese Eis,nasse schob sich auf einer gleitenden Grundmoräne, die in Norddeuiscy-
land stellenweise bis 200 m mächtig war, nach Süden und Südwesten. Sie bestand aus „Geschiebelehm" uno
„Geschiebemergel", in dem massenhaft groge und kleine Felsstücke mit abgerundeten Kanten und geritzren
und geschrammten Flächen stecken. Diese Steine sind meist nordischen Ursprungs: buntfarbige Granite, rote
Quarzsandsteine, Porphyr und Kalksteine, dazu Feuersteinknollen von Rügen und Buntsandstein von den ab-
gehobelten Bergspitzen Norddeutschlands <s. Bild 97).
Der Rückgang des Inlandeises erfolgte mit Unterbrechungen. Daher lieh der Gletscher bald mehr, bald
weniger dicht seine Moränen zurück, die teils als Jrrblöcke wirkungsvoll aus der flachen Landschaft empor-
ragen (s. Bild 98), bald in großen Mengen und in bunt gemischten Gesteinsarten eine Blockstreulandschaft
(s. Bild III) bilden, d. h. die sandigen und grandigen Hügelwellen mit Felstrümmern überdeckten. Wo der
Eisrand länger stillstand, wurde ein Zug von höheren, wallartigen, buckeligen Endmoränen aufgeschüttet
(s. Bild 96). Ihr Aufschluß zeigt auch unter einer fruchtbaren Decke aus Geschiebelehm und -mergel meist eine
Deutsches Reich.
61
97 Bahrenfelder Endmoräne bei Altana.
vielseitige Sammlung landschaftsfremder, abgerundeter Gesteine, die als „Blockpackung" in der Moräne stecken. Die
Zwischenräume zwischen den Felsstücken sind, zum Teil auch durch Schmelzwasserslüsse des Gletschers, mit Kies,
Sand und Geschiebelehm ausgefüllt. Die Endmoränen sind die Steinbrüche der des anstehenden Felsgesteines
entbehrenden Tiefebene (s.Bild 97). Sie sind am mächtigsten an den Randländern der Ostsee. Die Bahrenfelder
Endmoräne bildet, teilweise in einer Breite von 5 km, das landschaftlich so schöne, von tief eingeschnittenen,
auf das Elbtal auslaufenden Schluchten durchsetzte, steile, rechte Elbufer von Altona 15 km abwärts.
Die vielen Seen der Baltischen Seenplatte sind teils zu- und abflußlose Grundmoränenseen, mit Wasser
oder durch Vertorfung mit Moor (s. Bild 96) ausgefüllte Vertiefungen in der Moräne, teils Stauseen, die
in Bodenfalten von der Endmoräne abgedämmt sind, teils langgestreckte schmale Rinnen, die von den Schmelz-
wassern des Gletschers ausgewaschen sind und oft steile Ufer haben, teils auch durch Strudel gebildete Kolke.
Der Hauptreiz der „Holsteinischen Schweiz" bei Plön besteht in den vielen Seen (f. Bild 95), die sämt-
lich der Eiszeit ihren Ursprung verdanken. Damals bestand hier eine Senkung. Diese wurde von ver-
schiedenen Endmoränenzügen durchquert. Die mächtigen Schmelzwasser vor dem Eisrand des zurückweichen-
den Gletschers durchbrachen die älteren Endmoränen und ebneten sie teilweise ein, wodurch der Zusammenhang
zwischen den Seen hergestellt wurde. (Bild 96 und 97 nach Aufnahmen von Dr. R. Struck.)
62
Deutsches Reich.
98. Der Eewekenstein (Giebichenstein) bei Nienburg a. d. Weser.
Dieser Granitblock liegt nahe dem Rande des Forstortes Krähe, eines vorwiegend sandigen, mit zahlreichen kleinen
und einigen größeren Felsstücken von Granit, Quarz, Porphyr, Sandstein, Feuerstein u. a. in buntem Wechsel
durchsetzten und überstreuten, welligen Hügelzuges. Er ist Ilm lang, 7m breit und ragt aus dem Erdboden
3,75 m hervor. Der größte Jrrblock Norddeutschlands (50 m Umfang) liegt im pommerschen Kreise Belgard.
93. Die Lüneburger Heide bei Müden. In der Lüneburger Heide ist der ehemalige Eichenwald,
von dessen Pracht noch einzelne Baumgruppen Zeugnis ablegen, als Schiffsbauholz geschlagen. Infolge-
dessen wurde die fruchtbare obere Erdschicht weggespült, und die Oberfläche zeigt seitdem in häufigerem
Wechsel die drei Rückstände der eiszeitlichen Gletscher: Sandboden, Kies und Lehm. Wo der Sandboden
nur dünn und locker ist, erscheinen Hungergräser, Flechten und Moose, auf den feuchteren Strichen Sumpf-
Heide (Erica), Binsen und saure Gräser. Sonst aber herrscht in der einsamen, noch nicht angebauten Heide
weitum das Sandheidekraut (Calluna). Im Mittsommer ist die Heide am schönsten. Dann schimmert sie
im Purpurgewande des blühenden Heidekrautes, das so weit reicht, wie das Auge über die menschenleere,
wellige Fläche mit ihren Birkenreihen, Wacholdern, Eichenhagen und Kieferngehölzen zu blicken vermag.
Deutsches Reich.
63
100. Schichten im Steller Moor bei Burgdorf in Hannover. Auf undurchlässigen Schlamm-
schichten über dem Geschiebemergel bildeten Wasserpflanzen das schlammige Niedermoor. Über dieses breitete
sich Bruchwald aus (hier stämmige Eiben mit steinhartem Holz), vermoderte aber später zum Übergangsmoor.
Auf diesem wucherte dann das mächtige Hochmoor aus Sphagnum-Moosen und Wollgras, an trockenen Stellen
auch aus Heide und Strauchwerk und bildete dicke, filzige Schichten mit deutlich erkennbaren Pflanzenresten.
Die tieferen Lagen des Torfes haben erdige Form und dunklere Färbung bis zum Pechschwarz.
101. De r Kaiser Wilhelm-Kanal und die Hochbrücke bei Levensau. Zu Kriegs- und Friedens-
zwecken verbindet seit 1395 der Kaiser Wilhelm-Kanal die Nordsee und die Ostsee. Zu den bewunderns-
werten Anlagen des fast 100 km langen Riesenwerkes gehören neben den Schleusen bei Holtenau am
Kieler Hafen und bei Brunsbüttelhafen die Hochbrücken, deren bekannteste bei Levensau nordwestlich von
Kiel in einem Bogen von 165 n> den Kanal überspannt und die Eisenbahn hoch über den Schiffen dahinführt-
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102. Sächsische Kulturebene zwischen Halle a. S. und Kothen mit dem Petersberg. Eine der reichsten Gegenden unseres Vaterlandes liegt zwischen
Halle a. S. und Kothen. Der waldlose und baumarme Boden zwischen der Saale und Mulde ist äußerst fruchtbar und besonders ergiebig an Zuckerrüben, die links auf
dem Bilde ausgehoben, abgeschnitten und in Ochsenwagen abgefahren werden zu der Zuckerfabrik, deren beide Schlote links vor der Windmühle sich emporrecken. Die
Schollen der Äcker, deren Ernte vor der Dieme rechts gedroschen wird, werden von den vier Scharen des Dampfpfluges tief umgebrochen, um bald neue Saaten auf-
zunehmen. Links an der Bahn fördert eins der zahlreichen Bergwerke, auf die der 250 m hohe Petersberg herabschaut, Braunkohlen zutage.
103.Der Kaiser Wilhelm-Hafen in Hamburg. Die Wasserfläche der gesamten Hafenanlagen unserer ersten Seehandelsstadt bedeckt einen Raum von über 5 qkm.
Sie gliedern sich in viele Einzelhäfen. Die Schiffe legen an den Kais an, auf denen zahlreiche Kräne in Tätigkeit treten, um die für Menschenarme viel zu gewaltigen
Lasten aus den Schiffen heraus und in sie hinein zu heben. Der auf dem Bilde sichtbare größte Kran vermag 600 Zentner zu heben, während der größte in Hamburg
vorhandene des Fünffache zu leisten vermag. Die Gesamtlänge der Kai- und Uferstrecken für Seeschiffe beträgt jetzt 30 km, für Flußschiffe 34 km. Die Kaischuppen
(Speicher) haben zusammen eine Länge von 12,5 km.
66
Deutsches Reich,
104. Der Bremer Freihafen. Durch den im Jahre 1888 dem Verkehr übergebenen Freihafen und die
llnterweserkorrektion ist die Seeschiffahrt für mittelgroße Schiffe wieder großenteils von Bremerhaven nach
Bremen zurückgekehrt. Das neue, 6,8 m tiefe Hafenbecken ist 2 km lang und 120 m breit. Großartige
Speicher, Lösch- und Ladeeinrichtungen ziehen sich an den Kaien entlang.
105.Eingedeichte Nordseemarsch, im Hintergrund die Halligen Eröde und Langnes. Ist
der fruchtbare Schlamm, den die Flüsse der Nordsee zuführen, an den Mündungsbusen der Flüsse so hoch
abgelagert, daß die „Marsch" über den mittleren Spiegel des Meeres und der Flüsse hervorragt, so wird sie
durch Deiche geschützt. Diese Dämme haben eine steile Innenseite und eine flache, oft mit Stroh- und
Steinwandungen geschützte Außenseite. Wenn die Ebbe eintritt, fließen die ausgestauten Binnengewässer
durch selbsttätige Schleusentore, „Sielen", unter den Deichen hindurch ins Meer.
Calais erreichen. Auch als Seebad dient die Stadt. Die steilen Kreidefelsen, an deren Fuß sie sich schmiegt, sind mit grüner Rasendecke überzogen,- auf ihnen sind starke
Festungswerke errichtet.
107. Bergwerksbezirk aus der Gegend von Manchester. In dem hügeligen Lande ist ein Kohlenbergwerk dicht neben dem anderen angelegt, und ein Wald von
rauchenden Schloten zeigt sich dem Beschauer. Die Arbeiterwohnungen liegen nach englischer Sitte einzeln und meist in weiterer Entfernung von der Arbeitsstätte.
68
Britische Inseln.
108. Die Longdale Pikes im Scenbezirk Nordwestenglands.
Die jäh von der Küste ansteigenden Cumbrischen Berge sind die landschaftliche Perle Englands. Den alpen-
ähnlichen, schroffen Bergen fehlen aber die Höhe und der Schnee der Alpen. Zwischen dem rötlich grauen Gestein
ziehen sich Streifen grüner Wiesen, schlängeln sich die Silberbänder der die glitzernden Seen verbindenden Flüsse.
109. Die Seen von Killarney im südwestlichen Irland.
Die im Nordwesten besonders zahlreichen und großen Seen mit den zerlappten Wasserflächen und kleinen
Felseninseln geben dem Landschaftsbilde Irlands sein wesentliches Gepräge. Sie sind wie die Seen Finn-
lands durch kurze, schnell strömende Flüsse verbunden.
Britische Inseln. — Skandinavien.
69
IIO.BenNevis im mittelschottischen Bergland, nahe dem Ausgange des KaledonischenKanals.
Die höchste Erhebung der Britischen Inseln, der Ben Nevis (1340 m), bildet eine wuchtige Bergmasse, in
deren oberen Teilen stets bis zur Mitte des Sommers sich Schneeflecken halten. Auch die Gipfel der
benachbarten Berge sind kahl und wild verwittert. Die breiten Rücken tragen Büschel von Heide, Farn,
Gräsern und Heidelbeeren.
III. Schwedische Landschaft mit Blockstreu. Ansicht aus Schonen.
Die Gletscher der Eiszeit haben den lockeren Boden des schwedischen Tieflandes abgetragen. Beim Ende der
Eiszeit wurde das Land durch abtauende Gletscher mit zahllosen Felsblöcken überstreut. Zwischen diesen
konnte sich nur eine dünne Verwitterungsschicht auf der felsigen Unterlage bilden. Die Bauern benutzen die
Moränenblöcke zur Einfriedigung ihrer Weiden und Felder. — Ausnahme Dr. H. Munthe.
112. Svolvaer am Best Fjord, der wichtigste Fischereiplatz in den Lofot-Jnseln. (Nach Henking, „Die Seefischerei Norwegens".)
Etwa in der Mitte der von zahllosen Schären umkränzten Inseln liegt Svolvaer. Auf den Bänken vor der Stadt erscheint Mitte Januar der Dorsch zum Laichen in solchen
Mengen, daß das Wasser von der Milch der Dorschmännchen getrübt erscheint. Mitte März ist der Höhepunkt des Fanges. Dann ruhen die anderen norwegischen Seefischereien.
Am 16. III. 1898 wurden am Best Fjord 30 000 Fischer amtlich gezählt. Die meisten bleiben bis Mitte April. Das Jahr 1895 brachte einen überaus reichen Fang von 46 Mill. Dorschen.
Rußland.
71
113.Die Stromschnellen von Jmatra in Finnland. Finnland, das „Land der tausend Seen", ist
ein «dewirr von Mooren, Sümpfen und Seen, die, in flache Mulden des felsigen Bodens eingebettet, reich an
Inseln und von wertvollen Wäldern umkränzt sind. Die Seen liegen in verschiedenen Höhenstufen. Viele
von ihnen stehen durch Flüsse mit reihenden Stromschnellen untereinander in Verbindung, andere haben
weder Zufluß noch Abfluß und werden nur vom Regenwasser gespeist.
114. Kaspische Steppe östlich vom Kaspischen See bei Kasandschik. Die mit Steinblöcken
überstreute Steppe ist im europäischen Rußland ähnlich wie im asiatischen. Im Frühling bilden blühende
Zwiebelgewächse für kurze Zeit einen bunten Teppich zwischen Büscheln von harten Gräsern und Stauden,
^m Herbst unterbrechen nur noch vereinzelte staubfarbene Stauden die einförmige graue Fläche. Der Wind
weht mächtige Sanddünen zusammen, die sichelförmig vorrücken. Berge durchziehen in niedrigen Reihen
die Steppe besonders an den Rändern.
72
Rußland.
IIS. Die Wolga unterhalb Nishnij Nowgorod im Frühjahr bei Hochwasser, von Norden
gesehen. Das weit entfernte linke „Wiesenufer" im Osten ist eine angeschwemmte, niedrige Ebene. Rechts
auf dem Bilde, d. i. im Westen, erscheint das „Bergufer", das die Wolga fortschreitend unterwäscht. Bei
Tieswasserstand zeigt sich vor dem Bergufer ein sanft geneigter, sandiger Strand, den zur Frühjahrszeit infolge
der Schneeschmelze die hohe Flut verdeckt. Die Wolga ist im Sommer wegen ihres geringen Gefälles von
zahlreichen Schiffen belebt, unter denen die langen Züge der von Dampfern gezogenen Lastschisse auffallen.
116. Blick von der Oberstadt Nishnij Nowgorod über die Oka auf die Meßstadt.
Seiner Lage an der Vereinigung russischer Wasserstraßen aus allen Richtungen verdankt Nishnij Nowgorod
die großen, im Spätsommer stattfindenden Märkte. Nur dann ist die Jahrmarktstadt auf der niedrigen
Halbinsel zwischen Oka und Wolga bewohnt und das lange Bazargebäude besonders von Pelzhändlern belebt.
Namen- und Sachverzeichnis.
Aach 149.
Aachen 198. 210. 219.
Aarhuus 229 f.
Aberdeen 234 s.
Abessinien 34. 41.
Abgeschlossene Küsten
286.
Abplattung s. Erde.
Abruzzen 121.
Absatzgesteine 269.
Abtragung durch
Brandung 283.
Acapulco 17 f.
Achsendrehung s. Erde.
Aconcagua 26. 250.
Adda 120.
Addis Abeba 34. 42.
Adelaide 4. 6. 257.
Adelsberg 108.
Aden 44. 69. 257.
Adersbach 179.
Adlergebirge 179.
Adorf" 176.
Adria 108.
Adrianopel 117. 119.
Adriat. Meer 112.119.
Afslation 283.
Afghanistan 49.
Afrika 28 ff. 250 f. 254.
272. 284. [114 f.
Ägäisches Meer 46.
Agram 111. 113.
Ägypten 31 f. 41.
Ägyptischer Sudan 33.
Ahr 160.
Aino 56.
Alaska 7 f. 17. 277.
Albanesen 116.
Albanien 117.
Albrechtsburg 177.
Aleppo 45 f. 69.
Alessand ria 122. 125.
Alenten 8. 64.
Alexandrien 32.42.116.
Algäner Alpen 99.104.
139
Algerien 29. 41.
Algerischer Atlas 29.
Algier 30. 42. 283.
Alhambra 128.
Allahabad 60. 69.
Alleghanies 9.
Allenstein 191. 217.
Aller 185. 213.
Allier 132.
Alluvium 274.
Almaden 128 f.
Almen 101.
Alpen 88 f. 92 ff. 139.
Alpenflüsse 141.
Alpenseen 95. 293.
Alpenvorland 139 ff.
Alfen 192.
Alster 201.
Alt 118.
Altai 58.
Altarepaß 120. 130.
Altenberg 171.
Altenburg 168. 221.
Altmark 190.
Altmühl 148.
Alto-Kumuli 311.
Altona 192. 201. 218.
Altvater 180.
Alnta 118.
Amager 229.
Amazonas 23. 248.
250. 289. 293.
Amazonien 20. 22 f.
Amberg 154. 221.
Amboland 75 f.
Amerika 6 ff. 250 f.
253 f. 284.
Amerikaner(Jndianer)
15. 17. 19. 27. 313.
315.
Amiens 134. 136.
Ammersee 140.
Amstelsluß 227.
Amsterdam 227 f.
Amu 50.
Amur 52. 66.
Amurländer 52.
Anatolifche Bahn 47.
Ancona 123. 125.
Andalusien 126. 128.
Andamanen 277.
Anden 20.
Andernach 161.
Anecho 71.
Angola 36. 74.
Angora 47.
Anhalt 200. 216. 220.
Annaberg 176. 221.
Ansbach 155. 221.
Antilibanon 45.
Antillen 19.
Antitanrns 46.
Antizyklone 300 f.
Antwerpen 213. 226.
Apennin-Halbinsel 88.
119 ff.
Apia 81.
Appalaches 9.
Apulien 121. 123.
Äquator 264. 287.
Äquatorialtriften 289.
Äquinoktialpunkte 262.
Aqnitan. Pforte 134.
Arabien f. 299.
Arabische Wüste 30.
Aragonien 128.
Aralsee 50. 248. 294.
Aranjuez 128 f.
Ararat 47.
Arber 151.
Archangelsk 244 f.
Archäozoifche Periode
274.
Archipel 284.
Ardennen 161. 225.
Argentinien 25.27.316.
Argonnen 132.
Arkansas 10.
ArktischeVölker51.315.
Arkt. Klimagebiet 306.
Arlbergbahn 103. 112.
Arlbergpaß 97.
Armenien 47 f.
Arnhem (Arnheim)
228.
Arno 122.
Arnsberg 197. 218.
Arolsen 201. 220.
Artesische Brunnen 3.
30. 291.
Artois 134.
Arvetal 131.
Aschaffenburg 147.155.
221
Aschantiland 71.
Aschengesteine 271.
Aschersleben 196. 218.
Asien 42 ff. 250 f. 284.
301.
Afowfches Meer 242.
Assam 61. 59.
Affuan 32.
Astrachan 244 f.
Astrolabe-Bai 80.
Atacamawüste 21.
Atakpame 71.
Athen 115.118 f.
Atlant. Ozean 39. 251.
255.284.287 ff. 301.
Atlas 29.
Atmosphärischer
Wirbel s. Zyklone.
Ätna 120. 124.
Atolle 5. 284.
Attika 114.
Anckland 4. 6.
Aue 176.
Auen 292.
Auerbach 175. 176.
Auersberg 170.
Ausschließungsküsten
286.
Augsburg 142.149.
153. 221.
Aurich 197. 218.
Australalpen 1.
Austrat-Asiat. Mittel-
meer 59. 62 f. 258.
Australgolf 1.
Australien 1 ff. 250 f.
284. 302.
Australier 313.
Australischer Bund 3.
Anstralneger 3.
Auvergne 132. 135.
277.
Azoren 39.
Bach 291.
Bad Elster 169.
Baden-Baden 156.
222.
Baden, Großherzog-
tum 142. 156. 216.
222.
Bagdad 46. 69.
Bagdad-Bahu 46 f.
254.
Bahama-Jnseln 19.
Bahia 24. 26.
Bahnknotenpunkte252.
Baikalsee 51. 58. 248.
250. 293 s.
Bakony-Wald 110.
Baku 48. 69.
Balearen-Jnseln 128.
Balkan - Halbinsel
113 ff.
Balkasch 51.
Baltimore 16. 18.
Baltische Prov. 244.
Balt. Schild 236. 283.
Baltische Seenplatte
183. 184.
Balutschistau 49.
Bamberg 154. 221.
Bangka 63.
Bangkok 62. 69.
Bantuneger 35.73.76.
79.
Barcelona 128 f.
Bärenstein 170.
Barma 62.
Barmen 197. 218.
Barometermaximum
u. -Minimum 300.
Basalt 149. 270. 277.
BaM 103. 144. 147.
211.
Basken 92. 127. 313.
Baskische Prov. 127.
BaskischesGebirge 126.
Basra 46. 69.
Baß-Straße 1.
21aS
Bastarde 76. 315.
Bastei 172.
Bastia 125. 135 f.
Batavia 63. 69. 258.
Batum 48. 69.
Baumwolle 53. 59 f.
71. 78. 80.
Bautzen 177. 221.
Bayern 141. 153. 216.
221.
Alpen 139.
Donaugebiet 153.
Maingebiet 154.
Rheinpfalz 153.155.
Bayreuth 154. 221.
Beduinen 44. 315.
Beerberg 166.
Beirut 45. 69.
Belfast 234 f.
Belfort 135 f.
Belgien 225 f. 247.
Belgrad 117. 119.
Belt 182.
Benares 60. 69.
Benevent 121.
Bengalen 61.
Benguela 36.
Benguelastrom 290.
Beuue 33.
Berchtesgaden 142.
Bergdamara 75.
Bergen 239 f.
Bergeshöhen 250.
Bergstürze 281. 293.
Bergwerkserzeugnisse
249.
Bering-Straße 6 f.
Berlin 185. 194. 210.
217.
Bermuda-Jnseln 14.
Bern 102 f.
Bernburg 200. 220.
Berner Alpen 98.100.
Bernina-Alpen 93. 99.
Bernstein 191. 209.
Besancon 135 f.
Reuthen 193. 217.
Bieleboh 174.
Bielefeld 197. 218.
Bifurkatiou 293.
Bilbao 127. 129.
Bingen 212.
Binnenmeere 287.
Binnenschiffahrt^
verkehr 254.
Birkenfeld 162. 200.
219.
Birmingham 233. 235.
Biscaya 302.
Bischofswerda 178.
Bismarck-Archipel 4.
80. 85.
Blasewitz 177.
Blei 249.
Bober 179.
Bochnia 107.
Bochum 197. 218.
Boddenküste 183.
Bode 165.
Bodenbach 171.
Bodensee 95. 100.
140 f. 149. 211. 248.
250. 294.
Bogota 22. 25.
Böhmen 106. 142.
Böhmer Wald 151.
Böhmisch-Bayrischer
Wald 142.
Böhm.-Mähr. Becken-
landschast 152.
Böhm.-Mähr. Hügel-
land 107.
Böhmisches Mittelge-
birge 106.
Bohrbrunnen
s. Artes. Brunnen.
Bolivia 21. 27.
Bologna 123 ff.
Bombay 61. 69. 257.
Bonifacio 124.
Bonn 199. 212. 218.
Bora 302.
Bordeaux 134. 136.
Borkum 188.
Borna 178.
Borneo 63. 248. 284.
Bosnien 108. 247.
Bosporus 47. 117.
Boston 16. 18.
Bottnifcher Busen 236.
Bonlogne a. M. 134.
136.
Bourgogne 135.
Bozen 104 f. 112.
Brachykephalen 312.
Bradford 234 f.
Brahmanisten 315.
Brahmaputra 57 ff.
303.
Braila 119.
Brandenburg, Prov.
194. 217. 283.
Brandenburg, Stadt
194. 217.
Brandungswelle 285.
Brasilien 20.24.27.248.
Braunschweig 200.216.
219.
Bregenz 105. 112.
Breitenfeld 178.
Bremen 202. 210. 216.
220.
Bremerhaven 202.213.
220. 289.
Brenner 97. 104.
Brennerbahn 112.139.
Brescia 122. 125.
Breslau 193. 217.
Brest 134. 136.
Bretagne 132. 134.
Brieg 217.
Brienzer See 100.
Brindisi 123.125. 253.
Brisbane 4. 6.
Bristol 233. 235.
Bristolkanal 289.
Brit.-Nordam. 13. 27.
Brit.-Ostasrika 36. 41.
Brit.-Südasrika 41.
Brit.-Westafrika 41.
Brocken 164.165. 250.
282.
Bromberg 193. 217.
Brooklyn 16.
Brügge 226.
Brünn 107. 113.
Brussa 47. 69.
Brüssel 226.
Buchara 50. 69.
Buchholz 176.
Bückeburg 200. 220.
Budapestlll.113.216.
Buddhisten 55 f. 61.
67. 315.
Budweis 106.
Buea 73.
Buenos Aires 25 f.
Buffalo 17 f.
Bug 185.
Bukarest 119.
Bukowina 107.
Bulgarien 114. 117.
247.
Buntsandstein-
Verwitterung 282.
Burgund. Ebene 132.
Burgundische Pforte
144. 147.
Buschmänner 37. 75.
315.
Buschsavannen
s. Savannen.
Buys Ballot 300. 309.
Cadiz 128 f.
Calais 134. 136. 187.
Callao 22. 25.
Cambridge 233. 235.
Campagna di Roma
123.
Canal du Midi 131.
Cannes 136.
Canon 8.
Capri 123.
Caprivi-Zipfel 74.
Caracas 22. 25.
Cardiff 234 f.
Carlsfeld 169.
Carpentaria-Golf 1.
Carrara 122. 125.
Cartagena 128 f.
Casiquiare 23. 293.
Catania 124 f.
Cattaro 108. 113.
Celebes 62 f.
Celle 196. 218.
Cetinje 117. 119.
Cevennen 131.
Ceylon 60 f. 248.
Chamonix 135.
Champagne 134.
Chamsin 30.
Charleroi 225 f.
Charlottenburg 194.
217.
Chartum 33. 42.
Chemnitz 176. 221.
Cherbourg 134. 136.
Chicago 17 f. 253.
Chiemsee 140.
Chile 21. 27.
Chimborasfo 21.
China 43.53 ff. 68.248.
Chinesen 53 f. 63.314f.
Chingan 52. 57.
Chinook 302.
Chios 47.
Christen 315.
Chur 103.
Cincinnati 17 f.
Cirruswolken 310.
Clermont-Ferrand
135 f.
Clyde-Busen 230 f.
Colm 174.
Colombia 21 f. 27.
Colombo 61. 69. 257.
Colorado 8. 11.
Columbia, Strom 11.
Comer See 97. 120.
Cook-Straße 4.
Cordoba 128 f.
Cork 234 f.
Cornwall 231.
Costa Rica 19.
Cote d'Or 131.
Cotentin 134.
Cotopaxi 21. 277.
Cottaer Spitzberg 172.
Cottische Alpen 38.130.
Crimmitschau 176.
Cumberland 231.
Cypern 47.
Czerneboh 174.
Czernowitz 107. 113.
Dahoniegebiet 71.
Dalai-Lama 58.
Dalgety 4.
Dalmatien 108.
Dalmatin. Inseln 114.
Dalni 53. 62.
Damaraland 75.
Damaskus 45. 69.
Dampfquellen 277.
Dänemark 228 ff. 247.
307.
Dänische Inseln 183.
Danzig 191. 215. 217.
Daressalam 37. 77 ff.
257.
Darmstadt 157. 222.
Dauphine'-Alpen 98.
131.
Davis-Straße 13.
Davos 100. 103. 299.
Dawson City 14.
Debreczen III. 113.
Deiche 286.
Deister 164.
Dekhan 59.
Delagoa-Bai 37. 257.
Delst 227 f.
Delhi 60. 69.
Delta 293.
Demawend 48.
Demitz-Thumitz 174.
Depression 300. 309.
Dessau 200. 220.
Detmold 200. 220.
Deutsch-Baselitz 175.
Deutsche Australische
Linie 257.
Deutsche Ostafrika-
Linie 257.
Deutsche Ostasiatische
Linie 257.
Deutsches Reich 202 sf.
247 f.
Ackerbau 205. 207.
Alpenland 139.
Alpenvorland 139ff.
Einheitlichkeit 202.
Eisenbahnen 210.
Flüsse 211.
Fluß- u. Kanal-
straßen 210.
Grenzen 203.
Größere Städte 23.
Handel 209. 224.
Industriegebiete
199. 205. 209.
Klima 138. 204.
Kolonien 69 ff.
Salzreichtum 209.
Seegeltung 211.
Verfassung 202.
Verkehr 205. 209.
Viehzucht 207.
Wald 205. 207.
Zuckerrübenbau 207.
Deutsch-Ostafrika 37.
41. 76 ff. 84 f.
Deutsch-Südwestafrika
38. 41. 74 ff. 84 f.
Devon-Formation274.
Diedenhofen 222.
Dievenow 183.
Dijon 135 f.
Diluvium 274.
Dinarische Alpen 114 f.
Dirschaul91.210.217.
Dislokationsbeben279.
Dnjepr 241 f.
Dnjestr 109. 242.
Döbeln 178.
Dobrndscha 114. 118.
Doggerbank 187.
Dolichokephalen 312.
Dolinen 108. 291.
Dolomiten 95. 98.104.
Don 242.
Donau 91. 103. 105.
112. 115. 215. 248.
250.
Donauhochebene 140.
Donautiefland 114.
Donauwörth 153. 221.
Donnersberg 146.
Dora Baltea 131.
Dordogne 132.
Dortmund 197. 218.
Dortmund—Ems-
Kanal 188.
Doubs 101.
Dover 233. 235.
Drachenfels 212.
Drau 110. 119.
Drawida 60. 313.
Dresden 176.210. 214.
221.
Dschidda 44. 69.
Dschungel 60.
Dsnngarei 58.
Duala 73.
Dublin 234 f.
Duero 126.
Duisburg 199. 210.
212. 219.
Dümmer 189.
Düna 242.
Dundee 234 f.
Dünen 187. 286
Dünkirchen 134. 136.
Dünung 288.
Durban 38. 257.
Durchbruchgesteiue
270.
Düren 219. [212.218.
Düsseldorf 199. 210.
Dwina 242.
Dyas-Formation 274.
Ebbe 288.
Ebenheit 172.
Ebersbach 178.
Eberswalde 194.
Ebrobecken 126.
Ecuador 21 f. 27.
Eder 197.
Edinburg 234 f.
Edmundsklamm 172.
Eger 106. 113. 167.
Egertal 106 f. 152.
Eggegebirge 164.
Ehrenberg. Klause 139.
Ehrenbreitstein 198.
Eichsseld 166.
Eifel 161. 189. 277.
Einsturzbeben 279.
Eis 302. 306.
Eisak 97. 105.
Eisberge 12. 295. 305.
Eisenach 168. 221.
Eisenbahnen 223.
252 ff. 259 f.
Eisenerze 249.
Eisenerzer Alpen 99.
104.
Eisenquellen 291.
Eisernes Tor 110.
Eisleben 165.196. 218.
Eismeer 12. 242. 284.
287. 305 f.
Eiszeit 274.
Ekliptik 262.
Elbe 106.112.152.179.
188. 190. 194. 204.
213. 250. 289. 293.
Elberfeld-Barmen199.
Elbing 191. 215. 217.
Elbing-Oberländifcher
Kanal 184.
Elbrus 48.
Elb-Saudsteingeb. 171.
Elbtal 106.
Elbtalkessel 173.
Elburs 48.
Elsaß-Lothringen 157.
91 999
Elster,' Weiße 168.
Elster, Schwarze 174.
Elstergebirge 178.
Elton-See 293.
Emden 197. 218.
Emilia 123.
Ems 164. 189. 198.
204. 218.
Endmoränen s.
Moränen.
Engadin 95.
Engen 139.
England 230 ff.
Enz 148.
Erdachse 263 f. 300.
Erdbahn 263.
Erdbeben 275. 279.
Erde 265.
Achsendrehung. 263.
300.
Erde, Abplattung 264.
Bewegung 263.
Dichte 267 ff.
Entstehung 267 ff.
Geftcinshülle 269.
Größe 264.
Land- und Wasser-
Verteilung 251.
Lufthülle 298.
Maße 264.
Wasserhülle 283.
Erdgeschichtliche Zeit-
alter 274.
Erdinneres 267 f. 271.
Erdpyramiden 281.
Erdrinde 272.274.277.
Erdschias 47.
Erdteile 250 s. 283 f.
Erfurt 168. 196. 218.
Ergußgesteine 270.
Erie-See 10. 248.
Eritrea 42.
Erlangen 155. 221.
Erosion 280 f.
Erratische Blöcke 274.
Eruptivgesteine 270.
Erzgebirge 169.
Eskimo 12. 315.
Essen 199. 210. 218.
Eßlingen 148.155.222.
Etsch 93. 97. 105.
Euböa 118.
Eulengebirge 179.
Euphrat 45 ff.
Eurasien 42. 272.
Europa 86ff. 250 f. 284.
Eutin 200. 219.
Ewheneger 71.
Eyre 1. 248.
Falkenstein 176.
Falklands-Jnseln 25.
Fallwinde 302.
Faltengeb. 29. 46. 51.
101.114.142 f. 271.
Faltungstäler 97. 273.
Faröer 229.
Fehmarn 192.
Feldberg 145.
Feldberg, Großer 160.
Fellata 73.
Felsengebirge 8.
Fernando Po 34.
Fes 29. 42.
Fessan 30.
Festland 269. 283.
Festlandsockel 287.
Feuerberge s. Vulkan.
Feuerlands-Jnseln 25.
Fichtelberg 170.
Fichtelgebirge 106.151.
167.
Fiescher Gletscher 295.
21a*
Findlingsblöcke 181.
274.
Fingalsgrotte 277.
Finne 166.
Finnen 92. 238.
Finnland 240.285.293.
Finno-Karelier 243.
Finow-Kanal 194.215.
Finsteraarhorn 100.
Firn 95. 269. 294.
Fischereiausbeute 60.
187. 288.
Fiume 111. 113. 283.
Fixsterne 265.
Fjorde 8. 236. 285.
Flächen in qkm 250.
Flachküsten 284 f.
Flachsee 287.
Flamingen 225.
Flandern 134.
Flensburg 192. 218.
Fließende Wasser 291.
Florenz 123. 125.
Flußkunde 292.
Flußschiffahrt 254.
Flut 288.
Föhn 302.
Förden 182 f. 285.
Forez-Gebirge 132.
Formosa 55.
Forst 194. 217.
Forth-Busen 230.
Franche-Comte 135.
Frankenberg 176.
Frankenhöhe 148.
Frankenwald 167.
Frankfurt a. M. 149.
198. 210. 212. 218.
Frankfurt a. d. 0.194.
217.
Fränk. Jura 143.149 f.
FränkischeSchweiz150.
Frank. Terrassen 148.
Frankreich 130 ff. 247 f.
Franzensbad 170.
Franz.-Jtalienische
Westalpen 98.
Franz.-Kongo 42.
Freiberg 171.177. 221.
Freiburg i. Brsg. 156.
222.
Fremantle 257.
Friedrichshafen 156.
222.
Friedrich-Wilhelms-
Hafen 80.
Friesen 227.
Friesische Inseln 187.
Frisches Haff 183.
Fndschijama 56.
Fulde 33. 73.
Fulda 162 f. 197 f. 213.
218.
Fnmarolen 277.
Fundy-Bai 289.
Fürten 229.
Fünfkirchen 111. 113.
Fnrkastraße 281.
Fürth 155. 221.
Gabelungen 293.
Galatz 119.
Galdhöpig 237.
Galeriewälder 77.
Galizien 107.
Galveston 16. 18.
Gambia 33.
Ganges 59. 248. 294.
Gardasee 95. 120.
Garonne 132. 134.
Gastein 105. 112.
Gazelle-Halbinsel 80.
Gebirge, ihre
Einteilung 271 f.
Gebirgsbahnen 260.
Geest 189.
Geestemünde 197. 213.
Gefälle s. Flußkunde.
Geiser 4. 230. 290 f.
Geising 170.
Gelbes Meer 53.
Geldern 228.
Gellivara 237 f. 240.
Gelsenkirchen 197. 218.
GemäßigtesKlima303.
Gemäßigte Zonen 304.
Genf 102 f.
Genfer See 95. 97.
100 f. 132. 281.
Gent 226.
Genua 93. 120. 123 ff.
257.
Gera 168. 221.
Gerlsdorfer Spitzel09.
Germanen 92.
Geschiebelehm 181.
286.
Geschiebemergel 186.
297.
Gestade 284.
Gesteine 269 ff.
Gewitter 308.
Gezeiten 288.
Gibraltar 128.
Gießen 157. 163. 222.
Girgenti 124.
Gironde 132.
Glarner Alpen 98.100
Glasgow 234 f.
Glashütte 177.
Glatz 179. 193. 217.
Glatzer Schneeberg
179.
Glauchau 176.
Gleiwitz 193. 217.
Gletscherkunde 274.
283. 293 ff. 305.
Glogau 193. 217.
Glom 238.
Gmünd 222.
Gneis 274.
Gneisalpenzug 98.
Gnesen 193. 217.
Gobi 58.
Godwin Austen 57.
Gold 249.
Goldenes Horn 117.
Golfe du Lion 293.
Golfstrom 13. 56. 230.
289. 301.
Göltzsch 168.
Görlitz 174. 193. 217.
Goslar 165. 218.
Göta-Elf 238.
Götakanäle 238.
Göteborg 239 f.
Gotha 168. 221.
Gotland 239.
Gottesgab 171.
Gotthardbahn 103.
253.
Göttingen 196. 218.
Gottleuba 169.
Grabenbrüche 271.
Grafische Alpen 98.130.
Grampians 231.
Granada 128 f.
Gran Chaco 25.
Granit 270. 274. 282.
Gran Sasso d'Jtalia
121.
Graslitz 169.
Grassavannen s. Sav.
Grassteppen s. Sav.
Grandenz 191. 215.
217.
Graz 105. 112.
Greifensteine 170.
Greifswald 192. 217.
Greiner Wald 151.
Greiz 221.
Grenoble 135 f.
Griechen 47.
Griechenland 114.118.
247.
Grimma 170. 178.
Grimselstraße 281.
Groitzsch 178.
Groningen 228.
Grönland 12.230.248.
284.
Großbrit. u. Irland
230 ff. 247 f. 284.
Großenhain 174. 177.
Großer Ozean f.
Stiller Ozean.
Großglockner 104.
Groß-Namaland 74
Großschönau 178.
Grotenburg 200.
Grünberg 193.215.217.
Grundmoränen s. Mo-
ränen.
Guadalajara 17 f.
Guadalquivir 126.
Guadalquivirbecken
126.
Gnadiana 126.
Guanajuato 17 f.
Guatemala 19.
Guayana 20. 22 f. 27.
Guayaquil 22. 25.
Guben 194. 217.
Gnienne 134.
Guinea 42.
Guineastrom 289.
Gumbinnen 217.
Haag 227 f.
Haarlem 227 f.
Habesch 34.
Häfen 286.
Haffe 183. 293.
Hagel (Eis) 302.
Hagen 197. 210. 218.
Haidarabad 61. 69.
Hainleite 166.
Haiti 19. 248.
Halberstadt 196. 218.
Halifax 13. 18.
Hall 155. 222.
Halle 196. 210. 218.
Halsbrücke 171. 177.
Hamburg 196. 201.
209 f. 214. 216. 220.
Hamburg - Amerika-
Linie 256. 260.
Hameln 196. 218.
Hamm 197. 210. 218.
Hammerfest 237. 239 f.
Hanau 198. 218.
Handelsflotten 209.
260.
Hanhai 58.
Hankau 54 f. 69.
Hanna 107.
Hannover 196. 218.
Haparanda 238. 240.
Harburg 196. 218.
Hardanger Fjord 236.
Hardt 145 f.
Harz 89. 158. 164.
Haufenwolken 310.
Haussa 33.
Havel 185. 194. 214.
Hawaii-Jnseln 5. 17.
Hegau 149. 276.
Heidelberg 156. 222.
Heilbronn 149. 155.
222.
Heilquellen 291.
Hekla 230.
Helgoland 181. 188.
192. 285.
Heller 174.
Helsingfors 240. 245.
Herbertshöhe 80.
Herero 76.
Herford 197. 218.
Heringsdorf 192.
Hermannstadt III. 113.
Hermupolis 118 f.
Herrnhut 178.
Hertogenbosch 228.
Herzegowina 108. 247.
Hessen 156. 216. 222.
Hessen-Nassau 197.218.
Hess. Gebirgsland 162.
Heuberg 149.
Hildesheim 196. 218.
Himalaja 57. 59 f.
Himmelsäquator 261.
Himmelskugel 261.
Himmelspole 261.
Hindostan 43. 60.
Hindu 60.
Hindukusch 49. 57. 60.
Hinterindien 43.59.61.
Hirschberg 179. 193.
217.
Hoangho 53. 82. 248.
Hochdruckgebiet 300.
Hochmoor 189.
Höchst 218.
Hochstein 174.
Hochwald 173.
Hochwasser 288. [221.
Hos a. d. Saale 154.
Hohburger Berge 174.
Hohenfriedberg 180.
Höhenklima 303.
Hohensalza 193. 217.
Hohenstaufen 149.
Hohenstein-Ernsttal
176.
Hohentwiel 149. 276.
Höhenvegetation 95.
Hohenzollern 142.149.
Hohe Tauern 99. 104.
Hohneklippen 282.
Holland 226.
Holzminden 219.
Homburg 198. 218.
Hondo55.57.248. 284.
Honduras 17. 19.
Hongkong 55. 69. 258.
Honolulu 5. 258.
Horstgebirge 271.
Hottentotten 37. 75.
315.
Howa 39.
Hubertusburg 175.
Hudson, Strom 10.
Hudson-Bai 7. 9 f.
Hull 234 f.
Humber 230 f.
Hunsrück 160. 200.
Hurou-See 10. 248.
294.
Hurrikane 301.
II (ei) 227.
Itter 104. 142.
Jlimani 21.
Jllinoiskanal 10.
Jllyrische Ketten 88.
Ilm 166.
Inder 60.
Indianer s. Amerikan.
Indien, Kaiserreich 60.
67 f.
Ind. Ozean 38. 211.
251. 257. 284. 302.
Jndochina 62.
Indus 57. 59. 61. 248.
Ingolstadt 154. 221.
Inlandeis 12.274.306.
Inn 95. 99. 105. 215.
Jnnerasien 43. 57.
Innsbruck 105. 112.
Inseln 284. 286.
Ingelsberg 166.
Jnsterburg 191. 210.
217.
Jnterlaken 102 s.
Jquique 21. 25. 258.
Iran 48. 60.
Jrawadi 61.
Jrkutsk 52. 69. 300.
Irland 86. 234. 247.
293.
Isar 139. 141.
Ischl 105. 112.
Jser 179.
Jsergebirge 179.
Iserlohn 197. 218.
Jskenderun 45.
Island 229.
Jsle de France 134.
Isobaren 300. 307.
Isothermen 299.
Jspahan 49. 69.
Jstrien 108.
Italien 119. 247. 283.
Jablonoi-Gebirge 51.
Jablunkapaß 107.
Jadebusen 188.
Jasa 45. 69.
Jagst 148.
Jahres-Jsothermen
299.
Jailagebirge 241.
Jakuten 52.
Jamaika 19. 248.
Jantsekiang 54 f. 248.
Japan 53. 55f. 68.279.
Japanisches Meer 53.
Jarkend 58. 69.
JassY 119.
Java 62 f. 68.
Jekaterinburg 244 f.
Jemen 44.
Jena 168. 221.
Jenifsei 51. 248. 250.
Jerez de la Frontera
128 f.
Jerusalem 45. 69.
Jeschken 173.
Jeschkengebirge 173.
Jeso 55.
Joachimstal 170.
Johannesburg 38. 42.
Johanngeorgenstadt
171. 176.
Johannisberg 198.
Johnsdorf 174.
Jokohama 57.69.257s.
Jonische Inseln 118.
Jon. Meer 114. 118.
Jordan 45.
Jordangraben 46.
Juden 315.
Julische Alpen 98.104.
Jungfrau 100. 260.
Jupiter 265.
Jura 99. 101. 142 f.
148 ff. 274.
Jütland 182. 228 f.
Kabul 49. 69.
Kaffee 24. 61. 63. 73.
Kairo 32. 42.
Kaiserslautern 147.
155. 221.
Kaiser Wilhelm-Kanal
192. 210. 214.
Kaiser Wilhelmsland
4. 79. 85.
Kakao 23. 72 f.
Kalahari-Wüste 37.
Kaledon. Kanal 231.
Kalkalpen 93. 97 ff.
104 f. 139.
Kalkutta 61. 69. 257.
Kalmengürtel 301.303.
Kalmücken 92. 243.
Kalte Zone 306.
Kama 242.
Kambrium-Formation
274.
Kamenz 175. 178.
Kamerun 35. 41. 72.
84 f.
Kamerunberg 34. 277.
303.
Kamerunbusen 72.
Kammerbühl 170.
Kampanien 123.
Kämpe 292.
Kamtschatka 43.52.55.
277.
Kanada 13.
Kanad. Schild 9. 283.
Kanadische Seen 7.13.
294.
Kanalküste, engl. 285.
Kanalküste, franz. 273.
Kanar. Inseln 39.128.
Känozoische Periode
274.
Kantabrisches Gebirge
126.
Kanton 54 f. 69. 258.
Kaokoseld 74.
Kap der Guten Hoff-
nnng 255.
Kapellenberg 168.
Kap Hoorn 255.
Kap—Kairo-Bahn 38.
254.
Kapland 37.
Kapstadt 38. 42.
KapverdischeJnseln 39.
Karakorum 57. 60.
Karatschi 61. 69.
Karawanken 104.
Karbon - Formation
274.
Kare (Felskessel) 143.
Karlsbad 107.113.170.
Karlsruhe 156 f. 210.
222.
Karnische Alpen 98.
104.
Kärnten 105.
Karolinen-Jnseln 5.81.
85.
Karpatisches Waldge-
birge 88. 107. 109.
Karru 37.
Karst 108. 114. 291.
Karthago 30.
Kasan 244 f.
Kaschmir 60.
Kaskadengebirge 8.
Kaspische Niederung
241. 243.
Kaspischer See 42. 50.
242 f. 248.250.293 f.
Kassel 198. 218.
Kastel 157.
Kastilisches Scheide-
gebirge 125.
Katalonien 128.
Kattegatt 229. 238.
Katzbach 193.
Katzenbuckel 146.
Kaukasien 48. 245.
Kaukasus 48.
Kaukasusvölker 313.
Kautschuk 24. 71. 73.
78. 80.
Keetmannshoop 76.
Kehl 144.
Keilberg 170.
Kelten 92. 234.
Kempten 221.
Kenia 36.
Kesselbrüche 271.
Keupermergel 148.
186. 274.
Kiautschou 55.82. 84 f.
Kiel 183. 218.
Kiew 244 f.
Kiffhäuser 166. 168.
Kilimandscharo 36.77 f.
250. 277.
Kimberley 38. 42.
Kinzig 145. 162. 197.
Kioto 57. 69.
Kirgisen 51.
Kirgisensteppe 50.
Kirnitzschtal 172.
Kischinew 244 f.
Kisil Jrmak 46.
Kissingen 155. 221.
Kiuschiu 55. 57.
Klagenfurt 105. 112.
Klar-Elf 238.
Klausen 139.
Klausenburg III. 113.
Kleinasien 43. 46.
Kleve 219.
Klingental 169. 176.
Klima 303 ff.
Klimakrankbeiten 306.
Kobe 57. 69.
Koblenz 162.198. 218.
Koburg 168. 221.
Kocher 148.
Kochiuchina 62.
Köge 188. [277.
Kohlensäuregasquellen
Kohlen 249.
Kokospalmen 5.59. 71.
78. 80. 290.
Kolberg 191. 217.
Kolin 180.
Kolmar 157. 222.
Köln 162.181.189.199.
210. 212. 218. 294.
Kölnische Tieflands-
bucht 159. 189.
Kolonien, Vergleich
82 ff.
Kompaß 268.
Konglomerate 274.
Kongo 34 ff. 42. 248.
250.
Koma 69.
Königgrätz 180.
Königsberg 191. 217.
Königsbrück 174.
Königsee 104. 139.
Königshütte 193. 217.
Königstein 172. 177.
Königswartha 175.
Konstantinopel 116 f.
119.
Konstanz 156. 222.
Konstanz« 119.
Kontinentaltafel 287.
Kontinente 283 ff.
Kopenhagen 229 f.
Kopra s. Kokospalme.
Korallen 1. 5. 77. 80.
284 f.
Kordilleren 20.
Korea 43. 52 f.
Koreaner 53.
Korfu 118.
Koriuth 118 f. [135.
Korsika 121. 124. 130.
Korsör 192.
Kosak 51.
Kosel 214.
Köslin 217.
Köstendsche 119.
Kottbus 194. 217.
Kottmar 174.
Kötzschenbroda 177.
Kram 108.
Krakau 107. 113.
Kranichsee 169.
Krater s. Vulkanismus.
Kraterseen 277.
Kraushaarige Meu-
scheu 312.
Krefeld 199. 212. 219.
Kreide-Formation274.
Kreta 117.
Kreuznach 198. 218.
Kribi 73.
Kriek 2. 72.
Krim 241.
Kristalline Schiefer
270.
Kristiania 239 f.
Kroaten 111.
Kroatien-Slawonien
109. 111.
Kronstadt III. 113.
244 f.
Kruueger 34.
Kuba 19. 27. 248. 284.
Kuenlun 53. 58.
Kufra 30.
Kulm 191. 215.
Kulmbach 154. 221.
Kulturvölker 316.
Kumuluswolken 310.
Kunene 38.
Kupfer 249.
Kurafluß 48.
Kurden 46. 48.
Kurilenbogen 55.
Kurische Nehrung 183.
286.
Kurisches Haff 183.
Kuro-Schio 11.56.289.
Kurzköpfe 312.
Küsten 284. 286.
Küstenflüsse 292.
Küstenkette, Nordame-
rikanische 8.
Küstenunterwaschung
285.
Küstrin 194. 217.
Kuxhaven 201. 214.
220.
Kykladen 114.
Laacher See 161.
Labrador 13.
La Coruna 127. 129.
Ladiner 105.
Ladoga-See 242. 248.
250. 294.
Lago Maggiore 93. 95.
120.
Lagos 34. 42.
La Guayra 22.
Lagunen 293.
La Havana 19.
Lahn 160.162.197.212.
Lahore 60. 69.
Laibach 108. 113.
Land, Entstehung 269.
Landengen 6. 44. 113.
Landgewässer, Wirtsch.
Bedeutung 294.
Landsberg 194. 217.
Landshut 154. 221.
Landskrone 174.
Landverkehr 252 ff.
Lmrdwinde 301.
Langenbielan 217.
Langensee f. Lago
Maggiore.
Langköpfe 312.
Langres, Plateau 131.
Languedoc 131 f. 134.
Laon 134. 136.
La Paz 22. 25.
Laplacefche Hypothese
267.
La Plata 20. 24. 248.
Lappen 238. 243.
La Rochelle 134. 136.
Lasa 58. 69.
Lateritboden 73.
Latium 123.
Lauenburg 192.
Laurenco-Marquez 37.
Lausanne 102 f.
Lausche 173.
Lausitz 173. 177.
Lausitzer Bergland 174.
Lausitzer Gebirge 173.
Lava 275. 278. 293.
La Valetta 124 f.
Lawinen 294.
Lech 104.
Le Creufot 135 f.
Leeds 234 f.
Leeseite 302.
Le Havre 134. 136.
Leiden 227 f.
Leine 164.
Leipzig 175 f. 178.
196. 210. 221.
Leipziger Bucht 174.
, 181. 186.
Leitfossilien 272.
Leith 234 f.
Leithagebirge 109.
Leitmeritz 177.
Lek 188.
Le Mans 134. 136.
Lemberg 107. 113.
Leoben 112.
Leon 128.
Lepontische Alpen 98.
100.
Letten 243.
Liberia 34.
Libysche Wüste 30.
Liechtenstein-Klamm
280.
Liegnitz 193. 217.
Ligurien 123.
Ligur. Alpen 98. 130.
Lilienstein 172.
Lille 134. 136.
Lima 22. 25.
Limbach 176.
Limburg 228.
Lim Fjord 183.
Limoges 135 f.
Liudau 153. 221.
Linden 196. 218.
Lindi 77. 79.
Linz 105. 112.
Lippe 164. 189. 200.
216. 220.
Lissabon 129.
Litauer 186. 243.
Liverpool 234 f.
Livingstone-Geb. 77.
Livorno 123. 125.
Llanos 20.
Löbau 178.
Lobuor 58.
Lodz 214 f.
Lofot-Jnfeln 237.
Loire 132. 134.
Lombardei 120. 122.
Lombardische Alpen
98. 104.
Lome 71.
Lommatzsch 174.
London 233. 235.
Londoner Becken 230.
Loschwitz 177.
Löß 50. 53.195. 274 f.
283.
Lößnitz 173.
Lothringen 157.
Lübeck 192. 202. 214.
216. 220.
Lübecker Bucht 183.
Lückendorf 174.
Lüdenscheid 197. 218.
Lüderitzbucht 76.
Ludwigsburg 155.222.
Ludwigshafen 155.
210. 212. 221.
Ludwigskanal 150.
Luftdruck 298. 300.
Lufthülle der Erde 298.
Luftlinien - Entfer--
nungen 249.
Luftverkehr 252.
Luftwärme 298 f.
Luganer See 120.
Lugano 103.
Lugau 176.
Lüneburg 196. 218.
Lüneburger Heide 181.
184. 185. 189.
Lüttich 162. 225 f.
Lützen 178.
Luvseite 302.
Luxemburg 224. 247.
Luzern 102 f.
Luzon 63.
Lykabettos 118.
Lyon 135 f.
Maare 161. 277.
Maas 161. 187 f. 226.
Maastricht 228.
Mackenzie 10.
Madagaskar 38. 41.
248. 284.
Madeira 23. 39.
Madras 61. 69.
Madrid 128 f.
Magdalenenstrom 22.
Magdeburg 195. 214.
218.
Magellan-Straße 20.
Magma 274 f.
Magnetismus 268.
Magyaren III.
Mähren 107. 142.
Mähr. Gesenke 180.
Mailand 122. 124 f.
Mainbecken 142.
Mainz 157. 212. 222.
294.
Makedonien 114. 117.
Maladetta 126.
Malaga 90. 128 f.
Malaien 5. 62 f. 313.
Malaiischer Archipel
59. 61.
Malaka 61 f.
Mälarsee 237.
Mallorca 128.
Malmö 239 f.
Maltagruppe 124.
Man 231.
Manchester 234 f.
Manchester-Seekanal
231.
Mandau 173.
Mandschu 53 f.
Mandschurei 52.
Manila 63. 69. 258.
Mannheim 156. 210.
212. 222. 294.
Mansselder Hügelland
165.
Manytschniederung42.
Maori 4.
Maranon 23. 303.
Marburg 198. 218.
Maria-^eresiopellll.
113.
Marianen 5. 81. 85.
Marienbad 107. 113.
Marienburg 191. 215.
217.
Marienstern 175.178.
Mariental 178.
Marienwerder 217.
Maritza 115.
Maritzaniederung 114.
Markneukirchen 176.
Marmara-Meer 114.
Marokko 29. 42.
Mars, Planet 265.
Marschen 188.
Marseille 135 f.
Marshall-Jnseln 5. 80.
85.
Martinique 19.
Masai 79.
Maskat 44.
Massachusetts 16.
Massengesteine 270.
Masuren 186. 191.
Matragebirge 110.
Matterhorn 99.
Mauna Loa 5. 277.
Mauritius 39.
Mazatlan 17 f.
Mecklenburg-Schwerin
200. 216. 219.
M e cklenburg-Strelitz
200. 216. 219.
Mediua 44. 69.
Medoc 132.
Meer 276 f. 286 ff.
Meeralpen 98. 131.
Meerane 176.
Meeraugen 109.
M eeresströmungen
287. 289.
Meerwasser 279. 287.
Meile, geograph. 264.
Meiningen 168. 177.
221.
Meißen 173 sf. 214.221.
Meißner, Hoher 163.
Mekka 44. 69.
Mekong 61.
Melanesien 4.
Melbourne 4. 6. 257.
Memel 185. 191. 217.
MemelerTief 182.183.
Menam 61 f.
Menschenwelt 312 ss.
Meran 105. 112.
Meridiangrad 264.
Merkur, Planet 265.
Merseburg 196. 218.
Mersey 231.
Meseta 125.
Mesokephalen 312.
Mesopotamien 43. 45.
299. 316.
Mesozoische Periode
274.
Messenische Ebene 116.
Messina 120. 124 f.
Meteoriten 267.
Meteorologie 298.
Metz 157. 222.
Mexikaner 15.
Mexiko 7 f. 17 f. 26.277.
Michigan-See 10. 248.
Mikronesier 81.
Milchstraße 266.
Milwaukee 17 f.
Minden 197. 213. 218.
Mineralquellen 291.
Miriquidiwald 171.
Mississippi 10. 248.
250. 293.
Missouri 10. 248.
Mistral 302.
Mittelamerika 6. 18.
Mittelatlantischer Weg
256.
Mitteldeutsches Ge-
birgsland 158 ff.
Mitteleuropa 137 ff.
Mitteleuropäisches
Flachland 181 ff.
Mitteleurop. Zeit 266.
Mittelfranken 154.
Mittelländische
Menschenrasse 313.
Mittelländisches Meer
87. 90. 287. 304.
Mittelmoränen
s. Moränen.
Mitteltiroler Alpen 99.
104.
Mittelwasser 289.
Mittweida 178.
Mocha 44.
Modena 123. 125.
Mofetten 277.
Mohammedaner 45.
49. 55. 60. 315.
Moldau 106. 118. 152.
213
Wolde Fjord 236.
Molen 286.
Molukken 62 f.
Mombasa 36.
Monaco 135.
Mond 264 f.
Mongolei 58.
Mongolen 53 f. 58. 62.
313.
Monsune 301 f.
Montblanc 93.98.131.
250.
Mont Cenis-Paß 97.
Mont Dore 132.
Monte Carlo 135.
Monte Gargano 121.
Montenegro 117. 247.
Monte Rosa 98 f.
Montevideo 25 f.
Mont Pele 19.
Montpellier 134. 136.
MontPelvoux98.131.
Montreal 13. 18.
Montreux 102 f.
Moore 189.
Moränen 279. 293 ff.
Morawa 114 f.
Morea 118.
Moritzburg 175.
Morteratschgletscher
95. 100.
Mosambik 37.
Mosel 146. 161. 212.
Moskau 240. 244 f.
Mostar 109. 113.
Mosul 46. 69.
Mount Everest 57.250.
Mount Mac Kinley 8.
Mount Townsend 1.
Mühlberg 177.
Müglitz 170.
Mühlhausen 196. 218.
Mukden 53. 69.
Mulde 170.
Mulde, Freib. 170.
Muldenhütten 171.
177.
Mülhausen 157. 222.
Mülheim am Rhein
200. 218.
Mülheim (Ruhr) 199.
219.
München 142. 153.
210. 221.
München-Gladbach
199. 219.
Münden 196. 213. 218.
Münster i.W. 197.218.
Münsterländische Tief-
landsbucht 189.
Mut 104.
Murcia 128 f.
Murg 145.
Murray 3 f.
Mursuk 30.
Muschelkalk 297.
Muscheln 288.
Mylau 176.
Nab 151 167.
Nabbucht 150.
Nachtgleichenpunkte
262.
Nagasaki 57. 69. 258.
Nagelfluh 93.
Namedy-Sprudel 161.
Namur 162. 225 f.
Nancy 135 f.
Nantes 134. 136.
Narenta 108 f.
Narew 185.
Natal 38.
Naturvölker 315.
Naumburg 196. 218.
Neapel 123. 125.
Nebel 302.
Nebenflüsse 292.
Neckar 148.
Neckarbecken 142.
Neckarbergland 145.
Nedsched 44.
Neger 313. 315.
Nehrungen 183. 293.
Neiße 180.
Neiße, Glatzer 180.
Neiße, Görlitzer 174.
Neiße, Lausitzer 174.
179.
Neptun, Planet 265.
Nerotief 250. 287.
Netze 185. 192.
Netzschkau 176.
Neuenburg(Neuchatel)
102 f.
Neufahrwasser 191.
215.
Neufundland 6.13. 86.
248. 290.
Neugersdorf 178.
Neuguinea 4. 85. 248.
284.
Neukaledonien 4.
Neumecklenburg 80.
Neumünster 192. 218.
Neupommern 80.
Neuseeland 4.248.284.
Neusiedler See 110.
Neustrelitz 200. 219.
Neusüdwales 4.
Neuwied 198. 218.
Neuwieder Becken 159.
Newa 242.
Newcastle 234 f.
New Orleans 16. 18.
New York 11. 16. 18.
Niagarafälle 10.
Nicaragua 19.
Nicaraguasee 18.
Nidda 162.
Niederfranken 227.
Niederguinea 35.
Niederkalifornien 17.
Niederlande 226ff. 247.
Niedermoore 189.
Niederösterreich 105.
Niedersachsen 227.
Niederschläge 302.
Niederwald 160.
Niedrigwasser 289.
Nigeria 33 f. 72.
Nigir 33. 248.
Nigir-Sudan 33.
Nijmegen 228.
Nil31.33.248.250.293f.
Nimes 134. 136.
Niuive 46.
Nippflut 289.
Nippon 55.
Nishnij Nowgorod 244.
245.
Nizza 135 f.
Njaffa 35 f. 77 f. 294.
Njemen (Memel) 185.
191. 217. 242.
Njong 73.
Nolleudorf 170.
Nomaden 315.
Nonnenklunsen 174.
Nordamerika 6 ff. 281.
293.
Nordasiaten 315.
Nordasien 43. 51.
Nordatlant. Weg 256.
Nordbrabant 228.
Norddeutscher Lloyd
202. 256. 260.
Nordenham 200. 213.
219.
Norderney 188.
Nord-Expreßzug 252.
Nordfriesische Inseln
188. 192.
Nordhausen 196. 218.
Nordholland 226.
Nordkap 86. 236.
Nördliche Kalkalpen
97. 99.
Nordlichter 311.
Nördlingen 221.
Nordseekanal 227.
Nordtiroler Alpen 99.
104. 139.
Nordwesteuropäisches
Schollenland 88 ff.
Normal-Nullpunkt289.
Normandie 132. 134.
Normann. Inseln 233.
Norwegen 237. 239.
247.
Nubien 30 f.
Nürnberg 149 ff. 154.
210. 221.
Oase 30. 44. 58.
Oberbayern 283.
Osterreich 103 ff.
Oberdeutsche Hoch-
fläche 140.
Oberelsaß 157.
Oberer See 10. 248.
294.
Oberfrauken 154.
Oberguinea 34. 70.
Oberhausen 219.
Oberhessen 157.
Oberösterreich 105.
Oberpfälzer Wald 151.
Oberpfälzisches Becken
150.
Oberrheinische Tief-
ebene 142 f.
Oberschlesien 193.
Oberwiesental 171.
Ob-Jrtisch51.248.250.
Ochotskisches Meer 52.
Odense 229 f.
Odenwald 145 ff.
Oder 185. 193 f. 204.
214.
Oder—Spree - Kanal
215.
Oderan 176.
Oderwitz 178.
Odessa 242. 244 f.
Offenbach a. M. 157.
222.
Ofoten-Bahn 252.
Oglio 93.
Ohio 10.
Oka 242.
Oker 165.
Olbernhau 176.
Oldenburg 200. 216.
219.
Olküste 34.
Olsnitz 176.
Olymp 115.
Oman 44.
Onega-See 242.
Ontario-See 10. 248.
Nord—Ostsee-Kanal
187. &MT0-£ck ertätyurtu* 129.
Nordsee 18^, HU^rÄ^ßln 193. 217.
BchiribucMor schling
Braunsen wvetc
fcchulbuchbibüotha*
Oran 30. 42.
Oranje 34. 37.
Oranje-Fluß-Kolouie
38.
Orinoko 23.
Orleans 134. 136.
Orsowa 109.
Ortler Alpen 99. 104.
Osaka 57. 69.
Oschatz 174. 178.
Osmanen 116.
Osnabrückl96.210.218.
Ostafrika 36. 284. 302.
Ostafrika, Brit.- 36.
Ostafrika, Deutsch- 37.
Ostalpen 89. 93. 97 f.
100.
Ostasiatischer Insel-
bogen 55.
Ostasien 43. 52.
Ostende 226.
Osterreich 103 ff.
Osterreichische Kalk-
alpen 99. 105.
Österreich-Ungarn
103 ff. 247.
Ostfriesische Jnselnl88.
Ostpreußen 190. 217.
Ostritz 178.
Oftrumelien 114. 117.
247.
Ostsee 182. 242.
Ostsibirien 51.
Ostturkestan 58.
Ottawa 13. 18.
Otztaler Alpen 99.104.
Owambo 76.
Oxford 233. 235.
Oybin 173.
Ozeane (Weltmeere)
250 f. 269. 283 f.
Ozeanien 5 f.
Paderborn 218.
Padua 123. 125.
Paläozoische Periode
274.
Palästina 43. 45.
Palau-Jnseln 81. 85.
Palermo 124 f.
Palk-Straße 61.
Palma 128 f.
Pamir 57.
Pampa 25.
Panama 6. 8.19. 277.
Panama-Kanal 258.
Pandschab 60.
Papenburg 189.
Papua 4. 80. 313 f.
Para 24. 26.
Parallelkreise 261.
Paraguay 25. 27.
Parana 24. 250.
Paris 134 ff.
Parnaß 115.
Passatwinde 289. 301.
Passau 154. 215. 221.
Patagonien 20 f. 25.
Patras 118 f.
Pazifik 257.
Pazifikbahnen 14. 253.
Pazifisches Nord-
amerika 7.
Peene 183.
Pegau 178.
Peking 54 f. 69.
Peloponnes 113.
Pemba 77.
Penig 178.
Penninische Alpen 98 f.
Periodische Seen 291.
Perm 244 f.
Perm-Formation 274.
Persien 49. 68.
Perth 4. 6.
Peru 21 f. 27.
Perugia 123. 125.
Perustrom 290.
Petschora 90. 242.
Pfaffenstein 172.
Pfahl 151.
Pfälzer Bergland 145 f.
Pforzheim 156. 222.
Philadelphia 16. 18.
Philippinen 17. 62 f.
Philippopel 117. 119.
Phonolith 276.
Picard ie 134.
Piemont 122.
Pik von Teneriffa 39.
Pilatus 100.
Pillnitz 174. 177.
Pillauer Tief 183.
Pilsen 106 f. 113.
Pilsener Becken 152.
Pindus 115.
Piräus 118 f.
Pirmasens 155. 221.
Pirna 171 f. 177.
Pisa 123. 125.
Pittsburg 16. 18.
Planeten 265.
Plankton 288.
Plattensee 110.
Plauen 176. 221.
Plauenscher Grund
171. 177.
Pleiße 178.
Plymoutk, 233. 235.
Po 99. 120. 292.
Pöhlberg 170.
Poitiers 132.134.136.
Pola 108. 113.
Polarklima 303.
Polarlicht 305.
Polarstern 261.
Polarströmungen 287.
289.
Polder 188. 227.
Polynesien 5. 284.
Polynefier 5. 315.
Pommern 191. 217.
283.
PommerscheBuchtl82.
Pompeji 123.
Ponape 81. [122.
Pontinische Sümpfe
Pontisches Gebiet 90.
Pontische Steppe 243.
Pontresina 103.
Porkopolis 17.
Porphyr 270.
Porsberg 174.
Port Arthur 53. 69.
Porta Westsalika 197.
Port Natal 38. 42.
Porto 129.
Porto Rico 17. 19.248.
Port Said 32. 42.
Portsmonth 233. 235.
Portugal 128. 247.
Portngies.-Asrika 42.
Portugies. Inseln 39.
Portng.-Westafrika 42.
Posen 192 f. 217.
Postverkehr 259.
Potsdam 194. 217.
Prag 106. 113. 213.
Prärietafel 8.
Prebischkegel 172.
Prebischtor 172.
Pregel 185.
Preßburg 109. 113.
Preußen 190 ff. 216.
Preußische Bucht 182.
Provence 135.
Provencer-Alpen 98.
Piut 109.
Pulsnitz 178.
Pußta 110.
Pyrenäen-Halbinsel
86 f. 125. 132.
Quebec 13. 18.
Quedlinburg 196. 218.
Queensland 3 f.
Queenstown 234.
Quelle 290.
Quellen, heiße 291.
Quellkuppe 276.
Quito 22. 25.
Radeberg 177.
Raudmeere 287.
Rangoon 62. 69. 257.
Rassen der Menschen
313 ff.
Rathenow 194. 217.
Ratibor 193. 214. 217.
Rätische Alpen 99 f.
Ranental 198.
Rauhe Alb 149.
Ravenna 123. 125.
Recife 24. 26.
Rednitz 148.
Reede 286.
Reedereien s. Schiff-
fahrtsgefellschaften.
Regen 302.
Regensburg 151. 154.
210. 221.
Regenzeiten 304.
Reichenbach i. V. 176.
221
Reichenberg i. B. 107.
113.
Reichenhall 142.
Reif 302.
Reims 134. 136.
Reis 53. 59. 62 f. 71.
Religionen 315.
Remscheid 199. 219.
Rennsteig 166.
Reunion, Insel 39.
Reuß 97. 100.
Reuß Älterer Linie
168. 216.
Reuß Jüngerer Linie
168. 216.
Reutlingen 148. 155.
222.
Reykjavik 230.
Rhein 91. 99 f. 144.
160. 161.187 s. 204.
211. 226. 248. 250.
292.
Rheingau 198.
Rheingraben 143.
Rheinisches Schiefer-
gebirge 144. 159.
Rheinprovinz 198.218.
Rheiuschissahrt 199.
210. 212.
Rheydt 219.
Rhodesia 38.
Rhodos 47.
Rhön 163.
Rhone 99.
Rhonegletscher 281.
Rhonetal 132.
Riesa 177. 294.
Riesengebirge 179.
Riga 244 f.
Rigi 100.
Rio de Janeiro 24. 26.
Rio Grande del Norte
10. 17.
Rio Negro 23.
Riukiubogen 55.
Riviera 123.
Rixdorf 195. 217.
Rochlitz 171. 178.
Rocky Mountains 8.
302.
Roer (Ruhr) 161.
Rom 123. 125.
Romanen 92. 122.
Rosenberg 172.
Rostock 200. 219.
Rostow 244 f.
Roßwein 178.
Rotation der Erde
263.
Rotenburg 221.
Roter Turm-Paß 110.
Rotes Meer 287.
Rotterdam 213. 227 f.
Roubaix 134. 136.
Rouen 134. 136.
Rowuma 37.
Ruanda 77.
Rückblick auf Afrika 39.
Amerika 26.
Asien 64.
Australien 5.
Deutsche Kolonien
85.
Deutsches Reich 202.
Europa 246.
Frankreich 136.
Großbritannien 235.
Polynesien 5.
Rußland 245.
Schweden und
Norwegen 239.
Rüdersdorf 181.
Rüdesheim 198.
Rudolstadt 168. 221.
Rügen 181. 183. 192.
248.
Ruhr 158. 160.
Ruhrort 212. 294.
Rumänien 118. 247.
Rumelien 117.
Rundhöckerformen der
Berge 295.
Rußland 240 ff. 247 f.
Saale 165 f.
Saalfeld 221.
Saarbrücken 198. 219.
Sachalin 55 f.
Sachsen, Königreich
175. 216. 220.
Sachsen, Prov. 195.
218.
Sachsen - Altenburg
168. 216. 221.
Sachsen-Koburg und
Gotha 168.216.221.
Sachsen - Meininaen
168. 216. 221."
Sachsen - Weimar -
Eisenach 168. 216.
221.
Sächsisches Bergland
168. 171.
Sachs. Schweiz 172.
Sahama 21.
Sahara 30. 128. 283.
299.
Saigon 62. 69.
Salamanca 128 f.
Salomon-Jnfeln 4.80.
85.
Saloniki 116 f. 119.
Salt Lake City 17 f.
Salzachtal 280.
Salzbrunn 217.
Salzburg 105.112.153.
Salzburger Alpen 99.
104. 139.
Salzgärten 108.
Salzgebirge 274.
Salzsee 293.
Sambesi 34. 37.
Sambre 225.
Samland 183.
Samoa-Jns. 5. 81. 85.
Samojeden 243.
Samos 47.
Samum 30.
S. Bernhard 93. 99.
130.
S. Denis 134. 136.
S. Etienne 135 f.
S. Francisco 17 f. 257 f.
S. Gallen 103.
S. Gotthard 97. 100.
211. 281.
S. Helena 39. 284.
S. Kanzian 180.
S. Lorenzgolf 10.
S. Lorenzstrom 10.12.
248.
S. Louis 16. 18.
S. Moritz 100. 103.
S. Nazaire 134. 136.
S. Petersburg 244 f.
S. Salvador 19.
Sandbänke 286.
Sansibar 36 f. 42. 77.
248. 257.
Santander 127. 129.
Santiago 21. 25.
Santiago di Compo-
stella 127.
Säntis 100.
Santorin 115.
Santos 24. 26.
Saone 131.
Sarajevo 109. 113.
Sardinien 121. 124.
Saturn 265. 267.
Sauerlaud 160 189.
Savannen 51. 70 f. 73.
77 f. 304.
Save 108. 110.
Savoyen 135.
Savoyer Alpen 98.131.
Sawaii 81.
Schäfchenwolken 310.
Schaffhausen 102 f.
Schamo 58.
Schandau 177.
Schanghai 55. 69. 258.
Schantung 82.
Schar Dagh 114.
Schären 236. 285.
Schaumburg - Lippe
200. 216. 220.
Scheldemündung 226.
Schichtenkopf 270.
Schichtenrücken 270.
Schiffahrtgesellschaf-
ten, Tabelle 260.
Schiras 49.
Schire 78.
Schlammstrand 286.
Schlechtes Wetter 307.
Schlesien 107.193.217.
Schlesisches Gebirgs-
land 178.
Schleswig 218.
Schleswig - Holstein
184. 192. 218.
Schlichthaarige Men-
schen 312.
Schmalkalden 167.
Schnee 294. 302.
Schneebera 171 f.
176. 179.
Schneekoppe 179.180.
250.
Schoberpaß 104.
Schollengebirge 271.
Schöneberg 195.217.
Schonen 236. 239.
Schönes Wetter 339.
Schotten 233.
Schottland 231. 234.
293.
Schrammsteine 172.
Schratten i. Karst 281.
Schutt 110.
Schuttkegel 281.
Schwaben 141.
Schwäbisch-Fränkische
Beckenlandschaft
147 ff.
Schwäbischer Jura s.
Jura.
Schwäbisch. Meer 140.
Schwarzburg-Rudol-
stadt 168. 216. 221.
Schwarzb. - Sonders-
hausen 168.216.221.
Schwarze Berge 114.
Schwarzenberg 175.
176.
Schwarzes Meer 242.
Schwarzwald 145.
Schwarzwasser 170.
Schweden 182. 236.
238. 247.
Schwefeldampf-
quellen 277.
Schwefelquellen 291.
Schweidnitz 193. 217.
Schweinfurt 155. 221.
Schweiz 99. 247.
Schweizer Alpen 93.
99 ff.
Schweizer Hochfläche
99 f.
Schweiz. Jura f. Jura.
Schweiz. VoralpenlOO.
Schweizerische West-
alpen 98.
Schwerin 200. 219.
Seattle 17 f. 258.
Sebnitz 177.
Sedimentgesteine 269.
Seealpen 8.
Seeland 229. 283.
Seemeile 264.
Seen 293.
Seen, Tabellen 250.
294.
Seeverkehr 252. 254.
Seewinde 301.
Segelschiffahrt 255.
Schneelinie 294.
Seine 131 f.
Seitenmoränen s.
Moränen.
Semmering 97. 106.
„112-
«Senegal 33.
Senegambien 33. 42.
Serben 111.
Serbien 117. 247.
Seret 109. 118.
Severn 230 f.
Sevilla 128 f.
Shannon 234.
Sheffield 234 f.
Siam 62.
Siberiak 51.
Sibirien 43. 51. 58.
245.
Sibirische Bahn 51.
252. 254.
Sibyllenstein 174.
Sichelberge 131.
Siebenbürgen 110 f.
Siebengebirge 160.
Sieg 160.
Siegen 197. 218.
Sierra Nevada 8. 126.
Sierra Nevada de
Santa Marta 21.
Sigmaringen 198.219.
Silber 249.
Silur 274.
Simplen 97. 99. 103.
Sinai-Halbinsel 44 f.
Singapore 62. 69. 258.
Singhalesen 61.
Sinkstoffe 283.
Sirius, Fixstern 266.
Siwah 32.
Sizilien 124. 283.
Skagens Horn 182.228.
Skager Rak 236.
Skandinavien 86. 88.
236. 285. 293. 308.
Skandinavisch-Russ.
Tafel 88. 236.
Skrub 2.
Skutari 47. 69.
Slawen 92.
Slowaken III.
Slowenen 105.
Smyrna 47. 69. 116.
Snowdon 231.
Soest 218.
Sofala 37.
Sofia 117. 119.
Sogne Fjord 236.
Soissons 134. 136.
Sokotra 39.
Solfataren 277.
Solingen 199. 219.
Solling 164.
Solquellen 291.
Somal-Halbinsel 36.
42.
Somali 36.
Sondershausen 168.
221.
Sonne 261. 267.
Sonneberg 221.
Sonnenbewegung 262.
Sonnenferne 263.
Sonnenfinsternis 265.
Sonnennähe 263.
Sonnenstrahlen 298.
Sonnentag 266.
Sonnwendpunkte 263.
Sorata 21.
Sorben 175.
Söul 53. 69.
Southampton 233.
235.
Spandau 194. 217.
Spanien 127. 247.
Spaargebirge 174.
Speier 155. 221.
Spessart 145 ff.
Spezif. Gewicht 267.
Splügen 97.
Sprachen 312 f.
Spree 174. 185.
Spreewald 194.
Springflut 288.
Springquellen 291.
Srinagar 60. 69.
Sfajauisches Geb. 51.
Ssamara 244 f.
Ssanaga 73.
Ssaratow 244 f.
Ssewastopol 244 f.
Ssyr 50.
Stade 196. 218.
Staffa 277.
Stahlquellen 291.
Stargard i. P. 191.
217.
Starnberger See 140.
Staßfurt 196. 218.
Staubregen 283.
Stausee 295.
Steiermark 105.
Steigerwald 148.
Steigungsregen 302.
Steilküsten 284.
Steinhuder Meer 189.
200.
Steinkohlen 249.
Steirische Mpen 99.
104.
Stendal 196. 210. 218.
Stephansort 80.
Steppen 2. 43 f. 48 f.
58. 75. 78. 292 (s.
auch Savannen!)
Steppenflüsse 292.
Sternhimmel 261.
Sterntag 266.
Stettin 192. 210. 215.
Steyr 105. 112.
Stilfser Joch 97.
Stiller Ozean 52. 211.
251.257.284. 288 f.
302.
Stirnmoränen s. Mo-
ränen.
Stockholm 238 ff.
Stoke am Trent 234 f.
Stolp 217.
Stolpen 174.
Strahlungsw etter 308.
Straits Settlements
62.
Stralsund 192. 217.
Strand 284.
Strandlinie 285.
Straßburg 147. 157.
210. 222.
Stratuswolken 311.
Straubing 221.
Strehla 174.
Strom s. Flußkunde.
Stromboli 120. 284.
Stromgebiete 248.250.
292.
Strömungen 288 f.
Strudellöcher 295 f.
Stubbenkammer 182.
Sturmflut 288.
Stuttgart 146. 148.
155. 210. 222.
Suaheli 36.
Subtrop. Gürtel 304.
Südamerika 6.20.303.
Sudan 32. 299.
Sudanneger 33. 71.73.
Südasien 43. 59.
Südatlant. Weg 256.
Südaustralien 4.
Süddeutsche Becken-
landschaft 138. 142.
Süderfee 187. 226.
Sudeten 89. 178.180.
Süd-Expreßzug 252.
Südholland 227.
Südliche Kalkalpen 98.
Südtiroler Dolomit-
alpen 98. 104.
Sueskanal 32. 42. 234.
256.
Suhl 167.
Suleiman-Gebirge 49.
Sulina 216. 293.
Sulukaffern 37.
Sulzer Welchen 145.
Sumatra 63. 248. 284.
Sund 182.
Suuda-Jnfeln 62 f.
258.
Süntel 164.
Surabaja 63. 69.
Süßwasserseen 293.
Swakopmund 74 ff.
Swine 183.
Swinemünde 215.217.
Sydney 4. 6. 257 f.
Sylt 188.
Synopt. Karten 307.
Syra 118.
Syrer 45.
Syrien 43 ff.
Szeged III. 113.
Tabak 12. 18. 22. 63.
71. 73. 75.
Täbris 48. 69.
Tag- und Nachtwinde
im Gebirge 302.
Tahiti 5.
Taifune 301.
Tajo 126.
Talwind 308.
Tana-See 34.
Tananarivo 39. 42.
Tanaro 120.
Tanga 79.
Tanganjika 35 f. 78.
248. 294.
Tanger 29.
Tarnowitz 184. 185.
Tarent 121.
Tarifa 86.
Tarim 58.
Taschkent 50. 69.
Tasmanien 1. 4. 248.
Tataren 49.
Tatra 109.
Tau 302.
Tauern 99. 104.
Taunus 160. 197.
Taurus 46.
Taus 151.
Tauwetter 309.
Taygetos 115.
Tee 53. 60 f. 63.
Teheran 49. 69.
Tehuantepec 7. 17.
Tejo 126. 129.
Telegraphischer Ver-
kehr 258.
Telephon-Verkehr 258.
Temesvar III. 113.
Temperatur 299. 281.
Temperaturtabellen
für 6 deutscheStädte
205.
Teneriffa 39.
Teplik 170.
Tessin 97. 102.
Teutob. WaM64.189.
Tharandt 177.
Tharr 59.
Theiß 109 f. 216.
Themse 231. 250. 293.
Thermen 291.
Thessalien 118.
Thorn 191. 210. 217.
Thuner See 100.
Thur-Alpen 98. 100.
Thüringen 165. 283.
Thüringer Gebirgs-
land 166.
Thüringer Wald 166.
Tiber 122 f.
Tibesti 30.
Tibet 58.
Ticino 120.
Tiefdruckgebiet 300.
Tiefengesteine 270.
Tiefsee 287.
Tienschan 57 f.
Tientsin 55. 69.
Tiflis 48. 69.
Tigris 45 ff.
Tilsit 191. 217.
Timbuktu 33.
Tirabzon f. Trapezunt.
Titicacasee 21. 248.
Togo 34. 41. 70 f. 85.
Tokaj 109.
Tokio 57. 69.
Toledo 128 f.
Tomsk 51. 69.
Tongking 53. 62.
Töpfer 173.
Toronto 13. 18.
Toskana 123.
Totes Meer 45. 248.
250. 293.
Toul 135 f.
Toulon 135 f.
Toulouse 134. 136.
Tours 134. 136.
Trachyt 270.
Transandinische Bahn
254.
Transkaspische Bahn
50.
Transkaukasien 48.
Transleithanien s.
Ungarn.
Transsilvanische Alpen
110.
Trapezunt 48. 69.
Trasimeno See 123.
Travemünde 202.
Trias-Formation 274.
Trient 105. 112.
Trier 198. 219.
Trierer Bucht 159.
Trieft 108. 113.
Triften 289.
Trinidad 20.
Tripolis 31. 42.
Trollhätta-Fälle 238.
Trondhjem 239 f.
Trondhjem Fjord 237.
Tropenklima 303.
Tropenzone 304.
Trop. Klimageb. 303.
Troppau 107. 113.
Troyes 134. 136.
Tsad 33. 42. 73. 248.
Tsad-Sudan 33.
Tschechen 106.
Tscherrapundschi 303.
Tschili 53.
Tsch uktsch en - Halbinsel
43.
Tsingtau 55. 69. 82.
Tübingen 155. 222.
Tucheler Heide 185.
Tula 244 f.
Tundren 51 f. 243.306.
Tungnsen 53.
Tunis 30. 41 f.
Turan 43. 50. 292.
Turin 122. 124 f.
Türkei 47. 117. 247.
Türken 46 f.
Turkestan 50. 58.
Turkmenen 50.
Turmberg 184.
Überlandverkehr 253.
Übersichtstabellen,
allgemeine 247 ff.
Ufer 292. Vierlande 201.
Uganda-Bahn 78. Vierwaldstätter Alpen
Ukermark 194. 98. 109.
Ulm 153.156.215.222. Vierwaldstätt. See100.
Umbrien 123. Viktoria 4. 55. 69. 73.
Ungarn 93.193.199 f. Viktoria-Fälle 38.
247. Viktoria-See 35 f. 78.
Union 27. 248. 316. 248. 294.
Unsicheres Wetter 399. Villach 105. 112.
Unstete Völker 315. Vlissingen 228.
Unstrut 166. Vogelsberg 163.
Unterelsaß 157. Vogesen s. Wasgen-
Unterird. Flüsse 291. wald.
Unterlauf 292. Vogtland 168.
Untiefen 286. Vogtl. Schweiz 163.
Upolu 81. Volksdichte 316.
Uppsala 238. 240. Voralpen s. Alpen.
Uralfluß 42. 241 f. Vorarlberg 105.
Uralgebirge 42. 240 f. Vorderasien 43 f. 46 f.
Uranus, Planet 265. Vorderindien 43. 59.
Urserental 281. Vulkanismus 4 f. 17.
Urstromtäler 183. 47. 55 s. 62. 89. 270.
Uruguay 25. 27. 272.275 sf. 284.286.
Urwaldgebiet (Selvas)
23. Waag 109.
Urweichsel 185. Waal 188.
Usambara 77 f. Wadi 44.
Usedom 183. 192. Wahabiteu 44.
UttewalderGrund172. Wahehe 79.
Utrecht 228. Wahuma 79.
Waitzen 109.
Baal 38. Walachei 118.
Valencia, Stadt 128 f. Waldai-Höhe 241.
Valenciennes134.136. Waldeck 201. 216. 220.
Valentia, Insel 234. Waldenburg 193. 217.
Valladolid 128 f. Waldenb. Gebirge 179'
Valparaiso 21. 25. 258. Waldkarpaten 109.
Valtenberg 174. Walensee 100.
Vancouver 14.18.257f. Wales 231. 234.
Vasco da Gama 38. Walfischbai 74.
Veudee 134. Wallis 95.
Venedig 122.125. 293. Wallonen 161. 225.
Venetien 120. 122. Wandelsterne 265.
Venezuela 21 f. 27. Wandsbek192.201.218.
Venn, Hohes 161. Wangeroog 188.
Venus, Planet 265. Wardar 114.
Vera Cruz 17 f. Wärmegleicher 299.
Verdun 135 f. Wärmeschwankung
Vereinigte Staaten v. 299.
Amerika 15 ff. Warnemünde 200.219.
Verkehrsgeogr. 252 ff. Warschau 244 f.
Verona 123. 125. Wartburg 170.
Versailles 134. 136. Warthe 185. 192 f.
Versteinerungen 270. Wasgenwald 131.145.
Verteilung von Land Washington 16. 18.
und Meer 283 f. Wasserhülle 283.
Verviers 226. Wasserkuppe 163.
Verwitterung der Ge- Wasserscheide 292.
steine 274.279.281f. Waterberg 74.
Vesuv 123. 278. Watten 188. 227.
Wattenmeer 286. Wirbelstürme 283.301.
Watzmann 104. 139. Wismar 183. 219.
Weichsel 109.185. 204. Witten 197. 218.
215. 242. Wittenberg 196. 214.
Weimar 168. 221. 218.
Weißenfels 196. 218. Witterung f. Wetter-
Weißeritz 170. 17?. karten.
Weizen 59. Wladikawkas 48. 69.
Wekelsdorf 179. Wladiwostok 53. 69.
Wellen 286. 288. Wolfenbüttel 200. 219.
Wellhaarige Menschen Wolga 91. 242. 244.
312. 248. 250.
Wellington 4. 6. Wollin 183.
Welschtirol 105. Woltafluß 71.
Weltmeere s. Ozeane. Worms 157. 222.
Wendekreise 262. 298. Wörnitz 148 f.
Wenden 175. 186. Wuppertal 199.
Weuerfee 237 f. 250. Württemberg 150.155.
Werchojansk 52. 299. 216. 222.
Werdau 176. Würzburg 149. 155.
Werder 292. 221.
Werra 162 f. 166. Würzen 174. 178.
197. 213. Wüste 2.21.30.43 f. 50.
Wesel 199. 219. 58 f. 128. 283. 299.
Weser164.188,189.204.
213. 250. 289. 293. York 1.
Weserbergland 163. Yosemitetal 8.
Weserkette 164. Yukatan 17.
Westalpen 93. 98. Yukon 10.
Westasien 43. 49.
Westaustralien 4. Zaberner Stiege 146 f.
Westerwald 160. 197. Zara 108. 113.
Westfalen 161. 164. Zaragoza 128 f.
197. 218. Zeithain 174.
Westindien 18 f. 284. Zentralasien 245. 281.
Westkarpaten 109. 283.
Westpreußen 191. 217. Zillertaler Alpen 99.
Westsibirische Ties- 104.
ebene 51. Zinkerze 249.
Westturkestan 50. Zinnwald 171.
Wetterkarten 307 ff. Ziskaukafien 48.
Wetterkunde 298. Zisleithanien 104.
Wettersee 237. Zittau 178. 221.
Wettervoraussage 307. Zittauer Becken 174.
Wetzlar 218. Zittauer Gebirge 173.
Wieliezka 107. 113. Zöblitz 176.
Wilisch 170. Zobteu 180.
Wien 105. 112. 215. Zonen 304 sf.
Wiener-Neustadt 106. Zschirnstein 172.
112. Zschopau 170.
Wiener Wald 93. Zuckerrohr 19. 53. 59.
Wiesbaden 198. 218. 63.
Wildbad 155. 222. Zugspitze 104. 250.
Wilhelmshaven 196. Zürich 103.
218. Züricher See 100.
Wilhelmshöhe 198. Zwergvölker 35. 73.
Wilna 244 f. 315.
Winde 283. 301. 307. Zwickau 171.176. 221.
Windhuk 76. Zwota 169.
Winterberg 172. Zyklone 300 f. 307.
Druck von Breitkops & Härtel in Leipzig.
Verlag von Ferdinand Kirt in Breslau.
F. Kirtt Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde.
Zusammengestellt von Prof. Dr. Alwin Oppel und Arnold Ludwig. 432 Abb.
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deutschen Kolonialbesitzes. Neubearbeitung. 6. Auflage. Prachtband 4 Mk.
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Verlag von Ferdinand Äirt in Breslau.
Als Gegenstück zu der E. von Seydlitzschen Geographie ist erschienen:
Lehrbuch der Geschichte
für höhere Lehranstalten
von
Professor Wilhelm Pfeifer,
am Äönigl. Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin.
In sechs Teilen.
Mit kulturgeschichtlichen Bilderanhängen zu den Teilen I—III
und kunstgeschichtlichen Bilderanhängen zu den Teilen IV—VI.
1. Teil: Für Quarta. Griechische Ge-
schichte bis zum Tode Alexanders des
Großen. Römische Geschichte bis
zum Tode des Augustus. Mit einem
Anhang von 33 Bildern zur Kultur-
geschichte und 11 Karten im Text.
2.» neubearbeitete Auflage. 1910.
80 und 16 S. Steif gehestet 1 Mk.
2. Teil: Für Unter- und Obertertia.
Die Blütezeit des römischen Reiches
unter den großen Kaisern. Deutsche und
preußische Geschichte bis 1740. Mit
einem Anhang von 49 Bildern zur
Kulturgeschichte u. 10 Karten im Text.
2., neubearbeitete Auflage. 1910.
144 und 32 S. Steif geh. 1,80 Mk.
Z.Teil: Für Untersekunda. Preußische
und deutsche Geschichte vom Regierungs-
antritt Friedrichs des Großen bis zur
Gegenwart. Mit 1 Anhang von25Bild.
zur Kulturgeschichte und 10 Karten im
Text. 2., neubearbeitete Aufl. 1910.
112 u. 16 S. Steif geheftet 1,30 Mk.
4. Teil: Für Obersekunda. Die Kaupt-
ereignisse der griechischen Geschichte bis
zum Tode Alexanders des Großen und
der römischen Geschichte bis Augustus.
Mit 6 Textkarten sowie einem Anhang
von 100 Abb. u. 1 farbigen Tafel zur
Kunst- und Kulturgeschichte. 1904.
IV. 140 u. 48 S. Gebunden 2.25 Mk.
5.Teil: Für Unterprima. Die Kaupt-
ereignisse der römischen Kaiserzeit.
Deutsche Geschichte bis zum Ende des
Dreißigjährigen Krieges. Mit 29 Karten
und 12 synchronistischen Tafeln im Text
sowie einem Anhang von 96 Abb. zur
Kunst- und Kulturgeschichte. 1906.
VIII, 234 u. 56 S. Geb. 3.25 Mk.
6. Teil: Für Oberprima. Die wichtigsten
Begebenheiten derNeuzeit,insbesondere
der preußisch-deutschen Geschichte. Mit
15 Karten u. 12 synchronistischen Tafeln
imTextfowieeinemAnhangvon97Abb.
zur Kunstgeschichte der neueren Zeit.
1907. VIII, 228 u.48S. Geb. 3,25 Mk.
Sonderausgabe für Südwestdeutschland
2. Teil: Römische Kaiserzeit. Deutsche
und europäische Geschichte bis 1789.
Mit einem Anhang von 49 Bildern
zur Kulturgeschichte und 14 Karten im
Text. 1910. 160 u. 32 S.
Kartoniert 2 Mk.
Kerausgegeb. v. Prof. Dr. E. v.Borries unter Mitwirk. v. Dir. vr. O.Kienitz
3. Teil: Das Zeitalter der französischen
Revolution und Napoleons. Die Zeit
vom zweiten Pariser Frieden bis zur
Gegenwart. Mit einem Anhang von
25 Bildern zur Kulturgeschichte und
7 Karten im Text. 1910. 96 u. 16 S.
Kartoniert 1,25 Mk.
Das Buch fand sogleich bei Erscheinen sehr viel Anerkennung, die klare und präzise
Darstellung, die knappe Auswahl des Elosfes, die Übersichtlichkeit der Anord-
nungen riefen den Beifall der Kistoriker hervor. Besonderer Beachtung seien
die neuen kulturgeschichtlichen Bilderanhänge der Teile I bis III empfohlen, die ein
Gegenstück zu den von Prof. Dr. P. Brandt zusammengestellten kunstgeschichtlichen
Bilderanhängen der Teile IV—VI bilden.
X. 10. D