14. Upolu. 123 14. Upolu. Von Georg Wegener. („Deutschland im Stillen Ozean", Bielefeld und Leipzig 1903, Velhagen & Klasing.) Upolu ist ein langgestrecktes Eiland von lanzettlicher Form, etwa 75 km lang und 5—20 km breit. Denken wir uns seine Westspitze in Berlin, so würde das Ostkap bei Frankfurt a. O. liegen. Der Flächeninhalt der Insel (881 qkm) kommt dem des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen nahe. Der größte Teil dieses Areals freilich ist auch in Upolu steil aussteigendes, zerklüftetes Gebirgsland. Dem Ansegelnden bietet dies Gebirgsland den Anblick einer lang hingezogenen Kette mit einzelnen Einsattelungen, das die Insel in ihrer ganzen Länge durchzieht und ihr die Grundform eines aus dem Meere aufragenden Dackes gibt. Die First- linie dieses Daches liegt der Südküste etwas näher, die steileren Hänge finden sich also im allgemeinen auf der Südseite. Ein wirkliches Kettengebirge etwa wie die Falten des Jura habeu wir aber in diesem Langzuge nicht zu sehen, sondern die zusammen- gewachsenen Auswuchsmassen einer Anzahl nebeneinanderstehender Vulkane. Im Ostteil der Insel, wo die Zerstörung am weitesten vor sich gegangen ist, erkennt man schon vom Schiff aus eiu romantisch zerrissenes und zerklüftetes Haufwerk von Berg¬ trümmern, dessen Einzelheiten im Innern noch wenig bekannt sind. Hier erscheint die Hauptfirstlinie in mehrere Erhebnngsstreifen aufgelöst oder von solchen begleitet. Im Krater Olemanga wird 600 m Höhe erreicht. Tiefe Pässe satteln sich ein und gewähren einen verhältnismäßig leichten Übergang von Küste zu Küste. Ein solcher zwischen Falisa und der Südküste bei Salaui geht auf 250 m hinab. Geschlossener dagegen ist die westliche Hälste, die sehr regelmäßig die Form eines zweiseitigen Daches hat. Wie auf einen: solchen die Essen, so stehen hier auf der Firstlinie die noch deutlich erkenn- baren Vulkankrater nebeneinander. Der höchste Punkt ist der ziemlich genau in der Längs- und Quermitte liegende Berg Lepue (ca. 1000 m). Dann folgt eine flache Paßsattelung von etwa 700 m und hierauf ein neuer Anstieg bis zum Mangafiamoe (ca. 930 m), der nebst dem ostnordöstlich ihm vorgelagerten niedrigeren, aber schön geformten Vulkankegel des Apiaberges als Ansegelnngsmarke dient. Westlich davon, int Südwesteu von Apia, liegt, als Ziel eines der schönsten Ausflüge, die man in der Südsee machen kann, der Gipfel des Lanntoo (783 m). Ist man auf den urwald- beschatteten Kraterpfaden zu der Rückenfläche des Gebirges emporgedrungen, dann findet man dort — freilich nur dem Kundigen im Walddickicht bekannt — nicht weniger als drei regelmäßige Krateröffnungen wenige hundert Meter voneinander. Der eine von diesen war bei meinem Besuch trocken, und der mit feinblättrigen Sumpf- pflanzen bedeckte Boden hatte die Form einer außerordentlich regelmäßig ruudeu flachen Schale; die beiden anderen waren mit Wasser gefüllt. Ter größte von ihnen, der den Nanien Lanutoo insbesondere führt und der die höchste Stelle des Berges einnimmt, ist von wunderbarer Schönheit. Das tiefgrüne Wasser des kreisrunden, etwa 200 m breiten Beckens war von dichtem Schilf und Pandanus umkränzt, und die ringsum weich emporsteigenden Berghänge mit einem überaus dichten Polster herrlich grünen Urwalös überzogen, in dessen geschlossene Laubmassen zartgefiederte Paudauuswipfel und die graziösen Fiedern einzelner wilder Kokospalmen eine äußerst reizvolle, alle unsere Blicke bezaubernde Abwechslung brachten.