18. Das Leben einer Buschmannfamilie. 153 Feuerstöcken. Die Stöcke bestehen aus dem Holz des Kaibaumes, und zwar angeblich beide von den: gleichen Baum, aber anscheinend von verschiedenen Teilen, da sie ver- schiedene Härte besitzen. Der weichere liegt auf der Erde, uud man setzt einen Fuß auf ihn; der andere, harte, wird senkrecht auf das eine Ende des vorigen gesetzt und mit den flachen Enden gequirlt. Die Hände gleiten dabei hinab uud müssen fortwährend wieder hinaufgeschoben werden. Dabei tritt eine kleine Pause im Drehen ein. Es entsteht ein feines Bobrmehl, das zu kohlen und zu schwelen beginnt. Durch AnPusten sucht ein zweiter Mann Glut zu entfachen und trockenes Gras in Brand zu setzen. In 1 bis 3 Minuten hat man Feuer. Während man auf der Reise ohne jede Hütte schläft oder höchstens einige Äste eines Busches zusammenbindet, Felle oder Grasbüschel herüberlegt und so ein Schutz- dach gegen Regen schafft, baut man in den ständigen Lagerplätzen Windschirme. Dieses Gerüst, das aus gebogenen, in die Erde gesteckten Stöcken besteht, wird mit Gras gedeckt und Dorngestrüpp zum Schutz hernmgelegt. Vor dem Schirm liegt eine Feuerstelle. Die Schirme stehen meist einander parallel, der Hauptwindseite — Osten — abgewendet, sosern sie nicht durch dichtes Gebüsch geschützt sind. Ein solches aus einem Dutzend Schirme bestehendes Lager wird also wieder be- zogen, die Schirme ausgebessert oder ueu gebaut. Es liegt im Busch des Sandfeldes, abseits von jedem Wasser. In der Nähe dieses findet man es selten. Die Gründe dafür find heutzutage größere Sicherheit vor ihren Unterdrückern, den Negern, Hotten- totten usw., früher die Furcht, das Wild zu verscheuchen, bzw. Furcht vor den die Wasserplätze nächtlich besuchenden wilden Tieren, Elefanten, Rhinozerossen, Löwen usw. Die ausgehende Sonne findet das Lager schon in voller Tätigkeit. Fröstelnd hocken die Männer um das Feuer, in die Ledermäntel gehüllt. Einer hält eine auf einen Stock gespießte Keule eines Dückers* — eine Beute des vorigen Tages — ins Feuer, schweigend sehen die übrigen zu. Außen schwarz verbrannt, im Innern aber noch halbroh und blutend, wird das Fleisch mit Fingern und Messern in Stücke zer- rissen und gierig verschlungen. Der Knochen wird ausgeschlagen, das Mark verzehrt. Jetzt noch ein Schluck Wasser aus einem Straußenei, die Tasche mit Bogen und Köcher wird umgehäugt, uud fertig ist mau zum Aufbruch. Jedem ist vom Häuptling sein Pensum für den Tag zuerteilt. Diese Frauen holen Wasser, jene Holz, jene sammeln Wurzeln, Früchte und was ihnen sonst in den Weg kommt. Wir wollen den Häuptling begleiten, der mit einigen Leuten sein Ge- biet nach der langen Abwesenheit überschauen will. Wir brechen aus. Die kleinen, dünnen, gelbbraunen, schmutzigen Kerlchen schwärmen aus wie Schützen. Schnellen Schritts, halb lausend, mit ihren einwärts gestellten Füßen watschelnd, gleiten sie dahin, Grasstauden und Büsche umgehend. Rastlos schweift das Auge umher, unablässig suchend, beobachtend. Daher kommt wohl der unstete, scheue Blick des Buschmanns, der so vielen Beobachtern ausgefallen ist. Der finstere Gesichtsausdruck dagegen ist wohl die Folge von dem Zusammen- kneisen der Augen wegen des blendenden Lichts. In einem Busch windet sich eine kleine schmalblättrige Pflanze mit gelblichen Blüten, eine Asklepiadee. Schnell kniet ein Buschmann nieder, gräbt mit Hand und Spatenstock ein handtiefes Loch uud holt eine der Kartoffel gleiche Knolle hervor. Sie wandert in die Ledertasche, und weiter geht's. Hier bückt sich einer nach einem fußhohen Büschel aus lanzettlichen Blättern. Grinsend lockert er den Boden mit dem Spatenstock auf, vorsichtig räumt er mit der Hand den Sand fort. Da kommt