36 Europa. Punkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrs- Mitteln werden, was von großer Bedeutung ist, die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher gerückt, und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten lind im besonderen mit Deutschland. Der Handel Rußlauds läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa . sührt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt es von da seinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren ein: nach Asien versendet es die groben Erzeugnisse seiner Industrie und bezieht dasür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel wie namentlich den Tee. S i e d e l u n g e n. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen und Kleiu-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland; solche sind Grodno, Wilna, Smolensk; dem ganzen östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit ent- wickelt, zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Dann hat die Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel geringer als in Westeuropa. Das Aussehen der Städte zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz erbauten Häusern. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1 Mill, Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen Eingangstor Groß-Rußlands. Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russin häugt, ist Moskau (über 1 Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industrie- gebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt serner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, ]/4 Mill. Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit fast 300000 Eiiiw. und Odessa mit 400000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrscheudeu Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eiue elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung: außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hasens, der allerdings künstlich geschaffen worden, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im Westen Wilna, im Süden Charkow, in der Mitte Tula, bekannt durch seine Eisenindustrie: am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nischni-Nowgorod, berühmt durch seine Messen; nnsern und an der Wolga: Kasan, eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein sehr wich- tiger Getreideplatz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Flnß- und Seeschiffahrt; im Mündungs- gebiete des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschan (siehe S. 35).