68 § 40. Frankreich. §40. Frankreich. Frankreich, der einzige republikanische Großstaat Europas, ist etwas kleiner als das Deutsche Reich. Sein Umriß gleicht einem unregelmäßigen Sechseck, von welchem drei Seiten vom Meere bespült werden, zwei Seiten werden durch Gebirge gebildet; uur der vom Nordeude des Wasgaus zur Straße von Calais ziehenden Nordostseite des Staates fehlt eine von der Natur vorgezeichnete Grenzlinie. Die Küsten. Die Küste des Kanals erstreckt sich von den Kreideklippen bei Calais bis zu der Nordwestecke der hügeligeu Halbinsel der Bretagne und wird durch den Vorspruug der Halbinsel Cotentin in zwei flach gekrümmte Einschuitte geleilt, in deren westlichem die zu England gehörigen Normanni- schen Juseln liegen. Die nach dem Golf von Biskaya geöffnete Westküste ist in ihrem nördlichen Teil dnrch kleine Buchten und vorgelagerte Inseln viel- fach gegliedert. Ihr südlicher Teil zeigt eiueu geradlinigen Verlauf, da die ans den Strand laufenden Wellen viel Sand anspülen. Dieser wird von den Winden zu Dünen bis 90 m Höhe aufgeworfen, welche die Gewässer des Landes zu flachen Seen aufstauen. Die Mittelmeerküste besteht aus dem Löweugolf (frz. Golfe da Lion) und dem Vorsprung der Provence. Auch an der Flach- küste des Löwengolfes dehnen sich sumpfige Strandseen aus. — Die große Länge der Küste öffnet zwar Frankreich nach zwei Meeren, sie ist aber nur von be- schränkter Bedeutung für die Schiffahrt, da der Strand vielfach versumpfte Flachküste, häufig auch schwer zugängliche Steilküste ist. Die schlauchförmigen Erweiterungen der Flußmündungen kommen daher vorwiegend als Eingangstore vom Meer aus in Betracht. Die Landgrenzen. Von der iberischen Halbinsel wird Frankreich durch die steile Erhebung der Pyrenäen geschieden, von Italien trennen es die Kämme der Alpen. Die westlichen Kalkalpen, nämlich die Provencer, Dauphins- und Savoyer Alpen, sowie ein Teil der Urgesteinszone des Gebirges mit dem Montblanc gehören zu Frankreich. Sie sind stark entwaldet und bilden eine zerrissene Gebirgslandschaft mit steilen Abhängen. Die Mont Cenis-Bahn ist der wichtigste französische Alpenübergang. Die französisch-schweizerische Grenze verläuft über die Ketten des Schweizer Juras, der im Cret de la Neige (d. h. Schneekoppe) in 1700 m Höhe gipfelt. Nördlich davon ist die Bur- gundische Pforte ein bequemes Verbinduugstor Deutschlands mit Frankreich. Weiter folgt die Grenze dem Kamm des Wasgaus, deffen Westabhang das waldreichste Gebiet Frankreichs ist. Nun biegt die Grenze aus der nördlichen in die nordwestliche Richtung um und führt über die Lothringer Hochebene und durch das belgisch-französische Tiefland zur Straße von Calais.