220 Die deutschen Landschaften im einzelnen. und gestattet vielfach nur den Anbau der Kartoffel; demzufolge sind auch die Ort- fchaften nur von geringer Bedeutung. Nördlich der Eifel folgt 3. das Hohe Venn^), der ödeste Teil des Schiefergebirges; ihm schließt sich das Steinkohlenfeld von Aachen an, das einen großen Jndnstriebezirk hervor¬ gerufen hat. Aachen, mit Burtscheid verbunden, 145000 Eiuw., einst Residenz Karls des Großen und Krönungsstadt der deutschen Kaiser, ist jetzt eine wichtige Fabrikationsstätte für Tuchwaren, auch Badeort (Thermen bis 77 °C). c) Der Rheindurchbruch zwischen Bingen und Bonn. Zwischen Bingen und Bonn durchbricht der Rhein das Niederrheinische Schiefergebirge in einem überaus reizvolleu Eugtale. Die schroffeu, dunkeln Schiefergehänge bedecken hier grüne Weinberge. Stolze Burgen und altersgraue Ruinen gemahnen an die Zeiten des mittelalterlichen Rittertums und die zahl- reichen Siedelungen, vielfach fchon aus den Römerzeiten stammend, versetzen uns durch die Ereignisse, die sich an sie knüpfen, in fast alle Jahrhunderte deutscher Geschichte. Mit diesen Naturschönheiten und geschichtlichen Erinnerungen verbindet sich überdies ein echt modernes Verkehrsleben. Den Strom selbst beleben in großer Zahl stattliche Personen- und mächtige Schleppdampfer und längs seiner beiden Ufer eilt das Dampfroß dahin. So ist der Rheiudurchbruch der schönste Teil des Rheinischen Schicfcrgebirges; er zählt aber auch zn den gepriesensten Landschaften von ganz Deutschland. („Zieh nicht an den Rhein, zieh nicht au deu Rhein, da geht dir das Leben zu fröhlich ein.") Die beiden wichtigsten Wohnorte des Rheintales sind Koblenz, an der Mündung der Mosel (50000 Eiuw.), die Hauptstadt der Rheinprovinz, zugleich Festung zum Schutze der Rhein- und Moselstraße, und die Universitätsstadt Bonn (80000 Einw.) am unteren Ende des Flußdurchbruchs und unweit des schönen Siebengebirges. Bon Koblenz auswärts: St. Goar und Kaub; dieses bekannt durch Blüchers Rheinübergang 1814. Von Koblenz abwärts Neuwied und Andernach; im Ahrtale Bad Neuenahr. Die Rheinfranken. In den weinreichen Tälern herrscht eine heitere Lebens- auffassung vor, wie sie in den Karuevalsvergnügen von Mainz und Köln und in mancherlei Sprichwörtern und Redensarten zum Ausdruck kommt, z. B. „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!", „Erst mach deine Sach', dann trink und lach!". Dabei ist der Rheinfranke sehr arbeitsam und sparsam und hält viel auf seinen zwar meist kleinen, aber doch selbständigen Grundbesitz. Mit der großen Rührigkeit harmoniert die reiche Phantasiebegabung, die die Rheinfranken auszeichnet und sich in der Fülle der Rheinsagen wie in der Pflege der Kunst und Poesie kundgibt. Hier ragt das stolzeste Werk deutscher Baukunst auf, der Kölner Dom, hier wirkte die alte Kölner Malerschule und blüht noch heute die Düsseldorfer Kunstakademie, hier stand die Wiege vielgerühmter Dichter, so eines Karl Simrock, Gottfried Kinkel, Einil Ritters- haus, K lemens Brentano, Becker und Schnecken bürg er. i) Benn = Mcwr.