A. Grundbegriffe der allgemeinen Erdkunde.
§ 1. Einleitung: Aufgabe der Erdkunde.
Die Erdbeschreibung (Geographie) oder Erdkunde hat die
Aufgabe, die Erscheinungen an der Erdoberfläche kennen und verstehen
zu lehren. Diese Erscheinungen sind mannigfaltigster Art. Wir sehen die
Erde weithin sich ausbreiten als Ebene, über welche da und dort Uneben-
heiten aufragen, nämlich Hügel oder Berge; in den Eintiefungen des Bodens
finden wir Wasser, welches in Bächen und Flüssen dahinströmt oder sich
in kleineren Weihern wie in größeren Seen als ruhendes Wasser sammelt
oder auch als Meer die Festländer umgibt.
Über Land und Wasser breitet sich die Luft aus mit ihrer von Ort
zu Ort wie von Tag zu Tag wechselnden Wärme und ihren regen- oder
schneespendenden Wolken. Von der Wärme und der Feuchtigkeit sehen wir
das Leben und die Verbreitung der Pflanzen und Tiere bedingt und nicht
zum mindesten auch das Dasein des Menschen, dessen Wohnstätten, An-
banflächen (Gärten, Äcker, Wiesen usw.) und Verkehrswege (Straßen,
Eisenbahnen) die Erde mehr oder weniger dicht gedrängt bedecken und
überziehen.
Mit all diesen Erscheinungen an der Erdoberfläche beschäftigt sich die
Erdkunde; sie sucht zu erkläreu, wie dieselben gegenseitig voneinander ab-
hängen und sich bedingen.
§ 2. Die Erdoberfläche und ihre Grundformen. Längen-, Flächen-
und Köhenmessuug.
1. Das erste, was uns an der Erdoberfläche auffällt, ist ihre ungeheuer
weite Ausdehnung, ihre Größe. Wir können viele Tage und Wochen
lang immer weiter wandern, ohne an ein Ende des Landes zu gelangen,
und das nach den verschiedensten Richtungen hin.
Um von der Größe der Entfernungen eine Vorstellung zu gewinnen,
müssen wir sie messen. Diesem Zweck kann die Uhr dienen, wenn man
nur weiß, welche Strecke man in einer bestimmten Zeit regelmäßig zurück-
legt. Da aber das Wauderu, Reiten oder Fahreu verschieden schnell vor
sich gehen kann, ist diese Art der Messung von Entfernungen oder Längen
ebensowenig genau wie diejenige mittels der Anzahl der zurückgelegten
Schritte, da diese bei verschiedenen Menschen verschieden lang sind nnd
Pütz, Leitfaden. 29. u. 30. Aufl. 1