1 97 Silber, ja in der Uspenki-Kathedrale in Moskau ist er sogar von reinem Ducatengolde, drei Fuß hoch mit allen seinen Figuren, Höhen und Gipfeln. Weiter stehen noch auf dem Altäre ein Becher und silberne Teller für's Abendmahl, bedeckt mit dem schön gestickten „Wosduchi". Das sind bunte Tücher, mit welchen die Becher in dem Augenblicke bedeckt werden, wo die Verwandlung des Weines vor sich geht. Die russischen Frauen betrachten es als ein Werk der Frömmigkeit, dann und wann solche Tücher für die Kirche zu sticken. In der einen Ecke des Allerheiligsten ist noch ein Tisch, auf dem der Wein und das Brot in Tellern und Bechern zubereitet werden, ehe die Priester sie in feierlicher Procession zur „Verwandlung in den Leib und das Blut Christi" (Transsubstantiation) auf den Altar tragen. In der andern Ecke hängen ein Kamm, Spiegel und andere Toilettengeräth- schaften für die Priester. Doch haben diese gewöhnlich noch ein eigenes Zimmer für Anlegung und Aufbewahrung der Kleider, Mützen (Mitren), Bischofsstäbe u. s. w. Was dem in eine russische Kirche Eintrelenden zuerst und am meisten in die Augen fällt, ist jene große, buntgeschmückte spanische Wand, der Ikonostas. Sie ist von drei Thüren durchbrochen, durch welche das Aller heiligste mit dem übrigen Rauine der Kirche communicirt. Die mittlere dieser Thüren heißt die „königliche" oder „ezarische Pforte", weil durch dieselbe außer dem Oberpriester — welcher dieselbe nur bei beit feier¬ lichen Handlungen des Gottesdienstes, z. B. beim Hineintragen des Brotes und Weines, passirt — nur noch der Kaiser, und auch der nur beim Genüsse des heiligen Abendmahls, eintreten darf. Diese Thüren sind da¬ her gewöhnlich verschlossen und öffnen sich während des Gottesdienstes nur selten, die Osterwoche allein ausgenommen, wo sie sieben Tage und sieben Nächte lang offen stehen.. Die beiden Seitenthüren dagegen sind immer geöffnet, und die Priester gehen durch sie aus und ein. Auch ist sonst jedem Manne, von welcher Religion er auch sei, der Durchgang verstattet, so wie der Eintritt in das Allerheiligfte; aber Beides ist den Frauen aus das Strengste untersagt, mit Ausnahine der Nonnen. Die beiden Seitenthüren haben nichts Besonderes, desto mehr Industrie wird aber aus die prächtige Ausschmückung der töniglichenPforte ver¬ wendet. Das, was hinter ihnen beim Gottesdienste am Altäre geschieht, soll allerdings dem Zuschauer in einigem Dunkel erhalten werden. Den¬ noch aber muß, damit dem Geheimnisse nicht sein Reiz genommen, und die Spannung erhöht werde, ihm etwas von dem innern Getriebe im Aller- heiligsten wahrnehmbar sein, das Ganze aber deshalb in einem gewissen Helldunkel erhalten werden. Zu diesem Ettde sind daher die königlichen Pforten immer von durchbrochener Arbeit, so daß große Zwischenräume zum Durchblicken bleiben, und hinter ihnen hängt allemal ein halbdurch¬ sichtiger Vorhang, gewöhnlich von rothschimmerndem Seidenstoffe. Hinter diesem Vorhänge agiren denn die Priester wie hinter einem Schleier. Grube, Geogr. Gharnkterbilder. I. 14. Aufl. 7