505 das einzige Gute, das er besitzt, der Granit, ist ihm durch die erdgelbe Farbe verkümmert worden, die man den Mauern gegeben, und welche dem Argwohn Raum geben, als sei es aus Lehm gebaut, obgleich der Rand eines jeden Steines mit einer schreiend weißen Farbe angezeigt ist. Oben auf dem Gebäude steht schwerfällig eine bucklige Kuppel, die keine andere Verzierung trägt, als eine Masse Granitkugeln. Der Symmetrie wegen sind rings herum Gebäude in demselben Styl gebaut (d. h. mit kleinen Fenstern und ohne Verzierungen), die durch Gallerten, in Gestalt von Brücken, unter sich Zusammenhängen, welche über die Straßen gehen, die nach dem jetzt zu einer Ruine gewordenen Dorfe führen. Alle Umgebun¬ gen sind mit Granitplatten belegt und die Grenzen mit kleinen, drei Fuß hohen Mauern bezeichnet, welche bei jedem Winkel, jedem Einschnitt mit Kugeln verziert sind. Man tritt zuerst, in einen weiten Hof, in dessen Hintergründe sich das Portal der Kirche erhebt, die nichts Bemerkenswerthes hat, als kolossale Statuen der Propheten mit vergoldeten Verzierungen und rosa bemalten Gesichtern. Der Hof ist mit Steinplatten belegt, feucht und kalt, das Gras wächst in den Winkeln; schon beim Eintritt fällt auf uns die Langeweile wie ein bleierner Mantel, der die Brust zusammenschnürt; es ist, als wenn Alles ausgestorben sei. Obgleich draußen eine Hitze von 30 Grad ist, gerinnt das Mark in den Knochen; es scheint, als ob die Lebenswärme nie mehr unser Blut durchdringen könne. Diese Mauern, undurchdringlich wie das Grab, können die Luft der Lebenden nie durch ihre dicken Wände hindurchlassen. Unser Führer im Innern des Gebäudes war blind, und seltsam war es, zu bemerken, mit welcher Genauigkeit er vor den Gemälden stehen blieb und die Maler und das Sujet ohne Zögern und ohne sich zu irren nannte. Er hieß Cornelio und schien recht zufrieden mit seiner Schwäche zu sein. Das Innere der Kirche ist traurig und nackt. Mausgraue, unge¬ heure Pilaster von grobkörnigem Granit erheben sich bis zu den Gewölben, die mit Fresken bemalt sind, aber mit ihren azurnen, duftigen Tönen schlecht zu der kalten, armseligen Architektur passen. Statuen von vergol¬ deter Bronze, die zu beiden Seiten des Retablo auf den Knieen liegen, und die, wie ich glaube, Don Carlos und Prinzessinnen der königlichen Familie vorstellen, sind von großartigem Styl und machen eine gute Wirkung. Das Capitel, das dem Hochaltar gegenüber liegt, ist an sich selbst eine ungeheure Kirche, aber ohne Verzierung. Noch habe ich keine gothische Kirche betreten können, ohne ein tiefes geheimnißvolles Gefühl zu empftnden, das mich mächtig ergriff; doch in dieser Kirche wird man von den Steinmassen dermaßen erdrückt, man fühlt so sehr, daß man hier unter der Herrschaft einer unbeugsamen, düstern Gewalt steht, daß kein Gebet, kein frommer Gedanke aufkommen kann. Das Pantheon oder Begräbniß der Könige, das wir nach der Kirche besuchten, ist ein achteckiges Gebäude von 36 Fuß im Durchmesser und