508 an einer Wand von schwarzen, schroff gehauenen Felsen angelehnt, von welchen die Sonnenstrahlen mit doppelter Macht zurückprallen. Diese ganze östliche Küste der Insel trägt den Charakter der Unfruchtbarkeit und ist fast von aller Vegetation entblößt. Darum ist auch der Anblick des Pik, wie er sich über St. Croix darstellt, weit weniger pittoresk, als auf der west¬ lichen Küste, von dem höher gelegenen Orotava aus; denn da contraftirt eine lachende und üppig angebaute Ebene mit dem wilden Anblick des Vul- cans, und von den Gruppen von Palmen und Bananen, welche die Küste begrenzen, bis in die Region der Arbutus*), der Lorbeeren und der Fichten ist der vulcanische Felsen mit einer kräftigen Vegetation bedeckt. Man be¬ greift, wie selbst Völker, die das schöne Klima Griechenlands und Italiens bewohnten, in dem westlichen Theile Teneriffa's eine der „Glücklichen Inseln" zu erkennen glaubten. Der Generalcapitän von Teneriffa ließ uns sogleich die Erlaubniß ausfertigen, die ganze Insel nach Belieben zu durchreisen, und so begaben wir uns am folgenden Tage, den 20. Juni, vor Aufgang der Sonne auf den Weg, um nach der Stadt Laguna zu steigen, welche 350 Toisen höher liegt, als der Hafen von St. Croix. Unser Weg schlängelt sich an einem schmalen Waldstrome aufwärts, der zur Regenzeit sehr hübsche Wasserfälle bilden soll. Rahe bei der Stadt begegneten wir weißen Kameelen, die man dazu verwendet, die Waaren von der Douane in die Magazine der Kaufleute zu schaffen. Man beladet sie gewöhnlich mit zwei Kisten Zucker von der Havanna, die zusammen 900 Pfund wiegen, aber man kann diese Last bis auf 13 Centner vermehren. Die Kameele sind auf Teneriffa nicht sehr gemein und pflanzen sich schwer fort, während sie sich zu Tausenden auf den beiden Inseln Lanzerote und Fortaventure vorfinden, welche Afrika näher liegen, und eine Vegetation wie ein Klima überhaupt haben, was diesem Continent sehr ähnlich ist.**) Der Hügel, auf welchem die Stadt St. Christoval de Laguna liegt, gehört zu dem System der Basaltgebirge, welche einen Breitengürtel um den Pik von Teneriffa bilden. Der Basalt, auf dem wir gingen, war schwärzlich braun, compact, halb verwittert und gab beim Anhauchen einen Thongeruch von sich. In dem Maße, als wir uns Laguna näherten, empfanden wir gradweise die Abnahme der Temperatur, welche Empfindung um so ange¬ nehmer war, als die Luft von St. Croix uns ganz erschlafft hatte. Diese immerwährende Kühle, die man zu Laguna empfindet, verursacht, daß die Canarier diese Stadt als einen sehr angenehmen Aufenthalt betrachten. Auf einer kleinen Ebene, umgeben von Gärten, und beherrscht von einem Hügel, welcher mit einem Wald von Lorbeeren, Myrthen und Meerkirschbäumen *) Der Bananen-Pisang mit palmartigem Stamm, 20—22 Fuß hoch, und einer Krone von hellgrünen, 12 Fuß langen und 2 Fuß breiten Blättern. Der Arbutus gehört zu den Haldekräutern (Ericeen). **) Die Kameele und die Pferde wurden im 15. Jahrhundert von den erobernden Normannern auf den Canarischen Inseln eingeführt.