510 mehr zu sein, weil die Häuser und Gärten von einander entsernt sind, wo¬ durch die Schönheit der Gegend noch vermehrt wird. Aber der Wohlstand der Einwohner entspricht nicht der reichen Natur. Diejenigen, welche das Feld bebauen, sind selten die Eigenthümer; die Frucht ihrer Arbeit gehört dem Adel, und die nämlichen Feudalrechte, welche so lange das Elend über ganz Europa verbreiteten, hindern noch das Glück des Volkes aus den Canarischen Inseln. Von Teguesta und Tacoronte bis an das Dors San Juan de la Rambla, durch seinen vortrefflichen Malvasier berühmt, ist die Küste wie ein Garten bebaut. Ich würde sie mit den Gegenden von Capua und Valencia vergleichen, wenn der westliche Theil von Teneriffa nicht wegen der Nähe des Pik, der bei jedem Schritte neue Gesichtspunkte darbietet, unendlich schöner wäre. Der Anblick des Berges interessirt nicht blos durch seine imposante Masse; er beschäftigt die Seele lebhaft, indem er sie an die ge- heimnißvolle Quelle des vulcanischen Feuers zurückführt. Seit Tausenden von Jahren wurde keine Flamme, keine Erhellung aus dem Gipfel des Pitón wahrgenommen, und doch beweisen ungeheure Seitenausbrüche, wovon der letzte im Jahre 1798 stattsand, die Thätigkeit des Feuers, welches noch fern ist zu erlöschen. Es liegt überdies etwas Niederschlagendes in dem Anblick eines Kraters, der in der Mitte einer fruchtbaren und wohlbebauten Land¬ schaft liegt. Die Geschichte der Erde lehrt uns, daß die Vulcane der Erde zerstören, was sie in dem langen Zeiträume von Jahrhunderten hervorge¬ bracht haben. Inseln, welche das unter dem Meere thätige Feuer über die Fluthen emporhob, schmücken sich nach und nach mit einem üppigen und lachenden Grün; aber oft werden diese neuen Länder durch die Gewalt der nämlichen Kräfte zerstört, welche den Grund des Oceans emporgehoben haben. Vielleicht waren manche der kleinen Inseln, die gegenwärtig nichts als einen Haufen von Schlacken und Asche darbieten, ehemals eben so ge¬ segnet und fruchtbar, als die Abhänge von Tacoronte. Glücklich das Land, wo der Mensch dem Boden nicht mißtrauen darf, den er bewohnt! Ehe wir Orotava erreichten, begaben wir uns in den botanischen Garten, welcher nicht weitvon dem Seehafen entfernt ist. Wir fanden daselbst Herrn Le Gros, französischen Vicecónsul, welcher den Gipfel des Pik oft besucht hatte, und für uns ein sehr schützbarer Wegweiser war. Auch Herr Lalande, Secretär des französischen Consulats zu St. Croix, und der eng¬ lische Gärtner, als sie von unserm Vorhaben hörten, entschlossen sich, die Beschwerlichkeiten der Reise zu theilen. Den 21. des Morgens waren wir bereits am dem Wege nach dem Gipfel des Vulcans. Der Tag war nicht besonders schön, und der Gipfel des Pik, der gewöhnlich zu Orotava sichtbar ist, war von Sonnenaufgang an bis 10 Uhr mit dichten Wolken bedeckt. Ein einziger Weg führt durch die Villa de Orotava aus den Vulcan, nämlich die PWme des Genete (Region der Psriemenkräuter) und das Malpays (kahles, dürres Land).