590 ¥ I r f V leicht den unfreundlichen Eingang vergißt. Die Häuser haben außer dem Erdgeschoß nur ein Stockwerk, sehr vielen fehlt auch dieses. Alle größeren Wohnungen stimmen in ihrer Bauart überein. In der Fronte haben sie zwei Thüren. Die eine ist der Haupteingang, neben welchem das Thor des Wagenschuppens ist, worin die Kaleza steht. Ueber diesem oder neben der Hausthür ist häufig ein kleines Zimmerchen mit einem durch ein höl¬ zernes Gitter verschlossenen Fenster, hinter welchem die Schönen sitzen und die Vorübergehenden ungesehen beobachten, es auch gern sehen, wenn Einer zum „Guartar la reja" (Gitter) kommt. Der Azaguan führt in einen sehr geräumigen Hofraum (Partió), zu dessen Seiten kleine Zimmer ange¬ bracht sind. Gerade gegenüber vom Haupteingange liegt die eigentliche Woh¬ nung, die meist mit einem Geländer umgeben ist. Durch die große, fast immer offenstehende Doppelthür tritt man in einen großen Saal (Sala), dessen Möbel aus einer Hängematte, einem Sopha und einer langen Reihe von Stühlen bestehen. Auf deni Boden sind Strohmatten ausge¬ breitet. Aus der Sala führt eine Glasthür in ein zweites, etwas kleine¬ res Zimmer (la Cuadra), das elegant, oft sehr reich ausgeschmückt und mit wollenen Teppichen belegt ist. Hier werden die Besuche empfangen. Neben der Cuadra sind die Schlafzimmer, Eßsaal, Kinderstube u. s. w. Sie steht durch eine Thür mit einem zweiten Hofe (Traspatio) in Verbin¬ dung, der oft mit hübschen Frescomalereien geziert ist. Hier befinden sich die Küche, der Stall (Corral) und ein kleines Gärtchen. Der erste Hof steht mit dem zweitel durch einen schmalen Gang (Callejón) in Verbin¬ dung, durch welchen die Pferde geführt werden. Wo das Callejón fehlt, wie dies bei vielen, besonders den ärmlichen Häusern der Fall ist, müssen dke Pferde durch die Sala und Cuadra geführt werden. — Der obere Stock hat eine von dem untern etwas verschiedene Anordnung. Ueber dem Azaguan befindet sich die Cuadra, die mit dem Balcón, der die mei¬ sten Häuser ziert, in Verbindung steht; vor ihr ist die Sala. Ueber den Hofzimmern des Erdgeschosses sind die übrigen Genlächer gebaut, aber über der Cuadra iinb Sala sind keine Zimmer, sondern ein geräumiger, mit Quadersteinen besetzter Platz (Azotea), der nach dem Hofe zu mit einem Geländer umgeben ist. Diese Azotea dient den Kindern als Spiel¬ platz; sie wird mit Blumentöpfen geschmückt und durch ein ausgespanntes Zelt gegen die Sonne geschützt. Das Hausdach ist flach imd besteht aus Rohr, das mit Matten bedeckt und mit Lehm beworfen, oder auch mit leichten Backsteinen ausgelegt ist. Ein Theil der Zimmerfenster ist auf dem Dache angebracht, die übrigen, deren nur sehr wenige sind, befinden sich auf jeder Seite der Thüren und sind durch kunstvoll gearbeitete, oft reich vergoldete Gitter geschlossen. Die Bauart kann als typisch betrachtet werden; natürlich giebt es hier und da einige Abweichungen davon. Die Mauern sind bei den größe¬ ren Gebäuden aus Luftziegeln oder Backsteinen aufgeführt, bei den kleine¬ ren bestehen sie aus doppelten Rohrwänden, die mit Lehm beworfen und