IX
Literatur Werthvolles benutzt habe, namentlich aus der englischen und
französischen, die an charakteristischen gelungenen Reiseskizzen sehr reich
sind, wird man gewiß billigen. Wo mir die Uebersetzung nicht genügte,
habe ich mit besonderer Rücksicht auf die ästhetische Abrundung von
Neuem übersetzt, zugesetzt, weggelassen, anders gruppirt, wie es der Zweck
des Buches erheischte. Je weniger dabei meine Arbeit auffällt, desto
lieber soll mir es sein.
Man wird vielleicht schon nach zwei Decennien wunderbar finden,
wie es „einst" möglich war, daß vierzehnjährige Schüler wohl die Namen
russischer Flüsse und Provinzen aufzuzählen wußten, aber von der russischen
Kirche und dem griechischen Cultus kein Wort gehört hatten, und wie der
geographische Unterricht wohl die Namen sämmtlicher Residenzstädte auf
dem weiten Erdenrund dem Gedüchtniß einprägte, aber das Wesen und
die Bedeutung auch nicht einer zur Anschauung brachte. Es ist indeß
hohe Zeit, daß die Errungenschaften, welche die Wissenschaft durch den
Genius Karl Ritters gewonnen, auch den niedern Schulkreisen zu
Gute kommen. Dies wird mit Erfolg aber erst dann geschehen, wenn
wir, über die abstracte Scheidung des geographischen Lehrstoffes in topische,
physikalische und politische Geographie hinausgehend, die lebendige Einheit
der Culturgeographie zu gewinnen trachten.
In der Hoffnung, mit dieser Arbeit einen nicht unwichtigen Beitrag
zu der Methodik des weltkundlichen Unterrichts geliefert zu haben, und
im Bewußtsein von der Schwierigkeit einer Aufgabe, die auf einem noch
wenig betretenen Felde gelöst werden mußte, empfehle ich meine „Charakter¬
bilder" den Freunden der Geographie zur gütigen Aufnahme, wie den
sachverständigen Methodikern zur nachsichtsvollsten Beurtheilung.
Hard bei Bregrenz, im Januar 1850.
A. W. Grube.
Vorwort zur siebenten Auflage.
Daß trotz so vieler Nachahmungen und Nachfolger eine siebente Auflage
dieses Werkes nöthig wurde, mußte für mich eine Aufforderung sein,
dasselbe in seiner neuen Ausgabe tüchtig fortzubilden, es abermals mit
neuen werthvollen Ergänzungen zu bereichern und dagegen manches Ent¬
behrlichgewordene zu streichen. Solche in ihrer Arbeit unübertreffliche
Schilderungen, wie die von I. G. Kohl über Petersburg, sind jedoch fast
unangetastet geblieben. Gern hätte ich auf den Wunsch mancher Lehrer
Rücksicht genommen, die einzelnen Abschnitte durchweg zu kürzen; aber ich