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Halstuch vollenden ihren Anzug. Ihr Sattel {recato) ist ein einfaches,
mit Leder überzogenes Stück Holz, worüber noch eine Matratze und ein
gefärbtes Schaffell kommt. Um den Sattel fest zu machen, bedienen sie
sich keiner Schnallen, sondern eines Gurtes von dünnen Streifen, mit
einem eisernen oder hölzernen Ringe, den man mittelst eines Riemens an
einem andern kleinen Ringe an den Sattel anknüpft. Der Steigbügel ist
von Holz oder Silber; im erstem Falle groß und bequem, im zweiten nur
so groß, daß die große Zehe darin Platz hat Die Schabracke ihrer Sättel
läßt sie nie wegen eines Bettes in Verlegenheit gerathen. Jederzeit führt
der Gaucho den Lasso, eine etwa 35 Fuß lange Schlinge von geflochtenem
Leder, mit sich, welche sehr leicht und biegsam ist. An einem Ende der¬
selben befindet sich eine Schleife, die mit fester Sicherheit jedem Thiere,
worauf es abgesehen ist, über den Kopf geworfen wird. Ehe der Gaucho
seinen Lasso entsendet, legt er ihn wie ein Schiffsseil in einen Kreis zu¬
sammen und verfehlt dann nie sein Ziel. Ebenso führt er die Bolas,
d. h. drei hölzerne oder eiserne Kugeln, mit sich, deren jede an einem be-
sondern, 6 Fuß langen Riemen sich befindet, welche Riemen an einander
gebunden sind, und von ihm auf weit eine größere Entfernung als der Lasso
geschleudert werden. Nachdem er sie drei- bis viermal um den Kopf ge¬
schwungen, fliegen diese drei Kugeln, in der Luft ein Dreieck bildend, mit
bewunderungswürdiger Genauigkeit auf ihren Gegenstand. Manchmal zer¬
schmettert er damit einem Thiere den Kopf, oder schlägt ihm die Beine
entzwei. Hierzu kommt noch ein 14 Zoll langes Vorschneidemesser, das
in einer ledernen Scheide am Gürtel steckt — und die Rüstung des Gaucho
ist fertig. Der amerikanische Löwe und Tiger, der wilde Ochse und das
Pferd, der Hirjch und der Strauß fürchten ihn. Er kennt keinen Gebieter,
baut keinen Boden, weiß kaum, was Regierung heißt, in seinem Leben hat
er vielleicht nie eine Stadt besucht, einen See gesehen oder einen Berg
bestiegen. Man kann sich kein schöneres Bild der Unabhängigkeit denken,
als einen Gaucho zu Pferd, wenn im Sommer der Wind durch das hohe
Gras bläst, es in braunen und gelben Wellen wogt, und man nirgends
die Spur einer Wohnung oder eines menschlichen Wesens gewahrt: wenn
nun plötzlich am Horizonte die wilde und malerische Gestalt des Gaucho
auftaucht, sein scharlachner Poncho ihn umflattert, seine Kugeln ihm um
das Haupt fliegen, und er sich gegen seine Beute vorbeugt, sein Pferd aber
mit Anstrengung jeder Muskel blitzschnell davon rennt. Vor ihm flieht der
verfolgte Strauß, bald erscheinen sie einander näher, bald ferner; oft ver¬
schwindet das Pferd unter dem Horizont und man erblickt blos noch den
Kopf des Reiters, während der Strauß mit vorgestrecktem Halse in pracht¬
vollem Laufe über die Ebene eilt. Diese Jagd ist mit vieler Gefahr ver¬
knüpft, weil es in dem von den Viscachas*) unterwühlten Boden nicht selten
Löcher giebt, in die man stürzen kann. Bricht der Gaucho bei einem Sturze
> Eine Art Erdhase, so groß alö ein Kaninchen.