XII und keine Baumarten mit immergrünem Laub; so prangen dafür unsere Wälder mit herrlichen Eichen und Buchen, die nirgends schöner sind als bei uns, und zwar am stattlichsten im Norden (Mecklenburg, Holstein, Insel Rügen), so daß die Dichter nicht ohne Grund das Haupt der Ger- mania mit Eichenlaub bekränzen. Tannen- und Fichtenwälder überziehen die höheren Berge; Linden, Ulmen, wilde Kastanien, Eschen, Akazien und Pappeln verschönern selbst im nördlichen Flachlande die Kirchhöfe, Dorf- Plätze und Straßen. Sümpfe, deren es in der Urzeit zwischen den Wal- düngen viele gab, sind größtentheils verschwunden, und nurwenige Gegenden durch Moräste ungesund, nirgends in solchem Maße, wie die pontinischen Sümpfe und Maremmen Italiens. Die Haiden und Moore des nördlichen Deutschlands sind reizlos, aber bei Weitem nicht so trübselig als die Sandflächen südlich von Bordeaux in Frankreich, und hält man Abrech- nung, so ist unser deutsches Vaterland bei Weitem schöner als Frankreich. Die Seine läßt sich weder an Wasserfülle, noch an Herrlichkeit der näch- sten Gegenden mit der Elbe vergleichen, nirgends bieten ihre Ufer solche Landschaften, wie die der Elbe bei Dresden. Schon daraus, daß sich in Deutschland vielmehr Gebirge verzweigen, als in dem größtentheils flachern Frankreich, kann man schließen, wie viel mannigfaltiger und reizender die Natur der Landschaften in Deutschland sein muß. An der Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch nicht reizender als im österreichischen Donauthale, und weder Rhone noch Loire dürfen sich mit dem Rheinstrom messen, dessen prachtvolle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den Reisenden aller Völker Europa's gern besucht und hoch gepriesen werden. Freilich wendet der unwissende Provenxale und der Italiener sein Angesicht hinweg von unserm theuern Vaterlande, und schilt es nebelicht und feucht, — und der vorurtheilsvolle Spanier meint gar, nur in Frank- reich könne er es noch allenfalls aushalten; was jenseits liege, sei Alles ein nordisches Land ohne Sonne und Sterne. Mit Recht aber können wir diese Leute auf England verweisen, zu dessen Nebeln sich die unserigen ver- halten wie zarte Schleier zu Sackleinwand, — mit Gleichmuth hüllen wir uns eine Zeit lang in unsere Rhein- und Donaunebel und denken, „die Sonne sieht nachher wieder um so schöner aus." Ein stets blauer Him- mel, eine ewig blitzende Sonne wie in Spanien, kein Deutscher könnte sie ertragen. Wir haben durchaus die Poesie der Wolken nöthig, in welche sich unser Firmament bald so, bald so alle Tage mit einem andern Costüm vermummt, ohne doch, wie im Lande der Hyperboräer, für immer in eine Nebelkappe gehüllt, gleich einem alten Greise dazusitzen. Der schroffe, unzugängliche Engländer. hat auf seiner rund vom