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nachgeht, findet hier niannigfache Ausbeute. Hier war die letzte Zuflucht
des von den Germanen und dem Christenthum immer weiter zurück-
gedrängten heidnischen Wendenvolkes; aus der nördlichsten Spitze der
Insel stand der Tempel des Swantewit, nach dessen Zerstörung durch
die Dänen das Heidenthum auf Rügen zu Grunde ging und die Wenden
bald mit den Deutschen verschmolzen. Wer nicht allzukritisch zu Werke
geht, der kann hier den heiligen Hain der Hertha begrüßen und den
See betrachten, der die Sclaven der Göttin verschlang, wie es Tacitus
berichtet. Gelingt es ihm, den schweigsamen und verschlossenen Insulanern
Vertrauen abzugewinnen, und lernt er ihre Sprache verstehen, so kann
er einen reichen Schatz von Sagen sammeln und seine Kenntnisse von
Riesen und Kobolden, verzauberten Jungfrauen und argem Teufelsspuk
auf das reichlichste erweitern. Kurz die Insel bietet des Schönen und
des Interessanten so viel, daß es sich schon der Mühe lohnt, einen Blick
auf dieselbe zu werfen.
Rügen wird im Westen von dem Festlande nur durch einen schmalen
Meeresarm. den Strelasund, getrennt, dessen Breite au einzelnen Stellen
kaum eine Viertelmeile beträgt und über den hinweg sich die pommersche Küste
leicht erreichen läßt; auch der Greisswalder Bodden, welcher den Süd-
rand bespült, hat nur eine Breite von wenigen Meilen, so daß man von
der Insel aus bei klarem Wetter die gegenüberliegende Küste deutlich
als dunklen Streifen am Horizonte erkennt. Dagegen sind die Nord-
und Ostküste dem offenen Meere zugewendet und haben alle Unbill zu
ertragen, welche der ewige Anprall der Wogen mit sich bringt. Wie ein
Sturmbock und Wellenbrecher stemmt sich hier die Insel dem Andrang
des Meeres entgegen und bildet für das westlich gelegene Neuvorpommern
ein schützendes Bollwerk gegen die zerstörende Thätigkeit der Wogen.
Durch diese Lage ist ein wesentlicher Unterschied in der Gestaltung der
rügenschen Küsten bedingt. Der dem offenen Meere zugewendete Ostrand
der Insel hat nur zwei große, sanft geschweifte Busen, die Tromper und
Prorer Wiek, aufzuweisen, während der Süd- und Westrand durch zahl-
lose Buchten und Jnwieken zerschnitten werden; dort liegt der Strand
ganz frei und keine kleineren Inseln schwächen die Kraft des Wogen-
dranges, hier in de:n ruhigen Binnenwasser haben sich mehrere Eilande
abgelagert, Ummanz, Hiddensee und andere kleinere Jnselchen. An den
Ufern der Ostküste nagen die Wellen unablässig und große Steine, die
von den unterwaschenen und weggespülten Wänden herabgestürzt sind,
geben Kunde von dieser zerstörenden Thätigkeit des Meeres; an der
Westküste dagegen lagern die Meeresströmungen mitgeführten Sand und
Schlamm ab, so daß das schmale Fahrwasser fortwährend verfandet und
durch Baggerungen für größere Schiffe offen erhalten werden muß.
Durch das Eingreifen des Meeres wird Rügen in viele einzelne
Glieder gespalten, welche zum Theil nur lose unter einander verbunden