f% IMrts Sammlung von dcutfcben Candeshunden
zunäcbft zur Ergänzung der Cebrbücber von C. von SeydlCtz
Landeskunde des
Königreichs Württemberg
und der
Hohenzollernschen Lande
herausgegeben von
vn. Paul v. Kapff
in Stuttgart
Fünfte, durchgesehene Auflage
Mit 27 Karten und Bildern
II
09)E WÜ
Ferdinand Hirt
önigliche llniversitäts- und Verlagsbuchhandlung
Breslau 1909
Vorwort zur fünften Auflage.
Die vorliegende Schrift, welche zur Ergänzung der Seydlitzschen Geographie
dienen soll, sucht eine kurze, zusammenhängende Darstellung der Landeskunde von
Württemberg und Hohenzollern nebst einem geschichtlichen Überblick zu geben.
Mit Rücksicht auf die nach unseren Lehrplänen zur Verfügung stehende Zeit mußte
sowohl der geographische als auch der geschichtliche Stoff auf das Wesentliche be-
schränkt werden; zugleich wurde im Hinblick auf verschiedene Altersstufen Aus-
wähl getroffen, wie aus der Verschiedenheit des Drucks ersichtlich ist.
Die fünfte Auflage ist schon nach Verfluß von nicht ganz drei Iahren der
vorhergehenden gefolgt, ein Beweis, daß das Büchlein mehr und mehr Eingang
findet. Anlage und Ausführung sind im großen ganzen dieselben geblieben; im
einzelnen aber ergeben sich manche Veränderungen und Ergänzungen. Möge
das Schriftchen auch in seiner neuen Auflage dazu beitragen, die Kenntnis un-
seres schönen Vaterlandes zu erweitern und zu vertiefen, und die Liebe zur Heimat
zu wecken und zu kräftigen.
Stuttgart, im Herbst 1909. Dr. P. v. Kapff.
Vorbemerkungen des Verlegers.
Die Band-und Heftausgaben der E. von Seydlitzschen Geographie sind bis-
her in über 2^ Millionen Exemplaren verbreitet worden; verhältnismäßig sehr
stark sind diese in den verschiedenen Schulen Württembergs eingeführt.
Im Anschluß an die einzelnen Ausgaben, wie auch als selbständiges Büchlein,
hat sich die vorliegende Landeskunde viele Freunde erworben.
Den Herren Direktoren und Fachlehrern sowie den Schulvorsteherinnen und
Fachlehrerinnen, die den „Seydlitz" behufs etwaiger Einführung zu prüfen
wünschen, stelle ich gern ein Exemplar der in Betracht kommenden Aus-
gäbe nebst der Landeskunde unberechnet zur Verfügung. Ich bitte aber dringend
darum, bezügliche Wünsche unter Angabe der Schulgattung entsprechend zu be-
gründen, damit Verzögerungen durch Rückfragen vermieden werden. Für welche
Anstalten die verschiedenen Ausgaben der Seydlitzschen Geographie bestimmt sind,
an aus der Übersicht auf Seite 4 dieses Umschlages ersehen.
>lau, im Herbst 1909. Ferdinand Hirt.
= Alle Rechte vorbehalten! =
e Landeskunde wird auf Verlangen mit den Ausgaben A und B des „Seydlitz",
Neubearbeitungen die Behandlung des Stoffes nach landschaftlichem Prinzip
hrt wurde, zusammengebunden geliefert. Die Preise stellen sich alsdann
Ausgabe A (Seydlitz-Oehlmann, 24. Bearbeitung) 1.65 Jt,
Ausgabe A (Seydlitz-Tronnier, 25. Bearbeitung) 1.90 M,
Ausgabe B (Seydlitz-Oehlmann, 22. Bearbeitung) 3.65 Jlt
Ausgabe B (Seydlitz -Rohrmann, 23. Bearbeitung) 3.65 Jt.
Einzelpreis dieser Landeskunde steif geheftet 65 9?.
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Landeskunde des Königreichs Württemberg
und der Hohenzollernschen Lande
Dr. Paul v. Kapff
in Stuttgarts
Fünfte, durchgesehene Auflage.
Inhaltsübersicht.
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Seite
A. Königreich Württemberg:
s 1. Lage und Grenzen..........1
§ 2. Größe und Einwohnerzahl. . I
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und
Besiedelung ..............2
I. Allgemeine Übersicht .... 2
II. Die 4 natürlichen Teile... 2
1. Der Schwarzwald . .• . . 2
2. Das Ebenen- und Hügel-
land von Niederschwaben
und Franken............5
3. Die Schwäbische Alb... 11
4. Die Hochebene von Ober-
schwaben........16
§ 4. Klima.........19
§ 5. Bevölkerung........19
B. Die
§ 1.
§ 2.
§ 3.
§ 4.
§ 5.
§ 6.
Seite
Staat...........21
Eisenbahnen........21
Übersichtstabellen......23
Die Hauptgestalten der Würt-
tembergischen Geschichte ... 26
Hohenzollernschen Landes
Lage und Grenzen.....43
Größe..........43
Bodenkunde und Bewässerung 43
Bevölkerung........43
Staat...........44
Ortskunde........44
C. Stammtafel der Württembergischen
Regenten.........45
D. Bilderauhaug..........46
A. Königreich Württemberg.
§ 1. Lage und Grenzen.
Das Königreich Württemberg liegt im südlichen Teile des Deutschen
Reiches; es grenzt im O. an Bayern, im N. an Bayern und Baden, die
hier zusammenstoßen, im W. an Baden, im S. an Baden, Hohenzollern, den
Bodensee (die Schweiz) und Bayern.
Die Grenzen sind nur zum kleinsten Teile natürliche: im S. der
Bodensee, im O. die Jller, sonst künstliche, nur geschichtlich zu erklärende.
Zu der Unregelmäßigkeit der Grenze kommt noch, daß kleine württembergische
Landesteile in fremdem Gebiet liegen, sog. Exklaven, z. B. der Hohentwiel
(S. 62), und daß ebenso Teile der Nachbarländer von württembergischem Ge-
biet ganz oder teilweise eingeschlossen sind, sog. Enklaven, z.B. Wimpfen
(hessisch).
§ 2. Größe und Einwohnerzahl.
Württemberg hat einen Flächeninhalt von nahezu 20 000 qkm
(19 514 qkm) und über 2 Millionen Einwohner (2 300 000 E.).
<£s ist größer als Baden, dagegen kleiner als Bayern, der 28. Teil des Deutschen
Reiches und der drittgrößte Staat in ihm Preußen und Bayern sind größer), während
es der Bewohnerzahl nach an vierter Stelle folgt, da das kleinere Königreich Sachsen
bevölkerter ist^.
i Das Kleiugedruckte ist für eine höhere Stufe berechnet.
v. Kapff, Württemberg und Hohenzollern. 5. Aufl. ^
2
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedeluug.
Seine größte Länge von S. nach N., von Friedrichshafen nach Mergentheim
beträgt rund 220 km, die größte Breite von !v. nach V., von der badischen Grenze
bei der Hornisgrinde bis zur bayrischen Grenze bei Nördlingen rund 170 km.
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedeluug.
I. Allgemeine Übersicht.
Die Oberfläche Württembergs ist sehr mannigfaltig; auf kleinem Räume
wechseln Gebirgs-, Hügel- und Flachlandschaften miteinander ab. Im
W. des Landes erhebt sich ein Gebirge, der Schwarzwald; jedoch gehört
nur der kleinere, nördliche Teil zu Württemberg, der größere, südliche zu
Baden. Östlich vom Schwarzwald breitet sich das Ebenen- und Hügel-
land von Niederschwaben und Franken aus, nach dem Hauptflusse, der
es durchschneidet, auch das Neckarland genannt. Im S.O. wird es be-
grenzt von der Schwäbischen Alb, die sich von S.W. nach N.O. quer durch
das ganze Land hinzieht. Südlich von ihr, von der Donau bis zum Boden-
see, liegt die Hochebene von Oberschwaben. Württemberg zerfällt somit
in 4 natürliche Teile.
Der tiefste Punkt des Landes liegt dort, wo der Neckar Württemberg
verläßt und ins Badische eintritt, also im N. Gegen S. steigt der Boden
an, weshalb der landesübliche Sprachgebrauch das Gebiet nördlich der Alb
als Unterland, die Hochebene südlich der Alb als Oberland bezeichnet.
Politisch ist das Land in 4 Kreise und 64 Oberämter eingeteilt, den
Schwarzwald-, Neckar-, Jagst- und Donaukreis, welche sich jedoch
mit den 4 natürlichen Teilen nicht vollständig decken. Die Alb z. B. setzt
sich aus Teilen aller 4 politischen Kreise zusammen.
Die Vberflächengestalt ist durch die G est eins befchaffenheit bedingt. Der Schwarz-
wald mit seinen Bergrücken besteht in seinem Kern aus den ältesten Gesteinen, aus
kristallinischem Urgestein, woran sich der Buntsandstein legt; auf diesen folgt Muschel-
kalk und Aeuxer, die Ebenen- und Hügelland bilden, sodann die Juraformation, aus
deren Schichten sich die Alb wie eine Mauer aufbaut, und endlich das tertiäre Gestein
der Hochebene von Oberschwaben, zum großen Teil von Gletscherschutt überlagert.
II. Die 4 natürlichen Teile.
1. Der Schwarzwald
Der Schwarzwald, der seinen Namen von den dunkeln Tannenwäldern
hat, die das Gebirge bedecken, erstreckt sich vom Rhein zwischen Waldshut und
Basel bis zur Enz und Pfinz bei Pforzheim und Durlach in der Richtung
von S. nach N., in einer Länge von 170 km und einer Breite von 30 bis
60 km; seine größte Breite liegt im S., nach N. nimmt sie allmählich ab.
Im W. wird er von der Rheinebene begrenzt, gegen welche er steil abfällt;
gegen O. ist seine Grenze nicht scharf bestimmt, da er sich allmählich dorthin
verflacht. Als Grenze kann hier die Linie Pforzheim—Nagold—Horb—
Schwenningen—Donaueschingen—Waldshut gelten, oder das Tal der Nagold,
des oberen Neckars, der Brigach und der Wutach. Etwa zwei Drittel des
Schwarzwaldes gehören zu Baden, ein Drittel ist württembergisch. Die
höchsten Berge des Schwarzwaldes liegen in seinem südlichen, genauer
südwestlichen Teil: der Feldberg, gegen 1500 m hoch, der Beleihen und der
1 Über die Höhenangaben vergleiche die Tabelle auf S. 25.
1. Der Schwarzwald,
3
Blauen; gegen N. und O. senkt sich allmählich das Gebirge. Der höchste
Punkt des württembergischen Schwarzwaldes und zugleich Württembergs über-
Haupt ist der Dreimarkstein auf der Hornisgrinde, 1152 m ü. d. M. (so ge-
nannt, da hier drei Markungen, die württembergische, badische und sürsten-
bergische, zusammenstoßen). Ein wichtiger Paß führt über den Kniebis bei
Freudenstadt.
Der Schwarzwald ist ein Urgebirge; sein Gestein ist Gneis und
Granit (wodurch sich zuweilen Porphyrgipfel drängen); hieran legt sich
der bunte Sandstein, im N. und O. wie ein weit ausgebreiteter Mantel,
im S. und W. dagegen in schmalen Streifen. Auf den Höhen des württem-
bergifchen Schwarzwaldes ist daher das Urgestein nirgends sichtbar, wohl aber
in manchen Tälern, wo das Wasser die Schale durchgerissen hat, z. B. in den
Tälern der Enz, Mnrg, Kinzig.
Die höchsten Erhebungen bilden keine spitzigen Hörner und Zacken wie
die Gipfel der Alpen, sondern abgerundete Kuppen, die sich allmählich über
die Bergrücken erheben. Die Bergrücken sind im S. und W. infolge
zahlloser Schluchten, die nach allen Richtungen in das Gebirge einschneiden,
schmal und vielfach verzweigt, gegen O. werden sie breiter, und am östlichen
Saum erscheinen weit ausgedehnte Hochflächen, mit dichten Nadelholz-»
Waldungen bedeckt. Diese beherbergen manche sonst seltenere Pflanzen, z. B. den
Roten Fingerhut; massenhaft tritt auf der Besenginster mit den goldgelben
Schmetterlingsblüten; zahlreich sind die schattenliebenden Farnkräuter, graue
oder schwärzliche Flechten, Sauerklee, Stechpalme, Heidelbeer- und Preiselbeer-
sträucher. Auf den höchsten Höhen hören die zusammenhängenden Waldungen
aus; hier findet sich die Legforche. Das Gebirge durchziehen zahlreiche, tief
eingeschnittene Täler; die Talsohlen find schmal, mit dem saftigen Grün der
Wiesen geschmückt, die Talwände steil, mit Wald bedeckt, woraus Felsmassen
hervorragen, die oft bis in das Bett des Flusses herabreichen, diesem den
Lauf hemmen, so daß er rauschend sich hindurchzwängen muß. Manche Flüsse
bilden prächtige Wasserfälle, z. B. bei Triberg, Allerheiligen sin der Nähe
des Kniebis).
Die Bewässerung ist überaus reich; es gibt im Schwarzwald viele
Flüsse, Seen und Heilquellen.
Die Gewässer des Schwarzwaldes fließen mit Ausnahme von Brigach
und Brege, den beiden Qnellflüffen der Donau, teils unmittelbar in den
Rhein, teils in den Neckar und durch diesen ebenfalls in den Rhein.
In den Rhein fließen von dem württembergischen Schwarzwald:
Die Kinzig, der bedeutendste Fluß des Schwarzwaldes, entspringt bei
Loßburg im Oberamt Freudenstadt, durchschneidet das Gebirge zuerst in süd-
westlicher, daun in nordwestlicher Richtung, fließt vorbei an Alpirsbach (und
den badischen Orten Schiltach, Wolfach, Hausach, Haslach, Offenburg, Kehl,
letzteres gegenüber von Straßburg); Nebenfluß: die Schiltach (Schramberg)'
Die Murg entspringt am Kniebis in zwei Quellflüssen, der weißen und
der roten Mnrg, fließt zuerst östlich bis Baiersbronn, wo der Forbach ein-
mündet, welcher an Christophstal und Friedrichstal vorbeifließt, wendet sich
dann nach N.W. und fließt vorbei an Klosterreichenbach, Schönmünzach (und
den badifchen Orten Gernsbach, Rastatt).
Die Alb fließt in nordwestlicher Richtung vorbei an Herrenalb (und den
badischen Städten Ettlingen und Karlsruhe.
1"-
4
§ 3. Oberfläche. Bewässerung und Besiedelung.
In den Neckar fließen:
Die Eschach, die Glatt, die Enz. Die Enz entspringt bei Urnagold,
fließt in nordöstlicher Richtung vorbei an Wildbad, Calmbach, Neuenbürg,
der badischen Stadt Pforzheim, Dürrmenz-Mühlacker, Vaihingen, Bietigheim
und mündet bei Besigheim. Nebenfluß der Enz ist die Nagold, welche nahe
den Enzquellen ebenfalls bei Urnagold entspringt, zuerst uach O. fließt, vorbei
an Altensteig bis Nagold, dann nach N. vorbei an Wildberg, Calw, Hirsau,
Liebenzell und bei Pforzheim mündet.
von den Flüssen des badischen Schwarzwaldes sind zu nennen: die Nlutach; die
obere Alb <St. Blasien); die Iviese Heimat des Dichters I. p. ^ebel, 1760—1826); die
Elz mit der Dreisam (ijöllental, Freiburg im Breis gau); die Rench Griesbach, Meters-
tal, Gxpenau); die Gos (Baden-Baden),'
Die Schwarzwaldflüsse haben namentlich in ihrem Oberlauf starken Fall
und raschen Lauf, wodurch sie dem Großgewerbe sehr förderlich siud, fowie
frisches, klares Wasser, worin die Forelle vielfach vorkommt.
Auf der Hochfläche des Schwarzwaldes flnden sich zahlreiche Moore
und Seen. Jene entstehen dadurch, daß eine Schicht von Lehm oder Sand
das Regenwaffer nicht durchsickern läßt; so bleibt das Wasser stehen und bildet
* einen Sumpf, in dem die Pflanzen vermodern und Torf entsteht. Von den
Seen sind zu nennen: der Mummelsee an der Horuisgrinde, einer der
größten dieser Bergseen, auf einer Höhe von über 1000 m einsam und düster
gelegen, das Wasser (16 m tief) von brauner Farbe, die von dem moorigen
Untergrund herrührt; der Wildsee, uuweit davon (S. 56); im südlichen
Schwarzwald: der Titisee, der Schluchsee, der Feldsee.
Vielbesucht sind die Heilquellen (Mineralquellen) des Schwarz-
Waldes, teils warme Quellen oder Thermen wie Wildbad, Liebenzell, im
badischen Teile Baden-Baden (a. d. Oos), Badenweiler am Fuß des Blauen),
teils Säuerlinge wie Teinach, Rippoldsau (badisch, in der Nähe von Freudenstadt).
Der würzigen und gesunden Luft verdanken zahlreiche Luftkurorte ihr
Entstehen uud Blüheu. Auf der Hochfläche ist der Sommer kühl und kurz,
der Winter lang und rauh; die jährliche Regenmenge ist bedeutend (Freuden-
stadt hat die größte Regenmenge in Württemberg), der Winter ist reich an
Schnee. Wein und Obst wachsen hier nicht, wohl aber in den Tälern,
namentlich in den dem Rhein zugekehrten, die ein so mildes Klima haben,
daß Wein und eßbare Kastanien gedeihen.
Die Bevölkerung des Schwarzwaldes (S. 57) ist verhältnismäßig nicht
fehr zahlreich; in dem württembergischen Schwarzwald leben etwa 100 000
Menschen; sie beschäftigen sich weniger mit Feldbau, der nicht sehr ergiebig ist, als
mit Gewerbe und Handel, vor allem mit Verarbeitung des Holzes — Holzhauen,
Sägen, Flößen, Kohlenbrennen — und mit Holzhandel; die stärksten und höchsten
Tannen werden den Rhein hinunter bis nach Holland verschickt — „Hol-
länder" — und zum Schiffbau verwendet. Berühmt sind die Schwarzwälder
Uhren (Schwenningen, Schramberg); ein wichtiger Erwerbszweig ist auch die
Steingut- und Majolikasabrikation, ferner die Strohflechterei und — im süd-
lichen Schwarzwald — die Fabrikation von Bürsten.
Früher war der Bergbau nicht unbedeutend, bei Neuenbürg findet sich Eisenerz,
bei Fluorn und Dornhan Bohnerz. Diese Erze wurden früher in den Hochöfen zu
Friedrichstal und Christophstal bei Freudenstadt geschmolzen und zu Sensen, Sicheln
u. dgl. verarbeitet. Ieht ist der Bergbau eingestellt, da die Gruben erschöpft sind.
2. Das Ebenen- und Hügelland von Niederschwaben und Franken.
5
Die wichtigsten Orte des Schwarzwaldes:
Iie mit bezeichneten Städte fttib Oberamtsstädte. Bei Städten von mehr als
JO 000 Einw. ist die Einwohnerzahl ^abgerundet angegeben^ ihre genaue Einwohner-
zahl sowie die der übrigen größeren Grte siehe Tabelle S. u, 25.
An der Nagold: Altensteig. "Nagold, am Fuße der Burgruine
Hohennagold, Lehrerseminar, Holzhandel. Wildberg, altes Städtchen.
*Calw, Tuch- und Teppichfabrikation, Gerbereien und Färbereien. In einem
Seitental der Nagold: Teinach, Badeort; aus der Höhe Zavelstein, kleinste
Stadt des Landes mit 300 E., Zufluchtsort des Grasen Eberhard des Greiners
bei dem Überfall in Wildbad 1367. Hirsau, Klosterruine, das Kloster gestiftet
im 9. Jahrh., neu gebaut im 11. Jahrh.; zerstört von den Franzosen 1692
sUhland: Die Ulme zu Hirsau) (©. 55). Liebenzell, Badeort, warme Quellen
(27° C).
An der Enz: Wildbad (@. 54), berühmter Badeort, warme Quellen
(33—37°C), Calmbach, Holzhandel. "Neuenbürg, Holzhandel, Sichel-
und Sensenfabriken.
An der Alb: Herrenalb, einstiges Kloster, besuchter Kurort (S. 56).
An der Murg: Baiersbronn nahe an der Einmündung des Forbaches
in die Murg, mit zahlreichen Einzelhöfen und Weilern. Klosterreichen-
bach mit schöner Klosterkirche ans dem 11. Jahrh. Schönmünzach.
Am Forbach: Die Eisenwerke Christophstal und Friedrichstal.
Auf der Höhe: *gre Ilbenstadt, Luftkurort, Holzhandel, vom Herzog
Friedrich 1599 gegründet für aus Österreich vertriebene Protestanten.
An der Kinzig: Alpirsbach, ehemaliges Kloster aus dem 11. Jahrh.;
unter den Stiftern ist Adalbert von Zollern. In einem Seitental der Kinzig,
an der Schiltach, liegt Schramberg mit reger Fabriktätigkeit, besonders
Uhren-, Fayencesabriken, Strohmanufakturen.
2. Das Ebenen- und Hügelland von Niederschwaben und Franken
oder das Neckarland.
Den Kern Wüttembergs bildet das Ebenen- uud Hügelland von
Niederschwaben und Franken. Es wird im W. von dem Schwarzwald,
im S.O. von der Alb begrenzt; gegen N. und N.O. dehnt es sich bis nach
Baden und Bayern aus. Es bildet ein Dreieck, das seine Spitze am Neckar-
Ursprung hat und immer breiter werdend bis zur Tauber sich hinzieht, 190 km
in der Länge (Schwenningen—Mergentheim), 120 km in seiner größten Breite
(Maulbronn—Ellwangen). Mitten durch diese Landschaft fließt der Neckar
in der Hauptrichtuug von S. nach N., der Hauptfluß und die eigentliche
Lebensader des Landes; daher nennt man dieses Ebenen- und Hügelland
auch das Neckarland. (Nur der nördlichste Teil sendet seine Gewässer in
die Tauber.)
Der Neckar entspringt bei Schwenningen 707 in ü. d. M., fließt nach
N. an Rottweil, Oberndorf, Sulz vorbei bis Horb, von hier nach N.O. vorbei
an Rottenburg, Tübingen und Nürtingen bis Plochingen. Von Plochingen
wendet er sich nach N.W. an Eßlingen vorüber nach Cannstatt. Von hier aus
hat er wieder vorherrschend nördliche Richtung, berührt die Städte Marbach,
Besigheim, Lausten, Heilbronn, Neckarsulm, verläßt unterhalb Gundelsheim
Württemberg, fließt nun durch Baku, wendet sich von Eberbach an nach W.
6
§ 3, Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
vorbei an Heidelberg und mündet bei Mannheim in den Rhein (88 m ü. d. M.)
nach einem Lauf von 370 km, von denen 281 auf Württemberg entfallen.
Der Gberlauf des Neckars gebt durch Muschelkalk (so genannt, weil viele Oer-
steinerungen darin vorkommen). Durch das zähe Aalkgestein hat sich der Fluß nur
mühsam Bahn gebrochen, daher ist das Tal eng, unterhalb Rottweil nicht breiter als
eine Straße, die Talwände sind steil, häufig mit kahlen Felsen besetzt, und der Fluß
macht zahlreiche hufeisenförmige Bogen. Bei Rottenburg betritt er den Reuper; da
verwandelt sich die ganze Landschaft; in dem weicheren Gestein fanden die Wasser
weniger Widerstand und bildeten ein weites, fruchtbares ^.albecken, das sich zwar unter-
halb Tübingen etwas mehr verengt, unterhalb Plochingen sich aber wieder bedeutend
erweitert. Unterhalb Cannstatt muß sich der Fluß abermals zwischen steilen Muschel-
kalkwänden in engem Tal hindurchwinden, bis er bei k^eilbronn, wo wieder Aeuper-
Hügel herantreten, sich eine große Talweitung ausgearbeitet hat. Bei Reckarelz er-
reicht er den Buntsandstein des Vdenwaldes, durchbricht diesen, tritt bei Heidelberg
aus dem Gebirge heraus, um endlich durch die Ebene dem Rhein zuzuströmen.
Die Nebenflüsse des Neckars auf der rechten Seite:
Die Prim entspringt bei Spaichingen und mündet bei Rottweil: die
Schlichem; die Eyach fließt vorbei an Balingen und Jmnan; die Starzel
fließt größtenteils durch hohenzollernsches Gebiet vorbei an Hechingen; die
Steinlach mündet bei Tübingen; die Echaz entspringt am Fuß des Lichten-
steins bei Hönau und berührt Pfullingen und Reutlingen; die Erms fließt an
Urach und Metzingen vorbei; die Stein ach entspringt bei Neuffen und mündet
bei Nürtingen; die Lauter fließt vorüber an Ober- und Unterlenningen (daher
„das Lenningertal" S. 57), Owen und Kirchheim. Während diese Flüsse
durchweg in der Hauptsache nordwestliche Richtung haben, fließt die Fils,
die bei Wiesensteig entspringt, zuerst nach N.O. vorbei an Ditzenbach und
Überlingen, bildet also zunächst ein Längental (d. h. in der Richtung des Ge-
birges laufend), dann wendet sie sich nach N.W., fließt vorbei an Göppingen
und mündet bei Plochingen; die Rems fließt vorbei an Gmünd, Lorch,
Schorndorf und Waiblingen; die Murr berührt Murrhardt uud Backnang
und mündet bei Marbach; die Sülm entspringt bei Löwenstein, fließt an
Weinsberg vorbei und mündet bei Neckarsulm; der Kocher entspringt bei
Oberkochen und fließt vorüber an Aalen, Wasseralfingen, Gaildorf, Hall,
Künzelsau, Neuenstadt und mündet bei Kochendorf; die Jagst, ein Zwillings-
flnß des Kocher, fließt vorbei an Ellwangen, Crailsheim, Kirchberg, Langen-
bürg, Schöntal, Möckmühl und mündet bei Jagstseld.
Die Nebenslüsse des Neckars auf seiner linken Seite sind die bereits
genannten Schwarzwaldflüsse Esch ach, Glatt, Enz mit Nagold, Würm
und Glems, sowie die Ammer, die Aich, die Körsch, die Zaber, die Lein.
Die Tauber entspringt an der bayrischen Grenze, fließt vorbei an dem
bayrischen) Rothenburg, an Creglingen, Weikersheim, Mergentheim und mündet
in den Main.
Das Neckarland zerfällt in 3 verschiedene Teile:
1. Die Ebene von Niederschwaben und Franken.
Diese zieht sich vom östlichen Saum des Schwarzwaldes nach N.O. bis
zur Tauber wellenförmig hin, anfangs als fchmales Band, dann in immer
breiterer Fläche. Diese Ebene hat ihre höchste Erhebung in der Gegend von
Schwenningen (nahezu 800 m), von da sinkt sie allmählich herab auf 200 m
am Unterlauf des Neckars und steigt dann an dem Kocher und der Jagst
wieder an bis gegen 500 m.
2. Das Ebenen- und Hügelland von Niederschwaben und Franken.
7
Die einzelnen Teile der Ebene sind:
a) Die 23aar, die Gegend am Neckarnrsprnng bis gegen Rottweil.
b) Das Gau, das obere bei Herrenberg und das untere oder Stroh-
gäu bei Leonberg und Markgröningen, die Kornkammer Württembergs.
c) Die Ludwigsburger Ebene oder das lange Feld, woraus insel-
artig der Asperg sich erhebt.
d) Das Zabergän, zu beiden Seiten der Zaber.
e) Die Hohenloher Ebene, durchflössen von dem Kocher, der Jagst
und Tauber, rechts von dem Neckar.
Diese Ebenen bilden das Land des Muschelkalks, der vielfach von der
Letten kohle überlagert ist, die zu fruchtbarem Boden verwittert. Daher
sind Ackerbau und Obstbau sehr ergiebig. Die weiten, offenen, von Korn
wogenden Ebenen werden von Tälern durchschnitten, die meist tief und steil
eingefurcht und vielfach gekrümmt sind. Die Zähigkeit des Muschelkalks hat
notwendig lauter schroffe, eckige Formen hervorgebracht. Die Talabhänge
sind in den oberen, rauheren Gegenden mit Wald oder Weiden bedeckt,
während im milderen Unterland auch an den steilsten Gehängen die Rebe
gepslanzt wird, die hier die besten Weine des Landes liefert (den Zuckerle
bei Cannstatt, Käsberger bei Mundelsheim, Schalksteiner bei Besigheim, den
Tauberwein u. a.). Der Muschelkalk birgt große Salzlager, so bei Schwen-
ningen, Sulz, Heilbronn, Kochendors, Hall, und Mineralquellen: das hohen-
zollernsche Jmnan, Niedernau, Cannstatt, Mergentheim.
2. Das Hügelland von Niederschioaben und Franken.
Das Ebenenland ist von Hügelzügen begrenzt. Diese beginnen bei dem
Neckarursprung als schmaler Streifen, breiten sich dann aber von der Mitte des
Landes fächerartig aus und nehmen in der Linie Maulbronn—Ellwangen fast
die ganze Breite Württembergs ein. Die Erhebung wechselt von 600 m bis 300 m.
Die einzelnen Teile des Hügellandes^ sind:
a) Der Schönbuch, von Tübingen bis Leonberg sich erstreckend, ein
weites Waldgebiet mit wilden Schluchten, aber auch saftiggrünen Wiesen und
ergiebigem Ackerland auf den ebeneren Stellen. Höchster Punkt ist der Brom-
berg, von dem nach allen Seiten die Hügelzüge sich verzweigen, nach N. bis
zur Solitude, nach N.O. bis zu den das Stuttgarter Tal auf drei Seiten
umschließenden Höhen (Bopser, Hasenberg, Feuerbacher Heide).
b) Der Stromberg mit dem Michelsberg, zwischen Enz und Zaber.
c) Der Heuchelberg mit der Heuchelberger Warte, zwischen Zaber
und Lein.
Diese 3 Hügelzüge (a, b, c) sind links von dem Neckar, eine weit größere
Hügelmasse aber erstreckt sich rechts von dem Neckar:
ä) Der Schnrwald zwischen Fils und Rems vom Hohenstaufen bis
zum Rotenberg (Wirtemberg), auf dessen Gipfel einst die ^Stammburg der
Könige von Württemberg stand; jetzt befindet sich daselbst eine von König
Wilhelm I. erbaute Grabkapelle. Höchster Punkt ist der Kernen.
e) Der Welzheimer Wald mit der Frickenhofer Höhe und der Murr-
Hardter Wald zwischen Rems und Murr, eiu Schwarzwald im kleinen, mit
großen Nadelholzwäldern.
i Über die Höhenangaben vergleiche die Tabelle auf S. 25 und 26.
8
§ 3, Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
f) Die Löwensteiner Berge zwischen Murr und Sülm mit dem Stocks-
berg und den Ausläufern: Wuunenstein bei Großbottwar, Wartberg bei Heil-
bronu, Weibertreu bei Weinsberg.
g) Der Mainhardter Wald, östlich von den Löwensteiner Bergen, mit
dem Steinknickle.
h) Die Waldenburger Berge, nördlich von dem Mainhardter Wald
bis zu der Hoheuloher Ebene mit Stadt und Schloß Waldenburg.
i) Die Limpurger Berge, rechts vom Kocher, mit dem Einkorn bei Hall.
k) Die Ellwanger Berge, östlich davon, mit dem Schöuenberg rechts
von der Jagst bei Ellwangen und dem Burgberg links von der Jagst bei
Crailsheim, einst eine gewaltige Völkerburg mit drei hohen Ringwällen.
Das Gestein dieser Hügelzüge besteht größtenteils aus Keuper sTeile
des Schur- und Welzheimer Waldes und des Schönbuchs sind von Lias über-
lagert); sie haben runde, sanfte, nirgends eckige, schroffe Formen und sind von
wasserreichen Tälern und Schluchten auf das mannigfaltigste durchschnitten.
Auf der Höhe herrscht der Waldbau vor; an den sonnigen Abhängen ziehen
sich Weinberge und Obstgärten bis zum Waldsaum hinauf. Auf den
Höhen, namentlich dem Welzheimer und Mainhardter Wald, sind die Wohn-
Plätze meist weit umher zerstreute Einzelgehöfte oder kleinere Ortschaften; in
den Tälern dagegen liegen gewerbtätige Städte und Dörfer. Die Keuper-
sandsteine sind ein vortreffliches Baumaterial; so ist der gelblich-grünliche
oder rötliche Schilfsandstein in zahlreichen Steinbrüchen aufgeschlossen und als
Baustein Stuttgarts unter dem Namen „Stuttgarter Werkstein" bekannt; neben
den Stuttgarter Brüchen haben die Brüche bei Maulbronn und bei dem Heil-
bronner Jägerhaus weithin einen guten Ruf. Au Dauerhaftigkeit, wenn auch
nicht an Schönheit überragt ihn noch der weiße Keupersandstein, der sog.
Stubensandstein. Die härteren Lager werden zur Herstellung von Mühlsteinen
verwendet. Der im Keuper sich fiudeude Gips dient als Dünger und als
Baumaterial.
3. Die Albvorebene.
Diese zieht sich rechts von dem Neckar am Fuße der Alb als ein flaches
Hochland hin und erstreckt sich in meist geringer Breite wie ein Gürtel von
Schwenningen nach N.O. bis an die östliche Landesgrenze, an das Ries;
unterhalb Tübingen greift sie über den Neckar hinüber und bildet die Filder,
eine fruchtbare Ebene zwischen dem Neckar und dem Schönbuch mit aus-
gedehntem Kraut- und Getreidebau.
Die Albvorebene ist das Gebiet des schwarzen Jura oder des Lias.
Hier trifft mau ölige Schiefer und Schwefelquellen, die dem Schiefer eut-
springen, so bei Boll, Reutlingen, Sebastiansweiler.
Das Neckarland zerfällt somit in das Land des Muschelkalks mit der
Lettenkohle, des Keupers und des schwarzen Jura oder Lias, und zwar läuft
am Saum des Schwarzwaldes der Muschelkalk hin, am Saum der Alb der
Lias, und zwischen beiden dehnt sich der Keuper aus. Muschelkalk und Lias
bilden Ebenen, der Keuper bildet Hügel, und so zeigt das Neckarland eine
reiche Abwechslung in der Gestalt seiner Oberfläche, was ihm einen besondern
landschaftlichen Reiz verleiht.
2. Das Ebenen- und Hügelland von Niederschwaben und Franken.
9
Das Klima ist bei dem beträchtlichen Höhenunterschied ziemlich ver-
schieden. Am oberen Neckar und auf den Höhen des Welzheimer und Main-
Hardter Waldes ist es verhältnismäßig am rauhesten, am mildesten in der
Gegend von Stuttgart und Cannstatt.
Die Bevölkerung, aus Schwaben und Franken bestehend Letztere in
der Hohenloher Ebene, an der Tauber und dem unteren Neckar, beträgt über
11/2 Millionen, ist also sehr dicht, am dichtesten in der Gegend von Cann-
statt, die zu den bevölkertsten Gegenden von ganz Europa gehört. Haupt-
beschästigung ist in den Städten die Fabriktätigkeit, auf dem Lande Acker-,
Obst- und Weinbau, mehr und mehr zieht sich aber die Bevölkerung in die
Städte, in denen sich eine lebhafte Industrie entwickelt hat, obgleich Württem-
berg keine Steinkohlen hervorbringt; insbesondere werden betrieben Spinnerei
und Weberei, Maschinenbau und Metallverarbeitung.
Die wichtigsten Orte des Ebenen- und Hügellandes von Niederschwaben
und Franken.
<Die Orte der Albvorebene s. S. 15.)
* Stuttgart, 280000 Einw., Haupt- und Residenzstadt, die größte
Stadt des Landes, in einem von Weinbergen und bewaldeten Höhen einge-
schlossenen, reizenden Talkessel, einem Seitental des Neckars gelegen, mit seinen
Vororten bis in das Neckartal sich erstreckend; durch Natur und Bauten (altes
und neues Schloß, Königsbau, Landesgewerbemuseum, Rathaus, Polytechnikum,
Justizpalast, Landesbibliothek, Stiftskirche, Johanniskirche u. a.) eine der
schönsten Städte in Deutschland; durch seine Lage beinahe im natürlichen
Zentrum des Landes der Mittelpunkt des Verkehrs im Lande; Sitz der
obersten Zivil- und Militärbehörden; hat viele höhere Lehranstalten: eine
Technische und eine Tierärztliche Hochschule, Kunst- und Kunstgewerbeschule,
Konservatorium sür Musik, 2 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 3 Realanstalten,
1 Baugewerkschule, 2 städtische Höhere Mädchenschulen usw.; Sammlungen
für Kunst und Wissenschast; ist hervorragend als Musikstadt, als bedeutendster
Verlagsplatz Süddeutschlands, als Jndustrieort (Fabrikation von Möbeln,
Musikinstrumenten usw.; Brauereien, Buchdruckereien, Gärtuereien u. a.).
(S. 47—50.)
Geboren sind hier die Dichter G. Schwab \192 und ZV. Hauff 1802, der Philosoph
Hegel ^770; nickt hier geboren, aber lange ansässig waren der Bildhauer Dannecker, die
Dichter <£. Mörike, K. Gerok, I. G. Fischer.
In der Nähe: die Solitude, 1770—1775 Sitz der Karlsschule; die
königlichen Schlösser: Rosenstein, Wilhelma, Villa Berg, die Landwirtschaft-
liche Akademie Hohenheim bei Plieningen.
An dem Neckar aufwärts:
^Cannstatt, gehört jetzt zu Stuttgart, einer der ältesten Orte Württem-
bergs, mit Mineralquellen und Bädern, zahlreichen Fabriken (Eisengießereien,
Daimlermotoren, Webereien u. a.), höheren Lehranstalten; am Seelberg das
berühmte Mammutfeld; römisches Kastell; Volksfest. Zweigstation der Rems-
und Neckarbahn. ^Eßlingen, 29000 Einw., alte Reichsstadt, seit 1803 würt-
tembergisch, Frauenkirche in spätgotischem Stil, höhere Schulen, evang. Lehrer-
seminar, Industriestadt; Maschinen-, Blechwaren-, Leder-, Schaumweinfabriken,
Wollspinnerei, Ölmühlen, Kunstmühlen, Brauereien (S. 53). Plochingens
Zweigstation der Neckar-und Filsbahn. "Nürtingen, evangelisches Lehrer-
10
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
seminar, Spinnerei, Zementwerk. ""Tübingen, 17000 Einw., Universität,
Landgericht, in der St. Georgskirche Grabdenkmäler württembergischer Fürsten,
Geburtsort L. Uhlands (1787), Zweigstation der Neckar- und Hohenzollern-
bahn. Schloß Hohentübingen, ehemaliger Sitz der Pfalzgrafen von Tübingen
(S. 59). Im nahen Schönbuch das einstige Kloster Bebenhaufen, jetzt
kgl. Jagdschloß. * Rottenburg, Sitz des katholischen Landesbischofs, Hopfen-
bau. In der Nähe die Wnrmlinger Kapelle; in einem Seitental Bad
Niedernau. *Horb, Zweigftation der Neckar- und Gäubahu. *Snlz, Saliue.
^ Oberudorf, Gewehrfabrik. ^Kottweil, alte Reichsstadt, feit 1803 württem-
bergisch, Landgericht, Gymnasium und kath. Konvikt, Pulverfabrik; in der Nähe
die Saline Wilhelmshall. Schwenningen, 13000 Einw., Uhrenfabriken.
An dem Neckar abwärts:
* Marbach, Geburtsort Schillers (1759) mit Schillerdeukmal und
Schillermufeum (S. 50). "'Besigheim mit Türmen aus der Hohenstaufen-
zeit. Lauffen mit Resten einer Pfalz Karls des Großen, Regiswindiskirche
von etwa 1300; Zementwerk; Elektrizitätswerk für Heilbronn; Geburtsort des
Dichters Hölderlin (1770); Schlacht 1534 (©. 31). ^Heilbronn, 40000 Einw.,
ehemalige Reichsstadt, feit 1803 württembergisch, erste Handelsstadt Württem-
bergs, Flußhafen, Eisenbahnknotenpunkt für die Linien nach Stuttgart, Bretten,
Neckarfulm, Hall, Beilstein; bedeutende Industrie, besonders Papier-, Messer-,
Zuckerfabrikation, Steinfalzwerk, Keuperfaudsteiu- und Gipsbrüche; Landgericht,
höhere Schulen; Kilianskirche, Götzenturm, altes Rathaus; Geburtsort des
Physikers Robert Mayer, 1814 (S. 51). ^Neckarsulm, Schifsswerste, Fahr-
räderfabrik.
Rechts von dem Neckar:
An der Rems: * Gmünd, 21000 Einw., einstige Reichsstadt, seit 1803
württembergifch, kath. Lehrerseminar, Gold- und Silberwarenfabrikation, zahl-
reiche Kirchen, Kapellen und ehemalige Klöster. Lorch, das Kloster 1102
von Friedrich v. Hohenstaufen gegründet als Grabstätte seines Hanfes; in der
Nähe am Fuß des Hohenstaufen das Wäfcherfchlößchen, die Wiege der Hohen-
stansen. * Schorndorf, Leder- und Eisenmöbelfabrikation. Die Weiber von
Schorndorf retteten 1688 die Stadt vor den Franzosen. In der Nähe
^Welzheim, Holzhandel, Überreste des römischen Grenzwalls. ^Waib-
lingen, alte Hohenstaufenstadt, Ziegeleien, Seidenfabrik; Zweigstation der
Rems- und Murrbahn.
An der Murr: Murrhardt, Walderichskapelle aus dem 12. Jahr-
hundert; Holzhandel. "^Backnang, fehr gewerbtätig, Gerbereien, Tuchfabri-
kation, Garnspinnerei, evang. Lehrerseminar. Winnenden, an einem linken
Zufluß der Murr, staatliche Jrrenheilanstalt Winnental.
An der Sülm: * Weinsberg, Weinbauschule, die Burg Weibertreu 1140
von Kaiser Konrad III. erobert. In der Nähe Löwenstein.
An dem Kocher: "'Aalen, 10 000 Einw., einstige Reichsstadt, seit 1803
württembergisch; gewerbtätig, namentlich Kassenschrank- und Drahtstiftfabrikation,
Denkmal Schubarts (geb. 1739), Zweigstation der Brenz-, Rems- uud Jagst-
bahn. Wasseralfingen, Berg- uud Hüttenwerk. "Gaildorf. *Haü,
alte Reichsstadt, seit 1803 württembergisch, Saline, Landgericht, die Michaelis-
kirche bis in das 12. Jahrh. zurückreichend. In der Nähe Comburg, der ehe-
malige Sitz des Ehreninvalidenkorps, sowie das jetzt nicht mehr betriebene Salz-
bergwerk Wilhelmsglück. "Künzelsau, evang. Lehrerseminar, Gerbereien.
Neuenstadt a. d. Linde. Kochendors, Salzbergwerk. An einem Neben-
3. Die Schwäbische Alb.
11
fluß des Kocher: ^Öhringen, fürstliches Schloß. In der Nähe Wal den-
bürg mit fürstlichem Schloß.
An der Jagst: * Ellwangen, früher Hauptstadt der gefürsteten Propstei
Ellwangen, seit 1803 württembergisch, Sitz der Kreisregierung, Landgericht,
Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg. * Crailsheim, Knotenpunkt der
Eisenbahnen nach Aalen, Hall, Mergentheim, Nürnberg. Kirchberg und
Langenburg mit fürstlichen Schlössern. In der Nähe ^Gerabronn.
Schöntal, ehemaliges Kloster, jetzt evang. theol. Seminar. Jagsthauseu.
Möckmühl. Jagstfeld, Solbad und Saline Friedrichshall.
An der Tauber: * Mergentheim, ehemals Residenz des Hochmeisters
des Deutsch-Ordeus, feit 1809 württembergisch, Miueralbad. Cregliugen,
Kirche mit prächtigem Hochaltar.
Links von dem Neckar:
* Ludwigsburg, 23000 Eiuw., im 18. Jahrh. von Herzog Eberhard-
Ludwig erbaut uud zur zweiten Residenz erklärt, Sitz der Kreisregierung,
großes Schloß, starke Garnison („das württembergische Potsdam"), bedeutende
Zichorienfabrik, Orgelfabrik. Geburtsort von Justinns Kerner (1786), D. F.
Strauß (1808), E. Mörike (1804), Fr. Bischer (1807). In der Nähe
Zuffenhausen, 10000 Eiuw., und Feuerbach, 12000 Eiuw., mit zahl-
reichen Fabriken.
Im Gäu: Markgröningen, Waisenhaus und Lehrerinnenseminar,
Schäferlauf an Bartholoms, 24. August. Korntal mit Erziehungsanstalten.
* Leonberg, Schuhfabriken. Weilderstadt, Geburtsort des Astronomen
Kepler (1571) und des Reformators Brenz (1499). ^Herrenberg. *B5b-
Ii»gen, Zuckerfabrik, chemische Fabrik, Brauereien. Sindelfingen, 1525
Sieg des Georg Trnchfeß über die Bauern. Döffingen, Sieg des Grafen
Eberhard des Greiners über die Städte 1388. Heimsheim, Gefangen-
nähme der „Schleglerkönige" durch Graf Eberhard III.
An der Enz: Dürrmenz-Mühlacker, Zweigstation der Eisenbahnen nach
Bretten, Psorzheim, Bietigheim. In der Nähe: *M»ulbronn, schönstes
ehemaliges Kloster, jetzt evang. theol. Seminar (S. 52); große Kenpersand-
steinbrüche. Kneitlingen, Geburtsort von Johann Faust; Mundharfen-
fabriken. ^Vaihingen a. d. Enz. Bietigheim, Zweigstation der Eisen-
bahnen nach Stuttgart, Mühlacker, Heilbroun, Backnang; große Eisenbahn-
brücke über die Enz; Kammgarnspinnerei, Linoleumsabrik.
JmZabergän: *Brackenheim. Bönnigheim.
3. Die Schwäbische Alb.
Südöstlich vom Neckarland liegt die Schwäbische Alb. Während sich
der Schwarzwald an der Grenze Württembergs hinzieht, erstreckt sich das
andere Gebirge Württembergs, die Alb, quer durch das ganze Land zwischen
Neckar und Donau in nordöstlicher Richtung vom Dreifaltigkeitsberge bei
Spaichingen bis zum Jpf bei Bopfingen, 160 km lang und 30 bis 40 km
breit.
Die Schwäbische Alb ist der mittlere Teil jenes langen und mächtigen Jura-
gebirges, das an der Rhone bei Lyon beginnend nach N.V. durch die Schweis
Baden, Hohenzollern, Württemberg und Bayern bis an das Fichtelgebirge sich hinzieht
und in drei Sauptteile zerfällt: den Schweizerischen, den Schwäbischen und den
Fränkischen Jura.
12
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
Die Alb wird begrenzt im NM. von dem Ebenen- und Hügelland von
Niederschwaben und Franken, im S.O. von der Hochebene von Oberschwaben.
Wie der Schwarzwald gegen den Rhein, so hat die Alb gegen den Neckar
nach N.W. einen Steilabfall, gegen die Donau nach S.O. senkt sie sich
allmählich. Das Aussehen der Alb ist daher sehr verschieden, je nachdem man
sie von N.W. (der Neckar-) oder von S.O. (der Donauseite) aus betrachtet: von
N.W. aus erscheint sie als ein gewaltiger, steiler Gebirgswall mit zahlreichen
Vorbergen, von S.O. aus als ein niederer, allmählich ansteigender Hügelzug.
Hat man aber die Alb selbst erstiegen, so breitet sich vor dem Auge eine
weite, wellenförmige Hochfläche aus.
Die höchste Erhebung erreicht die Schwäbische Alb wie der Schwarz-
wald im S.W.; der Lemberg bei Gosheim nördlich von Spaichingen ist etwas
mehr als 1000 m hoch, und wie der Schwarzwald von S. nach N., so senkt
sich die Alb von S.W. nach N.O.; der Jpf bei Bopfingen erreicht nicht mehr
ganz eine Höhe von 700 m.
Die Hauptteile der Schwäbischen Alb sind von S.W. nach N.O.:
1. Heuberg; 2. Hart; 3. Rauhe Alb; 4. Hochsträß; 5. Aalbuch;
6. Härtsfeld.
Die bedeutendsten Berge 1 am Nordrande der Alb sind außer dem bereits
genannten Lemberg! der Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen; der Oberhohen-
berg bei Deilingen; der Plettenberg, der Schafberg und die Lochen bei Ba-
lingen; der Hohenzollern bei Hechingen; der Farrenberg bei Wössingen; der
Roßberg bei Gönningen; die Achalm bei Reutlingen; der Lichtenstein bei
Hönau; der Hohen-Urach bei Urach; der Hohen-Neuffen bei Neuffen; die Teck
bei Kirchheim; der Hohenstaufen bei Göppingen; der Rechberg bei Gmünd; in
seiner Nähe der Stuifen.; östlich davon der Bernhardusberg; der Rosenstein
bei Heubach; der Jpf bei Bopfingen.
Die Gesteinsart der Alb ist Jurakalk, und zwar unterscheidet man
den unteren oder schwarzen, den mittleren oder brauuen und den oberen
oder weißen Jura. Auch vulkanisches Gestein findet sich, uud zwar in der
Mitte des Gebirges bei Urach, Neuffen und Kirchheim, sowie an den beiden
Enden im S.W. im (badischen) Hegau uud im N.O. bei Bopfingen im Ries.
Im Hegau wurden durch die unterirdischen Kräfte eine Reihe maleri-
scher Basalt- und Phonolithkegel aufgebaut, darunter der Hohentwiel (S. 62),
württembergische Exklave, einst eine gewaltige Bergfeste, von K. Wiederhold
im Dreißigjährigen Kriege heldenmütig verteidigt (S. 33), im Jahre 1800
von den Franzosen zerstört. Im Ries bei Bopfingen äußerte sich die vulkanische
Tätigkeit weniger im Empordringen glühend-stüssiger Gesteinsmaffen, als viel-
mehr in außerordentlich kräftigen Wirkungen auf die Gesteinsschichten des Jura,
die stark verworfen und verschoben worden sind, so daß die älteren Braunjura-
schichten hoch über den jüngeren Weißjuraschichten liegen, während gleichzeitig
die Urgesteine und die Keuperschichteu des Albuntergrunds an die Erdober-
fläche gelangten. In der Umgegend von Urach finden sich nicht nur Berg-
kegel vulkanischen Ursprungs, wie der Florian bei Metzingen u. a., sondern
insbesondere auch zahlreiche Maare, wie das Raudecker Maar, d. h. Ein-
senkungen, welche von Kratern erloschener Vulkane herrühren.
Die Alb ist nicht wie der Schwarzwald Urgebirge, sondern Flözgebirge,
d. h. das Gestein hat sich schichtenweise aus Niederschlägen eines einstigen
1 Vergleiche die Tabelle auf S. 25.
3. Die Schwäbische Alb.
13
Meeres gebildet. Daher finden sich in dem Gestein viele Versteinerungen
(Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Schnecken, Korallen, Schwämme usw.).
Manche der Albberge waren früher mit Burgen geschmückt, von denen
aber jetzt nur noch Überreste vorhanden sind, so der Hohen-Nensfen (S. 58],
Höhen-Urach, die Achalm (S. 61), Teck u. a.; aus dem Hohenstaufen stand das
Stammschloß der berühmten Kaiser, die von 1138—1254 über Deutschland
herrschten (S. 60); auf dem Hohenzollern, der Wiege des jetzigen Kaiserhauses,
erhebt sich stolz die 1850—1856 neu gebaute Burg (@. 59). Andere Berge
erinnern an vorgeschichtliche Zeiten als heidnische Opserstätten, wie der Roß-
berg und der Farrenberg, oder durch Ringwälle, wie der Jps und der Rosenstein.
Die zahlreichen dem Gebirgswall vorgelagerten, wie Schildwachen vor
dem Traus der Alb stehenden Vorberge verleihen dem Steilabfall der Alb
einen besonderen landschaftlichen Reiz und eine reiche Abwechslung von Formen
uud Bildern. Von ihren Gipfeln gewähren sie eine weite Fernsicht und sind
daher das Ziel vieler Wanderer.
Die Hochfläche der Alb dagegen ist ein wellenförmiges Gelände mit
flachen Anhöhen, vielfachen Erdfüllen (d. h. Trichtern von großem Umfang uud
beträchtlicher Tiefe, entstanden durch Einsinken des Gesteins in innere Höh-
lnngen), mit Feldern, Rasenflächen und Laubholzwäldern. Den Boden bildet
teils eine dünne, magere schwarze Erde mit Steinbrocken, teils ein frncht-
barer Lehm.
In die Hochfläche sind von N. und S. her Täler eingefurcht, teils Trocken-
täler, in denen nur zuweilen bei der Schneeschmelze oder bei lange andauern-
den Regeugüssen Gewässer fließen, teils Flußtäler. Diese zeigen an der Nord-
seite einen anderen Charakter als an der Südseite: dort sind sie meist kurz
und tief eingeschnitten, und die Gewässer eilen in raschem Lauf dem Neckar zu;
den Talgrund bedecken Wiesen mit zahlreichen Obstbäumen und ergiebige
Felder, die Talgehänge zum Teil Weinberge, weiter hinauf Weiden und Buchen-
wälder; aus der Südseite dagegen sind die Täler länger gestreckt; auf flachem,
baumlosem Wiesengrunde schlängeln sich die Flüßchen in schlammigem Bett,
das manchmal von Felsen unterbrochen ist, langsam in vielen Krümmungen
der Donau zu; die Talwände sind steil, oft senkrecht, aber nicht so hoch wie
die bei den nordwestlichen Albtälern. Sämtliche Flußtäler sind Quertäler
mit Ansuahme des Filstals sowie des Blau- und Donantals.
Mehrere dieser Quertäler treffen in ihren Anfängen von N. und S. her
aufeinander, so daß das Gebirge durchbrochen wird und natürliche Pässe
sich bilden, welche der Eisenbahn einen naturgemäßen Weg gewiesen haben,
so das Prim- nnd Eltatal (Eisenbahn von Rottweil nach Tuttlingen), das
Eyach- und Schmiechatal (Eisenbahn von Tübingen nach Sigmaringen), das
Kocher- und Brenztal (Eisenbahn von Aalen nach Ulm). Weitere Albüber-
gänge sür die Eisenbahn sind von Geislingen nach Ulm uud von Reutlingen
nach Münsingen.
Eine Merkwürdigkeit der Schwäbischen Alb sind die zahlreichen Höhlen;
man zählt über 70 größere Höhlen, z. B. die Nebelhöhle bei Pfullingen, die
Olgahöhle bei Hönau, die Karlshöhle bei Erpfingen, die Falkenfteiner Höhle
bei Urach, die Guteuberger Höhle, die Schertelshöhle bei Wiesensteig' die
Charlottenhöhle bei Hürben (in der Nähe von Giengen a. d. Brenz), die
Wimsener Höhle bei Zwiefalten, der Hohlefels bei Schelklingen. In manchen
dieser Höhlen finden sich wundervolle Tropfsteinbildungen, dadurch entstanden,
daß das durch die Decke herabträufelnde Wasser ausgelösten Kalk mit sich
14
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
führt, der sich absetzt und dann wieder erhärtet, teils als krustenartiger Über-
zug (Kalksinter), teils in Form von Zapfen, die von der Decke herab- und
vom Boden emporwachsen (Stalaktiten und Stalagmiten).
Auch wurden schon interessante Funde in diesen Döhlen gemacht: Knochen von
Höhlenbären, Renntieren, vom Nasborn, Mammut u. a., Werkzeuge aus Feuerstein,
Geschirrscherben u. a., ein Beweis, daß diese Höhlen einst als menschliche Wohnungen
gedient haben.
Eine Folge der Zerklüftung des Gesteins ist die Wasserarmut auf der
Hochfläche der Alb; denn das Regenwasser sinkt in die Tiefe. In neuester
Zeit ist jedoch dem Wassermangel durch die Alb Wasserversorgung abge-
Holsen. Aus den in den Tälern entspringenden Quellen wird das Wasser auf
die Höhe der Alb gepumpt, in großen Behältern gesammelt und von dort in
Röhren iu die Dörfer geleitet.
Das Wasser, das in die Tiefe sinkt, sammelt sich im Innern des Ge-
birges und bricht an feinem Fuße in mächtigen Quellen hervor, auf der
Südseite in tiefen „Töpfen", wie dem Blantopf bei Blaubeuren, der von
azurblauer Farbe ist, von schroffer Bergwaud umgeben (20 m tief).
Häufig kommen an der Alb auch „Hungerbrunnen" vor, d. h. nur zuzeiten,
in nassen Iahren, aber dann oft sehr reichlich fließende (ZZuellen, die aus unterirdischen
Wasserbehältern gespeist werden, so das „Brunnenloch" an der Lichtenfteiner Steige.
Am N.W.-Fuß der Alb sind einige Mineralquellen, so die Säuer-
linge in Göppingen, Ditzenbach, Überlingen, auch auf der Höhe der Alb bei
Kleinengstingen, Oberamt Reutlingen.
Die Gewäffer der Alb fließen teils in den Neckar, teils in die
Donau.
Über die Hochfläche der Alb zieht sich also die Wasserscheide zwischen dem
Rhein und der Donau hin, die große europäische Wasserscheide, uud zwar
nahe am N.W.-Rand.
Der Neckar empfängt von der Alb zahlreiche Nebenflüsse, die S. 6
angeführt sind.
Die Donau erhält von der Alb folgende Nebenflüsse: Die Elta mündet
bei Tuttlingen; die Beera; die Schmiecha fließt vorbei an Ebingen und
mündet oberhalb Sigmaringen; die Lanchert mündet unterhalb Sigmaringen;
die Zwiefalter Aach entspringt in der großen Wimfener Höhle (Friedrichs-
höhle), deren Boden sie mit ihrem Wasser bedeckt, fließt vorbei an Zwiefalten;
die Lauter fließt durch eiu malerisches, mit Burgen gekröntes Tal und mündet
bei Obermarchtal; die Schmiechen mündet bei Ehingen; die Blau aus dem
Blautopf bei Blaubeuren mündet bei Ulm. Die Brenz entspringt ebenfalls
aus einem Quelltopf bei Königsbrouu (nicht weit von dem Ursprung des
Kocher), fließt vorbei an Heidenheim und Gieugeu; von rechts nimmt sie
die Lone auf; diese entspringt in einer mächtigen Quelle, versinkt in ihrem
Mittellauf iu den Spalten des Jura, so daß sich das Louetal stundenlang als
Trockental in östlicher Richtung hinzieht, bis dann das Wasfer in mehreren
Quellen wieder zutage kommt. Die Egge fließt vorbei an Neresheim,
Das Klima der Hochfläche der Alb ist bei der hohen Lage und den
heftigen Winden ein rauhes (daher die Bezeichnung „Rauhe Alb"). Mün-
singen hat die niederste Temperatur im Lande. Von Weinbau ist natürlich
keine Rede, auch der Obstbau ist beschränkt. Milder ist das Klima in den
Tälern, namentlich in den dem Neckar zugekehrten. In den Waldungen herrscht
Laubholz vor, insbesondere die Buche.
3. Die Schwäbische Alb.
15
Die Bevölkerung ist auf der Hochfläche der Alb nicht sehr dicht, ob-
gleich diese in manchen Teilen, z. B. in der Blanbeurer und Ulmer Gegend,
der Landwirtschaft guten Boden liefert und hier auch reiche Bauerndörfer
hervorgerufen hat. Dagegen find die Täler stark bevölkert; dort finden
fich viele sehr gewerbreiche Städte. Die Bevölkerung der Alb beträgt etwa
200 000 Menschen. Auf der Hochfläche der Alb bilden die Hauptbeschäftigung
Ackerbau und Viehzucht sowie Handel mit Brennholz; von Gewerben wird die
Leinwandweberei stark betrieben ^Laichingen). Auch die Feinmechanik bildet in
einzelnen Orten, z. B. Ebingen, Tuttlingen, eine lohnende Beschäftigung. Der
im Jura vorkommende Zementmergel hat zur Errichtung von Zementfabriken
geführt, z. B. in Blaubeuren, Ehingen, Münsingen; eine vorzügliche Erwerbs-
quelle ist auch der in manchen Albtälern vorkommende Tuffstein, der als Bau-
Material sehr gesucht ist, da er frisch gebrochen so weich ist, daß man ihn zer-
sägen kann, unter dem Einfluß der Luft aber immer mehr erhärtet.
Die wichtigsten Orte der Alb.
(Einschließlich der Albvorebene.)
Auf der Hochfläche: ^Münsingen, der Münsinger Vertrag 1482 be-
stimmte die Unteilbarkeit des Landes; Zementwerk; in der Nähe großer Truppen-
Übungsplatz. Laichingen, Leinwandweberei.
Auf der Neckarfeite:
An der Prim: *Spaichingen.
An der Eyach: * Balingen, Trikot-Handschuhfabrikation.
An der Echaz: Pfullingen, Papierfabriken, in der Nähe der Lichten-
stein (@. 58) und die Nebelhöhle. ^Reutlingen, 24000 E., am Fuße der
Achalm, ehemalige Reichsstadt, 1803 württembergisch, Sitz der Kreisregierung;
höhere Lehranstalten; bedeutende Industrie, besonders Spinnerei und Weberei;
Marienkirche; Schlacht bei Reutlingen 1377; Zweigstation der Neckar- und
Echazbahn (S. 61). Eningen, am Fuße der Achalm, „Eninger Krämer".
An der Erms: * Urach, am Fuße des Hoheu-Urach, das Schloß Residenz
der Grafen von Württemberg 1443—1482, die Stiftskirche erbaut von Graf
Eberhard i. B. 1479—1499, daneben das Chorherrenstift, jetzt evangel. theolo-
gisches Seminar, schöner Marktbrunnen, Spinnereien und Webereien, Bleiche,
Papierfabrik. In der Nähe die Fohlenhöfe Güterstein und St. Johann.
Metzingen, gewerbfam.
An der Stein ach: Neuffen, am Fuße des Hoheu-Neuffen.
An der Lauter: *Kirchheim unter Teck, Wollwaren, Tuchindustrie,
Klavierfabrikation, Schloß aus dem 16. Jahrh.
An der Fils: ^Göppingen, 21000 E., bedeutende Industrie, besonders
Baumwollweberei und -spinnerei, Maschinenbau, Sauerbrunnen, Irrenanstalt;
in der Nähe Bad Boll. An einem Nebenfluß der Fils: ^Geislingen,
Metallwarensabrikation, Beindreherei, Geislinger Steige.
Auf der Donaufeite:
An der Donau: ^Tuttlingen, 15 000 E., viele Fabriken, befonders
von chirurgischen Instrumenten, Messern, Leder- und Wollwaren.
An der Schmiech a: Ebingen, 10000 E., Fabriken besonders für Fein-
Mechanik und Trikotwaren, viele kleinere gewerbliche Betriebe.
An der Aach: Zwiefalten, ehemals Kloster, jetzt Irrenanstalt.
16
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
An der Blau: ^Blaubeuren, ehemals Kloster, jetzt evangel. theolo-
gisches Seminar, berühmter Hochaltar, hinter dem Kloster der Blautopf, auf der
Höhe das Ruseuschloß, eine stattliche Ruine, Zementwerk, Leinwandfabrikation.
An der Brenz: *Heidenheim, 12000 E., bedeutende Industrie, besou-
ders Baumwollverarbeitung, die „württ. Kattunmanufaktur" feit 1856, Ma-
schinen-, Zigarren-, Verbandstoffabriken, Webschule, Schloß Hellenstein. Königs-
bronn, königl. Hüttenwerk. Giengen, einstige Reichsstadt, seit 1803 württem-
bergisch, Filzfabrik.
An der Egge: *Neresheim, Schloß und ehemalige Klosterkirche. In
der Nähe Schloß Kopfenburg, jetzt Sitz eines Kameral- und Revieramts.
4. Die Hochebene von Oberschwaben.
Südlich von der Schwäbischen Alb liegt die Hochebene von Ober-
schwaben; sie hat eine Länge von etwa 70 km uud eine Breite von etwa
50 km uud ist begreuzt im N. von der Donau, im O. von der Jller, im
S. von dem Bodensee; im W. gegen Baden und Hohenzollern ist eine künst-
liche Grenze gezogen.
Oberschwaben ist ein Teil des nördlichen Alpenvorlandes, d. h. jener weiten L?och-
ebene, die nördlich von den Alpen durch die Schweiz, Baden, hohenzollern, Württem-
berg und Bayern sich erstreckt.
Oberschwaben (ebenso die Bayrische Hochebene) ist keineswegs eine durch-
aus ebene Fläche, sondern von Tälern mannigfach durchfurcht und von
Hügelreihen durchzogen, eine wellenförmige Hochebene von durchschnittlich
600 m Höhe.
An der nördlichen Grenze erhebt sich der Bussen ein Ausläufer der
Alb mit großartiger Rundsicht, eine Opferstätte heidnischer Zeit; bei Ravens-
bürg die Wald bürg und der Gehrenberg; bei Lentkirch Schloß Zeil; im
S.O. ein Ausläufer der Algäuer Alpen mit dem Schwarzen Grat bei Jsny
(1119 m hoch, der zweithöchste Punkt des Landes). Württemberg hat somit
auch au den Alpen einen allerdings bescheidenen Anteil.
Der landschaftliche Charakter (Dberschwabens ist wesentlich dadurch be-
einflußt, daß der Untergrund, der in der Hauptsache aus Ulolassebildungen be-
steht, in weitem Umfang durch die Gebilde der Eiszeit überlagert ist. Aus Grau-
bünden in der Schweiz rückte einst ein Eisstrom, der Rheintalqletscher, das obere
Rheintal herab und brachte große Nassen alpinen Schuttes, Moränen, mit sich. Jener
Gletscher erlebte verschiedene Perioden des Wachstums und des Rückgangs; er bedeckte
in einer älteren Eiszeit Gberschwaben bis zur Donau, ja überschritt diese in der Ried-
linger Gegend und erreicbte den Fuß der Schwäbischen Alb. Weniger weit reichte der
Gletscher in einer jüngeren Eiszeit; seine Grenze zog sich quer durch Gberschwaben in
der ungefähren Linie pfullendorf—Schufsenried—Waldsee —Leutkirch—Isny und fällt
im großen ganzen mit der Wasserscheide zwischen Donau und Bodensee zusammen.
Nördlich von dieser Grenze wurde durch das abfließende Gletscherwasser die
Spur des Gletschers an der Gberfläcbe großenteils verwischt. Da lagern sich lang-
gestreckte, flache Bergrücken bis gegen die Donau, mit der höchsten Erhebung im S.
und allmählicher Senkung nach ZT., dazwischen sind ziemlich breite Längstäler, nur
wenig vertieft, durch welche die Gewässer in mancherlei Krümmungen der Donau zu-
fließen.
Im südlichen Teil dagegen ist die Gletscherlandschaft in der Gberflächengestalt
unversehrt erhalten: Tausende von Uloränenbügeln liegen wie Ulaulwurfshaufen regel-
los nebeneinander, aus den mannigfachsten alpinen Gesteinen der verschiedensten Größe
bestehend, von gewaltigen Blöcken — den sog. erratischen, d. h. verirrten Blöcken —
bis zu Ries und Sand.
1 Vergleiche die Tabelle auf S. 26.
4. Die Hochebene von Oberschwaben,
17
Die Flüsse Oberschwabens fließen teils in die Donau, teils in den
Bodensee und durch diesen in den Rhein. Die europäische Wasser-
scheide zieht sich somit durch Oberschwaben hin in einem Bogen von Saulgau
über Schussenried, Waldsee bis in die Gegend von Jsny.
Die Donau entsteht aus der Brigach und Brege, welche auf dem
badischen Schwarzwald entspringen uud sich bei Donaueschingen vereinigen,
von wo an der Fluß Donau heißt; daher sagt der Volksmnnd: Brigach und
Brege bringen die Donau zuwege. Sie fließt sodann in nordöstlicher Richtung
durch Baden, Hohenzollern, Württemberg, an den Städten Tuttlingen, Sig-
maringen, Scheer, Riedlingen, Muuderkingen, Ehingen, Ulm vorbei, wo die
Donau bayrischen Boden betritt. Bald unterhalb Donaueschingen beginnt der
Durchbruch der Donau durch die Schwäbische Alb (S. 62), wobei oberhalb Tutt-
lingen ein Teil des Wassers durch Spalten in die Tiefe fällt und unterirdisch
in die Radolfzeller Aach gelangt und so in den Bodensee und Rhein; in
trockenen Sommern verschwindet die Donau zeitweise völlig und hat dann
ihren Ursprung eigentlich nicht mehr in der Brigach und Brege im Schwarz-
wald, sondern in der Elta auf der Schwäbischen Alb (s. S. 14).
Die Nebenflüsse der Donau sind auf der linken Seite die oben-
genannten Albflüsse, auf der rechten Seite die Ab lach, die unterhalb
Mengen mündet; die Ostrach entspringt in der Nähe von Wilhelmsdorf; die
Schwarzach fließt vorbei an Saulgau; die Kanzach kommt aus dem Feder-
see; die Riß fließt an Biberach vorbei; die Westernach; die Roth; die
Jller entspringt in den Algäner Alpen uud mündet oberhalb Ulm, wo sie
an Wassermasse der Donau gleichkommt.
Der Rhein entspringt in den Alpen auf dem St. Gotthard in der
Schweiz, fließt bei Rheineck in den Bodensee, verläßt diesen bei Stein, fließt in
westlicher Richtung vorbei an Schaffhausen, wo er den berühmten Rheinsall
bildet, bis Basel, dann wendet er sich nach Norden und mündet in die Nordsee.
In den Bodensee und damit in den Rhein ergießen sich: Die Argen;
sie entsteht aus der oberen, südlichen, an der Wangen liegt, und der unteren,
nördlichen, die in der Nähe von Jsny vorbeifließt; die Argen mündet bei
Langenargen. Die Schüssen entspringt bei Schusseuried auf moorigem Grund,
daher die bräunliche Farbe des Wassers (wie bei der Riß u. a.), fließt an
Ravensburg vorbei und mündet in der Nähe von Langenargen. Die Rothach
entspringt bei Wilhelmsdorf und mündet bei Friedrichshafen.
Der Bodensee, der größte See Deutschlands, erstreckt sich von S.O.
nach N.W. und zerfällt in 3 Teile: den Ob er see mit der Insel Lindau, den
Unter- oder Zeller See mit der Insel Reichenau, den Überliuger See
mit der Insel Mainau.
Seine Länge von Bregenz bis Konstanz beträgt <*6 km, bis Stein weitere 23 km,
seine größte Breite von Langenargen nach Rorschach *3,5 km, seine größte Tiefe 252 m/
seine Gesamtfläche rund 500 qkm.
Das Wasser ist von glänzend grünlicher Farbe und sehr fischreich (Hechte,
Felchen, Seeforellen, Gangfische u. a.); bei Sturm, namentlich bei Föhn, wirft
der See hohe Wellen; die Temperatur des Wassers ist in den Sommermonaten
gemäßigt warm, nur im strengsten Winter gefriert der See von einem Ufer
zum anderen (im letzten Jahrhundert zweimal, in den Jahren 1830 und 1880;
im vorletzten nie).
Die Seeufer sind dank dem milden Seeklima reich gesegnet mit Obst,
Wein und Gartengewächsen. 5 Staaten: Württemberg, Bayern, Österreich',
v. Kap ff, Württemberg und Hohenzollern. 5. Aufl. o
18
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
Schweiz und Baden teilen sich in die Seeufer, während die Seefläche selbst
außerhalb der einzelnen Landesgebiete liegt. Der Verkehr ist sehr lebhaft, da
8 Eisenbahnen am Bodensee münden, zwischen deren Endpunkten eiue riugs
um den See führende Uferbahn, die sog. Bodenseegürtelbahn, und zahl-
reiche Dampfschiffe und Trajektboote die Verbindung Herstelleu. Die Hauptorte
find: Friedrichshafen (S. 63) und Langenargen (Württemberg); Lindau (Bayern);
Bregenz (Osterreich); Rorschach und Romanshorn (Schweiz); Konstanz, Über-
lingen, Meersburg, Radolfzell (Baden).
Auf der Hochebene von Oberschwaben liegen vielfach Moore oder Riede
(ausgetrocknete Seen) und Seen. Wie anf den Höhen des Schwarzwaldes
läßt eine Lehm- oder Sandlage unter der Dammerde das Wasser nicht durch-
sickern, was zur Bildung von Torf führt. Dieser wird gestochen, an der Luft
getrocknet und als Brennmaterial verwendet; die oberen Schichten sind hellbraun,
die unteren dunkelbraun und mehr zusammengepreßt. Der größte See Ober-
fchwabens ist der Federfee bei Buchau, voll Waffer- und Sumpfpflanzen;
der Name kommt wohl von den Federgräfern, die an seinen Ufern wachsen.
Jene Unterlage von Lehm gibt aber anstehend auch eiuen fetten, zum Kornbau
geeigneten Boden. Weite Strecken, etwa y4 der Oberfläche, sind mit Wald,
uud zwar vorwiegend mit Nadelholz, bedeckt.
In den Rieden wurden Überreste von Pfahlbauten gefunden, die zum
Teil wie die bei Schussenried einer Zeit angehören, da Metall noch unbekannt war
(der sog. Steinzeit!, aber schon neben Jagd und Fischfang auch Ackerbau getrieben
wurde, und an^ Haustieren der Bund, das Schaf, Rind, Schwein und pfer!) vorhanden
waren, zum Teil aber auch, wie die des Bodensees, in eine spätere Zeit (die Metall-
zeit) herunterreichen. Auch Ringwälle aus vorrömischer Zeit sind erhalten, so die
Ringgenburg an der Dstrach. Die römische Zeit ist durch reiche Funde vertreten,
namentlich durch Landhäuser, Badeanlagen und ein reich verzweigtes Straßennetz.
Das Klima Oberschwabens ist bei der hohen Lage im Vergleich mit
dem des Unterlandes ziemlich rauh; milder sind jedoch die Bodenseegegenden;
von Ravensburg au südlich siudet sich ergiebiger Obstbau und sogar Wein-
bau. Den Winden ist die Hochebene von allen Seiten ausgesetzt; zu den
heftigsten gehört der Südwind, der Föhn.
Die Bevölkerung Oberschwabens ist nicht so dicht wie im Neckarland;
es wohnen dort etwa 300000 Menschen. Die Bevölkerung beschäftigt sich
vorwiegend mit Ackerbau, Hopfenbau, Vieh- und Pferdezucht; in den Städten
Ulm, Biberach, Ravensburg findet sich viel Industrie und lebhafter Getreide-
markt. Die Ansiedelung geschah im nördlichen Oberschwaben meist in großen
Ortschaften, im südlichen dagegen vorwiegend in Einzelhöfen, was durch den
Quellenreichtum begünstigt wurde. Eine Reihe stolzer Schlösser weist auf das
Vorhandensein eines begüterten Adels hin. Die weitläufigen Klosteranlagen
Schnssenried, Weingarten, Weißenau, Friedrichshafen find jetzt in staatlichem
oder königlichem Besitz.
Die wichtigsten Orte Oberschwabens.
An der Donau: Scheer. ^Riedlingen, Korn- und Viehhandel. Die
Heunebnrgen bei Hundersingen, Befestigungen aus vorrömischer Zeit, Grab-
Hügel. Muuderkingen mit schöner Kirche. *Ehingen, Gymnasium und kath.
Konvikt. *Ulm, 52000 E., an der Mündung der Jller und der Blau, die
Douau ist vou hier an schiffbar, alte Reichsstadt („Ulmer Geld geht durch alle
Welt"), seit 1810 württembergisch, bedeutendste Stadt Oberschwabens, Sitz der
Kreisregierung, Landgericht, höhere Schulen; Gewerbe der verschiedensten Art,
§ 4. Das Klima. — § 5. Die Bevölkerung.
19
namentlich Brauereien, größter Fruchtmarkt des Landes; starke Festung; Knoten-
Punkt der Eiseubahuen nach Stuttgart, München, Aalen, Sigmaringen, Fried-
richshafen, Kempten; das Münster, ein Kleinod der gotischen Baukunst mit
dem höchsten Kirchturm der Erde (161 m). (©. 64.)
Rechts von der Donau: *Laupheim. ^Biberach an der Riß, einstige
Reichsstadt, seit 1306 württembergisch, gewerbtätig, Fruchtmarkt. Der Dichter
Wieland (geb. in Oberholzheim 1733) lebte längere Zeit in Biberach. Ochsen-
Hausen, ehemaliges Kloster, jetzt kath.Waisenhaus und Ackerbauschule. Schüssen-
ried, ehemaliges Kloster, jetzt Irrenanstalt; bei der Schnssenquelle Funde von
Fenersteinwerkzengen, Knochen von Renntier, Eisfuchs, Bär, von nordischem
Moos usw. ^Saulgau, an der Schwarzach, kath. Lehrerseminar. Altshausen,
großes Schloß. Wilhelmsdorf, Erziehungsanstalten. Aulendorf, Zweig-
station nach Ulm, Friedrichshafen, Sanlgau, Waldsee. *Waldfee, zwischen zwei
Seen gelegen. Wolfegg mit stattlichem Schloß. ^Leutkirch, alte Reichsstadt,
seit 1800 württembergisch, ebenso Jsny und ^Wangen. ^Ravensburg,
15 000 E., am Fuße der Veitsburg, der alten Welsenbnrg, alte Reichsstadt,
seit 1810 württembergisch, Landgericht, bedeutende Industrie, Fruchtmarkt, im
Frühjahr der sog. Kindermarkt, auf dem sich Knaben und Mädchen aus Tirol
an Bauern verdingen. In der Nähe die Waldburg. Weingarten, ehemaliges
Kloster, von den Welsen im 10. Jahrhundert gestiftet, jetzt Kaserne, am Freitag
nach Himmelfahrt große Prozession, sog. Blutritt. ^Tettnang, Schloß, Hopfen-
bau. Friedrichshafen, aus der kleinen Reichsstadt Buchhorn und dem Dorf
und Kloster Hosen hervorgegangen, letzteres nun Königl. Schloß; Schiffswerste;
Lustschiffswerste des Grafen v. Zeppelin bei dem Riedlepark; Drachenstation
(S. 63). Langenargen mit dem Schloß Montfort.
§ 4. Das Klima.
Das Klima Württembergs ist ein gemäßigtes mit einer mittleren
Jahrestemperatur von 8,3" C.
Die Wärmeunterschiede werden bei dem geringen linterschied in der geographischen
Breite vorzugsweise durch die Höhenunterschiede bedingt; im allgemeinen nimmt die
mittlere Iahreswärme bei einem Höhenunterschied von 200 w um t" 0 ab; doch kommen
auch noch andere Umstände in Betracht, z. B. Richtung der Täler, Bewässerung u. a.
Die höchste mittlere Iahreswärme hat Stuttgart (9,8°), die niederste Münsingen (5,9°).
Im gerbst und im Winter kommt zuweilen bei ruhigem Wetter an hochgelegenen
Grten Temperaturumkehr vor, d. h. die Lust der l^öhe ist wärmer als die der
Niederung.
Die häufigsten Winde sind die Westwinde.
Der jährliche Niederschlag beträgt in Württemberg 81 cm, d. h. so
hoch würde nach Ablauf eines Jahres das Wasser den Boden bedecken, wenn
es nicht abfließen und verdunsten würde.
§ 5. Die Bevölkerung.
1. Die Gesamtbevölkerung beträgt über 2 Mill. (genauer 2300000 E.).
2. Die Dichte der Bevölkerung ist ziemlich bedeutend: 118 E. aus
lqkm, im Deutschen Reich 112 E. auf 1 qkm. Innerhalb des Königreichs
ist aber die Verschiedenheit in dieser Beziehung sehr groß: der Neckarkreis ist
2*
20
§ 5. Die Bevölkerung.
sehr stark bevölkert (244 E. auf 1 qkm). Am wenigsten bevölkert ist die Alb
(das Oberamt Münsingen mit 44 E. auf 1 qkm).
3. Der Religion nach sind stark 2/3 der Bevölkerung (69^) evangelisch,
etwa 1600000, schwach y3 (30^") katholisch, etwa 600000, israelitisch etwa
12 000, die übrige Bevölkerung verteilt sich auf verschiedene Sekten.
Die größeren Städte sind meist paritätisch; auf dem Lande ist im wesentlichen
noch heute die geschichtliche Entwicklung des Landesgebietes maßgebend, vorwiegend
evangelisch sind das altwürttembergifche, die früher reichsstädtischen und die hohen-
loheschen Gebiete, also im wesentlichen das Neckarland und der Schwarzwald, ebenso
vorwiegend katholisch sind das früher österreichische Vberschwaben und die einstigen
geistlichen Gebiete. Die Alb ist konfessionell geteilt, doch mit Übergewicht der Evan-
gelischen.
Die Leitung der evangelischen Landeskirche hat das evangelische Kon-
sistorium, das dem Ministerium des Kirchen- und Schulwesens unterstellt ist,
die Leitung der katholischen Kirche das bischöfliche Ordinariat, dessen Sitz
Rottenburg ist.
4. Nach Abstammung und Mundart sind 2 Volksstämme zu unter-
scheiden: Schwaben und Franken; letztere in der Gegend von Heilbronn und
im N.O., im Hoheloheschen, betragen aber nur */8 der Bevölkerung. Ver-
einzelte Ansiedelungen fremder Stämme wurden durch Glaubensverfolguugeu
veranlaßt, so die der Waldenser im Oberamt Maulbronn und andernorts
Ende des 17. Jahrhunderts, die der aus Österreich vertriebenen Protestanten
in Freudenstadt i. I. 1599.
5. Die Beschäftigung der Bevölkerung ist vor allem der Bodenbau,
und zwar von 45 % der Bevölkerung. Man baut Getreide aller Art; Wein-,
Obst- und Hopfenbau stehen in Blüte.
Nur ein verschwindend kleiner Teil der Bodenfläche ist nicht angebaut, von der
Gesamtfläche des Landes kommen auf Acker- und Gartenbau <*5%, Iviesen 15%,
ZVeiden 3%, Weinberge 1%, IPali) 3J%, im ganzen 95%. Der Rest kommt auf
Gebäude, Straßen, Eisenbahnen usw. Die Zahl der ertragsfähigen (Obstbäume be-
trägt rund 6^ Millionen.
6. Weniger bedeutend ist der Bergbau. Die Steinkohle fehlt; auch
„Berge silberschwer" sind nicht vorhanden. Dagegen birgt das Land einen
großen Reichtum an Salz. An der gesamten Steinsalzproduktion im Deutschen
Reiche beträgt der Anteil Württembergs 35 %. Die wichtigsten Salzwerke
sind: Kochendorf und Friedrichshall bei Jagstfeld, Heilbronn (Steinsalzwerke);
Hall, Sulz, Wilhelmshall bei Rottweil (Siedewerke). Sodann werden Eisen-
erze gewonnen auf der Wafferalsinger Grube und in dem dortigen Hüttenwerk
verarbeitet.
7. Großen Aufschwung hat das Gewerbe genommen. Während es noch
vor 60 Jahren lediglich ans dem einfachen Handwerke beruhte, sind jetzt zahl-
reiche große Fabrikanlagen entstanden, so daß fast sämtliche Zweige der In-
dnstrie in Württemberg vertreten sind.
8. Die Bodenbenutzung und Gewerbtätigkeit ruft einen lebhaften Handel
hervor, welcher durch die Verkehrsmittel zu Wasser und zu Lande gefördert
wird. Die Flößerei nimmt von Jahr zu Jahr ab, dagegen wird die
Schiffahrt lebhaft betrieben auf dem Neckar von Heilbronn abwärts,
namentlich seit Einführung der Ketten-Schleppschiffahrt, und auf dem Boden-
see. Das Straßennetz ist stark ausgebildet, seit ueuester Zeit auch das
Eisenbahnnetz. Die wichtigsten Eisenbahnen s. S. 21 und 22.
§ 6. Der Staat. - § 7. Die wichtigsten Eisenbahnen.
21
§ 6. Der Staat.
1. Staatsverfassung. Württemberg, seit 1806 ein Königreich, ist
eine eingeschränkte oder konstitutionelle Monarchie. Oberhaupt des Staates
ist der König (König Wilhelm II. seit 1891). Die Krone ist erblich im
Mannesstamm nach dem Rechte der Erstgeburt.
Nach der Verfassung besteht ein Landtag, und zwar die Kammer der
Standesherren, welcher die königlichen Prinzen, die Vertreter des Adels,
der evangelischen und katholischen Kirche, der Landesuniversität, der Technischen
Hochschule, des Handels, der Industrie und der Landwirtschaft sowie vom
König ernannte Mitglieder angehören, und die Kammer der Abgeordneten,
welche die durch allgemeines Stimmrecht gewühlten Abgeordneten der 4 Kreise,
der 64 Oberämter und der bedeutenderen Städte bilden.
Zugleich ist Württemberg ein Teil des Deutschen Reiches, dessen Ober-
Haupt der Kaiser ist, und ist im Bundesrat durch 4, im Reichstag durch
17 Stimmen vertreten.
2. Die Staatsverwaltung. Die oberste Behörde ist das Staats-
Ministerium, das aus 6 Ministerien besteht: a) der auswärtigen Angelegen-
heiten, b) der Justiz, c) des Innern, d) des Kirchen- und Schulwesens, e) der
Finanzen, f) des Kriegswesens.
Der höchste Gerichtshof im Lande ist das Oberlandesgericht in Stutt-
gart, unter dem 8 Landgerichte stehen: Stuttgart, Heilbrouu, Tübingen,
Rottweil, Ulm, Ravensburg, Ellwangen, Hall, und 64 Amtsgerichte. Die
oberste Verwaltungsbehörde in jedem Kreis ist die Kreisregierung: für
den Neckarkreis in Ludwigsburg, für den Schwarzwaldkreis in Reutlingen,
für den Donaukreis in Ulm, für den Jagstkreis in Ellwangen. Unter der
Kreisregierung stehen die Oberämter (s. S. 23).
§ 7. Die Wichtigsten Eisenbahnen.
Württemberg ist nach allen Richtungen von Eisenbahnen wie von einem
Netze durchzogen, daher können nur die wichtigsten mit den Hauptstationen
angegeben werden.
(Weitere Stationen sind nach der Karte anzuführen.)
I. Im Neckarland:
1. Die Hauptbahn quer durch das Land von Bretten über Mühlacker,
Bietigheim, Ludwigsburg nach Stuttgart, von hier über Cannstatt, Eß-
lingen, Plochingen, Göppingen, Geislingen nach Ulm. .(Die Fortsetzung
bildet die oberschwäbische Bahn nach Friedrichshasen, s. u.)
2. Die obere und untere Neckarbahn längs durch das Land:
a) Die obere Neckarbahn von Plochingen neckaranswärts über Nürtingen,
Reutlingen, Tübingen, Rottenburg, Horb nach Rottweil und über Tutt-
liugen, Jmmendingen in die Schweiz.
b) Die untere Neckarbahn von Bietigheim neckarabwärts nach Heilbronn
Neckarsulm, Jagstseld.
22
§ 7. Die wichtigsten Eisenbahnen,
3. Rechts vom Neckar:
a) Die Remsbahn von Cannstatt nach Waiblingen, Schorndorf, Gmünd,
Aalen, Nördlingen.
b) Die Murrbahn von Cannstatt nach Waiblingen, Backnang, Gaildorf,
Hessenthal, Crailsheim.
c) Die Kocherbahn von Heilbronn nach Weinsberg, Öhringen, Hall.
4. Links vom Neckar:
a) Die obere Gäubahn von Stuttgart nach Böblingen, Herrenberg,
Eutingen, Horb bzw. Freudenstadt.
b) Die untere Gäubahn von Zuffenhausen nach Leonberg, Weilderstadt,
Calw.
II. Im Schroarzroald:
1. Die Enzbahn von Mühlacker nach Pforzheim, Neuenbürg, Wildbad.
2. Die Nagold bahn von Pforzheim nach Calw, Nagold, Horb.
3. Die Kinzigbahn von Freudenstadt nach Alpirsbach, Schiltach, Schramberg.
III. Bahnen der Alb:
1. Übergänge: Außer den bereits angeführten Strecken Rottweil—Tuttlingen
und Geislingen—Ulm.
a) Die Hoheuzollerubahu von Tübingen nach Hechingen, Balingen,
Ebingen, Sigmaringen.
b) Die Echazbahn von Reutlingen nach Pfullingen, Münsingen, Schött-
lingen.
c) Die Brenzbahn von Ulm nach Heidenheim, Aalen (von wo aus die
Jagst- und Tauberbahn weiterführt nach Ellwangen, Crailsheim,
Mergentheim).
2. Seitenbahnen:
a) Die Uracher Bahn von Metzingen nach Urach.
b) Die Neuffener Bahn von Nürtingen nach Neuffen.
c) Die Kirchheimer Bahn von Unterboihingen nach Kirchheim, Ober-
lenningen.
ä) Die Wiesenfteiger Bahn von Geislingen nach Wiesensteig.
IV. In Obers chroaben:
1. Die Oberfchwäbische Bahn von Ulm nach Biberach, Antendorf, Ravens-
burg, Friedrichshafen.
2. Die Donaubahn von Ulm nach Blaubeuren, Ehingen, Sigmaringen,
Tuttliugeu.
3. Die Algäubahn von Aulendorf nach Waldsee, Wangen; Lentkirch, Jsny.
4. Die Bodenseegürtelbahn um den Bodensee herum.
Hierzu kommen noch zahlreiche Nebenbahnen, wie die Filderbahn,
Bottwarbahn u. a.
§ 8. Ubersichtstabellen,
811478 E.
Zagstkreis: 14 Oberämter,
auf 1 qkm — 79 E.
Sitz der Kreisregierung:
Ellwangen.
Aalen 33 226 E.
Crailsheim 26122
Ellwangen 30 257
Gaildorf 23 468
Gerabronn 27 803
Gmünd 42 582
Hall 29 440
Heidenheim 42 806
Künzelsau 27 055
Mergentheim 27 674
Neresheim 20 330
Öhringen 28 039
Schorndorf 27 049
Welzheim 21208
Schwarzwaldkreis: 17 Oberämter,
auf 1 qkm — 113 E.
Sitz der Kreisregierung:
Reutlingen.
42 079
26 701
34 954
24 421
20 433
26125
30855
30 409
34 838
54 137
28973
E.
§ 8. Abersichtstabellen.
Einwohnerzahl nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1905.
I. Oberämter.
Neckarkreis: 17 Oberämter,
auf 1 qkm — 244 E.
Sitz der Kreisregierung:
Ludwigsburg.
Backnang 29 891 E.
Besigheim 29 844
Böblingen 27 865
Brackenheim 23 843
Cannstatt 26 297
Eßlingen 52194
Heilbronn 70 593
Leonberg 33 522
Ludwigsburg 60 324
Marbach 26 030
Maulbronn 25125
Neckarsulm 31115
Stuttgart Stadt 249 286
Stuttgart Amt 52190
Vaihingen 21557
Waiblingen 28 331
Weinsberg 23 471
Balingen
Calw
Freudenstadt
Herrenberg
Horb
Nagold
Neuenbürg
Nürtingen
Oberndorf
Reutlingen
Rottenburg
407 059 E.
Rottweil 41958 „
Spaichingen 17 609 „
Sulz 18 663 „
Tübingen 42 223 „
Tuttlingen 33 727 „
Urach 33 557 „
541 662 E.
Donaukreis: 16 Oberämter,
auf 1 qkm = 87 E.
Sitz der Kreisregieruug:
Ulm.
Biberach 36 704 E.
Blaubeuren 21 236 „
Ehingen 27 788 „
Geislingen 37 844 „
Göppingen 57 687 „
Kirchheim 30 558 „
Laupheim 27 110 „
Leutkirch 26 246 „
Münsingen 24 561 „
Ravensburg 45 353
Riedlingen 26 040 „
Saulgau 29026 „
Tettuang 27 608 „
Ulm 71378 „
Waldsee 28 447 „
Wangen 24 394 „
541980 E.
24
§ 8. Übersichtstabellen.
II. Städte und Dörfer.
a) Städte von 20 000 und mehr Einwohnern:
1. Stuttgart 249 286 5. Reutlingen 23 848
sjetzt etwa 280 000) 6. Ludwigsburg 22 585
2. Ulm 51820 7. Göppingen 20813
3. Heilbronn 40 004 8. Gmünd 20 566
4. Eßlingen 29172
b) Städte von 10000 bis 20000 Einwohnern:
9. Tübingen 16 809 14. Feuerbach 11 524
10. Tuttlingen 14627 15. Aalen 10442
11. Ravensburg 14619 16. Zuffenhausen 10036
12. Schwenningen 12987 17. Ebingen 10 008
13. Heidenheiin 12173
c) Städte von 5 000 bis 10000 Einwohnern:
18. Schramberg 9 837 29. Nürtingen 6 754
19. Hall 9 400 30. Schorndorf 6 335
20. Biberach 9 096 31. Waiblingen 5997
21. Rottweil 9 013 32. Metzingen 5 856
22. Kirchheim n. T. 8 830 33. Crailsheim 5 747
23. Backnang 8 327 34. Böblingen 5 734
24. Geislingen 8 022 35. Friedrichshafen 5 396
25. Freudenstadt 7 918 36. Calw 5196
26. Rottenburg 7 553 37. Laupheim 5163
27. Pfullingen 7 376 38. Urach 5118
28. Weingarten 7 159 39. Bietigheim 5 069
d) Pfarrdörfer mit über 5 000 Einwohnern:
40. Böckingen 8 658 i 41. Baiersbronn
6 654
e) Gemeinden (Städte und Pfarrdörfer) von 3000 bis 5000 Einwohnern!
55. Murrhardt 4185
56. Wasseralfingen 4145
57. Oberndors a. N. 4 030
58. Dürrmenz-Mühl-
acker 4 027
59. Möhringen a. F. 4 024
60. Eningen n. A. 4 001
61. Schnaitheim 3 943
62. Winnenden 3 927
63. Botnang 3 823
64. Degerloch 1 3 814
65. Nagold 3 806
66. Wildbad 3 734
42. Fellbach 4 999
43. Saulgau 4911
44. Ehingen a. D. 4817
45. Ellwangen 4711
46. Vaihingen a. F. 4 689
47. Altenstadt 4666
48. Tailfingen 4 598
49. Mergentheim 4535
50. Lauffen a. N. 4478
51. Trossingen 4 463
52. Wangen i. A. 4 394
53. Sindelfingl in 4362
54. Neckarsulm 4 306
1 Stuttgart eingemeindet 1908.
§ 8. Übersichtstabellcn.
25
67. Mössingen 3 719
68. Langenau 3 642
69. Kornwestheim 3 638
70. Balingen 3 630
71. Öhringen 3 603
72. Dettingen a. E. 3 596
73. Lentkirch 3 592
74. Neckargartach 3 481
75. Großeislingen 3 429
76. Betzingen 3 316
77. Münster 3 272
78. Schnssenried 3 271
79. Blaubeuren 3 257
80. Giengen a. Br. 3 238
81. Markgröningen 3195
82. Besigheim 3 193
83. Obertürkheim 3165
84. Weilheim n. T. 3 134
85. Vaihingen a. E. 3 098
86. Weinsberg 3 097
87. Lorch 3 033
88. Waldsee 3026
Höhenangaben in m.
Feldberg 1493
Belchen 1414
Blauen 1167
(Diese 3 im badischen
Schwarzwald.)
Dreimarkstein auf der
Hornisgrinde 1152
Katzenkops 1109
Kniebis (Alexander-
schanze) 971
Freudenstadt 730
Dobel, Hauptsignal 720
Dobel, Dorf 689
Zavelstein 558
Wildbad 426
Teinach 391
Herrenalb 365
Liebenzell 333
Lemberg 1015
Oberhohenberg 1011
Plettenberg 1002
Schafberg 996
Dreifaltigkeitsberg 983
Lochenstein 964
Roßberg 869
Hohenzollern 855
Farrenberg 821
Lichtenstein 817
Teck 775
Bernhardusberg 774
Stuifen 757
Hohen-Nenffen 743
Alb: Rechberg 708
Achalm 705
Münsingen 704
Rosenstein 699
Höhen-Urach 691
Hohenstaufen 684
Jpf 668
Kopfenburg 621
Neresheim, Schloß 582
Florian 522
Neckar- Neckarquelle 707
land: Neckar b. Cannstatt 216
Neckar b. Böttingen
unterhalb Gun-
delsheim an der
Landesgrenze 136
(Neckar bei der
Mündung 88)
Rottweil(Hochturm) 638
Bromberg 583
Solitüde 497
Bopser 485
Hasenberg 447
Feuerbacher Heide
am Bismarckturm 410
Hohenheim 391
Michelsberg 395
Asperg 356
Heuchelberger Warte 313
Welzheimer Wald
(Hagberg bei
Gschwend) 584
26 § 8. Übersichtstabellen, — § 9. Die Hauptgestalten d, Württemberg. Geschichte,
Murrhardter Wald Ober- Schwarzer Grat 1119
sOchsenhau) 572 s ch w a b e u Schloß Zeil 787
Frickenhofer Höhe 565 Waldburg 772
Stocksberg 539 Bussen 767
Burgberg b. Crails- Gehrenberg 754
heim 534 Jsny, Bahnhof 697
Steinkuickle 525 Hohentwiel 689
Schöueuberg, Kirche 517 Veitsburg b. Ravens-
Kernen, Ausfichtsturm 513 burg 525
Einkorn 510 Tettuang, Schloß 458
Schloß Waldenburg 506 Donau b. Donau-
Welzheim 502 eschingen 676
Wurmlinger Kapelle 474 Donau bei Ulm 466
Kapelle Rotenberg 411 Spiegel des Bodensees 395
Wnnnenstein 393
Wartberg 308
Weibertreu 274
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichtet
Auf dem Rotenberg stand da, wo jetzt die Grabkapelle sich befindet, noch
i. I. 1818 als Ruine das Stammschloß Württemberg, von welchem unser Re-
gentenhaus und unser Land den Namen hat. Der Erbauer der Burg ist Konrad
von Württemberg, der gegen Ende des 11. Jahrhunderts als der erste
Träger des Namens Württemberg lebte und entweder durch Abstammung oder
durch Heirat zu der Familie der Herren von Beutelsbach gehörte. Einer
seiner Enkel erscheint in der Stellung als Gras und hatte als solcher die
Befugnis, über Leben und Tod zu richten und gewisse Abgaben zu beziehen.
Die eigentliche Geschichte Württembergs beginnt jedoch erst mit Graf Ulrich I.
„mit dem Daumen", 1241—1265, auch der „Stifter" geuauut, da er das Stist
Bentelsbach, das Erbbegräbnis seiner Familie, wiederhergestellt haben soll;
er griff wiederholt in die deutsche Geschichte ein und wußte die Zeitverhält-
nisse zur Vergrößerung seines Besitzes trefflich zu benutzen. Der ursprüngliche
Besitz der Familie beschränkte sich auf die Umgebung der Stammburg im
Neckar- und Remstal. Aber bald nacheinander kamen durch die Tatkraft,
Klugheit und Sparsamkeit der Grasen meist mittels Kaufs die benachbarten
Gebiete an Württemberg, so Teile des hohenstaufischeu Besitzes, Gebiete der
Herzoge von Teck, der Pfalzgrafen von Tübingen, der Grasen von Urach,
von Calw, der Herren von Neuffen u. a. Wie Ulrich I., so wußte auch
sein Sohn
Graf Eberhard I., der Erlauchte (1265—1325)
seinen Besitz zu vergrößern.
Er war ein tapferer, kriegslustiger Fürst, dessen Wahlspruch lautete:
„Gottes Freund und aller Welt Feind". Seine Jugend fällt in eine traurige
Zeit der deutschen Geschichte. Das einst so mächtige Herrschergeschlecht der
Hohenstaufen war erloschen, „die kaiserlose, die schreckliche Zeit" angebrochen,
1 Stammtafel der Württembergischen Regenten s, S. 45.
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
27
die Zeit des Faustrechts, da die Großen im Reich mit dem Schwerte sich Recht
verschafften, und die Raubritter ungestraft plünderten. Um dieser Verwirrung
ein Ende zu machen, wurde der tatkräftige Rudolf von Habsburg zum
Könige gewählt, der mit starker Hand den Landfrieden schützte und die Raub-
ritter streng bestrafte. Aber nur ungern beugten sich die Fürsten uuter seine
Macht, und an der Spitze der Unzufriedenen stand der junge Graf Eber-
hard von Württemberg, der seine Fehden namentlich mit den Reichsstädten
nicht lassen wollte. König Rudols zog daher i. I. 1286 gegen ihn zu Felde.
Vor den Toren Stuttgarts, aus dem Platz, der jetzt noch die Wagenburg
heißt, schlug er sein Lager auf; sieben Wochen dauerte die Belagerung; endlich
ermüdeten beide Teile; der Graf bat um Verzeihung, und der König ge-
währte sie gern; doch sollten Stuttgarts Mauern gebrochen werden. Allein
ehe man es sich versah, ließ Eberhard sie wiederherstellen und erhob sich
abermals gegen den König. Wieder eilte dieser herbei, zerstörte sieben Burgen
in der Umgebung Stuttgarts uud mehrere Dörfer im Rems- und Filstal.
Da unterwarf sich der Graf, und es kam in Eßlingen eine „ganze, lautere
und stete Sühne" zustande, in der Eberhard versprach, von nun an dem
König getreu zu sein und den Schaden zu ersetzen. Diesmal hielt er Wort,
die Einigkeit mit dem König Rudolf wurde nun nicht mehr gestört.
Aber lange konnte Graf Eberhard nicht ruhig bleiben; er erlaubte sich
mancherlei Übergriffe in die Rechte und Gebiete der Reichsstädte. Diese be-
klagten sich daher über ihn bei dem neu gewählten Kaiser Heinrich VII. Graf
Eberhard sollte sich auf dem Reichstage zu Speier verantworten. Er erschien
in glänzendem Aufzug mit 700 Pferden, und als der Kaiser ihn hart anließ,
da ritt er trotzig weg. Nun erklärte ihn Heinrich VII. für des Reiches Feind
und beauftragte eine Anzahl schwäbischer Städte, Ulm, Heilbronn, Eßlingen,
Reutlingen u. a., mit dem Reichskrieg gegen ihn. Zum Heerführer wurde
Konrad von Weinsberg bestellt. Zahlreiche Grafen und Ritter schlössen
sich an, und Eberhard unterlag der Überzahl. Das Land wurde verwüstet,
die Burg Württemberg niedergebrannt, das Erbbegräbnis der Familie im
Stift Beutelsbach zerstört. Graf Eberhard flüchtete und fand in einem Turme
Besigheims, welches damals in badischem Besitz war, ein sicheres Versteck.
Alles schien verloren. Da ereilte den Kaiser ein plötzlicher Tod, und Graf
Eberhard gelangte wieder in den Besitz seines Landes. Er baute die zer-
störten Städte und Burgen wieder auf, verlegte das Stift von Beutelsbach
mit den Gebeinen feiner Ahnen nach Stuttgart und schlug hier seine Residenz
ans. Als er i. I. 1325 starb, hinterließ er sein Land um die Hälfte ver-
größert, vor allem durch günstige Käufe; es erstreckte sich etwa von Besigheim
bis gegen Reutlingen und von Calw bis Göppingen.
Graf Eberhard II., der Greiner (1344—1392).
Eberhard der Greiner, d. h. der Zänker, Streiter, auch Rauschebart
genannt (was schon zur Verwechslung mit Eberhard im Bart geführt hat),
war der Enkel Eberhards I., des Erlauchten, wie dieser ein unerschrockener,
streitbarer Fürst, beständig in Fehden mit den Reichsstädten wie mit den be-
nachbarten adeligen Herren, eine Heldengestalt, die Uhlands Dichtung ver-
herrlicht hat.
Am Anfang seiner Regierung wurde das Land von einer schrecklichen,
pestartigen Krankheit heimgesucht, dem schwarzen Tod, der Tausende von
28
§ 9. Tie Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Menschen hinwegraffte. Voll Entsetzen darüber schob man die Schuld auf die
Juden, warf ihnen vor, die Brunnen vergiftet zu haben, und an vielen Orten,
z. B. in Stuttgart, Reutlingen, Eßlingen, kam es zu grausamen Juden-
Verfolgungen. Andere erblickten in der furchtbaren Seuche ein Straf-
gericht Gottes und suchten durch Selbstpeinigungen Gottes Zorn zu versöhnen.
Es bildeten sich Gesellschaften von Geißelbrüdern oder Flagellanten, die
umherzogen und unter feierlichen Gesängen sich blutig schlugen. Bald schloß
sich allerlei Gesindel an und erlaubte sich Raub und Plünderung, so daß man
mit Gewalt dem gefährlichen Treiben ein Ende machen mußte. Zu allem
Unglück kamen noch innere Kämpfe; Fürsten, Ritter und Städte befehdeten
sich in blutigem Streit, und oft genug fehen wir den Grafen Eberhard darein
verwickelt, der anfangs gemeinschaftlich mit feinem Bruder Ulrich IV. regierte,
bis er (i. I. 1366) zur Alleinherrschaft gelangte.
Im Jahre 1367 weilte Graf Eberhard in Wildbad', da übersielen ihn
die Grasen von Eberstein mit zahlreichen Rittern, darunter Wolf von Wuuuen-
stein, ohne Absagebrief. Allein rechtzeitig von einem Bauern gewarnt, konnte
sich Eberhard in der Nacht auf die Burg Zavelstein flüchten. Das arme
Städtchen aber wurde geplündert und verbrannt. Eberhard baute es wieder
aus und besestigte es durch eine Ringmauer. Auf Befehl des Kaisers, der
die Friedensbrecher in die Acht erklärte, verwüstete sodann Eberhard das
Gebiet der Ebersteiner, bis nach längerer Fehde eine Versöhnung zustande kam.
In der Folge hatte Graf Eberhard besonders mit den Städten zu
schaffen. Diese schlössen den Schwäbischen Städtebund, um ihre Rechte
und Freiheiten gegen Fürsten und Adel zu wahren, insbesondere auch gegen
Eberhard, in dem sie ihren Todfeind erblickten. Bald darauf kam es zum
Kampf. Der Kaiser Karl IV., ein Gegner der Städte, belagerte mit dem
Grafen Eberhard vergebens Ulm, wobei zum erstenmal in Deutschland das
Schießpulver zur Anwendung kam. Zum Dauk sür die glückliche Errettung
begannen die Ulmer den Bau ihres Münsters i. I. 1377. Im gleichen
Jahr erlitt Gras Ulrich, Eberhards Sohn, vor Reutlingen eine empfind-
liche Niederlage. Nachdem der Krieg zwei Jahre lang gedauert hatte, und
von beiden Teilen großer Schaden angerichtet worden war, wurde Frieden
geschloffen. Aber er war nicht von langer Dauer. Der Städtebund er-
wetterte sich immer mehr. Die Edelleute ihrerseits schlössen sich in Ritter-
bündnissen zusammen, wie in dem „Löwenbund", uud i. I. 1388 brach der
große Städtekrieg aus.
Das Heer der Städter, namentlich Ulmer, Augsburger, Nürnberger,
drangen unter gräßlichen Verwüstungen mitten durch Württemberg bis nach
Weilderstadt vor. Dort erfuhren sie, daß die Bauern sich und ihre Habe in
den befestigten Kirchhof von Döffingen geflüchtet hatten. Um sich diese
Beute nicht entgehen zu laffeu, stürmten sie den Kirchhof. Aber in aller
Stille bot Eberhard seine Mannschaften auf, rief seine Bundesgenossen herbei,
überraschte die Feinde und brachte ihnen eine vollständige Niederlage bei. Der
Sieg war freilich teuer erkauft; unter den Gefallenen war auch Graf Ulrich,
welcher, der Schmach von Reutlingen eingedenk, allen voran gegen den Feind
gestürmt war. Aber die Macht der Reichsstädte war gebrochen; ihr Bund
löste sich auf. Wäre die Entscheidung anders ausgefallen, so hätte sich wohl
Schwaben an die Schweizerische Eidgenossenschaft angeschlossen, die eben damals
sich siegreich gegen Österreich behauptete, und die Grafen von Württemberg
wären in eine unbedeutende Stellung herabgedrückt worden. Nun aber hatte
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
29
die Fürstengewalt über die Städte triumphiert. Graf Eberhard wurde bald
darauf durch die Geburt eines Urenkels erfreut. Er starb i. I. 1392 uach
einer 48jährigen Regierung, die nur wenige friedliche Jahre aufzuweisen hat;
aber neben seinen vielen Fehden hat er es auch verstanden, durch kluge Käufe
sein Gebiet beträchtlich zu vergrößern; er brachte den Schönbuch, Böblingen,
Sindelfingen, Herrenberg, Nagold, Ebingen, Tuttlingen, Lauffen und andere
Orte an Württemberg.
Graf Eberhard im Bart (1457—1496).
Graf Eberhard im Bart wurde i. I. 1445 im Schlöffe zu Urach
geboren. Damals war Württemberg in zwei Gebiete geteilt, den Urach er
und den Neuffener oder Stuttgarter Teil. Schon im fünften Jahre
verlor der Prinz seinen Vater; seine Erziehung wurde vernachlässigt, und er
verfiel in allerlei Ausschweifungen. Plötzlich aber trat in seinem Leben eine
Wendung ein; er wählte sich erfahrene, weife Männer wie Jorg von Ehingen
zum Umgang, fuchte durch eifriges Studium das Versäumte nachzuholen
und wurde so jener treffliche Fürst, der noch heute den wohlverdienten Ruhm
genießt. Als Buße für seine Jugendsünden unternahm er eine Pilgerfahrt
in das Gelobte Land und trug von da an nach dem Vorbild anderer Pilger
den langen Bart, der ihm seinen Beinamen verschaffte. Einige Jahre später
vermählte er sich mit der trefflichen Barbara von Mantua und feierte in
Urach ein glänzendes Hochzeitsfest, wobei 13000 Menschen auf feine Kosten
gespeist wurden und drei Tage lang aus einem Brunnen des Schloßhofes
Wein für das Volk floß; sie war eine Frau von hohen Geistesgaben und
feiner Bildung. In Übereinstimmung mit ihr und auf den Rat seiner Mutter
Mechtilde faßte Graf Eberhard den Entschluß, die Universität Tübingen
zu gründen (1477), nach dem Vorbild der Hochschulen Heidelberg und Frei-
bürg, um, wie er in dem Stiftungsbrief ausführte, „graben zu helfen den
Brunnen des Lebens, daraus von allen Enden der Welt unversieglich ge-
schöpft werden möge tröstliche und heilsame Weisheit zur Erlöschung des ver-
derblichen Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit". Am liebsten
verweilte nun der Graf in Tübingen und bewies sich als warmer Freund
der Wissenschaft und der Gelehrten. Er war auch von aufrichtiger Frömmig-
keit, bestrebt, eine Besserung der kirchlichen Verhältnisse seines Landes
herbeizuführen, und von unermüdlicher Fürsorge für die Wohlfahrt seines
Volkes.
Anders geartet war sein Vetter Eberhard VI., der über den Stuttgarter
Teil herrschte und an den Regierungsgeschäften wenig Freude hatte. Er machte
daher Eberhard im Bart das Anerbieten, ihm sein Land abzutreten gegen
eine Geldentschädigung. Gern ging Eberhard im Bart darauf ein, und so
kam es nach mancherlei Beratungen zu dem Münsinger Vertrag 1482,
in welchem beschlossen und durch beide Grafen sowie die Landstände, d. h.
die Prälaten, Ritter und Abgeordneten der Städte, beschworen wurde, daß beider
Länder vereinigt werden und auf ewige Zeiten unteilbar fein sollten; der
älteste Herr von Württemberg sollte regieren, und zwar wurde Stuttgart zum
Sitz der Hofhaltung und Regierung bestimmt. Damit war durch die Klugheit
des Grafen Eberhard im Bart und unter Mitwirkung der Landstände die
Zerstücklung Württembergs glücklich verhütet, und Eberhard im Bart übernahm
die Alleinherrschaft über das ganze Land.
30
§ 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Er war nun mächtig genug, um auch außerhalb der Grenzen seines
Landes seinen Einfluß geltend zu machen. Als auf Veranlassung des Kaisers
die schwäbischen Grafen, Ritter, Prälaten und Reichsstädte den Schwäbischen
Bund schlössen, in dem sie sich zu gegenseitiger Hilse und gütlichem Austrag
der Zwistigkeiten verpflichteten, trat auch Eberhard bei und wurde zum Feld-
Hauptmann gewählt. Dem Kaiser Maximilian stand er mit Rat und Tat
getreulich zur Seite und geuoß im ganzen Reich hohes Ansehen. Dies be-
stimmte den Kaiser, den Grasen durch Erhebung zum Herzog zu ehreu.
Dies geschah auf dem Reichstag zu Worms i. I. 1495. Maximilian saß
unter sreiem Himmel, von den Fürsten in ihren Standestrachten umgeben,
auf dem königlichen Thron. Eberhard wurde mit dem herzoglichen Gewand
bekleidet, dem herzoglichen Schwert umgürtet, feierlich als Herzog ausgerufen,
mit einem neuen Wappen beehrt und ihm der Rang und Sitz auf der
Fürstenbank vor den Markgrafen und Landgrafen zugewiesen. s„Der reichste
Fürst", Gedicht von I. Kerner.) In sein Land zurückgekehrt, wurde der
Herzog festlich empfangen und mit Geschenken bewillkommnet. Eberhard aber
machte sich sofort darau, dem Herzogtum eine Land es ordnuug zu geben,
die erste Gesetzgebung, wodurch die inneren Verhältnisse des Landes einheitlich
geregelt wurden.
Mitten in dieser segensreichen Regententätigkeit, zwei Monate, nachdem er
sich in Stuttgart als Herzog hatte huldigen lassen, wurde Eberhard im Bart
1496 vom Tode hinweggerafft. Mit ihm starb ein Fürst, den schon seine Zeit-
genossen als „die Zierde der Herrscher Deutschlands" bezeichneten, und den
Kaiser Maximilian an seinem Grabe mit den Worten pries: „Hier liegt ein
Fürst, weise und tugendhaft wie keiner im Reiche."
Herzog Ulrich (1498—1550).
Herzog Ulrich, geboren in dem damals württembergischen Reichen-
Weier im Elsaß, war der Sohn des unglücklichen Grafen Heinrich, der
29 Jahre lang wegen Geisteskrankheit auf dem Höhen-Urach in Gewahrsam
war; seine Mutter starb früh, uud so fehlte ihm eiue sorgfältige elterliche
Erziehung. Und doch wäre sie ihm so nötig gewesen; denn er war von
Natur reizbar, gewalttätig, mißtrauisch und ergab sich bald leidenschaftlich dem
Spiel und der Jagd. Schon mit 16 Jahren wurde er für volljährig erklärt
und übernahm die Regierung, viel zu jung; denn wie follte er über ein Land
herrschen, da er sich selbst nicht beherrschen konnte? Wider alles Erwarten
aber war der Anfang feiner Regierung glänzend. Er eroberte in glücklichem
Kriege gegen den Pfalzgrafen ein bedeutendes Gebiet im Norden des Landes
(Maulbrouu, Besigheim, Löwenstein, Weinsberg u. a.), vermählte sich mit
einer Nichte des Kaisers, Sabina von Bayern, und entfaltete bei der
Hochzeitsfeier die größte Pracht. Allein immer mehr verfiel Ulrich in ein
verschwenderisches Leben; seine Schulden wuchsen rasch an und dementsprechend
auch die Steuern, die um so schwerer aus dem Volke lasteten, als infolge
von Mißwachs Armut und Teuerung herrschten. Eine neue Steuer steigerte
endlich die Unzufriedenheit so sehr, daß die Bauern im Remstal sich erhoben.
„Armer Konrad" oder „Kunz" (d. h. armer Mann) nannten sich die Auf-
ständischen und verlangten, daß „die Fronen abgeschafft, Jagd und Holz frei-
gegeben, alle Dinge gemein gemacht werden sollten". Bald verbreitete sich
die Empörung fast über das ganze Land. Herzog Ulrich berief daher die
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
ZI
Landstände (die Prälaten und die Abgeordneten von 52 Städten) nach Tu-
dingen und verglich sich mit ihnen in dem Tübinger Vertrag 1514 dahin,
daß das Land die Schulden des Herzogs übernahm, dagegen durften hinfort
ohne Zustimmung der Landstünde keine Steuern mehr ausgeschrieben und keiue
Kriege mehr angefangen werden. Darauf wurden die Bauern im Remstal,
die sich nicht zufrieden gaben, mit Gewalt unterworfen, und die Ruhe schien
im Lande wiederzukehren. Allein durch seine Leidenschaftlichkeit stürzte der
Herzog sich und sein Land in neues Unglück. Er entzweite sich mit seiner
Gemahlin, die allerdings auch kein Engel war und ihn durch ihr hochfahren-
des, eigensinniges Wesen reizte, wandte seine Neigung der Gattin seines
Stallmeisters Hans von Hutten zu und ermordete diesen im Schönbuch. Sa-
bina entfloh nach München, und der von allen Seiten hart verklagte Herzog
wurde von dem Kaiser in die Acht erklärt. Er wurde davon erst wieder be-
freit, nachdem er die Regierung auf 6 Jahre an einen „Regimentsrat" ab-
getreten hatte. Sofort aber beging Ulrich neue Gewalttaten, insbesondere gegen
Reutlingen; er überfiel diese Reichsstadt, weil der herzogliche Burgvogt von
der Achalm von zwei Reutlingen: im Wirtshaus getötet worden war und erklärte
sie zu einer württembergischen Landstadt. Allein Reutlingen gehörte zu dem
Schwäbischen Bund, und Sabinas Brüder, die Herzöge von Bayern, waren
dessen Hauptleute. Das Heer des Schwäbischen Bundes rückte daher in Würt-
temberg ein, verwüstete das Land, verbrannte das Stammschloß Württemberg
und vertrieb den Herzog Ulrich 1519. Das Herzogtum wurde an Kaiser
Karl V. übergeben, der seinen Bruder Ferdinand als Statthalter einsetzte.
15 Jahre war Württemberg unter österreichischer Herrschaft. Es war
keine glückliche Zeit für das Land. Das Volk hatte schwere Lasten zu tragen
und seufzte namentlich unter der eisernen Strenge, mit der die Reformation,
die starken Anhang fand, unterdrückt wurde. Mehr und mehr trat daher in
der Gesinnung des Volkes ein Umschwung zugunsten des vertriebenen Herzogs
ein, und in dieser Zeit kam der Ruf auf: „Hie gut Württemberg alle-
wege!" Aber auch bei Herzog Ulrich kam es zu einer Sinnesänderung. Er
hatte sich auf den Hohentwiel, dann in die Schweiz geflüchtet, wurde hier
mit den Lehren der Reformation bekannt und wandte sich ihr mit wirklichem
Interesse zu. Von der Stimmung des Volkes wohl unterrichtet, suchte
Ulrich sein Land wiederzugewinnen. Vergebens wollte er hierzu den Bauern-
krieg benutzen, der i. I. 1524 und 1525 namentlich in Württemberg tobte,
und iu dem die bedrückten Bauern die bürgerliche Freiheit erkämpfen wollten.
Der Aufstand wurde niedergeschlagen und Ulrichs Hoffnung vernichtet. Erst
i. I. 1534 erreichte er sein Ziel mit Hilfe des Landgrafen Philipp von
Hessen. Die Österreicher wurden bei Lausseu besiegt und verließen das
Land. Im Frieden von Kadan trat Ferdinand Württemberg an Ulrich als
österreichisches Lehen ab.
Nach seiner Rückkehr war Ulrichs erste Sorge, in seinem Lande die
Reformation durchzuführen. Dabei waren ihm zwei tüchtige Gottesgelehrte
behilflich: Erhard Schnepf und Ambrosius Blaurer. Kaiser Karl V.
jedoch war ein Gegner der Reformation. Daher schlössen die evangelischen
Fürsten zu gegenseitigem Schutze den Schmalkaldischen Bund. Auch Herzog
Ulrich trat bei. In der Tat griff der Kaiser zum Schwert, um die Refor-
matiou zu unterdrücken und die Fürsten zu demütigen. 1546 brach der
Schmalkaldische Krieg aus; der Kaiser siegte, Herzog Ulrich wurde aber-
mals vertrieben, jedoch schon im folgenden Jahre wieder eingesetzt, freilich
32 § 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
unter harten Bedingungen. Er mußte 300000 Gulden bezahlen, vor dem
Kaiser in Ulm sich demütigen, sodann dem sogenannten Interim sich fügen,
d. h. einer Verordnung, die inzwischen bis zu einer allgemeinen Kirchen-
Versammlung gelten sollte, und die Württemberg in Wirklichkeit wieder katho-
lisch machte. Zu allem Unglück hin erhob Ferdinand wiederum Ansprüche
auf das Herzogtum, weil Ulrich durch seine Empörung gegen den Kaiser es
verwirkt habe. Alle Gegenvorstellungen halfen nichts, und eben sollte das
Urteil gesprochen werden, als Ulrich i. I. 1550 starb und dadurch dem
Schicksal entging, noch einmal seines Landes beraubt zu werden.
Herzog Christoph (1550—1568).
Auf Herzog Ulrich folgte sein Sohn Christoph, einer der trefflichsten
Regenten Württembergs, mit den edelsten Eigenschaften des Geistes und des
Herzens ausgestattet. Das Joch, das er in der Jugend zu tragen hatte,
stählte frühzeitig seinen Charakter. Kaum war er y2 Jahr alt, so entfloh
seine Mutter; im vierten Jahre siel er nach Vertreibung seines Vaters in
feindliche Hände und wurde in der Fremde von einem Ort zum anderen geführt,
bis er an dem Kaiserlichen Hof aufgenommen wurde, wo er an Michael
Tiffernns einen ausgezeichneten Lehrer und väterlichen Freund fand. Kaiser
Karl V. hatte zwar Wohlgefallen an der Wißbegierde des jungen Prinzen,
behandelte ihn aber doch argwöhnisch, zumal er bei einer Reise durch Württem-
berg, wobei ihn der damals 15jährige Christoph begleitete, bemerkte, welche
Hoffnungen man hier auf diesen setzte. Er gedachte daher, ihn in ein Kloster
in Spanien zu stecken, um so Württemberg für immer au sein Haus zu
bringen. Allein auf der Reise dorthin entdeckte Tiffernus dem Prinzen den
Plan. An der Grenze von Tirol und Italien entfernten sich beide unbemerkt
vou dem kaiserlichen Gefolge und entkamen glücklich nach Bayern, wo Christoph
bei feinen Verwandten eine sichere Zuflucht faud. Nachdem sein Vater in sein
Herzogtum zurückgekehrt war, wurde er von diesem mit Argwohn und Härte
behandelt und mußte in französische Kriegsdienste treten, wo er mehrmals
in Lebensgefahr geriet. Endlich kam durch Vermittlung des Landgrafen
Philipp von Hessen eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande, und
Christoph wurde Statthalter der Grafschaft Mömpelgard, die zu Württemberg
gehörte. Hier beschäftigte er sich eifrig mit den Wissenschaften, vor allem
mit den > Schriften von Luther, Melanchthon und Brenz, sowie in erster Linie
mit der Heiligen Schrift und wandte sich aus innerster Überzeugung der
Reformation zu.
Bei seinem Regierungsantritt fand Christoph das Herzogtum in einer
mißlichen Lage. Spanische Soldaten hielten es besetzt; das Land war größten-
teils wieder katholisch geworden, mit Schulden beladen und verarmt, und
König Ferdinand machte seine Ansprüche darauf geltend. Aber Herzog Christoph
war der schwierigen Aufgabe gewachsen. Er fand sich mit Ferdinand durch
eine ansehnliche Geldsumme ab, und als durch den Kurfürsten Moritz von
Sachsen das Kriegsglück auf die Seite der Protestanten sich gewendet hatte,
und der Kaiser im Passauer Vertrag 1552 und sodann im Augsburger
Religionsfrieden 1555 Religionsfreiheit zugestanden hatte, führte Herzog
Christoph im ganzen Lande die Reformation ein. Dabei wurde er kräftig
unterstützt vou dem trefflichen Johannes Brenz, dem Reformator Württem-
beras, der zum Propst an der Stiftskirche in Stuttgart ernannt worden war.
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte. ZZ
Durch die große Kirchenordnung von 1559 wurden Kirche und Schule ge-
ordnet; die oberste kirchliche Behörde wurde der Kirchenrat (Konsistorium); die
Klöster wurden in Klosterschulen umgewandelt, welche auf das theologische
Stift in Tübingen vorbereiten sollten; in den Städten wurden Latein-
schulen und überall im Laude Volksschulen angeordnet. Zum Unterhalt
von Kirche und Schule sollte das Kirchengut dienen, welches aus den Gütern
der Kirche, Klöster und Stiftungen gebildet wurde. Aber auch die verschiedenen
Zweige des Staatswesens wurden von Herzog Christoph umsichtig geregelt.
Er führte ein neues Landrecht ein, das an die Stelle der vielen, an den
einzelnen Orten verschiedenen Rechte trat, eine verbesserte Polizeiordnnng und
eine Menge besonderer Ordnungen für Handel und Wandel. So ist das ganze
Staats-, Kirchen- und Schulwesen Württembergs von dem ausgezeichneten
Fürsten neu gegründet worden, und ein großer Teil seiner Ordnungen ist heute
noch in Kraft. Bei solchen Verdiensten konnte das Land es wohl verschmerzen,
daß der Herzog auf Bauten viel Geld verwendete, so auf deu Umbau des
alten Schlosses in Stuttgart und die Erbauung neuer Schlösser in Göppingen,
Kirchheim, Schorndorf, Neuenbürg, Grafeneck.
Neben dieser unermüdlichen Tätigkeit im Innern entwickelte Christoph
auch nach außen eine rege, vorzugsweise friedliche Wirksamkeit. Er beteiligte
sich teils persönlich, teils durch Gesandte an den vielfachen Religionsverhand-
hingen, die damals im Reiche stattfanden; so wirkte er z. B. bei dem Augs-
burger Religionsfrieden mit; ja er nahm sich selbst der Evangelischen im
Aus lande mit Rat und Tat an und strebte, freilich vergebens, eine Einigung
aller evangelischen Glaubensgenossen an. So stand der fromme und gerechte,
weise und milde Fürst im ganzen Reich in großem Ansehen; er war mit
Kaiser Maximilian II. nahe befreundet, von den Fürsten hochgeachtet, von
feinem Volke als ein wahrer Vater des Landes geliebt. Viel zu früh, erst
53 Jahre alt, verschied er i. I. 1568 in Stuttgart; im Chor der Stiftskirche
zu Tübingen ruhen feine Gebeine.
Konrad Wiederhold (1598—1667).
Konrad Wiederhold ist zwar von Geburt kein Württemberger, sondern
ein Heffe; aber sein Name ist eng mit der Geschichte Württembergs verknüpft
und leuchtet wie ein Heller Stern in dunkler Nacht, so daß Konrad Wieder-
hold zu den Hauptgestalten der württembergischen Geschichte zu rechnen ist.
Von armen Eltern abstammend, wurde er schon im 17. Jahre Soldat und
kam nach mancherlei Kriegszügen nach Württemberg, wurde hier zunächst als
„Drillmeister" zur Ausbildung der Rekruten angestellt, bald wegen seiner her-
vorragenden Tüchtigkeit zum Offizier befördert und i. I. 1634 zum Kommau-
danten vom Hoheutwiel eruauut, wo in den Stürmen des Dreißigjährigen
Krieges'(1618 — 1648) seine Tapferkeit und Ausdauer aufs glänzendste sich
bewährten. Jedoch nicht nur für den Hohentwiel, sondern auch für das ganze
Land brachte dieser unglückliche Religionskrieg schlimme Zeiten.
Vor Ausbruch des Krieges erfreute sich Württemberg eiues geordneten,
glücklichen Zustandes. Es zählte gegen i/2 Million Einwohner, 70 Städte,
über 1000 Dörfer uud zahlreiche Höfe und Schlöffer; die Landwirtschaft und
manche Gewerbe standen in Blüte; das Schulwesen war besser bestellt als in
den meisten deutschen Ländern; die Wissenschaft wurde gepstegt, besonders die
Theologie, diese allerdings nicht ohne Engherzigkeit, so daß z. B. der große
v. Kap ff, Württemberg und Hohenzollern. 5. Aufl. Z
34
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Astronom Johann Kepler aus Weilderstadt nicht rechtgläubig genng erschien
und ein Unterkommen im Auslande suchen mußte (f 1630). Aber aller
Pflege von Wissenschaft und Kunst, aller Wohlfahrt und Ordnung im Lande
bereitete der Krieg ein jähes Ende. Zwar blieb Württemberg die ersten Jahre
davon verschont. Aber i. I. 1627 rückte der kaiserliche General Wallen-
stein mit 16000 Mann in Württemberg ein. Der Herzog bat um Schonung;
allein Wallenstein behandelte ihn aufs übermütigste und ließ seine zügellosen
Scharen wie gierige Wölfe hausen. Infolge der Siege Tillys und Walleu-
steins erließ sodann der Kaiser das Restitutionsedikt (Wiederherstellung^
erlaß) 1629, nach welchem alle seit 1555 reformierten Kirchen und Klöster
samt allen eingezogenen Kirchengütern wieder an die katholische Kirche zurück-
gegeben werden sollten. Jetzt kamen die Mönche und Priester unter dem
Schutze der Wallensteinschen Truppen wieder ins Land, die evangelischen
Pfarrer und Lehrer wurden vertrieben, die Meffe ward wieder eingeführt;
überall herrschten Jammer und Verwirrung. Die Landung des Schwedenkönigs
Gustav Adolf auf deutschem Boden brachte Württemberg für einige Zeit
Erleichterung, der Krieg zog sich in andere Gegenden. Aber nachdem Gustav
Adolf bei Lützen 1632 den Heldentod gefunden uud die Schweden die Schlacht
bei Nördlingen 1634 verloren hatten, wurde das Maß des Elends voll.
Württemberg war mit Schweden verbündet; 6000 Württemberger hatten tapfer
bei Nördlingen mitgekämpft, 4000 davon waren gefallen, gliederweise lagen
sie da in ihren weißen Zwillichkitteln. Und nun ergossen sich die kaiserlichen
Scharen über das unglückliche Land. Wer fliehen konnte, floh; der Herzog
flüchtete nach Straßburg. König Ferdinand zog in Stuttgart ein und ließ
sich huldigen. Zugleich verbreiteten sich Raub, Brand und Mord im ganzen
Lande. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt, Felder verwüstet, Obst-
bäume umgehauen, Reben ausgerissen, Brunnen verschüttet. Wer nicht geflohen
war, wurde aufs unmenschlichste mißhandelt und verstümmelt; kein Alter, kein
Geschlecht, kein Stand blieb verschont; besonders grausam wurde mit Frauen
und Kindern verfahren; die 70jährige Witwe des Herzogs Ludwig iu Nür-
tingen wurde an deu Haaren über die Leichen der Gemordeten herumgezogen.
Auf die Verwüstungen folgte Hungersnot, und diese erzeugte Seuchen, die
Tausende hinwegrafften. So starben i. I. 1634 in Ulm 15000 Menschen.
Der Geistliche Valentin Andreä, der die furchtbare Verwüstung von Calw
erlebte, klagt: „Wie das Aussehen uuseres Landes ist, läßt sich gar nicht
beschreiben. Menschen und Tiere sind tot, öde liegen die Felder, Dörfer und
Städte sind verlassen, so daß man glaubt, nur noch die Hälfte Württembergs
sei da." In der Tat war innerhalb fünf Jahren die Einwohnerschaft des
Landes auf weniger als ein Viertel, auf 97 000, zusammengeschmolzen, und
dieser Rest fristete kümmerlich sein Dasein, versunken in tierische Leidenschaft
und Roheit. Alle festen Plätze waren von den Kaiserlichen besetzt; nur eine
Burg hielt allen Angriffen stand, das war der Hohentwiel unter seinem
tapferen Kommandanten.
Als Wiederhold i. I. 1634 das Kommando auf dem Hohentwiel über-
nahm, waren die Festungswerke verwahrlost, die Magazine leer. Aber in
kurzer Zeit wußte er die Festung in vorzüglichen Verteidigungszustand zu
setzen. Die benachbarten Burgen, Hohenkrähen, Mägdeberg und Staufen, zer-
störte er, damit der Gegner sie nicht benutzen konnte. Im Anfang bat Wieder-
hold noch wiederholt den Herzog um Unterstützung, da seine Leute bei dem
Rückstand des Soldes schwierig wurden. Aber nur zu bald merkte er, daß er
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
35
auf seine eigene Kraft angewiesen sei, und über kurzem wuchs diese ins Helden,
hafte. Auf kecken Zügen holte er in der Nähe und Ferne alles, was er
brauchte, so daß es, während ringsum Mangel herrschte, auf dem Hohentwiel
an Lebensmitteln nicht fehlte. Seine Kafsen füllte er mit Silber und Gold-
das er dem Feinde abnahm, und sandte sogar dem Herzog in seiner Geldnot
durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen mit Dukaten gefüllten
Knotenstock. Durch eine Kriegslist überrumpelte er Balingen; einer seiner
Soldaten, als Bettler verkleidet, lenkte die Aufmerksamkeit der Wache ab, in-
dem er Nüsse fallen ließ, und gab seinen Kameraden Gelegenheit, einzudringen
und eine erkleckliche Summe zu erbeuten. Ein anderes Mal eroberte er
Überlingen und nahm aus dem dortigen Kloster die Orgel mit sich fort und
setzte sie in die Kirche, die er während des Krieges erbaut hatte. In fünf
Belagerungen schlug er die gewaltigsten und listigsten Angriffe ab. Ebenso
wies er die größten Geschenke zurück, durch welche die Feinde ihn zur Über-
gäbe zu bewegen suchten. Selbst als der Herzog ihm befahl, die Festung zu
übergeben, verweigerte er den Gehorsam, weil er dem Herzog das Wort ge-
geben hatte, die ihm anvertraute Festung bis auf den letzten Blutstropfen zu
verteidigen. Wiederhold war aber nicht nur ein tapferer Held, fondern auch
ein frommer Christ. Wenn er keinen Pfarrer hatte, so ging er selbst an die
Krankenbetten, um den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in
der Kirche eine Predigt. Seine Kriegszucht war streng; er duldete keine Aus-
schweifuug, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen. Mit der
Strenge aber verband er wieder eine große Milde, eine väterliche Fürsorge
für seine Untergebenen, eine liebevolle Unterstützung der Armen und Bedrängten,
die er mit Speise und Trank an seinem eigenen Tisch erquickte.
Als der Westfälische Friede i. I. 1648 dem Krieg ein Ende gemacht
hatte, und der Herzog in den ungeschmälerten Besitz des Landes wiederein-
gesetzt war, übergab er ihm die unbezwungene Feste viel stärker und besser
versehen, als er sie übernommen. Zum Dank belehnte ihn der Herzog mit
mehreren Gütern und machte ihn zum Obervogt von Kirchheim, wo er 1667
starb, von Fürst und Volk hochgeehrt.
Herzog Eberhard Ludwig (1677—1733).
Eberhard Ludwig war bei dem Tode seines Vaters erst 1 Jahr alt.
Es wurde daher eine Vormundschaft eingesetzt. In dieser Zeit der Vormund-
schastlichen Regierung hatte das Land unter der Franzosennot schwer zu
leiden. Der übermütige König Ludwig XIV. von Frankreich benutzte die
Schwäche des Deutschen Reiches, um deutsche Gebiete an sich zu reißen. So
nahm er i. I. 1681 mitten im Frieden die deutsche Reichsstadt Straßburg
weg. Einige Jahre darauf begann er wieder einen seiner Raubkriege und
schickte seine Horden unter Montclar und Melae über den Rhein. Un-
gehindert durchzogen diese Mordbrenner die deutschen Lande und suchten i. I.
1688 auch Württemberg heim. Zunächst wurde das Unterland gebrandschatzt,
dann, nachdem der Asperg ohne Schwertstreich sich ergeben hatte, Stuttgart
besetzt,^ Cannstatt verwüstet, Eßlingen ausgesogen; für Tübingen erwirkte
Professor Osiander eine glimpfliche Behandlung, und Schorndorf wurde durch
den Mut der Weiber gerettet. Schon war der Stadtrat bereit, die Festung
an Melae zu übergeben, als die Frauen mit Ofengabeln uud allerlei Waffen
unter der Führung der Bürgermeisterin Walch (nachher an Bürgermeister
3*
36
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Künkelin verheiratet) herbeieilten, ihre Männer so lange auf der Ratsstube
bewachten, bis der Mannesmut erstarkte und sie sich zur Verteidiguug ent-
schlössen. Diese war denn auch unter der Führung des wackeren Komman-
danten Krummhaar von Erfolg gekrönt. Melac mußte die Belagerung auf-
geben und zog, als Reichstrnppen anmarschierten, von Württemberg ab. Aber
in den Jahren 1692 uud 1693 fielen die Franzosen abermals im Lande ein,
und wiederum quälten sie die unglücklichen Bewohner mit Sengen und Brennen,
Plündern und Brandschatzung: noch heute sind die Ruinen von dem Kloster
Hirsau Zeugen ihrer Zerstörungswut. Millionen wurden dem armen Lande
ausgepreßt. Das Eleud war nicht geringer als im Dreißigjährigen Kriege;
Hungersnot und Seuchen wüteten schrecklich; die Bevölkerung sank in kurzer
Zeit von 450 000 auf 300 000, und die von den Franzosen mitgeführten
Geiseln, 14 angesehene Männer, erlitten, da die Strafgelder nicht rechtzeitig
abgezahlt wurden, eine ebenso qualvolle als schimpfliche Behandlung.
Ein kleiner Ersatz dafür war die Einwanderung von 3000 Waldenfern,
die wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat, dem südlichen Frankreich, sich
hatten flüchten müssen, und denen in der verwüsteten Maulbrouner Gegend
Wohnplätze angewiesen wurden; ihnen verdankt man die Einführung der Kar-
toffel in Württemberg.
Inzwischen war Eberhard Ludwig mündig geworden uud hatte die
Regierung übernommen. Da brach ein neuer Krieg aus, der Spauische
Erb folg ekrieg, iu dem der Deutsche Kaifer und Ludwig XIV. um Spaniens
Krone sich stritten. Württemberg nahm in rühmlicher Weise daran teil, uud
der Herzog bewährte fich als tapferer und geschickter Feldherr, so daß ihn
der Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannte. Das Land hatte freilich wenig
Nutzen davon, und die Landstände beschwerten sich bitter, als der Herzog auch
uach dem Kriege ein stehendes Heer von einigen tausend Mann beibehielt
und eine prächtige, kostspielige Leibwache errichtete. Schlimmer aber war, daß
der Herzog, der doch die Franzosen so mutig bekämpft hatte, französische Sitte
und Mode, die Leichtfertigkeit und Üppigkeit des Hofes Ludwigs XIV. in
Versailles nachahmte. Er baute uach dessen Vorbild Schloß und Stadt Ludwigs-
bürg, verlegte dorthin seine Residenz und entfaltete einen Glanz, der ungeheure
Summen verschlang und dem Lande schwere Lasten aufbürdete. Daneben fehlte
es aber auch nicht an heilsamen Einrichtungen, so wurde z. B. das Waifen-
haus iu Stuttgart errichtet, die fchon von Herzog Ulrich gegründete und von
Herzog Christoph erweiterte lateinische Schule in Stuttgart zum Gymnasium
erhoben, die Konfirmationsfeier eingeführt, und trotz der Sittenverderbnis in
den oberen Ständen herrschte doch im Volke viel christlicher Sinn, der durch
Männer wie Johann Albrecht Ben gel kräftig gefördert wurde.
Herzog Karl Eugen (1737—1793).
Karl Eugeu, der nach dem plötzlichen Tode feines Vaters, des Herzogs
Alexander, zuerst uoch unter Vormundfchaft stand, kam als junger Prinz an
den Königlichen Hof in Berlin, um unter den Augen Friedrichs II. zu feinem
Beruf sich vorzubereiten. Der große König gab dem talentvollen, feurigen
Prinzen goldene Lehren: „er solle danach trachten, die Herzen zu gewinnen,
Schmeichler fliehen, fich mit den Staatsangelegenheiten vertraut machen, Sitt-
lichkeit und Frömmigkeit fchützeu und bedenken, daß Württemberg nicht für ihn
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
37
da sei, sondern er berufen, sein Volk glücklich zu machen". Diese Ermah-
nungen schienen nicht ohne Wirkung zu bleiben. Als Karl Eugen mit 16 Jahren
(i. I. 1744) für volljährig erklärt wurde und die Regierung übernahm, ver-
sprach er, „als ein rechtschaffener wahrer Vater des Vaterlandes treuherzig zu
handeln und nach den Rechten und Ordnungen des Landes zu herrschen". Die
Aussichten waren um so hoffnungsvoller, als einsichtige und rechtschaffene Männer
im Geheimen Rat saßen, wie G. B. Bilsinger, einer der hervorragendsten
Gelehrten feiner Zeit und ein edler Charakter. Der Herzog überließ denn
auch zunächst die Regierung den bewährten Räten, und so.Warelt die ersten
zehn Jahre glückliche Zeiten für das Land.
Dann aber trat eine schlimme Wendung ein. Unter dem Einflüsse schlechter
Ratgeber, wie des Obersten Rieger und des Grasen Montmartin, sührte
der Herzog eine völlige Willkürherrschast. Glanzliebend und genußsüchtig, über-
ließ er sich den Freuden des Lebens. Die Pracht und Üppigkeit seines Hofes,
der Aufwand für Feste, Opern und Jagden waren in Württemberg noch nie
erlebt worden. Ungeheure Summen verschlangen auch die zahlreichen Bauten,
wie das neue Resideuzschloß in Stuttgart, allerlei Gebäude in und um
Ludwigsburg, wohin der Herzog seinen Hof verlegte, die Solitude, Hohen-
heim nebst Scharnhausen, die Jagdschlösser Grafeneck und Einsiedel u. a. Zu
diesem maßlosen Aufwand kamen noch die Kosten des Siebenjährigen
Krieges, an dem sich der Herzog mit 14000 Mann gegen Preußen betei-
ligte. Mit barbarischer Härte brachte der Oberst Rieger dieses Heer zusammen;
man riß die Leute, die keine Lust hatten, an der Seite der Franzosen gegen
Preußen zu kämpfen, aus den Werkstätten, vom Pfluge hinweg, aus den
Betten und aus den Kirchen. Man kann sich denken, welche Lorbeeren diese
gepreßten Soldaten ernteten, die sich dem „Reißausheer", wie man damals
das Reichsheer nannte, würdig anreihten. Aber auch nach dem Kriege wurde
das Heer nicht entlassen, es diente zu Spielereien, Scheingefechten und Schau-
spielen. Landschaft und Volk murrten über die Verschwendung. Allein der
Herzog scheute kein Mittel, um sich Geld zu verschaffen. Steuern über Steuern
wurden dem Volke auferlegt. Ein neuer Günstling des Herzogs, ein sächsischer
Gerbergeselle und Unteroffizier namens Wittleder, wußte insbesondere durch
den Dieusthandel, den er auf die schamloseste Weise betrieb, Mittel zu be-
schaffen. Jedes Amt kouute man für Geld kaufen. Die Landstände wurden
gar nicht einberufen, die Laudfchaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen.
Wer sich diesem Treiben widersetzte, dem drohte das Los des trefflichen Land-
schastskonsnlenten Joh. Jak. Moser, der fünf Jahre lang auf dem Hohen-
twiel schmachtete. Dasselbe Schicksal tras übrigens auch den Oberst Rieger,
der bei dem Herzog in Ungnade siel. Endlich aber war doch das Maß der
Unzufriedenheit voll. Das Land beschwerte sich bei dem Kaiser. Ans dessen
Betreiben kam nach langjährigen Verhandlungen i. I. 1770 ein Vergleich zu-
stände, nach welchem der Herzog seine Ausgaben und seine Truppen beschränkte
und die alten Rechte nnd Freiheiten des Landes aufs neue bestätigte, wo-
gegen das Land einen beträchtlichen Teil der Schulden des Herzogs übernahm.
Allmählich wurde der Herzog ruhiger und besonnener. Auch übte seine zweite
Gemahlin Franziska einen guten Einfluß auf ihn aus, hielt ihn von manchen
Gewalttaten ab, beförderte gute Anstalten nnd war eine Wohltäterin der
Armen. Es kam dem Herzog zum Bewußtsein, daß seiu bisheriges Leben
ein recht verkehrtes gewesen war, und so ließ er an seinem fünfzigsten Ge-
bnrtstage (1778) von allen Kanzeln eine Erklärung verlesen, worin er seine
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§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Jugendvergehen bereute und versprach, daß die Zukunft einzig dem Wohle der
Untertanen gewidmet sein solle.
Die guten Vorsätze hielten allerdings nicht immer stand. Es fehlte
nicht an Rückfällen in die frühere Willkürherrschaft; so wurde z. B. der Dichter
Schubart auf hinterlistige Weise gefangen genommen uud zehu Jahre laug
auf dem Asperg eingekerkert. Soldaten wurden an die Holländer verkauft
uud fanden größtenteils in fernen Ländern ein beklagenswertes Ende. Ämter-
verkauf, Jagdlasten und Wildschaden hörten nicht auf. Aber Herzog Karl war
jetzt doch auch darauf bedacht, das Wohl feines Landes zu fördern. Er richtete
feinen ganzen Eifer auf das Erziehungswesen und die Pflege der Wiffen-
schaften und Künste; er gründete die öffentliche Bibliothek, die er beständig
mehrte, errichtete die Hohe Karlsschule, die aus einem Waisenhans sür
Soldatenkinder auf der Solitude zu einer Hochschule in Stuttgart heran-
wuchs, auch im Ausland einen großen Rus genoß und manche berühmte
Männer zu ihren Zöglingen zählte, so Schwabens größten Dichter Schiller
und den Bildhauer Dannecker. Vieles geschah für die Verbesserung der
Rechtspflege und der Polizei wie für Förderung der Landwirtschast,
der Gewerbe und des Handels, dem die neuen Kunftstraßeu zugute
kamen. Der Herzog nahm sich selbst aller Geschäfte eifrig an, gab jede Woche
Audienzen, zu denen auch die Geringsten freien Zutritt hatten, und so gelang
es ihm, die Erinnerung an die frühere schlimme Zeit bei dem Volke zum
Teil zu verwischen. Die letzten Jahre seines Lebens brachte Karl Eugen meist
in Hohenheim zu; er starb daselbst i. I. 1793 uach eiuer mehr als 50jährigen
Regierung.
König Friedrich (1797—1816).
I. Friedrich als Herzog und Kurfürst. Friedrich, ein Neffe des Herzogs
Karl Eugen, wurde i. I. 1797 Herzog von Württemberg. Er war ein hoch-
begabter Fürst, der überdies in preußischen und russischen Diensten sowie auf
Reifen reiche Erfahrung gesammelt hatte, aber auch hart und gewalttätig.
Freilich brauchte damals Württemberg einen kraftvollen Herrscher, um glücklich
durch die Stürme der Zeit hindurchgerettet zu werden. Wenige Jahre zuvor
war in Frankreich die Revolution ausgebrochen, die Europa in eiue eud-
lose Reihe von Kriegen stürzte, unter denen namentlich Deutschland schwer
zu leiden hatte. Ein Jahr vor dem Regierungsantritt Friedrichs drangen die
Franzosen über den Kniebis herüber in Württemberg ein; trotz der Losung
„Krieg den Palästen, Friede den Hütten" durchzogen sie plündernd das Land,
besetzten Stuttgart, und Württemberg mußte den Frieden mit 8 Millionen
Franken erkaufen. Im Jahre 1799 brach abermals ein großer Krieg aus.
Österreich, Rußlaud und England verbündeten sich gegen Frankreich,
und auch Württemberg trat dem Bündnis bei. Allein die Franzosen drangen
siegreich vor. Die Festung Hoheutwiel ging aus schmähliche Weise verloren
und wurde in die Lust gesprengt, das Land vom Feinde überschwemmt und
gebrandschatzt. Der Herzog flüchtete und konnte erst nach Abschluß des
Friedens von Lüneville (1801) wieder zurückkehren. Durch diesen Frieden
kam das linke Rheinufer au Frankreich, und Württemberg verlor die Graf-
schast Mömpelgard. Allein es gelang Friedrich, unterstützt von dem russischen
Kaiser, nach langen Unterhandlungen, die i. I. 1803 durch die Reichs-
deputation in Regens bürg zum Abschluß kamen, eine reiche Entschädigung
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
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zu erhalten, nämlich 9 Reichsstädte: Aalen, Eßlingen, Giengen, Gmünd, Hall,
Heilbronn, Reutlingen, Rottweil, Weil, die Propstei Ellwangen und einige
Klöster mit einer Bevölkerung von 125000 E. Zugleich wurde Friedrich zum
Kurfürsten erhoben. Er vereinigte die neuen Erwerbungen zu einem eigenen,
vom alten Herzogtum getrennten Staat „Neuwürttemberg".
II. Friedrich als König. 1. Die Aufrichtung des Königreichs.
Am 2. Dezember 1804 fetzte sich Napoleon I. die Kaiserkrone aufs Haupt.
Dies gab Anlaß zu einem abermaligen Bündnis Österreichs, Rußlands und
Englands gegen Frankreich und zu einem neuen Krieg i. I. 1805. Friedrich
suchte sich vom Kriege fernzuhalten. Aber Napoleon, der mit unerhörter
Schnelligkeit seine Truppen nach Deutschland geworfen hatte, erschien uuer-
wartet in Ludwigsburg, erklärte dem Kurfürsten: „Wer nicht für mich ist, ist
wider mich", und dieser hatte keine andere Wahl, als sich an Napoleon an-
zuschließen und feine Truppen unter französisches Kommando zu stellen. Un-
aufhaltsam rückte Napoleon vor; nach feinem glänzenden Siege in der Drei-
kaiferschlacht bei Austerlitz lag Österreich besiegt zu seinen Füßen; der
Friede von Preßburg brachte Napoleon die erwünschten Früchte seines
Sieges, er brachte auch dem Kurfürsten die in Aussicht gestellte Belohnung
für den Anschluß an Napoleon. Württemberg erhielt eine weitere Vergröße-
ruug aus dem vorderöfterreichifcheu Besitz, die Donaustädte Ehingen, Munder-
kingen, Riedlingen, ferner Sanlgau, Mengen u. a. mit zusammen 150000
Einwohnern und wurde zum Königreich erhoben. Am 1. Januar 1806
nahm Kurfürst Friedrich feierlich die Königswürde an und ließ sich den
Eid der Treue und Untertänigkeit schwören. Im gleichen Jahre trat Württem-
berg dem Rheinbunde bei, der aus 16 deutschen Staaten bestand, die sich
vom Reiche loslösten und unter Napoleons Schutz stellten. Infolgedessen hörte
das Deutsche Reich nach einem Bestände von 1000 Jahren aus. Württem-
berg erhielt dafür abermals einen Zuwachs: es bekam die Herrschaft über
eine Anzahl bisher reichsunmittelbarer Fürsten und Grasen ^Hohenlohe, Wald-
bürg, Limpurg u. a.) und andere Gebiete mit etwa 180000 Einwohnern, und
i. I. 1809 und 1810 kamen an Württemberg Ulm, Ravensburg, Leutkirch,
Tettnang, Mergentheim, Crailsheim, Gerabronn, Geislingen n. a., so daß
Württemberg in wenigen Jahren aus einem Lande von 150 Quadratmeilen
mit 650000 Einwohnern zu dem jetzigen Umfange von 354 Quadratmeilen
mit 1400000 Einwohnern angewachsen war.
2. JnnereRegiernng. Mit der Annahme der Königswürde hob Friedrich
die alte Verfassung auf, wonach die „Landschaft", d. h. die Versammlung der
Prälaten und der Abgeordneten der Städte und Ämter, gewisse Rechte wie
das der Stenerverwillignng gehabt hatte, und regierte unumschränkt als
gewaltiger Selbstherrscher. Er ordnete nun das ganze Staatswesen, um
aus Alt- und Neuwürttemberg einen einheitlichen Staat zu machen. Das
Land wurde in 12 Kreise eingeteilt, diese wiederum in Oberämter; die höchste
Behörde wurden die 6 Ministerien. Auch die Verhältnisse der Kirche wurden
neu geregelt; das Kirchengut wurde vom Staat eingezogen, wogegen dieser
die Ausgaben sür die Kirche übernahm. Dem katholischen Glaubensbekenntnis
wurde gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt, überhaupt die Gleich-
heit aller vor dem Gesetze streng durchgeführt. Das Schulwesen wurde ge-
hoben und 1811 das erste evang. Lehrerseminar in Eßlingen eröffnet. Der
Rechtspflege wurde besondere Sorgsalt zugewendet. Für Hebung von Gewerbe,
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§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr war der König eifrig besorgt!
namentlich förderte er den Bau von Straßen; dem Handel diente unter
anderem die Gründung von Friedrichshafen; ein Hasen wurde augelegt und
zwischen der alten Stadt Buchhorn und dem Königl. Schloß, dem früheren
Kloster Hofen, ein neuer Stadtteil rasch geschaffen. Auch die Kunst konnte
trotz der schweren Zeiten eine erfreuliche Wirksamkeit in Stuttgart entfalten;
das Resideuzschloß wurde ausgebaut und der Schloßgarteu (die Königl. An-
lagen) geschaffen. Leider wurde der Eindruck aller dieser Tätigkeit dnrch die
leidenschaftliche Liebe des Königs zur Jagd sehr beeinträchtigt; denn sie
brachte viel Schädigung der Felder und Bedrückung des Landvolks dnrch
Fronen mit sich. Auch wnrde die gewalttätige Art, mit der neue Einrichtungen
durchgeführt wurden, als Härte bitter empfunden, selbst da, wo das Nene ein
Fortschritt war, und durch seine aufbrausende Heftigkeit war der König bei
hoch und nieder gefürchtet. Am schwersten aber hatte das Land unter den
fortwährenden Kriegen zu leiden.
3. Feldzüge mit und gegen Napoleon. Württemberg mußte alle die
Kriegsstürme mitmachen, in die der unersättliche Geist Napoleons die enro-
päischen Staaten hineintrieb. Doch war es ein Glück, daß Württemberg, wenn
es auch wiederholt die Durchzüge der französischen Truppen erlebte, doch uie
selbst zum Kriegsschauplatze wurde. Aber große Opser an Gut und Blut wurden
dem Volke auferlegt. 1806—-1807 kämpften die württembergischen Truppen
unter Napoleons Fahnen gegen Preußen, 1809 gegen Österreich, 1812 gegen
Rußlaud — von 15000 Mann kehrten nur einige Hundert zurück in trostlosem
Zustand —, 1813 gegen die vereinigten Preußen und Russen, wobei in den
blutigeu Schlachten von Bautzen und Deuuewitz der größte Teil der württem-
bergischen Truppen zugrunde ging. Erst die Schlacht bei Leipzig, in welcher
der General Normann mit seinen Reitern zu den Verbündeten überging, machte
der unnatürlichen Verbindung mit Frankreich ein Ende. Württemberg schloß
sich an Preußen, Österreich und Rußland an, uud ein Heer von 24000
Württembergern unter dem Kommando des tapferen Kronprinzen Wilhelm
kämpfte i. I. 1814 ruhmreich mit, besonders bei la Rothiere und Monterean,
und warf i. I. 1815 die Franzosen am Rhein bei Straßburg zurück. Im
gleichen Jahre wurde Napoleon bei Waterloo aufs Haupt geschlagen, nach
St. Heleua verbannt und dem Kriege ein Ende gemacht.
4. König Friedrichs letzte Zeiten. Der äußere Friede war wiederher-
gestellt; auf dem Wiener Kongresse wurde der Deutsche Bund aufgerichtet,
dem auch Württemberg beitrat, und es wäre dem König uud seinem Volke
zu gönnen gewesen, wenn beide auch im Innern des Friedens hätten froh
werden können. Statt dessen waren die beiden letzten Jahre der Regierung
Friedrichs durch Streitigkeiten nm die Verfassung ausgefüllt. Der König
bot den Ständen eine neue Verfassung an; diese lehnten das Dargebotene ab nnd
forderten „das gute alte Recht". Ehe es zu einer Einigung kam, starb der
König am 30. Oktober 1816. Sein Tod wnrde wie eine Erlösung von
hartem Druck empfunden, die Nachwelt aber anerkennt die Bedeutung Friedrichs
als des Neugründers des Württembergischen Staates.
König Wilhelm I. (1816—1864).
Wilhelms I. Thronbesteigung wurde mit Jubel begrüßt, uud man hoffte
von ihm eine wohlwollende und einsichtsvolle Regierung. Die Hossuung wurde
§ 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
41
nicht getäuscht, Wilhelms I. Regierung war für Württemberg eine glückliche
und friedliche. Sofort nach feinem Regierungsantritt wurden drückende Miß-
stände beseitigt; viele zu harten Strafen Verurteilte wurden begnadigt, die
Bauern von Jagdfronen befreit und gegen Wildschaden geschützt; der Prunk
am Königl. Hofe wurde eingeschränkt und das Militär vermindert; während
der Teuerung und Hungersnot in den Jahren 1816 und 1817 suchte der
König im Verein mit seiner edlen Gemahlin Katharina nach Kräften die
Not zu lindern; die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins, die württem-
bergische Sparkasse und andere gemeinnützige Einrichtungen stammen aus
dieser Zeit.
Die nächste große Aufgabe, die an den König herantrat, war, seinem
Lande eine Verfassung zu geben. Darüber gab es längere Verhandlungen,
da Männer wie Uhland an dem „guten alten Recht" zäh festhielten, bis
i. I. 1819 die von dem König vorgelegte Verfassung angenommen wurde.
Dadurch ist die Machtvollkommenheit des Staatsoberhauptes näher bestimmt,
dem Staatsbürger find die wichtigsten politischen Rechte gewährleistet und der
Volksvertretung Anteil an der Gesetzgebung und der Regelung des Staats-
Haushaltes sowie das Recht einer Kontrolle in bezug auf die Staatsverwaltung
verliehen worden. Zur gleichen Zeit wurde die jetzige Einteilung des Landes
in 4 Kreife festgesetzt und die Verwaltung der Gemeinden neu geordnet.
Ganz besonders lag Wilhelm I. die Förderung der Landwirtschaft
am Herzen, fo daß man ihn nicht mit Unrecht den König der Landwirte
genannt hat; es wurde die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim ge-
gründet nebst einer Anzahl von Ackerbanfchulen, der Landwirtschaftliche Verein,
das Volksfest in Cannstatt, die Tierarzneischule. Aber auch den übrigen
Zweigen des Volkslebens ließ der König seine Pflege angedeihen; er hob
Gewerbe und Handel durch Einführung der Dampfschiffahrt auf dem
Bodensee (1824), durch den Anschluß an den Deutschen Zollverein (1834),
wodurch die Zollschranken fielen, die seither den Verkehr zwischen den ein-
zelnen deutschen Staaten gehemmt hatten, durch den Bau von Eisenbahnen,
deren erste Strecke von Cannstatt nach Untertürkheim 1845 eröffnet wurde,
durch Einführung der Gewerbefreiheit (1862). Die katholische Kirche des
Landes wurde dem neu gegründeten Bistum Rottenburg unterstellt; für die
Heranbildung ihrer Geistlichen wurden die Konvikte in Ehingen und Rott-
weil fowie das Wilhelmsstift in Tübingen eingerichtet. Die evangelische Kirche
erhielt ein neues Gesang- und Kirchenbuch. Das Volksschulwesen wurde
durch ein umfassendes Schulgesetz (1836) und neue Lehrerfemiuare gehoben,
anch das höhere Schulwesen gefördert; Realschulen wurden gegründet,
ferner das Polytechnikum, die Baugewerkschule, die Kunstschule. Die Königin
Katharina stiftete eine Höhere Mädchenschule, das Katharinenstift, König Wilhelm
stiftete zu ihrem Gedächtnis das Katharinenspital, und von ihrer Nachfolgerin,
der im Wohltun ebenso unermüdlichen Königin Pauline, wurden zahlreiche
Rettungsanftalten teils gegründet, teils gefördert. Auch Kunst und Wissen-
schaft konnten in diefen friedlichen Zeiten eine erfreuliche Wirksamkeit ent-
falten. Der König führte stattliche Bauten auf, wie den Königsbau, die
Wilhelma, den Rosenstein; namhafte Dichter und Forscher fehlten nicht, wie
Uhland, G. Schwab, Just. Kerner, W. Hauff, E. Mörike, K. Gerok, I. G. Fischer,
der Tondichter Silcher, der Physiker R. Mayer. So entwickelte sich auf den
verschiedenen Gebieten des geistigen und des Erwerbslebens eine hohe Blüte,
und bei der Jubelfeier der 25jährigen Regierung des Königs (1841), an
42
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
welche die Jubiläumssäule auf dem Schloßplatz noch heute erinnert, zeigte sich
die Dankbarkeit des württembergischen Volkes im schönsten Lichte.
Dennoch fand die Revolution i. I. 1848—1849 auch in Württemberg
einen fruchtbaren Boden. Seit Beendigung der Befreiungskriege (1815) war
in Deutschland der Ruf nach Einheit und Freiheit nicht verstummt; denn
Deutschland war in 39 Staaten zerstückelt, die im Deutschen Bund nur lose
zusammengehalten wurden; und dabei hatten die wenigsten Staaten eine frei-
heitliche Verfassung wie Württemberg. So brach denn i. I. 1848 ein Auf-
stand aus und verbreitete sich über ganz Deutschland. König Wilhelm I. zeigte
in diesen schwierigen Zeiten Klugheit und Festigkeit, so daß dem Lande größere
Erschütterungen erspart blieben. Die Neugestaltung Teutschlands aber sollte
Wilhelm I. nicht mehr erleben; am 25. Juni 1864 schied der 83jährige Greis
aus dem Leben und wurde neben seiner Gemahlin Katharina in der von ihm
erbauten Kapelle auf dem Rotenberg beigefetzt.
König Karl (18G-4—1891).
In die Regierungszeit des Königs Karl, des Sohnes von König
Wilhelm, fällt die Einigung Deutschlands. Im Jahre 1861 hatte
Wilhelm I. den Thron Prenßens bestiegen und kurz darauf Otto v. Bis-
marck an die Spitze der Regierung berufen, den größten Staatsmann, den
Deutschland je gehabt; sein Ziel war die Einigung Deutschlands unter Prenßens
Führung. Dieses Ziel ließ sich aber nur erreichen durch einen Krieg mit Oster-
reich, welches die führende Macht in Deutschland sein und bleiben wollte.
So brach i. I. 1866 der Krieg zwischen Preußen uud Österreich aus,
und Württemberg stellte sich aus die Seite Österreichs. In der Schlacht bei
Königgrätz erfochten die Preußen unter der Führung ihres Königs, dem der
Generalftabschef v. Moltke zur Seite stand, einen entscheidenden Sieg über
die Österreicher. Die württembergischen Truppen kämpften tapfer, jedoch ohne
Erfolg bei Tauberbifchofsheim gegen den bester geführten und bewaffneten
Feind. Nach dem glücklich beendigten Kriege einigte Preußen die Staaten
nördlich vom Main zum Norddeutschen Bund, während Württemberg und
die übrigen süddeutschen Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis mit ihm
schlössen. Wenige Jahre darauf trat es in Kraft. Frankreich, das den Sieg
Preußens über Österreich wie eine eigene Niederlage empfand und eifersüchtig
auf Preußens mächtige Stellung war, erklärte diesem i. I. 1870 den Krieg.
Die süddeutschen Staaten stellten sich, getreu den Verträgen, auf die Seite
Preußens, und so zogen alle deutschen Stämme vereint gegen den Erbfeind
und warfen ihn in glorreichem Kampfe nieder. Die württembergifchen Truppen,
der Armee des preußischen Kronprinzen zugeteilt, kämpften mit bei Wörth,
fodann bei Sedan, wo der französische Kaiser Napoleon III. gefangen ge-
nommen wurde, und bei der Belagerung von Paris und ernteten namentlich
in den Schlachten von Villiers und Champigny blutige Lorbeeren. Der
schönste Preis des glorreichen Krieges war die Wiederausrichtuug des Deutschen
Reiches; am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. im Schlosse zu Versailles
feierlich zum Deutschen Kaiser proklamiert.
Die nächsten 20 Jahre der Regierung des Königs Karl waren eine Zeit
des Friedens. Das Land hatte sich in die neuen Einrichtungen und Gesetze
einzuleben, welche der Eintritt in das Reich brachte, und es wurden auf
allen Gebieten des öffentlichen Lebens unter der wohlwollenden Regierung des
§ 9. Die Hauptgestalten d. Württembergs Geschichte. — Die Hohenzollernschen Lande. 43
Königs Karl erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Industrie nahm einen
ungeahnten Aufschwung; das Eisenbahnnetz dehnte sich immer weiter aus;
das segensreiche Werk der Albwafserverforgnng wurde durchgeführt, Stutt-
gart durch zahlreiche Bauten und Denkmäler verschönert, das Münster in
Ulm vollendet. Auch auf dem Gebiete des Schulwesens wurde weiter-
gearbeitet, namentlich die Universität Tübingen, welche i. I. 1877 die
400jährige Jubelfeier beging, bedeutend erweitert. Dabei erfreuten sich alle
wohltätigen Anstalten der Fürsorge der edlen Königin Olga, deren Name in
einer Reihe von hochherzigen Stiftungen fortlebt, wie z. B. dem Olgastift,
einer Höheren Mädchenschule, welcher die geistvolle Fürstin besonderes Interesse
zuwandte.
Als König Karl am 6. Oktober 1891 kinderlos starb, folgte ihm sein
Nesse Wilhelm II. (geb. am 25. Februar 1848). Bei feinem Regierungs-
antritt erklärte er, daß er Frömmigkeit und Gottesfurcht Pflegen, den Armen
und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Recht allezeit ein eifriger Hüter
sein wolle, daß er mit unerschütterlicher Treue an den Verträgen, die unser
großes deutsches Vaterland begründeten, festhalte, und daß er in der Förderung
der Wohlfahrt uud des Glückes seines Landes das höchste Ziel seines Lebens
erblicke. Möge es dem Könige beschieden sein, in einer langen und gesegneten
Regierung dieses Ziel zu erreichen, damit auch in Zukunft der alte Wahlspruch
gelte: „Hie gut Württemberg allewege!"
B. Die Hohenzollernschen Lande.
§ 1. Lage und Grenzen.
Die Hohenzollernschen Lande liegen im südlichen Teile des Deutschen
Reiches und grenzen im O. und N. an Württemberg, im W. an Württemberg
und Baden, im S. an Baden (5 Exklaven in Baden, 2 in Württemberg,
1 zwischen Württemberg und Baden; 3 württembergische Enklaven).
§ 2. Größe.
Der Flächeninhalt beträgt 1142 qkm, die Einwohnerzahl 66 780.
§ 3. Bodenkunde und Bewässerung.
Hohenzollern beginnt auf der Oberschwäbischen Hochebene nördlich von der
Ostrach, zieht sich nordwärts über die Schwäbische Alb, dann westwärts über
den Neckar bei Horb bis auf den Oftrand des Schwarzwaldes, nimmt somit
an den vier natürlichen Gruppen Württembergs teil.
Es ist durchflössen im N. vom Neckar und dessen Zuflüssen: Eyach und
Starzel rechts, Glatt liuks; im S. von der Donau und deren Zuflüssen:
Ablach und Ostrach rechts, Schmiecha und Lauchert links.
§ 4. Die Bevölkerung.
Die Bevölkerung ist schwäbischen Stammes, zum größten Teil katholisch,
nur etwa 2800 sind evangelisch uud etwa 500 jüdisch. Sie beschäftigt sich meist
44
Die Hohenzollernschen Lande.
mit Ackerbau und Viehzucht: 63% des Bodens bestehen ans Ackerland,
Gärten, Wiesen und Weiden, 34% aus Wald. Der Weinbau fehlt voll-
ständig. (523 qkrn Acker und Gärten, 119 qkm Wiesen, 382 qkm Wald,
80 qkm Weide.) Außer den gewöhnlichen Gewerben werden betrieben ein
Steinsalzlager und eine Saline bei Stetten und einige Banmwoll- und Woll-
spinnereien und -Webereien. Die Bohnerze des Juragebietes werden in dem
fürstlichen Werke zu Laucherttal verhüttet.
§ 5. Der Staat.
Hechingen und Sigmaringen bildeten zwei souveräne Fürstentümer, bis
sie 1849 von den regierenden Fürsten an die königl. Linie des Hauses
Hohenzollern abgetreten wurden. Die „Hohenzollernschen Lande" bilden nun
den Regierungsbezirk Sigmaringen, der unter dem Oberpräsidium der Rhein-
vrovinz steht und in vier Oberümter zerfällt: Sigmaringen, Gammertingen,
Hechingen, Haigerloch. Das oberste Gericht ist das Landgericht in Hechingen.
§ 6. Ortskunde.
Sigmaringen a. d. Donau, 4600 E.; auf hohem Kalkfelsen an der
Donau das fürstliche Schloß mit reichhaltiger Gemälde- und Waffensammlung.
Benron a. d. Donau, Augustinerkloster. Ostrach a. d. Ostrach, Sieg der
Österreicher über die Franzosen 1791. Haigerloch a. d. Eyach. Jmnau
a. d. Eyach, Badeort. Hechingen, 4000 E., aus einer Anhöhe a. d. Starzel
am Fuße des Hohenzollern (855 m hoch); er trägt die Stammburg der Hohen-
zollern, S. 59 (etwa 1060 die Grafen Bnrkard und Wezel von Hohenzollern;
etwa 1190 Friedrich von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg; 1415
Friedrich von Hohenzollern, Bnrggraf von Nürnberg, belehnt mit der Mark
Brandenburg; 18. Jauuar 1701 Friedrich I., König in Prenßen; 18. Januar
1871 Wilhelm I., Deutscher Kaiser; Wilhelm II. Deutscher Kaiser seit 1888).
Stammtafel der Württembergischen Regenten.
45
C. Stammtafel der Württembergischen Regenten.
Ulrich I. mit dem Daumen i 1265.
Ulrich II. 1265—1279. Eberhard I. der Erlauchte
1265-1325.
Ulrich III. 1325—1344.
____|_
Eberhard II. der Greiner Ulrich IV. 1344—1366.
1344-1392.
Ulrich ' + 1388.
Eberhard III. der Milde 1392—1417.
Eberhard IV. 1417—1419.
Ludwig 1. der Ältere Ulrich V. der Vielgeliebte
1419—1450. 1419—1480.
Uracher Linie. Stuttgarter Linie.
Ludwig II. d. I. Eberhard im Bart Eberhard d. I. Heinrich, Graf von
1450—1457. als Graf V. 1457—1495, als Graf VI. 1480-1482. Mömpelgard
als Herzog 1.1495—1496. als Herzog II. 1496—1498, Stammhalter
+ 1504. f 1519.
I. Mömpelgarder Linie.
Ulrich 1498—1550. Georg von Mömpelgard + 1558.
Christoph 1550—1568. II. Mömpelgarder Linie.
I Friedrich I. 1593—1608.
Ludwig 1568—1593.
Johann Friedrich 1608—1628.
Eberhard III. 1628—1674.
Wilhelm Ludwig 1674—1677. Friedrich Karl + 1698.
Eberhard Ludwig 1677—1733. Karl Alexander 1733—1737.
Winnenthaler Linie.
Karl Engeu Ludwig Eugen Friedrich Eugen
1737-1793. 1793-1795. 1795-1797.
Friedrich 1797—1816.
Wilhelm 1. 1816—1864. Paul -i- 1852.
Karl 1864—1891. Friedrich + 1870.
Wilhelm II.
seit 6. Oktober 1891.
46 Landeskunde des Königreichs Württemberg.
1Altkristallinische Gesteine (Granit; Gneisß
RotLiegend.es u. Sunts aridste irt ]
u LettenkohleJigruppey
Keuper
Schwarzer Jui^a
I Brauner Jura
Weißer Jura.
3 Molasse (Tertiär) IZs
(und Altmoräne)
Jungmoräne des
Rheinglets ch ers
[3 Vulkan. Gesteine
1. Geognostische Übersichtskarte von Württemberg.
48
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
3. Das alte Schloß in Stuttgart. (Vgl. S. 9.)
4. Der Schloßplatz in Stuttgart. (Vgl. S. 9.)
Das Rathaus mit Marktplatz in Stuttgart.
49
50
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
6. Das Schillerdenkmal in Stuttgart. (Vgl. S. 9.)
7. Das Schillerhaus in Marbach. (Vgl/ S. 1(1.)
Heilbronn.
51
8. Das Raihaus in Heilbronn. (Vgl. S. 10.)
9. Heilbronn, von der Südseite aus gesehen. (Vgl. S. 10.)
4*
52
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
10. Das Kloster Maulbronn. (Vgl. S. 11.)
Das Kloster Maulbronn, gegründet i. 1.1146, ist kunstgeschichtlich von besonderer Be-
deutung dadurch, daß es die Entwicklung der Baukunst des Mittelalters vom früh-
romanischen Stil bis zum Ausklingen des gotischen auf engem Raum in ausgezeichneten
Gebilden zur Anschauung bringt.
56
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
15. Der Wildsee im Schwarzwald. (Vgl. S. 4.)
Schwarzwälder Bauernhaus. — Der Wielandstein bei Oberlenningen.
57
17. Der Wielandstein bei Oberlenningen. (Vgl. S. 6.)
58
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
19. Schloß Lichtenstein. (Vgl. S. 15.)
Tübingen. — Die Burg Hohenzollern.
59
20. Tübingen, vom Österberg aus gesehen. (2>gl. S. 10.)
21. Die Burg Hohenzollern. (Vgl. S. 13. 44.)
22. Der Hohenstaufen (rechts); im Vordergrunde Burg Rechberg. (Vgl. S. 13.)
62
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
25. Der Hohentroiel; im Vordergrunde Dorf Singen. (Vgl. S. 1 .12.)
64
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
27. Das Ulmer Münster. (Vgl. S. 19.)
"Verlag von ferdinand fHrt in Breslau.
Birts Bildersd)atz zur Cändcr- und Völkerkunde.
Zusammengestellt von
Prof. Dr. Alwin vppel und Jlrnold Etiflwig,
432 Abbildungen nebst einem kurzen erläuternden Cext. 25.-29. tausend.
Steif geheftet 3 ITlk.; in Eeinwandband 4 Mk.
Übersicht des Inhalts:
Europas und der außereuropäischen Erdteile —
Cändliche Bauart In Europa und GUobnungen der
naturvölker — Religiöse Bauten — Städtebilder:
£iozeln( Bauwerke, teil- und Gesamtansichten.
H. Bilder zur allgemeinen erdhundei
vergleichende Zusammenstellungen — Ebene —
fjügclland und Mittelgebirge — Hochgebirge —
Geologisches — Vulkane und Inseln — Slüsse —
Küstenformen.
8. Bilder zur Candacbaftshundet
Da» Deutsche Reich — Die übrigen Länder Europas —
Die außereuropäischen Erdteile.
C. Bilder *ur Völkerkunde»
Kassenbilder — Cypen, trachten und Uolksszenen
D. Bilder zur UHrtacbaftshundeJ
Jagd und Fischerei — Viehzucht — Bodenanbau —
Bolz« und Steinbearbeitung — Bergbau — Bewerbt
und Industrie — flu» den deutschen Kolonien —
Verkehrswesen.
__ 2|ur Anschaffung ausdrücklich empfohlen seitens des H. Oberschulrats in Zfrahburg,
«er Hfll. Provinzial-Schulkollegicn zu Kassel und Stettin, der Hai. Reaierunßen zu Dusseldorf,
Trankfurt a. 0., Marienwerder. Merseburg. Minden, Posen, Schleswig und Stade, vom Hai.
Preuf». Kultusministerium anaekauft in isoo Exemplaren zum verteilen an die verschiedensten
Schulen der Monarchie. — fluch die nachstehenden Erläuterungen sind gleich nach Erscheinen seitens
des K. Oberschulrats in Strasburg zur Anschaffung empfohlen und vom Kgl. Preufe. Kultusministerium
ebenfalls in 1800 Exemplaren angekauft worden.
Erläuterungen zu ?, Eins Bilderschatz.
Birts Allgemeine Erdkunde in Bildern.
Itlit BerucKsichtigung der Völkerkunde und Kulturgescftlcftte.
Unter Mitwirkung vieler Jachmänner herausgegeben von
Prof. Dr. Alwin vppel und Jfrnold Ludwig.
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346 Abbildungen in Schwarzdruck und 28 Abbildungen in vielfachem Tarbendruck,
sowie 17 Seiten erläuternder Cext. Steif geheftet 6,50 Mk.: in Ceinwandband 8,50 Mk.
Übersicht des Inhalts:
Cafel I: Allgemeine geographische Übersichten und
Geländeaufnahme. — 2: Ebene, Hügelland, Mittel-
gebirge. — 3: Zur HochgebirgskundeI. — 4: Zur
fiochgebirgskundell. Gletscher, Verkehrsmittel u. a. —
5: ßebirgstypen. — 6 bis S: Landschaften (in viel-
fachem Tarbendruck). — 0: Slußkunde —
10: Tlußnutzung und Wasserbau. — II: Vulkan«
und beide Quellen. — 12: Zur Geologie I. Haltungen,
Erdbebenwirkungen und Wärme in der tiefe. —
13: Zur Geologie II. Die geologischen Zeitalter und
die Verbreitung einiger wichtiger Mineralien. —
14: Bergbau. — IS: Inseln und Küsten. — 16: Häfen,
Seezeichen und Küstengewerbe. — 17: See und
Cielsee. — 1$: Zur Schiffskunde L Schiffstypen und
Einrichtungen für Personenbeförderung. — I?: Zur
Schiffskunde II. Einrichtungen, teile und Bau von
Schiffen sowie Rettungswesen. — 20: Zur Schiffs-
künde III. Marine. — 21: Licht- und Cufterschei-
nungen. — 22: Kharakterpflanzen der heißfeuchten
Cropengebiete. — 23: Charakterpflanzen der sub-
tropischen und wärmeren gemäßigten Gebiete. —
24: £barakterpflanzen der kälteren gemäßigten
Gebiete und Alpenblumen. — 25: Zur Völker-
kunde I. Europa und Asien (mit einem farbiae«
[Citel-] Bilde). — 26: Zur Völkerkunde II. Australien,
Südsee, Afrika und Amerika. — 27: Verkehrs-
mittel. — 25: Verkehrsmittel der Entdeckung*»
reisenden in Afrika. — 29: Jagdbilder.
ijsw In der vorliegenden vSIIigen Neubearbeitung der Allgemeinen Erdkunde sind so zahlreiche
und durchgreifende Änderungen und Erweiterungen vorgenommen worden, daß dadurch gleichsam ein neues
CUerk entstanden ist. Der stattliche Band ist ein orbis pictus, wie er in gleicher wissenschaftlicher und
künstlerischer Gediegenheit sonst kaum gefunden werden dürfte.
Bei Anschaffung für rehrer- und Schuierbibliothekew und bei der Wahl von Prämienbfichem
sei auf dieses merk ganz besonders aufmerksam gemacht.
Weitverbreitetes rehrmIttel zur veranschaulich»«« der geographischen Srundbeariffe!
fiirts fiauptformen der Erdoberfläche, »grobe i m breit, 0.72 m hoch.)
-L-- In zwei Jormen. Das Bild un-
aufgezogen mit Kiste 3 Mk. — Dasselbe aufgezogen und mit Stäben versehen,
einschließlich Oerpackung 5 Mk. — Als Ergänzung hierzu ist erschienen:
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Ausgabe A: Grundzüge der Geographie. Mr höhere Lehranswitei.
-----2-2—HZ— bearbeitet von Oberlehrer
R. Tronnier. 25. Bearbeitung. Mit 32 Figuren und Bildern im Text, 5 farbigen
Tafeln und einem Anhang von 48 Bildern in Photographiedruck. Geb. 1,25 Mk.
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Direktor Dr. E. Oehlmann. Mit 66, teilweise bunten in den Text gedruckten Karten und erläuternden
Holzschnitten, einer farbigen Tafel „Die Hauptformen der Erdoberfläche" sowie einem Anhange von
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6. Heft: Lehrstoff der Cex ta. Für den Gebrauch
des Lehrers. etwa —,80 Ml
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Vr.A. Rohrmann. Mit mehr als 350
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1. Heft: Lehrstoff der Quinta. —,70 Mk.
2. Heft: Lehrstoff der Quarta. —.70 Mk.
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2. Heft: Lehrstoff der VI. Klasse. 1,— Mk.
3. Heft: Lehrstoff der V. Klasse. —.75 Mk.
4. Heft: Lehrstoff der IV. Klasse. 1,— Mk.
„. -vJt: Lehrstoff der III. Klasse. 1,— Mk.
6. Heft: Lehrstoff der II. Klasse. 1,— Mk.
7. Heft: Lehrstoff der I. Klasse. 1,— Mk.
Handbuch der Geographie. (Ausgabe C.)
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