Vorwort. Sev vorliegende zweite Band der „Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten", die „Erdkunde für Seminare", ist wie auch der erste, für Präparandenanstalten bestimmte Teil in engem Anschluß au die geltenden Lehrpläne bearbeitet. 1. Der Land erkunde wurde der breiteste Raum gewährt und ihrer Bearbeitung der Gesichtspunkt zugrunde gelegt, daß der erdkundliche Unterricht im Seminar vor allem die Aufgabe hat, „unter vergleichender Betrachtung die innern Beziehungen und die ursächlichen Zusammenhänge von Lage, Klima, Bodengestalt, Bodenkultur, Menschenleben n. a. zum Verständnis zu bringen". Daher legt die Darstellung den Schwerpunkt mehr auf eine der fort- geschrittenen geistigen Reife des Seminaristen entsprechende vertiefte Erkenntnis der geographischen Tatsachen und Erscheinungen als auf eine Erweite- rnng des erd- und länderkundlichen Wissens lediglich nach der stofflichen Seite hin. Die Landschaften sind als natürliche Einheiten scharf heransgearbeilet, die Einzeltatsachen nach dem Verhältnisse von Ursache und Wirkung miteinander verknüpft, die innern Wechselbeziehungen zwischen den natürlichen Ge- gebenheiten, zwischen Landschaft und Kultur, Natur und Menschenleben nach Möglichkeit aufgezeigt. Einfache geologische Tatsachen haben überall da Berücksichtigung gefunden, wo mit ihrer Hilfe die Oberflächenformen des Land- schaftsbildes, der wirtschaftliche Wert eines Gebietes, die Besiedlnngs- und Ver- kehrsverhältnisse, überhaupt länderkundliche Erscheinungen in leicht verständlicher Weise erklärt werden konnten. Auf die wichtigsten topographischen Tatsachen wiederholend und ergänzend zurückzugreifen, war nicht allein wegen der Bedeutung dieser Stoffe als Grundlage für die Verknüpfung, sondern auch im Interesse einer zusammenhängenden vertiefenden Darstellung erforderlich. In den Vordergrund der Länderkunde ist die vaterländische Erdkunde gestellt; sie schließt mit einem zusammenfassenden Rückblick auf die Kulturgeo-^ graphie und die wirtschaftlichen Grundlagen des Deutschen Reiches. Gegenstand eingehender Darstellung sind der Anteil Deutschlands am Welt- Handel und Weltverkehr, die Stellung unseres Vaterlandes im Welt- Wirtschaftsleben, die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Reiches und die Bedeutung unserer Schutzgebiete für das Wirtschaftsleben des Mutterlandes sowie für unsere politische Stellung unter den Welt- Völkern. Auch bei der Behandlung der außerdeutschen Länder sind deren wirtschaftliche, kulturelle und politische Beziehungen zu unserem Vaterlande besonders betont. Das Deutschtum im Auslande wird nicht nur bei den betreffenden Ländern, sondern auch in einem besonderen Abschnitte und im Zusammenhange gewürdigt. 2. Die „Grundzüge der allgemeinen Erdkunde" bieten das Hauptsächlichste aus der allgemeinen physischen Geographie und der Geographie der Lebewesen. Was im erdkundlichen Unterricht der Präparandenaustalt an Stoffen allgemein erdkund- lichen Gepräges im Anschluß an die Länderkunde, also gelegentlich behandelt wurde, ist hier entsprechend ergänzt uud vertieft und der systematischen Dar- stellu ng der typischen Erscheinungen an der Erdoberfläche eingeordnet. Von fouftigen Stoffen blieben grundsätzlich alle diejenigen ausgeschlossen, sür deren Erarbeitung das im geistigen Besitze des Schülers befindliche länderkundliche Tatsachenmaterial zu wenig Apperzeptionshilfen stellt, sowie solche, die im weiteren länderkundlichen Unterricht nur wenig Verwertuug siuden. Wichtig schien mir, dem