24 Allgemeine (physische) Erdkunde. Die Seen. Verbreitung der Seen. Zu den wichtigsten Tatsachen für das Verständnis dieser Erscheinung gehört das gesellige Auftreten der Seen, wie es auf den baltischen Höhenrücken, am Saume der Alpen und in Nordamerika beobachtet werden kann. Die Grenze ihrer Verbreitung ist so scharf gezogen, das; z. B. in Süd- bayeru jenseits dieser Linie kein einziges Seebecken von Belang angetroffen wird. Alle^ diese Seenzonen waren während der Eiszeit vergletschert. Die großen außer- tropischen Seenzonen der Erde fallen mit den Gebieten der einstigen Vereisung zusammen, die Mehrzahl der Seen sind also wie die Flüsse ein Erzeugnis des Klimas. Daher neigen viele Forscher znr Annahme eines glazialen Ursprungs der Seen, die einen, indem sie eine Ansschürsnng der Becken durch die Gletscher annehmen, die andern, indem sie eine Erhaltung der bereits vorhandenen Becken durch das Eis behaupten. Vorgänge der Seenbildung. 1. Der einfachste Vorgang der Seenbildung spielt sich dort ab, wo fließendes Wasser durch einen Damm ansgestaut wird. Die Tiese des Sees ist dann gleich der Höhe des Dammes. So wurden die Blauen Gumpen am Fuße der Zngspitze in geschichtlicher Zeit dnrch einen B e r g r u| sch, gebildet.^ Der Achensee in Tirol, 135 ra tief, verdankt sein Dasein den Schottern, die der alte Jnngletscher in ein Seitental hereinbaute, den Mürjelensee staut die Eiszunge des Aletschgletschers an der Jungfrau auf. Stau- oder Dammseen sind serner die reizenden Quellseen des Inn im Ober- Engadin und die der Etsch bei Reschen-Scheideck. In den Niederungen der großen Flüsse lösen sich allmählich die langgezogenen Flnßschlingen (Flußserpentinen) von der Hauptader ab und bilden dann Flußseen, am Rhein z. B. Altrheine genannt. Auch sie gehören zu den Stauseen. Strand- und Deltaseen ent- stehen gleichfalls durch Aufstauung des ausmündenden Wassers an der Küste; z. B. die Limane am Schwarzen Meer, die Haffe und Strandseen der Ostsee, die Deltaseen der Donau. Verwandte Ursachen führen h^den mündnngslosen Steppenflüssen zu Steppeuseen wie beim Lob-nor und Tsadsee, v. >> In den alten Gletschergebieten wirken die zahllosen Moränei/ seenbildend; die Zahl der Moränenseen im Alpenvorlands und auf deu Norddeutschen Seen- platten ist daher sehr groß. Abdämmungsseen gehören zn den verbreiterten Formen der stehenden Binnengewässer. 2. Durchaus andere Natur zeigen jene Seen, die in echten Felsbecken ruhen, z. B. die Seen in alten Vulkankratern, wie die Mare der Eisel und des Apennin. Dies siud Einbrnchsbecken. Das gleiche gilt von den Seenbecken der großen Verwerfungsspalte, die vom Jordan bis zu den großen afrikanischen Seen zieht, und von manchen alpinen Randseen (Boden-, Tegernsee u.a.)./-..,/- , 3. Auslaugung leicht zerstörbarer Gesteinsschichten, z. B> solcher von Gips, führt mitunter zn Einstürzen und zur Bildung von Hohlräumen, die sich später mit Wasser füllen. Ans solche Weise entstanden die Mgnsfelder Seen und die meisten Karstseen. Es sind Einstnrzbecken. /■ jr , 4. Die Bildung der kleinen, in echten Felsbecken ruhenden Hochseen in den Karpaten, den Sudeten, dem Böhmerwald, Schwarzwald und den Vogesen, in