32 und so manche Siedlung, besonders im Tropengebiete, mußte in späterer Zeit aufgegeben werden, weil die Feuchtigkeits- und Wärmeverhältnisse ungünstig auf die Gesundheit der Bewohner einwirkten. Vor allem aber ist die Verkehrs¬ lage einer Siedlung für ihr Gedeihen von Bedeutung. Da, wo sich Straßen gabeln oder kreuzen, besonders da, wo eine Wasserstraße von einer Landstraße getroffen wird, war die beste Gelegenheit für günstige Entwicklung. Brückenorte haben auch in unserer Zeit immer noch eine hervorragende Wichtigkeit und manche von ihnen sind geradezu unvergänglich, wie z. B. Konstantinopel, der Brückenort zwischen Asien und Europa. Ferner entwickelten sich Siedlungen dort, wo eine Meeresbucht in das Land oder eine Tieflandbucht in das Gebirge hineingreift. Derartige Buchten¬ städte sind bei uns Hamburg, Cöln und Leipzig. Manche Siedlungen bilden den natürlichen Mittelpunkt einer großen Ebene, einer Hochebene oder eines sonst natürlich abgeschlossenen Gebietes und haben sich deshalb durch alle Zeiten hindurch gehalten; so ist Rom der Mittelpunkt der mittleren Ebene von Italien, London der Mittelpunkt der englischen Ebene und Paris und Madrid sind der Kern der das ganze Land zusammenfassenden mittleren Ebene. Unter den Sied¬ lungen an Flüssen hatten außer den Brückenorten diejenigen noch eine größere Wichtigkeit, die an der Grenze der eindringenden Meeresflut oder dort angelegt waren, bis wohin größere Kähne im Flusse hinauffahren können, z. B. Sevilla. Solche Punkte wurden dann leicht Straßenknoten. Neuerdings gibt es eine Menge von Siedlungen, die ihre Entstehung und Entwicklung besonderen Umständen verdanken, besonders dem Aufblühen von Industrie in solchen Gegenden, wo Bodenschätze in größeren Mengen vorhanden sind. Es gibt auch Orte, die, nur an eine heilkräftige Quelle angebaut, sich als Badeort oder Luftkurort empor¬ geschwungen haben. Andere sind als Wallfahrtsorte hochgekommen, und schließlich gibt es auch einige Städte, die nur der Willkür eines Fürsten ihre Entstehung ver¬ danken (Karlsruhe, München) und ohne weiteres als künstliche Siedinngen an¬ gesehen werden müssen; doch ist es solchen Siedlungen häufig gelungen, sich zu einiger Bedeutung zu entwickeln und dann die Straßen von allen Seiten her an sich heranzuziehen, so daß sie schließlich Verkehrsknotenpunkte geworden sind. Wirtschaftsgeographie. In der räumlichen Welt auf unserem Erdball herrscht ein fortwährender Kampf um Raum. ,,Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume stoßen sich die Sachen." Selbst bei der Bildung der Kristalle sehen wir einen Streit der einzelnen Bestandteile gegeneinander. Das bescheidene \ eilchen läßt zunächst nach allen Seiten große Blätter sprießen, mit denen es die umstehenden Grashalme erstickt, um für die eigene Blüte Raum und Licht zu gewinnen, und der junge Kuckuck macht im Neste seiner Pflegeeltern unwillkürliche Bewegungen, um für sich selbst den größeren Raum frei zu behalten. So sehen wir in der ganzen Natur den Kampf aller gegen alle um Nahrung, Licht und Luft und es ist dabei ganz gleichgültig, ob Algen einen gefallenen Baumriesen aussaugen, oder ob siel) Kannibalen gegenseitig zerfleischen. Gegen alle anderen Lebewesen kämpft der Mensch. Er steht im fortwährenden Streit sogar gegen die Elemente, wenn Murbrüche ihm seine Kulturfelder, Lawinen oder Sturmfluten ihm seinen Ackerboden bedrohen. Er rottet Pflanzen als Un¬ kraut aus, die ihm nicht unmittelbar dienlich sind, und geht grausam gegen