Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 345 von Ablagerungen des Karbons und des Rotliegenden erfüllt; daher bildet es das sächsische Steinkohlengebiet. b) Klima und Wirtschaftsleben. Das Klima des Sächsischen Berglandes ist nicht so rauh, wie man der Höhenlage des Landes nach annehmen sollte. Die mittlere Jahreswärme des Erzgebirges betrügt ans der sächsischen Seite des Kammes noch 6". Dabei erhält das von N nach S sanft ansteigende Land genügende und gut verteilte Steigungsregen, so daß der Ackerbau nicht nur im niedrigen nörd- lichen Teile, sondern auch noch in ziemlich beträchtlichen Höhen mit befriedigenden Ernten lohnt, und Wald und Wiesen überall gedeihen. Waldreich sind besonders die höheren Teile des Erzgebirges, in denen der Ackerbau infolge der ungünstigen Bodenverhältnisse geringeren Ertrag abwirft. Früher war das Gebirge, besonders um Freiberg, reich an Silbererzen. Ihr Abbau rief die verhältnismäßig große Volksdichte des Gebietes hervor und ließ Orte entstehen, die zu den höchstgelegenen des Erdteils gehören (Oberwiesental am Fichtelgebirge 925 m1). Heute ist der Bergbau nahezu erloschen. Da der Feldbau allein die dichte Bevölkerung nicht mehr ernähren konnte, so wandte sich das genügsame, fleißige Volk Hausindustrien, Heimarbeiten der verschiedensten Art, zu (Spielwaren- Herstellung, Spitzenklöppelei, Posamentenindustrie, Strohflechten, Spinnen, Weben und Nähen). Neuerdings spielt auch der Fabrikbetrieb (Holz- schleiferei, Papier- und Pappenverfertignng, Eifen-, Maschinen-, Metallwaren- industrie, Bürstenherstellung n. a.) eine wichtige Rolle. — Das feuchte Klima des Vogtlandes ist für den Ackerbau weniger günstig als für den Wiesenbau. Unter den Erzeugnissen der Landwirtschaft steht die Kartoffel obenan. Der Reichtum an Wiesenland brachte eine nicht unbedeutende Viehzucht und damit verbundene ansehnliche Lederindustrie hervor. Mit dem Holzreichtum steht u.a. die Herstellung von H olzmnsikinstrnmenten im südlichen Vogtlande, mit dem Vorkommen der Perlmuschel in der oberen Elster die Perlmutter- industrie2 dieser Gegend in Beziehung. Unter dem Einfluß günstiger Ver- kehrslage — durch das Vogtland führte schon im Mittelalter eine wichtige Verkehrsstraße von der Ostsee nach Süddeutschland und Italien — und der Nähe bedeutender Kohlenlager, unterstützt ferner durch die bequeme Möglichkeit, gute Bleichen anzulegen, ist auch die nicht bodenständige Industrie des Landes, Weberei (Gardinen, Teppiche, Damenkleiderstoffe), Stickerei und Weißwarenherstellnng, von Bedeutung geworden. — Das Erzgebirgifche Becken zwischen Zwickau und Chemnitz entwickelte sich durch seine Stein- kohlenlager zu einer Stätte lebhaftester Großindustrie. Wie im Ruhrkohlen- revier reiht sich hier Fabrik an Fabrik, Schlot an Schlot, ein Jndnstrieort an den andern. Spinnereien und Webereien liefern Woll- und Baumwoll- waren, Wirkereien Strümpfe, Jacken, Unterzeuge; außerdem gibt es zahl- reiche Färbereien und namentlich Maschinenbaufabriken. Ein kleineres Steinkohlen- und Industriegebiet breitet sich westlich von Dresden im Plauenschen Grunde ans. Die von Löß bedeckten Hochflächen des Säch- 1 Das böhmische Gottesgab liegt noch etwa 100 m höher. — 2 Sie bezieht jedoch heute ihre Rohmaterialien hauptsächlich aus dem Golf von Manaär, (Vgl. §27, c.)