— 63 — springt, ist freilich günstiger als die meisten andern Flüsse des Fest- landes gestellt und darum von allen Wasseradern Australiens die be¬ deutendste; er wird bereits auf etliche tausend englische Meilen mit Dampfern befahren. Pflanzen- und Tierwelt. Die Pflanzenwelt entspricht dem Klima. Die N.-Küste bis 20° s. Br. und der zum Gebiet des Stillen Ozeans gehörende Küstenstreifen bis über den 30° s. Br. haben echte Tropenflora mit Palmen, Pandanus, Schlinggewächsen und Baumorchideen. Darauf folgt das weite, regenarme Innere Australiens mit Stein- und Sandwüsten, weiten Grasslächen (Spinifex), dichten Gebüschen (Strub) und lichten Hainen. Freundlicher sind das sw.-e Dreieck mit seinen Grasbäumen und der SO., wo im Schatten der Gummibäume Baumfarne wachsen. ^ Die Nutzhölzer der Bergwälder werden teils als Schiffsbauholz und zur Straften- Pflasterung, teils als Möbelhölzer ausgeführt. Der blaue Schoten- dorn (Eucalyptus globulus) ist als Fiebervertilger in das Delta des Nils, in die Sümpse Italiens und bis an die Ufer der Loire verflanzt worden. Mehr als die Pflanzenwelt hat sich die Tierwelt unter dem Einfluß der Europäer verändert. Die höheren Formen der ein- heiniischen Tierwelt werden immer mehr und mehr zurückgedrängt durch die eingeführten europäischen Haustiere, die sich hier außer- ordentlich vermehrt haben. Die Ursache dafür, daß die einheimischen höheren Tiere nicht über die niedrigste Stufe der Säugetiere, die Beuteltiere, hinausgekommen sind, findet man in der früheren Lostrennung des Erdteils von dem übrigen Festlande. Sie er- folgte in der Zeit, als die EntWickelung der Fauna erst bis zu den Beutel- und Nagetieren, noch nicht aber bis zu den Huftieren fortgeschritten war. Der Dingo oder australische Hund ist wahrscheinlich erst mit den Menschen eingewandert, wenn er auch jetzt verwildert in Jagdgenossenschasten angetroffen wird. Das Fehlen der Raubtiere gehört zu den Nachteilen des Wohnortes, da sie als große Gegner günstig aus die Entwicklung des Menschen einwirken. „Noch bedauerlicher er- scheint die Abwesenheit aller Huftiere, wodurch von vornherein sür die Menschen die Möglichkeit ausgeschlossen war, sich zu den höchsten Gesittungen zu erheben; denn mit Ausnahme des Hundes hätte sich wohl kein australisches Säugetier zähmen lassen, da ein gewisses Maß von Intelligenz nötig scheint, wenn die Tiere als Ernährer oder Gehilfen von dem Menschen in seine Gesellschaft aufgenommen werden sollen, die Beuteltiere aber dieses Maß geistiger Fähigkeiten nicht besitzen. Wie wir alle wissen, ist Australien zur Zucht von Schafen, Rindern, Pferden, Kamelen wie auserlesen; aber alle diese wichtigen Kulturgeschöpfe konnten das Festland nicht mehr erreichen, seitdem es keine Brücke mit der Alten Welt verknüpfte.2" Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Erst seit der Einwanderung freier Europäers besonders der Engländer und der Deutschen, und der stetigen Zurückdrängung der Virbewohner ^ tritt das Land unter Kultur. Für den Bodenbau ist freilich nur ein kleiner Teil des Landes geeignet' besonders kommen die Küsten- gegenden im SO. (in Neusüdwales, Viktoria, Südaustralien, Queens¬ 1 Teil I, S, 176. 2 Peschel, Völkerkunde S. 340. 3 Teil I, S. 176 und 177.