— 45 — welches allen möglichen Zwecken dient und besonders zum Wegebahnen im Walde erforderlich ist. Als Jagdtasche trägt er ein kleines, selbst angefer- tigtes Bentelchen am Halse, worin sich Werg oder Papier, Lappen nsw., Zündhütchen, Pulver, Schrot und stets Tabak und Zigarettenpapier be- finden. Das Arbeitsgerät besteht in einem kleinen Beil (Machadiüo), einer Anzahl kleiner Blechtäßchen (Tichelas) und einem größeren Blecheimer (Balde). Mit einem Gummisack aus dem Rücken, einigen Lebensmitteln, Reserve- Hemd und -Hose, der Hängematte und einer Flasche Zuckerrohrschnaps ver- sehen, uebst benannten Jagd- und Arbeitsutensilien, tritt nun der Indianer seinen oft langen Marsch von der Baracke zur Estrada an. Gewöhnlich werden, wenn die Eftradas entfernter liegen, Maultiere mitgeführt, welche außer dem erwähnten Hab und Gut auch Eharqne, Mais, Zucker und Kleinigkeiten zu tragen haben. Am frühen Morgen begibt sich der Arbeiter in seine Estrada, welche vor Beginn der eigentlichen Ernte durchgeschlagen uud gesäubert sein muß, um die Gummibäume anzuzapfen. Der Gummi- bäum existiert in allen Größen und hat, wohlgemerkt, mit deu bei uns in Deutschland in Töpfen gepflegten Gummibäumen keine Gemeinschaft. Der Baum ist ein hoher, unserer Esche ähnlicher Laubbaum und wächst besonders gern iu sumpfigen und daher fieberreichen Gegenden. Die Arbeiter stehen während der Verrichtung ihres Amtes häufig bis zur Brust im Wasser oder waten im tiefen Morast umher. Die Menschen, denen es vergönnt ist, auf Gummireifen in einem mit Seide ausgeschlagenen Coup6 dahin- zurollen, ahnen oft nicht, während sie so weich und geräuschlos durch die Straßen sausen, was für ein trauriges Geschick an den Rädern ihres ele- ganten Wagens klebt. Wahrlich, der Gummiarbeiter führt ein elendes Da- sein mit dem beständigen Tod vor Augen. In der Estrada angekommen, baut er sich, wenn zu weit von der Baracke, eine einfache Hütte, d. h. ein auf vier Pfählen ruhendes Dach, ein sogenannter Galpon, unter welchem er mit seiner Familie lebt. Mit dem Beilchen wird die Rinde des Banmes aufgespalten; dann wird die Tichela unter diese geschoben und so der augenblicklich hervor- quellende Saft (Leche) hineingelassen. Dieses Versahren wird in der ganzen Estrada je nach der Stärke der Bäume mit 3—20 Tichelas fortgesetzt. Um die Mittagstunde kehrt der Mann zum Anfangspunkt zurück und be- ginnt den inzwischen in den Tichelas angesammelten Saft in den eigens mitgebrachten Balde zu gießen. Er bringt je nach der Güte der Stämme 1, ll/2r auch 2 Eimer mit Gummi in die Hütte, um nun zum Räuchern überzugehen. Zu diesem Zweck ist in der Nähe seines Ranchos^) eine kleine Hütte hergestellt, die den gesammelten Gummi aufnimmt. Dieser wird in eine breite und flache Zinkwanne (Paila) gegossen, um bequemer ausgeschöpft werden zu können. Er sieht genau so aus wie schäumende Kuhmilch. Die Rückseite der Hütte ist geschlossen, damit kein Zug entstehe. Zum Zwecke des Räucherns befindet sich im Innern der Hütte ein Tongehäuse, welches genau die Größe und Form eines Bienenkorbes hat. Unten befinden sich an drei verschiedenen Seiten Zugöffnungen, während der Hals des Gehäuses offen ist, um den Qualm, der nun mittels Feuers erzeugt wird, heraus- zulassen. Als Brennmaterial dienen entweder Palmnüsse oder ein blutrotes span. rancho (spr. rantscho) — Kameradschaft, hier soviel als Bezirk, Arbeitsfeld.