— 350 — nisfen für Orte der Ebene 151, für Höhenpunkte 200 km betragen; in Wirklichkeit aber zieht die Uudurchsichtigkeit der untern Luftschichten der Fernsicht viel eugere Schranken. Der Elisabethturm iu Breslau (99 km) ist nur bei besonders günstigen Luftverhältnissen sichtbar, noch seltener der Weiße Berg bei Prag (121 km); die fernsten Berge, welche bei klarem Wetter noch wahrnehmbar erscheinen, sind der Milleschauer bei Teplitz (130 km) und das Erzgebirge bei Einsiedel (150 km). Für den Kammwanderer tritt neu in den Gesichtskreis der Ostflügel des Gebirges mit seinen tiefen Tälern, dem Klein Aupa- und Löwengrund, und schmalen Waldkämmen, die nach Süden, zum Rehorngebirge, laug ausstreichen. Dahinter spannt sich nach Osten hin in unendlicher Abstufung der Bodengestalt der weite Hintergrund des Schlesierlandes; nach Südosten überfliegt der Blick die ganze Kette der Sudeten, von dem sanften Rücken des Rabengebirges über den feftungs- artigen Bau der Heuscheuer zu dem massigen Gneisgewölbe des Glatzer Schneeberges (98 km) und weiter zu den Hochkämmen des Altvaters (126 km). Aber der imponierende Eindruck der Koppenaussicht ist weniger durch die Weite des Gesichtskreises bedingt, als durch die großartigen Kontraste der nähern Umgebung und die Größe des Depressionswinkels, unter welchem man diese erblickt. Die Hochböden der Gründe, die sich in den weiten Mantel der Koppe schmiegen, des Löwen-, Melzer- und Riesengrundes, liegen 500 bis über 600 m direkt unter dem Beschauer, uud die nächsten Ortschaften, Krummhübel und Brückenberg, in der Luftlinie nur etwa 7 km entfernt, noch 4—500 m tiefer. C. Norddeutschland. I. Die deutsche Kwrdjeelruste. („Marschenbuch/' Land-' und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe. Von Hermann Allmers. Zweite durchgesehene und vermehrte Auflage. Olden- bürg 1875, Druck und Verlag der Schulzeschen Buchhandlung [©. Berndt & A. SchwarA. 401 Seiten [5 Aufl. brosch. 6 Mark, in Original-Ebd, 7 Marl]. S. 24—25, 42—44, 62-65, 75—77, 137—138.) (1. Aussehen der Marsch.) Wer heutiges Tags, auf dem hohen Deiche sich haltend, in schöner Sommerzeit nnsere Marschen durchwandert, dem bieten sie ein Bild dar, welches, wenn auch eben nicht durch reichen Wechsel der Gegenstände, doch durch feine eigentümlichen Kontraste immer ein höchst anziehendes genannt zu werden verdient. Der Deich bildet die schmale Scheidelinie zwischen zwei Landstrichen, die, wie nahe sie auch zusammen- grenzen, doch im äußeren Charakter, in Bodenbeschaffenheit, in Flora, Fauna, kurz in allem so von einander abweichen, daß in mancher Hinsicht kanm eine größere Verschiedenheit zu denken ist. Auf einer Seite Sumpf und Binfen, Schilfgeflüster und Wogenranschen, ferner schwellende Segel und das öde weite Watt mit seinen flatternden Mövenschwärmen; auf der audereu aber die mächtige grüne Ebene mit ihren buschreichen Dörfern, mit Turmspitzen und stattlichen Bauergehösteu, mit Saatfeldern und Viehscharen, mit Rädergerassel und Sensenklang, mit Taubengeflatter und Lerchengeschwirr. Wer aus all' dies üppige Leben und