— 317 — dessen 20000 deutsche Einwohner den Anbau von Maniok u. a. Knollengewächsen, Zuckerrohr, Mais. Bohnen, Kartoffeln^, auch Reis, Kaffee, Baumwolle und Tabak betreiben". Welche Bedeutung di?ft Ansiedler für das Mutterland haben, geht daraus hervor, daß sie fast ausschließlich deutsche Judustrieerzengnisse verbrauchen. Man hat ihren Bedarf auf jährlich 30 Mill. Mk. berechnet. Aber noch in andrer Beziehung spielt das Deutschtum in Brasilien eine wichtige Rolle. Fast überall gibt es große deutsche Handelshäuser und von Deutschen gegründete und geleitete industrielle Anlagen: Tabakfabriken, Mühlen, Spinnereien, Webereien, Brauereien usw. Abgesehen von den Ladengeschäften und Agenturen gibt es in Brasilien über 150 deutsche Großfirmen mit einem Betriebskapital von mindestens 1I2 Milliarde Mk., und in Fabrikanlagen sind etwa 40 Mill. Mk. angelegt. Der wichtigste Zweig der brasilischen Aussuhr, der Kaffeehandel, liegt zu etwa 1/3 in deutschen Händen, und ähnlich steht es mit dem Kautschukhandel. Wirtschaftliche Verhältnisse. Brasilien ist ein an wirtschaftlichen Hilfs- quellen überaus reiches Land, dessen Bedeutung für die Zukunft noch gar nicht zu ermessen ist. Die Grundlage des Erwerbslebeus bildet der Ackerbau, der bis heute der Hauptsache nach auf die Küstenlandschasten beschränkt ist. Es ge- deihen alle tropischen und halbtropischen Gewächse. Für die Ernährung der eignen Bewohner kommen in erster Linie in Betracht: Mais, das wichtigste Getreide, schwarze Bohnen, das Nationalgericht der Brasilier, Maniok, Bataten, Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Reis usw. Das Haupterzeugnis für den Welt- Handel ist der Kaffee. Brasilien ist das erste Kaffeeland der Erde und lieferte 1907 12^ Mill. dz, über 85 °/0 der Welternte. Ebenso steht es im Anbau von Kakao an der Spitze aller Länder. Es liefert ferner bedeutende Mengen von Baumwolle, Rohrzucker und Tabak. Dazu kommen dann noch die Er- zeugnisse der Urwälder: Kautschuk, von dem Brasilien ebenfalls weitaus am meisten aus den Weltmarkt liefert, Färb- und Nutzhölzer, Para- und Stein- nüsse, Vanille, Baumwachs und Arzneipflanzen (Ipekakuanha, Sasaparille). Ein wichtiges Erzeugnis Südbrasiliens ist der Paraguay- oder Matetee, der aus den Blättern mehrerer wildwachsender, jetzt auch in Pflege genommener Stechpalmenarten gewonnen wird und in fast ganz Südamerika zu einem beliebten Volksgetränk geworden ist. Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Brasilien mit dem Anbau des Kaffees be- gönnen. Aber erst mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts gewann er an Ausdehnung. In den Jahren von 1830—40 wurden durchschnittlich 53 Mill. kg gewonnen, in den beiden folgenden Jahrzehnten stieg die Erzeugung auf das Doppelte und Dreifache. 1881 lieferte Brasilien bereits 59 % und endlich 1907 sogar 85,5 °/0 der Welternte. Die Hauptgebiete des Kaffeebaus sind die Staaten San Paulo, mit mehr als der Hälfte der Gesamternte, Rio de Janeiro und Minas Geraes. In San Paulo gibt es über 15000 Kaffeepflanzungen, von denen reichlich ein Drittel 200000—500000 Bäumchen zählt. Diese Pflanzungen ge- währen mit ihren immergrünen und immerblühenden Bäumen, die eine Höhe von 5—10 m erreichen und schöne rote Früchte tragen, einen herrlichen Anblick, besonders zur Erntezeit, wenn viele fleißige Hände sich regcn, um die Früchte zu pflücken (Ab. 62). Von Bedeutung ist auch die Viehzucht. Sie wird vorwiegend in den ^-teppenlandschasten (Kampos) des Innern und im S. betrieben. Man hält Haupt¬