107 tiefere Neckarland und die fränkische Ebene mit mauerartig fortlaufen- den Steilrändern 3—600 m gehobenes Kalk-Plateau. Dieses lehnt sich (südlich von Rottweil) an den südlichen Fuß des granitischen Schwarzwaldes an und zieht sich in anfangs nordöstlicher, später nörd- licher Richtung bis zum Maine. Oben auf dem Plateau ist der Jura einer der traurigeren Landstriche Deutschlands. Ein rauhes Klima, viel- fach zerklüftetes Gestein, mit Kalkgrus bedeckt, eine dünne Ackerkrume und wenige Ortschaften, das sind die charakteristischen Züge. _ Dazu kommt noch infolge des raschen Eindringens der Niederschläge in den Kalkstein des Gebirges ein sehr empfindlicher Wassermangel, der erst seit neuester Zeit durch großartig angelegte Maschinenwerke, die das Wasser aus der Tiefe emporsenden, teilweise beseitigt wurde. Der Jurakalk giebt fast nirgends dem Ackerbau günstigen Boden. Auch wo seine Flächen nicht mehr die Höhe von 700 m erreichen, hindert doch der Wassermangel die Vegetation. Der Acker giebt dürstigen Ertrag; Waldwuchs ist gering. Einen angenehmen Gegensatz zu der Hochfläche bilden bie zahl¬ reichen Querthäler, welche den Jura durchsetzen. In ihnen ist der Wasserreichtum von einer staunenswerten Fülle. Gebildet durch das schnelle Eindringen der Niederschläge in den Kalkboden, treten an vielen Orten zahlreiche Quellen, meist von gewaltiger Mächtigkeit (nicht selten gleich in der Stärke von Mühlbächen) zu Tage. Anmutige Ortschaften mit reizenden Obsthainen und Gärten nehmen die Thal- sohlen ein, herrliche Buchenwaldungen bedecken die Abhänge, und alte Ritterburgen krönen die steilen, fast unerreichbaren Höhen. Die Fülle der unterirdischen Wassermassen hat zur Bildung über- aus zahlreicher Höhlen Veranlassung gegeben, unter denen die bei Tuttlingen, Müsingen, Urach und Sontheim und die bei Streitberg, Müggendorf und Rabenstein zu besonderer Berühmtheit gelangten. Mineralreichtum ist unbedeutend; außer etwas Eisenerz (be- sonders am Nordabhange/) giebt der Jura keine Metalle. Da ihm auch das Wasser fehlt, ist an Industrie kaum zu denken. Nur ein Industriezweig ist wichtig und reicht weit über das Jura-Gebiet hinaus: die Ausbeutung der plattensörmig brechenden Steine, unter denen die feinkörnigen lichtgelblichen Solnhofener der Lithographie der ganzen Welt dienen. — Die Bevölkerung des Jura ist eine ziemlich schwache; ihre Dichte bewegt sich zwischen 40 und 50 pro qkm. Keine Stadt erreicht eine Volkszahl von 10 000 Seelen. Die Ausnahmestellung von Ingolstadt hat ihren Grund in der Befestigung und sehr starken militärischen Besatzung der Stadt. .. Durch das Nördlinger Ries, eine (zwischen Nördlingen und Ottingen) an der Wörnitz eingelagerte, mit fruchtbaren (Tertiär-) Schichten überlagerte Ebene (einst ein Binnensee!) zerfällt der deutsche Jura in zwei Teile, den schwäbischen (südwestlichen) und den frän- tischen (nordöstlichen) Jura. Der schwäbische Jura lehnt sich an den östlichen Fuß des Schwarz- ..... Daher hier eine Reihe von Ansiedelungen mit blühender Industrie: Reutlingen, Göppingen, Aalen, Gmünd und Eßlingen.