§ 36 Das Ostdeutsche Tiefland. G8 Abb. 2, 36. Berlin (Betrachtung zn Bild 2, § 36; ziehe auch den Plan zu Rate!) Im Vordergrunde die Schloßbrücke mit Standbildern und der westliche Spreearm. Jenseits rechts Schloß, links der neue Dom. Das Zchlvsz, ein mächtiges Viereck von 192 x 116 m mit mehreren Höfen uud 700 Zimmern und Sälen, darunter der 32 in lange, ganz in Weiß und Gold gehaltene „Weiße Saal" (Reichs- und Landtagseröffnungen). — An der Westseite ein herrliches Portal, darüber erhebt sich eiue stattliche Kuppel (unter ihr die Kapelle, „prächtig und würdig zugleich"). — Vor dem Portale das vom Deutschen Reiche errichtete Denkmal Wilhelms I., dessen Rückseite wir burgs, dann Preußens, dann Deutschlands. — Berlin ist die erste Stadt Deutsch- lands für Wissenschaft (besuchteste Universität), Kunst, Industrie und Binnen- Handel. Viele Bahnen und Wasserstraßen, in deren Mitte Berlin sitzt, „wie die Spinne im Mittelpunkte ihres Netzes". An der Hand des Textes unter Abb. 1 und 2, § 36 machen wir eine Wanderung durch den wichtigsten Stadtteil Berlins. Sie zeigt, daß in diesem prächtigsten Teile eine Schönheit die andere drängt. Aber wie jede Großstadt hat auch Berlin seine argen Schatten- und Nachtseiten. Das Wohnungselend ist groß: 4000 Wohnungen bestehen nur aus einem einzigen Räume, und diesen bewohnen Vater, Mutter, Kinder und — männliche und weibliche Schlafgäste! Beispielloses Elend neben beispiellosem Glänze! — Gewaltig ist der Verkehr. Die 700 Straßen würden, aneinandergelegt, bis Wien reichen. In der Stadt verkehren zahlreiche Straßenbahnen, Tausende von Omnibussen und Droschken, auch viele Auto- mobile, ferner die Ringbahn, die Stadtbahn und eine dritte (elektrisch betriebene) Bahn, die teils über den Straßen verläuft (Unglück 1908!), teils Unter-