66 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. rief Gerhard entrüstet nach Rotz, Schwert und Schild- vor den falschen Kläger warf er dann seinen Handschuh hin und forderte ihn auf, mit ihm zu kämpfen, um durch das Schwert zu zeigen, ob er schuldig sei. Engelbrecht aber weigerte sich, mit einem Ehr- losen in die Schranken zu reiten, und auch die Schöffen verwarfen den Zweikampf. Oa stieg Gerhard zu Rotz, deutete mit der Hand über die Selsen nach der Wupper hin, die unten in der Tiefe rauschte, und rief mit lauter Stimme: „Bleibt mir denn kein Mittel, meine Unschuld zu beweisen, so rufe ich Gott zum Zeugen an. Mit seiner Hilfe will ich den steilen Kelsen dort, den nie eines Renners Huf betreten, hinunter- flbb. 36. Dom zu Allenberg. (Nach: „fllbum vom Bergischen Land". Globus-Verlag, Berlin W.) springen mit Rotz und wehr. Bin ich des Meuchelmordes schuldig, so möge mein Leib zerschmettert werden, und die Zische drunten in der Wupper mögen meinen Leichnam zur Leute gewinnen." Mit diesen Worten lenkte er sein Rotz an den Rand des Kelsens, setzte die Sporen ein und holte aus zum furchtbaren Todessprunge. Entsetzen erfaßte die Anwesenden. Das Rotz wollte seitwärts lenken und bäumte sich auf, scheu vor der grausigen Tiefe,' allein der Ritter zwang es hinab. Laut schallte der hufschlag, und mit immer raschern Stötzen ging es über die Ziegenweide, über die Kelsen und das Steingeröll hinab. Gleich einer Schwalbe schotz das Rotz im Kluge dahin. Don droben sah man das Un- mögliche geschehen. C)uer über den Kelspfad flog der Reiter und setzte dann in mächtigem Sprunge vom turmhohen Kelsen in den aufspritzenden Klutz. Unversehrt kamen Rotz und Reiter unten an,' der Kühne wankte nicht einmal im Sattel, und