B. Die Menschenwelt. 185 3. Mindestens von ebenso entscheidendem Einfluß wie die Verteilung der Wärme ist die des Regens. Betrachtet man eine Bevölkerungskarte der ganzen Erde, so erkennt man mit einem Blicke die Bahnen der trockenen Polarwinde. Der ganze breite Streifen von Ost-Sibirien durch Mittel-Asien und Persien, Arabien und die Sahara ist äußerst dünn bevölkert. Hier befinden sich die großen, menschenleeren, höchstens von einzelnen Oasen unterbrochenen Wüsten, die ausgedehnten Steppen, die bei oft vorzüglichem Boden zu kurze Zeit oder zu wenig Feuchtigkeit empfangen, die deshalb nur Hirtenvölker beherbergen, und weil diese eines weiten Gebietes zur Ernährung ihrer Herden bedürfen, von verhältnismäßig wenig Menschen bewohnt sind. 4. Eine wichtige Rolle bezüglich der Verdichtung der Bevölkerung spielen ferner die Flüsse durch ihre Befeuchtung des Bodens, das fruchtbare Schwemm- land, das sie absetzen, und durch ihre Erleichterung des Verkehrs. Fast in den meisten Flußtälern Europas ist daher an den Ufern eine Erhöhung der Volksdichte ersichtlich: so am Rhein, am Po, an der Seine u. a.; ähnlich in den übrigen Erdteilen. 5. Auch die geologische Beschaffenheit des Bodens ist nicht zu übersehen. So wird der Ackerbau, wenn Quarz, Kalk und Gips ungemengt größere Strecken bedecken, wesentlich erschwert; wo diese Gesteine Plateaus bilden, die das Wasser rasch in die Tiefe sinken und ablaufen lassen, entsteht immer ein unfruchtbarer, menschenarmer Fleck Erde. 6. Allgemein anerkannt ist die Anziehung des Meeres auf den Menschen. Keine der großen Menschenanhäufungen der Erde liegt vom Meere ab- geschnitten; alle sind vom Meere umgeben, durch Häfen und Flüsse mit ihm in engster Verbindung. Das Rheindelta, die Küsten von Frankreich, England, die Küsten von Indien und China treten auf einer Bevölkeruugs- dichtigkeitskarte der Erde als Zeugen für die Eigenschaft des Meeres auf, die Menschen an seinen Ufern zu sammeln. 7. Gleichfalls für die Verteilung der Bevölkerung nicht ohne Belang sind die sog. Lockmittel des Verkehrs. Die Entdeckung von Gold erfüllte Kalifornien und Australien plötzlich mit einer zahlreichen Bevölkerung; die Portugiesen wurden von den Gewürzinseln des Morgenlandes angezogen; die Russen sind als Eroberer in dem Verbreitungsgebiete der Pelztiere bis nach dem äußersten Osten Sibiriens, ja selbst bis nach Amerika vorgedrungen, und der Kabliaufang führte die Franzosen nach Neu- sundland. 8. In hohem Grade ist endlich die Bevölkerungsdichte eines Gebietes abhängig von dem jeweiligen Kulturzustande seiner Bewohner. So ver- mögen z. B. auf einem Boden, der früher nur einige Familien von Fischern