Kleine
Schulgcographlc von Europa
für die Hand der Rinder
in Bürger- und Volksschulen
ff
Bearbeitet
von *
Kugo Arieöerncrnn,
Oberlehrer in Dresden.
Dreizehnte durchgesehene Auflage.
'it den Ergebnissen der neuesten Volkszählungen
und kolonialen Erwerbungen.
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Dresden,
l^uhle, Verlagsbuchhandlung m. b. f).
M' 1908.
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■■11,181!
Preis kartoniert 45 Pfennig.
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Vorwort zur zehnten Auflage.
Die zehnte Auflage erscheint in größerem Drucke und mit deu
Ergebnissen der neuesten Volkszählung.
Immer bemüht, der Schule das Beste zu bieten, danke ich auch allen
denen, die mein Wirken unterstützen, und bitte weiter um Zusendung von
Urteilen und etwaigen Wünschen.
Mit herzlichem Ostergruß
Dresden, den 1. April 1896.
Der Verfasser.
Vorwort zur dreizehnten Auflage.
kolonialen
Weiterung
Zu
Verfasser
Bnchhand
flage hat besonders die neuesten Zählungen und
berücksichtigt, auch hat der Text mehrfach Er-
Januar 1908.
Der Verfasser.
-chnlgeographie von Europa" erschien eine von demselben
ulkarte von Europa" in Farbendruck, die durch jede
von 20 Pfennig bezogen werden kann.
Die Verlagsbuchhandlung.
Ächta
(Sogtt) tfi2)
3855,4
I. Eni ®[o6us.
Blicken wir an einem hellen Abende zum Himmel empor, so sehen
wir die Schar der unzähligen Sterne. Der Sternkundige, Astronom ge-
nannt, unterscheidet drei Arten von Sternen: 1. Fixsterne, 2. Planeten,
3. Kometen.
Fixsterne (von latein. fixum d. h. fest) nennt er solche Sterne, welche
ihren Platz am Himmel nicht verändern, gleichsam fest stehen, sich nur
um sich selbst bewegen und eignes Licht haben. Unser nächster Fix-
stern ist die Sonne, welche sich nur scheinbar um die Erde bewegt.
Planeten oder Wandelsterne verändern ihren Platz, sie bewegen sich
1. um die Sonne, 2. um sich selb st und sind 3. dunkel; sie erhalten
ihr Licht von der Sonne. Ein solcher Planet ist unsre Erde.
Kometen sind Schweifsterne. Sie bewegen sich ebenfalls um die
Sonne und erhalten ihr Licht von ihr. Nur wenn sie der Bahn unserer
Erde sich nähern, sind sie mit bloßem Auge sichtbar.
Die Erde ist also ein Stern unter Sternen. Sie hat die Gestalt
einer Kugel. Eine kleine Nachbildung der Erde steht jetzt vor euch. Man
nennt eine solche Nachbildung einen „Globus"; denn das lateinische Wort
„globus" bedeutet „Kugel".
Beweise für die Kugelgestalt sind: 1. werden ferne Gegenstände, denen
wir uus oder die sich uns nähern, zuerst mit ihren Spitzen sichtbar, z. B.
Schiffe, Berge, Türme, Bäume usw., 2. ist unser Horizont stets ein
Kreis, 3. hat man die Erde umreist, 4. ist der Erdschatten stets rund,
5. haben alle Planeten Kugelgestalt.
Der Globus zeigt auf seiner Oberfläche Lage und Gestaltung der
Erdteile und das richtige Verhältnis ihrer Größe zu einander, serner
Lage und Gestaltung der Meere und ihr Größenverhältnis zu
einander. Außerdem unterscheidet man auf dem Globus noch Punkte
und Linien. Den obersten Punkt bezeichnet man als „Nordpol", den
untersten als „Südpol".
Mitten um den Globus bemerkt man eine starte Linie; sie teilt die
Erdkugel in zwei gleiche Teile, in die nördliche Halbkugel oder
nördliche Hemisphäre, und in die südliche Halbkugel oder südliche
Hemisphäre., Diese Linie wird daher Gleicher oder Äquator ge-
nannt. Der Äquator ist also gleichweit entfernt vom Nordpol und vom
Südpol.
Die Kreislinien, welche mit dem Gleicher parallel (d. h. immer
gleichweit vom Äquator) laufen und auch gleichweit voneinander entfernt
find, nennt man Parallel- oder Breitenkreise. Diese Kreise werden
immer kleiner nach Norden und nach Süden zu, ja der nördlichste und
südlichste wird sogar nur durch die bereits „erwähnten Punkte „Nordpol"
und „Südpol" bezeichnet. Du zählst vom Äquator bis zu diesen Punkten
je neun Kreise. Es sind in Wirklichkeit mehr; denn um den Globus
F riedemann, Kl. Schulgeographie v. Europa. 13. Aufl.
1
— 2 -
nicht durch Linien zu überfüllen, hat man uur aller zehn Breitenkreise eine
solche Linie gezagen, es gibt also neunzig Parallel- oder Breiten-
kreise nach Norden und neunzig Parallel- oder Breitenkreise nach
Süden. Die Breitenkreise zwischen Äquator und Südpol bezeichnen
die südliche Breite, die Breitenkreise zwischen Äquator und Nordpol
bezeichnen die nördliche Breite. Der Abstand oder die Entfernung eines
wirklichen Kreises vom andern beträgt einen Grad. Für Grad setzt mau
das Zeichen „°", z. B. 6° d. h. sechs Grad. Ein Grad aber beträgt
15 deutsche Meilen. Die gerade Entfernung des Äquators vom Nordpol
würde also 90x15 Meilen betragen. Wieviel Meilen also? — Das wäre
V4 vom Umfang der Erde. Wieviel beträgt nun der ganze Umfang der Erde?
Die Linien der Parallelkreise waren wagerecht gezogen; eine andere
Art Linien sind senkrecht und zwar von Pol zu Pol gezogen und schnei-
den die Linien der Breitenkreise stets in einem rechten Winkel. Man
nennt diese Linien Mittagslinien oder Meridiane, weil sie diejenigen
Orte auf der Erde verbinden, welche gleiche Mittagszeit haben, oder,
anders ausgedrückt, Orte verbinden, bei deuen mittags 12 Uhr die Sonne
den höchsten Standpunkt am Himmel erreicht. Um den ganzen Globus
herum zählen wir 36 Mittagslinieu. Auch hier hat man, um jede Über-
fülluug zu verhüten, nur jede zehnte Linie gezogen; es sind also in Wirk-
lichkeit 360 Mittagslinien um die Erde zu denken. Der Abstand jeder
einzelnen Linie von der anderen beträgt am Äquator wieder einen Grad
oder 15 Meilen. Multiplizieren wir 360x15 Meilen, so erhalten wir
zum zweiten Male den Umfang der ganzen Erde. Im Gegensatz zu den
Breitengraden nennt man Meridiangrade Längengrade. Während
man die Breitengrade vom Äquator aus uach Süden oder Norden
berechnete, berechnet man die Längengrade vom ersten Meridian aus
nach Osten oder Westen. Wir Deutscheu nahmen früher als ersteu
Meridian denjenigen an, welcher an der Westküste Afrikas, nahe der
Insel Ferro gedacht wurde. Jetzt rechnen wir mit dem Meridian, der
über die Sternwarte von Greemvich (bei London) geht und sprechen also
z. B. 15o östlich von Greemvich (abgekürzt 15° ö. v. Gr.) oder 15° west-
lich vou Greemvich (abgekürzt 150 w. v. Gr.)
Denken wir uns diesen Meridian um die ganze Erde gezogen, vom
Südpol über den Äquator zum Nordpol und von dort ans der andern
Seite wieder über den Äquator zum Südpol, so erhalten wir einen Kreis,
welcher die Erde abermals in zwei Hälften oder Hemisphären scheidet, in
die östliche Hemisphäre und in die westliche Hemisphäre. Auf der
östlichen Hemisphäre liegen die Erdteile Europa, Asien, Afrika und
Australien, die „alte Welt" genannt; auf der westlichen Hemisphäre liegt
nur Amerika, welches man als „neue Welt" bezeichnet.
Vergleichen wir diese Halbkugeln in Bezug aus ihre Landmassen,_ so
können wir sagen: die östliche Halbkugel zeigt die größten Landmassen,
die westliche Halbkugel die größten Wassermassen.
Nördlich und südlich vom Äquator aber bemerken wir auf dem Globus
noch andere wichtige Linien; 231/2° nördlich vom, Äquator fiuden wir den
Wendekreis des Krebses, 23y2° südlich vom Äquator den Wendekreis
des Steinbocks, 6672° nördlich den nördlichen Polarkreis, 661/2° südlich
— 3 —
den südlichen Polarkreis. Durch diese Linien werden die fünf Haupt-
klimate oder die fünf Zonen der Erde bestimmt. Diejenigen Teile der
Erde, welche innerhalb der Polarkreise liegen und die Pole zu Mittel-
punkten haben, sind die zwei kalten Zonen der Erde. Man spricht daher
von einer nördlich - kalten nnd von einer südlich - kalten Zone. Die
Länder dieser Zonen bezeichnet man als Polarländer, die Meere als
Eismeere. In den kalten Zonen gibt es nur zwei Jahreszeiten, einen
Sommer nnd einen Winter. Der kalte Sommer vermag die ungeheuren
Eismassen des strengen Winters nicht zu schmelzen. Ferner herrscht in den
Polargegenden ein halbes Jahr Tag und ein halbes Jahr Nacht. Die
Polarnächte werden oft erhellt von prachtvollen Nordlichtern oder vom
Monde, dessen silbernes Licht so mächtig erstrahlt, daß man bequem dabei
zu lesen vermag. Hat der nördliche Polarkreis seinen Tag, so ist der süd-
liche Polarkreis in nächtliches Dunkel gehüllt. Zwischen dem Wendekreise
des Krebses und dem nördlichen Polarkreise liegt die nördlich-gemäßigte
Zone. Zwischen dem Wendekreise des Steinbocks und dem südlichen
Polarkreise liegt die südlich-gemäßigte Zone. Beide gemäßigte Zonen
haben vier Jahreszeiten. Im Winter gibt es die kürzesten Tage, im
.Frühling nehmen sie zu, im Sommer erreichen sie die größte Länge, im
Herbste nehmen sie wieder ab. Wenn in der nördlich-gemäßigten Zone
Winter ist, hat die südlich-gemäßigte Zone ihren Sommer; waltet in
der nördlich-gemäßigten Zone der schaffende Frühling, so welkt der Herbst
in der füdlich-gemäßigteu Zone die Blätter. Zwischen beiden Wendekreisen,
also mitten durchschnitten vom Äquator finden wir die heiße Zone. ir Sie
hat auch zwei Jahreszeiten: die trockene, heiße Zeit, die man als Aqua-
torialsommer bezeichnen, und die feuchte, regenreiche, doch auch warme Zeit,
die man als Äquatorialwinter ansehen kann. Einen Wechsel in der Tag-
und Nachtlänge gibt es in der heißen Zone nicht. Die Sonne geht jeden
Tag früh 6 Uhr morgens auf und 6 Uhr abends uuter, der Tag sowohl
als die Nacht haben zwischen den Wendekreisen eine Dauer von je zwölf
Stunden.
Beantworte schriftlich folgende fragen:
1. Wieviel deutsche Meilen betragen 10°? 2. Wieviel Breitenkreise gibt es?
3. Wieviel Längenkreise unterscheidet man? 4. Wieviel Meilen beträgt der Umfang
der Erde? 3. Welchen Meridian bezeichnet man als den ersten? 6. Was versteht man
unter dem Ausdrucke „westliche" Hemisphäre? 7. Welche Linie teilt die Erde a) in
nördliche und südliche, b) in östliche und westliche Hemisphäre? 8. Was versteht man
a) unter einem Fixstern, b) unter einem Planeten, c) unter einem Kometen?
9 Erkläre die Namen: Globus, Äquator, Meridian, Pol. 10. Welche Erdteile liegen
a) nur in nördlicher, d) nur iu südlicher, c) sowohl in nördlicher als auch in südlicher
Breite? 11. Nenne die fünf Zonen der Erde und bezeichne ihre Grenzen. 12. Zeichne
einen Kreis und deute die Zonen darin an.
II. Raine, Lage, Grenzen, Größe umf Bevölkerung
von Enropa.
Der Name „Europa" entstammt dem altassyrischen Worte „Erep",
d. h. Abendland, im Gegensatze zu Asien, altassyrisch „Asu", welches
„Morgenland" bedeutet.
Europa liegt auf der nördlichen und östlichen Halbkugel der Erde,
zwischen dem 36° und 71° nördlicher Breite, zwischen dem 9]/2° in. v. Gr.
und dem 60" ö. v. Gr. Der nördlichste Punkt Europas ist das
„Nordkap" auf der Insel Magerö, der südlichste Punkt Europas ist
Kap Tarifa in Spanien, der westlichste des Festlandes Kap La Rocca
(d. h. der Felsen) in Portugal, die östlichste Begrenzung bildet das
Uralgebirge.
Im Norden wird Europa begrenzt vom Nördlichen Eismeer. Tiefe
Buchten dieses Meeres sind: Weißes Meer, Busen von Tscheskaja, Petschora-
busen. Im Osten grenzt Europa an Asien (Uralgebirge) und an den
Kaspifchen See. Grenzen im Süden sind: Asien (Kaukasusgebirge) und
das Mittelländische Meer mit seinen Teilen. Diese Teile sind: Afowsches
Meer, Meerstraße von Kertsch, Schwarzes Meer, Straße von Konstanti-
nopel, auch Bosporus,, genannt, Marmarameer, Straße der Dardanellen
oder Hellespont, das Ägäische Meer oder der griechische Archipel (d. h.
Jnselmeer), Jonisches Meer, Straße von Otranto, Adriatisches Meer,
Straße von Messina, Tyrrhenisches Meer, Busen von Genua, der Löwen-
gols (Golf du lion), Straße von Gibraltar. Die West grenze bildet der
Atlantische Ozean mit seinen Teilen. Diese Teile sind: Meerbusen von
Biscaya, der Kanal, Straße von Calais (sprich Ealäh), das Deutsche
Meer (Nordsee), das Skandinavische Meer, das Skagerrak (d. h. Felsen
von Skagen), Kattegat (d. h. Katzenthor*), Sund, großer und kleiner Belt,
Ostsee mit bottuischem, sinnischem und rigaer Meerbusen.
Wir merken uns also an den Grenzen zwei Ozeane, zwei Binnen-
meere, d. h. innere Meere, einen Binnensee, einen Erdteil.
Größe Europas: 9898000 □ km. Das Königreich Sachsen hätte
650 mal, das Kaisertum Deutschland 18 mal Platz auf der Fläche, welche
Europa bedeckt.
Bevölkerung Europas: 422 Millionen Bewohner, auf 1 □ km etwa
43 Bewohner. Europa ist seiner Landmasse nach der 14. Teil der Erde.
Über 1/5 sämtlicher Menschen der Erde wohnt in Europa. Am dichtesten
ist die Bevölkerung in der Mitte und im Westen Europas (Sachsen,
Belgien, England), am geringsten ist die Bevölkerungsdichtigkeit im Osten
(Rußland) und im Norden (Skandinavien).
Beantworte schriftlich folgende Frage«:
1. Zu welchem Meere gehören a) das Weiße, b) das Schwarze Meer, c) der Busen
von Riga, ä) das Kattegat? 2. Warum wird Asien wohl „Morgenland", Europa
„Abendland,, genannt? 3. Zwischen welchen Breiten- und Längengraden liegt Europa?
4. Wieviel Meilen Luftlinie beträgt die Entfernung vom südlichsten bis zum nörd-
lichsten Punkte Europas? 3. Wieviel Grade beträgt der Abstand der östlichen Grenze
bis zum westlichsten Punkte des Festlandes von Europa? 6. Woraus kann man er-
sehen, daß das Schwarze uud Weiße Meer gleiche Mittagszeit haben.
* Der Schiffer nennt die kurzen, mit Schaumspitzen bedeckten Wellen „Katzen-
pfötchen". Fast immer zeigt sich das Kattegat mit derartigen Wellen bedeckt; daher der
eigentümliche Name.
— 5 -
III. Iiis ifec Gewirkte ller Bevölkerung Europas.
Europa ist schon zu einer Zeit bewohnt worden, als das Klima durch
mancherlei Umstände noch ein so rauhes und kaltes war, daß Mitteleuropa
den größten Teil des Jahres mit Schnee bedeckt blieb und die Gletscher
der Alpen bis in die Taler des Rhein- nud Rhoneflusses, der Donau und
des Po hinabreichten. Die ersten Spuren menschlichen Daseins in Europa
finden wir in Höhlen. Sie waren des Menschen Wohnung und seine
Zuflucht im Kampfe mit den riesigen Tieren und bemti eisigen Klima.
Das zottige Fell des Höhlenbären war seine Kleidung, Äxte und Messer
von Stein und Keulen von Holz seine Waffen, das Fleisch erlegten Wildes
seine Nahrung. Viehzucht, Ackerbau, Brotbereitung waren ihm uubekaunte
Dinge, er war ein Wilder. Mühsam nur und unter furchtbaren Kämpfen
mit der gewaltigen Tierwelt fristete er sein elendes Leben, und erst lang-
sam und allmählich stieg er mit dem milder werdenden Klima aus tier-
ähnlichem Dasein zu höherer Gesittung empor. Da die Werkzeuge des
Höhlenmenschen nur aus Stein (besonders aus Feuerstein) hergestellt wur-
den, bezeichnet man diese Periode in der Urgeschichte des Menschengeschlechtes
in Europa als „Steinzeit".
Die nächstfolgende Periode bezeichnet man als „Bronzezeit", weil
der Mensch gelernt hatte, sich Waffen und Werkzeuge aus Bronze (Metall-
Mischung aus Kupfer und Zinn), also aus Metall, zu schmieden. Vertreter
jener Zeit sind die Bewohner der Pfahlbauten. Ihre leichten Holz- oder
Rohrhütten standen auf eingerammten Pfählen in den zahlreichen Seen
und Sümpfen. Das immer häufigere Auffinden der Reste jener Wohn-
stätten hat uns sehr sichere Kunde über diese Bewohner gegeben. Die
Kleidung bestand aus Geweben von Flachs, gegerbten Häuten und Woll-
gespinsten. Von Gebrauchsgegenständen finden sich Schwerter, Dolche,
Pfeilspitzen, Nadeln, Ringe, Angelhaken, Sicheln, Sensen, Messer aus Bronze
und Reibschalen von Stein zum Zermahlen des Getreides. Der Mensch jener
Zeit trieb also nicht nur Jagd und Fischfang, sondern kannte bereits den
Ackerbau und die Brotbereitung. Auch die Zucht der Haustiere wurde be-
trieben, wie die tierischen Überreste vom Hund, Schwein, Ziege, Rind und
Pferds beweisen. Der Pfahlbautenbewohner war also kein WUder mehr.
Übrigens lebten nicht alle Bewohner Europas in solchen Wasserdörfern,
sondern auch auf dem festen Lande, wie anderwärts zahlreich aufgefundene
Spuren von Ansiedelungen nachweisen.
Der dritte Zeitraum, die „Eisenzeit", ist die Zeit beglaubigter Ge-
schichte. Der Gebrauch und überhaupt die Kenntnis des Eisens ist von
Asien und Afrika (Ägypten) her nach Europa gekommen; zuerst kannten
das Eisen die Griechen, dann die Römer, mit denen die Kenntnis nach
Norden vordrang; am spätesten wurde es im Osten Europas bekannt und
geschätzt. Kenntnis und Gebrauch des Eisens aber hoben den Menschen
Europas bis zur heutigen hohen Kulturstufe und machten ihn durch seine
Eisenbahnen, Dampfmaschinen und Feuerwaffen zum Herrn der Erde.
Als europäisches Urvolk, das Volk der „Steinzeit", bezeichnet man
die oberer und Finnen. Iberer wohnten im Süden, Finnen in der
— 6 -
Mitte und im Norden Europas. Beide Völkerschaften, deren Angehörige
sich wohl nur in spärlicher Anzahl über die damals unwirtlichen und
rauhen Länderstrecken verteilt haben mögen, sind bis auf sehr geringe
Reste verschwunden.
Von den Iberern find nur noch,, die Vasken, ein Bergvolk der
Pyrenäen übrig, während zahlreichere Überbleibsel der finnischen Völker-
schast als Efthen an der Ostsee (Rußland) und als Finnen und Lappen
von der Ostsee bis zum Nördlichen Eismeer wohnen. (Rußland und
Skandinavien). Zwar gehören von der Bevölkerung Europas noch die
Ungarn oder Magyaren (sprich Modjaren) und die Türken dem finnischen
Stamme an, doch sind beide Völker erst später nach Europa gekommen,
die Ungarn in der Völkerwanderung, also Ende des 4. Jahrhunderts, die
Türken erst Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die iberisch-sinnische Urbevölkerung wurde durch ein höher gesittetes
Volk, durch die Kelten, welche aus Asien her einwanderten, verdrängt.
Sie schlugen ihre Wohnsitze in Mittel- uud Südeuropa auf und sind
wahrscheinlich das Volk der Bronzezeit und der Pfahlbauten. Sie waren
Hirten, Jäger und Ackerbauer; Sonne, Mond und Sterne waren ihnen
heilig. Auf den Höhen der Berge schürten auf steinernen Altären die
Priesterinnen (Druiden) die heiligen Feuer, hüteten hier streng die Geheim-
nisse der Gottheit und weissagten in weißen, langen Gewändern, den
immergrünen Zweig der Mistel um das Haupt gewunden, dem gläubigen
Volke Glück oder Unglück. Hier und da erinnert noch der Name eines
Flusses (Jser in Böhmen, Isar in Bayern, Jssre in Frankreich — Fluh)
oder Gebirges (Alpen d. h. Felsspitzen), ein Pfahlbau oder ein zufällig eut-
decktes Grab mit alten Waffen und Münzen an das Volk der Kelten, sonst
sind sie bis auf geringe Reste in Westfrankreich (Bretagne, sprich Bretanj)
und England (Wales, sprich Wähls), Schottland und Irland verschwunden.
Ihre Nachfolger wurden drei andere Stämme der indogermanischen
Völkergruppe: die Romanen, die Germanen und die Staden.
Die Romanen bewohnen den Südosten, Süden und Südwesten
Europas und wir rechnen zu ihnen die Rumänen, Griechen, Italiener,
Spanier, Portugiesen, Franzosen.
Die Germanen bewohnen die Mitte, den Westen und den Norden
Europas; zu ihnen gehören: Deutsche, Deutschösterreicher, Holländer, Eng-
länder, Dänen, Schweden, Norweger und Isländer.
Der Osten des Erdteils gehört den Slaven. Dazu zählt man die
Russen, Polen, Wenden, Tschechen, Slowaken, Slovenen, Kroaten, Serben
und Bulgaren. Außer diesen drei Hauptstämmen wohnen noch Juden in
allen Ländern. Der größte Teil der europäischen Bevölkerung bekennt sich
zum Christentum, nur etwa 6 Millionen sind Mohammedaner (Türken),
etwa 4y2 Millionen sind Juden. Die Romanen sind vorwiegend römisch-
katholisch, die Germanen protestantisch, die Slaven griechisch-katholisch.
Beantworte schriftlich folgende Frage«:
1. Welche Völkerschaften bezeichnet man als UrVolk Europas? 2. Welches Volk
verdrängte die Urbevölkerung? 3. Welche Reste der Urbevölkerung sind zu nennen und
wo wohnen sie? 4. Welche Völker gehören a) zu den Romanen, b) zu den Slaven,
c) zu den Germanen? 5. Welche drei nach den Werkzeugen der Völker benannte Zeiten
unterscheidet man in Europa? 6. Welcher Völkerstamm wohnt a) im Süden b) in der
Mitte, c) im Osten Europas? 7. Aus welchem Erdteile ist die Einwanderung der
meisten Völker Europas erfolgt? 8. Wieviel Christen zählt Europa, wenn wir die Zahl
der Mohammedaner und Juden von der Bevölkerungsziffer abziehen.
IV. Nie eucopäifdien Orenzmeere, Inseln und Kalbinseln.
An der Nordgrenze Europas finden wir das Nördliche Eismeer.
Das Nördliche Eismeer ist das kleinste der fünf Weltmeere; es beginnt
nördlich vom Polarkreis (66 V20 n- B.), hat den Nordpol zum Mittelpunkte
und berührt die Nordgrenze der drei Erdteile: Europa, Asien und Amerika.
Zwischen Island und Grönland zieht ein breiter Strom kalten Wassers
aus dem Eismeere an der amerikanischen Seite nach Süden; man nennt
ihn „Polarstrom" oder „Arktische Strömung".
Zwischen Island und Nordeuropa dringt ein viele Meilen breiter
Strom warmen Wassers aus dem Atlantischen Ozean nach Norden bis
in das Eismeer; dieser heißt „Golfstrom". Ohne diesen „Golfstrom",
der eine Fülle segnender Wärme spendet, lägen die Lander Nordeuropas
(Deutschland, England, Dänemark, Skandinavien) den größten Teil des
Jahres unter Eis und Schnee; sie hätten weder Bedeutung für den Handel
noch für die Kultur, und ihre Bewohner würden wieder das, was sie vor
Jahrtausenden waren — armselige Fischer-, Jäger- und Hirtenvölker, wie
sie teilweise noch jetzt im äußersten Norden Europas, Asiens und Amerikas
anzutreffen sind.
Selbst in der wärmsten Zeit des Jahres wird dos Eismeer im höchsten
Nordet? nicht ganz srei von Eismassen. Große, oft meilenbreite Schollen
oder gewaltige Eisberge treiben nach Süden, den warmen Gewässern der
Erde zu, wo sie schmelzet?, während der warme Strom von Süden Hölzer
der heißen und gemäßigten Zone, wie sie die Ströme dem Meere zuführen,
nach Norden trügt und die öden Gestade der Polarinseln mit dem kost-
baren Brennmaterials beglückt.
Trotz aller Gefahren, die das unwirtliche Eismeer bietet, wird es
doch vom Menschen aufgesucht. Zunächst lockt ihn der Handelsgeist dazu,
venu die Jagd auf Wale, Walrosse, Seehunde, Eisbären und" Eisfüchse
liefert entweder den gesuchten Thran oder gutes Pelzwerk. Dann treibt
ihn aber auch der Wissensdrang, die noch unerforschten nördlichsten Regionen
der Erde kennen zu lernen.^
* Den nördlichsten Punkt im nördlichen Eismeer erreichte der norwegische Nordpol-
fahrer Nansen unter 860 14' n. Br. am 7. April 1895. Er benutzte dabei auf feinem
Schiffe „Fram" eine mächtige, ostwestwärts flutende Strömung, die an den Neusibirischen
Inseln (nördlich der Lenamündung in Sibirien) beginnt, wahrscheinlich über den Nord-
pol selbst geht und zwischen der Ostküste von Grönland und Spitzbergen nach Süden in
den nordatlantischen Ozean verläuft. Nansen erreichte den genannten nördlichen Punlt
jedoch nicht auf seinem Schiffe, mit dem er nur bi§ 85° 57' kam (Treibeis), sondern
aus einer Schlitten- und Bootsreise vom Schiffe aus. Der erreichte nördliche Punkt
liegt genau westlich vom Nordpol. Im nördlichen Eismeere fand Nansen große Tiefen
bis 38O0 in.
- 8 —
Folgende Inselgruppen des nördlichen Eismeeres rechnen wir zu Europa:
1. Die Grnppe der Lofoten und die Gestadeinseln Skandinaviens
bis zum Nordkap, spärlich bewohnt. Nur im Februar und März finden
sich aus den Lofoten an 20000 Fischer ein, um den Dorsch oder Kabliau
zu fangen. 2. Die zwei Inseln Nowaja Semlja, d. h. Neuland, nur im
Sommer von russischen Jägern und Fischern bewohnt. 3. Inselgruppe der
Väreninseln, nördlich vom Nordkap, unbewohnt. 4. Die Inselgruppe
Spitzbergen, unbewohnt, doch noch ein Weideplatz wilder Renntiere.
5. Inselgruppe Franz-Josephsland/ die nördlichste Inselgruppe Europas
(38°) und erst 1873—74 von der österreichischen Nordpolexpedition ent-
deckt, unwirtliche, einsame Einöden.
Halbinseln, welche in das nördliche Eismeer ragen, sind Kaniu,
Kola und Skandinavien.
Die West- und Südgrenze Europas bildet der Atlantische Ozean mit
seinen Teilen. Dieser Ozean ist das zweitgrößte Meer der Erde uud
bespült die Erdteile Europa, Asien (Vorderasien), Afrika und Amerika.
Mit furchtbarer Gewalt toben die Wellen oft gegen die Küsten; sie haben
die tiefen Buchten und Binnenmeere unseres Erdteils, die zahlreichen Inseln
und Halbinseln geschaffen. Der Reichtum an Buchten und sicheren Häfen
aber hat Europa zur Beherrscherin aller Meere auf Erden gemacht; kein
Meer ist so befahren in allen seinen Teilen als der Atlantische Ozean. An
seinen Küsten wohnten die Entdecker der Erdteile Amerika und Australien
und sitzen jetzt die größten Handelsvölker der Erde.
Der salzreichste, tierreichste und pflanzenreichste Teil des Atlantischen
Ozeans ist das Mittelländische Meer, der salzärmste, tierärmste und pflanzen-
ärmste die Ostsee. Der wichtigste Fisch des Atlantischen Ozeans ist der
Hering; er kommt zu allen Zeiten in allen Teilen des Meeres vor, erscheint
aber im Juni und Juli in den mächtigsten Zügen in der Nordsee und sein
Fang bildet den Nationalreichtum ganzer Völker (Holländer).
Halbinseln des Atlantischen Ozeans sind: Skandinavien, Jütland,
Normandie und Bretagne (spr. Betanj), Pyrenäische Halbinsel (Spanien
und Portugal) uud im Mittelmeere die Apenninische Halbinsel (Italien),
Jstrien, die Balkanhalbinsel (Türkei und Griechenland), die Halbinsel
Krim, auch Taurische Halbinsel genannt.
Zahlreich sind die Inseln im Atlantischen Ozean. Wir suchen sie
auf der Karte auf. Die größten sind die britischen Inseln, England mit
Schottland und Irland, die entfernteste ist Island. Nördlich von
Schottland liegen in Gruppen die Orkneys, die Shetlandsinseln und die
Faröer (zu deutsch Schafinseln), westlich die Hebriden. In der irischen
See liegen die Inseln Man (spr. Män), Anglesea (Angelsi), im Kanal die
Insel Wight (Weit) uud die Normannischen Inseln. Ziemlich entfernt
von Europa liegen draußen im Meere die Azoren, d. h. Habichtsinselu.
In der Nordsee merken wir uns die ostsriesischeu und nordfriesischen Inseln
und Helgoland.
Die Ostsee wird von der Nordsee durch die Halbinsel Jütland und
die Dänischen Inseln, von denen Seeland und Fünen die größten sind,
getrennt. In der Mitte zwischen Skandinavien und Deutschland liegt die
- 9 -
ebenfalls dänische Insel Vornholm. Von schwedischen Inseln merken wir
uns Öland und (Hotland, von russischen Inseln: die Älands (sprich
Olands d. h. Jnselländer), Dago und Oesel, von deutschen Inseln Rügen,
Fehmarn, Alsen, Usedom und Wollin.
Das Mittelländische Meer zerfällt dnrch die beiden Halbinseln
Italien und die Balkanhalbinsel in drei größere Becken oder Teile.
Im westlichsten Becken liegen die großen Inseln, wie die Balearen,
Korsika, Sardinien und Sizilien, im mittelsten die kleinen Inseln in
Gruppen: Maltagruppe, dalmatinische und jonische Inseln, die Kykladen,
d. h. Kreisinseln (die Sporaden, d. h. die zerstreuten Inseln, liegen an der
Küste Asiens und werden auch zu diesem Erdteil gerechnet), und Kreta als
größte Insel. Das östlichste Beckeu bildet das Schwarze Meer; es ist iusellos.
Selten blaut rein im Norden der Himmel; meist zieht der Wolken
luftiges Gebilde einen Schleier zwischen uns und dem blendenden Sonnen-
lichte und legt seiue Schatten über Land und Meer. Selten liegt daher
auch die fast stets bewegte See wie ein Spiegel vor uns. Anders im
sonnigen Süden. Rein und hell spannt sich den größten Teil des Jahres
das Gewölbe des Himmeldomes über Erde und Wasser. Tief durchsonnt
leuchtet dann das Meer an Siziliens Küsten in herrlicher Bläue und er-
lanbt^dem Blicke tief hinabzudringen in die ozeanischen Abgründe.
Über den Vorderteil des Bootes gelehnt, gleiten unter uns Ebenen,
Täler uud Hügel vorüber, mit bräunlichem Strauchwerke bedeckt, und neben
senkrechten Abgründen unterscheiden wir deutlich die zarten Wellenlinien
des weißleuchtenden Meersandes, der Korallen vielzackiges Gezweig oder
der Schwämme seltsames Geflecht. Wie huscht da unten eine merkwürdige
Tierwelt durcheinander! Fische, einzeln oder truppweis, durchstreichen die
blaue Flut, irren zwischen den Steinblöcken umher, durchstöbern die Dickichte
der Seepflanzen und flüchten rasch in sichere Schlupfwinkel, wenn der
tiefe Schatten unsers Bootes über sie dahinzieht oder ein riesiger Polyp
seiue gefährlichen Fangarme nach ihnen ausstreckt. Große Krebse kriechen
scheinbar plump am Bodeu hin, bis sie plötzlich mit überraschender Schnellig-
keit unter deckenden Steinen verschwinden, über die sich in wunderbarer
Pracht ein seltsam bunter Flor von pflanzenähnlichen Tieren ausbreitet.
Kaum von wirklichen Blumen zu unterscheiden, bilden diese Blumentiere
die farbenreichen Gärten des Meeres.
Langsam treibt ein vielarmiger granatroter Seestern über sie hin,
während bunte Seeschnecken behutsam au steiler Felswand emporklimmen,
oft gestört in ihrer Bahn von großen, dunkelbraunen Spritzwürmern oder
Holothurieu, die ihre langen Fühlfäden heftig kreisend bewegen.
Salpen, seltsame Weichtiere, oft farblos wie Glas, ziehen in lange
Ketten gereiht oder wie belebte Kränze aus Kristall uud Blumen geflochten,
langsam unter uns hin, getrieben von unsichtbarer Kraft. Quallen von
roter, blauer, gelber oder grüner Farbe tauchen, oft zu Tausenden, wie
bunte Seifenblasen auf die Oberfläche des Meeres empor, vom leichten
Tageshauche sich treiben lassend. Wie von Nesseln gebrannt zieht sich die
Hand zurück, wenn sie vorwitzig in dies bunte Gewühl greift, während
das glücklich erbeutete seltsame Tiergebilde als unförmliche Gallertmasse
auf dem Boden des Bootes liegt, um bald in Nichts zu zerfließen.
Friedemann, Kl. Schulgeographic v. Europa. 13. Aufl. 2
— 10 —
Hasfähnliche Bildungen, wie wir sie am Strande der deutschen Ostsee-
küste bereits kennen gelernt haben, finden sich auch an der Nordküste des
Schwarzen Meeres. Haben sich die von den Strömen mitgeführten Schlamm-
massen vor der Mündung in langen, schmalen Bänken im Meere abgelagert,
so nennt man die entstandene buchtenartige Erweiterung der Flußmündung
Liman. Einige dieser Limans, besonders die westlich von Odessa und
östlich von der Krim im Asowschen Meere liegenden, liefern eine große
Menge Seesalz.
Während des Frühlings, wenn die Schneewässer der Flüsse ins Meer
kommen, sind die Limans wenig salzhaltig; im Sommer versiegen die Zu-
flüsse, das eingedrungene Meerwasser verdampft und lagert am Boden
große Mengen von Salz ab. Ende Juli beginnt die Ausbeute und die
sonst öden Ufer beleben sich. Mit Schaufeln hebt man die Salzkristalle
vom sumpfigen Boden des Liman ab. Um nicht im weichen Schlamm zu
versinken, binden die Arbeiter kleine Bretter unter die Füße, versinken
aber doch oft rettungslos, wenn sie auf zu weiche Stellen treten. Die
scharfe Salzsole, in welcher die Leute arbeiten, überzieht Kleider und
Werkzeuge und greift die Haut der Arbeiter so an, daß Hände und Füße,
manchmal auch der ganze Körper mit Wanden bedeckt sind. Wegen der
Schwierigkeit der Salzgewinnung werden die Arbeiter hoch bezahlt. Bis
zum Eintritt der Herbstregen im September gewinnt man mehrere Millionen
Pfund des für den Menschen unentbehrlichen Gewürzes.
Beantworte schriftlich folgende fragen:
1. Welcher Breitengrad bestimmt die Grenze zwischen Eismeer und Atlantischem
Ozean? 2. Was versteht man unter „Polarstrom" oder Arktischer „Strömung"? 3. Wie
heißt die nach Norden gehende warme Strömung? 4. Wie heißen die Inseln des Nord-
lichen Eismeeres? 5. Welche Inselgruppe ist zuletzt entdeckt worden? 6. Worin bestehen
in Hinsicht auf Tiere, Pflanzen und Salzgehalt die Gegensätze zwischen Mittelmeer und
Ostsee? 7. Wie heißt der wichtigste Fisch des Atlantischen Ozeans? 8. Schreibe die
Inseln des Atlantischen Ozeans auf. 9. Schreibe die Inseln des Mittelmeeres auf.
10. Nenne die Halbinseln Europas. II. Welches Mineral geivinnt man a) in der Ostsee,
b) im Schwarzen Meere? 12. Nenne alle Meerengen oder Meeresstraßen um Enropa.
13. Wie nennt man die Hafsbildnngen des Schwarzen Meeres?
Y. Die Kollmgestali Europas.
Ziehen wir längs des Uralgebirges vom Eismeer bis zur Mündung
des Flusses Ural eine Linie, von letztgenanntem Punkte eine zweite bis
in den Winkel des Meerbusens von Biseaya und von da aus eine dritte
bis wiederum zum Anfang der ersten Linien am Eismeer, so erhalten wir
ein Dreieck. Dieses Dreieck bildet deu eigentlichen Rumpf oder den Kontinent
Europas, und man bezeichnet es als das kontinentale Dreieck. Die
Halbinseln erscheinen dann nur als Anhängsel dieses Dreiecks. Welch große
Bedeutung gerade diese Gestaltung für unsern Kontinent oder Erdteil hat,
werden wir erkennen, wenn wir über das Klima, über Tier- und Pflanzen-
welt sprechen werden. Die eine östliche Seite schließt sich an den Kontinent
Asiens an; sie bildet die eigentlich kontinentale Seite, welche sich nur
an die große Landmasse Asiens anschließt. Dle beiden anderen Seiten
werden als die ozeanischen Seiten bezeichnet; sie sind die Wasser-, Halb-
insel- und Jnselseiten.
So unterscheiden wir demnach in Europa drei Landgruppen: a) den
Rumpf, b) die Halbinseln, c) die Inseln. Bei Betrachtung der Gebirge
und Gewässer werden wir also auch diese Einteilung festhalten.
A, Pie Modengestatt des Hlumpfes.
Wir merken uns hier:
1. die Alpen und Karpathen als Hochgebirge,
2. die französischen, deutschen, österreichischen und russischen Gebirge
als Mittelgebirge,
3. die französische, deutsche, ungarische und russische Tiefebene.
a) Die Hochgebirge.
Alle Hochgebirge erheben sich über 2000 in Höhe; die höchsten Gipfel
sind entweder für immer oder doch den größten Teil des Jahres mit
Schnee bedeckt.
1. Die Alpen.
Das höchste Gebirge sind die Alpen. Sie beginnen am Mittel-
ländischen Meere und endigen in der Nähe von Wien an der Donau.
Man teilt sie in drei große Gruppen ein, in
a) die Westalpen vom Mittelmeer bis zum Genfer See;
b) die Mittel- oder Zentralalpen vom Genfer See bis zur Quelle
der Drau;
c) die Ostalpen von der Duelle der Drau teilen sich in zwei Haupt-
flügel, von denen der nördlichere bis Wien, der südlichere bis Fiume
am Adriatischen Meere geht.
Die Westalpen liegen an der Grenze zwischen Italien und Frankreich,
die Mittelalpen meist zwischen Italien und der Schweiz, die Ostalpen allein
in Österreich. Das Hauptalpenland ist die Schweiz, der höchste Alpen-
berg aber liegt in Frankreich, er heißt Mont Blatte, d. h. der „weiße
Berg", weil seine Spitzen mit ewigem Schnee bedeckt sind. Er ist 4800 m
hoch und bildet die höchste Spitze Europas. Andere Hauptberge sind noch:
a) zwischen Italien und Frankreich: der Monte Biso (3845 m),
auf welchem der Fluß Po entspringt, und der Mo&lJtoi_s spr. Sem);
b) zwischen der Schweiz und Italien: der große St. Bernhard,
der Monte Rosa, der Simplon, der St. GoMgxd, der Splügen, die
Verninagruppe;
c) in der Schweiz: Jungfrau, Finsteraarhorn, Rigi;
ä) in Osterreich: der Ortler, der Brenner, der Großglockner.
Die Alpen sind 150 Meilen lang; sie werden nach Westen, Norden
und Osten nur uach und nach niedriger und fallen nach Süden (Italien)
zu steil ab.^Wege, welche über die Alpen führen, nennt man Pässe; es
gibt deren dreierlei:
1. Fußpfade, meist uicht ohne Gefahr über Eisfelder oder Gletscher
führend;
2*
- 12 —
2. Saumpfade, auf denen man mit Lasttieren (Pferden, Maultieren,
Eseln) die Alpen überschreitet;
3. Fahrstraßen, Meisterwerke der neueren Baukunst für den Verkehr
zu Wagen eingerichtet.
Außerdem gehen sieben Eisenbahnen teils über, teils in langen Tunneln*
durch die Alpen:
1. aus Frankreich nach Italien die Mont Cenisbahn (1871 voll-
endet):
2. aus der Schweiz nach Italien die Simplonbahn (1906 vollendet);
3. aus der Schweiz nach Italien die St. Gotthard bahn (1881
vollendet);
4. aus Tirol nach Italien die Berninabahn von St. Moritz im
oberen Jnntale nach Ponteresina (1908) und Pofchiavo, Südtirol (1910);
5. aus Tirol nach Italien die Brennerbahn (1867 vollendet);
6. die Arlbergbahn in Tirol von Landeck'im Jnntale bis Bregenz
am Bodensee (1884 vollendet);
7. in den Ostalpen (Wien bis Graz) die Semmeringbahn (1854
vollendet).
In den Tälern und an den niederen Berghängen der Alpen sind
Gärten und Felder (Feldregion), dann folgt aufwärts der Wald (Wald-
region), dann Hochwiesen, Hochweiden (Weideregion), weiter ungeheure
Schnee- und Eisfelder (Gletscherregion) und zuletzt Schnee, unten
körniger und fester, nach oben immer staubartiger werdend (Schneeregion).
Der in den oberen Gebirgsmulden liegende, grobkörnige Schnee heißt
Firn d. h. vorjähriger Schnee; er rutscht allmählich in tiefere Regionen,
die oberen Schichten schmelzen unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen,
das Wasser durchdringt die unteren Schichten, gefriert hier wieder und
bildet so die Gletscher. Durch die immer mehr anwachsende Schwere
rutschen die Gletscher langsam abwärts und schieben Erde, Steine und
oft ganze Wälder vor sich her. Die wild durcheinander liegenden Schutt-
massen nennt man Moränen. Löst sich hoch oben an den Bergen eine
Schneemasse los und kommt ins Rollen, so wächst sie binnen wenig
Minuten zu einem ungeheuren Balle, einer Lawine, an. Donnernd, alles
vor sich her hinwegfegend oder in sich begrabend, rollt sie in die Tiefe,
staut die Bäche an und verwandelt das Tal in einen See, der, endlich
die Schneemauer durchbrechend, seine verheerenden Gewässer in die tieferen
Talregionen ergießt.
Der Wasserreichtum der Alpen ist ein sehr großer; zahlreiche Flüsse
durchfurchen die tiefen Täler („Hier ist des Stromes Mutterhaus") und
ein Kranz helläugiger Seen umzieht den Fuß der Riesenberge. Die Alpen-
bewohner beschäftigen sich mit Viehzucht, Holzfällerei und Flößerei, Holz-
schnitzerei und Bergbau. Die Produkte der Alpenländer bestehen in Vieh,
Häuten, Talg, Käse, Holz, Eis, Eisen, Blei, Kupfer, Quecksilber, Marmor,
Kalk und Salz.
* Der Gotthardtunnel mißt 14,520 m, der Mont Cenistunnel 12,233 m, der Arl-
bergtunnel 10,270 m, der Simplontnnnel, als längster, 19,770 in in der Länge.
J
- 13 —
Die Städte und Dörfer sind meist klein und liegen mit wenig Aus-
nahmen in den Tälern. Die Häuser sind von Holz gebaut, die Dächer
zum Schutz gegen den Sturm mit Steinen beschwert.
Hoch oben auf den Alpenweiden liegen die Sennhütten; hier wohnt
während des Sommers der Hirt (Senn) oder die Hirtin (Sennerin), be-
sorgt das Vieh und bereitet den berühmten Schweizerkäse. So malerisch
die Lage der Sennhütte oft ist, so unschön ist das Innere und meist
schmutzig die Umgebung. In einem Winkel der Blockhütte ist der Feuer-
Herd, darüber hängt an einem eisernen Arme der Milchkessel; ein Klappbrett
ist der Tisch, Holzklötze sind die Stühle, eine Heupritsche im Hintergrunde
vertritt das Brett. Gefäße, eine Kiste mit Lebensmitteln und klein ge-
spaltenes Holz füllen den sonstigen, schwarzgeräucherten Raum. — Leicht ist
das Leben des Sennen im Hochgebirge droben nicht, es gibt viel saure
uud harte Arbeit; wochenlang sieht er oft keinen anderen Menschen; das
Echo der Berge, welches seine Juchzer wecken, ist in stiller Bergeinsamkeit
sein Freund und sein Gesell.^
2. Die Karpathen.
Die Karpathen sind das zweithöchste Gebirge des europäischen Rumpses:
sie sind länger als die Alpen, beginnen bei Preß bürg an der Donau und
zieheu in einem gewaltigen Bogen bis wieder an die Donau, wo sie bei
Neuorsowa ihr Eude erreichen. Sie zerfallen in folgende Teile:
1. in die Kleinen Karpathen;
2. in die Tartragruppe, die höchste des ganzen Gebirges; im Norden
ist derselben vorgelagert das Bergland der Beskiden, im Süden das
ungarische Erzgebirge;
3. in die Waldkarpathen, deren südlichster Teil auch Transsylvanische
Alpen genannt wird.
Die Karpathen sind das menschenärmste aber metallreichste Gebirge
Mitteleuropas, meist dicht bewaldet, wild- und wasserreich. Nur die
Tatragruppe steigt in entsetzlicher Nacktheit und trostloser Öde mit ihren
steilen, turmartigen Felsenmassen aus der uugarischeu Ebene auf und er-
reicht in der (Herlsdorfer Spitze, 2654 m hoch, die größte Höhe des
Gebirges. Obwohl nicht in die Region des ewigen Schnees emporrragend,
sind doch die höchsten Spitzen den weitaus größteu Teil des Jahres mit
Schnee bedeckt. Gletscher fehlen, doch gibt es dafür Höhlen, welche nie
eisfrei werden. Die Stelle der Schneekars vertreten kleine, ungemein tiefe
Seen, welche man „Meeraugen" nennt. — Bären, Wölfe, Luchse, Gemseu,
Steinböcke, Steinadler sind das Wild der Karpathen. Die sonstigen Pro-
dukte sind: Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Salz, Holz und Petroleum.
b) Die europäischen Mittelgebirge.
1. Die französischen Mittelgebirge. Sie bilden die westlichen Vor-
mauern der Alpen; die Täler des Rhone- und Aarflusses scheiden sie von den
Alpen. Wir merken zunächst als Grenzgebirge zwischen Schweiz und Frankreich:
a) Das Jnragebirge. Es zieht sich in nordöstlicher Richtuug von
dem Rhone* bis zum Rhein als „Schweizer Iura", setzt sich dann aber
* Es heißt nicht die Rhone, sondern der Rhone.
— 14 —
in derselben Richtung fort und bildet einen Teil der deutschen Mittelgebirge
als „Schwäbischer und Fränkischer Jura". Das Gebirge besteht aus
Jurakalk, ist reich an Versteinerungen aus der Zeit, in der einst das Meer
hier flutete und es ausbaute, aber arm an Wasser. Die höchsten Berge
liegen im Süden und erreichen eine Höhe von 1650 m. Salz und Eisen
sind Produkte des Gebirges. Die Bevölkerung betreibt vorwiegend Uhren-
industrie und Schmuckfabrikation. (Genf, Le Locle [fib fiotl], La Chaux
de Fonds [fpr. Scho de Fongs^.) Das Klima ist rauh und dem Ackerbau
nicht günstig.
b) Die Sevennen. Sie liegen westlich vom Rhoneflusse, nach dessen
Tale zu sie steil abfallen; die Ausläufer des Gebirges ziehen unter ver-
fchiedenen Namen längs des Rhone- und des Saoneflusses bis iu die
Gegend von Chalons (Schalong) an der Saone. Das Gebirge ist reich
an erloschenen Vulkanen, warmen Quellen, und erreicht im Moni Mezin
(Mong Meseng) die Höhe von 1754 m.
c) Das Hochland der Auvergne (Overnj), westlich von den Sevennen,
besitzt den höchsten Gipsel Mittelfrankreichs in dem Mont Dor (Goldberg),
1886 m. Es ist ebenfalls vulkanischen Ursprungs, reich an Basalt, warmen
Duellen und berühmten Badeorten.
d) Cöte d'or, d. h. Goldhügel, westlich der Saone, hat seinen Namen
von seinem Reichtum an „goldenem Wein" (Burgunderwein).
e) Das Plateau von Langres (Langr) schließt sich nordwärts an;
es fällt steil nach Südost ab. Nordwestlich geht es nach und nach in die
weinreichen Hügelgelände der Champagne (Schampanj) über.
k) Der Argonnenwald begleitet den Oberlauf der Maas im Westen.
g) Die Ardennen, dicht bewaldet, bilden das Grenzgebirge zwischen
Frankreich und Belgien; sie erreichen noch nicht die Höhe von 500 m.
2. Die deutschen Mittelgebirge. Wir haben sie schon bei Deutschland
näher kennen gelernt und überblicken sie daher nur kurz. Sie zerfallen in
drei Gruppen:
A) Die Rhein-Wesergebirge, B) die Donaugebirge, C) die Weser-
Elbgebirge.
A) Die Rhein-Wesergebirge. Dahin gehören westlich vom Rhein: Der
Wasgenwald oder die Äogesen, Hardt und Donnersberg, Huusriick, Eifel;
östlich vom Rhein: Schwarzwald, Odenwald, Taunus, Westerwald, Sauer-
land, Teutoburger Wald, Spessart, Vogelgebirge und Rhön. Das höchste
Gebirge westlich vom Rhein ist der Wasgau, östlich vom Rhein der Schwarz-
wald, das höchste überhaupt in der Rhein-Wesergruppe der Schwarzwald.
B) Die Donaugebirge. Sie liegen nördlich der Donau. Dahin ge-
hören: der Schwäbische und Fränkische Jura und der Bayrische Wald.
Das höchste Gebirge ist hier der Bayrische Wald.
C) Die Weser-Elbgebirge. Hierher rechnet man Vöhmerwald,
Fichtelgebirge, Frankenwald, Thüringer Wald, Harzgebirge, Erzgebirge,
Elbsandsteingebirge, Lausitzer Gebirge, Riesengebirge.
Gib die Lage und Produkte der deutschen Gebirge an und nenne ihre
höchsten Berge.
— 15 -
3. Die österreichischen Mittelgebirge. Hierher rechnen wir die
bereits bei den deutschen Gebirgen genannten Randgebirge Böhmens:
Vöhmerwald, Erzgebirge, Riesengebirge, Eschengebirge (fälschlich Ge-
senke genannt).*
Zwischen Böhmen und Mähren liegt das Mährische Hügelland,
zwischen den letzten Ausläufern der österreichischen Alpen und der Donau
der Vakonyer Wald in Ungarn. Letzterer ist dicht bewaldet und erreicht
fast die Höhe des Erzgebirges.
4. Die russischen Mittelgebirge.
a) Die Waldaihöhe. Sie besteht aus niederen Höhen, welche 340 m
nicht übersteigen, hat aber dadurch große Bedeutung, daß viele Flüsse,
darunter der größte Strom Europas, die Wolga, hier entspringen.
b) Der Ural, d. h. Felsgürtel. Er ist 300 Meilen lang, also das
längste Gebirge Europas, streicht von Nord nach Süd, bildet die Grenze
zwischen Europa und Asien und übersteigt in einzelnen Spitzen die Höhe
unseres Riesengebirges, indem der höchste Berg 1688 m hoch ist. Nach
der europäischen Seite fällt der Ural langsam, nach der asiatischen Seite
steil ab. Im Süden bedeckt dichter Wald das Gebirge, der mittlere Ural
birgt unerschöpfliche Lager edler Gesteine (Jaspis, Malachit, Marmor) und
kostbare' Metalle (Platin, Gold, Eisen, Kupfer, Blei). Der nördliche Ural
ist das Reich finsterer Tannenwälder, ungeheurer Moore und öder, wild-
zerrissener Felsklippen.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. In welche Gruppen teilt man die Alpen ein? 2. In welche Teile zerfallen die
Karpathen? Wie heißt der höchste Berg der Alpen, wie hoch ist er und in welchem
Lande liegt er? 4. Nenne Pässe der Alpen und bezeichne die Länder, welche sie ver-
binden. 5. Nenne die französischen Mittelgebirge und ihreu höchsten Berg. 6. Nenne
die deutschen Mittelgebirge und ihren höchsten Berg. 7. Nenne ein österreichisches Mittel-
gebirge in Ungarn. 8. Welche Regionen unterscheidet man in den Alpen? 9. Bezeichne
die Lage und die Laufrichtung der Gebirge des Rumpfes von Europa auf einem Blatte,
indem du die Gebirge durch dicke Striche bezeichnest. 10. Welche Produkte siud aus den
Gebirgen zu nennen?
B. J)ie Gebirge der Halbinseln.
Alle größeren Halbinseln haben Hochgebirge.
1. Auf der skandinavischen Halbinsel liegt das skandinavische Ge-
birge, eine wildzerrissene Urgebirgsmasse, die steil im Westen nach dem
Atlantischen Meere abfällt, langsam im Osten nach der Ostsee sich abdacht.
Der Rücken des Gebirges besteht aus unwirtlichen Hochebenen (Fjelds,
d. h. Felder genannt), über die sich die schneebedeckten Gipfel vereinzelt
bis zu einer Höhe von 2600 m erheben. Der Westabfall nach der atlan-
tischen Seite zu zeigt tiefe, lange Buchten, sogenannte Fjorde, und von
der Meeresbrandung wild umtoste steile Felsenmassen. Das Gebirge ist
* Der Name „Endeten" wird für die sämtlichen Gebirgszüge an der Ostgrenze
Böhmens in manchen geographischen Büchern und auf manchen Karten noch gebraucht,
aber er gehört als gänzlich veraltet nicht mehr in den Unterricht.
— 16 —
außerordentlich metallreich. Silber, Kupfer, Blei, Eisen werden in großer
Menge gewonnen, werden aber, besonders das Eisen, vielfach in England
verhüttet, d. h. geschmolzen; denn England ist kohlenreich, Skandinavien
kohlenarm.
2. Die Bretagne (Bretanj) besteht ebenfalls aus Urgebirgsstein mit
zerklüfteten Küstenlinien, doch erhebt sich das Gebirge nicht viel über 300 in.
Häufig tritt der nackte Felsboden zu Tage oder ist nur mit dünner Erd-
schicht bedeckt; Bergkämme und tiefe Schluchten durchziehen die Halbinsel,
nur hin und wieder bieten einzelne Täler anmutige, frischgrüne Landschaften.
Tie Küste der Normandie umzieht ein Kranz von Kreidefelsen.
3. Die pyrenäische Halbinsel. Sie ist reich an hohen Gebirgen.
Das höchste Gebirge liegt im Süden und heißt Sierra Nevada, d. h.
Schneegebirge. Sein höchster mit Schnee bedeckter Gipfel erhebt sich bis
zu 3521 m (Mulahaeen). Den Nordrand der Halbinsel bilden die Pyrenäen
und das Cantabrische Gebirge. Die Pyrenäen bilden das Grenzgebirge
zwischen Frankreich und Spanien, teilen sich in Ost-, Mittel-, West-
Pyrenäen, haben schneebedeckte Gipfel, die bis zu 3400 m (Maladetta)
Höhe ansteigen.' Ihr Fuß ist von spärlichen Waldungen umgeben, dann
folgt an heißen Steilwänden Buchsbaningebüsch, weiter nach oben erscheinen
kräuterreiche Alpenmatten, Weidetristen, dann nacktes Geröll und zuletzt
ewiger Schnee. Bären, Wölfe, Luchse, Gemsen und Steinböcke bilden das
Wild des Gebirges, in dessen wasserdnrchrauschten Hochtälern das trotzige,
tapfere Bergvolk der Basken haust. Nur schmale Fußpfade, also keine
gebahnten Straßen wie in den Alpen, führen über das Gebirge, zwei
Eisenbahnen umgehen das Gebirge, die eine im Westen am Biskayschen
Golf, die andere im Osten am Golf du Lion.
Die Mitte der pyrenäischen Halbinsel zeigt außerdem uoch drei Ge-
birgszüge: a) tu der Mitte der Halbinsel das Castilische Scheidegebirge,
bis 2660 m hoch, südlicher b) das Andalusische Scheidegebirge, bis zu
1000 m hoch; c) östlich das Iberische Bergland, bis zu 2350 m hoch.
Die Gebirge der pyrenäischen Halbinsel sind ganz besonders reich an kost-
baren Erzen; man findet Gold, Silber, Blei, Eisen, Kupfer und Quecksilber.
Der Bergbau geht in die graneste Zeit des Altertums zurück und die
reichen Bodenschätze lockten viele fremde Völker hierher.
4. Die apenninische Halbinsel oder Italien.
a) Die Apenninen beginnen westlich von Genna und durchziehen,
südöstlich laufend die Mitte der Halbinsel. Man teilt sie ein
1. in die nördlichen, 2. in die mittleren, die sich wieder in die
östlichen oder römischen Apenninen und in die westlichen Apenninen
oder Abruzzen spalten, 3. in die südlichen oder neapolitanischen
Apenninen bis zum 40. Breitengrade.
b) Das Calabrische Gebirgsland, welches an der Straße von Messina
endigt.
Die Apenninen sind ein Kalkgebirge, im Norden schmal, ein ununter-
brochener, ^gleichmäßiger Damm, in der Mitte, wo sich dieser Damm in
zwei Hauptdämme zerteilt, breiter, mit wilden und schroffen Gebirgsformen
nnd schwer zugänglichen Hochtälern (Wohnsitz der Sabiner und i-samniter),
im Süden wieder schmal, doch nicht dammartig zusammenhängend, sondern
gruppenartig verteilt. Der Rucken des Gebirges ist kahl, die Abhänge
bedecken Eichen-, Ulmen- und Kastanienwälder oder weinreiche Rebengelände.
Am Fuße des Gebirges erhebt in den warmen, südlichen Tälern die Pinie
(ein der Kiefer ähnlicher Baum) auf säulenartigem Stamme ihre breite,
grüne Krone über blühende Myrten-, Zitronen- und Orangenbäume, von
deren sattem Laubgrün das silbergraue Blattwerk der Ölbäume scharf und
bestimmt sich abhebt.
Die ganze westliche Seite des Apenninengebirges bietet in ihrem Vor-
hügelgebiet einen vulkanischen Charakter, im Norden zeigt sich die Tätigkeit
unterirdischer Feuergewalten meist nur in heißen Quellen, im Süden jedoch
in einem offenen, stets rauchenden Vulkan, dem 1200 m hohen Vesuv.
5. Die Valkanhalbinsel.
Sie ist durchweg ein Bergland. Die Gebirgsmassen scheiden sich in
zwei Gruppen, in die östliche Urgesteinsgruppe und in die westliche
Kalksteingruppe; getrennt werden diese Gruppen ungefähr durch eine
Linie, welche man von Belgrad an der Donau bis Salonichi am ägäischen
Meere ziehen würde. Die westliche Kalksteingruppe zieht sich unter ver-
schiedeueu Namen südöstlich als Fortsetzung der österreichischen Kalkalpen
bis in die Südspitze der ganzen Halbinsel, die höchste Erhebung bildet die
Berggruppe des Olymp (fast 3000 m), dessen fast immer von Wolken um-
hülltes Haupt der griechischen Sage nach der Sitz der mächtigen Götter war.
Den wildesten Teil der ganzen Gebirgsmasse bilden die grauschwarzen
Berge von Montenegro (d. h. schwarze Berge). Hier ragen in furchtbarer
Steilheit die nackten, spitzen Felstürme wie vom Sturme gepeitschte aber
versteinerte Wogen empor. Nur schmale, iu unendlichen Krümmungen sich
emporziehende, oft kaum erkennbare Fußpfade führen empor in die kleinen
versteckten Hochtäler, in denen das kühue, freie Bergvolk wohnt, von keinem
Feinde je bezwungen. Der Montenegriner ist arm; aber sein Stolz ist die
Freiheit und seine Waffe, seine Lust der Kampf, fein herrlichster Schmuck
die Reinheit seiner Sitten und seine Vaterlandsliebe.
Die östliche Urgesteiusgruppe zerfällt ebenfalls in viele kleine Gruppen,
die höchste bildet der Rilodagh, 2750 m hoch, die längste ist der ostwärts
ziehende Balkan oder Hänms, 2375 m hoch. Langsam nach Norden, steil
nach Süden zu abfallend, hat es in seinem Baue und Eigenschaften, was
runde Kuppen, hohe Pässe, reiche Waldung, Metallreichtum betrifft, viel
Ähnlichkeit mit dem Erzgebirge; es bildet eine Völker- und Klimascheide
zwischen Nord und Süd.
6. Die Halbinsel Krim.
Der größte Teil der Halbinsel, und zwar der nördliche, ist eine
Steppenebene, auf welcher große Viehherden weiden; im Süden erhebt sich
das Taurische Gebirge oder Iailagebirge. In schroffer, furchtbarer Zer-
klüftung steigen seine dunklen Kalksteinwände an der Südseite aus den
Gewässern des Schwarzen Meeres bis zu einer Höhe von über 1500 m.
auf. Der nördliche Teil ist dichtbewaldet und sendet viele kleine Gewässer
hinab in die anmutigen, geräumigen Täler, in denen zahlreiche von reichen
Fruchtgärten umgebene und von fleißigen Tataren bewohnte Dörfer liegen
Friedemann, Kl. Schulgeographie v. Europa. 13. Aufl. 3
18 --
Besonders gedeiht an den südlichen Hängen der Wein in üppigster Fülle.
Hier liegt, geschützt vor den rauhen Nordwinden, auch Livadia, die reizende
Sommervilla des früheren russischen Kaisers Alexander III.
Vergleichen wir alle Halbinseln in Bezug auf ihre Gebirge, so merken
wir uns folgendes:
Die pyrenäische Halbinsel ist die Halbinsel der höchsten Berge und
der reichsten Erzlager, die apenninische die des Vulkanismus und der
warmen Quellen, die Valkanhallnnsel ist die der Wälder. Niedrig
und flach sind die Halbinseln Kola, Kanin, Jütland.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Nenne sämtliche Gebirge der Halbinseln. 2. Nenne 6 Berge der Halbinseln.
3. Bei welcher Halbinsel wurde die Kreide erwähnt? 4. Zwischen welchen Ländern
bilden a) die Pyrenäen, b) die Alpen die Grenze? 3. Welche Richtung nehmen die
Gebirgszüge der Halbinseln, 6. Welche Mineralien sind bei den Halbinselgruppen er-
wähnt worden? 7. In welchem Gebirge wohnten a) die Basken, b) die Montenegriner?
8. Welches Halbinselgebirge erinnert an das Erzgebirge?
C. pic cheöirge der Inseln.
Mit Ausnahme der flachen dänischen und friesischen Inseln sind alle
Inseln Europas gebirgig. Die gebirgigsten sind: Island, England mit
Schottland, Baleareu, Sardinien, Corsika, Sicilien und Candia oder Kreta.
1. Island ist durchweg eiue vulkanische Insel; 30 tätige Vulkane und
150 heiße Springquellen gebeu Zeuguis von der unterirdischen Fenertätig-
keit. Der höchste Punkt der Insel, der Oerafajökul, erhebt sich fast
bis zu einer Höhe von 1959 m. Niedriger ist der durch seine entsetzlichen
Ausbrüche gesürchtete Hekla. Ungeheure Gletschermassen bedecken zum Teil
die isländische Gebirgswelt, weit ausgedehnte Lavafelder und düstere Moore
umschließen in wilder Öde die Eismassen. Weder Baum noch Strauch
erfreut das Auge; nur in geschützten Tälern und in der Ebene an der
Küste bieten Grasplätze Schafen und Pferden, den wichtigsten Haustiereu
der Isländer, dürftige Weide. — Unter den heißen Springqnelleu nimmt
der Geisir, d. h. der Wütende, die erste Stelle ein.
Die Menschen haben sich nur an den Küsten angesiedelt, sie treiben
Fischfang und Viehzucht. Die Federn und Eier der Eidergänse und anderer
Vögel, die in ungeheuren Scharen an den Küsten ihre Nester bauen, werfen
reichen Gewinn ab.
2. England mit Schottland und Irland.
Die englisch-schottische Insel besteht im Süden aus Gebirgs- und
Flachland, im Norden aus Gebirgsland. Wir merken uns das Gebirgs-
land von Cornwall (Eornwäll) in der Südwestspitze, reich an Zinn und
Kupfer, nördlich das Gebirgsland von Wales (Wehls), reich an Stein-
kohlen und Eisen, 1026 in hoch.
Das Gebirgsland von Nordengland, in der Mitte und im Westen
von England, reich an Steinkohlen und Eisen. Das Bergland von
Schottland teilt man in das südschottische, mittelschottische (Grampians,
spr. Grämpiäns, genannt) und uordschottische Gebirge ein; es fällt in
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wildzerklüfteten Steilküsten nach dem Meere zu ab, ist reich an Mooren
und Seen, bietet aber genügende Weideplätze für Pferde, Rinder und
Schafe. Der höchste Punkt liegt in Mittelschottland und heißt Ben Nevis,
1353 m hoch.
Gebirgig sind noch alle Inseln in der Umgebung Englands und
Schottlands. Irland zeigt nur an den Rändern steile Felsenmassen.
3. Die dichtbewaldeten Gebirge der Valearen erheben sich auf Mallorca
bis zu einer Höhe von 1570 in und schließen wohlbewässerte, fruchtbare
Täler ein. An den südlichen warmen Abhängen gedeihen Getreide, Orangen
und Oliven.
4. Die Gebirge von Sardinien und Korsika bilden eigentlich nur ein
Gebirge, welches durch eine tiefe Senkung in der Meerstraße von Bonifacio
(spr. Bonifatfcho) in die zwei Jnselgebirgszungen zerfällt. In Sardinien
bildet der Monte Genargentn, 1920 m, in Korsika der Monte Rotondo,
3000 m, den höchsten Berg. Die Gebirge sind reich an Wald und Ge-
wässern, an den Abhängen gedeiht der Wein, die Olive, die Walnuß und
die edle Kastanie, in den Niederungen die Baumwolle.
5. Die Gebirge Siziliens. Das Innere Siziliens enthält hohe Berg-
massen, die in mehreren Ketten die Insel durchziehen und in einzelnen
Gipfeln fast die Höhe von 2000 m erreichen. Die größte Höhe erreicht
der Ätna, 3300 m, der höchste Vulkan Europas. An seinem Fuße liegen,
umgeben von reichen Wein- und Orangegürten, eine große Menge von
Städten, Dörfern und einzelnen Landhäusern; weiter aufwärts folgt ein
2—3 Stunden breiter Waldgürtel aus Kastanien, Eichen und Pinien, dann
eine Stein- und Aschenwüste, die den größten Teil des Jahres mit Eis
und Schnee bedeckt ist, und endlich der steile Aschenkegel des gewaltigen
Berges, in dessen Mitte der große Feuerschlund oder Krater sich öffnet.
Schwefeldämpfe und leichte Rauchwolken steigen aus dem schauerlichen
Kessel empor. Der Schwefel setzt sich an die Gesteine, er wird gesammelt
und kommt als wertvolles Produkt in den Handel.
Die Besteigung des Vulkans, meist von Catania aus unternommen,
ist beschwerlich und erfordert mehr als einen ganzen Tag, dafür lohnt aber
eine entzückende Aussicht reichlich die gehabte Mühe.
6. Kandia oder Kreta besitzt hohe Kalkberge, die über 2600 m empor-
steigen.^ Sie sind oben kahl und bilden wild zerrissene Felsenmassen.
Alle übrigen griechischen Inseln sind ebenfalls gebirgig und reich
an Marmor.
Vergleichen wir alle Inseln Europas in Bezug auf ihre Gebirge, so
merken wir folgendes:
Den höchsten Berg trägt die Insel Sizilien, die meisten Vulkane
hat Island, die größten Bodenschätze an Mineralien hat England,
die unfruchtbarsten Gebirge besitzt Island, die fruchtbarsten Sizilien.
* >Die weiße Schreibkreide, welche früher von Kreta aus zu uns gebracht wurde,
hat ihren Namen „Kreide" nach dieser Insel erhalten. Jetzt kommt unsere Schreibkreide
vorwiegend aus England und von der Insel Rügen.
3«
- 20 —
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Wieviel Bergnamen kannst du von den Inseln aufschreiben? 2. Welche Insel-
Vulkane kannst du nenneu? 3. Wo werden auf den Inseln a) Steinkohlen, b) Eisen,
c) Kreide, d) Schwefel gefunden? 4. Auf welchen Inseln erheben sich die Gebirge bis
über 2000 in? 3. Welche Pflanzen wurden bei den Jnselgebirgen genannt?
I). pie Kochebenen Kuropas.
Zwischen den Alpen, dem Jura und dem Fichtelgebirge breitet sich die
kontinentale Hochebene aus; sie teilt sich in die südliche „Schweizer Hoch-
ebene", die mittlere „Schwäbisch-Bayerische Hochebene" und die nördliche
„Fränkische Hochebene". Die Schweizer Hochebene liegt zwischen Alpen,
Jura und Rhein, sie ist im Süden höher, im Norden (am Bodensee) med-
riger und erreicht im Mittel die Höhe von 500 m (Bern).
Die Schwäbisch-Bayerische Hochebene liegt zwischen dem Bodensee,
den Alpen und der Donau. Sie ist im Süden von den Alpen begrenzt,
hier höher und an der Donau niedriger. Alle Flüsse (Lech, Isar, Inn)
schlagen daher einen nördlichen Lauf ein. Im Mittel 500 m hoch (München).
Die Fränkische Hochebene liegt zwischen Jura und Main. Sie ist
die wasserärmste und niedrigste und erreicht im Mittel nur 300 m (Nürnberg).
Außer den kontinentalen Hochebenen merken wir uns noch halb-
insulare und zwar:
1. Die spanischen Hochebenen, die nördliche Altcastilische und die
südliche Neueastilische genannt. Getrennt werden sie durch die Castilischen
Scheidegebirge. Beide sind im Mittel 800 m hoch und bilden baumlose
Steppen; aus der nördlichen wird besonders Ackerbau getrieben, die südliche
dient als Weideland großer Schafherden (Merinos).
2. Die skandinavische Hochebene. Durch tiefe Täler und Schluchten
zerfällt sie in zahllose einzelne Hochebenen, Fjelds, d. h. Felder, genannt.
E. |>te Kiefeöenen Kuropas.
Wir unterscheiden auf dem Kontinente vier große Tiefebenen:
a) die französische oder romanische Tiefebene im Westen und Norden
Frankreichs, meist aus magerem Sandboden bestehend,
b) die deutsche oder germanische Tiefebene im Norden und Westen
Mitteleuropas, aus Heide-, Moor-, Geest- und Marschlaud bestehend,
c) die russische oder sarmatische Tiefebene. Am Nördlichen Eismeer
liegen die Tundren, den größten Teil des Jahres gefrorene Sumpfebenen,
die Heimat des Renntiers, vieler Pelztiere und zahlloser Vögel. Im süd-
lichen Rußland breiten sich gewaltige Steppen aus, das Weidegebiet großer
Schaf-, Pferde- und Rinderherden,
d) die ungarische Tiefebene zwischen Theiß und Donau.
Nach den Flüssen bezeichnet man noch folgende Tiefebenen: Ebro-
tiefebene und Gnadalqnivirtiefebene auf der pyrenäischen Halbinsel, die
Potiefebene in Oberitalien, die Donautiefebene am Schwarzen Meere.
Zu den Tieren (Pferd, Rind, Schaf, Biene), welche wir schon in
der deutschen Tiefebene als besonders wichtig bezeichneten, tritt in den
Tundren das Ren (Renntier), in den südrussischen Steppen das Kamel.
— 21 —
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Wie heißen die Hochebenen der pyrenäischen Halbinsel? 2. Die nach den Flüssen
bezeichneten Tiefebenen Europas? 3. Welche Tiere sind in den Ebenen genannt worden?
4. Wie hoch sind die verschiedenen Hochebenen im Mittel? 3. Welche Bodenformen
zeigen die Tiefebenen? 6. Welche Tiefebenen liegen am Mittelmeer? 7. Welche am
Eismeer? 8. Welche am Atlantischen Ozean? 9. In welche Teile zerfällt die kontinentale
Tiefebene? 10. Von welchen Gebirgen ist die ungarische Tiefebene eingeschlossen?
VI. Aon dk ftiMßkung fmopas.
Die Gewässer Europas gehören drei großen Wassergebieten an: 1. dem
Gebiet des Nördlichen Eismeeres, 2. dem Gebiet des Atlantischen Ozeans,
3. dem Gebiet des Kaspischen Sees.
A. Das Gebiet des Nördlichen Eismeeres.
Wir merken uns hier nur die zwei wichtigsten Flüsse:
a) die Petschora, b) die Dwina. Beide sind mächtige, wasserreiche,
schiffbare Ströme, die Handelsstraßen der sonst weglosen nordischen Ein-
öden. Während die Dwina bereits Mitte Mai eisfrei wird, bedeckt fuß-
dickes Eis noch oft im Anfang Juni den breiten Stromspiegel der Petschora.
Die Schiffahrt dauert aus der Petschora nur von Mitte Juni bis Mitte
September, auf der Dwina von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Die
Hauptrichtuug beider Flüsse ist eine nördliche.
Die zahlreichen kleineren oder größeren Seen im Gebiet des Eismeeres
haben für Handel und Verkehr keinen Wert, obwohl sie reich an Fischen
und Wassergeflügel sind.
B. Das Gebiet des Atlantischen Ozeans.
Wir teilen dieses größte Gebiet wieder in vier kleinere und zwar:
A in das Gebiet der Ostsee, B in das Gebiet der Nordsee, C des
Atlantischen Ozeans, D des Mittelmeeres.
A Gebiet der Ostsee.
a) Die Newa ist der neun Meilen lange Abfluß des Ladogasees; sie
durchströmt die russische Hauptstadt Petersburg und mündet in den sinnischen
Meerbusen.
b) Die Düna entspringt auf dem russischen Ouellenzentrum, der
Waldaihöhe, und mündet bei Dünamünde, unterhalb Riga, in den Rigaer
Meerbusen.
c) Der Niemen mündet in das Kurische Haff und tritt bei Memel
in die Ostsee.
cl) Die Weichsel hat ihre Quellen auf den Karpathen und mündet,
in ein weit verzweigtes Delta sich auflösend, teils in das Frische Haff,
teils (bei Danzig) in die Ostsee.
e) Die Oder entquillt dem Mährischen Eschengebirge (Gesenke), er-
weitert sich bei Stettin zum Haff und tritt, in die drei Arme geteilt, in
die Ostsee.
f) Die Dalelf uud der Grenzfluß Tornea (sprich Torueo) sind die
wichtigsten der vielen schwedischen Flüsse, die der Ostsee zuströmen.
— 22 —
Rings um die Ostsee zieht sich ein Kranz zahlreicher Seen; die größten
sind in Rußland und Schweden, der größte ist der Lagodasee in Rußland,
18100 Dkm groß. Das Königreich Sachsen könnte also eine Insel in
diesem See sein.
Die Flüsse uud Seen des Ostseegebietes sind von hohem Werte für
oen Handel.
B Das Gebiet der Nordsee.
a) Die Elbe, auf dem Riesengebirge entspringend, geht unterhalb der
großen Handelsstadt Hamburg bei Cuxhaven in die Nordsee.
b) Die Weser besteht aus zwei Duellflüssen, der Werra (vom Thüringer
Wald) und der Fulda (vom Rhöngebirge), welche bei der Stadt Münden
sich vereinigen und als Weser nordwärts unterhalb der Handelsstadt
Bremen bei Bremerhaven der See zufließen.
c) Der Rhein ist der längste Strom des Nordseegebietes, er ist auch
der höchstgeborene Strom Europas, denn seine Duelle liegt in den Alpen,
(St. Gotthard) 2358 in hoch über dem Meeresspiegel. Er strömt nord-
wärts, geht durch den Bodensee, bildet den Rheinfall bei Schaffhausen,
bei Basel ein Knie und mündet, in viele Arme geteilt, also ein breites
Delta bildend, in die See.
ä) die Themse in England hat zwar einen kurzen Lauf, aber ihr großer
Wasserreichtum gestattet den größten Seeschiffen, bis London vorzudringen.
e) Die Götaelf ist der Abfluß des Wenernsees in Schweden; sie ist
nur durch einen Kanal schiffbar und mündet in das Kattegat.
Die Flüsse des Nordseegebietes haben für den Verkehr und Handel
Europas deu höchsten Wert, die wichtigsten Handelsstädte der Erde liegen
an ihren Ufern (London, Hamburg).
Zwei Seen sind bemerkenswert: 1. der Bodensee am Fuße der Alpen,
zwar nur 540 □ km groß, aber durch reichen Handelsverkehr belebt; 2. der
Wenernsee am Fuße des skandinavischen Gebirges in Schweden, 5570 □ km
groß (also größer als die Zwickauer Kreishauptmannschaft im Königreich
Sachsen), ebenfalls wichtig für die Schiffahrt.
C. Das Gebiet des freien Atlantischen Ozeans.
Den Übergang zu den in den freien Ozean mündenden Flüssen bildet
zunächst
a) Die Seine (sprich Sahn). Sie entspringt auf dem Plateau von
Langres (Langr), wird bald schiffbar, durchfließt Paris und ergießt sich bei
Havre de Grace (Havr de Gras, d. h. Hafen der Anmut) in den Kanal.
— Dauu treten in den offenen Ozean:
b) die Loire (Loahr). Sie hat ihre Quellen und die ihrer zahlreichen
Nebenflüsse in den französischen Mittelgebirgen, erreicht bei Orleans (Orleang)
ihren nördlichsten Punkt, wendet sich westwärts und mündet unterhalb
Nantes (Nangt) in den Ozean.
c) Die Garonne entquillt den Pyrenäen: sie wendet sich von Toulouse
(Tuluhs) an nordwestlich dem Meere zu, erweitert sich bei Bordeaux (Bordoh)
uud heißt von da ab bis zur Münduug Gironde (Schirongd).
I
— 23 —
d) Duero, Tajo, Guadiana und Guadalquivir gehören der pyrenä-
ischen Halbinsel an und haben im ganzen eine westliche Laufrichtung. Am
wasserärmsten ist der Guadiana, daher liegt auch an seiner Mündung keine
größere Handelsstadt, während am Duero die Handelsstadt Oporto, am
Tajo das reiche Lissabon, am Guadalquivir das lebhafte Sevilla liegt.
D. Das Gebiet des Mittelländischen Meeres.
Die dem Mittelländischen Meere zugehörenden Ströme zeigen vor-
wiegend keine der Schisfahrt so günstigen Mündungen, wie die des freien
Ozeans. Meist sind die Mündungen versumpft, oder die Ströme bilden
breite, ungesunde Deltas, und große Handelsstädte konnten sich hier nicht
entwickeln. In das westliche Becken mündet der Ebro, ein spanischer,
der Rhone, ein französischer, der Tiber, ein italienischer Strom. Der Ebro
entspringt in dem Cantabrischen Gebirge, der Rhone in den Alpen, der
Tiber in den Apenninen.
Gib die Richtung des Laufes dieser drei Ströme an.
In das Adriatische Meer mündet der Po. Er entspringt den West-
alpen und läuft nach Osten.
In das Schwarze Meer münden die meisten Ströme. Von Westen
her kommt vom Schwarzwalde der zweitlängste Fluß Europas, die Donau,
von Nordeu der Dnjestr, Dnwpr und der Don. Der letztere bildet vor
seiner Mündung in das Schwarze Meer ein Haff, Asowsches Meer genannt,
Merkenswerte Seen, welche zum Gebiete des Mittelländischen Meeres
gehören, sind: 1. der Gardafee, 2. der Comosee, 3. der Lago maggiore
(sprich Lago madschore), 4. der Genfersee, der größte des Gebietes.
Der Genfersee gehört dem Rhonegebiet, die drei anderen Seen dem
Pogebiet an.
E. Das Gebiet des Kaspischen Meeres.
In den Kaspischen See mündet der größte Strom Europas, die 470
deutsche Meilen (3190 km) lange und auf 3000 km schiffbare Wolga.
Die Wolga ist so recht eigentlich die große Verkehrsader ganz Rußlands;
durch Kanäle verbindet der Riesenstrom das Schwarze Meer, die Ostsee,
das Eismeer und den Kaspischen See. Die Wolga entspringt auf der
Waldaihöhe, schlägt bis zur Stadt Kasan eine östliche Richtung ein, nimmt
die Kama, ihren größten Nebenfluß, auf und fließt dann südlich, oft in
mehrere Arme geteilt, durch das niedere Steppengelände dem größten Binnen-
see der Erde zu. Kurz vor ihrer Mündung in das Kaspische Meer bildet
sie, wie der vom Uralgebirge herabströmende Ural, ein sumpfiges Delta.
Der Fischreichtum der Wolga uud des Urals in ein außerordentlicher.
Zwischen der Wolga uud dem Ural liegen zahlreiche Steppenseen; ihr
salzreiches Wasser dient zur Salzgewinnung.
Vergleichen wir zum Schluß die Flüsse in Bezug auf ihre Mündungen,
so ergibt sich, daß die Ströme, welche in den freien Ozean, in die Nord-
see und das Eismeer münden, breite, der Schiffahrt außerordentlich
— 24 -
günstige Mündungen besitzen und daher das Aufblühen großer Handels-
städte mit herbeiführten. Die Ströme der Binnenmeere zeigen in der
Ostsee fast immer die Neigung zur Haffbildung, im Mittelmeere und dem
Kaspifchen See häufig Deltabildung.
Aufgaben:
Zeichne a) den Lauf der Wolga mit der Kama und gib die Lage von Nischny-
Nowgorod und Astrachan an; b) den Lauf des Rhone mit dem Genferfee, der
Stadt Genf und Lyon; e) den Lauf der Seine mit Paris und Ronen; ä) der
Garonne mit Toulouse und Bordeaux; e) der Themse mit London; f) des
Tiber mit Rom; g) der Donau mit Ulm, Regensburg, Passau, Wien, Ofen
und Pest, Galatz; Ii) der Elbe mit Dresden, Magdeburg, Hamburg; 1) des
Rhein mit Bodensee, Basel, Köln; k) der Weser mit Bremen.
VII. Klima Euwjms.
Aier Dinge üben auf das Klima Europas einen großen und günstigen
Einfluß aus: 1. seine Lage auf der Erdkugel; 2. seine Umgebung von
Land und Meer; 3. seine Gestalt; 4. der Golfstrom. Fassen wir zunächst
1. die Lage Europas aus der Erdkugel ins Auge, so ergibt sich, daß Europa
zum größten Teile in der gemäßigten Zone liegt und nur zum kleinsten
Teile über den Polarkreis hinaus sich in die nördlich kalte Zone erstreckt.
Europa hat also vorwiegend ein gemäßigtes Klima mit den vier Jahres-
jetten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und nur zum Teil ein kaltes
Klima mit zwei herrschenden Jahreszeiten, kurzen Sommer, kalten Winter.
Frühling.und Herbst, welche in der gemäßigten Zone einen so wohl-
tuenden Übergang bilden, fehlen der kalten Zone, wenigstens sind sie
außerordentlich kurz und zählen nur nach einzelnen Tagen. Je weiter ein
Land in Europa nach Norden liegt, desto länger ist sein Winter, je weiter
nach Süden, desto länger dauern die milden Jahreszeiten. Die Wärme
Europas nimmt also nach Norden hin ab. Zweitens wirkt die
Umgebung Europas, Land und Meer, günstig auf das Klima. Der
wärmste Erdteil der ganzen Erde, Afrika, sendet seine warmen Luftmassen
nordwärts zu uns. Die heißen Glutwinde, in Spanien Solano, d. h.
Sonnenwind, in Italien Sirocco genannt, sind zwar in den südlichsten
Ländern Europas ungemein lästig, allein ohne sie würden die Gletscher
der Hochgebirge im Süden bis tief hinab in die jetzt so fruchtbaren Täler
reichen. („Der Tauwind kam vom Mittagsmeer und schnob durch Welsch-
laud trüb und feucht usw.")
Im Sommer senden uns auch die ungeheuren Steppen Asiens ihre
trocknen, warmen Winde zu und erhöhen so die Wärme unseres Erdteils.
Einen außerordentlich segensreichen Einfluß aber hat die Nähe der L?ee.
In der heißen Jahreszeit nimmt das Wasser viel Wärme in sich auf und
mildert durch kühlende Seewinde uusere heißen Sommer, im Winter aber
spendet der Ozean die in sich aufgenommende Wärme dem Lande und
mildert die Kälte des Winters. Die Grundgestalt unseres Erdteils, eiu
Dreieck, das mit seinen beiden langen Seiten an das Meer grenzt, hat
daher hohen Wert, weil die feuchten Seewinde bis tief in die Mitte
Europas eindringen können und befruchtenden Regen bringen. Je breiter
- 25 -
das kontinentale Dreieck Europas nach Osten zu wirc>, desto ge-
ringeren Einfluß haben die Seewinde, desto trockener und im
Sommer heißer, im Winter kälter ist das Klima. .So unterscheiden
wir in Europa ein ozeanisches Klima oder das regenreiche Klima und
ein kontinentales oder regenarmes Klima. Der Westen unseres Erdteils
bat ozeanisches Klima, d. h. ein feuchtes uud wärmeres Klima; der
Osten hat kontinentales Klima, d. h. ein trocknes und kälteres Klima.
Im ganzen Westen von Europa treten in der heißen Jahreszeit Gewitter
ein, welche dem nach Wasser verlangenden Boden den so erquickenden
Regen spenden, in den Steppen des Ostens treten wohl auch Gewitter
auf und zwar in furchtbarer Heftigkeit, aber ohne daß eine Wolke das
Blau des Himmels trübt, ohne daß ein Tropfen des segnenden Wassers
den sonnverbrannten, steinharten Boden netzt. Daß der Westen unseres
Erdteils wärmer ist, hat auch zuletzt seinen Grund noch darin, daß der
Golfstrom mit seinen warmen Gewässern unsere Seeküsten umspült, so daß
das Nordkap im nördlichen Eismeere selbst im Winter nie vom Eise um-
schlössen wird. Als der wärmste Ort Europas gilt Malaga in Südspanien;
hier gedeiht auch das Zuckerrohr und die Banane. Die mittlere Jahres-
wärme beträgt 19° C., der heißeste Monat ist der August mit 2?o C.
mittlerer Wärme.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Nach welcher Richtung hin nimmt die Wärme Europas ab? 2. In welcher
Zone liegt der größte Teil von Europa? 3. Welchen Einfluß hat a) der Golfstrom;
b) Afrika; o) das Meer auf das Klima Europas? 4 Wo sind die Steppenländer zu
suchen? 5. Wie heißen die heißen Winde a) in Spanien; b) in Italien? 6. Von
welcher Linie an rechnet man Europa zur kalten Zone? 7. Welche Strommündung liegt
in der kalten Zone? 8. Unter welchem Breitengrade liegen die Mündungen der Garonne,
des Po, der Donau?
VIII. Hon [feil Grzmgmjsm unif DrollMm fucopas.
Der Bergbau Europas kann zwar die Reichtümer nicht aufweisen, wie
z. B. Amerika, aber dennoch gewinnt man kostbare Schätze. Das seltene
Platin liefert der Ural, Gold und Silber der Ural, Ungarn, Sieben-
bürgen, Spanien und die deutscheu Mittelgebirge. Quecksilber gewinnt
man in Spanien (Almaden), in den Alpen (Jdria) und in der Pfalz,
Kupfer in den deutschen Mittelgebirgen (Harz, Erzgebirge), in Rußland,
England und Frankreich, Blei in allen Urgebirgen, Zinn in England
Böhmen und Sachsen, Eisen fast in allen Gebirgen, das beste liefert die
Insel Elba und Skandinavien. Der Eisenreichtum nimmt überhaupt von
Süden nach Norden zu. Steinkohlenlager besitzen England, Deutsch-
land, Belgien, Frankreich, Brannkohlen und Torf Böhmen und die
germanische Tiefebene. Graphit zur Schmelztiegel- und Bleistiftfabrikation
gräbt man in England, Skandinavien und Bayern. Schwefel gewinnt
man am reinsten nur in Italien und Sizilien. Unter den sonstigen
Gesteinen sind hervorzuheben: der Marmor in Italien, der Sandstein
in Deutschland, der Schiefer am Rhein und im Jura, die Kreide auf
4
Friedemann, Kl> Schulgeogravhie ö. Europa. 13. Aufl.
— 26 -
beit Inseln Kreta, England und Rügen, der Kalk in den Alpen. Von
Schmucksteinen sind zu merken: Bernstein aus den Ostseeländern, Berg-
kristalle, Achate, Topase, Opale, Smaragde, Carneole, Amethyste, Granaten,
Malachite besonders in den Alpen, in den deutschen und österreichischen
Mittelgebirgen und im Ural. Steinsalz erhält man in Deutschland,
England, Osterreich, Belgien, Frankreich, Spanien, Rußland; Seesalz in
Portugal, Spanien, Frankreich, Skandinavien und Rußland. Porzellan-
erdenlager gibt es in Deutschland, Frankreich und England, Tonerden-
lag er in allen Tiefebenen.
Mineralquellen gibt es am Fuße aller europäischen Gebirge.
Der Landbau teilt sich in Europa in fünf Gebiete:- 1. in das nörd-
liche Weidegebiet, 2. in das Wald-, Acker- und Wiesengebiet Mittel-
europas, 3. in das Weidegebiet Süd- und Osteuropas, 4. in das südliche
Waldgebiet und 5. in die Gartenlandschaften Südeuropas.
1. Das nördliche Weidegebiet umfaßt die baumlosen Laudschasteu
am nördlichen Eismeere, von denen ein Teil die Tundra bildet. Flechteu,
Moose und nur wenige Kräuter bilden hier die Weide des Renntiers,
welches, frische Weidestrecken aufsuchend, deu Menschen zu dem Leben eines
herumziehenden Hirten oder Nomaden zwingt. Groß ist in den nordischen
Gebieten der Reichtum an Beeren aller Art.
2. Das mittlere Wald- und Ackerbaugebiet Mitteleuropas zeigt
Wald-, Getreide- und Wiesenfluren. Birken, Nadelholzbäume, Bucheu,
Eichen, Liudeu bilden reiche Waldbestände, die nach Osten zu an Größe
zunehmen und in denen im Norden die Birke, im Westen die Buche, im
Südeu die Liude und im Osten die Eiche vorherrscht, während die Nadel-
Hölzer die Mitte bilden. Die größten Waldgebiete hat Rußland. Obst-
bäume treten in den Wälderu wild, in der Umgebung von Ortschaften als
wertvolle Kulturbäume auf und vom 52. Breitengrade an wird der Bau
des Weinstockes nach Süden zu immer vorwiegender und lohnender. Der
Getreidebau beginnt ziemlich hoch in Nordschweden (700 n. Br.) mit dem
Anbau von Gerste; weiter südlich baut man außer derselben Hafer, Roggeu,
Weizen, Mais, Hirse uud Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen), Klee,
Lein, Gemüse uud Zuckerrüben, Tabak, Hanf. Wie die Waldfluren nehmen
auch die Getreideflureu weiter nach Osten an Ausdehnung zu. Die reichste
Kornkammer Europas ist das mittlere Weichselgebiet. Die Grasflureu,
Wiesen genannt, sind zum Kulturlande geworden, ihr blumenreiches Gras
wird mehrfach abgemäht und getrocknet als Heu zum Winterfutter des
Pferdes, Rindes und des Schafes benutzt, nur im Herbste dienen die Wiesen
als Weideland. Am grünsten und grasreichsten sind die Wiesen im Westen
(England), am blumenreichsten in Mitteleuropa (Deutschland), am fahlsten
und blumenärmsten im Osten (Rußland).
3. Im Südosten Europas liegeu die Steppen, die Weidegebiete un-
zähliger Pferde, Rinder, Schafe und Kamele. Der Mensch ist hier wieder
Nomade. Steppenartig sind auch die Weidelandschaften auf den Hochebenen
Spaniens. Hier wird vorwiegend Schafzucht getrieben.
4. Das südliche Waldgebiet nimmt die Halbinseln des Mittel-
meeres ein. Kastanien, Pinien (ein der Kiefer ähnlicher Nadelbaum),
Ölbäume und Lorbeerbäume bilden den Hauptbestand, während Zitronen,
- 27 -
Orangen, Feigen und Mandelbäume die Stelle unserer Obstarten vertreten.
Ganz im Süden tritt vereinzelt die Zwergpalme aus.
5. Die Gartenlandschaften Südeuropas siuden sich in ausgedehu-
tester Weise auf der pyrenäischen Halbinsel. Sie sind geschaffen durch den
Fleiß der Menschen. Durch künstliche Bewässerung werden zwei Ernten
erzielt. Weizen, Mais, Reis und Bataten (süße Kartoffeln), Obst und
Wein liefern reiche Erträgnisse.
Der Viehreichtum Europas ist ein bedeutender, obwohl er im Reich-
tum an Tieren anderen Erdteilen nachsteht. Renntier, Rind, Pferd, Esel,
Schaf,Kamel, Schwein, Hund, Katze,Kaninchen, Hühner,Tauben,Gänse, Enten,
und Bienen sind die europäischen Haustiere seit uralter Zeit, während die
Zucht der Seidenraupe erst seit dem Jahre 555 n. Chr. in Europa sich einbürgerte.
Von wilden Tieren sind zu nennen: Bär und Wolf in den Hoch-
gebirgen, in Frankreich, Rußland und den südlichen und nordöstlichen Halb-
inseln. Dachse, Füchse, Marder, Wiesel, Iltis sind als kleines Raub-
wild allgemein verbreitet. Zahlreich sind die Nagetiere in den Hasen,
Eichhörnchen, Hamstern, Ratten und Mäusen, seltener im Biber vertreten.
Aus der Gruppe der Wiederkäuer finden sich Hirsch und Reh allgemein
verbreitet in unseren Wäldern, der Auerochs nur noch in Litauen, das
Elen nur in Rußland. In den Hochgebirgen der Alpen, Karpathen,
Pyrenäen lebt die Gemse, selten der Steinbock, in den Steppen Süd-
rußlands die Saigaantilope. Die Vielhnfer vertritt das Wildschwein.
Von Raubvögeln sind vertreten: Geier. Adler, Falken und Eulen, von
Singvögeln sehr zahlreiche Arten, von Klettervögeln Spechte, Kuckucke,
Eisvogel, von Tauben die Holz- oder Wildtaube. Zahlreich sind die
Hühner arten: Reb-, Auer-, Birk-, und Wasserhühner. Auch die Lauf-
vögel haben einen Vertreter in der Trappe, dem europäischen Strauß.
Auf Seen, Teichen, in Sümpfen und Mooren, sowie aus Flüssen und am
Strande des Meeres tummelt sich eine große Schar Wasser- und
Schwimmvögel. Arm ist Europa an Reptilien und Amphibien,
die einzige giftige Schlange ist die Kreuzotter. Groß ist der Fischreich-
tum. Forellen, Hechte, Karpfen, Aale, Lachse, Störe leben in
den Flüssen und Seen, Heringe, Sardellen, Schellfische, Dorsche,
Haie im Meere. Die Artenzahl der Infekten und Spinnen steht hinter
anderen Erdteilen weit zurück. Unter den Krustentieren sind die wich-
tigsten der Flußkrebs und der Hummer (Seekrebs), unter den Muschel-
tieren die Auster der Nordsee und des Mittelländischen Meeres und die
Flußperlenmuschel Deutschlands. In den Gewässern der Meere leben
aus der Gruppe der Strahlentiere der Seeigel, der Seestern und im
Mittelländischen Meere besonders schöne Seeanemonen, Tiere, welche Ähn-
lichkeit mit bunten Blumen besitzen, Korallen uud Schwämme.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Aus welchen Ländern kommen Metalle? 2. Wo gräbt man Steinsalz? In
welchen Ländern gewinnt man Seesalz? 4. Welche Säugetiere leben in Europa?
5. Welche Vögel? 6, Welche Seefische sind wichtig? 7. Nenne die fünf verschiedenen
Gebiete des Landbaues. 8. Unter wieviel Grad nördlicher Breite hört der Getreidebau
auf? 9. Welche Getreideart geht am weitesten nach Norden? 10. Wo wächst das meiste
Getreide in Europa? 11. Wo sind a) die blumenreichsten, b) die blumenärmsten Wiesen?
12. Bis zu welchem Grad nördlicher Breite geht der Weinbau?
4*
— 28 -
IX. TnlsM'ik und JäauffeC.
Unter allen Erdteilen besitzt Europa die größte Industrie. Die
Hauptsitze derselben sind die Mitte und der Westen Europas, das erste In-
dustrieland Europas, ja der ganzen Erde, ist England.
Hoch obenan steht die Verarbeitung der Baumwolle; sie ist die
Königin der europäischen Industrie. Ju tausend Formen und Farben
schlingt sich ihr zarten Faden zu wundersamen Geweben zusammen. Aus
einem einzigen Pfunde Garn spann man schon einen Faden von 230
deutschen Meilen Länge, der also von Leipzig bis Konstantinopel reichen
würde. In jeder Minute spinnen die vielen Millionen englischer Fein-
spindeln allein soviel Garn, daß man viermal die Erde damit umspannen
kann, also 21600 deutsche Meilen. Im ganzen zählt man in Europa
60 Millionen Feinspindeln. Großartig ist weiter die Verarbeitung des
Eisens, wozu die reichen Steinkohlenschätze die Veranlassung geben, der
Wolle, des Flachses, der Seide und des Holzes. Europa bildet über-
Haupt das große Fabrikhaus, in welchem unzählige fremde Rohstoffe znr
Verarbeitung gelangen, die aus anderen Erdteilen uns zugeführt werden.
Auch im Handel steht Europa auf der ganzen Erde hoch obenan
und wiederum bildet England die größte Handelsmacht des Erdkreises.
Der Handelswert Europas ist 4mal so groß wie der Amerikas, 6 mal so
groß wie der Asiens, 23mal so groß wie der Australiens und 19mal so
groß wie der Afrikas, und noch ist derselbe im Steigen. 269,750 Kilo-
meter Eisenbahnen, zahlreiche Kanäle und Straßen, über 50,000 Telegraphen-
stationen, ein vorzügliches Postweseu, welches jährlich über 5000 Millionen
Briefe befördert, unterstützen den Landhandel oder Binnenhandel in einer
Weise wie in keinem anderen Erdteile. 90,000 Seeschiffe, darunter über 9500
zum großen Teil eiserne Dampfer dienen dem Seehandel. Die größten
Landhandelsplätze Europas sind: Berlin, Leipzig, Wien, Paris, Lyon,
Warschau, Petersburg, Nischny-Nowgorod, Mailand. Seehandelsplätze:
London, Liverpool, Hamburg, Lissabon, Kopenhagen, Rotterdam, Bordeaux,
Marseille, Toulou, Genua, Livorno, Konstantinopel, Odessa.
Das dichteste Eisenbahnnetz haben England und Deutschland, die
meisten Kanäle Holland, Frankreich und England, die meisten Telegraphen-
stationen hat Deutschland, die besten Straßen Frankreich, die meisten Briefe
versendet England, die wenigsten die Türkei, die in jeder Handelsbeziehung
die letzte Stelle in Europa einnimmt. Die meisten Handelsschiffe überhaupt
besitzt England (über 20,600), dann folgt Frankreich (16,500), Norwegen
(7300), Italien (6550), Rußland (3400), Deutschland 4320). Den größten
Schiffsladeraum hat England, dann folgt Deutschland.
Ausgeführt aus Europa werden Jndustrieprodukte jeder Art: (He-
webte Zeuge aus Seide, Wolle, Baumwolle, Leinen, Produkte aus Me-
tallen vom einfachen Nagel bis zur vollendeten Dampfmaschine, Messing-
und Kupferwaren, Gold- und Silberwaren, Glas- und Porzellauwaren,
Gegenstände aus Horn, Leder, Holz (Spielwaren und Musikinstrumente),
Mehl, Pulver, Farben und Seifen.
Eingeführt werden besonders Rohprodukte: Fleisch und Fleischextrakt
aus Amerika und Australien, Häute, Talg, Horn, Wolle, Därme be-
sonders aus Amerika und Australien, Baumwolle aus Amerika, Afrika,
Asien, Seide aus China und Japan, Färb- und Nutzhölzer aus Amerika,
Asien und Afrika, Pelzwerk uud Federn aus allen Erdteilen, Kolonial-
waren (Zucker, Kaffee, Reis, Tabak, Petroleum, Wachs, Ol, Gewürze) aus
Amerika, Afrika, Asien, Metalle aus allen Weltgegenden.
Beantworte schriftlich folgende fragen:
1. Welches Land bildet den ersten Handels- und Industriestaat der Erde? 2. In
welchen Ländern gibt es die meisten Eisenbahnen in Europa? Ii, Welche Länder besitzen
die meisten Kanäle? 4. Nenne Gegenstände a) der Ausfuhr, d) der Einfuhr. 3. Welches
Land besitzt die meisten Telegraphenstationen? 6. Wo wird die meiste Baumwolle ver-
arbeitet? 7. Welche Gegenstände kommen a) aus Amerika, b) aus Afrika, c) aus Asien,
d) aus Australien zu uns? 8. Welches Land besitzt die meisten Seeschiffe?
Politischer Teil.
Die Staaten Europas.
Im ganzen gibt es in Europa 25 selbständige Staaten und zwar:
4 Kaisertümer, 12 Königreiche, 1 Großherzogtum, 4 Fürstentümer und
4 Republiken.
Die Kaisertümer sind: Deutschland, Österreich, Rußland, Türkei.
Die Königreiche: Belgien, Holland, England, Dänemark, Norwegen,
Schweden, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Rumänien und
Serbien.
Das Großherzogtum heißt Luxemburg.
Die Fürstentümer: Bulgarien, Montenegro, Monaco, Liechtenstein.
Die Republiken: Frankreich, Schweiz, San Marino (in Italien),
Andorra (Spanien).
K 1. Kaisertum Deutschland.
Größe: 542072 □ km. Bevölkerung: 60,6 Mill. Einw. 112 Einw.
auf 1 □ km. Grenzen: Im Norden: an das Deutsche Meer (Nordsee),
die dänische Halbinsel Jütlaud und das Baltische Meer (Ostsee). Im
Osten: Kaisertum Rußland uud Kaisertum Österreich. Im Süden: Kaiser-
tum Österreich, Bodensee und.Republik Schweiz. Im Westen: Republik
Frankreich, Großherzogtum Luxemburg (zu Holland gehörig), Königreich
Belgien, Königreich Holland und das Deutsche Meer.
Wir merken uns also an den Grenzen: zwei Kaisertümer, zwei
Republiken, zwei Meere, einen See und drei Königreiche.
Einteilung. Deutschland zerfällt in 26 einzelne Staaten. 4 König-
reiche: Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen. 6 Großherzogtümer:
3 im Norden: Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg -Strelitz, Oldenburg;
1 in der Mitte: Sachsen-Weimar; 2 im Süden: Hessen-Darmstadt und
Baden. 5 Herzogtümer: Braunschweig, Anhalt-Dessau, Sachsen-Mei-
ningen, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg. 7 Fürstentümer:
- 30 —
2 Fürstentümer Lippe, 1 Waldeck, 2 Schwarzburg, 2 Reuß. 3 Freiftädte:
Lübeck, Hamburg, Bremen. 1 Reichsland: Elsaß-Lothringen.
Gebirge. I. Ein Teil der Nordalpen im südlichen Deutschland uud
zwar a) die Algäuer, die Bayrischen Alpen und die Salzburger oder
Berchtesgadener Alpen. Der höchste Berg liegt in den Bayrischen Alpen,
heißt Zugspitze und ist 3000 m hoch.
II. Die deutschen Mittelgebirge. Sie zerfallen in drei Gruppen:
a) Donangruppe: 1. Juragebirge, Bayerischer Wald.
Douaugruppe und Alpen schließen die Schäbisch-Bayerische Hoch-
ebene ein.
b) Rhein-Wesergruppe: 1. Schwarzwald, 2. Vogesen, 3. Odenwald,
4. Hardtgebirge mit Donnersberg, 5. Hunsrück, 6. Eiset, 7. Taunus,
8. Westerwald, 9. Sauerland, 10. Spessart, 11. Vogelsgebirge, 12. Rhön,
13. Teutoburger Wald.
Der höchste Berg in dieser Gruppe ist der Feldberg, 1494 m hoch,
im Schwarzwald.
c) Weser-Elbegrnppe: 1. Riesengebirge mit dem sich im Süden
anschließenden Glatzer Bergland und dem Mährischen Eschengebirge,
2. nördlich das Jsergebirge, 3. westlicher Lausitzer Gebirge, 4. Elbsand-
fteingebirge, 5. Erzgebirge mit Elstergebirge, 6. südlicher der Böhmer-
Wald, 7. nördlich davon Fichtelgebirge, 8. Frankenwald, 9. Thüringer
Wald. 10. Harzgebirge.
Der höchste Berg dieser Gruppe ist die Schneekoppe, 1608 m hoch
im Riesengebirge.
Zwischen Donaugruppe, Rhein-Weser- und Weser-Elbegruppe liegt die
Schwäbisch-Fränkische Hochebene.
- Im Nordeu, den Mittelgebirgen vorgelagert, liegt die norddeutsche
Tiefebene mit ihren Mooren, Heiden, ihrem Geest- und Marschlande.
Bewässerung. Die Gewässer gehören zu drei Meergebieten:
Zur Nordsee, zur Oftsee, und zum Schwarzen Meere.
1. Zum Gebiet des Schwarzen Meeres gehört die Donau mit ihren
Nebenflüssen und folgende Seen: Chiemsee, Würm- oder Starnberger
See, Ammersee und Königssee.
Die größte Stadt in dem Stromgebiete der Donau in Deutschland
ist München, der höchste Berg die Zugspitze der Alpen.
2. Zum Gebiet der Nordsee gehören: Rhein, Ems, Weser, Elbe
mit ihren Nebenflüssen und der Bodensee.
Die größte Stadt in diesem Gebiete ist Berlin, der höchste Berg die
Schneekoppe des Riesengebirges.
3. Zum Gebiet der Oftsee gehören: Oder, Weichsel, Pregel und
Meinet über Riemen und die Seen des Baltischen Höhenzugs.
Die größte Stadt in diesem Gebiete ist Breslau, der höchste Berg
die Schneekoppe des Riesengebirges.
Das Klima Deutschlands ist ein gemäßigtes, die wärmsten Täler
sind Rhein- und Neckartal.
Die Produkte Deutschlands sind: Metalle, besonders Silber und
Eisen, Stein- und Braunkohlen, Bernstein, Salz, Getreide, Kartoffeln,
Hopsen; Wein, Obst, Holz, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Wolle, Leder.
— 31 -
Die Industrie ist hoch entwickelt, besonders in der Mitte und im
Westen Deutschlands; sie verarbeitet Seide, Baumwolle, Tabak, Zucker-
rohr, Hölzer, Harze, Wolle, Leder und besonders auch Metalle.
Die wichtigsten Handelsstädte sind: Hamburg, Bremen, Stettin,
Danzig, Lübeck für den Seehandel, Berlin, Leipzig, Köln, Breslau, Augs-
bürg, Magdeburg für den Landhandel.
Tie Staaten des deutschen Reiches.
a) Die norddeutsche Staatengruppe: Königreich Preußen, Groß-
Herzogtümer Mecklenburg, Großherzogtum Oldenburg und die drei freien
Reichsstädte.
1. Königreich treusten.
Größe: 349,997 □ km. Bevölkerung: 37,293,324 E. (107
Menschen auf 1 □ km). Einteilung: 12 Provinzen, Ostpreußen, West-
preußen, Posen, Schlesien, Brandenburg, Pommern, Sachsen, Hessen-Nassan,
Rheinprovinz, Westfalen, Hannover, Schleswig-Holstein.
Haupt- und Residenzstadt: Verlin.
1. Provinz Ostpreußen. Hauptstadt: Königsberg am Pregel,
227,000 E., Universitätsstadt, Handelsstadt, Festung. Seehafen: Pillau.
Andere Städte: Memel, 21,000 E., und Tilsit, 38,000 E. Haupt-
flüsse: Pregel, Memel. Hauptgebirge: Baltisch-uralische Höhe, sonst
Tiefland. Hauptprodukte: Holz, Getreide, Vieh, Bernstein.
2. Provinz Weftpreußen. Hauptstadt: Danzig, in der Nähe der
Weichsel, 165,000 E., Handelsstadt, Festung. Andere Städte: Elbing,
56,000 E., Thorn, 30,000 E., Graudenz, Festung, 37,600 E. Haupt-
sluß: Weichsel, Hauptgebirge: Baltisch-uralische Höhe, sonst Tiefland.
Hauptprodukte: wie vorher.
3. Provinz Posen. Hauptstadt: Posen an der Warthe, 141,000 E.,
Festung. Andere Städte: Bromberg, Handelsstadt, 55,000 E. Haupt-
fluß: Warthe. Hauptgebirge: keins, nur Tiefland. Produkte: Ge-
treide, Vieh, Salz.
4. Provinz Schlesien. Hauptstadt: Breslau a. d. Oder, 483,000 E.,
Universitäts- und Handelsstadt. Festungen: Glatz, 16,000 E., Neisse,
26,000 E., Glogau, 23,000 E. Handelsstadt: Görlitz, 84,000 E.
Hauptfluß: Oder. Hauptgebirge: Riesengebirge mit Schneekoppe.
Schlachtfelder: Wahlstadt, Mollwitz, Hohenfriedberg, Lenthen. Produkte:
Holz, Getreide, Vieh, Eisen, Zink, Steinkohlen. Hauptindustrie: Weberei.
5.^ Provinz Brandenburg. Hauptstadt: Verlin an der Spree,
3 Millionen Einwohner mit Charlottenburg und anderen Vororten."^Sitz
des deutschen Kaisers und der höchsten Reichsbehörden. Universitäts-,
Handels- und Fabrikstadt in sandiger Umgebung, eiu Hauptknotenpunkt des
Handels und der Eisenbahnen. Andere Städte: Potsdam, 62,000 E.,
Spandau, 73,000 E., Kiiftrin, 17,000, Frankfurt, 65,000, Branden-
burg ein der Havel, 51,000 E., Kottbus, 46,000 E., Guben, 37,000 E.,
Landsberg, 39,000 E., Prenzlau, 21,000 E. Hauptflüsse: Spree,
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Havel, Oder, Elbe. Hauptgebirge: keins, Tiefland. Schlachtorte:
Fehrbellin, Zorndorf, Kunersdorf, Großberen, Dennewitz.
Produkte: Wolle, Braunkohlen, Steinsalz, Zuckerrüben, Kartoffeln.
Industrie: Tuch- und Wollenweberei, Eisenverarbeitung, Zucker-
fabrikation.
6. Provinz Pommern. Hauptstadt: Stettin am Haff, 227,000 E.,
Festung und Handelsstadt. Außerdem: Stralsund, 32,000 E., Greifs-
wald, Universität, 24,000 E., Kolberg, 23,000 E. Hauptfluß: Oder.
Hauptgebirge: Baltisch-uralische Hohe, sonst Tiefland.
Produkte: Vieh, Getreide, Kartoffeln.
Industrie gering.
Zu Pommern gehören die Inseln Rügen, Usedom, Wollin. Auf
Usedom die Festung und Handelsstadt Swinemünde, 13,000 E.
7. Provinz Sachsen. Hauptstadt: Magdeburg an der Elbe,
245,000 E., Festung, Handels- und Industriestadt. Andere Städte:
Halle, Universität, 173,000 E., Wittenberg, 20,000 E., Eisleben,
25,000 E., Erfurt, 102,000 E., Halberstadt, 46,000 E>, Mühlhausen,
34,000 E., Nordhausen, 30,000 E., Quedlinburg, Naumburg, Staßfurt,
Torgau. Hauptflüsse: Elbe und Saale, Hauptgebirge: Harz und
Thüringer Wald (Suhl), sonst Tiefland. Schlachten: Merseburg, Mühl-
berg, Lützen, Roßbach, Torgau, Auerstädt, Großgörschen.
Produkte: Vieh, Getreide, Zuckerrüben, Gemüse, Blumen, Obst, Salz.
Industrie in Weberei, Zuckerfabrikation, Maschinenbau, Chemikalien.
8. Provinz Hessen-Nassau. Hauptstadt Kassel an der Fulda,
146,000 E. Größte Stadt: Frankfurt ct. Main, Handelsstadt, Geburtsort
Goethes, 345,000 E. Andere Städte: Wiesbaden, 103,000 E., Hanau,
32,000 E., Fulda, 20,000 E., Ems, 7000 E., Marburg, 20,000 E.
Hauptflüsse: Rhein, Lahn, Fulda, Weser. Hauptgebirge: Taunus
mit Feldberg.
Produkte: Holz, Wein, Mineralwässer (Selters).
Industrie und Handel lebhaft.
9. Provinz Rheinpreußen. Hauptstadt: Köln am Rhein, 441,000 E.,
Festung und Handelsstadt. Andere Städte: Bonn, Universität, 84,000 E.,
Aachen, Bad, 146,000 E., Koblenz, Festung, 55,000 E., Düsseldorf,
261,000 E., Elberfeld, 164,000 E., Barmen, 158,000 E., Essen, 239,000 E.,
Krefeld, 112,000 E., Fabrik- und Handelsstädte, Trier, 47,000 E., älteste
Stadt. Hauptflüsse: Rhein und Mosel. Hauptgebirge: Hunsrück
uud Eisel.
Hauptprodukte: Eisen und Steinkohlen.
Industrie: Maschinenbau und Weberei.
10. Provinz Westfalen, Hauptstadt: Münster, 84,000 E., Fabrik-
städte: Dortmund, 182,000 E., Gelsenkirchen. 151,000 E., Iserlohn,
30,000 E., Bielefeld, 73,000 E., Bochum, 120,000 E., Siegen, 25,000 E.,
Ferner: Paderborn, 26,000 E., Hagen, 80,000 E., Minden, 25,000 E.,
Hamm, 40,000 E. Hauptslüsse: Rhein, Ems. Hauptgebirge: Sauer-
länder Gebirge, Teutoburger Wald, sonst Tiefland:
Produkte: Vieh, Getreide, Eisen, Kohlen.
Industrie: Maschinenbau und Weberei.
- 33 -
11. Provinz Hannover. Hauptstadt: Hannover an der Leine,
253,000 E. Andere Städte: Göttingen, 35,000 ©., Universitätsstadt,
Goslar, 18,000 E., Bergstadt, Harburg, 57,000 E., Lüneburg, 27,000 E>,
Hildesheim, 48,000 E., Osnabrück, 61,000 E., Emden, 21,000 E.,
Wilhelmshaven, 26,000 E., Geestemünde, 24,000 E., Hameln, 21,000 E.,
Celle, 21,000 E., Handelsstädte. Hauptflüsse: Elbe, Weser, Ems,
Leine. Hauptgebirge: Harz mit Brocken, sonst vorwiegend Tiefland.
Produkte: im Norden landwirtschaftliche, im Süden bergmännische.
Industrie: vorwiegend in Harburg und Hannover, Handel bedeutend.
Zur Provinz Hannover gehören die meisten oftfriesischen Inseln.
12. Provinz Schleswig-Holftein. Hauptstadt: Kiel an der Kieler
Bucht, 170,000 E., Kriegshafen und Universitätsstadt. Sonst noch zu
merken: Schleswig, 19,000, Flensburg, 55,000, Altona, 172,000, Glück-
stadt, 6000, Husum, 9000, Rendsburg, 16,000 E. Hauptflüsse:
Elbe und Eider. Nord-Ostsee-Kanal. Bodengestalt: In der Mitte
von Nord und Süd der Valtisch-uralische Höhenzug, östlich und westlich
davon Tiefland.
Handel bedeutend, Industrie gering.
Zu Schleswig-Holstein gehören die nordfriesischen Inseln im Westen,
Fehmarn und Alsen im Osten.
Ferner gehört noch zu Preußen: der Jadebusen mit dem Kriegshafen
Wilhelmshaven und die Hohenzollernschen Lande mit der Stammburg des
preußischen Königshauses Hohenzolleru und den Städten Sigmaringen
und Hechingen.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. In welchen preußischen Provinzen liegen Stettin, Halle, Bromberg, Kassel,
Münden, Minden, Kiel, Elberfeld, Trier, Danzig, Leuthen, Roßbach, Fehrbellin, Zorn-
dorf? 2. Welche Flüsse münden zusammen bei Küstrin, Tier, Mainz, Münden, Dessau.
3. Nenne 8 preußische Seestädte.
2. Die Großherzogtümer in Norddeutschland.
a) Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin (13,127 Dkm, 625,000 E.).
Hauptstadt: Schwerin am Schweriner See, 42,000 E. Handelsstädte:
Rostock, 61,000 E., Wismar, 22,000 E., Warnemünde, 3700 E.
Hauptfluß: Elbe. Hauptgebirge: Baltisch - uralische Höhe, fünft
meist Tiefland.
b) Großherzogtum Mecklenburg - Strelitz (2930 □km, 103,450 E.).
Hauptstadt: Neustrelitz. 12,000 E.
e) Großherzogtum Oldenburg (6428 Dkm, 438,856 E.). Es zerfällt
in drei Teile: Hauptland an der Nordsee mit Hauptstadt Oldenburg
an der Hunte, 29,000 E., Tiefland; Fürstentum Lübeck an der Ostsee,
Hauptstadt: Eutin, 5200 E., Hügelland; Fürstentum Birkenfeld in der
Rheinprovinz, Hauptstadt: Oberstein, 10,000 E., Bergland (Hunsrück).
3. Die drei freien Städte Deutschlands.
1. Lübeck (298 □ km, 105857 E.). Hauptstadt Lübeck an der
Trave^ 92,000 E., Seehafen: Travemünde an der Ostsee.
Friedemann, Kl. Schulgeographie v. Europa. 13. Stuft. 5
— 34 —
2. Hamburg (414 Dkm, 874,878 E.). Hauptstadt: Hamburg an
der Elbe, 817,000 E., erste Handelsstadt auf dem Festlande Europas.
Seehafen: Cuxhafen, 11,000 E., an der Nordsee.
3. Bremen (256,4 Dkm, 263,440 E.). Hauptstadt: Bremen an
der Weser, 215,000 E., Seehafen: Bremerhaven, 24,000 E., an der
Nordsee.
b) Die mitteldeutsche Staatengruppe.
Die besteht aus einem Königreich (Sachsen), einem Großherzog-
tum (Sachsen-Weimar), aus 5 Herzogtümern und 7 Fürstentümern.
1. Königreich SaHsen (14,993 dkm., 4,508,600 E.)
Das gesegnetste, gewerbfleißigste, bevölkertste und schönste Land Deutsch-
lands. Hauptstadt: Dresden an der Elbe, 530,517 E. Fabrikstädte:
Chemnitz, 225,000, Plauen, 105,000, Zwickau, 69,000, Glauchau, 25,000,
Zittau, 35,000, Reichenbach, 25,000 E.; erste Handelsstadt: Leipzig,
504,000 E. Meißen, 32,000 E., erste Porzellanfabrik Deutschlands.
Bergstadt: Freiberg, 31,000 E. Hauptgebirge: Erzgebirge, Elb-
sandsteingebirge, Lausitzer Gebirge. Hauptflüsse: Elbe und Mulde.
Schlacht orte: -Leipzig, Bautzen, Dresden.
Produkte: Metalle, Kohlen und landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Industrie: Weberei, Maschinenfabrikation vorwiegend.
Handel: hochbedeutend, besonders in Leipzig, Dresden, Chemnitz,
Plauen.
2. Thüringen. (12,410 Dkm, 1,482,825 E.)
Besteht aus 1 Großherzogtum (Weimar), 3 Herzogtümern (Altenburg,
Meiningen, Gotha) und 4 Fürstentümern (2 Reuß, 2 Schwarzburg).
Residenzen sind: Weimar, 31,000, Rudolstadt, 12,000, Greiz,
23,000, Gera, 47,000, Altenburg, 39,000, Sondershausen, 7000, Gotha,
37,000 und Meiningen, 16,000. Universitätsstadt: Jena, 26,0001$:.
Andere Städte: Coburg, 22,000, ^isenach, 35,000, Hildburghausen,
7500. Schlachtorte: Jena, Roßbach.' Hauptgebirge: Thüringer
Wald. Hauptfluß: Saale.
Industrie und Handel bedeutend.
3. Herzogtum Anhalt. (2299 □ km, 328,000 E.)
Besteht aus zwei Stücken, ein Teil an der Elbe und Mulde, der
andere am Harz. Hauptstadt: Dessau an der Mulde, 55,000 E.
4. Herzogtum Wraunschweig. (3672 □km, 485,958 E.)
Besteht aus 5 größeren und mehreren kleineren Stücken, vorwiegend
im Wesergebiet und am Harz. Hauptstadt: Brauuschweig an^der
Ocker, 136,000 E. — Wolfenbüttel, 19,000 E.
5. Die drei Aürstentümer im mittleren Wesergebiet.
1. Schaumburg-Lippe (340 □km, 45,000 E.) nördlich der Weser.
Hauptstadt: Vückeburg, 6000 E.
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2. Lippe (1215 Dkm, 145,600 E.) südlich der Weser, Haupt-
stadt: Detmold, 13000 E. Gebirge: Teutoburger Wald.
3. Waldeck (1121 □ km, 59,130 E.) westlich der Weser, Haupt-
stadt: Arolsen, 3000 E.
c) Die süddeutsche Staatengruppe.
Sie besteht aus zwei Königreichen (Bayern und Württemberg) aus
zwei Groß Herzogtümern (Baden und Hessen-Darmstadt) und aus dem
Reichslande (Elsaß-Lothringen).
1. Königreich Wayern. (75,870 □ km, 6,524,372 E.) >
Das Land besteht aus dem Hauptlande Bayern und der Rheinpfalz.
Einteilung in acht Provinzen.
Oberbayern. Hauptstadt: München an der Isar, 539,000 E.,
Ingolstadt, 24,000 E., Reichenhall. Gewässer: Donau, Isar, Inn,
Ammer-, Starnberger, Chmiemsee. Gebirge: Bayerische Alpen. Berge:
Zugspitze, 3000 m. Hochebene: Schwäbisch-Bayerische.
Schwaben: Augsburg, 95,000 E., am Lech, Lindau am Bodensee,
Nördlingen, nördlich der Donau. Gewässer: Lech, Jller, Donau,
Bodensee. Gebirge: Algäuer Alpen. Hochebene: Schwäbisch-Vayerische.
Niederbayern; Passau zwischen Donau und Inn, 19,000 E., Lands-
hut, 24,000 E., an der Isar. Flüsse: Donau, Isar, Inn. Gebirge:
Bayerischer Wald mit dem Arber.
Oberpfalz: Regensburg an der Donau, 49,000 E. Flüsse: Donau,
Naab, Regen. Gebirge: Böhmerwald.
Mittelfranken: Nürnberg, 294,000 E., an der Pegnitz. Universitär-
stadt: Erlangen, 24,000 E. Flüsse: Regnitz, Pegnitz, Altmühl. Ge-
birge: Jnra. Hochebene: Schwäbisch-Fränkische.
Oberfranken: Bamberg an der Regnitz, 45,000 E., Bayreuth am
Main, 32,000 E., Hof an der Saale, 36,000 E. Flüsse: Main, Regnitz,
Saale, Naab, Eger. Gebirge: Fichtelgebirge, Frankenwald, Jura.
Unterfranken: Würzburg, 80,000 E., Aschaffenburg, 26,000 E,
Schweinfurt am Main, 18,000 E. Flüsse: Main, Fränkische Saale.
Gebirge: Rhön, Spesiart.
Rheinpfalz: Speier am Rhein, 22,000 C., Kaiserslautern, 52,000 E.
Flüsse: Rhein. Gebirge: Hardt und Donnersberg.
Produkte: landwirtschaftliche. Hauptindustrie in Mittelfranken
(Nürnberg), Haupthandel in Schwaben (Augsburg). Schlachtorte:
Lechseld bei Augsburg 955, Nördlingen 1634.
2. Königreich Württemberg. (19,512 □ km, 2,302,179 E.)
Hauptstadt: Stuttgart, 249,000 E. (mit Cannstatt). Fabrikstädte:
Eßlingen, 29,000 E., Heilbronn am Neckar, 40,000 E. Universitäts-
stadt: Tübingen, 17,000 E. Festung: Ulm, 52,000 E. Gewässer:
Donau, Neckar, Bodenfee. Gebirge: Schwarzwald, Schwäbischer Jura.
Produkte: Vieh, Getreide, Obst, Wdn. Industrie: Maschinen,
Papier, Zucker, Uhren. Handel lebhaft, besonders Buchhandel.
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3. Großherzogtum Waden. (15,068 □ km, 2,010,728 E.)
Hauptstadt: Karlsruhe, 111,000 E. Handelsstädte: Mannheim,
164,000 E., am Rhein, Konstanz am Bodensee, 25,000 E. Universitäts-
städte: Heidelberg, 50,000 E., und Freiburg, 74,000 E. Badestadt:
Baden, 16,000 E. Festung: Rastatt, 14,000 E. Gewässer: Rhein,
Neckar, Vodensee. Gebirge: Schwarzwald mit Feldberg.
4. Großherzogtum Kessen-Darmsiadt (7689 □ km, 1,209,175 E.)
Hauptstadt: Darmstadt, 83,000 E. Festung: Mainz, 91,000 E.,
am Rhein. Universitätsstadt: Gießen in Oberhessen, 29,000 E. Noch
zu merken: Worms am Rhein (Reichstag 1521), 44,000 E. Flüsse:
Rhein, Main. Gebirge: Odenwald, Äogelsgebirge.
Produkte: Metalle, Kohlen, Getreide, Wein, Obst. Industrie und
Handel lebhaft.
(5. Reichsland Atsaß-Lothringen. 14,518 □ km. 1,814,564 E.)
Hauptstadt des Elsaß: Straßburg am Jll, 168,000 E. Fabrik-
städte, Mülhausen, 94,000 E., Colmar, 42,000 E., Hauptstadt von
Lothringen: Metz, 60,000 E., Festung. Flüsse: Rhein, Jll, Mosel.
Gebirge: Vogesen.
Produkte: landwirtschaftliche und bergmännische. Industrie: Weberei.
Schlachtorte: Weißenburg und Wörth, Gravelotte, Mars la Tour,
St. Privat, Metz 1870.
Die außereuropäischen Besitzungen Deutschlands sind:
In Afrika: 1. Dentsch-Togoland zwischen dem 6.—7.°n. Br. an
der Küste von Oberguinea. Reichangebautes Land mit fleißiger Bevölkerung
(Eweneger). Das Bergland im Innern besitzt gesundes Klima. An der
flachen Küste herrschen Fieber. Hauptprodukt: Palmöl. Hafen: Lome,
Hauptstadt: Togo.
2. Kamerunland an der Westküste Afrikas am Busen von Guinea
unter 4° rt. Br. mit heißem, ungesundem Klima. Die Negerbevölkerung
treibt lebhaften Handel mit Palmöl, Elfenbein, Ebenholz, Gummi. Hafen:
Duala.
3. Südwestafrika vom Kap Frio bis zum Oranjestrom. An der
Küste öde, weil wasserarm. Die Besitzung erstreckt sich tief nach Inner-
afrika hinein, wo die Landschaften fruchtbarer werden. Bewohner: Vieh-
zncht treibende Hottentotten, Herero, deutsche Farmer. Hauptstadt: Windhuk.
4. Deutsch-Ostafrika. Das Land östlich der großen, innerafrika-
nischen Aequatorialseen bis zur Suaheli- oder Sansibarküste. Die srucht-
baren, reichbewässerten, teils aus Hochebeuen und Gebirgslandschaften be-
stehenden Gebiete sind durch Kauf oder Vertrag von der „Ostafrikanischen
Plantagengesellschaft" erworben worden und werden jetzt durch Anlage von
Ortschaften, Pflanzungen, Mühlen, Straßen zc. nutzbar gemacht. Das Klima
ist größtenteils gesund. Hauptstadt: Dar-es-Salam d. h. Friedensstadt.
In Australien: Hier bestehen die Besitzungen Deutschlands aus Inseln
der heißen Zone. Die größte Besitzung liegt auf Neu-Guiuea, der größten
— 37 -
Insel der Erde, und heißt 5. Kaiser Wilhelmsland, bewohnt an der
Küste von Landbau, Viehzucht und Fischfang treibenden Papuas, im Innern
von wilden, feindlich gesinnten Bergvölkern (Alsurus). Schöne Häfen,
schiffbare Ströme, Reichtum an Mineralien machen uns diesen Besitz zu
einem wertvollen.
6. Die nördlich vom Kaiser Wilhelmsland gelegenen Admiralitäts-
Inseln (20 Inseln). Dann östlich
7. der Bismarck-Archipel mit den Hauptinseln Neu-Mecklenburg
(früher Neu-Jreland) und Neu-Pommern (früher Neu-Britannien) und die
Salomoninseln.
8. Nördlich von Neuguinea gehören zu Deutschland die Inselgruppen
Palauinseln, die Karolinen und Marianen, meist Koralleneilande.
9. Nordöstlich die Marschallinseln (Ralik- und Ratakgruppe), von
derselben Bildung. Die größte der Inseln heißt Jaluit (spr. Dschalut).
10. Die südöstlichste Grnppe der deutschen Schutzgebiete bilden die
beiden Samoainseln Sawai und Upolu in der Tropenzone.
In Asien: Hier erwarb Deutschland im November 1897 nach fried-
licher Verständigung mit China den geräumigen Hafen Kiautschou und
seine nächste Umgebung an der Ostküste Chinas.
Der Gesamtkolonialbesitz Deutschlands beträgt jetzt (1907) insgesamt
2,604,020 □ km mit 12,4 Millionen Bewohnern.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
I. Aus wieviel Staaten besteht Deutschland? 2. Wie heißen sie? Nenne von
jedem Lande die Hauptstadt, den Hauptfluß, das Hauptgebirge. 3. Schreibe
30 andere Städte aus Deutschland auf. 4. Nenne 10 Festungen. 5. Nenne 10 Schlacht-
orte. 6. Nenne 10 Universitätsstädte. 7. Wie viele Flüsse Deutschlands kannst du aus
dem Kopfe ausschreiben? 8. Wieviel Seestädte kannst du nennen? 9. Welche Besitzungen
besitzt Deutschland a) in Afrika, b) in Australien, c) in Asien?
§ 2. Kaisertum Österreich oder die österreichisch-ungarische Monarchie
.5 mit Bosnien und der Herzegowina.
Größe: 675,879 Dkm, 49,425,000 Bewohner. Der Landgröße
nach das drittgrößte Reich Europas.
Grenzen: Im Norden: Kaisertum Deutschland (Königreich Bayern,
Königreich Sachsen, preußische Provinz Schlesien) und Kaisertum Rußland.
Im Osten: Kaisertum Rußland und Königreich Rumänien. Im Süden:
Die Königreiche Rumänien und Serbien, Fürstentum Montenegro, Kaiser-
tum Türkei, Adriatisches Meer, Königreich Italien. Im Westen: Republik
Schweiz, Bodensee, Kaisertum Deutschland (Bayern).
Einteilung: Cisleithanien, Transleithanien, Occupationsländer.
Unter Cisleithanien versteht man die österreichischen Kronländer,
welche ihren Reichstag in Wien halten; unter Transleithanien die Krön-
(ander, welche ihren Reichstag in Ofen-Pest halten; unter Occupations-
tänder versteht man die unter österreichischer Verwaltung stehenden früheren
türkischen Provinzen Bosnien und Herzogowina.
Zu Cisleithanien rechnet man folgende 13 Kronländer oder Provinzen:
1. Königreich Böhmen, ^2. Herzogtum Schlesiens 3. Markgrafschaft
Mähren), 4. Erzherzogtum Osterreich (Ober- und Unterösterreich), 5. Herzogtum
- 38 -
Salzburg, 6. Herzogtum Steiermark, 7. Herzogtum Kärnten, 8. Herzogtum
Kram, 9. das Küsteuland, 10. gesürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg,
11. Königreich Dalmatien, 12. Königreich Galizien, 13. Herzogtum Bukowina.
a. Zu Transleithanien rechnet man folgende 4 Kronländer oder Provinzen:
1. Königreich Ungarn, 2. Königreich Kroatien, 3. Königreich Slavonien,
5. Großfürstentum Siebenbürgen.
Das höchste Gebirge des Kaisertums sind die Alpen (Ostalpen), das
längste die Karpathen, der höchste Berg der Ortler, 3900 m; die größten
Tiefebenen befinden sich in Ungarn, der längste Fluß ist die,Donau,
der größte See ist der Plattensee, die größte Stadt ist Wien. Österreich
gehört 4 Meeresgebieten an: 1. der Nordsee durch Rhein und Elbe, 2. der
Oftsee durch Oder und Weichsel, 3. dem Adriatischen Meer durch die
Etsch, 4. dem Schwarzen Meer durch die Donau.
A. Cisleithanien.
1. Königreich Wöllmen.
Größe: 51,948 Dkm, 6,552,000 E., über 126 E. auf 1 Dkm.
Bevölkerung: 1/B der Bewohner sind Deutsche, 2/3 sind Tschechen,
welche zu den Slaven gehören und die böhmische oder tschechische Sprache
sprechen. Die Gesamtbevölkerung ist vorwiegend katholisch. Musikliebe
(böhmische Musikanten) ist eine hervorragende Eigenschaft des Böhmervolkes.
Grenzen: Im Norden: Königreich Sachsen, im Osten: preußisch
Schlesien, Mähren, im Süden: Erzherzogtum Osterreich, im Westen:
Königreich Bayern.
Gebirge: Böhmen ist ringsum von Gebirgen umwallt. Das Erz-
gebirge mit dem Keilberg, 1243 m hoch, das Elbsandsteingebirge mit dem
Schneeberg, 723 m hoch, das Lau sitz er Gebirge mit der Lausche, 800 m
hoch, das Jsergebirge, das Riesengebirge mit der Schneekoppe, 1608 m
hoch, Glatzer Bergland, im Südosten das Mährische Hügelland, eine
Wasserscheide zwischen Elb- und Donaugebiet, im Südwesten der Böhmer-
Wald mit dem Arber, 1478 m hoch. Auch das Innere Böhmens ist von
Gebirgsmassen erfüllt und merken wir uns von diesen nur das Mittel-
gebirge mit dem Milleschauer, 835 m hoch (südlich von Teplitz). Das
Haupttieftal bildet das Elbtal^
Gewässer: Böhmen gehört (mit Ausnahme der Neiße, welche zur
Ostsee geht) dem Nordseegebiete an. Hauptstrom ist die Elbe; sie entspringt
1338 iQ hoch auf dem Riesengebirge und tritt nur noch 114 m hoch über
der See aus Böhmen nach Sachsen ein. Die Nebenflüsse sind: Moldau
(vom Böhmerwald), Eger (vom Fichtelgebirge). In den Tälern der Elbe,
Moldau uud Eger liegen die wichtigsten Städte.
Produkte: Böhmens Kilma ist warm und mild, der Boden gut,
daher gedeihen Getreide, Obst und Wein in herrlicher Fülle. Der Berg-
bau liefert Metalle, Schmucksteine (Granaten) und Braunkohlen. Außer-
ordentlich reich ist Böhmen an Mineralquellen, daher gibt es zahlreiche
Bäder (Karlsbad, Marienbad, Teplitz). Ausgeführt werden Getreide, Obst,
Wein, Braunkohlen, Bier, Web- und Glaswaren; eingeführt Kolonialwaren.
Der Handel ist sehr lebhaft, die Industrie steigt von Jahr zu Jahr.
Hauptstadt:- Prag, mit den Vororten 520,000 E., an der Moldau.
Die Lage am Flusse, alte Schlösser (Hradschin und Wischerad), Brücken
und Tore, prächtige und zahlreiche Kirchen und Türme, mittelalterlich ge-
baute Häuser machen Prag zu einer malerischen Stadt. Sie ist belebt;
denn Handels- und Fabriktätigkeit sind bedeutend, auch ist die Universität hier.
Fabrikstädte sind: Reichenberg, 35000 Einw., Hauptsitz der böhmischen
Weberei, und Pilsen (Bier) 79000 Einw. Festung ist Tlieresienstadt.
Handelsstädte sind außer Prag Leitmeritz und Aussig a.d. Elbe 41000 Einw.
Bäder sind: Teplitz, Karlsbad, Franzensbad, Marienbad, alle südlich
vom Erzgebirge gelegen. Schlachten wurden geschlagen: bei Prag 1620,
bei Lowositz 1756, bei Kollin 1757, Königgrätz (Sadowa) 1866.
Ordne die Städte nach den Fluß- und Seegebieten,
2. Herzogtum Schlesien.
Größe: 5147 □ km, 727160 Einw. (über 141 Einwohner auf
1 □ km), liegt zwischen Mähren, preußisch Schlesien und Galizien, gehört
durch die Oder und Weichsel dem Ostseegebiete an und ist ein rauhes, nicht
allzufruchtbares Berg- und Hügelland, bewohnt von Deutschen und Slaven,
welche vorwiegend Industrie (Tuchweberei) treiben. Hauptstadt ist Teschen,
20,000 Einw., Fabrikstädte sind Troppau, 29,000 Einw. und Meilitz,
17,000 Einw., deren bunte, schöne Tuche besonders nach der Türkei gehen.
3. Markgrasschaft Mähren.
Größe: 22,221 □ km, über 2,'532,000 Einw. (114 Einw. auf
1 □ km), bestehend aus 1/4: Deutschen und 3/4 Slaven (sogenannte Han-
naken und Tschechen). Das Kronland liegt zwischen Böhmen, österreichisch
Schlesien, Ungarn und Niederösterreich.
Gebirge: Mähren ist ein Bergland; im Norden das Eschengebirge
(Gesenke): im Westen das Mährische Hügelland, die Wasserscheide zwischen
Elbe- und Donangebiet; im Osten der westliche Teil der Karpathen.
Gewässer: Mähren gehört zwei Meergebieten und zwei Stromge-
bieten an: a) durch die Oder dem Gebiet der Ostsee; b) durch dtefMcmf)
der Donau und dem Gebiet des Schwarzen Meeres.
Produkte: Als vorzügliches Ackerland erzeugt Mähren viel Getreide,
ganz besonders Gerste für die Bierbrauer, ferner schönen Flachs und Zucker-
rüben. Groß ist der Obstreichtum. Von Tieren sind besonders zu nennen
Pferde, Schafe und Gänse. Jndustrieprodukte sind: Zucker, Tuche (Brünn).
Hauptstadt ist Brünn an der Schwarzawa, 118,000 Einw., hügelig
gelegen, mit großen Tuchfabriken und lebhaften Durchgangshandel. Hoch
über der Stadt liegt auf kahler Bergeshöhe der „Spielberg", eine frühere
Festung, in deren Mauern sich jetzt Gefängnisse für schwere Verbrecher be-
finden. Festung ist Olmütz an der March, 23,000 Einw., in unschöner
sumpfiger Umgebung. Fabrikstadt ist Jglau am Abhänge des Mährischen
Hügellandes, 25,000 Einw.
Etwas östlich von Brünn liegt das Schlachtfeld von Austerlitz (1805).
4. Erzherzogtum Österreich
teilt sich: a) in Oberösterreich oder Österreich ob der Enns 11,981 □ km,
über 829,500 Einw. (69 Einw. auf 1 □ km), und
- 40 -
b) in Niederösterreich oder Österreich unter der Enns, 19,824 □ km
mit über 3,351,170 Einw. (169 Einw. auf 1 Dkm), beide mit deutscher
Bevölkerung.
Gebirge: Die Salzburger, die oberösterreichischen und nieder--
österreichischen Alpen. Uber die letzteren führt von Wien aus bis Graz
die Semmeringbahn.
Diese Eisenbahn ist unter großen Schwierigkeiten in einem Zeitraum
von 10 Jahren erbaut und 1854 vollendet. Sie führt aus den grünen
Tälern empor in die klippenreiche Felsenwelt, durchbricht in langen Tunnels
bie Riesenberge, schmiegt sich in schmaler, eingesprengter Bahn an steilen
Wänden und schauerlichen Abgründen hin und windet sich in Bogenlinien
empor bis zu einer Meereshöhe von 900 in, um in eben solchen Schlangen-
Windungen wieder hinab zu steigen in das Tal der Mur.
Bald blickt der Reiseude tief hinab in das grüne Tal, bald hinein
in zerrissene Klüfte; schroffe Felszackeu und wolkenumfchleierte Gebirgs-
spitzen werden sichtbar, links liegen drüben altersgraue Burgruinen, dann
fliegt der Zug über einen tosenden Gebirgsbach, um im nächsten Augenblicke
in die tiefe Nacht eines Tunnels hineinznbranfen, dann dämmerts, immer
lichter wirds und im Sonnenscheine druuten liegt vor uns das grüne,
wasserdurchrauschte Tal mit den malerischen Häusern der grünen Steiermark.
Gewässer: Hauptstrom die Donau. Nebenflüsse derselben: Inn,
Enns von Süden, March von Norden; alle Gewässer gehören dem Schwarzen
Meergebiete an.
Produkte: Weiu, Obst, Getreide, Salz, Eisen. Die Industrie ist
besonders großartig in Eisen, Leder und Papier.
In Oberösterreich: Linz, am rechten Donauufer, Hauptstadt mit
77,000 E., in malerischer Lage, im Süden das berühmte Bad Ischl.
In Niederösterreich: Wien, Haupt- und Residenzstadt des Reiches,
an einem Arm der Donau, mit seinen 18 Vorstädten 1,979,000 E. zählend.
Den Mittelpuukt der prächtigen Stadt bildet der mächtige, Hochauf-
ragende Dom zu St. Stephan in gotischem Stile mit seinem 138 m hohen
Turm. Unweit davon erhebt sich die weitläufige Kaiserburg mit wert-
vollen Sammlungen. Am Neumarkt finden wir Kirche und Kloster der
Kapuziuer mit der berühmten Totengruft des kaiserlichen Hauses. Riugs
um den alten Stadtkern zieht sich die prachtvolle Ringstraße mit ihren
Palästen.
Welch ein Menschenstrom durchflutet die Straßen, welch bunte Pracht
bietet das Wiener Straßenleben! Die Vorstädte sind ruhiger und die
Straßen breiter. Im Osten der Stadt liegt Wiens großer Garten, der
„Prater", er bietet Wiese und Wald, Schau- und Tummelplätze, ruhige
Einsamkeit, lärmendes Wirtshausleben, schattige Parkwege, belebte Verkehrs-
Wege mit reichen Karossen und eleganten Reitern, stille Erholung, rauschende
Vergnügungen und ist das tägliche Wanderziel von Tausenden.
Wien ist der Sitz der Universität und hoher Schulen und der erste
Handels- und Jndustrieplatz der ganzen Monarchie.
In der Umgegend Wiens liegen die Schlösser Schönbrunn und
La^enburg. Südlich von Wien der Badeort Baden mit Schwefelquellen;
südlicher Wiener-Neustadt, Fabrikstadt mit 31,000 E. Scklachtorte sind:
Aspern (1809), Wagram (1809.
5. Herzogtum Sakzöurg.
Größe: 7153 □ km, 206,230 E. (auf 1 □ km 28 E., Deutsche).
Lage: Zwischen Bayeru, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Tirol.
Gebirge: Salzburger Alpen, im Süden die Hohen Tauern.
Gewässer: Hauptfluß die Salzach, Nebeufluß des Juu.
Produkte: Das Herzogtum ist eiu Bergland mit rauhem Klima, und
nur y5 des Landes besteht aus anbaufähigem Boden. Der Ackerbau ist
daher gering, bedeutend ist die Viehzucht. Der Boden liefert Salz.
Hauptstadt ist Salzburg, mit 37,000 E., malerisch an der isalzach
gelegen. Über der Stadt, welche ein kaiserliches Schloß, einen Dom und
einige Klöster enthält, erhebt sich die alte Festung Hohensalzburg, mit im-
posanter Aussicht auf die Alpen. Südlicher liegt Hallein, mit Salinen
oder Salzwerken, noch südlicher in wildromantischer Lage das Bad Gastein
mit heißen Quellen.
6. Das Herzogtum Steiermark.
Größe: 22,426 □ km, 1,404,527 E. (auf 1 □ km über 62 E., im
Norden Deutsche, im Süden Slaven). Das Herzogtum liegt zwischen Ober-
und Uuterösterreich, Ungarn, Krain, Kärnten und Salzburg und ist eiu
weidenreiches (die „grüne Steiermark") Alpenland mit bedeutender Vieh-
zucht, geringem Acker- und starkem Obstbau. Das Kernobst dieut vor-
wiegend zur Bereitung des Apfelweins (Steirischer Most). Der Boden ist
reich an Eisen, daher sind Bergbau und Metallverarbeitung seit 1000 Jahren
hervorragende Beschäftigungen der Bewohner.
Die Hauptflüsse sind Mur und Drave, beide Nebenflüsse der Donau.
Hauptstadt ist das reizend gelegene Graz an der Mur mit altertüm-
lichem Schlosse, umgeben von einem Kranze netter Landhäuser und malerischer
Schlösser. Die Stadt hat Universität, lebhaften Handel, treibt rege In-
dustrie und besitzt eine Einwohnerzahl von 155,000 E. Man nennt Graz
oft „das Pensionshaus Oesterreichs", weil Tausende pensionierter Beamten
ihren Ruhegehalt hier verzehren. Südlicher liegt Marburg, an der Drave
mit 28,000 E.
7. Herzogtum Kärnten,
ist nur 10,327 □ km groß und besitzt eine Bevölkerung von 372,917 E.
(36 E. auf 1 □ km), bestehend aus Deutschen und Slaven, sogenannten
Winden (— Wenden). Das rauhe Bergland besteht nur zu V? aus Acker-
land, alles übrige ist Weide, Wald und Fels. Schön und fruchtbar siud
die Täler, besonders das des Hauptflusses Drau. Kärnten liegt zwischen
Steiermark, Krain, Italien, Tirol und Salzburg.
Zwischen Salzburg und Kärnten ziehen sich die Hohen Tauern hin,
eine Alpenkette aus Urgesteinsmassen.
Hier liegt der Großglockner, 3800 m hoch, der besonders von der
Kärntner Seite (von Heiligenblut aus) bestiegen wird. Den Alpenzug
zwischen Kärnten und Italien nennt man Carnische oder Kärntner Alpen,
den Alpenzug zwischen Kärnten und Krain das Karawankengebirge. Haupt-
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Produkte sind Eisen, Blei und Vieh. Hauptstadt ist Klagenfurt, un-
weit des Draveflusses, 26,000 E.
8. Herzogtum Kram,
ist fast ebenso groß, 9955 Hü km, besitzt aber mehr Einwohuer, 516,370
(auf 1 □ km etwa 52 E., Deutsche und Staden). Kram liegt zwischen
Steiermark, Kärnten, dem Küstenlande und Kroatien. Die Krämer Alpen
bezeichnet man auch als „Julische Alpen", deren südöstlichen Teil als „Karst-
gebirge". Der Hauptfluß ist die Save. Das Land ist fruchtbar und
liefert Getreide, Wein und Obst; wichtig ist der Bergbau auf Quecksilber
(Jdria). Die Hauptstadt Laibach, 39,000 E., liegt in wasserreicher Ebeue.
Südlich von Laibach liegt der Ort Adelsberg mit seinen großen Tropf-
steinhöhlen. In der Nähe der Zirknitzer See, welcher periodisch verschwindet.
Ans dem Karstgebirge.
An der Südgrenze von Krain zieht sich das 12 Meilen lauge Karst-
gebirge hin, ein Kalksteingebirge. Seine Hochflüchen bieten weder Strauch
noch Baum; nackte Steinhaufen und Kalkbrocken, wie Schwämme durchlöchert
und zersetzt, bedecken den kahlen Boden und hemmen des Wandrers Schritte.
Öde, Wasserarmut, Unfruchtbarkeit, Grauen des Todes überall, wohin
das Auge blickt.
Doch nein, auch der Karst hat sein Leben und seine Bewohner; denn
plötzlich stehen wir am Rande eines Tales, besser gesagt eines Trichters.
Dort unten stehen die armseligen Hütten der Carsolinos, wie man die be-
dauernswerten, armen Menschen nennt, die hier mühsam um ihr tägliches
Brot ringen. Einige Äcker ziehen sich an der schrägen Talwand fast bis
zum Rande empor, einige Bäume schatten den Boden, magere Grasung
nährt die herumkletternden Ziegen und Schafe und neben Kohl- und Kartoffel-
gärten versucht es sogar der Wein hier oben zu gedeihen.
Alles Leben hat sich in diese Taltrichter, die man Dollinas nennt,
geflüchtet; denn über die Hochebene braust von Zeit zu Zeit, unerwartet,
mächtig die Bora, ein kalter Sturmwind (boreas d. h. Nordwind), alles
niederfegend, was an Aufkeimen, Blühen und Leben erinnert. Die Dollinas
(d. h. Täler, vom slav. Worte dola — Tal) finden sich in großer Anzahl
auf dem Karst; außerdem gibt es eine Menge enger Klüfte, an der Mündung
oft nur einige Spannen breit, aber tief, Karstlöcher und Taubenlöcher genannt,
weil in ihren tiefen Höhlungen große Schwärme von Höhlentauben nisten.
Das Junere des Gebirges ist überaus reich an Höhlen. Eine der be-
suchtesten ist die Adelsberger Grotte. Ein reißender Bergfluß, die Poik,
stürzt sich hier in eine große Höhle. Ein enger Eingang führt uns zu-
nächst in den „Dom", über dessen Boden das Wasser rauscht. Auf feuchten
Steinstufen steigen wir hinab, schreiten auf einer Brücke über das schäu-
mende Wasser, dann wieder aus Stufen empor. Brücke und Pfad sind
durch Kerzen erleuchtet, überall flimmert es seltsam, feenhaft. Hoch oben
in der Felswand öffnet sich ein zweiter, 1826 entdeckter Eingang, der
zur Ferdinandsgrotte führt. Ein 1700 m langer, nicht allzubreiter, oft
mit Seitengängen versehener Gang, der dann und wann sich zu Sälen
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erweitert, führt uns in den größten Höhlenraum, den „Tanzsaal". Hier wird
zu Pfingsten das „Grottenfest" mit Musik und Tanz abgehalten. Am Ende
erreicht die ganze Grotte ihre größte Weite und Höhe; in der Mitte der
Halle erhebt sich hier der 30 m hohe „Calvarienberg", ein Säulenwald von
Tropfsteingebilden, die im Lichte der Fackeln phantastisch uns entgegenleuchten.
Dann treten die Führer mit den Lichtern in Seitengrotten, dunkle
Nacht wird um uns; in geheimnisvoller Tiefe rauschen die unterirdischen
Gewässer, und die Millionen Tropfen, die mit metallischem Klange von
den hohen Wölbungen fallen, spielen jene leisen, unsagbar süßen Weisen,
die unser lauschendes Ohr aus weiter, weiter Ferne zu vernehmen meint.
Plötzlich blitzt es aus, ein Schuß dröhnt markerschütternd durch den
Dom, dounernd bricht sich der Schall an den Wänden, ein wunderbares
Echo hallt uns entgegen und grollend, leiser, immer leiser verlieren sich
seine Töne in dem Wirrsal der unterirdischen Gänge. Gern begrüßt man
wieder das erscheinende Licht. — Östlich von Adelsberg liegt, eine halbe
Wegstunde von dem kleinen Orte Zirknitz entfernt, der Zirknitzer See,
21/2 Stunde lang, 1V2 Stunde breit. Wenig malerisch ist seine Lage,
merkwürdig aber ist sein zeitweiliges Verschwinden. Das Wasser verliert
sich, gewöhnlich im Winter und Sommer, in den unterirdischen Höhlen
und steigt wieder im Frühling und Herbst, wenn Schneeschmelze oder an-
haltender Regen eintritt. Ist der See ausgetrocknet, so ackert, säet und
jagt man da, wo sonst Fische schwammen, und größere Stellen benutzt man
als Heuwiesen oder als Weide. — Krain ist überhaupt reich an unterirdischen
Klüften und Grotten. Die Untersuchungen der letzten Jahre haben Höhlen-
räume von so großartiger Ausdehnung erschlossen, wie sie von solcher Ge-
staltung niemand vermutete. Die bis jetzt bekannte größte Höhlenschlucht
liegt südlich voil Laibach, namens Gradischniza, die eine wasserdnrchranschte
Tiefe von 225 m erreicht und viele Gänge, darunter einen von 200(3 m
Länge, besitzt.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Zu welchen Seegebieten gehören die österreichischen Provinzen: Böhmen,
Schlesien, Mähren, Ober- und Unterösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol? 2. Nenne
ans jeder dieser Provinzen 2 Städte. 3. Nenne 3 Schlachtorte ans Böhmen. 4 Nenne
4 österreichische Bäder. 5. In welche Hanptteile zersällt ganz Österreich? 6. Zähle
die transleithanischen Länder auf. 7. Wo liegen: Leitmeritz, Kufstein, Gastein, Ischl,
Olmütz? 8. In welcher österreichischen Provinz liegt das Karstgebirge? 9. In welcher
Provinz liegt der Großglockner? 10. Nenne 2 Berge aus Böhmen.
9. Pas Küstentand (Istrien, Görz und Oradiska, priest).
Größe: 7968 Dkm und 798,817 E. (auf 1 Dkm 100 E. sSlaven,
Italiener, Deutsches.)
Das Küstenland liegt zwischen Italien, Kärnten, Krain, Kroatien,
und dem Adriatischen Meer, der größte Teil besteht aus der Halbinsel
Jstrien. Im Norden finden wir die sogenannten „Jnlischen Alpen", im
bilden das Karstgebirge. Größere Flüsse fehlen, der wichtigste ist der
nach Süden strömende Jsonzo, das Hauptgewässer ist das Meer.
Das Klima ist mild und erinnert bereits an Italien, der Boden ist
größtenteils fruchtbar, daher gedeiht der Wein, die Olive, Mandel- und
Feigenbaum, schöner Weizen. Bedeutend ist die Seidenzucht, wichtig der
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Thunfisch- und Sardellensang, großartig der Handel. Hauptstadt ist Trieft,
203,000 E., semer Handelstätigkeit wegen wohl das „österreichische Ham-
bürg" genannt. Der Handelsverkehr ist besonders lebhaft mit Italien,
Griechenland und seinen Inseln, Konstantinopel, Südrußland, Kleinasien,
Ägypten und Vorderindien. Bauart der Häuser, Sprache und Tracht des
Volkes ist italienisch. Ganz im Süden der Halbinsel Jstrien liegt Pola,
der Kriegshafen Österreichs. — Die drei Länder Kärnten, Krain und
Küstenland bezeichnet man wohl auch in historischer Weise als das König-
reich Jllyrien.
10. Gefürstete Grafschaft Airol mit Vorarlberg.
Größe: 26,682 □km, 886,250 E. (auf 1 Dkm 33 E., im Norden
Deutsche, im Süden Welschtiroler, d. h. italienisch sprechende Tiroler).
Tirol liegt zwischen Bayern, Salzburg, Kärnten, Italien, Schweiz und
Bodensee. Tirol ist das eigentliche Alpenland Österreichs, hier liegen die
höchsten Berge und die gewaltigsten Gletscher der ganzen Monarchie. Der
höchste Berg ist der Ortler, 3900 m. Das Land gehört drei Meergebieten
an: dem Nordseegebiet durch den Rhein mit Bodensee, dem Schwarzen
Meere durch den Inn, dem Adriatischen Meere durch die Etsch. Die
wichtigsten Städte liegen in den genannten Flußtälern. Innsbruck (nord-
westlich in der Nähe die „Martinswand"), Hauptstadt, 48,000 E., Kuf-
stein, alte Feste, malerisch gelegen, beide am Inn, Vregenz, am schönsten
Teile des Bodensees. Zwischen Bregenz und Landeck am oberen Inn die
Arlbergbahn mit ihrem 10,270 in langen Tunnel.
Im Eisacktal in der Nähe des Etschtales liegt Bozen, 14,000 E.,
mit lebhaftem Handel und bereits italienischer Sprache. In einem Seiten-
teile der Etsch, dem Passeyertale (Heimatstal des tapferen Andreas Hofer),
finden wir Meran, klimatischer Kururt für Brustkranke; südlicher im Etsch-
tale Trient, 27,000 E., in dessen Mauern von 1546—63 ein Konzil ab-
gehalten wurde, am südlichsten Roveredo, 10,000 E., mit Seidenzucht.
Wegen seiner hochmalerischen Lage wird Riva am Nordufer des Gardafees
von Fremden viel besucht.
Am wichtigsten ist in Tirol die Viehzucht, dann der Bergbau auf
Kohlen, Eiseu und Salz. In den südlichen Tälern reift das herrlichste
Obst, die edle Kastanie, Wein, die Citrone (hier Limone genannt) und
Olive. Eiue hervorragende Hausindustrie bildet die Holzschnitzerei.
11. Königreich I)almatien.
Größe: 12,832 □ km, 616,887 E. (auf 1 Dkm 48 E., Südslaven
und Romanen). Begrenzt ist die Provinz von Kroatien, Bosnien und der
Herzegowina und dem Adriatischen Meere. Dalmatien ist ein schmales
Küstenland (größte Breite nur 10 Meilen), durchzogen von zerklüfteten,
wasserarmen Kalkgebirgen (dinarische Alpen). Die Küste bietet in ihrer
Zerrissenheit und ihrem Jnselreichtum sehr hohe malerische Schönheiten.
Die Bewohner, arm, unwissend und roh, beschäftigen sich mit Seidenzucht,
Weiu- und Obstbau, Viehzucht uud Fischsang. Das straßenarme Land
ist auf deu Seehandel angewiesen. Hauptstadt ist Zara, mit Vor-
orten 34,000 E.
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12. Königreich Gatizien.
Größe: 78,493 □ km (etwas größer wie das Königreich Bayern),
7,725,230 E. (auf 1 □ km 97 E.). Im Westen wohnen Polen, im Osten
Ruthenen, beides slavische Völker; in den Städten und in vielen An-
siedelungen wohnen Deutsche, zahlreich sind die Juden. Im Süden der
Provinz erhebt sich das Karpathengebirge mit der hohen Tatra, die
Hauptflüsse sind Weichsel (Ostseegebiet) und Dnjeftr (Schwarzes Meer).
Das nach Norden zu sanft abfallende Land ist sehr fruchtbar, Ackerbau und
Viehzucht sind bedeutend; wichtig ist auch der Bergbau, besonders auf Salz
in Wieliczka (sprich Wilitschka).
Hauptstadt ist Lemberg, 180,000 E., mit Universität, lebhaftem
Handel und reger Fabriktätigkeit. Unweit der russischen Grenze liegt die
fast nur von Juden bewohnte Handelsstadt Brody, 17,000 E. An der
Weichsel die alte Krönnngsstadt der polnischen Könige, Krakau, 104,000 E.,
mit Universität. Hoch oben thront das alte Schloß, daneben der altehrwürdige
Dom, wo die Gebeine der einst mächtigen Polenkönige ruhen; unten am
Strome breitet sich die Stadt aus.
13. Herzogtum Mukowina, d. h. Buchenland.
Das Herzogtum (10,441 □ km, über 773,880 E., auf 1 □ km 74 E.)
liegt zwischen Ungarn, Galizien, Rußland und Rumänien, bildet die öst-
lichste Provinz Österreichs und gehört durch den auf den Karparthen ent-
springenden Fluß Pruth dem Donau- und dem Schwarzen Meer-Gebiete
an. Die Hauptstadt ist Czernowitz (Tfchernowitz d. h. Schwarzenberg) mit
Universität, 76,000 E. Hauptaussuhr besteht in Schweinen und Pferden.
B. Transleithanien.
1. Königreich Zlngarn mit Fiume und Siebenbürgen.
Auf einer Fläche von 282,317 □ km wohnen fast 18 Mill. Bewohner
(auf 1 □ km 62 E.). Das Innere Ungarns ist Flachland, der Boden
eines früheren großen Binnensees; gerade wie Böhmen bildet Ungarn ein
Kesselland, dessen Gewässer zn einer Stromrinne (Donau) sich einigen. Der
Hauptstrom ist die Donau, der Hauptfluß ist die Theiß. Das Tiefland
Ungarns wird eingeschlossen von den Karpathen, dem Siebenbürger Berg-
lande und den Ausläufern der Alpen. Die Bewohner Ungarns sind
Ungarn oder Magyaren (sprich Modjaren), Deutsche, Slaven, Juden
und wandernde Zigeuner. Der Ungar ist Hirt, der Deutsche Handwerker,
der Slave Ackerbauer, der Jude Händler und der Zigeuner Musikant und
Vagabund.
Die Industrie ist unbedeutend, der Handel sehr lebhaft.
Hauptstadt ist die Doppelstadt Ofen-Peft oder Vuda-Pest au der
Donau, 870,000 E. Eine 450 Meter lange Kettenbrücke verbindet beide
Städte, ^fen, Festung, liegt hoch, Pest, mit seinen prächtigen Straßen
und Palästen, tief. Eine Universität befindet sich in Pest. Beim Eintritt
der Donau in Ungarn liegt malerisch auf den letzten Ausläufern der Kar-
pathen Preßburg, 66,000 E. Zwischen Donau und Theiß Maria-Theresien-
stadt, 82,000 E. An der Theiß die jetzt 103,000 E. zählende Festung und
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Stadt Szegedin, welche durch die große Überschwemmung der Theiß im
Jahre 1879 fast ganz vernichtet wurde. Südöstlich Temesvar (Temeschvar),
Festung mit 53,000 E. Nördlich Debreezin (Debreschin), dorfähnlich ge-
baut mit 75,000 E. und wichtigen Getreide- und Viehmärkten; nördlicher
der berühmte, aber kleine Weinort Tokay. Bergwerksstädte sind Kremnitz
und Schemnitz, beide im ungarischen Erzgebirge, südwestlich der Tatra. —
Die großen Weideebenen Ungarns, die sich besonders an der Theiß befinden,
heißen Pußten.
Kin Dag auf der Wußta.
Noch liegt nächtliches Dunkel auf der Steppe. Die tiefe Stille unter-
bricht kein schmetternder Hahnschrei, kein rufendes Morgenglöcklein, keine
Menschenstimme nah und fern.
Langsam lichten sich die dunklen, nächtlichen Schleier, graue Nebel-
massen schweben über dem Boden und wie ein leises Ahnen dämmerts im
Osten ans; jubelnd steigt die Steppenlerche empor und begrüßt das immer
feuriger aufflammende Morgenrot. Sie weckt das Leben in der Steppe.
In das Brüllen der Rinder mischt sich das Gewieher einzelner Hengste
oder das Blöken der Schafe. Die zottigen, weißhaarigen Hunde umkreisen
bellend die sich öffnenden Hürden. Grunzend und iu roher, unverträglicher
Hast stürzen die Schweine heraus, blökend drängen in dichten Scharen
die Schafe hervor, bedächtig die langgehörnten Rinder, rasch die kleinen,
feurigen Pferde.
In glutroter Pracht ist die Sonne emporgestiegen über die baumlose,
endlos sich dehnende Ebene, über welche als weithin sichtbare Wegemarken
nur hier und da der lange Arm eines Ziehbrunnens emporragt. Meilen-
weit eignet der Boden sich nicht zum Anbau von Feldfrüchten; der spärliche
Graswuchs, der im Hochsommer verbrannt unter deu heißen Sonnenstrahlen
liegt, bietet Pferden, Rindern und Schafen nur kärgliche Weide. Hier und
da unterbricht ein mit Schilf und Binsen bedeckter Sumpf die Fläche, ein
Wohnplatz scheuer Wasservögel.
In rascher Flucht eilen die Pferde nach den entfernteren Weideplätzen,
ihnen nach auf schnaubenden Rossen die Csikos (spr. Tschiko'sch), die Roß-
Hirten der Steppe. Wie sitzt den verwegenen Reitern das niedrige Hütchen
so keck aus den langen, schwarzen, flatternden Haaren, das Hemd deckt kaum
die wetterbrauue Brust, weite, leinene Beinkleider, Gatyen, umflattern die
Beine bis zu den gespornten Csismen (Tschismen d. h. Stiefel) herab.
Am Sonntage kommt wohl noch zur Kleidung eine lange, schwarze fransige
Halsbinde von Flor, eine mit Zinnknöpfen versehene Weste und die schnüren-
besetzte Jacke (Attila oder Mente genannt), die gewöhnlich nur halb um-
gehangen wird. Im Herbste wirft der Roßhirt wohl auch die aus dickem
Wollstoff bestehende Guba (ein weiter Mantel) um.
Die fetteren Weiden wählt der Gulyas (Guljasch), der Rinderhirt; er
ist beritten wie der Roßhirt und gleich abgehärtet wie dieser gegen die
feuchte Kühle der Morgennebel und die entsetzliche, trockene Hitze des
Steppensommers.
Winter und Sommer trägt der Juhasz (Juhasch), der Schafhirt,
seinen Pelz; er ist der Träumer, aber auch nächst dem Zigeuner der
— 47 -
Musikant der Steppe. Nicht beritten, verläßt er sich auf die Klugheit und
Schnelligkeit der gewaltigen Wolfshunde, die unablässig die große Herde
umkreisen und zusammenhalten.
Am rohesten, ungeselligsten ist der Kanasz (Äcmafch) oder Schweine-
hirt, der seine Tiere im Winter in den Sumpfniederungen, im Sommer
und Herbste aber in den großen Eichenwäldern an der Grenze der Steppe
weidet. Seine nie das Ziel verfehlende Wurfwaffe ist ein scharfes Beil; mit
diesem tötet er den anschleichenden Wolf oder den tückisch ihn angreifenden
Eber seiner halbwilden Herde, wohl auch ohne langes Bedenken den Menschen,
der ihm die erbettelte Gabe an Tabak versagt oder ihn zu beleidigen wagt.
Im ganzen ist der Schweinehirt ein gemiedener, unheimlicher Gesell.
Die Sonne ist höher gestiegen, heißer wird die Luft; über die Steppe
zittern glitzernde Lichtwogen und die Fata morgana (Luftspiegelung), hier
Dslibab genannt, spinnt ihre trügerischen Zauberbilder ferner Städte, Ge-
birge, Wälder, Seen und Flüsse über die heißeu Gefilde. Menschen und
Tiere lechzen nach dem labenden Wasser. Hirt und Herden wandern nach
den Ziehbrunnen. Hier trinken die Herden in langen Zügen aus den
bereits gefüllten Tränkrinnen und die Hirten wehren dem Stoßen und
Drängen der dürstenden Tiere. Langsam ziehen sich die Herden dann
etwas zurück, sie sind ruhiger geworden; lautlos haben die Tiere sich
niedergetan oder sich stehend zusammengedrängt, um gegenseitig Schatten
sich abzugewinnen. Unerträglich heiß und schwül ist die Luft.
Für den Hirten kommt jetzt Zeit an sich zu denken. Um den dampfen-
den Kessel gelagert, dessen Feuer wegeu Holzmangels mit trocknem Gras,
Schilf oder Mist unterhalten wird, lassen sie sich ihr stark gepfeffertes Fleisch
(Paprikafleisch), ihre Milch und ihr Brot wohlschmecken; man plaudert und
scherzt trotz Sonnenbrand und Hitze und schmaucht, behaglich hingestreckt,
das kurze Pfeifchen.
Doch die Zeit der Ruhe ist kurz, bald werden die Herden wieder
nach den Weideplätzen getrieben. Wenn die Strahlen der Sonne schräger
zur Erde kommen, erwacht wieder das Leben der Steppe, auch die Herdeu
erhalten allmählich ihre Frische wieder. Mit dem Wechsel der Tageszeit
wechselt auch die Beleuchtung der Steppe und die Färbung des Himmels.
Weder Dichter noch Maler sind im stände, die Zartheit der Farben, in
denen die Ferne leise verschwimmt, zu veranschaulichen.
Endlich sinkt die Sonne, ein blutigroter Riesenball in einem gespenstigen,
zugleich fahlen und glutroten Meere; lange noch nach ihrem Untergange
schwebt ihr Bild über dem feruen Horizonte.
„Nun schleichen aus dem Moore kühle Schauer
Und leise Nebel übers Heideland.
Gesättigt kehren die Herden zu ihren Hürden zurück. Die wachsamen
Hunde lagern sich darum und zwar jeder dorthin, wohin man sein Futter
legte. Bald flackern überall, bei jeder Hürde, helle Feuer auf und stechen
grell gegen den nächtlichen Himmel ab.
Die Hirten bereiten und verzehren ihr Nachtmahl und plaudern und
spielen, um die hellen Flammen gelagert. Wandernde Zigeuner lassen
ihre seltsame, aufregende Musik ertönen oder die Bojtaren (Gehilfen)
- 48 —
lauschen lautlos den Erzählungen des alten SAmado (Samado----Oberhirt);
uralte Sagen und Mären, die er einst selbst als Bojtar aus dem Munde
seines SAmado gehört, sind es, die er den jungen dunkeläugigen Gesellen
für das kommende Geschlecht überliefert. Spät in der kühlen Nacht ver-
stummt sein beredter Mund, die Feuer verglimmen und bald umfängt alle
der erquickende Schlaf.
2. und 3.: Königreiche Kroatien und Skavonien,
zusammen 42,534 □ km und 2,560,900 E. (auf 1 □ km 60 E.), liegen
im Gebiet der Drave, Save und Donau, sind fruchtbare Berg- und Hügel-
länder mit einer arbeitsamen slavischen Ackerbaubevölkerung. Kroatien stößt
an das Meer. Die Hauptstadt Kroatiens ist Agram unweit der Save,
61,000 E. Seehandelsstadt mit aufblühendem Handel ist die Freistadt
Fiume, 38,000 E. Die Hauptstadt Slavoniens ist Esseg, an der Drave,
Festung mit 25,000 E. Die Produkte sind Wein, Tabak, Getreide und
Vieh.
Die sogenannte „Militärgrenze" im Süden Kroatiens und Slavoniens
besteht seit 1873 nicht mehr.
4. Großfürstentum Sieöenönrgen, welches mit zu Ungarn gerechnet wird,
ist ein Bergland mit Acker- und Bergbau treibender Bevölkerung, welche
aus Ungarn, Rumänien, Deutschen, sogenannten Sachsen, Juden undZigeunern
besteht. Hauptstadt ist Hermannstadt, 30,000 E. Andere Städte
sind Kronstadt mit 37,000 E. und Klansenbnrg mit 49,000 E. Alle
Flüsse gehören dem Donaugebiete an.
C. Die Occupationsländer.
Wosnien und die Kerzegowina mit Woviöazar,
zusammen m 51,000 Dkm, stehen seit dem Jahre 1878 unter der Ver-
waltung Österreichs. Die Länder sind von den Dinarischen Alpen durch-
zogen, rauh, unkultiviert, arm. Die Einwohner, 1,703,000 E., sind teils
Christen, teils Mohammedaner Die Hauptstadt gehört zum Gebiete der
Donau und heißt Serajevo, 41,100 E.
Zwischen Tirol und der Schweiz liegt das 159 □ km große Fürsten-
tum Liechtenstein mit 9650 E. und der Hauptstadt Vaduz.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Aus wieviel Provinzen besteht die österreichisch-ungarische Monarchie? 2. Welche
Provinzen gehören zu Transleithanien? 3. Wie heißen a) die Hauptstädte der cis-
leithauischen, b) der transleithanischen Länder? 4. Nenne aus jeder österreichischen
Provinz a) einen Fluß, b) ein,, Gebirge. 5. Schreibe Produkte der österreichischen
Länder auf. 6. Welche Städte Österreichs zählen über 100,000 Einw.? 7. Welche
Völker kannst du aus Österreich nennen? 8. Nenne österreichische Städte_ a) an der
Donan, b) am Inn, c) an der Elbe, d) au der See. 9. Nenne, ,a) das höchste Gebirge,
b) den höchsten Berg, c) den, größten Fluß, d.) die größte Stadt Österreichs. 10. Nenne
die Strom- und Seegebiete Österreichs.
— 49 —
§ 3. Republik Schweiz.
41,824 Dkm, 3,327,300 E., auf 1 □ km 80 E.
Die Bewohner sprechen im Süden italienisch, im Westen französisch,
im Norden und Osten deutsch. Die Schweiz liegt zwischen Deutschland,
Österreich, Italien und Frankreich. Das Hauptgebirge bilden die Alpen,
der höchste Berg liegt an der Südgrenze und heißt Monte Rosa (4683 m
hoch). Andere Berge sind: die Jungfrau, der St. Gotthard, der Rigi.
Ein zweites Gebirge ist das Juragebirge. Zwischen Alpen und Jura
liegt die Schweizer Hochebene. Die Flüsse der Schweiz gehören zum
Gebiete des Rhone, des Po (Tessiu), der Etsch, des Rheines uud der
Donau. Zahlreich sind die Seen, z. B. der Genfersee, Vodensee, Vier-
waldstättersee. Die Bewohner beschäftigen sich im Hochgebirge mit Vieh-
zncht und Holzschnitzerei, auf der Hochebene mit Acker- und Obstbau, im
Jura und in den Städten mit Industrie. Aus der Schweiz kommen
Uhren, baumwollene und seidene Webstoffe, Maschinen und Käse.
Eingeteilt wird die Schweiz in 25 Kantone. Bundeshauptstadt
ist Vern an der Aar, 72,000 E., zugleich Universitätsstadt. Die schönste
Stadt ist Genf am Gensersee, mit Vororten 115,000 E., mit Universität
und wichtiger Uhrenfabrikation. Am Genfersee liegt auch die Stadt Lausanne
(Lohsaun), 53,000 E. Wichtig ist noch Basel am Rhein, 128,000 E.,
Zürich am Züricher See, 181,000 E., Luzeru am Vierwaldstätter See,
34,000 E., Freiburg auf der Hochebeue, 17,000 E., und Schaffhausen
am Rhein (Rheinfall), 16,000 E./.
Suche noch andere Städte auf deiuer Karte auf.
§ 5. Republik Frankreich.
536,464 □ km, 39,352,267 E.
-f Frankreich grenzt im Norden an das Königreich Belgien und Groß-
Herzogtum Luxemburg, int Osten an das Kaisertum Deutschland, Republik
Schweiz und Königreich Italien, im Süden an das Mittelländische Meer
und Königreich Spanien, im Westen an den Atlantischen Ozean. Eingeteilt
wird es (Korsika eingerechnet) in 87 Departements (Depart'mangs). Die
Hauptgebirge sind: Westalpen zwischen Italien und Frankreich mit dem
höchsten Berge Europas, dem Mont Blanc (4800 m hoch), die fran-
zösischen Mittelgebirge (Sevennen, Gebirge von Auvergne, spr. Owernj),
die Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich, Juragebirge an der
Grenze der Schweiz. Mitte, Westen und Norden Frankreichs bildet die
französische Tiefebene^ Die Hauptströme sind: Rhone, Garonne, Loire
(Loahr), Seine (Sähn). An jedem dieser vier Ströme merken wir uns
zwei Städte. Am Rhone: Lyon (Liong), 459,000 E., erste Fabrikstadt
Frankreichs (Seide) und Festung, Avignon (Avinjong), 47,000 E., mit
Seidenfabrikation. An der Garonne: Toulouse (Tuluhs), 150,000 E.
und Bordeaux (Bord'oh), 258,000 E., Handelsstädte (Wein). An der
Loire (Loahr)i: Orleans (Orleaug), 67,000 E. und Nantes (Nangt),
138,000 E., Handels- und Fabrikstädte (Wollwaren, Tuche). An der
Seine (Sähn): Paris, Hauptstadt des Landes mit 2,630,000 E. und
Rotten (Ruang), 116,000 E., Handels und Fabrikstadt (Baumwollwaren)./-
— 50 —
An der See liegen folgende Städte:
a) Am Mittelländischen Meere: Nizza (Nissa) oder Nice (Nihs)
mit italienisch sprechenden Bewohnern, 105,000 E., Toulon (Tulong),
102,000 E., wichtiger Kriegshafen, Marseille (Marsähj), 491,000 E., die
wichtigste französische Seehandelsstadt.
b) Am Atlantischen Ozean: Brest, 84,000 E., Cherbourg (Scherbuhr),
43,000 E., Calais (Caläh), 60,000 E., Kriegshäfen. Von Calais fährt
man in 2 Stunden über die 5 Meilen breite Meeresstraße nach Dover in
England. Havre (Hahwr, d. h. Hasen) an der Seinemündung, 180,000 E.,
treibt lebhaften Handel.
Im Innern (Binnenland) Frankreichs liegen noch die Städte: Nancy
(Nangsi) an der Mosel, 103,000 E., Lille (Lihl), 211,000 E., Festung
an der belgischen Grenze, Amiens (Amiäng), 91,000 E., Festung uud
Fabrikstadt; nördlich von Paris: Reims (Rhängs), 108,000 E., Hauptort
des Champagnerhandels. St. Etienne (Säng Ehtisnn'), zwischen Rhone
nnd Loire, 147,000 E., bedeutende Fabrikstadt. Versailles (Wersahj),
55.000 E., westlich von Paris, mit herrlichem Schlosse und schönen Gärten.
In der Umgebung von Paris, Orleans, Dijon (Dischong), Sedan,
Amiens wurden im deutsch-französischen Kriege 1870/71 Schlachten geschlagen.
Das Klima Frankreichs ist ein mildes, besonders im Süden. Im
Februar duften in der Umgebung von Paris bereits die Veilchen, in Süd-
frankreich blüht Orange und Ölbaum. Da auch der Boden des schönen
Landes zum größten Teile fruchtbar ist, erntet man Getreide aller Art,
besonders Weizen. Frankreich ist das erste Obstland unseres Erdteils,
das erste Weinland (Champagner, Burgunder, Bordeaux) der ganzen Erde.
Wahrend Rinder und Pferde eingeführt werden müssen, da die
Zucht dieser Tiere den Bedarf des Landes nicht deckt, werden Schafe
ausgeführt. Bienen- und Seidenzncht sind hervorragend, die Fischerei
an den Küsten bedeutend.
Unter den Produkten, welche der Bergbau liefert, ist nur die Stein-
kohle und das Eisen, besonders in den nördlichen Departements, wichtig.
Großartig aber ist die Industrie Frankreichs. Die Weberei in
Seide behauptet in Europa den ersten Platz und hat besonders ihren Sitz
im Rhonegebiet. Feine Leinen- und Baumwollwaren liefert besonders
der Norden, Wollwaren die Mitte und der Nordosten Frankreichs. Hoch-
geschätzt sind französische Leder- (Handschuhe) und Metallwaren, Schmuck-
gegenstände, wohlriechende Seifen und Essenzen, Papier- und Porzellan-
waren, Uhren und Spielwerke, eingesottene Früchte usw.
Sehr lebhaft ist ferner der Handel. Eingeführt werden Rohprodukte,
ausgeführt Gegenstände der Industrie, besonders der Wein. Gute Häsen,
schöne Straßen, Eisenbahnen, Flüsse und zahlreiche Kanäle unterstützen den
Handel. Die wichtigsten Kanäle suche auf deiner Karte auf.
Zu Frankreich gehört noch die waldreiche Insel Korsika mit den
Städten: Bastia und Ajaccio (Ajadscho). In letztgenannter Stadt wurde
Napoleon I. geboren.
Außerdem besitzt Frankreich noch folgende Gebiete: 1. in Afrika:
Algerien, Tunis, die mittlere und westliche Sahara, Senegalländer, Sene-
gambien und die Gebiete am Niger, Guinea, Elfenbeinküste, Dahoms,
— 51 -
Französisch-Kongo, einen Teil der Somaliküste, die Inseln: Madagaskar,
Rsunion, Komoren, Mayotte; 2. in Asien: In Vorderindien: Pondichsry,
Karikal, Uanaon, Chandernagor, Mahs, in Jndochina: Kambodscha, Chochin-
china, Annam, Ober- nnd Unterlaos, Tonkin, das chinesische Pachtgebiet
Kwang-tschou-wang; 8. in Nordamerika: die Inseln St. Pierre, Miquelon;
4. in Weftindien: Inseln Martinique, Guadeloupe; 5. in Südamerika:
Guayana; 6. in Ozeanien: Inseln: Kergnelen, St. Panl, Neu-Amsterdam,
Neukaledonien, Loyalty-, Chestersield-, Wallis-, Fntuna- und Alosiiuseln,
Tahiti, Tuamotu-, Marquesas-, Tubai-, Gambier-, Clippertoninseln und
Inseln unter dem Wiude.
Nächst Großbritannien ist jetzt Frankreich die größte Kolonialmacht
der Erde.
Der Franzose ist lebendig, arbeitsam, anstellig und schnell von Be-
griffen; er ist tapfer und opferfreudig in der Verteidigung seines Vater-
landes und seiner Ehre, die er über alles hoch hält, fein uud gewandt im
geselligen Umgange, zuverlässig in seiner Arbeit, auf die er stolz ist, sparsam
im ganzen, freigebig, wenn es gilt Hobes, Edles nnd Gutes zu schaffen.
Werden Ruhmsucht, Eitelkeit uud Überhebung als Fehler der Franzosen be-
zeichnet, so sind dies Fehler, in welche jedes Volk leicht verfällt, wenn es
auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückblicken kann. — Bei einer groß-
artigen Entfaltung aller Wissenschaften ist leider */z des Volkes ohne Schnl-
bildung. — Die Mehrzahl der Franzosen bekennt sich zur katholischen Kirche.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
~r~\. Zwischen welchen Breitengraden liegen Österreich und Frankreich? J£*. kernte
10 Städte aus Frankreich. Z. Welche Produkte hat Frankreich mit Österreich gemeinsam?
Nenne 4 Städte aus der Schweiz. Wie heißt die westlichste Seestadt Frankreichs?
6. Welche Flußtäler sind wichtig a) in der Schweiz, b) in Frankreich? 7. Welcher
Fluß fließt sowohl a) in der Schweiz und Frankreich, b) in der Schweiz und Österreich?
8. Welche Sprachen spricht man a) in Österreich, b) in der Schweiz?
§ 5. Großherzogtum Luxemburg.
(Seit 1890 selbständig.)
Größe: 2586 □ km, 246,469 E.
Das Großherzogtum liegt zwischen dem Königreiche Preußen (Rhein-
Provinz), der Republik Frankreich nnd dem Königreiche Belgien.
Der Hauptfluß ist die Mosel, welche einen Teil der Ostgrenze be-
rührt, während die Sauer, ein Nebenfluß der Mosel, das Land von Westen
nach Osten durchfließt.
Gebirge: Ausläufe der Ardennen, besonders der „Eisling", bilden
das hügelige Gelände des Landes.
Die Bevölkerung ist deutsch uud durchweg katholisch. Ackerbau und
Viehzucht bilden die Beschäftigung. Hauptstadt ist Luxemburg, 21,000 E.,
felsig, aber malerisch gelegen nnd Knotenpnnkt von vier Eisenbahnen. Un-
mittelbar an der preußischen Grenze liegt an der Sauer das Städtchen
Echternach, bekannt durcb die am Dienstag nach Pfingsten stattfindende
Springprozession.
— 52 —
§ 6. Königreich Belgien.
Größe: 29,455 □ km.
Einwohnerzahl: 7,160,547 E.
Die Einwohner sind Wallonen (5/8) mit französischer Sprache und
Vlämen (3/s) mit vlämischer, der deutschen verwandten Sprache.
Grenzen: Im Norden an Königreich Holland, im Osten an König-
reich Preußen (Deutschland), im Süden an Frankreich und Luxemburg, im
Westen an die Nordsee.
Das Gebirgsland Ardennen liegt im Süden, das Flachland liegt im
Westen und Norden, der nördliche Teil wird die Kampine genannt.
Zwei Hauptströme sind zu merken: im Westen die Schelde, im Osten
die Maas.
Eingeteilt wird das Land in 9 Provinzen: sie heißen: Südbrabaut,
Antwerpen, Limburg im Norden, Ostflandern, Westflandern im Westen,
Hennegau, Namur (Namühr), Luxemburg im Süden, Lüttich im Osten.
Hauptstadt ist Brüssel, mit Vorstädten 614,000 E., im Gebiet der
Scheide. Universitätsstädte sind Brüssel, Gent, Löwen, Lüttich.
Im Gebiet der Schelde liegen außer Brüssel noch Gent, 163,000 E.,
Handels- und Fabrikstadt, Antwerpen, 297,000 E., der wichtigste See-
Hafen und die stärkste Festung Belgiens, Mecheln, 58,000 E., Handelsstadt,
Löwen, 42,000 E., Universitätsstadt.
Westlich des Scheldegebietes liegen Brügge, 54,000 E., Fabrik- und
Handelsstadt, und an der See das Seebad Ostende, 42,000 E.
Im Gebiete der Maas merken wir uns: Namur (Namühr), 32,000 E.,
Festung und Fabrikstadt, Lüttich, 172,000 E., Festung, Universitätsstadt,
Hauptort der Eiseuverarbeitung Belgiens. Bei Lüttich ist noch merkens-
wert das Dorf Seraing (Seräng), 40,000 E., mit Maschinenwerkstätten.
Östlich von Lüttich liegt Äerviers, 49,000 E. Südöstlich von Lüttich liegt
das Bad Spaa, 80,000 E., mit heißen Schwefelquellen.
Das Gebiet der Schelde ist das Gebiet der Weberei das der Maas
das Gebiet der Eisenindustrie.
Produkte sind: Kohlen, Eisen, Zink, Getreide, Flachs, Obst, Zucker-
rüben, Blumen, Pferde, Rinder, Schafe, Kaninchen, Bienen, Fische Honig,
Wolle, Leder und Talg. Die Industrie beschäftigt sich im Süden mit
Bergbau und Glasfabrikation, im Osten mit Eisen'fabrikation, im Westen
mit Weberei (Tuche, Leinen- und Baumwollwaren), Strohflechterei, Spitzen-
klöppelet (Brüsseler Spitzen), im Norden mit Käsefabrikation (Limburg).
Zwischen Maas und Schelde liegen die zahlreichen Schlachtfelder
Belgiens, z. B. Waterloo (1815). Erst seit 1830 ist Belgien ein selb-
ständiges Königreich.
Der König von Belgien ist auch Beherrscher des Kongostaates in
Afrika.
— 53 —
§ 7. Königreich Holland.
(Königreich der Niederlande.)
Große: 33,078 □ km, 5,591,700 Bewohner.
Im Süden wohnen Holländer, im Norden Friesen. Die Sprachen
beider Volksstämme sind mit der deutschen Sprache verwandt.
Grenzen: Im Westen und Norden die Nordsee, im Osten Königreich
Preußen (Deutschland), im Süden Königreich Belgien.
Der Hauptstrom ist der Rhein, welcher, vielfach geteilt, unter ver-
schiedenen Namen (Rhein, Waal, Leck) in die See sich ergießt. Nebenfluß des
Rheins ist die Maas. Ferner liegen die Mündungen der Schelde in Holland.
Holland ist vollkommenes Tiefland, und einzelne Landesteile liegen
oft tiefer als der Seespiegel. Geschützt vor den Fluten des Meeres sind
die Küsten durch natürliche Dünen oder künstliche Dämme (Deiche). Durch
letztere sucht der Holländer immer mehr Land dem Meere abzugewinnen,
so z. B. soll durch gewaltige Dammbauten der Zuider- (sprich Seuder) See
vom Meere jetzt abgeschlossen, der eingeschlossene Teil durch Pumpwerke vom
Wasser befreit und zu fruchtbarem Lande umgeschaffen werden.
Holland wird in 11 Provinzen eingeteilt. Die wichtigsten, Süd- und
Nordholland, liegen mit den größten Städten an der See.
Hauptstadt ist Amsterdam, 558,000 E., au einer Bucht des Zuider-
(Seuder) Sees, erbaut auf 90 Inseln und verbunden durch 250 Brücken.
Uber hundert Kanäle, Grachten genannt, durchziehen die Stadt. Die
Häuser stehen auf tiefeingerammten Pfählen, um ihnen im sumpfigen Boden
festen Grund zu geben. Der Handel ist überaus lebhaft. Residenzstadt
des Königs ist Haag, 242,000 E. In der Nähe Seebad Scheveningen.
Die zweite Handelsstadt des Landes ist Rotterdam, 379,000 E., Hauptort
für die Einfuhr der Kolonialprodukte (Zucker, Kaffee, Tee, Reis, Gewürze).
Zu merken sind ferner: Lehden am alten Rhein, 57,000 E., die älteste
Stadt des Landes, Utrecht, Fabrikstadt, mit 114,000 E., Haarlem, 69,000 E.,
Hauptort für den Blumenhandel (Hyacinthen, Tulpen). Im Norden
(Friesland) Groningen, 73,000 E., Handels- und Fabrikstadt. An der
Maas im Süden Mastricht, 36,000 E. Universitäten gibt es zu
Leyden, Utrecht und Groningen.
Wichtige Seehäfen sind noch Helder, 27,000 E., an der Mündung
des Nordhollandkanals, Zaandam 24,000 E., und Middelburg, 19,000 E.,
und Älissingen, 20,000 E., beide auf der Insel Walcheren.
Produkte des Landes find: Getreide, Flachs, Hopfen, Fische (Holl.
Heringe), Rinder, Käse.
Die Industrie beschäftigt sich mit Weberei in Wolle und Baumwolle,
Papierfabrikation, Schiff- und Mühlenbau, Blumenzucht, Diamanten-
Schleiferei, Käsefabrikation.
Der Handel ist großartig, besonders nach Südasien. Gute Häfen
und ein reiches Kanalsystem unterstützen den Verkehr. Der wichtigste
Kanal ist der Nordhollandkanal. Er beginnt bei Amsterdam und mündet
bei Helder in Nordholland in die Nordsee.
Wie Belgien ist auch Holland erst seit 1830 ein selbständiges Königreich.
— 54 -
Holland besitzt noch Kolonien in Südasien: die großen Sundainseln:
Borneo, Sumatra, Java, Celsbes; die kleinen Sundainseln und die Insel-
gruppe der Molukken. In Australien die Westhälfte von der Insel Neu-
guinea, die Fredericks-, Papuasinseln. In Südamerika gehören den
Holländern: Holländisch Guyana, im Nordosten Südamerikas, und einige
Inseln an der Nordküste Südamerikas (Cnraeao).
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. In wieviel Provinzen wird a) Österreich, b) die Schweiz, c) Frankreich,
d) Belgien, e) Holland eingeteilt? 2. Nenne von den genannten Ländern a) die Haupt-
stadt, b) eine Universitätsstadt, c) einen Strom, d) ein Gebirge. 3. Welche Produkte
haben die genannten Länder miteinander gemeinsam? 4. Welche Völkerschaften
kannst du aus den Ländern nennen? 3. Welche Gegensätze bieten Schweiz und Holland?
6. Welche Länder besitzen außereuropäische Kolonien? 7. Welche Länder grenzen an
die See? 8. In welchem Lande lag der höchste Berg und wie hieß er? 9. Wie heißen
a) die monarchischen Länder, b) die Republiken? 10. Wo liegen die Städte: Graz,
Brünn, Toulon, Lausanne, Gent, Rotterdam, Luxemburg, Freiburg, Lemberg, Ragusa,
Amiens, Bordeaux, Utrecht, Genf? 11. Welche Flüsse der Schweiz kommen in das Ge-
biet Österreichs? 12. Welcher französische Fluß kommt aus der Schweiz? 13. Welche
Flüsse haben Belgien und Holland gemeinsam? 14. Welche beiden Länder berühren
Teile des Mittelländischen Meeres? 15. Welche Länder liegen an der Nordsee?
§ 8. Königreich Großbritanien und Irland.
Größe: 314,869 □ km, 44,146,000 Bewohner (Engländer, Schotten,
Jrländer). Grenzen: England ist der einzige Inselstaat Europas; er be-
steht aus zwei größeren und vielen kleinen Inseln und ist begrenzt im
Süden vom Kanal, Pas de Calais, im Osten von der Nordsee oder, wie
die Engländer richtiger sagen, vom Deutschen Meere, im Norden und
Westen vom Atlantischen Ozean. Zwischen den beiden größten Inseln
finden wir die Irische See.
Das Klima ist ein ozeanisches; der Sommer ist kübl und feucht, der
Winter mild. Häufig, besonders an den Westküsten, fällt Regen, außer-
ordentlich zahlreich sind nebelreiche Tage. Die immer feuchte Luft befördert
das gerühmte Pflanzengrün der englischen Landschaften (Irland d. h. grünes
Land) und den Wasserreichtum des Jnselreichs. Die Flüsse sind alle nicht
lang, ihre Mündungen aber sind breit und die eindringende Flut des Meeres
macht dieselben geschickt zu schönen Häfen.
Der größte Fluß oder Strom in England ist die Themse, sie fließt
ostwärts und ist 10 Meilen von ihrer Mündung an noch für die größten
Seeschiffe befahrbar. Die größte Handelsstadt der Erde, London, liegt zu
beiden Seilet! des Stromes.
Suche noch andere Flüsse auf deiner Karte auf. Verbunden sind die
Flüsse durch viele Kanäle.
In Schottland und Irland gibt es noch zahlreiche Seen und Sümpfe.
Man unterscheidet auf der größten Insel im Süden England,
151,055 □ km mit 34,547,000 E., im Norden Schottland, 78,777 □ km
mit 4,726,000 E., die westliche Insel bezeichnet man mit Irland, d. h.
grünes Land, 84,253 Dkm mit 4,386,000 E. England zeigt im Westen
Gebirgsland (Gebirge von Wales), im Osten Tiefland. Schottland
ist ein Bergland oder Hochland. Irland ist umgeben von felsigen Berg-
massen und besitzt in der Mitte Tiefland.
- 55 —
Der höchste Berg liegt in Schottland, heißt Ben Nevis d. h. Schnee-
berg und erreicht eine Höhe von 1343 m (also etwa 100 m höher als der
höchste Berg des Erzgebirges).
Produkte: Der Bergbau wird vorwiegend in England betrieben und
liefert Eisen, Steinkohlen, Graphit, Salz und Tonerde. Der Ackerbau
hat seinen Sitz in England und Irland und erzeugt Getreide, Nachstund
Kartoffeln. Obstbau giebt es im Südwesten Englands; die schönen Äpfel
benutzt man zur Bereitung des Ciders (Apfelweins). Wein gedeiht in
England nicht mehr. — 'Pferde, Rinder zieht man in großer Anzahl in
England, Schafe vorwiegend in Schottland, Schweine in Irland.
Bedeutend ist die Fischerei auf Heriuge, Wale, Lachse und Austern.
Die Industrie ist die erste der ganzen Erde. Die Weberei, nur
mit Maschinen betrieben, liefert: Baumwoll-, Woll-, Leinen- und Seiden-
waren, die Metallindustrie: Maschinen, allerlei Gegenstände aus Eiseu,
Stahl, Kupfer und Messing. Sonst sind noch hochgerühmt: die Glas-,
Papier-, Leder- und Porzellanfabrikation.
Der Handel ist ebenfalls der erste der Erde. Aus 126 Häfen laufen
21,000 Seeschiffe nach allen Weltgegenven aus. Für 12 421 Mill. Mark
Waren aller Art führen sie ein, für etwa 7675 Mill. Mark führen sie aus.
Die Hauptstädte siud a) in England: London, über 7,113,600 E.;
b) in Schottland: Edinburg, 341,000 E.; c) in Irland: Dublin,
373,000 E.
London.
' An beiden Seiten der Themse liegt auf eiuer Fläche von 340 Dkm das weite
Häusermeer Loudous. London ist die größte Stadt und der erste Handels-
platz der Erde. In gewundener Linie, von zahlreichen Brücken überspannt,
zieht der Strom, einer gewaltigen Lebensader gleich, durch die Riesenstadt.
Der größte uud älteste Teil der Stadt liegt auf dem Nordufer. Unter den
zahlreichen Kirchen sind besonders zu nennen die Westminsterabtei mit den
Grabmälern berühmter Männer Englands, und die mächtige Paulskirche,
die größte protestantische Kirche der Erde. Unter anderen Bauwerken
treten hervor der Tower (Tauer), eiue altersgraue, mit Wallgräben um-
gebene Burg, die in der englischen Geschichte eine gar blutige Rolle spielt.
Jetzt dient sie zur Aufbewahrung des königlichen Schatzes' und wichtiger
Urkunden, ein Flügel wird als Land- uud Seearsenal benutzt, eiu anderer
als Staatsgefängnis. In der Nähe des Tower liegen die Docks, ungeheure
von hohen Mauern umschlossene Wasserbecken, in denen über 1200 große
Seeschiffe ankern können. Umgeben sind die Docks von weitläufigen
Warenmagazinen, in denen Handelsgegenstände aller Länder der Erde auf-
gestapelt liegeu. Jährlich laufen über 14,000 Seeschiffe in die Themse ein
und bringen Kaffee, Tee, Zucker, Gewürze, Häute, Baumwolle, Wolle,
Seide, Farbhölzer, Wein usw. Unablässig wogt vom Morgen bis zum
späten Abend ein gewaltiger Menschenstrom durch die Straßen, in unab-
sehbarer Reihe rollen Kutschen, Omnibusse dahiu, hier und da führt ein
Eingang hinab in unterirdische Bahnhöfe, von wo aus die harrenden
Menschenmassen durch lange Tunnel von einem Ende der Riesenstadt bis
zum anderen befördert werden. Trotz der wogenden Verkehrsflut aber
— 56 —
herrscht Ordnung in dem ungeheuren Gewühle. X— Flußabwärts liegen
am südlichen Themseufer Greenwich (Grinitsch) mit weltberühmter Stern-
warte, und Woolwich (Wnlitsch), ein wichtiger Schisfbauplatz.
Die zwei wichtigsten Universitäten Englands sind: Oxford (Ochsford)
und Cambridge (Kämbridsch). Die wichtigsten Fabrikstädte sind: Man-
chefter (Mäntschestr), 637,000 E., mit Woll- und Baumwollspinnereien,
Birmingham (Börminghäm), 548,000 E., mit großartigen Stahlwaren-
fabriken, Leeds (Lihds) 463,000 E., mit Woll- und Lederfabriken. New-
castle (Njukäß'l), 234,000 E., mit den wichtigsten Steinkohlengruben
Englands. Die wichtigsten Hafenstädte an der Ostseite„siud Hull (Holl),
262,000 E>, an der Südseite: Dower (Dower), der Überfahrtsort nach
Calais (Caläh) in Frankreich, Portsmouth (Portsmöß), 205,000 E.,
und Plymouth (Plymöß), 118,000 E., mit großen Kriegs- und Handels-
Häfen. An der Westseite liegen Bristol (Brist'l), 363,000 E., und der
zweitwichtigste Hasen Englands und der Erde Liverpool (Liverpnhl),
739,000 E.
Die Engländer sind ein Mischvolk aus Kelten, Germanen und Romanen
und ihre Sprache enthält keltische, germanische und romanische Worte.
Durchweg ein Handels- und Jndustrievolk, siud sie uüchtern, uuternehmeud,
ausdauernd und besonnen; rastlos und fleißig schaffend, sind sie stolz auf ihr
Vaterland und ihre Macht und wohltätig wie kein anderes Volk auf Erdeu.
In Schottland finden wir außer der bereits geuaunten Hauptstadt
Edinburg noch an der Westseite Glasgow (Gläsgoh), 836,000 E., Fabrik-
und Handelsstadt. An der Ostseite liegen: Dundee (Döndih), 165,000 E.,
und Aberdeen (Aeberdihn), 171,000 E., beides Handels- und Fabrikstädte.
Schottland ist ein Gebirgsland mit zahlreichen Seen, das Volk ist
keltischen Ursprungs, kühn, stark, gewandt, klug und bieder.
Nenne die Inseln, welche um Schottland liegen.
Irland. Hauptstadt: Dublin, 373,000 E. Andere Städte sind:
Cook, 71,000 E., mit großem Fleischhandel (Pökelfleisch für die Seeschiffe),
Belfast (Belfast), 349,000 E., Fabrik- und Handelsstadt.
Irland ist eine feuchte Insel mit mildem Klima, das Volk aber arm
und gedrückt; die Auswauderung nach Amerika entvölkert die Insel mehr
und mehr.
Großbritannien besitzt in Europa noch:
1. Die Normanischen Inseln an der Küste Frankreichs, 2. Gibraltar
an der Südküste Spaniens, 3. dieMaltagruppe (3Jnseln) südlich von Sicilien.
Ferner hat Großbritannien große Besitzungen (Kolonien) in Afrika,
in Asten (Indien), in Nordamerika (Canada), in Südamerika (Guyana),
in Australien (Festland und viele Inseln). Rechnen wir den ganzen Be-
sitz zusammen, so beherrscht England V5 der ganzen Erde mit über 392
Millionen Menschen.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Wieviel Seestädte aus den Ländern Österreich, Frankreich, Belgien, Holland
und England vermagst du aus dem Kopfe aufzuschreiben? 2. Nenne Universitätsstädte
dieser Länder. 3, Worin besteht (in Bezug auf ihre Lage) der größte Gegensatz zwischen
Schweiz und England? 4. Welche Länder haben asiatische Besitzungen? 5. Ordne die
besprochenen Länder 1. nach ihrer Größe, 5. nach ihrer Bevölkerungszahl (ohne Rücksicht
— 57 —
auf außereuropäische Besitzungen). 6. Nenne a) die Gebirgs-, bj die Flachländer. 7. Wo
liegen die Städte: Cork/ Dundee, Portsmouth, Haarlem, Luxemburg, Lehden, Teplitz,
Basel, Trient? 8. In welchen Ländern finden wir die Flüsse: Inn, Theiß, Moldau,
Mur, Aar, Oder, Donau?
§ 9. Königreich Dänemark.
Größe: 38,985 Dkm. Bevölkerung: 2,589,000 E.
Die Bevölkerung besteht aus Dänen auf den Inseln und Juten in
Jütland und gehört zu den Germanen. Die Dänen sind ein reges, ernstes
Handelsvolk, tapfer und vaterlandsliebend, mit Sinn für Kunst und Wissen-
schaft und von hoher Bildung, im Umgange offen, liebenswürdig uud
höflich. Die Jüten stehen den Dänen weit nach: sie sind verschlossen,
mißtrauisch dem Fremden gegenüber und schwerfällig in ihrem ganzen
Wesen.
Grenzen: Das Königreich wird gebildet aus der Halbinsel Jütland
und vielen Inseln; im Westen ist es begrenzt von der Nordsee, im
Norden vom Skager Rak und Kattegat, im Osten von der Ostsee
(großer und kleiner Belt, Suud), im Süden von Deutschland (preußische
Provinz Schleswig).
B od eng est alt: Mit wenig Ausnahme ist das ganze Königreich ein
Flachland; nur in Jütland bildet im Süden der Baltisch-uralische Höheu-
zug eine Hügelkette uud unter den Inseln zeigen nur Möen malerische
Kreidefelsen und Bornholm granitene Felsmassen.
Gewässer: Größere Flüsse giebt es nicht, nur Bäche, doch ist das
Land reich an Buchten, kleineren Seen und größeren Sümpfen.
Das Klima ist ein Seeklima, also mild, die Westküste ist regenreicher
als die Ostküste.
Produkte: Landwirtschaft ist die Hauptbeschäftigung; sie liefert
Getreide, Flachs, Klee, schöne Pferde, Rinder und Schafe. Ferner Wolle,
Talg und Leder.
Die Industrie ist genug; nennenswert ist die Fabrikation von Leder-
waren, besonders an Handschuhen.
Hauptbestandteile des Königreichs sind: Die Halbinsel Jütland mit
den Städten Aalborg, 32,000 E., und Aarhuus, 55,000 E., die Inseln
Seeland (größte Insel), Fünen mit Stadt Odense, 41,000 E., Laaland,
Möen, Falster, Vornholm und viele kleine Inseln.
Die Hauptstadt liegt aus der Insel Seeland und heißt Kopenhagen,
mit Vororten 514,000 E», Universitäts- uud Handelsstadt, umgeben von
herrlichen Buchenwäldern.
Zu Dänemark gehören noch:
1. Die Faröer, d. h. Schafinseln (861 entdeckt), 22 klippige, wenig
fruchtbare Felseilande, nördlich von England, deren Bewohner Fischfang
und Schafzucht treiben. Eier der Seevögel und die Federn der Eidergans
(Eiderdnnen) bilden Ausfuhrartikel.
2. Island, d. h. Eisland, 104,785 Dkm mit 78,470 E., ist eine
gebirgige, vulkanische Insel mit 30 Vulkanen und wohl 150 heißen Spring-
quellen. Der wichtigste Vulkan ist der Hekla, die größte heiße Spring-
quelle der (Heisir. Etwa 22,100 Dkm sind Wiesen und Weideland,
— 58 —
Getreide kommt nicht mehr zur Reife und der Baumwuchs mangelt. Der
kurze Sommer ist feucht und bietet eine Temperatur wie bei uns der
März und April. Die Stürme im Frühling und Herbst sind oft fürchter-
(ich, der Winter ist jedoch verhältnismäßig mild. Die Einwohner treiben
Viehzucht (Pferde und Schafe), Vogelzucht (Eidergans) und Fischfang,
auch sammeln sie das in unseren Apotheken vielverlangte isländische
Moos, eine breite lederartige Flechte, welche in ungemeiner Menge den
kahlen Felsboden bedeckt. Die Hauptstadt ist Reykjavik mit 4000 E.
Island ist 874 entdeckt worden.
3. Außereuropäische Besitzungen: Grönland, nordöstlich von
Nordamerika, und einige Inseln in Westindien. (St. Croir [sprich Sanct
Eroa] und St. Thomas.)
§ 10. Skandinavien (Norwegen und Schweden).
Größe: 769,341 Dkm. Bevölkerung: 7,648,580.
Die Bewohner sind teils Germanen (Norweger und Schweden), teils
Finnen (Lappländer).
Grenzen: Im Norden an das Nördliche Eismeer, im Westen an
den Atlantischen Ozean (Skandinavische See), im Süden an Skager Rak,
Kattegat, Sund, im Osten an die Ostsee (Bosnischer Busen) und Kaiser-
tum Rußland.
Bodengestalt: Skandinavien ist, wie wir schon bei Betrachtung der
Halbinsel gesehen haben, ein Gebirgsland, durchzogen seiner Länge nach
von dem skandinavischen Gebirge, das sich in seinen höchsten, mit Schnee
bedeckten Gipfeln bis zu 2600 m Höhe erhebt. Die Westküste ist steil,
zerrissen, und in tosender Brandung bricht sich des Meeres Woge an den
gewaltigen Felsenmauern, die oft dem Meere lange, tiefe Gassen (Fjorde)
öffnen, oder als felsige Eilande (Lofoten) vor der Küste liegen. Die Ost-
seite schrägt sich nach dem Meere zu ab und bietet hier einige Ebenen.
Gewässer: Der Wasserreichtum Skandinaviens ist ein außerordentlich
großer; die meisten Flüsse, von denen die wichtigsten die Dalelf, d. h.
Talfluß, die Götaelf und der Glommen sind, fließen nach Osten und
Süden, ebenso sind in Ost und Süd die zahlreichen Seen, Mälar-,
Wettern- und der große Wenernsee zu finden. Die Hochgebirgsnatnr
Skandinaviens bringt es mit sich, daß die Flüsse besonders in ihrem
Oberlaufe gewaltige Wasserfälle (die man „Foß" nennt) bilden und zur
Schiffahrt sich wenig eignen. Hoch im Norden, in Lappland, vertreten
ungeheure Sümpfe die Seen.
Produkte: Der Bergbau liefert besonders Eisen, Kupfer und Blei.
Schweden ist das eisenreichste Land Europas. Die reichen Waldbestände
Norwegens und Schwedens gestatten Ausfuhr an Holz. Der Ackerbau ist
nur in Schweden nennenswert, doch muß noch Getreide eingeführt werden.
Große Erträgnisse bietet die Viehzucht. Man zieht Pferde, Rinder, Schafe,
im Norden das Renntier. Reichen Gewinn wirft die Fischerei (Hering,
Stockfisch, Hummer, Wale, Robben) ab, auch sammelt man Seevögel-
eier, die besonders nach London zu Markte gebracht werden, uud Eider-
dunen. Die Jagd auf Pelztiere (Bären, Vielfraße, Marder, Füchse)
nicht unwichtig.
- 59 —
Die Industrie ist gering. Als wichtiger Fabrikationszweig gilt die
Zündhölzchenfabrikation in Schweden.
Der Handel ist hochbedeutend; denn Skandinavien besitzt 10,520
Seeschiffe, darunter 2829 Dampfer. Im Handel steht Norwegen Schweden
voran.
Das Klima ist im Winter im Westen (Norwegen) wärmer, weil der
Golfstrom seine warmen Fluten an das Land schlägt, im Osten (Schweden)
kälter; im Sommer ist Schweden wärmer als Norwegen. Der meiste
Regen fällt an den hohen Westküsten Norwegens.
Schweden hat eine Größe von 447,864 □ km, eine Einwohnerzahl
von 5,337,000. Die Schweden sind ein hochgewachsenes, blondhaariges
nnd blauäugiges Volk, geistig wohlbegabt, fromm, treu und schlicht und bei
dem gemessenen Ernste, den alle nordischen Völker zeigen, doch gern heiter.
Hauptstadt ist Stockholm, 333,000 E., Residenz des Königs und
Handelsstadt. Die Stadt liegt auf felsigen Inseln im Mälarsee, bald tief,
bald hoch, aber malerisch in allen Teilen. Hoch empor über die Stadt
ragt das schöne, königliche Schloß.
Die zweite Handelsstadt ist Göteborg oder Gothenburg an der
Götaelf, 157,000 E. Universitätsstadt ist Npsala, 24,000 E., nördlich
von Stockholm. Fabrikstädte sind: Jönköping, (Jöntschöping), 24,000 E.,
wo Zündhölzer, und Norköping (Nortschöping), 46,000 E., wo Tuche
fabriziert werden. Handels- und Seestadt Malmö, 76,000 E., Gefle,
31,000 E.
Die drei wichtigsten Bergstädte heißen: Fahlun, (betone die erste
Silbe) mit Kupferbergwerken, Sala mit Silberbergwerken und Danmora
mit Eisengruben, alle drei nördlich von Stockholm. Zu Schweden gehören
noch die Inseln Gotland und Öland.
Norwegen hat 321,477 □ km und 2,311,500 E.
Die Norweger sind ein freiheitliebendes Volk, starkknochig, wetterhart
und zäh, schlicht und gerade in Wort und Denkart, treu an alter Sitte
und Tracht hängend, voll strenger Moral und unerschütterlicher Redlichkeit,
stolz auf ihr Land und seine Geschichte. Von modischen Umgangsformen
mag der Nore nichts wissen, er nennt alle Leute „Du", sei's König oder
Knecht. Hochgerühmt wird seine Gastfreundschaft. Auf und in den Bergen
ist er Viehzüchter und Jäger, an der See Schiffer und Fischer.
Hauptstadt ist Christiania am Christianiafjord, 228,000 E., zu-
gleich Handels- und Universitätsstadt. Der erste Handelsplatz ist Bergen,
72,000 E., an der Westküste. Südlicher Stavanger, 31,000 E. Dront-
heim, 38,000 E., ist die frühere Königsstadt der altnordischen Könige.
Weiter nördlich liegt auf einer Felseninsel Tromsö, 7000 E., am nörd-
lichsten Hammerfest, ebenfalls auf einer Insel. Zu Norwegen gehört noch
die Inselgruppe der Lofoten.
Die Stadt Hammerfeft, 2000 E., ist die nördlichste Stadt Europas.
Am Räude des kleinen Hafens liegen die niederen Holzhänschen der Fischer
und die großen Warenmagazine, in denen Mehl, Hans, Eiderdunen,
Renntierhäute, Felle nordischer Pelztiere, Fische, Tran uud Erze aufgespeichert
— 60 —
liegen. Hügelaufwärts liegen die Wohnungen der Kaufleute und Beamten,
am höchsten die ganz aus Holz gebaute Kirche. Im Sommer ist der
Hafen auch belebt von Schiffen der verschiedensten Nationen. Das Hügel-
gelände, obwohl ohne Baum und Strauch, hat sich mit prächtigem Grün
bedeckt, aus welchem rote Lichtnelken, weiße Steinbrechblumen und gelbe
Ranunkeln uns entgegennicken.
Wenn durch die Nebel- und Wolkenmassen, die sonst den Himmel hier
verschleiern, die Sonne bricht, die zackigen Felsen der Inseln hell bescheint,
die Berge des Festlandes mit bläulichem Schimmer übergießt, die ewig
beeisten Gipfel der Gebirge von Sarö in silbernem Glänze ausleuchten
läßt und das sonst so düstere Meer mit ihrem Lichte verklärt: — dann, ja
dann ist Hammerfest schön. Aber solche Tage sind selten; rasch verschwindet
der kurze Sommer und mit ihm die fremden Schiffe und das rege Leben.
Dunkle Nebel wallen auf, der kalte Nordwind fegt sie auf und nieder; der
Frost stellt sich ein: der Winter ist da mit seinen langen, langen Nächten
und schüttet reiche Schneemassen hernieder. Man sucht sich nun die Zeit
zu vertreiben, wie es geht, und pflegt das gesellige Lebeu, schnallt auch
wohl einmal die langen Schneeschuhe au, wenn der Himmel sich aufhellt
und um die Mittagszeit eiu fahler Dämmerschein über der Gegend liegt,
und gleitet rasch über die weißschimmernden Schneefelder. Die Sterne
stehen dabei hellglänzend am Himmel.
Nordlichter, die sonst die Polarnächte anderwärts erhellen, sind hier
seltener. Acht lange Wochen wird die Sonne nicht sichtbar und erst gegen
Ende Januar bricht durch das düstere Gewölk der erste rötliche Schein
der wiederkehrenden Sonne. Alles eilt fröhlich hinauf auf die Hügel uud
begrüßt jauchzend den anbrechenden Tag. Von Woche zu Woche verweilt
das fegueude Gestirn länger, bis ein drei Monate langer Tag, von Mitte
Mai bis Mitte August, die Menschen für die lange Polarnacht entschädigt.
Etwas von den Lappländern.
Der nördlichste, wildeste Teil Norwegens und Schwedens heißt die
„Finnmark". Hier wohnt der Lappländer mit seinen Renntieren. Der
Lappe ist mittlerer Größe und von bräunlicher Gesichtsfarbe. Kleine,
längliche, schwarze Augen, hervortretende Backenknochen, ein breiter Mund
und ein spitzes Kinn machen sein von schwarzen, struppigen Haaren um-
rahmtes Gesicht eben nicht schön. Der Körper ist knochig, muskelstark,
Hände und Füße sind klein. Die Stimme klingt schwach und quiekend.
Von Kopf bis zu Fuß ist der Lappe im Winter im Felle, im Sommer in
grobes Wolltuch gekleidet. Während des Winters hält er sich im Binnen-
lande auf, im Sommer in der Nähe des Meeres. Hier verscheuchen die
Seewinde die zahllosen Mückenschwärme, welche den Sommeraufenthalt im
Innern des Landes zu einer entsetzlichen Plage gestalten. Die Wanderung
nach der Küste beginnt im Juni, und oft legen Hirt und Herde einen Weg
von mehreren hundert Kilometern zurück, um die zahlreichen Inseln der
Nordwestküste zu erreichen.
Die Wohnung der Lappen, Gamme genannt, ist Sommer und Winter
ein Zelt von grobem Tuche oder Renntierfellen, welches über ein etwa
— 61 -
2 m hohes Gerüst von Birkenstäben gespannt ist. Selten beträgt der
Umfang des oben spitz zulaufenden Zeltes am Fußboden 5—6 m. Der
kleine Raum ist Küche, Wirtschaftsraum und Wohnung zugleich und der
Aufenthaltsort von Menschen und Hunden. In der Mitte liegt die mit
großen Steinen umschlossene Feuerstelle; ein Schlitz in der Zeltwand ist die
Tür, eine kleine Oesfnnng oben, die bei Regen und Schneewetter geschlossen
werden kann, dient als Abzugskanal für den Rauch. Unmittelbar unter
diesem Rauchfange liegen auf einem aufgehängten Gestelle die Vorräte an
Renntierkäsen zum Räuchern. Obwohl die Renntiermilch süß und kostlich
ist, schmeckt doch dieser Käse höchst unangenehm; trotzdem ist er ein Lieb-
lingsgericht der Lappen im Winter. Im Sommer nährt man sich besonders
von Milch, den zahlreichen Beeren des Nordens, von Fischen und Mehl-
speisen, im Winter ausschließlich vom Käse, Blut und Fleisch des Renntiers.
Das Fleisch wandert dann, in kleine Stücke zerschnitten, in den eisernen
Kochkessel und liefert eine ausgezeichnete Brühe. Jeder Lappe besitzt eiuen
Napf aus Birkenholz, schöpft damit Fleisch und Brühe aus dem Kessel uud
hilft sich dann ohne Messer, Gabel und Löffel mit den Händen.
Das wichtigste Fahrzeug des Lappen ist der Schlitten, der stets in
Kahnform gebaut ist und von dem man mehrere Arten besitzt. Vor jeden
Schlitten wird nur ein Renntier gespannt. Das Fahren erfordert viel
Übuug und Geschick, da die Tiere störrisch sind und der Schlitten, der mit
außerordentlicher Schnelligkeit über den Schnee gleitet, sehr leicht umschlägt.
Der Lappe lenkt das Tier durch eiuen langen Stab, den er vor dasselbe
wirft, wenn der Schlitten halten soll. Flink und leicht läuft das Renntier
über die tiefen Schneemassen, man hört nur das Knistern seiner Kniegelenke,
nicht aber den Tritt seiner breiten Hufe. Im Sommer lebt das Renntier
von Birken, Weiden- und Espenblättern, sowie von Gras und Kräutern,
welche der ziemlich warme nordische Sommer hervorlockt; im Winter begnügt
es sich mit dem Moose und der graugrünen Renntierflechte, die es unter
dem Schnee hervorscharren muß. Die Bescheidenheit des Tieres machen
es neben dem hohen Nutzen, den es seinem Herrn gewährt, für den Lappen
unentbehrlich; ohne dasselbe würde er in seinen hochnordischen Einöden
nur müsam sein elendes Dasein fristen. 1870 bestimmte die schwedische
Regierung der lappischen Nomadenbevölkerung eine Schutzgrenze, die von
etwaigen fremden Ansiedlern nicht überschritten werden darf. Die Zahl
der schwedischen Lappen beträgt etwa 700, die der norwegischen Lappen
20,000 Köpfe.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Inwiefern gleicht sich die Bodengestalt Englands und Skandinaviens? 2. Welche
Produkte haben England, Dänemark und Skandinavien gemeinsam? Z. Worin bestehen
die Gegensätze a) zwischen Skandinavien und England; b) zwischen Skandinavien und
Dänemark; c) zwischen Dänemark und England? 4. Nenne drei Städte aus Noi-
wegen, drei aus Schweden, drei aus Dänemark.^Z. Nenne eine Insel a) Schwedens,
b) Dänemarks, c) Englands. 6. Welche europäischen Länder mit außereuropäischen Be-
sitzungen wurden bisher genannt? 7. Wo liegen die Städte: Edinbnrg, Bergen, Liver-
Pool, Freiburg, Toulouse, Linz, Brünn, Gothenburg?■/-8. In welchen Ländern stießen:
Seine, Rhein, Dalelf, Theiß? 9. Wo sammelt man Seevögeleier? 10. Woher kommen
Eiderdunen? 11. Welchem Stamme gehören die Völker Englands, Dänemarks und
Skandinaviens an? 12. Welches Reich unter den drei Reichen England, Skandinavien^
Dänemark ist a) das größte an □ km; b) das größte an Einwohnern?
§ 11. Kaisertum Rußland.
Größe: 5,377,444 Dkm, 121,217^00 E.
Rußland ist der größte Staat Europas und nimmt die Hälfte des
ganzen Erdteils ein; es hat die größte Einwohnerzahl unter allen euro-
päischeu Staaten, über 1/4 aller Europäer stehen unter russischer Herrschaft.
Im Verhältnis zu anderen Staaten ist Rußland uur genug bevölkert, im
Nordeu (Tundren) und im Süden (Steppen) leben 22 Menschen auf einem
□ km. — Der Herrscher Rußlands heißt Zar, d. h. Kaiser, die Kaiserin
Zaritza. Der Thronfolger wird Zarewitsch, die Thronfolgerin Zarewna
genannt.
-/Grenzen: Rußland grenzt an einen Ozean (Nördliches Eismeer),
an zwei Binnenmeere (Ostsee, Schwarzes Meer), an einen Binnensee
(Kaspisches Meer), an vier europäische Länder (Schweden, Deutschland,
Österreich, Rumänien) und an drei asiatische Länder (Sibirien, Kirgisen-
steppe, Transkaukasien), welche russische Provinzen sind.
^Bevölkerung: Rußland ist das Reich der Staden; sie bilden den
eigentlichen Kern des russischen Volkes und bewohnen die Mitte des Reiches.
Zu ihnen rechnet man die Großrussen in der Mitte, die Weißrussen
westlich von Moskau, die Kleinrussen zwischen Don und Duiestr, Polen
im Gebiet der Weichsel. Im Nordwesten und Norden Rußlands wohnen
finnische Völker (Livländer, Esthen, Finnen, Lavpen, Saiuojeden), im
Süden und Südosten Tataren (Kalmücken, Kirgiseu). Die finnischen und
tatarischen Völker sind vorwiegend Hirten, die Staden Ackerbauer.
Außerdem leben noch in Rußland zahlreiche handeltreibende Juden und
eingewanderte Deutsche (Industrielle, Gelehrte, Künstler, Handwerker und
Ackerbauer), an den Küsten und auf den Inseln der Ostsee Schweden. Der
größte Teil des russischen Volkes bekenut sich zur griechisch-katholischeu
Kirche. Die Polen sind katholisch, die Tartaren mohammedanisch; zahlreich
sind die Juden, geringer die Protestanten vertreten.
Gewässer: Suche auf deiner Karte die Flüsse Rußlands auf, be-
stimme ihre Laufrichtung, nenne ihre Mündung und sage, was du bereits
von ihnen weißt.
Bestimme ferner die Lage der dir bereits bekannten Seen nach ihren
Meergebieten.
Gebirge: Suche auf der Karte die Gebirge Rußlands auf uud
wiederhole, was du bereits von ihnen weißt. Das Kaukasusgebirge zwischen
Schwarzem Meer und Kaspischen See gehört bereits zu Asien.
Klima: Wie wir schon beim Klima Europas gelernt haben, besitzt
der Osten unseres Erdteils, also Rußland, Kontinentalklima.
Je breiter die Landmassen werden, desto geringeren Einfluß haben die
Seewinde, desto weniger Regen hat das Land, desto trockener ist sein Klima.
Ziehen wir eine Linie von der Donaumündung nördlich bis Archangelsk
am Weißen Meere, so haben wir Rußland in den westlichen Teil mit
feuchtem und in den östlichen Teil mit trocknem Klima geschieden. Im
feuchten Teile liegen die zahllosen Seen, große Sümpse, viele wasserreiche
Flüsse; Wald, Wiesen und Ackerland wechseln rasch miteinander. Im
- 63 -
trocknen östlichen Teile verschwinden die Seen und der bunte Wechsel zwischen
Wald, Wiese und Ackerland hört auf, sie treten nicht durcheinander, sondern
nacheinander auf. So liegen im Norden, soweit der Einfluß der nördlichen
Seewinde reicht, die Sumpfebenen der Tundren, weiter südlich folgt, etwa
in .dem Viereck Petersburg, Archangelsk, Perm, Moskau, eine breite un-
geheuere Waldregion, dann bis zur Linie Odessa-Saratow die Region
der großen Ackerfluren, zugleich die Region der Städte, dann südöstlich
das Reich der Steppen.
In den nördlicheren Strichen dauert der Winter 7—8 Monate und
die Kälte steigt bis zu 40° C. unter dem Eispunkt. Frühling und Herbst
sind verschwindend kurz. In der Mitte Rußlands treten Frühling und
Herbst deutlicher hervor, doch sind die Sommer trocken und heiß, die
Winter streng und schneereich. Im Süden zeigt die Steppenregion nur
vorwiegend entsetzlich heiße Sommer und durch furchtbare Schneestürme ge-
fürchtete Winter- Nomaden gibts im Norden und Süden, in der Mitte
seßhafte Bevölkerung.^-
Produkte: Rußland ist nächst Nordamerika das reichste Getreide-
land der Erde; sonst ist wichtig der Flachsbau. Bedeutend ist die Aus-
fuhr an Vieh, Häuten, Wolle, Talg und Knochen, Holz und Pech.
Reich sind die Ergebnisse des Bergbaues an Eisen, Gold, Platin, Blei,
Kupfer und Edelsteinen. In den ungeheuren Wäldern leben Bären, Wölfe,
Luchse, Füchse, Marderarten, Auerochsen, Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen,
allerlei Geflügel usw. Die Flüsse bergen schmackhafte Fische. Eingeweide
und Knorpel des Hausen liefern Leim, die Eier vom Stör kommen als
Kaviar in den Handel.
Im Handel nimmt Rußland die vierte Stelle in Europa ein (nächst
England, Deutschland, Frankreich). Der Handel zerfällt nach den Wegen,
die er einschlägt, in Seehandel, Flußhandel, Karawanenhandel und Eisen-
bahnhandel.
Die Industrie ist im Verhältnis zu anderen Ländern gering und hat
ihren Sitz vorzugsweise in den größten Städten. Bedeutend ist die Haus-
industrie in Weberei, Klöppelei, Stickerei und Schnitzerei.
Haupt- und Residenzstadt ist: Petersburg an der Newa 1,313,000 E.
Die Stadt ist von Peter dem Großen 1703 gegründet. Sie ist die
schönste Stadt Europas. Gerade, lange Straßen gibts in Turin und
Berlin, die nahe blaue See in Neapel, Stockholm, Kopenhagen, prächtige
Paläste in Florenz und Rom, elegante Kaufläden in Brüssel, Paris, Wien,
prächtige Reitpferde und Equipagen, tausend Masten und Seefahrer aus
allen Teilen der Erde in London: Alles dies zusammen gibts nur in
Petersburg. Kommen wir von Kronstadt, der vor Petersburg liegenden
Festung her, so sehen wir als erstes, sichtbares Merkmal der nordischen
Metropole (Hauptstadt) die goldene Kuppel der Jsaakskirche, gleichsam auf
dem Wasser schwimmend. An dem breiten Newastrome liegen mächtige
Kais von Granit, an denen Dampfschiffe und Kauffahrer in buntem Gemisch
sich^ aneinander drängen. Strom, Straßen, Plätze, Paläste, alles zeigt eine
riesige Ausdehnung, die nicht, wie in den alten Hauptstädten Europas,
mit dem Räume zu geizen braucht. Da sich der Verkehr wegen der
Breite der Straßen und Plätze nicht so aufstaut wie in anderen großen
- 64 -
Städten, erscheint uns derselbe gering und tot, die Stadt öde. Petersburg
ist zugleich auch die erste Handels- und Fabrikstadt des Reiches.
Am finnischen Meerbusen merken wir uus noch Helsingfors und
Wiborg in Finnland, Reval (Esthland) und Narwa (Jngermanland).
Die alte Hauptstadt ist Moskau an der Moskwa, einem Neben-
flusse der Wolga, 1,173,000 E., mit der uralten Kaiserburg, dem Kreml.
Der Kreml ist ein weitläufiges Schloß auf den Hügeln in der Mitte der
Stadt mit zahlreichen Gebäuden, Türmen, Mauern, Palästen im tatarischen,
indischen, chinesischen und persischen Baustile, hier Reichtum und Geschmack,
dort Barbarei und Roheit zeigend — das Ganze ein wunderliches Gemisch
von Pracht und Ruinen; eingestürzte Mauern, halbverfallene Gewölbe,
wiederholt ausgebesserte Gebäude befinden sich mitten unter weißgetünchten
Backsteingebäuden, unter Türmen und Kirchen mit glänzenden, vergoldeten
oder gemalten Kuppeln. Moskau ist die heilige Stadt der Russen, das
Rom der russischen Kirche, die Stadt des Glockengeläutes und der Klöster,
die Stadt des Reichtums, des Adels und der Kaufmannschaft, der Sitz des
Binnenhandels. Moskau wurde der Wendepunkt des Napoleonischen Kriegs-
glückes, als es im Jahre 1812 fast ganz in Flammen aufging. Die
Stadt besitzt gegen 400 Kirchen, breite Straßen, viel niedrige Häuser neben
großen Palästen und im Gegensatz zu Petersburg viel Schmutz und Ver-
kommenheit.
Noch weiter südlich liegt die uralte Hauptstadt von Klein- oder Alt-
rnßland Kiew (Kwff) am Dnjepr auf hohem Felsenufer, 319,000 E., mit
prächtigen, kuppelreichen Kirchen und merkwürdigen Höhlenklöstern.
Die frühere Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Polen ist War-
schau an der Weichsel, 756,000 E., eine weitläufig gebaute Stadt mit
vielen Fabriken, welche Tuche, Teppiche, Stahl-, Leder- und Seidenwaren
liefern. Lodz (Lotsch), Fabrikstadt 352,000 E.
Andere merkenswerte Städte Rußlands sind noch a) Seestädte:
Odessa am Schwarzen Meere 450,000 E., die zweite Seehandelsstadt des
Reiches, erst 1796 gegründet. Astrachan am Kaspischen Meere und an
der Mündung der Wolga, 121,000 E., treibt wichtigen Fischfang und
Handel mit Kaviar und Wein. Riga an der Ostsee, 283,000 E., ist die
dritte Seehandelsstadt Rußlands. Archangelsk an der Mündung der
Dwina, nahe am Weißen Meere, 21,000 E. — Suche auf deiner Karte
noch mehr Seestädte auf und bestimme ihre Lage.
b) Binnenstädte: Nischny-Nowgorod, 96,000 E., an der Wolga,
eine wichtige Handelsstadt mit großer Messe. Tula, 109,000 E., die wich-
tigste Fabrikstadt für Eisen-, Stahl- und Silberwaren. Charkow (sprich
Harkoff) im Süden mit 197,000 E. und Kischinew (Kischinefs) im Süd-
Westen Rußlands mit 126,000 E. — Suche noch andere Städte auf deiner
Karte auf und ordne sie nach den Flüssen.
Zu Rußland gehören noch große Teile von Asien: 1. Cis- utib
Transkaukasien zwischen dem Schwarzen Meere und dem Kaspischen See,
2. Sibirien, 3. Zentralasien, 4. Chiwa, 5. Buchara. Das russische Reich
umfaßt y6 der ganzen Erdoberfläche, und ist die größte, zusammenhängende
Monarchie der Crde.
— 65 —
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
4l. Welche bisher genannten europäischen Länder grenzen an die See? 2. Nenne
12 Städte, welche über 100,000 Einw. haben. 3. Wieviel Städte aus Rußland kannst
du aus dem Kopfe aufschreiben? An welchen Gewässern liegen Astrachan. Odessa,
Riga, Warschau, Kasan, Archangel, Kopenhagen, Rotterdam, Lyon? 5. In welchen
Ländern liegen folgende Seen: Ladogasee, Mälar-, Onega-, Boden-, Genfer-, Peipus-,
fee? 6. Nenne 5 Ströme Rußlands. 7. Welcher Strom kommt aus Osterreich, geht
durch Rußland (Polen) und mündet auf deutschem Gebiete? 8. Von welchen Völker-
fchaften wird Rußland bewohnt? 9. Wie heißen die Hauptprodukte Rußlands?
-f-^10. Schreibe eine Stadt der Halbinsel Krim auf.
§ 12. Königreich Rumänien.
Größe: 131,353 Dkm, 6,600,000 E.
Rumänien grenzt an 2 Kaisertümer (Österreich und Rußland), anIFürsten-
tum (Bulgarien), an 1 Königreich (Serbien) und an das Schwarze Meer.
Hauptgebirge sind im Norden die Karpathen, südlicher die Trans-
stlvanischen Alpen, deren höchster Berg (Negoi) bis zu 2536 m ansteigt.
Der wichtigste Paß aus Siebenbürgen nach Rumänien ist der Rote Turm-
paß, durchflössen von der Aluta. Das Land dacht sich ostwärts und süd-
wärts ab und bildet die untere Donautiefebene.
Gewässer: Das Land gehört dem Stromgebiete der Donau an,
deren wichtigste Zuflüsse Prnth (Grenzfluß gegen Rußland), Sereth und
Aluta sind.
Klima: Heiße, trockene Sommer, strenge, kalte, sturmreiche Winter.
Produkte: Getreide, Tabak, Wein, Vieh, Häute, Wolle, Talg, Salz.
Die Gebirge Rumäniens sind reich an Metallen, Petroleum und Stein-
kohlen, aber es wird nur geringer Bergbau getrieben.
Industrie ist gering; bedeutend der Handel auf der Donau.
Das Volk der Rumänen ist ein Mischvolk und spricht eine romanische
Sprache. Es ist ein bildungsfähiges, liebenswürdiges und tapferes Volk,
das seit seiner Befreiung vom türkischen Joche immer mehr sich aufschwingt.
Im Lande wohnen zahlreiche Judetl, Griechen und Armenier.
Das Land zerfällt in drei Provinzen: Moldan im Norden, Walachei
im Süden, Dobrudscha im Südosten am Schwarzen Meere.
Hauptstadt ist Bukarest, 292,000 E. Andere Städte sind Jassy,
79,000 E., und die lebhafte Handelsstadt Galatz an der Donau, 64,000 E.
Im März 1881 wurde Rumänien zum Königreich erhoben.
8 13.
a) Das Königreich Serbien.
Größe: 48,303 □km. Bevölkerung: Über 2,689,000 E.
Grenzen: Serbien liegt zwischen Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der
-Türkei, Bosnien und Slavonien.
Serbien ist ein Berg- und Hügelland, durchflössen von der Morawa,
einem Nebenfluß der Dona«, welche das Land nordwärts begrenzt.
Die Serben gehören zu den Slaven; sie treiben Viehzucht und Ackerbau.
Die Hauptstadt ist Belgrad an der Donau, 80,000 E. Im Innern
liegt Kragujewatz, 15,000 E. Serbien ist Königreich seit März 1882.
— 66 —
b) Das Fürstentum Montenegro.
Größe: 9080 Dkm und 227,800 E.
Lage: Zwischen der-Türkei, Bosnien, Herzegowina und dem Adria-
tischen Meere.
Monteuegro oder Zernagora, d. h. schwarze Berge, ist ein überaus
wildes Gebirgsland, die Bewohner gehören dem slavischen Stamme an
und sind bereits früher geschildert.
Die jetzige Hauptstadt ist Cetinje, 3000 E. Ju der Nähe des Meeres
liegt Antivari, 3000 E.
c) Das Fürstentum Bulgarien und Wrnmelien.
Größe: 96,345 Dkm und 4,035,650 E.
Lage: Zwischen der Türkei, Serbieu, Rumänien (Donaulinie) und
dem Schwarzen Meere.
Es ist ein nach Norden und Süden zu abfallendes, fruchtbares Bergland,
dessen Hauptgebirge Balkan heißt. Hauptfluß: die Donau. Hauptstadt: Sofia,
83,000 E. Seestadt: Barna, 37,000 E. Festungen: Schumla, 22,000
und Silistria, 12,000 E. Im südlich vom Balkan liegenden Ostrumelien
ist Philippopel, d. h. Philippsstadt, 46,000 E., die Hauptstadt.
Hauptprodukte sind: Getreide, Tabak, Rosenöl, Holz, Häute, Vieh.
In Rumänien spricht man rumänisch, in Serbien, Montenegro, Bul-
garien und Ostrumelien slavisch. Die Religion ist griechisch-katholisch.
§ 14. Kaisertum Türkei.
Das Kaisertum zerfällt:
a) In die europäische Türkei unler der uneingeschränkten Herrschaft
des türkischen Kaisers (Padischah, fälschlich als Sultan bezeichnet). 169,317
□ km mit über 6,132,000 E.
Grenzen: Im Norden: Dstrumolieu (Bulgarien), Serbien/ Bosnien,
-Montenegro; im Westen: Adriatisches und Ionisches- Meer; im Süden
'Mäechenland, Ägäisches Meer, Dardanellenstraße (Hellespont), Marmara-
meer, Straße von Konstantinopel; im Osten: Schwarzes Meer.
Die Länder sind Gebirgsländer mit Schardagh, Pindusgebirge,
Olymp, Despotodagh.
Die Hauptflüsse sind: Maritza und Wardar. Beide Täler durch-
laufen die wichtigsten Eisenbahnen.
Hauptprodukte sind: Tabak, Südfrüchte, Wein, Ol, Reis, Getreide,
Baumwolle, Wolle, Rosenöl, Wachs.
Hauptstadt ist Konstantinopel, 943,000 E. Andere Städte:
Adrianopel, 81,000 E., Saloniki, 105,000 E., im früheren Macedonien;
im Westen (Albanien): Skntari, 20,000 E.
Die Insel Kreta oder Kandia gehört ebenfalls unter die Oberhoheit
der Türkei, besitzt aber einen griechischen Prinzen (Georg) als Regenten.
Die Insel ist 8618 dkm groß und besitzt 310,000 E. Hauptstadt Kandia,
23,000 E., Kanea, 25,000 E.
b) In die außereuropäische Türkei mit ihren asiatischen Besitzungen
in Kleinasien, Armenien, Kurdistan, Syrien, Mesopotamien (mit Nedsched),
Arabien und afrikanischen Besitzungen in Tripolis mit Bengasi.
— 67 —
Die Türken sind ein asiatisches, Ende des 13. Jahrhunderts ein-
gewandertes Volk. Nach ihrem Anführer Othmann, sprich Osmann, nennt
man sie Osmanli. Sie sind Mohammedaner, glauben an einen Gott,
den sie Allah nennen. In Mohammed verehren sie ihren Religionsstifter
und Propheten.
§ 15. Königreich Griechenland.
Größe: 64,679 □ km und 2,433,800 E.
Lage: Griechenland ist ein Halbinselstaat, grenzt im Norden an die
Türkei oder Balkanhalbinsel, im Westen an „das Jonische, im Süden an
das Mittelländische, im Osten an das Ägäische Meer.
Gebirge: Das Land ist durchzogen von einer Menge kleiner Gebirgs-
züge, deren höchster im Norden (Olymp) bis zu 3000 m emporsteigt; im
Süden finden wir das 2400 m hohe Taygetosgebirge Meist besteht das
Gestein aus Kalk mit wenig fruchtbarem Boden.
Die Flüsse sind wasserarm, klein und versiegen meistens im Sommer.
Das Meer ist tiefblau, der Himmel fast stets wolkenlos (nur 5 bewölkte
Tage im Jahre) und von herrlichem Glänze. Das Land aber ist ein-
förmig, öde, hier und da vollständig wüste. Verfallenheit, Schmutz, Ver-
wahrlosung tritt uns überall entgegen und sind mit den Schilderungen,
die wir vom einstigen Altgriechenland kennen, gar nicht in Einklang zu bringen.
Das Klima ist herrlich und wegen der Nähe des Meeres mild. Ge-
rühmt ist Griechenlands blauer, meist wolkenloser Himmel.
Hauptprodukte fiud: Rosinen (Korinthen), Öl, Tabak, Wein, Süd-
srüchte, Seide, Wolle, Honig, Wachs, Felle und Vieh.
Hauptstadt ist Athen (griechisch Assine) mit zahlreichen, schönen
Resten alter griechischer Baukunst (Akropolis), 129,000 E. Der Hasen
von Athen ist der Pirans, 43,000 E., verbunden mit der Hauptstadt
durch eine Eisenbahn. Piräus schwingt sich zur Fabrikstadt auf; es gibt
hier Maschinenwerkstätten, Baumwollspinnereien, Webereien, Ton-, Glas-
und Steingutfabriken. Andere Städte sind: Patras, Handelsstadt am
Golfe gleichen Namens, mit 38,000 E., Nauplia, am Busen von Nauplia,
6000 E., Larissa, 15,000 E., in Thessalien. Die einst wichtigen Städte:
Korinth und Sparta, sind zu unbedeutenden Orten herabgesunken. Die
schmale Landenge von Korinth wird jetzt von einen Kanäle durchschnitten.*)
Zu Griechenland gehören noch im Westen die Jonischen Inseln, im
Osten die große Insel Euboea und die Gruppe der Kykladen, von denen
die wichtigste Syra mit der Handelsstadt Hernmpolis, 22,000 E., ist.
Das Volk der Griechen oder Hellenen spricht eine der altgriechischen
nahestehende Sprache, treibt vorwiegend Schisfahrt und Fischfang auf den
Inseln, Viehzucht und Ackerbau auf der Halbinsel. Eitelkeit, Ruhmredig-
keit und Gewinnsucht, aber auch Zähigkeit und Willenskrast sind Gruud-
züge des hellenischen Volkscharakters. Die Jnselgriechen stehen weit höher
als die Festlandsgriechen. Rühmenswert sind die griechische Sitteneinfach-
heit, Eltern-, Kinder- und Geschwisterliebe.
*) Der Kanal iit 6343 m lang, 8 m tief, 25 m (Wasserspiegel) breit und wurde
im Oktober 1893 eröffnet.
— 68 -
Beantworte schriftlich folgende Frage«:
fl. Nenne die Länder auf der Balkanhalbinsel. / 2. Nenne von jedem Lande die
Hauptstadt. Z. Welche Produkte sind zu nennen? 4. Welches Volk gehört dem Mo-
Hammedanismus au? 3. Welche Städte liegen unweit des Meeres? 6. In welche Teile
zerfällt die Türkei? 7. In welchen Ländern wurden genannt die Morawa, Aluta,
Maritza, Wardar? 8. Suche noch 10 nicht genannte Städte von der Balkanhalbinsel
auf deiner Karte auf. 9. Welche europäischen Länder bilden den Strand a) des Ägäischen,
b) des Jonischen, c) des Adriatischen, d) des Schwarzen Meeres?-" 10. Welche Länder
berühren die Donau von Belgrad bis zum Meere? 11. Schreibe die Namen der Inseln
aus, welche du auf deiner Karte findest. 12. Ordne die Länder der Balkanhalbinsel
(mit Rumänien) der Größe nach.
§ 16. Königreich Italien.
Größe: 286,682 □ km und 38,683,600 E.
Grenzen: Die Halbinsel grenzt an Frankreich, Schweiz, Österreich,
Adriatisches, Ionisches und Tyrrhenisches Meer. Suche auf der Karte
noch Buchten und Meeresstraßen auf. Nenne die dir bereits bekannten
Gebirge, Flusse und Seen.
Die Bewohner Italiens sind aus verschiedenen Völkerstämmen zu-
sammengesetzt, aber alle reden die italienische Sprache, eine Tochtersprache
der lateinischen. Die Bevölkerung Italiens ist eine der dichtesten in Europa,
etwa 117 E. auf 1 □ km. Der Italiener ist meist mittelgroß mit
gelblicher Hautfärbung, die nach Süden zu immer dunkler wird, die Haare
sind meist schwarz, die Augen dunkel und lebhast. Er ist reich begabt,
witzig, behend, gewandt und vofr leichter Auffassungskraft; lebendig ist
seine Phantasie und angeboren sein Sinn für das Schöne in der Kunst.
Die Zahl berühmter Männer ist daher in Italien von altersher eine
große gewesen.
</ Klima: Norditalien hat heiße Sommer und kalte Winter, die eigent-
liche Halbinsel, südlich von Florenz, milde Winter und nicht allzuheiße
Sommer. Das südliche Italien aber besitzt eine Plage in einem dann
und wann auftretenden heißen Winde, Sirocco genannt, der aus den
Sandwüsten Afrikas herüberweht und außerordentlich lästig auf die
Menschen, schädlich auf die Pflanzen wirkt. Einige Küstenstriche (gegen-
über der Insel Elba und südlich von Rom) werden vom verderblichen
Sumpffieber, Malaria genannt, heimgesucht.
i Produkte: Der Norden (lombardische Tiefebene) ist die Region des
Ackerbaues, die Apenninen und die Sumpfebenen sind die Region des
Hirtenlebens, die ansteigenden Gelände Mittel- und Süditaliens die Region
der Gartenkulturen.
Der Ackerbau liefert Getreide, darunter Reis, die Viehzucht Rinder,
Schafe, Esel, Maultiere, die Gartenkultur feine Gemüse, Südfrüchte, Ol,
Wein, edle Kastanien. Wichtig ist die Bienenzucht und der Gewinn an
Honig und Wachs, noch wichtiger die Zucht der Seidenraupe. Ergiebig
ist die Fischerei (Thunfisch, Sardelle, Koralle). Der Bergbau liefert
Schwefel, Marmor, Schmucksteine, Salz, Eisenerze, aber wenig Kohlen.
Die Industrie ist besonders bedeutend in der Seidenweberei, Stroh-
slechterei, Tuchmacherei und in der Verfertigung von Kunstgegenständen
(Gipsfiguren, Gefäße, Mosaiken, Schmucksachen, Gläser).
- 69 -
Der Handel ist ein sehr bedeutender, sowohl der Landhandel, welcher
durch zahlreiche Eisenbahnen unterstützt wird, als auch besonders der See-
Handel. Die wichtigste Landhandelsstadt ist Mailand, die bedeutendsten
Seestädte sind Genua, Livorno und Messina.
Hauptstadt ist Rom an dem Tiber, die Residenz des Königs von
Italien und des Hauptes der katholischen Christenheit, des Papstes. JjSinft
der Mittelpunkt des gewaltigen, römischen Weltreichs, war sie eine Stadt
des Reichtumes und der Pracht. Mit dem Verfall des Weltreiches sind
auch die herrlichen Bauwerke in Trümmer gesunken. Noch mahnen prächtige
Triumphbogen der römischen Herrscher an glänzende Siege über die
Völker des Altertums; noch erinnern die massigen Ruinen des Kolosseums
an die blutigen Kampfspiele zwischen Menschen und Tieren; noch ragt
wohlerhalten das Pantheon, der Tempel aller Götter empor; nach erzählt
uus die Trümmerpracht der kaiserlichen Bäder von dem Luxus der Welt-
bezwinger — und doch predigt keine Stadt Europas mehr die Vergänglich-
keit alles Irdischen, als gerade die „ewige Roma".
Wir brauchen gar nicht hinabzusteigen in die unheimlichen Gänge der
Katakomben (unterirdische Gräberstätte und der Zufluchtsort der ersten
Christen in der bittersten Zeit ihrer Verfolgung). — Rom ist selbst ein
großes Grab, ein großes Grab des Heidentums und irdischer Weltlust.
Das Rom der Jetztzeit ist eine Stadt der Kirchen (364) und Klöster.
Weithin ist die mächtige Kuppel der Peterskirche, der größten Kirche
der Erde, und die turmartige Masse der Engels bürg (früher Grabmal
Hadrians, jetzt Festung Roms) sichtbar. Den weitläufigsten Palast,
Vatikau, welcher Kuustschätze aller Art enthält, bewohnt der Papst. Die
Zahl der Einwohner Roms beläuft sich auf 507,000. Die Umgebung der
Stadt, besonders die ostwärts gelegene Campagna, sind wüste und öde
Trümmerfelder.
Die größte Stadt Italiens ist Neapel, 564,000 E., am malerischen
Meeresstrande und in der Nähe des Vesuvs. Unweit von der anßerordent-
lich belebten Stadt liegen die einst durch den Ausbruch des Vesuvs im
Jahre 79 n. Chr.'verschütteten, jetzt zum großen Teile wieder ausgegrabenen
Städte Herculanum und Pompeji. In Norditalien ist die wichtigste und
größte Stadt Mailand, 491,000 E., mit einem prächtigen, gotischen, ganz
aus weißem Marmor erbauten Dome. In Oberitalien liegen ferner noch
nördlich vom Po: Verona, Festung an der Etsch, 72,000 E., Mantua,
Festung, 33,000 E., Venedig, die „Wasserstadt Italiens" mit 152,000 E.
Eine Menge großer und kleiner, durch Gondeln belebter Kanäle durch-
schneiden die Stadt nach allen Richtungen. Der schönste Platz ist der
Markusplatz mit der Markuskirche uud dem Dogen- oder Herzogspalaste.
Pavia am Ticino, 39,000 C.
Am Po finden wir Turin, 336,000 E., die frühere Hauptstadt des
Königreichs Sardinien. Südlich vom Po liegen die früheren Residenzen
Parma, Modena und Bologna. Am Golf von Genua liegt in reizen-
der Lage die Handelsstadt Genua, 235,000 E.
In Mittelitalien finden wir Florenz, am Arno, 206,000 E., mit
prächtigen Palästen, schönen Kirchen, reichen nd be-
für internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
jSchulbuchbibliothek
— 70 —
rühmten Steinschleifereien, Pisa am Arno, 61,000 E., mit schönem Dom
und schiefem Turme. Derselbe ist jedoch nicht, wie man früher glaubte,
gleich schief gebaut, sondern er hat sich erst später durch Nachlassen seines
Untergrundes nach und uach schief geneigt und wird seine Besteigung nur
wenigen Personen auf einmal jetzt noch gestattet. In Pisa befindet sich
auch eine Kamelzüchtern.
Am Mittelmeere: Livorno, 98,000 E., Festung und Handelsstadt.
Am Ad riatischen Meere: Ancona, 57,000 E., Handelsstadt. Die
südlich laufende Eisenbahn bringt uns nach Unteritalien. Hier liegen
Brindisi und Otranto aus der Halbinsel Apulien, beides Handelsstädte.
Von Inseln merken wir uns Elba mit unerschöpflichen Eisen gruben.
Aufenthalt Napoleons I. in seiner ersten Verbannung. Südlich von Neapel
die Insel Capri mit der berühmten blauen Grotte.
An einer steilen Felswand,, der kahlen Insel Capri (d. h. Ziegeninsel)
bemerkt man eine halbrunde Öffnung, die vom Schaum der brandenden
Wogen oft überdeckt wird. Dies ist der Eingang zur blauen Grotte.
Geschickt wissen die Schiffer mit unserem Boote durch die enge Öffnung
zu gleiten. Der Anblick der großartigen Höhle ist überaus schön. Ein
magisches, blaues Dämmerlicht, an das sich das Auge rasch gewöhut, er-
füllt den weiten Raum und übergießt Gestein, Wellen und alle sonstigen
Gegenstände mit schimmerndem, azurblauem Glänze.
Tiefblau und wunderbar klar liegt die Flut uuter uns, stahlblau
glänzend wölbt sich über uus die aus Tropfsteingebilden gewobene Decke.
Ein Schlag mit dem Ruder läßt das Wasser aufspritzen und die einzelnen
Tropfen wie Perlen und Diamanten funkeln.
Dumpf braust das Meer am Eiugaug, desseu Öffnung vom Hinter-
gründe der Höhle aus wie eiue Scheibe weißen Feuers erscheint. Rote
Korallen und bunte Wasserpflanzen werden umspielt von schillernden Fischen,
und von der hohen Wölbung herab fallen seltsam klingend die Tropfen
hernieder in die schimmernden Wellen.
Auf der Jufel Sicilien, der Korukammer Italiens, doppelt so groß
wie das Königreich Sachsen, merken wir uns den Vulkan Ätna uud die
Städte Messina, 150,000 E., Palermo, 310,000 E., Catania, 149,000 E.,
und das alte Syrakus (Siracusa), 32,000 E.
Auf der Insel Sardinien ist die Hauptstadt Cagliari, 54,000 E., im
Süden und die Stadt Sasfari, 38,000 E., im Norden zu merken.
Suche mich andere Inselgruppen und Inseln auf betner Karte auf.
Die Schlachtfelder Italiens liegen in Oberitalien, in der Poebene.
Auswärtige Besitzung: 1. Die Erythräische Kolonie, ein 110,000 □ km
großes Küstengebiet am R vten Meere mit der Hauptstadt Massaua, 8000 E.,
auf der Insel gleichen Namens; 2. Somaligebiet mit Venadirküfte uud
Hinterland, 380,000 □ km.
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
fl. Nenne eine Stadt a) am Arno, b) am Tiber, c) am Po, d) am Meere, ^ auf
einer Halbinsel, f) auf einer Insel/ 2. Schreibe aus Italien 12 Städte aus dem
Kopfe auf.-' 3. Nenne 4 Inseln. -/4. In der Nähe welcher Berge liegen Catania, Neapel?
/5. Welche Produkte Italiens sind zu nennen? 6. Welcher Längengrad geht durch Venedig
und in der Nähe Roms vorüber? 7. Nenne die Einteilungen des Apenninengebirgcs.
— 71 —
H. Wie heißt der höchste Berg des Apennin und wie hoch ist derselbe? 9- Wo lag der
Monte Genargentu?-j 10. Was versteht man unter Abruzzen? II. Nenne 4 Städte
über 100,000 E. 12. Ordne folgende Städte von Norden nach Süden: Palermo, Florenz,
Neapel, Venedig, Rom Bologna, Turin, Mailand, Catania,
§ 17. Länder aus der Pyrenäischen Halbinsel.
g.) Das Königreich Spanien.
Größe: 504,903 □ km und 19 Mill. E.
Die Spanier sind ein Mischvolk, entstanden aus den vielen Völkern,
welche im Laufe früherer Jahrhunderte um den Besitz des Landes mit-
einander gerungen haben: Iberer, Karthager, Römer, Westgoten, Mauren,
Wandalen (Vandalusien, Andalusien). Im Durchschnitt ist der Spanier
mittelgroß, im Norden von hellerer, im Süden von dunklerer Gesichtsfarbe,
einfach und mäßig, höflich, aber stolz, lebhaft und feurig, aber voll Würde
(Grandezza).
Nenne Gebirge, Flüsse, Hoch- und Tiefebenen, bestimme die Grenzen.
Produkte sind: Gold, Silber, Quecksilber, Blei, Kupfer, Eisen, Salz.
Der Ackerbau liefert Getreide, besonders Reis, süße Kartoffeln (Bataten),
Hülsenfrüchte. Sonst gewinnt man Wein (Malaga, Sherry bei Jeres),
Feigen, Kastanien, Oliven, Mandeln, Orangen, Johannisbrot. Die Kork-
eiche liefert Kork, das Espartogras den Stoff zur Papierfabrikation in
England und in Spanien zu Flechtereien. Von Tieren sind wichtig:
Schafe (Merinos), Rinder (Stiere zu Stiergefechten), Pferde (Andalusier),
Hühuer, die Seidenraupe und die Cochenillelaus (Cochenillerot), von Fischen
Sardelle und Thunfisch.
Die Industrie ist genug. Man webt Woll-, Baumwoll- und Seiden-
stoffe, fabriziert Eisen- und Lederwaren, Papier und Papierzigarren (Zigaretten).
Der Handel ist besonders wichtig zur See. Ausgeführt werdeu
Metalle, Kork, Wein, Südfrüchte, Espartogras, Wolle, Felle, Seide, Fische.
Die wichtigsten Häsen sind: Santander (Nord), Barcelona (Osten),
533,000 E., Malaga u. Cadiz (Süden), Coruna (Cornnja) n. Ferrol(Westen).
Hauptstadt und Residenz des Königs ist Madrid 510,000 E., auf
kahler Hochebene, (>00 m hoch (so hoch wie Annaberg in Sachsen, Königs-
see in Bayern) gelegen.
Südlicher liegt am Tajo die frühere Hauptstadt (Mittelalter) Toledo,
23,000 E., jetzt noch Sitz des Primas (1. Erzbifchof) von Spanien.
Noch südlicher Cordova, 58,000 E., am Guadalquivir, und Granada,
76,000 E., am Fuße der Sierra Nevada, beides frühere Residenzen mau-
rischer Fürsten. In Granada erhebt sich noch die alte maurische Königs-
bürg, die Alhainbra.
Am Guadalquivir merken wir noch Sevilla (Sevillja), 148,000 E.,
mit den größten Cigarrensabriken Spaniens.
An die städtegründenden Karthager erinnert die Seestadt Cartagena,
100,000 E. In besonders fruchtbarer Gegend liegen Murcia (Mnrsia),
112,000 E., und Valencia, 214,000 E.
In Nordspanien liegen Balladolid, 69,000 E., nördlich von Duero,
und Saragossa, 99,000 E., am Ebro. Die Stadt Gibraltar, Festung, im
Süden, gehört den Engländern.
— 72 -
Zu Spanien gehören noch die Valearen, Mallorca (Maljorka, d. h.
die große) und Menorca (Menjorka, d. h. die kleine).
Von außereuropäischen Besitzungen gehören zu Spanien nur noch in
Afrika die kanarischen Inseln, einige Inseln im Golfe von Guinea und
einige Gebiete an der Westküste Afrikas (Span. Guinea, Küste am Rio
de Oro) und an der Küste von Marokkos
b) Das Königreich Portugal'.
Größe: 92,575 Dkm, 5,500,000 ®.
Die Bevölkerung spricht portugiesisch und stammt ab von den alten
Lusitaniern, einem iberischen Volke, nur ganz im Süden leben eingewanderte
Mauren. Nenne Grenzen und Flüsse. Produkte sind ähnlich wie in
Spanien. Der Handel ist im Verhältnis zu Spanien viel bedeutender.
Hauptstadt und erste Handelsstadt ist das herrlich am Tajo (Tescho)
gelegene Lissabon (portng. Lisboa), 356,000 E. Die zweite Handelsstadt
ist Oporto, 168,000 E., am Duero, Universitätsstadt ist Coimbra, 18,000 E.
Auswärtige Besitzungen: In Afrika: Kapverdische Inseln, Sene-
gambien, Gnineainseln: Thoms und Principe, an der Westküste Afrikas
die Landschaften Angola, Loanda, Vengnela, an der Ostküste Afrikas
Mocambique. In Asien: einzelne Gebiete in Vorderindien, Insel Macao
an der chinesischen Küste und ein Teil der Insel Timor (Kleine Sundainseln).
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Welche Kaps sind auf deiner Karte der pyrenäischen Halbinsel genannt?
2 Welche Kaps oder Vorgebirge gehören zu Portugal? 3. Welche Meerstraße liegt im
Süden von Spanien? 4. Nenne 4 Seestädte in Spanien, 2 Seestädte in Portugal.
5. Welche Völkernamen sind auf der pyrenäischen Halbinsel zu merken? 6. Nenne den
höchsten Berg Spaniens. 7. Schreibe 2 Städte am Tajo, 2 Städte am Guadalquivir
auf. 8. Wie heißt das Gebirge in der Nähe von Madrid?
Hlekapitutation.
1. Wie groß ist Europa? 2. Wieviel Bewohner hat es? 3. Welche Völker-
gruppen unterscheidet man? 4 Nenne die Grenzen Europas. 5. Nenne die Staaten.
6. Wieviel Kaisertümer, Königreiche, Fürstentümer, Republiken unterscheidet man?
7. Nenne von jedem Lande a) die Hauptstadt, b) den Hauptfluß, c) die Hauptgebirge,
d) die Hauptprodukte. 8. Wie heißt die größte Stadt Europas? 9. Der größte
See? 10. Der längste Strom? 11. Das höchste Gebirge? 12, Der höchste Berg?
13. Das größte Kaisertum? 14. Das größte und kleinste Königreich? 15. Nenne
den östlichsten, westlichsten, nördlichsten, südlichsten Staat. 16. Nenne 30 Seestädte.
17. 20 Festungen. 18. 10 Schlachtorte. 19. Nenne Städte a) der Hochebenen, b) der
Tiefebenen. 20. Nenne die Stromgebiete Europas und aus jedem Stromgebiete
eine Stadt.
Hellmuth Henkler's Buchdruckerei (Joh. Henkler), Dresden.
Inhaltsübersicht.
i
I« Ü C t t. Seite
1. Am Globus........................................1
II. Name, Lage, Grenzen, Größe und Bevölkerung Europas.....3
III. Aus der Geschichte der Bevölkerung Europas.........5
IV. Die europäischen Grenzmeere, Inseln und Halbinseln......7
V. Bodengestalt Europas.................10
A. Gebirge des Rumpfes..............11
B. Gebirge der Halbinseln..............15
C. Gebirge der Inseln...............18
I). Hochebenen Europas...............20
E. Tiefebenen Europas...............20
VI. Bewässerung Europas.................21
VII. Klima......................24
VIII. Produkte.....................25
IX. Industrie und Handel.................28
II. Teil.
Politische Geographie in 17 Paragraphen.
§ 1. Kaisertum Deutschland.................29
§ 2. Kaisertum Österreich.................37
§ 3. Republik Schweiz..................49
§ 4. Republik Frankreich.................49
§ 5. Großherzogtum Luxemburg........■......51
§ 6. Königreich Belgien..................52
§ 7. Königreich Holland..................53
§ 8. Königreich Großbritannien und Irland...........54
§ 9. Königreich Dänemark.................57
§ 10. Skandinavien....................58
§ 11. Kaisertum Rußland......................62
§ 12. Königreich Rumänien.................65
§ 13. Königreich Serbien, Fürstentum Montenegro, Bulgarien . . . . 65. 66
§ 14. Kaisertum Türkei..................66
§ 15. Königreich Griechenland . . . .............67
§ 16. Königreich Italien..................68
§ 17. Die Länder auf der pyrenäischen Halbinsel..........71
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