80 Südlich der Weser läuft parallel mit demselben in einem Abstände von 3 — 5 Meilen eine Bergkette von derselben Höhe, deren verschiedene Ab- theilnngen die Namen Egge, der Lippesche Wald, der Teutoburger Wald führen. Das Thal zwischen beiden ist eine Bucht des Tieflandes, von Hameln bis Osnabrück, die nur 32— 50 m. über das Meer sich erhebt und, wie das gesammte Tiefland, ehemals vom Meere bedeckt gewesen (s. das norddeutsche Tiesland), fo daß also die vorerwähnten Gebirge sich als zwei Halbinseln weit in das Meer hinaus erstreckt haben und zwischen ihnen sich dereinst die Weser in dasselbe ergossen hat. Bei dem nicht Plötz- lich, sondern ruckweis in längeren oder kürzeren Perioden erfolgenden Zurück- weichen des Meeres hat die Weser natürlich verschiedene Mündungsgegenden gehabt und, ehe sie das Gebirge durchbrochen, mit der Hase, dem Neben- flnsse der Ems, und mittelst jener mit der letzteren höchst wahrscheinlich einen Strom gebildet. Erst nachdem sie sich durch den Anprall ihrer Wogen und unterstützt durch die verwitternden Einflüsse der Luft, des Regens und Frostes, so wie durch hervorsprudelnde Quellen, durch den Sandwall des Gebirges in der Porta westphalica, zwischen dem Jacobs- und Witte- kindsberge, ein Thor geöffnet, hat sie jenes Längenthal verlassen, um in nördlicher Richtung das Tiefland zu durchströmen. Die Hase theilt sich, ohne durch eine Bodenerhebung dazu gezwungen zu sein, in einiger Entfer- nung von der Quelle (Bisnrcation), und sendet ostwärts zur Weser die Else, während sie selbst zur Ems sich wendet. Die Ems entspringt am Südwest- abHange des Teutoburger Waldes (auf der durch ihre Pferdezucht bekannten Senner Haide) und durchfließt in ihrem oberen Laufe (in welcher Rich- tnng?) einen zweiten großen Busen des Tieflandes, der im S. durch den Haarstrang begrenzt wird, „die Münstersche Bucht", die sich nur 49 in. über das Meer erhebt, mit Ausnahme ihres östlichen Winkels bei Paderborn, der bis 130 m. ansteigt. — Das von diesen Gebirgen erfüllte Gebiet ist von großer historischer Bedeutung. Seit den Zeiten der Römer haben hier für die Deutschen meist glorreiche Schlachten stattgefunden: man erinnere sich der Kämpfe zwischen Armin und den Römern im Teutoburger Walde und bei Jdistavisus i. I. 16, Karls des Großen und Wittekinds, und im 30jäh- rigeu und 7jährigen Kriege. In dem letzteren schlug hier Herzog Ferdinand von Braunschweig, „ein zweiter Arminius, wie Wittekind ein Fürst des hier hansenden niedersächsischen Stammes", den Marschall von Eontades 1759. In Minden, der „Pfortenstadt", hielten deutsche Kaiser, so Conrad II., Heinrich IV., Karl IV. Hoflager und Reichstage. Da die Weser von hier ab für größere Schiffe fahrbar und die Eisenbahnen zum Rhein und zur Ems sich durch die Pforte ziehen, so ist Minden auch für den Handel von hoher Bedeutung. Der vortreffliche hellbraune „Portasandstein", ans welchem der Miudeuer Dom erbaut worden, wird weit stromab geführt. Als vorgeschobene Posten kann man die Rehburger und Lemförder Berge betrachten. „Anfangs wohl nur Sandbänke oder Klippen, als Inseln aus dem Meere gehoben, bedeckten sie sich allmälig mit fröhlichem Thier- und Pflanzenleben". Die Rehburger (auch Loccumer) Hügelkette, etwa 162,5 m. hoch und 3 Stunden lang, umspannt mit ihrem nach N. geöffneten