— 93 — Bischofssitz in Hessen. Im Auftrage des Bonifatius errichtete sein Schüler Sturm 744 im Gau Buchomen das Kloster Fulda. Lullus, ebenfalls ein Schüler des Bonifatius, gründete 769 das Kloster Hersfeld. Bonifatius selbst wurde vom Papste zum Erzbischos in Mainz ernannt. Im Jahre 755- unternahm er eine Reise zu den heidnischen Friesen, um auch diese zu bekehren; doch wurde er von ihnen am 5. Juni 755 erschlagen. Sein Leichnam ruht im Dom zu Fulda. Unter den schwachen Nachfolgern Karls des Großen verschwand allmählich die alte Gauverfasfung. Die Gaugrafen wurden aus ab- setzbaren Beamten selbständige Herren. Auch die Bistümer und Klöster bekamen reichen Landbesitz. Von den fränkischen Grafen erlangten die Konradiner herzogliche Gewalt. Nach dem Aussterben der Karolinger wurde Herzog Konrad I. 911 zum deutschen König gewählt. Er starb 918 zu Weilburg und liegt im Dom zu Fulda begraben. Auf seinen Wunsch lenkte sein Bruder Eberhard die Wahl des Nachfolgers auf den Sachsenherzog Heinrich, der 918 zu Fritzlar als König ausgerufen wurde. Eberhard blieb Herzog in Franken. Nach seinem Tode gelangten viele Grafen zu großer Macht, so die Grasen von Ziegenhain, von Felsberg, von Schaum- bürg, von Diez u. a. Unter allen aber ragten hervor die Gisonen, Grafen von Gudensberg. Durch Verheiratung mit der ein- zigen Tochter des letzten Gisonen erhielt der Landgraf Ludwig I. von Thüringen 1122 die Grasschaft Gudensberg. Die hessischen Großen erkannten sortan die Landgrafen von Thüringen als ihre Landesherren an, und so wurden Ober- und Nieder Hessen mit Thüringen vereinigt. Diese Verbindung dauerte über 100 Jahre. Um dieselbe Zeit etwa erbauten die Herren von Laurenburg die Burg Nassau. Sie nannten sich hinfort Grafen von Na ff au und erlangten an der Lahn großen Besitz. Später teilten die beiden Brüder Walram und Otto von Nassau das Gebiet unter sich; es entstanden die Walramsche und die Ottonische Linie der Grafen von Naffau. Ein Sohn Walrams, Adolf von Naffau, war von 1292 bis 1298 deutscher König. Die Gemahlin des Landgrafen Ludwig des Heiligen war die heilige Elisabeth. Sie zog nach dem Tode ihres Gemahls (1227) von der Wartburg nach Marburg und starb hier 1231 ^Elisabeth- kirche). Als im Jahre 1247 mit Heinrich Raspe der Mannesstamm der thüringischen Landgrafen ausstarb, wählten die Hessen den Enkel Elisabeths, Heinrich von Brabant, zu ihrem Landgrafen. Hessen ward von Thüringen getrennt, und nach längerem Kampfe konnte Heinrich I. 1265 als Landgras von Hessen die Regie¬ rung antreten. Er machte Cassel zu seiner Residenz. Unter den Nachfolgern Heinrichs wurde die Landgrafschaft Hessen durch Erwerbung mehrerer Grafschaften (Ziegenhain, Nidda, Katzenelnbogen u. a.) vergrößert. Der bedeutendste unter diesen Landgrafen und unter den hessischen Fürsten überhaupt, zugleich der