— 35 — III. Bewässerung. a) 1. Amerika ist der wasserreichste Erdteil: er besitzt die größte Menge fließender Gewässer und schiffbarer Ströme; daraus erklärt sich auch das Fehlen von großen Wüsten. — 2. Amerika ist (durch das Vorherrschen der Tiefebenen und durch den Regenreichtum) der Erdteil der Riesen ströme. — 3. Alle größeren Flüsse Amerikas müssen dem Atla ntisch en Ocean zufließen. — 4. Eine besondere Bedeutung der amerikanischen Ströme liegt darin, daß sie oft die einzigen Verbindungsstraßen bilden. b) Gebiet des Nördlichen Eismeeres: der Mackenzie (spr. Mäckensi) ist der bedeutendste Fluß Amerikas, welcher sich unmittelbar in das Eismeer ergießt. Gebiet des Atlantischen Oceans: 1. Der St. Lorenzstrom ist der Abfluß der 5 Kanadischen Seeen und mündet in den St. Lorenzbusen. — 2. Der Mississippi (d. h. Vater der Gewässer) ist der längste Strom der Erde und die eigentliche Lebensader Nordamerikas. Sein größter Neben- fluß ist der Missouri (spr. Missuri, d. h. Schlammfluß), der in ihn bei St. Louis einmündet und ihn in Bezug auf Länge und Wasserfälle übertrifft. Wichtiger ist der von links in den Mississippi mündende Ohio (spr. Oheio, d. h. schöner Fluß), „der amerikanische Rhein". Der Ohio fließt in lieblichen Thälern mit geringem Gefälle sanft dahin und zeichnet sich durch klares Wasser aus, das nach der Einmündung in den Mississippi noch lange neben dem schlammigen Wasser desselben kenntlich bleibt. Der Mississippi-Missouri mündet in den Meerbusen von Mexiko. — 3. Der Orinoko (d. h. Fluß) in Südamerika ist etwas kürzer als die Donau. — 4. Der Amazonenstrom oder Mara'WN wird zwar an Länge vom Mississippi-Missouri und Nil übertroffen, hat aber von allen Flüssen der Erde den größten Wasserreichtum (er sammelt etwa 2000 mal soviel Wasser als der Rhein) und das größte Fluß- gebiet, ist also „der König der Ströme". Er ist so tief, daß das Senkblei bei 50, 80 und sogar 100 m nicht immer seine Tiefe ergründet. Wie ein Meer gießt er seine Fluten in den Ocean, und der Schiffer sieht beim Ein- laufen nur ein Ufer, das andere ist 10 Meilen entfernt und liegt unter dem Horizonte. Der Amazonenstrom durchfließt fast die ganze Breite Südamerikas. — Seine beiden größten Nebenflüsse sind der Madeira (spr. Madßra, d. h. Waldstrom) und der Rio Negro (d. h. schwarzer Fluß). — 5. Der La Plata oder Silb er ström (weil er aus einem silberreichen Gebiete kommt) ist eigentlich nur die breite Mündungsbucht, durch welche Parana und Uruguay, die auf dem Berglande von Brasilien entspringen, ihr Wasser dem Ocean zuführen. Der größte Nebenfluß des Parana ist der Paraguay. c. Von Seeen sind in Nordamerika, das durch den Reichtum an Süß- wasserseeen vor allen Erdgegenden ausgezeichnet ist, hervorzuheben: 1. der Große Sklavensee, 2. der Große Bärensee. 3. die 5 Kanadischen Seeen, welche zu- sammen einen Flächenraum so groß wie Italien umfassen. Sie heißen: der Obere See (etwas größer als Bayern), der Huronsee (spr. Jurönsee), der Michigan- see (spr. Mischigänsee, so groß wie Ost- und Westpreußen zusammen), der Eriesee (spr. Jrisee, so groß wie Posen) und der Ontariosee (spr. Antehrio, so groß wie die beiden Mecklenburg). Zwischen dem Ontario- und Eriesee be- sindet sich der Nmgarafall (Niagara bedeutet donnerndes Wasser), eine der größten Naturerscheinungen der Erde. Die ungeheure Wassermasse stürzt in einer breite von 850 m mit donnerndem Getöse über eine 50 m hohe Felsenwand. 3*